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Fahr' doch mal hin - Felsenmeer | Das Foto des Semesters! Climate ...

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Ausgabe 29<br />

Zeitschrift von und für Studenten/innen<br />

<strong>des</strong> Geographischen Instituts der Universität Heidelberg<br />

Fahr‘ <strong>doch</strong> <strong>mal</strong> <strong>hin</strong> - <strong>Felsenmeer</strong> | <strong>Das</strong> <strong>Foto</strong> <strong>des</strong> <strong>Semesters</strong>!<br />

<strong>Climate</strong> Engineering | Schulpraxissemester Mexiko<br />

Volksnamen | Gebäu<strong>des</strong>ituation | uvm.


COLUMBUS-TITELBILD:<br />

Dubai -<br />

zwischen Moderne und Tradition<br />

von William T. P. Schulz<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

02 DAS FOTO DES SEMESTERS!<br />

Über die Semesterferien <strong>hin</strong>weg veranstaltetet die Fachschaft einen<br />

<strong>Foto</strong>wettbewerb. Die besten <strong>Foto</strong>graphen stellen sich unseren Fragen!<br />

06 GEBÄUDESITUATION<br />

Wie steht es eigentlich um die Gebäu<strong>des</strong>ituation der Heidelberger<br />

Geographen. Wie erging es ihnen früher und wie wird es den Studenten<br />

von morgen ergehen? Johannes klärt auf!<br />

08 VOM „SPIEL“ MIT DEM GELD<br />

Ist der internationale Handel mit Devisen imstande ganze Volkswirtschaften<br />

und deren Außenhandel zu beeinflussen?<br />

10 CLIMATE ENGINEERING<br />

Ein Brief für alle Studenten, die sich um Mutter Erde und ihre derzeitige<br />

Klimaveränderung sorgen.<br />

11 QUO VADIS, KLIMAWANDEL?<br />

Was zeichnet einen bewussten Umgang mit der Thematik Klimawandel<br />

aus? Hier einige Gedankenanstöße für den kritischen Geographen.<br />

13 TIPPS FÜR EUREN ERASMUS-AUFENTHALT<br />

Auf was muss man bei einem ERASMUS-Aufenthalt eigentlich alles<br />

achten? Dieser kleine Leitfaden wird euch sicherlich weiterhelfen!<br />

16 SCHULPRAXISSEMESTER<br />

<strong>Das</strong> Schulpraxissemester nicht immer an einer Schule in Deutschland<br />

geleistet werden müssten zeigt uns Lena Himmelsbach mit ihrem<br />

spannenden Bericht aus Mexiko.<br />

20 VOLKSNAMEN<br />

Elfenbeiner, Zypressen und Ghanesen - oder hießen die Völker <strong>doch</strong><br />

anders? Diese Columbus-Ausgabe klärt in Sachen Volksnamen auf!<br />

21 FAHR‘ DOCH MAL HIN - FELSENMEER LAUTERTAL<br />

<strong>Das</strong> beliebte Ausflugziel <strong>Felsenmeer</strong> Lautertal wird im Columbus<br />

präsentiert! Weshalb sich ein Besuch lohnt, könnt ihr hier nachlesen.<br />

24 DER GEOGRAPH<br />

Geographie in der Kunst - oder was der holländische Maler Vermeer<br />

in einem Geographen und seinem Forschungsgebiet sah.<br />

26 Neuigkeiten / Impressum<br />

01<br />

Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 01<br />

02-2012 | COLUMBUS


Autor: Astrid Max<br />

<strong>Foto</strong>s: Philipp Schöpflin,<br />

Stella Marraccini & Hendrik Steuerwald<br />

So übertitelt die Fachschaft die Veröffentlichung<br />

der diesjährig gewählten <strong>Foto</strong>grafien<br />

„Blue Compilation in Rain“, „Kenya Sweetwaters“<br />

und „Asturien - Nordküste von Spanien“ auf<br />

ihrer Website.<br />

NOCH VOR DEN Semesterferien wurde zum ersten<br />

geographischen <strong>Foto</strong>wettbewerb unseres Instituts<br />

aufgerufen. Gesucht waren kreative Motive von A,<br />

wie Afghanistan bis Z, wie Zentralalpen. Die neue<br />

Idee mit dem Hintergedanken einer künstlerischen<br />

Verschönerung <strong>des</strong> Instituts wurde je<strong>doch</strong> eher zaghaft<br />

von den Studenten angenommen. Nur 16 Teilnehmer<br />

sandten ihre Bilder bis zum 15. April ein, um<br />

sie den kritischen Augen der Jurymitglieder auszusetzen.<br />

Die Entscheidung fiel bei der großen Themenvielfalt<br />

schwer, weshalb es der Jury vor allem auf den<br />

ersten Eindruck, den das Motiv vermittelt, ankam.<br />

DENNOCH, DIE FOTOGRAFIEN können sich sehen lassen.<br />

Um die Geschichten <strong>hin</strong>ter den Bildern kennen<br />

zu lernen, hat der Columbus die drei Gewinner Philipp<br />

Schöpflin, Stella Marraccini und Hendrik Steuerwald<br />

interviewt.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Das</strong> <strong>Foto</strong> <strong>Foto</strong> <strong>des</strong> <strong>des</strong> <strong>Semesters</strong> 21 02<br />

<strong>Das</strong> <strong>Foto</strong> <strong>des</strong> <strong>Semesters</strong>!<br />

Interviews mit den Siegern <strong>des</strong> institutsinternen <strong>Foto</strong>wettbewerbes<br />

http://fc03.deviantart.net/fs70/f/2010/354/2/b/photographer_by_che_tina_plant-d3591w1.jpg<br />

Was hat Euch dazu bewogen, Eure <strong>Foto</strong>s einzusenden?<br />

Philipp: Ich fotografiere eben gerne und habe meine<br />

<strong>Foto</strong>s durchgesehen, ob eines davon es wert ist. Bisher<br />

habe ich noch nie <strong>Foto</strong>s bei Wettbewerben eingesandt,<br />

aber schon öfters <strong>mal</strong> darüber nachgedacht.<br />

Stella: Ich habe von dem Wettbewerb eigentlich gar<br />

nichts mitbekommen, bis mich eine Freundin, die mit<br />

mir zusammen in Kenia war, darauf <strong>hin</strong>gewiesen hat<br />

und mir vorgeschlagen hat, eines meiner Kenia-Bilder<br />

einzusenden. Ich habe schon immer gerne fotografiert,<br />

eigentlich seit meiner Kindheit. Es war schon<br />

immer mein Ding, nach guten Motiven zu suchen.<br />

Hendrik: Es war eine spontane Idee, ich hatte ein paar<br />

schöne Bilder und hab mir eins davon rausgesucht.<br />

Warum habt Ihr Euch für genau diese Aufnahmen<br />

entschieden?<br />

Philipp: Ich fand, es war das schönste <strong>Foto</strong> meiner<br />

Auswahl. Weil sich die eigenen Vorstellungen ja<br />

meist von denen anderer unterscheiden, habe ich vier<br />

<strong>Foto</strong>s meiner WG gezeigt. Dabei fiel die Wahl auf<br />

das blaue Taxi vor der blauen Wand.<br />

Stella: <strong>Das</strong> Bild ist eine meiner Lieblings-Aufnahmen<br />

aus Kenia; dort war ich wegen meiner Diplomarbeit.<br />

Ich habe vor dem Einsenden allerdings ein paar<br />

Freunde gefragt, welches ihr Favorit sei. Ich finde es<br />

02-2012 | COLUMBUS


einfach schön, wie der Baum in die<br />

Hörner der Gazelle übergeht, simpel<br />

aber schön. Gazellen und Akazien<br />

sieht man in Kenia jeden Tag.<br />

Sie stellen Symbole für mich dar,<br />

die ich mit Kenia verbinde und in<br />

dem Bild sind sie vereint.<br />

Hendrik: Ich wollte das <strong>Foto</strong> einbringen,<br />

um ein bisschen das<br />

Gefühl zu vermitteln, das ich<br />

an diesem Ort erlebt habe. Man<br />

fühlt sich ganz klein im Angesicht<br />

der Natur. Der Mensch sollte<br />

sich immer <strong>mal</strong> wieder bewusst<br />

machen, was das Allmächtigste ist.<br />

Wo und wie habt Ihr die Aufnahmen gemacht?<br />

Philipp: <strong>Das</strong> <strong>Foto</strong> entstand in Singapur, eher zufällig.<br />

Ich war in der Stadt unterwegs und es gab einen richtig<br />

extremen Regenschauer. Da hab ich mich dann<br />

bei einer Bushaltestelle untergestellt und angefangen,<br />

mich nach einem Motiv umzusehen. Die blaue Wand<br />

fiel mir ins Auge und da hatte ich die Idee, ein vorbeifahren<strong>des</strong><br />

Auto mit einer längeren Belichtungszeit zu<br />

fotografieren, damit es auf dem <strong>Foto</strong> verwischt. Dann<br />

hatte ich einfach Glück, dass gerade ein blaues Taxi<br />

vorbeikam. Da hab ich einfach die Gunst der Stunde<br />

genutzt und abgedrückt.<br />

Stella: <strong>Das</strong> <strong>Foto</strong> entstand in Sweetwaters auf dem<br />

Laikipia Plateau, ein Lavaplateau in Zentralkenia<br />

nordwestlich <strong>des</strong> Mount Kenya in der Nähe der<br />

Kleinstadt Nanyuki. Ich war mit einer Freundin den<br />

ganzen Tag über auf Safariausflug. Ein kenianischer<br />

Freund, Eustace, hat uns mit seinem alten Taxi durch<br />

die wunderschöne Landschaft gefahren, querfeldein.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Das</strong> <strong>Foto</strong> <strong>Foto</strong> <strong>des</strong> <strong>des</strong> <strong>Semesters</strong> 21 03<br />

Platz 3: Asturien von Hendrik Steuerwald<br />

In Sweetwaters habe ich viele tolle Bilder geschossen,<br />

von Elefanten, Affen, Büffel, Giraffen, Zebras<br />

und sogar von einem Gepard. Nur einen Löwen habe<br />

ich leider nie gesehen. <strong>Das</strong> <strong>Foto</strong> der Gazelle und der<br />

Akazie entstand dann aus dem fahrenden Auto. Die<br />

einzige Akazie im Hintergrund habe ich zwar wahrgenommen,<br />

aber es war <strong>doch</strong> ein wenig Glück dabei,<br />

es so zu treffen. Die Farbwirkung war eine Voreinstellung<br />

der Kamera.<br />

Hendrik: <strong>Das</strong> <strong>Foto</strong> wurde an der Nordküste Spaniens,<br />

in Asturien, im Urlaub aufgenommen. Ich hatte mir<br />

den Ort ausgewählt und als dann die Sonne unterging<br />

hat mich das Motiv so in den Bann gezogen. Es hatte<br />

etwas Mystisches, wie es auf mich gewirkt hat, etwas<br />

Allmächtiges und <strong>des</strong>halb habe ich es fotografiert. Es<br />

ist also spontan entstanden, durch die Freude an der<br />

Natur.<br />

02-2012 | COLUMBUS


Platz 2: Kenya Sweetwaters von Stella Marraccini<br />

Welche Kamera kam zum Einsatz?<br />

Philipp: Eine Konica FC1 aus den 80ern. Ich habe<br />

lange überlegt, ob ich die digitale oder analoge<br />

Kamera auf die Reise mitnehmen sollte. Die analoge<br />

Kamera war dann die bessere Wahl, weil sie robuster<br />

ist. Die Vorfreude auf die entwickelten <strong>Foto</strong>s gefällt<br />

mir beim analogen <strong>Foto</strong>grafieren besonders gut. Habe<br />

mich dann aber auch öfters geärgert, dass ich meine<br />

digitale Kamera nicht dabei hatte. Mit der Konica<br />

gelingen Langzeitbelichtungen selten, da hätte ich<br />

mit der digitalen Kamera viel machen können.<br />

Stella: Es war eine ganz nor<strong>mal</strong>e Digitalkamera,<br />

Panasonic Lumix, die ich kurz vorher zu einem total<br />

überteuerten Preis gekauft hatte, weil ein paar Tage<br />

zuvor meine Tasche mit der guten Kamera geklaut<br />

wurde.<br />

Hendrik: Es war eine einfache, hutzlige Digitalkamera.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Das</strong> <strong>Foto</strong> <strong>Foto</strong> <strong>des</strong> <strong>des</strong> <strong>Semesters</strong> 21 04<br />

Habt Ihr Erfahrung im <strong>Foto</strong>grafieren?<br />

Philipp: Ja, 2006 habe ich mir eine<br />

digitale Spiegelreflexkamera zugelegt,<br />

um mich ins <strong>Foto</strong>grafieren einzufinden.<br />

Ich habe Spaß daran gefunden<br />

und mir nach und nach noch<br />

analoge Kameras zugelegt.<br />

Stella: Ich fotografiere schon immer<br />

leidenschaftlich gerne und würde es<br />

sehr gerne ein<strong>mal</strong> richtig „lernen“.<br />

Hendrik: Also, ich fotografiere immer<br />

gerne und habe auch schon eine ganz<br />

schöne Sammlung.<br />

War es klug von der Fachschaft, kein Thema für den<br />

Wettbewerb vorzugeben?<br />

Philipp: Im Nach<strong>hin</strong>ein finde ich es gut, dass keine<br />

Grenzen im Hinblick auf das Thema gesetzt wurden,<br />

weil ja nicht so viele teilgenommen haben. So konnte<br />

sich der Wettbewerb erst ein<strong>mal</strong> etablieren.<br />

Stella: Themen fände ich für die kommenden Wettbewerbe<br />

besser, vorausgesetzt, es werden genug <strong>Foto</strong>s<br />

eingeschickt. Ich denke, es ist schwierig, so unterschiedliche<br />

<strong>Foto</strong>s zu vergleichen. Da würde eine Themenvorgabe<br />

helfen.<br />

Hendrik: Ich finde es gut, dass es so offen war, auch<br />

für zukünftige Wettbewerbe.<br />

http://4.bp.blogspot.com/-w8Sf6HKrHxw/TiNPM9iaO5I/AAAAAAAABSQ/iEtzaJIp3M8/s1600/Negativ+Streifen.jpg<br />

02-2012 | COLUMBUS


Die Abstimmung fand dieses Mal fachschaftsintern<br />

statt, sollten in Zukunft öffentliche Abstimmungen<br />

stattfinden?<br />

Philipp: Am besten wäre es, Leute zu haben, die mehr<br />

Ahnung vom <strong>Foto</strong>grafieren haben. Facebook halte<br />

ich allerdings für keine gute Idee. Eine erfolgreiche<br />

Abstimmung über die Fachschaftsseite ist wiederum<br />

schwer, wenn man viele Leute erreichen will.<br />

Stella: Ich fände es besser, alle vom Geographischen<br />

Institut abstimmen zu lassen, weil in der Fachschaft<br />

ja nur wenige sind. Ich weiß allerdings nicht wie das<br />

machbar wäre. Eventuell mit einer Doodle-Umfrage.<br />

Hendrik: Ich fand es gut, wie es gemacht wurde, mit<br />

elf unparteiischen Jurymitgliedern.<br />

WIE DIE FACHSCHAFT mitgeteilt hat, wird das Siegerfoto<br />

von Philipp Schöpflin „Blue Compilation in<br />

Platz 1: Blue Compilation in Rain von Philipp Schöpflin<br />

Rain“ in nächster Zeit eingerahmt und in beiden Institutsgebäuden<br />

für jeden sichtbar aufgehängt. <strong>Das</strong><br />

zweitplatzierte Bild von Stella Marraccini „Kenya<br />

Sweetwaters“ und das drittplatzierte von Hendrik<br />

Steuerwald „Asturien - Nordküste von Spanien“ können<br />

hier oder auf der Fachschaftsseite http://fsgeog.<br />

wordpress.com/2012/04/27/das-foto-<strong>des</strong>-semesters/<br />

bewundert werden.<br />

DIE FACHSCHAFT HOFFT, mit dem <strong>Foto</strong>wettbewerb<br />

zu einem regeren Austausch mit den Studierenden<br />

beizutragen, was sich beim nächsten Termin - voraussichtlich<br />

zu Beginn <strong>des</strong> nächsten <strong>Semesters</strong> - hoffentlich<br />

in einer Flut von Teilnehmern äußern wird.<br />

ALSO, IHR WISST, was in den Semesterferien zu tun<br />

ist: Knipsen, Knipsen, Knipsen!<br />

<strong>Das</strong> <strong>Das</strong> <strong>Foto</strong> <strong>Foto</strong> <strong>des</strong> <strong>des</strong> <strong>Semesters</strong> 21 05<br />

02-2012 | COLUMBUS


Die Gebäu<strong>des</strong>ituation <strong>des</strong><br />

Autor: Johannes Schulz-Knappe<br />

Geographia Heidelbergensis<br />

est omnis divisa in<br />

partes duas – so in etwa<br />

könnte es klingen, falls Gaius Julius<br />

Caesar die Gelegenheit hätte,<br />

die derzeitige Situation unseres<br />

Instituts zu beschreiben. Denn obwohl<br />

das Studium in Heidelberg<br />

auf die gleichwertige Vermittlung<br />

von humangeographischen und<br />

physiogeographischen Inhalten<br />

setzt, fällt einem Studenten direkt<br />

im ersten Semester der räumliche<br />

Bruch zwischen Humangeographie<br />

und Geoinformatik in der<br />

Berliner Straße 48 (Bst 48) und<br />

physischer Geographie im INF<br />

348 auf. Ständiges <strong>hin</strong>- und herlaufen<br />

zwischen Seminaren, Vorlesungen<br />

und Arbeitsgruppentreffen<br />

ist nicht nur für die Studenten ein<br />

Ärgernis, auch für die Mitarbeiter<br />

unseres Instituts ist die Absprache<br />

und Identifikation mit den Kollegen<br />

„da drüben“ umständlich. Neben<br />

dieser Trennung in Ost- und<br />

Westgeographie - und seit kurzem<br />

sogar noch in eine für Studieren-<br />

Geographischen Instituts<br />

den kaum sichtbare Exklave der<br />

Abteilung Geoinformatik im INF<br />

346 - sind randvolle bis überfüllte<br />

Seminarräum einschlägiger Veranstaltungen,<br />

mangelnde Aufenthalts-<br />

und Kommunikationsräume,<br />

beengte Büroflächen sowie<br />

unansehnliche Bauruinen wie der<br />

einsturzgefährdete „Mäuseturm“<br />

in der Bst 48 Zeichen dafür, dass<br />

die Gebäu<strong>des</strong>ituation <strong>des</strong> Geographischen<br />

Instituts nicht wirklich<br />

opti<strong>mal</strong> ist. Doch wie kam es zu<br />

dem heutigen Zustand? Hier hilft<br />

ein kurzer Blick zurück in die Vergangenheit.<br />

BIS IN DIE 60er <strong>des</strong> vergangenen<br />

Jahrhunderts war das Geographische<br />

Institut noch eine „oneman-show“.<br />

Sprich, es gab nur<br />

einen einzigen Lehrstuhl am Institut.<br />

Da<strong>mal</strong>s befand sich das Institut<br />

noch in der Altstadt, genauer<br />

genommen im Hexenturm innerhalb<br />

der Neuen Universität. Jeder,<br />

der den Hexenturm ein<strong>mal</strong> eingehender<br />

betrachten konnte, wird<br />

sich fragen, wie darin überhaupt<br />

ein ganzes Institut Platz finden<br />

Gebäu<strong>des</strong>ituation 06 21<br />

konnte. Spätestens seitdem 1961<br />

eine zweite Professur mit Schwerpunkt<br />

auf physischer Geographie<br />

eingerichtet wurde, muss sich die<br />

Raumnot derart verschlimmert haben,<br />

dass schließlich in den 70ern<br />

der Umzug in das Neuenheimer<br />

Feld, INF 348, stattfand. Bis da<strong>hin</strong><br />

war die Geographie noch<br />

glücklich vereint. Erst 1999 zogen<br />

schließlich die Lehrstühle der Anthropogeographie<br />

und der Wirtschafts-<br />

und Sozialgeographie in<br />

ein Gebäude der Max-Planck-Gesellschaft<br />

an der Berliner Straße<br />

um, die heutige Bst 48. Die frei<br />

gewordenen Flächen im INF 348<br />

fielen Arbeitsgruppen <strong>des</strong> Instituts<br />

für Informatik zu. Nur am Rande:<br />

Im Vergleich zu den Informatikern<br />

ist die Gebäu<strong>des</strong>ituation der<br />

Geographie nahezu paradiesisch.<br />

„ES GIBT EINE Zukunft nach der<br />

Bst 48. Denn nach den Schwierigkeiten<br />

der Trennung ist uns eine<br />

Wiedervereinigung sehr wichtig,<br />

von Seiten <strong>des</strong> Rektorats wurde<br />

uns das auch zugesichert.“, meint<br />

Professor Alexander Zipf, derzeit<br />

www.wikipedia.de www.geog.uni-heidelberg.de<br />

www.geog.uni-heidelberg.de<br />

<strong>Das</strong> Geographischen Institut im<br />

Wandel der Zeit - Hexenturm,<br />

Berliner Straße und INF 348<br />

02-2012 | COLUMBUS


<strong>Das</strong> Mathematikon - Skizze<br />

<strong>des</strong> Planungsentwurfes<br />

geschäftsführender Direktor <strong>des</strong><br />

Geographischen Instituts. Die of-<br />

��������� ���������� ������ ������<br />

Zusammenzug der Fakultät für<br />

Mathematik und Informatik und<br />

<strong>des</strong> Interdisziplinären Zentrums<br />

für wissenschaftliches Rechnen<br />

(IWR) in einen gemeinsamen<br />

Gebäudekomplex vor. Die Pläne<br />

für dieses sogenannte „Mathematikon“<br />

wurden am 1. Dezember<br />

����� ������������� ���������� �����<br />

der Bau von der Klaus Tschira<br />

Stiftung. Mit dem Auszug der Informatik<br />

und <strong>des</strong> IWR aus INF<br />

348 und INF 346 sollen genug<br />

Räume frei werden, sodass das<br />

Geographische Institut wieder in<br />

einem Gebäudekomplex angesiedelt<br />

werden kann. „<strong>Das</strong> Rektorat<br />

hofft, dass für das Mathematikon<br />

noch dieses Jahr die Bagger rollen.<br />

Der Bau dürfte voraussichtlich 2-3<br />

Jahre dauern, 2014-2016 ist also<br />

mit der Fertigstellung zu rechnen.“,<br />

so Professor Zipf.<br />

DOCH WIE WÜRDE ein Zusammenzug<br />

<strong>des</strong> Geographischen Institutes<br />

aussehen? Wer die beiden<br />

Hauptstandorte in ihrer Bürozahl<br />

vergleicht, merkt, dass die durchschnittliche<br />

Größe der Räume in<br />

der Berliner Straße zwar wesentlich<br />

geringer als die der Räume<br />

und Büros im INF 348 ist, dass<br />

aber selbst bei doppelt- oder dreifach<br />

besetzen Büros ein Zusammenzug<br />

im INF 348 allein keine<br />

Option sein dürfte.<br />

WAS WÄREN LÖSUNGEN für<br />

dieses zukünftig verschärfte<br />

Raumproblem? Verzicht auf einen<br />

PC-Pool, Verkleinerung der<br />

Institutsbibliothek, Zusammenlegen<br />

von Büros oder Verzicht auf<br />

Aufenthaltsräume für die Mitarbeiter<br />

und Studenten wären unerwünschte<br />

und sogar unmögliche<br />

Optionen. Denn bei weiterem<br />

Wachstum einzelner Abteilungen<br />

<strong>des</strong> Instituts würden solche Schritte<br />

sicher nicht ausreichen. Und auf<br />

einen Rückgang der Studierendenzahlen<br />

in den nächsten 10 Jahren<br />

durch den Demographischen Wandel<br />

– aufgrund <strong>des</strong>sen viele Hochschulen<br />

auf eine Ausweitung ihrer<br />

Kapazitäten verzichten – möchte<br />

Professor Zipf nicht setzen: „<strong>Das</strong><br />

Geographische Institut ist durch<br />

ein starkes Wachstum geprägt,<br />

das einerseits durch die neuen<br />

Professuren und ihre Mitarbeiter<br />

verursacht wird, andererseits steigen<br />

seit kurzem die Studierendenzahlen<br />

an, da wegen dieser neuen<br />

Professuren mehr Erstsemestrer<br />

aufgenommen werden müssen.<br />

Deswegen werden wir auf jeden<br />

Fall größere PC-Pools und mehr<br />

Seminarräume brauchen.“<br />

Gebäu<strong>des</strong>ituation 21<br />

GROSSE HOFFNUNG LIEGT auf<br />

den frei werdenden Räumen <strong>des</strong><br />

IWR im INF 346. Wie sicher diese<br />

Option sein wird und wie es in<br />

den nächsten Jahren mit unserem<br />

Institut weitergeht, steht je<strong>doch</strong><br />

zurzeit noch nicht fest. Tatsache<br />

ist jedenfalls, dass das gesamte<br />

Geographische Institut mehr Platz<br />

brauchen wird, als im INF 348 verfügbar<br />

ist und nur unter Nutzung<br />

der freiwerdenden Stockwerke in<br />

INF 346 eine Chance auf einigermaßen<br />

ausreichende Raumsituation<br />

besteht. Es wird wohl noch eine<br />

Weile dauern, bis man als Student<br />

nach einer Vorlesung über Stadtgeographie<br />

einfach einen Raum<br />

weiter zum Geomorphologie-Seminar<br />

wechseln kann.<br />

Quellen:<br />

Gebäu<strong>des</strong>ituation 07<br />

Geschichte <strong>des</strong> Instituts:<br />

www.geog.uni-heidelberg.de/<br />

institut/geschichte.html<br />

Infos zum Mathematikon:<br />

www.heidelberg.de/servlet/<br />

PB/menu/1218016/index.html<br />

www.heidelberg.de/servlet/<br />

PB/menu/1218016/index.html<br />

02-2012 | COLUMBUS<br />

www.heidelberg.de


Vom „Spiel“ mit dem Geld -<br />

Ano<strong>mal</strong>ien im Devisenmarkt<br />

Autor: William T. P. Schulz<br />

Im Zuge der Staatsschuldenkrise<br />

wurden wir dank Zeitung<br />

und Nachrichten stets<br />

mit zwei Märkten konfrontiert.<br />

Dem Aktienmarkt, der mit sinkenden<br />

Anteilsscheinen auf sich<br />

aufmerksam machte, und dem für<br />

Otto-Nor<strong>mal</strong>verbraucher <strong>doch</strong><br />

recht unbekannten Rentenmarkt,<br />

welcher dank griechischer Staatsanleihen<br />

eine negative Popularität<br />

erreichte. Doch es gibt noch einen<br />

dritten im Bunde, den liqui<strong>des</strong>ten<br />

schlecht<strong>hin</strong> – den Devisenmarkt<br />

(Forex).<br />

Während der Nor<strong>mal</strong>bürger in der<br />

Regel nur im Urlaub mit Wechselkursen<br />

konfrontiert wird, müssen<br />

Unternehmen ihre Geschäfte gegen<br />

Währungsschwankungen absichern<br />

und Spekulanten erfreuen<br />

sich an einem hoch volatilen Kasino.<br />

TEURER SKIURLAUB IN DER<br />

SCHWEIZ<br />

Ein wesentliches Element für die<br />

Stärke einer Währung ist eine stabile<br />

Wirtschaft und wie man seit<br />

neuestem lernen konnte, ein Staat<br />

mit handhabbarem Schuldenstand.<br />

Zudem ist eine niedrige Inflation<br />

relevant, seit man die Währungen<br />

vom Goldstandard (Geldmenge<br />

entspricht den Goldreserven <strong>des</strong><br />

Staates) entkoppelte und Zentralbanken<br />

zur Ökonomiestimulation<br />

bereitwillig die Druckerpressen<br />

anwerfen.<br />

DAS WAR EIN Grund, warum<br />

der Schweizer Franken in der Eurokrise<br />

stark an Wert gewann. Da<br />

schon das Scheitern <strong>des</strong> Euros<br />

prophezeit wurde und selbiger im<br />

Verhältnis zum Dollar 9% (von<br />

1,45 EUR/USD auf 1,33) an Wert<br />

verlor, hielten es viele Anleger für<br />

sinnvoll, ihr Geld in der Schweiz<br />

zu parken. Euros wurden in Franken<br />

getauscht, dadurch waren<br />

weniger Franken auf dem Markt<br />

– der Preis stieg. Spekulanten<br />

verstärkten den Trend mit Hilfe<br />

von Terminkontrakten, bei denen<br />

man durch Hinterlegung niedriger<br />

Sicherheiten auf eine künfti-<br />

Vom Vom „Spiel“ „Spiel“ mit mit dem Geld 08 21<br />

ge Kursentwicklung mit großen<br />

Summen wetten konnte.<br />

DOCH DURCH DAS „Spiel mit<br />

dem Geld“, hatten die Schweizer<br />

Firmen wenig zu lachen. Umso<br />

stärker die eigene Währung aufwertet,<br />

umso mehr Fremdwährung<br />

erhält man beim Tausch. Daher<br />

konnten zwar die Schweizer im<br />

Ausland billiger Urlaub machen<br />

und günstig Rohstoffe & Produkte<br />

importieren – der Export geriet allerdings<br />

schwer ins Stocken. Denn<br />

wer etwa jetzt Ricola und Schweizer<br />

Schokolade kaufen oder Ski<br />

fahren will, muss im Vergleich<br />

zum Januar 2010 (1,47 EUR pro<br />

1 CHF) 23% Verlust beim Tausch<br />

<strong>des</strong> Euro in Schweizer Franken<br />

<strong>hin</strong>nehmen.<br />

DER GRÖSSTE WERTVERLUST <strong>des</strong><br />

Euro / Anstieg <strong>des</strong> Franken war<br />

im August 2011 (1,02 EUR pro 1<br />

CHF) zu verzeichnen.<br />

02-2012 | COLUMBUS


DER KRIEG BEGINNT<br />

Da sich folglich die Schweizer<br />

Exporte um 45% in einem halben<br />

Jahr verteuerten, intervenierte die<br />

Schweizer Notenbank. Zunächst<br />

erhöhte sie mit Liquiditätsspritzen<br />

die Gldmenge der heimischen<br />

Währung durch Erhöhung der<br />

Guthaben (von 10 Milliarden auf<br />

200 Milliarden) der Geschäftsbanken.<br />

ANFANG SEPTEMBER LEGTE sie<br />

überraschend einen Min<strong>des</strong>twechselkurs<br />

von 1,20 CHF pro Euro<br />

fest, weshalb sich viele Spekulanten<br />

die Finger verbrannten.<br />

DIE FRAU DES Schweizer Zentralbankchefs<br />

Hildebrand tauschte<br />

drei Wochen vorher 400.000 Franken<br />

billig in Dollar. Ihr unwissender<br />

Mann musste sich jetzt <strong>des</strong> Insiderhandels<br />

verantworten und im<br />

Januar 2012 zurücktreten. Da ist<br />

selbst der Gewinn von (nach heutigem<br />

Stand) 80.000 Franken nur<br />

ein schwacher Trost.<br />

WEIL SICH AUCH die Schweiz in<br />

einem freien internationalen Markt<br />

befindet, liegt es nun an ihr, diesen<br />

Wechselkurs zu verteidigen. Eine<br />

ständige Erhöhung der Geldmenge<br />

im Binnenmarkt ist auf Grund der<br />

Inflationsrisiken undenkbar und<br />

war kaum von Erfolg gekrönt. Daher<br />

wird zu einem anderen Mittel<br />

gegriffen, Deviseninterventionen.<br />

Die Notenbank kauft mit Schweizer<br />

Franken Fremdwährungen<br />

am Markt auf und erhöhte somit<br />

die eigenen Währungsreserven,<br />

während folglich Franken auf den<br />

Markt „geworfen“ werden und das<br />

erhöhte Angebot den Preis sinken<br />

lässt.<br />

Die Schweizer<br />

Notenbank<br />

kämpft gegen<br />

den Markt<br />

Vom Vom „Spiel“ „Spiel“ mit mit dem Geld 09 21<br />

BEIM EXPORTSTARKEN UND rezessionsgeplagten<br />

Japan war die<br />

Situation zu jener Zeit identisch.<br />

Da die japanische Wirtschaftskraft<br />

je<strong>doch</strong> erheblich größer ist<br />

und von einer Stärkung <strong>des</strong> Yen<br />

extrem geschwächt wurde, flutete<br />

die japanische Notenbank in Absprache<br />

mit anderen Notenbanken<br />

weltweit in einer konzertierten<br />

Aktion die Märkte mit japanischem<br />

Yen.<br />

Quellen:<br />

http://www.mmnews.de/index.php/wirtschaft/9206-schweizer-zentralbank-chef-ruecktritt<br />

http://www.videoportal.sf.tv/video?id=f10894a2-937a-42de-89d1-f1f8d9f24ad0<br />

http://www.ariva.de (Chartquellen)<br />

http://www.bpb.de/wissen/DJ91QC,0,W%E4hrungsreserven_und_Devisenumsatz.html<br />

http://www.expert-advisor.net/trading.php<br />

02-2012 | COLUMBUS


<strong>Climate</strong> Engineering 10 21<br />

CLIMATE ENGINEERING<br />

Ein neues Medikament für das kränkelnde Klima?<br />

Herr Doktor, Mutter Erde hat Fieber. Die Temperatur steigt und steigt und ihre Körperfunktionen<br />

spielen verrückt. Mal verheerende Hochwasser, <strong>mal</strong> lange Dürren. Was soll<br />

ich tun?<br />

Diana Schneider<br />

Lieber Ratsuchender,<br />

das Fieber hängt mit den klimawirksamen Treibhausgasen zusammen. Diese Gase sind in der vorliegenden<br />

unnatürlich hohen Konzentration verantwortlich für eine steigende Globaltemperatur, die<br />

mit einer zunehmenden Intensität und Häufigkeit extremer Wetterereignisse einhergeht.<br />

Sie haben sich das, wie Sie ja bereits wissen, durch ihre Konsum- und Lebensweisen selbst eingebrockt.<br />

Fachleute sprechen vom anthropogenen Klimawandel. Trotz dieser Erkenntnis haben Sie<br />

alle Warnungen in den Wind geschossen und das Rauchen noch nicht ausreichend eingeschränkt.<br />

Zum Wohl der Patientin habe ich eine deutlich geringere CO2-Emission verordnet. Vielleicht<br />

steht Mutter Erde ja schon vor einem Fieberkollaps, also kurz vor einem absoluten Klimanotfall.<br />

Hierfür sollte ein Plan B bereitstehen.<br />

Glücklicherweise gibt es jetzt <strong>Climate</strong> Engineering, ein neues und innovatives Medikament, dem<br />

ausgesuchte Experten ein ungeahntes (Heilungs-)potential nachsagen, das sich leider aber noch<br />

in der theoretischen und experimentellen Erprobungsphase befindet und bisher nur am Modell und<br />

nicht am Patienten getestet worden ist.<br />

An dieser Stelle kann ich Ihnen <strong>Climate</strong> Engineering in zwei Darreichungsformen anbieten. Die<br />

„blaue“, teure Retard-Kapsel packt das Problem an der Wurzel. In einem komplexen und aufwändigen<br />

Prozess werden die klimaschädlichen Gase eingefangen (Carbon Dioxid Removal) und durch<br />

dauerhafte Speicherung dem Kreislauf entzogen, wodurch das Fieber sinkt. Die „rote“ relativ<br />

günstige Spritze wirkt in kurzer Zeit vor allem gegen die Begleitsymptome, beseitigt die Ursache<br />

leider nicht. Partikelinjektion in die Stratosphäre zur Modifikation der Strahlungsbilanz, ist ein<br />

Beispiel für eine derart symptomatische Therapie. Ein<strong>mal</strong> angefangen, muss die Spritze in regelmäßigen<br />

Abständen wiederholt verabreicht werden, um das Fieber nachhaltig zu senken. Die<br />

Patientin würde über kurz oder lang eine Abhängigkeit von dem genannten Medikament entwickeln.<br />

Bislang sind auch die Nebenwirkungen nicht weitreichend erforscht.<br />

Da das Klima einer komplexen Physiologie unterliegt, können etwaig unerwünschte Wirkungen nur<br />

sehr schwer im Voraus abgeschätzt werden und eine große Unsicherheit über unerwünschte<br />

Folgen verbleibt. <strong>Das</strong> wäre angesichts <strong>des</strong> riesigen Innovationssprungs, den diese Form der Therapie<br />

momentan darstellt, wohl auch ein wenig viel verlangt.<br />

Ich, halb Mensch halb Gott in Weiß, stelle Ihnen nun die Frage:<br />

Wollen Sie Ihrer Mutter Erde ein länger andauern<strong>des</strong> Fieber zumuten, dafür aber eine langfristige,<br />

komplexe und teure ursächliche Therapie, die eine dauerhafte Genesung verspricht. Oder<br />

wollen sie eine schnelle Symptomtherapie mit bitterem Geschmack und unklaren Nebenwirkungen?<br />

Die „blaue“ Pille der Kohlendioxidentfernung oder die „rote“ Spritze <strong>des</strong> Managements der<br />

Solarstrahlung?<br />

Oder haben sie die Risiken von Medikament B so abgeschreckt, dass Sie jetzt <strong>doch</strong> radikal aufs<br />

Rauchen verzichten möchten? Ich kann Ihnen zum gegenwärtigen Zeitpunkt allerdings nicht<br />

mehr garantieren, dass es für drastische CO2-Emissionseinsparungen nicht schon zu spät<br />

ist. Nicht zuletzt wegen der Gefahr <strong>des</strong> Klimanotfalls – einem abrupten Klimawandel. Vielleicht<br />

möchten sie auch erst ein<strong>mal</strong> abwarten, bis die neuen Therapien die Testphase verlassen haben.<br />

Aber warten Sie besser nicht zu lange! Egal wie Sie sich entscheiden, die Zeit läuft.<br />

02-2012 | COLUMBUS


Quo vadis,<br />

Anthropogener Klimawandel, verheerende<br />

Dürren, tobende Stürme, schmelzende Eiskappen<br />

– die Medien befeuern die Gesellschaft<br />

mit Hiobsbotschaften und apokalyptischen<br />

News-Salven. Dabei nicht in Panik zu verfallen und<br />

sich mit etwas Abstand und uneingenommen dem<br />

Thema zu widmen fällt gar nicht so leicht.<br />

WIE ANTHROPOGEN IST nun wirklich dieser Klimawandel?<br />

Und in welcher Verantwortung befinden vor<br />

allem wir Geographen uns, wenn wir uns mit dem<br />

Thema und seiner Konsequenz auseinandersetzen?<br />

Dieser Artikel soll als Anstoß dienen, reflektiert mit<br />

einer der größten Herausforderungen unserer Zeit<br />

umzugehen.<br />

ES TUT SICH was in unserem Klima. Diese Tatsache<br />

steht außer Frage. Verschiedene Modelle, Simulationen<br />

und Analysen zeigen je<strong>doch</strong> auch unterschiedliche<br />

Veränderungen <strong>des</strong> Klimas. Was genau kommt<br />

also in den nächsten Jahrzehnten auf uns zu? Diese<br />

Frage ist schon bedeutend schwieriger zu beantworten.<br />

Und was sind die Ursachen für diesen Wandel?<br />

Welche Faktoren steuern in was für einem Ausmaß<br />

die Klimamasc<strong>hin</strong>erie? <strong>Das</strong> sind alles Fragen, auf<br />

die es keine eindeutigen Antworten gibt, man daher<br />

mithilfe von Thesen und Theorien nach Lösungen zu<br />

unseren Problemen sucht.<br />

OFT WIRD CO2 als das Klimamonster schlecht<strong>hin</strong><br />

bezeichnet. <strong>Das</strong>s CO2 ein klimawirksames Treibhausgas<br />

ist, wurde vielfach bewiesen. In welchem Ausmaß<br />

es je<strong>doch</strong> an Klimaänderungen beteiligt ist, ist<br />

wiederum nicht ganz klar. In der Erdgeschichte gab<br />

es Zeiten, in denen die globalen Temperaturen we-<br />

Klimawandel?<br />

Autor: Christian Berberich<br />

Quo vadis, Klimawandel? 11 21<br />

sentlich höher als heute waren, der CO2-Gehalt der<br />

Atmosphäre allerdings niedriger als dies aktuell der<br />

Fall ist.<br />

ES MUSS ALSO noch weitere Faktoren geben, die<br />

imstande sind maßgeblich an unserem Klima zu<br />

schrauben. Die Intensität der Sonnenstrahlung inklusive<br />

ihrer fluktuierenden Sonnenflecken, die thermohaline<br />

Zirkulation der Meere und eine ganze Reihe<br />

weiterer Faktoren gilt es hier zu nennen.<br />

DAS KLIMA IST schon immer im Wandel gewesen<br />

und wird es in Zukunft auch weiter<strong>hin</strong> sein. Selbst<br />

große Temperatursprünge gab es im Laufe der Erdgeschichte<br />

immer wieder.<br />

ES IST VIELLEICHT auch nicht sonderlich klug unsere<br />

Kräfte in eine endlose Suche nach den Schuldigen<br />

zu packen, sondern sie zu bündeln und aktiv<br />

etwas für uns und unsere Umwelt zu tun.<br />

DIE GANZE DEBATTE um den Klimawandel hat<br />

eines nämlich stärker in den Fokus gerückt. Unser<br />

rücksichtsloser Umgang mit dem Planeten, den einzigen<br />

den wir haben. Ob CO2 nun verantwortlich für<br />

die steigenden Temperaturen ist oder nicht, eine Reduktion<br />

der Emissionen <strong>des</strong> Gases ist zwingend notwendig.<br />

Denn dort wo CO2 entsteht – in Kohlekraftwerken,<br />

durch benzingetriebenen Kraftfahrzeuge, bei<br />

der Verbrennung fossiler Öle und Gase – entstehen<br />

auch immer Ruß, giftige Gase und Abfälle, Stoffe die<br />

unserer Natur schaden.<br />

WENN MAN SICH zudem vor Augen hält, dass die<br />

Reserven der fossilen Energieträger langsam zur Neige<br />

gehen, ist es <strong>doch</strong> nichts anderes als logisch und<br />

konsequent unseren Bedarf an Energie anderweitig zu<br />

02-2012 | COLUMBUS


decken und auf die Erneuerbaren Energien zu setzen.<br />

Potentiale sind schließlich genug vorhanden und die<br />

Technik der Anlagen weit vorangeschritten. Anstatt<br />

immer tiefer und an immer entlegeneren Orten der<br />

Welt in die Erde zu bohren und somit riesige Summen<br />

zur Förderung von Erdöl und -gas zu investieren,<br />

wäre es <strong>doch</strong> klüger diese Milliarden in den Aufbau<br />

einer Regenerativen Energiepolitik zu stecken. Denn<br />

die Sonne wird auch noch in den letzten Atemzügen<br />

der Menschheit strahlen, der Wind noch wehen und<br />

das Wasser noch den Gesetzen der Schwerkraft folgen.<br />

THEORETISCH WÄRE ES jedem Land so möglich<br />

ihren Bedarf an Energie unabhängig von anderen<br />

Ländern zu produzieren und damit Abhängigkeiten<br />

zu reduzieren. Denn egal wo wir uns befinden, gibt<br />

es gewisse Möglichkeiten zur Nutzung von Sonne,<br />

Wind, Wasser, Biomasse oder Erdwärme.<br />

BETRACHTET MAN BEISPIELSWEISE das Land Chile,<br />

so sieht man, dass es drei Viertel seines Energieverbrauchs<br />

mit fossilen Brennstoffen decken, obwohl es<br />

im Land so gut wie keine Förderung hat. Somit sind<br />

sie abhängig von der Güte und Kooperationsbereitschaft<br />

der produzierenden Staaten. Dabei besitzen<br />

sie mit großen Wüstenflächen im Norden, den steilen<br />

Tälern der Anden sowie dem windigen Süden ein reiches<br />

Reservoir an nutzbarer, natürlicher Energie.<br />

DOCH HABEN WIR nicht nur mit der Verschmutzung<br />

durch die Industrie zu kämpfen. Ein Ansteigen der<br />

globalen Temperatur würde auch ein kontrastreicheres<br />

Wetter mit sich ziehen. Längere Dürreperioden<br />

und stärkere Regenfälle gefährden die Menschen und<br />

ihre Nahrungssicherung. Es müssten in hochwassergefährdeten<br />

Gebieten Regulierungsmöglichkeiten<br />

geschaffen werden. Im Gegenzug dazu muss in trockenen<br />

Regionen die Gefahr von Fehlernten durch<br />

eine nachhaltige Bewässerung und sinnvollen Tech-<br />

Quo vadis, Klimawandel? 21 12<br />

http://www.sfv.de/fotos/l/Karikatur__Stolpersteine_fuer_die_Erneuerbaren.jpg<br />

nologieeinsatz eingedämmt werden. Da der Mensch<br />

immer größere Mengen an Wasser für sich, die Industrie<br />

und Landwirtschaft benötigt, ließe sich in vielen<br />

Regionen auch ohne Klimawandel ein Wasserkonflikt<br />

feststellen. Dort sind nun Abmachungen zur Nutzung<br />

und die Entwicklung eines Bewusstseins für die Ressource<br />

Wasser gefragt. All dies sind wohl sehr kostspielige<br />

sowie aufwendige Investitionen, aufgrund<br />

der heutigen Situation je<strong>doch</strong> notwendig.<br />

DAHER STELLT SICH mir die Frage wie sinnvoll es<br />

ist, den Versuch anzustellen Klimagott zu spielen.<br />

Sollte man wirklich Unsummen in ein Projekt stecken,<br />

dass CO2 aus der Atmosphäre nimmt, in Tiefengestein<br />

oder sonst wo zwischenspeichert, obwohl<br />

die sich davon versprochenen Ergebnisse nicht gesichert<br />

sind? Oder ist es nicht klüger sich dem Klimawandel<br />

zu stellen, dort CO2 zu sparen wo es sinnvoll<br />

ist (nämlich bei den Emissionen) und sich lieber Lösungen<br />

zu bereits heute bestehenden Problemen der<br />

Menschen zuzuwenden?<br />

LETZTENDLICH LIEGT ES bei jedem selbst, wie er<br />

zu dieser Thematik steht. Je<strong>doch</strong> hoffe ich eines klar<br />

gemacht zu haben. Egal was wir tun, wir sollten <strong>hin</strong>terfragen,<br />

welche Schritte sinnig und zweckdienlich<br />

für uns und unsere Enkelkinder sind.<br />

02-2012 | COLUMBUS


Autor: Constanze Lucht<br />

Ein mehrmonatiger Auslandsaufenthalt<br />

und der<br />

damit verbundene Erwerb<br />

von interkulturellen Kompetenzen<br />

sind heutzutage für Studierende<br />

eine wichtige Erfahrung und außerdem<br />

eine Möglichkeit, später<br />

ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />

zu erhöhen. Beim Studium<br />

einer Fremdsprache bietet sich<br />

zudem ein solcher Aufenthalt mit<br />

Blick auf die sprachliche Praxis<br />

geradezu an. Eine beliebte Möglichkeit,<br />

um ohne größere bürokratische<br />

und finanzielle Hürden<br />

als Student im Ausland zu leben,<br />

ist sicherlich das ERASMUS-Programm.<br />

In einer eigenen Rubrik<br />

wird seit COLUMBUS - Ausgabe<br />

25 (Bergen, Norwegen) über<br />

die „Erfahrung ERASMUS-Aufenthalt“<br />

von Seiten Studierender<br />

berichtet. In den Ausgaben 26<br />

und 27 folgten Erfahrungsberichte<br />

über die Auslandsstudienzeit<br />

in Salamanca (Spanien) bzw.<br />

Stockholm (Schweden). Eine<br />

französische ERASMUS-Studentin<br />

ermöglichte in der letzten CO-<br />

LUMBUS-Ausgabe schließlich<br />

den Lesern einen Blick in das Le-<br />

ben als ERASMUS-StudentIn in<br />

Heidelberg. Rückblickend auf diese<br />

Artikel, aber auch mit dem Hintergrund<br />

der eigenen ERASMUS-<br />

Erfahrung der Autorin in Wrocław<br />

(Polen), soll im vorliegenden<br />

Artikel der Frage nachgegangen<br />

werden, was bei der Bewerbung<br />

für ein ERASMUS-Stipendium<br />

und beim Aufenthalt im Gastland<br />

zu beachten ist, damit der ERAS-<br />

MUS-Aufenthalt im Gastland ein<br />

voller Erfolg wird.<br />

Die Wahl <strong>des</strong> Gastlan<strong>des</strong><br />

BEI DER WAHL <strong>des</strong> favorisierten<br />

Gastlan<strong>des</strong> bzw. der Universität<br />

spielen häufig die bereits vorhandenen<br />

Sprachkenntnisse, aber<br />

auch persönliche Erfahrungen z.<br />

B. in Form eines Urlaubs, eine<br />

Rolle. Häufig sind dies auch die favorisierten<br />

Länder oder auch Städte<br />

anderer Studierender, sodass<br />

ein „Run“ auf diese „häufig raren“<br />

Studienplätze entsteht. Wieso<br />

also nicht <strong>mal</strong> vom Mainstream<br />

abweichen und etwas Außergewöhnlichesversuchen?!<br />

Die Organisation<br />

sowie<br />

die Strukturen<br />

im Rahmen <strong>des</strong><br />

Tipps Tipps ERASMUS 21 13<br />

Tipps für einen erfolgreichen<br />

erAsMUs-AUfenThAlT<br />

ERASMUS-Programms bieten<br />

eine wunderbare Möglichkeit, sich<br />

auf ein Abenteuer, auf das Unbekannte,<br />

einzulassen und seinen eigenen<br />

Horizont zu erweitern.<br />

Die Wahl der Wohnung<br />

SICHERLICH IST ES von Vorteil<br />

und bietet eine gewisse Sicherheit,<br />

wenn man das Angebot, einen<br />

Wohnheimsplatz im Rahmen <strong>des</strong><br />

Austauschprogramms zu erhalten,<br />

annimmt, insbesondere wenn man<br />

die Sprache im Gastland noch nicht<br />

spricht bzw. nur wenig Informati-<br />

02-2012 | COLUMBUS<br />

Erasmus von Rotterdam, Wikimedia Commons.


onen über den Wohnungsmarkt<br />

vor Ort hat. Die Wohnheimplätze<br />

sind je nach Gastland aber nicht<br />

unbedingt die günstigste bzw. einzige<br />

Möglichkeit schön zu wohnen.<br />

Hinzu kommt, dass es in solchen<br />

Wohnheimen durchaus auch<br />

zu einer Ballung von ERASMUS-<br />

Studenten kommen kann, was mit<br />

Blick auf den Erfahrungsschatz<br />

<strong>doch</strong> recht einseitig werden kann.<br />

Bei einem einjährigen Aufenthalt<br />

bietet es sich in solchen Fällen<br />

also sicherlich an, sich nach der<br />

Eingewöhnung nach einem WG-<br />

Zimmer oder ähnlichem außerhalb<br />

eines solchen Wohnheimes<br />

umzuschauen.<br />

Die „Gefahren“ eines ERAS-<br />

MUS-Stipendiums<br />

WENN MAN IM Wohnheim mit<br />

„lauter ERASMUS-Studenten auf<br />

einem Haufen sitzt“, birgt dies die<br />

Gefahr, dass man sich auf diese<br />

Leute konzentriert und so nur mit<br />

diesen kommuniziert. Der Kontakt<br />

zu den einheimischen Studierenden<br />

und der Erwerb von Fremdsprachenkenntnissen<br />

werden auf<br />

diese Weise nicht unbedingt erleichtert,<br />

insbesondere wenn zudem<br />

viele Landsleute ebenfalls<br />

dort untergebracht sind. Aber auch<br />

Kurse nur für ERASMUS-Studenten<br />

sowie speziell für diese organisiertenFreizeitveranstaltungen<br />

führen je nachdem dazu, dass<br />

man auf Dauer unter sich bleibt.<br />

Freundschaften zu einheimischen<br />

Studenten, aber auch das Sprechen<br />

in der evtl. nichtenglischen Lan<strong>des</strong>sprache,<br />

bleiben hier dann häufig<br />

auf der Strecke. Natürlich muss<br />

jeder für sich selbst entscheiden,<br />

was er für sich persönlich von einem<br />

Auslandsaufenthalt „mitnehmen“<br />

möchte ….<br />

Interkulturelle Kompetenz<br />

durch Kontakte zu Einheimischen<br />

UM INTERKULTURELLE KOMPE-<br />

TENZEN zu entwickeln, ist es wichtig,<br />

während <strong>des</strong> Auslandsaufenthaltes<br />

Kontakte zur Bevölkerung<br />

zu knüpfen. Nur so hat man häufig<br />

die Chance, seine Kenntnisse in<br />

der Lan<strong>des</strong>sprache außerhalb der<br />

Sprachkurse zu verbessern und<br />

mehr über die Kultur zu erfahren.<br />

Eine Möglichkeit mit einheimischen<br />

Studierenden in Kontakt<br />

zu kommen, v. a. wenn man aufgrund<br />

der Studien- oder Wohnsituation<br />

wenig mit diesen zu tun<br />

hat, ist sicherlich die Suche nach<br />

einem Sprach-Tandem-Partner. Es<br />

gibt immer Einheimische vor Ort,<br />

die ein Interesse daran haben, ihre<br />

deutschen Sprachkenntnisse zu<br />

verbessern, und auch umgekehrt<br />

gerne dazu bereit sind, Ausländer<br />

beim Erwerb der Lan<strong>des</strong>sprache<br />

zu unterstützen. Über das ERAS-<br />

MUS-Büro, aber auch über das<br />

Schwarze Brett, z. B. im Institut<br />

für Germanistik vor Ort, lassen<br />

sich solche Kontakte knüpfen.<br />

Aber vorsichtig! Zu leicht wei-<br />

Tipps Tipps ERASMUS 21 14<br />

chen beide Partner auf Englisch<br />

aus, insbesondere wenn sich die<br />

Kenntnisse der zu erlernenden<br />

Fremdsprache noch auf dem Anfängerniveau<br />

bewegen. Aber auch<br />

im Alltag geht es leider oft schneller<br />

und unproblematischer auf<br />

Englisch oder gar Deutsch.<br />

DER EINKAUF BEIM Bäcker und<br />

Metzer statt im Supermarkt an der<br />

Selbstbedienungstheke, der Gang<br />

zum Friseur, ins Kino oder ähnliches<br />

bieten eine weitere Möglichkeit,<br />

sein Vokabular zu erweitern.<br />

Lasst euch hier von eurem einheimischen<br />

Tandem-Partner die<br />

ersten Male begleiten! <strong>Das</strong> Sportprogramm<br />

der Universität bietet<br />

weitere Anknüpfungspunkte, um<br />

Leute außerhalb <strong>des</strong> ERASMUS-<br />

Alltags kennen zu lernen. Aber<br />

auch die Wahl der Kurse hat je<br />

nach Gastland Einfluss auf die interkulturelle<br />

Kompetenz …<br />

Die Kurswahl<br />

WERDEN KURSE SPEZIELL für<br />

ERASMUS-Studierende auf<br />

Deutsch bzw. Englisch angeboten,<br />

sollte man versuchen, sich nicht<br />

auf diese zu beschränken, sondern<br />

auch universitäre Kurse in der<br />

Lan<strong>des</strong>sprache zu belegen, die von<br />

Muttersprachlern besucht werden.<br />

Auch englischsprachige Master-<br />

Kurse sind je nachdem eine weitere<br />

Möglichkeit, mit einheimischen<br />

Studierenden in Kontakt zu<br />

kommen. Gerade in der Geogra-<br />

02-2012 | COLUMBUS


phie ergeben sich durch Exkursionen<br />

und Geländepraktika weitere<br />

Chancen, noch besser Kontakte zu<br />

knüpfen.<br />

Die Dauer <strong>des</strong> Aufenthaltes<br />

WAS DEN ERWERB der Fremdsprache<br />

betrifft, gilt bei diesem<br />

Punkt sicher „je länger, <strong>des</strong>to besser“,<br />

insbesondere, wenn man eine<br />

Sprache vor Ort ganz neu erlernt.<br />

Natürlich muss man aber auch<br />

schauen, welche Möglichkeiten<br />

sich im Hinblick auf das eigene<br />

Studium dort ergeben. Hier stellt<br />

sich sicherlich für jeden persönlich<br />

die Frage, ob man die Kurse,<br />

die man an der Gastuniversität<br />

absolvieren kann, an der Heimatuniversität<br />

anrechnen lassen kann,<br />

oder ob sie einen persönlich weiter<br />

voranbringen können.<br />

Bergen, Vanessa Didion<br />

Ein Praktikum in Ausland<br />

NEBEN DEM BESUCH der Kurse<br />

ist es während – in der vorlesungsfreien<br />

Zeit - bzw. nach dem<br />

Studienaufenthalt sicherlich auch<br />

eine Überlegung wert, ein Praktikum<br />

vor Ort zu machen, insbesondere<br />

wenn man einen einjährigen<br />

ERASMUS-Aufenthalt absolviert<br />

hat und sich in der Lan<strong>des</strong>sprache<br />

nun recht sicher fühlt. Es ist<br />

sicher aber auch der Mühe wert,<br />

nach einem Praktikumsgeber<br />

Ausschau zu halten, bei welchem<br />

bei Bedarf auf die Schulfremdsprachen<br />

Französisch oder Englisch<br />

„ausgewichen“ werden kann,<br />

sofern man sich in der Sprache<br />

<strong>des</strong> Gastlan<strong>des</strong> noch nicht allzu<br />

sicher ist. Neben einem Einblick<br />

in den Arbeitsalltag wird man z.<br />

B. bei Textübersetzungen von der<br />

Lan<strong>des</strong>sprache ins Deutsche oder<br />

Tipps Tipps ERASMUS 21 15<br />

Englische noch in einer ganz anderen<br />

Form an die Sprache herangeführt.<br />

Nach dem Semester die Zeit<br />

für Reisen durchs Land nutzen<br />

SOFERN MAN IN der vorlesungsfreien<br />

Zeit nur wenig Möglichkeiten<br />

hatte, durchs Land zu reisen,<br />

sollte man dies, sofern es zeitlich<br />

und finanziell möglich ist, am<br />

Ende <strong>des</strong> ERASMUS-Aufenthaltes<br />

tun, um noch mehr Facetten<br />

<strong>des</strong> Gastlan<strong>des</strong> kennen zu lernen.<br />

Denn wer weiß, wann man auch<br />

wieder die Chance hat, hierher zurückzukehren<br />

…<br />

ALLES IN ALLEM ist ein längerer<br />

Auslandsaufenthalt eine Erfahrung,<br />

die Euch keiner nehmen<br />

kann und die Euch neue Chancen<br />

eröffnet!<br />

Mehr Informationen zu den aktuell verfügbaren ERASMUS-Studienplätzen für Studierende <strong>des</strong> Geographischen Institutes<br />

Heidelberg unter:<br />

http://www.geog.uni-heidelberg.de/studium/erasmus.html<br />

Bereits erschiene Erfahrungsberichte im Columbus:<br />

Bergen, Norwegen (25), Salamanca, Spanien (26), Stockholm, Schweden (27), Heidelberg (28)<br />

Wart Ihr im Rahmen <strong>des</strong> ERASMUS-Programms oder im Rahmen eines anderen Austauschprogramms im Ausland<br />

unterwegs? Teilt <strong>doch</strong> diese Erfahrung in Form eines COLUMBUS-Artikels mit uns!<br />

Wir freuen uns über Eure Zuschriften!<br />

Stockholm, Irina Rabenseifner<br />

Salamanca, Alisa Knye<br />

02-2012 | COLUMBUS


Unterrichten in Mexiko<br />

Autor: Julia Kundner<br />

<strong>Foto</strong>s: Lena Himmelsbach<br />

Die Welt entdecken, das kann man heutzutage<br />

auf die unterschiedlichsten Arten. Wer dabei<br />

auch in seinem Studium effektiv weiterkommen<br />

möchte, der kann beispielsweise sein Schulpraxissemester<br />

(SPS) in einer deutschen Schule im Ausland<br />

machen. Die Heidelberger Geographiestudentin<br />

Lena Himmelsbach hat sich 2010 auf den Weg nach<br />

Mexiko gemacht, um dort zu lernen, wie das Leben<br />

als Lehrer tatsächlich ist.<br />

Wieso bist du für dein SPS ins Ausland gegangen?<br />

Ein Auslandssemester allgemein bietet sich für Menschen<br />

an, die eine Fremdsprache studieren und gerne<br />

Erfahrungen in anderen Ländern sammeln möchten.<br />

<strong>Das</strong>s ich letztendlich mein SPS in Mexiko gemacht<br />

habe, ist eher zufällig entstanden, als ich auf eine Seite<br />

<strong>des</strong> Kultusministeriums Baden-Württemberg gestoßen<br />

bin, die eine Liste mit Deutschen Schulen im<br />

Ausland beinhaltete, an denen man sein SPS machen<br />

kann. Vorher wusste ich gar nichts darüber, weil es<br />

eher unüblich ist für sein SPS ins Ausland zu gehen.<br />

Aber ich habe das gesehen und dachte mir, dass das<br />

etwas für mich sei.<br />

Schulpraxissemester in in Mexiko 16 21<br />

Lena und ihre Mitpraktikanten in Mexiko<br />

Lena Himmelsbach auf ihrer Reise in die Klassenzimmer Lateinamerikas<br />

Klingt kompliziert. Wäre es nicht leichter gewesen,<br />

Erasmus im Ausland zu machen?<br />

Ich habe sowohl mein SPS in Puebla (Mexiko) gemacht,<br />

als auch ein Semester in Cádiz (Spanien) als<br />

Erasmusstudentin studiert. Natürlich musste ich für<br />

Mexiko wesentlich mehr vorbereiten. Aber das SPS<br />

im Ausland zu machen, ist etwas vollkommen anderes,<br />

als dort zu studieren. Man hat mit einer ganz<br />

anderen Art von Menschen zu tun, die sich mit vollkommen<br />

anderen Dingen beschäftigen, als es Studierende<br />

tun. <strong>Das</strong> war eine sehr gute Erfahrung für mich.<br />

Außerdem verliert man, indem man das SPS im Ausland<br />

macht, keine Zeit, da es für das Gymnasiallehrerstudium<br />

obligatorisch ist.<br />

Weshalb bist du letztendlich dann nach Mexiko an das<br />

Colegio Humboldt - Deutsche Schule Puebla gegangen?<br />

Für mich war klar, dass ich in ein spanisch-sprachiges<br />

Land reisen möchte, um mein Spanisch zu verbessern.<br />

Da mir gesagt wurde, dass in Mexiko „sauberes<br />

Spanisch“ gesprochen wird, fand ich das von Anfang<br />

an gut. Außerdem war ich selbst bereits in Guate<strong>mal</strong>a<br />

und wollte gern ein anderes lateinamerikanisches<br />

Land sehen, in dem man noch die Tradition spüren<br />

02-2012 | COLUMBUS


kann. Nicht, wie beispielsweise in den sehr europäisierten<br />

Staaten Argentiniens oder Uruguays. <strong>Das</strong>s<br />

Mexiko noch ein so traditionsreiches Land ist, wusste<br />

ich von einer Freundin, die zuvor bereits dort war.<br />

Sie hat mir immer wieder Geschichten von Mexiko<br />

erzählt und von ihrer Zeit dort geschwärmt. Ihr Fernweh<br />

hat mich regelrecht angesteckt.<br />

Vom Fernweh bis zu deiner Zeit in Lateinamerika, was<br />

musstest du da alles erledigen?<br />

Mein SPS im Ausland zu verbringen war aufwendiger,<br />

als es in Deutschland zu machen. Zunächst habe<br />

ich aus der Liste <strong>des</strong> Kultusministeriums passende<br />

Schulen ausgewählt, diese angeschrieben und ihnen<br />

darauf<strong>hin</strong> Bewerbungen zugesendet. Am Anfang sah<br />

es nicht gut aus, denn ich habe einige Absagen bekommen,<br />

sei es weil die Schulen aufgrund der gefährlichen<br />

Lage im Land keine Praktikanten verantworten<br />

können oder weil sie bis in die nächsten 2-3<br />

Jahre <strong>hin</strong>weg überbelegt sind. Beim Colegio Humboldt,<br />

der deutschen Schule in Puebla, meldete sich<br />

zunächst niemand, weswegen ich mehrere Male telefonisch<br />

den Kontakt aufnahm. So konnte mir dann<br />

auch eine funktionierende E-Mail Adresse gegeben<br />

werden, über die ich mich bewerben konnte. Wie man<br />

sieht, wurde ich schon bei meiner Bewerbung mir der<br />

lateinamerikanischen Mentalität konfrontiert. Nach<br />

der Zusage ging dann alles ganz schnell. Dazu kam<br />

natürlich, dass ich mich um private Dinge kümmern<br />

musste, die in Deutschland leichter gewesen wären.<br />

Ich musste schließlich noch klären, wie ich nach Mexiko<br />

komme. Wovon ich den Flug bezahlen sollte.<br />

Wo ich wohnen würde. Und ob das SPS am Colegio<br />

Humboldt in Deutschland anerkannt werden würde<br />

bzw. was ich dafür letztendlich tun müsste. Aber zurückblickend<br />

muss ich sagen, dass sich dieser Aufwand<br />

absolut gelohnt hat.<br />

Es ist auch gut, dass für die Vergabe <strong>des</strong> SPS im Ausland<br />

kein bestimmtes Fach nötig ist, wie es bei den<br />

Schulpraxissemester in in Mexiko 17 21<br />

Pueblas schönste Straße<br />

Erasmusplätzen üblich ist. Zwar werden naturwissenschaftliche<br />

Fächer oder Deutsch bevorzugt, aber generell<br />

kann man mit jedem Fach das SPS im Ausland<br />

machen<br />

Wie hast du dir denn die Reise ins ferne Mexiko und<br />

den Aufenthalt dort finanziert?<br />

Ich habe mich um ein Stipendium vom DAAD (Deutscher<br />

Akademischer Austauschdienst) bemüht. <strong>Das</strong><br />

Stipendium ist super! Darin waren Fahrtkostenzuschüsse<br />

und Gelder für den Lebensunterhalt vor Ort<br />

enthalten. Natürlich ist es ein bürokratischer Aufwand<br />

im Vorfeld und man muss viele Formblätter<br />

ausfüllen, sich Empfehlungen von Dozenten holen et<br />

cetera, all das soll min<strong>des</strong>tens zwei Monate vor Abreise<br />

eingereicht sein. Aber das lohnt sich wirklich.<br />

Wann hast du denn mit der Planung für das SPS in<br />

Mexiko begonnen?<br />

Gute Frage, die Planung hat länger gedauert als mein<br />

SPS selbst. Schon ein Jahr zuvor habe ich mich an<br />

den verschiedenen Schulen beworben und angefangen,<br />

mich um alles zu kümmern. Aber das war es<br />

wert.<br />

02-2012 | COLUMBUS


Um in Mexiko unterrichten zu können, braucht man ein<br />

sehr gutes Spanisch, oder?<br />

Mit der Sprache hatte ich in der Schule keine Probleme,<br />

weil der Unterricht selbst auf Deutsch abläuft,<br />

was für mich auch eine Erleichterung war. Schließlich<br />

war es für mich schon eine große Herausforderung<br />

das erste Mal mit meinem eigenen Unterricht vor einer<br />

Klasse zu stehen. Auch meine Mitpraktikanten<br />

waren hauptsächlich Deutsche. Da ich das Praktikum<br />

aber auch im Ausland machen wollte, um meine Spanischkenntnisse<br />

zu verbessern, musste ich in meiner<br />

Freizeit schauen, dass ich viel zum Spanischsprechen<br />

komme. So unternahmen wir immer wieder etwas<br />

mit anderen Internationalen sowie Mexikanern und<br />

ich habe einen Sprachkurs besucht, der mir sehr weitergeholfen<br />

hat. Man sollte allerdings nicht mit allzu<br />

großen Erwartungen, bezüglich der Verbesserung der<br />

eigenen Sprache, an eine deutsche Schule im Ausland<br />

gehen.<br />

Klingt nach viel Arbeit und wenig Freizeit - ist dem so?<br />

Nein. Ich glaube das SPS in Mexiko war die perfekte<br />

Mischung zwischen Freizeit und sinnvoller Arbeit.<br />

Natürlich hatte ich immer etwas zu tun und viele<br />

Aufgaben zu erledigen, allerdings wusste ich auch,<br />

dass mir genug Freizeit für meine Interessen bleibt.<br />

<strong>Das</strong> war herrlich an der Schule, weil sie uns so viele<br />

Freiheiten gelassen hat und wir dort sehr selbstständig<br />

und unabhängig waren. Es gab<br />

keinerlei Druck, dass wir an der Schule<br />

anwesend sein mussten, um zu unterrichten,<br />

aber gerade <strong>des</strong>wegen hat es uns so<br />

Spaß gemacht <strong>hin</strong>zugehen und die Unterrichtsstunden<br />

vorzubereiten sowie zu<br />

halten. Ich glaube, dass es mir dadurch<br />

viel leichter gefallen ist. Gerade, wenn<br />

ich meine Erlebnisse mit denen von<br />

Freunden vergleiche, die in Deutschland<br />

das SPS absolviert haben. Natürlich hätte<br />

es auch Vorteile gehabt, wenn ich das<br />

Puebla und der Vulkan<br />

Popocatepetl<br />

Schulpraxissemester in in Mexiko 18 21<br />

SPS in Deutschland gemacht hätte. Denn seitdem ich<br />

wieder zu Hause bin, habe ich das Bedürfnis, noch<br />

ein<strong>mal</strong> ein Praktikum im nor<strong>mal</strong>en deutschen Schulalltag<br />

zu machen, weil ich dort später größtenteils arbeiten<br />

werde. Aber in Mexiko wurde mir viel mehr<br />

Verantwortung übertragen und ich durfte nach einer<br />

kurzen Einarbeitungsphase bereits selbst unterrichten<br />

auch, wenn kein richtiger Lehrer im Klassenzimmer<br />

anwesend war. <strong>Das</strong> wäre so in Deutschland undenkbar<br />

gewesen, hat mir aber viel Selbstvertrauen gegeben.<br />

Leider konnte ich aber bisher nur in Deutsch,<br />

Deutsch als Fremdsprache und in Geographie unterrichten.<br />

In Spanisch als Fremdsprache habe ich bisher<br />

noch keine Erfahrungen gesammelt, obwohl das für<br />

mich sehr interessant gewesen wäre.<br />

Gab es Unterschiede zwischen dem deutschen und<br />

dem mexikanischen Schulalltag?<br />

Zwar war das Colegio Humboldt eine deutsche Schule<br />

in Mexiko, aber auch dort herrscht das lateinamerikanische<br />

Ambiente. Es war dort viel lockerer und<br />

entspannter als in Deutschland. Dadurch unterschied<br />

sich der Schulalltag bereits grundlegend. Da das<br />

Colegio Humboldt zudem eine Privatschule ist, unterscheidet<br />

sich ihre Ausstattung und die zur Verfügung<br />

stehenden Materialien zu staatlichen Schulen.<br />

Problematisch war dabei aber, dass die Schule vom<br />

Wohlwollen der Eltern abhängig ist und dadurch<br />

02-2012 | COLUMBUS


manche Schüler einfach nicht „sitzenbleiben“ oder<br />

gar kritisiert werden durften - egal, welche Leistungen<br />

sie erbrachten. <strong>Das</strong> erschwerte den Unterricht ungemein<br />

und es war eine Herausforderung individuell<br />

auf jeden Schüler einzugehen.<br />

Inwiefern hast du denn vor Ort Hilfestellungen bekommen?<br />

Wir haben natürlich abgesprochen, welches Thema<br />

ich unterrichten könnte und mir wurden dafür auch<br />

ein paar Materialien gegeben. Ansonsten hatte ich<br />

aber absolut freie Hand, was die Gestaltung <strong>des</strong> Unterrichts<br />

anging. <strong>Das</strong> war teilweise auch schon zu viel<br />

Freiheit, was ich in einer Stunde durch die Reaktion<br />

einer Schülerin feststellen musste, die mit einem von<br />

mir eingesetzten Video Probleme hatte. <strong>Das</strong> war eine<br />

schwierige Situation, die ich allein meistern musste.<br />

Aber auch daraus habe ich etwas gelernt.<br />

Wenn du zurückdenkst, was fällt dir als Resümee dazu<br />

ein?<br />

<strong>Das</strong> SPS in Mexiko war eine der glücklichsten und<br />

mit Sicherheit die unabhängigste Zeit meines Lebens.<br />

Ich habe mich inzwischen vollkommen in dieses Land<br />

verliebt und ich werde, sobald ich kann, sofort wieder<br />

zurückkehren.<br />

Lena beim besteigen <strong>des</strong> Vulkans Malinche<br />

Schulpraxissemester in in Mexiko 19 21<br />

Gab es denn nichts, was dich vor Ort gestört hat?<br />

Ich hätte gerne mehr spanisch gesprochen. <strong>Das</strong> hat<br />

mir gefehlt. Aber ich hoffe, dass ich das bei einem<br />

erneuten Aufenthalt ändern kann. Und ich wäre gerne<br />

weniger krank gewesen. Puebla liegt im Hochland<br />

Mexikos im Süden von Mexiko Stadt. <strong>Das</strong> Klima dort<br />

ist heimtückisch, besonders im Winter.<br />

Natürlich vermisst man auch viel von zu Hause.<br />

Deutsches Brot. Unseren Käse. Wälder. Die Jahreszeiten<br />

und die deutsche Glaubwürdigkeit und Bodenständigkeit.<br />

Nicht zu vergessen meine Freunde und<br />

Familie!<br />

Wäre es dennoch eine Option für dich, nach Mexiko zu<br />

gehen und dort zu unterrichten?<br />

Ja, das ist fester Bestandteil meines Lebensplans!<br />

Spätestens nach dem Referendariat will ich wieder<br />

nach Mexiko fliegen. Zumin<strong>des</strong>t, wenn alles so funktioniert,<br />

wie ich es bisher geplant habe.<br />

Für weitere Informationen über das Schulpraxissemester<br />

im Ausland:<br />

http://www.kultusportal-bw.de/servlet/PB/menu/1208427/<br />

index.html?ROOT=1146607<br />

http://www.colegio-humboldt.edu.mx/ Colegio Humboldt<br />

in Puebla/Mexiko (Av. Cholultecas s/n, La Trinidad Chautenco,<br />

C.P. 72700. Cuautlancingo, Puebla)<br />

02-2012 | COLUMBUS


Autor: Lukas Rey<br />

Bei vielen hat die Geographie wohl in der<br />

Schule begonnen. Im Erdkundeunterricht,<br />

zwischen Atlanten und Globen. Man hat geträumt<br />

von der großen weiten Welt, von den vielen<br />

schönen Landschaften, von den Bergen <strong>des</strong> Hi<strong>mal</strong>aja,<br />

den Unmengen Sand in der Sahara und der<br />

arktischen Weite <strong>des</strong> Nordpols. Oder von den vielen<br />

Milliarden Menschen, die über unsere Welt verteilt<br />

leben. Von den C<strong>hin</strong>esen, den Amerikanern, den<br />

Franzosen und den Nig-, Nigg-, Nigerianern?<br />

UNSERE ERDKUNDESTUNDE KAM da<strong>mal</strong>s ins Stocken.<br />

„Wie heißen denn die Einwohner <strong>des</strong> Niger?“,<br />

der Lehrer hielt peinlich verlegen inne. Ohne dass<br />

ein Finger in die Luft ging rief einer: „Na, die heißen<br />

<strong>doch</strong> Nigerianer!“. <strong>Das</strong> konnte aber schwer<br />

sein, denn die Einwohner von Nigeria beanspruchten<br />

schon diesen Titel. Die deutsche Sprache würde<br />

<strong>doch</strong> nicht zwei Bevölkerungsgruppen den gleichen<br />

Namen überlassen? Ein Mädchen versuchte dann in<br />

ihrer Unschuld die Situation zu entschärfen, indem<br />

sie meinte: „Dann müssen sie <strong>doch</strong> Nigger heißen,<br />

oder?“. Konsonantenverdopplung ist im Grunde was<br />

Gängiges in der deutschen Sprache. Aber die Bezeichnung<br />

würde wahrscheinlich aus nahe liegenden<br />

Gründen nie<strong>mal</strong>s akzeptiert werden. Zudem ist<br />

die Konsonantenverdopplung nur bei Namen auf -us<br />

üblich (Cottbus[s]er). Wie heißt aber nun der arme<br />

Einwohner <strong>des</strong> Niger, wir können ihm ja nicht noch<br />

seinen Namen rauben? <strong>Das</strong> Problem ließ sich nicht<br />

mehr in der Stunde lösen und so musste man auf<br />

die altbewährte Methode zurückgreifen: Es einfach<br />

umschreiben.<br />

SO WIE MAN das auch bei Staatsangehörigen machen<br />

muss, die einfach keine Bezeichnung besitzen,<br />

Titel Volksnamen <strong>des</strong> Artikels 20 21<br />

<strong>Das</strong> Volk beim Namen nennen!<br />

„Zypressen“, „Elfenbeiner“ und „Nigg...“<br />

Ne’, irgendwie <strong>doch</strong> anders!<br />

wie die Einwohner von Trinidad und Tobago und<br />

Serbien und Montenegro (versucht nicht von Trinidadern<br />

& Tobagoern, Serben & Montenegrinern<br />

zu sprechen). Aber glücklicherweise fand sich eine<br />

vollkommen politisch/amtlich korrekte Bezeichnung<br />

für den Menschen im Niger: Der „Nigrer“. Einen<br />

nicht ganz menschlichen Namen hatte ich letztens<br />

für die Einwohner von Zypern gefunden, die Zypressen.<br />

Auch wenn diese Baumart die Insel seit Jahrtausenden<br />

prägt und der Mensch sicher ebenso prägend<br />

war, besteht zwischen den beiden kein näherer<br />

Zusammenhang. Ähnlich wie bei den Nigrern gehört<br />

auch hier ein „r“ eingeschoben und wir erhalten den<br />

wahren Einwohner Zyperns, den Zyprer. <strong>Das</strong> Problem,<br />

wie man mit den Einwohnern umgehen soll, ist<br />

vor allem in Afrika immer noch sehr groß. In einem<br />

Artikel wurden der Elfenbeiner oder der Elfenbeinküstler<br />

angeboten. Dies macht nur wenig Sinn, denn<br />

der offizielle deutsche Name der Elfenbeinküste ist<br />

heute: Cote d‘Ivoire. Demnach sind seine Einwohner,<br />

abgeleitet aus dem Französischen, die Ivorer.<br />

Selbst bei theoretisch einfach zu betitelnden Staatsangehörigen<br />

wie denen aus Ghana oder Togo scheint<br />

es Komplikationen zu geben, denn der allseits beliebte<br />

Ghanese oder Toganer ist es leider nicht. In<br />

diesen Ländern leben die Ghanaer und Togoer. Aber<br />

auch in Europa haben wir es nicht immer leicht.<br />

Neben den bekannten Namen wie Lette, Franzose,<br />

Portugiese gibt es aber auch uns weniger bekannte<br />

Einwohner, wie der Kosovare oder der Mallorquiner.<br />

WENN WIR UNS nun also aufmachen, als studierte<br />

Geographen, in die fernen Länder zu den Zyprern,<br />

Ivorern und Nigrern, dann sollten wir die Menschen<br />

vor Ort nicht aus den Augen verlieren. ;-) Ach ja, wie<br />

sieht es eigentlich mit den Einwohnern Guate<strong>mal</strong>as<br />

aus?<br />

02-2012 | COLUMBUS<br />

blog.humanimpactsinstitute.org


Fahr‘ <strong>doch</strong> <strong>mal</strong> <strong>hin</strong>:<br />

<strong>Felsenmeer</strong> Lautertal<br />

Autor und <strong>Foto</strong>s: Christian Berberich<br />

Lange bevor die Menschen mit ihrem hektischen<br />

Treiben den Odenwald besiedelten, waren im<br />

Lautertal zwei Riesen beheimatet. Felshocker<br />

und Steinbeißer waren ihre Namen. Ihre Freundschaft<br />

war durch zahlreiche Abenteuer gut gefestigt, was<br />

Beeindruckende Kolosse formen<br />

das <strong>Felsenmeer</strong> bei Reichenbach<br />

Fahr‘ <strong>doch</strong> Fahr‘ <strong>mal</strong> <strong>doch</strong> <strong>hin</strong> <strong>mal</strong> - <strong>Felsenmeer</strong> <strong>hin</strong>: <strong>Felsenmeer</strong> Lautertal 21<br />

Nicht nur für Geographen oder Geologen hoc<strong>hin</strong>teressant, zeigt sich<br />

das <strong>Felsenmeer</strong> im Lautertal als wahrer Publikumsmagnet. Vielleicht<br />

macht die Mischung aus Abenteuer und Natur dieses Fleckchen bei Reichenbach<br />

im Odenwald auch zu eurem nächsten Ausflugsziel!<br />

je<strong>doch</strong> ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten und<br />

Einstellungen gegenüber dem Leben nicht gänzlich<br />

verdecken konnte. Die Langeweile brachte sie dazu,<br />

Säulen aus dem anstehenden Gestein zu fertigen und<br />

mit gerundeten Felsen auf diese zu werfen. Als auch<br />

diese Beschäftigung sie nicht mehr befriedigte, überzeugte<br />

Felshocker Steinbeißer von der Idee, eine Brücke<br />

über dem Tal zwischen Felsberg und Hohenstein<br />

zu errichten. Als diese durch eine Unvorsichtigkeit<br />

noch während <strong>des</strong> Baus zerstört wurde, war es aus<br />

mit ihrer Freundschaft. Vor lauter Wut feuerte Steinbeißer<br />

Stein um Stein auf den Felsberg, Felshockers<br />

Heimatberg. Damit schuf er der Legende nach das<br />

Reichenbacher <strong>Felsenmeer</strong>.<br />

FREILICH, DIE WAHRE Entstehungsgeschichte <strong>des</strong><br />

Reichenbacher <strong>Felsenmeer</strong>es ist sicher eine andere.<br />

Dennoch kann man ihm seine sagenumwobene und<br />

mystische Wirkung nicht absprechen. Herrlich lädt es<br />

dazu ein erklettert zu werden oder Wettläufe auf den<br />

Weg nach oben zu veranstalten. Und sicherlich sind<br />

auch schon unzählige beeindruckende <strong>Foto</strong>s dort entstanden.zu<br />

DAS STÄDTCHEN REICHENBACH, das sich am Fuße<br />

<strong>des</strong> <strong>Felsenmeer</strong>es befindet, liegt gerade ein<strong>mal</strong> 40km<br />

nordöstlich von Heidelberg und ist damit als Ziel<br />

einer Privat-Exkursion mit Freunden, Kommilitonen<br />

oder der Familie geradezu prä<strong>des</strong>tiniert.<br />

02-2012 | COLUMBUS


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/aa/<strong>Felsenmeer</strong>_Reichenbach_Riesensaeule_04.jpg<br />

Eine Steinsäule, gemeißelt aus dem anstehenden Gestein<br />

DER FELSBERG BEFINDET sich auf Höhe von Bensheim<br />

im Bereich <strong>des</strong> kristallinen Odenwal<strong>des</strong>. <strong>Das</strong><br />

hier anstehende Magmatische Gestein haben sich<br />

schon in früherer Zeit die Menschen zunutze gemacht<br />

und aus den Blöcken Treppen, Sockel oder Grabsteine<br />

gefertigt. Auch die Römer versuchten sich unter anderem<br />

am Abbau <strong>des</strong> beliebten Werksteines. So konnte<br />

sich ein Steinhauer-Handwerk im Lautertal etablieren,<br />

das den Odenwälder-Granit über die Grenzen <strong>hin</strong>aus<br />

bekannt machte. Hierbei handelte es sich je<strong>doch</strong> um<br />

eine petrologische Ungenauigkeit beziehungsweise<br />

Verwechslung, da der bearbeitete Stein genau genommen<br />

ein Melaquarzdiorit und kein Granit ist.<br />

MITTLERWEILE WURDE DER Felsberg zu einem<br />

Naturschutzgebiet erklärt, der Hauptstrom <strong>des</strong> <strong>Felsenmeer</strong>es<br />

sogar unter Denk<strong>mal</strong>schutz gestellt. Und<br />

so wich der Lärm der Steinmetze dem Lachen fröhlicher<br />

Kinder. <strong>Das</strong> Ziel der Reichenbacher ist es, die<br />

Region auch weiter<strong>hin</strong> attraktiv für einen Wochen-<br />

�������������������������������������������������<br />

gibt es seit kurzem eine moderne Informationsstelle<br />

sowie eine Gaststätte, sodass es den Besuchern an<br />

nichts mangelt. In den Räumlichkeiten der Informa-<br />

������������ ������ ����� ������ �������� ����� ����� ���manente<br />

Ausstellung wieder. Sowohl geologische<br />

und naturräumliche Themen, als auch Heimatkunde<br />

Fahr‘ <strong>doch</strong> Fahr‘ <strong>mal</strong> <strong>doch</strong> <strong>hin</strong> <strong>mal</strong> - <strong>Felsenmeer</strong> <strong>hin</strong>: <strong>Felsenmeer</strong> Lautertal 21 22<br />

Aussicht vom höchsten Punkt <strong>des</strong> <strong>Felsenmeer</strong>es<br />

und die Geschichte der Steinmetztradition werden<br />

hier sorgfältig und auf verständliche Art und Weise<br />

behandelt.<br />

DAS FELSENMEER ZEICHNET sich besonders durch<br />

die zahllosen im Hang liegenden Felsen und Gesteinsbrocken<br />

aus. Es scheint, als hätte jemand - wie bereits<br />

in der Riesen-Sage beschrieben - dort diese Felsblöcke<br />

abgeladen oder „<strong>hin</strong>geworfen“. Doch trotz ihres<br />

unzusammenhängenden Aussehens, liefert die Geomorphologie<br />

eine andere Erklärung zur Entstehung<br />

dieser Sehenswürdigkeit:<br />

WOLLSACKVERWITTERUNG NENNT SICH der Fachterminus<br />

für den Prozess, der für die Entstehung solch<br />

eindrucksvoller <strong>Felsenmeer</strong>e verantwortlich ist. Die<br />

Grundvoraussetzungen betreffen sowohl Gestein als<br />

auch die klimatischen Verhältnisse <strong>des</strong> Felsberges.<br />

02-2012 | COLUMBUS


���� ����� ����������� ����������������� ���� ���� ����nanntes<br />

plutonisches Gestein, ein Tiefengestein. Die<br />

Magma erstarrte bereits in der Erdkruste. Aufgrund<br />

<strong>des</strong>, verglichen mit einem Vulkanausbruch, sehr langsamen<br />

Abkühlens der Magma konnten sich innerhalb<br />

<strong>des</strong> Gesteines (durch die unterschiedlichen Kristalle)<br />

Strukturen ausbilden. Als das Gestein in der frühen<br />

Vergangenheit nun durch Erosion der Deckschich-<br />

���� ��� ���� ���������� ���������� ������ ��� ����������<br />

angreifbar. Temperatur und Niederschlag brachten<br />

strukturbedingte Risse zum Vorschein und begannen<br />

an diesen Schwachpunkten mit der Verwitterung <strong>des</strong><br />

Gesteines.<br />

HAUPTSÄCHLICH DIE WINTERLICHE Frostsprengung<br />

- bei der Wasser in kleine Spalten und Klüfte dringt<br />

und beim Gefrieren durch die Volumenzunahme das<br />

Gestein sprengt -, verbunden mit aggressiver chemischer<br />

Verwitterung ist für das jetzige Aussehen <strong>des</strong><br />

Hanges verantwortlich. Da die Kraft der Zersetzung<br />

an den Kanten und Ecken der Blöcke wesentlich kon-<br />

�����������������������������������������������������<br />

erhalten die Blöcke ihr abgerundetes Erscheinungsbild.<br />

AM OBEREN ENDE <strong>des</strong> Hanges sieht man ebenso<br />

noch Überbleibsel der vergangenen Steinhauer-Tradition<br />

im Lautertal. So sind etwa eine nicht endgültig<br />

herausgemeiselte Säule, sowie weitere bearbei-<br />

���������������������������������������������������<br />

machen den kompletten Aufstieg im <strong>Felsenmeer</strong><br />

zu einem Muss. Um das <strong>Felsenmeer</strong> herum gibt es<br />

zudem zahlreiche Wanderwege, die alle einen leicht<br />

verwunschenen Charakter besitzen und sicherlich<br />

nicht ganz unschuldig an der Verbreitung der Riesen-<br />

Sagen gewesen waren.<br />

SOMIT BLEIBT EIN ziemlich schnörkelloses Fazit zu<br />

ziehen: Unbedingt besuchen gehen!<br />

Fahr‘ <strong>doch</strong> Fahr‘ <strong>mal</strong> <strong>doch</strong> <strong>hin</strong> <strong>mal</strong> - <strong>Felsenmeer</strong> <strong>hin</strong>: <strong>Felsenmeer</strong> Lautertal 21 23<br />

http://www.felsenmeer.org/bilder/karte-felsenmeer.gif<br />

Östlich von Bensheim befindet sich direkt bei Reichenbach<br />

das <strong>Felsenmeer</strong>. Also auch etwas für die unerschrockenen<br />

Radfahrer unter euch!<br />

Wen nun das <strong>Felsenmeer</strong>-Fieber gepackt hat und gerne<br />

noch mehr Wissenswertes Lesen möchte, dem seien<br />

folgende Internetseiten empfohlen:<br />

http://www.felsenmeer-informationszentrum.de/<br />

http://www.felsenmeer.org/<br />

Zudem sind folgende Details vielleicht hilfreich:<br />

Öffnungszeiten Infozentrum: 10.00 – 16.00<br />

mail-to: information@felsenmeer.eu<br />

„Mit dem Zug kommen Sie bis Bensheim, dann fahren<br />

Sie mit dem Bus der Linie 5560 weiter bis Reichenbach,<br />

Haltestelle Marktplatz. Von hier aus ist der Anfang <strong>des</strong><br />

<strong>Felsenmeer</strong>es in zwanzig Minuten zu erreichen.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Felsenmeer</strong> liegt an der Beedenkirchener Straße,<br />

zwischen Reichenbach und Beedenkirchen.“<br />

02-2012 | COLUMBUS


Autor: Claudia Kämper<br />

Quellen: Städel Museum<br />

Zwischen 1668 und 1669 <strong>mal</strong>te Jan Vermeer<br />

van Delft das Bild „Der Geograph“, das zusammen<br />

mit „Der Astronom“ ein Bildpaar<br />

bildet. Beide Gemälde hängen je<strong>doch</strong> nicht zusammen<br />

in einer Galerie. „Der Geograph“ gehört in die<br />

Sammlung <strong>des</strong> Städel Museum in Frankfurt und „Der<br />

Astronom“ hängt im Louvre in Paris.<br />

HOLLAND WAR IM 17. Jahrhundert eine Seefahrernation,<br />

die zur Kolonialmacht aufstieg. Die Begeisterung<br />

für Wissenschaft und insbesondere für die Geographie<br />

wurde nicht nur vom Adel sondern auch von<br />

den Bürgern geteilt. Populärwissenschaftliche Publikationen<br />

über Physik, Geographie, Astronomie, Medizin<br />

und Mathematik erfreuten sich großer Beliebtheit.<br />

Die Darstellung der Wissenschaft in der Kunst<br />

kann als Paradigmenwechsel beschrieben werden, da<br />

es bis in das 17. Jahrhundert eigentlich nicht üblich<br />

war sich mit der Erde in ihrer Gestalt und Geschichte<br />

zu beschäftigen. Dies wurde von der Kirche als eine<br />

Infragestellung der Religion gesehen.<br />

Der Geograph<br />

Der Der Geograph 21 24<br />

Geographie in der Kunst<br />

DIE MEISTEN HOLLÄNDER reisten recht selten weiter<br />

als bis zur nächsten Stadt, trotzdem waren sie stolz<br />

auf ihre Helden der Meere, Admiräle und Seeleute.<br />

Diese Entdecker, die ferne Ozeane bereisten machten<br />

Holland zu einem mächtigen Kolonialreich. Reiseberichte<br />

und Karten erfreuten sich großer Beliebtheit.<br />

Ein weiterer Grund für die Popularität der Wissenschaft<br />

in der zeitgenössischen Kunst und Literatur<br />

sind die zahlreichen holländischen Manufakturen, die<br />

Präzisionsinstrumente herstellten. <strong>Das</strong> erste Fernrohr<br />

wurde von einem deutsch-niederländischen Brillenmacher<br />

gebaut.<br />

„DER GEOGRAPH“ IST eines der wenigen Gemälde<br />

von Vermeer, das eine männliche Person darstellt.<br />

Der Maler stellt den Mann im Augenblick der höchsten<br />

Konzentration dar, die eine Hand ruht auf einem<br />

Buch, die andere umfasst einen Stechzirkel. Karten<br />

sind vor ihm ausgebreitet, der Wissenschaftler hält<br />

inne und sein Blick gleitet aus dem Fenster, um vielleicht<br />

den nächsten Gedanken zu fassen. Vermeer<br />

kannte sich mit den Arbeitsutensilien der Geographie<br />

seiner Zeit aus. Neben den Karten auf dem Tisch und<br />

dem Stechzirkel in der Hand findet man einen Globus<br />

auf dem Schrank und eine sehr detailgetreue Karte an<br />

02-2012 | COLUMBUS


der Wand. Diese Darstellungen zeigen Jan Vermeers<br />

Faszination für die Wissenschaft seiner Zeit.<br />

DIE DARSTELLUNG GEOGRAPHISCHER Arbeitsutensilien<br />

in Gemälden lässt sich nicht nur bei Vermeer<br />

finden. Viele Künstler seiner Zeit ließen sich von den<br />

Ereignissen und Eindrücken <strong>des</strong> Zeitalters der Entdeckung<br />

und der Ausdehnung der Kolonialmächte inspirieren.<br />

Mit Geographie und Karten von fremden<br />

Welten lässt sich eine Sehnsucht für das Ferne und<br />

Unbekannte ausdrücken. So verbindet sich die romantische<br />

Komponente der Sehnsucht mit der Präzession<br />

der Wissenschaft. Vermeer ist dies sehr gut gelungen.<br />

Viele andere Künstler suggerieren mit der Abbildung<br />

wissenschaftlicher Instrumente etwas Mystisches<br />

und Unbekanntes. Für Vermeer waren wissenschaftliche<br />

Instrumente keine ausgefallenen Dinge von bizarrer<br />

Form und kostbarem Material. Er sah vielmehr<br />

in ihnen funktionelle präzise Objekte mit einem konkreten<br />

Nutzen. Er arbeitet mit seiner Detailtreue ihre<br />

ästhetischen Qualitäten heraus, stellt diese aber nicht<br />

in den Vordergrund.<br />

TROTZ DEM BREITEN Interesse in der Bevölkerung<br />

für die zeitgenössischen Wissenschaften, waren der<br />

Zugang und die Beschäftigung mit diesen Themen<br />

nur den oberen Schichten vorbehalten. So dienten<br />

aufwendig gerahmte Karten der eigenen Repräsentation<br />

von Reichtum, Weltläufigkeit und Bildung. <strong>Das</strong><br />

Inventar und die Kleidung deuten ebenfalls auf eine<br />

gehobene gesellschaftliche Stellung <strong>des</strong> Geographen<br />

<strong>hin</strong>.<br />

Städel Museum<br />

Der Der Geograph 21 25<br />

Globus, Detail im Bild<br />

JAN VERMEER VAN Delft ist einer der bekanntesten<br />

holländischen Maler <strong>des</strong> Barock, trotz seines vergleichsweise<br />

kleinen Gesamtwerkes. In seinen Werken<br />

„Der Geograph“ und „Der Astronom“ finden sich<br />

typische stilistische Elemente <strong>des</strong> Künstlers wieder.<br />

Ein auffälliges Element <strong>des</strong> Bildpaars ist die Verbindung<br />

zwischen Kopf und Hand. Sie verdeutlicht eine<br />

Beziehung zwischen geistiger Bildung und sinnlicher<br />

Wahrnehmung. Die Darstellung einer Alltagssituation<br />

vor einem Fenster ermöglicht es Vermeer geschickt<br />

mit dem seitlichen Lichteinfall und den Farben<br />

<strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> zu spielen - ein Markenzeichen seiner<br />

Kunstwerke.<br />

DAS STÄDEL MUSEUM in Frankfurt wurde lange<br />

umgebaut und viele Highlights der Sammlung waren<br />

in anderen Museen auf Wanderschaft. Trotz Finanzkrise<br />

und allgemeiner Sparpolitik in deutschen<br />

Museen baute das Städel Museum seine Kunsthalle<br />

aus und erweiterte seine Sammlung. Zu sehen gibt<br />

es Kunstwerke aus allen Epochen. Mit den jüngsten<br />

Investitionen wurde die Sparte der Gegenwartskunst<br />

und der <strong>Foto</strong>grafie gestärkt. Im Februar 2012 wurde<br />

die Erweiterung eröffnet und damit hat eine der ältesten<br />

und bedeutendsten Museumsstiftungen Deutschlands<br />

ihre Ausstellungsfläche nahezu verdoppelt. Wer<br />

demnächst in Frankfurt vorbei kommen sollte kann<br />

dem Geographen am Mainufer ja <strong>mal</strong> einen Besuch<br />

abstatten.<br />

Mehr zur Gemäldebeschreibung:<br />

Zuffi, Stefano (1999): Jan Vermeer. Berühmte Maler auf<br />

einen Blick. Köln: DuMont.<br />

<strong>Das</strong> Städel Museum in Frankfurt:<br />

http://www.staedelmuseum.de<br />

Eintritt: 12 Euro, 10 Euro (ermäßigt)<br />

02-2012 | COLUMBUS


Karl-Steinbruch-Stipendium 2012<br />

Für alle IT- und Medienbegeisterten unter Euch<br />

sucht die MFG-Stiftung Baden-Württemberg<br />

innovative Projekte und Ideen. Die Besten werden<br />

mit einem Stipendium von bis zu 10.000 EUR<br />

ausgezeichnet. Es lohnt sich also einen Blick zu<br />

wagen.<br />

www.karl-steinbuch-stipendium.de/<br />

Einsen<strong>des</strong>chluss: 30. Juli 2012<br />

Neuer Masterstudiengang fördert Studentenaustausch<br />

„Governance of Risk and Resources“ befördert als<br />

Gemeinschaftsprojekt mit der Universidad Catolica<br />

de Chile sowie der Universidad de Chile einen<br />

regen Studentenaustausch.<br />

Bewerberzahl steigt<br />

<strong>Das</strong> Studenten- und Prüfungssekretriat der Geographie<br />

verzeichnet eine massiv steigende Bewerberzahl<br />

um fast 50%.<br />

Geographie Heidelberg auf Platz 1!<br />

Wer unter http://ranking.zeit.de/che2012/de/ ein<br />

Ranking für Gegraphie erstellt und als Kriterien<br />

„Veröffentlichungen, Forschungsgelder, E-Learning,<br />

Forschungsreputation, Studierbarkeit und IT-<br />

Infrastruktur auswählt, findet die Uni Heidelberg<br />

auf Platz 1! Herzlichen Glückwunsch!<br />

Parkplätze nicht umsonst<br />

Die Parkplätze <strong>des</strong> Geographischen Institutes<br />

dürfen nur mit Parkausweis genutzt werden. Ein<br />

Parkplatz ist zudem für externe Referenten vorgesehen!<br />

Artikel und Verstärkung gefragt!<br />

Meldet euch einfach per Email:<br />

columbus@geog.uni-heidelberg.de<br />

NEUIGKEITEN<br />

IMPRESSUM<br />

@<br />

Neuigkeiten Titel / Impressum <strong>des</strong> Artikels 26 21<br />

H E R A U S G E B E R<br />

Columbus - Redaktionsteam<br />

Universität Heidelberg<br />

Geographisches Institut<br />

Berliner Str. 48<br />

69120 Heidelberg<br />

Email:<br />

columbus@geog.uni-heidelberg.de<br />

Internet:<br />

www.geog.uni-heidelberg.de/direkt/columbus.html<br />

(Hier können auch die alten Ausgaben gelesen werden)<br />

C H E F R E D A K T I O N<br />

Christian Berberich und<br />

Johannes Schulz-Knappe<br />

R E D A K T I O N S T E A M<br />

Christian Berberich,Verena Flörc<strong>hin</strong>ger, Judith<br />

Görlich, Claudia Kämper, Constanze Lucht,<br />

Astrid Max, Johannes Schulz-Knappe, William<br />

T. P. Schulz, Sina Walter<br />

Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren/innen<br />

verantwortlich.<br />

L A Y O U T U N D G E S T A L T U N G<br />

Christian Berberich, Verena Flörc<strong>hin</strong>ger,<br />

Judith Görlich, Claudia Kämper, Johannes<br />

Schulz-Knappe, William T. P. Schulz<br />

R E D A K T I O N S S C H L U S S<br />

07.07.2012<br />

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02-2012 | COLUMBUS

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