Manfred Hochwald, Deutsche Welthungerhilfe, Bonn - HEA
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auf die Landwirtschaft auswirken: Bei moderater Klimaerwärmung könnten in<br />
Nordamerika die Erträge aus dem Regenfeldbau durch Zunahme der Niederschläge<br />
um bis zu 20% steigen. In Afrika hingegen drohen die Ernteerträge infolge des<br />
Niederschlagsrückgangs regional bis zum Jahr 2020 um 50% zu sinken; auch für<br />
Zentral- und Südasien sowie für Lateinamerika werden Ernterückgänge von bis zu<br />
30% vorausgesagt. Es ist daher ohne Zweifel so, dass der Klimawandel die Kluft der<br />
Nahrungsmittelverfügbarkeit zwischen Nord und Süd vertiefen und ohne adäquate<br />
Anpassungsmaßnahmen den Hunger in den Entwicklungsländern verstärken wird.<br />
Doch nicht nur das Klima bedroht die Ernährungssicherheit, gleichzeitig steigen auch<br />
die Anforderungen an die Landwirtschaft. Sie muss heute drei große Marktsegmente<br />
bedienen: Nahrungsmittel, Futtermittel und Kraftstoffpflanzen (food, feed, fuel). Die<br />
steigende Nachfrage nach Fleischprodukten allein in Indien und China spielt bei der<br />
Futtermittelproduktion eine gewichtige Rolle. Eine bisher ungekannte Dimension in<br />
der Nachfrage nach landwirtschaftlichen Erzeugnissen entwickelt sich derzeit durch<br />
den energie- und klimapolitisch gelenkten Bioenergie-Boom: Kraftstoffe aus öl-,<br />
stärke- und zuckerhaltigen Pflanzen sollen Diesel und Benzin ersetzen. Damit<br />
verstärken gleichzeitig Klimawandel, Bevölkerungswachstum, Bioenergie-Boom und<br />
zunehmende Fleischproduktion den Druck auf die ohnehin prekäre<br />
Ernährungssicherheit – und das nicht nur in Entwicklungsländern.<br />
Es gibt heute sehr deutliche und Besorgnis erregende Signale, die zeigen, dass<br />
durch bisherige Produktionssteigerungen der explodierenden Nachfrage nach<br />
landwirtschaftlichen Grundnahrungsmitteln nicht mehr ohne weiteres begegnet<br />
werden kann. 2007 erreichten die globalen Getreidevorräte einen<br />
Jahrhunderttiefstand von 403 Millionen Tonnen (2000 waren es laut FAO noch 698<br />
Mio. Tonnen). Damit steht die Ernährungssicherheit vor einer neuen<br />
Herausforderung: Ohne Anpassung an den Klimawandel können nicht mehr genug<br />
Nahrungsmittel für alle Menschen produziert werden! In den nächsten 25 Jahren wird<br />
sich der weltweite Bedarf an Nahrungsmitteln im Vergleich zu heute verdoppelt<br />
haben. Die große Frage ist: wie soll und kann es gelingen, diesen gewaltigen Bedarf<br />
zu decken?<br />
Ursachen und Folgen des Klimawandels.<br />
Im Zuge der Industrialisierung kam es zu einem rasanten Anstieg der Emissionen<br />
klimaschädlicher Gase, vor allem von Kohlendioxid, aber auch von Methan, Lachgas<br />
und FCKW. Obwohl lange Zeit kontrovers diskutiert und auch heute noch dem einen<br />
oder anderen Wissenschaftler nicht einsichtig, müssen wir feststellen, dass es<br />
menschliche Tätigkeiten waren, die zu einer signifikanten Erhöhung der<br />
Konzentrationen von Treibhausgasen geführt haben. Dieses verstärkt den ohnehin<br />
vorhandenen natürlichen Treibhauseffekt, wodurch es zu einer zusätzlichen<br />
Erwärmung der Erdoberfläche und der Atmosphäre kommt. Schon ein Anstieg der<br />
globalen Mitteltemperatur um 2° C gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter wird als<br />
gefährlich eingeschätzt. Da die globale Mitteltemperatur seitdem aber bereits um 0,6°<br />
C angestiegen ist, muss dringend gehandelt werden. Denn es drohen verheerende<br />
Folgen für Mensch und Umwelt, die zum Teil schon jetzt messbar sind: Der arktische<br />
Eisschild und die Gebirgsgletscher schrumpfen, die Permafrostgebiete tauen immer<br />
weiter auf, was den Klimawandel noch zusätzlich verstärkt. Der globale mittlere<br />
Meeresspiegel wird bis zum Ende des Jahrhunderts um bis zu 0,88 Meter ansteigen,<br />
verursacht vor allem durch die thermische Ausdehnung der Ozeane, aber auch durch