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IFF Info Zeitschrift des Interdisziplinären... - IFFOnzeit

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Organisationskultur und Geschlecht in den Ingenieurwissenschaften Europas6. Das Tabu der Ungleichbehandlung.Geben Ingenieurinnendurch Verschweigen ihrerDiskriminierung Vorschub oderdekonstruieren sie aktiv Geschlecht?In einigen der untersuchten Länderbesteht nach wie vor eine ungebrocheneVerknüpfung der sozialenKonstruktion von Männlichkeitund Ingenieurwissenschaften. Dennochwerden von den Frauen Marginalisierungin Verbindung mit Isolationsgefühlenselten direkt genannt.Das gilt für befragte Studentinnender Ingenieurwissenschaftenwie auch für Ingenieurinnen in derPraxis. Besonders die befragtenfranzösischen Ingenieurinnen vermeidenes explizit anzusprechen,dass sie aufgrund ihres Geschlechtsbenachteiligt seien und äußern sichgleichzeitig sehr ablehnend gegenüberder erfolgreichen Quotenpolitikihrer Firma. Gleichzeitig erscheintes im Gesprächsverlauf derInterviews offensichtlich, dass Ingenieurinnenin unterschiedlichenFormen diskriminiert werden, z.B.indem sie weniger Zugang zu <strong>Info</strong>rmationenund Karrieremöglichkeitenhaben. Nützt ihre quasi Tabuisierungder Ungleichbehandlungsymbolisch gesehen dem Abbauvon Geschlechterdifferenzen oderlegitimiert sie die Nichtbewusstmachungvon gesellschaftstrukturellenBarrieren? Mit Bourdieu könnteman annehmen, dass die Ingenieurinnendemonstrieren, dass ihrenKörpern Männlichkeit als Habituseingeschrieben ist, was dazu führt,dass sie als Frauen die „Geschlechterherrschaftvom Standpunkt derHerrschenden interpretieren“ unddamit „über die Komplizenschaftihres sozialisierten Körpers an ihremeigenen Beherrschtsein mitwirken“(Bourdieu 1996, S. 199, nachWedgwood/Connell 2004, S. 114).Letztlich geht es um die Frage, obauf der symbolischen oder sozialstrukturellenBasis Veränderung dermännlichen Organisationskultur inden Ingenieurwissenschaften erreichtwerden kann.Das neue von der EU-Kommissiongeförderte Projekt PROME-TEA (Start Oktober 2005) mit seinemSchwerpunkt auf Forschungund Karriere von Ingenieurinnenkönnte diesen Fragen weiter nachgehen.Anmerkungen1PartnerInnen sind Felizitas Sagebiel(Bergische Universität Wuppertal),Christine Waechter (<strong>IFF</strong>/IFZ Graz,Österreich), Maureen Cooper (Universityof Stirling, Großbritannien), AndréBeraud and Jean Soubrier (INSA, Lyon,Frankreich), Anne-Sophie Genin (EN-SAM, Paris, Frankreich), Päivi Siltanen(Witec, Finnland), Dora Kokla (EDEM,Athens, Griechenland), Oto Hudec(Technische Universität Kosice, Slowakei),koordiniert durch Yvonne Pourrat(CDEFI, Paris, Frankreich). WomEng(website: www.womeng.net), Dauer:2002 bis 2005, Finanzvolumen: ca. 1Million Euro, wovon auf Deutschlandca. 175.000 € entfallen) gliedert sich indie zwei Projektphasen Studium undBeruf in den Ingenieurwissenschaftenund kombiniert methodisch einenquantitativen mit einem komplexenqualitativen Ansatz. Die Projektinhaltesind aufgeteilt in sog. Work packages(wp).2Ich danke an dieser Stelle für hilfreicheAnmerkungen von Jennifer Dahmen(Diplom-Sozialwissenschaftlerin).Shirin Reinhard und Monika Schmidtke(Cand. Soz.-Wiss.) halfen bei der redaktionellenDurchsicht der Literatur.3Das EU-Projekt INDECS, Abkürzungfür „Interdisciplinary Degree Coursesin Engineering, <strong>Info</strong>rmation, Technology,Natural and Socio-EconomicSciences in a Changing Society“ wurdevon August 2001 bis 31. Juli 2002 imRahmen <strong>des</strong> 5. Rahmenprogramms derEuropäischen Kommission als sog.Begleitmaßnahme durchgeführt.Acht europäische Länder waren amProjekt beteiligt: Deutschland, Frankreich,Finnland, Griechenland, Großbritannien,Österreich, Schweiz, Slowakei.Der Abschlussbericht findet sichunter www.INDECS.uni-wuppertal.de.Bei INDECS lag der Untersuchungsschwerpunktvor allem auf dem Einfluss<strong>des</strong> Faktors „Interdisziplinarität“auf die Frauenquote in den technischenFächern beim Eintritt in das Studium,dem Verbleib und dem Erfolg. Dazuwurde auch die Akzeptanz bei RepräsentantInnender Studiengänge und Arbeitgebererfragt. Innovative Lehrmethodenund monoedukative Studienelementewaren ein weiterer Fokus.4Mitarbeiterinnen waren Jennifer Dahmenals Sozialwissenschaftlerin und dieIngenieurin Dr. Gabriele Hoeborn, dieals Subcontractor beteiligt war. Mitgearbeitethaben auch die StudentInnen derSozialwissenschaften Tim Ebel, ShirinReinhard und Monika Schmidtke.5Eine eingehende Auseinandersetzungmit den Problemen interkultureller Forschungskooperationwurde an andererStelle am Beispiel der ersten Projektphasevon WomEng vorgenommen(vgl. Sagebiel 2005a).7Das Schema wurde zunächst für denProjektantrag von WomEng 2001 entwickeltund bezieht sich auf die beidenProjektphasen Studium und Beruf inden Ingenieurwissenschaften. Es wirdhier leicht überarbeitet wiedergegeben.LiteraturBilden, Helga: GeschlechtsspezifischeSozialisation, in: Hurrelmann, Klaus/Ulich, Dieter (Hgg.): Neues Handbuchder Sozialisationsforschung,Weinheim, Basel 1991, S. 279-301Connell, Robert W.: Der gemachteMann: Konstruktion und Krise vonMännlichkeiten, Opladen 1999.Cockburn, Cynthia: Die Herrschaftsmaschine.Geschlechterverhältnisseund technisches Know-how, Berlin<strong>Info</strong> 22.Jg./Nr.30/200559

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