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IFF Info Zeitschrift des Interdisziplinären... - IFFOnzeit

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Rezensionenwaren. 4 Arbeit als konstitutives Prinzip moderner Gesellschaftenenthält eine Reihe von Wertimplikationen,die sich fast ausschließlich an der Erwerbsarbeit orientiertenund damit an der Familienarbeit vorbei. „Dievielfältigen Leistungen von Familie werden als selbstverständlicheGegebenheit von einer Reihe gesellschaftlicherAkteure abgerufen. Öffentliches Thema werdensie allerdings nur dann, wenn sie – vermeintlich odertatsächlich – nicht mehr erbracht werden oder Problemeauftauchen. Dann tritt eine vielstimmige Familienrhetorik5 auf den Plan, die oftmals in moralisierenderArt und Weise die Familien selbst oder einzelne Familienmitgliederfür die mangelnde Erfüllung von Aufgabenin Haftung nimmt“ (K. Jurczyk et al., S. 14). InIndustriegesellschaften besteht eine Arbeitsorganisation,deren zentrales Merkmal regelmäßige wirtschaftlicheArbeit ist auf der Grundlage eines hochgradig ausdifferenziertenSystems von Arbeitsteilung und Verantwortung.Die Erwerbsarbeit ist bis heute durch Arbeitszeitregelungen,Leistungs- und Lohnsysteme und Arbeitsplatzbewertungenimmer wieder deutlich und umfassendnach normativen Kriterien ausgestaltet undqualifiziert worden anders als die Familienarbeit, diesich als normierungsresistent erweist. Damit ist die Erwerbsarbeitin einer gesellschaftlichen Perspektive allumfassenderArbeitsbegriff und auch die individuellesoziale Sicherung wird beinahe ausschließlich mit demPhänomen der Erwerbsarbeit verknüpft; Familienarbeitbleibt auch heute noch in der gesellschaftlichenWahrnehmung außen vor – „Familiales Handeln (ist)(..) dabei mehr oder weniger eine black box“ (K. Jurczyket al, S. 23) „Im öffentlichen Diskurs wird der Zusammenhangvon Arbeitszeit und Familienleben vor allemals Problem familialer Arbeitsteilung, Kinderbetreuungsangeboteund steuerpolitischer Zielsetzungen behandelt.Veränderungen der Arbeitszeiten im Erwerbslebenwerden als organisatorisches Problem bzw. als Verteilungsfragegedeutet. In der Soziologie gilt die Familie(immer noch – R. St.) als eine Institution, die zentralegesellschaftliche Funktionen erfüllt, wie zum Beispieldie Sozialisation der heranwachsenden Generation unddie Wiederherstellung von Arbeitskraft. Sie wird in bezugauf ihren Wandel analysiert, begrifflich reflektiertund auf ihre Krisenerscheinungen wie z.B. Scheidungenhin geprüft. Demgegenüber erscheint insgesamteher unterbelichtet, was Individuen konkret leisten müssen,um Familienleben tatsächlich herzustellen, umnicht nur strukturellen Anforderungen gerecht zu werden,sondern auch den eigenen und gegenseitigen Wünschenan die Beziehungen“ (K. Jürgens, S. 37). Die Vereinbarkeitvon Erwerbsarbeit und Familientätigkeit istbesonders in Zeiten vorausgesetzter Mobilität vonhöchster Bedeutung, da Mobilitätsforderungen insbesonderedie persönliche Lebensführung und die sozialenBezüge, in denen sich ein Individuum bewegt, mitbestimmen.„Die neuen sich ausbreitenden Formen derArbeitsorganisation beeinflussen unmittelbar das Verhältnisvon Arbeit und Privatleben, von Beruf und Familiein einer ambivalenten und vielfach unbestimmtenForm. So ist die Flexibilisierung von Arbeitszeiteneinerseits ein wichtiger Mechanismus zur besseren Vereinbarungvon Familie und Beruf, sie kann andererseitsauch dazu führen, dass Dauer, Lage und Rhythmus individuellerArbeitszeiten unter den Familienmitgliedernkaum noch zu harmonisieren sind und dadurch dasFamilienleben beeinträchtigen“ (N. F. Schneider, S. 111).An dieser Stelle ist die Ungleichheit zwischen den Geschlechternim Hinblick auf die Art <strong>des</strong> Zeitmanagements,die unterschiedlichen Zeitmuster und der Gradder Selbstbestimmung hinsichtlich der Nutzung derZeit hervorzuheben. „Vor allem die ‚doppelte Vergesellschaftung’(...), d.h. die gleichzeitige Verantwortlichkeitder Frauen für den Bereich der Reproduktion und dieEinbindung in den Arbeitsmarkt, führt zu der bekannten„Doppelbelastung“ von Frauen und damit auch zuUngleichheiten in (den freien Möglichkeiten) der Zeitverwendungder Geschlechter“ (C. Kramer, A. Mischau,S. 127). Der Zeitaufwand für Wege zur Arbeit bzw. fürHaushalt und Kinder zeigt die klassische Rollenverteilungzwischen den Geschlechtern auf. „Das ‚GewichtArbeitsweg’ (schlägt) bei den Männern auf Grund ihrerVollzeit Erwerbstätigkeit wesentlich stärker zu Buche(...) und umgekehrt (zeigt) auf der Seite der Frauen‚das Gewicht Haushalts- und Kinderwege’ unveränderteWirkung (...)“ (C. Kramer, A. Mischau, S. 148). „HauswirtschaftlicheTätigkeiten nehmen in der Diskussionum geschlechtsspezifische Arbeitsteilung einen besonderenStellenwert ein“ (U. Meier-Gräwe, U. Zander, S.98). Bei der Betrachtung der Familienzeit als Versorgungszeitentsteht folgen<strong>des</strong> Bild, dass sich „vom Umfangder zeitlichen Gesamtarbeitsbelastung her betrachteteine tendenziell stärker ausgewogene Arbeitsteilungzwischen den Geschlechtern in der Hauswirtschaft abzeichnet.Innerhalb der Gruppe der Männer jedoch treffenwir auf eine zunehmende Polarisierung: immer wenigerMänner legen Hand im Haushalt an, wobei dieWenigen (bspw. männliche Singles aller Altergruppen,Väter bzw. Partner Vollzeit erwerbstätiger Mütter) mehrHausarbeit leisten (...) Obgleich sich die Arbeitszeitvolumenbeider Geschlechter (...) angenähert haben, leistenFrauen täglich allerdings noch immer fast doppeltsoviel Hausarbeit wie die Männer“ (U. Meier-Gräwe,<strong>Info</strong> 22.Jg./Nr.30/2005119

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