FH D - OPUS
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Foto: Universität Bremen<br />
Überprüfung der Qualität und zur Revision beiträgt, zu akkreditieren.<br />
Sie würden also nicht mehr das einzelne Programm<br />
akkreditieren, sondern die Prozesse in einem Fachbereich,<br />
die zu diesem Programm hinführen. Und dies ist eine<br />
anspruchsvollere Akkreditierung und aus meiner Sicht der<br />
bessere Weg, weil diese Art von Qualitätsüberprüfung langfristig<br />
viel stabiler ist. Ein Fachbereich müsste dann nicht<br />
mehr 5, 10, 15 Programme alle drei bis fünf Jahre akkreditieren<br />
lassen, sondern er würde als Fachbereich einmal seine<br />
Prozesse, seine Verantwortungsstrukturen überprüfen lassen.<br />
Das Ganze kann man gesellschaftlich nur akzeptieren, wenn<br />
es eine exemplarische Überprüfung einzelner Programme<br />
gibt. Es ist also eine Konzentration auf den Prozess, der eine<br />
Qualität erzeugt und auf die Bewertung ausgewählter Programme.<br />
Nach welchen Kriterien könnte eine prozessorientierte Akkreditierung<br />
ablaufen?<br />
Prof. Müller: Bei der Prozessakkreditierung würde zuerst einmal<br />
gefragt werden, ob die Prozesse in einem Fachbereich so<br />
stabil sind, dass die Ziele der verschiedenen Programme eingehalten<br />
werden können. Ein Programm nimmt sich vor, dass<br />
die Mehrzahl der Absolventen in der industriellen Forschung<br />
und Entwicklung tätig sein kann und zwar dort mit Erfolg.<br />
Jetzt würde eine Akkreditierung prüfen, ob die Form des Curriculums<br />
dazu beiträgt, diese Leistungen zu erreichen. Stabilität<br />
und die wechselseitige Zusicherung von Nachhaltigkeit<br />
sind hierbei die entscheidenden Kriterien. Richtige Prozesse<br />
müssen stabil sein, so dass auch schnell Revisionen vorgenommen<br />
werden können. Das Entscheidende ist die Sicherung<br />
von Stabilität und Kontinuität.<br />
Stabilität, Kontinuität, Nachhaltigkeit sind also Qualitätsmanagementinstrumente?<br />
Prof. Müller: Ich glaube schon, denn jeder Fachbereich hat<br />
hoffentlich anspruchsvolle Ziele in Forschung und Lehre, die<br />
er verfolgen will, und er muss über das Qualitätsmanagement<br />
belegen, ob er alles getan hat, um diese Ziele zu erlangen. Daneben<br />
muss er belegen, wie er mit interner Kritik zum Beispiel<br />
der Studierenden umgeht. Der Anspruch ist sehr viel<br />
höher als früher, da diejenigen, die lehren, und diejenigen, die<br />
lernen im Grunde ein positives Verhältnis zur Qualität<br />
haben. Das heißt, dass die Lehrenden sich wirklich auch für<br />
die verabredeten Ziele verantwortlich fühlen und die Studierenden<br />
auch aufschreien und kritisieren, wenn sie den Eindruck<br />
haben, dass dies nicht der Fall ist. Es gehört also auch<br />
Zivilcourage der Studierenden dazu.<br />
Gibt es an Ihrer Universität bereits erste Erfahrungen in Hinblick<br />
auf die Einführung von Qualitätsmanagement?<br />
Prof. Müller: Wir haben den Fachbereich Kulturwissenschaft<br />
dazu ausgewählt, weil er eine ganz komplizierte Bindestruktur<br />
hat, von der Philosophie bis zum Sport. Die Gemeinschaft<br />
eines Fachbereichs muss sich die Idee des Qualitätsmanagements<br />
selber zu eigen machen. Das heißt, sie muss ein Interesse<br />
daran haben, die selbst gesetzten Ziele zu erreichen und<br />
dafür sowohl im Inneren als auch im Äußeren alles zu tun,<br />
um mögliche Barrieren auf diesem Weg zu überwinden. Dies<br />
ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, aber nicht so anspruchsvoll,<br />
dass man sie nicht schaffen könnte.<br />
Sind diese Vorschläge auf alle Hochschulen übertragbar?<br />
Prof. Müller: An dem Projekt «Prozessakkreditierung» haben<br />
sich ja auch zwei Fachhochschulen und zwei Universitäten<br />
beteiligt. Jede dieser vier Institutionen hat ganz andere fachliche<br />
Profile und auch ganz unterschiedliche Beziehungen von<br />
Zentrale zu Dezentralen. Man kann sagen, dass es unter allen<br />
Bedingungen möglich ist, auch wenn der Aufwand unterschiedlich<br />
hoch ist. Mein Eindruck ist, dass gerade die Fachhochschulen<br />
gut beraten sind, in diesem Bereich Vorreiter zu<br />
sein, weil sie ja von einigen Ausnahmen abgesehen im Unterschied<br />
zu Universitäten nicht über ihre Forschungen brillieren<br />
können, Ausnahmen natürlich ausgenommen, und somit<br />
könnte die Prozessakkreditierung dann zum Aushängeschild<br />
der Fachhochschulen werden.<br />
Vorausgesetzt, es handelt sich um ein dezentrales Qualitätsbewusstsein?<br />
Prof. Müller: Es besteht die Gefahr, dass der Gedanke der Qualitätssicherung<br />
von zentralen Bürokratien, universitätsinternen<br />
oder staatlichen, übernommen und kontrolliert wird. Ich<br />
denke, es muss alles getan werden, damit sich ein dezentrales<br />
Qualitätsbewusstsein einstellt. Weder können wir uns die Bürokratien<br />
erlauben, noch wären sie wirkungsvoll. Wenn man<br />
Qualitätssicherung in der Lehre ernst meint, so muss dieser<br />
Gedanke von denen akzeptiert werden, die in Lehre und Forschung<br />
aktiv sind.<br />
Das Gespräch führte Simone Fischer