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Kleinstrukturen - WWF Schweiz

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BIODIVERSITÄTEine Echsenburghinter dem Haus?Vielfalt unter naturnahen BedingungenDamit sich möglichst viele Tier- und Pflanzenarten im naturnahenGarten wohlfühlen, braucht es unterschiedliche Lebensräume.Mit Holz- oder Steinhaufen sowie einheimischenPflanzen bringen Sie natürliche Bedingungen in Ihren Garten.Oft steht bei der Gestaltung des Gartens unser eigenerOrdnungssinn an erster Stelle. Das ist schade. Wussten Siebeispielsweise, dass im abgestorbenen Holz von morschenBäumen, Ästen und Reisig - dem so genannten Totholz - Insekten,Vögel, Flechten, Pilze und Moose leben? Oder dassauch eine karge Kiesfläche lebendig ist? Auf diesen Flächen,auch wenn sie noch so klein sind, gibt es Spannendes in derNatur zu beobachten.Daheim in der Echsenburg• Reptilien – besonders Zauneidechsen – sonnen sich gerneauf Steinhaufen und finden dort gute Verstecke. AberAchtung: Wo es Katzen hat, braucht die Echsenburg einMaschengitter zum Schutz.• Auch Schmetterlinge, beispielsweise der Mauerfuchs, liebenSteine. Sie finden hier Wärmequellen, Paarungsplätzeund Ruhezonen für Winter- und Nachtquartier.• Mit Algen, Flechten oder Moosen überwachsene Steineliefern Nahrung für Kleinschmetterlinge und Nachtfalter.Ein Zuhause im Asthaufen• Käferlarven und Ameisen beschleunigen die Zersetzungvon Totholz und hinterlassen Frassgänge.• In den verlassenen Frassgängen wiederum bauenWildbienen und Wespen Nester auf.• In Asthaufen fühlen sich Reptilien wie Zaun-, Mauer- undWaldeidechsen, Blindschleiche und Ringelnattern zuhause.• Igel nutzen Asthaufen für den Tages- und Winterschlaf,ihren Jungen dient er als Kinderstube.Leben im toten Baum• Fledermausarten wie Abendsegler oder Braune Langohrenfinden im Sommer in toten Bäumen ihren Tages-Schlafplatz, in den kalten Monaten ein Quartier für denWinterschlaf.• Specht, Rotkehlchen sowie Steinkauz treffen auf optimaleBedingungen für den Bau von Nisthöhlen.• Auch Garten- und Baumschläfer bauen ihre Nester imtoten Baum.• Eine Vielzahl Käfer und andere Kleinlebewesen sind aufden Lebensraum Totholz angewiesen. Dort finden siegeeignete Nahrung, finden Unterschlupf und können sichfortpflanzen.Kiesflächen, Tümpel und Pfützen• Einheimische Spinnen- und Käferarten schätzen Kies,Schotter oder Schutt mit einem pflanzlichen Bewuchs,der auf humusarmem Boden gedeiht (sogenannteRuderalflächen).• Für Gelbbauchunke, Kreuzkröte und Geburtshelferkrötesowie viele Libellenarten sind Tümpel und Pfützen dasEldorado.Für seinen Winterschlaf benötigt der Igel Ast- und Laubhaufen.( © Fotolia.com)2Die Zauneidechse braucht geeignte Steinhaufen alsUnterschlupf. ( © Fotolia.com)<strong>WWF</strong> <strong>Schweiz</strong> / Aktionsanleitung Privathaushalte


BIODIVERSITÄTDen Garten mit <strong>Kleinstrukturen</strong>aufwertenWo anlegen?Für Ast- und Steinhaufen eignen sich gut besonnte, windgeschützteund möglichst ungestörte Orte. Deshalb gilt: So weitweg wie möglich von stark begangenen Wegen. Pfützen undTümpel brauchen Standorte mit wasserhaltigem oder wasserundurchlässigemBoden. Details dazu finden Sie im SVS/BirdLife Praxismerkblatt 7, Pfützen und Tümpel. Wenn SieKiesflächen in der Nähe des Sitzplatzes gestalten, können Siediese bequem aus der Nähe beobachtenWas brauchen Sie?<strong>Kleinstrukturen</strong> richten sich nach der Grösse und Lage desGartens aus. Nutzen Sie Steine, Äste und Balken, die imGarten schon vorhanden sind. Alte, morsche Zaunpfähle odertote Bäume sollten Sie stehen lassen, ausser sie gefährdendie Sicherheit. Speziellere Materialien beziehen Sie bei derGrüngutsammelstelle, dem Gartenbauamt, dem Forstbetrieboder der Baumschule.Material für <strong>Kleinstrukturen</strong>• Steinhaufen: Lesesteine aus dem eigenen Garten, sowieeinheimische Steine in verschiedenen Grössen, grosseStützsteine und grosse flache Steine zum Aufschichten.Dazu Sand, Kies, Mergel oder lockere Erde, umZwischenräume anzufüllen. Mit Röhren, Ziegeln oderBachsteinen bilden Sie Hohlräume.• Ruderalfläche: Kies, Sand und/oder Bauschutt.• Asthaufen: Äste unterschiedlicher Grösse, Zweige undHolzresten. Beim Aufschichten abwechslungsweise sperrigesund feines Material einbringen.• Wurzelteller (Strünke): Wurzelteller können stehend oderliegend verwendet werden. Werden sie teilweise eingegraben,entstehen besonders gute Versteckmöglichkeiten.• Eiablageplatz: Trockenes Schnittgut wie Rasenschnitt,Streue, Schilf ,Heu oder Sägemehl, Mist, trockenes Laub,sowie Äste als Zwischenschichten.• Bepflanzung: Verwenden Sie Samenmischungen aus einheimischenWildblumen Wildstauden aus Ihrer Region. Sieunterstützen die Artenvielfalt rund um die <strong>Kleinstrukturen</strong>.Ob Saat- oder Pflanzgut, Holz oder Steine – verwenden Siestets typisches Material aus der Region. Wer seinen Gartennaturnah gestalten will, haltet sich an dieses Gesetz.Steinhaufen: Grössere Hohlräme bieten einen optimalenUnterschglupf für Tiere. (Illustration: Martin Chramosta)Asthaufen: Beim Bau sollte grobes und feines Material verwendetwerden. (Illustration: Martin Chramosta)<strong>WWF</strong> <strong>Schweiz</strong> / Aktionsanleitung Privathaushalte3


BIODIVERSITÄTKleiner PflegeaufwandFür alle <strong>Kleinstrukturen</strong> gilt: Der Aufwand zum Anlegen undUnterhalten sollte nicht zu gross sein. Mit den üblichen Gartengeräten,wie Schaufel, Pickel, Spaten und Baumschere,sind Sie gut genug ausgerüstet.Hochstamm-ParadiesWer über eine grössere Gartenfläche verfügt, pflanzt einheimischeHochstamm-Obstbäume an. Am meisten profitierenTiere, wenn viele dieser Bäume beisammen stehen. Besonderswertvoll sind Hochstamm-Obstbäume in der Nähe vonartenreichen Wiesen. Mit Hochstamm-Bäumen tragen Sieausserdem bei, seltene Obstsorten zu erhalten. Mehr Informationendazu unter www.hochstamm-suisse.ch.Jungbäume von alten Sorten kaufen Sie in spezialisiertenBaumschulen und Gärtnereien. Adressen solcher Baumschulenfinden Sie unter www.prospecierara.ch.Beratung und weitereInformationenPraxismerkblätterIn den zweiseitigen Praxismerkblätter des <strong>Schweiz</strong>er VogelschutzSVS/BirdLife <strong>Schweiz</strong> finden Sie Bauanleitungen undwichtige Informationen zu Pflege, Material, Geräten sowieLiteraturhinweise. Kostenlos herunterzuladen unter:www.birdlife.ch• <strong>Kleinstrukturen</strong>-Praxismerkblatt 1, Asthaufen undWurzelteller, 2006.• <strong>Kleinstrukturen</strong>-Praxismerkblatt 2, Steinhaufen, 2006.• <strong>Kleinstrukturen</strong>-Praxismerkblatt 7, Pfützen und Tümpel,2006.Online Tipps:Welche Lebensbedingungen Tiere und Pflanzen brauchen undwie sie dabei vorgehen, lesen sie hier:• www. bauen-tiere.ch• www.igelverein.chBeratungFragen Sie lokale Natur- und Vogelschutzvereine an, wie sieIhre Aufwertungsaktion begleiten lassen könnten – zum Beispielmit einer Beratung vor Ort.• <strong>Schweiz</strong>er Vogelschutz SVS/BirdLife <strong>Schweiz</strong>.www.birdlife.ch• <strong>Schweiz</strong>erische Vogelwarte Sempach. www.vogelwarte.ch• <strong>WWF</strong> <strong>Schweiz</strong>. www.wwf.chFür weitere Informationen wählen Sie unsere Hotline-Nummer!In der <strong>Schweiz</strong> sind 195 Tierarten, 192 Pflanzenarten und 123Flechten- und Pilzarten unmittelbar vom Aussterben bedroht. WertvolleLebensräume wie Feuchtgebiete und Trockenwiesen wurdenin den letzten Jahrzehnten zu 90% zerstört. Biodiversität umfasstden Reichtum der Arten, die Vielfalt der Lebensräume und ihrerÖkosysteme und die genetische Vielfalt der Lebewesen. Die <strong>Schweiz</strong>hat sich international dazu verpflichtet, den Verlust an Biodiversität zustoppen. Ohne massive zusätzliche Anstrengungen wird die <strong>Schweiz</strong>dieses Ziel nicht erreichen können. Helfen Sie mit, die Vielfalt derNatur zu erhalten und mit konkreten Aktionen zu verbessern.<strong>WWF</strong> <strong>Schweiz</strong>Hohlstrasse 110Postfach8010 ZürichTel. 044 297 21 21Fax 044 297 21 00service@wwf.chwwf.ch© 1986 Panda symbol <strong>WWF</strong> – World Wide Fund For Nature – ® “<strong>WWF</strong>” and “for a living planet” are Registered Trademarks – Kom 462/09 © Kopfbilder Christoph Hügli/<strong>WWF</strong>4

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