Bulletin 01/2011 - Mercedes-Benz 300 SL Club - Mercedes-Benz ...
Bulletin 01/2011 - Mercedes-Benz 300 SL Club - Mercedes-Benz ...
Bulletin 01/2011 - Mercedes-Benz 300 SL Club - Mercedes-Benz ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
44<br />
PLANAI-CLASSIC - IM OFFENEN TOURER<br />
DURCH EIS UND SCHNEE<br />
Insgesamt 49 Starter wagten dieses Jahr die Teilnahme bei<br />
der ersten Rallye des Jahres, der Planai Classic die am 4. und<br />
5. Januar im Gebiet des Ennstals, der Radstädter Tauern und<br />
der Dachsteinregion stattfand. Schon eine Sommerrallye durch<br />
die Berge mit zahlreichen Wertungsprüfungen ist anspruchsvoll,<br />
aber falls man es wagt bei einer Winterrallye mit einem offenen<br />
Vorkriegswagen anzutreten, kann bereits das Erreichen des Ziels<br />
als Herausforderung gelten.<br />
Dieser stellte sich Dr. Ulrich Knapp mit seinem <strong>Mercedes</strong> 630<br />
K von 1927 nun bereits zum 3. Mal und ich war gerne bereit,<br />
ihn als Beifahrer dabei zu unterstützen, erstmals das Ziel zu er-<br />
reichen. Sollte dies gelingen, war uns ein Pokalrang in unserer<br />
Klasse sicher, da sich nur zwei Vorkriegsfahrzeuge die Teil-<br />
nahme zutrauten. 47 teilnehmende Fahrzeuge entstammten den<br />
Baujahren 1954 bis 1972.<br />
Mitstreiter in der Vorkriegsklasse waren das Ehepaar Christian<br />
und Margot Baier aus Perchtoldsdorf, die 2007 die Ennstal-Clas-<br />
sic gewannen. Ihr englischer Lea Francis ist ein Renn-Zweisitzer<br />
von 1927 mit 40 PS und sehr geringem Gewicht.<br />
Unser Wagen aus dem früheren Besitz des Hotels Adlon in Ber-<br />
lin verfügt zwar über 110 PS, aber mit uns auch über ca. 2500 kg<br />
Gewicht, so dass nicht wirklich ein Leistungsvorteil vorhanden<br />
war.<br />
Vollgetankt (zu meiner Überraschung über 150 Liter!) und aus-<br />
gerüstet mit speziell angefertigten Spikesreifen sowie bereits auf-<br />
gezogenen Schneeketten auf den Reserverädern traten wir am<br />
4. Januar um 12.00 Uhr auf der Trabrennbahn in Gröbming<br />
zur ersten Wertungsprüfung an. Es galt, die im Qualifying er-<br />
reichte Rundenzeit in der Prüfung exakt zu wiederholen. Trotz<br />
schneebedeckter Fahrbahn eine auf ebener Strecke eher leichte<br />
Aufgabe.<br />
Um 16.30 Uhr erfolgte der Start zur eigentlichen Rallye über<br />
181 km. Die Strecke beinhaltete 9 Sonderprüfungen mit versteck-<br />
ten Kontrollen für die Durchschnittsgeschwindigkeit mit einem<br />
Schnitt von 40 km/h und 6 Zeitkontrollen in den Durchfahrts-<br />
orten. Die befahrenen Strecken waren dieses Jahr durchweg mit<br />
Eis und Schnee bedeckt.<br />
Da es bereits ab ca. 18 Uhr finstere Nacht war und die Tempera-<br />
turen auf -18 °C fielen, ist das Befahren der Strecke für Mensch<br />
(im offenen Tourer ohne Heizung) und Auto (83 Jahre alt) schon<br />
an sich nicht ganz einfach. Als ganz unmöglich stellte es sich her-<br />
aus, auf steilen Bergstrecken einen 40er Schnitt zu erreichen. Im<br />
2. Gang reichte die Durchzugskraft einfach nicht aus und den<br />
Zusatz-PS bei Kompressoreinsatz war es entweder zu kalt oder<br />
sie sind an sich schon etwas altersschwach. Jedenfalls mussten<br />
wir oft den 1. Gang bemühen und der reicht nun mal nicht bis 40<br />
km/h. Trotz der zu erwartenden Strafpunkte verzichtete Ulrich<br />
(zum Glück) auf den Versuch bei den Bergabpassagen dank der<br />
2,5 t Gewicht die verlorene Zeit wieder gut zu machen.<br />
Trotz einiger verpatzter Sonderprüfungen erreichten wir jedoch<br />
um 21.42 Uhr pünktlich das Ziel in Gröbming.<br />
Am nächsten Tag stand um 13.00 Uhr als finale Prüfung der<br />
Berglauf im Planai-Skigebiet von der Mittel- zur Bergstation<br />
über 6 km Länge auf dem Programm.<br />
Hier hatte Ulrich bei den früheren Versuchen immer Probleme<br />
mit der Kraftstoffversorgung und die Bergstation nicht erreicht.<br />
Eine erweiterte <strong>Benz</strong>inleitung sollte das Problem dieses Jahr<br />
lösen.<br />
Das Nachtanken von 110 Litern vor der Anfahrt zur Mittelsta-<br />
tion zeigte, dass ein <strong>Mercedes</strong> Kompressorfahrzeug im Winter<br />
bei Fahrten im 1. und 2. Gang über ca. 200 km einen ordent-<br />
lichen Durst haben kann!<br />
Der Vorteil der bevorstehenden Bergprüfung bestand grundsätz-<br />
lich darin, dass man sich mit dem ersten Lauf die Zeit für den<br />
Wiederholungslauf selbst vorgeben kann.<br />
Falls der Fahrer allerdings über die diesmal funktionierende<br />
<strong>Benz</strong>inzufuhr so begeistert ist, dass er sich im ersten Lauf nicht<br />
zurückhalten kann, dann wird es im zweiten Lauf auf glattge-<br />
fahrenem Belag wirklich schwer wieder die gleiche Zeit zu er-<br />
reichen….!<br />
Auch diese zusätzlichen Strafpunkte hinderten uns jedoch nicht<br />
daran, für´s diesjährige Durchhalten mit schönen Pokalen für<br />
den 2.Platz in unserer Klasse belohnt zu werden.<br />
Fazit:<br />
Die Rallye war ein tolles Erlebnis und eine schöne Heraus-<br />
forderung, die ich als Beifahrer vor allem dem Wagemut von Dr.<br />
Ulrich Knapp zur Teilnahme mit so einem Fahrzeug verdanke.<br />
Von der Veranstaltung an sich würde ich mir wünschen, dass<br />
man sich nicht am ersten Tag tagsüber auf einer Trabrennbahn<br />
aufhält und bei Nacht über 180 km durch die schönsten Land-<br />
schaften fährt, sondern genau umgekehrt!<br />
Michael Rapp