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Fahr' doch mal hin - Felsenmeer | Das Foto des Semesters! Climate ...

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<strong>Climate</strong> Engineering 10 21<br />

CLIMATE ENGINEERING<br />

Ein neues Medikament für das kränkelnde Klima?<br />

Herr Doktor, Mutter Erde hat Fieber. Die Temperatur steigt und steigt und ihre Körperfunktionen<br />

spielen verrückt. Mal verheerende Hochwasser, <strong>mal</strong> lange Dürren. Was soll<br />

ich tun?<br />

Diana Schneider<br />

Lieber Ratsuchender,<br />

das Fieber hängt mit den klimawirksamen Treibhausgasen zusammen. Diese Gase sind in der vorliegenden<br />

unnatürlich hohen Konzentration verantwortlich für eine steigende Globaltemperatur, die<br />

mit einer zunehmenden Intensität und Häufigkeit extremer Wetterereignisse einhergeht.<br />

Sie haben sich das, wie Sie ja bereits wissen, durch ihre Konsum- und Lebensweisen selbst eingebrockt.<br />

Fachleute sprechen vom anthropogenen Klimawandel. Trotz dieser Erkenntnis haben Sie<br />

alle Warnungen in den Wind geschossen und das Rauchen noch nicht ausreichend eingeschränkt.<br />

Zum Wohl der Patientin habe ich eine deutlich geringere CO2-Emission verordnet. Vielleicht<br />

steht Mutter Erde ja schon vor einem Fieberkollaps, also kurz vor einem absoluten Klimanotfall.<br />

Hierfür sollte ein Plan B bereitstehen.<br />

Glücklicherweise gibt es jetzt <strong>Climate</strong> Engineering, ein neues und innovatives Medikament, dem<br />

ausgesuchte Experten ein ungeahntes (Heilungs-)potential nachsagen, das sich leider aber noch<br />

in der theoretischen und experimentellen Erprobungsphase befindet und bisher nur am Modell und<br />

nicht am Patienten getestet worden ist.<br />

An dieser Stelle kann ich Ihnen <strong>Climate</strong> Engineering in zwei Darreichungsformen anbieten. Die<br />

„blaue“, teure Retard-Kapsel packt das Problem an der Wurzel. In einem komplexen und aufwändigen<br />

Prozess werden die klimaschädlichen Gase eingefangen (Carbon Dioxid Removal) und durch<br />

dauerhafte Speicherung dem Kreislauf entzogen, wodurch das Fieber sinkt. Die „rote“ relativ<br />

günstige Spritze wirkt in kurzer Zeit vor allem gegen die Begleitsymptome, beseitigt die Ursache<br />

leider nicht. Partikelinjektion in die Stratosphäre zur Modifikation der Strahlungsbilanz, ist ein<br />

Beispiel für eine derart symptomatische Therapie. Ein<strong>mal</strong> angefangen, muss die Spritze in regelmäßigen<br />

Abständen wiederholt verabreicht werden, um das Fieber nachhaltig zu senken. Die<br />

Patientin würde über kurz oder lang eine Abhängigkeit von dem genannten Medikament entwickeln.<br />

Bislang sind auch die Nebenwirkungen nicht weitreichend erforscht.<br />

Da das Klima einer komplexen Physiologie unterliegt, können etwaig unerwünschte Wirkungen nur<br />

sehr schwer im Voraus abgeschätzt werden und eine große Unsicherheit über unerwünschte<br />

Folgen verbleibt. <strong>Das</strong> wäre angesichts <strong>des</strong> riesigen Innovationssprungs, den diese Form der Therapie<br />

momentan darstellt, wohl auch ein wenig viel verlangt.<br />

Ich, halb Mensch halb Gott in Weiß, stelle Ihnen nun die Frage:<br />

Wollen Sie Ihrer Mutter Erde ein länger andauern<strong>des</strong> Fieber zumuten, dafür aber eine langfristige,<br />

komplexe und teure ursächliche Therapie, die eine dauerhafte Genesung verspricht. Oder<br />

wollen sie eine schnelle Symptomtherapie mit bitterem Geschmack und unklaren Nebenwirkungen?<br />

Die „blaue“ Pille der Kohlendioxidentfernung oder die „rote“ Spritze <strong>des</strong> Managements der<br />

Solarstrahlung?<br />

Oder haben sie die Risiken von Medikament B so abgeschreckt, dass Sie jetzt <strong>doch</strong> radikal aufs<br />

Rauchen verzichten möchten? Ich kann Ihnen zum gegenwärtigen Zeitpunkt allerdings nicht<br />

mehr garantieren, dass es für drastische CO2-Emissionseinsparungen nicht schon zu spät<br />

ist. Nicht zuletzt wegen der Gefahr <strong>des</strong> Klimanotfalls – einem abrupten Klimawandel. Vielleicht<br />

möchten sie auch erst ein<strong>mal</strong> abwarten, bis die neuen Therapien die Testphase verlassen haben.<br />

Aber warten Sie besser nicht zu lange! Egal wie Sie sich entscheiden, die Zeit läuft.<br />

02-2012 | COLUMBUS

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