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IFF Info Zeitschrift des Interdisziplinären... - IFFOnzeit

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Organisationskultur und Geschlecht in den Ingenieurwissenschaften Europasfragten Frauen sind sich darin einig,dass sie ihre Kompetenz ständig beweisenund viel arbeiten müssen sowiegenau wissen müssen, was siewollen, um ernst genommen zuwerden. „Ich musste kämpfen, umdas Unternehmen zu überzeugen,dass ich als Frau es schaffen könnte!“sagt beispielsweise eine interviewtefranzösische Ingenieurin, dieihren Beruf verlassen/gewechselthat.Die befragten Frauen stimmendarin überein, dass es nicht leichtist, sich als Frau zu behaupten undakzeptiert zu werden. „Es ist eineMännerwelt und Frauen haben daszu akzeptieren“, so eine österreichischeIngenieurin. Viele der in derFokusgruppe befragten österreichischenFrauen meinen, dass Männermit einer konservativen Weltsichtmit kompetenten selbstsicherenFrauen nicht umgehen können. VieleMänner sind sich ihrer altmodischenGeschlechterstereotype nichtbewusst. Sie wollen fortschrittlichdenken und sich zeitgemäß verhalten,aber in ihrem Macho-Verhaltenzeigt sich ihre traditionelle Erziehung.Einige der Frauen in einem slowakischenUnternehmen sprechenoffen über ihre Probleme, die sichvon den Problemen der Männerdeutlich unterscheiden. Ihrer Meinungnach liegt eine Erklärung inden traditionell unterschiedlichenPositionen in der Familie und Gesellschaft.Auch wird generell mitProblemen oder Versagen vonFrauen und Männern unterschiedlichumgegangen: macht eine Frauetwas falsch, ist die Reaktion: „Naja, sie ist nur eine Frau, was konntenwir von ihr sonst erwarten“. Verursachtdagegen ein Mann ein Problem,ist die Reaktion: „Das hättejedem passieren können.“Einige der griechischen InterviewpartnerInnenbetonen, dass diemaskuline Atmosphäre in den IngenieurwissenschaftenFrauen voneiner Karriere in diesem Gebiet abschreckt.Und in Frankreich undDeutschland benennen einige derbefragten Ingenieurinnen, die dominanteMännlichkeit in den Unternehmenund ihre Minderheitensituationals Frau als Hauptgründe fürihren Entschluss, aus ihrem Berufauszuscheiden.4.3 Copingstrategien in einerMännerdomäneDie meisten der befragten Managerinnenmeinen, es würde von ihnennicht erwartet, besonders „tough“zu sein, aber alle zeigen ein großesSelbstbewusstsein. Dennoch meinensie, dass Männer in vergleichbarenPositionen normalerweise erheblichgrößere Selbstsicherheit demonstrieren.Eine der befragtenösterreichische Ingenieurin drücktdies sehr treffend folgendermaßenaus: „Männer haben eine gigantischeSelbstsicherheit. Sie redenselbst, wenn sie nichts wissen. Frauenmachen den Mund nur auf, wennsie wirklich etwas zu sagen haben.Das ist ein Punkt, wo wir nicht zusammenpassen.“Auf dumme und sexistische Witzereagieren die befragten österreichischenIngenieurinnen, wie sie ineiner Fokusgruppe versichern, ambesten in einer Art, mit der sie sichdie Männer nicht zu Feinden machen.Frauen benötigen im Umgangmit Männern Sensitivität und Vorsicht,die Männer offenbar nicht zubenötigen scheinen, wenn sie mitFrauen reden. Eine jüngere deutscheIngenieurin aus dem Managementder „good practise“ Firmaschlägt mit gleichen Waffen zurückund übertrumpft die Männer noch,wie sie meint. Finnische und französischeIngenieurinnen erzählen, dasssie versuchen wie die Männer zu arbeiten;die österreichischen Frauenaus der Fokusgruppe meinen dagegen,es sei nicht notwendig, es denMännern gleich zu tun. Eine von ihnenmeint: „Du solltest eine Fraubleiben. Das ist in Ordnung. Aberwenn du übersensibel bist, dann gibtes Probleme.“Auffallend ist, dass trotz Allemkeine der Ingenieurinnen von Problemenbei der Arbeit spricht, obgleichsich alle der Geschlechterunterschiede,der Männlichkeitskulturund ihrer Minoritätssituation bewusstsind.4.4 Männliche „Überstundenkultur“Überstunden gegenüber Teilzeitsind zentrale Elemente der männlichenim Vergleich zur weiblichenOrganisationskultur. Die meistenManagerinnen praktizieren ihr eigenesFührungskonzept mit dem Fokusauf eine gute Arbeitsatmosphäreund es ist ihnen bewusst, dass dieReduzierung von Überstunden aufdringende und notwendige Fällesehr wichtig ist.Was Arbeitszeiten und Überstundenangeht, bestehen offensichtlichgroße kulturelle Unterschiede in Europa.In Deutschland, Frankreich,Slowakei, Österreich und Großbritannienist es ziemlich normal,Überstunden zu leisten und eine„Immerverfügbarkeit“ zu zeigen;Diese Arbeitszeitenkultur ist männlichdominiert. In Finnland ist esganz anders, Überstunden und„Arbeitssüchtige“ sind sozial unerwünscht.Trotzdem scheinen die Überstundenkein großes Problem fürIngenieurinnen zu sein, ausgenommenfür die befragten österreichischenFrauen. Hier führt in einemUnternehmen die Überstundenkulturund Nachtarbeit zu der seltsamenTradition, wie eine Teilnehmerinaus der österreichischen Fokusgruppeübereinstimmend mit ihren<strong>Info</strong> 22.Jg./Nr.30/200553

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