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IFF Info Zeitschrift des Interdisziplinären... - IFFOnzeit

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RezensionenU. Zander, S. 108). „In den Debatten zum Verhältnisvon Arbeitszeiten und Familienzeiten erscheinen Kindergewöhnlich nur als Auslöser von Zeitproblemenihrer Eltern“ (H. Zeiher, S. 74). Die Akzeptanz <strong>des</strong>Kin<strong>des</strong> als eigenständiges Subjekt hat seit den 1980erJahren zu einer Soziologie der Kindheit geführt, diedie Teilhabe am Sozialstaat und die Wahrnehmung derKinder im gesamtgesellschaftlichen Raum reflektiert(siehe H. Zeiher, S. 80). „(...) Kinder (leben) nicht jenseitsder Zeitverhältnisse (...), die in der Alltagswelt derErwachsenen vorherrschen, und das bedeutet in unsererGesellschaft vor allem nicht jenseits der Zeitverhältnisseder Arbeitswelt. Die gesellschaftlichen Strukturender Kindheit befinden sich gegenwärtig im Umbruch:Die Kindheitsstrukturen der Moderne habendie Haufrauenfamilie vorausgesetzt, jetzt erodiert diesesFamilienmodell. Die Veränderungen in der Arbeitsteilungzwischen den Geschlechtern treffen zusammenmit den aktuellen Veränderungen der Zeitverhältnissein Wirtschaft und privatem Alltag. (..) Gegenwärtig entstehendie zeitlichen Alltagsbedingungen für Kinderaus dem Aufeinanderprallen der jeweils eigenen Funktionslogikvon zwei Instanzen: einerseits der Wirtschaft,die die Arbeitszeiten der Erwachsenen an ökonomischerEffizienz orientiert, und andererseits der Kinderinstitutionen,die ihre Zeiten an ihren eigenen Prinzipiender Behandlung von Kindergruppen sowie an den Bedürfnissen<strong>des</strong> Personals ausrichten“ (H. Zeiher, S. 86).„Die Gesellschaft der Zukunft wird nicht umhin kommen,die Erwerbstätigkeit beider Eltern endlich als denNormalfall anzuerkennen und abzustützen, der er zunehmendist, im Betrieb und außerhalb“ (G. A. Erler,S. 163f.). Denn in einer „postmodernen Wissens- undKreativgesellschaft wächst der Anteil der Arbeitsvorgänge,die nicht an einem festen Zeitschema, an festenOrten und zu festen Zeiten durchgeführt werden müssenoder können. Es wächst auch der Anteil anNacht-, Wochenend- und Schichtarbeit, an zeitweiserund längerfristiger Mobilität, an Paaren mit unterschiedlichenLebensorten. Dies alles führt zu neuen Spannungen,zu Konflikten im privaten Umfeld. Aber es istunsinnig, darauf nur mit Fantasien einer straff geordnetenArbeitswelt mit klaren zeitlichen und örtlichen Konturenzu reagieren. Wir haben es vielmehr mit einemlernenden System von Arbeit und Privatleben zu tun –die beide durch die technische Evolution neu miteinanderverzahnt werden und sich wechselseitig beeinflussen“(G. A. Erler, S. 160).Diese Aussage von Erler kann als Gesamtcredo <strong>des</strong>vorliegenden Ban<strong>des</strong> gelten. Ein empfehlenswertesBuch, das viele Fragen unserer schnelllebigen Zeit aufgreift,Antworten zu geben versucht, aber gleichzeitigauf neue Probleme aufmerksam macht. Für die Herstellungeiner ausgewogenen Balance von Arbeitszeit – Familienzeit– Lebenszeit bedarf es vieler Gewichte, großerwie kleiner, und neuer Arrangements in Ort undZeit.Weiterführend sei es gestattet darauf hinzuweisen,dass ein stärkerer Bezug auf den Zusammenhang vonGesellschaft, Familie und Recht in diesem Diskurs (unddamit auch im vorliegenden Sammelband) wünschenswert(gewesen) wäre, insbesondere auf institutionelleRahmenbedingungen, die quasi das Korsett, den Ordnungsrahmenbilden. Dieser Einwand soll darauf aufmerksammachen, dass gerade die rechtliche Ausgestaltungmoderner Gesellschaften, insbesondere durch dasTarifrecht, eine differenzierte Auseinandersetzung mitfamilienpolitischer Einflussnahme und ihre Verortungin einem umfassenden gesellschaftlichen ordnungspolitischenDiskurs fordert. Erst dann eröffnen sich Möglichkeiten,das gesellschaftliche Dilemma und die sichtbarenund unsichtbaren Widersprüche aller familienpolitischenund letztlich zeitbezogenen politischen Einflussnahmen(Diskussionen um Arbeitszeitverlängerungoder -verkürzung, Verlängerung der Lebensarbeitszeit,kollektives und individuelles Handeln bei derAusbalancierung von Zeit im Erwerbs- und Alltagsleben)zu erklären und Lösungsansätze zu finden. Dennes existiert, so K. Jurcyk et al. (S. 27) „kein direkterkausaler Pfad von äußerlichen Bedingungen – Arbeitszeitregelungen,sozialstrukturelle Milieu – hin zuden Mustern der Lebensführung und den Deutungen(...). Allerdings zeigen sie bei allen Hinweisen auf Autonomiespielräumegleichzeitig deutliche Grenzen individuellerund familialer Bewältigung der schleichenden,gleichwohl wirksamen Entgrenzung auf. Werden alsoFamilienhaushalte in ihren Bemühungen, mit dem sozialenWandel aktiv umzugehen, nicht systematisch sozial-wie gesellschaftspolitisch unterstützt, steht zu befürchten,dass die Bilanz für die Familien selbst langfristiggesehen negativ ausfallen wird.“Anmerkungen1Siehe dazu ausführlich u.a. Beck, U.: Risikogesellschaft. Aufdem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt am Main 1986.2Vgl. Hitzler, R./Honer, A.: Bastelexistenz. Über subjektiveKonsequenzen der Individualisierung, in: Beck, U./ Beck-Gernsheim, E.: Riskante Freiheiten, Frankfurt am Main 1994,S. 307-315.3Vgl. Bertram, H.: Individuen in einer individualisiertenGesellschaft; in: Bertram, H. (Hg.): Das Individuum und seineFamilie. Lebensformen, Familienbeziehungen und Le-120

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