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IFF Info Zeitschrift des Interdisziplinären... - IFFOnzeit

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Organisationskultur und Geschlecht in den Ingenieurwissenschaften Europaseinbarkeit von Arbeit und Familiehabe: „Ich habe bereits 4 Jahre alteZwillinge und werde jetzt wieder inMutterschaftsurlaub gehen. Ich habeimmer den normalen Mutterschaftsurlaubwahrgenommen undbin auch zuhause geblieben, wenndie Kinder krank waren. Die Kinderversorgungin Finnland ist gutund das Unternehmen muss sichnicht darum kümmern. Wegen derKinder mache ich wenige Überstunden.Wenn sie krank sind, erledigteich die wichtigste Arbeit zuhauseund dies hat ebenso viel Zeit in Anspruchgenommen als wenn ichnach einer anderen Betreuungspersonhätte suchen müssen.“Auf jeden Fall verlassen die befragtenIngenieurinnen in Deutschland,Österreich, Slowakei, Frankreichund Finnland ihren Job in derRegel nicht, wenn sie Kinder bekommen.Die nationalen Rahmenbedingungenfür diese Praxis jedochdifferieren. In Frankreich gibt es einendrastischen Unterschied zwischendem „good practice“ Unternehmenund dem zweiten Unternehmen.Während das erstere imRahmen von Diversity nach Lösungenzur Unterstützung von Mütternsucht, sieht das andere UnternehmenSchwangerschaft und Mutterschaftals lästiges Problem an. UnternehmensinterneKinderbetreuungwird nicht überall angeboten;das muss nach Ansicht der Befragtenverbessert werden, um besondersvon jungen Ingenieurinnen dieBelastung zu nehmen, einen Karrierebruchoder Probleme als Elternbefürchten zu müssen.4.7 Ingenieurinnen undKarriereIngenieurinnen haben ihre eigenenKarrierevorstellungen und definierensie über Arbeitsinhalte, einschließlichhorizontaler Karriereschritte,bei denen sie ihren Arbeitsbereichund Horizont erweitern.Das scheint ihnen wichtiger als dervertikale Aufstieg. Wichtiges Kriteriumfür die Frauen ist ein interessanterJob. Die deutschen und österreichischenIngenieurinnen aus denFokusgruppen gehen davon aus,dass „Karriere einen bestimmtenPreis kostet“. Eine Teilnehmerinmeinte: „Eine Karriere kannst dunur haben, wenn du dich selbst vollkommenaufgibst. Es sind diejenigen,die sich darauf vorbereitet haben,kein privates Leben zu haben,keine Hobbys, nichts als nur die Firmavom frühen Morgen bis zumAbend! Das sind diejenigen, diewirklich eine Karriere machen.Wenn jemand sich gleichzeitig demFamilienleben widmet, wird das Arbeitsengagementnicht mehr unbegrenztsein.“Für die Frauen ist es wichtiger,einen angenehmen, interessantenJob zu haben und die Balance zwischenBeruf und Privatleben nichtzu verlieren als Karriere zu machen.Das wurde auch kürzlich in einemArtikel der FAZ wieder für deutscheberufstätige Frauen bestätigt und alsGrund für ihren geringen Anteil imManagement angesehen (vgl. Richter5.9.2005, S. B7). Die entsprechendenErwartungen der Gesellschaftan die Frauen sind zweifach,eine gute Mutter zu sein und einenguten Job zu haben, während vonMännern diese Doppelbelastungnicht erwartet wird.Über die Planbarkeit der Karrieregibt es in einzelnen Ländern unterschiedlicheAnsichten. Währendfür Ingenieurinnen, die in Großbritannienund Finnland befragtwurden, Karriere wichtig ist und geplantwird, meinen die interviewtenÖsterreicherinnen und Griechinnen,dass sich der nächste Karriereschritt„zufällig ereignet“ habe. Diebefragten slowakischen Ingenieurinnenzeigen kein besonderes Interessean Leitungspositionen.Die Managerinnen nennen danachbefragt historisch-gesellschaftlicheund unternehmensinterneGründe für den mangelnden Aufstieg.Geschlechterstereotype, traditionelleVorstellungen über die gesellschaftlicheArbeitsteilung undtraditionelle Rollenvorstellungen gehörenzu den ersten Statements.Überlange Arbeitsstunden, gutfunktionierende Männernetze undbegrenzter Zugang der Frauen zudiesen werden als Barrieren für denAufstieg von Ingenieurinnen in denUnternehmen genannt.Eine interviewte französischeManagerin hat dafür ihre eigene Erklärung:„Warum es so wenige Topmanagerinnengibt? Nun wollen siedas wirklich wissen? Es erfordert soviele Opfer auf der persönlichenund familiären Ebene, wozu dasTopmanagement dazu zwingt ihrLeben als Arbeit zu verbringen. Ichglaube Frauen sind nicht bereit dazudiesen Preis zu bezahlen.“ Eine Entscheidungfür die Karriere werde einunausgeglichenes Arbeits- und Privatlebennach sich ziehen, was Frauennicht wollen. Eine deutsche Ingenieurinformuliert das ähnlich: „Esist nicht wünschenswert für Frauen,weil das weibliche Lebenskonzeptden menschlichen Beziehungeneinen hohen Stellenwert einräumtund nicht mit Managementpositionenzusammenpasst. Deshalbkönnen Frauen sich nicht mitFührungspositionen identifizieren.Es brauchte große Anstrengungen,einen weiblichen Arbeitszusammenhangzu schaffen.“4.8 Zur Bedeutung von Männer-und FrauennetzwerkenDie befragten Ingenieurinnen sindsich der immer noch gut funktionierenden„old boys’ networks“ in allenPartnerländern bewusst und unterschätzenauch deren Bedeutung<strong>Info</strong> 22.Jg./Nr.30/200555

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