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Nur durch massive Proteste werden wir noch ernst ... - Taxi Aktuell

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Ausgabe 03 / 2006<br />

VERNICHTEND<br />

Mit einer 50-Stundenwoche unter<br />

dem Existenzminimum<br />

Hartz IV + 1€ pro Stunde? „Da<br />

kann man glatt neidisch <strong>werden</strong>!”<br />

CLEVER<br />

Dietmar Plag, Vorsitzender der<br />

Stuttgarter <strong>Taxi</strong>zentrale »TAZ«<br />

WM-Konzept, <strong>Taxi</strong>tariferhöhung,<br />

TVD Verbandsarbeit 24 Stunden<br />

im Einsatz<br />

KRITISCH<br />

Burkhardt Müller-Sönksen MdB<br />

Ein <strong>Taxi</strong>kunde, der unsere<br />

Existenzängste hautnah miterlebt.<br />

Schutzgebühr 1,80 €<br />

1. Jahrgang · 2. Ausgabe 2006<br />

Journal des TVD - <strong>Taxi</strong> Verband Deutschland<br />

Fachblatt und Sprachrohr<br />

des deutschen <strong>Taxi</strong>- und<br />

Mietwagengewerbes<br />

“Augen auf, <strong>wir</strong> kommen!”<br />

Solidarität in Hamburg! <strong>Nur</strong> <strong>durch</strong> <strong>massive</strong><br />

<strong>Proteste</strong> <strong>werden</strong> <strong>wir</strong> <strong>noch</strong> <strong>ernst</strong> genommen<br />

Die dunkle Seite des BZP<br />

Hans Meißner im Fokus der Justiz


Viel Schlechtes kommt oft aus dem Gewerbe selbst<br />

Die Berliner Verkehrssenatorin, Ingeborg Junge-<br />

Reyer, lehnt die Erhöhung der <strong>Taxi</strong>tarife in der<br />

Bundeshauptstadt ab. Als Begründung nennt sie<br />

die Uneinigkeit der zwei etablierten <strong>Taxi</strong>verbände<br />

(Innung und der Berliner<br />

<strong>Taxi</strong>verband).<br />

Die Hamburger Flughafengesellschaft<br />

und somit<br />

auch der Senat der Hansestadt<br />

wollen in die leeren<br />

Taschen der Hamburger<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer greifen und für<br />

die Bereitstellung am<br />

Flughafen horrende Gebühren<br />

abkassieren. Auch<br />

hier mischen zwei, als<br />

selbst ernannte <strong>Taxi</strong>gewerbevertretungen,agierende<br />

Verbände (LPVG und der Pseudoverband der<br />

<strong>Taxi</strong>zentrale Hansa-Funk) hinter den Kulissen kräftig mit.<br />

– Um selber mit abzukassieren!<br />

Tausende <strong>Taxi</strong>unternehmer, in ganz Deutschland, wollen<br />

sich die Kosten für die Beklebung ihrer Taxen mit hellelfenbeinfarbigen<br />

(RAL 1015) Folien sparen, oder die<br />

Farbe ihres <strong>Taxi</strong>s frei wählen dürfen. Doch die zuständigen<br />

Politiker in den Ministerien der Länder (außer in<br />

Baden-Württemberg und im Saarland, Einzelgenehmigungen<br />

in Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und<br />

Schleswig-Holstein) lehnen ihre Anträge auf Farbfreigabe<br />

ab, trotz einer Empfehlung des Bundesrates<br />

(Ländervertretung!). Die einzige, aber nicht zu akzeptierende<br />

Begründung der verantwortlichen Ministerialbeamten<br />

und Politiker: „Die Vorsitzenden der BZP-<br />

Landesverbände“, die angeblich die Interessen aller<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer vertreten, obwohl ihnen weniger als<br />

10 % der <strong>Taxi</strong>unternehmer Deutschlands als Mitglieder<br />

angehören, „sind gegen die Farbfreigabe!“<br />

Während der Fußball WM gibt es für uns <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

in den 12 WM-Städten lukrative Angebote für<br />

Fremdwerbung an Taxen, auch oberhalb und seitlich der<br />

Türflächen. Aber Anträge auf Ausnahmegenehmigungen<br />

<strong>werden</strong> von den zuständigen Behörden meist abgelehnt.<br />

Die Begründung der Beamten und Politiker: „Die<br />

Vorsitzenden der zuständigen Landesverbände, die so<br />

genannten Vertreter der <strong>Taxi</strong>unternehmen Deutschlands<br />

(BZP), lehnen die Ausdehnung der Werbeflächen ab!“<br />

Derer Ansicht nach sind die Unternehmer auf solche<br />

Zusatzeinnahmen nicht angewiesen.Andererseits posaunen<br />

sie allerdings bei jeder Gelegenheit heraus, dass<br />

„20% aller <strong>Taxi</strong>unternehmen in Deutschland eigentlich<br />

schon insolvent sind.“<br />

Die Vorsitzenden und Geschäftsführer von Landesverbänden<br />

schließen Rahmenverträge mit Krankenkassen<br />

ab, mit Fahrpreisentgelten, die zwangsläufig jeden<br />

taxiaktuell 03 / 2006<br />

Unternehmer in die Illegalität oder Insolvenz treiben.<br />

Dass einige dieser hoch bezahlten, selbst ernannten<br />

„<strong>Taxi</strong>gewerbevertreter“ für den Abschluss dieser Dumpingverträge<br />

versuchen von Nichtmitgliedern, die genötigt<br />

<strong>werden</strong> zu diesen Dumpingpreisen Krankenfahrten<br />

<strong>durch</strong>zuführen, einerseits eine Mitgliedschaft zu erzwingen,<br />

– andererseits generell auch <strong>noch</strong> horrende Abrechnungsgebühren<br />

abkassieren, oder wie in Hessen für diesen<br />

tollen Abschluss Geld als ”Belohnung“ zu verlangen,<br />

schlägt dem explosiven Fass vollends den Boden aus.<br />

Die Krönung aber ist ein Schreiben des ”Bundesverbandes<br />

BZP“ an alle Parteien vor der Bundestagswahl<br />

2005. Darin wurde den Berliner Politikern suggeriert:<br />

„Der über 40 Jahre alte Ordnungsrahmen habe sich<br />

bestens bewährt!“ Diese Ansicht entspricht einem Wahnsinn,<br />

den man allenfalls <strong>noch</strong> in der geschlossenen Abteilung<br />

einer psychiatrischen Anstalt wieder finden kann.<br />

Dieser Steinzeit-Ordnungsrahmen, der ganz klar, gerade<br />

auch nach Ansicht des TVD, die Unternehmer mit unsinnigen<br />

Kosten belastet und sie im Wettbewerb benachteiligt<br />

und behindert, ist schlichtweg MÜLL! – Ein<br />

Ordnungsrahmen, der die <strong>Taxi</strong>unternehmer wie keinen<br />

anderen selbständigen Gewebetreibenden bevormundet.<br />

Er beschneidet die ansonsten selbstverständliche,<br />

unternehmerische Freiheit. Ein <strong>durch</strong> die EU-Verfassung<br />

(Artikel II 16-17) proklamiertes Grundrecht. Dieser<br />

Ordnungsrahmen ist mitverantwortlich dafür,dass in den<br />

vergangenen acht Jahren rund 6000 <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

insolvent wurden, beziehungsweise ihren Betrieb haben<br />

aufgegeben müssen. An diesem, nach Ansicht dieses<br />

entbehrlichen BZP so „bewährten“, aber ganz sicher<br />

verkalkten und unternehmerfeindlichen Ordnungsrahmen,<br />

soll nun auch die neue Schwarz/Rote<br />

Bundesregierung glauben.<br />

Das Alles zum Wohle von ein paar Dutzend hauptamtlicher<br />

Funktionäre und selbstgefälliger <strong>Taxi</strong>zentralenleiter<br />

im Kreise des BZP. Aber zum Nachteil zigtausender<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer in Deutschland. Dies sind nur einige<br />

Beispiele, weshalb ich zuweilen der Ansicht bin, dass<br />

„viel Schlechtes oft aus dem Gewerbe selbst kommt!“<br />

Wir <strong>Taxi</strong>unternehmerInnen brauchen einen konstruktiven,<br />

ehrlichen Verband, – der handelt! Es lohnt sich<br />

sicher Mitglied im TVD zu <strong>werden</strong>, der tatsächlich Eure<br />

Unternehmerinteressen vertritt. Es ist an der Zeit näher<br />

zusammenzurücken und sich besser zu organisieren. Der<br />

<strong>Taxi</strong>verband Deutschland TVD befasst sich mit den Problemen<br />

aller einzelnen Mitglieder aus ganz Deutschland<br />

und der <strong>Taxi</strong>gewerbepolitik auf kommunaler, landes- wie<br />

bundespolitischer Ebene. Wir betrachten Euch nicht als<br />

Zahl- und Stimmvieh, wie andere Verbände das tun, – die<br />

vollbesetzt mit selbstverliebten, abkassierenden Funktionären<br />

unser <strong>Taxi</strong>gewerbe weiter in den Abgrund reißen.<br />

Peter Kristan, TVD-Vorsitzender<br />

taxiaktuell 03/2006<br />

3


taxiaktuell 03/2006<br />

4<br />

Leserbriefe<br />

Emotional und gut!<br />

Mit Ihren teilweise sehr emotional<br />

geprägten, in der Sache <strong>durch</strong>aus<br />

gerechtfertigten Schilderungen der<br />

Verhältnisse im deutschen <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

liegen Sie mit Ihrer neuen<br />

Zeitung »taxi-aktuell«, unserer<br />

Ansicht nach, vollkommen richtig.<br />

Wir begrüßen Ihr Engagement für<br />

das <strong>Taxi</strong>gewerbe sehr und geben der<br />

Hoffnung Ausdruck, dass das am<br />

Boden liegende Gewerbe bald wieder<br />

auf die Füße kommen möge. In<br />

Zeiten wie diesen ist jeder Euro, der<br />

zusätzlich in die Kassen kommt<br />

wichtig, um das Überleben der<br />

Unternehmer und Ihrer Familien zu<br />

sichern. Wir von TAXi-AD wollen<br />

gern unseren Anteil dazu beitragen<br />

und sind uns sicher, dass zum<br />

Beispiel die »WM 2006« für unsere<br />

Partner ein einträgliches Zusatzgeschäft<br />

<strong>wir</strong>d.<br />

In diesem Sinne wünschen <strong>wir</strong><br />

Ihnen viel Erfolg für Ihre weitere<br />

Arbeit und <strong>noch</strong> viele gute Ausgaben<br />

von »taxi-aktuell«.<br />

Falk Röbbelen, Rechtsanwalt und<br />

geschäftsführender Gesellschafter TAXi-<br />

AD, Hamburg<br />

Was hat der TVD zu bieten?<br />

Zunächst einmal viel Lob für die<br />

Ausgabe 01/2006 von »taxi-aktuell«!<br />

Bisher konnte ich immer nur das<br />

Magazin des BZP lesen. „Recht<br />

haben Sie!“ – Das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

nimmt in derer Zeitung nur einen<br />

untergeordneten Teil ein und dieser<br />

läuft den Interessen unseres<br />

Gewerbes oftmals zu wider. Im vorigen<br />

Jahr habe ich die <strong>Taxi</strong>-<br />

Unternehmerprüfung bei der IHK<br />

gemacht, mit der Option, mich<br />

irgendwann auf eigene Füße zu stellen.<br />

Das werde ich aber wohl sein<br />

lassen. Die bürokratischen Hürden<br />

und die entsprechenden Gebühren<br />

sind einfach zu hoch. Hier in Leipzig<br />

gibt es drei Zentralen. Aber diese<br />

scheinen auch mehr gegeneinander<br />

als miteinander zu agieren. Bei<br />

einem bundesweit vergleichsweise<br />

niedrigen Einstiegstarif von 1,80 €,<br />

einem Kilometertarif am Tag von<br />

1,20 € und in der Nacht 1,30 € frage<br />

ich mich, warum <strong>wir</strong> seit dem letzten<br />

Tarifantrag (April 2005<br />

Anm.d.Red.) weder von einer<br />

Ablehnung, <strong>noch</strong> von einer<br />

Genehmigung gehört haben. Nun<br />

meine Fragen:<br />

· Gibt es in Sachsen einen<br />

Landesverband des TVD?<br />

· Kann ich auch als angestellte<br />

Fahrerin Mitglied <strong>werden</strong>?<br />

· Was könnte mir eine eventuelle<br />

Mitgliedschaft bedeuten?<br />

· Wie kann ich ihre Zeitung abonnieren?<br />

Noch ein Vorschlag: Eine bessere<br />

Internet-Präsenz wäre sicherlich hilfreich<br />

für Ihre weitere Verbandsarbeit!<br />

Vielen Dank für ihre engagierte<br />

Arbeit und viel Erfolg für die<br />

Zukunft!<br />

Marlene Wittenbecher, Leipzig<br />

Liebe Kollegin,<br />

<strong>wir</strong> haben auch in Sachsen viele<br />

Unternehmer, die als direkte Mitglieder<br />

dem TVD angeschlossen sind. Wir <strong>werden</strong><br />

<strong>noch</strong> in diesem Jahr einen »TVD-<br />

Landesverband Sachsen« gründen. So, -<br />

wie auch Neugründungen in einigen<br />

anderen Bundesländern, und damit flächendeckend,<br />

anstehen. Wir freuen uns<br />

auf Ihren und die zahlreichen Besuche<br />

Ihrer KollegInnen beim »<strong>Taxi</strong>tag in<br />

Leipzig« am 4. April 2006. Als Fahrerin<br />

sind Sie gerne, zu einem ermäßigten<br />

Beitrag, als Mitglied im TVD-<br />

Bundesverband willkommen. Sie haben<br />

allerdings kein Stimmrecht, da <strong>wir</strong> gemäß<br />

unserer Satzung ein Unternehmerverband<br />

sind. Trotzdem genießen sie alle Vorteile in<br />

den Bereichen: Versicherungsschutz,<br />

Rechtsberatung und Einkaufsvorteile. Auf<br />

Wunsch senden <strong>wir</strong> Ihnen jede Ausgabe<br />

von »taxi-aktuell«, gegen eine<br />

Versandkostenpauschale von 12 € jährlich,<br />

zu. Unsere Internet-Präsenz befindet<br />

sich gerade im Neuaufbau. Wir <strong>werden</strong><br />

unsere Internetseite www.taxiverband.de<br />

demnächst neu präsentieren. Die<br />

Neustrukturierung befindet sich <strong>noch</strong> im<br />

Aufbau. Danke für Ihr Interesse und<br />

weiterhin „Gute Fahrt“!<br />

Nicht geköpft!<br />

Gert Heil, Ministerium für Wirtschaft<br />

und Arbeit, Leiter des Referates »ÖPNV,<br />

Luftfahrt, Logistik« Saarland<br />

Sehr geehrter Herr Kristan,<br />

ich lese gerade die "taxi-aktuell"<br />

Ausgabe 01/2006 mit der umfangreichen<br />

Berichterstattung zur Freigabe<br />

der <strong>Taxi</strong>farbe. - Toll! Dies ist für mich<br />

wieder ein Beispiel, wie sich eine<br />

Idee flächendeckend <strong>durch</strong>setzt,<br />

obwohl manche bei ihrer Geburt<br />

meinten, die Erdachse sei nun verbogen<br />

worden und die Welt sei ins<br />

Trudeln geraten. Damals, als ich die<br />

erste Farbfreigabe bundesweit<br />

genehmigt habe, haben etliche meinen<br />

”Kopf gefordert". Er ist aber<br />

immer <strong>noch</strong> dran!<br />

Ministerpräsident Peter Müller und<br />

Wirtschaftsminister Dr. Hanspeter<br />

Georgi haben diese Initialzündung<br />

in eine Bundesratsinitiative des<br />

Saarlandes umgesetzt, um zu Gunsten<br />

des <strong>Taxi</strong>gewerbes die starren<br />

Fronten aufzubrechen. Deshalb freuen<br />

<strong>wir</strong> uns im Saarland, dass sich<br />

unser damaliger Vorstoß zur Deregulierung<br />

immer mehr <strong>durch</strong>setzt.<br />

Auch wenn der Bund bis heute der<br />

Aufforderung des Bundesrates <strong>noch</strong><br />

nicht nachgekommen ist: „Kommt<br />

Zeit, kommt Rat!“ Im Saarland fahren<br />

derzeit bereits rund 100 <strong>Taxi</strong>s, mit<br />

einer Farbe, die jeder Unternehmer<br />

selbst bestimmen konnte. Erfreulicherweise<br />

hat sich die damalige<br />

Konfrontation gelegt und es ist Ruhe<br />

eingekehrt. Andersfarbige <strong>Taxi</strong>s sind<br />

im Saarland mittlerweile etwas ganz<br />

Normales und die Kunden haben<br />

damit überhaupt kein Problem.Auch<br />

das Saarland hat inzwischen eine<br />

Allgemeinverfügung zur <strong>Taxi</strong>farbfreigabe<br />

erlassen, um damit auch zu<br />

dokumentieren, dass das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

von Amtswegen neue Impulse<br />

<strong>durch</strong> Deregulierung braucht.<br />

taxiaktuell 03 / 2006


Die Reifen viereckig stehen?<br />

So geht es mit der <strong>Taxi</strong>gewerbepolitik<br />

nicht weiter. Unser Themenschwerpunkt<br />

in dieser Ausgabe<br />

Klever und konstruktiv<br />

Seiten 21 - 23<br />

Gähnende Leere am <strong>Taxi</strong>stand<br />

Streik am Flughafen Hamburg!<br />

Seite 11 – 12 und 29<br />

Burkhardt Müller-Sönsken, MdB<br />

im Interview - Seite 18<br />

Heinz Peter – Die Legende<br />

Seite 27<br />

03 / 2006 taxiaktuell<br />

Inhalt<br />

03 Editorial von Peter Kristan<br />

04 Leserbriefe & Meinungen<br />

06 »Die Akte Meißner« Deutschlands Obertaxler<br />

im Visier der Staatsanwaltschaft<br />

08 „Schweigen ist Bronze!”<br />

09 »Alles, was Recht ist«<br />

10 Geschenkte Sicherheit! Die Mobilitätsgarantie<br />

11 “Luxusliner” zocken Hamburgs Kollegen ab<br />

13 Schlechter Service und zu teuer? ...fragt Peter Kristan<br />

18 »Kein Sonntagsredner« Burkhardt Müller-Sönksen MdB<br />

19 <strong>Taxi</strong>schwemme! – Magdeburg reagiert<br />

20 2000 € Geschenk von Mercedes<br />

21 Baden-Württemberg – Klever. Kritisch. Konstruktiv<br />

24 Der parlamentarische Neujahrsanfang des TVD<br />

26 Gibt es einen Tarif zum Überleben?<br />

27 »Solidarität« Ein Kommentar von Heinz Peter<br />

28 Vorbildlich! Der TVD Schleswig-Holstein<br />

29 Die Hamburger Streikfront hat Charakter<br />

30 Fragen an den TVD? – Willkommen<br />

beim <strong>Taxi</strong>tag in Leipzig<br />

31 Impressum<br />

taxiaktuell 03/2006<br />

5


taxiaktuell 03/2006<br />

6<br />

DIE AKTE DES »BZP-MEIßNER«<br />

Berlusconische Verhältnisse<br />

Man kann Johann ”Hans“ Meißners BZP, seinen bayerischen Landesverband und seine Genossenschaft <strong>durch</strong>aus als einen<br />

extraordinären, legitimierten Schenkkreis betrachten. Tausende Mitglieder von ganz unten zahlen ein und haben reichlich wenig<br />

davon. <strong>Nur</strong> ganz oben <strong>wir</strong>d kassiert. Mit Hans Meißner an erster Stelle.<br />

Jüngstes Beispiel dafür, ist seine<br />

Forderung an die neue Führung<br />

der <strong>Taxi</strong>vereinigung München.<br />

Deren Jahresbeitrag für das Jahr<br />

2005, zu Gunsten seines Bayerischen<br />

Landesverbandes, soll mehr als<br />

6.000 € betragen. Als Rechtsgrundlage<br />

wertet er, dass dieses Geld von<br />

den ehemaligen Vorständen bisher<br />

immer bezahlt wurde. Seit August<br />

2005 hat er die Möglichkeit nachzuweisen,<br />

auf welcher Rechtsgrundlage<br />

seine Forderung beruht. Diesen<br />

erforderlichen Nachweis ist er bis<br />

heute schuldig geblieben. Das ist der<br />

Stil von Hans Meißner, den er selbst<br />

generell als „vereinfachte Abrechnung“<br />

bezeichnet, ohne Gesetze<br />

oder Verträge zu berücksichtigen.<br />

Hans Meißner hats oft nicht so eilig<br />

mit dem Zahlen. Eine Rechtsgrundlage<br />

der <strong>Taxi</strong>vereinigung München<br />

ist, den Mitgliedsbeitrag von Hans<br />

Meißner notfalls einzuklagen. Nachdem<br />

er sich weigerte seinen Mitgliedsbeitrag<br />

für die einzige Münchner<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbevertretung zu entrichten,<br />

hat die Firma Tesch-Inkasso<br />

„erfolgreich den Mitgliedsbeitrag bei<br />

Hans Meißner eingetrieben,“ so<br />

Franz-Joseph Kuntz – Beirat und<br />

Schatzmeister der <strong>Taxi</strong>vereinigung<br />

München.<br />

Selbstbeschenkung<br />

Niederträchtiger sind solche<br />

Aktionen von Hans Meißner zu werten,<br />

wie die – sich anlässlich seines<br />

60. Geburtstages, von seinem<br />

<strong>Taxi</strong>genossenschaftsvorstand einen<br />

Scheck über 2.000 € ausstellen zu<br />

lassen. Der Verrechnungsscheck sollte<br />

allerdings auf den Namen seiner<br />

Tochter ausgestellt <strong>werden</strong>, wegen<br />

der „vereinfachten Abrechnung“.<br />

Das ist moralisch verwerflich und<br />

strafrechtlich bedenklich. <strong>Nur</strong> das<br />

ehemalige Vorstandsmitglied der<br />

Münchener <strong>Taxi</strong>genossenschaft,<br />

Carmen Roithmeier, konnte diese<br />

Aktion verhindern. Für Hans<br />

Meißner ein Grund Carmen<br />

Roithmeier zu mobben und zu<br />

denunzieren. Gemäß eines Urteils,<br />

darf Hans Meißner, Carmen<br />

Roithmeier nicht weiter mit seinen<br />

üblichen Verleumdungen schaden.<br />

Selbstjustiz<br />

Seit seinem Amtsantritt (1987),<br />

zum Vorstand der <strong>Taxi</strong>-München eG,<br />

stapeln sich bei den Münchener<br />

Krankenkassen, dem Kreisverwaltungsreferat<br />

und den Finanzämtern,<br />

Anzeigen gegen <strong>Taxi</strong>unternehmen –<br />

ohne Ende. Zu dem ”System<br />

Meißner“ gehört es, unliebsame<br />

Widersacher zu denunzieren. Herausragend<br />

dabei ist das Verfahren<br />

gegen den Münchener <strong>Taxi</strong>- und<br />

Mietwagenunternehmer Peter John<br />

Coppens (<strong>Taxi</strong>CoGoldyCo). Hans<br />

Meißner denunzierte das Unternehmen<br />

beim Kreisverwaltungsreferat<br />

dahingehend, dass der eigentliche<br />

Betriebssitz des <strong>Taxi</strong>unternehmens<br />

(für das <strong>Taxi</strong> 2616) nicht mehr in<br />

München ist, sondern in den<br />

Landkreis München verlegt wurde.<br />

Die <strong>Taxi</strong>genehmigung wurde nicht<br />

mehr verlängert. Hans Meißner<br />

bestritt über Jahre hartnäckig eine<br />

solche Anzeige erstattet zu haben.<br />

Aber Papier ist geduldig. So kam es<br />

eines Tages dazu, dass der<br />

Münchener <strong>Taxi</strong>CoGoldyCo-Rechtsanwalt<br />

Michael Bauer die schriftliche<br />

Denunzierung von Hans<br />

Meißner in den Gerichtsakten fand.<br />

Schlussendlich kostet uns Steuerzahler,<br />

dieses ungerechtfertigt angestrebte<br />

Verfahren, einen großen<br />

5-stelligen Eurobetrag. Das Münchner<br />

Kreisverwaltungsreferat nahm<br />

seinen Einspruch, nach der Niederlage<br />

aus erster Instanz, in zweiter<br />

Instanz zurück. Die eigentliche<br />

Oberdreistigkeit von Hans Meißner<br />

aber ist, dass bis heute hunderte<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer, die im Landkreis<br />

München wohnen,ihren Betriebssitz<br />

unter der Adresse seiner <strong>Taxi</strong>-<br />

München eG in der Engelhardtstraße<br />

angemeldet haben. Das duldet hundertfach<br />

auch das Münchener Kreisverwaltungsreferat.<br />

Hans Meißner<br />

hat sein Netzwerk, das zuweilen<br />

auch an mafiose Strukturen erinnert.<br />

Unter Münchener <strong>Taxi</strong>unternehmern<br />

gilt seit jeher der Satz: „Wenn<br />

du eine Betriebsprüfung brauchst,<br />

sprich dich öffentlich gegen Hans<br />

Meißner aus!“<br />

Selbst im Fadenkreuz der Justiz<br />

Das ehemalige Vorstandsmitglied,<br />

Carmen Roithmeier, brachte mehr<br />

Licht in die kriminellen Machenschaften<br />

des selbsternannten<br />

„Obertaxlers“ Hans Meißner. Sie<br />

musste sich entscheiden:Aufklärung<br />

– oder mit gefangen, mit gehangen!<br />

taxiaktuell 03 / 2006


Sie entdeckte in den Unterlagen der<br />

<strong>Taxi</strong>-München eG Angestellte,die gar<br />

nicht für die Genossenschaft arbeiteten<br />

– und dabei einen<br />

Phantomangestellten, der schon 18<br />

Jahre <strong>durch</strong> die Lohnbücher geisterte.<br />

Da Hans Meißner für Carmen<br />

Roithmeier in der Sache seiner hundertfach<br />

wiederholten Straffälligkeit<br />

kein guter Partner war, zeigte sie die<br />

Vorgänge ohne sein Wissen an. Sie<br />

wusste, dass das ihrer Karriere unter<br />

Hans Meißner nicht gerade dienlich<br />

sein würde.<br />

Im Juni 2005 erfolgte eine Razzia in<br />

den Räumlichkeiten der <strong>Taxi</strong>-<br />

München eG und am Privatwohnsitz<br />

von Hans Meißner. Der Verdacht des<br />

Betrugs und der Steuerhinterziehung<br />

lag nahe. Das Ende der Ȁra<br />

Meißner«? – Weit gefehlt! Noch am<br />

selben Tag verkündete der zuständige<br />

Staatsanwalt: „Dabei <strong>wir</strong>d wahrscheinlich<br />

nichts rauskommen.“ Im<br />

krassen Widerspruch dazu, steht<br />

seine Aussage im selben Statement:<br />

„Die Auswertung der Unterlagen<br />

<strong>wir</strong>d <strong>noch</strong> Monate dauern.“ Wenn<br />

man im Rest der Bundesrepublik der<br />

Meinung ist, dass in Bayern die<br />

Uhren anders gehen, gerade wenn<br />

man die richtigen Kontakte hat,dann<br />

gibt eine solche Aussage eines<br />

Münchener Staatsanwalts wieder<br />

dazu Anlass zu rufen, wie es bereits<br />

der verstorbene Strippenzieher und<br />

ehemalige, bayerische Ministerpräsident<br />

Max Streibl tat: „Saludos<br />

Amigos! (mehr ”bayerische Schmankerl“<br />

unter www.filzgeschichten.de)<br />

Selbst verschuldet. 400.000 € in<br />

Umzugskartons<br />

Genauso, an kaum zu überbietender<br />

Dreistigkeit, ist das Amigo-<br />

Verhältnis von Hans Meißner zur<br />

AOK München. Jahrzehntelang hat<br />

er hunderte Münchener <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

bei der AOK angezeigt und<br />

gleichzeitig die AOK (auch zu Lasten<br />

derer Mitglieder) betrogen. Wie<br />

03 / 2006 taxiaktuell<br />

schon im »standpunkt“ der<br />

Münchener <strong>Taxi</strong>vereinigung erwähnt,<br />

konnten im Zeitraum Frühjahr<br />

2003 bis 2004 Dialyse- und<br />

Patientenfahrten von der <strong>Taxi</strong>-<br />

München eG generell nicht abgerechnet<br />

<strong>werden</strong>. Das Hauptproblem<br />

bestand darin, dass es zwar das<br />

„System Meißner“ gab, aber kein<br />

anderer überhaupt ein System<br />

erkennen konnte. Die, von den<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmen, eingereichten<br />

Belege wurden zwar entgegengenommen<br />

und ausbezahlt, aber die<br />

<strong>Taxi</strong>-München eG war nicht dazu in<br />

der Lage diese Gelder von den<br />

Krankenkassen erstattet zu bekommen.<br />

So sammelten sich in der<br />

Registratur Belege für Dialyse- und<br />

Patientenfahrten im Wert von über<br />

400.000 € – in Umzugskartons.<br />

Aufmuckende Angestellte der <strong>Taxi</strong><br />

München eG wurden mundtot<br />

gemacht. Das Problem wurde von<br />

Hans Meißner beharrlich verdrängt.<br />

Die <strong>Taxi</strong>-München eG hatte von der<br />

Firma Gefos eine Software eingekauft,<br />

die nicht darauf programmiert<br />

war, solche Fahrten über die eigene<br />

Buchhaltung abrechnen zu können.<br />

Eine notwendige Abgleichung<br />

wurde nur unzureichend vorgenommen.<br />

Damit nahm das Desaster seinen<br />

Lauf. Um diese Fahrten bei den<br />

Krankenkassen abrechnen zu können,<br />

braucht man die einzelnen<br />

Dialyseprotokolle. Die waren aber<br />

größten Teils gar nicht vorhanden.<br />

Erst nach einem Hilferuf aus der<br />

<strong>Taxi</strong>zentrale konnten, unter der<br />

Mithilfe zweier Mitarbeiter der AOK<br />

München, wenigstens die Patientenprotokolle<br />

der Dialysezentren beigebracht<br />

<strong>werden</strong>. Die einzelnen Dialyseprotokolle<br />

der Krankenhäuser<br />

blieben weiter aus.<br />

Eine unüberschaubare Zahl von<br />

Quittungen, mit teils kaum lesbaren<br />

Handschriften und teils völlig überhöhten<br />

Fahrpreisen,wurden zwar an<br />

der Kasse der <strong>Taxi</strong> München eG<br />

großzügig ausbezahlt, konnten aber<br />

seitens der Genossenschaft mit den<br />

Krankenkassen nicht abgerechnet<br />

<strong>werden</strong>. Die „Zettel" wurden dann<br />

an die <strong>Taxi</strong>zentrale weitergereicht<br />

und dort in so genannten „Dialysekisten"<br />

(Umzugskartons) aufbewahrt.<br />

Täglich mussten aktuelle<br />

Patienten- und Dialysefahrten ausbezahlt<br />

<strong>werden</strong>. Die <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

bekamen ihr Geld. Das Liquiditätsproblem<br />

der <strong>Taxi</strong> München eG<br />

wurde immer größer. Zum Jahresabschluss<br />

2003 war die Liquidität<br />

der <strong>Taxi</strong> München eG im Bargeldund<br />

Überweisungstransfer so gut<br />

wie nicht mehr vorhanden. Davon<br />

hat sie sich bis heute nicht erholt.<br />

Selbst genehmigt. 500.000 €<br />

Dispo-Kredit<br />

Nun musste kurzfristig ein<br />

500.000 € Kredit her, um den absoluten<br />

Kollaps zu verhindern. Unter<br />

atemberaubenden Umständen wurde<br />

dies vom damaligen Vorstand, mit<br />

Hilfe von zwei Bankinstituten, zur<br />

Jahresfrist gerade <strong>noch</strong> vermieden.<br />

Dass die entsprechenden Zinszahlungen<br />

von den <strong>Taxi</strong>genossen nach<br />

wie vor bezahlt <strong>werden</strong> müssen,<br />

spielte schon damals für Hans<br />

Meißner keine Rolle mehr.<br />

Zu diesem Zeitpunkt lag die von<br />

dem Aufsichtsrat zu genehmigende<br />

Kreditlinie, aufgrund von Vorstandsbeschlüssen,<br />

bei 50.000 €. Die<br />

damalige Kreditaufnahme hat sein<br />

höriger Genossenschaftsverband nie<br />

bemängelt. Ganz im Gegenteil: Der<br />

Genossenschaftsverband hat Hans<br />

Meißner dahingehend beraten, wie<br />

man diese Untreue vertuschen kann.<br />

Nun wurde Meißners Kreditrahmen<br />

um das 10-fache erhöht – auf<br />

unglaubliche 500.000 €! Erst viele<br />

Monate später wurde dieser<br />

Kreditrahmen <strong>durch</strong> die Generalversammlung<br />

der <strong>Taxi</strong> eG genehmigt.<br />

Das lässt die Vermutung zu, dass das<br />

»System Meißner’ einen außerge-<br />

taxiaktuell 03/2006<br />

7


ttaxiaktuell 03/2006<br />

8<br />

wöhnlich hohen Geldbedarf hat, um<br />

überhaupt liquide sein zu können.<br />

Die Zinsen und die Zeche für dieses<br />

System müssen die Genossenschaftsmitglieder<br />

zahlen. Ob eine<br />

gegebenenfalls vorsätzliche Untreue<br />

vorliegt, <strong>wir</strong>d die Münchener Justiz<br />

zu prüfen haben.<br />

Angestellte der <strong>Taxi</strong>-München eG,<br />

lebendig oder schon verstorben,<br />

haben in diesem »System Meißner«<br />

so ihre Erfahrungen gemacht. Zum<br />

Beispiel Herr Wiedemann: Frührentner<br />

wegen voller Erwerbsminderung.<br />

Um seine jahrelange Vollbeschäftigung<br />

zu bezahlen, wurde<br />

sein Lohn über Lebendige und Tote<br />

gestückelt, verteilt und verrechnet.<br />

Die Lohnzahlungen wurden allerdings<br />

nicht ins Jenseits überwiesen.<br />

Das wurde dann, auch über den<br />

Lieblingsweg von Hans Meißner –<br />

der „vereinfachten Abrechnung" –<br />

mitunter bar in die Hände von Herrn<br />

Wiedemann geschleust. Nach<br />

Abschluss der staatsanwaltschaftlichen<br />

Ermittlungen, in diesem Fall,<br />

hat der ´Frührentner Wiedemann`<br />

einen Schuldenbalast von über<br />

77.000,- € plus Zinsen nachzuzahlen.<br />

Ausweg-losigkeit oder Armut?<br />

Die Genossen der <strong>Taxi</strong> München eG<br />

zahlen ihrerseits auch mit: Das<br />

Bußgeld für das »System Meißner«.<br />

Auch hier liegt der Verdacht der vorsätzlichen<br />

Untreue, <strong>durch</strong> Hans<br />

Meißner und seinem jeweiligen<br />

Vorstand, nahe.<br />

Überstunden von einem Angestellten<br />

wurden mehrfach <strong>durch</strong> erstellte<br />

Auto-Reparaturrechnungen bei der<br />

hausinternen Firma Auto-Glas (in<br />

Meißners Propaganda-Organ »<strong>Taxi</strong>kurier«<br />

mit der ”Rose des Jahres<br />

2005“ ausgezeichnet) abgerechnet,<br />

oder es wurden gegen Vorlage von<br />

<strong>Taxi</strong>quittungen, für nicht ausgeführte<br />

Fernfahrten, an der Kasse der<br />

<strong>Taxi</strong>-München eG bar ausbezahlt.<br />

Sein <strong>Taxi</strong>kurier erlaubt sich auch<br />

immer wieder primitive, ausländer-<br />

feindliche Bemerkungen, die an<br />

Dumpfheit kaum zu überbieten sind.<br />

Selbst entscheiden!<br />

Die Liste seiner, teils strafbaren,<br />

Hinterlistigkeiten und Dumpfheiten<br />

ließe sich endlos fortsetzen und<br />

<strong>wir</strong>d von Tag zu Tag länger. »taxiaktuell«<br />

<strong>wir</strong>d von Zeit zu Zeit weitere<br />

Verfehlungen von Hans Meißner<br />

veröffentlichen. Keiner verkörpert<br />

den heutigen BZP so, wie Hans<br />

Meißner. Deutschlands selbst ernannter<br />

„Obertaxler“ ist ein selbst<br />

bekennender Wiederholungsstraftäter.<br />

Ein geflügeltes Wort aus dem<br />

Englischen lautet: „I can`t learn old<br />

dogs new tricks.“ Mit anderen<br />

Worten: Man <strong>wir</strong>d diesen alten Mann<br />

nicht mehr auf das richtige Gleis stellen<br />

können. Auch nicht <strong>durch</strong><br />

Bewährungsauflagen. Politiker, Verwaltungsangestellte,<br />

Konzerne oder<br />

einfache Mitglieder, seiner Schenkungskreis<br />

gleichen Organisationen,<br />

müssen sich bewusst die Frage stellen,<br />

ob sie mit diesem angelernten<br />

Bierbrauer <strong>noch</strong> etwas zu tun haben<br />

möchten.<br />

Die Probleme des deutschen <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />

sind zu komplex, als dass<br />

man sich erlauben kann, sich in die<br />

Hände eines »Königs der Ideenlosigkeit«<br />

zu begeben. Es ist für den<br />

BZP ratsam, in seiner Chronologie<br />

die »Ära Meißner« zu schwärzen. Im<br />

letzten Jahr ließ die »Münchener<br />

Abendzeitung« ihre Leser den<br />

»Menschen des Jahres 2005« wählen.<br />

Tatsächlich kamen einige Meißner-<br />

Günstlinge auf die Idee, „den lieben<br />

Hans“ vorzuschlagen, was Gott sei<br />

Dank nicht geschah. Einen Hang<br />

zum Größenwahn kann man ihnen<br />

trotzdem <strong>durch</strong>aus bescheinigen.Am<br />

Ende fiel die Wahl auf den neuen<br />

Papst im Vatikan, Benedikt XVI!<br />

Aber die römischen Verhältnisse<br />

lassen sich in der Person Silvio<br />

Berlusconi <strong>durch</strong>aus, zugegeben auf<br />

einer wesentlich kleineren Ebene,<br />

mit Hans Meißner vergleichen.<br />

Einem italienischen Koma-Patient<br />

hat man in einer Endlosschleife<br />

Reden von Silvio Berlusconi vorgespielt,<br />

bis er aus seinem Koma<br />

erwachte. So bleibt zu hoffen, dass<br />

man mit Hans Meißners Reden das<br />

Gleiche bei einem deutschen Koma-<br />

Patienten be<strong>wir</strong>ken kann.Möglich ist<br />

alles! Selbst, dass seine Reden <strong>noch</strong><br />

zu was nützen!<br />

Kommentar<br />

Schweigen ist Bronze<br />

Mit gut gemeinten Ratschlägen ist<br />

das immer so eine Sache. Man <strong>wir</strong>d<br />

zwar wohlwollend beraten, aber niemand<br />

anders steckt in einem selber<br />

drin. Wenn man ein Magazin wie<br />

»taxi-aktuell« produziert, gibt es so<br />

viele gut gemeinte Ratschläge und<br />

Tipps, dass man sich vorkommt, wie<br />

in einem Redaktionsstab von 200<br />

Chefredakteuren. Der auffälligste<br />

aller gut gemeinten Ratschläge ist:<br />

„Erwähne bloß den BZP und Hans<br />

Meißner nicht. Damit erreichen <strong>wir</strong><br />

nichts.“ Der BZP ist der Kontrast<br />

zum TVD. Der TVD unterstützt die<br />

Belange der <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmer,<br />

indem vor Ort –<br />

deutschlandweit konstruktive <strong>Taxi</strong>gewerbepolitik<br />

realisiert <strong>wir</strong>d. Der<br />

BZP ist keine Gewerbevertretung<br />

mehr, der <strong>Taxi</strong>- oder Mietwagenunternehmen<br />

vertritt. Seit Johann<br />

”Hans“ Meißner regiert, kann man<br />

dem BZP, seinem bayerischen<br />

Landesverband und seiner <strong>Taxi</strong>genossenschaft<br />

München nur <strong>noch</strong><br />

zurufen: „Es reicht nicht keine Ideen<br />

zu haben, man muss auch unfähig<br />

sein sie umzusetzen!<br />

J. Omar, Chefredakteur<br />

taxiaktuell 03 / 2006


Alles was Recht ist<br />

§<br />

Schluckauf<br />

“Der Zapfhahn sah bei Super<br />

genauso aus wie bei Diesel!” Diese<br />

Ausrede fand das Trierer<br />

Verwaltungsgericht gar nicht super.<br />

Angestellte, die ein Diesel betriebenes<br />

Firmenfahrzeug (oder auch <strong>Taxi</strong>)<br />

fahren, müssen Diesel tanken – und<br />

nicht Super! Sollte <strong>durch</strong> eine<br />

“Fehlbetankung” ein Schaden entstehen,<br />

haftet dafür der Angestellte.<br />

VWG Trier Az K1152/04TR<br />

Reißverschluss klemmt<br />

Links hat Vorfahrt! – Bei einem<br />

Unfall zwischen einem vom<br />

Beschleunigungsstreifen auf die<br />

Autobahn einfädelnden Verkehrsteilnehmer<br />

und einem Fahrzeug auf der<br />

rechten Fahrspur spricht der<br />

Anscheinsbeweis für ein Verschulden<br />

des Einfädelnden. Im konkreten<br />

Fall hat der Kläger seine Darstellung,<br />

„zu dem Unfall sei es nur gekommen,weil<br />

der Lkw-Fahrer vorsätzlich<br />

oder fahrlässig beschleunigt habe,“<br />

nicht beweisen können. Das so<br />

genannte Reißverschlussver-fahren<br />

(§ 7 Abs. 4 StVO), wonach bei<br />

Engstellen auf mehrspurigen Straßen<br />

den am Weiterfahren gehinderten<br />

Fahrzeugen unmittelbar davor<br />

der Spurwechsel zu ermöglichen ist,<br />

findet auf dem Beschleunigungsstreifen<br />

einer Autobahn keine<br />

Anwendung. Hier gilt vielmehr § 18<br />

Abs. 3 StVO, wonach auf Autobahnen<br />

03 / 2006 taxiaktuell<br />

der Verkehr auf der <strong>durch</strong>gehenden<br />

Fahrbahn (... „dazu gehören die<br />

Beschleunigungsstreifen nicht“) Vorfahrt<br />

hat. OLG Köln Az 16 U 24/05<br />

Schleudertrauma<br />

Mit einer »Zwei-Drittel-Unschuld«<br />

hinten rein! – Ein Auto war auf ein<br />

anderes, das vor ihm auf glatter<br />

Straße ins Schleudern geraten war,<br />

aufgefahren. Später verlangte der<br />

Hintermann von der Fahrerin des<br />

vorderen Autos Schadenersatz. Sie<br />

habe „grundlos gebremst und<br />

da<strong>durch</strong> die Kontrolle über ihren<br />

Wagen verloren“. Deshalb habe sie<br />

den nachfolgenden Auffahrunfall zu<br />

verantworten. Er bekam aber nur<br />

zum Teil Recht. Die Richter entschieden,<br />

dass er nur zwei Drittel seines<br />

Schadens ersetzt bekommt. OLG<br />

Frankfurt Az 26 U 53/04<br />

„HammHamm“ 1<br />

Freispruch vom vermeintlichen<br />

Massenmord! – Ein Autofahrer kann<br />

nicht dafür haftbar gemacht <strong>werden</strong>,<br />

wenn er in der Nähe eines<br />

Hühnerstalls seine Autotür so laut<br />

zuschlägt, dass daraufhin 143<br />

Hühner „vor Schreck“ verenden. Das<br />

Oberlandesgericht Hamm entschied,<br />

dass der Autofahrer „mit dieser übertriebenen<br />

Reaktion der Hühner“<br />

nicht rechnen konnte. Eine<br />

Obduktion der Hühner fand nicht<br />

statt. OLG Hamm Az 13 U 121/96<br />

„HammHamm“ 2<br />

Teurer Tod einer Postbotin! –<br />

Kommt es beim Landeanflug eines<br />

Flugzeuges <strong>durch</strong> die Kollision mit<br />

einer Brieftaube zu einer erheblichen<br />

Beschädigung des Triebwerkes,<br />

so kann es gerechtfertigt sein,<br />

den Schaden je zur Hälfte dem<br />

Eigentümer des Flugzeuges und dem<br />

Halter der teuersten Brieftaube aufzuerlegen.<br />

Eine Identifizierung der<br />

Taube war nicht mehr möglich. OLG<br />

Hamm Az 13 U 194/03<br />

Ungenießbar 1<br />

Auch Engländer sind bekannt für<br />

ihren schrägen Humor. Ein englischer<br />

Autofahrer gab gegenüber seiner<br />

Versicherung, als Ursache für seine<br />

zerborstene Windschutzscheibe, an,<br />

ihm sei von einem Baum ein gefrorenes<br />

Eichhörnchen <strong>durch</strong> seine<br />

Frontscheibe ins Auto geflogen. Bis<br />

zum Eingang der Schadensmeldung<br />

war das Beweismittel allerdings<br />

schon aufgetaut.<br />

Ungenießbar 2<br />

Wir kennen ja die englische Küche.<br />

Da war es doch ein Segen, dass der<br />

Döner-Kebap auch nach England<br />

kam. In einem Fall allerdings zu<br />

schnell. Ein Autofahrer gab an, sein<br />

Frontschaden sei nur da<strong>durch</strong> entstanden,<br />

dass ihm in einer Kurve, aus<br />

einem entgegenkommenden Transporter,<br />

ein gefrorener Döner-Kebap-<br />

Spieß in seinen Wagen geschleudert<br />

wurde. Selbst »schockgefrostet« ist<br />

ein Döner besser, als jedes englische<br />

Gericht. ”Have a nice meal!“ – Als<br />

türkische Grußbotschaft: „Afiyet<br />

olsun!“<br />

Buchtipp<br />

Wer sich für das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

interessiert und<br />

sich engagieren möchte,<br />

dem möchten <strong>wir</strong> dieses<br />

Buch empfehlen. Konkret,<br />

aufregend und spannend<br />

bis zur letzten Seite.<br />

Der »Becksche Kommentar«<br />

gehört zum Grundwissen eines<br />

jeden <strong>Taxi</strong>funktionärs und auf den<br />

Nachttisch eines jeden Politikers,der<br />

sich mit dem <strong>Taxi</strong>gewerbe beschäftigt.<br />

taxiaktuell 03/2006<br />

9


taxiaktuell 03/2006<br />

10<br />

Geschenkte Sicherheit! Die Mobilitätsgarantie<br />

„Bin ich vielleicht überversichert?“ Ein Nachschauen in den Unterlagen der Autohersteller und Versicherer lohnt sich.<br />

Seit der bundesweiten <strong>Taxi</strong>krise kommt es zwar nicht<br />

mehr so oft vor, trotzdem kaufen <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

immer <strong>noch</strong> reichlich Neuwagen. Doch meistens<br />

<strong>wir</strong>d inzwischen an Extras gespart. Eine kostenlose<br />

Zugabe aber bekommen Neuwagenkäufer,ohne sie recht<br />

wahrzunehmen: Die Mobilitätsgarantie! Die Hotline-<br />

Telefonnummer findet man an der Sonnenblende oder<br />

im Handschuhfach. Da <strong>werden</strong> Sie, bei Pannen und<br />

Unfällen, geholfen. Oft erspart man sich den 70 – 140 €<br />

teuren Schutzbrief. Da lohnt es sich schon mal genauer<br />

hinzuschauen. So rät die Verbraucherzentrale, „öfters mal<br />

genauer hinzuschauen, ob man nicht doppelt und dreifach<br />

abgesichert ist.“<br />

Die drei Säulen der Mobilitätsgarantie sind zum einen<br />

der Pannendienst. Kann das Auto nicht so schnell vor Ort<br />

wieder flott gemacht <strong>werden</strong>, <strong>wir</strong>d es in die nächste<br />

Vertragswerkstatt geschleppt. Die anfallenden Kosten<br />

übernimmt die Garantie. Zum anderen <strong>werden</strong> auch<br />

Kosten für die Weiterreise, oder ein Mietwagen zur<br />

Verfügung gestellt. Schlussendlich <strong>werden</strong> auch Kosten,<br />

bis zu einer bestimmten Höhe, für Hotelübernachtungen<br />

übernommen, falls man warten möchte bis sein Auto<br />

wieder fit gemacht ist.<br />

Mercedes hat seine Mobilitätsgarantie auf 30 Jahre(!)<br />

festgeschrieben, sofern man ein lückenloses<br />

Inspektionsheft nachweisen kann. Jeweils um ein Jahr<br />

verlängert sich die Garantie bei Audi und VW, wenn man<br />

regelmäßig zur Inspektion in einer Vertragswerkstätte<br />

war. Sogar, wenn einem mal der Sprit ausgegangen ist.<br />

Die Leistungen vieler Autohersteller gehen so weit, dass<br />

außer der Hilfe bei der Beschaffung von Ersatzpapieren,<br />

auch der Rücktransport gesichert ist, oder auch die<br />

Kosten für einen Klinikbesuch im Ausland <strong>durch</strong>aus<br />

übernommen <strong>werden</strong>.<br />

Auch viele Versicherer bieten mit der Haftpflicht- oder<br />

Kasko-Police einen gewissen Schutz an, ohne dass man<br />

zwingend einen Schutzbrief erwerben muss. Der große<br />

Vorteil eines Schutzbriefes liegt aber sicher darin, dass er<br />

nicht an ein bestimmtes Auto gebunden ist. Darüber hinaus<br />

sollte man im Einzelfall prüfen, ob man nicht doch<br />

die luxuriösen Leistungen eines Schutzbriefes braucht.<br />

Das gilt vor allem dann, wenn man nicht mit dem Auto<br />

auf Reisen ist. Um ganz sicher zu gehen, was man <strong>wir</strong>klich<br />

braucht, ist ein Check der Mobilitätsgarantie des<br />

Herstellers und der ”All-Inclusive-Schutz“ der Versicherung<br />

seines Vertrauens unerlässlich. (www.mercedes.de ·<br />

vw-service.de ·.audi.de · toyota.de · mazda.de ·<br />

www.hyundai.de)<br />

taxiaktuell 03 / 2006


»Luxusliner« – Hamburger Flughafengesellschaft<br />

und ”<strong>Taxi</strong>-Abzockerfirmen” im selben Boot<br />

„Knebeln, knechten und nach unten treten.“ Das ist wohl das Motto der FHG und der <strong>Taxi</strong>gesellschaften, die mit Gewalt<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer und -fahrer am Flughafen Hamburg abzocken wollen. Die Einnahmen der FHG, <strong>durch</strong> die erzwungenen<br />

Bereitstellungsgebühren des ÖPNV-Mittels <strong>Taxi</strong>, steigen von jetzt auf gleich ins Unermessliche. Diese Abzocke <strong>wir</strong>d unter dem<br />

Deckmantel namens »Selbstkosten« versteckt. Die »Heuschreckenplage« hat längst auch das <strong>Taxi</strong>gewerbe erreicht und <strong>wir</strong>d<br />

<strong>durch</strong> die Raffgier von »Hansa-Boss« Jürgen Kruse <strong>noch</strong> gefüttert.<br />

M<br />

an muss sich eigentlich entschuldigen<br />

bei der Flughafen<br />

Hamburg GmbH (FHG). Seit<br />

ihrer Gründung, am 1. Oktober<br />

1950, sind die Hamburger<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer der FHG nur zur<br />

Last gefallen. Ständig hat die FHG die<br />

<strong>Taxi</strong>s dulden müssen und für diesen<br />

<strong>Taxi</strong>-Service angeblich auch <strong>noch</strong><br />

Geld drauf bezahlt. Die FHG wurde<br />

zwar <strong>durch</strong> keinen Rechnungshof<br />

gerügt,auch kein FHG-Gesellschafter<br />

(u.a. die beteiligte Freie Hansestadt<br />

Hamburg mit 51%) hat jemals reklamiert,<br />

dass die <strong>Taxi</strong>-<br />

Bereitstellungsplätze seit Jahrzehnten<br />

zu hohe Kosten verursachen.<br />

Doch fällt der FHG plötzlich (nach 55<br />

Jahren!) im Jahr 2005 ein, dass sie<br />

ihre Bilanz aufbessern kann, in dem<br />

sie das <strong>Taxi</strong>gewerbe extrem zur<br />

Kasse bittet. »Selbstkosten decken«,<br />

heißt das im Sprachgebrauch der<br />

FHG. Von einer Qualitätsverbesserung<br />

ihrerseits ist bis heute<br />

nichts zu sehen.<br />

„Friss oder stirb,“ heißt die Devise<br />

der FHG. Mit anderen Worten: „Was<br />

interessieren mich die <strong>Taxi</strong>unternehmer-Existenzen<br />

und die Arbeitsplätze<br />

im Hamburger <strong>Taxi</strong>gewerbe!?“<br />

– Das kann man als „Abzocker“<br />

<strong>durch</strong>aus so sehen. Tatsache ist: Der<br />

Flughafen Hamburg ist Privatgrund<br />

der FHG.Aber die Bestimmungen für<br />

einen (Knebel-) Vertrag zwischen<br />

der FHG und einem <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

kann eine privatisierte<br />

Gesellschaft nicht willkürlich vorgeben,<br />

sondern <strong>wir</strong>d schlussendlich<br />

<strong>durch</strong> die deutsche Rechtssprechung<br />

geregelt.<br />

Knebelverträge (sittenwidrige Verträge/<br />

Verträge zu einseitigen Lasten<br />

einer Partei) sind in der Konsequenz<br />

rechtlich un<strong>wir</strong>ksam! „In jedem Satz<br />

des Nutzungsvertrages <strong>wir</strong>d deut-<br />

03 / 2006 taxiaktuell<br />

lich, dass der <strong>Taxi</strong>unternehmer kein<br />

gleichberechtigter Vertragspartner<br />

ist und über den Tisch gezogen<br />

<strong>wir</strong>d.“ So beschreibt Martin Berndt<br />

vom »Hamburger Taxenverband« die<br />

Sachlage. Das willkürliche Treiben<br />

der Flughafen Hamburg GmbH<br />

(FHG) mit ihrer »Kopfnicker-<br />

Fraktion« muss ein Ende bereitet<br />

<strong>werden</strong>. Der Nutzungsvertrag der<br />

FHG ist eine Satire wie auch einer<br />

bühnenreifen Komödie würdig. Ein<br />

Auszug aus der Reglementierung,die<br />

offensichtlich während einer<br />

Karnevalssitzung verfasst wurde:<br />

Nach § 3 Absatz 5 des Nutzungsvertrages<br />

darf ein <strong>Taxi</strong>fahrer, der auf<br />

der Abflugebene einen Fahrgast auslädt,<br />

keinen neuen Fahrgast aufladen.<br />

Auch, wenn dieser potentielle<br />

Fahrgast unbedingt sein <strong>Taxi</strong> in<br />

Nichts geht mehr! Flughafenstreik am Hamburger Flughafen<br />

Anspruch nehmen möchte. Der<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer muss ablehnen, laut FHG.<br />

Sonst würde er gegen den Vertrag<br />

verstoßen. – Damit würde der<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer zugleich gegen das höher<br />

gestellte Gesetz der Beförderungspflicht<br />

(PBefG § 22) verstoßen. „Wat<br />

nun, FHG?“<br />

Äußerst zynisch muss es bei der<br />

»Karnevals-Juristenrunde der FHG«<br />

zugegangen sein, in dem sie den § 4<br />

Absatz 3 verfasst haben. In der<br />

Interpretation: Sollten sich die<br />

Rahmenbedingungen ändern (geringeres<br />

Flug-/ Fahrgastaufkommen,<br />

höhere Gewalt, weniger Einnahmen<br />

als kalkuliert, etc.) kann die FHG<br />

willkürlich die „Nutzungsentgelte im<br />

Rahmen der Billigkeit“ anpassen. Mit<br />

anderen Worten – im Sinne der FHG:<br />

taxiaktuell 03/2006<br />

11


taxiaktuell 03/2006<br />

12<br />

Wann immer sie ihren kalkulierten<br />

Schnitt nicht erreichen, langen sie<br />

bei den <strong>Taxi</strong>unternehmern <strong>noch</strong> mal<br />

zu! Jede willkürliche Begründung<br />

zählt – und sei sie <strong>noch</strong> so billig.<br />

Es kommt <strong>noch</strong> besser mit der »FHG-<br />

Karnevalssitzung«. So ist in § 3 Abs. 2<br />

„das Einstellen eines KFZ mit<br />

undichtem ... Vergaser“ verboten worden.<br />

Da fehlt nur <strong>noch</strong> eine<br />

Bestimmung, was mit Pferdemist zu<br />

geschehen hat!“ So bringt es Martin<br />

Berndt exakt auf den Punkt.<br />

„Der Vertrag enthält <strong>noch</strong> viele andere<br />

fragwürdige Punkte.“ Damit<br />

drückt sich Martin Berndt vom<br />

»Hamburger Taxenverband« eher<br />

zurückhaltend aus. Der Vertrag ist<br />

tatsächlich „ein hausgemachter, sittenwidriger<br />

Unfug,“ der nur dazu<br />

dient Hamburger <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

abzuzocken.<br />

Schon heute trickst die FHG mit<br />

der Zahl der <strong>Taxi</strong>nutzer. In ihrer<br />

Kalkulation. Sie geht von knapp<br />

2000 pro Tag aus.Tatsächlich dürften<br />

es aber ca. 3000 sein. Wenn die<br />

Nutzungsentgelte aber bei 2000<br />

Touren kostendeckend kalkuliert<br />

wurden, dann macht man mit den<br />

zusätzlichen 1000 einen hübschen<br />

Gewinn.Aber auch die so genannten<br />

„Selbstkosten“ dürften recht großzügig<br />

bemessen sein. Anders lässt es<br />

sich jedenfalls nicht erklären, dass<br />

sie um ein Mehrfaches über denen<br />

vom gleichgroßen Flughafen Tegel<br />

liegen. Es ist wohl kein Zufall, dass<br />

die FHG ihre „Selbstkosten“ nur im<br />

Kreis der Kopfnicker, auch Beirat<br />

genannt, grob skizziert hat. Durch<br />

eine weitere Klausel des vorliegenden<br />

Vertrages öffnet sich die FHG<br />

ein Hintertürchen. Demnach nimmt<br />

sich die FHG heraus, jederzeit ihre<br />

Verantwortlichkeit in der Sache –<br />

Dritten zu übertragen.<br />

”Keine Feier – ohne Geier!“ Jürgen<br />

Kruse, der Geschäftsführer von<br />

»Hansa-<strong>Taxi</strong>«, hat das Potential<br />

erkannt, um an einem solchen<br />

Vertrag mit zu kassieren. Die von der<br />

FHG so schön formulierten<br />

»Selbstkosten« will auch er dazu nutzen,<br />

um selbst massiv von diesem<br />

Knebelvertrag zu profitieren. Ein<br />

weiteres, profitables Standbein, das<br />

sich »Hansa-Kruse« (nicht zu verwechseln<br />

mit »Lotto-King-Karl«)<br />

damit weiter ausbauen will. Zum<br />

Beispiel für die vertragliche<br />

Verpflichtung der Annahme der<br />

Hansa-Auftragsscheine – selbstverständlich<br />

gegen eine entsprechend<br />

hohe Gebühr! Alexander Lux, der<br />

LPVG-Funktionär schlechthin, könnte<br />

auf Grund seines Rückenleidens<br />

gar nicht den Nutzungsvertrag der<br />

FHG erfüllen, da er als Gepäck tragender<br />

Dienstleister zusammenbrechen<br />

würde. Als Anhängsel des<br />

Vorsitzenden des BZP und selbst<br />

bekennenden Straftäters, Hans<br />

Meißner, hat er den ganzen Tag<br />

nichts anderes zu tun, als zu schauen<br />

wo er die Gebühren herbekommt,<br />

die seinen Funktionärssessel bezahlen.Aber<br />

mit »Lux-LPVG« kommt der<br />

nächste Geier ins Spiel.Auch er versucht<br />

mit aller Gewalt an dem vermeintlichen<br />

Flughafengeschäft zu<br />

profitieren.<br />

Die abenteuerlichen Kalkulationen<br />

der FHG, mit seinem absurden<br />

Beirat, die sich hier allesamt berei-<br />

Nichts geht mehr! Flughafenstreik am Hamburger Flughafen<br />

chern wollen, muss man leider <strong>ernst</strong><br />

nehmen. Der Vertrag <strong>wir</strong>d derzeit<br />

von einer großen Zahl »Hamburger<br />

Flughafenfahrer mit Charakter«, vom<br />

»Landesverband Hamburger <strong>Taxi</strong>unternehmer«<br />

(LHT) und dem<br />

»Hamburger Taxenverband HTV«,<br />

<strong>durch</strong> Rechtsanwalt Rüdiger<br />

Nebelsieck (www.mohrpartner.de)<br />

angefochten. Schon jetzt ist abzuse-<br />

hen, dass es sich hier um einen<br />

Nutzungsvertrag handelt, der in seiner<br />

Sittenwidrigkeit kaum <strong>noch</strong> zu<br />

überbieten ist.<br />

Landesverband Hamburger<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer e.V.<br />

040-257010<br />

Fax 040 257505<br />

lht-hamburg@web.de<br />

Hamburger Taxenverband e.V.<br />

Vors. Martin Berndt<br />

0177/2313338<br />

hamburger.taxenverband@hamburg.de<br />

Rechtsanwalt Rüdiger<br />

Nebelsieck<br />

040-306242-00<br />

FAX -22 und -33<br />

info@mohrpartner.de<br />

Der vertretende Rechtsanwalt<br />

Rüdiger Nebelsieck hat am 17. März<br />

beim Hamburger Verwaltungsgericht<br />

ein Eilverfahren beantragt, um einen<br />

<strong>massive</strong>n Schaden, zum Nachteil der<br />

Hamburger Kollegen, abzuwenden.<br />

Da<strong>durch</strong> bekommen die Hamburger<br />

»Luxusliner«, die sich selbst bereichern<br />

wollen, hoffentlich einen<br />

Dämpfer. Der Widerstand lebt!<br />

taxiaktuell 03 / 2006


Leitartikel von Peter Kristan<br />

Schlechter Service und zu teuer!?<br />

Das sind sicher nicht die Gründe, die zu der bundesweiten <strong>Taxi</strong>krise geführt haben. Allein der vom BZP so gelobte Ordnungsrahmen<br />

bricht uns das Genick. Die gesetzmäßige Gleichstellung der <strong>Taxi</strong>unternehmerInnen mit den Selbstständigen aus allen<br />

anderen Branchen lässt weiter auf sich warten. Die eigentlichen Gründe der <strong>Taxi</strong>krise und wie <strong>wir</strong> da wieder heraus kommen.<br />

I<br />

n den vergangenen 35 Jahren<br />

gab es vor jeder Tariferhöhung<br />

heiße Diskussionen innerhalb<br />

des <strong>Taxi</strong>gewerbes. „Wenn <strong>wir</strong> die tatsächlichen<br />

Kostensteigerungen auf<br />

den <strong>Taxi</strong>preis umlegen, verlieren <strong>wir</strong><br />

weiter Fahrgäste und haben am<br />

Ende weniger als zuvor!“ Das war<br />

der Standardsatz bei jeder Diskussion,<br />

wenn es um die Beantragung<br />

eines neuen <strong>Taxi</strong>tarifes ging. Das<br />

Ergebnis dieser Diskussionen war,<br />

dass auf die notwendige Erhöhung<br />

der <strong>Taxi</strong>tarife ganz verzichtet, beziehungsweise<br />

sie auf einen späteren<br />

Zeitpunkt verschoben wurde. Die<br />

tatsächlichen Kostensteigerungen<br />

wurden nur mancherorts zu einem<br />

Bruchteil auf die neuen Fahrpreise<br />

umgelegt.<br />

Die dafür verantwortlichen Gewerbevertreter<br />

wollten mit dieser<br />

”Politik der niedrigen <strong>Taxi</strong>tarife“<br />

eine Entwicklung aufhalten, die<br />

eigentlich von niemanden hätte<br />

03 / 2006 taxiaktuell<br />

gestoppt <strong>werden</strong> können. Dafür<br />

waren sie zu mächtig, aber auch zu<br />

kurzsichtig. Sie müssen ja ihren<br />

Broterwerb nicht mehr hauptsächlich<br />

auf der Straße verdienen.<br />

Der Wunsch der Menschen nach<br />

mehr individueller Mobilität ist<br />

ungebrochen. Auf der Wunschliste<br />

ganz oben: Das eigene Auto! Verfügte<br />

im Jahr 1970 nur jeder zweite<br />

Haushalt über ein eigenes Auto, so<br />

sind heute im Durchschnitt, auf<br />

jeden Haushalt gerechnet, fast zwei<br />

Fahrzeuge zugelassen. Was vor 30<br />

Jahren <strong>noch</strong> ein Luxus war, ist heute<br />

eine immer <strong>noch</strong> bezahlbare<br />

Selbstverständlichkeit. Ganz schön<br />

billig geworden, oder?<br />

Doch <strong>noch</strong> billiger ist jede<br />

<strong>Taxi</strong>fahrt geworden. Im Vergleich zu<br />

einer »<strong>Taxi</strong>fahrt im Jahr 1970« ist<br />

eine »<strong>Taxi</strong>fahrt 2006« für unsere<br />

Fahr-gäste kein Luxus mehr. Im<br />

Gegenteil: Im Verhältnis ist nicht nur<br />

das <strong>durch</strong>schnittlich, verfügbare<br />

Einkommen immens gestiegen, sondern<br />

auch die Kaufkraft. Aber da<br />

kann inzwischen weder die Höhe<br />

des verfügbaren Einkommens, <strong>noch</strong><br />

die Kaufkraft eines <strong>Taxi</strong>fahrers mithalten.<br />

Denn Tatsache ist, dass die<br />

heutigen <strong>Taxi</strong>tarife im Vergleich zu<br />

den fixen und variablen Kosten von<br />

1970 größtenteils um 50 % niedriger<br />

sind.<br />

Ein weiterer Grund für den nicht<br />

aufhaltbaren Rückgang der <strong>Taxi</strong>-<br />

Fahrgastzahlen ist das ständig ver-<br />

besserte Angebot des hoch subventionierten<br />

ÖPNV. Das <strong>Taxi</strong> als vernachlässigter<br />

Teil des ÖPNV ist,<br />

außer über die 7%-Mehrwertsteuerregelung,<br />

nie subventioniert worden.<br />

Mit Milliarden öffentlicher<br />

Mittel wurde der ÖPNV in den<br />

Großstädten ausgebaut, beschleunigt<br />

und <strong>durch</strong> immense Subventionen<br />

für die Nutzer attraktiv gemacht.<br />

Ohne diese Subventionen würde ein<br />

mit vier Personen besetztes <strong>Taxi</strong><br />

taxiaktuell 03/2006<br />

13


taxitaxiaktuell 03/2006<br />

14<br />

seine Fahrgäste wesentlich billiger<br />

befördern als jeder Bus, die<br />

Straßenbahn und U-Bahn; geschweige<br />

denn die Bahn. Und zu diesem<br />

vergleichsweise niedrigen Fahrpreis<br />

könnten die Fahrgäste mit einem<br />

<strong>Taxi</strong> bis vor die Haustüre gefahren<br />

<strong>werden</strong> und müssten nicht von der<br />

Haltestelle, auch bei Wind und<br />

Regen, zu Fuß nach Hause laufen.<br />

Doch das <strong>Taxi</strong> erhält keine öffentlichen<br />

Subventionen und die<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer wurden wie immer,<br />

trotz groß angekündigter<br />

Steuerreformen, nicht entlastet. Im<br />

Gegenteil: Wir wurden <strong>noch</strong> zusätzlich<br />

zur Kasse gebeten. Einen weiteren,<br />

drastischen Einbruch der<br />

Fahrgastzahlen erlitt das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

<strong>durch</strong> die Einführung des<br />

TEuro, – obwohl das <strong>Taxi</strong>gewer-be<br />

im Gegensatz zu anderen Branchen<br />

die Tarife zunächst um keinen Cent<br />

erhöht hatte. Die Menschen hatten<br />

plötzlich das Gefühl, im Vergleich<br />

zur DM, weniger Geld zur Verfügung<br />

zu haben.<br />

Unter anderen nutzte auch die<br />

Gastronomie die Einführung des<br />

Euro, um ihre Preise kräftig anzuheben.<br />

Die Folge dieser drastischen<br />

Verteuerung ist, dass die Leute<br />

abends zu Hause bleiben und ihr<br />

Bierchen statt in der Kneipe – eher<br />

im eigenen Wohnzimmer trinken.<br />

Damit war auch das, bis dahin<br />

<strong>noch</strong> einigermaßen funktionierende,<br />

Nachtgeschäft der <strong>Taxi</strong>s in den<br />

Großstädten erledigt und das Einkommen<br />

der <strong>Taxi</strong>unternehmer und -<br />

fahrer hatte seinen vorläufigen, absoluten<br />

Tiefpunkt erreicht. Natürlich<br />

haben auch die lahmende Wirtschaft<br />

und die hohe Arbeitslosigkeit ihren<br />

Anteil am Niedergang unseres<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbes.<br />

Die Situation des <strong>Taxi</strong>gewerbes im<br />

Jahre 2005 stellt sich wie folgt dar:<br />

Bei Stundenumsätzen von zumeist<br />

unter 10 Euro und Kosten von 70 %<br />

liegt der Nettoverdienst im Durchschnitt<br />

pro Stunde maximal <strong>noch</strong> bei<br />

3 Euro. Das Einkommen eines<br />

Einwagenunternehmers reicht trotz<br />

einer 60-70 Stundenwoche nicht<br />

mehr dazu aus, um ...<br />

· eine Familie zu ernähren,<br />

· die Beiträge für die Kranken- und<br />

Sozialversicherung zu bezahlen,<br />

· Rücklagen zu bilden,<br />

· Urlaub zu machen,<br />

· geschweige denn, Geld für die notwendige,<br />

private Altersvorsorge auf<br />

die Seite zu legen.<br />

Natürlich ist der <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

auch nicht mehr in der Lage sich wie<br />

früher, spätestens nach vier Jahren,<br />

ein neues Fahrzeug anzuschaffen.<br />

Auch bei der Wartung, Reparaturen<br />

„Stundenlöhne von 3 – 5 € brutto<br />

fördern die Armut und belasten<br />

nachhaltig die Sozialkassen.“<br />

Peter Kristan<br />

und der Pflege des Fahrzeugs <strong>wir</strong>d<br />

gespart. Und doch reicht das<br />

Einkommen vorn und hinten nicht<br />

mehr aus.Trotzdem <strong>wir</strong>d immer wieder<br />

von Politikern, wie auch aus<br />

unserem Kundenkreis, eine höhere<br />

Qualität bei <strong>Taxi</strong>-Fahrzeugen eingefordert.<br />

Wie soll das, unter den vorhandenen<br />

Umständen, überhaupt<br />

funktionieren?<br />

Nicht besser geht es vielen<br />

Mehrwagenunternehmern. Auf<br />

Grund des hohen Anteils der<br />

Fixkosten ist ein Mehrwagenunternehmer,<br />

dessen Taxen stehen und<br />

nicht laufen, sehr schnell pleite.<br />

Qualifiziertes Fahrpersonal, welches<br />

bereit ist für einen Bruttostundenlohn<br />

von 3 bis 5 Euro <strong>Taxi</strong> zu fahren,<br />

gibt es kaum mehr! Tausende <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

haben in den vergangenen<br />

Jahren, als Folge dieser <strong>wir</strong>tschaftlichen<br />

Schieflage, ihren Betrieb<br />

stillgelegt oder veräußert,<br />

sofern sie das Glück hatten jemanden<br />

zu finden, der <strong>noch</strong> dazu bereit<br />

war, einen <strong>Taxi</strong>betrieb zu übernehmen.<br />

Dass verantwortliche <strong>Taxi</strong>funktionäre,<br />

die in den vergangenen zehn<br />

Jahren dem <strong>wir</strong>tschaftlichen Niedergang<br />

des Gewerbes tatenlos zugesehen<br />

haben, heute versuchen die<br />

alleinige Schuld an der Misere uns<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmern in die Schuhe zu<br />

schieben, finde ich äußerst dreist.<br />

Genauso absurd ist die Vorstellung<br />

einiger Funktionäre, dass die Probleme<br />

des Gewerbes <strong>durch</strong> mehr<br />

staatliche Kontrollen, elektronischer<br />

Überwachung oder einer »<strong>Taxi</strong>-Plus«<br />

oder »Premium-<strong>Taxi</strong>« -Plakette gelöst<br />

<strong>werden</strong> könnten. Die Investitionen<br />

für eine elektronische Überwachung<br />

(Fiskaltaxameter und Sitzkontakte)<br />

sind eine zusätzliche, <strong>wir</strong>tschaftliche<br />

Belastung und im Ergebnis – Unfug.<br />

Durch so genannte Schulungen, um<br />

sich <strong>durch</strong> eine Plakette als besonders<br />

<strong>Taxi</strong> abzugrenzen, <strong>werden</strong> nur<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer und –fahrer <strong>durch</strong><br />

die ortsansässigen <strong>Taxi</strong>zentralen abgezockt.<br />

Schlussendlich gibt es nämlich<br />

auch keine Kontrolle. Und das<br />

Meiste, was da vermittelt <strong>wir</strong>d,<br />

haben die meisten gestandenen<br />

<strong>Taxi</strong>chauffeure so wie so im Blut.<br />

Auch diejenigen angeblichen Gewerbevertreter,<br />

die glaubten, <strong>durch</strong><br />

eine Senkung der <strong>Taxi</strong>tarife, oder<br />

dem Wegfall des Wartezeittarifes<br />

zusätzliche Fahrgäste zu gewinnen,<br />

wurden inzwischen eines Besseren<br />

belehrt. Eine, von der Esslinger<br />

<strong>Taxi</strong>zentrale <strong>durch</strong>geführte Werbeaktion<br />

mit dem Slogan »<strong>Taxi</strong> fahren<br />

zum halben Preis« hat nachweislich<br />

„Die Kunden verlangen Qualität. Die<br />

hat seinen Preis. <strong>Nur</strong> über eine Änderung<br />

des Ordnungsrahmens und einer<br />

realistischen Preispolitik lässt sich das<br />

ver<strong>wir</strong>klichen.“<br />

Peter Kristan<br />

nicht einen zusätzlichen Fahrgast ins<br />

<strong>Taxi</strong> gelockt. Doch der gefahrene<br />

Kilometer blieb für den <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

in seinen Kosten gleich<br />

teuer. Da stellt sich zwangläufig die<br />

Frage: „Gibt es überhaupt einen Weg<br />

aus der Krise?“<br />

Solange die Wirtschaft lahmt und<br />

die Zahl Arbeitslosen nicht spürbar<br />

sinkt, besteht wenig Aussicht, dass<br />

das <strong>Taxi</strong>gewerbe von der Talsohle<br />

zum Höhenflug aufsteigt. Aber<br />

wesentliche Verbesserungen der<br />

taxiaktuell 03 / 2006


<strong>wir</strong>tschaftlichen Lage vieler <strong>Taxi</strong>unternehmen<br />

sind auch jetzt schon<br />

möglich. Nachdem <strong>wir</strong> in den<br />

Ballungszentren, auf Grund des<br />

Rückgangs des Fahrgastaufkommens,<br />

Überkapazitäten an <strong>Taxi</strong>s<br />

haben, sollten die Genehmigungsbehörden<br />

nicht nur keine neuen<br />

Genehmigungen erteilen, sondern<br />

auch zurückgegebene oder eingezogene<br />

<strong>Taxi</strong>konzessionen einfrieren.<br />

Die Reduzierung der <strong>Taxi</strong>konzessionen<br />

ergibt jedoch nur dann Sinn,<br />

wenn die Erteilung von Mietwagengenehmigungen<br />

ebenfalls gestoppt<br />

<strong>wir</strong>d. Dazu aber bedarf es einer<br />

Änderung des PBefG. Mietwagen<br />

müssten in den § 13 Abs. 4 mit einbezogen<br />

<strong>werden</strong>.<br />

Der <strong>Taxi</strong>verband Deutschland TVD<br />

hat sich in den vergangenen Jahren<br />

intensiv darum bemüht,die Rahmenbedingungen<br />

für die <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

zu verbessern. Aber ohne eine<br />

Novellierung des über 40 Jahre<br />

alten, verkrusteten Ordnungsrahmens<br />

<strong>wir</strong>d dies nicht möglich sein.<br />

Dieser im Personenbeförderungsgesetz<br />

verankerte Ordnungsrahmen<br />

bürdet den <strong>Taxi</strong>unternehmern unsinnige<br />

Kosten auf und benachteiligt<br />

und behindert sie im Wettbewerb.<br />

Auch eine Novellierung der im<br />

PBefG verankerten Freistellungsverordnung<br />

ist längst überfällig. Die<br />

Änderung überholter Verordnungen<br />

sind mitunter die Grundvoraussetzung,<br />

um eine Wende einläuten zu<br />

können.<br />

Schade dass sich der Bundesverband<br />

der Zentralen (BZP) bisher<br />

gegen jede Modernisierung des<br />

Ordnungsrahmens gestemmt hat.<br />

Große Zentralen wollen keinen<br />

Wettbewerb mit kleinen innovativen<br />

Zentralen oder Mehrwagenunternehmer,<br />

sondern von ihrer Zentrale<br />

abhängige, unselbständige Beitragszahler,<br />

die kritiklos das befolgen was<br />

der große Boss angeordnet hat. „Für<br />

das Denken bin alleine ich(!) zuständig,“<br />

ist ein Lieblingssatz vom BZP-<br />

Vorsitzenden Johann ”Hans”<br />

Meißner. Seine Denke ist seit je her<br />

ein permanentes Desaster für unser<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe. Es ist eine Schande,<br />

dass dieser Mann der BZP-Nachfolger<br />

von der großartigen Persönlichkeit<br />

Heinz Peter ist. Dass seine egomanische<br />

Philosophie sich weiter im<br />

BZP <strong>durch</strong>gesetzt hat, erleiden viele<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer wie –fahrer <strong>durch</strong><br />

ihre <strong>Taxi</strong>zentralen, die sich <strong>noch</strong> im<br />

großen Schatten vom lieben Johann<br />

sicher aufgehoben fühlen. Aber auf<br />

Dauer <strong>werden</strong> die sechs<br />

Funktionäre, die im BZP die<br />

Richtung der Verbandpolitik bestimmen,<br />

wie auch viele Vorstände von<br />

<strong>Taxi</strong>zentralen es schwer haben, dem<br />

Druck ihrer zahlenden und unzufrie-<br />

„Die Freistellungsverordnung<br />

muss geändert, im Sinne des<br />

brachliegenden <strong>Taxi</strong>gewerbes,<br />

resozialisiert <strong>werden</strong>.“ Peter Kristan<br />

03 / 2006 taxiaktuell<br />

denen Mitglieder standzuhalten.<br />

Deren Interessen <strong>werden</strong> heute<br />

nur <strong>noch</strong> von dem eigentlichen<br />

Bundesverband der <strong>Taxi</strong>unternehmer,<br />

dem TVD vertreten. Auch im<br />

Kampf gegen die illegalen Methoden<br />

von Mietwagenunternehmen, die<br />

unter dem Deckmantel der<br />

Gemeinnützig-keit dem <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

riesigen Schaden zufügen. Nachdem<br />

es ASB, DRK, Johanniter, Malteser bis<br />

heute geschafft haben, unbehelligt<br />

Zivil-dienstleistende als Fahrer beim<br />

freigestellten Schülerverkehr einzusetzen,<br />

obwohl dies eine rein <strong>wir</strong>tschaftliche<br />

und keine gemeinnützige<br />

Tätigkeit ist,haben sich in den letzen<br />

Jahren immer mehr Mietwagenfirmen<br />

gegründet. Der TVD geht davon<br />

aus, dass ASB, DRK, Johanniter,<br />

Malteser und andere, unter dem<br />

Deckmantel der Gemeinnützigkeit<br />

agierenden Mietwagenunternehmen<br />

jährlich zwischen 40 und 60<br />

Millionen Personen pro Jahr befördern.<br />

Die Fahrpreise, die meist von<br />

älteren oder/und behinderten<br />

Menschen für die Beförderungen<br />

bezahlt <strong>werden</strong> müssen, oder vielfach<br />

aus kommunalen Kassen von<br />

unseren Steuergeldern mitfinanziert<br />

<strong>werden</strong>, sind in etwa dreimal so<br />

hoch wie für eine vergleichbare<br />

Fahrt mit dem <strong>Taxi</strong>. Die Nutzer dieser<br />

teuren Mietwagen haben offenbar<br />

blindes Vertrauen in die<br />

„Gemeinnützigen“ und können sich<br />

nicht vorstellen, dass sie mit überhöhten<br />

Preisen über den Tisch gezogen<br />

<strong>werden</strong>. Nicht selten <strong>werden</strong> für<br />

diese Fahrten auch Kleinstwagen<br />

eingesetzt, die deutlich unter dem<br />

Standard der <strong>Taxi</strong>fahrzeuge liegen.<br />

Richtig lukrativ aber <strong>wir</strong>d der<br />

Mietwagenbetrieb für diese Vereine<br />

erst, wenn der Geschäftsführer<br />

bereit ist, nicht nur gegen die<br />

Vorschriften des Bundeszivildienstgesetzes<br />

und des PBefG, sondern<br />

auch gegen alle Steuer- und Sozialabgabenvorschriften<br />

zu verstoßen.<br />

Der TVD <strong>wir</strong>d dafür sorgen, dass<br />

zukünftig auch diese, als Mietwagenunternehmen<br />

getarnten, ”gemeinnützigen<br />

Unternehmen“ alle Verordnungen,<br />

Gesetze und Wettbewerbsrichtlinien<br />

auch nach europäischem<br />

Recht einzuhalten haben. Wir sind<br />

davon überzeugt, dass unter legalen<br />

Bedingungen das Interesse von ASB,<br />

DRK, Johanniter, Malteser etc. an der<br />

Personenbeförderung sehr schnell<br />

auf den Nullpunkt absinken <strong>wir</strong>d.<br />

Da<strong>durch</strong> <strong>wir</strong>d dem <strong>Taxi</strong>gewerbe ein<br />

Umsatzvolumen von jährlich mehreren<br />

zig Millionen Euro zukommen.<br />

Die teilweise speziellen Anforderungen,<br />

an die erforderlichen Fahrzeuge<br />

für solche Personentransporte, kann<br />

das <strong>Taxi</strong>gewerbe heutzutage fast flächendeckend<br />

garantieren. In dem<br />

Moment, wenn für alle die selben<br />

Bedingungen in diesem Wettbewerb<br />

hergestellt sind, <strong>werden</strong> neue<br />

Investitionen für viele <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

eine Freude sein.<br />

Wir müssen uns darüber bewusst<br />

<strong>werden</strong>, dass nur unser gemeinsamer,<br />

öffentlicher Protest gegen die<br />

derzeitig unerträglichen Zustände,<br />

eine Verbesserung bringt. Nachdem<br />

heutzutage selbst Ärzte protestierend<br />

auf die Straßen gehen, ist es<br />

an der Zeit, dass das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

<strong>durch</strong> Protestaktionen den verantwortlichen<br />

Politikern und den<br />

lokalen Behörden (Beobachtungszeitraum)<br />

massiv klar macht, dass es<br />

so nicht mehr weiter geht. Wir alle<br />

wollen nicht mehr länger am<br />

Kaffeesatz der Gesellschaft lutschen.<br />

Das lassen <strong>wir</strong> uns nicht mehr länger<br />

gefallen! – Entweder die da oben<br />

”erleben ihr blaues Wunder“, oder<br />

<strong>wir</strong> gehen unter!<br />

Peter Kristan<br />

taxiaktuell 03/2006<br />

15


taxiaktuell 03/2006<br />

18<br />

„Mit Sonntagsreden ist dem <strong>Taxi</strong>gewerbe nicht geholfen“<br />

... sagt der Bundestagsabgeordnete Burkhardt Müller-Sönksen, FDP<br />

Burkhardt Müller-Sönksen, Mitglied<br />

des Deutschen Bundestages<br />

der FDP-Bundestags-fraktion,<br />

Mitglied im »Ausschuss für<br />

Menschenrechte und humanitäre<br />

Hilfe« des Bundestages, im Interview<br />

mit »taxi-aktuell«.<br />

taxi-aktuell:<br />

Herr Müller-Sönksen, welche Erfahrungen<br />

machen Sie als Fahrgast in<br />

den deutschen <strong>Taxi</strong>s?<br />

MdB Müller-Sönksen:<br />

Als Rechtsanwalt und Abgeordneter<br />

des Deutschen Bundestags,<br />

aber auch privat, fahre ich oft <strong>Taxi</strong>.<br />

Ich habe überwiegend den Eindruck,<br />

dass die Fahrer mich als<br />

Kunden behandeln und zügig und<br />

komfortabel zu meinem Ziel bringen.<br />

Das ist ein großer Vorteil, da ich<br />

oft auf flexibel und mobil sein muss.<br />

Oft tausche ich mich auch mit den<br />

verschiedensten Menschen am<br />

Steuer aus. Viele haben neben den<br />

neusten Stadtgeschichten, auch<br />

immer Tipps und Anregungen. Auch<br />

Probleme des <strong>Taxi</strong>gewerbes erfahre<br />

ich hautnah.<br />

taxi-aktuell:<br />

Welche Nöte sind das überwiegend?<br />

MdB Müller-Sönksen:<br />

Neben den immer weiter fortschreitenden<br />

Beschränkungen, sind<br />

die <strong>Taxi</strong>fahrer, wie fast keine andere<br />

Berufsgruppe, unmittelbar von der<br />

Erhöhung der Kraftstoffpreise be-<br />

troffen. Das <strong>wir</strong>kt sich natürlich<br />

zwangsläufig auf den Nettolohn der<br />

Fahrer aus, ohne dass Sie eine<br />

Chance haben dieses an anderer<br />

Stelle zu kompensieren. Konkret<br />

heißt das: Bei einem Lohn von ca. 3<br />

Euro pro Stunde liegen die <strong>Taxi</strong>s an<br />

der untersten Einkommensgrenze<br />

und viele haben verständlicherweise<br />

Existenzängste.<br />

taxi-aktuell:<br />

Wo sehen sie dort die Fehler der<br />

bisherigen Politik?<br />

MdB Müller-Sönksen:<br />

In meiner Heimatstadt Hamburg<br />

<strong>wir</strong>d hier besonders von der allein<br />

regierenden CDU viel geredet vor<br />

allem sonntags. Die Union in der<br />

hamburgischen Bürgerschaft und im<br />

Senat hat es anscheinend <strong>noch</strong> nicht<br />

begriffen, dass den <strong>Taxi</strong>fahrern<br />

außerhalb der Sonntagsreden von<br />

Montag bis Samstag nicht mit<br />

Worten, sondern nur mit Taten<br />

geholfen ist. Wer mehr Service und<br />

Sicherheit von den <strong>Taxi</strong>s fordert, darf<br />

den Rotstift nicht im Portemonnaie<br />

der Fahrer ansetzen. Hier müssen<br />

auch <strong>wir</strong> mit den <strong>Taxi</strong>s fair umgehen,<br />

damit <strong>wir</strong> gerade für den großen<br />

Besucheransturm während der WM<br />

gut gerüstet sind.<br />

taxi-aktuell:<br />

Wie sieht es vergleichsweise in<br />

anderen großen deutschen Städten<br />

wie in Berlin aus?<br />

MdB Müller-Sönksen:<br />

In Berlin ist es <strong>noch</strong> viel schlimmer:<br />

Die Berliner Senatorin für<br />

Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-<br />

Reyer, nimmt die Arbeitsplatzsorgen<br />

der vielen kleinen mittelständischen<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer schlicht nicht<br />

<strong>ernst</strong>. Obwohl viele Fahrer vor dem<br />

Verlust der beruflichen Existenz stehen,<br />

sieht sie keinen Handlungsbedarf.<br />

Soviel Ignoranz darf sich das<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe nicht gefallen lassen.<br />

taxi-aktuell:<br />

Welche Lösungsansätze schlagen<br />

Sie vor?<br />

MdB Müller-Sönksen:<br />

Es darf nicht sein, dass die <strong>Taxi</strong>fahrer<br />

wie in Hamburg, eine Gebühr<br />

bezahlen müssen, um den Flughafen<br />

anzufahren. Das ist reine Abzocke!<br />

Wenn <strong>wir</strong> hier schon vorab den<br />

Geldbeutel der Fahrer strapazieren,<br />

dürfen <strong>wir</strong> uns nicht wundern,wenn<br />

dann an anderer Stelle wie dem<br />

Komfort eingespart <strong>werden</strong> muss.<br />

Außerdem muss dringend über eine<br />

marktgerechte Konzessionsvergabe<br />

nachgedacht <strong>werden</strong>, die sowohl<br />

neuen Unternehmern Chancen<br />

eröffnet, wie auch angemessenen<br />

Bestands-schutz gewährt. Fest steht,<br />

dass viele Wagen in guten Zustand<br />

sind und es viele Wartungsmaßnahmen<br />

gibt,die selbstverständlich Geld<br />

kosten. Das muss erstmal eingefahren<br />

<strong>werden</strong>. Schwarze Schafe, die es<br />

übrigens auch unter Rechtsanwälten<br />

und Bundestagsabgeordneten (!)<br />

gibt, können <strong>durch</strong> selbstbewusste<br />

Kun-den aussortiert <strong>werden</strong>: „Ich<br />

nehme nur ein sauberes <strong>Taxi</strong>!“<br />

taxi-aktuell:<br />

In Deutschland steht die Fußball-<br />

Weltmeisterschaft vor der Tür, welche<br />

Erwartungen und Wünsche<br />

haben Sie diesbezüglich an das<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe?<br />

MdB Müller-Sönksen:<br />

Zur WM im Sommer <strong>werden</strong> <strong>wir</strong><br />

viele internationale Touristen erwarten.<br />

Wenn Sie den Flughafen oder<br />

Bahnhof verlassen, <strong>wir</strong>d deren erster<br />

Kontakt der mit <strong>Taxi</strong>fahrern sein.<br />

Dem Slogan zur Weltmeisterschaft in<br />

Deutschland „Zu Gast bei Freunden“<br />

sollten <strong>wir</strong> auf jeden Fall gerecht<br />

<strong>werden</strong>, aber diese Freundlichkeit<br />

können <strong>wir</strong> nur von den Fahrern<br />

erwarten, wenn Sie mit Ihrer<br />

Jobsituation zufrieden sind. Das sollte<br />

somit unser erstes Anliegen sein.<br />

Ansonsten wünsche ich mir natürlich,<br />

dass <strong>wir</strong> Fußball-Weltmeister<br />

<strong>werden</strong>! Mein Appell an die<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer: „Du bist der Freund unserer<br />

Gäste, Du bist Deutschland!“<br />

taxiaktuell 03 / 2006


Magdeburger <strong>Taxi</strong>schwemme auf dem Prüfstand<br />

Die Stadt Magdeburg reagiert auf die desolate <strong>wir</strong>tschaftliche Situation ihres <strong>Taxi</strong>gewerbes. Auf Grund eines Gutachtens will<br />

sie den Bestand der konzessionierten <strong>Taxi</strong>s von ehemalig 220 Zulassungen, auf 180 begrenzen. – Intelligente Bürokratie? Ein<br />

Interview mit Holger Platz, Ordnungsbeigeordneter der Stadt Magdeburg.<br />

taxi-aktuell:<br />

Wie sind Sie eigentlich auf die Idee<br />

gekommen,ein solches Gutachten in<br />

Auftrag zu geben? Das ist eigentlich<br />

deutschlandweit nicht üblich.<br />

Platz:<br />

Die Erstellung von Gutachten ist in<br />

§ 13 Abs. 4 Personbeförderungsgesetz<br />

(PBefG) geregelt. Für das Taxengewerbe<br />

in der Landeshauptstadt<br />

Magdeburg wurde zuletzt im Jahr<br />

1996 ein Gutachten in Auftrag gegeben.<br />

Aufgrund der sich verändernden<br />

<strong>wir</strong>tschaftlichen und demographischen<br />

Lage war dieses nicht<br />

mehr aktuell. Vor dem Hintergrund<br />

zu Anträgen auf Ertei-lung einer<br />

neuen Konzession haben <strong>wir</strong> uns<br />

entschlossen, ein aktuelles Gutachten<br />

erstellen zu lassen.<br />

taxi-aktuell:<br />

Bezieht sich für Sie die <strong>wir</strong>tschaftliche<br />

Funktionsfähigkeit eines <strong>Taxi</strong>s<br />

nur auf einen Einzel-unternehmer,<br />

der alleine auf seinem <strong>Taxi</strong> fährt,<br />

oder auch auf <strong>Taxi</strong>s, die doppelschichtig<br />

besetzt <strong>werden</strong>?<br />

Platz:<br />

Die Beurteilung der Funktionsfähig-keit<br />

des Taxengewerbes bezieht<br />

sich nicht auf die Wirtschaftlichkeit<br />

einer einzelnen Taxe. Es geht<br />

um die Fragen,ob das örtliche Taxengewerbe<br />

so funktioniert, dass es der<br />

Nachfrage an Beförderungsaufträgen<br />

entspricht, dass die Ertrags- und<br />

Kostenlage vernünftig ist, dass die<br />

Sicherheit im Verkehr gegeben ist<br />

und dass es den gesamten öffentlichen<br />

Verkehrs-interessen genügt.<br />

taxi-aktuell:<br />

Geht aus der Studie des Marktforschungsinstituts<br />

Linne & Krause<br />

detailliert hervor, wie viele <strong>Taxi</strong>s am<br />

Tag oder in der Nacht der <strong>wir</strong>tschaftlichen<br />

Funktionsfähigkeit entsprechen?<br />

03 / 2006 taxiaktuell<br />

Platz:<br />

Die Studie ist sehr komplex und<br />

zeigt in ihrem Ergebnis nachvollziehbare<br />

Feststellungen auf. Sie bezieht<br />

sich nach Auswertung der von den<br />

Unternehmern bereitgestellten Unterlagen<br />

auf den gesamten Zustand<br />

des Taxengewerbes in Magdeburg.<br />

Empfohlen <strong>wir</strong>d eine generelle<br />

Anzahl von konzessionierten Taxen<br />

und nicht die genaue Anzahl zu Tagoder<br />

Nachtzeiten.<br />

taxi-aktuell:<br />

Wie hoch muss der jährliche<br />

Gewinn vor Steuern eines <strong>Taxi</strong>s in<br />

Magdeburg betragen, um Ihre<br />

Kriterien der <strong>wir</strong>tschaftlichen Funktionsfähigkeit<br />

zu erfüllen?<br />

Platz:<br />

Für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit<br />

des einzelnen <strong>Taxi</strong>unternehmens<br />

<strong>werden</strong> <strong>wir</strong> uns am Durchschnitt<br />

der im vorliegenden Gutachten<br />

genannten Daten orientieren.<br />

taxi-aktuell:<br />

Ein Gutachten von Linne & Krause<br />

hat schon einmal in einem Verwaltungsgerichtsverfahren<br />

(OVG Koblenz:Az<br />

7 A 11567/03) wesentlich dazu<br />

beigetragen, dass <strong>durch</strong> zu viele<br />

konzessionierte <strong>Taxi</strong>s die <strong>wir</strong>tschaftliche<br />

Funktionsfähig-keit vor Ort<br />

nicht mehr gewährleistet ist. Aber<br />

befürchten Sie nicht doch, dass auf<br />

die Stadt Magdeburg langwierige<br />

Prozesse zukommen, wenn Sie<br />

nach und nach <strong>Taxi</strong>-Konzessionen<br />

einziehen?<br />

Platz:<br />

Die Firma Linne & Krause hat<br />

bereits viele Gutachten erstellt, die<br />

sich in der Regel Gerichtsverfahren<br />

be-währt haben. Ich rechne schon<br />

damit,dass sich der eine oder andere<br />

Unternehmer nicht zufrieden geben<br />

<strong>wir</strong>d, insbesondere, wenn auf eigene<br />

sehr gute betriebs<strong>wir</strong>tschaftliche<br />

Ergebnisse verwiesen <strong>werden</strong> kann<br />

und weiter expandiert <strong>werden</strong> soll.<br />

Wir sehen den Auseinandersetzungen<br />

gelassen entgegen. Wir haben<br />

die stärkeren Argumente.<br />

taxi-aktuell:<br />

Sie sagen, „rigoroses Streichen von<br />

Genehmigungen steht nicht zur<br />

Debatte.Wir <strong>werden</strong> dabei behutsam<br />

vorgehen.“ Andererseits ist Ihr Ziel,<br />

bis zum Jahresende 2006 die Anzahl<br />

der Magdeburger <strong>Taxi</strong>s auf höchstens<br />

180 zu begrenzen. Lässt sich<br />

das aus Ihrem Blickwinkel behutsam<br />

regulieren?<br />

Platz:<br />

Wissen Sie, aus den Erfahrungen<br />

der letzten Jahre ist bekannt, dass<br />

viele Entscheidungen über einen<br />

Weiter-betrieb im Taxen-verkehr<br />

<strong>durch</strong> ehemalige Unterneh-mer<br />

selbst getroffen worden sind. Es gibt<br />

z.B. immer mal wieder Konzessionsrückgaben,<br />

weil sich ein älterer<br />

Unternehmer „kleiner“ setzen möchte,<br />

weil einer kein geeignetes Fahrpersonal<br />

findet, bisher „sichere“ Verträge<br />

weg gebrochen sind oder ein<br />

Fahrzeugneuer-werb zeitlich anstünde,<br />

diese In-vestition jedoch nicht<br />

mehr sinnvoll erscheint. Andere<br />

Unternehmer denken aus Alters- und<br />

gesundheitlichen Gründen <strong>ernst</strong>haft<br />

über die eigene Perspektive nach.<br />

Nach dem derzeitigen Erkenntnisstand<br />

<strong>wir</strong>d die Reduzierung der<br />

Taxen überwiegend auf natürlichem<br />

Wege erfolgen. Schließlich liegt der<br />

Alter<strong>durch</strong>-schnitt der Unternehmer<br />

bei über 50 Jahren! Ich kann jedoch<br />

nicht ausschließen, dass es für den<br />

einen oder anderen Unternehmer<br />

Entscheidun-gen gibt, die einen<br />

Weiterbetrieb verhindern. Dabei bilden<br />

die Kriterien des § 13 Abs. 1<br />

PBefG die Grundlage.<br />

taxi-aktuell:<br />

Welche weiteren Kriterien stellen<br />

Sie an den laufenden Beobachtungszeitraum?<br />

taxiaktuell 03/2006<br />

Fortsetzung nächste Seite<br />

19


taxiaktuell 03/2006<br />

20<br />

Fortsetzung von Seite 19<br />

Platz:<br />

Bei Anträgen auf Genehmigungen<br />

zum Weiterbetrieb im Taxenverkehr<br />

<strong>werden</strong> <strong>wir</strong> <strong>noch</strong> genauer hinsehen,<br />

dass alle Anforderungen der<br />

Berufszugangs-verordnung erfüllt<br />

sind. Das ist und bleibt der Maßstab.<br />

taxi-aktuell:<br />

Muss es nicht gerade auch eine<br />

gesetzliche Begrenzung für den<br />

Erwerb eines Personenbeförderungsscheines<br />

geben, um die Flut<br />

zum Beispiel der Hartz IV-Empfänger<br />

oder Chancenlosen des Arbeitsmarktes,<br />

die den <strong>Taxi</strong>- Arbeitsmarkt<br />

über alle Maßen überschwemmen<br />

und sättigen zu kontrollieren?<br />

Platz:<br />

Dafür sehe ich keinen Grund.Auch<br />

dem Hartz IV-Empfänger sowie dem<br />

Langzeitarbeitslosen kann ein Personenbeförderungsschein<br />

neue Wege<br />

im Berufsleben eröffnen.Wir müssen<br />

davon ausgehen, dass die zugelassenen<br />

Unternehmer gesetzeskonform<br />

und verantwortungsbewusst<br />

ihr Personal bestimmen und einsetzen.Werden<br />

bei Kontrollen Verstöße<br />

festgestellt, <strong>werden</strong> diese geahndet<br />

und werfen einen Schatten auf die<br />

Zuverlässigkeit des Unternehmers.<br />

2.000 Euro! Fast wie geschenkt<br />

Zum sportlichen Höhepunkt des<br />

Jahres, der WM 2006, hat sich<br />

die DaimlerChrysler Vertriebsorganisation<br />

Deutschland (DCVD)<br />

etwas ganz besonderes einfallen<br />

lassen. Noch bis 31. Mai läuft die<br />

Aktion ”E-Klasse WM-Wochen“. <strong>Taxi</strong>und<br />

Mietwagenunternehmer, die bis<br />

dahin eine E-Klasse der Baureihe 211<br />

als <strong>Taxi</strong> oder Mietwagen bestellen<br />

und sich direkt nach der<br />

Auslieferung die Mercedes-Türwerbung<br />

anbringen lassen, erhalten<br />

2.000 Euro plus Mehrwertsteuer.<br />

Die Werbung (Foto) <strong>wir</strong>d selbstverständlich<br />

an beiden Fahrzeugseiten<br />

kostenlos angebracht. Sie muss bis<br />

mindestens 9. Juli angebracht<br />

bleiben. Man fragt sich: Wo ist der<br />

Wermutstropfen? Die Antwort ist: Es<br />

gibt keinen! – Allerdings kann die<br />

DaimlerChrysler jederzeit eine Vorführung<br />

des Fahrzeuges verlangen.<br />

Aber wer will schon bei einem<br />

solchen super Angebot schummeln?<br />

Mit dieser einmaligen Sonderaktion<br />

zeigt DaimlerChrysler mal wieder<br />

die Nähe zu unserer Branche. Das<br />

<strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbe erhofft<br />

sich während der Fußball-<br />

Weltmeisterschaft eine deutliche,<br />

<strong>wir</strong>tschaftliche Belebung. Für das<br />

eine oder andere Unternehmen ist<br />

es sicher ein Anreiz, Investitionen in<br />

den Fuhrpark zu tätigen. Und wenn<br />

dann <strong>noch</strong> 2000 Euro mit in die<br />

taxi-aktuell:<br />

Karitative wie gemeinnützige<br />

Organisationen setzen Zivildienstleistende<br />

für Kranken- und Behindertenfahrten<br />

ein, ohne dass ein<br />

P-Schein erforderlich ist.Verzerrt das<br />

nicht den Wettbewerb?<br />

Platz:<br />

Es ist in der Tat so, dass einige<br />

Anbieter den genehmigungspflichtigen<br />

Gelegenheitsverkehr tangieren<br />

und dessen Ergebnis schmälern. Um<br />

das zu verhindern, bedarf es allerdings<br />

einer Gesetzeskorrektur.<br />

Kasse gespült <strong>werden</strong>, ist es auch für<br />

Unschlüssige an der Zeit sich umso<br />

mehr zu überlegen, ob man sich<br />

nicht doch <strong>noch</strong> vor der WM 2006<br />

eine neue E-Klasse zulegt. Die 2000<br />

Euro gibt es klarerweise auch dann,<br />

wenn das Fahrzeug finanziert <strong>wir</strong>d.<br />

Die Aktion gilt für alle Modelle der<br />

Baureihe 211, egal ob für das<br />

Sondermodell ”Das <strong>Taxi</strong>“, eine<br />

Limousine oder ein T-Modell. Das<br />

Angebot ist selbstverständlich nicht<br />

nur den Unternehmen, die in den<br />

WM-Städten ihren Betriebssitz<br />

haben, vorbehalten. Jedes <strong>Taxi</strong>- und<br />

Mietwagenunternehmen kommt bei<br />

dem Neuerwerb einer E-Klasse in<br />

den Genuss dieser Sonderaktion.<br />

taxiaktuell 03 / 2006


Clever & Smart!<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbepolitik in Baden-Württemberg<br />

Der 1. stellvertetende Vorsitzende<br />

Dietmar Plag hatte<br />

geladen. Zur Jahresversammlung<br />

der <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmen<br />

Region Stuttgart<br />

e.V. konnten viele wichtige Gäste<br />

begrüßt <strong>werden</strong>. Vertreter verschiedener<br />

Regionalverbände des<br />

<strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbes<br />

wie aus Süd- und Nordbaden<br />

(Holl, Wassermann), Neckar-<br />

Zollern-Alb (Stark), Schwäbisch<br />

Hall / Hohenlohe (Keklik,<br />

Binder), TAZ Ulm (Helbing), TAZ<br />

Esslingen (Winterling, Frau<br />

Ramin), TAZ Böblingen-Sindelfingen<br />

(Bender, He.), TAZ<br />

Ludwigsburg (Beutlhauser) und<br />

von der TAZ Waiblingen Michael<br />

Spyridonou. Die Vertreter aus der<br />

Politik waren unter anderem Frau<br />

Erika Reinhardt, ehemalige<br />

Stadträtin in Stuttgart und MdB,<br />

sowie Ehrenmitglied des Verbandes<br />

und Ministerialrat Peter<br />

Diekmann.<br />

Nach der Begrüßung gratulierte<br />

Peter Kristan – Erika Reinhardt zu<br />

ihrem Geburtstag. Er bedankte<br />

sich für ihren Einsatz für das <strong>Taxi</strong>gewerbe,<br />

insbesondere auch für<br />

den <strong>Taxi</strong>-Notruf und schloss sich<br />

der Meinung des ehemaligen<br />

Verkehrsministers Wissmann an,<br />

der Frau Reinhardt als „Engel der<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer“ bezeichnete. Von<br />

besonderer Bedeutung für Kristan<br />

war auch die Vermittlung des<br />

Kontakts zu Klaus Lippold MdB,<br />

der Vorsitzender des Ausschusses<br />

für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung<br />

in der Bundesregierung<br />

ist und in dieser<br />

Funktion für das <strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbe<br />

sehr wichtig ist. In<br />

ihrer gewohnt bescheidenen Art<br />

bedankte sich Frau Reinhardt und<br />

sagte, dass sie nur ihre Pflicht<br />

erfüllt habe. Sie betonte die Wichtigkeit<br />

des Gespräches mit der<br />

03 / 2006 taxiaktuell<br />

Politik und sagte abschließend,<br />

dass sie sich „dem <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

immer <strong>noch</strong> verbunden fühle“.<br />

Anschließend stellte Peter<br />

Kristan Ministerialrat Peter<br />

Diekmann vor. Seit Anfang der<br />

90er Jahre leitet er das für den<br />

Taxen- und Mietwagenverkehr<br />

zuständige Referat im Innenministerium<br />

Baden-Württemberg.<br />

In dieser Zeit hat er für das<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe oft gegen starke<br />

Widerstände fortschrittliche und<br />

richtungsweisende Entscheidungen<br />

verfochten, so z.B. die<br />

Aufhebung des Verbots der<br />

Eigenwerbung aus dem Jahr 1995,<br />

die Ausnahmegenehmigung für<br />

die Ausdehnung der Werbeflächen<br />

über die Türflächen hinaus, die<br />

Genehmigung der Dachwerbung<br />

und die Zulassung des GPS-<br />

Notrufes auf Betriebsfunkbasis,<br />

der sich als sehr effektiv erwies<br />

und für die <strong>Taxi</strong>fahrer kostenlos<br />

ist.<br />

In seiner Erwiderung bedankte<br />

sich Ministerialrat Diekmann zunächst<br />

für die Einladung zur<br />

Jahreshauptversammlung unseres<br />

Verbandes. Er verwies auf seine<br />

13-jährige Tätigkeit in dem für das<br />

<strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbe zuständigen<br />

Bereich und bedankte<br />

sich <strong>noch</strong>mals für die gute Zusammenarbeit<br />

mit der TAZ und dem<br />

Verband in dieser Zeit. Er überbrachte<br />

Grüße des Baden-<br />

Württembergischen Innenministers<br />

Rech und von Rudolf<br />

Köberle, Staatssekretär im Innenministerium.<br />

Rudolf Köberle gab<br />

im November 2005 die endgültige<br />

Freigabe der <strong>Taxi</strong>farbe bekannt<br />

und sprach sich gegen eine unnötige<br />

Beschränkung der Fremdwerbung<br />

an Taxen aus. Im<br />

Anschluss daran erinnerte Ministerialrat<br />

Diekmann an zwei,<br />

zusammen mit Ministerialrat<br />

Eckart <strong>durch</strong>gesetzte,<br />

wichtige Verbesserungen<br />

für die<br />

<strong>Taxi</strong>s: Das uneingeschränkte<br />

Halteverbot<br />

an <strong>Taxi</strong>plätzen und die<br />

Erlaubnis des Haltens<br />

eines <strong>Taxi</strong>s in zweiter<br />

Reihe. Für die Zukunft<br />

wichtig ist, laut Ministerialrat<br />

Diekmann,<br />

„eine Überarbeitung<br />

und Vereinfachung des<br />

Ordnungsrahmens“.<br />

Dies würde auch Vor-<br />

Dietmar Plag von der TAZ Stuttgart:<br />

teile auf der Ver- »Mister 24-Service« für die<br />

waltungsseite bringen, TAZ Stuttgart, für Baden-Württemberg<br />

nämlich <strong>durch</strong> eine und den TVD-Deutschland<br />

Reduzierung der Sachbearbeiteranzahl,<br />

sowie Arbeitsaufwand<br />

und Kosten. Auch die<br />

BOKraft muss dringend überarbeitet<br />

und im Laufe der nächsten 2<br />

Jahre an das EU-Recht angepasst<br />

<strong>werden</strong>. Abschließend machte<br />

Ministerialrat Diekmann die Zusage,<br />

dem <strong>Taxi</strong>gewerbe auch in<br />

Zukunft so weit wie möglich zu<br />

helfen. Er wünschte viel Glück<br />

und bat um Vertrauen in die Arbeit<br />

des Innenministeriums.<br />

In seinem Tätigkeitsbericht<br />

nahm Peter Kristan ausführlich<br />

Stellung zur gegenwärtigen <strong>wir</strong>tschaftlichen<br />

Situation des Taxenund<br />

Mietwagengewerbes. Er verwies<br />

auf bisher Erreichtes, aber<br />

auch auf <strong>noch</strong> ungelöste Probleme<br />

und zeigte Wege in die<br />

Zukunft auf. Die <strong>wir</strong>tschaftliche<br />

Lage des Gewerbes ist laut Kristan<br />

so schlecht wie nie.Seit Anfang bis<br />

Mitte der 90er Jahre besteht ein<br />

Abwärtstrend. Gemessen an den<br />

Kosten sind die <strong>Taxi</strong>fahrpreise auf<br />

einem Tiefstand. Um <strong>wir</strong>tschaftlich<br />

arbeiten zu können, müsste<br />

der momentane km-Preis quasi<br />

verdoppelt <strong>werden</strong>. Im Verlauf der<br />

taxiaktuell 03/2006<br />

21


taxiaktuell 03/2006<br />

22<br />

letzten Jahre ist die Anzahl der<br />

<strong>Taxi</strong>fahrten stark zurückgegangen.<br />

Ursachen dafür sind die allgemeine<br />

<strong>wir</strong>tschaftliche Lage, die verbesserte<br />

Mobilität der Bevölkerung,<br />

Kosteneinsparungen<br />

im Gesundheitswesen, Missbrauch<br />

der Freistellungsverordnung und<br />

vor allem in den Neuen Bundesländern<br />

eine Aufgabe der Konzessionsbeschränkungen.<br />

Dieser<br />

Rückgang der <strong>Taxi</strong>fahrten und der<br />

gleichzeitige Anstieg der Betriebskosten<br />

konnten nicht auf die Tarife<br />

umgelegt <strong>werden</strong>.Als Konsequenz<br />

haben während der letzten 8 Jahre<br />

20% der <strong>Taxi</strong>unternehmer ihren<br />

Betrieb aufgegeben. Wie schon<br />

Ministerialrat Diekmann wies<br />

auch Kristan auf bereits Erreichtes<br />

hin und machte zahlreiche Vorschläge<br />

zur zukünftigen Verbesserung<br />

der <strong>wir</strong>tschaftlichen Lage<br />

des <strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbes.<br />

Zur Freigabe der <strong>Taxi</strong>farbe ist zu<br />

bemerken, dass wissenschaftliche<br />

Untersuchungen ergeben haben,<br />

dass dies keinerlei Einfluss auf die<br />

Erkennbarkeit der Taxen hat.<br />

Weitere Bundesländer wie das<br />

Saarland, Schleswig-Holstein,<br />

Niedersachsen und Rheinland<br />

Pfalz haben sich dieser sinnvollen<br />

Maßnahme angeschlossen. Eine<br />

<strong>noch</strong> bessere Erkennbarkeit der<br />

Taxen nach Farbfreigabe könnte<br />

nach Meinung von Peter Kristan<br />

<strong>durch</strong> besondere Kennzeichen<br />

erreicht <strong>werden</strong>. Im Bezug auf die<br />

Freigabe von Werbeflächen an<br />

<strong>Taxi</strong>s wies Kristan auf die<br />

Vorreiterrolle des Verbands<br />

Region Stuttgart hin. Darüber hin-<br />

Der erweiterte Vorstand v.l.n.r.: Dieter Gützlaff, Dirk Holl, Katharina Mischitz, Horst Lieske, Martina Görlich, Dirk Reimann, Dieter<br />

Haberern, Helmut Binder, Ramazan Keklik, Waldemar Renner, Susanne Ramin und Harald Binder<br />

aus regte er an, dass entsprechende<br />

Verbote generell aus dem<br />

PBefG gestrichen <strong>werden</strong> sollten.<br />

Der § 13.4 des PBefG bezüglich<br />

der Zulassung neuer Konzessionen<br />

sollte dem tatsächlichen<br />

Bedarf angepasst <strong>werden</strong>. Dass<br />

dies bisher nicht getan wurde, ist<br />

daraus ersichtlich, dass in den letzten<br />

8 Jahren – 20% der <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

ihren Betrieb aufgegeben<br />

haben und im gleichen Zeitraum<br />

die Anzahl der Mietwagenunter-<br />

nehmen überproportional um<br />

25 %, die der Mietwagenfahrzeuge<br />

sogar um 34% zugenommen hat.<br />

Gegen ungerechtfertigte Neuzulassungen<br />

sollte ein Klagerecht<br />

eingeführt <strong>werden</strong>. Kristan plädierte<br />

vehement für eine Beibehaltung<br />

der Konzessionierung<br />

des <strong>Taxi</strong>gewerbes und setzte sich<br />

gleichzeitig für größere unternehmerische<br />

Freiheiten ein.<br />

Eine Möglichkeit wäre, dass es in<br />

Zukunft nur <strong>noch</strong> eine einheitliche<br />

Genehmigung für <strong>Taxi</strong>s und<br />

Mietwagen gibt. Der Unternehmer<br />

sollte sein Fahrzeug nach Bedarf<br />

einsetzen können, wobei aber der<br />

behördlich genehmigte Tarif beim<br />

Einsatz als <strong>Taxi</strong> beibehalten <strong>werden</strong><br />

sollte. Zusätzlich müsste es<br />

möglich sein, die Fahrzeuge auch<br />

für Shuttledienste einzusetzen.<br />

Das PBefG sollte dahingehend<br />

geändert <strong>werden</strong>, dass Mehrwagenunternehmer<br />

sich jederzeit<br />

verkleinern könnten. Die im<br />

Moment geltende Wartezeit von 8<br />

Jahren nach Aufgabe des Betriebs<br />

bis zu einer Neugründung sollte<br />

abgeschafft <strong>werden</strong>. Einsparungen<br />

könnten erreicht <strong>werden</strong> <strong>durch</strong><br />

die überflüssige Verlängerung der<br />

Konzessionen alle 4 Jahre.<br />

Auch die jährlich vorgeschriebene<br />

Eichpflicht, die <strong>noch</strong> aus der<br />

Zeit der mechanischen Taxameter<br />

stammt, sollte bei den heutigen<br />

elektronisch gesteuerten Geräten<br />

entfallen und nur <strong>noch</strong> bei Neuwagen,<br />

Reparaturen und Tarifänderungen<br />

zur Anwendung kommen.<br />

Ministerialrat Peter Dieckmann: „Es ist wichtig, dass eine Überarbeitung und Vereinfachung des Ordnungsrahmens stattfinden muss!“<br />

taxiaktuell 03 / 2006


Der GPS-Notruf auf Betriebsfunkbasis<br />

sollte generell als<br />

Alternative zu der in der BOKraft<br />

vorgeschriebenen lauten Alarmanlage<br />

zugelassen <strong>werden</strong>.<br />

Zum Problem der Tarifanträge ist<br />

zu sagen, dass die Öffentlichen<br />

Verkehrsbetriebe während der<br />

letzten Jahre ihre steigenden<br />

Kosten problemlos <strong>durch</strong> regelmäßige<br />

Preiserhöhungen ausgleichen<br />

konnten, während die <strong>Taxi</strong>tarife<br />

im selben Zeitraum stagnierten.<br />

Trotz nachgewiesener beträchtlicher<br />

Kostensteigerungen und<br />

Peter Kristan: „Die <strong>Taxi</strong>tarife müssen alle 1 bis 2 Jahre angeglichen <strong>werden</strong>.“<br />

einem Rückgang der Bestellungen<br />

von ca. 19% bei unserer Zentrale<br />

lehnte die zuständige Behörde im<br />

selben Zeitraum unseren Antrag<br />

auf eine entsprechende Tarifanpassung<br />

ab. Im PBefG sollte<br />

geregelt <strong>werden</strong>, dass in Zukunft<br />

das <strong>Taxi</strong>gewerbe gleich behandelt<br />

<strong>werden</strong> muss wie die übrigen<br />

Öffentlichen Verkehrsbetriebe<br />

und Preiserhöhungen alle 1 – 2<br />

Jahre entsprechend den gestiegenen<br />

Betriebskosten anerkannt<br />

<strong>werden</strong>.<br />

Zum wiederholten Male kritisierte<br />

Kristan die im PBefG verankerte<br />

Freistellungsverordnung. Ursprünglich<br />

nur für geringfügige<br />

Verkehre gedacht, hat sich daraus<br />

ein lukrativer Markt für Gemeinnützige<br />

entwickelt. Durch Umgehung<br />

von Steuer- und Sozialabgabevorschriften<br />

und den Einsatz<br />

von unqualifiziertem Fahr-<br />

03 / 2006 taxiaktuell<br />

personal (z.B. Zivildienstleistende)<br />

ohne P-Schein entstehen für die<br />

Gemeinnützigen ungerechtfertigte<br />

Wettbewerbsvorteile auf Kosten<br />

der Sicherheit der Beförderten<br />

(Schüler, Behinderte) – und das zu<br />

Preisen, die teilweise weit über<br />

den gültigen <strong>Taxi</strong>tarifen liegen.<br />

Auch die Organisatoren von<br />

Großveranstaltungen nützen die<br />

Möglichkeiten, die ihnen die<br />

Freistellungsverordnung bietet, indem<br />

sie Sponsoringfahrzeuge und<br />

unqualifiziertes Fahrpersonal einsetzen.<br />

Ein aktuelles Beispiel dafür<br />

ist die Fußball WM 2006.<br />

In diesem Zusammenhang<br />

schlug Peter Kristan auch vor, das<br />

Bußgeld für illegale Personenbeförderung<br />

von derzeit 5.000 €<br />

auf zukünftig 20.000 € zu erhöhen.<br />

Anschließend ging er auf den<br />

Stand der Verhandlungen mit den<br />

Krankenkassen über Rahmenverträge<br />

zur Krankenbeförderung<br />

ein. Ziel des Verbandes ist es, auf<br />

Landesebene für die <strong>Taxi</strong>unternehmen<br />

<strong>wir</strong>tschaftlich akzeptable<br />

Rahmenverträge abzuschließen.<br />

Zu seinem Bedauern musste Peter<br />

Kristan feststellen, dass die anderen<br />

drei Verbände des Personenbeförderungsgewerbes<br />

sich hier<br />

nicht solidarisch zeigten. So kam<br />

es, dass die AOK die Abhängigkeit<br />

der <strong>Taxi</strong>unternehmen im ländlichen<br />

Bereich von diesen Fahrten<br />

ausnützen und sie gegeneinander<br />

ausspielen konnte. Über Internet-<br />

ausschreibungen konnten Tarife<br />

von zirka 0,50 € pro gefahrenem<br />

Kilometer <strong>durch</strong>gesetzt <strong>werden</strong>,<br />

die in etwa dem Tarif von 1970(!)<br />

entsprechen. Von einer Kostendeckung<br />

kann hier nicht mehr<br />

gesprochen <strong>werden</strong>. In diesem<br />

Zusammenhang wies Kristan darauf<br />

hin, dass die Krankenfahrten<br />

gerade mal 0,72 % der AOK-<br />

Ausgaben in Baden-Württemberg<br />

ausmachen. Im Unterschied zum<br />

ländlichen Bereich konnte der<br />

Verband Region Stuttgart erreichen,<br />

dass in seinem Gebiet keine<br />

Internetausschreibungen gemacht<br />

wurden und einigermaßen kostendeckende<br />

Tarife erreicht <strong>werden</strong><br />

konnten. Im Gegenzug dazu wurden<br />

<strong>durch</strong> die Organisation von<br />

Sammelfahrten Kosteneinsparungen<br />

für die Kassen in Stuttgart<br />

erreicht. Dass nicht <strong>noch</strong> mehr<br />

Kosten eingespart <strong>werden</strong> konnten,<br />

liegt an Koordinierungsproblemen<br />

und der unzureichenden<br />

Weitergabe von Daten an<br />

unsere Zentrale <strong>durch</strong> die Kassen.<br />

Letzter Punkt des Tätigkeitsberichts<br />

von Vorstand Kristan war<br />

die Erweiterung des Verbandes<br />

Region Stuttgart zu einem<br />

Landesverband Baden-Württemberg.Dies<br />

<strong>wir</strong>d mit sehr viel Arbeit<br />

verbunden sein. Trotzdem sagte<br />

Peter Kristan seine Unterstützung<br />

zu, wenn die entsprechende<br />

Mitarbeit der Regionalverbände<br />

gegeben ist. Besonders wichtig ist<br />

ihm eine demokratische Struktur<br />

des Verbandes. Nicht einzelne<br />

Zentralenvorstände sollen die<br />

Geschicke bestimmen, sondern<br />

jeder Einzelunternehmer soll eine<br />

Stimme haben. Auch der<br />

Bundesverband TVD soll eine entsprechende<br />

Satzung erhalten. Als<br />

Sitz für den TVD-Baden-<br />

Württemberg schlug Kristan<br />

Stuttgart vor.<br />

Verband <strong>Taxi</strong>- und<br />

Mietwagenunternehmer<br />

Region Stuttgart e.V.<br />

Karlsbader Str. 42<br />

70372 Stuttgart<br />

plag@taxiautozentrale.de<br />

taxiaktuell 03/2006<br />

23


taxiaktuell 03/2006<br />

24<br />

Der TVD–Neujahrsempfang in der<br />

Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin<br />

Einer, der wenigen heiteren Momente für Peter Kristan an diesem Abend. Wenn man ihn kennt, weiß man wie äußerst <strong>ernst</strong>haft er sich für unser <strong>Taxi</strong>gewerbe engagiert.<br />

Auf Augenhöhe<br />

Der jährliche, parlamentarische Neujahrsempfang des TVD ist keine Party, oder nur ein lustiges Stelldichein. Hier <strong>wir</strong>d Politik<br />

gemacht. Aus allen Teilen der Republik waren TVD-Vorstandsmitglieder und viele <strong>Taxi</strong>gewerbevertreter, auch aus dem Umfeld<br />

des BZP, angereist. Hier begegneten sie sowohl den politischen Spitzenvertretern unserer Bundesregierung, als auch aus den<br />

Bundesländern und Managern der deutschen Wirtschaft.<br />

9<br />

0 Gäste waren der Einladung<br />

des <strong>Taxi</strong>verbandes Deutschland<br />

(TVD) gefolgt. In seiner Begrüßungsrede<br />

betonte der Amtschef der<br />

»Landesvertretung Baden-Württemberg«,<br />

Ministerialdirektor Dr. Hans<br />

Freudenberg, dass man bisher als<br />

einziges Bundesland eine unbürokratische<br />

und gebührenfreie,allgemeine<br />

Ausnahmegenehmigung für die <strong>Taxi</strong>-<br />

Farbfreigabe erteilt habe (das<br />

Saarland folgte kurze Zeit später!<br />

Anm. d. Red.). Er betonte, dass dies<br />

auch der konsequenten Arbeit des<br />

TVD zu verdanken sei.<br />

Trotz dieses Erfolges für das deutsche<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe, ließ der Vorsitzende<br />

des TVD, Peter Kristan, allerdings<br />

keinen Zweifel daran, dass es<br />

sich hierbei nur um einen kleinen<br />

Schritt handelt, auf dem langen Weg<br />

dahin, dem <strong>Taxi</strong>gewerbe wieder eine<br />

<strong>wir</strong>tschaftlich langfristige Perspektive<br />

zu geben.<br />

Vor den zahlreichen Bundes- und<br />

Landtagsabgeordneten aller Parteien<br />

betonte er, dass „eine umfassende<br />

Novellierung“ des seit 1963 gültigen<br />

Ordnungsrahmens (u.a. Personen-<br />

beförderungsgesetz/Freistellungsverordung) das eigentlich große Ziel<br />

sei. Da klatschten selbst Vertreter aus<br />

dem Umfeld des BZP Beifall.<br />

Als ein Beispiel, von vielen aktuellen<br />

Missständen, die das <strong>Taxi</strong>-gewerbe<br />

betreffen, führte der TVD-<br />

Vorsitzen-de die Regelung an, wonach<br />

<strong>Taxi</strong>betriebe nur im Gesamten<br />

veräußert <strong>werden</strong> dürften: „Wenn<br />

ein Bäcker 10 Filialen unterhält, von<br />

denen zwei Minus er<strong>wir</strong>tschaften –<br />

<strong>wir</strong>d, kann, muss – aber vor allem<br />

darf er diese zwei Filialen schließen<br />

taxiaktuell 03 / 2006


Ministerialdirektor Dr. Hans Freudenberg in seiner Ansprache als Gastgeber der Landesvertretung Baden-Württemberg<br />

oder verkaufen. Im <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

muss es auch möglich sein, dass ein<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer aus seinem Betrieb<br />

einzelne Konzessionen veräußern<br />

kann,wenn diese für ihn unrentabel<br />

sind. Das gebietet das Grundrecht<br />

auf »unternehmerische Freiheit«!“<br />

Damit bezog sich Peter<br />

Kristan auf den »Artikel II-16 der<br />

Charta der Europäischen Verfassung«.<br />

Diese Forderung <strong>wir</strong>d sicher<br />

in naher Zukunft, als Präzedenzfall<br />

für alle deutschen <strong>Taxi</strong>unternehmer,<br />

beim Europäischen Gerichtshof<br />

(EuGH) anhängig sein.<br />

Anschließend sprach er im<br />

Klartext einige Einzelfälle exemplarisch<br />

an, in denen Wohlfahrtsorganisationen<br />

gegen Entgelt Personenbe-<br />

förderun-gen <strong>durch</strong>führen, ohne<br />

dafür die rechtlichen Voraussetzungen<br />

zu erfüllen. Dies führe unter<br />

„dem Deckmantel der Freistellungsverordnung“<br />

unweigerlich zu »unlauterem<br />

Wettbewerb« (Generalklausel<br />

§1 UWG).<br />

Im Sinne der höchstmöglichen<br />

Sicherheit seien im <strong>Taxi</strong>- und<br />

Mietwagengewerbe nur Fahrer mit<br />

einem Personenbeförderungsschein<br />

und der damit verbundenen<br />

Ortskundeprüfung zugelassen. Millionen<br />

von behinderten Personen und<br />

Rollstuhlfahrern würden dagegen<br />

von Zivildienstleistenden der hiesigen<br />

Wohlfahrtsorganisationen unter<br />

dem „Deckmantel der Gemeinnützigkeit“<br />

gefahren.<br />

Der Berliner TVD-Vorstand Burkhardt Bründel war sehr gut vorbereitet. In der Diskussion um das Berliner <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

war er in einigen Gesprächsrunden der Mittelpunkt.<br />

03 / 2006 taxiaktuell<br />

Durch den Wegfall der »Freistellungs-<br />

Verordnung« (PBefG) hätten <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

und Wohlfahrtsorganisationen<br />

gleiche Wettbewerbsbedingungen.<br />

Da das <strong>Taxi</strong> die Fahrten<br />

wesentlich günstiger <strong>durch</strong>führen<br />

kann, entstünde so ein nicht unerhebliches<br />

Auftragsvolumen für die<br />

<strong>Taxi</strong>branche. Die Folge wäre die<br />

Schaffung tausender Arbeitsplätze in<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmen, die redlich ihre<br />

Steuern und Sozialabgaben entrichten<br />

– und nicht 1€-Jobber oder<br />

Zivildienstleistende ausnutzen.Die<br />

anwesenden Bundes- und Landespolitiker<br />

waren nicht nur in dieser<br />

Sache sehr aufgeschlossen. Es wurde<br />

vereinbart, dass man sich bei allen<br />

Problemen des <strong>Taxi</strong>gewerbes ständig<br />

weiter annähern und entwickeln<br />

muss, um zu einvernehmlich positiven<br />

Ergebnissen zu kommen. Der<br />

TVD <strong>wir</strong>d in dieser Entwicklung weiter<br />

maßgeblich Überzeugungsarbeit<br />

leisten. Der »parlamentarische Neujahrsempfang<br />

2006« des TVD in<br />

Berlin gibt Anlass zur Hoffnung,<br />

dass konkrete Ergebnisse auf<br />

Bundes- und Landesebene folgen<br />

<strong>werden</strong>. Die Gesprächsrunden für<br />

das laufende Jahr wurden untereinander<br />

vereinbart.<br />

taxiaktuell 03/2006<br />

Der ehemalige BZP-Präsident Heinz Peter in seinem Element.<br />

Eine grandiose Ansprache mit großer Wirkung.<br />

25


taxiaktuell 03/2006<br />

26<br />

<strong>Taxi</strong>tariferhöhung per Zufallsgenerator?<br />

Müssen <strong>wir</strong> Angst haben, dass<br />

uns bei jeder moderaten<br />

<strong>Taxi</strong>tariferhöhungen die<br />

Kundschaft wegläuft? Oder muss<br />

man Angst haben, dass man mit<br />

jedem gefahrenen Kilometer ein<br />

Stück weiter Richtung Insolvenz<br />

fährt? Oder müssen <strong>wir</strong> nicht auch<br />

darauf achten, dass Anträge zu einer<br />

<strong>Taxi</strong>tariferhöhung schlussendlich<br />

professionell gestaltet sein müssen.<br />

Ein exemplarisch gutes Beispiel ist<br />

der Antrag von dem Vorsitzenden der<br />

»TAZ Stuttgart« und 1. Stellvertretenden<br />

Vorsitzender des »<strong>Taxi</strong>- und<br />

Mietwagenverband Region Stuttgart<br />

e.V.«, Dietmar Plag (Kontakt:<br />

plag@taxiautozentrale.de).<br />

Am Beispiel von Hans Meißners<br />

<strong>Taxi</strong>tariferhöhungsvorschlag in<br />

München (nachzulesen unter<br />

www.taxi-muenchen.de /<strong>Taxi</strong>kurier<br />

März 2006) ist zu erkennen,wie man<br />

es unseriös machen kann. In dem<br />

Wettstreit mit der lokalen<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbevertretung (<strong>Taxi</strong>vereinigung<br />

München e.V.) und den<br />

regionalen <strong>Taxi</strong>gewerbevertretungen<br />

versucht er einen eigenen Tarifantrag<br />

<strong>durch</strong>zudrücken. Dabei lässt<br />

er alle wichtigen Kriterien außer<br />

Acht. Hauptsache, sein wohl organisiertes<br />

Netzwerk, das über das<br />

Meißners Welt<br />

Kreisverwaltungsreferat bis in die<br />

<strong>Taxi</strong>kommission reicht, bürgt für<br />

seinen persönlichen Erfolg. Seine<br />

beantragten Tarifpositionen hat er<br />

selbst sicher per Zufallsgenerator<br />

erfahren. Inhaltlich argumentiert er<br />

seinen Antrag damit: „Das Leben<br />

wurde in den letzten Jahren teurer!“<br />

– Das ist uns allen sicher ganz neu,<br />

oder? – Politisch hat er nur eines im<br />

Sinn: Die Gewerbevertretung<br />

»<strong>Taxi</strong>vereinigung München e.V«<br />

„platt zu machen“, wie Johann<br />

”Hans“ Meißner sich oft genug ausgelassen<br />

hat. Die Entscheidung der<br />

<strong>Taxi</strong>kommission <strong>wir</strong>d voraussichtlich<br />

Ende März gefallen sein. Es<br />

gibt derzeit kein in Auftrag<br />

gegebenes Gutachten, das dieser<br />

<strong>Taxi</strong>kommission hilfreich wäre. Da<br />

spart man sich lieber die Kosten und<br />

entscheidet eher nach Laune und<br />

Netzwerkkontakte.<br />

Schlichtweg unfassbar ist die<br />

Situation in Berlin.Dass die Wartezeit<br />

auf dem Taxameter erst nach<br />

geschlagenen 2 Minuten anspringt,<br />

würde die Hamburger, Kölner,<br />

Stuttgarter oder Münchener<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer auf die Barrikaden bringen.<br />

Unabhängig davon ist der<br />

Berliner <strong>Taxi</strong>tarif so niedrig, dass<br />

man sich fragen muss, ob man unter<br />

diesen Bedingungen überhaupt<br />

<strong>noch</strong> Geld verdienen kann. Die zwei<br />

größten Berliner Verbände kommen<br />

nicht auf einen Nenner und die<br />

zuständige Senatorin Junge-Reyer ist<br />

nicht dazu in der Lage ein Konzept<br />

oder einen Kompromissvorschlag zu<br />

erarbeiten.<br />

Hätten in Hamburg nicht<br />

Dummheit und Demagogie das<br />

Ruder übernommen, wären die<br />

Tarife in den letzten 10 Jahren<br />

mehrfach erhöht worden. Durch die<br />

Gewerbepolitik der Herren Christ<br />

(LHT), Dorigoni (IHK), Gieselmann<br />

(Hansa Funktaxi) und Püttmann<br />

(LPVG) hat man von 1994 bis 2001<br />

dauernd große Nullrunden gedreht,<br />

ohne damit einen zusätzlichen<br />

Fahrgast zu gewinnen. Heute dürfen<br />

sich die Opfer dieser Tarifpolitik, die<br />

Hamburger <strong>Taxi</strong>kollegen, zusätzlich<br />

<strong>noch</strong> <strong>durch</strong> eine „Qualitätsdebatte“<br />

verhöhnen lassen. Der Ober-<br />

<strong>Taxi</strong>beamte der »Freien und<br />

Hansestadt Hamburg« Huber – ist<br />

vorgemerkt. Eine Arroganz und<br />

Ignoranz wie es sich ein Staatschef<br />

in Weißrussland <strong>noch</strong> erlauben<br />

kann, darf man sich in der<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbepolitik hierzulande<br />

nicht gefallen lassen. Schon gar nicht<br />

in Hamburg.<br />

„<strong>Nur</strong> ich obergescheiter Obertaxler kann den obergescheiten <strong>Taxi</strong>tarif für die Untergescheiten machen!“<br />

bonedeep<br />

taxiaktuell 03 / 2006


Spitzengespräch in Berlin<br />

it dem Wechsel in die neunziger Jahre, lief aus<br />

vielerlei Gründen, auch im <strong>Taxi</strong>gewerbe nichts<br />

mehr in gewohnten Bahnen. Das PBefG galt bis<br />

zum Ende 1993 nur in West-Berlin und den alten<br />

Bundesländern. Ein Handikap, mit dem gezwungener<br />

Maßen auch vieles im <strong>Taxi</strong>gewerbe, im besonderem in<br />

Berlin, negativ beeinflusst wurde. Das verloren gehende<br />

gewerbliche Management und der zu beobachtende<br />

Wechsel in den Verbandsfunktionärsstatus im<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe verschlechterte die ohnehin schon prekäre<br />

Lage.An Stelle des Dienens wurde das Verdienen am und<br />

im <strong>Taxi</strong>gewerbe gesetzt. Dieser Niveau dezimierende<br />

Verfall zog in seinem Sog die gesamte Branche immer<br />

tiefer ins Abseits. Darüber hinaus dokumentieren im letzten<br />

Jahrzehnt gravierende gewerbepolitische<br />

Versäumnisse den Totalausfall der Führungsqualitäten im<br />

bundesdeutschen <strong>Taxi</strong>gewerbe.<br />

Hierzu nur einige Beispiele: Die umstrittene<br />

Verordnung zur „Mitführung von Kindersitzen“ hätte <strong>durch</strong><br />

intensive Bemühungen, quer <strong>durch</strong> alle Fraktionen des<br />

Bundestages, verhindert <strong>werden</strong> können. Die auf politischer<br />

Ebene eingeleitete Diskussion benötigte diesbezügliche<br />

Stellungnahmen des Gewerbes. Fragen dazu<br />

hätten lauten müssen:Warum <strong>werden</strong> nur <strong>Taxi</strong>s mit den<br />

Kindersitzen konfrontiert? Warum sind Busse und<br />

Bahnen davon ausgeschlossen, obwohl diese weit mehr<br />

Kinder befördern und diese dort wesentlich gefährdeter<br />

sind? Warum wurde es versäumt, diese Fragen zu stellen?<br />

Das Thema müsste <strong>noch</strong>mals auf den Prüfstand, denn<br />

Veränderungen an den Typklassen sind bereits vorprogrammiert.<br />

Hier sollte sich schon aus Gleichheits- und<br />

Kostengründen der TVD stark machen und profilieren.<br />

Die Bundesregierung muss aufgefordert <strong>werden</strong>, gleiches<br />

Recht in Sachen Kindersitze zu schaffen. Diese<br />

Verordnung darf nur dann greifen, wenn sie für <strong>Taxi</strong>s,<br />

Busse und Bahnen gleichermaßen gilt.<br />

Dringend benötigte Nebeneinnahmen <strong>werden</strong> unverständlicherweise<br />

im <strong>Taxi</strong>gewerbe von Typen verhindert,<br />

die weder dazu das Recht haben, <strong>noch</strong> eine Mehrheit im<br />

Gewerbe dafür besitzen. Darüber hinaus ist der über-<br />

03 / 2006 taxiaktuell<br />

D<br />

er TVD-Vorstand Peter Kristan hat es oft nicht<br />

leicht. Gerade wenn es um hohe politische Ziele<br />

geht muss man einen langen Atem und viel<br />

Geduld haben. Aber ein Anfang ist gemacht. Bei der<br />

Berliner Runde (Foto: v.l.n.r. Ministerialdirigent im<br />

Verkehrsministerium Michel Burgmann, der Vorsitzende<br />

des Verkehrsausschusses Dr. Klaus Lippold MdB, Peter<br />

Kristan und Heinz Peter) ging es um die Liberalisierung<br />

des Ordnungsrahmens. Es wurde zwar zunächst nichts<br />

konkretes beschlossen, aber man vertagte sich auf ein<br />

nächstes Arbeitsgepräch.<br />

Kommentar von Heinz Peter<br />

Viele Funktionäre bereichern nur sich selbst<br />

M<br />

wiegende Teil dieser selbst ernannten Sprecher <strong>durch</strong><br />

überzogene Gehälter weit über Niveau vertraglich gut<br />

abgesichert. Die meisten derer sind weder im Besitz<br />

einer Konzession bzw. haben sie ruhend gemeldet,<br />

geschweige fahren selbst. Sie ver- und behindern alles<br />

was Verbesserungen, Erleichterungen oder Nebeneinnahmen<br />

bringen könnte.<br />

Noch immer müssen Konzessionen und P- Scheine mit<br />

unnötigen Kosten und erheblichen Zeitaufwand<br />

erneuert oder verlängert <strong>werden</strong>. Konzessionen anderer,<br />

z.B. Gaststätten usw. brauchen dies nicht. Im Falle von<br />

Unregelmäßigkeiten greift bei Konzessionären aller<br />

Branchen die Behörde automatisch zu! Diese und weitere<br />

Ungerechtigkeiten sowie alte Zöpfe gehörten seit<br />

langem auf den Prüfstand.<br />

Als ob diese überflüssigen Dinge nicht schon genug<br />

wären, kassieren neuerdings die Flughäfen zusätzlich<br />

und grundlos auch wieder in Berlin das Gewerbe ab. <strong>Nur</strong><br />

ein kleiner Verband hatte den Mut, dagegen zu<br />

protestieren. Ein anderer bot sich an, für die<br />

Flughafengesellschaft das Inkasso dafür zu übernehmen!<br />

Verbandsfunktionäre der Bundesrepublik ermunterten<br />

sie diesbezüglich. Man empfahl, dem Muster Münchens<br />

zu folgen, um Einnahmeausfälle wegen fehlender<br />

Leistungen und den damit verbundenen Mitgliederschwund,<br />

aus dem gut dotierten Verkauf der Vignetten<br />

auszugleichen. Die mutige kleine Truppe verhinderte<br />

zwar den gewerblichen Handel mit Vignetten, eine<br />

Verhinderung der Gebührenabzocke gelang, wegen<br />

fehlender Unterstützung der schweigenden Mehrheit,leider<br />

<strong>noch</strong> nicht. Der gleiche Film läuft jetzt in Hamburg<br />

ab. Auch hier fehlt <strong>noch</strong> die bedauernswerte Unterstützung<br />

der Mehrheit des Gewerbes, der Politiker und<br />

des CDU- Bürgermeisters, obwohl er nicht anders ist, als<br />

sein Berliner Kollege von der SPD. Das Abzocken, nach<br />

dem Muster Münchens und anderer Städte streben in<br />

Hamburg allerdings auch Funktionäre einiger<br />

Funkzentralen an. Ob es gelingt, liegt am <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

selbst, wenn es nicht bundesweit, wie Weihnachtsgänse<br />

ausgenommenen <strong>werden</strong> will.<br />

taxiaktuell 03/2006<br />

27


taxiaktuell 03/2006<br />

28<br />

TVD Schleswig-Holstein – Ein Verband setzt sich <strong>durch</strong><br />

SSchon wenige Wochen nach seiner<br />

Gründung hat der TVD<br />

Schleswig-Holstein es geschafft,<br />

zahlreiche Mitglieder für sich zu<br />

gewinnen. Eines seiner Mitglieder ist<br />

die Firma <strong>Taxi</strong> Seiffert aus Bad<br />

Segeberg, welches bereits seit 1929<br />

unternehmerisch tätig ist. Die Firma<br />

Seiffert war 25 Jahre Mitglied im<br />

Der »TVD-Vorstand Schleswig-Holstein« war gut vorbereitet und zeigte sich beim<br />

Neujahrsempfang in Berlin kämpferisch, mit einem <strong>durch</strong>dachten Konzept.<br />

Kieler BZP Verband und ist unter<br />

anderem wegen der hohen Beitragsforderungen<br />

ohne Gegenleistung<br />

ausgetreten. <strong>Taxi</strong> Seiffert hat<br />

sich dazu entschlossen, im TVD<br />

Schleswig-Holstein Mitglied zu <strong>werden</strong><br />

, weil sie sich dort besser vertreten<br />

fühlt und <strong>durch</strong> aktive Mitarbeit<br />

zum Erfolg des Verbandes beitragen<br />

kann.<br />

Mit der Firma Seiffert aus Bad<br />

Segeberg hat der TVD Schleswig-<br />

Holstein ein weiteres Mitglied, welches<br />

die Nase voll hat von dem lahmenden<br />

Vorstand des bisher allein<br />

existierenden <strong>Taxi</strong>verbandes in<br />

Schleswig-Holstein. Obwohl der<br />

Syndikus des Kieler Verbandes eine<br />

Vereinbarung mit den Krankenkassen<br />

hat, dass angeblich nur seine<br />

Mitglieder Patientenfahrten zu den<br />

von ihm ausgehandelten Preisen abrechnen<br />

dürfen, kann er es nicht ver-<br />

hindern, dass immer mehr <strong>Taxi</strong>- und<br />

Mietwagenunternehmer austreten.<br />

Immer lauter <strong>werden</strong> die Stimmen<br />

von <strong>noch</strong> Mitgliedern, dass der<br />

Kieler BZP Verband den Draht zur<br />

Basis verloren hat und die Wirtschaftlichkeit<br />

der Unternehmer<br />

außer Acht lässt.<br />

Durch die angebliche<br />

Vereinbarung zwischen<br />

dem Kieler Verband und<br />

den Krankenkassen sollen<br />

nunmehr also <strong>Taxi</strong>undMietwagenunternehmer<br />

eingeschüchtert <strong>werden</strong><br />

und zur Mitgliedschaft<br />

im <strong>Taxi</strong>- und MietwagenverbandSchleswig-Holstein<br />

geführt <strong>werden</strong>.<br />

Diese angebliche<br />

Vereinbarung wurde vom<br />

Verband aus reinem<br />

Eigennutz geschlossen.<br />

Die schwindende Mitgliederzahl<br />

sollte hier<strong>durch</strong><br />

gestoppt <strong>werden</strong>, um den<br />

hohen Verwaltungsapparat<br />

(Personalkosten von über 55000<br />

Euro im Jahr) weiterhin zu finanzieren.Während<br />

man im Kieler Verband<br />

eine horrende Summe für Personal<br />

ausgibt, <strong>wir</strong>d für Öffentlichkeitsarbeit<br />

gerade mal 300 Euro im Jahr<br />

locker gemacht. Leider haben sich<br />

die Krankenkas-sen vom Kieler<br />

Verband vor den Karren spannen lassen<br />

und sich damit als Mitgliedsfänger<br />

zur Ver-fügung gestellt.<br />

Allen <strong>noch</strong> Mitgliedern des T&M<br />

Verbandes Schleswig-Holstein, die<br />

sich nicht länger von ihrem Verband<br />

zu niedrig Preisen verkaufen lassen<br />

möchten, macht der TVD Schleswig-<br />

Holstein jetzt ein super Angebot:<br />

Alle <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmer,<br />

die aus ihrem jetzigen Verband<br />

austreten möchten und Mitglied im<br />

TVD Schleswig-Holstein <strong>werden</strong><br />

wollen, <strong>werden</strong> von uns bis zum<br />

Jahresende beitragsfrei vertreten, so<br />

die Aussage vom 1. Vorsitzenden<br />

Hans-Werner Süfke. Während der<br />

Beitragssatz im TVD Schleswig-<br />

Holstein für 2 Fahrzeuge gerade mal<br />

72 Euro/Jahr beträgt, so muss man<br />

im T&M Schleswig-Holstein für<br />

1 Fahrzeug 100 Euro/Jahr bezahlen.<br />

Der TVD Schleswig-Holstein verspricht<br />

seinen Mitgliedern, sich für<br />

sie stark zu machen. So kann er<br />

schon jetzt mit Hilfe der IHK nachweisen,dass<br />

der vom T&M Schleswig<br />

Holstein ausgehandelte Patientenfahrtenvertrag<br />

für Unternehmer<br />

nicht auskömmlich ist.Allein im südlichen<br />

Schleswig-Holstein bedeutet<br />

dieser Vertrag Einnahmeverluste von<br />

15 %! Und die außer Achtlassung der<br />

5 -prozentigen Kostensteigerung der<br />

Unternehmer würde ein Minus von<br />

zirka 20% bedeuten. Mit diesem<br />

Nachweis stellt der TVD Schleswig-<br />

Holstein bei den jeweiligen Verkehrsbehörden<br />

den Antrag, den jetzigen,<br />

landesweit abgeschlossenen<br />

Patientenfahrtenvertrag zwischen<br />

den Krankenkassen und dem T&M<br />

Schleswig-Holstein, zu unterbinden.<br />

Aber der wohl entscheidende Erfolg<br />

in Bezug auf die Patientenfahrtenverträge<br />

ist der, dass nun auch die<br />

Krankenkassen eingelenkt haben.<br />

Schon im März trifft sich der<br />

Vorstand des TVD Schleswig-<br />

Holstein mit den verantwortlichen<br />

der Krankenkassen, um über neue<br />

Patientenfahrtenverträge zu verhandeln.<br />

Schon jetzt hat man dem<br />

Vorsitzenden des TVD Schleswig-<br />

Holstein zugesagt, keine Rechnungen<br />

von Unternehmern, welche<br />

nicht Mitglied im T&M Schleswig-<br />

Holstein sind, zu kürzen oder abzuweisen.<br />

Inzwischen hat sich auch das<br />

Ministerium für Wissenschaft,<br />

Wirtschaft und Verkehr für die Arbeit<br />

des TVD Schleswig-Holstein interessiert<br />

und Kontakt zum Vorstand aufgenommen.<br />

Hierbei geht es vorrangig<br />

um die Prüfung der Freistellungsverordnung<br />

in der Berufszugangsverordnung<br />

des Personenbeförderungsgesetzes.<br />

Der TVD Schleswig-<br />

Holstein bietet jedem <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmer<br />

seine Hilfe an<br />

und engagiert sich in ihrem Sinne.<br />

taxiaktuell 03 / 2006


Hamburger Streikfront gegen Abzocke<br />

Am 9. Januar fand morgens der<br />

erste von insgesamt sechs<br />

Warnstreiks statt. Sie waren so<br />

gedacht, dass die Kollegen einfach<br />

leer vom Posten (<strong>Taxi</strong>stand) fahren<br />

und nicht vor einer gewissen Zeit<br />

zurückkehren sollten. Daran haben<br />

sich auch die meisten Kollegen<br />

gehalten.<br />

Vorbild für Deutschland. Die Hamburger Streikfront lässt sich so schnell nichts gefallen<br />

Nennenswerte Verkehrsbehinderungen<br />

ergaben sich erst <strong>durch</strong> die<br />

Absperrungen der Polizei. Diese<br />

ließ bei den ersten Warnstreiks<br />

freie Taxen nicht mehr auf das<br />

Flughafengelände. Logisch, dass<br />

die Kollegen, als sie den Posten<br />

wieder anfahren wollten, sich<br />

dann andere Wege suchten und<br />

es so zu Staus im Umfeld des<br />

Flughafens kam. Einige Kollegen<br />

haben dabei Anzeigen erhalten,<br />

weil sie auf der Ortsumgehung<br />

langsam fuhren oder den An-weisungen<br />

der Polizei nicht umgehend folgten.<br />

Diese sollen sich bei Rechtsanwalt<br />

Andre van de Velde (Beim<br />

Schlump 58, Tel.: 040/35709787)<br />

melden.<br />

Die Streikbereitschaft der Kollegen<br />

war sehr groß. Erst bei der fünften<br />

Aktion am 6. März ließ sie etwas<br />

nach.Die Ursachen dafür waren aber<br />

auch organisatorische Mängel. Um<br />

die Polizei nicht vorzuwarnen, war<br />

vereinbart worden, diese Aktion<br />

nicht anzukündigen. Das hatte zuvor<br />

prima funktioniert. Diesmal funkte<br />

jedoch das Wetter dazwischen. Nach<br />

03 / 2006 taxiaktuell<br />

einer langen Anfahrt zum Flughafen<br />

über die vereisten und verstopften<br />

Straßen, waren nicht mehr alle<br />

Kollegen bereit, wieder leer in die<br />

Stadt zu fahren.<br />

Am 23. Februar fand eine reguläre,<br />

von HTV und LHT angemeldete<br />

Demonstration gegen die Flughafen-<br />

gebühr statt. 300 Taxen fuhren im<br />

Konvoi von der Alten Landstraße (in<br />

Flughafennähe) in der Innenstadt.<br />

Eine Beteiligung von nur 300 der<br />

3600 Hamburger Taxen erscheint auf<br />

den ersten Blick etwas mager.<br />

Bezogen auf die Gruppe der<br />

Flug-hafenfahrer ist das aber<br />

eine recht ordentliche Zahl.<br />

Während der Demonstration<br />

war jedenfalls kaum<br />

eine Taxe am Flughafen zu<br />

sehen. Dass die Kollegen auf<br />

den Funktaxen die Problematik<br />

gebührenpflichtiger<br />

Taxen-stände <strong>noch</strong> nicht<br />

erfasst und sich daher nur<br />

in geringen Maße solidarisiert<br />

ha-ben, ist allerdings<br />

bedauerlich. Vielleicht dämmert<br />

es ja, wenn „ihr“<br />

Posten dran ist.<br />

Vor unserer Aufsichtsbehörde<br />

fand die Abschlusskundgebung<br />

statt, bei der<br />

auch Peter Kristan zu den<br />

HamburgerKollegen sprach.<br />

Wir bedanken uns nicht nur<br />

bei ihm, sondern auch bei<br />

den Kollegen aus Schleswig-Holstein<br />

(Norderstedter gelten hier sonst<br />

eigentlich als lästige Konkurrenz!)<br />

und Niedersachsen, die uns unterstützt<br />

haben.<br />

Trotz zahlreicher Warnstreiks und<br />

einer Taxen-Demonstration <strong>durch</strong><br />

die halbe Stadt hat die Flughafengesellschaft<br />

die Gebühr nun pünktlich<br />

zum 15. März eingeführt. Jetzt sind<br />

die Anwälte am Zug. Wir – das sind<br />

LHT,HTV und nicht zuletzt die nichtorganisierten<br />

Flughafenfahrer -<br />

haben Hamburgs prominentesten<br />

Verwaltungsrechtler, RA Rüdiger<br />

Nebelsieck, mit der Vertretung unsere<br />

Rechte beauftragt. Wenn <strong>wir</strong> im<br />

Eilverfahren etwas Glück haben,sind<br />

die Schranken Ende März wieder<br />

offen.<br />

Zur Finanzierung der Klage wurden<br />

inzwischen 5.000,00 € gespendet.<br />

Auch diese beachtliche Summe<br />

bezeugt, dass die Mehrheit der<br />

betroffenen Kollegen die Gebühr<br />

ablehnt.Da das Verfahren aber schon<br />

in erster Instanz doppelt so viel<br />

kosten kann, sind <strong>wir</strong> dringend auf<br />

weitere Spenden angewiesen.<br />

Martin Berndt<br />

taxiaktuell 03/2006<br />

Martin Berndt vom Hamburger Taxenverband ruft die Kollegen zum Schulterschluss auf<br />

29


taxiaktuell 03/2006<br />

30<br />

Deutschlands größter <strong>Taxi</strong>stand<br />

Der <strong>Taxi</strong>tag in Leipzig ist sicher der spektakuläre Höhepunkt im Jahreskalender vieler <strong>Taxi</strong>unternehmer. Der TVD <strong>wir</strong>d vor Ort<br />

mit einem eigenen Stand vertreten sein und Fragen zu der Zielsetzung seiner offensiven <strong>Taxi</strong>gewerbepolitik beantworten.<br />

D<br />

ie Auto-Erlebnis-Messe (AMI) des Jahres findet<br />

vom 1. – 9. April in Leipzig statt. Der inzwischen<br />

10. <strong>Taxi</strong>tag ist ein fester Bestandteil des<br />

Messeprogramms.Am Dienstag, den 4. April, treffen sich<br />

die Mitstreiter und Widersacher der deutschen<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbepolitik auf dem Leipziger Messegelände.<br />

Eine bessere Gelegenheit sich zu informieren und sich<br />

auch Luft zu machen sucht seines Gleichen.<br />

Gegen Vorlage des Personenbeförderungsscheines<br />

kommt man mit dem ermäßigten Eintrittspreis von<br />

6,50 € (statt 10 €) in die Messehallen. Einmal eingetreten,<br />

schlägt das Herz eines begeisterten <strong>Taxi</strong>fahrers<br />

höher. Über 450 Aussteller, darunter 50 PKW-Marken, zeigen<br />

ihr Bestes. Die Liste der Angebote und<br />

Sonderschauen sprengt jeden Rahmen.<br />

Der Informationsstand des TVD <strong>wir</strong>d sicher, in diesen<br />

schwierigen Zeiten, eine Vielzahl von <strong>Taxi</strong>kollegen aus<br />

allen Teilen der Republik anziehen. Außer einer<br />

Multimedia-Präsentation, <strong>werden</strong> die Kollegen direkt vor<br />

Ort beraten. Problemfälle <strong>werden</strong> zu Lösungen. Und das<br />

sieht man auch nicht alle Tage: Gesprächspartner aus<br />

Politik und Wirtschaft trefft ihr am TVD-Stand.<br />

Der TVD hält keine langen Reden, wie Deutschlands<br />

selbst ernannter »Obertaxler«. Kompetenz und Präsenz –<br />

kontra Inkompetenz und Ignoranz. Der 10. <strong>Taxi</strong>tag in<br />

den Hallen der Messe Leipzig <strong>wir</strong>d garantiert spannend.<br />

www.leipziger-messe.de<br />

Sudoku –<br />

Langeweile am <strong>Taxi</strong>stand war gestern<br />

Die Sudoku-Mania hat auch Deutschland erfasst. Das japanische Rätsel ist das beste Fitnesstraining für die grauen Zellen.<br />

Die Regeln sind ganz einfach. Das Feld unterteilt sich in 9 Zeilen, 9 Spalten und 9 Boxen (3x3 Ziffernfeld). Das ganze<br />

Feld muss mit den Ziffern 1 – 9 ausgefüllt <strong>werden</strong>. Dabei dürfen die Ziffern von 1 – 9 in jeder Zeile, jeder Spalte<br />

und in jeder Box nur einmal vorkommen. Für den Anfang haben <strong>wir</strong> links unten ein leichteres und rechts<br />

unten ein schwierigeres Sudoku abgebildet. Bleistift und Radiergummi sind optimale Partner. Aber, vor lauter Konzentration,<br />

nicht die Fahrgäste vergessen. Viel Spaß beim lösen! Und gute Fahrt!<br />

4 3 8<br />

7 1<br />

9 8 6 7 1 2<br />

3 4 6 5 7<br />

5 9 1 3<br />

2 6 3 4 9<br />

8 3 7 5 9 6<br />

2 5<br />

1 8 4<br />

7 9 2 4<br />

4 8<br />

9 5 3<br />

6 5 1 8 4 9<br />

7<br />

7 3 4 3 2 1<br />

1 4 8<br />

2 5<br />

6 7 9 1<br />

taxiaktuell 03 / 2006


taxiaktuell 03/2006<br />

Ehrenamtlich. Effizient. Erfolgreich. Einzigartig in Deutschland<br />

Die wahre <strong>Taxi</strong>gewerbevertretung

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