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Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt

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Rechtsstellung bei Gesellschafterwechsel Nachtrag MoMiG § 16<br />

zelfalls 1 . Die Anforderungen dürfen nicht überspannt werden, um den mit der<br />

Gutglaubensregelung verfolgten Verkehrsschutzzweck nicht zu vereiteln. Vor<br />

dem Hintergrund einer – im Vergleich zum Rechtsscheinträger des Besitzes –<br />

mit größerer Richtigkeitsvermutung versehenen Gesellschafterliste und dem<br />

mit § 16 Abs. 3 verfolgten Gesetzeszweck einer Reduktion der Transaktionskosten<br />

ist von der Regelannahme auszugehen, dass der Erwerber keiner Obliegenheit<br />

zur Durchführung einer Due Diligence-Prüfung unterliegt. Denn nähme<br />

man umgekehrt eine solche Überprüfungsobliegenheit für den Regelfall an,<br />

dann würde der gesetzliche Zweck der Transaktionserleichterung im Wesentlichen<br />

frustriert und ein gutgläubiger Erwerb nur dann eingreifen, wenn trotz<br />

einer sorgfältigen Due Diligence-Überprüfung die Unrichtigkeit der Gesellschafterliste<br />

leicht fahrlässig nicht erkannt würde 2 . Daher wird man eine Obliegenheit<br />

zur Durchführung einer Due Diligence-Untersuchung nur dann annehmen<br />

können, wenn konkrete Verdachtsmomente für die Unrichtigkeit der<br />

Gesellschafterliste vorliegen 3 . Solche konkreten Verdachtsmomente können<br />

z.B. in den Fällen in Betracht kommen, (i) dass bestimmte Geschäftsanteile in<br />

derselben Gesellschafterliste zugleich unterschiedlichen Personen zugewiesen<br />

werden 4 oder (ii) die im Handelsregister eingereichte Gesellschafterliste ansonsten<br />

widersprüchlich, offensichtlich unvollständig oder unter erheblichen formalen<br />

Mängeln leidet (z.B. fehlende Unterschrift).<br />

Der gute Glaube an die Rechtsinhaberschaft muss nach den allgemeinen<br />

Grundsätzen zu §§ 892, 932 ff. BGB im Grundsatz im Zeitpunkt der Vollendung<br />

des Rechtserwerbs vorliegen, dh bei Übertragung von Geschäftsanteilen<br />

im Zeitpunkt der Wirksamkeit der Abtretung. Dabei ist für nach § 158 Abs. 1<br />

BGB aufschiebend bedingte Abtretungen oder Verpfändungen von Geschäftsanteilen<br />

auf den Zeitpunkt der Beurkundung des Verfügungsgeschäfts abzustellen<br />

5 . Demgegenüber ist bei heteronomen Rechtsbedingungen (z.B. fusionskartellrechtliche<br />

Freigabe einer Transaktion; Vinkulierung i.S. von § 15 Abs. 5)<br />

eine doppelte Zeitanknüpfung angängig, nämlich der gute Glaube muss sowohl<br />

zum Zeitpunkt der Beurkundung als auch zum Zeitpunkt des Eintritts der<br />

heteronomen Rechtsbedingung (falls letztere zeitlich nach der Beurkundung des<br />

Verfügungsgeschäfts liegt) bestehen 6 . Eine nach den vorgenannten Zeitpunkten<br />

1 BGH, NJW-RR 1987, 1456, 1457.<br />

2 Zutr. Bayer, in: Lutter/Hommelhoff, Rdnr. 67; Altmeppen, in: Roth/Altmeppen,<br />

Rdnr. 65; Rodewald, GmbHR 2009, 196, 199.<br />

3 Bayer, in: Lutter/Hommelhoff, Rdnr. 67; Altmeppen, in: Roth/Altmeppen, Rdnr. 65;<br />

Wicke, Rdnr. 23; Leistikow, Das neue GmbH-Recht, 2009, § 4 Rdnr. 212; Götze/Bressler,<br />

NZG 2007, 894, 898; Greitemann/Bergjan, in: FS Pöllath, 2008, S. 271, 285; Heidinger,<br />

in: Heckschen/Heidinger, Die GmbH in der Gestaltungs- und Beratungspraxis, § 13<br />

Rdnr. 116; Götze/Bressler, NZG 2007, 894, 898; Klöckner, NZG 2008, 841, 845 f.; Kort,<br />

GmbHR 2009, 169, 176; D. Mayer, DNotZ 2008, 403, 422; Zessel, GmbHR 2009, 303,<br />

304; strenger Rodewald, GmbHR 2009, 196, 198.<br />

4 Ebenso Wiersch, S. 120; Götze/Bressler, NZG 2007, 894, 898.<br />

5 Ebenso Altmeppen, in: Roth/Altmeppen, Rdnr. 66; a.A. Götze/Bressler, NZG 2007, 894,<br />

899; Kort, GmbHR 2009, 169, 176; Rodewald, GmbHR 2009, 196, 197 ff.; Zessel,<br />

GmbHR 2009, 303, 304; s. auch Rdnr. 83.<br />

6 So zu § 892 BGB Gursky, in: Staudinger, 2004, § 892 BGB Rdnr. 212; Wacke, in: Münch-<br />

Komm. BGB, 5. Aufl. 2009, § 892 BGB Rdnr. 57; a.A. zu § 16 Abs. 3 Götze/Bressler,<br />

Seibt | 3381<br />

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