Katharina Gröning und Anne-Christin Kunstmanntung der Fürsorge stellt ein ähnlichesProblem dar, wie die traditionelleDefinition der Fürsorge undPflege als „Frauensache“. Der demografischeWandel fordert vonden Generationen die Bewältigungvon Entwicklungsaufgaben im Sinneder Generativität Eriksons (1981,1988), er erfordert aber auch, dassdie Gesellschaft lernen muss, mitdem fremden und dem anderen Alter,mit den Lasten umzugehen,wenn sie sich nicht dehumansierenwill. Moderne Alternstheorien der„souveräneren Seniorität“ taugenfür den Strukturwandel <strong>des</strong> Altersebenso wenig wie das klassische Bildder Geborgenheit in der Familie.Schließlich zeigen beide Geschichten,dass es „ohne Männer“, im Sinnevon Anerkennung und Partnerschaftlichkeitangesichts der Generationenverantwortung,nicht geht.Der demografische Wandel ist eineHerausforderung für die Geschlechterdemokratie.Wenn ein alterMensch in der Familie oder imeigenen Haushalt versorgt wird, sindklassische, der Frauenrolle zugewiesenefürsorgliche Funktionen neuzu verteilen.Literatur:Blenkner, M.: Social work und familyrelations in later life with somethoughts of filial maturity, in: Shanas,E./Streib, G. F. (Eds.): Social Structureand the family: Generationalrelations, Englewood Cliffs 1965.Erikson, E.H.: Der vollständige Lebenszyklus,Frankfurt a.M. 1988.Erikson, E.H.: Identität und Lebenszyklus,Frankfurt a.M. 1981.Gröning, K./Kunstmann, A.-C./Rensing,E.: Handbuch: Häusliche Pflegeim Blick, 2005. (Erscheint in Kürze)Gröning, K./Kunstmann, A.-C./Rensing,E.: In guten wie in schlechtenTagen. Konfliktfelder in der häuslichenPflege, Frankfurt a.M. 2004.Schultheis, F.: Genealogie und Moral:Familie und Staat als Faktoren derGenerationsbeziehungen, in: Lüscher,K./Schultheis, F. (Hrsg.):Generationsbeziehungen in „postmodernen“Gesellschaften, Konstanz1993.Prof. Dr. Katharina GröningDipl. Päd. Anne-Christin KunstmannUniversität Bielefeld, Fakultät fürPädagogik, AG 7: PädagogischeDiagnose und BeratungPostfach 10 01 31, 33501 BielefeldEmail: katharina.groening@unibielefeld.deEmail: anne-christine.kunstmann@unibielefeld.de34
Männerbündisches Management – Verbündete ManagerDoris DopplerMännerbündisches Management – VerbündeteManagerDer Männerbund als komplexer Schließungsmechanismus im organisationalenManagementDas Management – ein Männerbund? Auf den ersten Blick ist diese verkürzende Charakterisierung durchaus zutreffend.Denn männliche Netzwerke und Seilschaften erschweren weiblichen Führungskräften den Zugang zu (Top)Managementpositionen.Doch was bedeutet eigentlich „männerbündisch“? Dieser Frage kann man sich nur interdisziplinärannähern. Deshalb beschäftigt sich dieser Artikel zunächst mit soziobiologischen, psychologischen, soziologischen undethnologischen Erkenntnissen zum Männerbund-Phänomen. Ergänzend wird der Männerbund als deutsches Kulturphänomendargestellt. Aus dieser fächerübergreifenden Annäherung ergeben sich bündische Charakteristika wie Hierarchie,Initiation oder die Inszenierung von männlicher Autonomie. Anhand dieser Indikatoren wird untersucht, inwieweitIst das Management ein Männerbund?Anscheinend ja. Denn vielesdeutet darauf hin, dass sich Managerbündisch verhalten. Es gibt genügendBerichte über Seilschaftenund Netzwerke, über geheime Absprachenund geschlossene Zirkel,die sich hinter verschlossenen Türengegenseitig Vorteile zuspielenund Frauen ausschließen.Aber ist es wirklich so einfach?Genügen schon ein paar Hinweise,um die Gleichung „Management =Männerbund“ zu bestätigen? Ichdenke, nein. Dennoch ist der Männerbundzu einem medienwirksamenBegriff geworden, mit demsich scheinbar fundiert die „Bündelei“und „Klüngelei“ von männlichenFührungskräften beschreibenund analysieren lässt. Dabei ist derTerminus „Männerbund“ zu einemSchlagwort verkommen, das meistenthistorisierend und unreflektiertverwendet wird. Das gilt besonders,wenn von den „Frauen im Männerbund“die Rede ist. Sie werden alsOpfer von bündischen Strukturenbeschrieben, gegen die sie nichtsausrichten können. Hier wird derMännerbund-Begriff schnell zu einerfeministischen Worthülse, zueinem bloßen Symbol für männlicheDiskriminierungsstrategien.Deshalb müssen zunächst eineReihe von Fragen geklärt werden,bevor das organisationale Management– jenseits von schlagwortartigenCharakterisierungen – als männerbündischeStruktur bezeichnetwerden kann: Was bewegt Männerdazu, sich in Bünden zusammen zuschließen? Was verbindet sie miteinander?Welche Ziele verfolgensie? Warum exkludieren sie Frauenund nicht-hegemoniale Männlichkeiten?Wie gehen sie dabei vor?Wie weit ist den Bund-Mitgliedernihr diskriminieren<strong>des</strong> Verhalten bewusst?Wie sieht ihr Selbstbild aus?Welche Rolle spielen Männlichkeits-Konstruktionen? Und weiter: Lassensich im organisationalen Führungsbereichbündische Strukturenidentifizieren? Welche Muster undMechanismen zeigen sich? WelcheFunktionen kommen diesen männerbündischenStrukturen zu?Berücksichtigt man diese Fragestellungen,erweist sich das Männerbund-Konzeptals ein wirksames Instrument,um zu einem umfassenderenVerständnis von geschlechtshierarchischeninformellen Führungsstrukturenzu gelangen. Außerdembietet es die Möglichkeit,„Männlichkeit und Männer zumGegenstand der Forschung zu machen,um nicht aufs Neue Männlichkeitzum unhinterfragten Ausgangspunktund Frauen zum ‚Problemfall’zu machen“ (Rastetter 1994, S.236). Das analytische Potenzial <strong>des</strong>Männerbund-Konzepts fassen StephanHöyng und Ralf Puchert(1998) wie folgt zusammen: „DerErklärungsansatz, in Verwaltungenund Organisationen dominiertenpatriarchale, männerbündische Kulturen,ermöglicht es, Zusammenhängevon Emotionen und Strukturen,formellen und informellenStrukturen, Motiven und Formenvon Geschlechterhierarchien zu verdeutlichen“(ebd., S. 176).1. Der Männerbund – interdisziplinärbetrachtetEva Kreisky (2004) stellt in Bezugauf das Männerbündische fest:„Der Begriff suggeriert Klarheit,schafft Vertrauen, wo wir eigentlichnoch sehr im Dunkeln tappen.“(ebd., S. 43) Deshalb ist zunächsteine interdisziplinäre Aufarbeitung<strong>des</strong> Männerbund-Phänomens not-<strong>Info</strong> 22.Jg./Nr.30/200535