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IFF Info Zeitschrift des Interdisziplinären... - IFFOnzeit

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Verhaftung in der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung am Beispiel der familialen AltenfürsorgeKatharina Gröning und Anne-Christin KunstmannÜber die moderne und traditionelle Verhaftung vonFrauen in der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilungam Beispiel der familialen AltenfürsorgeAngesichts <strong>des</strong> demographischen Wandels stellt sich die Thematik der Auseinandersetzung mit weiblicher Fürsorge imGenerationenkontext neu. Anhand der folgenden Fallanalysen wird deutlich, dass das „traditionelle“ Modell der Pflegeals „Frauensache“ ebenso wie der funktionale Umgang mit der Pflegebedürftigkeit, den eine „moderne“ Lebensführungnahe legt, in ähnliche Dilemmata münden. Als problematisch erweist sich insbesondere die offene oder verdeckte Entwertungder Fürsorge. Insofern ist – und bleibt – die Generationenverantwortung eine Herausforderung für die Geschlechterdemokratie.Die nachfolgenden Auszüge ausFallreflexionen basieren auf Interviews,die im Rahmen von Forschungsprojektengeführt wurden,welche sich mit den Gerechtigkeitsvorstellungenvon Frauen und derfamilialen Altenfürsorge befasst haben(Gröning/Kunstmann/Rensing2004, 2005). Eine wichtige Erkenntnisim Rahmen dieser Projektewar, dass die reine Orientierungan modernen Lebenszusammenhängenebenso wie die reine Orientierungan traditionellen Lebenszusammenhängenwenig geeignet ist,die verschiedenen Krisen und Konflikteim Zusammenhang mit derFrage der Verantwortung für alteund pflegebedürftige Eltern zu lösen.Das Modell der Pflege als reine„Frauensache“ scheitert auch intraditionellen Familien, währendgleichzeitig auch ein reines Beharrenauf modernen Werte wie Selbstverantwortungund Freiheit keinenausreichenden Rahmen für die Pflegeverantwortungbietet.Im Mittelpunkt der Fallreflexionenstehen vor allem Leitbilder undPflegeentwürfe, aber auch Ideologienund ihre Auswirkungen auf diekonkrete Praxis der Fürsorge in denim Folgenden vorgestellten Fallreflexionenfür eine demenzkrankeMutter. Die Fallgeschichten sind alsVergleich angelegt, d. h., dort, wodie Erzählenden ähnliche Aussagengemacht haben, werden beide Geschichtenmiteinander in Beziehunggesetzt.Der Strukturierung der erzähltenGeschichten liegen verschiedenetheoretische Quellen zum Verhältnisvon gesellschaftlicher Modernisierungund Generationenbeziehungen,z. B. die Arbeiten zu Generationenbeziehungenin der Postmoderne,aber auch ältere Arbeitenzum Verhältnis von familialer Entwicklungund Generationenbeziehungenwie die Theorie der filialenReife von M. Blenkner (1965), zugrunde,auf die in diesem Rahmenjedoch nicht explizit eingegangenwird (dazu ausführlich: Gröning/Kunstmann/Rensing 2004, 2005).Statt<strong>des</strong>sen werden Auszüge auszwei Fallanalysen relativ ausführlichvorgestellt. Im Mittelpunkt der beidenFälle stehen zwei Frauen, FrauA. und Frau B., die mit der Verantwortungfür die alten Eltern in Teilensehr unterschiedlich und in anderenTeilen sehr ähnlich umgegangensind. Dabei entfalten beide Pflegeentwürfeeigene Dilemmata mitentsprechenden Problemen undDynamiken.Die Geschichte von Frau A. berührtbesonders das Verhältnis vonFürsorge für die alten Eltern, gesellschaftlicherModernisierung undpersönlicher Emanzipation. Frau A.gerät angesichts der Demenzerkrankungihrer Mutter in eine ausgeprägtefiliale Krise, da sie die Verantwortungfür ihre demenzkranke Muttereinerseits ablehnt, andererseitstrotzdem übernimmt. Ihre Erzählunggibt einen wichtigen Einblickin die Konflikte und in die Strukturder Lösungsversuche, die typischsind für eine bestimmte Konfliktfigur,die als „modern denken undtraditionell handeln“ beschriebenwerden kann. Insofern stellt sich derKonflikt von Frau A. als „moderner“Konflikt dar, denn zunächstversucht Frau A., das Problem derPflege vor allem technisch zu bewältigen.Es werden verschiedeneDienste engagiert und zahlreicheHilfen genutzt, die das Geborgenheits-und Schutzbedürfnis vonFrau A.’s Mutter aber aufgrund ihrerfunktionalen Ausrichtung nichtbefriedigen können. Dies kann vonFrau A. weder erkannt noch verändertwerden. Während der filialenKrise von Frau A. geht es in ersterLinie nicht darum, welches Pflegearrangementund welche Versorgungsformfür ihre an Demenz erkrankteMutter ausgewählt wird,sondern um das Problem, dass Frau<strong>Info</strong> 22.Jg./Nr.30/200523

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