Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt
Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt
Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
54<br />
55<br />
56<br />
§52 Aufsichtsrat<br />
Gesellschaftern, neben dem Aufsichtsrat weitere Organe zu bilden 1 . Dies folgt<br />
aus § 82 Abs. 2 Nr. 2. Dort wird ausdrücklich nicht nur von den Mitgliedern<br />
eines Aufsichtsrats, sondern auch den Mitgliedern eines „ähnlichen Organs“<br />
gesprochen.<br />
„Organe“ sind alle Entscheidungsträger, die aufgrund des Gesetzes oder der<br />
Satzung berufen sind, an dem autonomen Handeln der Gesellschaft mitzuwirken.<br />
Die Mitglieder des Organs sind verpflichtet, den Gesellschaftszweck zu<br />
fördern 2 . Organe, die durch die Satzung eingerichtet werden, können in ganz<br />
unterschiedlicher Weise ausgestaltet sein. Sie unterscheiden sich von einem<br />
fakultativen Aufsichtsrat entweder durch ihre besondere Art und Weise der<br />
Zusammensetzung oder durch die Art der übertragenen Aufgaben.<br />
bb) Konstitutives Merkmal des Aufsichtsrats ist seine Überwachungsaufgabe 3 .<br />
Ist durch die Satzung ein Organ eingerichtet, hat dieses Organ lediglich Beratungsfunktion<br />
(Beirat) und dient es der Kontaktpflege zu <strong>Dr</strong>itten, fehlt aber die<br />
Überwachungsaufgabe, so handelt es sich nicht um einen fakultativen Aufsichtsrat.<br />
Dessen Mitglieder haften nicht entsprechend §§ 116, 93 AktG. Sind<br />
dem Organ auch Befugnisse zur Einwirkung auf die Unternehmensleitung gegeben,<br />
entscheidet es gar über die Unternehmenspolitik, so ist es gleichfalls kein<br />
fakultativer Aufsichtsrat, wenn es nicht zugleich die Aufgabe hat, die Geschäftsführer<br />
zu überwachen (Verwaltungsrat) 4 . Die Mitglieder eines solchen<br />
Verwaltungsrats haften entsprechend § 43. Um einen Gesellschafterausschuss<br />
handelt es sich, wenn dem Organ Befugnisse der Gesellschafterversammlung<br />
übertragen werden 5 . Nicht selten werden einem Beirat auch schiedsrichterliche<br />
Aufgaben zugewiesen 6 .<br />
cc) Möglich ist auch die Bildung von Gruppenorganen. Das sind solche Organe<br />
der Gesellschaft, deren Mitglieder durch einzelne Gesellschafter oder einzelne<br />
Gesellschaftergruppen bestellt werden. Gruppenorgane sind etwa bei der<br />
KGa.A. ausdrücklich vorgesehen, §§ 285, 287 AktG. Sie sind rechtlich auch bei<br />
der GmbH unbedenklich. Praktische Bedeutung haben solche Gruppenorgane<br />
bei den Publikumspersonengesellschaften 7 . Der Zweck solcher Gruppenorgane,<br />
die gleichfalls häufig als „Gesellschafterausschuss“ bezeichnet werden, besteht<br />
darin, entweder dem Mehrheitsgesellschafter zusätzliche Befugnisse oder den<br />
Minderheitsgesellschaftern Mindestbefugnisse zur Sicherung ihrer Interessen<br />
einzuräumen.<br />
1 H.M.; BGHZ 43, 261; Raiser/Heermann, in: Ulmer, Rdnr. 317; Müller/Wolff, NZG<br />
2003, 751, 752; Lutter/Hommelhoff, Rdnr. 62.<br />
2 Zum Ganzen s. Beuthien/Gätsch, ZHR 156 (1992), 459 ff.; Beuthien/Gätsch, ZHR 157<br />
(1993), 483 ff.<br />
3 Zustimmend Fleck, GmbHR 1995, 883.<br />
4 Näher hierzu: Rohleder, Die Übertragbarkeit von Kompetenzen auf GmbH-Beiräte,<br />
1991, S. 129; Haack, BB 1993, 1607 (GmbH & Co. KG).<br />
5 BGHZ 43, 261, 264.<br />
6 BGHZ 43, 261.<br />
7 BGHZ 64, 238, 244; BGHZ 69, 207; BGH, WM 1983, 555; BGH, NJW 1985, 1900;<br />
Wiedemann, in: FS Schilling, 1973, S. 105; Reusch, Die stille Gesellschaft als Publikumspersonengesellschaft,<br />
1989, S. 196; Uwe H. Schneider, DB 1973, 953; Hölters, DB<br />
1980, 2225.<br />
3024 |<br />
Uwe H. Schneider