Klinkmagazin 13 2010 - Klinikmagazin
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Wenn Sprache ihren Dienst versagt<br />
Emotionale Signale erleichtern die Kommunikation mit Demenzpatienten<br />
Es ist fast müßig, die Bedeutung<br />
zu betonen, die die Sprache für<br />
jeden von uns besitzt, für unser<br />
Alltagsleben, für unser Menschsein an<br />
sich. Nur mit Hilfe der Sprache sind<br />
wir in der Lage, Gedanken und Gefühle<br />
zu formulieren, unsere Wünsche und<br />
Absichten auszudrücken, mit unseren<br />
Mitmenschen zu kommunizieren und<br />
somit unsere Teilhabe an der menschlichen<br />
Gemeinschaft zu verwirklichen.<br />
Um so einschneidender und folgenreicher<br />
sind krankheitsbedingte Veränderungen,<br />
die zu Einschränkungen<br />
oder gar zum (teilweisen oder völligen)<br />
Verlust unserer sprachlichen Fähigkeiten<br />
führen.<br />
In diesem Zusammenhang sind Demenzerkrankungen<br />
von besonderer<br />
Tragweite, da – neben zahlreichen anderen<br />
Bereichen der Gedächtnisfunktionen<br />
und des Seelenlebens – vor allem<br />
auch die Sprache in ganz zentraler Weise<br />
betroffen ist.<br />
Bei den Demenzerkrankungen handelt<br />
es sich um Krankheitsbilder, bei<br />
denen es – insbesondere im fortgeschrittenen<br />
Lebensalter, seltener auch<br />
bereits im mittleren Erwachsenenalter<br />
– zu einem fortschreitenden Verlust<br />
erworbener geistiger Fähigkeiten<br />
n 12<br />
kommt, wobei den Einbußen der Gedächtnisfunktionen<br />
mit zunehmender<br />
Vergesslichkeit und immer offener zutage<br />
tretenden Orientierungsstörungen<br />
eine besondere Bedeutung zukommt.<br />
Gerade das Gedächtnis ist eine entscheidende<br />
Voraussetzung für unser<br />
Sprachvermögen, denn nur der sichere<br />
und verlässliche Rückgriff auf unser<br />
Sprachgedächtnis (mit den dort abgespeicherten<br />
Vokabeln und deren Verknüpfung<br />
mit abstrakten<br />
Begriffen sowie mit all<br />
unseren verinnerlichten<br />
Grammatik und Satzbaukenntnissen<br />
usw.) ermöglicht<br />
uns, Sprache so<br />
souverän und zielgerichtet<br />
einzusetzen, wie wir es tagtäglich gewohnt<br />
sind.<br />
Dementsprechend wirkt sich ein<br />
voranschreitender Gedächtnisverfall<br />
unweigerlich auch auf unsere sprachlichen<br />
Möglichkeiten aus und führt<br />
letztlich zu jenen demenztypischen<br />
sprachlichen Einbußen, wie sie exemplarisch<br />
am Krankheitsverlauf der AlzheimerKrankheit<br />
(die mit einem Anteil<br />
von 75 bis 80 Prozent die weitaus häufigste<br />
aller Demenzerkrankungen darstellt)<br />
aufgezeigt werden können.<br />
Zuerst lässt das<br />
Verständnis für<br />
abstrakte Begrifflichkeiten<br />
nach<br />
Für gewöhnlich sind im Anfangsstadium<br />
der AlzheimerDemenz die<br />
Auswirkungen auf die Sprache noch<br />
sehr diskret und für den Außenstehenden<br />
kaum wahrnehmbar, da zunächst<br />
in erster Linie die Sprachverarbeitung<br />
und noch nicht so sehr die eigentliche<br />
Sprachproduktion betroffen ist. Angehörigen<br />
fällt jedoch nicht selten auf,<br />
dass der Betroffene bestimmte, sprachgebundene<br />
Interessen vernachlässigt,<br />
zum Beispiel immer seltener<br />
liest oder Fernsehsendungen<br />
verfolgt oder sich kaum noch<br />
an lebhaften Unterhaltungen<br />
mit mehreren Teilnehmern<br />
beteiligt, denn durch die<br />
verlangsamte Sprachverarbeitung<br />
und das nachlassende Verständnis<br />
für abstrakte Begrifflichkeiten<br />
ist der Demenzerkrankte mit solchen<br />
Situationen rasch überfordert. Zu ersten<br />
Irritationen im Angehörigen und<br />
Bekanntenkreis führt in dieser Krankheitsphase<br />
die Tendenz des Erkrankten,<br />
erst kurz zuvor gestellte Fragen nach<br />
kurzer Zeit (und oftmals mehrfach) zu<br />
wiederholen, als Folge des bereits gestörten<br />
Kurzzeitgedächtnisses.<br />
Im weiteren Verlauf, mit Voranschreiten<br />
der demenziellen Entwick<br />
Foto: Beerwerth<br />
<strong>Klinikmagazin</strong> Nr. <strong>13</strong> <strong>2010</strong>