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IFF Info Zeitschrift des Interdisziplinären... - IFFOnzeit

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sche Produkte keineswegs nur um die sogenannte Frauenfrage oder um die Partizipationvon Frauen an Bildung, Erwerbsarbeit oder Politik kreisten. Vielmehr ging es sichdie Gefahr, die Angst und den Vorwurf an Männer, einseitig zu werden (Kessel 2001,S. 314-317). Auch und gerade in diesem Zeitraum versuchten gebildete Männer, denAnspruch der „Allgemeinheit“ <strong>des</strong> männliches Subjektes durch die Integration weiblicherAnteile in ein dominant gedachtes Männlichkeitskonstrukt aufrechtzuerhalten(vgl. Bublitz 1998; Bublitz 2000). Das vermittelten nicht nur Erinnerungen, sondernes plazierten sich z.B. auch die Teilnehmer der männerbündischen Zirkel nach derJahrhundertwende performativ über die Fähigkeit, Gefühl, Pathos und Intellektualitätgleichermaßen und gleichzeitig zu leben (zu Männerbünden vgl. Reulecke 2001; Widdig1992; Völger/Welck 1990). Dieses Muster hatte allerdings zu diesem Zeitpunkt bereitseine lange Tradition; entscheidend ist, dass es möglicherweise immer schwerer wurde,in der Aufwertung <strong>des</strong> polaren Modells ein solches Männlichkeitsideal einzulösen.Vielleicht verschärfte sich auch <strong>des</strong>halb der Unsicherheitsdiskurs so radikal. Systematischwäre zu überlegen, ob nicht in der Aufwertung von Arbeit diese Lebensdimensionzunehmend all die anderen Elemente eines „Lebenskünstlers“ inkorporierte. So setztesich im Kaiserreich eine nationalisierte Vorstellung von „deutscher“ Arbeit durch,während Oberschichtmänner ihre jeweilige Arbeit häufig in Kampfmetaphern fasstenund in ihrem Ehrgeiz zugleich ihre Leidenschaft bewiesen. So hat Bonnie Smith geradefür den Bereich der Wissenschaften bzw. der Historiographie gezeigt, wie derenmännliche Praktiker Wissenschaft über polarisierte Gendervorstellungen immer wiederals Raum von und für Männer etablierten und sich dann über einen mit Liebes- wiemit Kampfmetaphern aufgeladenen Diskurs als einerseits kampfbereite, andererseitsaber auch emotionale und leidenschaftliche Persönlichkeiten darstellten (Smith 1995).Das Fragen nach anderen Entwürfen von Männlichkeit als dem polaren Konstruktsowie diese diachrone Perspektive, die das Entwerfen von paradoxen, gleichzeitigenund miteinander verzahnten Entwürfen seit dem 18. Jahrhundert einrechnet und nichterst in der Zeit um 1900, bedeutet nicht, das sei ausdrücklich noch einmal gesagt, dassdie grundsätzliche Relationalität von Männlichkeit zu Weiblichkeit keine Rolle mehrspielte. Diese konnte nur erfolgreicher ausgeblendet und die Fiktion der „Unabhängigkeit“von Männlichkeit, die zentral war für die sozio-politische Verortung der Geschlechter,besser aufrechterhalten werden. Deshalb sollen solche Überlegungen ausdrücklichnicht zu einer Reifizierung der Autarkie von Männlichkeitskonstruktionenführen oder den Eindruck erwecken, dass Weiblichkeit immer nur als das „Andere“oder als das immer nur Reagierend-Relationale zu verstehen sei. Im Gegenteil wäreder polare Entwurf auch in Bezug auf Weiblichkeit zu hinterfragen, wobei hier derklassische Ansatz der Frauengeschichte, Frauen überhaupt erst sichtbar zu machen,weiterhin seine Notwendigkeit beweist, wenn er denn auf der Basis <strong>des</strong> seitdem gewonnenentheoretischen Wissens angewandt wird. Denn Frauen trugen nicht nur dazubei, Weiblichkeit und Männlichkeit mit zu konstituieren, indem sie spezifische Formenvon Männlichkeit einforderten oder kritisierten, sondern auch, indem sie völligunterschiedliche und eben auch vom klassisch-polaren Modell von Weiblichkeit abweichendeLebensentwürfe lebten (Kuhn 2000, S. 101-165). Solche Überlegungen schärfenden Blick sowohl für die Präsenz paradoxer, gleichzeitiger Entwürfe als auch fürden dynamischen und widersprüchlichen Charakter der Kategorie Geschlecht, alsofür die variable Interpretation und Bewertung von Verhaltensweisen oder Eigenschaften,je nachdem, ob sie Männlichkeit oder Weiblichkeit zugeschrieben wurden. Gleichzeitigmachen solche Kontroversen sichtbar, dass die Kategorie Geschlecht als einesder zahlreichen Elemente, mit denen Menschen sich eine soziale Ordnung geben, inder Moderne als einer Gesellschaftsform, die konstitutiv auf Inklusion wie auf Exklusionaufbaut, einen anderen Stellenwert hat als andere Kategorien. Denn wenige Aspekte„Wie eine trockene Bohnenhülse“<strong>Info</strong> 22.Jg./Nr.30/200569

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