Bioanorganische Chemie in der Restaurierung - TOBIAS-lib ...
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Der Vorteil <strong>der</strong> neuen Methode besteht im Gegensatz zu herkömmlichen Verfahren<br />
mit organischen Lösungsmitteln dar<strong>in</strong>, dass die Firnisspaltung nur an <strong>der</strong><br />
Firnisoberfläche erfolgt. Muss <strong>der</strong> Prozess kurzzeitig abgebrochen werden, so<br />
genügt e<strong>in</strong>faches mechanisches Abwischen. Im unwahrsche<strong>in</strong>lichen Fall e<strong>in</strong>er<br />
Oberflächenadsorption werden die Reste von RbOH-PEG-400 durch Zugabe von <strong>in</strong><br />
Polyethylenglykol gelöster, hochmolekularer Polyacrylsäure neutralisiert. Nach<br />
Beendigung <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung wird die Lösung abgenommen. Verbleibende Reste <strong>der</strong><br />
polymeren alkalischen und sauren Reaktionslösungen werden durch e<strong>in</strong>e<br />
sequentielle Behandlung mit hochmolekularen Lösungsmitteln ansteigen<strong>der</strong><br />
Hydrophobizität entfernt.<br />
Tieferliegende Mal- o<strong>der</strong> Firnisschichten wurden selbst dann nicht angegriffen,<br />
wenn sie sich chemisch nicht von dem abzubauenden Firnis o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Übermalung<br />
unterschieden. Mögliche Adsorptionen <strong>der</strong> Rubidium-Kronenether bei <strong>der</strong> alkalischen<br />
Firnisabnahme ließen sich durch Markierung <strong>der</strong> Lösungen mit radioaktivem<br />
Rubidium ( 86 Rb) nachweisen.<br />
Die beschriebene, neue alkalische Firnisabnahme-Technik stellt somit e<strong>in</strong>e<br />
vielversprechende Methode <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konservierung dar. Dies belegen die durchgeführten<br />
praktischen Anwendungen. Die neue Methode ist dabei als e<strong>in</strong>e Ergänzung<br />
bestehen<strong>der</strong> Methoden aufzufassen. Weitere Untersuchungen s<strong>in</strong>d unumgänglich.<br />
Da es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konservierung ke<strong>in</strong>e universelle Methode zur Firnisabnahme gibt,<br />
unterliegt auch die RbOH-PEG-Kronenether-Methode gewissen E<strong>in</strong>schränkungen.<br />
Sie sollte vorerst auf ölhaltige, gealterte Firnisse und Ölfarben beschränkt bleiben.<br />
Vor je<strong>der</strong> geplanten Re<strong>in</strong>igung müssen zunächst an ungefährdeten Stellen<br />
Vorversuche unternommen werden. Ölfirnisse sowie die häufiger anzutreffenden<br />
Harzessenzfirnisse, die direkt über sehr dünnen, ölhaltigen Malschichten o<strong>der</strong><br />
Farblasuren liegen, sollten mit <strong>der</strong> beschriebenen Methode nicht vollständig entfernt<br />
werden. Hier sollte allenfalls e<strong>in</strong>e Firnisdünnung erfolgen. Liegen tiefe Craquelées<br />
o<strong>der</strong> abgeplatzte Stellen vor, die sich auf den (porösen) Malgrund erstrecken, sollte<br />
die vorgestellte alkalische Technik ebenfalls nicht angewandt werden. Die alkalische<br />
Lösung könnte sonst unter die Malschicht wan<strong>der</strong>n, sie rückseitig angreifen und<br />
abheben.<br />
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