Bioanorganische Chemie in der Restaurierung - TOBIAS-lib ...
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9. ZUSAMMENFASSUNG Die schonende Reinigung verschmutzter Firnisoberflächen auf Altmeistergemälden mit wässrigem Ammoniumcitrat ist vielversprechend. Viele anorganische Metallionen mineralischer Pigmente können mit Citrat reagieren. In diesem Zusammenhang interessierte, inwieweit Citrat Firnisschichten zu durchdringen vermag. Linoxin, Dammar und ein Harzessenzfirnis (Dammar/Linoxin) dienten als semipermeable Membranen. Sie wurden auf Dialyseschläuche fixiert und getrocknet. In einer speziell entwickelten Dialyseapparatur wurden Gleichgewichtsdialysen durchgeführt. Es konnte keine Permeation von Citrat- und Ammoniumionen durch die dicht vernetzten Firnisse nachgewiesen werden. Getrocknete Leinölsuspensionen wurden mit Ammoniumcitratlösungen beschichtet. Bei den mit Dammar gefirnisten Malschichten konnte im wässrigen Citratüberstand nach 21 h kein Kupfer nachgewiesen werden, d.h. die geschlossene Firnisschicht schützt die tieferliegende Pigmentschicht vor dem reaktiven Ammoniumcitrat. Demnach ist eine Firnis-Oberflächenreinigung mit Ammoniumcitrat eine milde und brauchbare Methode. Bei Firnissen mit ausgeprägten Alterungscraquelées und Rissen kann dieses Reinigungsmittel durch Kapillarkräfte in die darunter liegende Pigmentschicht gelangen. Zur partiellen oder vollständigen Firnisabnahme wurde versucht, gealterte Ölfirnisse oder Ölfarbe-Übermalungen kontrolliert zu entfernen, ohne tieferliegende Mal- oder Grundierschichten zu schädigen. Ein getrockneter Ölfirnis verfügt über zahlreiche Ester- und Carboxylsäuregruppen, die sich in Gegenwart von Alkalihydroxiden in kleinmolekulare, wasserlösliche Bruchstücke spalten lassen. Die bekannte, häufig unkontrollierte, Abnahme von Firnissen mit Alkalihydroxiden, sollte durch die Verankerung dieser starken Laugen in eine polymere Matrix vermieden werden. Als großmolekulares Lösungsmittel vermag Polyethylenglykol-400 die Alkaliionen Kalium, Rubidium oder Cäsium kronenetherartig zu komplexieren. Dadurch werden die basischen Gegenanionen daran gehindert, in tieferliegende Mal- oder Firnisschichten zu diffundieren. Die vollständige Entfernung der Alkaliionen bei der alkalischen Firnisabnahme wurde durch Markierung der Lösungen mit 86 Rubidium nachgewiesen. Tieferliegende Mal- oder Firnisschichten, sowie Übermalungen, wurden nicht erkennbar angegriffen. 90
10. ORIGINALARBEITEN, TAGUNGSBEITRÄGE UND WORKSHOPS Zur Wahrung der Priorität gegenüber konkurrierenden Arbeitskreisen mussten Teile dieser Arbeit vorab in den nachfolgenden Zeitschriften und Proceedings veröffentlicht werden. Originalarbeiten: C. - H. Wunderlich, U. Hilfrich, U. Weser. Schonende Abnahme von gealterten Leinölfirnissen. Titelgeschichte, Restauro (2003) 1: 46-54. U. Hilfrich, U. Weser. The cleaning of varnish coated paint surfaces by ammonium citrate. Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung (2003) 7: 85-94. U. Hilfrich, H. Taylor, U. Weser. Alkali ion crown ether in art and conservation: The applied bioinorganic approach. Bioinorganic Chemistry and Application. (Im Druck). U. Hilfrich, U. Weser. The Cleaning of Paintings: Non-Permeability of Ammonium Citrate through Varnish Layers. In: Proceedings of the 33th International Symposium on Archaeometry 2002, Amsterdam. Kars, H. & Burke, E.(eds.), Geoarchaeological and Bioarchaeological Studies. 2004. (Im Druck). U. Hilfrich, U. Weser. Rubidium hydroxide polyethylene glycol crown ether in the conservation of Old Master paintings. Archaeometry. 2004. (Im Druck). Tagungsbeiträge: U. Hilfrich, U. Weser. The Cleaning of Paintings: Non-Permeability of Ammonium Citrate through Varnish Layers. 22- 26.04.2002, Amsterdam, 33th International Symposium on Archaeometry. 91
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- Seite 87 und 88: Abbildung 28 Praktische Anwendung d
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- Seite 91 und 92: Abbildung 31 Anwendung der RbOH-PEG
- Seite 93 und 94: Abbildung 33 Anwendung von RbOH in
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- Seite 97 und 98: Die Anwendung der Ammoniumcitrate z
- Seite 99: Der Vorteil der neuen Methode beste
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- Seite 105 und 106: Karpowicz, A., [1981] Ageing and De
- Seite 107 und 108: Vitali C. A., Masci B., [1989] Temp
- Seite 109: LEBENSLAUF Name Karl Uwe Fritz Hilf
9. ZUSAMMENFASSUNG<br />
Die schonende Re<strong>in</strong>igung verschmutzter Firnisoberflächen auf Altmeistergemälden mit<br />
wässrigem Ammoniumcitrat ist vielversprechend. Viele anorganische Metallionen<br />
m<strong>in</strong>eralischer Pigmente können mit Citrat reagieren. In diesem Zusammenhang<br />
<strong>in</strong>teressierte, <strong>in</strong>wieweit Citrat Firnisschichten zu durchdr<strong>in</strong>gen vermag. L<strong>in</strong>ox<strong>in</strong>, Dammar<br />
und e<strong>in</strong> Harzessenzfirnis (Dammar/L<strong>in</strong>ox<strong>in</strong>) dienten als semipermeable Membranen.<br />
Sie wurden auf Dialyseschläuche fixiert und getrocknet. In e<strong>in</strong>er speziell entwickelten<br />
Dialyseapparatur wurden Gleichgewichtsdialysen durchgeführt.<br />
Es konnte ke<strong>in</strong>e Permeation von Citrat- und Ammoniumionen durch die dicht vernetzten<br />
Firnisse nachgewiesen werden. Getrocknete Le<strong>in</strong>ölsuspensionen wurden mit<br />
Ammoniumcitratlösungen beschichtet. Bei den mit Dammar gefirnisten Malschichten<br />
konnte im wässrigen Citratüberstand nach 21 h ke<strong>in</strong> Kupfer nachgewiesen werden, d.h.<br />
die geschlossene Firnisschicht schützt die tieferliegende Pigmentschicht vor dem<br />
reaktiven Ammoniumcitrat. Demnach ist e<strong>in</strong>e Firnis-Oberflächenre<strong>in</strong>igung mit<br />
Ammoniumcitrat e<strong>in</strong>e milde und brauchbare Methode. Bei Firnissen mit ausgeprägten<br />
Alterungscraquelées und Rissen kann dieses Re<strong>in</strong>igungsmittel durch Kapillarkräfte <strong>in</strong><br />
die darunter liegende Pigmentschicht gelangen.<br />
Zur partiellen o<strong>der</strong> vollständigen Firnisabnahme wurde versucht, gealterte Ölfirnisse<br />
o<strong>der</strong> Ölfarbe-Übermalungen kontrolliert zu entfernen, ohne tieferliegende Mal- o<strong>der</strong><br />
Grundierschichten zu schädigen. E<strong>in</strong> getrockneter Ölfirnis verfügt über zahlreiche<br />
Ester- und Carboxylsäuregruppen, die sich <strong>in</strong> Gegenwart von Alkalihydroxiden <strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>molekulare, wasserlösliche Bruchstücke spalten lassen. Die bekannte, häufig<br />
unkontrollierte, Abnahme von Firnissen mit Alkalihydroxiden, sollte durch die<br />
Verankerung dieser starken Laugen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e polymere Matrix vermieden werden. Als<br />
großmolekulares Lösungsmittel vermag Polyethylenglykol-400 die Alkaliionen Kalium,<br />
Rubidium o<strong>der</strong> Cäsium kronenetherartig zu komplexieren. Dadurch werden die<br />
basischen Gegenanionen daran geh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, <strong>in</strong> tieferliegende Mal- o<strong>der</strong> Firnisschichten<br />
zu diffundieren. Die vollständige Entfernung <strong>der</strong> Alkaliionen bei <strong>der</strong> alkalischen<br />
Firnisabnahme wurde durch Markierung <strong>der</strong> Lösungen mit 86 Rubidium nachgewiesen.<br />
Tieferliegende Mal- o<strong>der</strong> Firnisschichten, sowie Übermalungen, wurden nicht erkennbar<br />
angegriffen.<br />
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