IFF Info Zeitschrift des Interdisziplinären... - IFFOnzeit

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11.07.2015 Aufrufe

Sonstige Berichte/ Beiträgeden üblichen Vorstellungs- und Sondierungsfragen werden spezifische Fragen überdie Strukturen (Segregation und Segmentierung), die Symbole der Organisation, derInteraktionen mit männlichen Kollegen, der Rolle der Sexualität und über die eigeneAnpassung an die Organisation gestellt.2Ein Teil seiner Untersuchungin unterschiedlichenNiederlassungen von IBMbestand darin, verschiedeneWerte als feminin odermaskulin zu klassifizierenund zu analysieren, welchedieser Werte die ArbeiterInnender IBM-Firmen alswichtigste Werte auswählen(Frage: „Versuchen Sie, dieFaktoren zu nennen, die fürSie bei einer ideellen Arbeitwichtig wären“; Hofstede1997, S. 113. Die Wertebzw. Faktoren, die in dervorgeschlagenen Liste als„maskulin“ gelten, sind:Einkommen (viel zuverdienen), Anerkennung(wenn man gute Arbeitleistet), Beförderung(Möglichkeit, in höherePositionen aufzusteigen),Herausforderung (bei derArbeit gefordert zu werden).Die „femininen“ Faktorensind Vorgesetzter (gutesArbeitsverhältnis mit demdirekten Vorgesetzten),Zusammenarbeit (guteArbeitsverhältnisse mitKollegen), Umgebung (angenehmeUmgebung für sichselbst und die Familie), Sicherheitdes Arbeitsplatzes.LändergruppenAuf der Basis das Modells von Geert Hofstede (1997), der nationale Kultur entlangvon vier polarisierten Dimensionen analysiert (u.a. Maskulinität und Feminität), konntenLändergruppen gebildet werden: Länder, in denen ein maskulines Wertesystemam Arbeitsplatz herrscht, und Länder, die feminine Werte hervorheben. 2 Im Ergebnistrennen sich fast überall sehr klar die Werte von Männern und von Frauen, das heißt,dass in fast allen Ländern die femininen Werte mehrheitlich von Frauen genannt undmaskuline Werte von Männern gewählt werden. Nur in Schweden und Norwegenweisen die Antworten von Frauen und Männern keine klaren Unterschiede auf.Die Analyse von Hofstede enthält Länder aus aller Welt. Für unsere Untersuchungwerden aber lediglich die europäischen Länder berücksichtigt. Die drei gebildetenGruppen sind die folgenden:• „Feminin“: skandinavische Länder wie Schweden, Dänemark und Finnland, aberauch die Niederlande.• „Maskulin/Feminin“: romanische Länder und südeuropäische Länder wie Portugal,Spanien, Frankreich, Belgien und Griechenland.• „Maskulin“: mitteleuropäische Länder und angelsächsische Länder Westdeutschland,Großbritannien, Irland, Italien und Österreich.4. Ergebnisse aus den Interviews4.1 Frau A, DänemarkFrau A (64) ist ein dänisches Mitglied des Europäischen Parlaments und Mitglied desFrauenausschusses. Sie ist auch Mitglied der Liberalen. In Dänemark hat sie als Chemieingenieurinund Politikerin gearbeitet. Sie hat zwei Kinder.Frau A´s Antworten sind im Allgemeinen sehr „typisch“ für eine skandinavischeFrau. Sie erkennt die geschlechtsspezifischen Merkmale der Organisationen kaum undfindet sie sehr schwach. Ihre Meinung ist sehr individualistisch und ihre Ideen gehen inRichtung des Mottos: „Man kann, wenn man will!“.StrukturenObwohl Frau A erkennt, dass die Situation für Frauen im Bereich der Erwerbsarbeitin Dänemark nicht so gut ist wie in anderen skandinavischen Ländern, nimmt Frau Asowohl auf der nationalen als auch auf der europäischen Ebene kaum geschlechtsspezifischeStrukturen wahr. Dies betrifft sowohl die Segmentierung als auch die Segregierung(z.B. „Glass Ceiling“). Das einzige Problem, das von Frau A erwähnt wird, istdie schwierige Vereinbarkeit zwischen Arbeit und Familie: „I would say today, I think theproblem for women, and some men, but women generally, is that today they cannot secure family lifeand working life, and that’s a problem for all families, young families. If the women also want acareer, you have a problem.“ Dieser Aspekt der ungleichen Arbeitsbedingungen zwischenFrauen und Männern scheint auch in skandinavischen Ländern noch nicht gelöst zusein. Was die Segmentierung betrifft, so behauptet Frau A, dass Frauen sich mehrheitlichfür soziale Themen interessieren; deshalb seien sie immer für soziale Bereiche wiedie Familie, die Senioren usw. zuständig. Es kann daraus geschlossen werden, dassFrau A der Ansicht ist, Frauen seien implizit an ihrer eigenen „Diskriminierung“ oder„Beschränkung“ schuld, auch wenn sie dies nicht explizit in diesem Sinne äußert.90

Für Frau A sind geschlechtsspezifische Strukturen von Organisationen, unabhängigdavon, ob es sich um nationale oder europäische Organisation handelt, offensichtlichweder wichtig noch für die alltägliche Arbeit entscheidend.Frauen im intenationalen KontextSymbole – WerteAus dem Interview wird deutlich, dass für Frau A Werte nicht feminin oder maskulinsind, sondern von den jeweiligen Personen abhängen. Über maskuline und feminineWerte sagt sie: „I have seen both, it depends of the person: I have seen extremely competitive types ofwomen, and the opposite for men. It depends totally of the person.“Dies entspricht den Ergebnissen der Analyse Hofstedes, der bemerkt, dass maskulineund feminine Werte in skandinavischen Ländern zwischen Frauen und Männern ehergemischt sind. 3 Frau A lehnt auch die Annahme von Maccoby und Acker ab, der zuFolge in der Organisation, in der sie arbeitet, ein maskulines Modell dominiert. Sie hatauch nicht das Gefühl, dass sie sich irgendwie „anpassen“ muss. Jedoch nennt sie alswichtigsten Wert in der Politik das Vertrauen. Vertrauen, als Wert, der gute Arbeitsverhältnissemit anderen impliziert, kann ohne Zweifel als „femininer“ Wert betrachtetwerden. Außerdem denkt sie, dass Politik erfordert, dass man frei ist, was für eineFrau mit einer Familie kaum möglich sei. Diese zwei Bemerkungen verdeutlichen,dass Frau A die politische Organisation dennoch als ein männerdominiertes Arbeitsmodellbetrachtet, wenn auch unbewusst, und dass sie trotzdem erkennt, dass es fürmanche Frauen besonders schwierig sein kann, sich an die Werte der Organisationanzupassen.3Hofstede (1997) nennt vorallem Schweden undFinnland. Aber dieBemerkungen von Frau Alassen vermuten, dassDänemark sich diesenLändern sehr annähert.InteraktionenAuch in diesem Bereich bleibt Frau A nuanciert. Sie hat zum Beispiel immer lieber mitMännern gearbeitet und Ihr Mann scheint keine Schwierigkeiten zu haben, mit Frauenzu arbeiten. Sie ist sich trotzdem bewusst, dass viele Männer lieber mit anderen Männernarbeiten. Sie ist mit Ackers Verständnis der Rolle der Sexualität in Arbeitsbeziehungeneinverstanden, jedoch nicht in Bezug auf jüngere Generationen. Starke nationale oderkulturelle Unterschiede erkennt sie im Bereich der Interaktion mit ihren KollegInnennicht.Verständnis der Organisation /„Rollenspiele“Frau A betont, dass Frauen auf keinen Fall ihre „weiblichen Eigenschaften“ unterstreichensollten, denn sonst werden sie abqualifiziert und „verlieren“: „I think when womenstress social qualifications and all that, they loose“. Sie denkt, dass das aktuelle männerdominierteModell diese Eigenschaften oder Fähigkeiten ablehnt und widerspricht damit ihrerfrüheren Behauptung, dass ein maskulines Arbeitsmodell nicht existiere. Offensichtlichgibt es dieses Modell nun doch, denn die Frauen müssen sich ihrer Meinung nachbemühen, sich daran anzupassen („die Kommunikationsmittel der Männer benutzen“).Im Interview mit Frau A war besonders interessant zu bemerken, wie die geschlechtsspezifischenStrukturen von Organisation und Gesellschaft – selbst in einem„modernen“ Land wie Dänemark – immer noch prägend sind, auch wenn man sienicht sofort erkennt. Diese Beobachtung scheint die Annahme Ackers zu stärken, derzu Folge die maskuline Struktur einer Organisation oft mit einer geschlechtsneutralenStruktur verwechselt wird.4.2 Frau B, SpanienFrau B ist eine Abgeordnete des Europäischen Parlaments und gehört der sozialistischenPartei Europas an. Sie ist ebenfalls Mitglied des Frauenausschusses im Europäi-Info 22.Jg./Nr.30/200591

Für Frau A sind geschlechtsspezifische Strukturen von Organisationen, unabhängigdavon, ob es sich um nationale oder europäische Organisation handelt, offensichtlichweder wichtig noch für die alltägliche Arbeit entscheidend.Frauen im intenationalen KontextSymbole – WerteAus dem Interview wird deutlich, dass für Frau A Werte nicht feminin oder maskulinsind, sondern von den jeweiligen Personen abhängen. Über maskuline und feminineWerte sagt sie: „I have seen both, it depends of the person: I have seen extremely competitive types ofwomen, and the opposite for men. It depends totally of the person.“Dies entspricht den Ergebnissen der Analyse Hofste<strong>des</strong>, der bemerkt, dass maskulineund feminine Werte in skandinavischen Ländern zwischen Frauen und Männern ehergemischt sind. 3 Frau A lehnt auch die Annahme von Maccoby und Acker ab, der zuFolge in der Organisation, in der sie arbeitet, ein maskulines Modell dominiert. Sie hatauch nicht das Gefühl, dass sie sich irgendwie „anpassen“ muss. Jedoch nennt sie alswichtigsten Wert in der Politik das Vertrauen. Vertrauen, als Wert, der gute Arbeitsverhältnissemit anderen impliziert, kann ohne Zweifel als „femininer“ Wert betrachtetwerden. Außerdem denkt sie, dass Politik erfordert, dass man frei ist, was für eineFrau mit einer Familie kaum möglich sei. Diese zwei Bemerkungen verdeutlichen,dass Frau A die politische Organisation dennoch als ein männerdominiertes Arbeitsmodellbetrachtet, wenn auch unbewusst, und dass sie trotzdem erkennt, dass es fürmanche Frauen besonders schwierig sein kann, sich an die Werte der Organisationanzupassen.3Hofstede (1997) nennt vorallem Schweden undFinnland. Aber dieBemerkungen von Frau Alassen vermuten, dassDänemark sich diesenLändern sehr annähert.InteraktionenAuch in diesem Bereich bleibt Frau A nuanciert. Sie hat zum Beispiel immer lieber mitMännern gearbeitet und Ihr Mann scheint keine Schwierigkeiten zu haben, mit Frauenzu arbeiten. Sie ist sich trotzdem bewusst, dass viele Männer lieber mit anderen Männernarbeiten. Sie ist mit Ackers Verständnis der Rolle der Sexualität in Arbeitsbeziehungeneinverstanden, jedoch nicht in Bezug auf jüngere Generationen. Starke nationale oderkulturelle Unterschiede erkennt sie im Bereich der Interaktion mit ihren KollegInnennicht.Verständnis der Organisation /„Rollenspiele“Frau A betont, dass Frauen auf keinen Fall ihre „weiblichen Eigenschaften“ unterstreichensollten, denn sonst werden sie abqualifiziert und „verlieren“: „I think when womenstress social qualifications and all that, they loose“. Sie denkt, dass das aktuelle männerdominierteModell diese Eigenschaften oder Fähigkeiten ablehnt und widerspricht damit ihrerfrüheren Behauptung, dass ein maskulines Arbeitsmodell nicht existiere. Offensichtlichgibt es dieses Modell nun doch, denn die Frauen müssen sich ihrer Meinung nachbemühen, sich daran anzupassen („die Kommunikationsmittel der Männer benutzen“).Im Interview mit Frau A war besonders interessant zu bemerken, wie die geschlechtsspezifischenStrukturen von Organisation und Gesellschaft – selbst in einem„modernen“ Land wie Dänemark – immer noch prägend sind, auch wenn man sienicht sofort erkennt. Diese Beobachtung scheint die Annahme Ackers zu stärken, derzu Folge die maskuline Struktur einer Organisation oft mit einer geschlechtsneutralenStruktur verwechselt wird.4.2 Frau B, SpanienFrau B ist eine Abgeordnete <strong>des</strong> Europäischen Parlaments und gehört der sozialistischenPartei Europas an. Sie ist ebenfalls Mitglied <strong>des</strong> Frauenausschusses im Europäi-<strong>Info</strong> 22.Jg./Nr.30/200591

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