Bioanorganische Chemie in der Restaurierung - TOBIAS-lib ...
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Liegen tiefe Craquelées o<strong>der</strong> abgeplatzte Stellen vor, die bis auf den (porösen)<br />
Malgrund durchgehen, sollte die vorgestellte Technik ebenfalls nicht angewandt<br />
werden. Die alkalische Lösung könnte sonst unter die Malschicht wan<strong>der</strong>n und sie<br />
rückseitig angreifen und abheben. Es sollte zunächst immer getestet werden, ob e<strong>in</strong><br />
Gemäldefirnis auch mit „klassischen“ Lösungsmittelmethoden selektiv abzunehmen<br />
ist.<br />
8. ZUR ANGEWANDTEN BIOANORGANISCHEN CHEMIE IN KUNST UND<br />
KONSERVIERUNG<br />
Tris (Tris(hydroxymethyl)am<strong>in</strong>omethan) und Citat werden normalerweise als milde<br />
Puffer <strong>in</strong> biologischen Systemen angewendet. In jüngster Zeit erlangten diese<br />
(Wolbers 1990, Wun<strong>der</strong>lich und<br />
Puffersysteme zunehmend Bedeutung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konservierung<br />
Weser 1996)<br />
. In früheren Arbeiten wurden bereits die Gefahren, die von solchen<br />
Pufferlösungen (z.B. Tris) auf Malschichten ausgehen können, aufgezeigt.<br />
Die Pufferkomponenten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage mit den m<strong>in</strong>eralischen Pigmenten und<br />
B<strong>in</strong>demitteln <strong>der</strong> Malschicht zu reagieren, was zu unkontrollierten Reaktionen an <strong>der</strong><br />
Gemäldeoberfläche bis h<strong>in</strong> zur völligen Auflösung <strong>der</strong> Malschicht führen kann<br />
(Wun<strong>der</strong>lich 1995) .<br />
E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Hauptgründe für diese unerwünschte Reaktion ist die Bildung stabiler<br />
Chelatkomplexe mit den Metallionen <strong>der</strong> Pigmente<br />
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(Abolmaali, Taylor und Weser 1998, Berthon 1995,<br />
Lange et.al. 2000, Müller et.al. 1999) . Die Anwendung von Metallkomplexbildnern auf<br />
historischen Gemäldeoberflächen birgt also immer das Risiko unerwünschter<br />
Nebenreaktionen (Bonomo, Di Bilio und Arena 1989, Mastropaolo et.al. 1976) .<br />
Tris-Pufferlösungen bilden mit schwermetallhaltigen Pigmenten Komplexe, die zu<br />
e<strong>in</strong>er starken Vergilbung von bleiweißhaltigen Malschichten führen können. In<br />
analoger Weise werden aus kupferhaltigen Pigmenten (z.B. Malachit) blau gefärbte<br />
Tris-Kupfer (II) Komplexe freigesetzt. In Anwesenheit reduzieren<strong>der</strong> Systeme lassen<br />
sich aggressive Sauerstoffspezies nachweisen, von denen bekannt ist, dass sie<br />
Biopolymere angreifen können (Deuschle und Weser 1985, Müller et.al. 1995, Klotz et.al 1996) .