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Fahr' doch mal hin - Felsenmeer | Das Foto des Semesters! Climate ...

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Autor: Lukas Rey<br />

Bei vielen hat die Geographie wohl in der<br />

Schule begonnen. Im Erdkundeunterricht,<br />

zwischen Atlanten und Globen. Man hat geträumt<br />

von der großen weiten Welt, von den vielen<br />

schönen Landschaften, von den Bergen <strong>des</strong> Hi<strong>mal</strong>aja,<br />

den Unmengen Sand in der Sahara und der<br />

arktischen Weite <strong>des</strong> Nordpols. Oder von den vielen<br />

Milliarden Menschen, die über unsere Welt verteilt<br />

leben. Von den C<strong>hin</strong>esen, den Amerikanern, den<br />

Franzosen und den Nig-, Nigg-, Nigerianern?<br />

UNSERE ERDKUNDESTUNDE KAM da<strong>mal</strong>s ins Stocken.<br />

„Wie heißen denn die Einwohner <strong>des</strong> Niger?“,<br />

der Lehrer hielt peinlich verlegen inne. Ohne dass<br />

ein Finger in die Luft ging rief einer: „Na, die heißen<br />

<strong>doch</strong> Nigerianer!“. <strong>Das</strong> konnte aber schwer<br />

sein, denn die Einwohner von Nigeria beanspruchten<br />

schon diesen Titel. Die deutsche Sprache würde<br />

<strong>doch</strong> nicht zwei Bevölkerungsgruppen den gleichen<br />

Namen überlassen? Ein Mädchen versuchte dann in<br />

ihrer Unschuld die Situation zu entschärfen, indem<br />

sie meinte: „Dann müssen sie <strong>doch</strong> Nigger heißen,<br />

oder?“. Konsonantenverdopplung ist im Grunde was<br />

Gängiges in der deutschen Sprache. Aber die Bezeichnung<br />

würde wahrscheinlich aus nahe liegenden<br />

Gründen nie<strong>mal</strong>s akzeptiert werden. Zudem ist<br />

die Konsonantenverdopplung nur bei Namen auf -us<br />

üblich (Cottbus[s]er). Wie heißt aber nun der arme<br />

Einwohner <strong>des</strong> Niger, wir können ihm ja nicht noch<br />

seinen Namen rauben? <strong>Das</strong> Problem ließ sich nicht<br />

mehr in der Stunde lösen und so musste man auf<br />

die altbewährte Methode zurückgreifen: Es einfach<br />

umschreiben.<br />

SO WIE MAN das auch bei Staatsangehörigen machen<br />

muss, die einfach keine Bezeichnung besitzen,<br />

Titel Volksnamen <strong>des</strong> Artikels 20 21<br />

<strong>Das</strong> Volk beim Namen nennen!<br />

„Zypressen“, „Elfenbeiner“ und „Nigg...“<br />

Ne’, irgendwie <strong>doch</strong> anders!<br />

wie die Einwohner von Trinidad und Tobago und<br />

Serbien und Montenegro (versucht nicht von Trinidadern<br />

& Tobagoern, Serben & Montenegrinern<br />

zu sprechen). Aber glücklicherweise fand sich eine<br />

vollkommen politisch/amtlich korrekte Bezeichnung<br />

für den Menschen im Niger: Der „Nigrer“. Einen<br />

nicht ganz menschlichen Namen hatte ich letztens<br />

für die Einwohner von Zypern gefunden, die Zypressen.<br />

Auch wenn diese Baumart die Insel seit Jahrtausenden<br />

prägt und der Mensch sicher ebenso prägend<br />

war, besteht zwischen den beiden kein näherer<br />

Zusammenhang. Ähnlich wie bei den Nigrern gehört<br />

auch hier ein „r“ eingeschoben und wir erhalten den<br />

wahren Einwohner Zyperns, den Zyprer. <strong>Das</strong> Problem,<br />

wie man mit den Einwohnern umgehen soll, ist<br />

vor allem in Afrika immer noch sehr groß. In einem<br />

Artikel wurden der Elfenbeiner oder der Elfenbeinküstler<br />

angeboten. Dies macht nur wenig Sinn, denn<br />

der offizielle deutsche Name der Elfenbeinküste ist<br />

heute: Cote d‘Ivoire. Demnach sind seine Einwohner,<br />

abgeleitet aus dem Französischen, die Ivorer.<br />

Selbst bei theoretisch einfach zu betitelnden Staatsangehörigen<br />

wie denen aus Ghana oder Togo scheint<br />

es Komplikationen zu geben, denn der allseits beliebte<br />

Ghanese oder Toganer ist es leider nicht. In<br />

diesen Ländern leben die Ghanaer und Togoer. Aber<br />

auch in Europa haben wir es nicht immer leicht.<br />

Neben den bekannten Namen wie Lette, Franzose,<br />

Portugiese gibt es aber auch uns weniger bekannte<br />

Einwohner, wie der Kosovare oder der Mallorquiner.<br />

WENN WIR UNS nun also aufmachen, als studierte<br />

Geographen, in die fernen Länder zu den Zyprern,<br />

Ivorern und Nigrern, dann sollten wir die Menschen<br />

vor Ort nicht aus den Augen verlieren. ;-) Ach ja, wie<br />

sieht es eigentlich mit den Einwohnern Guate<strong>mal</strong>as<br />

aus?<br />

02-2012 | COLUMBUS<br />

blog.humanimpactsinstitute.org

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