Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt
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§ 16 Nachtrag MoMiG Rechtsstellung bei Gesellschafterwechsel<br />
eintretende Kenntnis oder grob fahrlässige Unkenntnis von der mangelnden<br />
Berechtigung ist unbeachtlich, selbst wenn der betreffende Erwerb vor Ablauf<br />
der 3-Jahresfrist (ohne Zurechenbarkeit an den Berechtigten) erfolgte; § 937<br />
Abs. 2 BGB ist nicht, auch nicht entsprechend anzuwenden 1 .<br />
5. Widerspruch<br />
a) Konzeption und Wirkung des Widerspruchs<br />
Nach § 16 Abs. 3 Satz 3 Alt. 2 ist ein gutgläubiger Rechtserwerb ausgeschlossen,<br />
wenn „der Liste ein Widerspruch zugeordnet ist“. Damit gibt der Gesetzgeber<br />
dem materiell Berechtigten zwei Instrumente zur Hand, um einen<br />
Rechtsverlust auf Grund des gutgläubigen Erwerbs eines <strong>Dr</strong>itten verhindern zu<br />
können, nämlich (i) einen Anspruch auf Aufnahme einer der materiellen<br />
Rechtslage entsprechenden Gesellschafterliste in das Handelsregister2 sowie<br />
(ii) einen Anspruch auf Zuordnung eines Widerspruchs. Der Widerspruch dient<br />
– ebenso wie im Recht des gutgläubigen Erwerbs von Grundeigentumsrechten3 – allein dem Rechtserhaltungsinteresse des wahren Inhabers des in der Gesellschafterliste<br />
zu Unrecht einer anderen Person zugewiesenen Geschäftsanteils.<br />
Deshalb beseitigt ein der Gesellschafterliste zugeordneter Widerspruch weder<br />
die Möglichkeit des Berechtigten, über die betreffenden Geschäftsanteile wirksam<br />
verfügen zu können, noch vermag er die zu Gunsten eines Nichtberechtigten<br />
nach Maßgabe des § 16 Abs. 1 Satz 1 bestehende relative Legitimationsfiktion<br />
aufzuheben4 . Die Regelung des Widerspruchs als Ausschlussgrund des<br />
gutgläubigen Erwerbs nach § 16 Abs. 3 Sätze 3 Alt. 2, 4 und 5 ist den Vorschriften<br />
der §§ 892, 899 BGB nachgebildet5 , so dass das Rechtsverständnis im Liegenschaftsrecht<br />
zur Auslegung von § 16 Abs. 3 herangezogen werden kann.<br />
b) Inhaltliche Anforderungen an den Widerspruch<br />
Ein Widerspruch ist ein Sicherungsmittel eigener Art, das lediglich dazu dient,<br />
den Rechtsschein der unrichtigen Gesellschafterliste zu zerstören6 . Aus ihm<br />
muss sich – entsprechend den Anforderungen bei § 899 BGB – inhaltlich ergeben,<br />
(i) gegen welches Recht er sich richtet (Geschäftsanteil, Listenberechtigter)<br />
und (ii) welches Recht bzw. welchen Berechtigten er schützt7 89<br />
. Er hat im Regel-<br />
NZG 2007, 894, 898 f.; D. Mayer, DNotZ 2008, 403, 421; Zessel, GmbHR 2009, 303,<br />
305; s. auch Rdnr. 83.<br />
1 A.A. Vossius, DB 2007, 2299, 2303.<br />
2 Vgl. BR-<strong>Dr</strong>ucks. 354/07, S. 86 = Begr. RegE zu § 16; D. Mayer, DNotZ 2008, 403, 414.<br />
3 Hierzu Baur/Stürner, Sachenrecht, 2009, § 18 Rdnr. 11.<br />
4 BR-<strong>Dr</strong>ucks. 354/07, S. 89 = Begr. RegE zu § 16; vgl. auch Harbarth, ZIP 2008, 57, 60;<br />
Berger, in: Bunnemann/Zirngibl, Auswirkungen des MoMiG auf bestehende GmbHs,<br />
§ 7 Rdnr. 68, S. 199.<br />
5 BR-<strong>Dr</strong>ucks. 354/07, S. 89 = Begr. RegE zu § 16.<br />
6 Zu § 899 BGB Bassenge, in: Palandt, § 899 BGB Rdnr. 1.<br />
7 Zu § 899 BGB Gursky, in: Staudinger, 2004, § 899 BGB Rdnr. 79; schwächer Wachter,<br />
in: Römermann/Wachter, GmbH-Beratung nach dem MoMiG, GmbHR-Sonderheft<br />
2008, S. 51, 60; ohne Begründung gegen notwendige Konkretisierung des Widerspruchs<br />
Kort, GmbHR 2009, 169, 175.<br />
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