FH D - OPUS
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individuelle betreuung durch<br />
besondere gäste im «gasthaus»<br />
Hochkarätige Architektinnen und Architekten,<br />
die innerhalb öffentlicher Vortragsveranstaltungen<br />
aus ihrer Arbeit und von ihren<br />
Erfahrungen berichten, gewinnt die PBSA<br />
häufig. Jedoch erschöpft sich der Besuch<br />
allzu oft in Referaten, die wenig Spielraum<br />
lassen zum persönlichen Gespräch und Austausch.<br />
Um dem entgegenzuwirken, wurde<br />
im WS 06/07 auf Initiative von Prof. Stefan<br />
Korschildgen ein innovatives Arbeitskonzept<br />
ins Leben gerufen: Besondere Gäste, die<br />
sich in der Hochschule aufhalten, werden gebeten,<br />
etwa zwei Stunden vor ihrem Vortrag<br />
im Foyer an der Georg-Glock-Straße Studierenden<br />
Hilfe und Rat bei der Bearbeitung aktueller<br />
Projekte anzubieten. Um den ungezwungenen<br />
Charakter der Reihe zu verdeutlichen,<br />
wurde eine Biertischgarnitur mit Tafelkreide<br />
beschichtet, auf der die Studierenden<br />
und ArchitektInnen schnelle Skizzen anfertigen<br />
können – ähnlich wie auf Bierdeckeln,<br />
was den Gasthauscharakter weiter<br />
unterstreicht. Nach Angaben des Dozenten<br />
für Innenraumlehre und Gestalten helfe<br />
diese Kurzbetreuung den Studierenden, ihre<br />
Fragen präzise darzustellen und – um im Gastronomiejargon<br />
zu bleiben – prominente<br />
Gäste bezüglich Insidertipps «anzuzapfen».<br />
Vor allem aber soll es ein geselliger Ort sein,<br />
an dem auch die Architektinnen und Architekten<br />
«den Anwesenden spontan helfen<br />
können», erläutert Prof. Korschildgen weiterhin<br />
das Konzept. Bei der ersten Veranstaltung<br />
am 30. Januar waren Anthony Lebossé und<br />
Vincent Baranger von den in Paris ansässigen<br />
5.5 designers zu Gast und standen den Studierenden<br />
mit Rat und Tat zur Seite. mk<br />
«rekonstruktion» – ausstellung<br />
zeitgenössischer architektur an<br />
der pbsa<br />
von michael kirch<br />
Dass Architektur auch immer einen gesellschaftlichen Bezug hat, machten Studierende am Beispiel der<br />
1995 in Kobe errichteten Notkirche in Form einer Kartonröhrenkonstruktion deutlich. Foto: Jörg Reich<br />
Getreu dem Motto «Die einzige Möglichkeit,<br />
herauszufinden, wie etwas funktioniert, besteht<br />
darin, es zu tun», befassten sich rund 50<br />
Studierende unter Leitung von Prof. Gert-<br />
Claus Wagner mit der Untersuchung und Rekonstruktion<br />
herausragender zeitgenössischer<br />
Architekturbeispiele. Ziel des zweisemestrigen<br />
Seminars war es, der oft einseitigen<br />
Tendenz, Entwerfen und Konstruieren<br />
als getrennte Gebiete zu betrachten, entgegenzuwirken<br />
und somit dem breiten interdisziplinären<br />
Ansatz der PBSA in der Tradition<br />
Peter Behrens’ Rechnung zu tragen.<br />
Einen Überblick über die Ergebnisse konnten<br />
sich Interessierte vom 16. bis 29. Januar<br />
2007 in der Ausstellung im Foyer des Erweiterungsbaus<br />
verschaffen. Bearbeitet wurden<br />
verschiedene Werke Le Corbusiers, beispielsweise<br />
sein Ferienhaus Cabanon à Cap<br />
Martin oder die für seine Eltern entworfene<br />
Villa Le Lac, bei der er zum ersten Mal ein<br />
sich über die ganze Front erstreckendes Fensterband<br />
entwarf. Die Bearbeitung des «Experimental<br />
House» von Alvar Aalto machte jedoch<br />
deutlich, dass es «weniger um die<br />
Beschäftigung mit spektakulären Bauwerken<br />
ging, als vielmehr um die Funktionalität einzelner<br />
Materialien und den Schaffensprozess<br />
selbst», erläuterte der Professor für Entwerfen<br />
und Baukonstruktion. Der finnische Architekt<br />
Aalto hatte bei seiner Konstruktion<br />
selbst mit Restbeständen anderer Baustellen,<br />
29<br />
insbesondere Ziegelsteinen, experimentiert.<br />
Ein weiterer Aspekt, dem Prof. Wagner besondere<br />
Bedeutung beimisst, zeigt sich am<br />
Beispiel der von dem japanischen Architekten<br />
Shigeru Ban nach dem Erdbeben in Kobe<br />
1995 errichteten Notkirche in Form einer<br />
Kartonröhrenkonstruktion: «Architektur hat<br />
immer auch gesellschaftlichen Bezug. Dabei<br />
muss sie sensibel auf Veränderungen der Bedingungen<br />
und des Zeitgeists reagieren und<br />
dazu entsprechende Strategien konzipieren»,<br />
gab der Dozent zu bedenken.<br />
Während die Studierenden im ersten Semester<br />
in die wichtigsten Konstruktionselemente<br />
in der Architektur – Dach, Wand, Öffnungen,<br />
Treppe – eingeführt wurden, lag der<br />
Fokus im zweiten Semester auf der ganzheitlichen<br />
Sichtweise des Konstruierens. Zu diesem<br />
Zweck wurden anhand von Modellen,<br />
Zeichnungen, Skizzen und Photographien<br />
verschiedene Solitärbauten bedeutender europäischer<br />
Architekten des 20. Jahrhunderts<br />
zunächst hinsichtlich ihrer Bau- und Raumstruktur,<br />
Materialisierung und konkreter Detailumsetzung<br />
analysiert. Im Anschluss<br />
konnten sich die Studierenden gestalterische,<br />
material- und konstruktionstechnische<br />
Details aussuchen und diese in kleinem Maßstab<br />
mit originalen Materialien rekonstruieren.<br />
Von besonderem Interesse war hierbei die eigenständige<br />
Auseinandersetzung mit den