IFF Info Zeitschrift des Interdisziplinären... - IFFOnzeit

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11.07.2015 Aufrufe

Sonstige Berichte/ Beiträge5. Vergleichender Rückblick auf die InterviewsIn den Interviews wurden sehr unterschiedliche Frauen interviewt, die sich trotz allemin einigen Punkten sehr ähneln. Im Folgenden sollen einige so genannte „Störfaktoren“in den Interviews identifiziert werden, um durch sie Ähnlichkeiten und Unterschiedein den Erfahrungen, Einstellungen und Bewertungen der Frauen zu erklären.AlterEs gibt zahlreiche Ähnlichkeiten in den Einstellungen von Frau A (64) und Frau C(61), vor allem hinsichtlich geschlechtsspezifischer Strukturen und Werte. Beide scheinennicht sehr davon überzeugt, dass diese Strukturen Frauen diskriminieren. Diesegilt besonders für die geschlechtsspezifische Segmentierung. Es gibt auch viele Ähnlichkeitenin ihren Antworten über die Werte (was als „maskuline“ Werte betrachtet wurde,haben sie als „politische“ Werte definiert) und die Interaktion mit männlichenKollegen. Die drei anderen Befragten gehören der nächsten Generation an (zwischen38 und 57 Jahre alt). Es kann vermutet werden, dass die größeren Erfahrungen vonFrau A und Frau C und die Tatsache, dass beide am Ende ihrer Karriere sind, einenEinfluss auf ihre Einstellungen haben. Es kann z.B. sein, dass sie die jetzigen aktuellenDiskriminierungen gegenüber Frauen als geringer erachten, wenn sie an Diskriminierungenzurückdenken, die sie früher selbst erlebt haben. Möglicherweise nehmen sie denKampf für mehr Geschlechtergleichheit nicht mehr so „persönlich“, da sie am EndeIhrer persönlichen Laufbahn angelangt sind.Interessant ist sicherlich, dass die zwei jüngeren Abgeordneten (Frau B und Frau D)die Wichtigkeit dieses Kampfes am meisten unterstreichen. Diese Frauen sind in derMitte ihrer Karriere und sind sich deswegen sehr bewusst, unter welchen Diskriminierungensie leiden.FamilienstandFrau C ist die einzige Befragte, die die Schwierigkeiten, Familie und Arbeit zu vereinbaren,nicht betont hat. Dabei spielt sicherlich eine Rolle, dass nur Frau C kinderlos ist,während die vier anderen Befragten Kinder haben. Die Erfahrung, Kinder und Arbeitvereinbaren zu müssen, hat Frau C also nicht persönlich erlebt, was ihr mangelndesBewusstsein darüber erklären könnte. Die Wahrnehmung der Diskriminierung istalso auch sehr von persönlichen Erfahrungen abhängig. Dies gilt auch für die Bemerkungenvon Frau B und Frau D über die Zeitorganisation in der Organisation.Politische ZugehörigkeitDie Befragten gehören verschiedenen politischen Parteien an. Die eigene politische„Herkunft“ kann durchaus einen Einfluss auf die jeweiligen Sichtweisen und Antwortenhaben, da die verschiedenen Parteien auch unterschiedliche Werte und Ideale vertreten.Im Allgemeinen orientieren sich linksorientierte Parteien eher an Werten wie Solidarität,Austausch und Zusammenarbeit. Konservative oder liberale Parteien setzendemgegenüber verstärkt auf Werte wie Individualismus und Wettbewerb. Hier kanneine Verbindung zwischen maskulinen und liberalen Werten einerseits und femininenund linksorientierten Werten andererseits gezogen werden. Die sozialistischen Abgeordneten(Frau B, Frau D und Frau E) sind die drei, die am meisten feminine Wertebevorzugt und betont haben: Sie kritisierten auch am deutlichsten maskuline Werte.Hingegen haben Frau C (konservativ) und Frau A (liberal) darauf bestanden, dass diemaskulinen Werte in der Natur der Politik verankert seien und dass sie dem zu Folgeeinfach akzeptiert werden müssten. Sie scheinen viel „lockerer“ der Ansicht gegenüberzu stehen, dass es sich in den politischen Organisationen um ein maskulines Arbeitsmodellhandelt.98

Diese Störungsfaktoren zeigen, dass die verschiedenen Einstellungen bezüglich dergeschlechtsspezifischen Merkmale von Organisationen unter den Befragten nicht nurmit ihrer Nationalität erklärt werden können. Viele andere Faktoren erweisen sich hierals relevant, besonders die persönlichen Erfahrungen jeder Befragten.Relevanz des Faktors NationalitätEs wurde angenommen, dass die Nationalität der Mitglieder von internationalen Organisationeneinen Einfluss auf ihre Einstellungen bezüglich der geschlechtsspezifischenStrukturen und Arbeitsbeziehungen in der Organisation hat oder zumindest habenkann. In den Interviews wurde tatsächlich deutlich, dass Befragte verschiedener Nationalitätenunterschiedlich denken.Die dänische Abgeordnete unterscheidet sich in ihren Einstellungen sehr von anderenBefragten. Dies entspricht unserer Vermutung, dass die skandinavischen Ländereine sehr „weiche“ Form der geschlechtsspezifischen Organisationsstruktur aufweisenund dass Befragte aus diesen Ländern deswegen das Europäische Parlament (undvermutlich viele andere internationale Organisationen) als vergleichsweise stark geschlechtsspezifischstrukturiert wahrnehmen. Außerdem entspricht die Meinung vonFrau A, dass viele Einstellungen und Verhalten in diesem Bereich von den Persönlichkeitenabhängen und nicht notwendigerweise vom Geschlecht, der These von Hofstede,nach der die maskulinen und femininen Werte unter Frauen und Männern in skandinavischenLändern sehr gemischt sind.Unsere „mittlere“ Gruppe enthält die romanischen und südeuropäischen LänderBelgien und Spanien. Hier kann beobachtet werden, dass die Antworten von Frau Bund Frau D sehr ähnlich sind. Sie haben beide eine sehr klare Wahrnehmung dergeschlechtsspezifischen Struktur der Organisationen in ihren Ländern und sie findendie Situation auf der europäischen Ebene im Allgemeinen besser für Frauen. DieEinstellungen von Frau C (Flandern) sind hingegen viel nuancierter und ihre Meinungenliegen manchmal der von Frau A näher. Außer der Erklärung, die wir gerade mitder Hypothese des Generationseffektes und der politischen Zugehörigkeit gelieferthaben, kann auch vermutet werden, dass die Arbeitskultur in Flandern sich eher derniederländischen Arbeitskultur annähert, die als eher „feminin“ eingestuft wird.Unsere letzte Gruppe, nämlich die „maskuline“ (angelsächsische und mitteleuropäischeLänder), ist mit dem Interview von Frau E nicht sehr stark repräsentiert. Indiesem Fall können auch nicht besonders starke Unterschiede zum Beispiel mit Frau Bund Frau D identifiziert werden. Außerdem findet Frau E die Situation auf der europäischenEbene nicht bedeutend besser als in ihrem eigenen Land, was unserer Vermutungwiderspricht.Unsere Annahme, dass die Einstellungen gegenüber geschlechtsspezifischen Strukturenvon den Nationalitäten abhängen, wird dennoch mehrheitlich bestätigt.Ein Gesamtbild der internationalen Organisationen als geschlechtsspezifischeGebildeUnsere ursprüngliche These, dass internationale Organisationen als relativ moderneOrganisationen weniger geschlechtsspezifisch geprägt sind als nationale Organisationen,wird durch diese Untersuchung bestätigt. Im Allgemeinen finden die befragtenAbgeordneten die Situation entweder besser oder gleich auf der europäischen Ebene(mit der Ausnahme von Frau A). Besonders die Strukturen finden die Befragten wenigergeschlechtsspezifisch geprägt; Die Erklärung ist, dass Arbeitsrechte wie Gleichheitmit Männern usw. bereits auf der nationalen Ebene durchgesetzt wurden; Eine andereErklärung ist, dass das Europäische Parlament als relativ neue und zukunftsorientierteOrganisation, sich sehr auf die Expertise seiner MitarbeiterInnen stützt. Die Unter-Frauen im intenationalen KontextInfo 22.Jg./Nr.30/200599

Sonstige Berichte/ Beiträge5. Vergleichender Rückblick auf die InterviewsIn den Interviews wurden sehr unterschiedliche Frauen interviewt, die sich trotz allemin einigen Punkten sehr ähneln. Im Folgenden sollen einige so genannte „Störfaktoren“in den Interviews identifiziert werden, um durch sie Ähnlichkeiten und Unterschiedein den Erfahrungen, Einstellungen und Bewertungen der Frauen zu erklären.AlterEs gibt zahlreiche Ähnlichkeiten in den Einstellungen von Frau A (64) und Frau C(61), vor allem hinsichtlich geschlechtsspezifischer Strukturen und Werte. Beide scheinennicht sehr davon überzeugt, dass diese Strukturen Frauen diskriminieren. Diesegilt besonders für die geschlechtsspezifische Segmentierung. Es gibt auch viele Ähnlichkeitenin ihren Antworten über die Werte (was als „maskuline“ Werte betrachtet wurde,haben sie als „politische“ Werte definiert) und die Interaktion mit männlichenKollegen. Die drei anderen Befragten gehören der nächsten Generation an (zwischen38 und 57 Jahre alt). Es kann vermutet werden, dass die größeren Erfahrungen vonFrau A und Frau C und die Tatsache, dass beide am Ende ihrer Karriere sind, einenEinfluss auf ihre Einstellungen haben. Es kann z.B. sein, dass sie die jetzigen aktuellenDiskriminierungen gegenüber Frauen als geringer erachten, wenn sie an Diskriminierungenzurückdenken, die sie früher selbst erlebt haben. Möglicherweise nehmen sie denKampf für mehr Geschlechtergleichheit nicht mehr so „persönlich“, da sie am EndeIhrer persönlichen Laufbahn angelangt sind.Interessant ist sicherlich, dass die zwei jüngeren Abgeordneten (Frau B und Frau D)die Wichtigkeit dieses Kampfes am meisten unterstreichen. Diese Frauen sind in derMitte ihrer Karriere und sind sich <strong>des</strong>wegen sehr bewusst, unter welchen Diskriminierungensie leiden.FamilienstandFrau C ist die einzige Befragte, die die Schwierigkeiten, Familie und Arbeit zu vereinbaren,nicht betont hat. Dabei spielt sicherlich eine Rolle, dass nur Frau C kinderlos ist,während die vier anderen Befragten Kinder haben. Die Erfahrung, Kinder und Arbeitvereinbaren zu müssen, hat Frau C also nicht persönlich erlebt, was ihr mangeln<strong>des</strong>Bewusstsein darüber erklären könnte. Die Wahrnehmung der Diskriminierung istalso auch sehr von persönlichen Erfahrungen abhängig. Dies gilt auch für die Bemerkungenvon Frau B und Frau D über die Zeitorganisation in der Organisation.Politische ZugehörigkeitDie Befragten gehören verschiedenen politischen Parteien an. Die eigene politische„Herkunft“ kann durchaus einen Einfluss auf die jeweiligen Sichtweisen und Antwortenhaben, da die verschiedenen Parteien auch unterschiedliche Werte und Ideale vertreten.Im Allgemeinen orientieren sich linksorientierte Parteien eher an Werten wie Solidarität,Austausch und Zusammenarbeit. Konservative oder liberale Parteien setzendemgegenüber verstärkt auf Werte wie Individualismus und Wettbewerb. Hier kanneine Verbindung zwischen maskulinen und liberalen Werten einerseits und femininenund linksorientierten Werten andererseits gezogen werden. Die sozialistischen Abgeordneten(Frau B, Frau D und Frau E) sind die drei, die am meisten feminine Wertebevorzugt und betont haben: Sie kritisierten auch am deutlichsten maskuline Werte.Hingegen haben Frau C (konservativ) und Frau A (liberal) darauf bestanden, dass diemaskulinen Werte in der Natur der Politik verankert seien und dass sie dem zu Folgeeinfach akzeptiert werden müssten. Sie scheinen viel „lockerer“ der Ansicht gegenüberzu stehen, dass es sich in den politischen Organisationen um ein maskulines Arbeitsmodellhandelt.98

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