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Bioanorganische Chemie in der Restaurierung - TOBIAS-lib ...

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Die Anwendung <strong>der</strong> Ammoniumcitrate zur Oberflächenre<strong>in</strong>igung ist somit e<strong>in</strong>e<br />

äußerst milde und brauchbare Methode. Man erhält außerordentlich gute<br />

Re<strong>in</strong>igungsergebnisse. Dies erklärt die weite Verbreitung <strong>der</strong> Ammoniumcitrate <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

restauratorischen Praxis.<br />

Weist e<strong>in</strong> Gemäldefirnis jedoch e<strong>in</strong> ausgeprägtes Alterungscraquelé und Risse auf,<br />

so muss die Anwendung von wässrigen Ammoniumcitratlösungen e<strong>in</strong>geschränkt<br />

werden. Anhand <strong>der</strong> durchgeführten Experimente lässt es sich nicht völlig<br />

ausschließen, dass das Re<strong>in</strong>igungsmittel durch Kapillarkräfte <strong>in</strong> die darunter liegende<br />

Pigmentschicht gelangt. Bei den Versuchen mit Malachit Petrischalen und<br />

Craquelées ließen sich ger<strong>in</strong>gste Mengen Kupfer nach <strong>der</strong> Ammoniumcitratbehandlung<br />

(21 Stunden) atomabsorptionsspektrometrisch nachweisen. Die<br />

Re<strong>in</strong>igung durch den Restaurator muss, im Falle von Craquelées, mit beson<strong>der</strong>er<br />

Vorsicht vorgenommen werden. Der exakte molekulare Mechanismus <strong>der</strong><br />

Oberflächenre<strong>in</strong>igung durch Ammoniumcitrat bedarf noch <strong>der</strong> genauen Aufklärung.<br />

Der re<strong>in</strong> oberflächlichen Re<strong>in</strong>igung schließt sich <strong>in</strong> den meisten Fällen e<strong>in</strong>e<br />

Firnisabnahme an. Dies liegt vornehmlich an den bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitung<br />

beschriebenen Schadensbil<strong>der</strong>n alter Gemäldefirnisse. E<strong>in</strong>e Firnisabnahme ist immer<br />

dann angezeigt, wenn durch Vergilbung, Vernetzung, Craquelé o<strong>der</strong> Krepierung <strong>der</strong><br />

Firnisschicht die Orig<strong>in</strong>alfarbe des Gemäldes verschwunden ist. Gealterte Ölfirnisse<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den gängigen Lösungsmitteln nahezu unlöslich. Besitzt das Malb<strong>in</strong>demittel<br />

ähnliche Eigenschaften wie <strong>der</strong> Firnis o<strong>der</strong> ist es sogar noch leichter löslich, so wird<br />

die Firnisabnahme zu e<strong>in</strong>er kaum zu bewältigenden Aufgabe. Neben e<strong>in</strong>igen Harzbzw.<br />

Harzessenzfirnissen verfügen vor allem getrocknete Ölfirnisse chemisch über<br />

zahlreiche Carboxyl- und Estergruppen, die sich durch alkalische Verseifung <strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>molekulare, wasserlösliche Bruchstücke spalten lassen. Dies ließ sich durch die<br />

durchgeführten Titrationsversuche belegen.<br />

Die reaktiven Gruppen getrockneter Ölfirnisse bildeten die Grundlage für die<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>es neuen Konzepts zur alkalischen Firnisabnahme. Dieses basiert<br />

auf drei Grundregeln: Großmolekulares Lösungsmittel, starke Base und großes<br />

Gegenkation.<br />

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