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In RADtouren, 01/2014 (Auszug) - Norwid

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16TestTest: 15 Reiseräder aus StahlReisen aufEisenFür ihr Reiserad bauen viele auf Stahl.Wie beliebt das oft totgesagte Materialnoch ist, zeigt unser Praxistest.15 Modelle aller Spielarten rolltenan: Vom filigranen Randonneurbis zum MTB ähnlichenExtremreiserad. Mit Kettenschaltung,Rohloff-Nabe oder18-Gang-Pinion-Getriebe. Fürknapp 1.200 Euro bis zu über4.000 Euro.Text: Jan Gathmann/Fotos: Frank Gleitsmann<strong>RADtouren</strong> 1 | 14


Reiseräder 17>„Radreisen“, darauf reimt sich „Eisen“:Surft man durch einschlägige Foren oderfragt erfahrene Fahrrad-Weltreisende, istStahl nach wie vor für viele das bevorzugteMaterial. Dafür werden vornehmlich zweiGründe mit unterschiedlichem Wahrheitsgehaltins Feld geführt. Erstens sei Stahl komfortabler.Soviel sei schon verraten: Im Testgab es richtig komfortable und brettharte Räder,der Werkstoff scheidet als Ursache aus.Zweitens sei Stahl auch fern der Zivilisationmit einfacher Technik reparierbar. „Ja“, meintdazu Kai Bendixen, erfahrener Rahmenbaueraus Freiburg, „man kann unterwegs das Stahlradmit einfachen Mitteln wieder flott machen,sodass man zumindest weiterfahrenkann.“ Dabei sei ein Vorteil von Stahl gegenüberAlu, dass mit Löten und Schweißengleich zwei Verfahren zur Reparatur geeignetseien. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit,auch im hintersten Winkel der Erde noch dienötige Technik zu finden. „Ein Stahlrahmen,der beim Transport verbogen wurde, ist außerdemvor Ort leichter wieder zu richten“,nennt Bendixen einen weiteren Vorteil desMaterials bei Reisen in entlegene Gebiete.Argument gegen StahlEin Argument gegen Stahl lässt sich mit Blickaufs Testfeld zumindest entkräften: Stahlmuss nur bedingt schwerer sein. Gleich dreivoll ausgestattete Reiseräder liegen deutlichunter 15 Kilo und damit auf dem Niveau ähnlichteurer Pendants aus Alu. Gleichwohl gehörendiese Räder nicht zu den fahrstabilstenim Test. Aus Alu lassen sich wegen seiner geringerenDichte leichtere, aber zugleich verwindungssteifereReiseräder bauen. Die müssendann allerdings mit den bekannt großen„Ofenrohren“ aufwarten.Mit den abschreckend großen Rohren, auchals „Coladosen“ verschrien, ist wohl ein weitererwichtiger Grund für die Beliebtheit vonStahl genannt: Fahrräder aus Stahl sehenmeist so aus, wie Generationen von Radfahrernihr Rad kennen- und liebengelernt haben.Die Form weckt Vertrauen. SchlankeRohre vermitteln etwas von der Eleganz undLeichtigkeit, die das Radfahren selbst auch besitzt.Die Beziehung von Stahl und Fahrrad hat etwasvon einer alten Liebe. Die findet in jüngsterZeit, in der Handgemachtes wieder hochim Kurs steht, vermehrt glühende Anhänger.Die Zahl der Objekte der Begierde wächst stetig.Ein Blick auf den Blog stahlrahmen-bikes.de vermittelt einen Eindruck des Spektrums.Auch im Test ist die Bandbreite riesig. Um dieVergleichbarkeit zu erhalten, haben wie dieEmpfehlungen deshalb für Randonneure,Kettenschaltungsräder und (teurere) Getriebeschaltungs-Räderseparat vergeben.Liebhaber feiner Rahmendetails kommen beiStahlrahmen besonders auf ihre Kosten. Nurmit dem Traditionsmaterial sind individuelleLösungen auch für kleinere Hersteller lohnendzu fertigen. Das spiegelt sich im Testfeld.Es beginnt damit, dass bei vier Herstellerngrundsätzlich auch Rahmen auf die Wunschmaßedes Kunden hin gebaut werden: Guylaine,<strong>Norwid</strong>, Hardo Wagner und Patria bietendie ergonomische Fahrgestelloptimierung gegenAufpreis an. Velotraum erzielt mit seinemVermaßungsangebot und vielfältigen Komponentenwie Adaptern zur Größenanpassungebenfalls einen hohen Grad an ergonomischer<strong>In</strong>dividualisierung, aber auf Basis von Standardrahmen.Oft sind es nur sinnvolle „Kleinigkeiten“,die Radler für Stahlrahmenbegeistern. Etwa die traditionelle „Pumpenspitze“,die das leichte Einklemmen einerpraktischen Rahmenpumpe erlaubt (Patria,<strong>Norwid</strong>), der Kettenhalter am Ausfallende,der den Laufradausbau erleichtert (Cinelli,Guylaine) oder die Ersatzspeichen, die alsSchutz vor Kettenschlag auf der Strebe angebrachtsind (Cinelli). Oft ist es aber auch diesichtbare Handwerkskunst, die für Stahlrahmeneinnimmt. Das können die Muffenverbindungenzwischen den Rohren (Patria,<strong>Norwid</strong>) oder sichtbar feine Lötstellen amblanken Metall sein wie bei Hardo Wagner.Prinzipiell langlebiger ist übrigens keine derbeiden Fügetechniken – es kommt auf dieQualität der Verarbeitung an.<strong>In</strong> Kürze13,2 kgwiegt das leichteste Stahlreiseradvon Hardo Wagner7 von 15 Rädernschalten mit Rohloff-Nabe, davon eines mitRennlenker150 kg und mehr Systemgewichtlassen 8 von 15 Rädern zuRohrsätze machen PreiseGroße Preisunterschiede machen die verwendetenRohrsätze aus. Hochwertigere Rohrsätzezeichnen sich durch geringere Wandstärkenaus, die sich zu den Verbindungsstellenhin mehrfach verdicken (Konifzierung), umdort Festigkeit zu bewirken. Im Test sind ColumbusZona und Cromor sowie Reynolds853 vertreten. Ein Vorteil der höherwertigenRohrsätze ist, dass sie häufig in großen Rohrdurchmessernangeboten werden. Vor allemdickere Oberrohre machen die Rahmen dannverwindungssteifer, deutlich zu spüren beiRennstahl. Günstigere Rohrsätze sind wenigeroft konifiziert und haben dickere Wände,was die Rahmen in der Regel schwerer, abernicht weniger haltbar macht. Im Gegenteilsind sie wegen der höheren Wandstärken wenigeranfällig für Beulen. 25CrMo4 ist hierder Klassiker. Einen gering konifiziertenRohrsatz mit großem Rohrdurchmesser setztVelotraum ein, was diesen Rahmen im Fahrtestfühlbar steifer macht, aber eben auchschwerer.Viel Gepäck sicher transportierenJenseits aller Vorlieben muss ein Reiserad einerbesonderen Funktion genüge tun. Die istmit „viel Gepäck, bequem weit und sichertransportieren“ gut umrissen. Die Grundbedingungdafür, die Möglichkeit je einen Gepäckträgervorne und hinten für ausgeglicheneLastverteilung anzubringen, erfüllen alleTesträder. Aber nur bei manchen darf nebendem Gepäck auch der Fahrer schwer sein. Patria,Tout Terrain, Velotraum und Falkenjagderlauben ein Systemgewicht aus Rad, Fahrerund Gepäck von 160 Kilo. <strong>In</strong> der Praxis erlaubtdas auch Radlern mit 100 Kilo Eigengewichtdas Reisen mit viel Gepäck ohne Angst,den Gewährleistungsanspruch zu verlieren. Eszeugt aber auch von hohem Vertrauen in diegewählten Komponenten und Rahmen. Einzulässiges Gesamtgewicht von 125 Kilo wiebei Simpel und Velo de Ville reicht bei 30 KiloFernreisegepäck nur für Radler bis 75 Kilo.Für ein Reiserad unangemessen ist es, keineeigene Angabe zum zulässigen Gewicht zumachen wie Salsa und Guylaibe. So muss dasRad nur die DIN EN 14764 erfüllen, die 100Kilo vorschreibt, was einem 75 Kilo Fahrer inetwa die Mitnahme eine Lenkertasche erlaubenwürde.Bei den Gepäckträgern gilt das gleiche wiebeim Rahmenmaterial: Wer Reisen in entlegeneGebiet plant, wählt Stahl, mithin einen derTubus-Gepäckträger, die bis zu 40 Kilo Lasttragen dürfen (Logo, Cargo). Die im Testfeld<strong>RADtouren</strong> 1 | 14


18TestRohloffCustomebenfalls vertretenen Racktime-Modelle sind eher auf Europareisenzuhause und haben in der Stadt sogar Vorteile. Sielassen sich zwar schwer beladen (bis zu 30 Kilo), stecken Schädendurch den Radtransport aber beispielsweise nicht so gutweg. Achten sollte man auf eine gute Montage: Lange Verbindungsstrebenmachen den Träger tendenziell wackeliger. Distanzstückezwischen Rahmenöse und Träger erhöhen die Gefahrvon Schraubenbruch, vor allem wenn die Schraubendünner als fünf Millimeter sind. Bei den Lowridern gefiel uns <strong>Norwid</strong>: Skagerrak All-Ride Rohloff 4.187,70 Euroder Tubus Ergo am besten. Er schafft 18 Kilo wie die anderen,Rahmen/Radstand 28-Zoll, Columbus Zona/1.080 Reiserädermmmacht aber das Anbringen der Packtaschen am leichtesten.Gabel/Federung Stahl, starr, doppelte Lowrider-ÖsenRahmenhöhen* nach MaßKette oder Getriebe?Welche Schaltung das Stahlreiserad haben soll, ist vor allemGewicht16,4 kg (inkl. Pedale)eine Frage des Geldes. Unter 2.000 Euro wird man nur bei Kettenschaltungfündig. Die 30-Gang-XT setzt hier den MaßstabZul. Gewichte** 150/15/40 kgEntfaltung1,63 – 8,58 m/Pedalumdrehungund ist am Fahrradmanufaktur und <strong>In</strong>tec überraschend günstigzu haben. Auch wer immer ganz geräuschlos Dahinpeda-extern, 16 ZähneSchaltungRohloff Speedhub 14-Gang-Nabenschaltung,lieren will, ist mit Kettenschaltungen gut beraten, solange sieKurbelsatzP.O.G., außenl. Lager, 172,5 mm, 42 Z.so perfekt wie im Neuzustand funktionieren. Viel wenigerWartungsaufwand für perfekte Funktion verlangen dieBremsen/Bremshebel Magura HS33 hydr. Felgenbremse14-Gang-Rohloff-Nabenschaltung und das 18-Gang-Pinion-Naben vo./hi. SON28 delux/Rohloff SpeedhubGetriebe am Patria, dessen Vorteil gegenüber der Nabe vorFelgen/Speichen Mavic , geöst / v. + h. 32 Speichenallem die ganz eng gestuften Gänge sind. Fast noch wichtigerReifenSchwalbe Marathon Dureme, 42-622als der Schön Schaltungstyp und gut: durchgehend ist aber verlegte der Übersetzungsbereich. farbige Im Detail Hier perfekt: starker b+m Vorbau/LenkerLuxos-Scheinwerfermit Lademöglichkeit und nach vornAlu/Alu Große Tragfläche, OS (580 mm) gute Montage: SalsaZüge und Lenker-Anschlag am Cinelli Hobo.sind mit einer kleinsten Entfaltung von über 1,7 Meter pro Pedalumdrehunggleich einige Räder vertreten, auf denen manLichtanlage vo./hi. b+m Cyo RT/b+m Toplight Line Plus, 2x Stand-Sattel/SattelstützeWanderlust-Gepäckträger am Vaya.Brooks Flyer Spezial/Alu, starrreichende Schutzblechstrebe am Patria.licht + Lichtautomatik + Tagfahrlichtmit schwerem Gepäck besser nur Hügel in Angriff nimmt.Gepäckträger vo./hi. Tubus Duo/Tubus LogoKomfortabel passtauglich sind nur das Velotraum, das Velo deStänderPletscher HinterbauständerVille und das Patria ausgelegt, wobei letzteres dank PinionBesonderheiten 2 Paar Flaschenhalter-Ösen, Ergo-Ledergriffe undauch bergab noch Mittreten gestattet.Bar-Ends, Shimano XT Kombi-Klickpedale, PitlockBergab sind mit Gepäck auch besonders sichere Fahreigenschaftengefragt. Hier können das Rennstahl, das Velotraumgesichert, SKS-SchutzblecheGarantieRahmen und Gabel: 10 Jahreund auch das Tout Terrain sich fühlbar von den anderen absetzen.Alle drei ließen sich auch durch schnelle Fahrt undTestbrief:durch Lastwechsel nicht aus der Ruhe bringen. Der Rest derDas <strong>Norwid</strong> Skagerrak baut Rahmenbauer Rudolph Pallesen von Hand auf. BasisRäder fährt sich ebenfalls sicher, lässt aber bei extremen ManövernGepächschlenker auch am Lenker spüren. Die Unter-unseres Testrades ist ein Columbus Zona Rohrsatz. Dass der trotz relativ großerRohrdurchmesser mit Muffen gefügt ist, macht das Rad besonders, zumal auchVerbesserter Klassiker: Magura HS33 R-Hydraulikbremsemit ergonomischem Komposi-ermöglicht die Kombi Rohloff dig und mit für Rennlen-schnelles Reisen gemacht, in leicht sportlicher Sitzhaltung beschleu-Ohne Alternative: Der Gilles die Geometrie Berthoud-Griff nach Kundenwünschen ausgelegt wird. Unser Testrad schien wenschiedezwischen den einzelnen Modellen sind dabei gering,Sänfte für Pisten: aufwendige Vollfederungmit 100 Millimeter Federweg und rahmenintegrierterEdelstahlträger am Tout Terrain.Lediglich te-Hebel das am <strong>Norwid</strong>, <strong>In</strong>tec (und das Velo Salsa de und Ville). das Guylaine zeigten ker, ist aber mit nicht richtig griffig. nigt man zügig und fährt mit wenig Widerstand. <strong>Norwid</strong> empfiehlt den EinsatzLast eine gefühlt geringere Lenkpräzision, die sich mit den filigranerenGabeln erklären ließe.auf gemäßigten Touren, was wir unterstreichen, die Lenkpräzision ist mit der filigranenMuffengabel bei schwerer Beladung gefühlt geringer als beim Gros derTesträder. Höher als bei den meisten anderen Rädern ist der Komfort dank desEin besonderes Augenmerk verdienen die Bremsen. Die bestefedernden Brooks-Sattels und sehr handfreundlicher Ledergriffe. Die Ausstattungentspricht dem Preis, die Verarbeitung ebenso. Eine All-Ride ZertifizierungVerzögerung und größte Sicherheit auch bei Nässe boten dieScheibenbremsen, die aber mindestens über 180 Millimeterzeigt, dass das Rad die strengen Kriterien des VSF für ein langlebiges Produkterfüllt. Fazit: Das <strong>Norwid</strong> gehört zu den besten fünf Reiserädern im Test, mitScheiben vorne verfügen sollten. Mit der Magura MT4 amFokus auf leichteres Gepäck. Der hohe Preis ist das Tribut an die <strong>In</strong>dividualität.Rennstahl und der Shimano LX am Velotraum sind zwei Modellevertreten, deren hohe Kraft sich auch von UnerfahrenenEinsatzbereichOnline Bewertunggut dosieren lässt. Mehr Gefühl bei ähnlicher BremsleistungRadreisenmehr Fahrleistungenverlangt die Shimano XT am Tout Terrain. Auch die mechanische„Avid BB7 Mtn“ am Simpel schlug sich gut. Unkompli-SportAusstattung/Verarbeitung<strong>RADtouren</strong>-Testmethode und dieAlltagKomfort Detaillierte Beschreibung derzierter im Alltag und auf Reisen bei ebenfalls sehr guterGeländePreis/LeistungMöglichkeit Anregungen zu Testkriterienzu geben. Nutzen Sie dieDicke Sicherheitsreserve: Der Unterschied im Normkonform, aber es geht besser: EherBremsleistung Oberrohr-Durchmesser und perfekter bei Velotraum Dosierbarkeit und sind die schmale Magura- Felge mit 17 mm Maulweite SitzpositionundFahrverhaltenkomfortabel ausgewogen sportlich Kommentarfunktion! träge Außerdem: ausgewogen wendigHydraulikbremsen. Hercules ist beim Erstmals Fahren mit konnten Gepäck spürbar. wir dabei die eher neue breiter HS33 Reifen (47 mm) am <strong>In</strong>tec.weitere Details der Testräder inTesturteil: sehr guteiner Galerie.R testen, die mit einem ergonomischen Hebel und geringeren21<strong>RADtouren</strong> 1 | 14Handkräften die Tester überzeugte. DoppelteBrakebooster sind bei allen Magura HS-Bremsen ein echtes Plus. Von den mechanischenFelgenbremsen, die nur an den Randonneurenzu finden waren, hinterließ dieTektro-Cantilever-Bremse noch den bestenEindruck.Mythos StahlkomfortKomfort ist eine der mythischen Eigenschaftenvon Stahl, für die sich im Praxistest keinBeleg fand. Ein Beispiel: Dünnere Rahmen,wie der des Fahrradmanufaktur-Rades, fühltensich mit identischen Sattelstützen, Sättelnund Reifen, die wir austauschten, keineswegskomfortabler an als dickere, wie der des Velotraum.Wenn etwas am Rahmen gefühlt zumKomfort beitrug, dann war es eine weit ausgezogeneSattelstütze. Fühlbar dämpfendempfanden die Tester hier die lange Titanstützeam Rennstahl. Auch ein langer Hinterbauspendet – neben der für große Fahrerwichtigen Fußfreiheit zu den Packtaschen –etwas Komfort. Der Grund: „Vorne im Buswird man weniger durchgerüttelt als auf derRückbank“, um es mit der Fahrradmechanik-Legende Sheldon Brown zu sagen, der übrigensauf sheldonbrown.com/frame-materials.html umfassend zum Thema aufklärt. Damitder Komfort eines langen Hinterbausfühlbar wird, muss dieser aber schon so langsein wie am Patria oder Guylaine. Bei letzteremsitzt das Hinterrad satte fünf Zentimeterweiter hinter dem Tretlager als beim Gros derRäder. Allerdings: Um ein vielfaches höhereKomforteffekte als der Rahmen erzielen dickeReifen, eine Federsattelstütze oder gar eineVollfederung. So wundert es wenig, dass dasSimpel mit dicken Reifen und langem Rad-<strong>RADtouren</strong> 1 | 14


22TestOnlinemehrKleines Stahl-LexikonLöten: Das Verbinden zweier Rahmenrohre durch Auftrageines Metalles, dem Lot. Traditionell in Kombinationmit Muffen angewendet, die die Rohre schon vorherummanteln. Das Lot fließt dann durch Kapillarkräfteleichter in den Spalt zwischen Muffe und Rohr und „verklebt“diese großflächig. Silberlot gilt als vorteilhaft,weil es schon bei niedrigerer Temperatur schmilzt. DerRahmen muss nicht so stark erhitzt werden, was dieRohre schont. Allerdings sind moderne Stähle sehr hitzebeständig.Schweißen: Verbinden von zwei Werkstücken durch sostarkes Erhitzen, dass sich das Material vermischt undbeim Erkalten wieder eine feste Verbindung eingeht.Dass so gefügte Rahmen nicht so haltbar seien wie gelötete,weil die hohe Wärmezufuhr das Materialschwächt, gehört zu den hartnäckigen Vorurteilen.Anlötteil: Können Sockel für die Bremsen, Gewinde fürdie Trinkflaschen und Schutzbleche oder Halter für denDynamo sein. Lassen sich bei Stahlrahmen auch nachträglichhinzufügen (anlöten), allerdings ist der Lackdann hin.Columbus SL, SLX, Reynolds 5<strong>01</strong>, 531: Legendäre, weilerstmals mehrfach aufwendig konifizierte Rohrsätze,aus denen Generationen von Rennrädern gefertigt wurden,die teilweise heute als Fixies ein drittes Leben inden Großstädten führen.Columbus Zona, Reynolds 853: Hochwertige moderneund gebräuchliche Rohrsätze für die Verwendung inReiserädern, Randonneuren und hochwertigen Alltagsrädern.Mehrfach konifiziert und besonders zugfest.25CrMo4, CrMo 4130: Stahltypen mit klangvollen Namen– es handelt sich aber um einfache Rohrsätze mitdicken Wandstärken und geringer Konifizerung, die beiidentischen Rohrdurchmessern wie bei hochwertigenStählen schwerer sind.Unterrohr, kurz hinter der Steuerrohrmuffe: Stelle, ander es (nicht nur) bei Stahlrahmen wahrscheinlicher zuBrüchen kommen kann. Hier ist die Belastung durchBremsen und Stöße besonders hoch und gleichzeitigeine Strukturschwächung durch Löten oder Schweißenbeim Herstellen möglich. Gilt auch für die Kettenstrebenam Ausfallende. Ältere Rahmen ab und an hier kontrollieren.Das Gute an Stahl: Es entsteht meist zunächstein kleiner Riss, der sich oft mit einer Weichheitbei Belastung bemerkbar macht und sich nur langsam(meist über Tage) ausbreitet.Weich gefahren: Ausrede bzw. pseudotechnischer Vorwand,einen neuen Rahmen zu kaufen oder den Preiseines alten zu drücken. Durch Dauerbelastung innerhalbder Grenzwerte ändert sich die Struktur des Stahlrahmensnicht. Wenn sie sich ändert, ist der Rahmendauerhaft deformiert und damit meist kaputt.<strong>In</strong>terview zum Thema Stahlrahmen-Traditionmit Columbus-Eigner Antonio ColomboColumbus Zona: dreifach Konifizierterhochwertiger Rohrsatz.Drei in einem: Muffenverbindungmit Schweißnaht und LötstelleReynolds 853: Vierfach konifiziertund härtet beim Verarbeiten nach.<strong>RADtouren</strong> 1 | 14stand ebenso gute Komfortnoten erhält wiedas Velo de Ville, dessen Federsattelstützesehr gut arbeitet. Auch der gefederte Sattel-Klassiker Brooks Flyer (am <strong>Norwid</strong>) ist einklarer Komfort-Tipp. Unschlagbar ist dieVollfederung des Tout Terrain. Mit 100 MillimeterFederweg vorne wie hinten und dickenReifen bietet es nicht nur weitgehendstoßfreies Dahingleiten, sondern mehr aktiveFahrsicherheit, wenn es auf schlechten Pistenzu Tal geht. Zudem schont die Federung nichtnur den Körper, sondern auch das Material.Komfort gibt es aber auch außerhalb des Sattels:Wenn das Rad wenig Wartungsarbeitmacht, wenn es mit einem standsicheren Hinterbauständeroder Lenkanschlag (Tout Terrain,Cinelli) das Bepacken erleichtert, eineneinfachen Radausbau bei Reifenpannen gestattetoder einfach nur selbsttätig das Lichteinschaltet, wenn es dunkelt. Alle Faktorenfließen in unsere Komfortwertung ein. Dabeifiel uns an diesem Testfeld etwas unangenehmauf: Noch nie kamen so viele Räder ohne Seitenständer(siehe Daten). Liebe Hersteller, wiesoll man ein Reiserad bequem beladen oderparken, wenn es noch nicht einmal ohne Taschensicher steht? Dass man eine standsichereParkstütze auch ohne entsprechende Aufnahmeam Hinterbau gut befestigen kann,zeigt die Fahrradmanufaktur. Überhaupt findensich dort viele Details, die das Leben aufReisen und im Alltag einfacher machen. Seienes die Anti-Diebstahlachsen oder die Marathon-Bereifungmit Pannenschutz-Schicht(auch bei Salsa). Wer sein Rad überwiegendim Alltag nutzt, wird sich im übrigen auchüber einen Kettenschutz wie den geschlossenenHebie Chainglider am Rennstahl freuenoder vorne extraweit herunter reichendeSchutzbleche (nur bei Velotraum) und nichtzuletzt Gepäckträger, in denen das Rücklichtvor mutwilliger Beschädigung geschützt integriertist (i-Valo am Hercules und <strong>In</strong>tec).FazitDas große Testfeld zeigt: Stahl-Reiseräderwerden nach wie vor geschätzt. Räder aus demheute seltener anzutreffenden Werkstoff könnendabei genauso gut und günstig sein wieaus dem Massenmaterial Alu, wenn es um extremereFernreisen geht sogar die geeignetereRahmenbasis. Nach Punkten sind das Rennstahlund das Velotraum die mit Abstand bestenReiseräder. Das Tout Terrain ist nur aufgrundder getesteten Ausstattungsvariantehier etwas abgeschlagen, verdient aber wegendes ebenfalls souveränen Gepäckfahrverhaltensund der Vollfederung einen Tipp für jedeArt von extremer Reise. Wer für wenig Geldein sofort fernreisetaugliches Rad sucht, dassich auch im Alltag gut macht, ist mit demVSF Fahrradmanufaktur TX800 am bestenbedient. Sein Pendant unter den Rohloff-Rädernist das Velo de Ville. Unter den Randonneurensticht besonders Hardo Wagner hervor,der am besten den Dreiklang aus Alltag,Rennrad-Dynamik, Gepäcktransport schafft.Geht es ums reine sportliche Reisen, ist dasCinelli der Kauftipp, dessen Rahmen vorführt,wie ein modern produzierte Stahlrahmenmit Sinn für die Tradition aussehen undfahren kann.OnlinemehrAb Januar beschreibt der Stahlrahmen-Blogger Iwo Randoja regelmäßig aufradtouren-magazin.com interessanteReiseräder aus Stahl.

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