Bioanorganische Chemie in der Restaurierung - TOBIAS-lib ...
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Als Reagenz zur schonenden und kontrollierten Firnisabnahme wurde <strong>in</strong> den<br />
durchgeführten Versuchen überwiegend Rubidiumhydroxid e<strong>in</strong>gesetzt. Jedoch<br />
zeigten auch die an<strong>der</strong>en Alkalihydroxide und -ethanolate befriedigende Ergebnisse.<br />
Als großmolekulare Lösungsmittel eignen sich pr<strong>in</strong>zipiell verschiedene Polyalkohole.<br />
Diese s<strong>in</strong>d bekanntermaßen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, Alkaliionen kronenetherartig zu<br />
komplexieren. Aus diesem Grund wurde als makromolekularer Träger das<br />
hochmolekulare Polyethylenglykol-400 (PEG-400) vorgeschlagen. PEG-400 verfügt<br />
über zahlreiche Sauerstoffatome die das Rubidiumion (Rb + ) koord<strong>in</strong>ativ b<strong>in</strong>den<br />
können. Der so entstehende Komplex ist äußerst stabil und stellt e<strong>in</strong>e reaktive,<br />
hochmolekulare starke Base dar. Die Überprüfung <strong>der</strong> Stabilität erfolgte durch<br />
Molekülgröße-Ausschlusschromatographie.<br />
Die Behandlung e<strong>in</strong>es Gemäldes mit e<strong>in</strong>er starken Base ersche<strong>in</strong>t auf den ersten<br />
Blick extrem. Doch s<strong>in</strong>d bei pH 7 starke Basen aufgrund ihrer ger<strong>in</strong>gen<br />
Pufferkapazität leichter unter Kontrolle zu halten, als schwache Basen mit<br />
ausgeprägter Pufferkapazität bei diesem pH-Wert.<br />
Der RbOH-PEG-Kronenether lieferte <strong>in</strong> den praktischen Versuchen erstaunliche<br />
Ergebnisse. Er ermöglichte die schonende Abnahme gealterter, oxidierter Firnisse<br />
und Übermalungen. Bei Firnissen, die lediglich durch Lichtbestrahlung künstlich<br />
gealtert worden waren, gelang dies nicht. Es fehlten die erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Carboxylsäurereste gealterter und durchoxidierter Firnisse. Die natürliche Alterung<br />
e<strong>in</strong>es Gemäldefirnis lässt sich somit nicht durch den E<strong>in</strong>satz künstlicher Bestrahlung<br />
simulieren.<br />
Im Gegensatz zu äquimolaren wässrigen o<strong>der</strong> alkoholischen Lösungen ermöglichten<br />
die verwendeten Alkali-PEG-Kronenether-Lösungen, e<strong>in</strong>en langsamen Firnisabbau<br />
von <strong>der</strong> Oberfläche her. Die Viskosität <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Lösung sowie das<br />
hochmolekulare Polyethylenglykol führten zu e<strong>in</strong>er verlangsamten Diffusion und<br />
Konvektion <strong>der</strong> Firnisspaltprodukte. Die orange-braun gefärbten Spaltprodukte <strong>der</strong><br />
jeweiligen Firnisse wurden <strong>in</strong> überschüssigem Polyethylenglykol gelöst. E<strong>in</strong>e<br />
Diffussion <strong>in</strong> tieferliegende Firnis- o<strong>der</strong> Malschichten konnte nicht nachgewiesen<br />
werden.<br />
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