Studie Demographischer Wandel
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Teil B: Folgen und Folgerungen aus der demographischen Entwicklung<br />
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Vor allem durch den erwarteten Rückgang der Schülerzahlen ist künftig mit erheblichen Auslastungsproblemen<br />
im ÖPNV zu rechnen. Auch ältere Personen, insbesondere ältere Frauen, sind<br />
gegenwärtig<br />
eine wichtige Nutzergruppe des ÖPNV. Aber auch bei einer Zunahme der Senioren<br />
sind<br />
- wenn überhaupt - nur geringe Zuwächse der ÖPNV-Nachfrage durch diese Gruppe zu<br />
erwarten. Da die Verkehrsmittelwahl<br />
entscheidend von der Pkw-Verfügbarkeit abhängt, kann<br />
sich der Modal-Split bei steigender Pkw-Verfügbarkeit und ansonsten gleichen Rahmenbedingungen<br />
zugunsten des motorisierten Individualverkehres (MIV) verschieben.<br />
Insgesamt sind die Auswirkungen auf den ÖPNV zum Teil widersprüchlich dargestellt. Das Verhalten<br />
der Verkehrsteilnehmer ist schwer einzuschätzen, da einerseits die künftigen Rentner<br />
während ihres heutigen Erwerbslebens überwiegend Pkw-orientiert sind. Auch Frauen haben inzwischen<br />
eine hohe Pkw-Verfügbarkeit, was insgesamt eher auf eine geringe ÖPNV-Nachfrage<br />
und damit Auslastungsprobleme schließen ließe. Andererseits lässt die Kostenentwicklung für<br />
den Individualverkehr in Verbindung mit einem voraussichtlich sinkenden Rentenniveau wiederum<br />
eine höhere ÖPNV-Nachfrage erwarten. Als beiden Aspekten gerecht werdenden Empfehlungen<br />
sind Entwicklungen von kostengünstigen, flexiblen und vor allem barrierefreien Bedienungsformen<br />
zu nennen.<br />
Die Anzeichen für ein Wachstum im ÖPNV sind eher gering, denn viele Kundengruppen des<br />
ÖPNV werden kleiner, der Anteil<br />
der wahlfreien Verkehrsteilnehmer gegenüber den „ÖPNV-<br />
Zwangsgruppen“ wird eher weiter zunehmen. Ferner ist damit zu rechnen, dass die finanziellen<br />
Zuschüsse der öffentlichen Hand zurückgehen, und damit die Eigenmittel, also primär die Fahrgeldeinnahmen,<br />
eine größere Rolle bei der Finanzierung des ÖPNV spielen werden.<br />
Von den Auslastungsproblemen des ÖPNV werden insbesondere die ländlichen Räume betroffen<br />
sein. Flexiblere und kostengünstigere Angebotsformen im ÖPNV werden notwendig sein.<br />
Ergänzend zu den bestehenden ÖPNV-Angeboten werden für geringere Nachfrageräume und -<br />
zeiten andere Formen der Fahrgastbeförderung zunehmend wichtiger, z. B. Rufbusse und Anruf-Sammel-Taxis.<br />
Diese Maßnahmen - die im Untersuchungsraum teilweise bereits praktiziert<br />
werden - ermöglichen, dass schon für geringere Fahrgastzahlen ein ÖPNV-Angebot bereitgestellt<br />
wird, und flexibel auf die Wünsche der Nutzer reagiert werden kann. In beiden Fällen erfolgt<br />
die Beförderung auf Bestellung der Fahrgäste. Dadurch werden Leerfahrten vermieden und<br />
somit Kosten gespart. Auch mit Hilfe bürgerschaftlichem Engagements kann gerade in ländlichen<br />
Regionen mit so genannten Bürgerbussen ein Mindestangebot an öffentlichen Beförderungsleistungen<br />
in der Fläche sichergestellt werden. Dabei erklären sich Einwohner einer Gemeinde<br />
bereit, Mitbürger bei regelmäßigen Fahrten in ihren Autos mitzunehmen. Die genutzten<br />
Pkw könnten von der Gemeinde mitfinanziert werden.<br />
Siedlungsentwicklung, Wohnen<br />
Die Siedlungsentwicklung ist im Bereich des Wohnungsbaus besonders von der Entwicklung der<br />
Bevölkerung hinsichtlich Anzahl und Altersstruktur abhängig. Die Abnahme der Bevölkerung,<br />
veränderte Haushaltszahlen sowie <strong>Wandel</strong> der Wohnformen und Wohnbedürfnisse beeinflussen<br />
die Nachfrage und damit die Wohnbautätigkeit. Die quantitative Wohnungsnachfrage wird durch<br />
den Rückgang der Bevölkerung verringert. Veränderungen der Haushalts- und Altersstruktur<br />
wirken sich auf die Art der Nachfrage aus, und zwar hinsichtlich Standort (integriert, nicht inte-<br />
griert) und Qualität des Standortes (Erreichbarkeit infrastruktureller Angebote). Der fehlende<br />
Nachwuchs bei den jüngeren Altersgruppen hinterlässt eine empfindliche Lücke bei der Wohnungsnachfrage.<br />
Vor allem bei der Eigentumsbildung wird sich das deutlich bemerkbar machen.<br />
Das Einfamilienhaus im Grünen und Standorte im Stadtumland werden deutlich weniger<br />
nachgefragt werden. Dadurch werden manche Siedlungsflächen nicht mehr marktfähig sein.<br />
Zwar wird in manchen Regionen die quantitative Nachfrage vorübergehend noch wachsen, aber<br />
aufgrund der zu erwartenden sinkenden Bevölkerungszahl werden längerfristig weniger<br />
Wohnungen benötigt. Ein Ende des Bevölkerungswachstums ist für die meisten Regionen<br />
absehbar.