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IFF Info Zeitschrift des Interdisziplinären... - IFFOnzeit

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Organisationskultur und Geschlecht in den Ingenieurwissenschaften EuropasFrankreich die Priorität von worklife-balancean und den begrenztenZugang von Ingenieurinnen zuMännernetzwerken, zugeschriebeneGeschlechterdifferenzen im Berufwerden als zusätzlich karrierehinderlicheingeschätzt.Viele der befragten Ingenieurinnensind gegenüber speziellen Frauen-Fördermaßnahmenskeptisch.Werbung speziell für Ingenieurinnengibt es nur in Finnland. Gleichberechtigungsprogrammein denuntersuchten deutschen, französischenund griechischen Firmen werdenvon den Frauen unterschiedlichstark akzeptiert. Förderprogrammegab es in den in die Untersuchungeinbezogenen Firmen aus Großbritannien,Österreich und Finnlandnicht.4.9.2 Zur Reflexion der ErgebnisseWird die geringe Anzahl von Studentinnenin den Ingenieurwissenschaftenzum Teil mit der immernoch vorhandenen weiblichen Sozialisationund Peergroup Einflüssenerklärt, so ist ein Teil <strong>des</strong> geringenAnteils von Ingenieurinnen, dieKarriere machen, in ihrem partiellenRückzug auf die weibliche Domäneder Kindererziehung unterVerzicht auf Geld und Macht zu erklären.„Good practice“ Unternehmenhaben gezeigt, dass es möglich ist,formelle Organisationskulturenfrauenfreundlich zu gestalten, z.B.durch die Konzeption ihrer Homepages,die Einführung oder das Vorhandenseinvon Diversity Konzeptenoder GendermainstreamingProgramme sowie die Durchführungzahlreicher Einzelmaßnahmen.Eine nach wie vor nicht einnehmbarerscheinende Männerbastion,die aber von zentraler Bedeutungfür die Karriere ist, sind die Männernetzwerke,in denen wichtige <strong>Info</strong>rmationenund Entscheidungenausgetauscht werden.Dennoch gibt es sie, die Ingenieurinnenin Managementpositionen,die aufgestiegen sind, Karrieregemacht haben und das sogar nochmit Kindern und Familie vereinbaren.Aber sie sind als Modelle fürandere Ingenieurinnen nicht sichtbar,unter anderem <strong>des</strong>halb, weil Ingenieurinnenaufgrund ihrer geringenZahl nur selten die Gelegenheithaben, mit anderen Ingenieurinnenzusammen zu arbeiten. Der Führungsstilvon Ingenieurinnen imManagement scheint sich deutlichvon dem der Männer in vergleichbarenPositionen zu unterscheiden.Mit seiner Personen- und Teamorientierungentspricht er modernenFührungskonzepten. Aber ihn <strong>des</strong>halbals „weiblich“ zu konnotieren,kann in eine Falle führen, die sichimmer auftut, wenn mit Dichotomienargumentiert wird, die außerdemim Zusammenhang mit Technikund Geschlecht traditionell mitder Abwertung <strong>des</strong> weiblichen Polsverbunden sind.5. Theoretische Reflexionen zuGender und Ingenieurwissenschaften/Technik–Barrieren für Ingenieurinnenund GeschlechtertheorienDie soziale Konstruktion von Geschlechtbestimmt Weiblichkeit undMännlichkeit in einer Gesellschaft.Der sog. weibliche Sozialisationsprozess6 gilt als eine traditionelleBarriere für Frauen auf dem Wegzur Technik. In Kindheit und Jugendherrschen teilweise immernoch einseitige Geschlechterstereotype(Eckes 2004) vor. Danachspielen Mädchen nicht mit Spielzeug,das eine Nähe zu Maschinenund Werkzeugen aufweist. Späterdürfen sie nicht zeigen, dass sie Mathematik,Technik und Naturwissenschaftenmögen, weil diese Fächereine männliche Domäne sind.Nur sehr interessierte und kompetenteMädchen zeigen nachhaltigesInteresse an den für ein Technikstudiumgrundlegenden Fächern. Diemeisten Mädchen aber übernehmendas traditionelle weibliche Image,das durch den Gegensatz zummännlichen konstruiert ist. Die Stereotypenvon der männlichen Technikkompetenzund der weiblichenDistanz zur Technik werden reproduziert.Im nächsten Schritt wirdder Glaube an die mangelnde Kompetenzin das Selbstbild hinein genommenund somit zu einem Teilder weiblichen Identität. Die Konstruktionder Geschlechterdifferenzensetzt sich fort: „Males are portrayedas fascinated with the machineitself, ‘being‘ hard masters’….Females are <strong>des</strong>cribed as only interestedin computers as tools…“(Wajcman 1996, S. 156).Die soziale Konstruktion der Ingenieurwissenschaftenals männlichist begründet zusätzlich die geringeAnzahl von Studentinnen einerseitsund den Marginalisierungsprozessvon Frauen in der Technik andererseits.Durch die Polarisierung vonweiblich und männlich und dieKonstruktion von Ingenieurwissenschaftenals männlich wird die Verbindungzwischen hegemonialerMännlichkeit und Technik hergestellt.In der industrialisierten Welt,in der wissenschaftliche und technischeRationalität hoch bewertet werden,spielen die Assoziationen, dassFrauen emotionaler, weniger analytischund schwächer als Männer seien,eine große Rolle bei der ideologischenKonstruktion von Frauen alsminderwertig (Wajcman 1996, S.145).Das männliche Image ist, wie dieErgebnisse von WomEng gezeigthaben, noch nicht aufgelöst. „Incontemporary Western society, he-<strong>Info</strong> 22.Jg./Nr.30/200557

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