Bioanorganische Chemie in der Restaurierung - TOBIAS-lib ...
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1. EINLEITUNG<br />
1.1 Firnisse - E<strong>in</strong> Überblick<br />
Der Begriff Firnis leitet sich aus dem mittelhochdeutschen „vernis“ für Bernste<strong>in</strong>harz<br />
ab. Daraus lässt sich <strong>der</strong> Begriff „Vernissage“ ableiten, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> heutigen<br />
Term<strong>in</strong>ologie für die Vorbesichtigung e<strong>in</strong>er Ausstellung steht, jedoch ursprünglich<br />
den Zeitpunkt bezeichnete, an dem die Gemälde gefirnisst wurden. Der Firnis bildet<br />
die letzte, abschließende Schicht auf e<strong>in</strong>em Ölgemälde. Durch die Reflexion des<br />
Lichtes verleiht <strong>der</strong> Firnis <strong>der</strong> Malschicht „Tiefe, Leuchtkraft, Glanz o<strong>der</strong> Mattigkeit“<br />
und schützt sie zusätzlich vor mechanischen und atmosphärischen E<strong>in</strong>wirkungen.<br />
Der Firnis f<strong>in</strong>det bis heute <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Restaurierung</strong> universelle Anwendung, z.B. bei<br />
Retuschierungen, zur Auffrischung alter Gemäldeoberflächen o<strong>der</strong> als neuer<br />
Gemäldeschlussüberzug nach erfolgter Firnisabnahme.<br />
Die Firnisschicht ist verantwortlich für die optische Ersche<strong>in</strong>ung und ästhetische<br />
Wirkung e<strong>in</strong>es Gemäldes und gehört dabei selbst zu den empf<strong>in</strong>dlichsten Schichten.<br />
Infolge ihrer Bestandteile, ihrer großen Oberfläche und ihrer ger<strong>in</strong>gen Dicke reagiert<br />
die Firnisschicht auf mechanische und umweltbed<strong>in</strong>gte E<strong>in</strong>flüsse (Verschmutzungen,<br />
klimatische Verän<strong>der</strong>ungen und Licht) mit mehr o<strong>der</strong> weniger starken Verän<strong>der</strong>ungen<br />
wie z.B. Vergilbung, Vernetzung, Spannungs- bzw. Rissnetzbildung, Blauen und<br />
Krepierungen. Der Oberflächenschmutz, <strong>der</strong> sich im Laufe <strong>der</strong> Zeit auf dem Firnis<br />
ablagert, verän<strong>der</strong>t das gesamte Ersche<strong>in</strong>ungsbild des Gemäldes und <strong>in</strong>teragiert mit<br />
dem Firnis. Die Form- und Farbgebung des Gemäldes kann schließlich unter e<strong>in</strong>em<br />
vergilbten, krepierten Firnis verschw<strong>in</strong>den. Dies macht e<strong>in</strong>e Oberflächenre<strong>in</strong>igung<br />
bzw. Firnisabnahme erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Man unterscheidet Öl-, Harz-, Terpent<strong>in</strong>öl-, Wachs- und Alkoholfirnisse. Alle diese<br />
Firnisse besitzen unterschiedliche Eigenschaften. Durch die Verwendung von Kopalund<br />
Bernste<strong>in</strong>firnissen erhält das Gemälde e<strong>in</strong>e glänzende Oberfläche. Die<br />
Anwendung von Wachs- bzw. Wachsharzfirnissen ergibt e<strong>in</strong>e matte Oberfläche.<br />
Neben Mastix- und Dammarfirnissen fanden auch Sandarak (Alkoholfirnis) und<br />
Eiklarfirnisse (Gürtler 1993) breite Anwendung.<br />
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