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Zukunfts-Energie - Landentwicklung - Steiermark

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2/06<br />

<strong>Zukunfts</strong>-<strong>Energie</strong><br />

Kluge Köpfe<br />

Wo Menschen<br />

aufstehen<br />

<strong>Energie</strong> auf dem<br />

Holz-Weg<br />

Weltwassertag<br />

Die Macht der<br />

Konsumenten<br />

l e b e n s We r t<br />

1


Coverfoto: H. Römer<br />

Leserumfrage<br />

Wir wollen unser Magazin in Zukunft noch stärker auf Ihre Bedürfnisse und Erwartungen ausrichten.<br />

Deshalb führen wir eine Befragung unserer Leserinnen und Leser durch.<br />

Bitte nehmen Sie sich einige Minuten Zeit und füllen Sie den in dieser Ausgabe beigelegten Fragebogen in<br />

Ruhe aus. Stecken Sie den ausgefüllten Fragebogen anschließend in das beigelegte Briefkuvert und senden<br />

Sie dieses an „Opinionis Analysen“, Schulstraße 19, A-8111 Judendorf-Straßengel.<br />

Wenn Sie über einen Internetanschluss verfügen, so können Sie den Fragebogen auch sofort online ausfüllen.<br />

Bitte gehen Sie dazu auf unsere Seite „www.oele-stmk.at“ und klicken Sie auf den Hinweis „Aktuelle<br />

Leserbefragung lebensWert“.<br />

ALLE EINSENDUNGEN, OB ONLINE ODER PER POST, NEHMEN AM GEWINNSPIEL TEIL, SOFERN SIE IHRE<br />

KONTAKTDATEN ANGEBEN (OPTIONAL). ALLE ANGABEN WERDEN ANONYM DURCH DIE VON UNS BEAUF-<br />

TRAGTE FIRMA „OPINIONIS ANALYSEN“ VERARBEITET.<br />

Mitmachen und gewinnen:<br />

• Eine Übernachtung in der Gartensuite im Seminarhotel Retter in Pöllauberg mit Frühstück ans Bett für<br />

2 Personen. Das Vierstern-Hotel Retter war bereits 7x das beste Seminarhotel Österreichs, bietet Entspannung<br />

pur und verwöhnt Sie mit hochwertigsten Produkten des Naturparks Pöllauer Tal.<br />

• 10 Tageseintritte für die Therme Blumau.<br />

Im Rogner-Bad Blumau erleben Sie das Urmeer Vulkania, die sanfte Heilquelle Melchior und können sich bei<br />

wohltuenden Bäder mit pflegenden Ölen und Massagen entspannen.<br />

• 10 mal 2 Karten für das Maxoom-Großbildkino am Ökopark in Hartberg.<br />

Begeben Sie sich auf eine Reise am größten Strom der Erde, begleiten Sie Extremsportler oder erleben Sie<br />

die unglaublichen Weiten des Weltalls. Das Maxoom ist das ehemalige Wiener IMAX-Kino und hat die größte<br />

Leinwand der <strong>Steiermark</strong>.<br />

• 5 TALCUS Speckstein-Sets mit Steinen, Werkzeug und Anleitung.<br />

TALCUS Speckstein ist der weichste Stein auf der Erde. Er lässt sich leicht und rasch bearbeiten;<br />

die Farbschattierungen reichen von weiß über rosa bis grün, braun und schwarz.<br />

Vollkommen anonym können Sie durch das Ausfüllen des Fragenbogens Ihre Zufriedenheit, aber auch Ihre<br />

Kritik, äußern – und dadurch beitragen, das Magazin noch besser zu machen.


Die Lebenschancen …<br />

… künftiger Generationen müssen ge-<br />

wahrt bleiben. Erreicht wird dies durch<br />

ressourcenschonendes Wirtschaften,<br />

durch Rücksichtnahme auf die Umwelt<br />

und nicht zuletzt durch Vermeidung<br />

sozialer Ungerechtigkeiten.<br />

Das ist das Prinzip der Nachhaltigkeit –<br />

und es bedeutet, über den eigenen<br />

Tellerrand hinauszuschauen und kreative<br />

Lösungen auf die Fragen unserer Zeit zu<br />

entwickeln.<br />

Das Lebensressort des Landes Steier-<br />

mark unterstützt nachhaltige Entwick-<br />

lung in unserem Land mit dem Ziel, die<br />

Lebensqualität der Menschen langfristig<br />

zu sichern und zu erhalten.<br />

Teilen Sie uns mit …<br />

… wenn in Ihrem Bereich, verehrte Lese-<br />

rinnen und Leser, etwas Interessantes<br />

geschieht. Sie können sich hier mit Ihrer<br />

Initiative, mit Ihrem Verein oder Ihrer<br />

Gemeinde einer breiteren Öffentlichkeit<br />

vorstellen. Dieses Magazin berichtet<br />

über diese Aktivitäten ebenso wie über<br />

andere zukunftsträchtige Entwicklungen<br />

im sozialen, wirtschaftlichen und öko-<br />

logischen Bereich.<br />

Kostenlos anfordern …<br />

… können Sie „lebensWert“ unter<br />

Tel. 03332/62922 (Fax DW 4)<br />

beziehungsweise per E-Mail unter<br />

„office@oele-stmk.at“.<br />

Sie bekommen das Magazin<br />

regelmäßig zugesandt.<br />

Editorial<br />

Vordenken und Umsetzen – dieses Prinzip sollte unser Handeln bestimmen.<br />

Auch diese Ausgabe des <strong>Zukunfts</strong>magazins „lebensWert“<br />

bietet wieder eine Fülle von Anregungen und Themen für Menschen,<br />

die über ihren Tellerrand hinausblicken wollen. Beginnend<br />

mit der Erfolgsgeschichte Holz-<strong>Energie</strong> spannt sich der Themenbogen<br />

über Konzepte zur Stärkung des ländlichen Raumes bis zum<br />

Hochwasserschutz und Tipps für Vereine zur Neuorganisation. Vor<br />

den Vorhang kommen auch diesmal wieder Gemeinden, die mit tatkräftiger<br />

Beteiligung der Bürger eine „Lokale Agenda“ umsetzen.<br />

Gerade die Bioenergie zeigt, welche Chancen sich für den ländlichen<br />

Raum in Zukunft eröffnen können. Die <strong>Energie</strong>-Dienstleister<br />

der Zukunft sind nicht mehr die Ölscheiche und Mineralölfirmen,<br />

sondern unsere Bauern und die Nahwärmegesellschaften. Bereits<br />

heute gibt es Holzfeuerungen für Einfamilienhäuser, die aus Pellets<br />

und Hackschnitzel nicht nur Wärme, sondern auch Strom erzeugen<br />

– eine <strong>Zukunfts</strong>vision, die Gegenwart geworden ist.<br />

Besonders hinweisen möchte ich Sie auf die Initiative „<strong>Zukunfts</strong>forum<br />

Starker Ländlicher Raum“, die ich Anfang März mit LH-Stv.<br />

Hermann Schützenhöfer aus der Taufe gehoben habe. Hunderte<br />

Experten und MitbürgerInnen beschäftigen sich in den kommenden<br />

Monaten mit den großen Themen des ländlichen Raumes.<br />

Es geht etwa um Bildung, <strong>Energie</strong>, Gesundheit, Jugend, Tourismus,<br />

Wirtschaft, Natur und Umwelt oder Kultur. Aber auch die zunehmend<br />

wichtiger werdende Frage der „Generation 50+“ wird angesprochen.<br />

Wie werden wir im ländlichen Raum in einer älter werdenden<br />

Gesellschaft künftig leben? Die Ergebnisse der verschiedenen<br />

Arbeitsgruppen werden Anfang Juni im Rahmen einer großen<br />

<strong>Zukunfts</strong>konferenz vertieft und am Gemeindetag der Ökologischen<br />

<strong>Landentwicklung</strong> am 14. Juni 2006 einer breiten Öffentlichkeit<br />

präsentiert.<br />

Ich darf Sie herzlich einladen, mitzureden und mitzuarbeiten an<br />

einer guten Zukunft für unser Land!<br />

Ihr Landesrat Johann Seitinger<br />

l e b e n s We r t 1


2<br />

impressum<br />

Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz:<br />

Vierteljährlich erscheinende Druckschrift<br />

über nachhaltige <strong>Zukunfts</strong>themen.<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel<br />

müssen nicht mit der Meinung der Redaktion<br />

übereinstimmen.<br />

Die aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit<br />

in den Artikeln gewählte Schreibweise wie<br />

Bürger, Leser etc. bezieht sich selbstverständ-<br />

lich auf beide Geschlechter.<br />

Herausgeber und Medieninhaber:<br />

Ökologische <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

8230 Hartberg, Am Ökopark 9<br />

Mitherausgeber:<br />

Ökosoziales Forum <strong>Steiermark</strong><br />

8010 Graz, Reitschulgasse<br />

Redaktion:<br />

Mag. Helmut Römer<br />

Ökologische <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

8230 Hartberg, Am Ökopark 9<br />

Tel. 03332/62922 (Fax DW 4)<br />

redaktion@oele-stmk.at<br />

Gestaltung:<br />

graphic kerstein werbung&design<br />

8103 Rein, Hörgas 138<br />

Tel. 03124/54 8 58<br />

graphic.kerstein@inode.at<br />

Druck:<br />

Neue Impulse<br />

für steirische<br />

Gemeinden!<br />

Medienfabrik Graz<br />

8010 Graz, Hofgasse 15<br />

Tel. 0316/8095-0<br />

office@mfg.at<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />

inhalt<br />

<strong>Energie</strong> auf dem<br />

Holz-Weg<br />

Zwei Drittel der <strong>Steiermark</strong> sind<br />

mit Wald bedeckt – ein gigantisches<br />

Potenzial.<br />

Holzenergie-<br />

Contracting<br />

Eine Erfolgsgeschichte<br />

Die Pioniere:<br />

Beispiel Thörl<br />

Vorreiter seit den 1990er-Jahren<br />

Aktiver Klimaschutz<br />

Biomasse könnte den Klimawandel<br />

stoppen<br />

Exportschlager<br />

Bioenergietechnik<br />

Bioenergie und Forsttechnik<br />

auch in Japan am Vormarsch<br />

Neue Technologien<br />

EnergyCabin und Strom<br />

aus Holz<br />

„Wir dürfen nicht<br />

auf Kosten unserer Kinder<br />

leben.“<br />

Interview mit LR Johann<br />

Seitinger<br />

(Seiten 4-9)<br />

Wirtschaft &<br />

Nachhaltigkeit<br />

proHolz <strong>Steiermark</strong><br />

Von „Wenn wir das<br />

gewusst hätten...“<br />

zur „Holzfachberatung neu“<br />

(Seite 29)<br />

Pflanzenschädlinge<br />

auf Globalisierungs<br />

„Milliarden-Dollar-<br />

Käfer“ und Feuerbrand<br />

(Seiten 30-31)<br />

Schafnase und<br />

Mostbirn �<br />

Seit 20 Jahren werden in der<br />

<strong>Steiermark</strong> alte Obstsorten<br />

gesammelt – um sie für die<br />

kommenden Generationen<br />

zu bewahren.<br />

(Seite 32)<br />

Nachhaltig bauen<br />

Der Weg zum Passivhaus<br />

(Seiten 36-37)


Der grüne Pakt<br />

Das kommende EU-Programm:<br />

Eine Chance für den ländlichen<br />

Raum der <strong>Steiermark</strong><br />

(Seiten 10-11)<br />

Die Stärken stärken<br />

Wo werden wir wie in Zukunft<br />

leben? Ein Plädoyer für Verantwortungsgemeinschaften<br />

in<br />

Abwanderungsregionen<br />

(Seiten 12-13)<br />

Wo Menschen<br />

aufstehen<br />

<strong>Zukunfts</strong>forum – eine Initiative<br />

für ein starkes Land<br />

(Seiten 14-15)<br />

Chancenmanagement<br />

für Vereine<br />

Über die Möglichkeiten eines<br />

Neubeginns ...<br />

(Seiten 22-23)<br />

Im Westen viel Neues<br />

Teigitschtalmuseum und Infozentrum<br />

am Packer Stausee<br />

(Seite 16)<br />

Der Schutz-Wald<br />

Wald als Schutz vor Muren und<br />

Lawinen<br />

(Seiten 20-21)<br />

Es wird wärmer –<br />

warum?<br />

Wegener Netzwerk - Untersuchungen<br />

über den Klimawandel<br />

(Seite 33)<br />

Zukunft &<br />

Entwicklung<br />

Umwelt &<br />

Lebensqualität<br />

Die Macht der<br />

Konsumenten<br />

Wie wir das Angebot in unseren<br />

Geschäften beeinflussen<br />

könn(t)en<br />

(Seiten 34-35)<br />

Der sichere Spielplatz<br />

Ein Seminar für alle, die mit<br />

Spielplätzen zu tun haben<br />

(Seite 37)<br />

Naturpark ist keine<br />

Käseglocke<br />

Aktionen aus dem Naturpark<br />

Mürzer Oberland<br />

(Seite 38)<br />

Jugend weiß, was<br />

Jugend will<br />

Mitreden und Mittun in Seckau<br />

(Seite 38)<br />

Kurzmeldungen &<br />

Verschiedenes<br />

Der Welt-Wasser-Tag<br />

Aktionen zum „Internationalen<br />

Tag des Wassers“<br />

(Seite 17)<br />

Land unter?<br />

Hochwasserschutz in der<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

(Seiten 18-19)<br />

Wahrheit? Lüge?<br />

Bullshit!<br />

Rezension<br />

(Seite 39)<br />

Projekt Weidenbaum –<br />

Wachstum für alle<br />

Ein LA21-Projekt der<br />

Gemeinde Blumau<br />

(Seite 40)<br />

Lernen im Enns<br />

Grimming Land<br />

Ein Schwerpunktthema<br />

für Schulen<br />

(Seite 40)<br />

Wasserland<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Lebenswertes Wies<br />

Eine Lokale-Agenda-Gemeinde<br />

(Seiten 24-25)<br />

St. Nikolai ob Draßling<br />

Bewusst leben, offen sein und<br />

bodenständig<br />

(Seite 26)<br />

Gestaltung<br />

St. Bartholomä<br />

Die Ortserneuerung als<br />

Schwerpunkt der Gemeindeentwicklung<br />

(Seite 27)<br />

Kluge Köpfe<br />

Die Kinder von Eichberg<br />

(Seite 28)<br />

Gemeinden &<br />

Regionen<br />

kann als PDF unter dem Link<br />

„<strong>Zukunfts</strong>magazin“ bei<br />

„www.oele-stmk.at“<br />

heruntergeladen werden.<br />

l e b e n s We r t<br />

3


4<br />

,,<br />

Helmut Römer<br />

Im Wald steckt noch ein riesiges Potenzial“,<br />

sagt Herbert Pretterhofer, der<br />

Obmann vom Waldverband <strong>Steiermark</strong>.<br />

Er weiß, wovon er spricht: 12.500 Mitglieder<br />

hat der Waldverband <strong>Steiermark</strong>, die<br />

derzeit etwa 700.000 Festmeter Holz gemeinsam<br />

vermarkten, davon einen wesentlichen<br />

Teil als <strong>Energie</strong>holz. Pretterhofer<br />

ist überzeugt, dass die <strong>Energie</strong>schiene<br />

noch wachsen wird. „Es stehen<br />

noch viele Möglichkeiten vor uns, vor allem<br />

gibt es noch viele Durchforstungsrückstände<br />

und Reserven.“<br />

Regionale Wertschöpfung:<br />

Holzenergie-Contracting<br />

Die Globalisierung hat auch vor der Forstwirtschaft<br />

nicht Halt gemacht. Durch die<br />

internationale Konkurrenz ist der Preis<br />

für den Rohstoff Holz gesunken, deshalb<br />

wurden von Seiten des Waldverbandes<br />

gemeinsam mit der Regionalenergie <strong>Steiermark</strong><br />

neue Wege gegangen und neue<br />

Geschäftsfelder erschlossen. Eines davon<br />

ist das Holzenergie-Contracting, da<br />

man mit Waldhackgut und Wärmeverkauf<br />

WIRTSCHAFT & NACHHALTIGKEIT<br />

<strong>Energie</strong> auf dem<br />

Holz-Weg<br />

Der Wald ist in der <strong>Steiermark</strong> ein sehr wichtiger Wirtschaftszweig.<br />

61 Prozent der Fläche sind mit Wald bedeckt und<br />

insgesamt wachsen jährlich rund 8,5 Millionen Festmeter zu,<br />

davon werden nur zwei Drittel genutzt.<br />

eine höhere Wertschöpfung erlangen<br />

kann als mit dem bloßen Rohprodukt,<br />

dem Rundholz. Die örtlichen Waldbauern<br />

schließen sich zusammen, betreiben im<br />

Rahmen einer Contracting-Gesellschaft<br />

die Anlage und verwerten so ihr Hackgut.<br />

Das Waldhackgut kann in einer solchen<br />

Anlage zu einem besseren Preis verkauft<br />

werden und die Wertschöpfung bleibt in<br />

der Region, zumal die Anlagen zumeist<br />

durch die örtlichen Gewerbetreibenden<br />

errichtet werden. Die Erfolgsgeschichte<br />

des Holzenergie-Contractings der letzten<br />

Jahre beruht nicht zuletzt auf der intensi-<br />

ven Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer<br />

<strong>Steiermark</strong> und den Bezirkskammern,<br />

dem Landesenergie-Verein<br />

und dem Waldverband. Gemeinsam<br />

wurden Contracting-Projekte gestaltet<br />

und mit den Wohnbau-Genossenschaften,<br />

den Wohnungseigentümern, Häuslbauern<br />

und Gemeinden umgesetzt.<br />

Aufgrund der Ölpreis-Entwicklung<br />

heizt man derzeit mit Holzenergie-Contracting<br />

etwa zehn Prozent günstiger als<br />

mit Heizöl. In den 1990er-Jahren war das<br />

Verhältnis umgekehrt – Heizen mit Bioenergie<br />

hat etwa ein Drittel mehr gekostet<br />

als das Heizen mit Öl oder Gas. „Nur<br />

aufgrund des Weitblicks vieler Bürgermeister<br />

konnten wir uns am Markt behaupten“,<br />

sagt heute Ing. Herbert Lammer,<br />

der Geschäftsführer der in Weiz beheimateten<br />

Regionalenergie <strong>Steiermark</strong>.<br />

viel schwieriger, der Weitblick vieler Bürgermeister<br />

hat dazu beigetragen...<br />

<strong>Energie</strong>verbrauch in Öster-<br />

reich im Jahr 2003: Damals<br />

hatte Öl den noch mit Ab-<br />

stand größten Anteil am Ener-<br />

gieverbrauch in Österreich.<br />

Mittlerweile hat sich das Ver-<br />

hältnis verschoben. Allein in<br />

der Heizsaison 2005/2006<br />

ist der Pelletsverbrauch um<br />

40 Prozent gestiegen.<br />

Quelle: Österreichische <strong>Energie</strong>agentur


„Die Landwirtschaftskammer <strong>Steiermark</strong> ist seit<br />

Jahrzehnten Vorreiter, was die Biomasse betrifft.<br />

Zu einer Zeit, wo die Kammer begonnen hat, über<br />

Bioenergie zu reden, also vor 10, 20 Jahren, war<br />

das noch überhaupt kein Thema. Dieser Weg hat<br />

sich aber als zukunftsweisend erwiesen.“<br />

Die Pioniere:<br />

Positives Beispiel Thörl<br />

DI Winfried Eberl, Kammeramtsdirektor der LK <strong>Steiermark</strong><br />

Die Gemeinde Thörl im Bezirk Bruck war<br />

bereits in den 1990er-Jahren Vorreiter in<br />

Bezug auf Biomasse und hat mehrere Anläufe<br />

zur Versorgung der Bevölkerung<br />

mit Biowärme gemacht. Aufgrund der<br />

mangelnden Wirtschaftlichkeit mit zu<br />

langen Leitungswegen und zu wenig Abnehmern<br />

sind diese Versuche erstmals<br />

gescheitert. Die Lösung war so einfach<br />

wie genial: Man hat den Weg zum dezentralen<br />

Holzenergie-Contracting eingeschlagen.<br />

1997 wurde ein Gemeinderatsbeschluss<br />

gemacht, wonach bei jedem<br />

neuen oder sanierten Gebäude von der<br />

Gemeinde oder vom öffentlichkeitsnahen<br />

Wohnbau eine Biomasseheizung eingebaut<br />

wird, die benachbarte Gebäude<br />

mit Wärme mitversorgen kann. Das Thörler<br />

Modell der dezentralen Heizanlagen<br />

wurde ein riesiger Erfolg und die Gemeinde<br />

hat zur Gänze auf Biomasse-Heizanlagen<br />

umgestellt. Herbert Lammer von der<br />

Regionalenergie zollt dieser Pioniergemeinde<br />

noch heute Respekt.<br />

Wärme aus Biomasse boomt<br />

Die Stimmung hat sich mittlerweile gedreht<br />

– aus dem Gegenwind von einst ist<br />

Rückenwind geworden und die Hersteller<br />

von Biomasse-Heizanlagen feiern einen<br />

Produktionsrekord nach dem anderen.<br />

Aus finanziellen Gründen brauchen die<br />

Konsumenten nicht mehr überzeugt werden<br />

und der technische Fortschritt hat<br />

das seine dazu beigetragen: Biomasse-<br />

Wärme ist genauso komfortabel wie Wärme<br />

aus Öl und Gas. Letztes Jahr erfolgte<br />

in der oststeirischen Gemeinde Neudorf<br />

bei Ilz der Spatenstich für das 150. steirische<br />

Holzenergie-Projekt, zirka zwei Jahre<br />

nach dem 100. Projekt in der Gemeinde<br />

Hitzendorf. Die Teilnehmer an der Feier,<br />

unter ihnen Landesrat Seitinger, waren<br />

überzeugt, dass das 200. Projekt nicht<br />

weitere zwei Jahre auf sich warten lassen<br />

würde, sondern binnen kurzer Frist erreicht<br />

sein wird.<br />

Klare Kriterien beim Contracting<br />

Was macht nun den Erfolg des Holzenergie-Contractings<br />

aus? Regionalenergie-<br />

Geschäftsführer Lammer ist überzeugt,<br />

dass die professionelle Vermarktung<br />

durch die im Jahr 2000 gegründete<br />

„Marktgemeinschaft Holzenergie-Contracting“<br />

einen wichtigen Beitrag dazu<br />

geleistet hat. Und es gibt klare Kriterien<br />

bei einem Contracting-Projekt: Zumindest<br />

drei Viertel des eingesetzten Hackgutes<br />

muss eigenes Hackgut der Landwirte<br />

aus der Wärmeliefergenossenschaft<br />

sein. Das restliche Viertel muss<br />

Qualitätshackgut aus der Region sein.<br />

Dies stellt sicher, so Lammer, dass die<br />

Wertschöpfung in der Region bleibt und<br />

nicht etwa billiges Hackgut aus Osteuropa<br />

verwendet werde. Dem Abnehmer<br />

wird außerdem garantiert, dass, wenn<br />

eine Störung auftritt, binnen drei Stunden<br />

ein Fachmann vor Ort ist und sich der<br />

Sache annimmt.<br />

Holzenergie-Contracting in der <strong>Steiermark</strong>:<br />

Mit Stand Anfang Dezember 2005 wurden<br />

von der Regionalenergie <strong>Steiermark</strong> 157 Pro-<br />

jekte (bis 250 Kilowatt) umgesetzt mit einer<br />

Gesamtleistung von 15,4 Megawatt. Der Ein-<br />

satz von Waldhackgut von fast 45.000 m 3 er-<br />

setzt jährlich 3,4 Millionen Liter Heizöl.<br />

Fotos: LK <strong>Steiermark</strong><br />

Contracting eignet sich …<br />

… einerseits für Neubauten oder umfassende<br />

Gebäudesanierung von Wohnhäusern,<br />

öffentlichen Gebäuden oder Gewerbe/Industrieobjekten,<br />

bei denen ein<br />

gewisses Einspar- bzw. Contractingvolumen<br />

vorhanden ist. Andererseits auch<br />

für Anlagen zur Erzeugung von <strong>Energie</strong><br />

(Strom) oder Wärme für öffentliche Gebäude,<br />

Wohnanlagen, Gewerbe/Industrieanlagen<br />

sowie auch Fernwärmenetze<br />

unterschiedlicher Größe. Durch garantierte<br />

Betriebskostenobergrenzen ist es<br />

weiters bestens geeignet, um Budgetbelastungen<br />

von Gemeinden oder Wohnbaugesellschaften<br />

zu reduzieren. Ein<br />

Contractor übernimmt automatisch das<br />

Risiko für diese Objekte vom Bauherrn<br />

und kann nicht nur Wärme oder <strong>Energie</strong>,<br />

sondern auch Licht, Wasser, Lüftung<br />

usw. zur Verfügung stellen.<br />

www.regionalenergie.at<br />

l e b e n s We r t<br />

5


6<br />

Das Ende des fossilen Zeitalters<br />

Der Umstieg von Erdöl auf erneuerbare<br />

<strong>Energie</strong>träger wie Solar, Biomasse oder<br />

Wasserstoff ist in vollem Gang. Beim<br />

Welser Solarsymposium „talkEnergy“<br />

hat der Alternativ-Nobelpreisträger<br />

Amory Lovins dem Publikum vorgerechnet,<br />

dass, wenn die USA ihren gesamten<br />

Ölverbrauch durch erneuerbare <strong>Energie</strong>träger<br />

ersetzen würden, das billiger<br />

wäre, als dieses Öl zu kaufen. Bis zum<br />

Jahr 2025 würde diese Umschichtung<br />

der US-Wirtschaft pro Jahr brutto 130<br />

Mrd. US-$ bringen. Ganz ohne Revolution,<br />

man müsste nur die aktuellen Trends<br />

beschleunigen und verfestigen. Was in<br />

den USA möglich ist, muss auch für Europa<br />

gelten – vorausgesetzt man investiert<br />

in neue Technologien und fördert<br />

ein breites Umdenken.<br />

WIRTSCHAFT & NACHHALTIGKEIT<br />

Neue Technologien für<br />

Holz-Biomasse<br />

Biomasse, vor allem Holz, ist<br />

vielfältig einsetzbar.<br />

Man kann Holzheizungen mit<br />

anderen erneuerbaren <strong>Energie</strong>n<br />

kombinieren oder Holz<br />

zur Stromerzeugung einsetzen.<br />

Zwei Beispiele für den<br />

innovativen Einsatz von Holz.<br />

EnergyCabin – eine neue<br />

Epoche des Heizens<br />

„Wir bieten eine einfache, rasch umsetzbare<br />

und kostengünstige Lösung für die<br />

Versorgung von jeder Art von Gebäude<br />

mit Heizwärme, Warmwasser und/oder<br />

Kühlung auf der Basis von Biomasse und<br />

Solarenergie.“ Geschäftsführer Lesch ist<br />

von den Vorteilen der EnergyCabin überzeugt.<br />

Dieses Produkt vereint die Stärken<br />

der Technologien von Solarenergie und<br />

Biomasse in perfekter Weise. Die Cabin<br />

ist eine komplett vorgefertigte, transportable,<br />

kompakte <strong>Energie</strong>zentrale mit<br />

Brennstofflager und integrierter Solaranlage<br />

sowie Absorptionskältemaschine.<br />

Die Energy Cabin wird auf einfachem Weg<br />

an jegliche bereits bestehende Heizsys-<br />

Exportschlager EnergyCabin: Sie vereint<br />

Holzpellets- mit Solarenergie auf kompak-<br />

tem Raum und ermöglicht ein Einsparungs-<br />

potenzial von bis zu 50 Prozent. Hauptauf-<br />

tragsgebiet ist derzeit der englischsprachige<br />

Raum um Irland und Großbritannien.<br />

Foto: EnergyCabin


Der im oststeirischen Pinggau von der Firma<br />

Riebenbauer entwickelte Holzpumpenwagen<br />

bietet bei der Hackschnitzelzustellung den glei-<br />

chen Komfort wie bei der Lieferung mit Heizöl.<br />

Die Hackschnitzel werden per Druckschlauch in<br />

Kombination mit einem Unterdruckschlauch<br />

staubfrei in den Lagerraum eingeblasen.<br />

teme (z.B. Heizkörper, Fußbodenheizung)<br />

angeschlossen und kann dadurch<br />

derzeit vorhandene Kessel (Gas, Öl etc.)<br />

vollständig ersetzen.<br />

Jede EnergyCabin ist mit einem thermischen<br />

Solarsystem ausgerüstet, über<br />

welches ein Großteil des jährlichen<br />

Warmwasserbedarfes kostenlos bereitgestellt<br />

wird. Im Inneren der EnergyCabin<br />

sorgen ein vollautomatischer Pelletskessel<br />

und ein Pufferspeicher dafür, dass<br />

Wärme für das Heizsystem und Warmwasser<br />

jederzeit zur Verfügung stehen.<br />

Der Pelletskessel hat eine bemerkenswerte<br />

Effizienz von über 90 Prozent und<br />

basiert auf einer einfachen und verlässlichen<br />

Regelung. In der Cabin gibt es weiters<br />

ein großes Pelletslager, von welchem<br />

der Kessel automatisch mit Pellets versorgt<br />

wird. Die Kombination von kostenloser<br />

<strong>Energie</strong> durch die Sonne und erneuerbarer<br />

<strong>Energie</strong> durch Holzpellets zeichnet<br />

die EnergyCabin aus. Die erste EnergyCabin<br />

wurde im Mai 2005 nach Irland<br />

geliefert und in zwei Stunden installiert.<br />

Die Anlagen werden in Gleisdorf in Serie<br />

gefertigt.<br />

Das „Stirling Power Module“ integriert eine<br />

Pelletsheizung (mit 15 kW Wärmeleistung),<br />

um damit im Haushaltsbereich Wärme und<br />

Ökostrom zu erzeugen.<br />

Fotos: Moser (2); EnergyCabin, Römer (je 1)<br />

Strom und Wärme zu Hause selbst<br />

aus Holzpellets erzeugen<br />

In Zeiten explodierender Öl-, Gas- und<br />

Strompreise entwickeln die Firmen KWB<br />

und SPM gemeinsam das „Stirling Power<br />

Modul“. Dieses Modul besteht aus einem<br />

Stirling-Motor und einem Stromgenerator<br />

und wird in eine Pellet-Heizung von<br />

KWB eingebaut. Damit kann der Kunde in<br />

seinem Keller neben umweltfreundlicher<br />

Wärme gleichzeitig auch selbst hochwertigen<br />

Ökostrom erzeugen. Das Stromerzeugungsmodul<br />

hat eine elektrische<br />

Nennleistung von einem Kilowatt, womit<br />

im Jahresdurchschnitt ein wesentlicher<br />

Teil des Strombedarfs eines typischen<br />

Einfamilienhauses abgedeckt werden<br />

kann. Diese technische Innovation wurde<br />

von den beiden beteiligten Firmen gemeinsam<br />

im Rahmen der Welser <strong>Energie</strong>sparmesse<br />

der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

Die Vorteile sind vielfältig: Man hat<br />

die Möglichkeit, in seinem Heizungskeller<br />

neben Wärme auch seinen eigenen<br />

Strom zu erzeugen. Damit entzieht man<br />

sich der Abhängigkeit von den Entwicklungen<br />

bei den fossilen <strong>Energie</strong>trägern<br />

(Öl, Gas, ...) und in weiterer Folge den<br />

steigenden Strompreisen. Den Überschuss<br />

des so erzeugten ökologisch<br />

wertvollen Ökostroms kann man in das<br />

öffentliche Stromnetz einspeisen und<br />

verkaufen. Über das Jahr ergeben sich somit<br />

in Summe geringere Stromkosten.<br />

Auf diese Art wird umweltfreundlich sowohl<br />

Wärme als auch Strom erzeugt.<br />

Japanische Wirtschaft an<br />

steirischer Bioenergietechnik<br />

interessiert<br />

(AIZ – Agrarisches Informationszentrum).<br />

Eine zwölfköpfige Wirtschaftsdelegation<br />

aus Japan hat Mitte Februar<br />

steirische und österreichische Weltmarktführer<br />

im Bioenergie- und Forsttechnik-Bereich<br />

besucht. Das Hochtechnologieland<br />

Japan verfügt in diesem Bereich<br />

kaum über Know-how und Technologie.<br />

Ziel ist es aber, die Strom- und<br />

Wärmeerzeugung aus Biomasse in Japan<br />

zu entwickeln. „Seit dem starken<br />

Anstieg der Öl- und Gaspreise vor einem<br />

Jahr ist das Interesse Japans an Biomasse<br />

als <strong>Energie</strong>quelle sprunghaft gestiegen“,<br />

betonte der Delegationsleiter Koichiro<br />

Koike. Die Erzeugung von Wärme<br />

und Strom aus erneuerbaren Quellen sei<br />

in Japan stark im Kommen. Deshalb<br />

habe man höchstes Interesse, Biomasseheizanlagen<br />

aus Österreich nach Japan<br />

zu importieren.<br />

„Darin liegen große Export-Chancen<br />

für heimische Unternehmen, die Weltmarktführer<br />

bei Bioenergietechnologien<br />

sind“, betonte der Präsident des Europäischen<br />

Biomasseverbandes und langjährige<br />

Direktor der Landwirtschaftskammer<br />

<strong>Steiermark</strong>, Dr. Heinz Kopetz.<br />

„Höchstes Kaufinteresse besteht für<br />

Maschinen zur Hackschnitzelerzeugung,<br />

für Holzerntemaschinen, Hackschnitzelheizungen<br />

für Einfamilienhäuser und<br />

Fernwärmeanlagen sowie für Pelletsheizungen.<br />

Besonders gefragt sind auch<br />

Holzverstromungsanlagen, aber auch<br />

Planungs-Know-how für Heizungs- und<br />

Stromerzeugungsanlagen.“<br />

l e b e n s We r t<br />

7


8<br />

Der steirische Agrar-Landesrat<br />

Johann Seitinger über den<br />

Klimawandel, Holzenergie und<br />

die Chancen für den ländlichen<br />

Raum.<br />

Wo kann die Landwirtschaft bei der erneuerbaren<br />

<strong>Energie</strong> Fuß fassen, wo<br />

kann sie Wertschöpfung erwirtschaften,<br />

wo könnte man Chancen entwickeln?<br />

Wir wissen, dass der Klimawandel beziehungsweise<br />

die Veränderungen in der<br />

Umwelt vielfach zuerst die Bauern treffen.<br />

Ich denke in diesem Zusammenhang<br />

an die Naturkatastrophen wie Dürren,<br />

Hochwässer und die damit verbundenen<br />

Ernteausfälle. Es ist also im ureigensten<br />

Interesse der Landwirte, die erneuerbaren<br />

<strong>Energie</strong>n zu forcieren. Außerdem<br />

kann die Landwirtschaft Versorgungssicherheit<br />

bieten. Die <strong>Energie</strong>sicherheit,<br />

die auf fossilen <strong>Energie</strong>n beruht, hängt<br />

an einem seidenen Faden. Ein sehr hoher<br />

Anteil der fossilen <strong>Energie</strong> kommt aus<br />

„unsicheren Ländern“ und wenn wir heute<br />

sehen, dass die militärische Absicherung<br />

der Erdgas- und Ölzuleitungen teurer<br />

ist als das Produkt Öl beziehungsweise<br />

Gas selbst, dann muss man wissen,<br />

was man zu tun hat.<br />

Fotos: Römer (2)<br />

WIRTSCHAFT & NACHHALTIGKEIT<br />

„Wir dürfen nicht auf<br />

Kosten der Zukunft<br />

unserer Kinder leben.“<br />

Der Bauer als <strong>Energie</strong>wirt?<br />

Erneuerbare <strong>Energie</strong> bringt neue Beschäftigung<br />

im ländlichen Raum. Ein Beispiel:<br />

Bei der fossilen <strong>Energie</strong> geht ein<br />

hoher Anteil der Wertschöpfung, weit<br />

über 50 Prozent, ins Ausland, während<br />

beim Einsatz der erneuerbaren <strong>Energie</strong><br />

mehr als 90 Prozent der Wertschöpfung<br />

im Inland bleibt. Die Landwirte, die im<br />

Rahmen der bäuerlichen Wärmeliefergenossenschaften<br />

<strong>Energie</strong> anbieten, erzielen<br />

wesentlich mehr Einkommen als jene,<br />

die bloß ihr Rohprodukt Holz oder auch<br />

ihre Hackschnitzel verkaufen.<br />

Welchen Stellenwert nimmt Holz bei<br />

den erneuerbaren <strong>Energie</strong>trägern ein?<br />

Einen sehr hohen – fast zwei Drittel der<br />

<strong>Steiermark</strong> ist mit Wald bedeckt. Leider<br />

bleiben von den 8,5 Millionen Festmeter<br />

Holzzuwachs pro Jahr drei Millionen ungenutzt.<br />

Derzeit wächst jährlich die Kulturfläche<br />

von 1.700 Fußballfeldern in unserem<br />

Land zu. Aber hier ist schon eine<br />

Änderung zu erkennen. Den Menschen<br />

wird bewusst, welche enorme Wert-


„Eine <strong>Energie</strong>versorgung für 10.000<br />

Einwohner beschäftigt etwa zehn<br />

Personen im Bereich der fossilen<br />

<strong>Energie</strong>, bei der erneuerbaren <strong>Energie</strong><br />

sind es 135 Beschäftigte.“<br />

schöpfung und eine Einkommensabsicherung<br />

die Holzenergie bietet. Jedes<br />

Holzenergie-Contracting zeigt, dass man<br />

richtig und nachhaltig gedacht sowie<br />

hohe Verantwortung für regionale Wertschöpfung<br />

übernommen hat.<br />

Ist Holzenergie der Weg, aus dem Treibhausgas-Dilemma<br />

herauszukommen?<br />

Absolut – Holz ist im Gegensatz zu den<br />

fossilen <strong>Energie</strong>n CO 2-neutral. Beim Verbrennen<br />

wird also nur so viel Kohlendioxid<br />

freigesetzt, wie beim Wachstum der<br />

Pflanze gebunden wurde. Wir müssen alles<br />

tun, um den durch die Treibhausgase<br />

verursachten Klimawandel aufzuhalten<br />

und wir dürfen nicht auf Kosten der Zukunft<br />

unserer Kinder leben. Die Klimaveränderungen<br />

sind klar erkennbar. In den<br />

letzten 20 Jahren sind die zehn größten<br />

Naturkatastrophen zu verzeichnen, seit<br />

es Klimaaufzeichnungen gibt, und in den<br />

letzten zwölf Jahren gab es die neun heißesten<br />

Sommer seit etwa 500 Jahren.<br />

Heute, sozusagen fünf Minuten vor zwölf,<br />

muss ein Umkehrschub in der Klimapolitik<br />

einsetzen. Daran führt kein Weg vorbei.<br />

Sie sind auch für den Wohnbau zuständig.<br />

Welche Initiativen gibt es in diesem<br />

Bereich?<br />

Wir forcieren Holz in jede Richtung, einerseits<br />

bei den Heizsystemen und andererseits<br />

im Wohnbau generell. Ziel ist etwa,<br />

dass zumindest ein Fünftel der kommunalen<br />

Wohnbauten mit Holz gebaut wird.<br />

In der <strong>Steiermark</strong> geben wir unseren<br />

Häuslbauern nur dann eine Wohnbauförderung,<br />

wenn sie erneuerbare <strong>Energie</strong><br />

einsetzen. Auch die „Wohnbauförderung<br />

– neu“ hat viele bauökologische Ansätze,<br />

sich in der Förderung positiv auswirken.<br />

Ihre Meinung zählt!<br />

Schreiben Sie uns:<br />

redaktion@oele-stmk.at<br />

Welche Förderungen sind zum<br />

Beispiel geplant?<br />

Wir haben das ehrgeizige Ziel, dass bis<br />

zum Jahr 2010 etwa ein Drittel der jetzt<br />

noch fossil geheizten 200.000 Haushalte<br />

in der <strong>Steiermark</strong> auf erneuerbare <strong>Energie</strong><br />

umgestellt werden. Dies wäre eine<br />

enorme Wertschöpfungsmöglichkeit für<br />

die Bauernschaft, riesige Investitionsimpulse<br />

würden gesetzt werden und wir<br />

könnten nicht nur Beschäftigung schaffen,<br />

sondern auch sichern. Natürlich<br />

muss man hier entsprechende Förderanreize<br />

schaffen, diesbezügliche Verhandlungen<br />

werden gerade geführt.<br />

„Die Holzenergie bietet eine<br />

enorme Wertschöpfungs- und<br />

Einkommensmöglichkeit für den<br />

ländlichen Raum.“<br />

Wie schätzen Sie die Zukunft der<br />

Holzenergie ein?<br />

Wir wissen, wie sich in den letzten Jahren<br />

die Öl- und Gaspreise entwickelt haben.<br />

Vor sechs Jahren haben wir für ein Barrel<br />

Öl noch etwas über 9 Dollar gezahlt, heute<br />

sind es zwischen 50 und 70 Dollar.<br />

Beim Gas sieht die Situation ähnlich aus.<br />

Die Biomasse, und hier besonders aus<br />

Holz, wird also zunehmend konkurrenzlos<br />

werden und der derzeit erkennbare<br />

Boom wird sich noch verstärken. Um diese<br />

Entwicklung weiter zu beschleunigen,<br />

brauchen wir ein Kompetenzzentrum für<br />

erneuerbare <strong>Energie</strong>, welches als Impuls-<br />

und Netzwerkstelle für Konsumenten,<br />

Bauern, Entwickler und Forscher etc.<br />

dient.<br />

Die technologische Entwicklung geht<br />

aber weiter und ich bin mir sicher, dass<br />

spätestens in zehn Jahren jeder Häuslbauer<br />

einen wesentlichen Teil seines<br />

Strombedarfes mit einer mit Biomasse<br />

beheizten Kleinanlage decken kann. Ich<br />

bin überzeugt, dass die Forschung im<br />

Jahr 2020 die Grundlagen für einen energieautarken<br />

Haushalt bietet – und zwar<br />

für Wärme und für Strom.<br />

Das Interview führte Mag. Helmut Römer.<br />

E-Mail: redaktion@oele-stmk.at<br />

Aktiver Klimaschutz<br />

Mit Biomasse besteht die Hoffnung,<br />

den Klimawandel zu stoppen und den<br />

Menschen in den ländlichen Regionen<br />

das Einkommen zu sichern.<br />

Die Vorboten des Klimawandels sind<br />

nicht zu übersehen. Dürren, Hochwasser<br />

und Stürme werden weltweit immer extremer<br />

und häufiger. Bei den Experten<br />

ist es mittlerweile unbestritten, dass der<br />

Ausstoß an Treibhausgasen durch die<br />

Verbrennung fossiler <strong>Energie</strong>träger<br />

schuld ist am Klimawandel. Zwar sind<br />

die USA mit weitem Abstand die größten<br />

CO 2-Sünder, jedoch steht auch in Österreich<br />

nicht alles zu Besten. Gemäß dem<br />

Kyoto-Ziel sollte Österreich den Ausstoß<br />

seiner Treibhausgase um 13 Prozent reduzieren,<br />

tatsächlich entfernen wir uns<br />

immer mehr von diesem Ziel. Nur in letzter<br />

Zeit ist eine leichte Trendumkehr<br />

festzustellen. Vielleicht haben auch die<br />

hohen <strong>Energie</strong>preise für fossile <strong>Energie</strong>träger<br />

zu einem Umdenken bei den Menschen<br />

geführt und viele dazu veranlasst,<br />

<strong>Energie</strong> zu sparen. Denn die Verteuerung<br />

von Öl und Gas ist unumkehrbar.<br />

Die Vorräte der fossilen <strong>Energie</strong>n gehen<br />

zu Ende, gleichzeitig wird die Nachfrage<br />

größer, man muss nur an den Bedarf von<br />

China und Indien denken.<br />

l e b e n s We r t<br />

9


10<br />

,,<br />

Georg Zöhrer<br />

ZUKUNFT & ENTWICKLUNG<br />

Der grüne Pakt<br />

Mitte Februar hat das Lebensministerium unter dem Titel „Der grüne Pakt“ den<br />

Entwurf der Maßnahmenbeschreibungen zum neuen Ländlichen Entwicklungsprogramm<br />

der EU veröffentlicht. Dieses Programm wird zwischen 2007 und 2013 entscheidende<br />

Impulse für den ländlichen Raum geben – auch und vor allem in der <strong>Steiermark</strong>.<br />

Der grüne Pakt“ beschreibt aus österreichischer<br />

Sicht die geplanten Maßnahmen<br />

des künftigen europäischen<br />

Ländlichen Entwicklungsprogramms der<br />

Periode 2007–2013. Es ist ein Entwurf,<br />

bei dem in Form von Dialogtagen und<br />

durch die Nutzung einer Internetplattform<br />

die Möglichkeit zur öffentlichen Diskussion<br />

besteht. Ziel ist es, mit Wirksamkeit<br />

zum 1. Januar 2007 rechtzeitig ein<br />

von der EU genehmigtes Programm vorliegen<br />

zu haben. Zwar sind für Österreich,<br />

neben der Klärung offener Fragen zur<br />

endgültigen Fixierung des Programmvolumens<br />

auf EU-Ebene, noch verschiedene<br />

technische Details zur Programmimplementierung<br />

zu klären. Es ist aber die<br />

richtige Entscheidung, parallel dazu die<br />

Programmentwicklung in Österreich voranzutreiben,<br />

um die Eckpunkte des bewährten<br />

Ländlichen Entwicklungsprogramms<br />

der vorausgegangenen Periode<br />

2000–2006 wiederzuerkennen und Prioritäten<br />

zur Stärkung der ländlichen Regionen<br />

zu setzen.<br />

Chance für den ländlichen Raum der <strong>Steiermark</strong><br />

Eine Milliarde Euro pro Jahr<br />

Voraussichtlich werden in Österreich<br />

jährlich rund eine Milliarde Euro an öffentlichen<br />

Finanzmitteln dafür verwendet.<br />

Vorbehaltlich der Gespräche über<br />

die Finanzaufteilung ist von einer Zuordnung<br />

von 50 Prozent EU-Mitteln, 30 Prozent<br />

Bundesmitteln und 20 Prozent Landesmitteln<br />

auszugehen. Dies würde der<br />

Aufteilung in der Periode 2000– 2006<br />

entsprechen. Worin liegen nun die wesentlichen<br />

Eckpunkte für den Ländlichen<br />

Raum der <strong>Steiermark</strong>?<br />

Durch gezielte Verarbeitung und<br />

Vermarktung von landwirtschaftli-<br />

chen Produkten wie beispielsweise<br />

von Ölsaaten wird eine wesentlich<br />

höhere Wertschöpfung erzielt.<br />

Fotos: Römer (4)


„Die Akteurinnen und Akteure<br />

in den ländlichen Regionen<br />

sind eingeladen, ihre Ideen<br />

einzubringen …“<br />

Landwirte, Zimmervermieter, Tourismusbe-<br />

triebe, Selbständige und Gewerbetreibende:<br />

Der Erhalt der ländlichen Infrastruktur si-<br />

chert Arbeitsplätze und Lebensqualität.<br />

Die Eckpfeiler des Programms<br />

Mit den EU-Vorgaben zur Schwerpunktsetzung<br />

in den einzelnen Achsen beziehungsweise<br />

Säulen sind folgende Prioritäten<br />

möglich:<br />

1. Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Land- und Forstwirtschaft<br />

(mind. 10 Prozent)<br />

Es wird auf eine Bildungsoffensive gesetzt<br />

und die Erstniederlassung von Junglandwirten<br />

gestärkt. Der bewährte Ansatz<br />

der einzelbetrieblichen Investitionen<br />

für betriebserhaltende und einkommensschaffende<br />

Investitionen wird beibehalten.<br />

In der Maßnahme „Verarbeitung<br />

und Vermarktung landwirtschaftlicher<br />

Produkte“ wird zur Stärkung der<br />

Marktpositionierungen von beispielsweise<br />

Fleisch, Milch, Obst und Gemüse, Ölkürbis<br />

sowie Wein ein neuer Schwerpunkt<br />

gesetzt. Auch die Maßnahmen hinsichtlich<br />

der Forstwirtschaft im Bereich<br />

der Vermarktung und Logistik sind gerade<br />

für das Waldland <strong>Steiermark</strong> – neben<br />

der Unterstützung der Biomasseaktivitäten,<br />

die auch in der dritten Säule (ländliche<br />

Wirtschaft) vertreten sind – von besonderer<br />

Bedeutung.<br />

2. Verbesserung der Umwelt und der<br />

Landschaft (max. 80 Prozent)<br />

Hier wird die bewährte Ausgleichszahlung<br />

in den von der Natur benachteiligten<br />

Gebieten in vollem Umfang aufrechterhalten.<br />

Dies ist von besonderer Bedeutung,<br />

da mehr als zwei Drittel der Landesfläche<br />

der <strong>Steiermark</strong> als Berggebiet beziehungsweise<br />

sonstiges benachteiligtes<br />

Gebiet oder kleines Gebiet klassifiziert<br />

sind. Dieser Schwerpunkt beinhaltet<br />

außerdem Maßnahmen im Zusammenhang<br />

mit den „Natura 2000-Gebieten“<br />

und den Forstumweltmaßnahmen.<br />

Im Bereich des Landwirtschaftlichen Umweltprogramms<br />

sind in den drei Blöcken<br />

• Extensive und umweltschonende Bewirtschaftungsweisen<br />

• Kulturlandschaft und Naturschutz,<br />

sowie<br />

• Boden-, Klima- und Wasserschutzmaßnahmen<br />

Maßnahmen der laufenden Programmperiode<br />

wieder verankert. Auch aufgrund<br />

des Ergebnisses der EU-Marktordnungsreform<br />

2003 sind Anpassungen in der<br />

Prämiengestaltung notwendig.<br />

3. Lebensqualität in ländlichen Räumen<br />

und Diversifizierung der ländlichen<br />

Wirtschaft sowie Leader-Projekte (jeweils<br />

mind. 5 Prozent, gemeinsam<br />

also mind. 10 Prozent)<br />

Dabei bilden Maßnahmen zur Diversifizierung<br />

der ländlichen Wirtschaft (inkl.<br />

Kleinstunternehmen und Tourismuseinrichtungen),<br />

Dienstleistungen der Grundversorgung<br />

(Wegenetz und <strong>Energie</strong> aus<br />

Biomasse) und Maßnahmen zur Erhaltung<br />

und Verbesserung des ländlichen<br />

Erbes die Kernpunkte. Mindestens die<br />

Hälfte des Programmvolumens in dieser<br />

Schwerpunktachse ist nach den Regeln<br />

von Leader, einer bisher sehr bewährten<br />

Förderungsstrategie zur Stärkung lokaler<br />

und regionaler Initiativen, einzusetzen.<br />

Ausgehend von der Verteilung in der<br />

Periode 2000–2006 mit rund 87 Prozent<br />

der Mittel im zweiten Schwerpunkt, dem<br />

Bereich der Direktzahlungen in den benachteiligten<br />

Gebieten und den Umweltleistungen<br />

im Rahmen von ÖPUL, bringt<br />

der neue Ansatz vor allem eine Stärkung<br />

für die Lebensqualität im ländlichen<br />

Raum und die Diversifizierung der ländlichen<br />

Wirtschaft.<br />

Aufruf zur Mitarbeit<br />

Die Akteurinnen und Akteure in den ländlichen<br />

Regionen sind schon jetzt eingeladen,<br />

eine Ideensammlung vorzunehmen,<br />

Vorarbeiten zur Projektumsetzung anzugehen<br />

und mit den zuständigen Förderungsabwicklungsstellen<br />

des Landes,<br />

der Landwirtschaftskammer und den<br />

HR DI Georg Zöhrer ist Leiter der Abteilung 10 (Land- und Forstwirtschaft) des Amtes der<br />

Steiermärkischen Landesregierung. E-Mail: georg.zoehrer@stmk.gv.at<br />

Die gelungene Präsentation der Produkte<br />

(hier zum Beispiel eine Verkaufsstätte von<br />

Imkerwaren) bietet auch einen Anreiz für<br />

den Tourismus.<br />

Leader-Managements (in den zumindest<br />

bisherigen und vermutlich auch künftigen<br />

Leader- Regionen) Kontakt zu halten.<br />

Jedenfalls ist beabsichtigt, neben dem<br />

zügigen Aufbau (und der Weiterentwicklung<br />

der bestehenden Struktur) der Abwicklungsstruktur<br />

auf Landes- und regionaler<br />

Ebene eine begleitende umfassende<br />

Information über den Stand der EU-<br />

Genehmigung, der Implementierung der<br />

Programme in Österreich und der künftigen<br />

Richtlinieninhalte vorzunehmen.<br />

l e b e n s We r t<br />

11


12<br />

Richard Resch<br />

Unsere Gesellschaft altert. Auf jede<br />

Frau in der <strong>Steiermark</strong> kommen derzeit<br />

statistisch 1,3 Kinder. Um die Bevölkerungszahl<br />

konstant zu halten, müssten<br />

aber mehr als zwei Kinder pro Frau zur<br />

Welt kommen. Dieses Ziel ist aber, trotz<br />

aller Bemühungen der Politik zum Beispiel<br />

durch den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen,<br />

unrealistisch.<br />

Gleichzeitig sind viele ländliche Gebiete<br />

von Abwanderung betroffen. Die Folgen<br />

sind Kaufkraftverlust und Schwierigkeiten<br />

beim Aufrechterhalten der kommunalen<br />

Dienstleistungen. All das bedingt<br />

neue Perspektiven und Maßnahmen im<br />

Bereich der Raumentwicklung, einen<br />

„Raumumbau“ hinsichtlich des in Zukunft<br />

noch zunehmenden demografischen<br />

Wandels in den peripheren, innerösterreichischen<br />

und steirischen Randregionen.<br />

Dies war unter anderem auch das<br />

Thema des letztjährigen österreichischen<br />

Planertages der Raumplaner, Landschaftsplaner<br />

und Geographen in Pörtschach,<br />

bei dem folgende Thesen besprochen<br />

wurden:<br />

Bevölkerungsrückgänge und<br />

Überalterung insbesondere in den<br />

Randgemeinden<br />

Gegenüber einem insgesamt „wachsenden<br />

Österreich“ ist in Kärnten und <strong>Steiermark</strong><br />

mit generellen, weiteren Bevölkerungsverlusten<br />

zu rechnen. Insbesondere<br />

in der Mürz-Mur-Furche und im gesamten<br />

Landesgebiet Kärnten mit Ausnahme<br />

des Zentralraumes Klagenfurt – Villach<br />

und des Grazer Zentralraumes wird die<br />

Bevölkerung in den nächsten Jahrzehn-<br />

Junge Leute werden in manchen ländlichen<br />

Regionen selten. In 25 Jahren wird fast ein<br />

Drittel der Bevölkerung im Osten und Süden<br />

Österreichs über 65 Jahre alt sein. Die Auf-<br />

rechterhaltung der Infrastruktur und die Be-<br />

treuung der älteren Menschen sind die künf-<br />

tigen großen Herausforderungen.<br />

Fotos: Römer (5)<br />

ten um bis zu einem Fünftel zurückgehen.<br />

Damit einher geht auch eine weitere<br />

deutliche Überalterung der Gesamtbevölkerung.<br />

Besonders betroffen sind vor<br />

allem schlecht erreichbare Randgemeinden.<br />

ZUKUNFT & ENTWICKLUNG<br />

Die Stärken stärken<br />

Verantwortungsgemeinschaften für<br />

Abwanderungsregionen<br />

Der ländliche Raum ist im Umbruch. Überalterung und Kaufkraftverlust<br />

zehren an der Substanz vieler Landgemeinden, dem<br />

gegenüber stehen neue Chancen etwa durch Telearbeitsplätze<br />

und die vielfach höhere Lebensqualität auf dem Land.<br />

Wo werden wir also wie in Zukunft leben?


Grundversorgung und Lebensqualität<br />

ist zunehmend gefährdet<br />

Die Abwanderung führt zu Kaufkraftverlusten<br />

und einer Erosion von lokalen<br />

Dienstleistungen und betrifft insbesondere<br />

Gebiete mit einer geringen Bevölkerungsdichte<br />

sowie Kleingemeinden. Weitere<br />

Effekte sind eine abnehmende politische<br />

Bedeutung von immer weniger Wählerstimmen<br />

und Repräsentanten aus diesen<br />

Regionen, Verluste im Finanzausgleich,<br />

der Rückgang von Gemeindebudgets,<br />

rückläufige Rentabilitäten von öffentlichen<br />

und privaten Infrastrukturleistungen.<br />

Die Realität der vergangenen<br />

Jahre zeigt, dass diese Entwicklung trotz<br />

politischer Versprechungen zu regionalem<br />

Ausgleich und „gleichwertigen Lebensbedingungen“<br />

nicht verändert werden<br />

konnte. Im Gegenteil spricht einiges<br />

dafür, dass sich dieser Prozess im Zusammenhang<br />

mit neuen Prioritäten der EU-<br />

Förderpolitik, Sparmaßnahmen der nationalen<br />

Haushalte und Zentralitäts-orientierter<br />

Wirtschaftsförderung dramatisch<br />

verschärfen wird.<br />

Was man dagegen tun kann …<br />

Diese Entwicklung ist ein Problem in fast<br />

allen europäischen Ländern und vielfältig<br />

sind auch die Gegenstrategien, die<br />

derzeit erprobt werden. Beispielsweise<br />

hat die Bundesrepublik Deutschland das<br />

Aktionsprogramm „MORO“ ins Leben gerufen.<br />

Hier unterstützt die deutsche Bundesregierung<br />

aktuell neun Modellregionen<br />

bei der Entwicklung von hochwertigen,<br />

an die Bevölkerungsentwicklung<br />

angepassten, Infrastrukturangeboten.<br />

Die Spanne reicht von innovativen Projekten<br />

der nachhaltigen Regionalentwicklung<br />

bis zu Infobroschüren über öffentliche<br />

Daseinsvorsorge und demographischen<br />

Wandel.<br />

Die „Lebensfähigkeit der ländlicher<br />

Räume“ ist auch Kernthema des Arbeitsprogramms<br />

der Österreichischen<br />

Raumordnungskonferenz. Weitere Ansatzpunkte<br />

für regionalpolitische Maßnahmen<br />

im Bereich der Ländlichen Entwicklung,<br />

Dorferneuerung, Gemeindekooperation<br />

und des Regionalmanagements<br />

sind schon seit Jahren in Erprobung<br />

und haben teilweise auch europaweite<br />

Vorbildwirkung. Große Erwartungen<br />

werden in das künftige Strukturprogramm<br />

für die ländliche Entwicklung<br />

Innovative Produkte und ein ge-<br />

schicktes Marketing sichern das<br />

wirtschaftliche Überleben auch im<br />

ländlichen Raum (im Bild: Schoko-<br />

ladenproduktion der Firma Zotter<br />

in Riegersburg).<br />

Eine weitere Einkommensschiene<br />

für viele Landwirte: Bauernmärkte<br />

und Direktvermarkter-Stände in<br />

Zusammenarbeit mit Kaufleuten.<br />

Erfolgreiches Zusammenspiel zwi-<br />

schen Landwirtschaft und Gewer-<br />

be: Die Ölmühle Fandler aus Pöllau<br />

bietet 17 erstklassige Öle aus vor-<br />

rangig regionaler landwirtschaftli-<br />

cher Produktion an.<br />

2007–2013 gehegt mit den Schwerpunk-<br />

Schwerpunk- Notwendige Unterstützung<br />

ten der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

von Land- und Forstwirtschaft, der<br />

durch Land und Bund<br />

Förderung von Umweltschutz und Land- Die längerfristige Verstärkung und Untermanagement<br />

und der Diversifizierung stützung der Orts- und Regionalentwick-<br />

der ländlichen Wirtschaft und der Verbeslung, die Vorbereitung und Finanzierung<br />

serung der Lebensqualität im ländlichen von integrierten, regionalen Leitprojek-<br />

Raum.<br />

ten sind wesentliche Grundlagen gegen<br />

die Entleerung des ländlichen Raumes.<br />

Verantwortung der Bürger<br />

Auch Förderungen und Bedarfszuwei-<br />

und Gemeinden<br />

sungen sind auf kooperative, regionale<br />

Projekte auszurichten, im Rahmen von<br />

Unbezahlte ehrenamtliche Gemeinwe- Pilotprojekten sollen zukunftsträchtige<br />

senarbeit hat noch immer eine große Be- Modelle für flexible Infrastrukturmaßdeutung<br />

für die Aufrechterhaltung von nahmen und Mobilitätskonzepte für<br />

sozialen Netzen und örtlichen Kommuni- Randregionen begleitet und unterstützt<br />

kationsstrukturen. Über die Feuerwehr werden. Mit Anpassungen beim Finanz-<br />

und Blasmusik hinaus wird diesen Einausgleich, aber auch mit neuen Konzessirichtungen<br />

zukünftig wieder vermehrte onsmodellen zur Übertragung von Be-<br />

Aufmerksamkeit zukommen müssen. Die triebsgewinnen der Infrastrukturanbieter<br />

regionale Entwicklung basiert auf der in den Städten auf unrentable Landregio-<br />

Einbindung der Bevölkerung vor Ort. Die nen, integrierten ländlichen Programmen<br />

Vielzahl von Gemeinden in der Steier- usw. ist auch der Bund gefordert, der weimark,<br />

die eine erfolgreiche „Lokale Agenteren Entleerung der benachteiligten Reda<br />

21“ umsetzen, zeigt, dass die aktive gionen entgegenzuwirken. Generelle<br />

Beteiligung der Menschen die Basis für Grundbedingung wird aber eine zwischen<br />

Innovation im ländlichen Raum ist. Auch den Gebietskörperschaften abgestimm-<br />

die Reorganisation und neue, zusätzliche te, zielgerichtete Regionalpolitik sein im<br />

Funktionen von Infrastrukturverbänden, Sinne einer Stärkung der Stärken und ei-<br />

sektor- und betriebsübergreifende ner Unterstützung von regionalen Verant-<br />

Dienstleistungszentren, mobile öffentliwortungsgemeinschaften für die Aufche<br />

Einrichtungen, die Diskussion von rechterhaltung des peripheren ländli-<br />

Qualitätsstandards bis hin zu Gemeindezusammenlegungen<br />

sind in diese Überlegungen<br />

einzubeziehen. Wesentlich für<br />

die Aufrechterhaltung der schon weitgehend<br />

bestehenden Einrichtungen und für<br />

chen Raumes.<br />

erträgliche Folgekosten der Infrastruk- DI Richard Resch ist Raumplaner und führt<br />

tur, ist schließlich auch eine aktive Raum- ein Planungsbüro in Graz mit Schwerpunkt<br />

ordnung und Konzentration der Siedlungsentwicklung<br />

auf gut versorgte Orts-<br />

Regionalplanung und Gemeindekooperation.<br />

lagen.<br />

E-Mail: resch@regionalentwicklung.at<br />

l e b e n s We r t<br />

13


14<br />

Sandra Höbel<br />

Wo Menschen aufstehen – für<br />

einen STARKEN ländlichen Raum<br />

„Zukunft denken, Zukunft<br />

lenken!“ Unter diesem Motto<br />

vereinen sich Akteure aus<br />

verschiedenen Fachbereichen,<br />

um ein wertvolles Stück<br />

<strong>Steiermark</strong> zu erhalten!<br />

Das Forum war im alten Rom – wie<br />

schon die Agora in Griechenland –<br />

der öffentliche Treffpunkt. Dort haben die<br />

Menschen sich versammelt. Um über ihr<br />

Leben und ihr Zusammenleben zu diskutieren,<br />

zu streiten, mit einem Ergebnis<br />

auseinander zu gehen.<br />

Und es geht eben um die Zukunft. Um<br />

unsere Verantwortung für unsere Kinder<br />

und Enkelkinder, auch um unsere Verantwortung<br />

für unsere Ressourcen, unseren<br />

Lebensraum!<br />

Am 8. März 2006 fiel der offizielle<br />

Startschuss zu einem zukunftsträchtigen<br />

Projekt, das eine Vielzahl von Menschen<br />

in ihrem Interesse und Tun für den ländlichen<br />

Raum verbindet! Unter der Schirmherrschaft<br />

von LH-Stv. Hermann Schützenhöfer<br />

und Landesrat Johann Seitinger<br />

wurde das „<strong>Zukunfts</strong>forum starker ländlicher<br />

Raum“ ins Leben gerufen!<br />

Mit der Organisation und Abwicklung<br />

dieses <strong>Zukunfts</strong>forums ist die Ökologische<br />

<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong> betraut.<br />

ZUKUNFT & ENTWICKLUNG<br />

Die Ökologische <strong>Landentwicklung</strong><br />

<strong>Steiermark</strong> – kurz ÖLE – ist eine Initiative<br />

aus dem Lebensressort von Landesrat Johann<br />

Seitinger! Wesentlichster Bestandteil<br />

der ÖLE-Arbeit ist die Beteiligung:<br />

„Von Menschen für Menschen – und für<br />

eine gute Zukunft!“<br />

Und genau das ist es, was mit dem<br />

„<strong>Zukunfts</strong>forum Starker ländlicher<br />

Raum“ erreicht werden soll: möglichst<br />

viele Menschen mit ihren Erfahrungen<br />

und Ideen in einen über 13 Arbeitsgruppen<br />

breit angelegten Diskussionsprozess<br />

einzubinden! Und gemeinsame Szenarien<br />

und Strategien für einen STARKEN<br />

ländlichen Raum zu erarbeiten!<br />

Neue Bedeutung des<br />

ländlichen Raums<br />

Die Funktion des ländlichen Raumes hat<br />

sich in den letzten Jahrzehnten wesentlich<br />

weiter entwickelt: Längst ist „das<br />

Land“ herausgewachsen aus der engen<br />

agrarischen Bedeutung, aus der zuge-<br />

wiesenen Funktion eines Wohngebietes<br />

oder eines idyllischen Rückzugsgebietes<br />

für die Erholung.<br />

Heute bilden Stadt und Land eine Einheit,<br />

in der sich eine Gesellschaft mit ihren<br />

Geistigkeiten, ihren Mentalitäten, ihrem<br />

Verhalten, ihren <strong>Zukunfts</strong>sichten, ihren<br />

Stärken und Schwächen und ihren<br />

Chancen entwickelt.<br />

Der ländliche Raum spielt für die wirtschaftliche,<br />

soziale und kulturelle Entwicklung<br />

einer gesamten Region eine<br />

große Rolle. Dies gilt im Besonderen für<br />

die <strong>Steiermark</strong>.<br />

Es geht um Stärke<br />

Am 8. März 2006 fiel im<br />

ÖVP-Landtagsklub der<br />

offizielle Startschuss für<br />

das <strong>Zukunfts</strong>forum Star-<br />

ker ländlicher Raum.<br />

„Regionen sind stark, wenn sie aus sich<br />

selbst heraus ihre Lebenskraft entwickeln<br />

können, wenn sie Lebensräume<br />

sind, in denen die Menschen gerne leben,<br />

einer sinnvollen und erfüllenden Arbeit<br />

nachgehen können, wo „Heimat“ erfahrbar<br />

ist“, ist Landesrat Johann Seitinger<br />

überzeugt.


„Regionen sind stark, wenn sie aus sich selbst heraus<br />

ihre Lebenskraft entwickeln können, wenn sie Lebensräume<br />

sind, in denen die Menschen gerne leben …“<br />

„Es geht um Stärke, und es geht um unser Land“, betont Landesrat<br />

Johann Seitinger. Und dankt allen Akteuren für ihr Engagement.<br />

„Solange aber der ländliche Raum von<br />

vielen nur als ,Nicht-Stadt‘ und ,Gegen-<br />

Welt‘ gesehen wird, als weitgehend feinstaubfreie<br />

Idylle oder als behagliches<br />

Rückzugs- und Erholungsgebiet, darf<br />

sich niemand wundern, wenn die, die in<br />

den ländlichen Gemeinden und Regionen<br />

ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt sehen,<br />

sich zunehmend allein gelassen fühlen“,<br />

so Seitinger.<br />

Und: „Nur wer den Eigenwert des<br />

ländlichen Raums sieht und ernst nimmt,<br />

wird auf die dort immer dringlicher werdenden<br />

Bedürfnisse entsprechend reagieren<br />

können. Nur wenn die Chancengleichheit<br />

zwischen Stadt und Land den<br />

Schonraum der Sonntagsreden verlässt<br />

und politische Realität geworden ist,<br />

kann in der <strong>Steiermark</strong> das Miteinander<br />

aller Steirerinnen und Steirer gelingen.“<br />

Wir denken Zukunft<br />

Deshalb gibt es nun das „<strong>Zukunfts</strong>forum<br />

Starker Ländlicher Raum“. Dieses Forum<br />

soll eine Plattform für neues Denken, für<br />

Zukunft, für Offensive, für Mut zu Veränderungen<br />

sein. Das „<strong>Zukunfts</strong>forum starker<br />

ländlicher Raum“ steht für eine Politik<br />

für morgen, für Aufbruch und für Gemeinsamkeit,<br />

für eine gemeinsame Identität<br />

und für Hoffnung.<br />

Und es startet einen intensiven, über<br />

13 Arbeitsgruppen breit angelegten Diskussionsprozess<br />

zu den wichtigen Fragen<br />

des ländlichen Raumes! Es geht um<br />

die Bereiche: Bildung, <strong>Energie</strong>, Frauen,<br />

Gesundheit, Jugend, Kommunikation,<br />

Kultur/Vereine, Landwirtschaft, Natur/<br />

Umwelt, Soziales, Tourismus, Wirtschaft,<br />

50+!<br />

In diesen 13 Arbeitsgruppen werden mit<br />

Expertinnen und Experten aus dem jeweiligen<br />

Fachbereich bis Juni 2006 sowohl<br />

<strong>Zukunfts</strong>szenarios als auch konkrete<br />

Lösungsansätze erarbeitet!<br />

Es geht um die Beantwortung zweier<br />

wesentlicher Fragestellungen:<br />

• Wie wollen wir 2020 im ländlichen<br />

Raum leben, arbeiten, genießen, essen,<br />

trinken, kommunizieren, uns vergnügen,<br />

arbeiten, urlauben, alt werden<br />

...?<br />

• Und was müssen wir heute tun, verändern,<br />

planen, organisieren, umsetzen,<br />

projektieren ..., um dieses Szenario<br />

zu erreichen?<br />

Die <strong>Zukunfts</strong>konferenz am 8. Juni<br />

Bei dieser ganztägigen Veranstaltung am<br />

8. Juni werden die <strong>Zukunfts</strong>szenarios aus<br />

den 13 Arbeitsgruppen zusammengelegt<br />

und in ein gemeinsames Szenario integriert.<br />

Es werden die Kernbotschaften für<br />

einen STARKEN ländlichen Raum formuliert.<br />

Alle Akteure sind dazu herzlichst<br />

eingeladen und gebeten, sich einzubringen.<br />

Land findet Sta(d)tt!<br />

Der steirische ÖLE-Gemeindetag<br />

am 14. Juni 2006<br />

Die Ergebnisse aus dem <strong>Zukunfts</strong>forum<br />

werden anlässlich des ÖLE<br />

Gemeindetages am 14. Juni 2006<br />

– gleichzeitig eine Kooperationsveranstaltung<br />

mit der Akademie<br />

Graz – einer breiten Öffentlichkeit<br />

präsentiert!<br />

„Im ländlichen Raum hat die Seele des Landes ihre Heimat“,<br />

sagt LH-Stv. Hermann Schützenhöfer.<br />

Fotos: Höbel (4)<br />

Mittelfristiges Ziel des <strong>Zukunfts</strong>forums<br />

ist es, die erarbeiteten Strategien in<br />

der Ländlichen Entwicklung 2007–2013<br />

(LE 07-13) sowie in Agenda-21-Prozessen<br />

und Kooperationsmodellen im ländlichen<br />

Raum zu verankern!<br />

Es gilt Antworten zu finden auf<br />

die Fragen der Abwanderung,<br />

der Überalterung und der<br />

zuwachsenden Landschaften!<br />

Es gilt, den ländlichen Raum zu<br />

stärken!<br />

Es ist viel zu tun! Und es ist von<br />

uns zu tun!<br />

Seien Sie dabei!<br />

Reden Sie mit!<br />

Informationen zum „<strong>Zukunfts</strong>forum<br />

Starker ländlicher Raum“ erhalten Sie unter:<br />

Ökologische <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong> (ÖLE)<br />

Am Ökopark 9, 8230 Hartberg<br />

Tel.: 0 33 32 / 62 922; Fax: DW 4<br />

E-Mail: zukunftsforum@oele-stmk.at<br />

www.stark.steiermark.at<br />

l e b e n s We r t<br />

15


16<br />

Helmut Römer<br />

Im Westen<br />

viel Neues<br />

Im Gebiet um den Packer<br />

Stausee und rund um die<br />

Rucksackdörfer Hirschegg,<br />

Modriach, Pack und St.<br />

Martin tut sich einiges und<br />

die weststeirische Talschaft<br />

gibt kräftige Lebenszeichen<br />

von sich.<br />

Neben den ständig wachsenden touristischen<br />

Hauptattraktionen (Bundesgestüt<br />

Piber, Therme Nova, Golf in<br />

Maria Lankowitz) entwickeln sich auch<br />

die Rucksackdörfer unaufhaltbar und mit<br />

hoher Qualität weiter. Die Großinvestition<br />

im Bereich der Beschneiungstechnik<br />

auf der Hebalm, die mehrtägige Segelregatta<br />

am Packer Stausee und das neue<br />

Infocenter am Stausee sind der ansehbare<br />

Beweis für die Arbeitskraft der Umsetzungsaktivisten<br />

in unserer Region. Wie<br />

schön und wertvoll diese Natur- und Kulturlandschaft<br />

des Teigitschtals ist, kann<br />

man in einem kürzlich fertiggestellten<br />

Film leicht erkennen. Dieser Film wurde<br />

in Universum-Qualität im Auftrag der<br />

ARGE Teigitschtal produziert und Anfang<br />

März 2006 der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

Er ist als DVD in allen RAIBA-Filialen des<br />

Bezirkes zu erhalten. „Kernpunkt der Aktivitäten<br />

ist das im Vorjahr eröffnete Teigitschtalmuseum<br />

und Infozentrum am<br />

Stausee“, sagt Arnold Heidtman, der<br />

Regionalstellenobmann der Wirtschaftskammer<br />

<strong>Steiermark</strong> und Obmann der<br />

„Arge Teigitschtal-Drei-Seen-Gebiet“.<br />

Heidmann steht mit ganzem Herzen hinter<br />

diesen Projekten und ist Initiator des<br />

Museums und Infozentrums.<br />

UMWELT & LEBENSQUALITÄT<br />

Feierliche Eröffnung<br />

des Teigitschklamm-<br />

Museums im Herbst<br />

letzten Jahres.<br />

Fotos: Römer, ARGE Teigitsch-<br />

klamm (je 1)<br />

Über das Teigitschtalmuseum und Informationscenter<br />

Im Herbst 2005 wurde mit rund 250 Besuchern das Talschaftsmuseum-Informationscenter<br />

eröffnet. Es war das Ergebnis der Arbeit eines kleinen Aufbereitungsteams<br />

mit Unterstützung des ÖLE-Regionalbetreuers Ing. Hubert Langmann.<br />

Beeindruckend sind die liebevolle Gestaltung der kostbaren Bilddokumentationen<br />

über den Bau der Stauseen und Kraftwerksanlagen sowie die aufschlussreichen<br />

wissenschaftlichen Arbeiten über die Tier- und Pflanzenwelt dieser Talschaft. Neben<br />

der Geologie kommen auch die Veränderung der Landwirtschaft sowie die zukünftigen<br />

visionären Vorstellungen in einem nicht leichten Wirtschaftszweig zum<br />

Ausdruck, der die verantwortungsvolle Aufgabe hat, Landschaftspfleger und Erhalter<br />

zu sein. Computeranimationen und ein 14-minütiger Talschaftsfilm stehen dem<br />

interessierten Publikum zur Verfügung.<br />

In einem 5-D-Kino werden Unwetter akustisch naturgetreu vorgeführt, so dass man<br />

sich von den Urgewalten des Sturmes und Hagelschlages ein sehr realistisches Bild<br />

machen kann. Naturfilme und geologisches Filmmaterial werden weiter zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Die Ökologische <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong> unter der Leitung von Landesrat Johann<br />

Seitinger stellt ihre Lokale-Agenda-Initiativen im Bereich der Rucksackdörfer<br />

dar, die in ökonomischer, sozialer und ökologischer Strukturverbesserung ihre positive<br />

Entwicklung fanden.<br />

Weiters wurde eine umfangreiche Schmankerlbörse eingerichtet, die Produkte aus<br />

der Landwirtschaft zeigen und bei einem Besuch in dieser Talschaft (bei Wanderungen<br />

oder im Kaufhaus Enderle in Hirschegg) zu erwerben sind.<br />

Gratis-Wanderkarten stehen den Besuchern dieser Talschaft genauso zur Verfügung<br />

wie drei wissenschaftliche Arbeiten, wo man die Tier- und Pflanzenwelt, aber<br />

auch die Mineralien besichtigen kann. Tierpräparate in kunstvoller Handarbeit sowie<br />

der modellhafte Nachbau der Teigitschklamm runden diese sehr heimelig gestaltete<br />

Ausstellung ab.<br />

Ab Mitte März wird das Talschaftsmuseum<br />

Teigitschklamm und das Infocenter um wei-<br />

tere Attraktionen erweitert, die sich mit der<br />

historischen, aber auch neuzeitlichen Kultur-<br />

landschaft in dieser Talschaft beschäftigen.<br />

Weiters wird ein Sommer- und Winterpro-<br />

gramm 2006 für Naturraumführungen zu ver-<br />

schiedenen Themen (pflanzenkundlich, geo-<br />

logisch etc.) angeboten, das von den Mitar-<br />

beitern der ARGE durchgeführt wird.<br />

Öffnungszeiten Freitag bis Sonntag<br />

von 11 bis 18 Uhr<br />

Besucher in Gruppen unter Voranmeldung<br />

(Tel. 0699/12603067) immer möglich.


Margret Zorn<br />

Der Welt-Wasser-Tag<br />

Wasser, besonders Trinkwasser, hat<br />

einen besonderen Wert. Gerade<br />

bei uns, wo Wasserreichtum herrscht, ist<br />

vielen nicht bewusst, dass heute mehr<br />

als 1,2 Milliarden Menschen keinen Zugang<br />

zu sauberem Trinkwasser haben.<br />

Über drei Millionen Kinder sterben jährlich<br />

an durch verunreinigtes Wasser verursachten<br />

Infektionen und Durchfallerkrankungen.<br />

Mehr als ein Fünftel des<br />

weltweiten Wasservorkommens wird<br />

durch die Industrie verbraucht, zwei Drittel<br />

des Wassers benötigt die Landwirtschaft,<br />

davon gehen rund 60 Prozent<br />

durch ineffiziente Bewässerung verloren.<br />

Im Jahr 2050 wird nach Schätzungen mindestens<br />

ein Drittel der Weltbevölkerung<br />

in Ländern mit Wassermangel leben – die<br />

Kriege der Zukunft werden vermutlich um<br />

Wasser geführt werden.<br />

Die Vereinten Nationen setzen zum<br />

Weltwassertag jedes Jahr ein bestimmtes<br />

Schwerpunktthema als Rahmen für<br />

verschiedene Aktionen fest. Diese sollen<br />

die Öffentlichkeit auf den besonderen<br />

Wert von sauberem, hygienisch einwandfreiem<br />

Trinkwasser aufmerksam machen.<br />

Dazu aufgerufen sind alle Organisationen,<br />

die wasserwirtschaftliche Aufgaben<br />

erfüllen oder zum Schutz der Gewässer<br />

beitragen. Standen in den letzten Jahren<br />

die Aktivitäten unter den Mottos „Wasser<br />

für die Gesundheit“, „Wasser und Gesundheit“<br />

oder „Wasser und Naturkatastrophen“,<br />

so hatte der heurige Weltwassertag<br />

das Schwerpunktthema „Wasser<br />

und Kultur“.<br />

WASSERLAND STEIERMARK<br />

Jedes Jahr am 22. März findet der „Internationale Tag des<br />

Wassers“ statt. An diesem Tag sollen die Mitgliedsländer der<br />

Vereinten Nationen mit konkreten Aktionen auf die Bedeutung<br />

des Wassers für unser tägliches Leben aufmerksam machen.<br />

„Wasser und Kultur“<br />

in der <strong>Steiermark</strong><br />

Dem heurigen Motto folgten die schon<br />

traditionellen Partner des Weltwassertages<br />

mit ihrer Veranstaltung am Gelände<br />

des ORF-Parks in Graz. Ein „Streifzug<br />

durch die Kulturgeschichte des Wassers“<br />

von Univ.-Prof. Dr. Ehalt eröffnete die Veranstaltung.<br />

Unter dem Titel „Mythen, Regulierungen,<br />

Erquickungen“ wurde das<br />

Wasser als jenes Naturelement dargestellt,<br />

das in der Geschichte der Menschheit<br />

am stärksten mit der Erhaltung und<br />

Entfaltung des Lebens verbunden ist. Der<br />

Höhepunkt des Abends war dann die<br />

„Enthüllung des Wassers“ – eine Land-<br />

Art-Performance von der Künstlerin Ona<br />

B. „Die Enthüllung des Wassers“ stellt<br />

das Element in den Mittelpunkt und erinnert<br />

daran, dass der Mensch zu einem<br />

Großteil aus Wasser besteht, dass Wasser<br />

unser wichtigstes Lebensmittel ist<br />

und wir den Auftrag haben, es zu schützen<br />

und zu bewahren“, meint die Künstlerin.<br />

Aber auch die ohne Rücksicht auf<br />

ökologische Auswirkungen vorherrschende<br />

Forschungseuphorie wurde kritisch<br />

hinterfragt.<br />

Lauf durch die Kanäle<br />

Der Sport kam ebenfalls nicht zu kurz:<br />

bereits zum zweiten Mal fand heuer der<br />

Wasser- und Kanallauf in Graz statt. Die<br />

Laufstrecke mit einer Distanz von 9,8 Kilometern<br />

führte vom Wasserwerk in An-<br />

Laufen für Wasser: 500 Teilnehmer bekamen<br />

dabei einen Einblick in die dunkle Kanalisation<br />

von Graz.<br />

Die Künstlerin Ona B. setzte das Thema „Wasser“<br />

in einer Art Dramaturgie mit Feuerwehrmännern,<br />

Rettungselementen und Segeln im Wind in Szene.<br />

dritz vorbei an vielen „Wasser-Sehenswürdigkeiten“<br />

der Stadt Graz, entlang<br />

der Mur bis zum murseitigen Einstieg in<br />

den Grazbachkanal. Nach rund 1,5 Kilometern<br />

im Kanal führte die Strecke dann<br />

oberirdisch über den Stadtpark bis zum<br />

Ziel am Karmeliterplatz.<br />

So unterschiedlich die Aktionen anlässlich<br />

des Weltwassertages in den letzten<br />

Jahren auch waren: Ein Ziel wurde<br />

vom Land <strong>Steiermark</strong> und den Partnerorganisationen<br />

im Wasserbereich immer<br />

verfolgt: durch die Initiativen „der Bevölkerung<br />

die Wichtigkeit des Schutzes der<br />

Wasservorkommen und deren nachhaltige<br />

Nutzung bewusst zu machen“ – wie es<br />

der Aufruf der Vereinten Nationen aus<br />

dem Jahr 1993 vorsieht.<br />

Mag. Dr. Margret Zorn ist Mitarbeiterin in der<br />

Fachabteilung 19A (Wasserwirtschaftliche<br />

Planung und Siedlungswasserwirtschaft) und<br />

Projektleiterin der Initiative „Wasserland Stei-<br />

ermark“. E-Mail: margret.zorn@stmk.gv.at<br />

l e b e n s We r t<br />

17


18<br />

WASSERLAND STEIERMARK<br />

Land unter?<br />

Hochwasserschutz in der <strong>Steiermark</strong><br />

Helmut Römer<br />

Hochwasser ist ein Naturereignis, das nicht verhindert werden<br />

kann. Allerdings trägt der Klimawandel dazu bei, dass der<br />

Umfang und die Häufigkeit von Hochwasserereignissen zunehmen<br />

werden. Fundierte Untersuchungen über das Hochwasserrisiko<br />

erleichtern Schutz- und Präventivmaßnahmen.<br />

Zwischen 1998 und 2004 gab es in Europa<br />

über 100 größere Hochwasserereignisse,<br />

insbesondere entlang der Flüsse<br />

Donau und Elbe im Jahr 2002. Diese haben<br />

rund 700 Menschenleben gefordert,<br />

eine halbe Million Menschen verloren ihr<br />

Zuhause, und es entstanden versicherte<br />

Schäden von mindestens 25 Milliarden<br />

Euro. Dies Zahlen stiegen durch die Hochwasser<br />

im Sommer 2005 in Österreich,<br />

Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Rumänien<br />

und anderenorts weiter an.<br />

Die obigen Zeilen stammen nicht aus<br />

einem Skript für einen Katastrophenfilm,<br />

sondern aus dem Vorschlag für eine<br />

Richtlinie der Europäischen Union über<br />

die Bewertung und Bekämpfung von<br />

Hochwasser vom Jänner 2006. Diese<br />

Richtlinie wird vermutlich noch unter der<br />

österreichischen EU-Präsidentschaft im<br />

Sommer beschlossen und will „die hochwasserbedingten<br />

Risiken für die menschliche<br />

Gesundheit, die Umwelt, Infrastrukturen<br />

und Eigentum verringern und bewältigen“.<br />

Neben dem Schaden für die<br />

Wirtschaft (die EU schätzt die Gesamtheit<br />

an Vermögenswerten in hochwassergefährdeten<br />

Gebieten zwischen 500 und<br />

1.000 Milliarden Euro) und dem menschlichen<br />

Leid haben Hochwasser aber auch<br />

dramatische Auswirkungen für die Umwelt,<br />

etwa wenn Kläranlagen oder Fabriken<br />

überflutet werden. Durch den Klimawandel<br />

mit extremeren Wettererscheinungen<br />

erwarten europäische Experten<br />

eine weitere Zunahme von Hochwasserereignissen,<br />

deren Auswirkungen durch<br />

eine unzureichende Flussbewirtschaftung<br />

und Bautätigkeiten in hochwassergefährdeten<br />

Gebieten zerstörerischer<br />

Mehr als zwei Drittel der Katastrophenschä-<br />

den in den letzten 20 Jahren sind durch<br />

Hochwasser verursacht.<br />

sein werden. Die EU fordert unter anderem<br />

für gefährdete Gebiete Hochwasserkarten,<br />

die statistisch alle zehn Jahre beziehungsweise<br />

alle hundert Jahre überflutet<br />

werden könnten. Diese Hochwasser<br />

bezeichnet man als HQ 10 (zehnjähriges<br />

Hochwasser) und als HQ 100 (hundertjähriges<br />

Hochwasser).<br />

Hochwasseruntersuchungen seit<br />

15 Jahren in der <strong>Steiermark</strong><br />

Die Forderung der EU nach Ausweisung<br />

von Risikogebieten ist in der <strong>Steiermark</strong><br />

schon seit 15 Jahren Realität. Seit 1991<br />

werden Hochwasserabflussuntersuchungen<br />

durchgeführt, wird mittels Katasterplan,<br />

Luftbild und geologischen Modellen<br />

ein Hochwasserrisiko-Plan erstellt,<br />

der für die Gemeinden die Grundlage für<br />

die Erstellung der Flächenwidmungspläne<br />

ist. Mit Hilfe von Querprofilaufnahmen<br />

werden Gebiete ausgewiesen, die das Ri-


siko haben, alle 30 Jahre (HQ 30) beziehungsweise<br />

100 Jahre (HQ 100) von einem<br />

Hochwasser betroffen zu sein. Die<br />

Untersuchungen des Hochwasserrisikos<br />

erfolgen auf Wunsch der Gemeinden<br />

(nach einem entsprechenden Gemeinderatsbeschluss),<br />

welche die Ergebnisse im<br />

Zuge der Erstellung der Flächenwidmungspläne<br />

und als Baubehörde benötigen.<br />

Im jeweiligen Flächenwidmungsplan<br />

sind die Gefährdungen einzutragen<br />

und bei Bauvorhaben im HQ-30-Bereich<br />

sind beispielsweise zusätzlich zu den<br />

baurechtlichen auch wasserrechtliche<br />

Bewilligungen einzuholen.<br />

Jeweils 40 Prozent der Kosten übernehmen<br />

Bund und Land <strong>Steiermark</strong>, 20<br />

Prozent zahlt die Gemeinde.<br />

Derzeit sind bereits 1.600 Kilometer<br />

entlang der Gewässer untersucht und bis<br />

zum Jahr 2010 werden weitere 600 Kilometer<br />

dazukommen. „Die <strong>Steiermark</strong> ist<br />

Vorreiter auf diesem Gebiet und hat so<br />

viele Überflutungsausweisungen wie der<br />

Rest Österreichs zusammen“, meint Dr.<br />

Peter Fink von der Fachabteilung 19A<br />

(Wasserwirtschaftliche Planung und<br />

Siedlungswasserwirtschaft) des Landes<br />

<strong>Steiermark</strong> nicht ohne Stolz: „Die Enns<br />

wurde bereits vor drei Jahren abgeschlossen,<br />

die Raab wird derzeit im Bereich<br />

Feldbach untersucht und auch im Raum<br />

Weiz werden Karten erstellt. Die Abflussuntersuchungen<br />

dienen als Grundlage<br />

für den passiven Hochwasserschutz,<br />

etwa durch Bauverbote, und den aktiven<br />

Schutz für bestehende gefährdete Objekte.“<br />

Ein Beispiel:<br />

Abflussuntersuchung an der Mur<br />

Am 22. Mai 1938 waren das untere Murtal,<br />

Graz, Frohnleiten und Weinzöttl von<br />

einem etwa 100-jährlichen Hochwasserereignis<br />

(1100 m 3 /s) betroffen. Größere<br />

Ereignisse hat es auch in den Jahren 1966,<br />

1972, 1989 und 1993 gegeben. Diese<br />

Allein die Schäden<br />

des Hochwassers im<br />

Jahr 2002 haben für<br />

die <strong>Steiermark</strong> etwa<br />

40 Millionen Euro<br />

betragen.<br />

Fotos: Wasserland Archiv (1),<br />

Abteilung 19A (5)<br />

Hochwasserereignisse waren schließlich<br />

der Auslöser für die „Abflussuntersuchung<br />

an der Mur 1995“ südlich von<br />

Graz.<br />

Etwa 56 Prozent der Gesamtfläche der<br />

<strong>Steiermark</strong> von mehr als 9.100 km 2 werden<br />

durch die Mur entwässert. Das Einzugsgebiet<br />

bis Graz hat eine Größe von<br />

7.000 km 2 bei einer durchschnittlichen<br />

Wasserführung von rund 120 Kubikmeter<br />

pro Sekunde. Zum Vergleich: Bei einem<br />

hundertjährigen Hochwasser führt die<br />

Mur die zehnfache Wassermenge, bei einem<br />

dreißigjährigen Hochwasser die<br />

achtfache Menge. Diese Werte ändern<br />

sich bis zum Pegel Mellach beziehungsweise<br />

bis zur Einmündung der Kainach<br />

nicht wesentlich.<br />

Die von der Bundeswasserbauverwaltung<br />

beauftragten Untersuchungen begannen<br />

etwa einen Kilometer oberhalb<br />

der Querung mit der Autobahn A2 und<br />

reichen 18 Kilometer lang bis zur Einmündung<br />

der Kainach in Wildon. Ausgewiesen<br />

wurden die HQ5-, HQ10-, HQ30- und<br />

HQ100-Überflutungsflächen (entsprechend<br />

dem Risiko eines Hochwassers<br />

alle 5, 10, 30 oder 100 Jahre). Aufbauend<br />

auf diese Abflussuntersuchungen wurde<br />

eine generelle Planung für den Hochwasserschutz<br />

durchgeführt, da in diesem Bereich<br />

etwa 170 Objekte hochwassergefährdet<br />

sind. Im Rahmen dieses Projektes<br />

musste der ungünstigste Fall „einseitiger<br />

Dammbruch“ untersucht werden,<br />

da der Muruferdamm in Wirklichkeit bei<br />

Überströmung brechen wird. Für diesen<br />

Fall steigt der Wasserspiegel im Vorland<br />

stärker an und es sind insgesamt etwa<br />

270 Objekte vom Hochwasser betroffen.<br />

Generell kann gesagt werden, dass die<br />

Abfuhrfähigkeit der Mur von Nord nach<br />

Süd abnimmt. Ab der Kläranlage der<br />

Stadt Graz in Gössendorf etwa HQ30,<br />

oberhalb der Querung Kalsdorf-Fernitz<br />

HQ10 und darunter etwa HQ5 bis zum<br />

Stauraum Mellach.<br />

Historische Hochwasserereignisse<br />

Markante Hochwasser in der <strong>Steiermark</strong><br />

zwischen 1945 und 2005<br />

1948: Lobmingbach, Großlobming<br />

1954: Lafnitz, Rohrbach<br />

1956: Mur, Judenburg<br />

1958: Breitenau, Pernegg<br />

1960: Schlattingbach, St. Georgen o. M.<br />

1963: Feistritz, Ratten<br />

1965: Bretsteinbach, Bretstein<br />

1966: Purbach, Judenburg -Schöderbach,<br />

Schöder - Mur, Judenburg<br />

1970: Purbach, Judenburg<br />

1972: Lobmingbach, Kleinlobming<br />

1973: Mur, Murau - Paalbach, Stadl a. d. M.<br />

1975: Lafnitz, Rohrbach<br />

1977: Thayabach, Teufenbach<br />

1980: Lafnitz, Neudau<br />

1987: Schwarzaubach, Lipsch<br />

1991: Enns - Salza, Gusswerk<br />

1993: Sulm, Schwanberg - Kainach, Lieboch<br />

1998: Feistritz, St. Johann b. H. - Purbach,<br />

Judenburg<br />

1998: Dorfbach, Oberrohr - Safen, Bierbaum<br />

2001: lokales Hochwasser Waltersdorf<br />

2002: steiermarkweit diverse Hochwasser<br />

2004: Übelbach, Voraubach und Lafnitz<br />

2005: steiermarkweit diverse Hochwasser<br />

Im Internet kann man unter<br />

„www.raumplanung.steiermark.at/cms/bei-<br />

trag/10107064/2863310/“ das „Programm zur<br />

hochwassersicheren Entwicklung der Siedlungs-<br />

räume“ ebenso wie die jeweiligen Regionalen<br />

Entwicklungsprogramme herunterladen.<br />

Weitere Informationen erhalten Sie bei der Fach-<br />

abteilung 19A (Wasserwirtschaftliche Planung<br />

und Siedlungswasserwirtschaft), Dr. Peter Fink,<br />

E-Mail: peter.fink@stmk.gv.at.<br />

l e b e n s We r t<br />

19


20<br />

Michael Luidold<br />

„Verheerender Lawinenabgang“,<br />

„Mure verschüttet<br />

Straße“ – Schlagzeilen wie<br />

diese bringen uns zu Bewusstsein,<br />

dass die Menschen im<br />

alpinen Bereich auch Gefahren<br />

ausgesetzt sind.<br />

Allein in den nächsten zehn<br />

Jahren sind in der <strong>Steiermark</strong><br />

1.000 potenzielle Lawinenhänge<br />

zu sichern – der<br />

größte Teil der Sicherungen<br />

wird durch den Schutzwald<br />

gewährleistet.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> gilt zu Recht als „grüne“<br />

Mark. Fast zwei Drittel des Landes<br />

sind bewaldet. Eine wichtige Funktion<br />

des Waldes wird aber oft unterschätzt<br />

– er sichert den Lebensraum im alpinen<br />

Bereich vor Lawinen und Vermurungen.<br />

Neben der wirtschaftlichen und ökologischen<br />

Bedeutung des Waldes besitzen<br />

etwa 190.000 Hektar davon im Gebirgsland<br />

eine hohe Schutzfunktion für die Sicherung<br />

der Lebens- und Wirtschaftsräume<br />

der <strong>Steiermark</strong>. Wald schützt den Boden<br />

vor Erosion und Verkarstung, vermindert<br />

den Oberflächenabfluss und verringert<br />

dadurch die Auswirkungen von<br />

Hochwasserereignissen und Vermurungen.<br />

Etwa 60.000 Hektar Schutzwald<br />

UMWELT & LEBENSQUALITÄT<br />

Fotos: WLV-<strong>Steiermark</strong> (4)<br />

Der Schutz-Wald<br />

üben in den dicht besiedelten Alpentälern<br />

eine direkte Schutzwirkung für den<br />

Dauersiedlungsraum und für viele teilweise<br />

stark frequentierte Verkehrsstrecken<br />

aus. Dem Schutzwald kommt eine<br />

immens große Bedeutung zu, er schützt<br />

vor Steinschlag und vermindert die Lawinengefahr.<br />

Infrastrukturverbesserungen<br />

im Siedlungsraum, insbesondere im Zusammenhang<br />

mit dem Ausbau von touristischen<br />

und fremdenverkehrstechnischen<br />

Maßnahmen, bewirken häufig Sicherungserfordernisse<br />

im Schutzwaldbereich,<br />

die bereits auf regionaler und<br />

Länderebene abgestimmt werden müssen.<br />

Zustand des Schutzwaldes<br />

Erhebungen haben jedoch gezeigt, dass<br />

der Schutzwald vielerorts in einem sehr<br />

schlechten Zustand ist und seine Funktion<br />

nur mehr mangelhaft erfüllen kann.<br />

Die Ursachen dafür liegen in der Überalterung<br />

der Bäume auf großer Fläche und<br />

der fehlenden oder mangelhaften Verjüngung<br />

des Gebirgswaldes. Viele Bestände<br />

wurden nie gepflegt und weisen daher<br />

viel zu hohe Stammzahlen auf und sind<br />

anfällig gegen Schneedruck, Windwurf<br />

und andere Gefährdungen. Forstgeschichtliches<br />

Erbe wie Aststreugewinnung,<br />

Streunutzung und Waldweide ist<br />

mitverantwortlich für den schlechten Gesundheitszustand<br />

des Schutzwaldes.<br />

Deshalb wurde vom Landesforstdienst<br />

<strong>Steiermark</strong> in Zusammenarbeit<br />

mit dem Forsttechnischen Dienst der<br />

Wildbach- und Lawinenverbauung flächendeckend<br />

der Verbesserungsbedarf<br />

hinsichtlich Pflege und Verjüngung erhoben.<br />

Objektschutzwälder wurden ausgewiesen,<br />

die örtlich oder überörtlich Menschen,<br />

Objekte, Siedlungs- und Verkehrsräume<br />

in Einzugsgebieten vor Wildbächen,<br />

Lawinen, Rutschungen oder Erosionen<br />

schützen. Das ausgearbeitete Landesschutzwaldkonzept<br />

<strong>Steiermark</strong> bildet<br />

die Grundlage zur Umsetzung der Schutzwaldverbesserungsprojekte.<br />

Landesschutzwaldkonzept<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Im Landesschutzwaldkonzept sind alle<br />

Waldflächen ausgewiesen, in denen<br />

Maßnahmen zur Verbesserung der<br />

Schutzwirkung erforderlich sind. Die notwendigen<br />

Maßnahmen werden nach<br />

Dringlichkeit gereiht, um die Planung<br />

und Durchführung der Sanierungsmaßnahmen<br />

zu steuern. Auf einer Fläche von<br />

rund 20.000 Hektar sind demnach in den<br />

nächsten 20 Jahren dringend Maßnahmen<br />

zur Sicherstellung der Schutzfunktion<br />

erforderlich. Diese Maßnahmen finden<br />

auf den bestehenden Schutzwaldflächen<br />

statt, Hochlagenneuaufforstungen<br />

sind dabei nur in sehr geringem Ausmaß<br />

vorgesehen. Besondere Bedeutung


kommt dabei auch der Entflechtung von<br />

Wald und Weide sowie einer sehr sorgfältigen<br />

Schalenwildbewirtschaftung im<br />

Schutzwaldbereich zu. Die aufwändige<br />

Waldpflege verursacht trotz der umfangreichen<br />

Eigenleistungen der Waldbesitzer<br />

sehr hohe Kosten, die nur unter der<br />

Bereitstellung öffentlicher und privater<br />

Mittel beglichen werden können.<br />

Die Information und Abstimmung aller<br />

Raumnutzer auf der Grundlage des von<br />

der <strong>Steiermark</strong> erstellten Landesschutzwaldkonzeptes<br />

sind die Voraussetzung<br />

für den gezielten, effizienten und sparsamen<br />

Einsatz öffentlicher Mittel und Eigenmittel<br />

der Interessenten und Schutzbegünstigten.<br />

Sehr wichtig sind dabei<br />

insbesondere die Gemeinden und die<br />

Fremdenverkehrs- und Tourismuswirtschaft<br />

als Flächenwidmer, Grundeigentümer<br />

und Finanziers von Infrastrukturprojekten.<br />

Ein Sechstel des Waldes in der <strong>Steiermark</strong> ist Schutzwald. Aber mehr als ein Viertel<br />

davon ist über 140 Jahre alt. Diese alten Bestände sind anfällig gegen Schneedruck und<br />

erfüllen nur unzureichend ihre Funktion.<br />

Technische Verbauungen kosten mit<br />

rund 220.000 Euro pro Hektar rund<br />

das Zehnfache einer Sanierung mit<br />

waldbaulichen Maßnahmen und das<br />

Hundertfache der Kosten einer laufenden<br />

Schutzwaldbewirtschaftung.<br />

www.wald.steiermark.at<br />

Schutzwaldplattform<br />

<strong>Steiermark</strong><br />

Um beim Einsatz dieser Mittel Synergieeffekte<br />

zu erreichen, ist über Initiative<br />

von Landesrat Johann Seitinger am 1. Juni<br />

2005 in Bruck an der Mur die Schutzwaldplattform<br />

<strong>Steiermark</strong> gegründet worden.<br />

Die Schaffung der Plattform geht zurück<br />

auf die „Österreichische Schutzwaldstrategie“,<br />

welche im Jänner 2002 in Salzburg<br />

von Bund, Ländern und allen relevanten<br />

Raumnutzern unterzeichnet wurde.<br />

Die Schutzwaldplattform dient der<br />

Bildung von Allianzen der für die Landschaftsnutzung<br />

befassten Institutionen<br />

zur Erhaltung und Verbesserung des<br />

Schutzwaldes. Dadurch wird zur nachhaltigen<br />

Sicherung des Dauersiedlungsraumes<br />

und der wirtschaftlichen und<br />

ökologischen Entwicklung des ländlichen<br />

Raumes beigetragen.<br />

Die Schutzwaldplattform ist ein Diskussionsforum<br />

für den Interessensausgleich<br />

zwischen Land- und Forstwirtschaft,<br />

Gemeinden und Städten, Kammern,<br />

Jägerschaft, Tourismus, Natur- und<br />

Umweltschutz, Raumplanung und Verkehr.<br />

Ziel ist, mögliche Konflikte, die infolge<br />

der Mehrfachnutzungen des Waldes<br />

und der unterschiedlichen Raumnutzungsinteressen<br />

des Waldes entstehen,<br />

zu vermeiden beziehungsweise zu entschärfen.<br />

Die mit der Umsetzung von Schutzwaldverbesserungsmaßnahmenzuständigen<br />

Dienststellen des Landes sowie<br />

Vertreter der raumnutzungsrelevanten<br />

Interessengruppierungen werden sich<br />

jährlich in dieser Plattform gegenseitig<br />

über schutzrelevante Planungen und<br />

Maßnahmen aus ihrem Aufgaben- und<br />

Zuständigkeitsbereich informieren und<br />

abstimmen. Nur durch einen funktionsfähigen<br />

Wald in Ergänzung zu technischen<br />

Maßnahmen wird der Schutz für die anliegenden<br />

Siedlungen und Verkehrswege<br />

langfristig garantiert.<br />

Die Lawinen- und Murengefahr wird steigen:<br />

Die Klimamodelle lassen einen weiteren Anstieg<br />

der Temperaturen mit einem vermehrten Nieder-<br />

schlag auf der Alpensüdseite erwarten.<br />

DI Michael Luidold ist Schutzwald-Referent<br />

der Fachabteilung 10C (Forstwesen) unter der<br />

Leitung von Forstdirektor HR DI Dr. Josef Kahls.<br />

E-Mail: michael.luidold@stmk.gv.at<br />

l e b e n s We r t<br />

21


22<br />

Chancenmanagement<br />

für Vereine<br />

Vereine können sich weiterentwickeln,<br />

indem sie auf neue Angebote setzen<br />

(und die „alten“ pflegen), neue Arbeitsweisen<br />

einführen (und die „alten“ auf<br />

neuen Schuss bringen), neue Gruppen<br />

integrieren (und die „alten“ neu entdecken),<br />

neue Kommunikationsformen lernen<br />

(und die „alten“ intensivieren) und<br />

generell ihre Organisation weiter entwickeln.<br />

Chancen für einen (kleinen) Neubeginn<br />

bieten sich viele. Natürlich können<br />

einem die Chancen in den Schoß fallen,<br />

ohne dass man etwas dafür tut. Die<br />

Regel wird dies in Zukunft nicht sein. Vereine<br />

werden sich hinkünftig ordentlich<br />

anstrengen müssen, um neue Chancen<br />

erkennen und nutzen zu können.<br />

Wie mache ich einen Neubeginn?<br />

Das Prinzip ist sehr einfach: Wir schauen<br />

uns die Potenziale unseres Vereines an<br />

und stellen die Möglichkeiten, die das<br />

Umfeld bietet, dazu (siehe Modell). Aus<br />

dieser Zusammenschau ergeben sich<br />

sehr oft neue Chancenfelder und vor allem<br />

recht brauchbare Hinweise für eine<br />

Fokussierung der Arbeit, für eine Schwerpunktbildung<br />

und für eine bessere Markenbildung.<br />

Ihre Meinung zählt!<br />

Schreiben Sie uns:<br />

redaktion@oele-stmk.at<br />

ZUKUNFT & ENTWICKLUNG<br />

Die sieben Schritte<br />

im Chancenmanagement<br />

1. Feststellen der Potenziale<br />

Potentiale sind alle sichtbaren und verborgenen<br />

<strong>Energie</strong>n, die für die Umsetzung<br />

von positiven Projekten vorhanden<br />

sind.<br />

Zu den Potentialen gehören zum einen<br />

alle Stärken, die im Verein vorhanden<br />

sind wie: Angebote, Werte und Prinzipien,<br />

Technologien, Methoden, Kommunikationsstärken,<br />

Organisationsstärken,<br />

vorhandene Partner und Netzwerke,<br />

Marktzugänge, Marktkenntnisse, Standorte<br />

…<br />

Besonders interessant sind zum anderen<br />

die verborgenen Stärken, die zu<br />

wenig genutzt werden und die dem Verein<br />

wesentliche <strong>Energie</strong> zuführen könnten.<br />

Unter den verborgenen Potenzialfeldern<br />

finden sich oft: fachliche Kenntnisse,<br />

kreative Fähigkeiten, kommunikative<br />

und soziale Kompetenzen, Präsentationskompetenzen<br />

und mediale Fähigkeiten<br />

…<br />

Ein Beispiel für eine verborgene Stärke:<br />

Ich habe eine Chefin eines großen<br />

Vereines getroffen, die eine besonders<br />

formale und sehr eingeschränkte Sprache<br />

pflegte. Etwas, was dem Verein <strong>Energie</strong><br />

raubte, weil die Kommunikation nicht<br />

besonders ansprechend war. Im Coaching<br />

dieser Führungskraft hat sich her-<br />

Ludwig Kapfer<br />

Erfolg in der Zukunft können<br />

die Vereine erwarten, die den<br />

Wandel der Gesellschaft erfolgreich<br />

bestehen und in einem<br />

veränderten Umfeld ein<br />

entsprechend weiter entwickeltes<br />

Erscheinungsbild<br />

bieten, um neuen Anforderungen<br />

gerecht zu werden.<br />

Neue Möglichkeiten: Sportvereine könnten eben-<br />

so wie Feuerwehren und Musikvereine ein abge-<br />

stimmtes Rahmenprogramm für die Familien, für<br />

den Partner und für die Kinder bieten.<br />

Fotos: Begsteiger (2)<br />

ausgestellt, dass sie eine Ausbildung<br />

durchlaufen hat, wo sinnliche, kreative,<br />

originelle Sprache nicht sehr geachtet<br />

wurde, ausschließlich die formale Richtigkeit<br />

der Sprache war erwünscht. In unserer<br />

Arbeit wurde ihr bewusst, dass sie<br />

über ein großes Talent für eine schöne,<br />

kreative, sinnliche, attraktive Sprache<br />

verfügte.<br />

Sie begann ihre kreativen Potenziale<br />

stärker zu nutzen und dies trug wesent-


Foto: Römer<br />

lich zur Verbesserung der Kommunikation<br />

im Verein bei. Das Potenzial wurde zur<br />

rechten Zeit entdeckt, da zur richtigen<br />

Zeit der Wunsch nach Stil und Schönheit<br />

von Sprache getroffen wurde.<br />

Bei vielen Menschen, die in Vereinen<br />

mitarbeiten, sind viele ungenützte Potenziale<br />

in vielen Ebenen vorhanden.<br />

2. Feststellen von Möglichkeiten<br />

Im zweiten Schritt untersuchen wir gegenwärtige<br />

und zukünftige Entwicklungen<br />

in unserem Umfeld: Welche Wünsche<br />

wachsen im Umfeld? Welche neuen Bedürfnisse<br />

entstehen? Gibt es Verhaltensänderungen,<br />

haben die Menschen neue<br />

Probleme? Welche Trends sind erkennbar?<br />

Ändern sich Orientierungen? Gibt es<br />

neue Anwendungen, neue Technologien,<br />

neue Methoden und Verfahren? Wie entwickeln<br />

sich die Ressourcen? Welche Entwicklungen<br />

gibt es bei den Medien? Wo<br />

entstehen neue Anwendergruppen, neue<br />

Märkte, neue Mitbewerber?<br />

Für einen Sportverein heißt dies, alle<br />

„Lebensbereiche“, die Sport betreffen,<br />

auf neue Entwicklungen zu untersuchen<br />

wie z.B.: Sportausübung im engeren<br />

Sinn, Freizeitverhalten, Gesundheit, Familien<br />

und Partnerschaften, Bildung ...<br />

Bei dieser Untersuchung ergeben sich<br />

eine Reihe von Möglichkeiten für den Verein,<br />

manche ohne viele Einschränkungen,<br />

manche mit erheblichen Hindernissen<br />

behaftet.<br />

Ein einfaches Beispiel: Klassischer<br />

Sportverein mit Fußballmannschaft,<br />

Sommerfest und fixem, meist männlichem<br />

Anhang. Bei der Analyse der Möglichkeiten<br />

gab es viele Hinweise. Einige<br />

wenige Beispiele aus dem Workshop:<br />

Frauen als neue Gruppe mit hohen Bedürfnissen<br />

im Bereich Gesundheit und<br />

Bewegung – neue Sportarten werden gewünscht<br />

– viele Menschen (auch Männer)<br />

sehnen sich nach einer anspruchsvolleren<br />

Freizeit – Gemeinschaft wird wichtiger<br />

– die Menschen wollen fallweise und<br />

ohne ständige (lebenslange) Verpflich-<br />

tung dabei sein können – sehr starke Differenzierung<br />

im Bereich der Familien –<br />

ein Teil der Menschen will mit Familie<br />

trainieren, ein Teil findet Sport als wichtigen<br />

Ausgleich zum Familienleben – der<br />

Urlaub ist eine besonders intensive<br />

Sportzeit.<br />

3. Potenzial und Möglichkeit<br />

ist Chance<br />

Die Chancen liegen dort, wo sich die Entwicklungen<br />

und Potenziale treffen. Das<br />

Problem beim Chancenmanagement: Die<br />

einfach zu erreichenden Erfolge mit einfachen<br />

Mitteln sind in der Regel schon<br />

besetzt. Die besten Chancen liegen dort,<br />

wo sich die Möglichkeiten, die mit einigen<br />

Hindernissen behaftet sind, mit den<br />

Potenzialen, die eher schwer zu wecken<br />

sind, treffen.<br />

Im angeführten Beispiel des Sportvereins<br />

wurden bei einigen Mitarbeitern<br />

starke Potentiale für eine neue Form des<br />

gesunden Sportes gefunden. Eine neue<br />

Chance war gefunden: Die „gesunde Bewegung“<br />

als Möglichkeit wurde angenommen<br />

und daraus wurden drei neue<br />

Angebote konzipiert: ein Gruppentraining<br />

„Nordic Walking“ wird seither angeboten<br />

und gut angenommen, das Angebot<br />

„Tanz“ passt sehr gut in die neue<br />

Tanzbewegung und ein Projekt, das langfristig<br />

angegangen wird, geht in die Richtung<br />

„Tanz und Meditation“.<br />

Eine neue Sektion des Vereines war<br />

geboren.<br />

4. Die Bewertung der Chancen<br />

Die gefundenen Chancenfelder sollten<br />

gemeinsam bewertet werden. Wie immer<br />

dies methodisch geschieht (zu empfehlen<br />

ist Punktebewertung), sollte getrennt<br />

bewertet werden: wie einfach das Chancenfeld<br />

zu besetzen ist – welche Auswirkungen<br />

die erfolgreiche Besetzung des<br />

Chancenfeldes mit sich bringt (z.B. für<br />

das Gemeinschaftsleben oder für die Finanzsituation,<br />

für die Jugendarbeit etc.)<br />

– welche Chancenfelder für die Entwicklung<br />

der Gemeinde am effizientesten<br />

sind oder ganz generell welche Auswirkungen<br />

die Besetzung des Chancenfeldes<br />

für die Zukunft des Vereines bringt.<br />

5. Beschreibung von<br />

<strong>Zukunfts</strong>szenarien<br />

Sind die Chancenfelder ausgewählt, sollte<br />

das <strong>Zukunfts</strong>szenario beschrieben<br />

werden. Wie wird der Verein in Zukunft<br />

arbeiten, leben, Projekte gestalten, in<br />

der Öffentlichkeit auftreten, Erfolge feiern,<br />

mit anderen zusammenarbeiten ...<br />

6. Die Projekte<br />

Was müssen wir heute tun, damit das<br />

Szenario Wirklichkeit wird? Aus dem Szenario<br />

werden Projekte abgeleitet, die<br />

sehr bald begonnen werden müssen.<br />

7. Die ersten Schritte<br />

Eine Chance ernst nehmen heißt, die ersten<br />

Schritte so bald wie möglich zu formulieren<br />

und auch die Verantwortungen<br />

dafür zu verteilen. Die Chancenkonferenz<br />

endet wie jedes anderes Meeting mit<br />

dem Plakat, das durch nichts ersetzt werden<br />

kann:<br />

WER tut WAS<br />

bis WANN ?<br />

Im nächsten Heft:<br />

Sitzungen, die effizient ablaufen<br />

Instrumente, Tipps und Tricks für<br />

ein erfolgreiches Sitzungsmanagement<br />

Ludwig Kapfer ist Organisationsberater<br />

und hat in den letzten zehn Jahren über<br />

200 Vereine beraten.<br />

E-Mail: office@gammatrainings.com<br />

www.gammatrainings.com<br />

l e b e n s We r t<br />

23


24<br />

,,<br />

„Die Menschen haben gewaltige Potenziale.<br />

Man muss sie nur ernst nehmen und einladen,<br />

mitzumachen“, sagt Bürgermeister Waltl.<br />

Fotos: Römer (4), Gemeinde Wies (1)<br />

Man muss auf der Hut sein“, sagt<br />

Bürgermeister Mag. Josef Waltl,<br />

„auch wenn auf den ersten Blick alles<br />

passt und alles funktioniert. Zum Beispiel<br />

im Bereich Nahversorgung oder bei<br />

der Infrastruktur. Wenn einmal etwas verloren<br />

ist, ist es nur schwierig wieder aufzubauen.“<br />

Die Gemeinde hat sich deshalb<br />

entschlossen, mit der professionellen<br />

Begleitung durch die Ökologische<br />

<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong> (ÖLE) eine<br />

„Lokale Agenda 21“ durchzuführen.<br />

Sich mit dem eigenen Lebensumfeld<br />

auseinandersetzen<br />

Die ÖLE unterstützt steirische Gemeinden<br />

bei der Umsetzung zukunftsträchtiger,<br />

nachhaltiger, innovativer und kreativer<br />

Entwicklungsleitbilder. „Wichtig ist<br />

ein ganzheitlicher Zugang zum Thema<br />

Gemeinde“, sagt der ÖLE-Regionalbetreuer<br />

Ing. Hubert Langmann: „Es ist kein<br />

Projekt, bei dem man sagt, man hat eine<br />

GEMEINDEN & REGIONEN<br />

Lebenswertes Wies<br />

Eine Lokale-Agenda-Gemeinde<br />

Startphase und nach neun Monaten sind<br />

wir fertig, sondern es ist ein langer Prozess,<br />

an dem die Gemeindeverantwortlichen<br />

gemeinsam mit den Bürgern beteiligt<br />

sind und der lange anhalten soll.“ Bei<br />

der Lokalen Agenda wird das Lebensumfeld,<br />

in dem die Leute leben, so gut wie<br />

möglich durchleuchtet und auf den zukünftigen<br />

Chancen und Möglichkeiten<br />

aufbauend werden Leitbilder und Zielsetzungen<br />

erarbeitet.<br />

An der Lokalen Agenda ist die gesamte<br />

Gemeinde beteiligt. Angesprochen<br />

sind der Gemeindevorstand, die Gemeinderäte,<br />

die Wirtschaftstreibenden, Vereinsobleute<br />

und Mitglieder – die gesamte<br />

Bevölkerung wird zur Mitarbeit eingeladen.<br />

„Dort, wo wir heute stehen, wurden<br />

vor 20, 30 Jahren die Leitplanken gelegt.<br />

Ebenso soll die „Lokale Agenda“, 20<br />

bis 30 Jahre in die Zukunft projiziert, ein<br />

Idealbild erstellen“, sagt Langmann, der<br />

diesen nachhaltigen Gemeinde-Entwicklungsprozess<br />

moderiert und begleitet.<br />

Helmut Römer<br />

Wies geht es gut. Es gibt ein Schulzentrum, ein reges Vereins-<br />

und Kulturleben, Bank, Post, Polizei, Apotheke sind noch da, die<br />

Umwelt ist intakt und relativ viele Klein- und Mittelbetriebe bieten<br />

Arbeitsplätze an. Eigentlich gibt es keinen Grund für die knapp<br />

2.500 Einwohner der im Süden des Bezirkes Deutschlandsberg<br />

gelegenen Gemeinde, an der Zukunft zu zweifeln.<br />

Wies – Zusammenarbeit in den<br />

Vordergrund stellen<br />

Zurück zur Marktgemeinde Wies. Im Mai<br />

2005 hat der Gemeinderat den Beschluss<br />

für eine Lokale Agenda gefasst. Dem vorausgegangen<br />

war im April 2005 ein von<br />

Hubert Langmann moderierter Klausur-<br />

Workshop der Gemeindeverantwortlichen<br />

im Schloss Burgstall. Es galt, sich<br />

von den Anstrengungen der Gemeinderatswahl<br />

zu erholen. Im Zuge der Wahl<br />

hat nämlich ein Bürgermeisterwechsel<br />

stattgefunden und bei der Klausur sollten<br />

die aufgerissenen Gräben zugeschüttet<br />

und der Grundstein für die Zusammenarbeit<br />

in der Zukunft gelegt werden.<br />

Der Erfolg dieser Klausur war durchschlagend<br />

und bereits damals wurde eine Reihe<br />

von Ideen für die Gemeinde entwickelt.


<strong>Zukunfts</strong>werkstatt und<br />

Bürgerversammlung<br />

Ende September 2005 wurde ebenfalls<br />

auf Schloss Burgstall eine von der ÖLE organisierte<br />

<strong>Zukunfts</strong>werkstatt durchgeführt,<br />

bei sich dutzende Bürgerinnen und<br />

Bürger gemeinsam mit den Gemeindeverantwortlichen<br />

Gedanken über die Zukunft<br />

der Gemeinde machten. Die Spanne<br />

der Ideen reichte von der Errichtung<br />

einer Gebärklinik bis zu einem Krematorium,<br />

die Leute machten sich Gedanken<br />

zum Ausbau der Biomasse, zur Sicherung<br />

der Nahversorgung oder wie man die Verkehrsanbindung<br />

verbessern könnte.<br />

Stärken und Schwächen wurden analysiert<br />

und Leitbilder für die Zukunft erarbeitet.<br />

Bei der <strong>Zukunfts</strong>werkstatt haben<br />

ÖLE-Regionalbetreuer Langmann bei der<br />

Bürgerversammlung: „Ihr habt es in der<br />

Hand, eure Zukunft zu gestalten.“<br />

sich ein Koordinationsteam unter der Leitung<br />

des pensionierten Landesbeamten<br />

Ing. Helmut Pelzmann und vier Arbeitsgruppen<br />

für die Bereiche „Wirtschaft“,<br />

„Umwelt“, „Verkehr und Infrastruktur“<br />

und „Gesellschaft und Soziales“ gebildet.<br />

Mitte Oktober 2006 wurde im Beisein<br />

von Landesrat Johann Seitinger eine<br />

Bürgerversammlung abgehalten, bei<br />

welcher der Bevölkerung die Ziele und Inhalte<br />

der „Lokalen Agenda“ vorgestellt<br />

wurden. Die Arbeitskreisleiter haben ihre<br />

Projekte präsentiert und die Menschen<br />

zur Mitarbeit eingeladen.<br />

Von der Fachmarktzeile bis zum<br />

betreuten Wohnen<br />

„Wir haben Stärken, aber wir haben auch<br />

Schwächen“, sagt Vizebürgermeister Peter<br />

Krasser, der sich im Wirtschafts-Arbeitskreis<br />

engagiert: „Es gibt wenige<br />

Fachgeschäfte im Ort, keine Fachärzte,<br />

manche Firmen wandern ab, wir haben<br />

nur wenig Tourismus und die Landwirtschaft<br />

schrumpft.“ Geplante Maßnahmen<br />

dagegen sind etwa die verstärkte<br />

Widmung von Betriebsflächen oder Förderungen<br />

für Bauern, um die ländlichen<br />

Strukturen zu erhalten. Es wird ein wöchentlicher<br />

Bauernmarkt abgehalten und<br />

es ist angedacht, ein Ärztezentrum aufzubauen.<br />

Ein konkretes Projekt ist die Realisierung<br />

einer „Fachmarktzeile“, bei<br />

der Betriebe angesiedelt werden. Vorgespräche<br />

sind im Gang und man hofft, das<br />

Projekt bis zum Sommer dieses Jahres zu<br />

realisieren.<br />

„Mitten in der Gemeinde soll ein Service-<br />

und Sozialzentrum entstehen, in<br />

dem betreutes Wohnen für Senioren, ein<br />

teilzeitbetreutes Wohnen für Menschen<br />

mit Behinderung und ein Ärztehaus für<br />

„Die Leute vor Ort leben in ihrem<br />

Umfeld. Sie wissen, wo sie hinkommen<br />

wollen, und erarbeiten ihre<br />

Ressourcen und Ausgangspunkte.“<br />

Ing. Hubert Langmann, ÖLE-Regionalbetreuer<br />

Zuständiger Regionalbetreuer:<br />

Ing. Hubert Langmann<br />

Baubezirksleitung Graz-Umgebung<br />

8010 Graz, Leonhardstraße 84<br />

Tel. 0316/877-5155<br />

E-Mail: hubert.langmann@stmk.gv.at<br />

ambulante Behandlungen angeboten<br />

werden“, sagt die Leiterin des Sozial-Arbeitskreises,<br />

Christine Stopper. Mittlerweile<br />

wird das Projekt von einer Gruppe<br />

um Gemeinde, den Sozialhilfeverband<br />

und den Verein Mosaik intensiv weiter<br />

verfolgt und es ist mit einer baldigen Realisierung<br />

zu rechnen.<br />

Ortserneuerung<br />

und Marktplatzgestaltung<br />

Als eines von vielen weiteren Projekten<br />

wird in Wies im Rahmen der Lokalen<br />

Agenda auch die bauliche Erneuerung<br />

des Ortszentrums durchgeführt. Ziel ist<br />

die Belebung des Marktplatzes und die<br />

Leitung der Verkehrsströme. Mit der Planung<br />

ist der Verkehrsplaner DI Johann<br />

Rauer betraut, der beeindruckt ist vom<br />

Engagement der Bürger. „Es ist gewaltig,<br />

was sich in Wies tut“, sagt er, „die vielen<br />

aktiven Bürgerinnen und Bürger, die sich<br />

in ihrer Freizeit in den Projektgruppen<br />

einbringen, sind ein ungeheures Potenzial<br />

und stellen sicher, dass die Ideen – wie<br />

die neue Marktplatzgestaltung – perfekt<br />

umgesetzt werden.“<br />

Sollten Sie interessiert sein an der<br />

Umsetzung einer „Lokalen Agenda“ in<br />

Ihrer Gemeinde, an einer <strong>Zukunfts</strong>werkstatt<br />

oder an einer Nahversorgungsinitiative,<br />

wenden Sie sich bitte an die<br />

Landeszentrale der Ökologischen<br />

<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong> (ÖLE)<br />

Tel. 03332/62922-11 (Fax DW 4)<br />

E-Mail: office@oele-stmk.at<br />

www.oele-stmk.at<br />

Sie bekommen rasche und kompetente<br />

Unterstützung!<br />

l e b e n s We r t<br />

25


26<br />

In St. Nikolai ob Draßling leben die 1.121<br />

Einwohner in einer idyllischen, ruhigen,<br />

landwirtschaftlich orientierten Gemeinde<br />

mit einem gewachsenen Ortskern.<br />

Die Infrastruktur und Nahversorgung<br />

ist noch intakt. Es gibt 25 Betriebe<br />

in der Gemeinde und der Ort wird durch<br />

die Kirche, die Volksschule, den Kindergarten,<br />

den Kaufmann, die Bank, der Bäckerei<br />

und das Wirtshaus belebt. Man<br />

lebt bis jetzt fernab der „Hauptverkehrsadern“,<br />

wie Autobahn und Schiene, recht<br />

gut. Derzeit gibt es auch keine augenscheinlichen<br />

Umweltprobleme in der Gemeinde.<br />

Wird es diese Rahmenbedingungen in 15<br />

bis 20 Jahren noch geben? Diese Frage<br />

wurde im Gemeinderat gestellt und man<br />

nimmt die <strong>Zukunfts</strong>entwicklung und die<br />

Gestaltung selbst in die Hand. Mit dem<br />

einstimmigen Gemeinderatsbeschluss,<br />

einen LA21-Prozess zu starten, wurde die<br />

Bevölkerung eingeladen, sich aktiv zu<br />

beteiligen.<br />

In der <strong>Zukunfts</strong>werkstatt am 9. und 16.<br />

November 2005 wurde nach einer genauen<br />

Analyse des Ist-Zustandes durch 45<br />

Gemeindebewohner ein Idealbild für die<br />

Zukunft erarbeitet. Die Teilnehmer wollten<br />

einhellig den Erhalt des intakten Lebensumfeldes<br />

mit einem lebenswerten<br />

Ortszentrum – dies ergaben die Ergebnisse<br />

in den einzelnen Gruppen. Es wurden<br />

Mottos wie „ Da möchte ich leben“, „Unsere<br />

Wellnessoase“, „Die Zukunft in unserer<br />

Hand“, I love Miglo“ oder „ St. Nikolai,<br />

der L(i)ebensbaum“ kreiert.<br />

Startprojekte<br />

Konkrete Projekte am Beginn des LA21-<br />

Prozesses in St. Nikolai ob Draßling sind<br />

die Vermarktung der regionalen Produkte<br />

und die Nutzung der eigenen Wirtschaftsbetriebe.<br />

Ein Projekt, das rasch<br />

umgesetzt werden soll, ist eine umweltfreundliche<br />

Wärmeversorgung mit eigenen<br />

Hackschnitzeln durch die Biowärme<br />

St. Nikolai. Weiters soll die Kinderbetreuung<br />

durch Tagesmütter ausgeweitet werden<br />

und als Naherholungsgebiet für Einheimische<br />

und Gäste bietet sich eine<br />

sanfte Erschließung des Lieberbaches<br />

GEMEINDEN & REGIONEN<br />

Hubert Langmann<br />

St. Nikolai ob Draßling<br />

Die Gemeinde St. Nikolai ob Draßling liegt geographisch zwischen<br />

dem Vulkanland und dem Südweststeirischen Weinland.<br />

Man ist auf der Suche nach einer Identität, die auf Bewusstsein,<br />

Offenheit und Bodenständigkeit aufbaut. Erarbeitet wird das neue<br />

Erscheinungsbild gemeinsam mit der Bevölkerung. Als Instrument<br />

verwendet man einen aktiven Bürgerbeteiligungsprozess,<br />

die Lokale Agenda 21.<br />

an. Bei diesem Projekt muss eine Abstimmung<br />

mit den Jägern erfolgen. Und die Installierung<br />

und Schaffung einer Kultur-<br />

und Tourismusgruppe als Plattform soll<br />

dafür sorgen, dass weitere Themen und<br />

Projekte in diesem Bereich erarbeitet<br />

werden.<br />

Bürgerversammlung<br />

Am 17. März 2006 wurde in der Gemeinde<br />

eine umfangreiche Bürgerinformationsveranstaltung<br />

abgehalten. Neben der<br />

Philosophie der Lokalen Agenda 21 wurden<br />

die ersten Arbeitsschritte und Inhalte<br />

der Bevölkerung präsentiert. Es wurde<br />

eine Fotokollage über die Gemeinde zusammengestellt,<br />

um aufzuzeigen, was<br />

man alles hat und auf welcher Basis man<br />

aufbauen kann. An diesem Abend stellten<br />

sich die drei Arbeitsgruppen „Wirtschaft<br />

und Infrastruktur“, „Kultur und<br />

Tourismus“ sowie „Freizeit und Gesell-<br />

Ergebnis der <strong>Zukunfts</strong>werkstatt: Drei Arbeits-<br />

kreise (Wirtschaft-Infrastruktur; Freizeit-Gesell-<br />

schaft; Kultur-Gesundheit-Tourismus) haben<br />

sich gebildet, wo unterschiedlichste Projekte<br />

entwickelt werden – von der Biowärme St. Niko-<br />

lai bis zur Organisation von Kinderbetreuung.<br />

Fotos: Langmann (2)<br />

schaft“ der Bevölkerung vor und die Menschen<br />

wurden zur weiteren Mitarbeit in<br />

den einzelnen Arbeitskreisen eingeladen.<br />

Bis Herbst 2006 wird der Aktionsplan<br />

mit Visionen, Leitzielen, Maßnahmen,<br />

Projekten und Messgrößen ausgearbeitet.<br />

Parallel dazu werden erste Projekte<br />

wie ein neu gestalteter Kinderspielplatz<br />

umgesetzt. Ziel der „St. Nikolaier“<br />

ist es, ein liebens- und lebenswertes Lebensumfeld<br />

zu erhalten und zu schaffen.<br />

Ing. Hubert Langmann (ÖLE-Regionalbetreuer)<br />

E-Mail: hubert.langmann@stmk.gv.at


In der Gemeinde St. Bartholomä leben<br />

1400 Einwohner, sie ist vorwiegend<br />

landwirtschaftlich strukturiert, die Infrastruktur<br />

im Ortskern ist noch okay, die<br />

Gemeinde ist eine beliebte Wohngemeinde<br />

und Tagestouristen nutzen den hohen<br />

Erholungswert, den die Landgemeinde<br />

bietet. In den letzten Jahren wurden zwei<br />

größere Bauvorhaben, nämlich die Errichtung<br />

des Amtsgebäudes sowie eines<br />

Gasthauses („Bartholomäer Kirchenwirt“)<br />

verwirklicht. Diese Bauwerke sind<br />

ein fester Bestandteil des Ortsbildes und<br />

der Infrastruktur. Der Gemeindevertretung<br />

geht es nun darum, als nächsten<br />

Schritt die Ortsgestaltung in Angriff zu<br />

nehmen.<br />

Ortserneuerung mit<br />

Bürgerbeteiligung<br />

Hubert Langmann<br />

Für eine professionelle Begleitung der<br />

damit verbundenen Maßnahmen hat der<br />

Gemeinderat einstimmig beschlossen,<br />

einen Lokalen-Agenda-21-Prozess, begleitet<br />

durch die Ökologische <strong>Landentwicklung</strong>,<br />

durchzuführen. „Ein Grund ist<br />

sicher, dass durch die Einbettung unseres<br />

ÖLE-Regionalbetreuers Ing. Langmann<br />

in die Landesstrukturen bestmögliche<br />

Förderungsmöglichkeiten für die Ortserneuerung<br />

erzielt werden“, sagt Bürgermeister<br />

Josef Birnstingl, „dabei ist<br />

uns selbstverständlich die Einbindung<br />

und Mitwirkung der Bevölkerung an<br />

wichtigen Maßnahmen eine Herzensangelegenheit.<br />

Denn nur gemeinsam und<br />

miteinander können Ziele erreicht werden.“<br />

Der Bürgermeister weiter: „Der Begriff<br />

,Nachhaltigkeit‘ ist für die Gemeinde<br />

St. Bartholomä kein Lippenbekenntnis,<br />

sondern ein Auftrag. Es sollen Visionen<br />

und Leitbilder erstellt werden, um zu erkennen,<br />

in welche Richtung sich unsere<br />

Gemeinde entwickelt.“<br />

GEMEINDEN & REGIONEN<br />

Gestaltung St. Bartholomä<br />

Die nordwestlich von Graz gelegene Gemeinde St. Bartholomä<br />

setzt auf nachhaltige Gemeindeentwicklung und setzt eine „Lokale<br />

Agenda 21“ um. Ein Schwerpunkt dabei ist die Ortserneuerung.<br />

Einer der Aktivbürger: Koordinationsteamlei-<br />

ter Pfarrer Pater Paulus<br />

„Der LA21-Prozess mit der<br />

Ökologischen <strong>Landentwicklung</strong><br />

soll der Leitfaden für unsere<br />

zukünftige Gemeindearbeit sein.“<br />

Fotos: St. Bartholomä<br />

Bgm. Josef Birnstingl<br />

In der <strong>Zukunfts</strong>werkstatt am 25. und 30.<br />

November 2005 erfolgte durch drei Dutzend<br />

Bürgerinnen und Bürger eine Bestandsaufnahme<br />

der derzeitigen Situation.<br />

Das dabei erarbeitete <strong>Zukunfts</strong>bild<br />

fußt auf einem lebenswerten Ortszentrum<br />

und einer gepflegten Kulturlandschaft.<br />

Es wurden Mottos wie „das Tor<br />

zum Paradies“, „liebens- und lebenswertes<br />

St. Bartholomä“, kreiert. In der Gemeinde<br />

ist man sich über Stärken und Defizite<br />

bewusst.<br />

Ein wichtiges Anliegen ist die Verbesserung<br />

der Sicherheit der Schul- und Kindergartenkinder<br />

auf dem Weg zur Schule<br />

bzw. zum Kindergarten. Zu verbessern ist<br />

ein wichtiges Anliegen in der Landgemeinde<br />

nordwestlich von Graz. Die 90<br />

Kinder werden mit reflektierenden Bändern<br />

seitens der Gemeinde ausgestattet.<br />

Damit soll die Sicherheit auf den Gemeindestraßen<br />

erhöht werden. Die Übergabe<br />

erfolgte bei der Bürgerinformationsveranstaltung<br />

am 19. März. Neben der Sicherheit<br />

für Kinder gibt es schon konkrete<br />

Projektansätze wie die Ortsbildgestaltung,<br />

den Bauernmarkt, den Wohnbau,<br />

einen Platz für die Jugend und das Jugendzentrum,<br />

die alte Kirche als kulturelles<br />

Zentrum, die Forcierung der erneuerbaren<br />

<strong>Energie</strong> oder die Platzsanierung<br />

beim Lagerhaus.<br />

Bei der Bürgerinformationsveranstaltung<br />

Mitte März wurden der Hintergrund<br />

der „Lokalen Agenda 21“ erklärt und die<br />

ersten Arbeitsschritte und Inhalte der Bevölkerung<br />

präsentiert. Um die Ideen und<br />

Anregungen aller Gemeindebewohner zu<br />

bekommen, wird ein Fragebogen gemeinsam<br />

mit der Universität Graz ausgearbeitet,<br />

dessen Ergebnisse in den LA21-Prozess<br />

einfließen.<br />

Ihre Meinung zählt!<br />

Schreiben Sie uns:<br />

redaktion@oele-stmk.at<br />

Ing. Hubert Langmann (ÖLE-Regionalbetreuer)<br />

E-Mail: hubert.langmann@stmk.gv.at<br />

l e b e n s We r t<br />

27


28<br />

,,<br />

Peter Uhl<br />

Kluge Köpfe<br />

Die Kinder von Eichberg<br />

Kinder und Jugend sind unsere Zukunft!“<br />

Unter diesem Motto startete<br />

die oststeirische Gemeinde Eichberg ein<br />

Förderungsprojekt, das von Initiativen<br />

vom Kindergarten bis zu Unterstützungen<br />

für Jungfamilien reicht. Diese Initiative<br />

entstand aus einem „Agenda-21-Arbeitskreis“,<br />

in welchem von der Kindergärtnerin<br />

bis zur Seniorenvertreterin<br />

Ideen für ein mehrjähriges <strong>Zukunfts</strong>projekt<br />

für junge Eichbergerinnen und Eichberger<br />

erarbeitet wurden.<br />

Wertschätzung für die Kinder<br />

Startschuss war bei der österreichischen<br />

Meisterschaft im Riesenkürbisabwiegen<br />

im Herbst 2004. Alle Kinder des Kindergartens<br />

und der Volksschule wurden als<br />

Models geladen und von einer professionellen<br />

Fotografin fotografiert. Die Bilder<br />

waren der erste Schritt einer begleitenden<br />

Dokumentation durch die Kinder-<br />

und Jugendjahre im gesellschaftlichen<br />

Gefüge der Gemeinde Eichberg. Ziel der<br />

Initiative ist, örtliche Identität zu stiften<br />

und damit die Zukunft der Kinder mit ihrem<br />

eigenen Lebensraum zu verbinden.<br />

Am wichtigsten ist aber, den Kindern zu<br />

zeigen, dass man sie schätzt und ernst<br />

nimmt. Im Rahmen einer Vernissage in<br />

der Volksschule im Frühjahr 2005 wurden<br />

GEMEINDEN & REGIONEN<br />

Ausdruck der Wertschätzung für die Jun-<br />

gen: Hunderte Grußkarten mit Motiven der<br />

Eichberger Kinder wurden gedruckt und an<br />

die Kinder verteilt. Die Bilder sind der<br />

Beginn einer Fotodokumentation durch die<br />

Kinder- und Jugendjahre.<br />

Den jungen Leuten Perspektive und Heimat geben –<br />

dies ist das Ziel der Gemeinde Eichberg. Eine Reihe von<br />

Kinder- und Jugendinitiativen soll die Jungen in das soziale<br />

und kulturelle Umfeld der Gemeinde einbinden.<br />

die Bilder nicht nur den Kindern, Eltern<br />

und Verwandten, sondern der gesamten<br />

Gemeindebevölkerung präsentiert. Bei<br />

diesem Fest wurde auf die Wichtigkeit<br />

der Familie und im Besonderen auf die<br />

Wertschätzung unserer Kinder verwiesen.<br />

Die Kindergartenleiterin konnte bei<br />

diesem Festakt die pädagogischen Ziele<br />

und Schwerpunkte des Kindergartenjahres<br />

den Anwesenden näher bringen.<br />

Tagesbetreuung mit Musikunterricht<br />

Als weiterer Schritt wurde mit dem laufenden<br />

Schuljahr eine Tagesbetreuung<br />

an der Volksschule gestartet: An jedem<br />

Mittwoch werden die Kindergartenkinder,<br />

welche die Tagesbetreuung in Anspruch<br />

nehmen, von einer Tagesmutter<br />

betreut. Auch Volksschulkinder können<br />

an diesem Betreuungsprojekt teilnehmen.<br />

Zusätzlich wird den Volksschulkindern<br />

nach einem gemeinsamen Mittagessen<br />

von pädagogisch gebildeten Lehrkräften<br />

Lernunterstützung geboten. Eine<br />

neue Idee ist, im Rahmen der Tagesbetreuung<br />

für die Kinder auch Musikunterricht<br />

anzubieten. Die Kreativität der jungen<br />

Leute soll durch gemeinsames Musizieren,<br />

Singen und Spielen gefördert<br />

werden – und manche der Kinder werden<br />

sicher den Nachwuchs für die örtliche<br />

Musikkapelle bilden. Da dieses Angebot<br />

von den Kindern und Eltern überaus positiv<br />

angenommen wird, wird diese Betreuung<br />

im kommenden Schuljahr auf mehrere<br />

Tage ausgedehnt.<br />

Reden mit den Jugendlichen<br />

Nicht nur für die „Jüngsten“ wird in Eichberg<br />

etwas gemacht. So erfüllt unsere Jugendgemeinderätin<br />

Susanne Schlick, die<br />

selber jugendliche 19 Jahre alt ist, den<br />

neuen Jugendraum thematisch mit Leben.<br />

Der Raum ist täglich geöffnet und in<br />

regelmäßigen Abständen treffen sich altersmäßig<br />

gestaffelt junge Menschen gemeinsam<br />

mit Streetworkern und besprechen<br />

und diskutieren für Sie interessante<br />

und aktuelle Themenbereiche.<br />

Und für Jungfamilien, die bauen wollen,<br />

hat sich die Gemeinde Eichberg etwas<br />

Besonderes einfallen lassen. Der Ankauf<br />

der Baugründe wird mit bis zu 50<br />

Prozent gefördert. Die Gemeinde Eichberg<br />

verbindet mit diesen Initiativen die<br />

Schaffung von örtlicher Identität bereits<br />

in den Kinder- und Jugendjahren und<br />

möchte junge Familien aktiv unterstützen.<br />

Es soll damit einerseits Zukunft und<br />

Heimat mit dem Lebensraum Gemeinde<br />

verbunden werden und andererseits einer<br />

späteren Abwanderung durch bewusstes<br />

Erleben des sozialen und kulturellen<br />

Umfeldes entgegengesteuert werden.<br />

Ing. Peter Uhl ist Bürgermeister<br />

der LA21-Gemeinde Eichberg.<br />

E-Mail: bgm@eichberg.at<br />

www.eichberg.at<br />

Fotos: Rauchenberger, Römer


Öffentlicher Wohnbau, Sportstätten,<br />

Feuerwehrhäuser, Industriebauten,<br />

Referenzbauten im Tourismus – das Prozedere<br />

läuft immer ähnlich ab: Der Bedarf<br />

ist da – eine Idee wird geboren – man<br />

entscheidet sich für ein bestimmtes Projekt<br />

– ein Projektkonzept wird erstellt –<br />

das Projekt wird geplant – Ausschreibung<br />

– Spatenstich und Baubeginn.<br />

Die <strong>Steiermark</strong> ist eines der führenden<br />

Bundesländer im Holzbau, trotzdem<br />

werden viele öffentliche Bauten zum Teil<br />

aufgrund des noch herrschenden Informationsdefizits<br />

nicht mit dem wertvollen<br />

heimischen Baustoff Holz umgesetzt.<br />

Gründe dafür gibt es viele: Entweder wird<br />

an den Baustoff Holz gar nicht gedacht,<br />

oder der Planer hat zu wenig Erfahrung<br />

mit Holzbauten und somit zu wenig<br />

Kenntnis über den Baustoff, es fehlt die<br />

Fachberatung vor Ort, es fehlt die Kenntnis<br />

über bereits realisierte Holzbau-Leitprojekte<br />

– und immer wieder kommt<br />

dann, wenn es zu spät ist, der Satz:<br />

„Wenn wir das gewusst hätten, hätten<br />

wir das Ganze in Holz gebaut“...<br />

WIRTSCHAFT & NACHHALTIGKEIT<br />

PR<br />

„Wenn wir das<br />

gewusst hätten …“<br />

Dass trotz der unbestrittenen<br />

Vorteile des Holzes nicht mehr<br />

mit diesem genialen Baustoff<br />

gebaut wird, liegt vielfach an<br />

der mangelnden Information.<br />

Die neue Fachberatung von<br />

proHolz informiert und unterstützt<br />

bei der Projektabwicklung<br />

und beim Bau.<br />

Holzfachberatung neu<br />

Und hier setzt die „Holzfachberatung<br />

neu“ von proHolz <strong>Steiermark</strong> an: Laufende<br />

aktive Marktbeobachtung, wo größere<br />

Bauvorhaben geplant sind – Prüfung,<br />

ob eine Umsetzung dieser Bauten mit<br />

Holz beziehungsweise in Mischbauweise<br />

sinnvoll wäre und auf Wunsch der Bauherren<br />

Unterstützung bei der Projektabwicklung<br />

und der Projektfinanzierung<br />

(zum Beispiel durch Hinweise auf mögliche<br />

Förderungen), damit auch der Rohstoff<br />

„Holz“ eine gerechte Chance erhält<br />

und ebendiese „Wenn ...“-Aussagen von<br />

vornherein vermieden werden.<br />

Natürlich zählt in weiterer Folge auch<br />

die Begleitung der Bauumsetzung zu den<br />

Aufgaben der „Holzfachberatung neu“.<br />

Im Hintergrund steht dabei ein starkes<br />

Netzwerk aus Holzbauunternehmen, Statikern,<br />

Architekten, Finanzierungsinstituten,<br />

Förderungsexperten etc. Auch die<br />

permanente Öffentlichkeitsarbeit beispielsweise<br />

mit der medialen Berichterstattung<br />

über Baufortschritte, dem Erstellen<br />

von Baudokumentationen oder<br />

der Durchführung von Veranstaltungen<br />

auf der Baustelle wird von proHolz <strong>Steiermark</strong><br />

angeboten.<br />

Wenn auch Sie in nächster Zeit Bauvorhaben<br />

planen und sich die Frage stellen,<br />

ob der Baustoff „Holz“ in Ihrem Gebäude<br />

sinnvoll eingesetzt werden kann,<br />

steht unser Team der „Holzfachberatung<br />

neu“ unter der Leitung von DI (FH) Erhard<br />

Pretterhofer jederzeit gerne mit aktuellen,<br />

umfangreichen Informationen zur<br />

Verfügung!<br />

proHolz <strong>Steiermark</strong><br />

DI (FH) Erhard Pretterhofer<br />

8020 Graz, Reininghausstraße 13a<br />

Tel. 0316/587860-212<br />

E-Mail: pretterhofer@proholz-stmk.at<br />

Ein innovatives Konzept<br />

für innovative Bauten ...<br />

Wir von proHolz <strong>Steiermark</strong> haben das<br />

Konzept für die „Holzfachberatung neu“<br />

aus aktuellem Anlass für den Markt aufbereitet.<br />

Dabei sprechen wir ein breites Zielpublikum<br />

an: Ob Auftraggeber aus dem<br />

kommunalen Wohnbau, dem Gewerbe-<br />

und Industriebau, dem Tourismus oder<br />

dem Sportstättenbau – das Einsatzgebiet<br />

ist umfangreich! Unser Ziel ist, durch den<br />

vermehrten Einsatz von Holz den Holzabsatz<br />

nachhaltig zu steigern und dadurch<br />

die regionale Wertschöpfung in der <strong>Steiermark</strong><br />

zu erhöhen. Eng damit verbunden ist<br />

natürlich die Sicherung von wichtigen Arbeitsplätzen<br />

in der Region. Bei all diesen<br />

Bauten steht die optimale Kombination<br />

aus wirtschaftlichen und qualitativen Faktoren<br />

im Mittelpunkt – kurz gesagt: Qualitativ<br />

hochwertigste Bauten aus Holz beziehungsweise<br />

in Mischbauweise, und das zu<br />

einem angemessenen Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />

Weiters wird der Fokus auf eine<br />

möglichst ganzheitliche Projektbetreuung<br />

gelegt – das heißt, dass der Bauherr einen<br />

zentralen Ansprechpartner hat, der einerseits<br />

das Know-how rund um den Baustoff<br />

„Holz“ besitzt und andererseits ein profundes<br />

Fachwissen im Bereich Projektabwicklung<br />

und Projektumsetzung aufweist.<br />

Überzeugen Sie sich selbst vom hohen Potenzial<br />

des Holz-Netzwerkes in der <strong>Steiermark</strong>!<br />

Ing. Joachim Reitbauer ist der Geschäftsführer<br />

von proHolz <strong>Steiermark</strong>.<br />

l e b e n s We r t<br />

29


30<br />

Der Maiswurzelbohrer dringt von<br />

Osten her in die <strong>Steiermark</strong> vor.<br />

Mit wöchentlich kontrollierten Lock-<br />

stoff-Fallen wird die Verbreitung des<br />

Schädlings überwacht.<br />

Fotos: FA10B (6), Begsteiger (1)<br />

WIRTSCHAFT & NACHHALTIGKEIT<br />

Peter Hohengaßner<br />

Pflanzenschädlinge auf<br />

Globalisierungskurs<br />

Land- und forstwirtschaftliche Kulturen werden durch eine<br />

Vielzahl von Schaderregern bedroht. Neue Bedrohungen für<br />

die heimischen Kulturen bringen aber zunehmend in Österreich<br />

bisher unbekannte Schaderreger. Ein Bericht über Biologie,<br />

Verbreitung und behördliche Strategien zur Verhinderung<br />

ihrer Ausbreitung in der <strong>Steiermark</strong> .<br />

Insekten, Nematoden, Pilze, Bakterien<br />

und Viren verursachen jährlich weltweit<br />

enorme Schäden und strengere Umweltstandards<br />

schränken vor allem in<br />

den Industriestaaten die Möglichkeiten<br />

für eine chemische Schädlingsbekämpfung<br />

in der landwirtschaftlichen Produktion<br />

zunehmend ein; alternative Bekämpfungsmöglichkeiten,<br />

wie der Einsatz von<br />

Nützlingen und die Verwendung resistenter<br />

Sorten nehmen daher zu.<br />

Maiswurzelbohrer – der Milliarden-Dollar-Käfer<br />

Ein neuer Schaderreger, der Maiswurzelbohrer,<br />

der trotz aller Bekämpfungsanstrengungen<br />

(einschließlich des Einsatzes<br />

von gentechnisch veränderten Maissorten)<br />

in seinem Ursprungsgebiet, den<br />

USA, große Schäden verursacht und zu<br />

Recht als Milliarden-Dollar-Käfer bezeichnet<br />

wird, wächst auch in Europa zu<br />

einem Problem heran. Er hat seit den frühen<br />

1990er Jahren – ausgehend vom<br />

Raum Belgrad – große Teile Südosteuropas<br />

erobert. Dass er auch in anderen europäischen<br />

Staaten immer in der Nähe<br />

von Flughäfen gefangen worden ist, deutet<br />

auf seine zügellose Reiselust hin. Europaweit<br />

verursacht der Blattkäfer einen<br />

Schaden von jährlich 300 Millionen Euro<br />

– Tendenz stark steigend.<br />

Seit 2003 wird im Zuge von EU-Monitoringprogrammen,<br />

mit wöchentlich kontrollierten<br />

Lockstofffallen, sein Vordringen<br />

auch in der <strong>Steiermark</strong> überwacht<br />

und seine geographische Verbreitung<br />

festgestellt. „Wir haben im Vorjahr an 160<br />

ausgewählten Standorten Fallen aufgestellt<br />

und in 75 Fällen wurde der Maiswurzelbohrer<br />

nachgewiesen“, sagt DI Josef<br />

Pusterhofer, der Leiter des Landwirtschaftlichen<br />

Versuchszentrums in Haidegg,<br />

dessen Mitarbeiter vom Amtlichen<br />

Pflanzenschutzdienst die Untersuchungen<br />

durchführen. Der Käfer und seine<br />

Larven haben in Niederösterreich, dem<br />

Burgenland und der <strong>Steiermark</strong> bereits<br />

Maisanbauflächen von 80.000 Hektar erfasst.<br />

Fruchtfolge und gebeiztes Saatgut<br />

Für die politischen Bezirke Radkersburg<br />

und Fürstenfeld sowie für festgelegte Gemeinden<br />

in den Bezirken Feldbach, Hartberg<br />

und Weiz sind im Vorjahr zur Bekämpfung<br />

des Schaderregers noch vor<br />

der Saat Maßnahmen (Fruchtfolge mit


„Durch die rechtzeitigen Maßnahmen<br />

ist es gelungen, nennenswerte<br />

Ernteausfälle zu vermeiden.“<br />

Landesrat Johann Seitinger.<br />

Mais nur jedes zweite Jahr oder alternativ<br />

dazu Saatgutbeizung gegen den Larvenfraß)<br />

verordnet worden. Die Überwachungsergebnisse<br />

im Vorjahr haben zur<br />

Erweiterung des von den Maßnahmen<br />

betroffenen Gebiets (etabliertes Gebiet)<br />

in der <strong>Steiermark</strong> mit der Anfang des Jahres<br />

2006 beschlossenen Maiswurzelbohrerverordnung<br />

geführt.<br />

Zum Vergleich: Im burgenländischen<br />

Seewinkel hat der Maiswurzelbohrer bereits<br />

die gesamte Maianbaufläche von<br />

27.000 Hektar befallen und teilweise zu<br />

Ertragsausfällen geführt. Der Einsatz zugelassener<br />

chemischer Bekämpfungsmittel<br />

gegen den flugfähigen Käfer im Erwachsenenstadium<br />

scheitert bislang an<br />

der schwierigen und teuren Ausbringungstechnik<br />

(Ausbringung in den stehenden<br />

Mais notwendig). Für wirtschaftliche<br />

Schäden in den steirischen Maisbeständen<br />

sind die Käferpopulationen noch<br />

zu klein, die Einhaltung der verordneten<br />

Maßnahmen soll helfen, den Käferbestand<br />

weiterhin gering zu halten. Dennoch<br />

ist die Zeit zu nutzen, weitere wirksame<br />

und praxistaugliche Strategien gegen<br />

diesen Schaderreger zu entwickeln.<br />

Der Kampf gegen den Feuerbrand<br />

Das Bakterium „Erwinia amylovora“ als<br />

Erreger des Feuerbrandes verursacht seit<br />

dem Jahr 2000 in der <strong>Steiermark</strong> alljährlich<br />

Schäden. Auch im Vorjahr waren<br />

Kernobstanlagen davon wieder betroffen.<br />

Selbst wenn bei Apfelbäumen durch<br />

sachgerechten Rückschnitt Anlagen teilweise<br />

erhalten werden können, führt bei<br />

Birnen und Quitten meist kein Weg an der<br />

gänzlichen Rodung befallener Anlagen<br />

vorbei. Die landesrechtlichen Regelungen<br />

mit landesweiten Verboten für Produktion,<br />

Auspflanzung und Verbringung<br />

bestimmter Wirtspflanzen und mit Be-<br />

Feuerbrandsbefallzonen 2006:<br />

In den betroffenen Gemeinden gelten beson-<br />

dere Vorsichtsmaßnahmen – etwa Beschrän-<br />

kungen für die Bienenwanderung. Der Feuer-<br />

brand wird durch ein Bakterium verursacht<br />

und ist nur sehr schwierig zu bekämpfen, oft<br />

ist die Rodung der letzte Ausweg.<br />

schränkungen für die Bienenwanderung<br />

in Feuerbrandbefallszonen sollen die<br />

weitere Ausbreitung bremsen und die<br />

wirtschaftlichen Schäden gering halten.<br />

In mehreren Projekten wird daran gearbeitet,<br />

weitere geeignete Bekämpfungs-<br />

und Eindämmungsmaßnahmen zu finden.<br />

Ein geschärftes Problembewusstsein<br />

in allen Bevölkerungskreisen für die ersten<br />

Verdachtssymptome, wie hakenförmige<br />

Triebverkrümmungen, angesengt<br />

aussehende Blütenbüschel und dörrobstähnliche<br />

Fruchtmumien, kann der Früherkennung<br />

erster Infektionen, zuvorderst<br />

in den überwiegend noch befallsfreien<br />

Landesteilen, wesentlich dienen. Die gesetzlich<br />

verpflichtende Meldung an den<br />

Feuerbrandbeauftragten der Gemeinde<br />

gewährleistet in weiterer Folge, dass<br />

Sachverständige der Behörde den Verdachtsfall<br />

inspizieren und erforderlichenfalls<br />

Proben nehmen. Bestätigt sich ein<br />

Befallsverdacht, werden vom Amtlichen<br />

Pflanzenschutzdienst <strong>Steiermark</strong> geeignete<br />

Bekämpfungsmaßnahmen angeordnet.<br />

Eigenmächtige Bekämpfungsversuche<br />

können bei Unterlassung der da-<br />

Weitere detaillierte Informationen<br />

über den Feuerbrand bis hin zu aktuel-<br />

len geographischen Informationen für<br />

Imker gibt es unter der Internetadresse<br />

http://feuerbrand.steiermark.at<br />

bei unerlässlichen Hygienemaßnahmen<br />

mehr Schaden als Nutzen anrichten!<br />

Bebildertes Informationsmaterial<br />

über Feuerbrand liegt bei allen steirischen<br />

Gemeinden auf.<br />

Die angeführten Schaderreger sind<br />

Beispiele dafür, wie wichtig behördliche<br />

Reglementierungen und die Überwachung<br />

ihrer Einhaltung zur Verhinderung<br />

größerer Schäden sind. Und sie sind Beispiele<br />

dafür, dass der durch die Globalisierung<br />

verursachte, immer schrankenloser<br />

werdende Warenverkehr den Schädlingen<br />

die Verbreitung über größere Distanzen<br />

erlaubt.<br />

Mag. Peter Hohengaßner ist Mitarbeiter<br />

im „Referat Amtlicher Pflanzenschutzdienst<br />

und Qualitätskontrolle“ der Fachabteilung<br />

10B – Landwirtschaftliches Versuchszentrum,<br />

Graz-Haidegg<br />

l e b e n s We r t<br />

31


32<br />

Ilzer Weinler, Krummstiel,<br />

Schafnase, Mostbirn’... –<br />

gab es früher Dutzende geschmackvolle<br />

Obstsorten, ist<br />

das Angebot heute auf eine<br />

Handvoll Sorten geschrumpft.<br />

Schade eigentlich, denn<br />

die alten Sorten sind vielfach<br />

geschmack- und wertvoller<br />

als heutiges Obst.<br />

In der Versuchsstation für<br />

Obst- und Weinbau Haidegg<br />

werden die alten Sorten gesammelt<br />

und die genetische<br />

Vielfalt gesichert.<br />

Der Obstbau war schon seit jeher ein<br />

wichtiger Betriebszweig der Landwirtschaft<br />

in der <strong>Steiermark</strong>. Immer wieder<br />

gab es große Initiativen, um den<br />

Obstbau zu fördern. Man denke dabei nur<br />

an Erzherzog Johann, den großen Förderer<br />

des Obst- und Weinbaues in der <strong>Steiermark</strong>.<br />

Auch heute noch ist die <strong>Steiermark</strong><br />

das bedeutendste Obstbau betreibende<br />

Bundesland in Österreich. Über 80<br />

Prozent der Intensivkulturen Österreichs<br />

stehen in diesem Bundesland. Besonders<br />

herausragend ist die Bedeutung der<br />

<strong>Steiermark</strong> beim Anbau von Äpfeln und<br />

Birnen, die Tafelapfelproduktion hat heute<br />

ein Volumen von über 165.000 Tonnen<br />

erreicht.<br />

Obstbau früher ...<br />

Der Wandel der Wirtschaft hat dazu geführt,<br />

dass die Bedeutung des landschaftsprägenden<br />

Obstbaumes auf Sämlingsunterlage<br />

stark abgenommen hat.<br />

Früher wurden die Früchte als Tafelobst<br />

vermarktet und zu Most verarbeitet; auch<br />

die Holznutzung für den Möbelbau war<br />

mit diesen landschaftsprägenden Obstbäumen<br />

möglich. Durch das ständige Ansteigen<br />

der Kosten für die Handarbeit<br />

wurde die Umstellung auf kleinere Baumformen<br />

beschleunigt. Heute findet der<br />

Marktobstanbau ausschließlich in Intensivanlagen<br />

mit schwach wachsenden Unterlagen<br />

statt.<br />

... und heute<br />

WIRTSCHAFT & NACHHALTIGKEIT<br />

Leonhard Steinbauer<br />

Schafnase und Mostbirn<br />

Zwei Drittel des Apfelangebotes<br />

werden heute mit nur mehr<br />

drei Sorten gestellt.<br />

Durch die Globalisierung und die damit<br />

stattfindende Vergrößerung des Angebotes<br />

an verschiedenen Obstarten kam es<br />

zu einer Einengung des Sortenspiegels.<br />

Da die Verkaufsabteilungen in der Größe<br />

nicht so stark zunehmen wie das Angebot<br />

an den verschiedenen Obstarten, können<br />

pro Obstart nur mehr wenige Sorten angeboten<br />

werden.<br />

Auch die zunehmende Mechanisierung<br />

verringert die Sortenvielfalt, da viele<br />

alte Streuobstbäume gerodet wurden,<br />

um die Flächen an die Bewirtschaftung<br />

mit größeren Maschinen und Geräten anzupassen.<br />

Die gedrückte Erlössituation<br />

für Mostobst hat diesen Trend noch zusätzlich<br />

beschleunigt. Alles in allem eine<br />

leider sehr negative Entwicklung. Mit<br />

dem österreichischen Programm für eine<br />

umweltschonende Landwirtschaft wurde<br />

versucht, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.<br />

Deshalb wurde schon vor zwanzig Jahren<br />

an der Versuchsanstalt für Obst- und<br />

Weinbau Haidegg damit begonnen, alte<br />

Apfel- und Birnensorten zu sammeln. Aus<br />

den verschiedensten Bezirken der <strong>Steiermark</strong><br />

haben Univ.-Prof. DI Dr. Herbert<br />

Keppel und Dr. Heinz Otto – mit Unterstützung<br />

des landwirtschaftlichen Schulwesens<br />

– Sorten identifiziert, gesammelt<br />

und an einem Standort östlich von Graz<br />

ausgepflanzt. Dieser so genannte „Gen-<br />

„Genpool“ für alte Sorten:<br />

Über dreihundert Apfelsorten und über<br />

80 Birnensorten werden derzeit in der Obst-<br />

bau-Versuchsanstalt Haidegg gezüchtet.<br />

Foto: Römer<br />

pool“ befindet sich in Wagersbach mit eieiner Fläche von 70.000 Quadratmetern.<br />

Genetischer Fingerabdruck<br />

Seit fünf Jahren werden diese Sorten<br />

durch Mitarbeiter des Institutes für Pflanzenwissenschaften<br />

an der Universität<br />

Graz weitestgehend untersucht. So wurden<br />

durch Analysen die Zuckermuster,<br />

die Säure- und Gerbstoffgehalte der einzelnen<br />

Sorten genau festgestellt und ein<br />

„genetischer Fingerabdruck“ mittels der<br />

Mikrosatellitenanalyse festgehalten. Damit<br />

wird diese pomologische Sammlung<br />

nach dem letzten Stand der Technik geführt.<br />

Die Erhaltung dieser alten Sorten<br />

ist ein wesentlicher Beitrag des Landes<br />

zur Sicherung der genetischen Vielfalt.<br />

Vielleicht kommt es einmal zu einer Renaissance<br />

einiger alter Sorten, sei es,<br />

weil spezielle Inhaltsstoffe eine besondere<br />

Bedeutung bekommen, sei es für<br />

touristische Zwecke. Die <strong>Steiermark</strong> ist<br />

auf jeden Fall dafür gerüstet!<br />

Dr. Leonhard Steinbauer ist Referatsleiter<br />

in der Fachabteilung 10B<br />

E-Mail: leonhard.steinbauer@stmk.gv.at


In der Region Feldbach entsteht<br />

ein weltweit einzigartiges<br />

Pilotprojekt, um den Klimawandel<br />

zu untersuchen.<br />

150 Messstationen werden<br />

genaue Aufschlüsse über die<br />

Erderwärmung geben.<br />

Viele, die sich den heurigen schneereichen<br />

Winter und den vorigen verregneten<br />

Sommer vor Augen führen, können<br />

kaum glauben, dass es die durch die<br />

Treibgase verursachte Erderwärmung<br />

und den Klimawandel gibt. Dennoch –<br />

Klimamodelle für dieses Jahrhundert sagen<br />

voraus, dass die globale Temperatur<br />

beim derzeitigen Treibhausgas-Ausstoß<br />

bis zum Jahr 2100 um bis zu 3,5 Grad Celsius<br />

ansteigen wird. Dieser Temperaturanstieg<br />

ist die größte Klimaveränderung<br />

seit der letzten Eiszeit und die Prognosen<br />

sprechen davon, dass bis zum Jahr 2080<br />

der Nordpol im Sommer eisfrei sein wird.<br />

Diese Entwicklung wird ungeahnte Auswirkungen<br />

auf unser Ökosystem haben,<br />

flachen Küstenregionen droht die Überflutung,<br />

Naturkatastrophen wie Dürren<br />

oder Hurrikane werden zunehmen. Der<br />

Hurrikan-Sommer 2005 mit dem traurigen<br />

Höhepunkt der Überflutung New Orleans’<br />

ist noch in trauriger Erinnerung.<br />

Dies ist eine Entwicklung, die bereits jetzt<br />

zu beobachten ist – und dabei halten wir<br />

erst bei einem vom Menschen verursachten<br />

globalen Temperaturanstieg von rund<br />

0,6 Grad Celsius.<br />

Feldbach als Musterregion zur<br />

Klimaerforschung<br />

Der Klimawandel als weltweites Phänomen<br />

hat unmittelbare Auswirkungen auf<br />

unseren Lebensraum. Beispielsweise ist<br />

in der Südoststeiermark die globale Erwärmung<br />

seit 1960 mit 3,1 Grad wesentlich<br />

höher als im globalen Durchschnitt.<br />

Sommertrockenheit und Wassermangel<br />

stellen Landwirte und Touristikverantwortliche<br />

regelmäßig vor große Herausforderungen.<br />

Doch wie genau geht die<br />

Temperaturänderung vonstatten? In der<br />

Region Feldbach wird seit heuer das weltweit<br />

einzigartige Meteorologie-Projekt<br />

„WegenerNet“ umgesetzt. 150 Messstationen<br />

in einem 15 mal 20 Kilometer großen<br />

Gebiet zwischen Kirchberg und Hatzendorf<br />

und zwischen Gnas und Kapfen-<br />

Helmut Römer<br />

Es wird wärmer –warum?<br />

Wegener-Netzwerk – Untersuchungen<br />

über den Klimawandel<br />

Projektleiter Univ.-Prof. Kirchengast:<br />

„Die Klima- und Umweltänderungen haben<br />

gravierende wirtschaftliche Folgen für<br />

die Menschen.“<br />

UMWELT & LEBENSQUALITÄT<br />

stein werden die klein-regionale Klimaentwicklung<br />

in neuartiger Feinheit und<br />

Genauigkeit vermessen. Alle fünf Minuten<br />

werden Daten über Temperatur, Niederschlag<br />

oder Bodenfeuchtigkeit über<br />

das Funknetz in das Wegener-Zentrum in<br />

Graz übertragen.<br />

„Wir gewinnen damit Wetter- und Klimadaten<br />

in einer Dichte, wie es sie bisher<br />

noch nie gab“, freut sich der Geophysiker<br />

Univ.-Prof. Gottfried Kirchengast, der Leiter<br />

des Pilotprojektes: „Bisher hatten wir<br />

trotz Wetter-Radar zu wenig Daten, um<br />

die Entwicklung von Niederschlag, Gewittern,<br />

Sturm oder Hagel genau bestimmen<br />

zu können.“ Partner des Projektes<br />

sind die Agrarunion-Südost und die Landwirtschaftskammer.<br />

Die Region Feldbach<br />

wird damit zur Musterregion zur Erforschung<br />

zukünftiger Klima-, Wetter- und<br />

Umweltrisiken im Rahmen des Klima-<br />

wandels und möglicher wirtschaftlicher<br />

und gesellschaftlicher Folgen. Darüber<br />

hinaus entsteht auch ein vielfältiger weiterer<br />

Nutzen für die Gemeinden und alle<br />

Einwohner. Das System erlaubt etwa die<br />

Diagnose kleinregionaler Wetterereignisse,<br />

zum Beispiel von Starkniederschlägen<br />

und Hagelereignissen, es unterstützt<br />

die Wettervorhersage und überwacht<br />

die Wasserverfügbarkeit in der Region<br />

Oststeiermark.<br />

Weitere Informationen über<br />

das Wegener-Netzwerk bei:<br />

Mag. Sophia Binder<br />

Wegener-Zentrum für Klima<br />

und Globalen Wandel<br />

Tel. 0316/380-8461<br />

E-Mail: sophia.binder@uni-graz.at<br />

In mehr als 40 Jahren ist die<br />

Temperatur im Raum Feldbach<br />

um über drei Grad gestiegen.<br />

Im Rahmen des Wegener-Netz-<br />

werkes werden die Auswirkun-<br />

gen auf Luft, Wasser, Boden und<br />

die Pflanzen untersucht.<br />

l e b e n s We r t<br />

33


34<br />

Das Angebot an verschiedensten Nahrungsmitteln,<br />

vor allem der Fertig-,<br />

Teilfertig-, Genussmittel- und Gebäckkategorie,<br />

ist für den Konsumenten bereits<br />

unüberschaubar. Es ist alles ganz einfach:<br />

was gekauft wird, wird produziert.<br />

Und was nicht gekauft wird, verschwindet<br />

schon nach kürzester Zeit aus den Regalen.<br />

Der Markt ist anpassungsfähig wie<br />

eine Amöbe an die Kaufentscheidungen<br />

der Konsumenten. Die Nachfrage bestimmt<br />

das Angebot – umgekehrt bestimmt<br />

auch das Angebot die Nachfrage.<br />

Das funktioniert aber nur dann, wenn wir<br />

dazu verführt werden, weil wir uns verführen<br />

lassen. Die Werbung weckt in uns<br />

den vermeintlichen Bedarf oder vielmehr<br />

das Bedürfnis nach bestimmten Produkten,<br />

sie suggeriert uns, was wir zu brauchen<br />

haben. Logische Konsequenz: WIR<br />

allein entscheiden, was produziert wird!<br />

Wir Konsumenten, Sie und ich und all die<br />

anderen. Und weil wir täglich beim Einkaufen<br />

so handeln, wie wir meinen, selbst<br />

zu entscheiden, steht das im Regal, was<br />

uns die Nahrungsmittelindustrie suggeriert<br />

hat. So einfach ist das.<br />

Bioprodukte statt Chips, Snacks<br />

und Medikamente<br />

Was könnten wir nun aktiv beeinflussen?<br />

Wir könnten zum Beispiel das Angebot an<br />

Bioprodukten erhalten beziehungsweise<br />

steigern. Die paar Cent Mehrpreis könnten<br />

wir dann dort einsparen, wo wir zum<br />

Beispiel längerfristig diverse Chips,<br />

Snacks und Fertigsuppen aus den Regalen<br />

verbannen oder wenigstens dezimieren.<br />

Das wiederum hätte den positiven<br />

Nebeneffekt, dass wir das Geld für Medikamente<br />

einsparen, die unsere Allergien,<br />

Hautprobleme, Verstopfung und anderen<br />

Auswirkungen industrieller Humanfuttermittel<br />

lindern. Dieses Geld verwenden<br />

wir dann zum Beispiel, um uns gute Lauf-<br />

Sabine Hollomey<br />

UMWELT & LEBENSQUALITÄT<br />

Die Macht der<br />

Konsumenten<br />

Wie wir das Angebot in unseren<br />

Geschäften beeinflussen könn(t)en<br />

Haben Sie sich schon einmal überlegt, wer eigentlich entscheidet,<br />

was im Supermarkt angeboten wird? Und wer bestimmt,<br />

was produziert wird? Unweigerlich drängt sich da die<br />

Frage auf, wer denn all diese Artikel kauft, vermutlich auch<br />

isst und womöglich sogar vorwiegend davon lebt.<br />

schuhe zu kaufen – die kosten ungefähr<br />

so viel wie insgesamt 20 Tafeln Schokolade,<br />

10 Packungen Chips und 20 Tiefkühlpizzen.<br />

Klingt viel, aber in zwei bis drei<br />

Monaten bringt das eine durchschnittliche<br />

Familie spielend zusammen. Zugegeben:<br />

das Modell ist etwas simpel, aber<br />

die einfachen Dinge im Leben sind meist<br />

auch die nachhaltigsten. Warum ist es<br />

wohl ratsam, diverse Produkte möglichst<br />

gar nicht zu essen?<br />

Die Existenz der meisten Fertig- und<br />

Teilfertigprodukte (Convenience) ist<br />

nur durch den ausgeklügelten Einsatz<br />

von Zusatzstoffen möglich.<br />

Außerdem werden Technologien und<br />

chemische Substanzen eingesetzt, um<br />

aus Gewinngründen teurere, zeitaufwendigere,<br />

aber dem Menschen zuträglichere<br />

Methoden zu ersetzen. Hierbei ist die<br />

Selber kochen – vielleicht<br />

einmal einen Versuch wert.<br />

Die Gesundheit wird es<br />

danken.<br />

Fotos: Begsteiger (4), Römer (1)<br />

Industrie ganz unbeschreiblich erfinderisch.<br />

Die Zulassungsbestimmungen dieser<br />

Stoffe sind mittlerweile sehr aufgeweicht,<br />

weil die wissenschaftlichen Möglichkeiten<br />

der Kontroll- und Zulassungsinstanzen<br />

jenen der Industrie weit nachhinken.<br />

Und wer die Nase vorne hat, bestimmt<br />

Tempo und Bedingungen. So sind<br />

natürliche Aromen längst nicht mehr das,<br />

wofür wir sie halten mögen.<br />

Zwei Beispiele: Sägespäne sind so natürlichen<br />

Ursprungs, dass sie zur Herstellung<br />

von „natürlichem“ Erdbeeraroma legalisiert<br />

sind. Und was mit „Rauch“ auf<br />

dem Würstel bezeichnet wird, gibt es<br />

heute vorwiegend in flüssiger Form: 10<br />

Sekunden flüssige Raucharomadusche<br />

und fertig ist der Räucherlachs. Oder der<br />

Schinken. Die Liste ist noch sehr lange,<br />

die Tatsachen sind ungeheuerlich. Nachzulesen<br />

in den Büchern „Die Suppe lügt“<br />

von Hans-Ulrich Grimm im Klett-Cotta-<br />

Verlag und „Vorsicht Geschmack“ von<br />

Udo Pollmer u.a. im Hirzel-Verlag.


Frische regionale Produkte contra<br />

Fertig- und Halbfertigwaren<br />

Das Argument, gesundes, vollwertiges<br />

Essen sei zu teuer, um von Familie „Normalverbraucher“<br />

bewältigt zu werden,<br />

kann tausendfach widerlegt werden. Bei<br />

richtigem Verständnis und bei entsprechender<br />

Auswahl der Rohprodukte lässt<br />

sich – im Gegenteil – sogar sparen. (Vorrangiges<br />

Ziel zur Erhaltung der Gesundheit<br />

sollte diese Überlegung allerdings<br />

nicht sein). Aber immerhin: es wird nicht<br />

teurer! Wie könnte nun ein Preisvergleich<br />

aussehen bei der Herstellung eines Menüs<br />

für vier Personen? Lassen Sie sich<br />

doch in einen Supermarkt entführen. Unser<br />

geplantes Menü sieht folgendermaßen<br />

aus: Rohkostsalat aus Rohnen und<br />

Apfel, Lauchcremesuppe, Reisfleisch,<br />

Obstsalat. Wir wollen dieses Menü ein<br />

Mal aus frischen Zutaten, weitgehend<br />

aus biologischer Landwirtschaft und ein<br />

vergleichbares aus Fertig- oder Teilfertig-<br />

„Einfach essen,<br />

gesund genießen“<br />

von Sabine Hollomey<br />

Leykam 1999<br />

(zu bestellen unter Tel. 0316/696397)<br />

Bei jedem Einkauf gilt es abzuwägen: Fertigprodukte, wo man nicht wirklich weiß,<br />

was man isst – oder frische regionale Waren.<br />

produkten bereiten. Wir berechnen für<br />

4 Personen:<br />

Der Salat aus roher Rohne, Äpfeln, Sauermilch<br />

und Sauerrahm kostet 1,5 €, die<br />

Suppe aus Lauch, Erdäpfeln, Milch,<br />

Schlag, Öl, Liebstöckl und Sellerie 2 €.<br />

Das Reisfleisch aus Naturreis, Styriabeef<br />

(seit 1996 ausschließlich vom Biobauern),<br />

Butterschmalz und Gewürzen kostet<br />

5,5 € und die Nachspeise 2 €. Macht<br />

insgesamt 11 € für 4 Personen, das sind<br />

2,75 € pro Person für ein drei- bis viergängiges<br />

Menü. Zeitaufwand für die Zubereitung:<br />

etwa 45 Minuten.<br />

Mag. Sabine Hollomey ist Ernährungs-<br />

Ernährungs-<br />

wissenschaftlerin und betreut beim Verein<br />

Styria vitalis das Projekt „Naturküche –<br />

Grüne Haube“.<br />

E-Mail: sabine.hollomey@aon.at<br />

Ihre Meinung zählt!<br />

Schreiben Sie uns:<br />

redaktion@oele-stmk.at<br />

Wie schaut jetzt unser<br />

Fastfood-Essen aus?<br />

Rohnensalat aus dem Glas (Konserve)<br />

kostet 2 € (ohne Verfeinerung durch<br />

Sauerrahm und Sauermilch), Instantsuppe<br />

(aus Aromen und Geschmacksverstärkern)<br />

1,5 €. Für diverse Fertigmenüs (z.B.<br />

Cordon bleu oder Pizza oder Zwiebelrostbraten<br />

mit Spätzle oder Ähnliches)<br />

zahlt man zwischen 3 und 4,5 € pro Portion<br />

(ca. 15 € für 4 Personen). Obstsalat<br />

aus der Dose (Vitamine ade) kostet etwa<br />

2 €. Summe: 20 € bzw. 5 € pro Person,<br />

das ist fast das Doppelte! Zeitaufwand<br />

für das Aufreißen der Packungen, Müllentsorgung,<br />

Auftauen oder Aufwärmen:<br />

ca. 25 Minuten.<br />

Die Bilanz<br />

20 Minuten Mehraufwand zum halben<br />

Preis für den zehnfachen Gesundheitswert.<br />

Und den Rest der Zeit verhocken wir<br />

vor dem Fernseher oder im Internet – welchen<br />

Wert hat das in Wirklichkeit? Ehrlich:<br />

wir beschummeln uns täglich aufs<br />

Neue, wenn wir annehmen, die Industrie<br />

kann uns mehr Lebensqualität durch<br />

mehr Bequemlichkeit bieten.<br />

Man muss kein Hellseher sein, um zu<br />

erahnen, dass sich die vorgegaukelten<br />

Idealbilder bequemer Lebensweise hinter<br />

den Kulissen zu unserem (gesundheitlichen)<br />

Nachteil auswirken. Es wird<br />

auch künftig kein Weg daran vorbeigehen,<br />

dass ein gesundes Essen eben frisch<br />

gekocht und appetitlich angerichtet werden<br />

muss. Diese Zeit werden wir uns nehmen<br />

müssen – am besten jetzt, sonst wird<br />

sie uns wahrscheinlich am Ende unseres<br />

Lebens vorzeitig ungefragt abgezogen.<br />

l e b e n s We r t<br />

35


36<br />

Heribert Hegedys<br />

Nachhaltiges Bauen war in den vergangenen<br />

Jahrzehnten nicht einfach<br />

und in vielen Gemeinden mussten die<br />

Baubewilligungen für nachhaltige Gebäude<br />

hart erkämpft werden. Vielleicht<br />

erinnert sich noch jemand daran, dass<br />

sogar diskutiert wurde, ob Solaranlagen<br />

nicht verboten werden sollten, weil sie<br />

den Flugverkehr stören könnten ... Dennoch<br />

entstehen derzeit viele sinnvolle,<br />

reizreiche und leistbare Traumhäuser,<br />

die die Ressourcen unserer Kinder nicht<br />

schänden. Untenstehend zeigen ein paar<br />

Beispiele aus dem Erfahrungsschatz des<br />

Autors, wie die Entwicklung in den letzten<br />

Jahren war – und worauf es beim<br />

nachhaltigen Bauen ankommt.<br />

Nachhaltig bauen bis ins<br />

kleinste Detail<br />

Baujahr 1998 – Plus-Solarhaus „Lang“<br />

Einem „Kunststoffprofessor“ verdanke<br />

ich die Erfahrung, konsequent ohne Verwendung<br />

von PVC zu bauen. Neben der<br />

Vorgabe, möglichst die gesamte Wohnenergie<br />

solar abzudecken, stand<br />

der Wunsch, ausschließlich halogenfreie<br />

Werkstoffe einzusetzen.<br />

Im Zuge des Projektverlaufes<br />

wurden verschiedene<br />

Technologien verfeinert.<br />

So wurden für diese<br />

Projekte besondere<br />

Holzfenster entwickelt,<br />

patentiert und gebaut,<br />

die dem derzeitigen<br />

WIRTSCHAFT & NACHHALTIGKEIT<br />

Nachhaltig bauen –<br />

Der Weg zum Passivhaus<br />

Nicht zuletzt durch die <strong>Energie</strong>preise, aber auch durch das<br />

gestiegene Umweltbewusstsein hat sich beim Bauen eine<br />

Trendwende vollzogen. Immer häufiger sieht man Niedrigenergie-,<br />

Passiv- und sogar Aktivhäuser. Bei Letzteren wird<br />

mehr <strong>Energie</strong> erzeugt, als verbraucht wird.<br />

Passivhausstandard entsprechen. Im<br />

Zuge der Erprobung von Ökokunststoffen<br />

wurde eine transparente Wärmedämmung<br />

auf Basis von Zellulose entwickelt,<br />

die, architektonisch integriert, nicht unerheblich<br />

die Heizlast des Gebäudes abdeckt.<br />

Ein nach Süden ausgerichteter<br />

„Solarflügel“ mit 110 m 2 Fotovoltaik,<br />

35 m 2 thermische Kollektoren und ebensoviel<br />

an transparenter Wärmedämmung<br />

ergänzen den in teilmassiver Bauweise<br />

errichteten, im Landhausstil gehaltenen<br />

Westflügel des gut 300 m 2 großen Wohn-<br />

und Arbeitshauses. Einen Kamin gibt es<br />

bei diesem Gebäude zwar, den ehemals<br />

geplanten Kachelofen aber nicht. Das Ergebnis<br />

– behagliche Wärme für eine fünfköpfige<br />

Familie, Elektrizität und automa-<br />

Plus-Solarhaus „Lang”<br />

tisiert zugeführte frische Luft ausschließlich<br />

durch die Kraft der Sonne. Betriebskosten<br />

kennt das Gebäude keine, es erzielt<br />

sogar elektrisch solare Überschüsse,<br />

mit denen die Familie noch symbolische<br />

Anteile am Straßen- und Schienenverkehr<br />

abdecken kann.<br />

Ein Aktivhaus, verkleidet<br />

als Passivhaus<br />

Baujahr 2001 – Wohnhaus Krasser<br />

Im nebelreichen Leibnitz, inmitten historischer<br />

römischer Schauplätze zeigt das<br />

Gebäude der Umgebung, dass weniger<br />

<strong>Energie</strong>verbrauch Lust und Platz schafft<br />

für andere Freuden und Schönheiten. Die<br />

einfache und klar gehaltene Architektur<br />

zweier ineinandergeschobener Quader<br />

ist langgezogen zweigeschossig mit einem<br />

dreigeschossigen Wintergarten,<br />

durch welchen die Familie auf ein intensiv<br />

begrüntes Flachdach gelangt. Der<br />

massive Baukörper wurde mit einer sehr<br />

starken Kalkzement-Dämmplatte ökologisch<br />

gedämmt und versorgt sich dank<br />

äußerst sparsamem Umgang mit Elektrizität<br />

über eine knapp 20 m2 große Fotovoltaik-Anlage<br />

annähernd solarautark.<br />

Die benötigte <strong>Energie</strong> wird also selbst erzeugt.<br />

Zusätzlich sorgen 12 m2 äußerst sparsamem Umgang mit Elektrizität<br />

über eine knapp 20 m<br />

thermische<br />

Kollektoren für warmes Wasser. Wären<br />

hier nicht die durchaus unüblichen<br />

Baustoff- und Innenraumqualitäten<br />

(baubiologisch geprüfte Naturfarben an<br />

Boden und Wand, keine Verwendung von<br />

PVC, keine Mineralfasern und kein<br />

Polystyrol, kein unnötiger<br />

elektrischer<br />

<strong>Energie</strong>verbrauch<br />

und höchste Luftqualität<br />

in radongasdichtenErdrohren<br />

…) – man könnte<br />

dieses Aktivhaus<br />

für ein Passivhaus<br />

halten.<br />

2 große Fotovoltaik-Anlage<br />

annähernd solarautark.<br />

Die benötigte <strong>Energie</strong> wird also selbst erzeugt.<br />

Zusätzlich sorgen 12 m2 thermische<br />

Kollektoren für warmes Wasser. Wären<br />

hier nicht die durchaus unüblichen<br />

Baustoff- und Innenraumqualitäten<br />

(baubiologisch geprüfte Naturfarben an<br />

Boden und Wand, keine Verwendung von<br />

PVC, keine Mineralfasern und kein<br />

Polystyrol, kein unnötiger<br />

elektrischer<br />

<strong>Energie</strong>verbrauch<br />

und höchste Luftqualität<br />

in radongasdichtenErdrohren<br />

…) – man könnte<br />

dieses Aktivhaus<br />

für ein Passivhaus<br />

halten.<br />

Wohnhaus Krasser


Über nachhaltiges<br />

Bauen<br />

Die Architektur: Im Laufe der<br />

letzten beiden Jahrzehnte<br />

hat sich die Architektur der<br />

Gebäude beruhigt, sie ist<br />

klarer und einfacher, dabei<br />

gleichzeitig energiesparsamer<br />

geworden.<br />

Die Baustoffe: Das Angebot<br />

an ökologisch vertretbaren<br />

Baustoffen wurde über die<br />

Jahre etwas reichhaltiger in<br />

Richtung nachwachsender<br />

Dämmstoffe (Flachs, Hanf<br />

und Stroh, Altstoffzellulose<br />

und Weichfasern). Transparente<br />

Wärmedämmung und<br />

Mineralschaumplatten sind<br />

ebenfalls junge Produkte.<br />

Holz wird vermehrt als statisches<br />

Element eingesetzt.<br />

Es wird konstruktiv geschützt<br />

und gegebenenfalls<br />

mit natürlichen Ölen und<br />

Wachsen behandelt.<br />

Zemente werden weitgehend<br />

zumahlstofffrei, also ohne<br />

Schlackenrückstände etc.,<br />

verarbeitet. Ziegel wird wieder<br />

auf seine primären Eigenschaften<br />

als Speicherelement<br />

und statisches Element<br />

zurückgeführt. Auf unsinniges<br />

Aufblähen wird verzichtet.<br />

Die Dämmung übernehmen<br />

echte Dämmstoffe.<br />

Die Kosten: Die Kosten der<br />

Gebäude liegen im Bereich<br />

der m 2 -Preise des sozialen<br />

Wohnbaues. Der Wohnwert<br />

und Wiederverkaufswert<br />

steigt angesichts der zu erwartenden<br />

<strong>Energie</strong>kosten.<br />

Keines der angeführten Häuser<br />

fürchtet die neue EU-Gebäuderichtlinie.<br />

Wohnhaus Walcher<br />

Neue <strong>Energie</strong>qualitäten<br />

Baujahr 2003 – Wohnhaus Walcher<br />

Ein energiereiches Gebäude – sowohl im<br />

klassischen <strong>Energie</strong>bedarf als auch in<br />

feinstofflichen <strong>Energie</strong>qualitäten – mit<br />

durchwegs hochwertigen Bau- und Werkstoffen<br />

wurde für die Familie Walcher in<br />

ihrem „Hexenhaus” umgesetzt. In einer<br />

kompakten Bauhülle und einem wärmebrückenfreien<br />

und hochgedämmten<br />

Wandaufbau wurden übliche Wohnkonzepte<br />

auf den Kopf gestellt: Schlafraum<br />

im Untergeschoß – Wohnraum im Obergeschoss<br />

– Wellnessbereich unter dem<br />

Dach. Ein Holzhaus mit nicht nur versteckten<br />

Qualitäten. Lehmputze an den<br />

Wänden, Wand- und Deckenheizungen,<br />

Solaranlage, automatisierte Komfortlüftung,<br />

Staubsauganlage, Regenwasseranlage,<br />

geölte und gewachste Holzfußböden,<br />

Naturstein statt Fliesen, effektive<br />

Mikroorganismen in Mörtel und Beton<br />

umschreiben nur einen Teil der Aktivhauselemente<br />

diese Gebäudes.<br />

Das Aktivhaus – der Weg<br />

in die Zukunft<br />

Das Grundprinzip eines Aktivhauses ist<br />

es, gebauter Lebensraum für die Gesundheit<br />

und das Wohlbefinden der bewohnenden/benutzenden<br />

Menschen zu sein.<br />

Designlust zum Selbstzweck und architektonische<br />

Denkmalsetzung sind hier<br />

fehl am Platz. Minimierte Belastung der<br />

Natur und der Umwelt sind selbstverständlich.<br />

Das AktivHaus baut auf sieben<br />

Qualitäten auf: Platzqualität, Planungsqualität,<br />

Materialqualität, Raumqualität,<br />

Lebensqualität und Ausführungsqualität.<br />

Baumeister Ing. Heribert Hegedys ist seit<br />

1984 bemüht, stoffliche und energetische<br />

Bauökologie und Baubiologie entsprechend<br />

den verfügbaren Werkstoffen und Techniken<br />

konsequent umzusetzen.<br />

E-Mail: hegedys.haas@aon.at<br />

Der sichere<br />

Spielplatz<br />

Ein Seminar für alle, die mit<br />

Spielplätzen zu tun haben<br />

Etwa 6.600 Kinder verunglücken jährlich auf österreichischen<br />

Spielplätzen. Wenn dieser Fall eintritt, sollten die<br />

Spielplatzbetreiber dafür sorgen, dass sie nicht dafür<br />

vor dem Richter landen.<br />

Die Verantwortung für die Sicherheit bei öffentlichen<br />

Spielplätzen (von Gemeinden, Zimmervermietern, Gasthäusern,<br />

Jausenstationen etc.) hat der jeweilige Betreiber.<br />

Er muss alle davon ausgehenden Gefahrenquellen<br />

ausschalten und die Anlage in einem verkehrssicheren<br />

und gefahrlosen Zustand erhalten.<br />

Die Ökologische <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong> organisiert<br />

Seminare zum Thema „Der sichere Spielplatz“ mit dem<br />

Sachverständigen Mag. Rainer Schaller. Der Besuch des<br />

Seminars ist Voraussetzung für die Inanspruchnahme<br />

von Fördermitteln im Rahmen der Aktion zur Sanierung<br />

von bestehenden Spielplätzen des Landes <strong>Steiermark</strong>.<br />

Nähere Informationen bei<br />

ÖLE <strong>Steiermark</strong><br />

8230 Hartberg, Am Ökopark 9<br />

Tel. 03332/62922<br />

E-Mail: office@oele-stmk.at<br />

bzw. beim<br />

Sachverständigen Mag. Schaller<br />

8020 Graz, Oeverseegasse 12<br />

E-Mail: office@schaller-sv.at<br />

Online-Anmeldemöglichkeit:<br />

www.oele.steiermark.at/cms/<br />

beitrag/10183110/3024803/<br />

l e b e n s We r t<br />

37


38<br />

MELDUNGEN<br />

Naturpark ist keine Käseglocke<br />

Es sind die Menschen, die<br />

die Landschaft prägen! Im<br />

Mürzer Oberland ist man<br />

stolz auf einen Naturpark, der<br />

es wert ist, der Öffentlichkeit<br />

gezeigt zu werden!<br />

„Ein Naturpark ist dazu da, Natur zu erleben<br />

und Natur zu begreifen“, vertritt Dr.<br />

Gerd Stefanzl, stellvertretender Leiter<br />

der Baubezirksleitung Bruck an der Mur,<br />

die Philosophie der vier Mürzer Oberland-Gemeinden<br />

Altenberg an der Rax,<br />

Neuberg an der Mürz, Kapellen und Mürzsteg.<br />

„Spüren heißt verstehen“, deshalb<br />

ist die Funktion der Wissensvermittlung<br />

eine wesentliche Aufgabe des Naturparks.<br />

Da sind sich all jene einig, die mit<br />

ihren Ideen, ihrer <strong>Energie</strong> und ihren Erfahrungen<br />

die <strong>Zukunfts</strong>entwicklung der<br />

Region Mürzer Oberland mittragen!<br />

Und es sind viele engagierte Menschen,<br />

denen ihre Heimat etwas wert ist,<br />

die ihr Naturjuwel erkennen und stolz<br />

darauf sind – so stolz, dass sie ihren Naturpark<br />

der Öffentlichkeit präsentieren<br />

und ihn für den Besucher erlebbar machen<br />

möchten. So haben sich die vier Naturparkgemeinden<br />

unter Obmann Bürgermeister<br />

Stefan Teveli zusammengetan,<br />

um – professionell unterstützt von<br />

Die Seckauer Jugendlichen sind bereit,<br />

sich einzubringen und Eigenverantwortung<br />

zu übernehmen.<br />

Naturpark-Obmann Bgm. Teveli:<br />

„Der Naturpark, die Entwicklung des Touris-<br />

mus und die Bürgerbeteiligung stehen im<br />

Mürzer Oberland im Vordergrund.“<br />

der Ökologischen <strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />

– ihre Zukunft gemeinsam mit den<br />

Menschen vor Ort zu planen.<br />

Die Ideen und Vorhaben wurden kürzlich<br />

in Kapellen erstmals einer breiten Öffentlichkeit<br />

vorgestellt und können sich<br />

sehen lassen: Die Naturparkspezialitäten,<br />

die Einführung eines „Naturpark-<br />

Euro“ sowie die Einrichtung einer mobilen<br />

Nahversorgung sollen dazu beitra-<br />

Seckau: Jugend weiß, was Jugend will<br />

„Jugend beteiligt euch, denn nur die Jugend weiß, was Jugend will“ – unter diesem<br />

Motto luden die Gemeindevertreter von Seckau gemeinsam mit der ÖLE ins<br />

Seckauer Jugendgästehaus. Eine erste Maßnahme ist die Einrichtung des Jugendstammtisches<br />

an jedem ersten Samstag im Monat. Ein Problem sind auch<br />

die fehlenden Arbeitsplätze für die Jugend. „Wir als Gemeinde können keine Arbeitsplätze<br />

schaffen, wir werden uns aber Mühe geben im Rahmen einer Ferialjobaktion<br />

jene zu unterstützen, denen es beispielsweise aus Mobilitätsgründen<br />

nicht möglich ist, außerhalb von Seckau einen Job zu finden“, versprachen Bgm.<br />

Pletz und Vizebgm. Weitenthaler. Angedacht ist auch ein Nacht-Shuttledienst in<br />

Kooperation mit den Nachbargemeinden Kobenz und Gaal, denn gerade die Jugend<br />

im ländlichen Raum ist bei der möglichen Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel<br />

extrem benachteiligt. Aktivitäten wie ein kostenloses Rhetorikseminar,<br />

Vorträge zu Gesundheitsthemen und gemeinsame sportliche Aktionen runden<br />

das vorläufige Programm ab.<br />

Mag. Gudrun Göttfried (ÖLE-Regionalbetreuerin)<br />

E-Mail: gudrun.goettfried@stmk.gv.at<br />

Mag. Gerhard Vötsch<br />

Sandra Höbel<br />

gen, das regionale Angebot zu stärken.<br />

Mit der verstärkten Nutzung von Biomasse<br />

und anderen erneuerbaren <strong>Energie</strong>trägern,<br />

wie z. B. der Biomasse-Nahwärme<br />

in Altenberg, sowie der Sicherung der<br />

Wasserversorgung und der Bewirtschaftung<br />

der Almflächen will man das attraktive<br />

Landschaftsbild erhalten und die Lebensgrundlagen<br />

Luft, Wasser, Boden<br />

schützen. Aber auch Kultur und Brauchtum,<br />

Tourismus und Freizeit sowie die<br />

enge Kooperation im Bereich der Verwaltung<br />

sind den vier Naturparkgemeinden<br />

ein Anliegen!<br />

Wo Gemeinschaft gelebt wird, ist<br />

nachhaltige Entwicklung möglich. Diese<br />

Gemeinschaft ist den Menschen im Mürzer<br />

Oberland Ziel und Motivation zugleich:<br />

„Wir wollen vieles gemeinsam tun<br />

und erreichen!“<br />

ÖLE-Regionalbetreuer für die Bezirke Leoben,<br />

Bruck/Mur und Mürzzuschlag<br />

E-Mail: gerhard.voetsch@stmk.gv.at<br />

Naturpark Mürzer Oberland<br />

8692 Neuberg an der Mürz,<br />

Hauptstraße 11<br />

Tel. und Fax: 03857/8321<br />

info@muerzeroberland.at)<br />

www.muerzeroberland.at


REZENSIONEN<br />

Wahrheit? Lüge? Bullshit!<br />

Selbst notorischen Viellesern wird so rasch kein vergleichbares<br />

Buch einfallen: Kleinstformat, großzügiges Drucklayout<br />

und nicht einmal 70 Seiten Text. „Bullshit“ ist der naturgemäß<br />

unübersetzbare Titel dieses kurzen und kurzweiligen Essays.<br />

Eine Polemik gegen Geschwätzigkeit und Sprachmüll.<br />

Unter Garantie: Jeder auch nur ein wenig<br />

in die Tiefe gehende Essay in der „Zeit“<br />

verfügt über einen größeren Umfang.<br />

Doch das seit Jahresbeginn 2006 nun<br />

auch in deutscher Übersetzung vorliegende<br />

„Bändchen“ – und hier ist der in<br />

der Bücherszene so gar nicht geschätzte<br />

Begriff durchaus berechtigt – des amerikanischen<br />

Philosophen Harry G. Frankfurt<br />

hat auch hierzulande innerhalb weniger<br />

Wochen eine äußerst lebhafte Rezeption<br />

erfahren.<br />

„Zu den auffälligsten Merkmalen<br />

unserer Kultur gehört die Tatsache,<br />

dass es viel Bullshit gibt.<br />

Jeder kennt Bullshit. Und jeder trägt<br />

sein Scherflein dazu bei.“<br />

Wie es sich für eine ordentliche Polemik<br />

(?) gehört, geht der Text gleich in medias<br />

res: „Zu den auffälligsten Merkmalen unserer<br />

Kultur gehört die Tatsache, dass es<br />

viel Bullshit gibt. Jeder kennt Bullshit.<br />

Und jeder trägt sein Scherflein dazu bei.“<br />

Was folgt, ist ein Furor gegen unsere Kultur<br />

(?) der Geschwätzigkeit und eine<br />

stringent vorgetragene Analyse unserer<br />

öffentlichen Meinungsbildung, noch<br />

mehr der Meinungsbildner. „Heiße Luft“<br />

ist es, so Frankfurt, der wir immer mehr,<br />

immer öfter und in immer neuen Zusammenhängen<br />

ständig begegnen. Am<br />

nächsten komme „Bullshit“ noch dem<br />

Begriff „Humbug“. Hier wie dort gehe es<br />

um gewichtig vorgetragene Nullbotschaften,<br />

doch „Bullshit“ sei infolge der rhetorischen<br />

Aggressivität der ungleich treffendere<br />

Ausdruck.<br />

Menschen, die Bullshit reden – von<br />

sich geben, wäre natürlich die weitaus<br />

stimmigere Metapher –, tun dies in erster<br />

Linie, um sich selbst zum Thema zu ma-<br />

Der allgegenwärtige Sprachmüll,<br />

je nachdem mit heißer Luft oder mit<br />

Exkrementen, wird „stets achtlos und<br />

ohne jede Sorgfalt produziert“.<br />

chen. Der allgegenwärtige Sprachmüll, je<br />

nach dem mit heißer Luft oder mit Exkrementen,<br />

denen alle Lebensstoffe entzogen<br />

worden sind, zu übersetzen, wird<br />

„stets achtlos und ohne jede Sorgfalt<br />

produziert“. Vor allem die Medien und<br />

die Politik haben längst den Anspruch<br />

aufgegeben, „Wahres“ zu sagen. Zugleich<br />

sind es aber auch keine Lügen, die<br />

sie von sich geben. Denn wer lügt, muss<br />

um die Wahrheit wissen, er muss ein<br />

komplexes Gedankengebäude aufrechterhalten<br />

können, er muss sich inhaltlich<br />

zur Disposition stellen. Bullshit heißt<br />

gleichgültig gegenüber der Frage, „wie<br />

die Dinge wirklich sind“, zu sein.<br />

Bevorzugte Orte für das Erzeugen von<br />

Bullshit sind so genannte „bull sessions“,<br />

meist als informelle Gespräche unter<br />

Männern bezeichnet. Hier „erproben<br />

die Teilnehmer oft diverse Gedanken und<br />

Einstellungen, weil sie wissen möchten,<br />

wie es ist, solche Dinge zu sagen, und<br />

weil sie herausfinden möchten, wie andere<br />

darauf reagieren, ohne dass sie annehmen<br />

müssen, auf das, was sie sagen,<br />

festgenagelt zu werden. Alle Teilnehmer<br />

[...] wissen, dass die dort gemachten Äußerungen<br />

nicht unbedingt auch die tatsächlichen<br />

Vorstellungen oder Gefühle<br />

ihres Urhebers zum Ausdruck bringen.<br />

[...] Deshalb billigt man [...] in diesem<br />

Rahmen das Recht auf eine gewisse Verantwortungslosigkeit<br />

zu, damit sie frei<br />

heraus sagen, was ihnen in den Sinn<br />

kommt, ohne allzu sehr befürchten zu<br />

müssen, beim Wort genommen zu werden.“<br />

Man könne Bullshit inhaltlich auch mit<br />

Bluffen in Verbindung bringen oder, wie<br />

es in einem Roman von Eric Ambler heißt:<br />

„Never tell a lie when you can bullshit<br />

your way out.“ Höchst unbeholfen zu<br />

übersetzen mit: „Lüge nie, wenn du dich<br />

durchmogeln kannst.“ Und „bullshit your<br />

way out“ erinnert die Leserinnen und Leser<br />

schließlich an die gängige Redewendung<br />

„bluff your way out.“ Wer Bullshit<br />

redet – und für Frankfurt werden es täglich<br />

mehr – will uns nichts „Falsches“ sagen,<br />

sein Merkmal ist das „Verfälschen“<br />

der Redeabsicht. Er unterscheidet nicht<br />

zwischen wahr und unwahr, sondern zwischen<br />

gut oder nicht gut für ihn selbst.<br />

Und warum ist das alles so?<br />

Frankfurt liefert drei Erklärungen.<br />

Hans Putzer<br />

Erstens: Immer mehr Menschen werden<br />

gezwungen, auf Fragen Antworten zu geben,<br />

von deren Materie sie keine Ahnung<br />

haben. Zweitens: Ein postmoderner<br />

Skeptizismus hat den Glauben an jegliche<br />

Form von Wahrheit zerstört – Alles ist<br />

möglich. Drittens: Die Kategorie „Aufrichtigkeit“<br />

hat nur mehr als Postulat im<br />

Sinne der Selbstdarstellung Gültigkeit.<br />

kommt, ohne allzu sehr befürchten zu Mag. Hans Putzer ist Chefredakteur<br />

der Wochenzeitung „Neues Land“.<br />

E-Mail: hans.putzer@stmk.gv.at<br />

l e b e n s We r t<br />

39


40<br />

MELDUNGEN<br />

Projekt Weidenbau –<br />

Wachstum für alle<br />

Ein LA21-Projekt<br />

der Gemeinde Blumau<br />

Seit Anfang 2005 führt die Gemeinde Bad<br />

Blumau gemeinsam mit der Ökologischen<br />

<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong> einen<br />

nachhaltigen Gemeinde-Entwicklungsprozess<br />

durch. Im Rahmen dieser<br />

„Lokalen Agenda 21“ wurde von den Bürgerinnen<br />

und Bürgern eine Vision für Bad<br />

Blumau im Jahre 2020 erarbeitet, worin<br />

festgelegt wurde, wo die Gemeinde in 15<br />

Jahren stehen will beziehungsweise wohin<br />

sie sich hin entwickeln möchte. Auf<br />

Basis dieser Vision wurden dann Ziele<br />

und dazugehörige Maßnahmen für die<br />

Umsetzung formuliert. Die vorgenommenen<br />

Ziele reichen von der Erhaltung der<br />

Lebensqualität und Nahversorgung in<br />

Bad Blumau bis hin zur Erhaltung und Revitalisierung<br />

alter Gebäude. Bereits vor<br />

dem Sommer wurde auch ein Jugendworkshop<br />

durchgeführt, um die Jugend<br />

besser in die Gemeindeentscheidungen<br />

einbinden zu können.<br />

Daraus entstanden mehrere Projektideen.<br />

Eine davon ist die Planung eines<br />

Weidenbaus im Thermenpark. Bereits am<br />

24. Jänner 2006 wurde für diesen Weidenbau<br />

eine Infoveranstaltung mit über<br />

100 Interessierten durchgeführt, gemeinsam<br />

mit dem dafür engagierten Architekten<br />

Marcel Kalberer. Über 100 Interessierte<br />

folgten der Einladung und informierten<br />

sich über den geplanten Ablauf.<br />

Der Weidenbau soll gemeinsam mit verschiedenen<br />

Institutionen wie zum Beispiel<br />

der Lebenshilfe oder der Chance B,<br />

aber auch mit Jugendlichen aus Slowenien,<br />

umgesetzt werden.<br />

Geplant ist eine „Weidenblume“, welche<br />

im Thermenpark der Gemeinde Bad<br />

Blumau errichtet wird. Der Bau soll bewusst<br />

als Treffpunkt genutzt werden, als<br />

ein Ort der Begegnung und der Kommunikation<br />

zwischen den jungen Leuten und<br />

zwischen Jung und Alt. Auch Veranstaltungen<br />

sollen hier durchgeführt werden.<br />

Die geplante Bauzeit beträgt zwei<br />

Wochen und soll zwischen dem 14. und<br />

dem 28. Mai 2006 umgesetzt werden.<br />

Dieses LA21-Projekt soll Bad Blumau<br />

noch ER-LEBENS-WERTER machen.<br />

Silvia Samer (ÖLE-Regionalbetreuerin)<br />

E-Mail: silvia.samer@stmk.gv.at<br />

Lernen im Enns-Grimming-Land<br />

Ein Schwerpunktthema für Schulen<br />

Ziel der Initiative „Schule im Enns-Grimming-Land“<br />

ist, das Bewusstsein der<br />

Kinder für das Enns-Grimming-Land zu<br />

stärken und wichtige Themen der Region<br />

verstärkt in den Unterricht einzubauen.<br />

Damit wird die Regionale Agenda,<br />

die in den neun Enns-Grimming-Land<br />

Gemeinden läuft, auch im schulischen<br />

Bereich ergänzt.<br />

Seit einigen Jahren haben sich neun Gemeinden<br />

im oberen Ennstal zum „Enns<br />

Grimming Land“ zusammengeschlossen.<br />

Im Rahmen einer nachhaltigen Regionalentwicklung<br />

arbeiten die Gemeinden mit<br />

Unterstützung der Ökologischen <strong>Landentwicklung</strong><br />

<strong>Steiermark</strong> in den unterschiedlichsten<br />

Bereichen eng zusammen.<br />

Die Spanne reicht vom Bürgermeisternetzwerk<br />

und Amtsleitertreffen über<br />

gemeinsame Beschaffungen und Jugendprojekte<br />

bis zur Einbindung der Schulen<br />

in die Regionale Agenda.<br />

Die Schulen werden betreut vom Umwelt-Bildungs-Zentrum<br />

<strong>Steiermark</strong> (UBZ<br />

Stmk.) im Auftrag des Amts der Steiermärkischen<br />

Landesregierung, Fachabteilung<br />

19D (Abfall- und Stoffflusswirtschaft).<br />

Gemeinsam mit den Schulen wird<br />

eine Lern-CD-Rom und eine Schulmappe<br />

zum Enns-Grimming-Land erstellt. Daneben<br />

gibt es ein verstärktes Angebot an<br />

Lehrerfortbildungen und Projekttagen.<br />

Ausgangspunkt der Aktivitäten war die<br />

Start-Veranstaltung des UBZ-<strong>Steiermark</strong><br />

Mitte Oktober letzten Jahres. 13 Vertreterinnen<br />

und Vertreter von Schulen im<br />

Enns-Grimming trafen sich damals in<br />

Wörschach und die Schulleiter legten<br />

nach der Vorstellung der Angebotspalette<br />

gemeinsam den weiteren Ablauf des<br />

Projektes fest. Diese Initiative wird auch<br />

durch die Bezirksschulinspektoren in<br />

Gröbming und Liezen unterstützt.<br />

Die Startprojekte<br />

Enns-Grimming-Land – Lern-CD. Erster<br />

Schwerpunkt für die Volks- und Hauptschulen<br />

ist die Quiz-CD-ROM „Entde-<br />

Ihre Meinung zählt!<br />

Schreiben Sie uns:<br />

redaktion@oele-stmk.at<br />

ckungsreise Enns Grimming Land“. Die<br />

Lehrenden und Kinder erkundeten die<br />

Gemeinden und sammelten rund 300 Fragen<br />

zu Geschichte, Geografie, Wirtschaft,<br />

Landwirtschaft, Kultur, Freizeit und Sport.<br />

Mit dem Quiz können die Kinder das<br />

Enns-Grimming-Land spielerisch näher<br />

kennen lernen und ihr Wissen erweitern.<br />

Enns-Grimming-Land – Schulmappe.<br />

In weiterer Folge haben sich die Schulleiter<br />

auf die Erarbeitung einer Schulmappe<br />

zum Enns-Grimming-Land geeinigt. Tipps<br />

für Exkursionen, Schnuppermöglichkeiten<br />

und Wandertage sollen dabei ebenso<br />

enthalten sein wie Erfahrungen aus der<br />

Praxis und Unterrichtsmaterialien zu<br />

wichtigen Themen der Region.<br />

Enns-Grimming-Land – Lernfest. Am<br />

4. Juli 2006 wird es eine regionale Veranstaltung<br />

auf Schloss Trautenfels geben,<br />

wo die Schüler in Stationen auf spielerische<br />

Weise ihr Wissen verstärken und<br />

sich freiwillig einem Quiz stellen können.<br />

Zusätzlich wird für die Schüler ein buntes<br />

Rahmenprogramm im und rund um das<br />

Schloss Trautenfels geboten, bei dem<br />

auch Schulen ihre Projekte präsentieren<br />

können.<br />

Dieses gemeinsame Lernfest der<br />

Schulen ist der Startpunkt für weitere Aktivitäten<br />

im nächsten Schuljahr.<br />

Das Projekt „Schule im Enns Grimming<br />

Land“ wird ergänzt durch spezielle<br />

Fortbildungen des Umwelt-Bildungs-<br />

Zentrums für die Lehrenden. Sie erhalten<br />

vielfältige Anregungen, wie sie mit den<br />

Schulkindern aktiv die eigene Gemeinde<br />

erkunden und dabei verschiedene<br />

Schwerpunkte setzen können. Besonders<br />

die Themen Lebensqualität, Nahversorgung<br />

und Arbeitsplätze kommen dabei<br />

zur Sprache.<br />

Gudrun Gruber<br />

ÖLE-Regionalbetreuerin und Betreuerin der<br />

Regionalen Agenda im Enns-Grimming-Land<br />

E-Mail: gudrun.gruber@stmk.gv.at<br />

Sabine Baumer<br />

Umweltpädagogin und Betreuerin der<br />

Schulagenda im Enns-Grimming-Land<br />

E-Mail: sabine.baumer@ubz-stmk.at


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der ganzen <strong>Steiermark</strong><br />

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Die Stadt-Land-Beziehung wandelt sich. Der alte Gegensatz wird aufgehoben; die beinahe unbegrenzte Mobilität<br />

und die modernen Kommunikationsmedien geben neue Freiheiten und die Möglichkeit, hier wie dort zu wohnen,<br />

zu arbeiten und zu lernen.<br />

Wie können wie die ländlichen Strukturen so gestalten, dass sie dauerhaft zu erhalten sind und sie den Menschen<br />

Sicherheit, Identität und Lebensmöglichkeiten garantieren können.<br />

Mittwoch, 14. Juni 2006<br />

9.30 bis 15.30<br />

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