11.07.2015 Aufrufe

IFF Info Zeitschrift des Interdisziplinären... - IFFOnzeit

IFF Info Zeitschrift des Interdisziplinären... - IFFOnzeit

IFF Info Zeitschrift des Interdisziplinären... - IFFOnzeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

RezensionenAnina Mischau, Mechthild Oechsle (Hgg.):Arbeitszeit – Familienzeit – Lebenszeit: Verlierenwir die Balance? <strong>Zeitschrift</strong> für Familienforschung,Sonderheft 5, VS Verlag für Sozialwissenschaften,Wiesbaden 2005, 221 Seiten,29.90 €, ISBN 3-8100-4167-XSeit Beginn der 1980erJahre wird in den Sozialwissenschaftender Versuchunternommen, Pluralisierungs-und Individualisierungstendenzender sog. postmodernenGesellschaft zu erklären. 1Diese werden einerseitsals Freisetzung aus tradiertenVerpflichtungenund als Erweiterung vonHandlungs- und Optionsmöglichkeitenangesehen; andererseits sind sie Zwang,ständig Selektionen tätigen zu müssen, um das eigeneLeben selbst zu gestalten bzw. die eigene Biografie zubasteln 2 . Individualisierung führt aber nicht notwendigerweisezu Anomie und Regellosigkeit, sondern voneiner eher fremdbestimmten zu einer eher selbstbestimmten,aber hochgradig fragilen, risikobehaftetenOrdnung. Die damit verbundene Debatte um die Stellung<strong>des</strong> Menschen in einer individualisierten Gesellschaftwird in der gegenwärtigen Familienforschunghauptsächlich unter dem Blick geführt, welchen Verlustund welche Unsicherheiten sie für den Einzelnenbirgt. Es finden sich weniger Untersuchungen, die dieneuen Formen von Privatheit, Wandlungsprozessen privaterBeziehungen 3 , neuartigen Bindungen von ArbeitsundFamilienzeit zum Gegenstand erheben. Der vorliegendeBand will mit den darin enthaltenen Beiträgendiese Lücke schließen. Ein Bogen wird gespanntvon Chancen und Risiken neuer Konstellationen zwischenFamilien- und Erwerbstätigkeit (K. Jurczyk etal) über veränderte Anforderungen an abhängig Beschäftigteund die daraus erwachsenen Konsequenzenfür den Familienalltag (K. Jürgens), Veränderungenpartnerschaftlicher Geschlechterarrangements am Beispielvon Alleinselbstständigen in IT- und Medienberufen(A. Henninger), Auswirkungen <strong>des</strong> Wandels inden Zeitstrukturen für das Alltagsleben von Kindern(H. Zeiher), Analyse von Zeitbudgetdaten von 1991/1992 und 2001/2002 im Zusammenhang von Familienzeitals Versorgungszeit (U. Meier-Gräwe, U. Zander),Wandel der Erwerbsarbeit im Hinblick auf Flexibilisierungder Arbeitszeiten und beruflicher Mobilität undderen Auswirkungen auf Partnerschaft und Familie(N.F. Schneider), die Verteilung von Aufgaben <strong>des</strong> Alltags,Zeitverwendung, Wege und Wegezeiten zwischenden Geschlechtern (C. Kramer, A. Mischau), von„Work-Life-Balance“ über „Diversity“ zu Inklusion alsneue Paradigmen in der betrieblichen Personalpolitik(G. A. Erler), über Probleme, die unter den Bedingungender neuen Selbständigkeit in der Arbeit entstehen,der Eigeninterpretation von Selbständigkeit und <strong>des</strong>Umgangs mit der neuen Autonomie in der Arbeit (W.Glissmann) bis hin zu Thesen über die Ursachen undWirkungen in der aktuellen Diskussion zu Arbeitszeitverlängerungenund deren Folgen für die Organisation<strong>des</strong> Familienalltags (J. P. Rinderspacher) und einemLeitbild der zeitbewussten Stadt, lokale Zeitpolitik, Anwendungsfeldernurbaner Zeitpolitik (U. Mückenberger).Alle Beiträge gefallen durch ihren problemorientiertenAnsatz und eignen sich, einmal mehr und einmalweniger, als „Schnupperkurs“ für eine Beschäftigungmit Problematiken und Inhalten der einzelnen Themenbereiche.Sie machen insgesamt deutlich, dass sowohlFamilienleben als auch Familienpolitik nicht auf einerInsel statt finden, sondern immer mit vielen anderenGesellschafts- und Politikbereichen verknüpft sind.Getreu dem Titel <strong>des</strong> Ban<strong>des</strong> ist es unter den heutigenBedingungen <strong>des</strong> sozialen Wandels der Gesellschaft undder damit verbundenen Folgen für das alltägliche Lebenschwierig, eine ausgeglichene Balance in der Wechselbeziehungvon Erwerb und Privatheit herzustellen.Den Autorinnen/Autoren gelingt es, die uneinheitlichen,oft schwer fassbaren Einflüsse und Wirkungeneiner zunehmend entgrenzten Erwerbsarbeit aufzuzeigen.Dies wird facettenreich <strong>des</strong>kriptiv wie auch analytischformuliert. Das Buch wird seinem Anspruch gerecht,deutlich werden zu lassen, dass mit der Entgrenzungvon Arbeit die Neugestaltung <strong>des</strong> Verhältnissesvon Erwerbsarbeit und privatem Lebensbereich ein gesellschaftlichesProblem (ist) wird, das nicht mehr nurauf Frauen beschränkt ist und einer gesellschaftlichenwie politischen Gestaltung bedarf.So wie es in der vorindustriellen Gesellschaft keineTrennung zwischen Familie und Haushalt gab durchdie Hausgemeinschaft <strong>des</strong> Ganzen Hauses als wirtschaftlicherEinheit, so war die Arbeit nach der Industrialisierungein Begriff, der alle Tätigkeiten zur Daseinsvorsorgeim Lebenszusammenhang von Frau undMann beschrieb, obgleich immer Zuschreibungen vonbestimmten Arbeiten zu bestimmten Personen existierten,die an Geschlecht und sozialen Rang gebunden118

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!