Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt
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§52 Aufsichtsrat<br />
che Übernahme von Geldbußen und die freiwillige Erstattung von Schmiergeldern<br />
nicht aus 1 .<br />
4. Schuldrechtliche Verträge<br />
a) Die Regel<br />
Das Bestehen eines organisationsrechtlichen Rechtsverhältnisses zwischen der<br />
Gesellschaft und ihren Aufsichtsratsmitgliedern schließt Verträge eines Aufsichtsratsmitglieds<br />
mit der Gesellschaft, etwa einen Miet- oder Pachtvertrag,<br />
nicht aus. Vorbehaltlich der im Folgenden darzulegenden Beschränkungen sind<br />
die Geschäftsführer zuständig und sie vertreten die Gesellschaft2 .<br />
§ 52, § 1 Abs. 1 Nr. 3 <strong>Dr</strong>ittelbG und § 25 Abs. 1 MitbestG verweisen auf die<br />
§§ 113 f. AktG. Das bedeutet, dass entgeltliche 3 Dienst- oder Werkverträge, zu<br />
denen sich ein Aufsichtsratsmitglied „außerhalb seiner Tätigkeit im Aufsichtsrat“<br />
verpflichtet, für ihre Wirksamkeit der Zustimmung des Aufsichtsrats bedürfen.<br />
Dies gilt allerdings nicht für Arbeitsverträge, so dass insbesondere die<br />
Arbeitsverträge der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat nicht zustimmungspflichtig<br />
sind 4 . Bei einem fakultativen Aufsichtsrat kann die Zustimmung des<br />
Aufsichtsrats durch Beschluss der Gesellschafterversammlung ersetzt werden.<br />
Beim mitbestimmten Aufsichtsrat ist die Zuständigkeit des Aufsichtsrats zwingend<br />
(s. auch Rdnr. 379).<br />
Der Zustimmung bedürfen auch entsprechende Verträge mit Tochtergesellschaften<br />
5 sowie Verträge mit Gesellschaften, die unmittelbar oder mittelbar im<br />
Mehrheitsbesitz des Aufsichtsratsmitglieds stehen oder denen das Aufsichtsratsmitglied<br />
als Organmitglied angehört. Unstreitig besteht das Zustimmungserfordernis<br />
für Verträge, die nach Amtsbeginn geschlossen werden 6 . Die Zustimmung<br />
des Aufsichtsrats ist Wirksamkeitserfordernis. Die Unbeschränktheit<br />
der Vertretungsmacht des Geschäftsführers gilt insoweit nicht.<br />
Der Aufsichtsrat entscheidet mit einfacher Mehrheit. Wird die Zustimmung<br />
verweigert, so kann nicht allein deshalb durch das Aufsichtsrats-<br />
1 Einzelheiten bei Uwe H. Schneider, AG 1983, 216; E. Rehbinder, ZHR 148 (1984), 555;<br />
Bastuck, Enthaftung des Managements, 1986; Marsch-Barner, in: Krieger/Uwe H.<br />
Schneider (Hrsg.), Handbuch Managerhaftung, 2007, § 12 Rdnr. 43.<br />
2 Raiser/Heermann, in: Ulmer, Rdnr. 128.<br />
3 A.A.: Mertens, in: FS Steindorff, 1990, S. 185: auch unentgeltliche.<br />
4 OLG Köln, AG 1995, 90, 91; Zöllner/Noack, in: Baumbach/Hueck, Rdnr. 62; Hüffer,<br />
AktG, § 114 Rdnr. 3; Krummel/Küttner, DB 1996, 193, 195; Deckert, WiB 1997, 561,<br />
562.<br />
5 A.A.: Hüffer, AktG, § 114 Rdnr. 2; Schlaus, AG 1968, 376, 377; Mertens, in: FS Steindorff,<br />
1990, S. 186; wie hier: Lutter/Kremer, ZGR 1992, 87, 104 (für Beratungsverträge<br />
mit Tochtergesellschaften); Hopt/Roth, in: Großkomm. AktG, § 114 Rdnr. 41; Hoffmann-Becking,<br />
in: MünchHdb. GesR IV AG, 3. Aufl., § 33 Rdnr. 41 (nur wenn Vertrag<br />
ebenso gut auch mit Muttergesellschaft hätte geschlossen werden können).<br />
6 Für Verträge, die vor Amtsbeginn geschlossen werden, s. BGH, ZIP 1994, 1216: nachträgliche<br />
Zustimmung des Aufsichtsrats erforderlich; s. auch BGH, AG 1998, 583, 584;<br />
s. Rdnr. 379.<br />
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Uwe H. Schneider