Tagungsberichteund Erweiterung <strong>des</strong> ökonomischen Diskriminierungsansatzesanhand einer qualitativen Fallstudie zum GenderPay Gap in Österreich (Margareta Kreimer, Graz);Rankings und Evaluationen im Bildungsbereich – neueChancen und Risiken zum Abbau geschlechtsspezifischerDiskriminierung oder Segregation? (Sonja Lück/Manfred Kraft, Paderborn); Das General Agreementon Trade in Services (GATS) und seine geschlechterpolitischenFolgen (Susanne Schunter-Kleemann, Bremen);ErbInnen – gleiche Aussichten auf Vermögendurch Erbschaften? (Andrea Schäfer, Berlin); MonetäreGeschlechterstereotype? Zum Verhältnis von Frauenund Geld (Birgitta Wrede, Bielefeld); Risiken undChancen postnationalen Demokratie aus geschlechtersensiblerSicht (Sibylle Hardmeier, Zürich)3. Geschlecht gestaltet WirtschaftDer dritte Block diskutierte die wenig privilegierte Situationvon Frauen im formellen Arbeitsmarkt bzw. imökonomischen Geschehen. In ihrem Referat „Frauenauf dem Arbeitsmarkt“ wies Doris Weichselbaumer(Barcelona) darauf hin, dass die Ökonomie häufig„nicht-rationales“ Verhalten als Erklärung für Zeichender Diskriminierung von Frauen heranziehe. Die Ökonominhat in ihrer empirischen Forschung den Blickunter anderem auf die Rhetorik der „Top Mainstream“-Journale aus dem Bereich der Wirtschaft gerichtet. Siehat eine Art anhalten<strong>des</strong> Vermeidungsverhalten registriert,was speziell den Begriff der „Diskriminierung“angeht: Während qualitativ gute Studien die Formulierungder „Diskriminierung“ durchaus verwenden, istdiese in der übrigen Literatur über die Jahre zunehmendunpopulärer geworden, da mit dem Begriff negativeund vor allem auch politische Konnotationen verbundenseien.Weitere Aspekte, die hier thematisiert wurden: Wettbewerb:ein prekärer Gleichstellungskontext (SandraDa Rin, Zürich); Gender und Diversitätsmanagementin Organisationen. Nur eine Frage von Kosten undNutzen? (Roswitha Hofmann, Wien); Unternehmensnachfolgedurch Frauen (Ilona Ebbers, Hil<strong>des</strong>heim);Geschlechtergrenzen in Beschäftigungsgruppen: Konsequenzender Flexibilisierung der Beschäftigungsverhältnisseauf die Positionierung von Frauen in Organisationen(Angelika Schmidt, Wien); Gestaltung weiblicherKarrierewege ins Management (Susanne Günther,München); Karrierenmuster als geschlechterkonstituierendeMechanismen in Organisationen (Anett Hermann,Wien); Gesellschaftlicher Wandel und Arbeitsmarktintegrationvon jungen Frauen und Männern.Historische Entwicklungen beim Übergang vom Bildungs-ins Berufssystem seit 1980 (Regula Julia Leemann/AndreaKeck/Judith Hollenweger, Zürich); Arbeitenim Abseits? – Erwerbschancen in geschlechtstypischenBerufen im europäischen Vergleich (StephanieSteinmetz, Mannheim).4. Geschlecht beeinflusst Globalisierung beeinflusstGeschlechtDer vierte Block war dem Zusammenhang von Globalisierungund Geschlecht gewidmet. Themen warenu.a.: Authoritarismus und Geschlechtsvorurteile in einerposttotalitären Gesellschaft: Bulgarien (Petia Genkova,Passau/Johann Schneider, Saarbrücken); Unternehmerinnentrotzdem „Frauen“. Frauen trotzdem„Unternehmerinnen“? – Beispiel Tschechien (KaterinaMazancova, Berlin); Gender-Budgeting. Erfahrungenaus Deutschland (Viola Schubert-Lehnhardt, Halle);Gender Budget – ein Konzept der Mikro- oder derMakroökonomie? (Margrit Zauner, Berlin)Gudrun Lachenmann (Bielefeld) beschloss mit ihremVortrag „Geschlechtsspezifische Strukturierung,ökonomische Handlungsfelder, soziale Räume und Öffentlichkeitzwischen Globalisierung und Lokalisierung“die Tagung mit der Forderung, dass die Stellungvon Frauen nicht sektoral gesehen und analysiert werdendürfe. Es müssten die Handlungs-, Institutionenunddie gesamtwirtschaftliche Ebene in einem relationalen,dynamischen Verhältnis gesehen werden. Geradedie Neuanordnung von formalem Wirtschaftssektorund Reproduktionsbereich sowie die Zunahme <strong>des</strong> informellenSektors, in dem Frauen und ihre Arbeit, ihreNetzwerktätigkeit und Infrastrukturleistungen eine großeBedeutung haben, verweisen darauf, dass die Erklärungskraftvon Theorien, die sich ausschließlich imformellen Sektor bewegen oder auf individueller Ebene„Bargaining“-Prozesse analysieren, nur von begrenzterReichweite sind.Eine Veröffentlichung ausgewählter Beiträge der Tagungbefindet sich in Vorbereitung. VoraussichtlicherErscheinungstermin: Frühjahr 2006.Dr. Birgitta WredeInterdisziplinäres Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung(<strong>IFF</strong>), Universität BielefeldEmail: birgitta.wrede@uni-bielefeld.de114
TagungsberichteInstitutionalisierung der Frauen- und Geschlechterforschungin Frankreich und Deutschland: ÜberkreuztePerspektiven/L’institutionnalisation <strong>des</strong> étu<strong>des</strong> genreen France et en Allemagne: Perspectives coiseesDas Centre Interdisciplinaire d’Etu<strong>des</strong> et de Recherchessur l’Allemagne (CIERA), das Laboratoire Culture etSociétés en Europe, das Maison Interuniversitaire <strong>des</strong>Sciences de l’Homme d’Alsace (MISHA) und die vonRebecca Rogers koordinierte interdisziplinäre GenderStudies Gruppe der Universität Straßburg haben vom20. bis 21. Mai diesen Jahres zu binationalen Studientagenan der Université Marc Bloch in Strasbourg eingeladen.Thema war die Institutionalisierung der GenderStudies in Frankreich und Deutschland.Deutlich wurde bei diesem Länder vergleichendenAustausch, dass die Entwicklung der Gender StudiesResultat eines komplexen Wechselspiels zwischen derpolitischen Agenda feministischer Bewegungen, denStrukturen universitärer Einrichtungen, der Rezeptiontheoretischer Diskurse sowie der Einflussmöglichkeitender Akteurinnen und Akteure ist. Wie diese verschiedenenDimensionen auf die Institutionalisierung derGender Studies, ihre Etablierung aber auch Transformationeneinwirken, wurden in Vorträgen und Workshopsgenauer erläutert. Hier wurden die großen Entwicklungsliniender Gender Studies in drei sehr verschiedenennationalen Universitätsstrukturen aufgezeigt:in Frankreich, Deutschland und der Schweiz. Eswurden verschiedene Forschungs- und Studieneinrichtungensowie unterschiedliche Netzwerke der FrauenundGeschlechterforschung vorgestellt und deren Unterschiedebzw. Gemeinsamkeiten analysiert und diskutiert.Ein eigener Workshop widmete sich den Erfahrungenvon Doktorandinnen, die sich mit Fragen derFrauen- und Geschlechterforschung befassen. Diskutiertwurden die Perspektiven für eine wissenschaftlicheKarriere an den Universitäten oder anderen Forschungseinrichtungenund der Zusammenhang zwischender wissenschaftlichen Arbeit und politischemfeministischen Engagement.Eine Podiumsdiskussion beschäftigte sich mit derFrage nach dem „Kanon“ in den Gender Studies. ImZentrum standen die Fragen, nach welchen Kriterienbestimmte „Kanons“ in den Gender Studies festgelegtwerden, welche nationalen und disziplinäre Traditionenes dabei zu berücksichtigen bzw. zu überwindegilt und wie die relativ neuen Forschungsgebiete der„Gay and Lesbian Studies“, der „Ethnic Studies“ undder „Postcolonial Studies“ dabei berücksichtigt werden.Das <strong>IFF</strong> war als eine der traditionsreichsten Einrichtungender Frauen- und Geschlechterforschung inDeutschland zu dieser Tagung eingeladen worden. Dr.Birgitta Wrede hat das Zentrum vorgestellt. BesonderesInteresse bestand an der Institutionalisierungsgeschichte,den aktuellen Forschungsschwerpunkte sowiean dem in Vorbereitung befindlichen MA „Gender-Wissen“. Insgesamt bot die Tagung ein Forum für internationaleKontakte, die Anknüpfungspunkte für weitergehendeKooperationen bieten. Eine Fortsetzung diesesAustausches befindet sich bereits in Planung.Nähere <strong>Info</strong>rmationen werden in Kürze bereitgestelltauf der Homepage von MISHA unter:http://misha1.u-strasbg.fr/Dr. Birgitta WredeInterdisziplinäres Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung(<strong>IFF</strong>), Universität BielefeldEmail: birgitta.wrede@uni-bielefeld.de<strong>Info</strong> 22.Jg./Nr.30/2005115