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IFF Info Zeitschrift des Interdisziplinären... - IFFOnzeit

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Männerbündisches Management – Verbündete ManagerDiese wird gleichzeitig durch eineoft überdurchschnittliche Homophobieebenso kompensiert wiedurch Sexualrestriktionen oder ritualisierteHomosexualität. Dennochsind Männerbünde für gleichgeschlechtlichorientierte Männer anziehend,ebenso wird der mannmännlicheEros in manchen Bündenals „bündische Essenz“ verklärt.1.4 Soziologische ZugängeBetrachtet man den Männerbundaus dem Blickwinkel der sozialenSchließung, dann erscheint er alsstrategische Einrichtung mit klarenAußengrenzen, die sich Ressourcenaneignet, sichert und konkurrierendeGruppen abwehrt (vgl. zumSchließungskonzept z.B. Cyba1995). Damit dienen homosozialeBünde der Ressourcen- und Herrschaftssicherung.Der Männerbundsetzt fest, wer aufgenommen undwer ausgeschlossen wird. Er bemühtsich um eine gewissenhafteMitgliederauswahl und gewährleistetdamit die exklusive Ausrichtungder Gemeinschaft. Gleichzeitig istder Bund daran interessiert, dassausgeschlossene Gruppen unorganisiertbleiben und damit eine solidarischeGegenwehr unwahrscheinlichbleibt.Darüber hinaus erweisen sichMännerbünde als veränderungsresistenteZufluchtsorte. Diese Funktionist vor allem in Zeiten von sozialen,wirtschaftlichen oder politischenUmbrüchen bedeutend. HomosozialeGemeinschaften werdenbeispielsweise immer dann interessant,wenn traditionelle Männlichkeitsmusterin Frage gestellt werden,wenn neue Arbeitsanforderungenzu beruflicher Unsicherheit führenoder wenn neue familiäre Rollenübernommen werden müssen.Dann suchen und finden die Männerunter ihresgleichen Bestätigung,sie fühlen sich von Veränderungszwängenbefreit und können ihrenpatriarchalen Habitus ausleben. DerMännerbund wird so zum diskursfreienHabitat (vgl. dazu Meuser1998).1.5 Die ethnologische PerspektiveDas Phänomen <strong>des</strong> Männerbun<strong>des</strong>ist in den verschiedensten Kulturenanzutreffen (vgl. Völger/Welck1990). Auch wenn der Bund in seinenjeweiligen Ausprägungen variiert,gibt es einige kulturübergreifendeMerkmale: Die Mitglieder sondernsich von den Frauen ab, sie verteidigengeheimes Wissen, führenteils dramatische Aufnahmeritualedurch und eignen sich politischeund ökonomische Schlüsselfunktionenan. Dadurch wird der homosozialeZusammenhalt gefestigt, dieStabilität der männerbündischenInstitution wird gesichert.Der Männerbund kann die gesamtestammesgesellschaftlicheStruktur bestimmen, indem er zentralesoziale Funktionen übernimmt.Eine davon ist die Initiation,bei der sich alle Knaben einesbestimmten Alters den oft schmerzhaftenReifeweihen unterziehenmüssen. Sie werden von der mütterlichenUmgebung getrennt undwechseln in die männliche Sphäre.Erst mit der Initiation werden siezu „echten Männern“. Ab nun tragensie dazu bei, dass patriarchaleStrukturen reproduziert werden. AlsBund-Mitglieder betonen sie zudemdie männliche Autonomie, indemsie weibliche physiologische Fähigkeitennachahmen, etwa durch Blutflussrituale.1.6 Bündische IndikatorenAus diesen interdisziplinären Betrachtungenergeben sich spezifischeElemente und Charakteristika,die den Männerbund ausmachen.Es handelt sich dabei um bestimmteMerkmale (Ambivalenz von Näheund Distanz, Initiation, Abgrenzunggegenüber Alltagswelt), Strukturenund Strategien (Hierarchie, Gegensatzvon Männerbund und Familie,Abwehr und Abwertung <strong>des</strong> Weiblichen,Ausschluss von Frauen undmarginalisierten Männlichkeiten)und Funktionen (Stabilisierung, Inszenierungvon männlicher Autonomie,Herrschaftsausübung, Reproduktionserfolg).Sie erschließen dasPhänomen Männerbund auf verschiedenenDimensionen und dienenals Indikatoren.2. Männerbündische Charakteristikaim ManagementInwieweit lässt sich nun das organisationaleManagement als männerbündischeStruktur interpretieren?Finden sich bündische Muster, dieerklären, warum sich das (Top)Managementderart gleichstellungsresistentzeigt? Welche gegenwärtigengesellschaftlichen Strömungen begünstigenbeziehungsweise verhinderneine zunehmende Öffnung gegenüberweiblichen Führungskräften?Diese Fragen lassen sich beantworten,wenn man die allgemeinenmännerbündischen Indikatoren als„interdisziplinäres Destillat“ mitden aktuellen Erkenntnissen zur geschlechtsabhängigenStrukturierung<strong>des</strong> Managements verknüpft. Bereitsbekannte Konzepte wie etwader interne Ausschluss von Managerinnenerscheinen dabei in einemneuen Licht, neue Zusammenhängeund Wechselwirkungen entstehen.2.1 Ambivalenz von Nähe undDistanzIn Männerbünden lassen sich sowohlAnziehung als auch Abstoßungzwischen den Mitgliedern beobachten.Dabei herrscht grundsätz-<strong>Info</strong> 22.Jg./Nr.30/200537

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