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IFF Info Zeitschrift des Interdisziplinären... - IFFOnzeit

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4.4 Frau D, Belgien (Wallonien)Frau D (49) ist eine europäische Abgeordnete der sozialistischen Partei Europas (SPE).Sie hat Anglistik und Germanistik studiert und begann ihre Karriere als Lehrerin. Danachwar sie unter anderem für Ausbildungsprogramme für Erwachsene zuständig. Sie istWitwe und hat einen 18-jährigen Sohn.Wie Frau B ist sich Frau D der geschlechtsspezifischen Merkmale der Organisationensehr bewusst, sei es von nationalen oder internationalen Organisationen. Jedochunterstreicht sie sehr oft, dass sie die Situation auf der europäischen Ebene viel einfacherfindet als auf der belgischen Ebene. Selektionsprozesse werden viel stärker kontrolliertund die Europäische Union legt viel Wert auf Qualifikationen und Expertise, wasdie Diskriminierung nach Geschlecht stark vermindere. Außerdem ist das Konzept<strong>des</strong> „Gender Mainstreaming“ sehr stark in den Strukturen der europäischen Organisationenverankert, <strong>des</strong>halb gebe es einen sicheren Rahmen für Frauenrechte am Arbeitsplatz.Frauen im intenationalen KontextStrukturenInteressant am Interview mit Frau D ist ihre eigene Erfahrung als Lehrerin für Erwachsene:sie hat während ihrer Tätigkeit viele Verhaltensweisen bemerkt, die den geschlechtsspezifischenStrukturen in Organisationen entsprechen. Das größte Problem für Frauenist ihrer Meinung nach die Unmöglichkeit der Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsarbeit.Die Situation sei für Alleinerziehende noch schwieriger, da sie eine bezahlteArbeit besonders benötigen. Die einzige Lösung für viele dieser Mütter sei die Teilzeitarbeit;sie würden oft gezwungen, eine solche Arbeitsform zu wählen. Frau D betontden Mangel an Bemühungen von Seiten der Institutionen der Europäischen Union,die Situation der Frauen zu verbessern.Interessant ist auch ihre Bemerkung, dass Frauen, auch in Führungspositionen, wenigerVerantwortungen haben (oder bekommen), als Männer. Möglicherweise bestehenselbst in den Organisationen, die Frauen den Zugang zu hohen Positionen scheinbar„erlauben“ und damit den berühmten „Glass Ceiling“ durchbrechen, immer nochverdeckte Formen von Diskriminierung.Frau D hat in ihrem Leben mehrmals Prozesse geschlechtsspezifischer Segmentierungerlebt: in nationalen Organisationen (Gewerkschaften) und im europäischen Parlament(Industrieausschuss). Wie Frau B, und im Gegensatz zu Frau C und Frau A, ist sieder Meinung, dass Frauen immer noch von wichtigen politischen Bereichen wie Wirtschaftund Recht ausgeschlossen werden: „Tout ce qui tourne autour <strong>des</strong> matières économiques,<strong>des</strong> matières commerciales de haut niveau, tout ce qui est le juridique, l’économique et le monétaire, enfintoutes ces choses qui ont l’air très sérieuses et qui ne peuvent pas être confiées, bien entendu, à <strong>des</strong>femmes.“ 8 Für sie ist die Unterrepräsentanz von Frauen in diesen zentralen politischenBereichen nicht etwa aus einem mangelnden Interesse der Frauen heraus zu erklären,sondern beruhe vielmehr auf der Dominanz der Männer und deren Abneigung, diesewichtigen Bereiche Frauen zu überlassen.Symbole – WerteUnter den Werten, die Frau D für Belgien nennt, sind drei in Hofste<strong>des</strong> Modell alsfeminin gekennzeichnet: Solidarität, Austausch und Arbeitssicherheit. Wichtig ist zubemerken, dass Frau D die erste Befragte ist, die überhaupt feminine Werte nennt.Andere Werte, die sie nennt, werden als maskulin klassifiziert: die Zielorientierung,aber auch die Art der Entscheidungsfindung (kurzfristig und stark auf sofortige Effekteorientiert). Dies lässt schließen, dass das Organisationsmodell in Belgien eher gemischtist, was der Annahme von Hofstede entsprechen würde. Jedoch betont Frau D diestarken maskulinen Aspekte <strong>des</strong> Wertesystems in Belgien. Bemerkenswerterweise ist8„Alles, was mit Wirtschaft,Gesetzgebung,Finanzen und Währungenverbunden ist, eigentlich allediese Angelegenheiten, diesehr ernst scheinen und mitdenen Frauen „natürlich“nicht beauftragt werden.“<strong>Info</strong> 22.Jg./Nr.30/200595

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