Bioanorganische Chemie in der Restaurierung - TOBIAS-lib ...
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Die katalytische Schadenswirkung <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>molekularen Metallkomplexe kann auch<br />
dann weiter voranschreiten, wenn die Pufferlösungen nur kurze Zeit auf die<br />
Gemäldeoberfläche e<strong>in</strong>wirken.<br />
Viele anorganische Pigmente <strong>der</strong> Malschicht enthalten Metallionen, die ebenfalls mit<br />
Citrat- und/o<strong>der</strong> Ammoniumionen Komplexe bilden können. E<strong>in</strong>e Zersetzung <strong>der</strong><br />
Pigmentschicht und farbliche Verän<strong>der</strong>ungen könnten auch hier die unmittelbaren<br />
Folgen se<strong>in</strong>. Bei fast allen Gemälden ist jedoch die Pigmentschicht von e<strong>in</strong>er<br />
dünnen, schützenden Firnisschicht überzogen. Diese Firnisschicht stellt für jeden<br />
Metallkomplexbildner zunächst e<strong>in</strong>e mehr o<strong>der</strong> weniger geschlossene Barriere vor<br />
<strong>der</strong> eigentlichen Pigmentschicht dar. Ziel <strong>der</strong> durchgeführten Versuche war primär<br />
die Untersuchung e<strong>in</strong>er eventuellen Permeation reaktiver Citrat- und/o<strong>der</strong><br />
Ammoniumionen durch geschlossene Firnisschichten und <strong>der</strong> damit verbundenen<br />
Schäden.<br />
Dies erfolgte durch Dialyseexperimente an geeigneten Firnisproben. Während <strong>der</strong><br />
durchgeführten Experimente ergaben sich weitere Fragestellungen. Können Citratund<br />
Ammoniumionen durch Kapillarkräfte <strong>in</strong> tieferliegende Pigmentschichten<br />
gelangen und welche Restmengen an Citrat bleiben nach erfolgter Re<strong>in</strong>igung an die<br />
Oberfläche gebunden? Wie reagiert die Malschicht bei Gemälden, <strong>der</strong>en Firnis<br />
ausgeprägte, alterungsbed<strong>in</strong>gte Craquelées und Risse aufweist?<br />
Durch die gewählte Versuchsanordnung ließ sich zeigen, dass geschlossene<br />
Firnisschichten e<strong>in</strong>en ausreichenden Schutz vor den genannten reaktiven<br />
Komponenten des Ammoniumcitrats darstellen. E<strong>in</strong>e Oberflächenre<strong>in</strong>igung durch<br />
den Restaurator an Gemälden, unter Verwendung wässriger Lösungen mit ger<strong>in</strong>gen<br />
Citratkonzentrationen, ist deshalb unter bestimmten Bed<strong>in</strong>gungen möglich.<br />
Von ebenso großer Bedeutung war die Prüfung, <strong>in</strong>wieweit Restmengen von Citrat<br />
nach e<strong>in</strong>er Re<strong>in</strong>igung fest an die Firnisoberfläche gebunden bleiben. Dazu wurde<br />
radioaktives 14 C-markiertes Citrat auf die Firnisoberfläche aufgetragen und nach fünf<br />
M<strong>in</strong>uten mechanisch entfernt. Bereits nach dieser e<strong>in</strong>fachen Re<strong>in</strong>igung durch<br />
Wattestäbchen verblieben lediglich 2 % des ursprünglichen Citrats auf <strong>der</strong><br />
Firnisoberfläche zurück.<br />
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