IFF Info Zeitschrift des Interdisziplinären... - IFFOnzeit

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11.07.2015 Aufrufe

Sonstige Berichte/ BeiträgeDie vergleichende Studie mit der Befragung der beteiligten Wissenschaftlerinnen zumMentoringprogramm liefert einerseits Erkenntnisse darüber, ob einzelne Elementedes Programms (Training, Networking, One-to-One Mentoring) in den jeweiligenDisziplinen als unterstützend und hilfreich erlebt werden. Anzunehmen ist, dass sichgeschlechtsspezifische Zuschreibungen auch auf die Anforderungen von Wissenschaftlerinnenan Mentoringprogramme niederschlagen. Damit bietet sie auch Erkenntnisseüber die Identifizierung von Faktoren, die in den einzelnen Disziplinen zueiner geschlechtsspezifischen Zuschreibung führen, und kann andererseits Aufschlüssedarüber geben, welche Mechanismen dann als ausschließende wirksam werden.Theoretische EinbettungDie Bedeutung von Mentoring und informellen Förderbeziehungen für eine Karrierein der Wissenschaft wird seit langem diskutiert (vgl. z.B. Höppel 2000, Page/Leemann2000) und in vielen Studien belegt. So kommen Schliesselberger/Strasser/Leemann/Heintzin ihrer 1998 durchgeführten Studie – auf der Grundlage von 30 qualitativenInterviews mit Professorinnen und Professoren – zu dem Schluss, dass erheblicheUnterschiede zwischen Männern und Frauen bezüglich des erfahrenen Mentoringsund der eigenen Förderpraxis bestehen. Während für den akademischen Aufstieg derProfessoren eine „die zentralen Karriereschritte begleitende, kontinuierliche Lehrer-Schüler Bindung“ konstatiert wurde, ließen sich bei den Professorinnen keine derartigenFörderstrukturen festmachen.Auch die Untersuchung von Allmendinger/Fuchs/von Stebut aus dem Jahre 2000beschreibt Mentoring als wesentlich für erfolgreiche berufliche Werdegänge. Danachberuhen wissenschaftliche Karrieren wesentlich auf informellen Strukturen, an derenBereitstellung und Vermittlung die „akademisch und wissenschaftlich Verantwortlichenals Mentoren und Mentorinnen wesentlich Anteil haben!“ (ebd., S. 37). Am Beispielder Max Planck Gesellschaft untersuchen die Forscherinnen, ob und wie dieDirektorinnen der Institute die Rolle als MentorInnen ausfüllen und wie sich eineVerankerung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft geschlechtspezifisch unterscheidet.Zu Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn lassen sich für weibliche und männlicheNachwuchswissenschaftler sowohl in der internen als auch der externen Verankerungsowie in der Bewertung der Mentorenrolle durch die NachwuchswissenschaftlerInnennur kleine Unterschiede feststellen. Frauen akkumulieren jedoch Nachteile imLaufe ihrer Karriere. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, „dass sie im direktenVergleich zu Männern an karriererelevanten Punkten weniger Unterstützung undBetreuung erfahren, weniger Zugänge zu professionellen Netzwerken bekommen undkaum weibliche Rollenvorbilder in der Wissenschaft finden“ (ebd., S. 45).Zimmer (2003) stellt in ihrer quantitativen Vollerhebung unter deutschen Professorinnenund Professoren geschlechtsspezifische Unterschiede in der Karriereentwicklungfest. Auch sehen sich Frauen schlechter eingebunden in informelle Netzwerkeals ihre männlichen Kollegen.Alle genannten Studien betonen die Bedeutung von Mentoringbeziehungen füreine wissenschaftliche Karriere. Untersuchungen darüber, inwieweit Mentoringprogrammediese fehlenden „natürlichen Mentoringbeziehungen“ ersetzen können, liegenbisher kaum vor (vgl. Löther 2003). Auch ein differenzierter Blick auf die Chancenund Grenzen von Mentoringprogrammen in unterschiedlichen Disziplinen fehltbisher. Hier will das Forschungsvorhaben ansetzen.Wissenschaftstheoretisch lässt sich diese Fragestellung vor dem Hintergrund diverserStudien betrachten, die sich mit der Frage beschäftigen, wie Wissenschaft als sozialesFeld funktioniert und wie Frauen sich in diesem Spiel positionieren können (vgl. Krais2000, Zimmermann 2000, Engler 2002). Theoretischer Bezugsrahmen dieser Arbei-104

ten ist der reflexive Ansatz Bourdieus. Damit gehen die Untersuchungen über organisationssoziologischeAnsätze aber insofern hinaus, als Wissenschaft nicht ausschließlichin seiner spezifischen Funktionslogik als Organisation mit ihren besonderen Strukturenuntersucht wird, sondern als soziales Feld mit einer durch die Akteure verkörpertenspezifischen sozialen Praxis im Sinne Bourdieus.Im Anschluss an die Arbeiten von Beaufays und Heintz soll ein Beitrag zur Sichtbarmachungder wechselseitigen Konstitutionen von Geschlecht und Wissenschaftim disziplinären Vergleich vor der Matrix der Mentoringprogramme geleistet werden,um damit Aufschluss über Chancen und Grenzen von Mentoringprogrammen derWissenschaft geben zu können.Empirische GrundlagenAls Grundlage der komparatistisch angelegten quantitativen Untersuchung dienen dreiMentoring-Programme für Nachwuchswissenschaftlerinnen in Natur- und Ingenieur-Wissenschaften, den Geisteswissenschaften und Medizin/Life Science. Die Programmerichten sich an hochqualifizierte promovierte Wissenschaftlerinnen, die eine Hochschulkarriereanstreben. Die Programmkonzeptionen wurden in gegenseitiger Abspracheerarbeitet und anhand äquivalenter Rahmenbedingungen entwickelt, sowohl wasdie Gruppenzahl der aufgenommen Mentees, Art und Umfang der begleitenden Trainingsals auch die Auswahl und Ansprache der Mentorinnen und Mentoren betrifft.Auch die Dauer des Mentoringprozesses und die prinzipiellen strukturellen und zeitlichenAblaufpläne stimmen überein, womit eine grundsätzliche Vergleichbarkeit möglichist.Die Zielgruppe der Befragung bestimmt sich über die Teilnahme der Wissenschaftlerinnender drei Mentoringprogrammen. Ihre Befragung erfolgt im Laufe des Mentoringprozessesanhand dreier teilstandardisierter Fragebögen, die zu Beginn, im Prozessverlaufund nach Ende der offiziellen Mentoringbeziehung an die Wissenschaftlerinnenausgegeben werden.Anhand des ersten Fragebogens soll im Vorfeld des Mentoring Prozesses abgeklärtwerden, mit welcher Motivation die Mentees teilnehmen, welche Erwartungen sie imEinzelnen an den Mentoringprozess, ihr Gegenüber oder die individuelle Unterstützunghaben, aber auch, wie sie sich selbst in den Prozess einbringen wollen. Der Fragebogenzur Zwischenbilanz zielt insbesondere auf eine detaillierte Abbildung und Bewertungder bisherigen Mentoring Kontakte der einzelnen Tandems ab und bietet derWissenschaftlerin die Möglichkeit einer kritischen Reflektion, sowohl was ihreMentoringbeziehung als auch was die Programmkonzeption betrifft.Im Abschlussfragebogen steht zum einen eine retrospektive/summative Bewertungder individuellen Tandembeziehungen sowie der Projektkonzeption und der einzelnenElemente des Mentoring. Zum anderen soll auch evaluiert werden, ob die Menteesdurch die Teilnahme am Programm eine veränderte Einschätzung ihrer Karrierechancenhaben, sei es subjektiv oder objektiv begründet. Die Fragebögen werden durch leitfadengestützteInterviews ergänzt.Das Forschungsvorhaben will an der Schnittstelle zwischen Wissenschaftsforschungund Organisationssoziologie die bestehenden Erkenntnisse beider Stränge verbinden(vgl. Heintz 2004) und damit nicht nur zur Klärung geschlechterdifferenter Faktorenin den unterschiedlichen Fachbereichen beitragen, sondern darüber hinaus Impulsefür die Konzeption von Mentoringprogrammen in den verschiedenen Disziplinen alsgleichstellungspolitische Maßnahmen liefern.Das im April 2004 gestartete Forschungsprojekt wird vom Ministerium für Wissenschaftund Forschung des Landes Nordrhein Westfalen aus Mitteln des HWP-Programmsgefördert.Chancengleichheit durch Mentoring?Info 22.Jg./Nr.30/2005105

Sonstige Berichte/ BeiträgeDie vergleichende Studie mit der Befragung der beteiligten Wissenschaftlerinnen zumMentoringprogramm liefert einerseits Erkenntnisse darüber, ob einzelne Elemente<strong>des</strong> Programms (Training, Networking, One-to-One Mentoring) in den jeweiligenDisziplinen als unterstützend und hilfreich erlebt werden. Anzunehmen ist, dass sichgeschlechtsspezifische Zuschreibungen auch auf die Anforderungen von Wissenschaftlerinnenan Mentoringprogramme niederschlagen. Damit bietet sie auch Erkenntnisseüber die Identifizierung von Faktoren, die in den einzelnen Disziplinen zueiner geschlechtsspezifischen Zuschreibung führen, und kann andererseits Aufschlüssedarüber geben, welche Mechanismen dann als ausschließende wirksam werden.Theoretische EinbettungDie Bedeutung von Mentoring und informellen Förderbeziehungen für eine Karrierein der Wissenschaft wird seit langem diskutiert (vgl. z.B. Höppel 2000, Page/Leemann2000) und in vielen Studien belegt. So kommen Schliesselberger/Strasser/Leemann/Heintzin ihrer 1998 durchgeführten Studie – auf der Grundlage von 30 qualitativenInterviews mit Professorinnen und Professoren – zu dem Schluss, dass erheblicheUnterschiede zwischen Männern und Frauen bezüglich <strong>des</strong> erfahrenen Mentoringsund der eigenen Förderpraxis bestehen. Während für den akademischen Aufstieg derProfessoren eine „die zentralen Karriereschritte begleitende, kontinuierliche Lehrer-Schüler Bindung“ konstatiert wurde, ließen sich bei den Professorinnen keine derartigenFörderstrukturen festmachen.Auch die Untersuchung von Allmendinger/Fuchs/von Stebut aus dem Jahre 2000beschreibt Mentoring als wesentlich für erfolgreiche berufliche Werdegänge. Danachberuhen wissenschaftliche Karrieren wesentlich auf informellen Strukturen, an derenBereitstellung und Vermittlung die „akademisch und wissenschaftlich Verantwortlichenals Mentoren und Mentorinnen wesentlich Anteil haben!“ (ebd., S. 37). Am Beispielder Max Planck Gesellschaft untersuchen die Forscherinnen, ob und wie dieDirektorinnen der Institute die Rolle als MentorInnen ausfüllen und wie sich eineVerankerung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft geschlechtspezifisch unterscheidet.Zu Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn lassen sich für weibliche und männlicheNachwuchswissenschaftler sowohl in der internen als auch der externen Verankerungsowie in der Bewertung der Mentorenrolle durch die NachwuchswissenschaftlerInnennur kleine Unterschiede feststellen. Frauen akkumulieren jedoch Nachteile imLaufe ihrer Karriere. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, „dass sie im direktenVergleich zu Männern an karriererelevanten Punkten weniger Unterstützung undBetreuung erfahren, weniger Zugänge zu professionellen Netzwerken bekommen undkaum weibliche Rollenvorbilder in der Wissenschaft finden“ (ebd., S. 45).Zimmer (2003) stellt in ihrer quantitativen Vollerhebung unter deutschen Professorinnenund Professoren geschlechtsspezifische Unterschiede in der Karriereentwicklungfest. Auch sehen sich Frauen schlechter eingebunden in informelle Netzwerkeals ihre männlichen Kollegen.Alle genannten Studien betonen die Bedeutung von Mentoringbeziehungen füreine wissenschaftliche Karriere. Untersuchungen darüber, inwieweit Mentoringprogrammediese fehlenden „natürlichen Mentoringbeziehungen“ ersetzen können, liegenbisher kaum vor (vgl. Löther 2003). Auch ein differenzierter Blick auf die Chancenund Grenzen von Mentoringprogrammen in unterschiedlichen Disziplinen fehltbisher. Hier will das Forschungsvorhaben ansetzen.Wissenschaftstheoretisch lässt sich diese Fragestellung vor dem Hintergrund diverserStudien betrachten, die sich mit der Frage beschäftigen, wie Wissenschaft als sozialesFeld funktioniert und wie Frauen sich in diesem Spiel positionieren können (vgl. Krais2000, Zimmermann 2000, Engler 2002). Theoretischer Bezugsrahmen dieser Arbei-104

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