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Braunschweigisches Jahrbuch 51.1970 - Digitale Bibliothek ...

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528BRAUNSCHWEIGISCHES JAHR.BUCH


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Schriftleitung:Archivdirektor Dr. J. König, V\'olfenbüttel, Forstweg g(Niedersächsisches Staatsarchiv )Tausch und Vertrieb der Vereinsveröffentlichungen:Braunschweigischer Geschichtsverein e. V.Tauschstelle334 Wolfenbüttel, Forstweg g(Niedersächsisches Staatsarchiv)Gedruckt in der Waisenhaus-Buchdruckerei Braunschweig


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigInhaltSeiteDie Wandmalereien in den Turmkapellen der Helmstedter KircheSt. MarienbergMit 16 Abbildungenvon Marta Ase h e. Helmstedt9Zur Geschichte des Geschlechtes von Weferling von IZH bis 1775I.Teil: Bis zum Jahre 1400Mit 3 Abbildungenvon Dr. Heinrich Bar n s torf. Helmstedt . . . . . . . . . . . . . . . . 33Die Entwicklung und Bedeutung des Unter- und Oberharzer Bergrechtsvon Prof. Dr. Raimund W i I lee k e. C1austhal-Zellerfeld53Zur Frühgeschichte der <strong>Bibliothek</strong> zu WolfenbüttelI. Teil: Der Beginn und die <strong>Bibliothek</strong>sordnung von 157:&Mit 3 Abbildungenvon Dr. Wolfgang Mi I d e. Wolfenbüttel • • . . .73G. W. Leibniz und die sogenannte Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanuvon Dr. Rudolf G r i es er. Bad Nenndorf . . . . . . . . . . . . . . . . . 84Stiftische Familien Gandersheims und ihr gesellschaftliches Generationsschicksalim I6.!x9. JahrhundertMit 8 Abbildungen und 3 Tafelnvon Prof. Dr. Hermann Mit gau. Göttingen . . . . . • . • • . • • . • . 91http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigEin Gästebum der J acobson-Smule in Seesen, 18°4-1831Mit ~ AbbildungenMitgeteilt von Gerhard Ball in, Seesen . • . . . . . . . . . . . . . . . . 101Von der Advokaten- zur RemtsanwaltskammerEin Beitrag zur Gesdlidlte der braunsdlweigisdlen Redltspflegevon Reinhard He i n e man n. Wolfenbüttel . . . . . . .IUDie W olfenbütteler Straßen- und Flurnamenvon Dr. Medlthild W i 5 W e. Hannover . .160Kleinere BeiträgeEin vorfränkischer Südnord-Deiweg von Halberstadt über Helmstedtin die AltmarkMit IKartevon Dr. Wilhe1m Bor n s ted t. Stö


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigNachruf auf Marta Asche (e 3 I. 7.1909 t 3· 5.1970)Seitevon Dr. ]oseph K ö n i g • Wolfenbüttel. Prof. Dr. Heinrich He f f t er. Braunschweigund Prof. Dr. Martin Go se b r u eh. Braunschweig . . . . . . . . • . . . 118Bibliographie zur braunsdlweigischen Landesgeschichte 1969Bearbeitet von Irene B erg. Wolfenbüttel . . . . . . . . . .Chronik des Braunsdlweigischen Geschichtsvereinsvon Juni 1969 bis April 1970Zusammengestellt von Dr. ]oseph K ö n i g. Wolfenbüttel . . . . . . . . . . 156Neue Mitglieder des Braunschweigisdlen Geschichtsvereins . . . . . . . . 169Verstorbene Mitglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528DEM ANDENKENUNSERES UM DIE GESCHICHTE HELMSTEDTS UNDSEINER UNIVERSITÄT HOCHVERDIE~TEN MITGLIEDSMARTA ASCHE* WEFERLINGEN 51.7.1909 t HELMSTE DT 5.5.1970GEWIDMET


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Die Wandmalereien in den Turmkapellender Helmstedter Kirche St. MarienbergVonMarta Asche tZur EinführungDen bestimmenden Akzent des Stadtbildes im westlidten Teil Heimstedts setztdas auf einem sanft ansteigenden Hügel gelegene Kloster St. Marienberg.Das Kloster wurde vom Abt des Helmstedter Benediktinerklosters St. LudgeriWolfram Graf von Kirdtberg im Jahre 1176 gegründet 1). Nach der Einführung derReformation im Jahre 1569 durdt Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttelerfuhr das Marienberger Kloster die Umwandlung in ein evangelisches Damenstift 2).Eine Domina, eine Priorin und fünf Conventualinnen bildeten zusammen mit einemPropst von nun an den Convent des Klosters, eine Einridttung, die bis heute unverändertgeblieben ist. Auf Veranlassung der verdienstvollen Domina Charlotte vonVeltheim 3) wurden die Klostergebäude in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhundertsgründlidt erneuert. Bei diesen Renovierungsarbeiten entded{te man in denbeiden Turmkapellen der Kirche Wandmalereien, die bislang wenig Beachtunggefunden haben. Es läßt sidl urkundlidl nicht ermitteln, wann die Wandmalereien1) Wolfram, Graf v. Kirchberg, ein sächsischer Adeliger, regierte als 34. Abt vonSt. Ludgeri v. IJ74-1I83. Vgl. Peter 'Vilhelm Be h ren d s, Leben des heiligen Ludgerus.Neuhaldensleben und Gardelegen 1843, S.91.über die Gründung des Klosters heißt es in M. Heinrich M e y bau m s / Sen. Chronicondes jungfräulichen Closters Marien-Berg vor Helmstedt, Helmstedt 1713. S.4: "AnnoDomini MCLXXVI, Wulframus Abbas Monasteriorum Werdinensis et Helmstadiensisfundator fuit et exstructor Ecclesiae S. Mariae in Monte prope Helmstede pro regulari vitaCanonicarum S. Augustini Episcopi".2) P. J. Me i er. Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Helmstedt. Wolfenbüttel.1897. S.4·3) Charlotte v. Veltheim (1831-19II) stand dem Kloster von 186z bis zu ihrem Todevor. Sie hat sich in mannigfacher Weise um St. Marienberg verdient gemacht. Sie rettetedie Gebäude vor dem allmählichen Verfall und erfüllte das Kloster mit neuem Leben: Siegründete im Jahre 1872 eine Höhere Töchter-Intematsschule. die 1940 als Konfessionsschuleaufgehoben w.urde; gleichfalls aufgehoben wurde eine Kleinkinderschule. die Charlotte v.Veltheim 188z gegründet hatte. An sie erinnern noch heute das von ihr gegründete Helm·stedter Kreiskrankenhaus St. Marienberg und die Niedersächsischen Paramenten-Werkstätten,die sie zusammen mit der Gräfin Anna v. d. Schulenburg-Wolfsburg im Jahre 1861ins Leben rief. Erinnerungsblätter aus dem Kloster St. Marienberg, Neuendettelsau 1909.9


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528übertüncht worden sind, möglicherweise geschah es im Zuge der Reformationseinführung,bei der Herzog Julius alle Bilder aus der Kirche entfernen ließ und dieAuslieferung aller im Kloster aufbewahrten Breviere und Evangeliare anordnete 4).Die Aufgabe dieser Arbeit besteht darin, die Wandmalereien in den beidenKapellen zu beschreiben und ihre annähernde Datierung durch vergleichende Stilanalysenzu ermitteln.Die historischen RäumeZum Verständnis der örtlichen Gegebenheiten erscheint es notwendig, diehistorischen Räume zu erhellen, in denen sich die Gründung des MarienbergerKlosters vollzog und in denen sich Bedeutsames für die ersten Jahrzehnte seinesBestehens ereignete.Als Benediktinermönche im amten Jahrhundert östlich des Dorfes Helmstedtan der alten Handelsstraße, die die Ostseeländer mit den mediterranen Siedlungsgebietenverband, eine Taufkapelle errichteten, legten sie den Grundstein für dasspäter so machtvolle Kloster St. Ludgeri, das in Personalunion des Abtes mit demgleichnamigen Werden er Kloster bei Essen verbunden war. Jahrhundertelang unterstandHelmstedt dem Abt von St. Ludgeri als Stadtherrn, bis sich die Stadt aufgrundihrer Entfaltung und wirtschaftlichen Erstarkung aus dieser Gebundenheit befreienkonnte. Als im 11. Jahrhundert die Braunschweiger Herzöge unmittelbar westlichvor Helmstedt ein selbständiges Gemeinwesen, den Neuen Markt, die Neumark,anlegten, die sie überdies nom mit eigener Gerichtsbarkeit ("provincia quae invulgo dicitur goshop") 5), ausstatteten, mußte sim der Abt in seinen territorialenRechten bedroht sehen. Um einer möglichen Einengung seiner Kompetenzen wirksamzu begegnen, entschloß sich der damals regierende Abt Wolfram, auf dem derNeumark angrenzenden Hügel im Jahre 1176 ein Nonnenkloster zu stiften, dessenKirche ihm als letzte Ruhestätte, den Anwohnern aber als Pfarrkirche dienen sollte.Diese Stiftung ist daher nicht nur als religiös-kirmlimer Akt, sondern auch alsPolitikum zu werten. Die politische Bedeutung, die Abt \Volfram der Gründungdes Marienberger Stiftes zumaß, möchte man sowohl aus seiner Verfügung ablesen,sich in der Kirche eine repräsentative Grabstätte zu schaffen als auch in demBestreben dem herrschenden sächsischen Adel entgegenzukommen, der in den Kanonissinnen-Stiften,zu denen St. Marienberg zählte, gern seine unverheiratetenTöchter versorgt sehen wollte 6).Mit dem Bau "Unserer lieben Frauen Closter aufm Berge vor Helmstedt" muß,nach Meybaums Chronik, bald nach seiner Stiftung begonnen worden sein, denn wir4) H. L ö h n e y sen, Geschidlte des Helmstedter Marienklosters. HandgeschriebenesManuskript im Niedersächsischen Staatsarchiv WoIfenhüttel, VII B Hs 3 17.5) Eduard Mut k e, Helmstedt im Mittelalter, Wolfenhüttel 1913, S.40.8) Die Kanonissinnenstifte "waren dem monastischen Gemeinschaftsleben mit seinemAufgabenkreis nachgebildet, verlangten aber keine unbedingte Verpflichtung durch ewigeGelübde", vgl. Nicolaus Heu t ger, Das Stift Möllenbeck an der Weser, Hildesheim1962 , S. 7.10


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528hören, daß Aht Wolfram, der am 9. Juli 1183 im Helmstedter St. Ludgeriklosterverstorben war, im Chor der Kirche St. Marienberg bestattet wurde 7).Es ist kaum anzunehmen, daß der Klosterbau in der relativ kurzen Zeit zwischen1176 und 1183 vollendet worden war, und der Chronist Meybaum berichtet dannauch, daß der Bischof von Halberstadt, Volrad von Cranichfeld, im Jahre 1256 persönlichdie Kirche geweiht habe. Wir gehen daher wohl nicht fehl in der Annahme,daß die Kirche, eine flachgedeckte romanische Pfeilerbasilika mit unvollendetemTurmbau im wesentlichen in der Zeit zwischen den heiden Konsekrationen, alsozwischen 1183 und 1256 die Form erhalten hat, wie wir sie heute vor uns sehen.Gleichwohl kommt dem Episkopat Bischof Volrads (1256-1296) eine besondereBedeutung zu, denn aus dieser Zeit liegen erste urkundliche Nachrichten über dieTurmkapellen vor. Am I. Oktober 1166 wird ein 30tägiger Ablaß für die Heilige­Kreuz-Kapelle und am 9. Juli 1183, dem 100. Todestag AbtWolframs, ein 40tägigerAblaß für die Maria-Magdalenen-Kapelle ausgeschrieben 8). Die Anlage der Kapellenmag beim Baubeginn der Kirche nicht vorgesehen gewesen sein, vielmehr wird ihreEingliederung einer späteren Bauperiode zuzuordnen sein 9). Der Grund dazu magsich aus ihrer liturgischen Funktion als Andachtsraum erklären. Nach der im MarienbergerKloster befolgten Augustinerregel kam dem liturgischen Ablauf steigendeBedeutung zu, fand doch an jedem Freitag "nach der Ahendbetrachtung ein feierlicherUmzug zu verschiedenen Kapellen des Klosters statt" 10).Die Beschreibung der Wandmalereienin den TurmkapellenDurch Rundbogenpforten betritt man von der westlichen Vorhalle der Kircheaus links die HeiIige-Kreuz- und rechts die Maria-Magdalenen-Kapelle. Die nachOsten zu gelegenen, hinter breitausladenden Steinaltären aufsteigenden Wände derKapellen sind mit Resten von Malereien bedeckt. Peinlich wirken Bleistiftstridle,durch die Konturen von Gesichtern oder Händen von Unbekannten nachgezogenwurden.7) Heinrim Me y bau m, a. a. 0., S. 4.8) "Volradus Halberst. Episcop. omnibus, qui capellam S. eruds sitam intra murosmonasterii S. Mariae in Monte certis diebus visitaverint et ibidem caritatis subsidia erogaverint,triginta dies de injuncta sibi poenitentia relaxat. u66. In die S. Remigii (I. Oct.)" -"Ludolfus Episc. quondam Halberst. omnibus qui ad capellam S. Mariae Magdalene inmonasterio Montis S. Mariae certis diebus accesserint XL dies de injuncta eis poenitentiarelaxat. 1183. Septimo Idus Julii (9. Jul.)". Regesten nach Findbuch im Staats-A. Wolfenbüttel19 Urk 58 und 109·8) Reinhard Li e s 5, St. Marienberg Helmstedt, Münmenlßeriin 1968, S. 10.10) Malt He i m b u ehe r, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche,Paderbom 1933, S.458.JI


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528S ehe m ade r Ab b i I dun gen .)I. Heilige-Kreuz-Kapelle(A = obere, B = untere Bildzone)A Majestas Domini (I, I)B Kreuzigung (I, 1)(Nonnen, Augustinus, Maria, Christus, Johannes, Katharina)11. Maria-Magdalenen-Kapelle(A = obere, B = mittlere, C = untere Bildzone)A Maria Magdalena (11,4) Krönung Marias (11, 14) Margarete (11, 3)B Apostelgruppe (11,5)C Christus im Hause desSimon (H, 10) und Salbungdes Herrn durchMaria Magdalena (11, 1 I)Tod (u. Himmelfahrt)M ariens (11, 1, 7)Apostelgruppe (11, 6)mit Stifter (11, 13)Kreuzigung (H,8) Christus erscheint(Maria, Christus, Johannes) Maria Magdalena (11, 11)(11, 1 zeigt die Verzahnung von mittlerer und oberer Bildzone, 11,9 den gesamtenunteren Bildstreifen.)Die Heilige-Kreuz-KapelleSie ist die nördliche der Turmseitenkapellen und führt auch den Namen derheiligen Katharina und des heiligen Augustin 11).Beim Eintritt in diesen Raum überfällt den Besucher leicht ein Frösteln, und ererschrickt vor seiner dumpfen Dunkelheit. Ein mächtiger Baum auf dem Kirdlenvorplatzverwehrt dem Licht den Zugang in die Kapelle, die eine spärliche elektrisc:heBeleuchtung nur wenig zu erhellen vermag. Die anzuschauende Malerei bleibt darumzunächst auch ohne eigene Ausstrahlungskraft. Freilich ändert sich der düstere Eindruckin dem Maße, in dem man das Bild immer von neuem ansieht und sim in dasBildgeschehen einstimmen läßt.Die Malerei ist wenig gut erhalten, von den ursprünglim vorhandenen vierBildzonen sind nur noch die heiden mittleren zu erkennen, wenngleim aum sie vonder Zerstörung nimt versdlOnt blieben .• ) Von der Schriftleitung hinzugefügt. - Herr Oberregierungsrat Herhert Ar no 1 d,I1elmstedt, half der Autorin freundlicherweise hei der photographischen Erfassung derFresken.U) P. J. M eie r, a. a. 0., S. 40.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Bei einem ersten orientierenden Anschauen der Bildfläche nimmt man zweiübereinander angeordnete Bildstreifen wahr, deren verschiedene Gegenstände bedeutsammiteinander kombiniert sind. Während im unteren Feld die KreuzigungChristi dargestellt ist (I,2), wird im darüberliegenden das Motiv des thronendenChristus, der Majestas Christi, angeschlagen (1, I). Dazu bildet der untere BiIdstreifenmit seiner dichtbesetzten Szenerie einen deutlichen Gegensatz zu demdarüberbefindlichen, der neben den aufragenden Torsen von nur drei Figuren einenThronunterbau in Mandorla und Wolkenrändern erkennen läßt. Beide Bildzonensind durch kaum wahrnehmbares Rahmenwerk getrennt, durch das Hineinragendes Kreuzesstammes in den Kreis der Mandorla jedoch wieder miteinander verbunden.Es gilt nun, das Geschehen auf der Bildfläche zu beschreiben und zu versuchen,die verschiedenen Abfolgen der Bildaussage nachzuvollziehen und sie zu einergrößeren Ordnung zusammenzufassen.Im unteren Bildstreifen 0,2) trifft man auf drei Menschengruppen, die jede fürsich ihren Platz behaupten, die aber gleichwohl im Gesamtbildbau eine unverwechselbareStellung einnehmen: es sind neben dem zentralen Ring um die Kreuzigung mitMaria und Johannes der heilige Augustin mit einigen Nonnen und die heiligeKatharina, zu deren Gefolge wohl noch andere geistliche und weltliche Figurenzählten, die aber bei der an dieser Stelle ziemlich zerstörten Malerei nicht mehrsicher auszumachen sind. In der Mitte des Bildstreifens sind um das Kreuz Johannes,Maria und Katharina gruppiert. Mit ihren farblich kontrastierenden Gewändern undmit ihrer Stellung zum Kreuz weist sie der Maler in eine innere Ordnung ein. Linksneben dem Kreuz steht Maria, rechts Johannes und ihm zur Seite Katharina. Sie allebilden mit dem Gekreuzigten eine figürliche Gruppierung, die durch die Gebärdensprachevon Maria und Johannes eine weitere Akzentuierung erfährt. Katharinafolgt eigenen Gesetzen.Der jugendliche Christus hat seinen Kopf nach rechts geneigt und an das grüneHolz des Kreuzes gedrückt, seine rotbraunen Locken liegen in einzelnen Strähnenauf seinen Schultern. Die Arme sind in flachen Bogen ausgespannt, die Hüfte fastunmerklich nach rechts ausgeschwungen. Der vor dem Leib verknotete Lendenschurzfällt gleichmäßig in brüchigen Falten am Körper herab. Die Füße, verquirlt übereinandergelegt,sind mit einem Nagel am Kreuzesstamm angenagelt; das Kreuz istmit Holzstützen verkeilt. Maria und Johannes neigen sich dem Gekreuzigten zu, aufihren Gesichtern steht Ergriffenheit und Trauer, aus der schmerzlich anmutendenGebärde ihrer wie hilfslos sich dem Kreuz entgegenstreckenden Hände sprichtVerzweiflung. Katharina scheint sich gegen das Geschehen am Kreuz nicht aufzulehnen,ihre lotrechte Körperhaltung ohne jede Verschiebung aus der Senkrechtenverrät nichts von einer inneren Erregung. Sie, die um ihres Glaubens willen denMärtyrertod erleiden mußte, nimmt damit den ihr gebührenden theologischen Standortein. In ihrer rechten Hand trägt Katharina einen nach links oben gerichtetenPalmenzweig.Am linken Bildrand steht eine Gruppe braun- und weiß gekleideter Nonnen, diesich dem heiligen Augustin zugewandt haben. Während der Heilige die ihm dar-13


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528gebotene Hand der ihm am nächsten stehenden Nonne ergreift und kräftig umschließt,hält er in seiner Hand ein Spruchband mit einem nicht mehr zu entzifferndenText 12). Die ihm gegenüberstehende Ordensfrau trägt in ihrer rechten Handebenfalls ein Schriftband mit den Anfangsworten "et nu(n)c" 120).In dieser Begegnungsszene der Nonnen mit dem heiligen Augustin möchte manim Bildgeschehen eher einen ersten Haltepunkt als nur einen Treffpunkt sehen.Zwar ist es auf der Bildfläche nur schwer zu erkennen, doch bedeutet das schrägnach oben zur Mitte des gesamten Bildkomplexes verlaufende Spruchband desHeiligen nicht schon ein erstes Hinweisen auf das dominierende Geschehen imoberen Bildfeld? Indem sich die Hände des Heiligen und der Nonne vereinen, findeteine erste Berührung von himmlischem und irdischem Bereich statt. Dieses Ineinanderlegender Hände hebt der Maler als etwas ungemein Wichtiges hervor, er schafft dafüreinen bedeutsamen Bezirk, nämlich dort, wo beide Spruchbänder, das des Heiligenund das der Nonne sich spitzwinklig übereinanderlegen und so einen überfangenden,gleichsam einen beschützenden Baldachin über dieser Berührung bilden.Im Bildablauf behält das zentrierte Geschehen der Kreuzigung seinen dominierendenOrt: während vom linken Rand des Bildes die Figurenkette der Nonnenmit dem heiligen Augustin nach dorthin ausgerichtet ist, kann die dargestellteheilige Katharina und ihr Gefolge vom rechten Bild rand her nur ihren Bezug aufdas Kreuz hin erhalten. Eine kontinuierliche Wellenlinie läßt sich über den Aufwärtsschwungdes vom heiligen Augustin gehaltenen Spruchbandes zum Kreuz über diehinab- und wieder hinaufgeführten Arme des Gekreuzigten, unter Berührung derGloriolen von Maria und J ohannes bis zu dem schräggehaltenen Palmenzweig derheiligen Katharina verfolgen, bis sie hier einen scharfen Umschlag erfährt. DieHeilige fängt sie mit ihrem wie eine Säule wirkenden Körper auf und gibt ihr überden nach links oben gerichteten Palmenzweig eine entscheidende Hinwendung zumzentralen Geschehen des Gesamtbildes, nämlich zur Majestas Christi. Damit kommtder heiligen Katharina in der Komposition dieser Wandmalerei eine nicht zu übersehendeBedeutung zu. Im ordnenden Koordinatensystem der Bildfläche hat sie ihrenPlatz an einem wichtigen Schnittpunkt der horizontalen Achse mit der auf die Mitteder vertikalen Achse vorstoßenden Schräge, deren Richtung und Impuls durch siebestimmt wird. Sie hat also eine vermittelnde Funktion zwischen dem Endpunkteines Bildablaufs und dem Beginn einer neuen Phase des Geschehens.Daß der vertikalen Ordinate im Achsenkreuz der Bildfläche die entschiedeneDominanz zukommt, erweist sich, wenn man die Malerei von unten nach oben,d. h. von der Kreuzigungsgruppe hinauf zum thronenden Christus abliest. In derSzenenanordnung der unteren Bildzone ist die in die Mitte gesetzte Kreuzigungsgruppebesonders herausgehoben. Maria, Christus und Johannes sind durch das überfangendeElement des Kreuzbalkens zu einer betonten Einheit zusammengefaßt.12) P.]. Meier, a.a.O., las nodt S.41: n(v)enite, filie, audite."12 0) Möglidterweise waren ursprünglidt auf dem Sprudtband Teile des bekannten Lobpreiseszu lesen: nGloria Patri et fiIio et spiritui sancto sicut erat in principio et nunc etsemper et in saecula saeculorum. Amen."


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Während die um den heiligen Augustin sich scharenden Nonnen und die den Palmenzweigtragende Katharina Bewegung in den Bildraum bringen, herrscht unter demKreuz lautlose Stille. Bewegtheit und Stille, Spannung und Entspannung wechseln sichrhythmisch ab. Das gilt sowohl für das Eildgeschehen auf der horizontalen als auchauf der vertikalen Achse. Auf der vertikalen Mittelachse vollzieht sich die VerklärungChristi: hier erfährt der Auferstandene seine Vollendung. Wohl hatten das Spruchbanddes heiligen Augustin und der heiligen Katharina das Auge vorbereitend aufdieses zentrale Ereignis hingelenkt, doch nun stößt der aufragende Stamm desKreuzes in diesen geheiligten Bezirk vor, schafft ein Aufsteigen in den himmlischenBereich und führt zum thronenden Christus hin. Der Blick richtet sich, so will esdie innere Ordnung des Geschehens, üher den Kreuzesstamm hinauf zum übergroßerscheinenden Christus.Wenn man die Frage stellt, warum in der Heiligen-Kreuz-KapeIIe vom Malerselbst oder vom Stifter des Fresko das Thema der Kreuzigung und der VerklärungChristi gewählt wurde, so möchte man darauf zwei Antworten geben: GewißsoIIte die Malerei ein belehrendes Andachtsbild sein, und die Nonnen werden sichin ihrem Klosterdasein mit denen des Bildes identifiziert und in ihrem Grundgefühlsich von dem Bildablauf angesprochen gefühlt haben. Bedenkt man ferner,daß die Malerei sich in einem gottesdienstlichen Raum befand, so möchte man meinen,daß das dargestellte Karfreitags- und Ostergeschehen für die Betenden nicht Illusion,sondern zutiefst erlebte Wirklichkeit wurde. Der Altar, dessen Sepulcrum die konsekrierteHostie, den Leib Christi, umschloß, und die den betenden Menschen inphysischer Unmittelbarkeit umgebende Wandmalerei verschmolzen hier zu einemunteilbaren Ganzen.Die Maria-Magdalenen-KapelleDie nach Süden zu gelegene TurmseitenkapeIIe, an deren Südwand das Epitaphder 1714 verstorbenen Domina Cuno 13) sich befindet, war der Maria-Magdalenageweiht. Diese Kapelle ist heller, freundlicher als die gegenüberliegende HeiIige­Kreuz-Kapelle. Hier kann das Licht von Westen her ungehindert durch ein schmalesRundbogenfenster eindringen, und zur nachmittäglichen Stunde vermögen dieStrahlen der untergehenden Sonne selbst die nur noch spärlich vorhandenen Farbender Wandmalerei zum Leuchten zu bringen.Abgesehen von dem unmittelbar hinter dem Altar befindlichen Bildstreifen, ist dieMalerei noch so gut erhalten, daß der Gesamtbildbau dem Betrachter ohne Schwierigkeitenverständlich wird. Die Bildfläche ist horizontal durch Rahmenwerk in dreiZonen aufgeteilt, die wiederum durch Säulen und Spruchbänder eine deutliche13) Friedrich August Lud e w i g, Geschichte und Beschreibung der Stadt Helmstedt,Helmstedt 1811, S.105 (Das Kloster Marienberg): "Das zur rechten des Einganges befindlicheGewölbe hat sich die ehemalige Domina euno zubereiten lassen, in welchem sie auchunter der Erde begraben liegt: Es findet sidJ. in demselben, dem Eingange gegenüber, ihrEpitaphium und an der linken Seite ein kleiner Altar".15


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Untergliederung erfahren. Arkadenbögen von verschiedener Höhe und Spannweiteverbinden die einzelnen Bildfelder und vermitteln so einen geschlossenen Bildeindruck.Neben dem Kreuzigungsgeschehen hat der Maler aus dem reichblühenden Legendenkranzum Maria die bewegenden Ereignisse um den Tod der Gottesmutter undihre Krönung durch Christus für seine Darstellung gewählt. Was lag audl näher, alshier in einem Marienkloster seiner Schutzpatronin auf diese Weise zu huldigen?Der tragenden Idee sind eingebundene Zyklen aus dem Leben der Maria Magdalenaund der heiligen Margarete attributiv zugeordnet. Indessen drängt sich der Gedankeauf, daß der Kunst auch hier eine erzieherische Aufgabe gestellt war. Sicherlichsollte das Bild vor allem der Andacht dienen, aber nidlt ihr allein. PädagogisdleVorstellungen waren gewiß mit im Spiel, als der Stifter mit Bedacht gerade indiesem Kanonissinnenstift 14) Ereignisse aus dem Leben der großen Sünderin auswählteund in sie auch die heilige Margarete mit einbezog, die nach der Heiligenvitaden männlidlen Verführungskünsten des Olybrius widerstand.In dem ganz mit Figuren von geringer Tiefe ausgespannten Bildraum hat dasGeschehen auf der vertikalen Achse von unten nach oben gelesen: die Kreuzigung,der Tod Marias und ihre Krönung (11, 8, 7, 14) das größte Gewicht. Im unteren Bildstreifentragen sdllanke, gleichhohe Säulen mit gotischem Kapitell drei Rundbogen; dermittlere ist hoch hinaufgezogen, der linke und der rechte niedriger angeordnet.Im eigenen Bereich haben die Arkaden eine trennende, in der Kommunikation zumGesamtbild eine verbindende Funktion. Die Bogen des unteren Bildstreifens, gleichsamein Dreipass, stellen mit unterschiedlicher Intensität die Verbindung zummittleren Bildfeld her. Während der doppelte Arkadenbogen über der Kreuzigungweit hinaufgreift und dabei das Totenbett Marias leicht überspannt, berühren dieScheitelpunkte der seitlichen Bogen nur die Längsseite des niedrigen Rechtecksder mittleren Bildzone, die wie eine Tangente über sie hinwegläuft. In der Mittedes oberen Bildstreifens setzt die doppelte Fußleiste der Polsterbank, die Christusund Maria als Thron dient, auf dem oberen Rahmen des mittleren Bildstreifensauf. Zwei Halbfiguren-Engel stützen rechts und links die aufschwebende Mandorlader Krönung. Den Krönungsraum selbst umschließt ein oben tuchgehüllter, runderRahmen. Neben dem Thronsaal stehen links Maria Magdalena und rechts die heiligeMargarete unter gotischen Dreipassbögen, die von Wimpergen gekrönt sind(11.4.3)·In der betont architektonischen Grundgliederung der Malerei möchte man -im übertragenen Sinne - die Wiederholung des Raumbildes der Marienberger Kirchesehen: das Haupschiff des Langhauses mit den niedrigen Seitensdliffen trifft aufdas rechteckige Querschiff. das vom runden Chor 15) mit den beiden gleidlfallsU) Nikolaus Heu t ger. Das Stift Möllenbed!: an der Weser, Hildesheim 1961, S.l.Die Kanonissinnenstifte waren freie religiöse Gemeinsmaften ohne Klosterregel. sie wurdenvom herrsmenden Adel unterstützt, der wohl zur militia Christi gehören wollte, dom fürdie in den Stiften lebenden unverheirateten Töchter eine freiere Lebensweise wünschte.15) Reinhard Li e s s. a. a. 0., S.l: Die ehemals halbrunde Apsis des Chores wurdespäter ndurch ein spätgotisches dreiseitiges Polygon ersetzt".16


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528runden Apsiden begrenzt wird. Dieses materielle Faktum auf den geistigen Inhaltdes Bildgeschehens übertragen, würde bedeuten, daß die Krönung der Maria imHohen Chor Wegziel und Höhepunkt eines Heiligenlebens war, dem Tod undHimmelfahrt vorausgingen. Dem architektonischen Rahmenwerk kommt einedoppelte Funktion zu: einmal umschließt es die einzelnen Szenen im Bildablauf undzum anderen bindet es zugleich das Gesamtbild zu einer Einheit zusammen.Richten wir nun unser Augenmerk auf das Geschehen des Bildkomplexes undbeginnen wir mit unserer Betrachtung im linken Bild des unteren Bildstreifens (H,IO),so bietet sich uns folgendes dar: Christus befindet sich mit zwei Jüngern und mitdrei Spitzhüte tragenden Juden in einem Raum; er steht vor einem mit Brot- undFischschüsseln beded


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Der Gekreuzigte hat den Kopf nach rechts geneigt, seine Gloriole liegt überdem Schnittpunkt von Stamm und Querbalken des Kreuzes. Seine Arme sindflachbogig ausgespannt, seine linke Hüfte ist nach außen geknickt, die übereinanderliegendenFüße sind mit einem Nagel an den Kreuzesstamm geschlagen. Der Lendenschurzist auf der linken Hüfte mit einem großen Knoten zusammengerafft, derein dichtes Stoffgeschiebe bewirkt; an der rechten Hüfte zipfelt eine gezackteTütenfalte wadenlang herunter. Maria steht links vom Kreuz, sie neigt sichschmerzlich bewegt dem Gekreuzigten zu. Die ihren Kopf umstrahlende Gloriolewird einmal von hellem Glanz gewesen sein. Maria hat die Hände auf ihre Brustgelegt, und das ihr rechtes Handgelenk eng umschließende Untergewand wie auchder faltenreich darüber geworfene Mantel lassen eine prächtige Kleidung vermuten.Die Malerei ist an dieser Stelle ziemlich zerstört und verblaßt.Auch Johannes, der rechts vom Kreuz steht, ist nur schwach zu erkennen. Dochsoviel sieht man, daß er als Trauernder, Tiefbetrübter die Kreuzigung erlebt.Seinen Kopf mit dem dunklen, stark gelockten Haar hat er bekümmert in seine,bis an die Schulter hochgenommene rechte Hand gelegt, seine linke greift vollerVerzweiflung in Gürtellinienhöhe in sein Gewand, das durch dieses Zugreifen zustrahligen Falten zusammengerafft wird.Die mittlere, die am besten erhaltene Bildzone, ist zugleich die lebendigste. Vomlinken und vom rechten Bildrand her drängen sich je sechs Apostel an das TotenbettMarias (II, 5,6). Der unmittelbar hinter der rernten Gruppe der Apostel sich Anschließendegehört nicht in ihren Kreis; in ihm müssen wir den Stifter der Wandmalereisehen, wie später noch dargetan werden soll.Die Köpfe der Apostel sind von Gloriolen umrahmt, die wie breite Reifen sichüber ihr gescheiteltes oder ins Gesicht gekämmtes volles Haar legen. Einige Aposteltragen schmale Backenbärte; heruntergezogene Mundwinkel und hervortretendeBackenknochen geben ihnen ein asketisches Aussehen. Die Kleidung der Apostel istnirnt sonderlich variiert, sie sind in lange Tuniken und Pallien, Unter- und Obergewänder,gehüllt, die in getreppten Falten auf ihre unbesrnuhten Füße fallen.Am Hals lassen die Obergewänder, die bei einigen in Kapuzen auslaufen, eineneckigen oder runden Halsausschnitt frei.Die Apostel bilden vier Gruppen, die sich aus dem verspannten Verhältnisder Figuren zueinander ergeben: jedesmal haben sich drei von ihnen zu eineminneren Kreis zusammengeschlossen. Am linken Bildrand (II, 5) steht ein junger bartloserApostel zwischen zwei älteren, wie vermittelnd legt sich sein Heiligensrnein überdie der beiden anderen. Der am äußersten Bildrand Stehende versurnt mit erhobenerHand den ihm Gegenüberstehenden beschwichtigend zu trösten, doch der winktmit seiner nach außen gespreizten Hand resignierend ab. Er hat sein von Kummergezeichnetes Geskht in seine rechte Hand gelegt, er hält die Augen geschlossen undist jedem Trost unzugänglich. Die nächste Dreiergruppe der Apostel ist durch dieverschiedene Profilsetzung der Köpfe und durch die unterschiedlirne Körperhaltungwohl bewegter, aber innerlich ergebener, stiller. Ein junger, fast mädchenhaftanmutender Apostel hat sich dem Kopfende des Totenbettes zugewandt, mit seinerRechten umfaßt er die Schnüre eines Weihrauchfäßrnens, in seiner Linken trägt18


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweiger einen nicht genau zu erkennenden Gegenstand 17). Links von diesem jungenApostel, in dem wir Johannes sehen möchten, steht ein alter, wohl Petrus, der seinerechte Schulter wie schützend weit über die linke des Johannes vorgeschoben hat.Der leicht angewinkelte rechte Arm des Petrus ragt aus einem weitärmeligenGewand hervor, mit der aufgesetzten rechten Hand berührt er behutsam dasTotenlager. Hinter Johannes und Petrus steht in aufgerichteter Körperhaltungein dritter Jünger, dessen Gesichtszüge nicht mehr zu erkennen sind. Er trägteinen fülligen Kapuzenmantelj seine erhobene Linke, mit der er seine eigeneGloriole und die des Johannes berührt, schafft eine Verbindung zwischen sich undden beiden vor ihm Stehenden, wie denn auch durch das Auf und Ab der Handgestikeine bewußte Korrespondenz dieser Dreiergruppe erwirkt wird.In dieser Gruppe kommt wohl dem jungen Apostel, eben Johannes, einebesondere Bedeutung zu. Er ist allein schon dadurch herausgestellt, daß er alseinziger einen Gegenstand in den Händen trägt. Auch läßt der Maler gerade überseinem Kopf den Engel ein \Veihrauchgcfäß ausschwingen, zugleich ummanteltdas weitfaIIende Gewand des Johannes diese drei Apostel zu einer Einheit.Für die vom rechten Bildrand her sich dem Totenbett Marias zudrängendenApostel (H, 6) gilt die gleiche Anordnungsweise wie für die von links sich nähernden.Während die erste Dreiergruppe am rechten Bildrand im engen Zusammengehennoch einen geschlossenen Kreis bildet, zeigen die nächsten drei Apostel ein bemerkenswertesBewegungsgefäIIe. Der letzte dieser Gruppe neigt sich in der Bildmittenach vorn, doch hebt er diese Bewegung sehr bald durch seinen nach rückwärtsgeworfenen Kopf auf, so, als wollte er den Tod Marias nicht wahrhaben. Dochanders verhalten sich die beiden vor ihm Stehenden: sie beugen sich allmählichso sehr nach vorn hinüber, daß der unmittelbar am Totenbett Angekommene fastin der Waagerechten sich befindet. Aus seinem Munde wird keine Klage laut, seineparallel übereinander ausgestreckten Hände, die das Geschehen nicht begreifenkönnen, sprechen die beredte Sprache der stummen Ergriffenheit.Der ausstrahlenden Lebendigkeit dieses Bildablaufs kann sich der Betrachternicht entziehen. Er fühlt sich einbezogen in den Kreis der Apostel und verbindetsich mit ihnen im gemeinsamen Erleben des Sterbens der Maria, dem auslösendenMoment ihrer individuell so verschiedenen Gefühlsäußerungen, die der Maler aufmannigfaltige Weise auszudrücken versteht.Durch die ins Profil gesetzten Figuren wird eine freiere und bewegtere Stellungerreicht und eine flache Räumlichkeit geschaffen, die ein lebhaftes Agieren gestattet.17) Dieser Gegenstand könnte ein Buch sein; denn in der Tradition der Bilddarstellungist Johannes mit einem Buch oder mit einer Schriftrolle ausgestattet. Vgl.:a) Die Handschrift des Kaplan Heinrich (Arthur Ha sei 0 f f, Eine Thüringisch­Sächsische Malerschule des 13. Jahrhunderts, Straßburg 1897).b) Das Quedlinburger Retabel (Gemälde-Galerie aus Preußischem Kulturbesitz, Berlin­Dahlem).c) Das Kuppelreliquiar des Welfenschatzes (Horst A p p u h n, a. a. 0., S. 57).d) Das Elisabeth-Retabel des Magdeburger Domes (Hannelore Sachs, Die Bildwerleedes Magdeburger Doms, Leipzig 1968, Bildtafel 38).http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Durch das Hinüber und Herüber der Köpfe der Apostel, die genaue Gestik dersprechenden Hände, die Schwingungen und Fältungen der Gewänder und durch dasunruhige Aufsetzen ihrer Füße kommt ein rhythmisches Element in die Darstellung.Dieser anklingende und anschwellende Rhythmus klingt am Kopf- und Fußendedes Totenbettes (11, 2, 7) aus; er bricht ab, wird stilI. Gleichwohl besteht hier im Bildgeschehenkein Gegensatz, vielmehr ein enges Miteinander der Trauernden und derEntschlafenen. Durch die Körperhaltung der Apostel, vom fast Aufrechtstehenam rechten Bildrand bis zu dem sich vor dem Fußende der Totenbahre tiefHerunterbeugenden bildet sich eine fallende Linie, die durch den leidlt nach linksoben aufgerichteten Leichnam Marias aufgenommen und über die am Kopfendedes Totenbettes stehenden Apostel bis an den linken Bildrand wieder hinaufgeführtwird. Die innere Zuordnung der Jünger zu der geliebten Toten erfährt mit dieserkontinuierlichen Umfassung ihren sichtbaren Ausdruck, d. h. dort, wo der tiefstePunkt in diesem ablesbaren Bewegungsgefälle erreicht ist, erfolgt der Umschlagzu neuem Anstieg: nach dem unausweichlidlen Tod dürfen wir auf Erlösung hofTen.Die Bewegtheit der ApostcIgruppen und die der Szenen aus dem Leben derMaria Magdalena auf den Nebenachsen der Bildkomposition war gegenüber demzentrierten Geschehen auf der vertikalen Hauptachse eine innere Notwendigkeit vontiefster Bedeutung. Die dominierenden Motive des Marientodes, ihrer Himmelfahrtund ihrer Krönung durch Christus bewirken eine so erhebliche Spannung, daß nurdurch die Aktionen auf den horizontalen wie den vertikalen Nebenachsen dasinnere Gleichgewicht des Bildgeschehens und das des anbetenden Gläubigen eingependeltwerden konnte.Und wie hat der Maler das Hauptgeschehen zur Darstellung gebracht!Eine noch junge Maria liegt auf einem schrägen, einer flachen Muschel gleichendenTotenbett, das auf hölzernen, mit flatternden Stoffknoten beded{ten Pfosten ruht.Der umrandende Stoffwulst läßt die Weichheit dieses letzten Lagers ahnen, dasdurch Quergurte unterhalb des Körpers der Entschlafenen befestigt wird.Marias Kopf, den eine prädltige Gloriole umstrahlt, ist durch ein untergeschobenesKissen leicht aufgerichtet. Die Tote ist in ein langes, bis über die Füße reichendesGewand gehüllt, ein vorn offener Mantel ist um den Kopf und die Schulterngeschlungen, er reicht bis zu den Knien herab und ist mit einem breiten Zierstreifenbesetzt. Die Arme sind über dem Leib verschränkt, die rechte Hand hält den linkenUnterarm, die linke liegt dem Körper flach auf, der Daumen ist ein wenig abgespreizt.Oberhalb der Apostelköpfe schweben von beiden Seiten zwei Engel vom Himmelherab. Kraftvoll umgreifen sie mit ihren Händen ein zu einer Mulde, wie zu einerHängematte zusammengerafftes Leinentuch, auf dem sie die Seele der Maria in derGestalt eines kleinen Kindes zu Christus emportragen. Aus dem Halbrund einesnach unten schwingenden Bogens neigt sich Christus, nur bis zur Schulterliniesichtbar, mit einer zärtlichen Gebärde dem zu ihm gebrachten Kindchen zu. Wieeine Muschel legt sich seine linke Hand, die aus dem weiten Ärmel seines Gewandessich hervorschiebt, um den kindlichen Körper, den er schließlich mit beiden Händen10


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528zu sich heranzieht. Das Kind mit rundlichem Gesicht und auf die Schultern fallendenLocken streckt seine Hände Christus entgegen.Der Maler hat gerade den spannungsvollen Zeitpunkt gewählt, an dem derKörper des Kindes aus der irdischen Dinglichkeit in die himmlische Sphäre hinübergleitet.Damit hat er den Anfang gesetzt für den bewegenden Höhepunkt derBildkomposition, für die Krönung Marias durch Christus.Ober eine Doppelstufe - man denkt dabei an das Raumbild der Kirche mit derzweifach getreppten Niveauerhöhung vor dem Hohen Chor - betritt man denKrönungsraum, der von der Außenwelt durch wuchtige Mauern abgeschirmt ist (H, I,14). Neben den Halbfiguren der prächtig gekleideten Thronhalte-Engel umschwebenzwei weitere Himmelboten, ebenfalls als Halbfiguren dargestellt, das obere Rundder Mandorla. Sie greifen in den Krönungsraum hinein und raffen den ausgespanntenThronhimmel zur Seite, damit der gläubige Betrachter teilhaben kann an derheiligen Handlung. Wie nach der architektonischen Grundgliederung des Kirchenraurnesden Hohen Chor zwei Apsiden flankieren, so hat der Maler links und rechtsvon der Krönungskuppel in mit Kleeblattbogen ausgespannte spitze Giebel dieFiguren zweier weiblicher Heiliger gesetzt, die ihren Ort innerhalb der architektonischenEinheit wohl behaupten, deren Aktionen aber erst im Hinblick auf daszentrale Geschehen dieser Bildzone ihre Gewichte erhalten. Möchte man den beidenHeiIigenfiguren zunächst nur rahmende Funktionen zugestehen, so zeigt sich dochin ihrer Haltung und Gestik ein nicht zu übersehender Potential anstieg: währenddie ihr zuteil gewordene Gnade des Sieges über Sünde und Tod die Maria Magdalenain die Knie zwingt (11,4), hat die heilige Margarete durch göttlichen Beistandden Versucher, den Drachen, schon überwunden und unter ihre Füße genötigt (Il, 3)'Indessen möchten Maria Magdalena und die heilige Margarete nicht die volleAufmerksamkeit des Betrachters auf sich ziehen, yielmehr lenken beide durchKörperhaltung und Gebärdensprache ihrer Hände die Blicke auf die Marienkrönung,der wir uns nun zuwenden.Auf dem Thron, einer Polsterbank, haben rechts Christus und links von ihmMaria Platz genommen, Arkadenbogen und von Diensten umstellte Pfeiler bildendie Thronrückwand. In gesammelter, demütiger Haltung sitzt Maria Christus gegenüber,sie neigt ihm ihr leicht ins Profil gesetztes Gesicht zu. Kopf und Oberkörperhat sie ein wenig vorgeschoben, und während sie ihren rechten Arm etwas zurücknimmt,schiebt sie den linken bis zur Schulter hoch. Erwartend streckt sie ihreHände Christus entgegen. Unter dem locker aufliegenden Kopf tuch quillt einedunkle Haarlacke hervor und ringelt sich auf ihre rechte Schulter herunter. Dasam Halsausschnitt und an den Handgelenken mit Zierborten geschmückte Untergewandreicht bis auf den Fußboden hinab und bedeckt die Füße. AbschließendeZierleisten zeigt auch der über Schulter und Arme sich schlingende Mantel, derin brüchigen Falten wadenlang herunterfällt und vom rechten Handgelenk ab sichzu einem langen dreieckigen Zipfel nach unten umschlägt. Einer jugendlichen Mariasehen wir uns gegenüber: der schlanke Hals, die dunklen Haare und die sichzeichnenden wohlgerundeten Gliedmaßen möchten wohl diesen Eindruck erwecken.:1


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Christus sitzt ziemlich unbewegt, vornehm-zurückhaltend auf der Thronbank,ein schmaler Backenbart umzieht die Rundungen seines Kinns. Von der linkenSchulter fällt sein Gewand in großen, sanften Schwüngen über seine Knie auf dienackten Füße, die er knapp auf die Thronstufen aufgesetzt hat. In Schulterhöhehat er seinen rechten Arm weit ausgestreckt, um Maria die Krone aufs Haupt zusetzen. Seine linke Hand liegt mit gespreizten Fingern auf einem Buch, das er aufseinem rechten Knie vor sich stehen hat.Für den gleichmäßig aufgegliederten Bildaufbau mag die Krönung der Mariavielleicht kein Höchstmaß an Spannung bedeuten, für den andächtig Betenden istsie es ohne Frage. Mit ihrer Krönung findet Marias Leben die feierliche Erfüllung,und wie groß ist ihre Bereitschaft, diese Gnade zu empfangen! Unsere Maria hatetwas sehr Eigenständiges, sie ist keineswegs willenlos und unterwürfig; ihre Demutist voller Kraft. Ihre Erwartung auf das Heilsgeschehen drängt zu Christus hin undschafft eine erregende, spannungsvolle Atmosphäre. Im Krönungsraum sind Mariaund Christus durch die architektonischen Einheiten der Thronrückwand getrennt,Christus ist aus der Mittelachse weg- und von Maria abgerückt. Es ist dernatürliche Abstand des Schenkenden von der Empfangenden. Doch zugleich sagendie zwischen beiden hin- und herschwingenden Kreise Wichtiges über ihre innereZusammengehörigkeit aus. Durch den Bogenschwung des rechten Armes vonChristus wird die durch die Arkadenbogen bewirkte Trennung wieder zurückgenommen,ein kleiner Kreis schwingt sich von seinem rechten Knie über seinelinke Hand, den Buchschnitt hinunter, den Buchrücken wieder hinauf, über dieArkade der Thronrückwand auf die Polsterbank hinunter und schließlich hinüber zuMaria. Ein größerer Kreis beginnt wiederum am rechten Knie von Christus, läuftüber seine Schulter- und Armlinie hinüber zu Maria und schwingt über ihreSchulter, ihre Arme und Hände zur rechten Hand von Christus zurück.Im weitoffenen Schwung, der mit dem Aufsetzen der Krone auf Marias Kopfseinen Anfang nimmt und der bei dem hochgestellten Buch ausklingt, erlangt dieinnere Zuordnung von Christus und Maria ihre höchste Wertigkeit: die KrönungMarias geschieht aus göttlicher Gnade und ihre Erhöhung zur Himmelsköniginbedeutet das Höchstmaß an Erfüllung.Die Datierung der WandmalereienWeder die Namen der Künstler, die die Fresken in den Turmkapellen vonSt. Marienberg schufen, sind uns überliefert, noch geben uns irgendwelche Dokumenteeinen sicheren Hinweis über die Entstehungszeit der Malerei. Dennochlassen sich durch Vergleich mit sicher datierten Wand-, Tafcl- und Miniaturmalereienwie auch mit der sakralen Stickkunst der Paramentik und nicht zuletzt durch dieEinbeziehung historischer Fakten in den Kreis der Betrachtung annähernde Datierungengewinnen.Die aufschlußreichen Untersuchungen von Paul Clemen 18a), Adolph Gold-18 a ) Paul eIe m e n, Die romanische Monumentalmalerei in den Rheinlanden, Düsseldorf1906.11


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528schmidt 18b), Arthur Haseloff 18c) und AIfred Stange 18d) weisen uns dabei den Weg,der Vergleichbares und damit Klärendes zu finden verheißt.Die Autoren stimmen darin überein, die im sächsisch-thüringischen Raumgelegenen Städte Goslar, Braunschweig, Soest, Quedlinburg, Halberstadt und Magdeburgals Mittelpunkte künstlerischen Schaffens im 13. Jahrhundert anzusehen.C lern e n nennt in diesem Zusammenhang die Chormalereien in der Soester KircheMaria zur Höhe, die er für die Zeit zwischen 1220 und 1230 ansetzt, und er weistauf den Quedlinburger Altaraufsatz hin, der nach seiner Auffassung um 1240entstanden ist. Zugleich erwähnt Clemen die sakrale Kunst der Paramentik, dieneben den anderen Formen künstlerischer Gestaltung wie den Tafel-, Wand- undMiniatur-Malereien ihren unverrückbaren Platz behauptet, wenn er anmerkt: "DieStickereien des 13. Jh. geben uns noch viel deutlicher eine direkte Parallele zu demgleichzeitigen Stil der Wandmalereien" (S. 737). Das unter dem reichen Paramentenschatzdes Klosters St. Marienberg befindliche Leinenantependium, dessen EntstehungP. J. Meier für die "Zeit um oder nach 1250" 19) ansetzt, läßt sehr wohlÄhnlichkeiten zu den Malereien in den Kapellen erkennen, z. B. in der Gestik derFiguren, in der Gewandbehandlung, in der trennenden Funktion der Arkaden,wenngleich die Verschiedenheit des Materials keinen völlig überzeugenden Vergleichzuläßt.S t a n g e vertritt die Auffassung, daß das Quedlinburger Retabel um 1240geschaffen wurde; das Goslarer Evangeliar datiert er zwischen 1230 und 1240, unddie thronende Madonna in der Goslarer Neuwerkkirche um 1230. Stange siehteine enge Bindung der Malereien des beginnenden 13. Jahrhunderts sowohl an diezeitgenössische Architektur des Magdeburger Domes wie an die Tafelmalerei desHalberstädter Schrankes. Die Darstellungen an diesem Schrank erinnern überzeugendan die der Maria-Magdalenen-KapeIle, dagegen zeigen die Figuren am MagdeburgerDom und die Madonna in der Neuwerkkirche nicht mehr den für das frühe13. Jahrhundert bezeichnenden scharfbrüchigen Faltenwurf der Gewänder, wie eruns in dem 12 14 geschriebenen "libellus de consecratione crismatis" des KaplanHeinrich begegnet 20). Die in diesem Gebetbüchlein dargestellte Kreuzigung erinnertuns in der Gewandbehandlung des J ohannes lebhaft an die Kreuzigung in derMaria-Magdaienen-Kapelle.Die Bestimmung der Trierer Kirchenversammlung aus dem Jahre 1310, nachder jeder Altar skulpierten oder gemalten Schmuck tragen müsse, schließt dasfrühere Vorkommen von Retabeln, z. B. denen von Quedlinburg und von Soest,nach Stanges Meinung keinesfalls aus 21). Dieser Autor hält es audl für unerläßlich,18 b ) Adolph Goi d s eh mi d t, Das Evangeliar im Rathaus zu Goslar, Berlin 1910.18c) Arthur Ha sei 0 f f, s. Anm. 17 a.lAd) Alfred S ta n g e, Deutsche Romanische Tafelmalerei, München 1930.19) P. J. Me i er, a. a. 0., S.45.20) Arthur Ha sei 0 f f, a. a. 0., Tafel 46/IIZ. Die Handschrift ,de consecrationebefindet sich nach H. im Magdeburger Domgymnasium, S. 331.21) Alfred S t a n g e, a. a. 0., S. 131.13


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigdaß bei der Klärung der Datierung der Fresken stets die Geschichte herangezogenwerden müsse.Ha seI 0 f f hält Stilparallelen zwischen Malerei und Plastik nidlt für unhedingtüberzeugend, immerhin, so meint er, gibt es eine unverkennbare übereinstimmungder dargestellten Typen. Für unseren Versuch, die Marienberger Freskenzu datieren, ist Haseloffs bemerkenswerte Feststellung von Bedeutung, mit der erdarlegt, daß das Psalterium des Landgrafen Hermann von Thüringen den meistenMalern des 13. Jahrhunderts als Musterbuch gedient habe (S. 152), da sich zwischendem Landgrafenpsalter und unsern Wandmalereien manches Vergleichbare zeigt:es kommen die gleichen ikonographischen Programme vor 22), und wenn Hascluffder Auffassung ist, daß die Schule, in der dieser Psalter geschrieben wurde, "nichtweit vom Hofe des Landgrafen und von Hildesheim entfernt gewesen sein kann" 23),so kann die Malerschule in der Nähe von Helmstedt bestanden haben. Mit derErwähnung Hildesheims wenden wir uns sogleich der Betrachtung der gemaltenDecke in St. Michael zu und sehen, daß z. B. übereinstimmendes zwischen derGewand- und Haarbehandlung der Apostel des Hildesheimer und des HelmstedterKunstwerkes besteht. Mit der Datierung der Hildesheimer Deckenmalerei "um1200", wie sie Appuhn gibt 24), sind wir bei der Lösung unserer Aufgabe ein Stückvorangekommen.Goi d s eh mi d t nimmt an, daß das Evangeliar im Goslarer Rathaus in der erstenHälfte des 13. Jahrhunderts entstanden sei, und er vertritt die Ansicht, daß dieMalerei dieser Handschrift eine enge Verwandschaft zu den \Vandmalereien inNorddeutschland besitzt. Beim Vergleich zwischen dem genannten Evangeliar undunsern Fresken wird wohl Verwandtes deutlich, so die Auf teilung der Fläche ineinzelne Felder, die Einbeziehung architektonischer Elemente, das nur leise Berührender Spruchbänder, die Körperhaltung Christi am Kreuz, das Hineinragen desKreuzesstammes in den oberen Bildkomplex. Aber sind die Gewänder nichtfließender, ihre StofImuster nicht unruhiger als auf den Malereien in den Kapellen?Und wo gäbe es hier Kahlköpfe wie bei dem römischen Kriegsknecht des Evangeliarsund des Evangelisten Johannes? Nach diesen Kriterien sollte das Evangeliar eherfrüher entstanden sein als die Wandmalereien in Marienberg. Aber es gibt besserVergleichbares, auf das wir gleich zu sprechen kommen.In seiner 1934 erschienenen Dissertation "Die spätromanischen Wandmalereienim Dome zu Braunschweig" 25) stellt Joachim Gerhardt Vergleichbares zwischendem Quedlinburger Retabel und den Malereien der Chornordwand des Braun-22) Die hl. Margarete überwindet den Drachen: Tafel 17/34; Christus und die Sünderin:TafelzS/S3; Krönung und Tod Marias: Tafel 25/S4; Kreuzigung: Tafel 16-18/30.OS) Arthur H ase 1 0 f f, a. a. 0., S. 319.2t) Horst A p p u h n, a. a. 0., S. 54. Die auf J. S 0 m m er, Das Deckenbild derMichaeliskirche zu Hildesheim, Hildesheim 1966, zurückgehende FTÜhdatierung fand freilichkaum Zustimmung - dazu R. Hau s her r s Besprechung von Sommers Buch in: Niedersächs.<strong>Jahrbuch</strong> für Landesgeschichte, Bd. 38, 1966, S. 257 H.25) Die Arbeit erschien auszugsweise in Nds. <strong>Jahrbuch</strong> für Landesgeschichte, Bd. I I, 1934,S.I-6Lhttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigschweiger Domes fest, und er gibt der Vermutung Ausdruck, daß den Malern jenerZeit, den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts, die gleichen Musterbücher vorgelegenhaben müssen.Für unsere Betrachtung ist es indessen überraschend, daß Gerhardt die MarienbergerWandmalereien in der Maria-Magdalenen-Kapelle nach 1250 datiert. Denndrängen sich nicht ins Auge fallende Ähnlichkeiten zwischen der Darstellung in derHelmstedter Kapelle und den Braunschweiger Domfresken auf, die Gerhardt umden Landgrafenpsalter gruppiert, also in das beginnende 13. Jahrhundert setzt?Wenn Gerhardt von der Gestalt der Braunschweiger thronenden Madonna anmerkt,daß sich in ihrem Gewand "ein ausgesprochenes knitteriges Faltengeschiebe" zeigt,so ist das in der Darstellung der heiligen Margarete in der Maria-Magdalenen­Kapelle nicht anders, oder wenn Gerhardt in der Kleidung des ]oseph breitgeraffteFaltenschichten beschreibt, "die rechts und links in zackigen Formen zurücklaufen"26), so möchten wir darauf hinweisen, daß uns diese zackigen Falten auchim Gewand der thronenden Maria in der Maria-Magdalenen-Kapelle begegnen.Gerhardt rechnet die Freskenentstehung in der Chornordwand des Doms demfrühen 13. Jahrhundert zu, und es scheint kein zwingender Grund vorzuliegen, daßdie Helmstedter Malereien nicht im gleichen Zeitraum entstanden sein können. WennGerhardt in seinen Gedankengängen sich von der überlieferten Geschichte leitenläßt, die urkundlich die Kapellen durch die Ablaßbestimmungen aus den Jahren12 56 und 12 8 3 in das historisch nachweishare Blickfeld gerüd{t hat, so möchte daskein unbedingt schlüssiger Beweis dafür sein, daß die Kapellen nicht schon Jahrzehntefrüher mit den Fresken ausgestattet worden sind.Aus der Fülle der für den Vergleich anzuziehenden Kunstwerke sei vor allemdas Quedlinburger Retabel erwähnt. Dieser Altaraufsatz hatte seinen Platz in derQuedlinburger Ägidienkirche, bis er in die Staatlichen Museen nach Berlin gebradltwurde; dort ist er im Jahre 1945 verbrannt. Das Retabel läßt im Vergleich mit denlIelmstedter Fresken viel Verwandtes lebendig werden. So erinnert die Kreuzigungin der Komposition an die gleiche Darstellung in der Heiligen Kreuzkapelle:Während hier der Gekreuzigte mit Maria und Johannes in kontrastierenden OberundUntergewändern durm den überfangenden Kreuzbalken zu einer Einheitzusammengcfaßt sind, und dem heiligen Augustin und der heiligen Katharinarahmende Funktionen zukommen, sehen wir auf dem Retabel die gleiche Anordnung.Der Heilige Ägidius nimmt die Stelle Augustins ein. Der Vorstoß in die obereBild:wne über die Schrägen des Palmenzweiges und des Bischofsstabes erinnern anden Bewegungsablauf im Bildgesmehen der Kreuzkapelle. Vom Gegenständlimenher lassen sim manme Ähnlimkeiten der beiden Kunstwerke aufdecken, so erfuhrdie Darstellung des Gekreuzigten keine wesentlimen Untersmiede.Dom soll hier nicht - fast gewaltsam - nam absolut übereinstimmendem mitgrößter Akribie gesucht werden, vielmehr mömte man vergleimende Analogienfinden nam Auffassung Haseloffs, der von einem Grundtypus in der Malerei sprimtund dazu anmerkt, daß gerade für die Kunst "des 12. und 13. Jahrhunderts ... dieoe) Joadtim Ger h a r d t, a. a. 0., S. z8.z5http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528von J. Strygowski in seiner Iconographie der Taufe Christi (München 1885) gemachtenBeobachtungen ... gelten", daß sich nämlich nie " ... zwei Darstellungenvöllig gleichen, sondern überall der Individualismus des Künstlers die überliefertenSchemen durchbricht und Neues bildet ... " 27).Ins Auge fallende gleiche Bildaussagen sollen aber nicht übersehen werden.Es lassen sich fraglos Parallelen zwischen der Marienkrönung in der Maria-Magdalenen-Kapelleund der auf der Quedlinburger Altarwand aufzeigen: das den Bildinhalteinrahmende architektonische Band, der Aufbau des Thrones, die Art desSitzens von Christus und Maria und die Gestik des Segnens und Gesegnetwerdenszeigen überzeugende Ähnlichkeiten. Dagegen ist die Behandlung der Gewänderunterschiedlich; gewiß gibt es übereinstimmendes in den auf- und absteigendenZickzackformen der Kleidersäume, doch ist das Faltengeschiebe über den Knienvon Christus und Maria auf dem Retabel nicht dichter und lebhafter und nichtmehr so scharfbrüchig und tütenförmig wie auf den Fresken. \Venn diese Beobachtungzuträfe, könnte man daraus folgern, daß die Quedlinburger Altarwand -und in einem Atemzuge miterwähnt die Madonnen in der Soester Hohnekirche undin der Goslarer Neuwerkkirche - später entstanden sind als die HclmstedterMalerei; denn A. Goldschmidt datiert den strengen Stil, wie er uns im Helmstedterf'resko begegnet, vor der freieren und unruhiger bewegten zweiten Hälfte des13. Jahrhunderts 28). Folgt man weiterhin Goldschmidts Auffassung, daß die Maler"in einem bestimmten Moment um 12.50" 29) in den Nebenfiguren Typen aus demVolke, Leute von der Straße dargestellt haben, und vergleicht man dazu die derbenGesichter der spitzhuttragenden Juden auf dem Retabel, die Christus zu Pilatusbringen, und die Gruppe der Juden des Simon auf der \Vandmalerei in der Maria­Magdalenen-KapeIIe, so ist man fast schon überzeugt, daß die Fresken vor 1250entstanden sein müssen. Diese zeitliche Annahme engt sich dann noch weiter ein,wenn man Goldschmidts Hinweis übernimmt, nach dem der scharfbrüchige Stil,wie wir ihn auf den Fresken allenthalben verwirklicht sehen, eine "essentiellsächsische" Eigenart ist, die zwischen 12 20 und 1230 ihren Höhepunkt erreicht 80).Die angeführten Datierungen beruhen indessen auf reiner Interpolation; siehaben zwar manche Wahrscheinlichkeit für sich, können aber nur als angenäherteZeitangaben gelten. Gleichwohl ergibt sich auch für die Helmstedter Magdalenenkapelledurch die Verbindung von stilistischen Analogien und historischen Tatsachendie Möglichkeit, die Entstehungszeit der \Vandmalerei annähernd zu bestimmen.Einen ersten Ansatzpunkt dazu gibt die Malerei selbst: Olm rechten Rand dermittleren Bildzone sehen wir uns einem hochgewachsenen Mann gegenüber, dertrotz seiner Reihung an die zum Totenbett Marias drängenden Apostel nicht zuihnen gehört. Er ist beschuht und prächtiger gekleidet als sie, ihn umstrahlt keinHeiligenschein, und seinen Kopf bedeckt eine halbhohe, mit einem schmalen Bandzusammengehaltene Mütze. Seine Hände sind nicht betend erhoben, sondern damit26'7) Arthur Ha 5 el 0 f f, B. B. 0., S. 6r.28) Adolph GoI d 5 eh m i d t, B. B. 0., S. zo.29) Adolph GoI d 5 c h m i d t, B. B. 0., S. 153.10) Joachim Ger h B r d t, a. a. 0., S. lZ.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528beschäftigt, rechts einen Weihwasserwedel hochzuhalten und links den dazu gehörendenKessel zu tragen. Bei unserem Datierungsversuch bildet die überlegung,diese weltliche Figur könnte mit dem Stifter der Wandmalereien identisch sein,einen ersten Schritt.Für unsere Untersuchung weist uns IIaseloff einen begehbaren Weg durch seinethüringisch-sächsische Malerschule des 13. Jahrhunderts. Die beiden festdatiertenKunstwerke, das Gebetbüchlein des Kaplan Heinrich von 1214 und die in Kopenhagenaufbewahrte, inschriftlich von 1255 datierte dreibändige Hamburger Bibelbegrenzen den zu untersuchenden Zeitraum. Haseloff unterscheidet drei Phasendes scharfbrüchigen Faltenstiles: den ersten Teil dieser Gewandbehandlung siehter in Verbindung mit den Darstellungen im Psalterium des Landgrafen IIermannvon Thüringen, den zweiten Abschnitt, einen gemilderten Kleidstil, weist er imPsalter der h1. Elisabeth nach, zwei Handschriften, die vor dem Tode des Landgrafen,also vor 1217 entstanden sein müssen 81). Die dritte Phase des scharfbrüchigenFaltenstils, in der sich, nach Haseloffs Auffassung, ein wirklicher Umschwung derGewandbehandlung in der Weise vollzieht, daß alles Eckige-Zackige durch "rundlichere,weichere Formen" abgelöst wird, sieht er u. a. in dem "gegen 1300"entstandenen Wiener Psalter 82).Haseloff weist darauf hin, daß "zwischen der Magdeburger Miniatur (von 1214)und den Gebetbüchern des Landgrafen Hermann ... ein Zusammenhang ... besteht",und seine Kreuzigungsbeschreibung im Gebetbüchlein des Kaplan Heinrich: "Unterdem Kreuze links Maria, die Hände vor der Brust kreuzend, rechts Johannes, dieRechte an der Wange ..., die Linke den Mantel greifend" könnte ebensogut fürdie gleiche Szene in der Magdalenenkapelle geschrieben worden sein; auch derTrauergestus des Johannes im libellus des Magdeburger Kaplans ist dem desJohannes auf dem Fresko nahe verwandt. übereinstimmendes zwischen der Kreuzigungdes Landgrafenpsalters und der in der Kapelle läßt sich - nach der Abbildung33) - in der Gewandbehandlung aufzeigen, so in der eckigen Drehung derLängsfalten und der zurücklaufenden Faltenbrechung der Kleidersäume von Mariaund Johannes. Vergleichbar sind auch die Kalenderapostel des Landgrafenpsaltersmit denen, die sich um das Totenbett Marias auf unserm Fresko gruppieren. Dortwie hier sind von den zwölfen nur zwei bartlos dargestellt. Der Kalendar desPsalters zeigt nach Haseloffs Beobachtung, "außer J ohannes nur einen bartlosenJünger" 34), den Aprilapostel, und auf dem Gemälde der Kapelle sehen wir ebenfallsneben dem jugendlichen Apostel am Kopfende der Totenbahre nur noch einen,den dritten von links, der sich dem Betrachter frontal zuwendet, ohne Bart.In der 1968 erschienenen Dissertation von Johann-Christian K la m t "DieMonumentalmalereien im Dom zu Braunschweig" und in der 1964 ediertenArbeit von Renate Kr 0 0 s "Drei niedersächsische Bildhandschriften des J3.Si) Arthur Haseloff, a. a. 0., S. 15.12) Arthur Haseloff, a. a. 0., S. l1/z3.33) Arthur Haseloff, a. a. 0., S.333.3&) Arthur Haseloff, S. z6S.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Jahrhunderts in Wien" findet die Malerei in der Helmstedter Magdaienenkapellewiederholte Erwähnung. Bei der Datierung des Helmstedter Fresko folgen beideAutoren dem Vorschlag Gerhardts, wenn auch nicht mit simerer überzeugung.So ist Klamt zwar der Meinung: "Eine Altarweihe kann •.. grundsätzlich nichtimmer mit dem Bauvorgang in Zusammenhang gebracht werden" 35), doch legtes "der stilistische Befund ... " der Wandmalerei nach seiner Beobachtung "nahe,ihre Entstehung mit der Weihe von IlS6 in Verbindung zu bringen" 36). Klamterkennt durchaus die Diskrepanz im Datierungsversuch Gerhardts, der sich wohlan die historisch gesicherte überlieferung von IlS6 halten will, diesen Zeitpunkt indessendann doch nicht in übereinstimmung mit dem scharfbrüchigen Stil der Darstellungbringen kann. Diese Unsicherheit Gerhardts versucht Klamt mit demHinweis zu entschärfen: "Die Helmstedter Gemälde werden zwar von ihm auchnach der Jahrhundertmitte angesetzt, doch glaubt er an eine ,Wiederaufnahme uersmarfbrüchigen Stilform ... , wie sie (uns) zu Beginn des dritten Jahrzehntesbegegnet'" 37).Wenn Klamt von der Helmstedter Malerei anmerkt: "Bei der Maria in derMarienkrönung sowie bei den beiden begleitenden Heiligen Magdalena undMargareta stauen sich die Mantelsäume am Boden zu einem Gewirr kleinteiligerFalten, das die Füße in weitem Umkreis umgibt und die BeinsteIlung verschleiert" 38),so läßt sich diese Beobachtung ohne Schwierigkeit in die Nähe des Elisabethpsaltersansiedeln, von dem Haseloff sagt, daß hier "... der wilde eckige Stil hervorbricht,ja Zickzacksäume nicht eben selten sind" 39). Tragfähige Vergleichsmöglichkeitendes Helmstedter Gemäldes sieht Klamt - außer mit den Monumentalmalereiendes Braunschweiger Domes - auch mit der von Sommer um 1200 datiertenHildesheimer Decke: Die am vorderen Bettpfosten verknoteten flatternden Stoffendendes Bettuches vom Sterbelagers Marias weist er als ein Motiv nach, "dasauch am Lager des Jesse im Hildesheimer Deckenbild (der Michacliskirche) ' ..auftritt" 40), und beim Vergleich zwischen dem Helmstedter Fresko und der Deckein St. Michael stellt Klamt die weitere übereinstimmung eines formalenDetails fest, nämlich der "Nadelöhr-Falte", einer Gewandschlinge, die sich durchdas Herabfallen des Stoffes über den Unterarm bildet 41). Diese Nadelöhr-Faltebeobachten wir auch an den zu Ende des 12. Jahrhunderts geschaffenen Chorschranken-Figurender Halberstädter Liebfrauenkirche 42). Aus alledem möchte manschließen, daß Klamts Spätdatierung der Helmstedter Wandmalerei um 12S6 nichtals gesichert angesehen werden kann.35) J ohann-Christian K I amt, a. a. 0., S. 181.38) K 1 amt, a. a. 0., S. 60.87) K 1 amt, a. a. 0., S. 181.38) K 1 amt, a. a. 0., S. 61.39) H ase I 0 f f, a. a. 0., S. 190 .• 0) K 1 amt, a. a. 0., S. 116.U) Klamt, S.61.U) A p p u h n, a. a. 0., Abbildung: Tafel 67, außerdem Karl Wo e r man n, Geschichteder Kunst, Leipzig und Wien 1910, Bd. 3, S.174.28


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigRenate K r 0 0 s 43) bezieht sich bei der Entstehungsangabe des HelmstedterFresko ebenfalls auf Gerhardts Datierung. Sie vergleicht die Kalendar-Apostel des1276 datit:rten Metzer Psalters, die sich "unter von ornamentierten Säulen getragenenKleeblattbogen mit Giebelkrönungen und seitlich angesetzten Dach-, TurmoderZinnenmotiven ... " befinden, mit den "Rahmungen der heiden weiblichenHeiligen im Fresko der bald nach 1250 ausgemalten Magdalenenkapelle in HclmstedtiMarienberg"44). Die Autorin sieht eine Vergleichbarkeit zwischen demMarientod des Elisabethpsalters und der gleichen Darstellung auf dem I-IelmstedterGemälde, dessen lebhafte Formensprache mit ihrer "ans Pathetische grenzendenBewegtheit in Gesten und Ausdruck" sie hervorhebt 45). Gleichwohl erkennt auchsie die Problematik der stilistischen Einordnung der Wandmalerei in die Zeit umdie Jahrhundertmitte wegen der unverkennbar nahen Verwandtschaft mit demElisabethpsalter. Sie interpretiert daher die Liniensprache des Fresko mit den"immer wiederholten, weitgeschwungenen Konturen der Körper, der zügigen, einwenig formelhaften Gesichtszeichnung ... (als) ..• ein fortsduittlicheres Stilgefühl,eine Annäherung an gotische Formprinzipien, nicht zu verwechseln mit den ebenfallsheftig agierenden, aber formal und innerlich als Individualitäten empfundenenFiguren des Elisabethpsalters" 45). Diese Auffassung vermögen wir indessen nichtzu teilen, der Gesichtsausdruck der Apostel im Helmstedter Marientod ist individuellgeprägt und kaum als formelhaft und indifferent anzusehen.Der weltlichen Figur am rechten Bildrand des Marienberger Fresko (II, 13) wendetR. Kroos große Aufmerksamkeit zu: "Am Bildrand", so merkt sie an, "befindetsich noch eine zunächst schwer deutbare Gestalt, ein bärtiger Mann ohne Nimbus,in den Händen Weihwassergefäß und Aspergill, der über dem Gewand ein doppeltgesäumtes breites Band um den Hals geschlungen trägt, dazu die konische Mütze mitdem Tuch und einem Knopf oder Juwel über der Stirn wie mehrfach weltlichePersonen in unsern Miniaturen" 45). Die Darstellungen des Marientodes, bei denenaußer den Aposteln auch weltliche Personen, etwa " ... zwei oder drei heiligeBischöfe ... " 46) zugegen sind, basieren nach R. Kroos, auf byzantinisch-ikonographischenVorstellungen des 12. Jahrhunderts. Die Autorin äußert deshalb dieVermutung, daß "wahrscheinlich ... auch die Figur am rechten Bildrand im HelmstedterFresko mit Weihwassergefäß und Sprengwedel und mit dem schmalenBand um den Hals (es könnte Kreuzbesatz gehabt haben, die Farbsubstanz fehlt)trotz der Mütze auf eine ähnliche Vorstellung zurückgeht" 47).In der dargestellten Randfigur sehen wir dagegen keinen geistlichen, sonderneinen weltlichen Fürsten, eine Annahme, die durch HaselofTs Beschreibungen diesesPersonenkreises in den Landgrafenpsalterien sich zur Gewißheit verdichtet. DieCharakteristika, die Haseloff im Elisabethpsalter als für weltliche FürstlichkeitenU) Renate Kr 0 0 s, Drei niedersämsisme Bildhandsduiften des 13. Jahrhunderts inWien, Göttingen 1964.U) R. Kroos, a. a. 0., S. 135.~5) R. K r 0 0 s, a. a. 0., S. 91.~") R. Kr 0 0 s, a. a. 0., S.93.~7) R. Kr 0 0 5, B. B. 0., S. 93, Anm. 415.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528zutreffend herausstellt, haben für die IIelmstedter Darstellung die gleiche Geltung,wenn es dort heißt: "Besondere Beachtung verdient ein wiederholt zu belegenderMännerkopf mit starkem bis zum Nacken herab reichendem Haar und vollem, kurzgehaltenem Bart. Dieser Typus scheint mit Vorliebe zur Darstellung von Fürstlichkeitenverwandt zu sein" 48). Auch aus der Barttracht vermögen wir den hohenfürstlichen Rang unserer Randfigur abzulesen; denn nach IIaseloff entsprach es"der Sitte der Zeit, daß die höheren Stände bartlos waren und nur die höchstenwieder einen Bart trugen" 49). Hascloffs Beschreibung der fürstlichen Gewandungin den Landgrafenpsalterien trifft für unsere Figur uneingeschränkt zu. Als typischfür die Fürstentracht bezeidmet Hascloff " .•. vor allem die Schärpe, deren freiesEnde über den linke Arm geworfen wurde" 50) und ferner " ... ein Kragen um denHalsausschnitt, ein Streif um den unteren Saum, Manschetten und ein von oben ander Brust bis zur Gürtung herahlaufendes Stück" 51). über die Kopfbedeckungfürstlicher Personen sagt Hascloff: "Die Fürsten tragen zumeist eine Krone, welchedie Gestalt einer nidlt sehr hohen Mütze besitzt" 52).Nam den Abbildungen in Haseloffs ,Malerschule' zu urteilen, zeigen die Kopfbedeckungendes Landgrafen Hermann sowohl im Landgrafen- als audl imElisabethpsalter den gleichen Stilcharakter wie die Mütze der Helmstedter Randfigur.Aufgrund der stilistischen Analogien kann es keinen Zweifel darüber geben,daß wir in dem Dargestellten einen Fürsten von hohem Rang vor uns sehen. SeineLebensdaten müssen mit der Entstehung der \Vandmalcrci in Verbindung gebrachtwerden; denn nam Haseloffs Forschungen läßt sich "eine strenge Scheidung zwischenden Trachten biblischer und zeitgenössischer Gestalten nicht durchführen .. :' 53),und R. Kroos hält ".•. die Zufügung einer beträchtlich später lebenden Person inein Bild aus dem Marienleben ..." für nicht ühlich 46).Aus der stilistischen übereinstimmung der Gewand-, Haar- und Barttramt desauf dem Helmstedter Fresko Dargestellten mit den Figuren der genannten Psalterien,ergibt sich die Konsequenz, daß unser Fürst ein Mann war, der in den erstenJahrzehnten des 13. Jahrhunderts gelebt hat. Damit kommen wir wieder zum Ausgangspunktunserer überlegungen zurück, die Entstehungszeit der Malerei in derMaria-Magdalenen-Kapelle mit der von 1224 urlmndlim überlieferten Smenkungdes Pfalzgrafen Heinrich an das Marienberger Kloster in Verbindung zu bringen.Wir smlagen deshalb vor, in der am remten Bildrand dargestellten Figur denPfalzgrafen als den Stifter des Fresko zu sehen und das Entstehungsjahr der Wandmalereiauf das Jahr 1224 anzusetzen.Auf dem \Vege zur Identifizierung des Pfalzgrafen bietet uns seine Kopfbedeckungauf dem Fresko einen simeren Anhaltspunkt: so tragen IIerzog Friedrimvon Smwaben (t 1191) auf einer, in der Fuldaer Landesbibliothek aufbewahrtenOS) Ha seloff, a. a. 0., S. 277 .••) Ha seI 0 f f, a. a. 0., S.278.50) Ha seI 0 f f, a. a. 0., S. 280.51) Haseloff, a. a. 0., 5.281.&2) Ha seloff, a. a. 0., 5.283.113) Ha seloff, a. a. 0., S. 279.3 0


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Miniatur mit der Datierung 1 18S 54) und Pilatus auf dem Quedlinburger Retabelauch eine "halbkugcIförmige Mütze mit knapp umlegten Tuch oder Band wie öftersbei vornehmen weltlichen Personen" 55). Die sich ähnelnde Kopfbedeckung desPfalzgrafen und des Herzogs verdeutlicht die gleiche fürstliche Stellung innerhalbihrer Dynastien: beide waren wohl die ältesten Söhne ihrer berühmten Väter, Heinrichsdes Löwen und Friedrich Barbarossas, nicht aber ihre potentiellen Nachfolger.Die Gedankenbrücke, die Mütze des Pilatus und die des Pfalzgrafen dokumentiere diegleiche politische Stellung ihrer Träger, schlägt sich von selbst: wie der Landpflegerder Vertreter des fernen römischen Imperators war, so oblag es während des Mittelaltersin Deutschland allein dem Pfalzgrafen, die Interessen des abwesenden Kaiserswahrzunehmen.Mit dem Betreten historischen Bodens gewinnen wir sicheren Grund zur Stützungunserer These, und wir meinen, daß die Schenkung des Pfalzgrafen an das MarienbergerKloster und die damit verbundene Stiftung der Wandmalerei nicht isoliertgesehen werden kann. Die von Heinrich konzipierte Politik, seine Landeshoheitnach innen und außen zu sichern und sein Ansehen zu stärken, verdient im grenznahenHelmstedter Raum erhöhte Aufmerksamkeit und das besonders für das Jahr1224. Damals erwarb Heinrich auf dem Tauschwege vom Ludgerikloster dreiDörfer 56) im Helmstedter Werder, die im Grenzbereich zum altmärkischen Besitzder Askanier lagen, und ferner schenkte er in zwei südöstlich von IIelmstedt, imHochstift Halberstadt gelegenen Dörfern dem Kloster St. Ludgeri große Ländereien57). Sthließlith vermehrte der Pfalzgraf Heinrich im gleichen Jahr 1224 durchdie Schenkung des östlich von lIelmstedt gelegenen Dorfes Bemisdorf 58) denGrundbesitz des Marienberger Klosters in so großzügiger Weise, um den Add desLandes, der seine unverheirateten Töchter gern in diesen Konvent schickte, an sichzu binden.114) Gabriel Man deI, Die Budlmalerei der Romanik und Gotik, Gütersloh 1964,Bildtafel 25. Eberhard 0 r t h ban d t, Bildbuch Deutscher Geschichte, Laupheim 1954, S. 107.55) R. Kr 0 0 s, a. a. 0., S. 39, Anm. 155.M) Es handelt sich um die Dörfer Badekot, Brechtorf und lIonrodc, vgJ. P. J. M eie r,Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Helmstedt, "'olfenbüttel 1896, S.156, S.163,S.168.57) Es waren die Dörfer Badeleben und Vöpke, vgl. Die Kunstdenkmale des KreisesHaldensleben, Leipzig 1961, S. 149, S. 577. Die im gleichen Kreis gelegene St. Petruskapellebei Morsleben schenkte Werner v. Ampfurt auf Betreiben des Propstes von Walbeck, desspäteren Bischofs von Halberstadt Ludolf v. Schladen (12°9-1241), im Jahre 1224 demHelmstedter Kloster St. Marienberg; vgl. Die Kunstdenkmale des Kreises Haldensleben,S.463 und R. Kr 0 0 s, a. a. 0., S. 110, Anm.486.58) Der Pfalzgraf "Henricus dei gracia dux saxonie comes palatinus rheni ... " schenktedem Kloster St. Marienberg in Helmstedt das im heutigen Brunnental gelegene Dorf., .. ' quandam desertam Bcmesdorp nomine iuxta Helmstat in nemore sitam, quondam asclavis inhabitatam cum silua, pratis et agris attinentibus et cum omni iuris integritate".Vgl. Eduard S t ö ß n er, Die ehemaligen Besitzungen des Klosters Marienberg vor Helmstedt,Helmstedt, 1902, S.1. Bis zum Jahre 1955 gehörten die Bewohner des Brunnentaleszur Pfarrgemeinde von St. Marienberg. Frdl. Hinweis von Herrn t Pastor Martin \Vandersleb,Helmstedt.3 1


http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Wie Heinrich der Löwe durch die Aufstellung des Bronzelöwen auf dem BraunschweigerBurgplatz im Jahre I 166 die Kunst in den Dienst der Politik nahm, sowird auch für seinen Sohn, den Pfalzgrafen Heinrich, die Stiftung der WandmalereiU14 in der Magdalenenkapelle, auf der er sich selbst dargestellt sehen wollte, zuseinem politischen Konzept gehört haben.Ergänzend sei noch anzumerken, daß der in vielem übereinstimmende stilistischeBefund des Helmstedter Fresko mit dem Magdeburger libellus von 11 14 und mitden Landgrafenpsalterien es denkbar erscheinen läßt, daß der Hclmstedter Malerdurch die politischen und familiären Verbindungen des beauftragenden Pfalzgrafendie Möglichkeit hatte, die beiden Handschriften selbst einzusehen. Die Vermutunggewinnt eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit, wenn man sich erinnert,daß Heinrich durch seine um 111 I geschlossene Ehe mit Agnes von Meißen mitdem Thüringer Landgrafen Hermann eng verwandt war 59) und daß er nach Lösungschwerwiegender politischer Streitfragen zu gutem nachbarlichen Einvernehmen mitdem Magdeburger Erzbischof gekommen war 60).Die Eltern des Pfalzgrafen, Herzog Heinrim der Löwe und seine Gemahlin Mathildesmenkten dem Kloster je 50 Mk., die Herzogin außerdem eine Samtkasel (vgl. P. J. Me i e r,a. a. 0., S. 34). Im Kloster wird nom heute ein gestickter Kasclbesatz aufbewahrt, der namAuffassung von Herrn Professor Dr. Martin G 0 s e b ru c h im ausgehenden J 2. Jahrhundertangefertigt wurde. Die Vermutung liegt nahe, daß diese kostbare Stickerei zu der von derHerzogin ge stifteten Kasel gehört hat.68) Die Tomter des Landgrafen, Jutta, war mit dem Markgrafen Dietrim von Meißel\verheiratet. (W. K. Pr i n z von I sen bur g: Stammtafeln zur Gesdlimte der europäismenStaaten. Bd. I und 11, 1853, Tf.44).GO) Heinrim erkannte die territorialen Ansprüme des Erzbismofs Albremt n., Grafv. Smönburg, an der ehemals unter welfischer Herrsmaft stehenden Stadt Haldensleben undder Pfalzgrafsmaft Sommerschenburg an; vgI. Die Kunstdenkmale des Kreises Haldensleben,S. 335 und S. 51-7. Albremt II. zählte zu den bedeutendsten Magdeburgcr Erzbischöfen: erveranlaßte im Jahre 1209 den Wiederaufbau des zwei Jahre zuvor abgebrannten Domes,und während seines Episkopates (I207-U31) smrieb der Kaplan Heinrim 1114 im MagdeburgerKloster Berge den "libellus de consecratione crismatis".3 1 <strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=000425281. DIE HEILIGE-KRElJZ-KAPELLEMajestas Domini2 Die Kreuzigung


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528II. DIE MARIA-MAGDALENEN-KAPELLETDie mittlere und obere Bildzone2 Tod und Himmelfahrt Marias


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528~ . ~\ I A",~ Ho- - ---~ .. ~~- .., ... -.. _---


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=000425285 Die Apostelgruppe, links6 Die Apostelgruppe, rechts


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=000425287 Maria auf dem Totenbett


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528. , . . "',~/ I 1 1\ "' /\ \ t/10 Christlls im Hause des S' Imon


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528[ [ Maria Magdalena salbt dem Herrn die Füße


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528'3 Der Stifter am rechten Bildrand'4 Die Krönung Mnrins


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Zur Geschichte des Geschlechtes von Weferlingvon 1233-1775I. Teil: Bis zum Jahre 1400VonHeinrich BarnstorfII. Einleitung - 11. Verkauf und Zerstörung der Burg Weferlingen - IH. Die "Raubritter"von Weferling - IV. Erste Spuren des Geschlechtes - V. Verhältnis zur Stadt Braunschweig- VI. Die Familie von Honlage in Weferlingen bei Helmstedt - VII. Die Asseburger- VIII. Beziehungen beider Familien zu den von Weferling - IX. Beziehungen zurKirche - X. Stammbaumentwürfe - XI. Lehnsbesitz - XII. Bedeutung des Altenau-(Nette-)flusses für die Geschichte \Veferlingens - XIII. Herkunft des Geschlechts.Das kleine Dorf Weferlingen, Kreis Wolfenbüttel beging im Jahre 1965 dieFeier seines looojährigen Bestehens. Dieses Jahr schien dazu legitimiert durch eineangeblich aus dem Jahre 965 stammende Urkunde 1), in der Bischof Bernhard vonHalberstadt der Äbtissin von Gandersheim den Zehnten aus vier Dörfern, darunterWeferiingen, zugesteht. Obwohl die Echtheit dieser Urkunde durch Prof. Goetting(früher Staatsarchiv Wolfenbüttel) angezweifelt wird, weil das aufgedrückte angeblicheSiegel des Ausstellers um 965 nicht vorkam und das wirkliche Alter derUrkunde etwa auf das Jahr 1250 zu verlegen ist, brauchten die heutigen Weferlingerbei der Datierung ihrer Feier "kein schlechtes Gewissen zu haben. Die Siedlungist wie die meisten ihrer Nachbardärfer viel älter als 1000 Jahre". Ihre Entstehungliegt im Dunkel der Vor- und Frühgeschichte 2).Der Festakt fand am 11. September bei strahlendem Sonnenschein in der Weferlinger"Burgstelle" südöstlich des Dorfes statt, deren ca. 5 Morgen großer, grasbewachsener,von alten Eschen und Linden umrauschter, noch immer wallbewehrterPlatz ein würdiger Rahmen historischen Gedenkens war. Angesichts eines J ahrtausendsschrumpft der zeitliche Abstand von jenem Luftangriff des Jahres 1944zur Bedeutungslosigkeit, der Wcferlingen seines romanisdlen Kirchleins mit Wehrturmberaubte, Burgstelle und Feldmark mit unzähligen Bombentrichtern durch-Anmerkung der Schriftleitung: Der Aufsatz kommt für die Zeit von IZ33 bis 1400hinsichtlich der Einschätzung des Geschlechts v. Weferling als "Raubritter", seines Verhältnisseszu den v. d. Asseburg und seiner Herkunft zu neuen Ergebnissen, die hiermitzur Diskussion gestellt werden.1) Staats-A. WolfenbütteI. 6 Urk 9.2) F. Bar n s tor f: 1000 Jahre Weferlingen, Braunschweig 1965, S. I, 13-15.33


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528wühlte und im Dorf selbst schweren Schaden anrichtete. Inzwischen erstand eineneue schmucke Kapelle an der Stelle der traditionsreichen Vorgängerin, die Wundenin Flur, Burgstelle und Dorf sind vernarbt. Aber die Toten bleiben zu beklagen.IIWenn es wahr wäre, was damals manche meinten: "Jene Bomben fielen aufunseren kleinen Ort, weil die Burgstelle mit ihren Wällen für eine kriegswichtigeAnlage gehalten wurde", so hätte dieser Angriff jene Zerstörung fortsetzen sollen,die stadtbraunschweigische Kriegsknechte im Jahre 1301 ihrer Pfandburg Weferlingenbestimmt hatten.Es liegt nämlich eine Urkunde vom 4. Juli 1301 vor, in der Graf Gerhard d. Ä.von Hallennund die Bürger von Braunschweig des ihm, seiner Schwester und seinenOheimen, den Brüdern von der Asseburg, wegen Zerstörung der Burg Weferlingenund sonst zugefügten Schadens und geleisteten Versprechens endäßt und sich verpflichtet,die mit ihnen eingegangene Sühne treulich zu halten 3).Dieser aus unbekannter Veranlassung geleistete Verzicht auf Schadensersatz imNamen der Familie v. Asseburg, die also in jener Zeit Lehnsrechte auf Burg Weferlingenbesaß, steht im Zusammenhang mit einer zweiten Urkunde 4), die am24. März 1297 ausgestellt ist und folgenden Inhalt hat:Burchhard v. d. Asseburg genannt der Lochte [Vogt in Schöningen] 5) verkauftunter Zustimmung seiner Mutter und seines Oheims Graf Gerhard von Hallermunddem Rat zu Braunschweig für 300 Mark wiederkäuflich die Burg Weferlingenund verspricht, die Einwilligung seiner vier z. Z. gefangenen Brüder zu erwirken.Nach M. Trippenbach, Asseburger Familiengeschichte ist mit der genanntenMutter Cunigunde, angeblich Tochter Conrads von Warb erg (erwähnt 1166), gemeint.Die Brüder des "Erlauchten" sind: Burchard VI. (der Lerne, erwähnt 1280;1300), Burchhard VII. Oun.), erwähnt 1300, Burchhard VIII. (Longus) 1300 undBurchhard IX. (Marschall, hatte Lehnsbesitz in Weferlingen).Das Original der Urkunde befand sich um 1905 im Asseburgischen Archiv aufdem Falkenstein. Die gräfliche Familie übersiedelte nach dem Zweiten Weltkriegzur Hinnenburg bei Bad Driburg (Westfalen), die im Besitz des Grafen Busso vonBocholtz-Asseburg 6) ist.Bei beiden Urkunden fällt auf, daß die Familie v. WeferIing beim Verkauf derBurg gleichen Namens überhaupt nicht beteiligt ist. Statt irgendeines herzoglichenLehnsmannes treten als Vertragspartner der Bürger ein Graf von Hallennund und8) Asseburger Urkundenbuch. Hrsg. von J. Graf von B 0 eh 0 I tz - Ass e bur g, T. 1,Nr. 557. Stadt-A. Braunschweig A I I Nr.17.I) Asseburger Urkundenbuch, T. 1, Nr. 548.8) K. R 0 s e und W. Fr eis t, Schöningen: Das dortige Klostergut des BistumsHalberstadt unterstand der Vogtei von Burchard d. Lochten. - Zusätze in [ ] stammenvom Autor.8) Der Verf. dankt dem Herrn Grafen wie den vorgenannten Herren für ihre freundlicheHilfe, desgleichen Herrn Pastor Dr. Leppin, Helmstedt, für Mitwirkung bei derübersetzung benutzter Urkunden.34


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528ein Halberstädter bischöflicher Vogt für die offenbar in finanziellen Schwierigkeitenbefindlichen Asseburger auf. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß essich bei deren Gefangenschaft um eine Schuldhaft handelte. JedenfaUs läßt sich derVorgang des Verkaufs der Burg Wcferlingen und ihrer Zerstörung weder als Folgeeiner Verschuldung noch etwaiger "Raubritterbestrafung" des gleichnamigen Geschlechtsdeuten.IIIAn Behauptungen dieser Art hat es in der Literatur nicht gefehlt. "Auf Veltheimund Twief1ingen, Sambleben und Weferlingen saßen erbitterte Feinde der Stadt[die v. W. waren im 14. Jahrhundert, auf das sich diese TextsteUe bezieht, längstnicht mehr in Weferlingen. Der Ort war seit 1331 Klosterbesitz !]. In alten Chronikenwerden diese edlen Herrn nicht mit ihrem ererbten Namen genannt, sie heißenvielmehr Straßenschinder, St'rauchhähne, Brandschatzer und Heckenreiter." 7) "DieAsseburg wurde ••• anfangs von städtischen Vögten verwaltet, [gemeint ist seit133 I, als die Burg Pfandschloß der Stadt Braunschweig wurde] bald aber an befreundete[!] ritterliche Familien zur Burghut übergeben." S) [Nach anderen Autoren9) wurde die Asseburg bis etwa 1345 nach dem Burgmannensystem, später nachdem Söldnersystem verwaltet. Auch erscheint es unlogisch, daß die Stadt ihrenerbitterten Gegnern (s.o.) ihre Pfandburg zur Burghut übergeben haben sollte]:"Es hatte der Rat denen von Veltheim 40 Mark gegeben, damit sie ihn vorSchaden bewahren und rechtzeitig vor bösen Anschlägen benachbarter Herrenwarnen soUten, wo sie das mit Ehren tun konnten. Aber die Veltheimer warenfalsche Freunde. Als sie erfuhren, daß die v. W., welche der Stadt erbitterte Feindewaren, [hier wird verschwiegen, daß im gleichen Jahre braunschweigische Söldnerdie Burg Bansleben niedergebrannt hatten, um sich an den herzoglichen Lehnsherrendes alten Ritters Hans von Weferlingen zu rächen. Dieser war bei diesem überfallmit seiner ganzen Familie verbrannt] einen Anschlag machten, um mitten im Frieden[?] die Asseburg zu ersteigen, da vergaßen sie nicht nur ihr Versprechen, sondernschickten treuloser Weise ihr Gesinde den Weferlingern zu Hülfe [zur gleichenZeit war nach anderen Quellen die Veltheimer Fehde gegen die Stadt!], und ohnedaß vorher Fehde angesagt wäre [?], wurde die Asseburg wirklich von ihnen gemeinsameingenommen. Dadurch erwuchs den Braunschweigern großer Schaden,denn nicht nur, daß ihre Feinde an Bauten und Waffen manches verdarben, vielschlimmer war, daß sie von hier aus den vorbeiziehenden Kaufleuten die Güterabnahmen und auf die Burg schleppten. Die Sage erzählt, daß die Asseburger böseRaubritter gewesen seien, ja daß die Feste gerade wegen dieser Straßenräubereienvom Herzog erobert worden sei. Wenn dieser Sage irgendeine geschichtliche Tatsachezu Grunde liegt, so können nur die Vorgänge jener Tage gemeint sein. Dann7) Theodor V 0 ge s: Die Asscburg, Braunschweig 1893, S. n.8) A. a. 0., S.I3.8) Heim; Ger m er: Die Landgebietspolitik der Stadt Braunschweig bis zum Ausgangdes 15. Jahrhunderts. (Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens.16. Heft), S.8I.3" 35


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigwaren aber nicht die Asseburger die Räuber, sondern die Veltheimer und Weferlinger."10)Von H. Germer 11) erfahren wir zur Eroberung der Asseburg: Am 24. I. 1381erobern die v. Weferlingen und das Gesinde derer v. Veltheim die Asseburg (Schaden350 Mark). "Im Verein mit den Herzögen Wenzlaus und Albrecht von Sachsenund Lüneburg und Herzog Bernt von Braunschweig gelang es der Stadt, die Asseburgzurückzugewinnen. Ob durch Eroberung oder Vertrag, läßt sich nicht sagen.Auch der Zeitpunkt der Wiedereinnahme ist unbekannt. Nach dem Friedensschlussemit denen v. Veltheim im Jahre 1382 war das Schloß jedenfalls wieder im Besitz derStadt ... " [Friedensschluß 24.12.1381].Die Darstellung von Voges (s.o.) muß nach Germer dahin berichtigt werden,daß die Einnahme der Asseburg durch Cord v. Weferling eine Teilaktion der VeltheimerFehde (s. S. 35) und außerdem ein Vergeltungsschlag für die ZerstörungBanslebens gewesen ist. Dies bezeugt nämlich Pfarrer Hopstock, Groß Vahlberg,wenn er schreibt: "Im Jahre 1379 wurden einigen Braunschweiger Bürgern in denRotlöven, d. h. in einer langen Hecke und dicken Dornbusche Hände und Füße abgehauen.Die Braunschweiger beschuldigten deshalb Herzog Otten von der Leine, derüber die Söhne Herzogs Magnus mit der goldenen Kette Vormund war, er beherbergeStraßenräuber auf der Veste Wolfenbüttel, welche den Kaufleuten undsonstigen Reisenden Schaden zufügten. Dies war der Grund, weshalb sie mit einerstarken Wagenburg aus Braunschweig fielen und die Vogtey Dahlum (Vogtsdahlum)nebst der Burg Bansleben eroberten. Hans v. W., den dies Unglück alsVasall der jungen Prinzen traf, verbrannte mit den Seinigen jämmerlich hey diesemSturme. Er muß damals schon ein bejahrter Mann gewesen seyn, denn 1345 kömmter schon in dem Schuldbriefe der Herzöge Magnus und Ernst als Zeuge vor." 12)IVFür die Geschichte der v. Weferling ist die Feststellung bedeutsam, daß Banslebendie einzige Burg war, die die Familie jemals urkundlich nachgewiesen zu Lehenbesaß, während solche Bestätigung für die Burg Weferlingen nicht mehr auffindbarist und der ehemalige Besitz nur aus dem Namen geschlossen wird. Die Existenzeines zweiten Ortes Weferlingen mit ehemaliger Burg im Kreis Gardeleben (DDR)hat zu zahlreichen Verwechslungen geführt, die dadurch noch erklärlicher werden,daß um 1230 der Name Ludolf von Weferiingen in den Urkunden doppeldeutigvorkommt. So nannte sich ein Ritter von Honlage im Gardelegener Weferiingen mitdemselben Namen, wie jener Ludolf 1., der im Jahre 1233 am 18. August 13) alsVasall Herzog Ottos des Kindes erstmalig bezeugt ist. Dies geschah in Hachum,10) Th. V 0 g es, a. a. 0., S. 13.11) H. Ger m er, a. a. 0., S. 76.12) Andreas Christian Ho p S t 0 c k: Etwas über die Familie der ausgestorbenen Herrenvon Weferiing und über ihre im Besitz gehabten Güther, besonders zu Grossen Vahlbergund Watzum, 1808, S. 15 f. (Fotokopie Staats-A. Wolfenbüttcl 299 N 206).13) Staats-A. Wolfenbüttel 14 Urk 67.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigeinem Nachbarort von WeferIingen, Kreis Wolfenbüttel. Mit ihm wird das Geschlechtder v. W. nachweisbar, soweit unsere Quellen reichen. In beiden vorliegendenStammtafeln 14) wird er als Ältester angesehen, obwohlI. gewisse Anzeichen dafür sprechen, daß er aus dem Geschlecht v. Honlage stammenund mit obigem Namensvetter identisch sein könnte,z. nach G. A. v. Mülverstedt 15) erste Spuren des Gesdllechts bereits zu Ende des12. Jahrhunderts nachgewiesen sein sollen.Im Rahmen dieser Arbeit angestellte Nachforsdmngen in Magdeburg erbrachtennoch keine völlige Klärung dieser Fragen.vInteressanterweise ist eine alte braunschweigische Darstellung der Umständeerhalten 16), die zu der Zerstörung von Bansleben nach städtischer Ansicht geführthaben sollen:"Da sitzen auf Bansleben die v. W. Jahrelang bleibt kein Bürgermeier im GerimtAsseburg von ihrer Sm atzung versmont, noch schlimmere Dränger, die über alles,was nam Braunsmweig gehört, mit Raub, Smindung, Mordbrand und Todtsmlagherfahren, werden von ihnen gehaust und gehegt. 1380 am Sonnabend vor Misericordias[2. Sonntag n. Ostern] will es sim fügen, daß einer aus diesem Gezümt,,des Landes offenbarer Mordbrenner' in Königslutter [Vogtei damals in v. W.-smemPfandbesitz] einem Bürgerberitt in die Hände fällt, der auf der Heimkehr vonHelmstedt dort einkehrt. Aber Bosseke Smutte, so hieß er, hat in dem Nest guteFreunde; indeß die von Braunsmweig nom rasten, läuft einer nam Bansleben [!?]und meldet, was sich begeben. Wieder draußen im freien Felde, werden die Braunschweigervon Kort v. W. [dem späteren Eroberer der Asseburg] mit Überlegenheitangerannt, der Gefangene ihnen abgedrungen. Das stößt dann dem Fasse den Bodenaus. Am Dienstag darauf ziehen die Bürger vor Bansleben [Hans v. W. war KortsBruder], gewinnen das Smloß und brennen es aus. Hans v. W. findet in denFlammen seinen Tod.Soviel die Chroniken und Stadtbümer berimten, ist dies das einzige Mal, daßBraunsmweig solmen Erfolg für sim allein, ohne Beistand von anderen Mämten,befreundeten Städten oder Fürsten, davongetragen hat. So günstig war die Gelegenheiteben nid1t oft. Die v. W. gehörten zu den Anhängern Herzog Ernsts, der bisvor kurzem seinen Neffen, den unmündigen Söhnen des Herzogs Magnus, ihr Erbestreitig zu mamen gesumt. Herr im Lande war aber Otto von Göttingen, der diesenseine Vormundsmaft aufgedrängt hatte und sich einstweilen nom als huldiger Herr108.11) H 0 p S t 0 c k, a. a. 0., S. 89 und D ü r r e, Regesten, Staats-A. Wolfenbüttel 31 Slg18) G. A. v. M ü 1 ver s ted t: Mittelalter - Siegel aus den Harzländern. Ztschr. desHarzvereins, 1. Jg., 1869, I.Heft, S. 123 ff.18) L. H ä n seI man n: Werkstücke. Gesammelte Studien und Vorträge zur Braul1-schweigischen Geschichte, Wolfenoüttel 1887, Br. I, S. 121 ff.37http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528der Stadt Braunschweig geberdete, welche ihm handlangen mußte. Aber nicht langemehr, so wendet sich das Blatt. Gegen Braunschweig kehrt Otto all seine Tückenhervor, die v. W. fallen ihm zu und dürfen nach Herzenslust nun alles vollführen,was der Stadt wehe tut. Nur einer von ihren Streichen ist der, daß sie 8/4 Jahr, nachdemBansleben gebrochen, während eines friedlichen Anstandes [s.o.] die Asseburgersteigen und der Stadt abgewinnen."Nach unserer Meinung ist das Verhalten des Ritters, entsprechend dem seinesLehnsherrn in seiner Zeit verständlich. Kort unterstützte seine Lehnsherrn mehrfachgeldlich und wurde dafür mit mehreren Pfandgerechtsamen ausgestattet: z B. Weichbildund Gericht Schöppenstedt, Vogtei Königslutter und 1370-1374, zusammen mitHans von Honlage, Ludolf von Veltheim und Kamp. von Isenbüttel, sogar dasSchloß Wolfenbüttel. Für das letzte Pfand hatten die Ritter ihren LehnsherrnMagnus den Älteren aus der Gefangenschaft des Bischofs von Hildesheim erlöst.Der Handstreich auf die Asseburg erscheint im Hinblick auf die Ermordungseines Bruders auch als begreifliche Handlung Korts.Andererseits ist der Zorn der Städter über die feindlichen Landesstände verständlich,die ihren Handel empfindlich störten.Wir schließen diese Kontroverse mit einem Studentenlied von 1390 aus demAbschnitt: "Braunschweig im täglichen Kriege des Mittelalters" (L. Hänselmann:"Werkstücke", Bd. I, S. 130):"Das erlebet kein mensch auf erden,Dass grosse diebe gestraffet werden.Einspännige laufen wohl redlich an -Gar selten greift man junker und eddclmann.Kompt er schon zu sitzen in den stock -Bald kompt der brieffe bina ein schockVon groten herren und anderen potentaten:So möten se de raven ungehacket laten!"Was die Ritter von der Asseburg betrifft, so sind die städtischen Chronisten mitihrem Tadel sehr viel vorsichtiger als bei denen von W. Wir erinnern uns an die viergefangenen Asseburger, die die Veranlassung zur Zerstörung der Burg WeferIingengegeben haben dürften.Ohne sie zu erwähnen, übernimmt A. Lambrecht 17) im Sinne der oben angedeutetenEinstellung folgenden Bericht:"Albrecht der Feiste erhielt, nachdem sein Bruder 1292gestorben, zuseinem Landestheile auch noch das Braunschweigisd1e und residierte er deshalb vonda in Braunschweig. Nachdem er ruhmreich regiert, das Raubnest Weferlingen zerstört..• starb er 1318 und wurde durch seine beiden Söhne Ernst und Magnus,die 1345 des Vaters Lande theilten, der Stifter der Göttingschen und älterenBraunsdlweigischcn Linien."17) Das Herzogtum Braunsmweig, Wolfenbüttel 1863, S.59.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigAus zwei Gründen ist diese Darstellung unrichtig:I. Der Herzog hätte den Braunschweiger Söldnern den Befehl zur Zerstörung derBurg nicht geben können, weil die Stadt (nach Germer, Landgebietspolitik 9),s. 10) schon seit Beginn des 13. Jh. die militärischen Rechte besaß.1. Weferlingen war derzeit Pfandbesitz der Stadt, den sie auf friedlichem Wegeerworben hatte.Lambrecht 17) schreibt S. 461 f.: "Weferling war im Mittelalter ein berüchtigtesRaubnest und sehr oft treffen wir die v. W. im Kampfe mit den Städtern" [alsVasallen der Herzöge!].Die v. W. hatten keine Gelegenheit, die Stadt von der Burg W. her zu bekämpfen,weil sie diese seit 1177 verlassen hatten.VI"Ein anderer Zweig dieser Familie [?] besaß eine Burg zu Weferlingen beiHelmstedt und sowie diese mit den Magdeburgern, so lagen jene mit den Braunschweigernim beständigem Kampfe. Die v. W. trugen von dem fürstlichen HauseBraunschweig, zur Zeit Magnus' und Ernsts, den Kampfhof und einen Hof amBohlwege zu Lehen." 17)Bezüglich Weferlingen Kr. Gardclegen (DDR) s. S. 36. Auch die v. Honlagestanden dort auf Seiten des Welfenherzogs (Otto das Kind um 1119; Verteidigungder Burg Walbeck gegen Magdeburg und Halberstadt).Bislang ist zwar sicher, daß sich einzelne Ritter der Familie von Honlage im 13.Jahrhundert den Namen v. W. gegeben haben. Das Familienwappen zeigt aberkeine Ähnlimkeit mit jenem der v. W. aus dem Kreis \Volfenbüttel. Die Identitätbeider Geschlemter ist noch nicht erwiesen.VIIDas besondere Ansehen der Familie v. Asseburg geht auf ihre Herkunft zurück.Schon z. Z. Kaiser Heinrichs IV. um 1090 wird der Ahnherr Wittekind I. vonWolfenbüttel genannt, dessen Urgroßsohn Gunzelin von Wolfenbüttel und Peine(1187-1154) als Reichstruchsess sowohl des Welfenkaisers Otto IV. (Sohnes Heinrichsdes Löwen) als auch des Hohenstaufen Friedrich 11. berühmt wurde 18). NachOttos Tod IlI8 auf der Harzburg war er wie der Minnesänger Walther von derVogelweide zum neuen Herrn übergewechselt. Da er sich weigerte, die Lehnshoheitdes Welfenherzogs Otto das Kind (von Kaiser Friedrich 11. 1235 eingesetzt) übersich anzuerkennen, hatte er schon I2 1 8-1 110 mit gleimgesinnten ghibellinischenRittern des Vorharzlandes eine Gerneinschaftsburg auf der Asse errichten lassenund seinen ältesten Sohn Burchard III. als Befehlshaber eingesetzt. Dieser führteals erster den Namen v. Asseborch. Die Absicht Gunzelins, sein Reichslehen WoIfenbüttelvor dem (berechtigten) Zugriff des Herzogs zu sichern, schlug fehl. Nach der18) C. v. Sc h m i d t - Phi sei d eck: Gunzelin v. Wolfenbüttel, ein Lebensbildaus Wolfenbüttels ältester Zeit. Ztsc:hr. d. Harzvereins 16, 1883, S. lO?-l30.39http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigEntmachtung Friedrichs H. ordnete der vom Papst eingesetzte Gegenkönig Wilhelmvon Holland, Schwager des braunschweigischen Herzogs Albrecht d. Gr. (SohnOttos des Kindes), die Einziehung der Gunzelinschen Reichslehen an. Albrechtnahm nach Gunzelins Tod Wolfenbüttel in Besitz. Die starke Asseburg wurde erstnach langer Belagerung 1258 von Burchard III. gegen Zahlung von 400 Mark übergeben.Um die tapfere Verteidigung der Asseburg spann sich ein Kranz von Sagen,und dieser ist es wohl, der zu der Fehldeutung von Voges (S. 35) Veranlassung gab.In welchem Maße das hohe Ansehen des Reichstruchseß jenes seiner Nachkommenschaftbestimmte, erkennt man aus der ehrenvollen Erwähnung des Ahnherrn inder Asseburger Familiengeschichte 19): "Er war ein Mann erfüllt von großartigstemStreben für das Ansehen seiner Familie, zugleich aber herausgehoben aus der großenMasse des Volkes durch seine geistige Bedeutung als Heerführer und Staatsmann,die ihn in den Lichtkreis zweier deutscher Kaiser, Ottos IV. und Friedrichs 1I.,stellte. Konnte er gleich den Stand, dem seine Familie vermöge des Lehnsverhältnisseszu den heimatlichen braunschweigischen Fürsten angehörte. nicht dadurch inden von freien Edelherren umwandeln, daß er als kaiserlicher Truchseß in dieReihe der Reichsministerialen eintrat, so erhöhte er doch ihr Ansehen so bedeutend,daß wir Gunzelin als den Gründer ihrer späteren Stellung und ihrer reichen Besitzungenansehen müssen. Am Ende seines Lebens entschied das Geschick, das ihnzwischen die Welfen und Ghibellinen gestellt, gegen seine weitausschauendenPläne." ..•Die Objektivität gebietet, zu erwähnen, daß lediglich seine trotzige LehnseidverweigerungVeranlassung seines Scheiterns wurde.Obwohl der Pallas der Asseburg "kaum 40 Jahre Asseburger in seinen Mauernbeherbergte, ist ihr Name doch dem Geschlechte verblieben bis auf den heutigenTag. Um den Namen Burchard III. (Busso) rankten sich, wie der Epheu um dieTrümmer der Burg, vielfache Sagen über seine Erlebnisse als ihr heldenmütigerVerteidiger" •.. 19).Der letzte gerade Sproß gleichen Namens am uralten Stamm derer von der Asseburgbrach nach der Schlacht von Stalingrad im Kriegsgefangenenlager der RotenArmee.Hatte Gunzelin stets vermieden, sich Graf von Peine zu nennen, um nicht alsLehnsmann des Hildesheimer Bischofs, der er tatsächlich war, sondern als reichsunmittelbarerNachfolger Heinrichs des Löwen seinen fürstlichen Hochadelsrangzu beweisen, so geschah das, um sich über die Stellung des herzoglichen Ministerialensichtbar zu erheben. So wollte er für seine Familie definitiven Prestigegewinnerreichen und Wolfenbüttel und Peine nur vom Kaiser zu Lehen zu tragen.Die Ritter von WeferIingen standen so lange eine Rangklasse unter denen vonAsseburg, wie es Gunzelin gelang, durch kaiserliche Gunst die Entscheidung derFrage: "Ministeriale oder Reichsfürst?" hinauszuzögern. Nach mittelalterlichemRecht gab es keinen Zweifel an einem für ihn ungünstigen Ausgang.19) Max Trip p e n ba eh: Asseburger Familiengeschichte. Hannover 1915. S. 4 f.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Abb. I Siegel Ludolfs v. Weferling (um 1290)(Staats-A. \,volfcnbüttel 5 Slg Bd. 10 NI'. 571)Abb.2 Siegel ßurchards v. d. Asseburg (1277)(Staats-A. Wolfcnbüttel 5 Slg ßd. 7 r. 30)Abb. 3 Siegel Burdlards v. Weferling (um (300)(Stadt-A. Braunschweig, v. Hoymsmes Wappenbudl Bd. I)


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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Mit der Einnahme der Asseburg 1158 war der Traum vom Reimsfürsten ausgeträumt,den der geächtete Reichstruchseß mit ins Grab genommen hatte. Seitherwaren auch die Ritter von der Asseburg im herzoglimen Dienst Ministeriale wie dieWeferlinger. Es gelang ihnen aber bald, bei neuen Herren ihr altes Ansehen zurehabilitieren. Ihre verlorenen braunsmweigischen herzoglimen Lehen bekamen siejedoch nur selten zurück.Die v. W. waren sehr häufig ihre Erben. Das hat den Eindruck erweckt, beideGeschlechter seien verwandt oder verschwägert gewesen. Diese Vermutung konntenimt bestätigt werden:I. Nam Trippenbachs Familiengesmichte findet sich in 150 Ehen mit AsseburgerPartnern kein einziger v. W.; 64 dieser Ehen wurden vor dem Jahre 1400geschlossen (5. Ahnentafeln).1. Die Annahme, die v. W. seien "eine jüngere Nebenlinie der v. A.", die mehrfachin der Literatur auftritt, entbehrt des Beweises, da eine Nebenlinie der v. Wolfenbüttelweder in den staatlichen oder städtischen Archiven, im v. AsseburgschenFamilienarchiv Hinnenburg noch beim Herolds-Ausschuß der Deutschen WappenrolleBerlin nachzuweisen war.3. Eine Herleitung von den eigentlimen Asseburgern ist schon aus zeitlimen Gründennimt möglich, da Ludolf I. v. W. und Burmard IH. v. A. ein e r Generationangehören.4. Auch die mehrfach auftretenden Lehen "in gesamter Hand" - z. B. in Groß Vahlberg- sind als Beweis der Familienzusammengehörigkeit angesehen worden. Essei aber daran erinnert, daß der Ablösungsprozeß Asseburg - Weferlingen simin langen Zeiträumen vollzog, so daß übergänge vorkamen:Die Asseburger waren Lehnsleute des Bismofs von Halberstadt, als sie inGroß Vahlberg saßen. Erst als braunschweigische Herzöge im 16. JahrhundertBischöfe von Halberstadt wurden, hatten sie Remt und Gelegenheit, ihreeigenen Lehnsleute, die Weferlinger, zunämst "in gesamter Hand", später alleinin Groß Vahlberg festzusetzen. Aus dem Halberstädter Lehen war ein herzoglichesgeworden. Als Beweis für Familienbesitz dürfte dieser Vorgang kaum anzusehensein.S. Eine oft angenommene Freundschaft und politische Zusammenarbeit beider Geschlechterist nicht namzuweisen, obwohl die Nähe der Wohnsitze, besonders im13. Jh., sie nahegelegt hätte:Am Bau der Asseburg waren die Weferlinger ebenso wenig nachweislim beteiligtwie an der Verteidigung derselben. Der Altenaufluß als Grenze der GerichtsbezirkeEvessen (im Norden) und Asseburg (im Süden) scheint hier eine Interessengrenzegewesen zu sein. Waren die v. W. treue Vasallen der Welfen, sostanden die Asseburger, wir sagten es schon, seit 1219 meist auf gegnerischerSeite.Der sagenhafte "unterirdisme Verbindungsstollen" von Weferlingen zuretwa 8 km (!) entfernten Asseburg, in den Erzählungen alter Leute dieser Gegendnoch heute erwähnt, war wohl einst ein Deutungsversum dafür, daß die adligen


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Gesmlemter dieser Gegend mehrfam die Wohnsitze wemselten, ohne daß dieHintersassen wußten, warum? Der unterirdische Gang als zählebige Legende zogjene andere nam sich, die Wcferlinger und die Asseburger seien unzertrennlicheFreunde gewesen, obwohl es dafür keinen Beweis gibt.Sind alle bisher für den Beweis enger Beziehungen zwischen den Geschlechternherangezogenen Annahmen Folgen der engen Nachbarsmaft ihrer Wohnsitze, sokann das von der bedeutsamen, auf wissenschaftlicher Untersuchung eines Wappensbasierenden Stellungnahme G. A. v. Mülverstedts nicht gesagt werden 20). SeinAufsatz behandelt das Siegel Burchards von Weferlingen von ca. 1300. Darin heißtes (gekürzt): "Unser Siegel 21) [Abb. 3], rund und von der Größe eines alten Thalers,läßt einen aufspringenden Wolf sehen, um den Hals ein Halsband, an dessen Ketteein oben remts über dem Wolf befindlimer, smräggestellter Wappenschild befestigtist, der ein gespaltenes Feld mit darüber schrägrechtsgelegten, schmalen, oben mitdrei blätter-(lilien)artigen Auswüchsen versehenen Balken zeigt. Die Umschrift ingothischer Majuskel lautet: t S'BORCHARDI D. WEUERLIGE. Das ... vom Anfangbis zum Erlösmen des Geschlemts gleichmäßig geführte Weferlingische Wappenist das im Schilde über dem Wolf befindliche. Es ist ein gespaltener Schild miteinem sog. Rautenkranze überdeckt, einem an der Oberfläche mit blätter-, lilienoderrosettenförmigen Auswüchsen (3, 4 oder s) ornamentierten Schrägbalken, miteiner als Brisüre [?] angewendeten .•. , die Geltung als Zeichen jüngerer Geburtund Linien-Abtheilung habenden Heroldsfigur [?] •.. Spätere Siegel des 14., IS.und 16. Jahrhunderts stellen den Lilien- oder Blumenbalken als eine Rosenkette odereine Reihe aneinander geschobener Rosen dar, wie bis zuletzt das Wappen überhauptgeführt wurde. Auf unserem Siegel gleicht der Besatz fast Lindenblättern ••• -Wir sind aber noch die Erklärung der Hauptfigur unseres Siegels, des W oUes,welmer dem Wappen der v. W. fremd ist, schuldig. Eine geistreiche Conjectur hattedas gleichsam heulende Thier als eine Anspielung auf den Geschlechtsnamen (ahd.wefrjan = heulen) in das Siegel gesetzt erklärt. Indessen dürfte in dem genau inderselben Stellung, wie ihn die v. Asseburg führen, erscheinenden Wolfe nichtsanderes als deren Wappenbild zu erblicken sein. Denn die v. W. standen . .. in denengsten Beziehungen zu jenem Geschlecht seit jeher". [?].Dazu heißt es als Ergebnis eines vom Herold-Ausschuß der Deutschen Wappenrolle,BerIin-Dahlem, erbetenen und von Senatspräsident Arndt unterzeichnetenSachverständigengutachtens vom 3. Mai 1969 zum Vergleich der vom Verfassereingesandten Siegelfotokopien je eines Weferlingschen, Asseburgischen und "kombinierten"Burchardwappens (Abb.I-3): "... daß der blau-silbern gespaltene Schildschrägrechts mit den Blüten oder Lilien belegt ist, deutet nicht darauf hin, daß essich um eine sogenannte Wappenminderung oder Brisüre handelt. Noch wenigerkann daraus auf eine Lelmsabhängigkeit ... geschlossen werden." - Weiter untenheißt es dann: "über die von der Asseburg hat Prof. Dr. Friedrich von Klocke im20) Ztsmr. d. Harzvereins z. Jg., 1869, I. Heft, S. Il3 ft. m. Siegeltafel (vgl. Anm. 15)'21) Das als Abb. 3 beigefügte Siegel entsprimt i. W. dem hier besprochenen, ist abernimt voll identisch. (Handschrift: v. Hoym Wappenbum. Bd. I).


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Jahrgang 1923 des Mündlener Kalenders eine genealogisdle Zusammenstellung gegeben.Von irgendwelchen Versippungen mit den v. W. berichtet er gleichfalls nichts".Die Lehnsabhängigkeit der v. W. will v. Mülverstedt aus einer Urkunde vom17. Januar Jl59 22 ) beweisen, die damals (1869) im K. Staatsardliv zu Magdeburgverwahrt wurde und im Urkundenbudl des Hodlstifts Halberstadt und seinerBisdlöfe unter der Nr. 984 zu finden ist 23). Inhalt: Bisdlof Volrad übereignet demStift U. L. Frauen in Halberstadt die von Ulridl v. Dedeleben und Ritter Ludolfv.W. aufgelassene Vogtei über 24 Hufen etc. in Dedeleben." ... insuper Ludolfus miles de Weverlinge, qui etiam dictam advocatiam de manunostra tenebat ... " - Dazu v. Mülverstedt: Es "ist ersidltlidl, daß die Vogtei überdas Dorf Dedeleben zwar ein gewisser Ulridl von Ludolph, miles de \V., zu Lehn trugdieser aber wiederum von Burdlard von der Asseburg [vermutlidl Burchard 111.],der in einer besonderen Urkunde in die Veräußerung der Vogtei an das Stift B. V.Mariae zu Halberstadt einwilligte. Umgekehrt hatten auch die von Asseburg inWeferlingen Lehnbesitz, so Jl77 [also nach Abzug der v. W.] und trugen auchschon früh die zerstörte Burg Weferlingen zu Lehn."Die Argumente "seit jeher" und "sdlon früh" enthalten keine beweiskräftigeAussage. Das Jahr 1277 ist zudem, wie wir meinen, "zu spät", da zu diesem Zeitpunktdie Asseburger die Asseburg bereits verlassen haben. Es ist unwahrsdleinlich,daß sie seit 1258 nodl irgendwelche Vollzugs rechte hezüglidl ihrer Stammburg oderderen Zubehör gehabt haben sollen. So ist der Beweis der Weferlinger Lehnsabhängigkeitdurch eine Urkunde aus dem Jahre 1259 (s. oben) von zweifelhaftem Wert.Wenn v. Mülverstedt im gleichen Aufsatz die Asseburg zu den widltigsten Besitzungender v. W. zählt, so sei bemerkt, daß wir im Lehnbuch des Herzogs Magnusvon Braunsdlweig aus der Zeit um 1369 einen Conrad von W. mit drei Burghöfenim Schlosse Asseburg belehnt finden - "jedenfalls audl seiner Vorfahren Lehnsbesitz." Das ist zwar durdlaus möglidl, aber es ersdleint gewagt, daraus den Schlußzu ziehen, daß hier ein Zeugnis für gute Weferlingen-Asscburgische Zusammenarbeitzu erbringen sei. Die Weferlinger sind als Burgmannen, Castellane, vielleidltauch Burgvögte wiederholt seit Ende des 13. Jahrhunderts (1282) ad locum Asseborchbezeugt. Jene drei Höfe können und werden Burglehen sein, die die v. W. sichim Dienst ihres herzoglichen Lehnsherrn erdient haben Es liegt kein Zeugnis darübervor, daß ein Weferlinger Ritter vor dem Fall der Asseburg dort jemals Wohnunggenommen habe.Von Mülverstedt fährt in seiner Beweisführung fort:"Audl in anderen Urkunden erscheinen die v. W. lehnsabhängig von den v. d.Asseburg, und diesem Verhältnisse wurde durch die Siegelstellung der prägnantesteund bezeichnendste Ausdruck gegeben. Ein zweiter soldler Ausdruck zeigt sich inder Bezeidmung dieses Burchard v. W., der im Jahre 1282 lebte 24), als Borchardus~2) Also unmittelbar nach der Einnahme der Asseburg durch Hz. Albrecht.~3) Der Verf. dankt Herrn K. Schade, Magdeburg, für seine wertvolle Hilfe.") v. M ü 1 ver s ted t, 3.3.0., S. 125, Anm. 7.43


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528de Weferlingen dietus de Asseboreh, eine Bezeichnung, die durch das erwähnteVerhältnis klare Deutung findet und nicht als einen Herrn v. d. Asseburg auf Weferlingenerscheinen läßt, welches Falles er B. de Asseborch dictus de W. genannt seinwürde."Hier mag unsere Replik folgen:I. Den Beweis der Lehnsabhängigkeit der v. W. aus der SiegcIsteIlung hat das Gutachtendes Heroldausschusses (s. o. S. 42) abgelehnt.2. Was den B. de W. "dictus de Asseborch" angeht, so lehnt Dürre (Regesten, s.Anm. 14) seine Einordnung in den Stammbaumentwurf der v. W. ab. Er betrachtetihn also offenbar als Asseburger.3. Wie sehr diese Ansicht begründet ist, mag aus der urkundlich feststehenden Tatsachegeschlossen werden, daß in der zitierten Urkunde von !Z97 (S.34) nichtein sondern vier fratres erwähnt werden, die "dieti de Asseboreh" heißen. Keinervon ihnen entstammt dem Geschlecht der v. W., keiner wohnt noch auf derAsseburg.Aber einer von ihnen ist - obwohl Asseburger - zugleich mit Weferlingenbelehnt (seit !Z77): Der "Marschall" oder Burchard IX. Für ihn treffen alleVoraussetzungen zu, sich den Namen "de W. dictus de A." zuzulegen. EinenWeferIinger, für den das gleiche zuträfe, kann es schon deswegen um 1Z92 nichtmehr geben, weil die v. W. seit 1277 aus Weferlingen fortgezogen sind. Ihr(vermutlich) Mannlehen ist nach dem Tode von Ludolf 11. anscheinend erloschen.4. Wir möchten somit trotz des Siegels mit Wolf, Halsband und durch Kette verbundenemWeferIinger Wappen eine Lehnsabhängigkeit der v. W. von den v. d.Asseburg nicht für erwiesen halten.Damit ist u. E. aum der letzte Versum, eine enge Verbindung der Geschlechterzu beweisen, als gescheitert anzusehen. Sicher hat der Marschall des Herzogs (BurchardIX. v. W.) nicht in seinem Lehen Weferlingen, sondern in der Residenz seinesLehnsherrn gewohnt. Er ist ja wenig später auch nicht in seiner Burg, als dieseverkauft wird. Die philologischen Bedenken v. Mülverstedts (s.o.) smeinen unsunbegründet.Die Symbolik unseres kombinierten Wappens läßt u. E. mehrere Deutungen zu.Da es sim nur um das \Vappen einer EinzcIperson ohne nachweisbare Erbfolge handelt,ist an der weiteren Aufklärung wenig gelegen. Für unser Thema wäre siebelanglos.Genau so wenig, wie es gelingt, die Herkunft der v. W. aus dem Geschlecht derv. A. oder einer Nebenlinie zu beweisen, sind sie auf irgendeine vVeise von einerder LandadcIsfamilien, etwa den ihnen lange Zeit befreundeten v. Veltheim herzuleiten.Die Wappen zeigen keine Gemeinsamkeiten, die Stammtafel der v. W. enthältkeinen Hinweis.44


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Nicht so sicher sind WIr In einem Falle: Bei den v. Honlage (s. S. 39). Wirzitierten bereits (S. 36; 39) die Aufzeichnungen des Groß Vahlberger Pastors Hopstock,der sich (S. 1 ff.) unter Bezugnahme auf zahlreiche Quellen (Joh. GeorgLeukfeld, Joh. Heinrich Steffens, Heinrich Meibom u. a.) auch mit dieser Fragebeschäftigt hat."Ob aber die (im Dorfe Weferling gelegene) Burg, von welcher noch jetzt aufder sogenannten Burgstelle Spuren vorhanden sind, den v. W. als Allodial gehörte,oder ob sie der Fürst als Lehnsherr damit begnadigte, läßt sich nicht mit Gewißheitsagen. Die letz.te Meinung hat indeß die größere Wahrscheinlichl{eit für sich." DerVerf. ist derselben Ansicht. Hopstock fährt fort: "Conrad, Herzogs Albrecht desGroßen Bruder, erhielt nämlich die Burg Weferling und jä(h)rlich 500 Mark aus denGoslarschen Zehnten und den Zöllen zu Lüneburg und Zelle so lange zur Apanage,bis er 600 Mark Einkünfte von einer geistlichen Präbende haben würde. 1266 soller nach Steffens [Auszug aus der Geschichte des Gesammthauses Braunschweig­Lüneburg, S. 180 ff.] Bischof von Verden geworden sein. Dies ist offenbar ein Ir(r)­thum oder doch ein Dru(c)kfehler. Denn am Johannis- und Pauls-Tage 1169 errichtetendie Brüder Johann, Albremt und Conrad noch einen Vertrag, nach weIchemdem letzteren die Braunschweigischen Mühlen und die Vogtey über die Asseburgverschrieben wurden, wenn jene Einkünfte von den Rammelsbergschen Zehnten nichthinreichten. Damals war er noch Domprobst von Bremen. Als er aber zum Bistumgelangte, fielen diese Einkünfte natürlicher Weise an seine Brüder zurück.Und nun kam vielleicht jene Burg [\Veferlingen] an Albrechts MinisterialenLudolph von Weferling [?], wenn anders seine Vorfahren sie nicht schon besaßenund sie nach Conrads und Albrechts Zeiten dem Landesherrn überlassen hatten." -Die Ansicht, daß Ludolph v. W. erst nach 1269 in die Burg Weferlingen eingezogensein könnte, widerspricht der Tatsache, daß Burchard IX. v. A. sie 1177zu Lehen bekam. Wir müssen sie daher ablehnen. - Hopstock fährt fort:"Vielleicht waren sie [die v. W.] nur als Vögte [!] auf die fürstliche Burggesetzt, womit der Ausdruck "dictus de Weuerlinghe" mancher Urkunde einzustimmenscheint, gleimsam als ob die LudoIphe von der über [?] dem Dorfe gelegenenVeste ihren Beynamen erhal ten hätten."Wir könnten dieser Ansicht zustimmen, wenn es sich um einen wesentlichfrüheren Zeitpunkt als nach 1269 handeln würde. - H. fährt fort: "Unter derResidenz des apanagierten Prinzen Conrad kann nur unser Weferling unter derAsse, nicht jenes im Fürstenthum Halberstadt, verstanden werden. [?]. Die Herrenvon Honlage waren schon lange vor Alb rechts und Conrads Zeiten Besitzer derHalberstädtschen Burg [Weferlingen a. d. Aller] und blieben es bis zu Ende des 15.Jahrhunderts." - Und nun die Hauptsache: "Wenn es nun gleich gewiß ist, daß inbeiden W eferlingen zwey dem Namen nach verschiedene Familien Burgen besaßen, soist es doch auch möglich, daß eben dieseFamilien,immeyne diev.W.undv.HonIage,einerley Ursprung hatten. Ähnliche Beyspiele sind die Grafen v. Wolfenbüttel undPeine und die Herren v. Hagen, nachmals v. d. Asseburg genannt; in den Familiender Herren v. Wenden, v. Dalem und v. Scheppenstedt, die dennoch, dieser NamenVerschiedenheit ohngeachtet, ein und desselben Stammes SprösIinge waren. Sie45


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528veränderten ihre väterlichen Namen, je nachdem sie eigenthümliche Besitzungenerhielten, die sie auf ihre Kinder forterbten .•. Nach und nach kam aus dem Gedächtnis,daß die Ahnen dieses oder jenes Ritters andere Zunahmen hatten, als erselbst führte. Nur betreffs der Taufnahmen blieb die Ähnlichkeit erhalten, die sieaus Achtung vor Vater oder Großvater ihren Söhnen wiedergaben." Die v. Wendenhießen wie die v. Dalem Ludolf. Ebenso war es bei den v. W. und v. Honlage."Es ist daher möglich, daß der Stammvater beider Familien in dem HalberstädtschenWeferling an der Aller hausete, einer seiner Söhne, welcher sich in dem DorfHonlage zuerst niederließ, von diesem Ort den Familien-Namen annahm, daß einzweiter die väterliche Burg behielt, daß in der Folge ein Sprößling desselben inunserem Weferling sich ansiedelte - oder Herzoglicher Burg Kastellan wurd(e),und ein Honlage das Stammhaus wieder bekam." Die letzte Familie besaß zu Anfangdes 1 5. Jh. den Fruchtzehnten zu Vahlberg. "Die Brüder Johann und Ludolf, Ludolphsvon Honlagen Söhne, und Ludolph, Johann v. Honlagen Sohn, verkauften denselben1439 dem Riddagshäusischen Abte Heinrich für 2000 rheinische Gulden; und Johannv. H., dessen Vater 1487 die Burg vVeferlingen an der Aller verlohr, überließ demAbte Hermann IV. von Riddagshausen im Jahre 1510 die Dörfer Honlage undHegerstorp für eine gewisse Summe. Er war der letzte seines Geschlechtes. Die eineHälfte von Honlage besaß das Kloster schon seit 1384, als Johann und sein VetterLudolf, Ludolfs von Honlagen Sohn, dem Abte Hermann 11. diesseIbe käuflichabtraten."Hopstock geht nun zu den v. W. über:"Jener vorhin gedadlte Ludolph ist der erste aus der Weverlingschen Familie,von dem ich in öffentlichen Urkunden einige Nachrichten finde. Sein Vater undGroßvater führten denselben Taufnahmen. Diesen nenne ich daher Ludolph 1. undjenen Ludolph 11. Die Gemahlin des letzteren hieß Sophia. Der aus dieser Eheentsproßene Sohn Ludolph 111. [s.o.] verehelichte sich zweymal. Seine ersteGema(h)lin nannte sich Eufemia und die zweite Elisabetl1."IXVon ihm zeugt eine Urkunde des Abtes Thidericus und des Convents desÄgidienldosters zu Braunschweig vom Jahre 1290 wegen eines Geschenks von 6 MarkSilber, das unser Ludolph UI. ihnen zugewendet hatte. Er heißt darin Ludophusmiles dictus de Weuerlinghe. - Hopstock fährt dann wörtlich fort:"Jene 6 Mark vermachte er dem Kloster unter folgenden Bedingungen: Solangeer lebte, sollte der Abt für die Zinsen des ausgesetzten Kapitals das jä(h)rlicheGedächtnis seines verstorbenen Vaters Ludolph feyem, nach seinem Tode abersollten die Zinsen unter die Mönche vertheilet werden, damit sie sein eigenesJahrgedächtnis, das seines vorhin genannten Vaters, seines Großvaters Ludolph,seiner Mutter Sophia, seiner verstorbenen Gema(h)Iin Eufemia und das seiner nochlebenden Gattin Elisabeth, wenn sie mit Tode abgehen würde, begehen möchten.Diese Handlung sollte jä(h)rlich an einem Tage, wegen aller genannten Personen,durch Vigilien und eine feyerliche Messe vollzogen werden. Um dem Ritter Ludolph


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528ihre große Achtung zu bezeugen, nahmen ihn der Abt und der Convent, mitteIstdieser Urkunde, in die Brüderschaft des Klosters auf, und gestanden ihm dadurcheine vollkommene Theilnahme an allen ihren Messen, Orationen, Enthaltungen,Fasten, Vigilien und übrigen guten Werken zu 25). Diese genaue Verbindung, inwelche sich Ludolph v. W. mit dem Ägidienkloster setzte, bestätigt jene Vermuthungnoch mehr, daß er und seine Vorfahren in der Nähe Braunsdlweigs müssengewohnet haben. Schwerlich würde er von der Burg. Weferlingen an der Aller her,einer ihm ziemlich entfernten geistlichen Brüderschaft von seinen Güthern etwasgeschenkt haben. Wenn er dergleichen Seelen Bedürfnisse fühlte, hätte er sich gewißeher an ein in der Nähe seiner Veste gelegenes Kloster gewendet."Diese Freundschaft Ludolphs mit dem Abt wird besonders erklärbar durch dieNähe der Burg WeferIingen unter der Asse zu dem Dorfe Wester- oder Mönche­Vahlberg [kaum 3 km], welches dem Kloster schon seit 1134 gehörte. Unter demNamen Ludeleff, Zeuge und herzoglicher Rath, in einer Urkunde von 1291 undin einer weiteren von 1292 als Ludolfus senior de Weuerlinghe kommt Ludolf UI.neben anderen Erwähnungen vor. So erfreut sidl also der Chef des Hauses v. W. zuEnde des 13. Jh. entgegen gegenteiligen Behauptungen von Voges (5. 0.) und verschiedenenbraunschweigischen Chronisten der Achtung von Fürst und Lehnsherrn,Kirche und Adel. Trotz der Gegnerschaft der Stadt hat sich daran auch im 14. Jh.kaum etwas geändert (s. S. 46 f.). Eine wichtige Tatsache sei den oben erwähnten nochhinzugefügt 26): H. Kleinau berichtet über "Amt"/Haupthof Dettum (3 km vonWeferlingen/Kr. Wolfenbüttel): Herzog Albrecht kaufte vom BisdlOf von Merseburg1277 dessen freie und Lehngüter in Dettum. König Rudolf gab sie 1281 demHerzog als Reichslehen ... Die Vogtei in Dettum hatten (um 1369) die v. Weferlingals herzogliches Lehen. Herzog Magnus hatte in Dettum (um 1365) 32. tal. Geldzinse,67 Scheffel Getreidezins von einer curia, einem allodium, einem Schäferhofund 311/2 Hufen sowie Rauchhühner von den Einwohnern •.. 1408 ist von einemVogt oder Amtmann die Rede.Der Ritter v. W. wird um 1369 die Stellung eines Vogtes oder Amtmanns überdiese großen herzoglichen Besitzungen gehabt haben, als deren Restbestand derheutige Gutsbesitz der Familie Wolf anzusehen ist. Auch diese bedeutsame Funktionist als Vertrauensweis des Landesherrn für die v. W. anzusehen in einer Zeit, inder sie in besonderem Maße als Übeltäter beschuldigt werden (s.o.).Der Leser möge um Verständnis gebeten werden dafür, daß der Verfasser sichfür verpflichtet ansah, sein liebes Heimatdorf und das Geschlecht, das dessen NamenWeferlingen trägt, von unbeweisbaren Anschuldigungen (Raubnest!) bzw. "Straßenschinderusw." freizusprechen, die noch heute allzu oft als bewiesene Tatsachenangesehen werden. Möge diese kleine Darstellung dazu beitragen, die temperamentvoIIenSchilderungen der alten Chronisten über die "Moritaten" der Einwohner26) Zitat bei Ho p s t 0 c k: Philip Jul. Reh t m e y e r s Brschw. Kirmen-GesmimteSuppl. S. 10 U. 11.28) Hennann K 1 ein a u : Gesmimtlimes Ortsverzeimnis des Landes BraunsmwcigA-K, Hildesheim 1967, S.I50.47


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528und Ritter von \-Veferling als das erkennen zu lassen, was in Kriegszeiten Berichtenur einer Seite immer waren und bleiben werden: Tendenz. Wir erinnern an denobigen doppelseitigen Bericht über die Zerstörung Banslebens. Heimatgeschichtesollte auch in solchen Fällen ausgleichend wirken. Historische Legenden sind ohnehinzählebig genug.Über die engen Beziehungen der v. W. zu einer weiteren kirchlichen Institutionvor den Toren der Stadt Braunschweig erfahren wir aus der "Geschichte desKlosters St. Crucis zu Braunschweig" von Wilhelm Tunica 27). Dicht vor demPe tri tor (Rennelberg) lag das Jungfrauenstift. Der damit verbundene Klosterhofbetriebwurde 1883 eingestellt, das Terrain als Bauplätze vergeben. Ein RitterBalduin v. Campe soll das Kreuzkloster als Benediktinerinnenkloster etwa Il30gegründet haben. Seit 1409 gehört das Kloster zum Zisterzienserorden. Der Bauder Kirche wurde in der ersten Hälfte des 13. Jh. beendet. Es folgt der Anbaudreier Familienkapellen, deren erste von den Eltern Conrads v. W. herrührt. Inwelchem der beiden Kirchenschiffe sich die Kapelle befand, ist nicht nachweisbar.Sie war laut Urkunde vom 14.4.1359 bereits vorhanden. Zur Erhaltung derselbensowie des ihren Altar bedienenden Kaplans wurden im Laufe der Zeit von Mitgliedernder Familie v. W. nicht unbedeutende Vermächtnisse gemacht: 1398schenken Cord und Ulrich 4 Hufen zu Ostern Bywende, 2 Hufen zu Gevenslebenund 1/2 Hufe zu Apelnstedt. 1425 lassen die v. W. dem Altaristen Erträgnisse von3 Grundstücken in Werle zukommen. Hans und Friedrich legen im gleidlen Jahreinen Zins von 15 Schillingen aus Grullustüd{en in Atzum bei, 1426 L'lrich und dieWitwe Curds zur Ausbesserung des Altars nochmals 3 Mark. Die Familie v. W.besaß das Präsentationsrecht für die Kaplansstelle an diesem Altar. 1427 präsentierteUlrich dazu dem Propst einen Richard Bon:hstaI. Schon 1282 erhält das Kloster 1Hufe in Wedtlenstedt von einem Albert v. W., 1290 von Ludolf IH. 2 Hufen. 1262tritt dessen Vater 3 Hufen zu Watzum ab. 1309 hatte Ludolf BI. eine Mühle beiSdleppenstedt geschenkt.Noch 1883 war ein prachtvoller Kelch von vergoldetem Silber und eine sauber ausElfenbein geschnitzte Hostienbüchse vorhanden. Am Kelche finden sich Szenen ausder Leidensgeschichte und die Wappen der Familie v. Alten, v. Ilten und v. Schenkoderv. Bock - zwei übereinandergestellte, schreitende Tiere. (Sie erinnern an dieGeschlechterwappen in der Groß Vahlberger Kirche.) Die Inschrift lautet: "Beatavon Wefcrlingen - God onde dit heyliche sacramente delghe [tilge] ore sunde[Sünde]". Beata war 1396 celeraria im Koster S. Crucis. Sie hatte die Aufsicht überKüche und Keller und sorgte für das Beschaffen und Konservieren von Vorräten.Im 15. und 16. Jahrhundert ging für die Klöster der Erwerb eigenen Landes mehrund mehr zurück. Durch die häufigen Pestzeiten veranlaßt, wandte sich die Gunstder wohlhabenden Familien allmählich von den Klöstern ab und den Spitälern zu(Tunica a. a. 0., S. 148).Das Jungfrauenstift S. Crucis hatte zu Anfang Mädchen aus adligen Häusernaufgenommen. Später jedoch wurden auch Töchter städtischer Bürger dort erzogen.27) Zeitschrift des Harzvereins 16, 1883, S. 1Z9-144. Dort auch die einschlägigen Belege.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Die Landadclsgeschlechter trugen also dazu bei, den Grundstock zu legen zu denspäteren städtischen Bildungszentren, die die Voraussetzung schufen für die überlegenheitder Großgemeinde gegenüber dem Dorf. Erst in unserer Zeit bemüht mansich durch Einrichtungen der Mittclpunktschulen in geeigneten Landgemeinden,die erweiterte Bildungsarbeit wieder zu dezentralisieren, um der schon im Mittelalterbeginnenden Landflucht etwas entgegenzuwirken. Wir ~-innern an den damaligenWahlspruch: Stadtluft macht frei!Wenden wir uns wieder den Herren v. W. zu!xIn der vierten uns bekannten Generation, unter den Söhnen jenes mehrfacherwähnten Ritters Ludolf III. finden wir drei kirdlliche Würdenträger: Dietrich,den Scholarchen von Einbeck (erw. 1296-1344), sowie Heinrich (1296-1312) undGerhard (1287-13°5), Kanoniker von St. BIasien in Braunschweig. Der in Dürre'sStammbaumentwurf der von \Veverlinge mitNr. 2 1 bezeichneteLudoIf (1307-131I)gehörte dem Kloster IIsenburg an. Wir sehen, daß in den frühesten Zeiten Nichtlehnserbenhäufig in den Dienst der Kirche treten, während wir sie später meistals Offiziere, höhere Zivilbeamte im herzoglichen und zuletzt auch im preußischenDienst finden.Bemerkt sei nom, daß die Stammbaumentwürfe von Hopstock und Dürre nimtübereinstimmen. Der letztere enthält eine Generation weniger. Aum die Namenstimmen nimt immer überein. So ist bei Hopstock unter Nr. 7 verzeichnet: Borchardde Weuerlinghe dictus de Asseborg, der bei Dürre fehlt. Umgekehrt ist der hierunter Nr. 16 (1320-1352) aufgeführte Ritter Burchard - diesmal ohne den Zusatzdictus de Asseborg - bei Hopstock nicht zu finden. über das Fehlen des ersten beiDürre haben wir bereits (S.44) berimtet. Aus den von Dürre angegebenen Erwähnungenseines Burmard geht hervor, daß er mit dem bei Hopstock zitierten nimtidentism sein kann, da jener bereits 1292 bezeugt ist.Zu einer korrekten Stammtafel der v. W. reimen m. E. beide Entwürfe nochnicht aus. Auch in diesem Aufsatz soll auf den Versuch einer Aufstellung verzimtetwerden. Vielleimt kann in einer geplanten Fortsetzung dazu Stellung genommenwerden.XINadl Hcrmann Kleinau (5. Anm. 26) sind für die v. W. bis zum Jahre 1400folgende Besitzungen usw. im Lande Braunsdlweig-\Volfenbüttel namgewiesen:Ahlum: Aktivlehen 1344; Atzum: Aktivlehen 1344, 1369-1484; Bansleben:Burg bzw. Burgstelle, verbrannt 1379; Bornum bei Wolfenbüttcl (?); Eilum: bis1297 (3 Hufen zur Burg W. gehörig, verpfändet: Asseburger), 1344 Hzgl. Lehenan v. W.; FümmeIse: 1396-1610 usw.; Bansleben: Kuckucksmühle Lehen ab 1379;Gr. Vahlberg: (erster Teilbesitz) vor 1264 und 1344; KI. Vahlberg: 1385, 1388;Veltheim a. d. Ohe: mehrere Lehen ohne Daten; Wahle 1344-1771, 16 Hufen;Völkenrode: Burgstelle ohne Datum; Gr. Denkte: Gerimt und Vogtei 1369; Gar-4 49


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigDie v. \V. gehörten zu den wohlhabenden Uradclsfamilien des Landes. Der häufigePfandbesitz zeigt das deutlich, auch in der Zeit der "Schicht" gegen Ende des 14. Jh.,als die Pfandschloßpolitik die Finanzen der Stadt ruiniert hatte. Ein Ratsherr klagtedamals: "cn weren dar nene riddere oder knechte in deme lande, de eyne grotersummen von ghelde utgeven mochten an de slot to leghende" (Chr. I S. 346 Z. 12 H.).Curd v. W. konnte damals das Pfandschloß Wolfenbüttel erwerben.XIIWcferlingen an der Asse w~r die erste, die Asseburg eine der letzten Burgen,mit denen die Stadt Braunschweig die Sicherung ihrer Handelsstraßen sowie desaufzubauenden "Landgebiets" erhoffte, dessen sie bedurfte, um als "dominus terrae"die Voraussetzungen für den Status einer Reichsstadt zu erfüllen 29). Dieser Wunschblieb unerfüllt, weil ihre Besitzungen außerhalb der Stadtmauern nie mehr als Pfänderwaren. Auf die Folgen des kostspieligen Burgenerwerbs kann hier nicht eingegangenwerden. Nur die Konsequenzen für das Weferlingen-Asseburg-Problem sollen angedeutetwerden: Beide waren durch das sumpfige Altenau-(Nette-)Gebiet getrennt,das stets Einflußgrenze zwischen Nord und Süd war. Ein alter Dietweg, der Osterwieksweg,ging von Wolfenbüttel und Braunschweig kommcnd, an Weferlingenvorbei, bei der Zingel (kaum 2 km von W. entfernt), einer alten Feldbcfestigung(= cingulum), über die Nette, vorbei an Groß- und Klein Vahlberg östlich desAssehöhenzuges zum Hessendamm - Großes Bruch - Osterwiek, wo er die Heerstraßenach Südosten erreichte. Solange der Rat der Stadt keine Möglichkeit sah, sichin den Besitz der festen Asseburg zu setzen, von der und von Wolfenbüttel aus derzweite Handelsweg durch herzogliche Burgmannen überwacht werden konnte, dernahe Gr. Denkte über die Nette führte und Osterwiek unter südlicher Umgehungder Asse erreichte, besaß der alte Osterwieksweg und damit Weferlingen Interessefür die Stadt. Als durch die herzogliche Erbfolge die Chancen sich verbesserten, ließman W. und den unrentableren, schlechteren Weg fallen, zerstörte die Burg undbrachte bald danach die Asseburg zumindest in den Pfandbesitz der Stadt (133 I). Auchdiese zweite Burg wurde der Zerstörung preisgegeben (1492), als sie ihren Zweck nichtmehr erfüllte. Die Altenau, heute ein wasserarmes Rinnsal, hatte einst als Nette =die Nasse (Wasserreiche) nicht unbeträchtliche Bedeutung. Herzog Julius plantenoch im 16. Jh., sie bis Schöppenstedt schiffbar zu machen. Der Bungenstedter Turmbei Halchter schützte ihre Einmündung in die Oker. Heute ist der WeferlingerMühlgraben eingetrocknet, der einst von der Altenau her sowohl das Rad deruralten Mühle antrieb, die schon das Brotmehl für die Ritter mahlte, und der inZeiten der Gefahr den Wallgraben flutete. Die Mühle ist aus dem jetzigen \Vohnhausausgebaut.Die moderne Zivilisation hat die Entfestigung der alten Burg gründlich vollendet.Bald werden auch die letzten Mauerreste der Asseburg zerbröckelt sein,über denen jetzt noch die Buchen rauschen und raunen von den fernen Tagen derheimischen Ritterschaft.20) H. Ger m er, a. a. 0., S. 74: Die Stadt konnte nicht dominus terrae werden undaus ihrem Landgebiet kein" Territorium" machen.SIhttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528XIIIKonnte auch durch diesen Versuch eine restlose Klärung der Herkunft der v.W. noch immer nicht gefunden werden, so glauben wir doch, daß insbesonderedurch die Untersuchung über die Asseburger und die v. Honlage eine Ansicht inden Vordergrund gerückt wurde:Da beide Familien nicht als Verwandte der v. W. festgestellt werden konnten,dürften letztere schon vor der Zeit unserer frühesten Quellen aus dem Standeder nichtadligen Ministerialen hervorgegangen und geadelt sein. Ob sie zu dieserZeit bereits in Weferlingen an der Asse gewohnt haben, ob als Burgmannen oderVögte, ob sie vielleicht gar AlIodialbesitz erwarben, den sie später (u 77?) demLehnsherrn vermachten, darüber sagen unsere Quellen nichts. Daß sie schon früh inWeferlingen wohnten, können wir zwar nach ihrem Namen annehmen, den Beweisaber müssen wir schuldig bleiben, da die andere Möglichkeit (Gardeleger Weferlinger)nicht völlig ausgeschlossen werden kann. So wird die Herkunft der v. W.auch weiterhin eine ungelöste Frage bleiben, die nur durch Erschließung ältererQuellen zu lösen wäre, falls solche und ein Interessent dafür noch zu finden wären,was wenig wahrscheinlich ist.Die von der Schriftleitung angeregte Diskussion wird vom Verfasser begrüßt.über das Schicksal der Familie v. Weferling nach 1400 soll eine Fortsetzungdieser Arbeit berichten.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Die Entwicklung und Bedeutung desUnter- und Oberharzer BergrechtsVonRaimund WilleckeA. Politische Entwicklung des Harzes .)Das Harzgebiet westlich des Brockens wird im Sprachgebrauch des Bergbaues -im Gegensatz zur geographischen Bezeidmung - in den Ober- und Unterharz eingeteilt.Zum Unterharz zählt die Gegend um Goslar, zum Oberharz das Gebiet derBergstädte Altenau, Clausthal, Grund, Lautenthai, St. Andreasberg, Wildemann undZellerfcld. Bisweilen wird nodt das Amt Elbingerode hinzugeredtnet 1).Die Entwicklung des Unter- und Oberharzes ist eng mit Aufnahme und Betriebdes dortigen Bergbaues und Hüttenwesens verknüpft.Hinsichtlich des Goslarer Bergbaus konnten wir im vorigen Jahr das IOooiährigeBestehen feiern; er wurde im Jahre 968 aufgenommen. Widukind von Corveyerwähnt in seiner Sachsenchronik, daß Silber gegraben wurde - jedodt ohne denOrt selbst zu nennen, ein anderer Ort als Goslar kommt nach unserer Kenntnis überdie Verbreitung von Silbererzen im Sachsenlande aber nicht in Frage -, und derBischof Thietmar von Merseburg übernimmt diese Mitteilung in seiner 1018 abgeschlossenenChronik. So geht die herrschende Meinung dahin, daß der Rammc1sbergnoch zu Lebzeiten Ottos I. in Abbau genommen worden ist 2).Wann der Bergbau im Oberharz begonnen hat, steht nicht genau fest. Nachneueren Forschungen S) entstand er um 1200 und endete um die Mitte des 14. J ahrhundertsinfolge Ausbruchs der Pest. Die zweite große Betriebsperiode des Bergbausim Oberharz begann Anfang des 16. Jahrhunderts. Sie wurde durch eine wesentlicheSteigerung des Metallbedarfs, sowohl an Eisen, das nicht zuletzt zur Herstellungvon Waffen benötigt wurde, als auch an Buntmetallen aller Art ausgelöst '). Ausgangspunktfür die Wiederaufnahme des Oberharzer Bergbaus war der Eisensteinbergbauim Iberg bei Grund, damals "Gittelde im Grunde" genannt. Beim Abbaudes Eisensteins wurden zufällig Gänge mit edlen Metallen angeschlagen, derenAusbeutung Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschwcig-Wolfenbüttel fürlohnend hielt und auch tatkräftig betrieb. Dieser Herzog widmete sich dann balde) Die in den Anmerkungen abgekürzt wiedergegebenen Schrifttumsangaben sind mit Hilfedes L i t e rat u r n ach w eis e s am Schluß des Aufsatzes zu ergänzen.1) S tr e i t, S. I m. w. N.2) Bornhardt (1931,) 5.11.8) Bornhardt (1943), S.449ff.') L ü t g e, S. :u6; M e y er - D e ger in g, S.4.53


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigmit großem Eifer dem Bergbau, und das Wiederaufblühen des Oberharzer Bergbausnach 1500 ist überwiegend sein Verdienst.Aufnahme und Betrieb des Bergbaues im Unter- und Oberharz bewirkten eineZuwanderung von Menschen, bergbaulichen Fachkräften, die für den Oberharz dieeigentliche Besiedlung bedeutete. Man nimmt an, daß die im 10. Jahrhundert nachGoslar zugewanderten Bergleute aus dem Siegerland gekommen sind 5), das zudieser Zeit im Bergbau eine große Bedeutung hatte. Von Goslar aus zogen Bergleutedann von der Zeit um 1200 ab in den Oberharz. Größere Ortschaften sind im Oberharzjedoch erst im 16. Jahrhundert mit der Wiederaufnahme des Bergbaus entstanden6). Wiederum wurden Fachleute benötigt. Sie wanderten aus den verschiedenstenGegenden des deutschen Sprachraumes in den Harz ein. Für den Eisensteinbergbaubei Grund werden um 1500 Bergleute und Stahlschmiede aus der GrafschaftStolberg, für den wenige Jahre später dort einsetzenden Silberbergbau Sachverständigeund Bergleute aus St. Joachimsthal im Erzgebirge geholt. Die Mehrheit der imweiteren Verlauf des 16. Jahrhunderts zuziehenden Bergleute stammt ebenfalls ausden Bergbaugegenden des sächsischen und böhmischen Erzgebirges. Doch werdenauch Bergleute aus Schwaz in Tirol herangezogen 7).Das Harzgebiet gehörte zum Kaiserlichen Staatsgut. Im Jahre 1235 übertrugKaiser Friedrich 11. bei der Aussöhnung der Welfen und Staufen das Bergregalim Harz an den Enkel Heinrichs des Löwen, Herzog Otto das Kind 6). Es ist dieFrage, ob Friedrich 11. dem Herzog das Bergregal unmittelbar oder nur zur Ausübungübergab. Aus den Worten "decimas Goslariae" der Urkunde 9) könnte manschließen, daß mit dieser Verleihung lediglich der Zehnte vom Bergbau am Rammelsberg,also nur die Ausübung des Bergregals, übertragen wurde. Der Zehnte von denEinkünften aus den Bergwerken am Rammelsberg war jedoch bereits im Jahre 1204dem Sohne Heinrichs des Löwen, dem Pfalzgrafen Heinrich, von König Philippübergeben worden, als dieser ihm die Goslarsche kaiserliche Vogtei zu Lehen gab.Friedrich H. konnte also 1235 nicht mehr nur den Zehnten iibertrarren. Mit denWorten "decimas Goslariae" war daher nicht nur der Zehnte allein, sondern dieGrundlage des Zehnten, nämlich die Berghoheit, gemeint. Mit dieser Verleihungging das Bergregal nicht nur für den Unterharz, sondern für den gesamten Harz aufOtto das Kind über 10). In den folgenden Jahrhunderten stand jedoch der UnterharzerBergbau am Rammelsberg im Mittelpunkt. Gegen Ende des 13. Jahrhundertsveräußerten die Söhne des Herzogs Albrecht als Inhaber des Bergregals für diesesGebiet den Zehnten, soweit er den Rammelsberg betraf, mit dem Berggericht andie in Goslar wohnende Patrizierfamilie von der Gowische. Im Jahre 1359 verkauftediese den Zehnten an den Vorstand der Corperation der "Silvani et montani". Biszum Ende des 14. Jahrhunderts brachte dann die Stadt Goslar Bergzehnten und8) Quiring, S.BZ1


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Berggericht am Rammelsberg allmählich ganz an sich. Sie gewann damit die Bcrghoheitüber den Rammelsberg aber nur pfandweise, denn die Herzöge von Braunschweig-Lüneburghatten sich daran das Wiederkaufsrecht vorbehalten 11).Ober das Schicksal der Berghoheit im Bergbaugebiet des Oberharzes gibt es fürden gleichen Abschnitt keine Nachrichten. An Hinweisen, daß die BraunschweigerHerzöge die Berghoheit im Oberharz weiterverliehen haben, fehlt es. Daher ist eswahrscheinlich, daß die Berghoheit über den Oberharz zugleich mit den Erbteilungenim Herzogtum Braunschweig-Lüneburg an die jeweiligen Territorialherren kamen.Herzog Heinrich der Ältere von Braunsdlweig-WoIfenbüttcl unternahm Ende des15. Jahrhunderts den ersten Versuch, die Trennung zwischen der UnterharzerBerghoheit und seiner Berghoheit im Fürstentum Wolfenbüttel zu beseitigen. Jedomerst seinem Sohn, Herzog Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttcl,gelang es 1527, den Rammclsberger Zehnten wieder einzulösen. Die Stadt Goslarwollte aber trotzdem den Herzog nicht als Regalherrn, sondern nur als Zehntherrenanerkennen. Daher kam es zu Streitigkeiten, die sich über Jahre hinzogen. Erst imJahre 1551 gelang es Heinrich dem Jüngeren, die Stadt Goslar im Vertrag zuRiechenberg dazu zu bringen, ihm endgültig die Ausübung aller bergherrlichenRechte einschließlich der Gerichtsbarkeit über den Unterharz zuzugestehen.Zu dieser Zeit besitzt im Oberharz das Fürstentum Wolfenbüttel das Gebiet derspäteren Bergstädte Grund, Zellerfeld, \Vildemann und Lautcnthal. Die Gegendder späteren Bergstädte Clausthal, Andreasbcrg und Altenau gehört zum FürstentumGrubenhagen. 1596 erlischt die Grubenhagensche Linie. 1634 stirbt die WoIfenbüttelscheLinie aus. Das Fürstentum Wolfenbüttel wird von der Lüneburger Hauptlinie(Celle) und den beiden Seitenlinien Harburg und Dannenberg ühernommen.Der zwischen ihnen ausgelöste Erbstreit wird im Communionvertrag von 1635beigelegt.Der Bergbau und die Forsten im ehemals Wolfenbüttelsdlen Teil des HarL.es(Ober- und Unterharz) verbleiben im gemeinschaftlichen Besitz zunächst der dreiLinien Lüneburg, Harburg und Dannenberg und werden als "Communionharz" bezeichnet.Der Communion-O b er harz umfaßt die Bergstädte Grund, Wildemann,Zellerfcld und Lautenthal. Zum Communion-U n t e r harz gehört in erster Linieder Rammelsberg bei Goslar. Der Bezirk der Oberharzer Bergstädte Clausthal,Altenau und St. Andreasberg - der Ein sei t i geH a r z genannt, weil er stetsin einer Hand blieb - verbleibt im alleinigen Besitz des neuen Fürstentums Lüneburg-Celle.Im Jahre 1643 erfolgte insofern eine Änderung, als eine Auf teilung na c hB ru c h t eil engeschah. Schließlich bestand eine Communion im Verhältnis von'/7 zu 317 zwischen der späteren königlich hannoverschen und der braunschweigischenLinie. Diese Communion wurde im Re c e ß vom J a h r e 1 7 8 8 bestätigt,gleichzeitig erfolgte allerdings die Ausgliederung von Zellerfcld, Wildemann undLautenthai - bisheriger Communion-O b e rharz - aus der Communion. Das Gebietdieser Städte wurde ganz an die königlich hannoversche Linie übertragen, so daßdie Communion nur im Unterharz fortdauerte.U) B 0 d e, U. B. IV Nr. 659 bis 661.55


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigSoweit also die politische Entwicklung! Wenden wir uns nunmehr den bergrechtlichenVerhältnissen zu! Vorweg sei aber noch bemerkt, daß Bergbau undHüttenwesen bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts (Kompetenz-Ges. 1861) hinauszusammengehören, also die bergrechtlichen Vorschriften sich zugleich auch auf dasHüttenwesen beziehen.B. Die Entwicklung des Unter- und Oberharzer BergrechtsFür die frühe Betriebsperiode des 0 b e r harzer Bergbaus, von etwa 1200 bisgegen Ende des 14. Jahrhunderts, ist ein besonderes 0 b er h a r zer Bergrechtnicht überliefert. Für diesen Zeitraum haben wir bergrechtliche Quellen nur überden Unterharzer Bergbau. Allerdings wird manchmal in ihnen auf eine bergbaulicheTätigkeit im Oberharz hingewiesen. Doch ist in erster Linie der Bergbau beiGoslar Gegenstand dieser Bergrechte, und deshalb möchte ich zunächst über dasGoslarer Bergredlt sprechen.I. Entwicklung des Goslarer Bergrechts bis zum RiedJenberger VertragDas Goslarer Bergrecht, genauer das Bergrecht des Rammelsberges bei Goslar,nimmt durch sein Alter, die Art der Quellenüberlicferung und die Eigenarten seinerRegelung unter den deutschen Bergrechten des Mittelalters eine besondere Stellungein 12).Aus den der Aufnahme des Bergbaus im Jahre 968 folgenden drei Jahrhundertensind zuverlässige, für die Erkenntnis der damaligen Bergwerksverfassung verwertbareNachrichten nicht mit Sicherheit nachzuweisen 13). Hinweise auf das, was indiesen ersten drei Jahrhunderten des Bergbaus am Rammclsberg in und um denBerg rechtens gewesen ist, gibt uns erst die am 25. April I27I von Herzog Albrechtvon Braunschewig erlassene Bergordnung "Jura et libertates silvanorum". Obwohldem äußeren Anschein nach als landesherrlime Verordnung erlassen, ist sie dennomals Ergebnis einer Verhandlung zwischen dem Herzog als Inhaber der Berghoheitund der Reichsstadt Goslar als den Bergbau tatsächlidl Betreibende zu betrachten 14).Auch dem Inhalt nach ist die Bergordnung von 1271 nidlt eine Neuschaffung vonRecht, also Rechtsetzung, sondern eine Sammlung von Gewohnheitsrecht, die systemlosaneinandergereihte Rechtssätze enthält und durdl ihre smriftlime Niederlegungund Veröffentlichung feststellen sollte, was rechtens sei.Die 30 Artikel der Bergorunung von 1271 befassen sich mit dem Gerichtswesenam Forstgericht, dem Forstding, mit dem Verhältnis der Bergbautrcibenuen untereinandersowie zu der Obrigkeit und Außenstehenden.Der Grubenbesitz zerfiel in i d e e 11 e Teile, die in genossenschaftlicher Formvon den Teileigentümern gemeinsam gebaut wurden 15).12) Fr ö I ich (X95 3), S. x.lS) Fr ö I ich (x918), S. x96; ders. (195Ü, S. Z; ders. (1953154), S. 15 ff.; Neuburg,S·58, Anm.l.H) Neuburg, S.59;Zycha ( x899),S,IZO.1ft) Bornhardt (x943),S.475 f.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Insgesamt ergeben die Bestimmungen der Bergordnung von 127 I, daß beimRammelsberger Bergbau das Teileigentum, also der Genossenschaftsgedanke, einestarke Rechtsstellung innehatte. Indessen tritt das in anderen deutschen Bergbaugebietenherrsdtende Regalrecht des Landesherrn bzw. des Kaisers nicht hervor.Noch klarer wird diese Vorherrschaft des Teileigentums, wenn wir uns dem sehrviel ausführlicheren Goslarer Bergrecht des 14. Jahrhunderts zuwenden. DieserKodex, die G 0 s 1 are r B erg s tat u t engenannt, ist die aufschlußreichsteQuelle des Goslarer Bergrechts überhaupt. Diese Bergstatuten, bestehend aus 2 16Artikeln, sind wiederum eine Sammlung von Gewohnheitsrechten, die jedoch wedervon einem Herrn erlassen noch überhaupt jemals veröffentlicht worden sind. Siewurden aufgrund einer Anweisung des Rates der Stadt Goslar von der Bergverwaltungaufgezeichnet und waren für den Dienstgebrauch bestimmt 16).Die Abfassung der Bergstatuten ist etwa in das Jahr 1359 zu legen 17). Damitfällt ihre Aufzeichnung in eine Zeit, in der der Bergbau am RammeIsberg infolgedes vorhergegangenen raubmäßigen Abbaus nahezu zum Erliegen gekommen war.Zu einer Wiederaufnahme ist es in größerem Umfang erst nach 100 Jahrengekommen. Eine stärkere Auswirkung ist daher den Bergstatuten nach ihrer Aufzeichnungversagt gewesen. Sie vermitteln uns aber eine gute Kenntnis der rechtlichenVerhältnisse, wie sie schon vor der Zusammenstellung der Bergstatuten beim RammelsbergerBergbau geherrscht haben.In den Bergstatuten finden sidt Vorschriften über die Rechtsverhältnisse an denGruben und Grubenteilen, über den Bergbaubetrieb, über die Bergverwaltung undüber die Berggerichtsbarkeit.Für die bergrechtlichen Verhältnisse am Rammelsberg ergibt sich, daß seltenein Bergwerk in einer Hand lag, sondern daß ein oder mehrere Anteile an den Bergwerken,sog. Berg- oder Grubenteile, bestanden.Die Grubenteile waren ideelle Teile, für eine räumliche Auf teilung war die Größeder Einzelgruben zu klein 18). Alle Teilbesitzer einer Einzelgrube betrieben denAbbau daher gemeinsam. Rechtsansprüche Außenstehender waren gegen den'einzelnen Teilbesitzer, nicht gegen die Gemeinschaft geltend zu machen. DieGrubengemeinschaften waren daher nicht Gewerkschaften im bergrechtlichenSinne 19). Die wirtschaftliche Führung der Grube oblag den Teilbesitzern; es gabkeine einheitliche Leitung durch die Sec h s man n e n, den Vorstand der Berggenossenschaft,die die Bergverwaltung ausübten. Diese hatten für die Sicherheit undOrdnung im Berg zu sorgen. Ihnen gegenüber hatte auch die Abrechnung derEinnahmen und Ausgaben der Einzelgruben zu erfolgen. Bei der Zersplitterungergaben sich dabei aber für die Teilbesitzer große Schwierigkeiten. Daher entstandim Goslarer Bergbau das ei gen art i geR e c h t s g e b i I d e des Wer k -p f 1 e ger s. So bezeichnete man den Unternehmer, der für a I leTeilbesitzer bei18) Bornhardt (1943), S.49r.17) Frölich (1953), S. II; ders. (1953/54), S.148.18) Bor n h a r d t (1931), S. 33.19) Bornhardt (1931), S.34; Neuburg, S.89; Silberschrnidt, S.452u. 454.57


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigeiner Grube den Betrieb als Gesamtheit führte. Er bestritt zunächst aUe Betriebsausgabenund rechnete dann in kurzen Zeitabständen ab. Seine Vergütung wurdenach der Menge geförderten Erzes berechnet. Die Einrichtung des Werkpflegersbrachte neben einer Erleichterung der Grubenführung eine Förderung des Bergbaus,indem durch sie die Wiederaufnahme wüstliegender Gruben bzw. Grubenteileerleichtert wurde 20).Die Sorge für die Sicherheit und Ordnung im Berg, die sich besonders auf diestrenge Trennung der Gruben, auf gute Abführung der Wasser und Offenhaltungder Wetterstrecken, die für den Abzug des durch Feuersetzen entstehenden Rauchswichtig war, erstreckte, oblag besonderen Beamten der Bergverwaltung. Der Bergmeisterwar sowohl Bergrichter als auch oberster Bergbeamter. Als markscheiderischerBeamter fungierte der Frohnbote. Tedmischer Aufsichtsbeamter war derFeuerhüter. Sein Anliegen war nicht nur die überwachung der Brände, sondern ingleicher Weise die sicherheitliche Beaufsichtigung des ganzen Betriebes. Es wurdealso eine geordnete öffentliche Verwaltung im Rammelsberger Bergbau von demVorstand der Corpora ti on der Berg- und \Valdleute geführt, die die Sicherheit undOrdnung in den Gruben weitgehend gewährleistete.Das Berggericht war örtlich für einen bestimmten Bezirk am Rammelsbergzuständig. Seine sachliche Zuständigkeit betraf nicht nur eigentliche Bergwerksangelegenheiten,sondern auch andere Zivil- und Strafsachen, die irgendwie eineBeziehung zum Bergbau und dessen Verhältnissen hatten.Mit Beginn des 15. Jahrhunderts macht sich der Einfluß des Goslarer Rats auchin der Bergrechtssetzung stärker bemerkbar. Am Schlusse eines Vertrages von 1407beurkundet der Rat, daß künftig nach den Bergstatuten und den alten Gewohnheitennur noch insoweit entschieden werden soUte, als nicht neues Bergrecht festgesetztworden sei. Solches neue Bergrecht ergab sich aus den Verträgen, Recessen undOrdnungen, die der Goslarer Rat im 15. Jahrhundert mit am Goslarer BergbauBeteiligten gesdtlossen hatte.Sdton zu Anfang des 15. Jahrhunderts begegnen wir der ersten Ge wer k­s c h a f t s b i I dun g im G 0 s I are r B erg bau. Die Gewerkschaft wurdegebildet aus dem Goslarer Rat und Goslarer Bürgern und diente der Hebung derin den Gruben eingebrochenen Wässer. Die Mitglieder der Gewerkschaften warenzu je einem Viertel beteiligt. Es wurde ein einheitlidter Betrieb des Gesamtunternehmensgeführt, ohne Schaffung realer Teile. Verlust und Gewinn des Unternehmenswurden von den Gewerken entsprechend ihren Anteilen geteilt. In dieLeitung des Gesamtunternehmens sandte jede der 4 Parteien einen Vertreter, Vormundgenannt.Der Goslarer Rat als Inhaber der Berghoheit ist bestrebt, die Anteile an denBergwerken der Stadt Goslar oder mindestens Goslarer Bürgern zu sidtern. Dahersollen die Anteile nur an Goslarer Bürger veräußert werden. Der Rat läßt sich vonden Anteilseigentümern für sich oder für die Goslarer Mitgewerken ein Vorverkaufsrechteinräumen. Ferner beansprucht er nunmehr auch ein Heimfallsrecht an denüber I Jahr wüstliegenden Gruben an sidt.'0) Neu bur g, S. 188.58http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Nachdem in der zweiten Hälfte des IS. Jahrhunderts die Sümpfungsbemühungendes Rates sichtbare Erfolge gezeigt haben, begann mit der Neubelebung des Bergbaubetriebesab 1460 auch eine Fortentwicklung und Neuregelung der bergrechtlichenVerhältnisse. Sie brachte vor allem eine tiefgreifende Veränderung in der Bergwerksverfassungdadurch, daß die einheitliche Führung des Bergbaubetriebes durchdie Gewerkschaft selbst aufgegeben und die Möglichkeit der Verleihung von Einzelgrubenim Wege der Belehnung geschaffen wurde. Damit erscheint im GoslarerBergrecht zum ersten Mal das im übrigen deutschen Bergrecht von Beginn annachweisbare Bergrechtsinstitut der Verl!!ihung. Der Goslarer Rat wollte auf dieseWeise die Wiederaufnahme des Bergbaus fördern. Er gestand den Belehnten auchzunächst eine auf einige Jahre beschränkte Befreiung von Abgaben zu. Später hattendie Belehnten dann an die Gewerken einen Grubenzins, den Neunten genannt, zuentrichten und an den Rat den Zehnten. Die verliehenen Gruben hatt!!n nungrößere Abmessungen als diejenigen des 14. Jahrhunderts und waren klarer gegeneinanderabgegrenzt. Sie zerfielen wie früher in ideelle Teile, die mehrerenBeteiligten verliehen werden konnten 21).In den Gruben arbeiteten jetzt viele Lohnarbeiter, die sich nach dem Rezeß von1471 auf Y. oder I Jahr verdingen konnten. Ihre tägliche Schicht sollte 8 Stundendauern. \Vöchentlich wurde ihnen der Lohn ausgezahlt. Von ihrem Lohn mußtensie an jedem Sonnabend einen Scherf in die "Büchse zur Ehre Gottes" tun. Das istdie früheste Erwähnung einer Verpflichtung zur Zahlung von Beiträgen in eineKnappschaftskasse 22). Streitigkeiten unter den Belehnten kamen vor das Berggericht,das nunmehr ein Gericht des Rates als Inhaber der Berghoheit war und in welchemals Bergrichter der Regierende Bürgermeister von Goslar fungierte.Als mit Beginn des 16. Jahrhunderts der Goslarer Rat die Anteile seiner Mitgewerkenallmählich aufgekauft hatte und schließlich als alleiniger Gewerke denBelehnten gegenüberstand, begannen die Herzöge von Braunschweig die Rückgewinnungder verpfändeten Bergzehnten am Rammelsberg zu betreiben. Aber erstmit dem Riechenberger Vertrag vom 13. Juni ISS 1 gelang es dem braunschweigischenHerzog Heinrich d!!m Jüngeren, die volle Verfügungsgewalt über den RammelsbergerBergbau zu gewinnen. Bis dahin gestand der Rat der Stadt Goslar demHerzog nur den Bergzehnten zu, trat aber im übrigen noch völlig als Eigentümer,als Regalherr des Bergwerkes 23), auf. So hatte der Rat der Stadt Goslar - wahrscheinlichim Jahre 1511 - eine Verordnung erlassen, die uns mit der Bezeichnung"Bergwerksstatuten nach 1494" überliefert worden ist. In ihnen wird vor allemdie Anordnung getroffen, daß Grubenteile nur der erhalten konnte, der Goslart!rBürger war. Zog der Teileigentümer von Goslar fort, so verfiel sein Teil binnenJahr und Tag dem Rat, ebenso die durch Verkauf oder Erbgang in den Besitz vonFremden gelangten Teile. Dem Ziel, fremden Bergbau im Rammelsberg auszuschalten,diente auch die Vorschrift, daß alle Erze nur an die Hütten geliefertwerden durften, deren Inhaber sich verpflichtet hatten, ihr Silber und Blei demRat zu verkaufen.21) Bornhardt (1931), S.97.22) Bornhardt (1931), S.98.23) Neu bur g, S. 170.59


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigIn Goslar gab es durch eine Ordnung des Rates von 1538 auch eine Knappschaftdes Rammelsberges, die neben der Claustorkapelle ein eigenes Haus besaß. Siesorgte ferner für die Bergrettung, für die Heilung und Pflege Verunglückter undfür die Unterstützung notleidender Bergleute.In diesem letzten Abschnitt seiner Entwicklung, der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts,glich das Goslarer Bergrecht mehr demjenigen in anderen Bergbaubezirken.Die Besonderheiten der früheren Zeit waren geschwunden, das Recht derBelehnten ähnelte dem der Gewerken an anderen Orten, der Rat beanspruchte diegleichen Rechte für sich wie andere Regalherren. Mit der übernahme des Bergbausam Rammelsberg durch Herzog Heinrich den Jüngeren von Braunschweig imJahre 155 2 endete die Gültigkeitsdauer des Goslarer Bergrechts. Der RiechenbergerVertrag nahm der Stadt Goslar die Berghoheit, das Berggericht, den Bergzehntenund das Vorkaufsrecht an den gewonnenen Erzen. Der Braunschweiger Herzog hatalsbald eine neue, sächsisches Bergredlt enthaltende Bergordnung für den Rammclsbergerlassen. Damit beginnt eine einheitliche Bergrechtsentwicklung im Gebiet desUnter- und Oberharzes, wenn auch in den einzelnen Herrschaftsbereichen gewisst:Unterschiede anzumerken sind.II. Entwicklung des Unter- und Oberharzer Bergrechts bis zumCommunionvertrag 1635a) Bergrechte in den einzelnen HerrschaftsbereichenDie ersten Berggesetze im Wo I f e n b ü t tel s ehe n Teil des 0 b e r harzesnach der Wiederaufnahme des Bergbaus werden 1524 in Form einer Bergfreiheit,die für den Bergbau im gesamten Fürstentum gilt, und einer Bergordnung für"die Bergwerke im Grund bei Gittcl und anderen umliegenden Gebirgen" vonHerzog Heinrich dem Jüngeren erlassen. Eine neue Bergordnung für "die Bergwerkeim Grund, zum Wilden Mann, Zellerfeld und Lautenthai" folgt im Jahre1 5 50. Für den Rammelsberg bei G 0 s I a r erscheint eine neue Bergordnung 1553,also bald nach Zurückgewinnung durch Heinrich dem Jüngeren im RiechenbergerVertrag. 155 5 werden diese Bergordnungen abgelöst durch eine Bergordnungfür "die Bergwerke im Rammelsberg, Hirschberg, Grund, Wildcmann, Zellerfcldund Lautenthai". Damit existit:rt eine einheitlidle für den gesamten Bergbau imFürstentum Wolfenbüttel geltende Bergordnung. Für den Eisensteinbergbau amIberg bei Gittelde im Grunde erläßt Heinrich der Jüngere 1535 eine Eisenbergordnung,die ich im Original bis heute leider noch nicht gefunden habe. Eine weitereEisenbergordnung ist 1579 von Herzog Julius von Wolfenbüttel herausgegeben.In der 1593 an Grubenhagen in folge Aussterbens der Grafen von Hohnstein, diedort Vasallen waren, zurückgefallenen Grafschaft Lutterberg, in der die BergstadtSt. Andreasberg liegt, wurde bereits 1511 eine Bergfreiheit erlassen. 1528 erfolgtder Erlaß einer Bergordnung für die Grafschaft Lutterberg.Im Raum Clausthal wird der Bergbau erst 30 Jahre später aufgenommen. 1554wird die erste Bergordnung für Gruhenhagen von Herzog Ernst erlassen.1593 wird sie abgelöst durch eine Bergordnung, die nunmehr auch für St. Andreasbergund alle umliegenden Bergwerke gilt. Damit erhält auch der gesamte GrubenhagenscheTeil dt:s OberharLes eine einheitliche Bergordnung.60http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528b) Grundlage der Bergrechte und Herkunft ihrer GrundsätzeGrundlage der Bergordnungen und Bergfreiheiten des 16. Jahrhunderts warendie zu der Zeit herrschenden Institutionen des Bergregals, der Bergbaufreiheit, derErbstollengerechtigkeit und der bergrechtlichen Gewerkschaft.Unter dem Bergregal ist das "Hoheits- und Verfügungsrecht" 24) des Regalherrn,in der Regel des Landesherrn, auf Bodenschätze zu verstehen. Für den Regalherrnergaben sich aus dem Bergregal folgende Rechte: Er konnte eine Bergbauberechtigungauf bestimmte Mineralien für ein genau abgegrenztes Grubenfeldverleihen. - Er konnte Abgaben von den Bergbautreibenden verlangen. - Er hatteein Vorkaufsrecht an dem erschmolzenen Metall zu einem von ihm allein bestimmtenVorzugspreis. - Ihm stand das Direktionsrecht zu, d. h. er konnte Bergwerke undHüttenbetriebe in technischer und wirtschaftlidler Hinsicht steuern und beaufsichtigen.- Er konnte einen Betriebszwang ausüben, also notfalls die Fortführungeines Betriebes erzwingen, gegen Verlust der Abbauberechtigung.Die Bergbaufreiheit, richtiger die "Freierklärung des Bergbaus" 25), ist aus demBergregal herzuleiten. Sie gibt das Recht, überall unabhängig vom Gundeigentumnach den unter das Bergregal fallenden Mineralien zu suchen und zu schürfen. Siegibt dem ersten Finder eines abbauwürdigen Minerals den Anspruch an den Regalherrnauf Verleihung, also auf Erteilung einer Bergbauberechtigung 26).Eine Erbstollengerechtigkeit beremtigt zum Betrieb eines Erbstollens, der dazudienen kann, den Bergwerken die Grubenwässer zu entziehen und ihnen Frismwetterzuzuführen. Sie war eine selbständige Rechtseinrichtung, also getrennt von derAbbauberechtigung.Das Gewerkschaftsrecht bildete sich für die dem Bergbau eigentümliche Unternehmensformder Gewerksdlaft. Sie tritt im 16. Jahrhundert bereits als Kapitalgesellschaft,und nicht mehr als genossensmaftlicher Zusammensmluß von mehrerenBergbautreibenden, auf. Hoher Kapitalbedarf, tedmische Schwierigkeiten undwechselnde Einnahmen haben dazu geführt 27). Der Eigentümer eines Bergv.:erksanteils,- auch Teil, Bergteil, Kux genannt -, ist an dem Bergwerksbetrieb nur nochmit seinem Kapital beteiligt. Die Bergarbeit selbst wird von Lohnarbeitern ausgeführt.c) Gliederung, Form und Inhalt der Unter- und OberharzerBergfreiheiten und BergordnungenDie B erg f r e i he i t e n haben keine bestimmte Gliederung und Form. Siewerden gewöhnlim für einen oder mehrere bestimmte Bergorte und die in derUmgebung liegenden Bergwerke erlassen. Die in ihnen enthaltenen Vorzugsrechtestehen der Gesamtheit der Berggemeinde zu, also den Gewerken und Bergleuten") Will eck e, Grundriß S. 6.2&) Will eck e, Grundriß S. 7.28) M Ü 11 e r - Erz b ach, S. 80.2'1) Z Y c ha (1940), S. 88.61


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigmit ihrem Anhang 28) und auch allen anderen ansässigen Gewerbetreibenden, weilauch sie, wenn auch nur mittelbar, dem Bergbau dienen 29).Voraussetzung für die Gültigkeit einer Bergfreiheit ist die Freierklärung desBergbaus. Sie konnte durch besonderen Erlaß des Bergherrn oder durch Gewohnheitsrechterfolgen. Inhaltlich stimmen die Bergfreiheiten im wesentlichen alle überein.Vorläufer und Vorbild für viele Bergfreiheiten sind die sächsischen Bergfreiheitengewesen.Die hauptsächlichsten Vergünstigungen, die den Bergleuten in den Bergfreiheitenzugestanden wurden, sind folgende: Sie durften das Holz, das sie für den BergwerksundHüttenbetrieb, aber auch für den persönlichen Bedarf benötigten, aus denlandesherrlichen Wäldern schlagen, ohne einen Forstzins dafür entrichten zu müssen.Ihnen stand auch ein Nutzungsrecht an allem fließenden Wasser für Betriebszwedcezu 30). Zudem durften sie in bestimmten Gewässern frei fischen. Ungehindertkonnten sie Ädrer und Wiesen anlegen. Es wurde ihnen auch zugesichert, Handwerkund Handel abgabenfrei betreiben zu dürfen; ferner war ihnen gestattet, WochenundJahrmärkte abzuhalten 31). Zu den Gemeinden wurde freier Zu- und Abgangzugesichert. Es wurde den Berggemeinden eigene Berggerichtsbarkeit und "Erbgerechtigkeit"an Brauhäusern, Fleischbänken usw. gewährt 32). Auch konnten vonden Zuziehenden Schulden, die sie inner- oder außerhalb des Landes gemacht hatten,nicht mit Gerichtshilfe eingezogen werden. Insbesondere konnten die Bergteile nichteingeklagt werden 33).Vor allem aber gewährte die Bergfreiheit den Bergleuten den Erlaß oder dieErmäßigung von Steuern und Abgaben jeder Art sowie die Befreiung vom Heeresdienst,es sei denn, daß das Land selbst angegriffen wurde. Den Gewerken konnte,falls die Lage des Bergbaus es nötig machte, der Verzicht des Regalherrn auf seinVorkaufsrecht oder der Erlaß oder die Ermäßigung des Zehnten und des Stollenneuntenfür eine begrenzte Zeit gewährt werden 84). Diese Privilegien der Bergfreiheitenzeigen eine gewisse Ähnlichkeit mit den sog. Marktfreiheiten des Mittelalters.Wie diese Ausgangspunkt für Städtegründungen waren, führten die Bergfreiheitenmit ihrer Gewährung von Marktrechten zur Gründung der freien Bergstädte85).Das Bergrecht selbst wurde in den B erg 0 r d nun gen geregelt. Gewöhnlichbesteht die Bergordnung aus der Vorrede, einem oder mehreren Hauptteilen, denEiden der Berg- und Hüttenbeamten und sonstigen Bediensteten sowie dem"Beschluß". An Hauptteilen finden sich z. B. in der Wolfenbüttelschen ßergordnungvon 1524 die folgenden vier:6228) S pan, S. 79."") S i 1 b e r 5 eh m i d t, S. 262.SO) W i 11 eck e zm 96, S. 259.31) Me y e r - D e ger i n g, S. 20.32) M e y e r - D e ger i n g, S. 12.U) Streit, S.18.3&) S t r e i t, S. 19.15) Meyer-Degering,S.20/1I.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528I. Von den Amtsleuten und Dienern2. Vom Bergwerk und "was demselben zugehörig, auch vom Stollen und derenGerechtigkeit"3. Vom Hüttenwerk4. Vom Bergprozeß.Unterschiedlich von den S i I b erbergordnungen sind die Eis e n bergordnungenausgestaltet, denn im Eisensteinbergbau wurde nicht nur von Gewerkschaften,sondern auch von Eigenlöhnern Bergbau betrieben. Diese Eigenlöhner warenselbständige Bergbauunternehmer.Die Eisenbergordnungen bestehen nur aus einer Vorrede und einem Hauptteil.Aus ihren Bestimmungen geht hervor, daß der Eisensteinbergbau unter strengererKontrolle von Aufsichtsbeamten stand.Die Eisenbergordnungen waren gegenüber den Silberbergordnungen Spezialregelungen.Daraus folgt, daß die Bestimmungen der allgemeinen Bergordnungenanwendbar waren, soweit die Eisenbergordnungen keine Regelung vorsahen 36).Entsprechend der Gewohnheit der damaligen Gesetzgebung sind die einzelnenBestimmungen der Bergordnung auf die wichtigsten Gegenstände des Bergrechtsbeschränkt und stellen keine erschöpfende Darstellung dar. Subsidiär war dahernach dem gemeinen Bergrecht, Bergwerksherkunft, bergüblichem Herkommenund Gewohnheitsrecht zu verfahren 37).Zwischen den Bergfreiheiten und den Bergordnungen ist eine klare Trennungnicht immer möglich. Sie ergänzen sich oft.d) Vergleich der Unter- und Oberharzer Bergrechte untereinanderund mit ihnen zugrundcliegenden deutschen BergrechtenEs ist festzustellen, daß die in den einzelnen Fürstentümern für den HanerBergbau erlassenen Be r g f r e i h e i t e n wohl wegen der nahen Verwandtchaftder sie erlassenden Landesherren und auch wegen der geringen räumlichen Entfernungzwischen den einzelnen Unter- und Oberharzer Bergbaugebieten sichgegenseitig weitgehend beeinflußt haben.Aber im gleichen Maße wie sich die Harzer Bergfreiheiten untereinander ähneln,ist eine Ähnlichkeit mit Bergfreiheiten anderer deutscher Bergbaugebiete festzustellen.Zunächst tritt auch hier der starke sächsisch-böhmische Einfluß auf denUnter- und Oberharz zu Tage. Ein Vergleich mit den Bergfreiheiten für dieerzgebirgischen Städte Altenberg, Schneeberg, Schreckenberg (das spätereSt. Annaberg) und St. J oachimsthal, die alle bereits vor dem Jahre 1521 erlassenwurden, zeigt die enge inhaltliche Verwandtschaft mit den Unter- und OberharzerBergfreiheiten.88) Me y e r - D e ger i n g, S.36.17) Me y e r - D e g e ri n g, S. 28/z9; S t r e i t, S. 20; Will eck e, Grundriß S.9.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Die Be r gor d nun gen des Unter- und Oberharzes lassen sich zu Verwandtschaftsgruppenzusammenfassen, wobei zum Teil eine wörtlidle Übereinstimmungfestzustellen ist.Diese Eigentümlichkeit erklärt sich aus der engen Verwandtschaft bzw. übereinstimmungder Bergordnungen des Unter- und Oberharzes mit sächsischen undböhmischen Bergordnungen, die ebenfalls im 16. Jahrhundert, der k las s i s ehe nPer iod e des d e u t s ehe n B erg r e c h t s 38), entstanden sind. Als Ausgangsgesetzesind die Annaberger Bergordnung des Herzogs Georg von Sachsenvon 1509, die Mut t e r f ast a 11 e r L an des b erg 0 r d nun gen inNo r d - und Mit tel d e u t sc h I a nd S9), sowie die Joachimsthaler Bergordnungvon 15 J 8 festzustellen. Diese bei den Bergordnungen und, im weiterenVerlauf, die aus ihnen hervorgegangenen Kursächsischcll Bergordnungen, insbesonderedie Kursächsische Bcrgordnung von 1573, haben den jeweiligcn Gruppen derUnter- und Oberharzer Bergordnungen als Vorlage gedient.Eine Ausnahme bilden hiervun die 0 b e r harzer Eis e n bergordnungen. Zwarhaben auch sie sich untereinander mehr oder weniger als Vorlage gedient. Es ist inihnen ein f rem d rechtlicher Einfluß jedoch nicht bemerkbar, obwohl zur Zeitihres Erlasses in vielen deutschen Bergbaubezirken Eisenstein gewonnen wurde undBergrechte für diesen Bergbauzweig aus der Steiermark, der Oberpfalz, dem Siegerlandund aus dem sächsischen Eisenerzbergbau bekannt waren 40). Vielmehr kannfestgestellt werden, daß das schriftlich niedergelegte Bergrecht des OberharzerEisensteinbergbaus wahrscheinlich dort selbst aus Gewohnheitsrechten hervorgegangenist und in seiner Aufzeichnung eigene Schöpfung der WolfenbüttelschenHerzöge Heinrich des Jüngeren und Julius darstellen 41).IIl. Entwicklung des Unter- und Oberharzer Bergrechts von 1635 bis 1890a) Vom Abschluß des Communionvertrages (1635) bis 1788Die erste Betriebsperiode der Harzer Communion von 1635 bis 1788 ist infolgedes 30jährigen Krieges eine Zeit schwerer wirtschaftlicher Krisen gewesen. DieLandesherren des Communion-Harzes, aber auch des sog. Einseitigen Harzes, warengezwungen, dem darniederliegendcn Bergbau mit großzügiger finanzieller Hilfeunter die Arme zu greifen. In der Zeit der Krise wurde der Gedanke der Bevormundungdes Bergbaus durch den Landesherrn allmählich immer mehr ausgeweitet.Das setzte eine gut organisierte herrschaftliche Bergverwaltung voraus. Für dieVerwaltung der zur Communion gehörigen Bergwerke war im U n t e r harz dasCommunion-Bergamt zu Goslar, im 0 b e r harz das Communion-Bergamt ZeIlerfeldzuständig. Für den Einseitigen Harz gab es in Clausthal ein Bergamt. ObersterBeamter der jeweiligen Bergwerksverwaltung war der Berghauptmann. Es gab zweiBerghauptleute, den Hannoversmen in Clausthal und den Braunschweigisch-Wolfen-88) B ras s e rt, S. XI.39) Er mi s eh, S. CLXIV.4ll) S t r e i t, S. 69 m. v. N.U) Me y e r - D e ge ri n g, S. 37; S t r e i t, S. 70.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigbüttelschen in Zellerfeld. Sie waren die ausführenden Organe der landesfürstlichenBefehle und übten bei kleinen Streitigkeiten, die den Bergbau und das Hüttenwesenangingen, die Gerichtsbarkeit aus. Des weiteren gab es B e amt e von derFe der, so z. B. den Zehntner, den Berg-Zehnt-Gegenschreiber, den Hüttenreuterund den Pochverwalter, und B e amt e vom L e der, zu denen der Oberbergmeister,der Revierbergmeister, die Obergeschworenen oder Obereinfahrer sowiedie Reviergeschworenen gehörten (2). Diesen Bergbeamten oblag praktisch immermehr die alleinige Lenkung der Bergbaubetriebe. Der Einfluß der Gewerken unddes von ihnen eingesetzten Sdlichtmeisters schwand. Eine solche Regelung widersprachden Bergordnungen.Nach den Bergordnungen war es auch untersagt, daß Bergbeamte Kuxe erwarben;das sollte die Objektivität ihrer Amtsführung sicherstellen. Nunmehr wurde es aberüblich und von mancher Landesherrschaft sogar angeordnet (3), daß die BergbeamtenGewerkschaftsanteile am Bergbau erwarben. Diese Umstände leiteten dieEntwicklung vom staatlich gel e n k t e n zum staatlich, d. h. herrschaftlich b e -tri e ben e n Bergbau ein: Die Funktion der Gewerken erschöpfte sich darin,entweder eine Ausbeute in Empfang zu nehmen oder Zubuße zu zahlen. Als vieleGewerken ihrer Zubußpflicht nicht mehr nachkamen, wurden diese Anteile von demLandesherrn oder von seinen Bergbeamten übernommen.Es ergab sich damit, weil für die Wirtschaftlichkeit einer Grube entscheidenddie Güte der Arbeit der Bergleute war, für die Be r g be hör d e die Notwendigkeit,die Betriebe eingehender zu beaufsichtigen. Um der Gefahr einerBergarbeiterflucht in Notzeiten zu begegnen, sah man sich gezwungen, die Freizügigkeitder Berg- und Hüttenleute, die ihnen in den Bergfreiheiten ausdrücklichzugesichert worden war, einzuschränken.Andererseits fehlten aber auch nicht Bemühungen der Landesherren und ihrerBeamten, dem Bergbau und den Bergleuten zu helfen. So kam es im Oberharz 1703unter dem Berghauptmann von dem Bussche zur Gründung einer Clausthaler Bergbaukasse.In sie flossen Gelder, die von der unter Zustimmung der OberharzerBevölkerung und unbeschadet des bergfreiheitlichen Privilegs der Steuerfreiheit neueingeführtenAkzise auf Wein, Bier und Branntwein stammten. Mit diesen Geldernfinanzierte man Bergbauversuche, Anlagen zum Nutzen des Bergbaus insgesamt,besonders aber Zubußkuxe an höffigen Gruben (4). Ferner wurde das Knappschaftswesen,bis dahin noch eine Selbsthilfeeinrichtung der Berg- und Hüttenleute, zueiner ö f f e n t I ich e n Institution der Berg ver wal tun g (5). Nunmehr wirdder Knappschaftsälteste nicht mehr auf Vorschlag der Versammlung der Knappschaftsmitglieder,wie es die Bergordnungen vorsahen, sondern auf Vorschlag desOberbergmeisters vom B erg amt angenommen und vereidigt. Es wird auchfestgelegt, welche Beiträge der Berg- und Hüttenmann zu leisten hatte und in welcherHöhe er dafür Unterstützung verlangen konnte (6).") Meyer-Degering, 8.75.tS) s. § II Cornmunion-Bergresolutio!l von 1681.U) GoI ehe r, S.352.t5) v. 8 a lz, S. 34.tB) Bor n h a r d t (193 I), S. ~ 19.6Shttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Diese und andere Maßnahmen führten zu einer Bürokratisierung des Unter- undOberharzer Bergbaus mit dem Ziel, unter Ausschaltung des Einflusses der Gewerken,den Bergbau ertragfähig zu gestalten.Der Dirigismus durch die Behörden führte aber auch zu einem deutlimen Mißverhältniszwismen der Verwaltungspraxis und den sich aus den Bergordnungenergebenden Remten. Die in der Bergresolution der Landesherren als Anweisung andie Bergbehörden enthaltenen Maßnahmen e n t sprachen zwar dem Interesse derWirtschaftlichkeit des Gesamtbergbaus, w i der sprachen damit aber größtenteilsden in den Bergordnungen den Gewerken und Bergleuten zugesicherten Rechten 47).Jedoch bleiben für das hannoversche Gebiet die Grubenhagener Bergordnung von1593, für den Wolfenbütteischen Harz die Bergordnung von 1555 weiterhingültig 48).Diese Art der Praktizierung einer Bergbaudirektion führte, besonders imCommunion-Harz, zu einer wachsenden Macht der Bergbehörden. Sie konnten mitihren Vorschlägen einen starken Einfluß auf die Entscheidungen ihrer Landesherrennehmen. Weil nämlich die Landesherren sich mit den Bergbauverhältnissen nimtso vertraut fühlten, wie etwa im 16. Jahrhundert noch die Herzöge Heinrich derJüngere oder Julius zu Braunschweig-WolfenbütteI, nahmen sie die Vorschlägeihrer Bergbeamten oft ohne Bedenken an.So erwies sich die Einrimtung der Communion-Verwaltung im Laufe der Zeitnimt als sehr praktikabel. Zwischen den beteiligten Landesfürsten kam es zu zahlreichenMeinungsverschiedenheiten. Die Samlage verschlimmerte sich noch, als imJahre 1714 der Kurfürst von Hannover den englischen Thron bestieg und dienunmehr von Hannover eingesetzten Geheimen Räte in allen wichtigen :Fragenerst nach London zu berimten hatten 49). Der Wille zur Vereinfachung der Verwaltungund zur Beseitigung der aufgetretenen Unstimmigkeiten führte im Jahre 1788zu dem sog. Harzteilungsreceß.b) Von 1788 bis zum Inkrafttreten des Allgemeinen Preußismenund des Braunsmweigischen BerggesetzesDurm diesen Receß vom 4. Oktober 1788 wurde der nordwestliche Teil desOberharzes mit den Bergstädten Zellerfeld, Grund, Wildemann und Lautenthai, dersog. Communion-Oberharz, dem früheren Einseitigen Harz zugeschlagen. D ami tkam der 0 b e r h a r z ins g e sam t a n das Hau s H a n n 0 ver.Die Bergämter in Clausthal und Zellerfeld wurden zu dem "HannoverschenBerg- und Forstamt Clausthal" vereinigt. Die zusammengelegten Bezirke bildetendie "Berghauptmannsmaft Clausthal", die mit ihrem Leiter, dem Berghauptmann,als Regiminalbehörde alle Hoheitsrechte nidit nur im Bereich des Bergwesens,sondern auch in sämtlichen Verwaltungs- und Gerimtssachen ausübte 60).6647) Me y e r - D e ger in g, S.8S.48) Streit, S.I33.4G) Bornhardt (1931), S. 181.GO) GoIeher, S.353.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Der Bergbau ist in diesem hannoverschen Teil des Harzes sehr erfolgreichgewesen. Daher gewann die Grubenhagensche Bergordnung von 1593 stärker anEinfluß und entwickelte sich neben dem neu entstehenden Berggewohnheitsrechtund den behördlichen Resolutionen zum Hauptberggesetz des Harzes 61). 1866 kommtdas Königreich Hannover zu Preußen und am 8. Mai 1867 wird das AllgemeineBerggesetz für die Preußischen Staaten vom 24. Juni 1865 im Gebiet des früherenKönigreichs Hannover eingeführt. Dabei werden das gemeine deutsche Bergrechtund alle bisher noch gültigen Berggesetze, also alle noch angewendeten Bergordnungensowie die noch bestehenden Bergfreiheiten aufgehoben.Damit ist die B erg r e c h t sen t wie k I u n g i mOb er h a r z, die bereitsseit Anfang des 17. Jahrhunderts keine grundlegenden Veränderungen mehr erfahrenhat, endgültig abgeschlossen.Am U n t e r ha r z dagegen dauerte nach 1788 die gemeinschaftliche Verwaltungder Bergwerke und Hütten durch die beiden Fürstenhäuser von Hannover undBraunschweig-Wolfenbüttel fort. Das Unterharzer Communion-Bergamt bliebweiterhin bestehen und war auch für den Bergbau im Goslarschen Forst zuständig.Ebenso trat in der Organisation der Bergverwaltung und in der Handhabung desBergrechts keine Veränderung ein. Nach wie vor bildete die WolfenbüttelscheBergordnung von ISS5 die Rechtsgrundlage, obwohl sie wegen des nicht ge wer k­s c h a f t I ich, sondern her r s c h a f t I ich betriebenen Bergbaus keine großeBedeutung mehr besitzen konnte.Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts, der folgenden Besetzung des HerzogtumsBraunschweig durch die Truppen Napoleons und der anschließenden Gründungdes Königreichs Westphalen, dem das Herzogtum Braunsdtweig einverleibt wurde,fand die Entwicklung des Bergrechts auch im Unterharz einen vorläufigen Absdtluß.Auch nach Wiederherstellung des Herzogtums Braunschweig in seinen alten Grenzendurch den Wiener Kongreß blieb der Bergbau bei strenger Handhabung desDirektionsprinzips weiterhin unter herrschaftlicher Regie. 1820 konnten die Communion-Herrschaftendurch übernahme der letzten Gruben und Vitriolhütten vonder Stadt Goslar sogar die Alleinberechtigung am Rammclsberger Bergbauerwerben 52).Als dann 1866 Hannover zu Preußen gekommen war, konnte im Gebiet desUnterharzes nicht das Preußische Berggesetz von 1865 eingeführt werden. weilwegen der Communion mit Braunschweig dieses Gebiet a u c h braunschweigischesHerrschaftgebiet war. Aus dem gleichen Grunde konnte hier auch das B rau n -sc h w e i gis c heBerggesetz von 1867 nicht in Kraft gesetzt werden. So bliebder Communion- U n t e r harz weiterhin ein eigenartig selbständiges Rechtsgebiet,in dem das alte Bergrecht des 16. Jahrhunderts weiterhin Gültigkeit hatte. DurchStaatsvertrag zwischen Preußen und Braunschweig, der am 1. Januar 1875 in Krafttrat, wurde dieses Communionsgebiet geteilt, das gemeinsame auf dem Harzteilungsreceßvon 1788 beruhende Bergregal bestätigt und dieses ausschließliche Abbaurecht61) 5 er e i t. S. 133 m. w. N.62) Bor n ha r cl t (193 I). 5.253.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigfür Preußen zu 4/7 und für Braunschweig zu 3/7 Beteiligung festgesetzt. Die GoslarerStadtforst kam 1890 zu Preußen. Das in der Stadt Goslar geltende preußische Recht,damit auch das Preußische Allgemeine Berggesetz von 1865, wurde am I. Oktober1890 dort eingeführt.C. Bedeutung des Unter- und Oberharzer BergrechtsDie Bergfreiheiten und Bergordnungen des Unter- und Oberharzes haben starkeAuswirkungen auf den dortigen Bergbau gezeigt. Es ist daher notwendig, nochauf die Bedeutung des Unter- und Oberharzer Bergrechts einzugehen.I. Bedeutung des Unter- und Oberharzer BergbausDer Bergbau am Rammelsberg bei Goslar gehört zum ältesten Bergbau Deutschlands.Die Sachsen- und Otto-Adelheid-Pfennige, die aus dem Silber des Rammelsbergesgeprägt wurden, gaben dem Bergbau bei Goslar die erste große Bedeutung 53),denn aus der Münzprägung ließ sich hoher Gewinn erzielen, wenn man den Schlagschatzso hoch bemaß, daß Nominalwert und Substanzwert auseinanderfielen "').Später war es überhaupt das Buntmetall, das gefragt wurde, so daß die reicheAusbeute von Blei und Kupfer aus dem Rammelsberg die Bedeutung dieses Bergbausfortsetzte.Seine Anziehungskraft zeigt sich einmal in der Tatsache, daß die deutschenKaiser zu der Zeit in Goslar ihre Pfalz errichteten; zum anderen verdankt Goslardem Bergbau seine schnelle Entwicklung vom unbedeutenden Marktort zurwichtigsten Pfalz der Salierzeit im Abendland und weiter zur freien Reichsstadt 55).Nicht nur veranlaßte der Rammelsberger Bergbau viele Bergleute aus anderenBergbaugebieten, nach Goslar zu kommen und sich hier anzusiedeln; es entstand dasBergdorf 56). Auch die Notwendigkeit einer Verhüttung der Erze zog Fachkräftean. Sie siedelten sich auf dem Frankenberg an 57). Schließlich vergrößerten dievermehrten Bedürfnisse der wachsenden Bevölkerung sowie der einsetzende Metallhandeldie Ansiedlung von Kaufleuten, es entstand die bürgerliche Stadt.Die Verhüttung der Erze des Rammclsberges führte zu einem enormen Holzverbrauch.Um die für den Hüttenbetrieb erforderliche Holzkohle herzustellen,drangen die Hüttenleute immer weiter in den Oberharz ein. Eine durch diese beidenUmstände erfolgte Besiedlung des Oberharzes, die wohl von Goslar aus erfolgte ;;8).ist jedoch Mitte des 14. Jahrhunderts durch die Pest wieder beendet worden.Die zu Beginn des 16. Jahrhunderts einsetzende Wiederaufnahme auch desOberharzer Bergbaues führte zu einer stetigen und zunehmenden Besiedlung desHarzes, die das Entstehen von Siedlungen und schließlich die Gründung der 7Oberharzer Bergstädte zur Folge hatte.OS) Bornhardt (193 1), S. 16.0') L ü t g e, S. 171.00) G ri e p, S. 3.08) G ri e P. S. 4.07) G r i e p, S. 4.08) Günther (1884),S.6.68http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigII. Aufgaben der Unter- und Oberharzer Bergordnungen und BergfreiheitenBei dieser Entwicklung spielten die von den Landesfiirsten erlassenen Bcrgfreiheitenund Bergordnungen eine große Rolle. Als nämlich der Bergbau wiederaufgenommen werden sollte, konnten die Landesfürsten Fachkräfte nur gewinnen,wenn sie ihnen gegenüber der anderen Bevölkerung besondere Rechte einräumten.Das war zu jener Zeit durchaus üblich und auch erforderlich. Es sollte einmal einAusgleich für die gefahrvolle und schwierige Arbeit des Bergmanns sein. Zumanderen wußte der Landesherr, daß er hohen Gewinn und Nutzen aus dem Bergbaunur ziehen konnte, wenn dieser im guten Zustand gehalten und erfolgreichbetrieben wurde 59).Daher erklärten die Landesherren den Bergbau für frei, d. h., sie versprachenj e dem F i n der das Gewinnungsrecht verleihen zu wollen. Damit wollten siefür am Bergbau Interessierte einen Anreiz schaffen, ins Land zu ziehen und sich umdie Aufnahme von Gruben zu bemühen. Diese Methode war sinnvoll dort, wo dieErzvorkommen sich nicht auf ein zusammenhängendes Lager konzentrierten,sondern in verstreut liegenden Erzgängen zu finden waren, also im Oberharz undin dem Unterharzer Forst, jedoch nicht am Rammelsberg.Die Anfänge der Bergbau fr e i he i te n im deutschen Raum sind wohl darinzu suchen, daß die Landesherren beginnen, die in ihrem Machtbereich liegendenGrundstücke zu allen Schürfarbeiten freizugeben.IIl. Vergleich des Unter- und Oberharzer Bergrechts mit anderenälteren deutschen BergrechtenDie Grundsätze der sächsisch-böhmischen Berg 0 r d nun gen, und damit auchder Unter- und Oberharzer Berg 0 r d nun gen des 16. Jahrhunderts, entstammendem deutschen Berggewohnheitsrecht. Dieses gestaltete sich in den einzelnendeutschen Bergbaubezirken völlig selbständig oder wurde von außen durch Bergleuteeingebracht. Bestimmend für seine Ausgestaltung waren die dem jeweiligenBergbau eigentümlichen Berggebräuche sowie die Rechtsbelehrungen, Weistümerund Urteile von Sachverständigen und Berggerichten 60). Eine Ausgleichung desBerggewohnheitsrechts in den einzelnen Bergbaudistrikten geschah vermutlich durchdie Wanderung der Bergleute und später durch Austausch der Berggebräuche undVersendung von Bergurteilen und Rechtsweisungen der Bergschöffenstühle 61). Damiterhält es seine gemeinsamen Grundzüge, was wiederum zu einer weitgehendenübereinstimmung der Bergordnungen führt, die mit Beginn des 16. Jahrhundertserlassen werden. Im mittel- und norddeutschen Raum gewannen die SchneebcrgerBergordnung von 1492, die Annaberger Bergordnung von 1509 und die JoachimsthalerBergordnung von 1518 überragende Bedeutung. Die beiden letzten habendann die H a r zer und die westdeutschen Bergordnungen weitgehend beeinflußt.Alle diese Bergrechte zeigen eine enge Verwandtschaft.&9) S tr e i t, S. 17 m. w. N.110) K r e ß n er, S. 11.&1) Will eck e, Grundriß S. 7 f.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528A 11 ein das G 0 s 1 are r B erg r e c h t hat eine eigene u n a b h ä n gig eEntwicklung genommen und ist ohne besonderen Einfluß auf die übrige Bergrechtsentwicklunggeblieben. Es ist allerdings überraschend, daß dieses Bergrechtnicht als Vorlage für die Oberharzer Berggesetzgebung des 16. Jahrhunderts gedienthat. Es lassen sich dafür jedoch gute Gründe finden: Die Lagerstättcn-, BesitzundHoheitsverhältnisse am Rammelsberg waren gegenüber dem OberharzerErzbergbau zu unterschiedlich.Die sich zwischen dem Wolfenbüttelschen Herzog Heinrich dem Jüngeren undder Stadt Goslar entwickelnden Spannungen um die Berghoheit am Rammelsbergließen den Herzog weniger geneigt sein, sich in seiner Berggesetzgebung an dasRecht des Goslarer Rates anzulehnen. Vielmehr lag es für ihn näher, weil er mitdem sächsischen Landesfürsten freundschaftlich und verwandtschaftlich verbundenwar, sich die Annaberger und die Joachimsthaler Bergordnung zum Vorbild zunehmen, zumal diese die zur damaligen Zeit modernsten Berggesetze waren. DieLagerstättenverhältnisse im Erzgebirge und im Oberharz waren auch vergleichbar,Bergbeamte und Bergleute von dort wanderten in den Oberharz ein, sie solltenhier die gleichen Rechtsverhältnisse vorfinden 62).IV. Einfluß des Unter- und Oberharzer Bergrechts auf das Preußische undBraunschweigische BerggesetzMit der Einführung des Preußischen Allgemeinen Berggesetzes in den HannoverschenHarz, später in den Communion-Unterharz sowie mit dem Inkrafttretendes Braunschweigischen Berggesetzes wurden alle in diesen Gebieten bisher geltendenBergfreiheiten und Bergordnungen aufgehoben. Ihre Grundsätze fanden in die neuenGesetze keinen Eingang, denn das Preußische Allgemeine Berggesetz und das ihmnachgebildete Braunschweigische Berggesetz haben wichtige Einrichtungen, die inden Bergfreiheiten und Bergordnungen enthalten gewesen sind, abgeschafft. Siehaben die Regalität des Bergbaus beseitigt und freies Bergwerkseigentum eingeführt63). Sie verneinen das sog. Direktionsprinzip, denn sie beschränken dieEinflußnahme ~~s Staates auf berg h 0 h e i tl ich e Tätigkeit und haben alteRechte, z. B. das ErbstolIenrecht, abgeschafft. Mit ihnen beginnt die "Neuzeit" desBergrechts und von einem H ar zer Bergrecht können wir seitdem nicht mehrsprechen .• ') 5 t r e i t, S. 128 ff.83) Will eck e, GrundriS s. 11/11.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528LiteraturnachweisB 0 d e, G., Urkundenbuch der Stadt Goslar, Bd.4, Halle 1905.Bor n h ar d t, W., Geschichte des Rammelsberger Bergbaus von seiner Aufnahme bis zurNeuzeit, Berlin 1931.der 5., Der Oberharzer Bergbau im Mittelalter, Archiv der Landes- und Volkskunde vonNiedersachsen 19 (1943), S·449-50:1.B ras 5 e rt, H., Bergordnungen der Preußischen Lande, Köln 1858.Er m i s eh, H., Das sächsische Bergrecht des Mittelalters, Leipzig 1887.Fr ö h li eh, K., Zur Kritik der Nachrichten über den ältesten Bergbau am Rammelsberg,Archiv für Urkundenforschung 7 (1918), S.16I.der s., Goslarer Bergrechtsquellen des frühen Mittelalters, insbesondere das Bergrecht desRammelsberges aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, Gießen 1953.der 5., Die älteren Quellen zur Geschichte des Bergbaus am Rammelsberg bei Goslar,Deutsdtes Archiv für Erforsdtung des Mittelalters, 10. Jahrgang 1953/54.GoI ehe r, H., 1000 Jahre Harzer Bergbau. Rechtsgeschichtlidte Aspekte, Erzmetail 1968,S·349-354.G r e u er, J. T., Die Oberharzer Knappsd13ftskassen vom 16. Jahrhundert bis zur Mittedes 19. Jahrhunderts, Diss. phi!. Göttingen 1961.G r i e p, H. G., 1000 Jahre Goslarer Bergbau, Der Anschnitt 1968, Nr. 3, S. 3-25.G ü n t her, F., Die Besiedlung des Oberharzes, Zeitschrift des Harzvereins 17 (1884),S. I ff.der s., Die Bergfreiheiten des Oberharzes, Sonderdruck aus der Zcitsdtrift für das HüttenundSalinenwesen, Berlin 1908.der s., Die erste Kommunion auf dem Oberharz, Hannover und Leipzig 1909.Kr e ß n er, P. M., Systematischer Abriß der Bergrechte in Deutschland, Freiburg 1858.L ü t g e, F., Deutsche Sozial- und Wissenschaftsgeschidtte, 2. Aufl., Berlin 1960.Me y er, F. I. F., Versuch einer Geschichte der Bergwerksverfassung und der Bergrechtedes Harzes im Mittelalter, Eisenach 1817.Me y e r - D e ger i n g, W., Die gesdtidttliche Entwicklung des Br.lunsdtweigischen Bergredtts,Diss. jur. Hamburg, 1967.Müll e r - Erz b ach, R., Das Bergrecht Preußens und des weiteren Deutschlands.Stuttgart 1917.Neu bur g, C., Goslars Bergbau bis 1552, Hannover 1891.N ö g ger a t h, A, Der bergfiskalische Teil des Oberharzes, Berlin 1883.Ost man n, F. H. C., Codex rerum metallicarum Hercyniae - von den Verwaltungsprinzipienund Observanzen des Clausthaler Bergamtes, 8 Bde., Manuskript Zellerfeld 1827.Q u i r i n g, H., Die Anfänge des Bergbaus in Deutschland und die Herkunft der fränkischenBergleute, Zeitsdtrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen (ZfBHuS) Bd.77 (1919), S. BH1 fi.v. S a 1 z, G. C., Der Communion-Oberharz, ein aktenmäßiger Beitrag zur Harzgesdlidtte,1 Hefte, Manuskript 1858.Si I be r sc h m i d t, W., Das schwedisdte Bergrecht als Prüfstein für das Bergrecht vonGoslar und für die Entstehung der Gewerkschaft, Zeitschrift für Bergrecht (ZfB) Bd. 75,S. 441 H.S pan, S., Speculum iuris metallici, Dresden 1698.S t r e i t, W., Vergleichende Darstellung der Oberharzer Bergrechte und des älterendeutschen Bergrechts, Diss. Clausthal 1966.7 1


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Wes t hof f, W. u. W. Sc h I ü t er, Geschichte des deutschen Bergrechts, Zeitschrift fürBergrecht (ZfB) Bd. 50, S. 1.7 H.Will eck e, R., Grundriß des Bergrechts. Göttingen 1958.der s., Das Oberharzer \Vasserrecht, Zeitschrift für Bergrecht (Zffi) Bd.96, S. 1.56 H.Z y c h a , A., Das Recht des ältesten deutschen Bergbaus bis ins 13. Jahrhundert. Berlin 1899.der s., Silvani et Montani, Deutsches Archiv für Gesdlichte des Mittelalters, Bd.3 (1939).S. 175 ff.der s., Zur neuesten Literatur über die Wirtschafts- und Rechtsgeschichte des deutschenBergbaus, Vierteljahrschrift für Wirtschafts- und Sozialgeschichte 33 (1940), S. 85 ff.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Zur Frühgeschichte der <strong>Bibliothek</strong> zu WolfenbüttelVonWolfgang MildeI. Teil:Der Beginn und die <strong>Bibliothek</strong>sordnung von 15721. VorbemerkungWer sim über die Anfänge der <strong>Bibliothek</strong> zu Wolfenbüttel informieren mömteoder gar nach einer gründlichen historischen Darstellung ihrer Frühzeit verlangt,sieht sim gegenwärtig in einer mißlichen Lage. Er findet darüber zwar kurze Ausführungenin Handbüchern 1), mehr oder weniger ausführliche Darlegungen übereinzelne Probleme und Ereignisse in der Spezialliteratur 2), aber er wird vergeblichAusschau halten nam einer überschauenden, die zahlreimen Einzelergebnisse zusammenfassendenund einer modernen bibliotheksgeschichtlichen Konzeption Rechnungtragenden Darstellung dieser Frühzeit. Das gleiche gilt auch für die späteren Perioden.Die Gesamtdarstellungen von Smönemann 3) und Heinemann 4), die auch dieFrühzeit berücksichtigen, sind veraltet, smon weil ihre Konzeption heute bei weitemnicht mehr genügt und nicht mehr genügen kann. Lediglich als erste Materialzusammenstellungenwird man sie heranziehen können.Der gedruckten Literatur steht die im Laufe der Jahrhunderte gewachsene, kaumdezimierte, aber nur wenig bearbeitete Masse der ungedrucktcn Quellen zurGeschichte dieser <strong>Bibliothek</strong> gegenüber. Diese Quellen - von den genannten Autorenkeineswegs vollständig herangezogen - befinden sich heute zumeist in Wolfenbüttcl:Zum größeren Teil in der Herzog August <strong>Bibliothek</strong> (Handschriftensammlung und<strong>Bibliothek</strong>sarmiv), zum kleineren im Niedersächsismen Staatsarchiv. Ein nicht unwichtigerTeil findet sich auch im Niedersächsischen Staatsarchiv zu Hannover und in1) Wie etwa im "Handbuch der <strong>Bibliothek</strong>swissenschaft", 2. Aufl., Bd. 3, I (Wiesbaden1955), S. 581 und 608/609 (etwas dürftig).2) Es seien hier nur erwähnt die zahlreichen Arbeiten von I1ermann Her b s t sowieHeinrich S eh n eid er, Beiträge zur Geschichte der Universitätsbibliothek Helmstedt.Helmstedt 1914 (Schriften des Helmstedter Universitätsbundes. I).3) Kar! Philipp Christoph S eh ö n e man n: Umrisse zur Geschichte und Beschreibungder Wolfenbüttler <strong>Bibliothek</strong>. In: Serapeum. Zeitschrift für Bihliothekwissenschaft, Handschriftenkundeund ältere Litteratur 4. 1843, S. 81-95, 97-106, 193-204, 20!)-218; 5. 1844,S. 209-136; 18. 1857, S. 65-80, 81-91,97-1°7.4) Otto von He i n e man n: Die Herzogliche <strong>Bibliothek</strong> zu Wolfenhüttel. Ein Beitragzur Geschichte deutscher Büchersammlungen. 2. Auf!. Wolfenbüttel 1894 (Neudrudc Amsterdam1969).73


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Die längst fällige Ordnung undVerzeichnung dieser Quellen ist jetzt in der Herzog August <strong>Bibliothek</strong> begonnenworden, so daß man daran denken kann, eines Tages die Geschichte der Wolfenbütteler <strong>Bibliothek</strong> aus den Quellen zu erarbeiten und eine ausführliche Darstellungzu wagen.Im folgenden sollen einige Tatsachen aus der Frühgeschichte der Wolfenbütteler<strong>Bibliothek</strong> herausgegriffen und betrachtet werden. Wie bei anderen <strong>Bibliothek</strong>enbesteht auch die Geschichte dieser <strong>Bibliothek</strong> aus einigen wesentlichen Ereignissen,die für die weitere Entwicklung bedeutungsvoll werden sollten, und den vielenwenig interessierenden Tätigkeiten des Alltags. Hier geht es uns um die Darlegungdieser wesentlichen Tatsachen, das Singuläre und weniger Bedeutungsvollebleibt ausgespart&). Es ist dabei unumgänglich, die Akzente anders zu setzen als esSchönemann und Heinemann getan haben. Beide haben einen zu starken Nachdruckauf biographische Züge der einzelnen Fürsten und <strong>Bibliothek</strong>are gelegt. Demgegenüberwird man heute das Hauptgewicht auf die bibliothekarischen Tätigkeiten legen:auf die Büchererwerbung, auf die Katalogisierung als der ersten Form der Bestandserschließungund auf die Benutzung; natürlich ohne das Wirken oder Nichtwirkender über das Wohl der <strong>Bibliothek</strong> zu befindenden Personen zu vernachlässigen.Naturgemäß steht bei den Anfängen einer <strong>Bibliothek</strong> die Büchererwerbung imVordergrund, während die Katalogisierung meistens mit dem raschen Zugang derBücher noch nicht Schritt halten kann. Dagegen ist die Benutzung einer neu angelegtenBüchersammlung zuerst sehr gering - soweit man davon überhaupt schon sprechenkann. Aus diesen Bereichen der <strong>Bibliothek</strong>sverwaltung wollen wir in diesem I. Teilnach einer Skizzierung des Beginns ein besonderes Ereignis auswählen und unterHeranziehung der Quellen betrachten: Die <strong>Bibliothek</strong>sordnung von 1572, die wichtigeAufschlüsse über die Erwerbung, Katalogisierung und Benutzung in Wolfenbüttelgibt. Entsprechend der besseren Quellenlage und ihrer besonderen Bedeutung alswertvollster Bestandteil der <strong>Bibliothek</strong> wird in unseren Ausführungen den Handschrifteneine etwas stärkere Beachtung als den Druckwerken zuteil.II. Der BeginnEin Gründungsdatum besitzt die Wolfenbütteler <strong>Bibliothek</strong> nicht. Stattdessengibt es aus dem 16. Jahrhundert einige Daten, die die frühen Entwicklungsstufender <strong>Bibliothek</strong> markieren. Das erste Datum ist das Jahr 1550.Gründer der ersten <strong>Bibliothek</strong> zu Wolfenbüttel war Herzog Julius von Braunschweig-Lüneburg(Lebensdaten: 1518-1589; Regierungsdaten: 1568-1589), dritterund jüngster Sohn des Herzogs Heinrich des Jüngeren von Braunschweig-Lüneburg(Regierungsdaten: 1514-1568). Wegen eines Fußleidens wurde er für die geistlicheLaufbahn bestimmt und erhielt in jugendlichem Alter eine DomherrensteIle inB) Ähnliche überlegungen bei Alphons L hot s k y, Zur Frühgeschichte der WienerHofbibliothek. In: Mitteilungen des Institutes für Osterreichische Geschichtsforschung 59.1951, S. 329-363, besonders S.329-332.74


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Köln. Hier hat er auch Studien getrieben und später die Universität Löwen besucht6).In diese Zeit der Studien fällt 1550 eine Reise nach Frankreich, auf der er dieersten Bücher erwarb, von denen wir Genaueres wissen. Leider lassen sie sich heutenicht mehr sämtlich ermitteln. Zwei von ihnen konnte bereits Heinemann 7) herausfirtden:Einmal den guterhaltenen braunen französischen Lederband mit Goldprägung,der die beiden Rittergeschichten "Sensuyt la fIeur des Batailles de Doolinde Mayence" und "Sensuyt l'hystoire des deux nobles et vaiIlants cheualiers Valentinet Orson" enthält und in Paris um 1530 gedruckt ist (heutige Signatur: Lm 64).Im inneren Vorderdeckcl des Bandes steht von der Hand des Prinzen: ".I.5.50./G.V.W.G./LH.Z.B.V.L." 8). Die letzten sechs Buchstaben sind die Initialen von Namenund Titel des Herzogs: "Julius Herzog zu Braunschweig und Lüneburg", die erstenvier die seiner Devise: "Gottes Vorsehung wird geschehen". Diese Devise findet sichbesonders in den von Julius in den ersten Jahren seiner Sammeltätigkeit erworbenenBüchern. Die späteren tragen in der Regel das Motto "Aliis (in)serviendo consumor".Ein instruktives Beispiel für die Verknüpfung beider Devisen bieten dieHandschriften eod. Guclf. HO Hclmst. und 22 I Helmst. In ersterer heißt es auffol. u: ,,1569 Alijs inseruiendo. / consumor. G.V.M.G / Den 20 Deccmbris zu /WolffenbüttcI eyn / commen". Fast ebenso lautet der Eintrag auf fol.3r in derzweiten Handschrift. Das zweite von Hcinemann ermittelte Buch ist der - leiderweniger gut erhaltene - Druck ,;Tristan cheualier de la table ronde. Nouuellementimprime a Paris" (1514; heutige Signatur: Lm 4° 5). Der Eintrag des Herzogs istvöllig gleichlautend mit dem in Lm 64 und steht oben auf foI. IV v. Auf Vorbesitzerdieses Bandes hat Heinemann ebenfalls hingewiesen.Darüber hinaus lassen sich noch weitere Bücher feststellen, die Julius nach eigenerAngabe im Jahre 1550 erwarb. Etwa die beiden Bände "Marguerites de la margueritedes princesses, tres illustre Royne de Navarre" der Königin Marguerite vonNavarra (Lyon 1547; heutige Signatur: Lm 2377). Es sind ebenfalls guterhaltenebraune französische Lederbände in Oktavformat mit Goldprägung ähnlich Lm 64.Jeweils auf Seite 3 tragen sie den sorgfältig geschriebenen Vermerk des Herzogs:".IHo./.G.V.W.G./.I.H.Z.B.V.L." Eine andere Erwerbung von IHO ist die achtbändigeAusgabe des "Amadis de Gaule" von Nicolas de Herberay (Paris 1548-50;heutige Signatur: Ll9)' Die Bände entsprechen in Format und Einband völlig denenvon Lm 2377 und sind ebenfalls hervorragend erhalten. Der Eintrag des Julius -im gleichen Wortlaut wie bisher und ebenfalls dreizeilig (Abb. 1) - findet sich inallen acht Bänden, in der Regel vor oder nach dem Verzeichnis der Kapitelüberschriften("table") 9). Ein anderer IHO erworbener Band sind die "Annales et8) Vgl. über ihn die Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 14 (1881), S. 663-670'7) Die Herzogliche <strong>Bibliothek</strong> zu Wolfenbüttel, S. ,18.8) Darüber von anderer Hand: "Julius dux Brunswi: et Lunaeburg:".8) An dieser Stelle ist auf folgendes hinzuweisen: Die Bände Lm 1377 und LI 9 tragenjeweils auf dem inneren Vorderdeckel von nicht sehr sorgsamer Hand noch die zusätzlicheEintragung "ISS8/GVWG/IHZBVL"; die Bände 2-8 von LI 9 mit dem Zusatz "Ex ilIustrjBibliotheca Henric-Juliana. Amadis liber II [bzw. lU-VIII] francois". Diese zusätzliche75


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Chroniques de France, depuis la destruction de Troye iusques au temps du RoyLoys XI" von Nicole GiIIes (Paris 1549; Signatur: 2° T 1098 HeImst.). Auf demTitelblatt ist unten handschriftlich vermerkt: ,,1550 / G V W G / J H Z B V L".Obwohl dieser Vermerk nicht von der Hand des Julius stammt (die 0 ist ebenfallsaus einer 8 verbessert), beweist jedoch der Einband die Zugehörigkeit zu den Käufenvon 1550: Es ist der gleiche guterhaltene braune französische Ledereinband mitden gleichen goldgeprägten Verzierungen wie bei Lm 2377.Das Jahr 1550 ist somit das erste sicher belegbare Datum der Wolfenbütteler<strong>Bibliothek</strong>sgeschichte. Sie beginnt bescheiden mit dem Erwerb zeitgenössischer französischerModeromane durch einen nicht für die Regierung vorgesehenen herzoglichenPrinzen-nochdeutet nichts auf die spätere Größe hin. Das gleiche ist von derHandschrift zu sagen, die als erste (soweit bis jetzt bekannt) zu den Drucken hinzukam:Der Cod. Guelf.78.2 Aug. 2°, der bisher fälschlich als Geschenk an HerzogHeinrich den Jüngeren angesehen wurde 10). In Wahrheit wurde er Julius geschenkt,wie aus dem Schenkungsvermerk auf der Vorderseite des 2. Blattes hervorgeht:"Dyeß ist HI Jfg von furstlychen Braunschweygyschen ceuckmeyster vereret wordenanno 55 den 17 junij Curtte mentten Alß Eyn altte antiquyttettyscheß VechteKampe Vnde Rynge Buche Vererredt worden" 11). Die Handschrift ist also am17. Juni 1555 - fünf Jahre nach den französischen Bücherkäufen - von dem Bau-Eintragung mit der Jahreszahl 1558 (die nur in Bd. 5 von Ll9 in 1550 verbessert ist) stammtnicht von der Hand des Julius (wie Sc h ö n e man n, Umrisse 4, S.82 meinte - schondie Verbindung mit "Bibliotheca Henric-Juliana" schließt das aus), sondern erst von dem<strong>Bibliothek</strong>ar Johann Adam Lonicerus (Amtszeit: 1599-ca. 1610), wie z. B. dessen (z. T.gleichlautende) Eintragungen in der WoIfenbütteler Teuerdank-Ausgabe auf Papier von15[9 (Signatur: I.2.7.Poet.20) belegen. über Lonicerus vgI.: Sc h n eid er, Beiträge S. 6-9.10) Otto von H ein e man n, Die Handschriften der Herzoglichen <strong>Bibliothek</strong> zuWoIfenbütteI. 2. Abt.: Die Augusteischen Handschriften, 4. Wolfenbüttel 1900, S. 5.11) Das Monogramm des Herzogs Julius (ein in ein auseinandergezogenes H hineingestelltesI) hat He i n e man n (vgI. vorige Anm.) anscheinend nicht verstanden, denn erläßt es in seiner Zitierung des Schenkungsvermerks fort. Statt dessen macht er den Versudl,den unterhalb dieses Vermerks hingekritzelten Namen "Hinricus" auf Heinrich d. J. zubeziehen. In Wirklichkeit hat dieser Name - eine Hinzufügung von anderer Hand - mit demSchenkungsvermerk nichts zu tun. Ein ähnlicher Schenkungsvermerk mit demselben Monogrammdes Julius und dem Datum vom 13. Mai 1587 befindet sich z. B. auf dem Vorsatzblattvon eod. Guelf. 31 Helmst., dem sogenannten Geschützbuch Kaiser Karls V.Das Monogramm "HI" in eod. Guelf. 78. 1 Aug. 1° ist eindeutig als "Herzog Julius"(bzw. "Julius Herzog") aufzulösen. Die Auffassung, dieses sehr häufig (z. B. auch aufKanonenkugeln) anzutreffende Monogramm sei "Hedwig-Julius" (bzw. "Julius-Hedwig")aufzulösen, trifft in diesem Fall nicht zu, da Julius sich erst 1560 mit Hedwig von Brandenburgverheiratete. Ein anderes Beispiel, das Monogramm "HI" mit "Herzog Julius" aufzulösen,findet sich in dem Druck "Historia de gentibus Septentrionalibus ..." von OlausMagnus, gedruckt in Rom 1555 (Signatur: 2° T II5I Hclmst.); der Einband ist 1567 datiert.Auf dem Titelblatt stehen unten die Initialen und das Motto" V.G.G.IILZ.B.V.L. etc / Alijsinseruio, me ipsum eonsumo". Bei der Auflösung dieses Zeichens wird man also nidlt voneiner Möglichkeit ausgehen dürfen. Vgl. darüber: Robert B 0 11 man n, Die Zeichenoder Monogramme des Herzogs JuHus von Braunschweig. In: Festschrift für Paul Zimmermann(Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Geschichte. 6.), Wolfenbüttcl 1914,S.156-z62; Friedrich T h ö n e, Wolfenbüttel unter Herzog Julius (1568-[589). Topographieund Baugeschichte. In: <strong>Braunschweigisches</strong> <strong>Jahrbuch</strong> 33. 1952, S. 2 Anm. I.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528verwalter, Zeugmeister und Gießer Cordt Mente dem Älteren aus Braunschweig 12)Julius zum Geschenk gemacht worden. Inhaltlich bietet diese Papierhandschrift ausdem 15. Jahrhundert nichts Außergewöhnliches. Sie enthält auf 168 Blättern diedes öfteren handschriftlich überlieferte Fechtkunst des Meisters Johann Liechtenauer,am Schluß auch Abbildungen von Belagerungsmaschinen. Das Ganze ist eineBilderhandschrift mit häufig ganzseitig kolorierten Federzeichnungen, denen hinund wieder sowie am Anfang Text beigegeben ist 13).Soviel zu den ersten Büchererwerbungen des Herzogs Julius. Nur noch kurz seidas Jahr 1567 erwähnt, das - soweit wir bis heute wissen - den ersten großenZuwachs brachte. In diesem Jahr erwarb Julius eine bedeutende Zahl von Büchernaus dem Nachlaß des 1561 verstorbenen Nürnberger Syndikus Dr. Michael vonKaden 14). Diese Bücher sind noch heute leicht zu erkennen, da sich in ihnen vonder Hand des Julius ein entsprechender Vermerk findet, der meist so lautet: "Alijsinseruiendo consumor / IDB E t 1. / 17 Iuli; Anno 1567" (Abb. 2). Zahl und Titeldieser Bücher aus dem Kadenschen Nachlaß sind bisher noch nicht ermittelt worden;bekannt ist nur, daß sich darunter juristische Literatur in großer Fülle undReichhaltigkeit findet 15) und daß diese Büchersammlung neben deutschsprachigenauch eine ganze Anzahl von französischsprachigen Druckwerken enthielt 16).Demnach gehörte vor allem die zeitgenössische französische Romanliteratur zuden frühen Erwerbungen des Herzogs Julius. Wenn auch die gen aue Zahl dieserfranzösischen Bücher und ihre Titel heute nicht mehr zu ermitteln sind und wenninfolgedessen der Anteil dieser Romane und Hcldengeschichten an den Gesamterwerbungendes Julius unklar bleiben muß, so läßt sich doch mit Sicherheit sagen,daß diese Bümer einen wichtigen und wesentlichen Teil der herzoglichen Büchersammlunggebildet haben. Diese Vorliebe für das französische Buch entspracheinem Zug der Zeit; Julius teilte sie mit anderen zeitgenössischen Büchersarnmlern,wie etwa die <strong>Bibliothek</strong> des Juristen Michael von Kaden zeigt.Als 1568 fast achtzigjährig Heinrich der Jüngere starb, gelangte Julius zur Regierung,nachdem seine bei den älteren Brüder 1553 in der Schlacht bei Sievershausen(zwischen Lehrte und Peine) gefallen waren. Da er nicht von vornherein als Regentvorgesehen war, hatte er sich über eine längere Zeit hin seiner Bildung und seinenBüchern widmen können. Herzog Heinrich hielt diesen büchersammelnden und denKünsten und Wissenschaften ungewöhnlich aufgeschlossenen Sohn für ungeeignetzum Regieren - und sollte sich darin gründlich geirrt haben. Einen tiefgreifenden12) über ihn vgl. Friedrich T h ö n e, Wolfenbüttel, Geist und Glanz einer alten Residenz.(München 2. Auf!. 1968), S. 45 und 230.13) Vgl. zum Inhalt: Martin Wie r s chi n, Meister Johann Liechtenauers Kunst desFechtens. München 1965 (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literaturdes Mittelalters. 13.), S. 38.14) über ihn vgl. Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 14 (1881), S.784/785.15) über die heute noch in Wolfenbüttel vorhandenen juristischen Bücher des Michaelvon Kaden wird zur Zeit eine Untersuchung angefertigt.16) Einige dieser Bücher in französischer und deutscher Sprache gibt He in e man n ,Die Herzogliche <strong>Bibliothek</strong> zu Wolfenbüttel, S. 9ho in der Anmerkung titelmäßig an, jedochleider ohne die dazugehörigen Signaturen.77


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Gegensatz zwischen beiden bildete vor allem die Religionsfrage. Während JuIiusschon früh der lutherischen Lehre zugetan war, hielt sein Vater unentwegt amkatholischen Glauben fest. Politisch durchaus bedeutsam, streitbar, machtbewußt undkaisertreu, war Heinrich mehr aus konservativer Gesinnung zum Gegner der neuenLehre geworden als aus Eifer für den alten Glauben 17). Seiner bekannten Flugschriftenfehdemit Luther verdanken wir dessen große ekklesiologische Schrift"Wider Hans Worst" (1541) 18). Der Gegensatz zwischen Heinrich und JuIiussteigerte sich derartig, daß Julius nach Küstrin zu seinem Schwager, dem MarkgrafenJohann von Brandenburg floh. Erst nach mehreren Monaten konnte er wiedernach Wolfenbüttcl zurückkehren. 1559/60 kam es zu einer gewissen Aussöhnungzwischen beiden; der Vater genehmigte 1560 die Heirat mit Hedwig von Brandenburg,der Tochter des Kurfürsten Joachim 11. und wies Julius das kleine SchloßHessen (südöstlich von Wolfenbüttel) als Aufenthalt zu. Hier pflegte er mit bescheidenenfinanziellen Mitteln seine Büchersammlung, bis er sie nach Regierungsantrittin seine Residenz Wolfenbütte1 verlegte und im Obergeschoß der altenKanzlei, die direkt vor dem Schloß an der Oker lag und durch eine besondere Brückemit ihm verbunden war, aufstellte.III. Die <strong>Bibliothek</strong>sordnung von I572Bereits wenige Jahre nach seinem Regierungsantritt nahm Julius einen <strong>Bibliothek</strong>arfür die Verwaltung und Beaufsichtigung der Bücher in seinen Dienst: denMagister Leonhard Schröter 19). Die für ihn aufgestellten und vom Herzog unterzeichnetenInstruktionen haben sich erhalten. Ein Entwurf datiert vom 20. Dezember1571, die endgültige Fassung vom 5. April 15722°). Ihr Anfang lautet: "Vnservon Gotts gnaden Juliussen Hertzogen Zu Braunschweig vnd Luneburg etc. Verord[n]ung,wie wir mit gnaden gehabt haben wollen, das sich vnser Bibliothecariusdiener vnd lieber getrewer Leonhartt Schroter in vnser biblioteck bey seinenPflichten vnd Ayden halten soll" (Abb. 3). Diese" Verordnung" enthält in 10 Punktendie Aufgaben, die Schröter in seinem Amt als <strong>Bibliothek</strong>ar zu erfüllen hat. Ihmwird vom Herzog bis ins Detail hinein gen au vorgeschrieben, wie er die herzoglicheBüchersammlung zu verwalten und zu beaufsichtigen habe. Dabei ist besonders ausführlichdie Rede von der Katalogisierung und von der Benutzung der Bücher -die Instruktionen beziehen sich somit in starkem Maße auf die <strong>Bibliothek</strong>sverwaltung.Entsprechend den Anweisungen hat der <strong>Bibliothek</strong>ar die <strong>Bibliothek</strong> zu ordnenund in dieser Ordnung auch zu erhalten. Bei der Bestallung des ersten Wolfenbüt-17) Die konservative Grundhaltung Heinrichs des Jüngeren läßt sich sogar in seinerSduift aufzeigen, die in vielen Einzelzügen nom dem Duktus der spätmitteialterJidlenSchriftformen verhaftet ist; vgl. seine Schriftprobe von 1543 bei Georg Me n t z, Handschriftender Reformationszeit, Bonn 1911 (Tabulae in usum Scholarum. 5.), Taf. He.18) über Heinrich d. J. vgl. Neue Deutsdie Biographie Bd. 8 (1969), S. H1/3P.19) über ihn vgl. He i n e man n, Die Herzogliche <strong>Bibliothek</strong> zu \Volfenbüttel, S. 26-31.1IO) Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, 3 Alt so. Abdruck der Fassung vom5· April 1572, die nur in einer gleichzeitigen Abschrift vorliegt, bei He i n e man n, DieHerzogliche <strong>Bibliothek</strong> zu Wolfenbüttel, S. 295-297. Seine Lesefehler habe ich in den folgendenZitaten stillschweigend berichtigt.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528tel er <strong>Bibliothek</strong>ars wurden ihm also mit dieser "Verordnung" detaillierte Anweisungenfür die <strong>Bibliothek</strong>sverwaltung an die Hand gegeben. Infolgedessen wirdauch durchaus zu Recht in diesem Schriftstück der Terminus nLibereyordnung" fürdiese Instruktionen gebraucht (nach Punkt 10 und in dem Vermerk auf der Rückseite).Wenden wir uns im folgenden den 10 Punkten etwas eingehender zu. Da die"Libereyordnung" überwiegend Anweisungen für die <strong>Bibliothek</strong>sverwaltung enthält,soll sie jetzt nach deren drei Bereichen - Erwerbung, Katalogisierung und Benutzungder Bücher - befragt werden.Die Büchererwerbung wird nur ein einziges Mal kurz gestreift: In Punkt 3 istdie Rede von den Büchern, "so in vnser Bibliotheca vorhanden sein, oder noch darinkomen werden". Es sollen also künftig auch noch Bücher erworben werden, dochgehörte dieses Geschäft nicht zu den Pflichten und Aufgaben des <strong>Bibliothek</strong>ars.Welche Bücher erworben werden sollten, wann und auf welche Weise - diese füreine <strong>Bibliothek</strong> grundlegenden Entscheidungen hatte der fürstliche Besitzer sichselbst vorbehalten. Dagegen wird für die Katalogisierung der Bücher, wie überhauptfür ihre Erschließung, eine ganze Reihe von detaillierten Vorschriften gegeben.Zunächst sind alle Bücher "in einem Jeden schap oder Schranck" zu registrierenund mit Signaturen zu versehen (Punkt 2). Wenn Julius hier von VersalIettern undvon einer Numerierung spricht, dann hatte er offenbar die Signaturen spätmittelalterlicherKloster- bzw. Kirchenbibliotheken vor Augen. Diese bestehen in der Regel ausGroßbuchstaben (zur Bezeichnung des einzelnen Schrankfaches oder auch des ganzenSchrankes) + laufender Nummer (zur Bezeichnung der Reihenfolge im Schrankfachbzw. im Schrank) und können dadurch in aller Kürze genau den Ort fixieren, an demdas Buch im Schrank (oder Pult) zu finden ist. Mit der Signaturgebung hängt die sehrwichtige Aufgabe des <strong>Bibliothek</strong>ars zusammen, ein "gemein Inuentarium" allervorhandenen und noch hinzukommenden Bücher anzulegen. In diesem VerLeidlllisist anzugeben, "an welchem ortt" jedes Buch "stehet vnd zu finden ist" - es istalso an einen Standortkatalog gedacht (Punkt 3). Ferner wird ein besonderes "verzeichnusvb er die bucher" verlangt, "die wir eines Autoris vnnd Inhalts mehr daneins haben" - also ein Dublettenverzeichnis (Punkt 5). Hier treffen wir in derGeschichte der Wolfenbütteler <strong>Bibliothek</strong> zum erstenmal auf das Problem derDubletten bzw. Mehrfachexemplare - eine Angelegenheit, die die Wolfenbütteler<strong>Bibliothek</strong>are unter wechselnden Verhältnissen bis in die Gegenwart hinein immerwieder beschäftigt hat. Wäre der von Julius geforderte Standortkatalog tatsächlichangelegt und stets auf dem laufenden gehalten worden, dann hätte die W olfenbütteler<strong>Bibliothek</strong> bereits gegen Ende des 16. Jahrhunderts ein wichtiges Instrumentihrer Verwaltung und einen merklichen Vorsprung vor anderen <strong>Bibliothek</strong>engehabt. Doch reichten für die Durchführung dieses Plans die Kräfte noch nicht aus.Erst nach vier Jahrzehnten (1613/I4) wurde ungefähr das zustande gebracht, wasJulius hier vorgesehen hatte.Beträchtlicher Raum wird in der <strong>Bibliothek</strong>sordnung der Benutzung gewidmet(Punkt 6 bis 8). Als fürstlicher Besitz war die <strong>Bibliothek</strong> nicht öffentlich und allgemeinzugänglich. Das konnte auch zu einer Zeit nicht anders sein, in der eine herzog-79


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528liche Büchersammlung in erster Linie den Interessen und Bedürfnissen des Fürstenzu dienen hatte. In erster Linie: Es ist sehr aufschlußreich, aus der <strong>Bibliothek</strong>sordnungzu erfahren, daß anderen Personen unter bestimmten Bedingungen der Zugangzur <strong>Bibliothek</strong> nkht verwehrt war. In Punkt 6 heißt es, daß der <strong>Bibliothek</strong>arohne schriftliche Genehmigung des Herzogs niemandem ein Buch zeigen oder garentleihen durfte; sogar er selbst durfte kein Buch mitnehmen. War ein Buch vom<strong>Bibliothek</strong>ar mit herzoglicher Genehmigung verliehen worden, dann mußte es mitTitel, Blattzahl, Tag der Entleihung und Tag der beabsichtigten Rückgabe in das"Quitantzbuch" (Ausleihbuch) eingetragen werden; die rechtzeitige Zurückforderungder Bücher und deren überprüfung auf Vollständigkeit und Unversehrtheitgehörten ebenfalls zu seinen Pflichten (Punkt 7 und 8). Besonders genau sollten entlieheneBücher auf willkürliche Beschädigungen seitens der Benutzer durchgesehenwerden, "damit vns nicht geschehe, ... wie an etzlichen ortten Illyricus gethanhaben soll" (Punkt 8) - ein wenig schmeichelhafter Hinweis auf jenen MatthiasFlacius Illyricus, dessen aus vielen Ländern und Gegenden zusammengebrachteBüchersammlung genau 25 Jahre später zum größten Teil in der Wolfenbütteler<strong>Bibliothek</strong> aufgehen sollte.Eine nicht jeder <strong>Bibliothek</strong> zukommende, für Wolfenbüttel aber in allen Jahrhundertenwesentliche und bis heute lebendige Funktion bringt Punkt 9 zur Sprache:die Besichtigung der Bücherschätze durch Fremde. Dem <strong>Bibliothek</strong>ar wird ausdrücklichuntersagt, ohne Wissen und Befehl des Herzogs bekannten oder unbekanntenPersonen die <strong>Bibliothek</strong> zu zeigen bzw. sie hineingehen zu lassen. Liegt jedoch dieherzogliche Genehmigung vor, dann hat der <strong>Bibliothek</strong>ar darauf zu achten, daß niemandin langem Talar oder anderer langer überkleidung den <strong>Bibliothek</strong>sraum be ...tritt: "Auch nicht mit wehren oder messern ... Alles bey Vermeydung vnserSchweren Straff vnd vngnade, Es wehren dan furstliche Personen oder gesanten,vnd das es aus sonderlichen Vnserm geheiß vnnd befehl geschehe."Was für die Benutzung galt, gilt auch für die Besichtigung: Der <strong>Bibliothek</strong>ardarf weder das eine noch das andere von sich aus erlauben - bei des ist an die Genehmigungdes Herzogs gebunden. Der absolute Herrscher bestimmt auch die Geschickeseiner <strong>Bibliothek</strong>. Das zeigt sich in der Büchererwerbung ebenso wie in den genauenVorschriften für die Katalogisierung, in der Benutzung ebenso wie in der Besichtigung.Eindeutig geht aus dieser <strong>Bibliothek</strong>sordnung hervor, für wen die Bücher bestimmtwaren: allein für den herzoglichen Besitzer. Die Ausnahmefälle, in denen mitseiner Genehmigung anderen Personen Bücherbenutzung und Bücherbesichtigungerlaubt wurden, widersprechen dem nicht, denn diese fremden Personen erhaltendie Erlaubnis im Interesse des Herzogs: Fürsten und Gesandte sind hier ausdrücklicherwähnt, Gelehrte werden später hinzutreten 21).21) Das geht hervor aus "Herzogs Julii General-Verordnung, wie die Fremden, die sichzu Wolfenbüttcl besehen wollen, herum zu führen, und was ihnen gezeiget und nicht gezeigetwerden solle" (Niedersächsisches Staatsarchiv \VolfenbütteI: 40 SIg 648). In dieserVerordnung, die vom 31. Januar 1578 stammt, wird gen au vorgeschrieben, auf weldlerRoute die Fremden geführt werden sollen: "ErstIich vnten durch die Cantzley In vnserBibliotecam, wo ferne es gelarte sein vnd gestudiret haben, sonsten nicht, von dar In vnserLaboratorium, vnd ferner Alsdan Am wasser hinnauff In vnser New langs gewelb ... "80


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528ILE. TROISIESME LIVRED'A M A DIS D E G A V L E, Ca N -Irn,nt lrl gutrra er diJcortlt qui {uruintlrent eil'4 g14nd' Brtt,igllt er tl rnuironl, 4 r oC4fion d,."w,u4is con[til qUt TUtut k Ro, Lifiurt dt G.i.d4ndtl er Brocltd.tn J contrt Am .. d;s er k fitns,dom ·'rpuis ", .. int:t bons Cbtu.ditrs ä..,nt p4rtCl' 4'4141rt fintrrnt "/jrlle,,,tnt 'rurs jours.~cbltpitrePm"i"~StaOlS ddfaitz (aJnG qu'aua enttndu) les m~foo« de Gaodaod


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigAbb. 2 Besitzeintrag des lürnberger Juristen Dr. Michael von lüden (rechts unten)und des Herzogs Julius mit Tag und Jahr der Erwerbungund mit seiner späteren Devise (links oben) in einer Ausgabe der "Hystoire des deux nobles"(Herzog August <strong>Bibliothek</strong> Wolfenbüttel: Lm 4 0 4)http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528,/ /Abb·3 Anfang der <strong>Bibliothek</strong>sordnllng vom 5. April '572(Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel: 3 Alt 50, Blatt' zr)


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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Es bleiben schließlich noch drei Punkte der <strong>Bibliothek</strong>sordnung übrig: Dem <strong>Bibliothek</strong>arwird befohlen, stets in der <strong>Bibliothek</strong> anwesend zu sein, um seines Amtes zuwalten (Punkt I), die Bücher jede Woche zu säubern (Punkt 4) und die Instruktionen,die der Herzog jederzeit zu ändern sich ausdrücklich vorbehält, strikt zubefolgen (Punkt 10).Diese <strong>Bibliothek</strong>sordnung von 1572 ist für die Wolfenbütteler <strong>Bibliothek</strong>sgeschichtevon erstrangiger Bedeutung. Ich hebe nur zwei Gesichtspunkte hervor:Einmal ist sie das früheste Dokument, das über die Existenz einer fürstlichenBüchersammlung in Wolfenbüttel ausführlich Nachricht gibt. Alle älteren <strong>Bibliothek</strong>snachrichtenberuhen quellenmäßig auf den mehr oder weniger kurzen Besitzbzw.Erwerbungseintragungen in einzelnen Büchern, die sich heute noch (oderwieder) in Wolfenbüttel befinden. Es ist ferner von Bedeutung, daß sich in dieserOrdnung bereits der Terminus »<strong>Bibliothek</strong>" findet. Daraus und aus der Tatsache,daß ein <strong>Bibliothek</strong>ar für ihre Verwaltung notwendig wurde, ist zu schließen, daßdie herzogliche Büchersammlung zu dieser Zeit bereits eine beachtliche Größe erreichthaben muß. Zum anderen stellt die <strong>Bibliothek</strong>sordnung den Versuch dar,durch gen aue Anweisungen für die <strong>Bibliothek</strong>sverwaltung und -organisation einekontinuierliche, stetige und dauerhafte Entwicklung der <strong>Bibliothek</strong> zu gewährleisten.Dieses Ziel mißlang: Da der Magister Leonhard Schröter WolfcnbüttcI bereits nachkurzer Zeit wieder verließ 22) und einen Buchbinder zum Nachfolger hatte, der zudemin Riddagshausen bzw. in Helmstedt wohnte 23), stand diese <strong>Bibliothek</strong>sordnungzum größten Teil nur auf dem Papier 24). Es mißlang aber auch fernerhin:Zeigte der Sohn des Julius (Heinrich Julius) noch reges Interesse für die <strong>Bibliothek</strong>,so wußte sein Enkel (Friedrich Ulrich) mit ihr nichts Rechtes mehr anzufangen undgab sie weg an die von Julius 1575 gegründete Universität Hclmstedt. Als wichtigbleibt noch herauszuheben, daß der Herzog seine <strong>Bibliothek</strong> einzelnen privilegiertenPersonen nicht verschließen konnte und wollte. Hier beginnt äußerst bescheiden derWeg, der ganz allmählich aber folgerichtig zu der allgemein öffentlichen WoIfenbütteler<strong>Bibliothek</strong> von heute geführt hat.Zur Annahme eines <strong>Bibliothek</strong>ars und zur Aufstellung einer <strong>Bibliothek</strong>sordnungdürfte J ulius noch eine andere überlegung bewogen haben. War Herzog Heinrichder Jüngere bis an sein Lebensende einer der erbittertsten Gegner der neuen evangelischenGlaubenslehre gewesen, so war sein Sohn und Nachfolger zutiefst von ihrerRichtigkeit überzeugt. Sofort nach seinem Regierungsantritt begann Julius daher22) H ein e man n, Die Herzoglime <strong>Bibliothek</strong> zu Wolfenbüttel, S. 29-31.23) Sein Namfolger war der Budlbinder Lucas Weysdmer (oder Weschener) aus Jena,der aber 1578 wieder dorthin zurückkehrte. Danam hat Julius keinen Bihliothekar mehrangestellt. Vgl. He i n e man n, Die Herzoglime <strong>Bibliothek</strong> zu Wolfenbüttcl, S. 31-34.2') Zunädlst gesdtah jedodl einiges für die <strong>Bibliothek</strong>, wie u. a. eine im <strong>Bibliothek</strong>sarmivder Herzog August <strong>Bibliothek</strong> erhaltene Liste vom 12. Mai 1572. beweist, die in zweiReihen eine Aufstellung von Bümern enthält, die zum Binden an einen Bumbinder inKissenbrück (bei Wolfenbüttel) weggegeben waren. Der Vermerk auf der Rückseite deszweiten Blattes lautet: "Verzeimnus der Bumer, die der Opperman zu Kussenbrugge empfangenzu binden. Am 12.. Maij Anno 72". Diese Bumbinderliste ist übrigens das erste -freilim sehr besmeidene - Verzeimnis von Bümern der Wolfenbütteler <strong>Bibliothek</strong>.81


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528mit der Reformation der Kirche in seinem Fürstentum; unterstützt von dem BraunschweigerStadtsuperintendenten Martin Chemnitz und dem Tübinger Propst undUniversitätskanzler Jakob Andreä 25). Man begann wie üblich mit einer Kirchenvisitation,die vom 8. Oktober bis zum 15. November 1568 stattfand und kein übermäßiggutes Ergebnis zeitigte. Die rechtliche und und verfassungsmäßige Grundlagefür die Reformation wurde die von Chemnitz und Andreä verfaßte Kirchenordnungvon 1569: "Kirchenordnung unser, von Gottes genaden Julii, herzogen zu Braunschweigund Lüneburg etc ...• Gedruckt zu Wulffenbüttel durch Cunradt Horn1569". Vom gleichen Jahr 1569 datiert die Klosterordnung Andreäs.Eine wichtige Folge der Einführung der lutherischen Reformation war, daß dieWolfenbütteler <strong>Bibliothek</strong> einen umfangreichen Zuwachs erhielt. Auf Befehl desJ ulius erging die Anordnung, die in den Klöstern und geistlichen Stiften seines Gebietes- dazu gehörte außer dem alten Wolfenbütteler Territorium auch das Gebietdes Hochstiftes Hildesheim, soweit es durch die Hildesheimer Stiftsfehde 1523 inden Besitz Heinrichs des Jüngeren gelangt war - vorhandenen Handschriften undDrucke nach Wolfenbüttcl zu überführen, um sie der herzoglichen <strong>Bibliothek</strong> einzuverleiben.Zuerst wurden mehrere Nonnenklöster im ehemals hildesheimischen Gebiet betroffen:Dorstadt, Heiningen, Steterburg (alle in nächster Nachbarschaft vonWolfenbütteJ) und Wöltingerode (bei Guslar). Die Druckwerke aus diesen Klösternlassen sich heute nicht mehr vollständig ermitteln 26), die Handschriften dagegenmit einiger Sicherheit. Aus Dorstadt kamen 16 Handschriften (am u. April1572), aus lIeiningen 20-30 (ebenfalls am 12. April), aus Steterburg 27 (am18. März) und aus Wöltingerode schließlich ca. 85 Manuskripte (am 14. und 15.März). Die Handschriften aus Wöltingerode waren nicht nur zahlreich, sondernauch kostbar. Einige gehören zu den schönsten und wertvollsten Werken mittelalterlicherBuchmalerei überhaupt. Zu nennen sind vor allem zwei Psalterien (Cod.Guelf. 515 Helmst. und 521 Hclmst.), sowie das für die Hildesheimer Geschichtewichtige "Martyrologium cum necrologio monasterii sanctimonialium in Woltingerode"(Cod. Guclf. 498 Hclmst.). Am 15. April 1572 kamen noch 8 Handschriftenund 284 Drucke aus dem Nonnenkloster Marienberg bei Hclmstedt hinzu. Dieseinnerhalb von vier Wochen in Wolfenbüttcl eintreffenden Handschriften undDrucke gelangten also gerade zu dem Zeitpunkt dort hin, in demJulius die Biblio-2~) Hans-Walter Kr u m wie d e, Zur Entstehung des landesherrlichen KirdIenregimentesin Kursachsen und Braunschweig-Wolfcnbüttel. Göttingen 1967 (Studien zurKirdlengeschichte Niedersachsens. 16.), S.199-251.28) Hin und wieder findet man unter den alten Drucken der Herzog August <strong>Bibliothek</strong>einige aus diesen Klöstern. Zwei solcher Zufallsfunde seien hier genannt: I. Der Sammelband69 Qu H 8° mit Ciceros "De proprietatibus terminorum"j mit dem "Tractatus deexpositione misse. Editus a ... Guilhelmo de gouda ..•" gedruckt Deventer 1490 und dem"Tractatus sacerdotalis de sacramentis deque diuinis officiis et eorum administrationibus",Straßburg 1488. Dieser Band kam aus Dorstadt, wie aus dem Herkunftsvermerk auf derersten Seite hervorgeht. - 2. Das "Diuinorum officiorum rationale, per ... Guilhelmumduranti minatensem ..• editum •..", gedruckt Nürnberg 1480, nach dem Vermerk auf derersten Seite aus Wöltingerode (4° S 423 Helmst.).82


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528theksordnung aufstellte (Entwurf: 20. Dezember 1571, endgültige Fassung: 5. April1572). Daher liegt die Vermutung nahe, daß diese bevorstehende große Vermehrungseiner <strong>Bibliothek</strong> Julius zur Annahme eines <strong>Bibliothek</strong>ars und damit zur Aufstellungeiner <strong>Bibliothek</strong>sordnung veranlaßt hat 27).Durch die Reformation erlangten die deutschen protestantischen Landesfürstenwesentlichen Einfluß auf das <strong>Bibliothek</strong>swesen in ihren Territorien, indem sieKlöster und Stifte aufheben und über deren Bücherschätze verfügen konnten. Entwederüberwiesen sie dann die Bücher ihren Schulen und Universitäten, oder abersie fügten sie ihren eigenen Büchersammlungen ein. Durch die Überführung dieserBücher aus den Klosterbibliotheken in die fürstlichen Sammlungen sind ohne Zweifelwertvolle Literaturdenkmäler und Geschichtsquellen in großer Zahl erhalten geblieben.Ebenso wie im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel geschah das auch inanderen deutschen Territorien; als ein Beispiel sei nur das Ordensland bzw. HerzogtumPreußen genannt 28).27) Die überführung der Bücher, namentlich der Handschriften aus den niedersächsischenKlöstern in die Wolfenbütteler <strong>Bibliothek</strong> unter Julius und später unter Heinrich JuHus isteine eigene Untersuchung wert. Bisher haben darüber abriß artig gehandelt: S eh ö n e man nin Serapeum 4. 1843, S.84/85 und 18. 1857, S.65-80, 81-91, 97-107; He i n e man n,Die Herzogliche <strong>Bibliothek</strong> zu Wolfenbüttel, S. 11-13; Sc h n eid er, Beiträge zur Geschichteder Universitätsbibliothek Helmstedt, S. 15-18; Stephan H i I pis eh, Die Säkularisationder norddeutschen Benediktinerklöster im Zeitalter der Reformation. In: Studienund Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 50. 1932, S. 78-108, 159-193. Außerdemfindet sich viel wertvolles Material in den Untersuchungen von Hermann Her b s t.28) VgI. Ernst Kuh n e r t, Geschichte der Staats- und Universitätsbibliothek in Königsbergvon ihrer Begründung bis zum Jahre 1810. Leipzig 1926, besonders S. 4-13.6"


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528G. "\V. Leibniz und die sogenannte Heiratsurkundeder Kaiserin TheophanuVonRudolf GrieserEines der kostbarsten und schönsten Dokumente der frühen deutschen Geschidtteist fraglos die sogenannte Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu 1), der bY-L:antinischenGemahlin Kaiser Ottos H. von 972, einst im Archiv des ReichsstiftsGandersheim, heute wertvollste Zimelie des Niedersächsischen Staatsarchivs inWolfenbüttel. Um dieses bedeutende Beispiel früher Sdtreib- und Malkunst ranktesich fast 7 ~ Jahrhunderte nach seiner Entstehung eine kleine Episode, über diehier berichtet werden soll, weil sie mit einem der größten Namen der deutsdtenGeistesgesdtichte verknüpft ist 2). Im Herbst 1707, es mag gegen EndeSeptember gewesen sein, traf Gottfried Wilhclm Leibniz von Göttingen kommendin Gandersheim 3) ein, um der Äbtissin des Stifts, Henrietta Christina, der Tochterdes ihm so nahestehenden Herzogs Anton Ulridt von Wolfenbüttel, seine Aufwartungzu machen. Sie äußerte den Wunsch nadt einer Besichtigung ihres Archivsdurch den berühmten Gelehrten 4). Leibniz fand damit die gewiß sehr erwünschteGelegenheit, ein paar Tage im Stiftsarchiv zu arbeiten. Kurz zuvor hatte er nodl mitJohann Georg Leuckfeld korrespondiert 5), dem Pastor in Gl'öningen bei IIalberstadt,der früher im Dienst der Äbtissin von Gandersheim gestanden und dieHandschrift von dem Gedidtt der Roswitha von Gandersheim über die Gründungdes Klosters, die er entdeckt, für das Stift erworben hatte. Nun wurde sie im1) Darüber zuletzt: Hans Go e t tin g u. Hennann K ü h n, Die sogen. Heiratsurkundeder Kaiserin Theophanu (Do 11. 21), ihre Untersuchung und Konservierung. In:Archival. Zeitschrift 64, 1968. S. 11-24. Mit mehreren farbigen Teilreproduktionen derUrkunde.2) Für die Lebensdaten von Leibniz jetzt: Kurt Müll e r u. Gisela Kr ö n e r t ,Leben und Werk von G. W. Leibniz. Frankfurt/M. 1969.3) E. B 0 dem a n n, Leibnizens Briefwechsel mit Herzog Anton Ulrid\ von Braunschweig-WoIfenbütteI.In: ZHVN 1888, S. 172.t) Geboren 1669, wurde Henrietta Christina mit 1S Jahren Vorsteherin des Reichsstifts.Nachdem sie Anlaß zu einem Skandal gegeben, mußte sie 17Il resignieren. Darauf konvertiertesie und wurde später Äbtissin des Kloster Roennond. 84 Jahre alt starb sie 1753.über ihren Wunsch nach Inspizierung des Archivs: ••. voluit, ut Archivum inspicerem.VgI. Lei b n i z, Scriptores Rerum Brunsvicensium. 11. Hannover 1710, S.29.') Vgl. J. G. Leud


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Gandersheimer Archiv aufbewahrt. Leuckfeld war ein intimer Kenner des Stiftsarchivs.Er gab in den von ihm 1707 herausgegebenen Antiquitates Poeldenses 6)der Öffentlichkeit zum ersten Male Kenntnis von der Theophanu-Urkunde, ohnefreilich den Aufbewahrungsort zu nennen. Das tat er erst 1714 in scinen Antiquitatr:sHalberstadenses. Daß nun Leibniz, der zunächst gewiß vor allem die neu entdeckteRoswitha-Handschrift zu sehen wünschte, dabei das Diplom über die großeSchenkung an die Kaiserin Theophanu auffiel, wird ausdrücklich bezeugt. Neun Jahrespäter, am Ausgang seines Lebens, konnte er von seiner Kenntnis einen besonderenGebrauch machen.Die letzten Lebensjahre des großen Gelehrten und Philosophen waren überschattetvon einer bedrückenden Spannung zwismen ihm und seinem Herrn, demKurfürsten Georg Ludwig von Hannover, der 1714 als Georg 1. den Thron Großbritanniensbestiegen hatte.1685 hatte Leibniz es übernommen, die Geschichte des Hauses Braunschweig­Lüneburg auszuarbeiten, ein Werk, das der Geltung des Welfenhauses in der Weltdienen sollte und dem der Kurfürst und König wie schon sein Vater Ernst Augustgroße Bedeutung beimaß. Leibniz mag zunächst angenommen haben, diese Aufgabeim Laufe weniger Jahre bewältigen zu können. Wenn er indessen auch ständigdaran weiterarbeitete, so erweiterte sich doch das Thema unter seiner Feder zu einerReichsgeschichte des frühen Mittelalters, deren Abschluß nimt abzusehen war.Andere Arbeiten und Untersuchungen, die seinen beweglichen Geist beschäftigten,nahmen Zeit und Arbeitskraft mehr und mehr in Anspruch. All dies hemmte dievom Kurfürsten erwartete smnelle Förderung des Werkes 7), das für Leibniz immermrhr zur unerträglichen Last geworden war. Es konnte nicht ausbleiben, daß dasschreiende Mißverhältnis zwischen den aufgewandten Mitteln und dem Ausbleibeneines Ergebnisses so vieler Arbeitsjahre, daß die Vergeblichkeit aller Bemühungen,Leibniz zur Vorlage des dringend verlangten 'Verkes zu bewegen und schließlicheine fast zweijährige Abwesenheit auf Reisen zu ernster Verstimmung Georgs I.bis zur Sperrung des Gehalts führten. Erst als er die Fertigstellung des Werh,beziehungsweise eines Teils desselben, in unmittelbare Aussicht stellen konnte undV01· dessen Beendigung sich aller größeren Reisen zu enthalten versprochen hatte,zeigte sich der König versöhnlim. Er stellte ihm weitere Vergünstigungen in Aussicht,die Gehaltssperre wurde aufgehoben.So war, als Georg I. Ende Juli 1716 von England nach Hannover kam, die Zeitder "Ungnade" vorüber. Der König war, wie es Leibniz schien, "mit ihm zufrieden".Damals, wohl in Pyrmont, wohin Leibniz dem Monarchen am 6. August folgte,wird er, wie er es auch sonst zu tun pflegte, bei den häufigen Gesprächen mit demHerrscher während der Trinkkur aus seiner wissenschaftlichen \Velt zur Unterhaltungbeigesteuert haben. Gerade das Gebiet der Geschimte bot reichlich Gelegenheitfür interessante Exkurse. Dabei hat er offenbar auch über die Theoph:mn­Urkunde berichtet, ihre bemerkenswerte Form, ihre Schönheit hervorgehobc:n.8) Joh. Georg Leu c k f eId, Antiquitates Poeldenses ." Wolfenbüttel 1707 undDer s. Antiquitates Halherstadenses ... Wolfenbüttel 1714.7) Erst 1843-47 Yeröffentlimte G. H. Per t z die 1716 ahgesmlossenen Annales Imperii.Vgl. Leibnizens ges. Werke I. Gcsmichte. Band 1-3.85


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigSeinen Wunsch, das prächtige Schriftstück in einer Abzeichnung als Kupferstichdem Werk über die Welfengeschichte beizufügen, hat Leibniz dem Monarchen vorgetragen.Es war keine Frage, daß nur der König eine Entleihung der Urkunde nachHannover, welche die Voraussetzung für die Herstellung einer Reproduktion war,bewirken konnte. Es scheint aber auch, daß Georg I. selbst das berühmte Originalzu sehen wünschte, so daß das Interesse des Gelehrten mit dem des interessiertenLaien, als den man den König wohl bezeichnen darf, zusammentraf. Am 15. Septembererging das königliche Kanzleischreiben an die fürstliche Äbtissin, dessenEntwurf, mindestens zum Teil, von Leibniz herrührte 8). Das Schreiben nahmausdrücklich Bezug auf die von J ohann Georg Leuckfc!d gelieferte Beschreibungder Urkunde in seinen 1714 herausgegebenen Antiquitates Halberstadenses . .. weilnun zu der Historia Unseres Hauses an deren Beschreibung durch UnserenGeheimten Justiz-Rath Leibnitz gearbeitet wird, von sonderbahrer Zierde und Nutzenseyn würde, wenn man solchen Originals zur Copiir- und genauer Abzeichnunghabhaft werden könte, alß ersuchen Wir Ew. Liebden Freund-Vetterlich .•. daßUns solches auf einige wenige Zeit communiciret werden möge • •• Mit einem ganzpersönlichen Hinweis glaubte man das Interesse der Äbtissin noch besonders ansprechenzu müssen .•. Ew. Liebden, die von Mütterlicher seiten auch aus UnseremHause entsprossen seyn, werden hoffentlich Uns dieses nicht versagen . ••Die Äbtissin, es war Elisabeth Ernestina Antonia, Prinzessin von Sachsen­Meiningen, eine Enkelin des Herzogs Anton Ulrich, die seit dem 13' September 17 I 3dem Stift vorstand, war offenbar glücklich, dem Könige einen Gefallen erweisenzu können. Indessen trat zunächst noch ein Hindernis insofern ein, als das Dokumentnicht aufzufinden war. Der Oberhofmeister der Äbtissin bat Leuckfeld um Auskunft,der es 1706 kurz vor seiner Publikation zuletzt gesehen hatte, Indessenbezeugte er 9), daß, als ohngefehr vor 6 Jahren der Herr Geheimbte Rath Leibnitzdas Gandersheimsche Stiftsarchiv auf gnädigste Conzession perlustriert hat, solchekaiserliche Ehestiftung noch vorhanden gewesen .. • daß besagter H. von Leibnitzdas Original in Händen gehabt und gelesen hatte, so ihm auch sehr wohl gefallen • ..Schließlich fand sich das Gesuchte und am 2. Oktober wurde auf Weisung derÄbtissin ein Eilbote mit der Urkunde und einem Handschreiben für den Königan Leibniz abgesandt. In einem besonderen Schreiben an Leibniz vom gleichenTage 10) erläuterte der erste Beamte der Verwaltung des Reichsstifts, der Abteirat8) WOLFENBüTTEL, Nieders. Staatsardliv: II Alt Gand. Fb. 1 Nr. l,r7, BI. 4fS'Es ist zu bemerken, daß dem Sdueiben die Gegenzeidmung von Joh. Philipp Hattorf, desleitenden Kabinettsbeamten, fehlt. Reinschrift und Konzept sind demnach nicht wie üblichvon Hattor! dem Könige vorgetragen bzw. vorgelegt worden. Es liegt nahe anzunehmen,daß Leibniz dies getan hat, nachdem das Schreiben des Königs seinem Wunsrh entsprach,den er dem Könige vorgetragen hatte. Zu einer Gegenzeichnung war er allerdings nichtbefugt. Er stand außer halb der Kabinettsbürokratie. V gl. R. G r i e s er, Die DeutscheKanzlei in London, ihre Entstehung und Anfänge. In: Blätter f. deutsche Landcsgesrn. 19P,S. r59.8) J. G. Leucldeld an den Oberhofmeister von Krull am 2.6. Sept. 1716: WOLFEN­BüTTEL, Niedcrs. Staatsarrn. a. a. O. BI. 6/7.10) Herrnann Curdt Schrader an Leibniz 2..0kt. 1716: HANNOVER, Nieders. Landesbibi.:LBr. 833 BI. I.86http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Schrader, die Sendung: ••. Hochgedachte die Frau Abbatissin DurchI. erfreuen sichgewiß gahT hoch, daß Sie einige Gelegenheit gefunden haben, ihre unterthänigeErgebenheit an den Tag geben zu können. Dabei benutzte Schrader die Gelegenheit,den Geheimen Justizrat über einen besonderen Wunsch seiner Herrin zu unterrimten,den diese in ihrem Smreiben an den König nicht erwähnt hatte: ••• wie sie(die Äbtissin) ein besonder Vergnügen darob empfunden, also würde Ihr hödJstangenehm seyn, wann Ew. Excellence das königl. Portrait in dem Habit wie dieselbein England bey dem Parlament sich tragen, zum Andenken Ihr zu procuriren vermöchten. .. Auch um eine Empfangsbescheinigung mit Rückgabeverpflichtung vergaßSmrader nimt zu bitten, obgleim die Äbtissin bereits die gleiche Bitte ausgedrückthatte.Leibniz hat sim sofort dieses Auftrags entledigt. Schon am folgenden Tage,dem 3. Oktober übersandte er das Handschreiben der Äbtissin nebst der Theophanu­Urkunde dem Premierminister Andreas Gottlieb von Bernstorff 11), der beides demKönige vorlegte, um dessen Entsmeidung einzuholen. Es liegt nahe anzunehmen,daß Georg I. bei der Betramtung des prächtigen Schriftstücks in Erinnerung an dieGespr1lche in Pyrmont den Wunsm gehabt hat, dazu Leibniz' Erläuterungen zuvernehmen. Noch am 3. oder am 4' Oktober war Leibniz beim Könige. So war erin der Lage, smon am 4. dem Abteirat Schrader den richtigen Empfang zu bestätigen12) und dabei den Dank des Königs zum Ausdruck zu bringen. Aum konnteer der besonderen Bitte der Äbtissin Genüge tun: ... des Königs von GroßBritannien Mt ... so smreibt er, werden auch wegen des verlangten Pourtraitsbefehlen lassen. Eine formelle Empfangsbescheinigung mit seiner Unterschrift fügteer seinem Schreiben bei. Erst einen Tag darauf erfolgte Bernstorffs kurzer formloserBescheid 13) an Leibniz, er wiederholte nur das, was Leibniz bereits einen oder zweiTage zuvor aus dem Munde des Monarchen unmittelbar vernommen hatte: Monsieur,Le Roy fera faire une copie du portrait et je vous prie de donner le recipisse quel'on demande, je suis -. Zwei Tage darauf, am 7. Oktober, erließ Georg 1. seinformelles Danksmreiben an die Äbtissin 14).Leibniz' Leben neigte sim dem Ende zu. Dennom hat er nom über die Herstellungeiner Zeichnung und eines Kupferstichs der Urkunde entschieden 15). Die11) VgI. Anhang Nr. I.12) Vgl. Anhang Nr. 2. und 3.13) HANNOVER, Nicders. LandesbibI.: LBr.833 BI. S.14) \VOLFENBüTTEL, Nieders. Staatsarchiv a. a. O. BI. 12. Dieses Schreiben trägt dieGegenzeichnung von J. Ph. Hattorf. Im Gegensatz zu dem Schreiben vom 15. Sept. 1716entspricht es der üblichen Form. Nadldem Bernstorff von Leibniz die Theophanu-Urkundenebst Begleitsdlreiben erhalten und an den König weitergeleitet hatte, trug er auch fürdas königliche Dankschreiben Sorge, d. h. er unterridltete das Kabinett des Königs.10) Der große aus zwei Platten bestehende Kupferstich, der allerdings einen nur sehrunvollkommenen Eindruck von der Pracht des Originals vermittelt, wurde erheblich späterin den Origines Guelficae ... hrsgb. von Ch. L. Sc he i d. IV. Hannover 1753, nach S. 460,Tab. XIV, veröffentlicht: ... Seruatur in Archivo Gandersheimensi authenticum instrumentumaureis literis chartae pergamenae .,. quod integrllm exhibemus atqlle simul aeriincisum ex major; Annalium opere, cui id destinaverat Leibnitius ...


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Reproduktion sollte dem von ihm vorbereiteten Werk der Annales Imperii beigefügtwerden. Dazu ist es nicht mehr gekommen. Am 14. November starb Leibniz. SeinWerk war beendet. Das berühmte Dokument lag bei seinen Skripturen im Hausein der Schmiedestraße in Hannover. Im Februar des nächsten Jahres meldete sich dieÄbtissin von Gandersheim und erinnerte an die Rückgabe. Erst einundeinhalbMonate darauf, am 30. März 1717 antworteten in Abwesenheit Georgs 1. dieGeheimen Räte in Hannover 16): .•• Da das Original . .. allhier weiter nicht benötigetist, so ermangeln wir nidlt, dasselbe wohlverwahrt und unbeschädigt hierbei wiederzurückzusenden . .. und wie Ew. Durchl. darunter bezeigete Willfährigkeit S. königl.Maj . •.. besonders angenehm gewesen . .. als haben Ihre Majestät uns auch befehligtEw. DurchI. das vCI'langte Porträt zu überscbicken, welches dann hiermit gleichfallswird geliefert werden ... - So geschah es. Noch heute kann man das PorträtGeorgs 1. mit denen Kaiser Karls VI. und seiner Gemahlin Elisabeth Christinevon Braunschweig sowie das Herzog Anton Ulrichs und jenes Königs FriedrichWilhelms I. von Preußen neben den vielen Bildern der einstigen Äbtissinnen imKaisersaal des früheren Reichsstifts zu Gandersheim betrachten .88• 8) WOLFENBOTTEL, Nieders. Staatsarchiv a. a. O. BI. 21/22.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigANHANGI. LEIBNIZ AN ANDREAS GOTTLIEB VONHannover, 3. Oktober 1716BERNSTORFFUberlieferung: Eigh. Konzept: HANNOVER, Nieders. LandesbibI.: LBr. 833BI. 4. 4°.1 S.MonsieurUn exprcs de Gandershem apportant l'original desire du diplome du Douairede la princesse Theophanie de Constantinople, Epouse de l'Empereur Otton 11.et s'etant adresse a moy, avec la Lettre cyjointe 1); j'ay cru qu'il etoit aproposd'envoyer Ie tout a Votre Excellence.Celuy qui m'ecrit, marque que Madame l'Abbesse souhaiteroit un pourtraitdu Roy dans son habit Royal, comme il a coutume de paroistre auparlement.iI demande aussi un Recepisse de cet original qui en asseure la Restitution.je remets le tout a ce que V. E. trouvera bon d'ordonner ct je suis avec respectMonsieur de Votre ExccIlencc Ie tres humble et tres obeissant serviteurHanover ce 3 de Septemb. 2) 17 I 6Leibniz2. LEIBNIZ AN HERMAN CURDT SCHRADERHannover, 4. Oktober 1716Uberlieferung: a. Eigh. Konzept: HANNOVER, Nieders. LandesbibI.: LBr.833 BI. 3. 4°. 3/4 S.b. Eigh. Abfertigung: WOLFENBüTTEL, Nieders. Staatsarch.II Alt Gand. Fb. 1 Nr. I, 17 BI. 8. Mit kleinen Abweichungenvon a (unsere Druckvorlage).An Herman Curdt Schrader abteyrath zu Gandesheim.HochEdler, insbesonders hochg. HerrWas auf befehl der Frau Äbtißin zu Gandersheim hochfürstl. Durchitderselbe mir zugeschickt, habe zu recht erhalten, Und ersuche Meinen Hochg. H.dienstlich bey höchstgedachter Durchit mit Vermeidung meines unterthänigsten1) Handschreiben der Äbtissin an Georg I. Konzept: WOLFENBüTTEL. Nds. Staatsarch.a. a. 0., BI. 14'15.2) versehentlich für Oetob.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigRespects zu erwehnen Waß gestalt ich nicht ermanglet das überschickte altediploma gehöriger maßen einhändigen zu laßen. Des Köngs von Groß BritannienMajt laßen der Frau Äbtißin Durchit deswegen bedancken. Sie werden auchwegen des verlangten pourtraits befehlen laßen. Das besagte Original sollwiederumb nach Gandersheim gebührend geliefert werden wie das beykommendeRecepisse 1) besaget, und ich verbleibe jederzeitMeines hochg. H. StifftsRaths dienstergebensterHanover den 4 Octobris 1716M. SchraderG. W. v. Leibniz3. LEIBNIZ FüR DAS STIFT GANDERSHEIMEmpfangsbestätigung. Beilage zu Nr. 1Hannover, 4. Oktober 1716Uberlieferung: a. Eigh. Konzept: HANNOVER, Nieders. LandesbibI.: LBr.833 BI. 3. 4°.1/3 S.b. Eigh. Abfertigung: WOLFENBüTTEL, Nieders. Staatsarch.II Alt Gand. Fb. 1 Nr. I, 17 BI. 10 4°. 1/3 S. mit unbedeut. Abweichungenvon a (unsere Druckvorlage).Daß auf Befehl der Frau Äbtißin zu Gandersheim hochfürstl. Durchitmir endesbenanten das von hiesigem Hof zur inspection verlangte originalDiploma Ottonis 11. Römischen Kaysers, Seine Gemahlin Theophaniam betreffend,richtig geliefert worden; und solches gebührend zu dem HochstifftischenArchivo zurücl


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Stiftische Familien Gandersheimsund ihr gesellschaftliches Generationsschicksal1m 16./19. JahrhundertVonHermann MitgauWer das ehedem hochberühmte, gefürstete "Kayserlich und des HeyligenRömischen Reichs freyweltliche" reichsunmittelbare Damenstift St. Anastasii undInnocentii zu Gandersheim in nördlicher Richtung dem Laufe der Gande nachverläßt, gerät in die nicht minder geschichtsträchtige Heberbörde mit den Klösternelus, der Urzelle der Bursfelder Kongregation, und dem frühen liudolfingischenHauskloster Brunshausen. In nahe Nachbarschaft, das heutige Altgandersheim, verweistdie Forschung den Stammsitz des vornehmen Herzogsgeschlechtes selbst. Nidltweit davon entfernt liegen die Ortschaften Gremsheim, das hildeshcimische Hornsen,das Kloster Lamspringe und ostwärts des Hebers J erze. In entgegengesetzter Richtungfinden wir noch heute das Gut Rimmerode an der zum Harz führenden südlidlenHeeresstraße. - Das auch landschaftlich bevorzugte engere Stiftgebiet ist derSchauplatz unseres Berichtes, das Stift selbst politischer und gesellschaftlicher Mittelpunktunseres Personenkreises, der Magnet, der diesen in Kind und Kindeskindernauf sich ausrichtet und zusammenhält.Zur damaligen Wirtsd13fts- und Sozialstruktur der Stadt und ihres Umlandes sdlreibteiner der besten Kenner, A. Mühe, in seiner "Geschichte der Stadt Bad Gandersheim, 1950,S. 44-46: '" "Einen Ackerbürgerstand, wie wir ihn sonst nahezu überall finden, sucht manin Gandersheim umsonst. Alles Land, das um die Stadt herum lag, gehörte dem Stifte, zumkleinen Teil zur [herzoglichen] Burg, und fast nur von diesem hatten der Rat und aucheinzelne Bürger Land als Lehn, Erbenzins-, Häger- oder Meierland in Bewirtschaftung" ..."Die Regel war, daß die meisten Familien je nach ihrem Bedarf einige Morgen Land undWiese bewirtschafteten" ... "Wurde also Landwirtschaft unmittelbar nur wenig getrieben,so zogen doch viele der oberen Bürgerfamilien aus Höfen, die sie auf benachbarten Dörfernzu Lehen oder als Pfand ... usw. besaßen und die sie an Bauern vermeierten, beträchtlicheZinseinkünfte" .... - Das trifft nun gerade für die hier behandelten Familien zu. - Handwerkund Gewerbe gaben im übrigen die Grundlagen für einen soliden Wohlstand, dendann erst die Kriege später zerstörten.Diese kleine, in ihren Zuständigl{eiten umfochtene Herrschaft im FürstentumBraunschweig stellt einen ansehnlichen Verwandtenkreis altansässiger Familien,deren Blutslinien über Söhne und Töchter Geschichte machen sollten. Beteiligt sindim I7h9. Jahrhundert zwei allmächtige Minister des Landes, der erste Kanzler desI.


http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Deutschen Reiches und eine engversippte Scllicht von Amtmännern und Dumänenpächtern,Förderern der heimischen wie entfernteren Landwirtschaft.Neuere Forschungsergebnisse der hier amtierenden Geistlichen Dr. Kr 0 n e n­b erg 1) - Gandersheim und Pastor Lud e w i g in Winzenburg wie des LehrersE. S eh ü tz e 2) in Freden/L., ferner des Ardlivars W. Eu I e r in Bensheim/Bergstraße bieten ein Bild der Zusammenhänge und ermöglichen, die genealogischenFiliationen als eine Einheit zu sehen. - Der folgende Ausschnitt soll - wiederum wiein meinem ersten Berichte (s. Braunschweig. Jahrb. 50, 1969) - gesellschaftsgeschichtlichaufgezeigt werden: Vom Berufe her gesehen haben wir es zu tun sowohl mit derLandwirtschaft in den genannten Dorfschaften, wie mit kleinstädtismem Handelund Gewerbe, vor allem aber mit dem höheren Stifts- wie landesherrlichen Beamtentum,mit Ehrenämtern (Bürgermeistern) und sozial mit Belehnungen und Adelsverleihungen.Kennzeichnend sind sozialer Aufstieg über die Altersfolgen, Einheiraten in denGeburtsadel und Bodenständigkeit über acht und mehr Generationen, vor allemaber wieder "Gesmlossene Heiratskreise sozialer Inzumt". Dabei meinen wir, aumdiesmal nimts Zufälliges herausgefunden zu haben, sondern repräsentativ-Typisches,das sowohl der Landesgeschichte wie der Soziologie Anteilnahme abgewinnen möchte.H. (5. Tafel I)Da vererbt sim im stiftismen Alt[en]gandersheim (s. Tafel I) die heute nimtmehr vorhandene "Kreitel"-( = Graupen)Wassermühle ("gibt nam elus vierHühner, vier Stiege Eier und vier Grosmen zwei Pfennig") und ernährt von Vaterauf Sohn und Enkel die zu Gremsheim seit dem 16. Jahrhundert namweisbaren,vermutlim altansässigen Pro b s t. Sie überstehen hier die Nöte des DreißigjährigenKrieges. Der Familienname ist dort nom heute verbreitet.Einem jüngeren Sohne des urkundlim Ältesten glückt es smon im 16. J ahrhundert,über ein Remtsstudium zum "bedeutenden" herzoglimen Sekretär, aumStiftskanonikus aufzusteigen. Er heiratete dreimal 2a ) und errimtete das Rittergut1) Siehe besonders (außer seinem Buch "Äbtissinnen des Barock", 1961): BismarcksGandersheimer Ahnen, in: Archiv f. Sippenforsch. 1968, 496 m. Abb. u. Ein Fachwerkhausunseres Jahrhunderts und seine Geschichte, in: Gandersheimer Kreisbi. z. VI. 1969. -Jahrb. nds. Kirchengesch. 1968; Braunschw. Heimat 1969, 36-41.2) Siehe seine Genealog. Heimathefte Lamspringe 1937 - auch Norddte. Famkde, XIII.1964, z99-30S·2a) Eine dieser drei Frauen ist Hedwig geb. Reiche, Tochter des fürstl. braunschweigischenAmtmannes Andreas Reiche zu Schladen.lHarz und Liebenburg 1526-99 00 ••• Magdalenavon Sengern, To. eines Capitäns. - Die Reiche, eng versippt mit den südhannoverschenPapes und wie diese später geadelt, gehören dann zu den "Hübschen Familien" Hannovers(5. E. J. Constanz von Pape, Gesch. v. P.-Hevensen, NortheimlHa.).9 2 <strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Rimmcrode - und eine Dynastie nitht nur von Gutsbesitzern, sondern zugleichvon leitenden Stiftsbeamten. Eine Vater-Sohn-Enkelfolge führt über das StiftGandersheim hinaus dann zur höchsten Regierungsspitze des Fürstentums selbstin die Stellungen von Kanzler und Minister (Wappen s. Abb. I a).Der Enkel des ersten Probst in stiftischen Diensten vollendet durch Fähigkeitenund Leistung den Aufstieg. Es ist der verdiente Kanzler und Premier-Minister unterzwei welfischen Herzögen Phi I i p p Lud w i g, 1683 geadelt als "P r 0 b s tvon Wen d hau sen" 3), (1633/x8) (s. Abb. 2), Erbherr auf mehreren Gütern,vom Landesherrn gerühmt als "grundgelehrter und unbestechlicher ganzer Minister"("aber man muß ihn zuweilen durch eine kleine Belohnung cajolieren [=streicheln]",fügt er einmal hinzu), "reichster Privatmann im Lande Braunschweig" (Beste), dreimalverheiratet, dabei zweimal adlig (Flüwerk, v. Sperling, v.lmhoff).Die einzige Tochter und reiche Erbin I Isa D 0 rot h e a (1662-1686) ehelidlt denebenfalls geadelten braunschweigischen Geh. Rat J 0 ach i m ehr ist 0 p h S t iss e rvon Wen d hau sen (1652-1724) S) und stirbt jung im Kindbett unter Zurücklasseneiner Tochter I I s e L 0 u i s e (1686-1719). Diese teilt nach zwei adligen Ehen das Schicksalder Mutter, jung im Kindbett zu sterben. Beide Schwiegersöhne, der katholisch konvertierteFr h r. ehr. R. v. Im hof und 1717 der berüchtigt-skrupellose, allmächtigebraunschweigische Minister G r a f K 0 n rad D e tl e f v. D eh n 3), ewig geldgierigerGünstling, der das Probsterbe verschwendet, waren dem Vater (wie Großvater) durdlausunerwünscht. Die Ehen der einzigen Probstenkelin blieben ohne Nachkommen.Ihr Beichtvater Ehrn HofImann hielt der Mutter 1686 eine längliche, zu Herzen gehendeLeichenpredigt (UB Göttingen Conc. fun. 204). Daraus Folgendes: "Wie wenig sie [llsaDorothea Probst v. "\\'endhausen] - 0 rares Exempel! - gefraget nach Augenlust, Fleischeslustund hoffärtigem Leben, ist bekannt, [-]. Wie liebreich war sie den Ihrigen! Ihremliebsten Eheherrn hat sie Liebes und kein Leides getan ihr lebelang. Welch' ein allemahlholdseliges angenehmes Kind war sie dem Herrn Vater [und der Frau Mutter]! WelcheLiebe erzeige te sie ihren Nächsten, sonderlich den Dürftigen! Sie ist nie wild und frecherkannt worden, wie liederlich, nicht hochmütig! "Ich muß sterben", sprach sie. "GOTTESWille ~teht nicht zu ändern"! "Sie hat von den Ihrigen einen sehr vernünftigen Abschiedgenommen, ist bei vollkommenen Verstande selig verschieden." ...So war dem Alter dieses größten Sohnes der Gremsheimer Probst viel Unglückbeschieden.Doch in seinem älteren Bruder, dem Stiftsenior ehr ist i a n W i 1 hel mPro b s t (1631/07), setzt sich die Linie der Rimmeroder Gutsherrn (bis 1783) undder Stiftsbeamten fort.Er hinterläßt den Abteirat ehr ist i a n Phi I i p p Pro b s t, der eine Tochter desherzoglichen Amtmanns auf der Burg Gandersheim [G 0 t t ha r d Hag e m e y e r (1637-1702), "Das Ohr des regierenden Herzogs Rudolf August von Braunschweig" in der Abtei(Kronenberg), 1690 Erbauer der "Münze", gebürtig aus Deensen (Holzminden, 003) Siehe zu Stisser v. \Vendhausen u. Graf v. Dehn: H. Mit gau in: Norddte. Famkde.XVI. 1967, 289 ff. m. Abb.93


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Maria Elisabeth Knorr aus Celle (1648-1715)] in I.Ehe zur Frau hatte').Dieser errichtete an SteHe des von den Probst 1591. erworbenen "freien Hauses und Hofesoberwärts gegen den Münsterkirchhof" 171 I den noch heute stehenden Neubau "mit einerFront von 1.9 Fenstern und zwei Freitreppen", s. Zt. das ansehnlichste Privathaus der Stadt,heute Wilhelmsplatz 4/5, Ausdruck für die SteHung der Probst im Stift. - Bei Dr. Kronenberg- Gandersheim spielen die Figuren dieses Familienkreises mehrmals die Hauptrollenseines anschaulichen Buches "Äbtissinnen des Barock, Lebensschicksale in Gandersheim1665-1713", Mittelpunkte eines höfisch-barocken Intrigenspieles von Machtkämpfen.III. (s. Tafel I)Da sind nun zweitens - ebenfalls alteingesessen - die Gandersheimer BürgerGer lei f (auch Gerlo! u. a.), nachweisbar in Vater-Sohnfolge seit dem 16. Jahrh.Her man n G. ist Ende des Jahrh. Bürgermeister und stirbt 1615 (s. Tafel I).Anläßlich 'einer Zeugenaussage (Kronenberg): "Sei aus Gandersheim bürtig (I544),habe in seiner Jugend zu Northeim, Braunschweig, Magdeburg, Erfurt und Wittenbergstudiert (=? in die Lehre gegangen), danach seines Vaters Hantierung (wohl Kaufmann)und Wirtschaft angenommen und sei nunmehr (1601.) 1.8 Jahre ein Hauswirt gewesen. Sagt,') Wie eng die Sippenverflechtung in der Abtei Gandersheim ist, erweist die Verschwägerungdes jüngeren Probst (5. 0.) mit einem anderen Abteirat (und einem Gegner),dem Kanoniker und Amtmann aus Clus und Brunshausen Hermann Curd Schrader(1657-1736), der in erster Ehe mit einer Schwester Hagemeier (Ilse Elisabeth 1667-1713)verheiratet war, Sohn des Gandersheimer Kanonikus 1ürgen Schrader d.1. (1629-81)aus Braunschweig und der Anna v. Kalm (1635-1711).I. Harenberg, 1739, 435 vermerkt über Joh. Gotthardus HAGEMEIER:H.III.1637-17°2 ~in Deensen (Holzminden) natus, optimus studiis imbutus" '" Kinder:Christian Friedr.t 1701. Riddagshausen(Braunschw.)Joh. Conr. PINI,Amtm. i. Gandersheim00 1720 Elisabethv. BELLER, Schwesterder Ursula v. B.Anton Justus,Amtm.t 1728 SchachtenbeckIlse Elisabeth1667-17I3 00 1687Curd SCHRADERKanonikus Ga. 16 K.IGotth. Gg. SCHRADER,-1688, Pastor Rhüden(Seesen) 00 1718 Ursula v.BELLER aus Gandersheim,Tochter d. Friedr. v. B.,Apotheker in GandersheimTochterCO Chstn. PhilippPROBSTHofgerichts-Ass.,Kanoniker inGandersheimIChristoph. Fr. Justus,Kanonikus in Gandersheim1689-I757 00IV.94Friedr. Gotth. SCIIRADER 1727-iZPastor Bornhausen (Seesen)00 Magdal. Mar. T ANNER ausHerzberg/H., SchwägerinDor. Magdal. SCHRADER 1730--6700 1760Gottfr. Sigism. TANNER, 171.6-$10,Insp. u. Rüstmstr. Herzberg


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528er sei Bürgermeister in der Stadt Gandersheim und 56 Jahre alt und so reich, daß erunserm Herrgott dafür danke."Her man n Ger 1 e i f heiratete die Tochter Kat h a r in a des wohlhabendenGandersheimers Ha n s K ö h 1 e r (tI61I) auch" Weinschenk" genannt, Eigentümerdes Eckhauses vor der herzoglichen Burg.Heute Gasthaus "Zum Römischen Kaiser", ein Fachwerkneubau des J7. Jahrhunderts.Auch dieser Schwiegervater ist altansässiger Bürger, verheiratet mit A n n aSt ein,Tochter des Stiftsseniors (J543) und kath. Kanonikus (1516) Bar t hol d S t. d. Ä. (1484-IS7Z), der noch als 84jähriger 1568 das Stift bei der dramatischen Einführung der Reformationdes braunschweigischen Herzogs JuHus leitete. Die Steins lassen sich - nach denForschungen Dr. Kronenbergs - bis in das J5. Jahrhundert als Gandersheimer Biirgernachweisen '").Dieser Her man n Ger 1 e i f hat zwei Kinder, die nun für unsern Berichtbedeutungsvoll werden:I. Sein Sohn He i n ri e h 5) (1590-1669), Ratsherr zu Gandersheim, wandertgegen Ende des Krieges (1643) ab und pachtet die (stiftischen?) Meiergüter zuIIornsen (b. Winzenburg) und zu Altgandersheim.Um J619 heiratet er die junge Witwe des reichen alten Jas per B r in c k man n,die sich diesem auf Drängen der Mutter wegen seines Güteleins: "man hole mit dem Altenjetzo den gülden Wagen vor die Thyr" hat zu einer unglücklichen Ehe versprechen lassen.Denn Brinckmann "hat sich in seinem eigenen Losament zu Gandersheim erwürget". Gerleifmuß um das Erbe seiner Frau prozessieren. Ihren Namen kennen wir nicht. - Sein Wohnhausam Plan zu Gandersheim (S. Gandersheimer KreisbI. 2. VI. 69).2. Das andere Kind des oben genannten Her man n Ger lei f wird Ahnineiner geschichtlich noch bedeutsameren Nachfahrenreihe: Kat ha r i na Ger 1 e i f.Sie heiratet den Gandersheimer Bürgermeister (1616) Ge 0 r g Si gis m undSe h n 0 r (h624), (s. Abb. S).Sohn des Gandersheimers Ge 0 r g Sc h., der im Dienste der Äbtissin stand, Bruder desStiftseniors (1572) T h 0 m asS eh n. (Dieser hinterließ wichtige Aufzeichnungen überdie heftigen Auseinandersetzungen der katholisch gebliebenen Äbtissin Mag d ale n a v.Cl u m mit dem evangelischen Schutz- u. Landesherrn, dem braunschw. Herzoge; s. Kronenbergin: Kurpost, Gandersheim Nr.8, 1968).Von dieser Ger 1 e i f - S e h n 0 r - Ehe führt eine Brücke zwischen dem späten16. Jh. (trotz der Reformationskämpfe im alten Stifte ist es Gandersheims "glücklichsteZeit") und dem 30jährigen Kriege über sechs Generationen zum Gründerdes zweiten deutschen Kaiserreichs Bis m are k. Davon später unter V. Aus derEhe I) des Heinrich 1619 stammt der Meier in Altgandersheim J 0 h a n n He i n­rieh Gerleif d. J.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Kreitelmühle in Altgandersheim, also eine entfernte Nichte des Ministers Phi I i p PLudwig Probst.Diese ehelicht in kinderloser z. Ehe (um 168z) den katholischen Amtsvoigt J 0 h.Ern s t D r ö g e zu Winzenburg, aus HüstenfWest. (-1645), blieb aber evangelisch. ("Derkatholische Geistliche ging bis zur Grenze seiner Pfarrei mit").Eine Tochter (A n naH e d w i g) (siehe oben der Ehe Gerleif-Prohst, 1672-1756),kath., vermählt sich 1689 mit dem Amtsschreiher, nachmaligem Amtmann J 0 h. R 0 b e r tu sS t 0 I te, Wwer. (1644-1738), (nicht auf Tafcl I), von denen eine Tochter Mari e Ca t h.(-1691) wieder einen D r ö geheiratet (1711), den Wwer. Amtmann J 0 h. W i I h., Neffedes obigen. Von diesen katholischen Gerleif stammen nun alle niedersächsischen D r ö g eab: meist katholische Hildesheimer Amtmänner, 2 Kanoniker, 2 Kanonissen, ein Kammerkommissarzu Marienburg u. a. zahlreiche Nachkommen (W red e, M ü hIp f 0 r t­Zwickau, Fe i g e - Peine, Be r g k [F ra n i s c. An t. Dr. jur., Richter zu Warstein undKallenhardtlWestf., bei dessen Trauung mit An n a Ger t r. S t 0 I t e der BischofSc h 0 r r erZeuge ist], nach Ludewig).Eine andere Tochter (M ar i a Mag d ale n a) der Ehe Gerleif-Probst, t 1698, heiratetden späteren Großvoigt An ton Zum b r 0 c k in der Gehlcnberger Börde, kath. t 1719,der als Witwer dann 1701 eine Vogtin zum Neuen Kruge An na Lu c i a D r ö g eehelicht, also wieder eine enge Verwandschaftsverflechtung in der katholischen DiasporiIWinzenburg, Krs. Alfeld, und Lamspringe.IV. (s. Tafel I u. 11)Nun zurück nochmals zur Ehe Gerleif-Probst: Eine dritte Tochter, An n aKatharina Gerleif (1659-1728), heiratet 1676 den Lamspringer Bürgermeisterund Kaufmann Fr i e d r ich Bi e den bur g (1650-173 I), Sohn desHin r ich B., Meister und Klostermeier (1659) der Äbtissin zu Altgandersheimund Lamspringe. - 4 Kinder.Diese Ehe nun ist der Ursprung eines engen Verwandtschaftsgeflechts sozialerInzudlt unter 14 Amtmännern des Gandersheimer Gebietes in den Familien derBecker -Büttner - Dammeyer - Greve - Langenstrassen -S c h ü tz e, die innerhalb von fünf Generationen des 18./ 1 9. Jh. 17 mal (!) sichverbunden haben (5. Archiv f. Sippenforsch. 1933) und hervorragende Landwirtestellten.Aus der Ehe GerieiflBiedenburg ging 11 see a t ha r in a B. (fr 734) 6) hervor.Sie vermählt sich zu Seesen 1708 mit dem Kaufmann und Seesener Bürgermeisterehr ist i a n Be c k e r (1680-1744) (Sohn des Kaufmanns und RatsherrnM ar ku s Be c k e r 6), altansässig und vermögend, zu Seesen (1627-86);00 11.1677 die Wwe. An n a D 0 r. Sc her e n be r gaus Seesen (1646-17°7); er"wegen seiner Aufrichtigkeit geliebet") Sch. s. H. B. Krieger, Ndte. Fkde. 1965, 46.8) Der älteste Bruder der Ilse Katharina Becker geb. Biedenburg, Job. Dietriro BieJenburg1676-1782, 1698 Student zu Jena, ist Leibniz-Korrespondent (1710): nüber dieUrsachen von Ebbe und Flut" u. a. (E. Schütze).


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528lohan: 11.H;lC eil: v.iu retetna; vt cognokllnt te folum Dn 111verum 1 & quem mififti I~m Chri!tum.Abb. I aWappen der ProbstVorlage Dr. Kronenberg, Bad Gandersheim, allS: "Abtiss innen des Barock",Verlag C. f. Heftel cbd.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Abb. I bWappen Büt[tJnervon Gedenkplatte im Münster zu Ga ndersheim (1671')


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigAbb. 2 aPhilipp Ludwig Probst v. Wendhausen (1633-[718)(Kupferstich)Vorlage Dr. Konenberg, Bad Gandersheim, aus: "Äbtissinnen des Barod{",Verlag C. F. Hertel ebd.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Abb. 2 bEpitaph des Philipp Ludwig Probst von Wenc1hausenim Dom zu BraunsdlweigFoto Willi Birkcr, Brnunsdlweig


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Abb·3Grabstein des Peter Christoph Geite! zu Elli erode, t 17° 2Vorlage Dr. Kronenberg, Bad Gandersheim: "Ellierode" 1963,C. F. Hertel Verlag, ebd. (m. Wappen Büttner)


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Abb·4Gedenkplatte für Anastasius Witten ( 1672-1763)im Mümter zu Gandershcim -Vorlage Dr. Kronenberg, Bad Gandersheim


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigAbb·5Bürgermeister Herm. Gerleif (links) u. Ratsherr Georg Sigism. Schnor (Mitte)nehmen 1613 als Abgesandte der Stadt Gandersheim am Trauergeleit für Herzog Heim. Juliusvon Braunschweig teil (Herzog August <strong>Bibliothek</strong> Wolienb. Gu 4° 918).Vorlage mit freund!. Erlaubnis von Dr. Kronenberg, Bad Gandersheimu. des C. A. Starke Verlagehttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Abb.6Blick von Norden auf Abtei und Münster des Damenstiftesnach Leudcfeld ' 709


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Von einem Oheim des Markus Becker mütterlicherseits (Kathar. B. geb. Pförtner ausSeesen). dem jungen Pfarrer 'Johann Pförtner zu Gehrenrode (16z6-51). ist aus der Zeitder Großen Kriege überliefert (K r 0 n e n b erg. Wanderungen. 1965. 58) : Er habe"die Bauern in Waffen exerciret ..• und Pikettes (= Feldwachen) aufgestellt •.. und [so]manche Einquartierung abgewiesen" ... Um einst ein Kind in seinem Filialdorf HeImscherodeungefährdet taufen zu können. hat er kaiserliche Soldatenmontur angezogen [ist allesverraten und er sei] spornstreichs nach Gehrenrode [zurück-] gelaufen. Zwei ihnverfolgende Reiter hat er listigerweise in den Pfarrkeller gelockt. die Türe mit Holzverrammelt und zwei Tage darin hungern lassen." "Der kaiserliche Oberst in Altgandersheimist durch diese Zeitung begierig gemacht worden. diesen martialischen Pastor zu sehen.Wollte [dieser] aber nicht kommen [ohne Salvaguardia = Schutzgeleit]. wurde von derselbenverlassen und ist ohnweit Brunshausen geplündert". Nach der Familienlegende heißtes weiter: "Bei der Teichmühle unterhalb Dankelsheim, jetzt wüst. macht er - bis auf denLeib ausgezogen - sich heimlich davon" [unter einer Brücke versteckt]. Sein spätererSchwiegervater in Bornhausen. der Pastor David Heldt (1599-1651). dessen NachfolgerPförtner dann wurde (1651-74). habe ihn aber gerettet (M i t gau, Gern. Leben H. 153).Fr i e d r ich Be c k e r (1709-87), Gutspächter 7) und Gerichtshalter zu Lechstedtbei Hildesheim und Volkersheim bei Bockenem. kauft 1764 das Schriftsassengutder v. Cramm zu Jerze 7), seit 1766 Gandersheimer Amtmann zu Clus u. Brunshausen,00 1741 Christ. Elisabeth Greve (1721-98), Pastoren tochteraus Lamspringe, 5 Kinder, darunter Ern s t C h r ist. (1750-1827) (Abb.),Amtmann zu Clus und Brunshausen, auch zu Steterburg, 00 II. 1795 seine CousineK Ia raG re v e (kinderlos).Im alten Gutspark zu Clus steht noch der klassizistische Grabstein - ein antiker Säulenstumpfmit Urne -, den der ehemalige Gutsherr seiner früh verstorbenen ersten Frau,der Pastorentochter M a r. Lu i s e Pr a e tor i u saus Coburg setzen ließ (t 1799).6 Kinder. Aus diesen Kreisen hat sich noch mancherlei altes Familiengut an Bildnissen.Bibeln. Möbeln. Stammbüchern. Drucken u. a. bei den Nachkommen erhalten (s. Mit gau.Gern. Leben H. 1948).V. (s. Tafel II)Eine ältere Schwester des Ernst Christian, Elise Becker (1744-1813),heiratet 1771 den Amtsrat und Gutsbesitzer zu Clus bei Gandcrsheim u. a.Phi I i p p B ü t t ne r (1746-1806). Pastorensohn aus Düderode bei Seesen/ll.Damit begegnen sich wieder die Heiratskreise Gerleif-Probst und Gerleif-Schnor,von denen wir den letzteren mit der Ehe der Kat h a r i n a Ger 1 e i f, 00 1616den Gandersheimer Bürgermeister G g. S i gis m. S eh n 0 r , verließen. - Zu dessenNachkommen gehört 0 t t 0 v. Bis m are k. - Der Zusammenhang ist bald berichtet.7) Seine Wirtschaft bestand seit 1779 aus 1058 Morgen Ackerland und 106 MorgenWiesenwuchs. 54 eigenen Leuten und 78 Tagelöhnern mit ihren Familien aus benachbartenDörfern. in denen er jährlich allein 70 bis 80 Morgen Flachs bestellte. (Mitteilung seinesSohnes Ernst im Braunschw. Magazin 1803. Sp. 531). - Als letzte Spur der Becker findet sichdort noch die alte Wetterfahne gez. E. C. B. 1797 an der Scheune. - Zu Becker-Büttner vgl.Nachr. f. d. Verband Büttner. H. 11. Dez. 1933.97


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Eine Tochter dieser Ehe, D 0 rot h e aSe h n 0 r, ist Ehewirtin des GandersheimerKaufmanns und Bürgermeisters (1660) Ger ha r d W i t t e n, 1653 ErbundGerichtsherr aus Ahlshausen (Kreiensen).Beider Sohn J 0 ha n n e s \V i t t e n (tI673), Erbherr von Ahlshausen, Stiftssyndikusund Kanonikus zu Gandersheim, 00 1670 Anna S abi n a B ü t t ne r (1648-1703), eine Tochter des Michael B. (1599-1677) aus Eisenach/Thür. gebürtig b),Lizentiat der Rechte, seit 1633 Syndikus im Dienste des kriegsgeschädigten Stiftes,Stiftssenior, Abteirat, 1665 gefangengesetzt, belehnt zu Ackenhausen, Harriehausenund EIIierode, 00 11.1643 Anna Geite1 8 ) (tI670), (Tochter des StadtbraullschweigischenRatsherrn und Zunftmeisters He in r. G. (t 1648), (ursprünglichaus Geitelde) und der An n a ge b. R 0 er ha n d (h6sz) aus Braunschweig).Bcider Grabstein im Münster (zu Büttners DGB 89) 8).Von 5 Kindern ehelicht Anastasius Witten (1672-1763), Domherr,Syndikus zu Gandersheim, ebenfalls Stiftssenior 17°7 seine Nichte (!) A g n e 5S 0 phi a Gei tel (I 6R8-1 775) 9), Tochter des Amtsverwalters zu Schachtenbeckbei Gandersheim (1690) Pet e reh r ist 0 p h G. (1657-17°2) und derKat ha r. Urs u laB ü t t n e r (1659-1730), Enkelin des obigen Mi c ha e 1 B.d. Ä., also eine enge Versippung! (s. Gedenktafel im Münster, Abb. 4).Tochter: Lu i se W i t t e n (1723-1800) heiratet 1751 den Witwer Go t t­fr i e d Lud w i g Me n c k e n aus Leipzig (1712-62), o. Prof. d. Rechte cbd.u. zu Helmstedt, Urgroßvater des Fürsten 0 t t 0 v. Bis m are k (s. Euler, Arch.f. Sippenf. 1965, 133).Walter Gör 1 i t z weist (ebd. S. 135) darauf hin, "wie segensreich sich dieVerbindung zwischen zwei ursprünglich streng geschlossenen Heiratskreisen auswirkenkann". Er meint damit den landjunkerlich-patriarchalen, altmärkischenKreis väterlicher Bismarck-Seite (der Dewitz, Katte, der Möllendorff und Schönfeldtmit vielen historischen Adelsnamen) und den der Mencken. "Die Bismarckvon 1800 waren hochgewachsen, eisenfest, ganz adelig - ländlich und militärisch,die Menckcn mittelgroß, kränklich, bürgerlich, ganz städtisch und literarisch" (TimK lei n, 1915)' Und wir dürfen den Gegensatz: konservativ - liberal hinzufügen.Unsere L'ntersuchung zeigt einen dritten Heiratskreis auf, der bisher wenigerherausgestellt worden ist und der mit dem Ehebund der Urgroßeltern (IV), Menckcn8) Das Büttner-Grabmal im Münster zu Gandersheim, SüdflügeI: auf der Schiefertafelfolgender Text: "L. Michael Bütner, dieses Stifts Senior. 1599 am 17. Jun. zu Eisenachgeboren. 1677. 4. May stirbt zu Sellenstedt [Kr. AIfeldJ. 10. Jun. hie beigesetzet" mit dendrei Wappen Büttner und seiner beiden Frauen Löhneysen und Geite! (s. Abb. I b).Die Geitei sind als Bed


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=0004252800 Witten deutlich wird: Luise Maria Witten geht aus einem engen Geflecht vonAltgandersheimer Verwandtenehen sozialer Inzucht hervor, das das uralte Stift alsHintergrund hat. Nicht weniger als sieben Ahnen sind Stiftsbeamte: Vater, diebei den Großväter, drei der Urgroßväter und ein Ur-Urgroßvater, sämtlich inGandersheim und Umgegend wohnhaft (s. Taf. II).Man überdenke diese Zusammenhänge dichter Sippen verflechtung auf engstemRaume. Jedem Einzelnen in diesem Gefüge gaben sie für seine Stellung in derGesellschaft das ausgeprägte ständische Selbstbewußtsein, ein Zusammengehörigkeitsgefühldes Bevorrechteten und den Rückhalt, hier verwurzelt und geborgen zusein. Soweit das Gedächtnis zurückreichte, war man mit Land und Leuten in überlieferterOrdnung verbunden, an der niemand zu rütteln gewagt hätte. Noch erschiendiese wuchshafte Gliederung "von Gott gesetzt" und selbstverständlich von altersher, so ungerecht es auch vielfach zuging. Denn kaum haben wir heute noch eineVorstellung von der Untertänigkeit und den sozialen wie politischen Abhängigkeiten:des Bauern vom Junker, des Junkers vom Fürsten und seiner Stellvertreter. Undaus dem selbstbewußten freien Stadtbürger war der entmündigte Staatsbürgergeworden.Man denke aber auch daran, daß hier die Enkel der Generation des Glaubenskriegessind, Väter und Großväter der Goethezeitgenossen. Sie trugen Deutsdllandsgroßes klassisches Zeitalter, an dem wir uns noch heute ausrichten.Herrn Pastor Dr. Kurt Kronenberg und dem Verlage C. F. Hertel, heide Bad Gandersheim,habe ich für das Entgegenkommen sehr zu danken, die bezeichneten Druckstöckebzw. die Bildvorlage zur Verfügung gestellt zu haben, ebenso dem Verlage C. A. Starke­LimhurglL. (Abb.5) und der Schriftleitung dieses Braunschw. Jahrbumes (Abb.6).99


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528GERLEIF-PROBST übersidltS-Tafel (GaBISMARCKLuise Marie WITTEN1713-1800 00 Gottfr.MENCKE(N), Prof. jur.,Elise BECKER 1744-181300 1771 Philipp BüTTNER1746-1806 AmtsratClus/Ga.Anastasius WITTEN Friedr. BECKER, Amtrn.Stiftssen. Ga., 1671-1763. ClusjBrunsh'sen Ga.,00 Sophie GEITEL a. 1709-87 00 II. Chr. E.Geitelde-Braunschw. GREVE a. Larnspringe,Pastorento.IGandersheirn) Tafel IErnst Chr. BECKER,1750-1817, OAmtm. Clus,Ga. u. Steterburg 00 II.Klara GREVE a.WolfenbüttelJoh. WITTEN, Stiftssen.IGa. 1640-73 00 Anna Sab. IIse Kath. BIEDENBURGBüTTNER (To. d. •• t 1734 00 Chst. BECKERKfrn. u. Bgrnstr. SeesentMichael B., Stifttssen. Ga. 1680- 1 744IIsabe Ludovica1599-1677 00 II. AnnaSTISSER v .WendhausenGEITEL a. Braunschw.I1686-1719 00 I. Rud.t 1670)Anna Kath. GERLEIF Chstph. Frh. v. IMHOFF;, 1659-1718 00 1676 Friedr.BIEDENBURG, Bgrnstr.00 II. Konr. Detlev Graf v.DEHN, Geh. RatDor. SCHNÜR, ..• , Larnspringe, Kfrn. 4 Kd. braunschw. Minister00 Gerh. WITTEN, Kfrn. ,-----..... ,-----,.-------.,-----Bgrnstr. Ga. • 1600 A nna PROBST I 633-1703llse Dor. PROBST v.I00 I. 1657 Joh. Heinr. Wendhausen, 1661-86Katharina Heinrich GERLEIF, stift. Meier00 Joach. Chrstph.GERLEIF GERLEIF i. Altga. Wwr. STISSER 16 51-1714, Geh.oo ••• Gg. 1590-1669Rat, Gesandter, Reichsfrh.Sigisrn. Ratsherr Ga.,,SCHNOR, 1643 GutspächterBgrnstr. Ga.Philipp Ludw. PROBST,t 1614 Hornsen00 1619IIHerrn. GERLEIF,Bgrnstr. Ga. 1544-161500 Kath. KOHLER, To. d.Hans K., Ga. 00 AnnaSTEIN (To. d. Bartold St.Stiftsen. Ga.)IJoh. GERLEIF, Bg. Ga.t 1575 00 Kath. '"IHerrn. GERLEIF d. Ä.Ga. 00 •••GERLEIFIHans PROBST d. J.t 1641 erbt die Mühle,00 II. 1616, Dor.DARNEDDE Q. Gremsheim16°5-87, To. d. ?Claus D. 1583-165800 Cath. Luer,Henning PROBST,t vor 1613, erbt die Mühle00 Maria HERBST1570-1649IHans PROBST • um 1541Bes. d. Kreitelrnühle i.Altgandersh., 00 •••brschw. Kanzler u. Minister,Erbherr a. Wendhausenu. a., 1683 geadelt,1633-1718,3 x 00 •••IGg. Wilh. PROBST,1598-1636 Stiftsen. Ga.00 Dor. EI. STEIN­BRINCK a. SchöningenIMartin PROBST, HzgI.Sekr., Stiftskan. Ga., Rittergutsbes.Rirnrnerode,3 x 00 ••• , t 1611Kurt PROBST, 1548 belehnt v. d. Abtei Ga. rn. d.Land zu Gremsheirn, alteingesessen 00 •••IIPROBST 1undIIIPROBST 1100


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528FolgeVIIIVIIVIvIVII/IIIISCHNOR(5. Taf. I)Georg t 161400 Kathar.GERLEIFIDorotheaWITTEN???IGerhard,1660 Bgmstr.Ga. 00 •••Johannes t 1673 KanonikerGa. (WITTEN)Anastasius (WITTEN)1671-1763 Kanoniker Ga.I00 1707 ........... .GEITELHeinr. G. t 1648, RatsherrBraunschweig 00 1610 AnnaROERHAND, Braunschweig1589-165Z(dort Beckenwerkerfam.)IJoachim16ZI-94·KanonikerGa. 00 1653Kathar.WOLT­MANN1631-94Braunschw.IPeterChristoph1657-17°1AmtsverweserSchachtenheckb. Ga.BüTTNERHans d . .Ä. 1574-1611, Riemenschneider u. RatsherrEisenach 00 1598 Anna MERTEN Eisenach - ~AUSThür. abwandernd 17. Jahrh. n. Ga.)IMichael d. A. 1599-1677, I. U. Lic., Stiftssenior Ga.00 I. 1616 Ursula v. LOHNEYSEN t 1641 a. derOberpfalzAnna G. 1611-70 00 d. Witwer 1643IAnna Sahilla1648-1703(BüTTNER)ISophia 1688-1775(GEITEL)ILuise WITTEN 1713-1800 00 1751 Wwer. Gottfr.Ludwig MENCKE(N) 1711-61 a. Leipzig Dr. jur.0. Prof. Leipzig u. HelmstedtIBISMARCK1. Ehe I. EheIAnastasius 1645-9z,Kanoniker Ga. 00 1674Elisaheth BURCHTORFF1655-76 (Leichenpredigt)IKatharina Ursula1659-1730 (BüTTNER)Sippenkreis derGandersheimer StiftsfamilienSCHNOR­WITTEN - GEITEL undBOTTNERTAFEL 11IMichael d.]. 1633-68 a.Ackenhausen b. Ga. 00 1655Anna BURCHTORFF1635-1718 a. Helmscherode(Seesen)IJakob 1663-1706Helmscherode 00 1694Marg. EVENSEN Clus b.Ga. 1676-1743IAnton 1701-49 PastorDüderode/H. 00 AnnaLESCHENIPhilipp 1746-1806 AmtsratClus b. Ga 00 177 1 EliseBECKER 1744-1813.Amtm.To a. ausIBECKER - BüTTNER-DAMMEYER - GREVE­LANGENSTRASSEN -SCHüTZE zu Gandersheimu. Umg., SämtlichAmtmännerTafel III8 91011 1113 14ISGerh. Dorothee Michael Anna Joachim Kathar. Michael AnnaWITTEN SCHNOR BüTTNER GEI TEL GEITEL WOLT- BOTTNER BURCHd.A. 1599- 1611-7°; 1611-94 MANN d.]. 1633-68 TORFF1660 Bgmstr. aus Ganders-Gandersheim heim1677 Stifts- (Schwestersenior, (Vater von 11)von 14)Kanonikus 1 631-94(Bruder von11)auf Acken- 1635-1718hausen (S.von 10I. Ehe)Johannes WITTEN1640-73 KanonikusGandershcimIz. Ehe 1643IAnna Sahina BOTTNER1648-1703Anastasius WITTEN 1671-1763, KanonikusGandersheim (Grabtafel im Münster)IPeter Christoph GEITEL1659-1701, Stift. Amtsverwalter(5. Abb. 3)00 168100 1655IKatharina UrsulaBüTTNERISophia GEITEL 1688-1775 (10 Kinder)LUISE WITTEN 1713-1800


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Ein Gästebuch der Jacobsonschule in Seesen, 1804-1831Mitgeteilt vonGerhard BallinAls die Jacobsonschule in Seesen im Jahre 1922 verstaatlicht wurde, übernahmdie Oberrealschule als Nachfolgeinstitut auch deren <strong>Bibliothek</strong>. Diese kostbareBüchersammlung konnte vor allen Fährnissen des Dritten Reiches und der Nachkriegsjahrebewahrt werden.Neben manchem anderen befindet sich dort ein Gästebuch der Jacobsonschule,das Eintragungen aus den Jahren 1804-1831 enthält, die sowohl den Historiker alsauch den Genealogen interessieren dürften. Dieser schmale, unscheinbare Bandträgt die Aufschrift nÄlteres Fremdenbuch" und die Signatur: Archiv V, Fach 16,Z 10· Er stammt also aus dem Archiv der Schule, von dem heute nur noch Bruch:stücke dort aufbewahrt werden, ohne daß sich bisher feststellen ließ, was aus demgrößeren Teil der Akten geworden ist. Wie aus der Aufschrift zu ersehen ist, gabes noch ein jüngeres Fremdenbuch, in das sich nachweisbar im Jahre 1910 der Prinzregentvon Braunschweig anläßlich seines Besuches in Seesen eingetragen hatte. Dieserzweite Band ist nicht mehr vorhanden.Die Jacobsonschule wurde im Jahre 1801 von dem Kammeragenten undFinanzier des Herzogs von Braunsdlweig, Israel J acobson, gegründet. Der Stifterwollte das Bildungsniveau der jüdischen Knaben heben und sie in einer Art Gewerbeschulefür ein Handwerk oder für die Landwirtschaft vorbereiten. Dieser Planwurde auch von Herzog Kar! Wilhelm Ferdinand von Braunschweig unterstützt.Da es aber schwierig war, Lehrstellen bei Handwerkern zu finden, und auch derAnkauf von Ländereien auf \Viderspruch bei der Regierung stieß, entwickelte sichdie Schule bald in einer anderen als der ursprünglich geplanten Richtung. Nachkurzer Zeit äußerten auch christliche Bürger den Wunsch, ihre Kinder in dieseAnstalt schicken zu dürfen. Jacobson kam diesem Ansinnen um so lieber nach, als erversuchen wollte, durch gemeinsamen Unterricht die Kluft zwischen Christen undJuden zu überbrücken.In den folgenden Jahren wuchs das Interesse an der jungen Anstalt. Geistlidle,Beamte und Offiziere kamen zur Besichtigung und trugen sich bei dieser Gelegenheitin das Gästebuch ein. Schon die ersten Eintragungen sind bemerkenswert. PastorKarl Witte aus Lochau kam auf Einladung Jacobsons nach Seesen, um als Pädogogesein Urteil über die Anstalt abzugeben. Im Jahr zuvor hatte er bereits die ErziehungsanstaltenPestalozzis besucht und darüber berichtet. In Seesen traf er ProfessorHäberlin und Abt Lichtenstein aus Helmstedt an. Unterstützt von diesen beidenexaminierte Witte die Schüler einen ganzen Vormittag. Danach gab er ein sehr101


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigpOSItives Urteil ab: "Selbst das bisher Geleistete übertrifft meine Erwartungenschon bei weitem." (37)Zu einem Glanzpunkt in der Geschichte der Schule wurde die Einweihung derneuerbauten Synagoge am 17. Juli 1810 auf dem Gelände der Anstalt. Auch in denzeitgenössischen Berichten kommt das Besondere dieser Zeremonie zum Ausdruck.Das Königlich "Vestphälische Konsistorium der Israeliten mit seinem PräsidentenJacobson an der Spitze führte den Festzug an, der sich zur Synagoge bewegte. Esfolgten die Beamten des Königreiches und die evangelische Geistlichkeit der Umgebungsowie katholische Priester aus Goslar und dem Bistum Hildesheim. Vondiesen Gästen haben sich mehr als hundert in das Buch eingetragen. (38)Im Gästebuch fehlen allerdings manche Namen von bedeutenden Besuchern, dienachweislich die Schule besichtigt haben; so zum Beispiel der berühmte Historikerund Königlich Westphälische Generaldirektor des öffentlichen Unterrichts wesensJohannes v. Müller, der am 28. Mai 1808 nach Seesen kam. Es findet sich auch keineEintragung von der Hand des Königs ]erome von Westphalen, der am 10. April1809 mit seinem Gefolge in der Schule dinierte, einem Schülerkonzert beiwohnte underst am nächsten Vormittag weiterreiste. Auch der Name des Seesener Pastors ErnstMitgau fehlt, welcher der Schule und deren Direktor, Hofrat Benedikt SdlOtt,nahestand.Die Eintragungen so vieler Offiziere mögen daher stammen, daß diese in demstattlichen Gebäude der Schule einquartiert waren.Manche Namenszüge sind nicht einwandfrei zu entziffern und zahlreiche Gästenicht mehr zu identifizieren. Es kam auch vor, daß Gäste von fremder Hand eingetragenwurden. Hinter der jeweiligen Eintragung wird mitgeteilt, was sich über dieeinzelnen Personen ermitteln ließ.Seite II. Der Minister v. D 0 h m nebst Familie, Aug. 1804, - Christi an Wilhelm v. D., • Lemgo11.11.1751, t %9. 5.1820, Diplomat in preußischen und 18°7-1810 in westphälischenDiensten.2. Herr G eim3. Justizrat Heb e r lei n, d. 27.4. 18°5, aus HeImstedt, - KarI Friedrich H., • HeImstedt5.8.1756, t ebd. 16.8.1808, Staatsrechtslehrer, seit 1786 Prof. in Helmstedt,Herausgeber des "Staatsarchivs", in dem eine Bittschrift Jacobsons an den Kurfürstenvon Baden wegen Aufhebung des Juden-Leibzolls abgedruckt ist (Staats archiv XI. 43)'4. Abt und Ober Consistorial Rath Lichtenstein, d. 27.4.18°5 aus l-Iclmstcdt,­= 338, Anton Au g u s t, L., bis 1810 Prof. theol., 1799-1816 Generalsuperintendentin l-Ielmstedt (10, 1°7).5. Pastor W i t t e, d. 1.5. 1805 aus Lochau bei Halle, - Dr. phil., Pfarrer in Lochauan der Elster, Pädagoge. • Pritzwalk (Ost Priegnitz) 8. 10. 1767, t Berlin 1.8. 1845(I, 34. Percy Ernst Schramm hat ausführlich über ihn, seinen Sohn und die Ahnenberichtet).6. Professor E m per i u s, d. ll. 5. 1805 aus Braunschweig, - = 70 = 305 Johann FerdinandFriedrich E. eBraunschweig 23. I. 1759, t ebd. 21.10. 18ll, 1788 Prof. derklassischen Literatur am Collegium Carolinum, 1801 Hofrat u. Kanonikus am Cyriakus­Stift zu Braunschweig, 1806 Direktor d. herzogI. Museums, während der westphälischenZeit Lehrer in Geschichte und Englisch an dem in eine Militärschule umgewandeltenCollegium Carolinum, nach Wiederherstellung des Herzogtums und der Anstalt wiederProf. der klassischen und eng!. Literatur und Mitdirektor (15, 6, 93).102http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=000425287. Canzley Rath Tell kam p f, d. 3.6. 1805 aus Bückeburg8. Rath Be e k er, den 2.6. 1805 aus Gotha9. Doctor Wa rb u r g, d. 21. 5.1805 aus Halberstadt, - ? Wolfgang W., -1779, immatr.Frankfurt-Oder 18. 9.1802, stud. med. aus Halberstadt (16)10. Professor Ku n z e, d. 21. S. 1805 aus BraunschweigII. Organist 11 ase n baI g, d. ll. 5.1805 aus Braunschweig, - ? Johann FriedrichHasenbalg, Gesangslehrer am Martineum zu Braunschweig, t 185912. Instrumentenmacher B 1 u m e, d. 12. 6. 1805 aus Braunschweig13. Organist Müll er, d. 12. 6. 1805 aus Halberstadt14. Kaufmann Selig Ra f fa I 0 w i s z d. 14.5. aus Dubno bey Brody15. Collaborator M ar k s, d. 16.4. aus Halberstadt16. Doctor G u m per t s, d. 16.2.1805 aus Göttingen[Bis hierher ist die Aufzählung von einer Hand geschrieben.]17. Ober Thierarzt San der aus Braunschweig, d. ll. 6.180518. Kaufmann W i t t e aus Hamburg, d. 17.5.180519. Ober-Jägermeister v. We ich s, d. 2 I. 6. aus Bindclade, - Die Familie v. W. hatteJahrzehnte die Domäne BilderIahe bei Seesen in Pacht.20. Professor D ü r raus Nassau Oranien, d. 6. rz. 1804u. Bertha Wo I f f aus Dresden, d. 16.6.1805u. Hellene Mo ses aus Leipzig, d. 16.6. 180523. Seckel? Mo ses aus Leipzig, d. 16.6.180524. Pastor Lu n ger s hau sen aus Braunschweig, d. 3°.6.18°5, - Johann WilhelmJulius L., I798-18rz Pastor an St. Ägidien und der Garnisonkirche in Braunschweig(14, 41)25. Theodor B r a n d aus Südpreußen, d. 30.6.26. Kaufmann K 0 eh aus Hannover, d. 2.7.27. Generalsuperindentent K lüg e 1 aus Gandersheim, d. 11. 7., - Johann Christian K.,1773-1781 Pastor eoll. in Braunschweig an St. Ägidien, 1804-1815 Generalsuperintendentin Gandersheim (14, 40 u. 16).28. Subconrector Zirn m e r man n aus Osterode, d. I 1.7. 18°5, - = HO? Johann HeinrichZ., Subkonrektor der Lateinschule in O. 1797 (17).29. Kin d, Privatlehrer aus Braunschweig, 17.7.30. Kaufmann Sc hit taus Gandersheim, d. I 1.7.31, Drost Egidi v. Campen aus Braunschweig, d. 15.7.-32. Nathan Ja co b 5 0 h n aus Hamburg, d. 18.7.33. Lion Berent Fra n c k aus Braunschweig 18.7.34. Ernst Friedlich Wa ern i c k e aus Nordhausen35. Co A. v, Bö t t ich e r36. Land Commissär Sud t m e y e raus Brallnschwcig Ir. 8.37. War n e kr 0 s, Dr. med. aus Greifswald 15.8.38. Inspectorin K Ü 5 t e r nebst Tochter aus Stadtoldendorf 16.8.Seite 239. Hofrat Lueder aus Braunschweig, - -Bielcfeld 176o, tJena 1819.1786 Professoram Carolinum in B., 1797 Hofrat, 1810-1814 Prof. d. Philosophie in Göttingen, seit1817 in Jena.40. Lion L e v y von Halberstadt, 19. 8., - sein Sohn Samuel Levy war J acobson-Schülerv. 21.4. 1806-21.9. 18°7 (18)41. G r ego ire, II aout, - Henri Graf G., ·Veho (Dep. Meurthe) 4. rz. 1750, t Auteuil­Paris 28. 5. 183 I, kath. Theologe und einer der extremsten Anhänger des Gallikanismus,eifriges Mitglied der Nationalversammlung und des Konvents, setzte sich sehr für dieGleichberechtigung der Juden ein, 1791 Bischof von B1ois, später zur Abdankung gezwungen,widmete er sich ganz historischen Studien. Er schrieb in seinen 1805/06erschienenen "Observations Nouvelles sur les juifs" über die Schule und seinen Direktor:1°3


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528"Seesetl un hourg situe entre Brunswidt et Goettinque: la en 1801 fut fonde sous lenom modeste d'':cole, un college po ur les enfants juifs par Jacobson. IJ en est confie ladirection a un homme rempli de lumiehe et de zeHe, M. Sdtottlaender, conseill': du courdu Landgrave de Hessen Darmstadt, qui prepare une histoire de sa Nation" (31, 4(1).41. D ego 1 a Eu s t ach e , pretre de Gene, 12 aout.43. Hofrat duR 0 i nebst Sohn aus Braunsdtweig, - Julius Georg Paul du R., Geh.Justizrat, Hofrat, -Braunsdtweig 1754, t ebd. 1815 erwarb sidt besondere Verdienstedurdt die Reform der Armenpflege in der Stadt B., seit 1806 erster Direktor der Armenverwaltung(16).44. ••. ." Staatsminister v. M ass 0 waus Berlin 9. 9., - E. J. \V. F. v. M., 1798 imMinisterium der geistlidten Angelegenheiten, t Stettin 18 I 6.45. Geheimer Justiz u. Ober Consistorial Rath Ru d 0 1 phi allS Berlin, 9· 9.46. Kammer Presidcnt von W e deli (Wedeln?) aus Halberstadt47. von Gör s ehe n Kam(m)er R(e)f(eren)darius48. Wilhelm E n n a e e n s u s, Pastor in Medttshausen49. Georg Wilhelm G roß, von Bremen Kaufmann50. Cammer Assessor Pr e u s 5 aus Marienwerder in WestpreußenSI. Fr. Sehmid, 18.9.180551. Johann Friedridt von R i es e, würddicher Kayserlicher Rath exeonsul senior, ältererSchöff und Senator zu Frankfurt am Mayn, am 15.9.18°5, - -Frankfurt a. M. 6. Il.1745, t ebd. 17.6. 18°9, Mitglied der Gesellschaft Frauenstein, seit 1791 Ratsherr, seit1793 Sdtöff und 1803 älterer Bürgermeister. (19).53. Franz 0 b er t h ü r, geistl. Rat und Professor d. Theologie zu Würzburg, am 17.9,,­• Würzburg 1745, t ebd. 30.8.183 I, Dr. theol., Professor d. Dogmatik an d. UniversitätWürzburg, (36/610)54. Doet. Weg se h eid er, Repetent der Theol. Facultät zu Göttingen 17.9.18°5, -Julius Aug. Ludewig W., Dr. phi!., 1771-1849, Prof. in Rinteln, seit 1810 in Halle(10, Register, ZI. Nr. z077I).55. Joh. L. B ü e k 1 er, der beiden Rechte Candidaten aus Göttingen 13.9.18°556. Bemhard Sei i gm an n der PhiJos. & Staatswissensdtaften Befl. aus München, - Sohndes Hofbankicrs u. Staatsrates Simon v. Eichthai, der am 18.7.1814 in den bayr. Reidtsfreihermstanderhoben wurde, immatr. Göttingen 7.4.18°4 (u, Nr. 10436).57. Frau v. Pa w eid. 19. 9. nebst ihrer Todtter der Frau v. S t rom b e e k58. Emil Pr i n z v. He 5 sen, d. 5. 10.59. Gustav P r i n z von H e s sen60. 'Wilhelm von B ode Landgräflidt IIessisdter Kammerrath und Kammerherr, nebstseiner Frau61. Ante Bi d e au x de Lausanne le 6. 10. 180561. Minna von C a m p e63. Lieutnant von K 0 1 ha n sSeite 364. Oberpürmeisterin (!) von W eie h s geb. von Brabedt, Seesen I 1.9, 10.65. Frau von Sie r s tor p f f geb. v. Brabedt - 00 Kaspar Heinrich v. S. • 1750 t 1841,braunsc:hweigisc:her Oberjägermeister.66. Herr v. W eie h 5 11. 10.67. Cammer Rath W i I k eIS. 10.68. Forst Seeretair Me 1 s h e i m e r 15. 10.69. F. G. Be e k e r studios. Götting. aus d. Westphälisc:hen70. Hofrath Ern per i u saus Braunsc:hweig, - = 6 = 30571. J. F. Se h m i d Königl. Preuß. Feldprediger beym Hoc:hfl. Dragoner Regiment Churfürstvon Pfalzbayern, 16. 1[.180571. Fahnenjunker von der Goi t z vom Regiment Churfürst von PfalzBaicrn73. von Bar n e r I. Lieutnant im Königl: preuß: Laibregiment Curassier74. Wal t er, König!. Preuß. Feldprediger beym Regiment von Kleist 3. [1. 1805


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig75. Levy Na t h a n von Halberstadt d. I I. u.76. Abraham Moses B u d i n ger, 27.2.1806, - aus Kassel -178377. Joseph Moses B u d in ger aus Cassel, 27.2. - \Vie der vorige Sohn des BankiersMoses Büdinger, der seit 1811 Hofbankier des Landgrafen war. Ein weiterer SohnMeyer war Jacobson-SdJüler von 18°4-1806 (18).78. Ruben Samuel G um per t z aus Berlin, 23.3.1806, - Bankier, eifriger FördererjüdisdJer Reformen und besonders der ]acohsonsdJule, ·Berlin 5.8.1769, t ebd. 9· 3·1857 (2, 354, Nr. 642); aus Anlaß seines BesudJes stiftete er der Anstalt den Betrag von1500 Talern in Gold (2.9/41).79. Dr. Ne h r kor n aus Gotha, 17· 4. 180680. Oberforstmeister Freihr. von Bi b r a, H. 4.81. Lazarus \Volff JI e r t z allS BevcrungenSeite 482. Bernhard Meyer aus Einbeck, 14.3.180683. Abr. Jos. Co h n aus I-Ielsingfors, - Sein Sohn Emanuel war Jacobson-SdJüler v.10.5.1806-6.2.18°9 (18).84. Peter Joseph K I ö p per, Hofkammerrath aus Hildesheim, 12. 6.85. K. J. Ti e b e, Collahorator a. Halberstadt, 5.7. 180686. Pastor W i g ger s zu Altenhagen im HannoversdJen, 8.7.87. Johanna K a y se r n geb. (Kreidcln?) von Höxter, 8.7.88. Henriette Sc h u s t e r zu Hemmendorf im HannöversdJen, 8.7.180689. L. F. S te g man n in I-Iöxter, 8.7. 180690. Frau Oherforstmeister von Ca m p e n auf KirdJberg, - Caroline v. C. geb. Söllig,- HasselfeIde 1766, t BraunsdJweig 25. 3. 1836, 00 KirdJberg 30. 7. 1793 Carl l-IeinridJEckhard v. Campen (22).91. Prediger B re y man n zu KirdJberg, - = 312, Friedrim Ferdinand B., 1790-1814Pastor in KirdJberg (14, Xl3), - 1759, t 1814 (4, 162).92. Herr Candidat Pet r e aus AdJim93. Prediger W. C. L ü der s von Hedeper94· Auguste L ü der s am 13. 6. 1806 [Eintragungen 9D-94 von einer Hand]95. Frau Geheime Rätin M ahn e raus BraunsdJweig, - Geh. Kammerrätin I-Ienriette M.geb. Ribhentrop, eine bekannte Sängerin.96. Demoisell M ahn e r97. Demoisell Ha s seI98. Frau Cammer Rethin S t 0 e f f I e raus Neiße99. Carl S ach se, Professor in Heiligenstadt, 23.6.1806100. Conzertmeister L. S p 0 h r aus Gotha, - Louis Sp. Dr. h. c., Generalmusikdirektoru. I-Iofkapellmeister in Kassel, - Braunsmweig 5.4. 1784, t Kassel ll. 10. 1859; er verbradJteeinen Teil seiner Kindheit in Seesen, wo sein Vater als Arzt wirkte. Dieser waraum als Arzt für das Jacobsonsme Institut vertraglidJ verpflidJtet worden (3, 5).101. Dorette S p 0 h r geb. SdJeidler, 24.6.1806, - Erste Ehefrau des vorigen, 00 Gotha2..2..1806, Dorothea Henriette SdJ., • Gotha 2.. H. 1787, t Kassel 2.0. 11. 1834, berühmteHarfenspielerin.102. MidJael Levin C r a m e raus BraunsdJweig, - Hof juwelier in Br. t ebd. 5. 9. 181 I (23)103. Professor und Hofrath Hell w i gaus BraunsdJweig, 15· 7. -= 313, Dr. Johann Christian Ludwig H., am Collegium Carolinum 1743-1831 (4, ll5)104. Geheimer Canzley Secretär B 0 s s e aus BraunsdJweig, 15. 7.105. Chr. Hr. Unland106. C. F. Pr eie her? Kaufleute aus Magdeburg, 18.7.Seite 5107. Anton CI e v e aus Wülfinghauscn im HannöversdJen 16.7.108. Carl CI e v e aus dem HannöversdJen, 19.7. 18061°5http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528109. W. L. S pie s, part. zu Jerxheim mit seiner Tochter Caroline Spies110. verwittwete E p h r a i m (V e i tel?) geborene Lea Kann, 11.7.I 1I. Enoch He y u m (Halle?), 11.7. 1806, - Vielleicht Enoch Hayum Halle, Kaufmannin Frankfurt am Main, • 1778, t 18nI IZ. CharIotte Wo I f f gebohrene Spiegel aus Berlin 12..7.1806, - Schönchen Wolffgeb. Spiegel, • Frankfurt-Oder 1768, t Berlin 3°.3. 1834. 00 Dr. med. Joseph 'Volff,(1, Nr.8IS)'II3. K ö h I e r aus Bremen114. Mos. Kramer aus EupenIIS. Lei n f eid e raus Eupen, 16.7. 1806116. Tim a e n saus Braunschweig117. Johann Friedrich B r äse raus LangensalzaII8. J. Ch. M. S p i tt e I a Jena 18.7.1806119. Georg F. Lahthausen aus Bremenuo. Johann Christ. S tat nebst Sohn aus der Stadt 11m in Sachsen111. S. Me y er aus Braunschweig111. S. Benj. Sc h w ab e aus Dessau, - Samson B. Sch., Sohn des Handelsmannes BenjaminSch. Sein Sohn Levi Samson Sch. war Jacobson-Schüler v. 1.1.18°5-17.9.18°7 (18).u3. Ludwig Andreas W i t t e k 0 pp, Pastor zu Destedt, - L. A. Daniel W. 1776-18II P.in Destedt.114. Friedrich Kat her, Pastor zu Bilderlahe, - Er ist der katholische Priester, von demder Ausspruch bei der EinweIhung der Synagoge in Seesen überliefert ist, "dass die Zeitvorbei sei, wo man seine eigentümliche Religion auf eine eifersüchtige Weise geliebthabe, gleichwie eine dahingealterte Gattin auch eben keine Eifersucht mehr einzuflößenpflege ••." (13,131) = 170u5. Silvester K e (r) n s t ein, Hofbauinspektor zu Hildesheimu6. Carl Albrecht Ferdinand B eck aus Braunschweig und Pastor zu Kloster Kluß undDankelsheim, - 18°5-1818 P. in Clus (14, 70)u7. Sallemon S t r a ß bur gaus Osterodeu8. A. B. Schlesinger aus Frkft. a. M. 1l.8.1806, - Abraham Bemhard Sch.e Rosenberg/Schlesien 1763, t Frankfurtll.hin 18.4.183%. Gründer der Firma A. B. Sch.,Handlung in sächsischen u. schles. wollenen und baumwollenen Waren 1798 (19)'u9. Löb Abraham Reis aus Frkft. a.M. 1Z.8.1806, - eebd. 1761, tebd. 15. u. 1831.Gründer der Firma L. A. R. & Comp., Seidenwaren u. Samt (19)'Seite 6130. J. Ln ci u s u. Sohn aus Erfurt, 10.8.1806 Fabrikanden,131. J. Pro h a s k y u. Sohn aus Erfurt. Kaufmann 10.8.131. Friedrich Carl Mi e d in g, Handlungsdiener in Erfurt133. J. Karl Lu ci u saus Erfurt, Il. 8. 1806134. Sophie B u d ach aus Potsdam135. Gustav Mi Ich s a c k aus Iserlohn136. Wm Fleischer aus Braunschweig 11.8.1806137. H. G. Zer ren er, König\. Preuß. Consistorial- u. Schulrath wie auch Kirchen u.Schulen-Inspektor u. Oberprediger zu Derenburg, den 19.8.1806, - = 187, HeinrichGottlieb Z., Generalsuperindentent, • Wernigerode 8.3.1750, t Derenburg 10. I 1.1811


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528142. Elisa Hel f f taus Braunsrnweig, 15.9. 1806143. Berenice Windmüller aus Pyrmont, 15.9.144. Jeanette U I man aus Weimar, 15· 9.145. Sol f Professor zu Hildesheim, 15.9. 1806146. Simonette Hel f f taus Braunsrnweig, 15· 9.147. H. G. Eng e 1 b r e c h taus Wolfenbüttel, - Georg Friedrirn Gerhard E. • 'WoIfenbüttel9. I. 1769, t ebd. I. I. 1847, Prokurator (6, 72) = 368.148. von Be e ren General Major v. d. Cavallerie149. Hai be, Lieutenant150. v. Eck ar d t s t ein? Lieut.151. v. W in te r f eid, Lieutnant u. Adjudant151. v. Red ern, MajorSeite 7153. Bai k e? Reg(imen)tsrnirurgus154. A. Be rn d t? auditeur155. Mau v i I Ion gebohrene Scipio. 17.9. 1806 aus Wolfenbüttel, - Ehefrau des OberstleutnantsJacob M., eines Freundes Mirabeaus und Professors am Carolinum in Braunsrnweig,1810: Colonel deo M., rnef de l'etat, major du ministre (4, U. 3).156. T rap p, 17.9.1806 aus Wolfenbüttel, - vermutlirn Ernst Christian T., • 1745, t Wolfenbüttel1818, ebenso wie Joarnim Heinrirn Campe einer der Hauptvertreter des Philanthropinismus,Professor der Pädagogik in Halle, 1783 übernahm er Campes Erziehungsanstaltin Hamburg, 1786--1790 Mitglied des Srnuldirektoriums, später gründete er inWolfenbüttcl ein Erziehungsinstitut.157. A. Ph. Eh I e r saus Halberstadt, Collaborator der Domsrnule daselbst, Seesen, 2. 10.1806158. E. B rau n saus Burnumhausen159. W. B rau n saus Bomumhausen, - aus Bornhausen, wie das Dorf bei Seesen heuteheißt.160. Auguste V. B r ( au n s c h w e i g -) L ( ü n e bur g), Aebtissin zu Gandersheim, ein fröhlicherTag, d. 6. 10. 1806, -Auguste Dorothea, Prinzessin von Braunsdlweig-Lüneburg,• 1.10.1749, t Gandersheim 10.3.1810. Strombedc srnildert sie als klug und geistreim,sie war die Srnwester des regierenden Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand. Sie stand unterdem besonderen SdlUtz König J cromes, da sie eine Großtante der Königin war. Diese Eintragungbestätigt den Bericht Strombedcs, narn dem sie mit ihrem Gefolge an einer Feierim Jacobsonschen Institut teilnahm. Nur kann es ni rnt die Einweihung der Synagogegewesen sein, wie Strombeck irrtümlim angibt, sondern wohl eher, wie aurn Zimmermannvermutet, die Feier der Grundsteinlegung zum Tempelbau. Hofrat SdlOtt erwähntzwar in den Briefen an seine Braut den Besuch der Äbtissin und der Dechantin, ohneaber einen besonderen Grund dafür anzugeben (13, I 161 U. 231.11, 86. - 4, 110. -24, 3J. - 35. S. 14).161. Caroline Ulrice Amalie ... 6.10.1806, - die Dechantin, eine Herzogin von Co bur g.161. F. von G r 0 ne aus G., - Abteirat in Gandersheim, Schwager von 163 und führtenach dessem Fortgang die Geschäfte der Abtei.163. F. von S t rom b eck, - = 3°1, Friedrirn Karl v. Strombeck, kgI. westphälischerBaron, • Braunsrnweig 16.9.1771, t 1848, 00 \Volfenbüttel 1.4.1799 Anna v. Bülow.Abteirat (Geschäftsführer) der Äbtissin von Gandersheim, seit 1801 in Braunschweig inden Diensten der Äbtissin. In westphälischen Diensten wurde er Präsident des Civil­Tribunals zu Einbeck, dann in CcIle lind Staat~rat in Kassel.164. Henriette von G r 0 n e, geb. V. Strombeck 6. 10. 1806, - Ehefrau von 162, Schwestervon 163.165. Johann Joarnim Es ehe n bur g, Hofr. U ..•. rath in Braunschweig, 6. 10.1806, -Professor am Carolinum, Shakespeare-übersetzer, • 8. IZ. 1743, t Braunschweig 19. 1.1810.1°7


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig166. Johann Wilh. Gottlieb Wo I f, Kirchenrath und Domprediger d. 1.10., - = 198,Pastor 1789-1823 am Dom (14, 43).167. Johann Carl W i t tin g, ältester Prediger an der Magnuskirche in Braunschweig,14.10.1806, - 1800-1824 Pastor an St. Magni (14, 46).168. Clemens von B r ab eck169. Friedrich Me y er, Hofmeister des jungen Grafen Brabeck, 16.10.1806170. Kat her, Pastor zu Bilderlah 16. 10. - = 124171. 1 e B run, secrI!taire du Gal de Don Gouverneur de Bronsvic 22. 11. 1806171. Oberstlieutnant M u f d. 16.11.1806173. Oberstlieutnant Gen t i 1 do.174. Salomon Jacob Co h e n, Lehrer aus Berlin 1.4.18°7, - Im Auftrage Jacobsons hatteer übersetzungen aus dem Hebräischen angefertigt (Psalmen) und diese in Verse gesetzt,die dann von Meyerbeer u. a. vertont wurden (30).175. Mendel He ins e aus Hamburg 20.4· 1807176. Jacob Sc hot t I ä n der aus Beriin 20.4.18°7, - • Altschottland bei Danzig 24.6.1776, t Bad Freienwalde 6.6. 1844. Bruder des Direktors der Jacobsonschule, des HofratesBenedikt Schottländer, der sich damals dann Schott nannte. Schottländers SohnJulius August heiratete eine Tochter des Hofrates, seine Söhne Eduard und Heinrichwaren Schüler des Seesener Instituts.Seite 8177. vom Kalugischen Regiment Kaptein Gustav v. B u ß au w, [wiederholt in kyrillischenBuchstaben in russ. Sprache].178. Vom 10. Jegerregiment Ober Leitenant Sud 0 W t sc h i k 0 ff [in der russ. Eintr.:Sudowschinoff] .179. Louis Pie h 0 n, Comette au Regiment d'ObriopoIle, [wiederholt in nicht einwandfreiemRussisch]. .18o. v. Hau er, Lieut. beym Groß Herzog!. Bergischen Infanterie Regiment, gebürtig ausDüsseldorff (Herzogtum Berg).181. von Ca 1 e n b erg, Königl. Preußischer Lieutnant im Infanterie Regiment Gen.Feldmarschall v. Möllendorf aus Berlin 27.4. 1807181. Jitte Dan i e I aus Hannover, - vielleicht Gitel Daniel, geb. Esriel, t Hannover 19· 3.1819 (8, Nr. 375)183. Madame J ü dei aus Hannover, - vieIleicht Mirjam Jüdel, geb. Heller, t Hannover19.3.1819 (8, Nr.417)184. Bendix Minna (?) ausIlannovcr185. H. G. v. S t r u v e in ... K. Diensten186. Gustav von Struve, 3.6.1807 (beide) aus Braunschweig187 .... Me yen be r gaus Wolfenbüttel, 13.7. 1807188. A. L. (?) M ahn e raus Braunschweig, 13.7.189. Madame v. d. 11 0 r staus Osnabrück190. Regt. Quartiermeister Ku p pis eh aus ZülIichow191. Jannette Be h ren saus Pynnont 13.8.1807191. Esther Be h ren saus Pyrmont dato193. Carl Dei 0 r m e de Brunsvic 6.9.18°7, - = 385?194. Mi 11 0 n, Grad. phannacien dc S. M. I'Empereur et roi, 6.9. 1807Seite 9195. Mad. de Gemmingen196. Ad:ct d e \V eie h saus Hildesheim, 12.9. 1807197. Madmoiselle du Bel v e u x198. D. Loh man n aus Grene, 5.10.18°7, - Greene bei Kreienscn199. G. H. Loh man n aus Wolfenbüttel100. F. S. Loh man n stud. theo!. aus Helmstedt108http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528ZOI. Regierungs- und Consistorial-Präsident zu Halberstadt von Bi e der see war hiermit großer Zufriedenheit, und fand seine Erwartung übertroffen, den 26. IO. 1807Z02. M a hirn a n n, Referendarius der Regierung zu Halberstadt, 26. 10.z03. A. H i r s c h von Cassel, - Abraham H., Landschreiber = Vorsteher der jüd. GemeindeKassel.204. S. M. S i mon von Casselz05. W. v. Nu y saus Hamburg 3. 12. 1807z06. Fr!. v. Sc h lei ehe raus Lemgo207. Dar u, Intendant de Brunsvic le 26. I 1.18°7, - Marcial D. gehörte der provisorischenRegierung des Königreichs Westphalen in Braunschweig an. Inspecteur aux revues(9, 435)·z08. Graf Sc h u I e n bur g Domdechant, IJ. H. 1807z09. Cammerherr v. B ra neo n y denselben Tag, - Franz Anton Salvatore v. B., kgl. westphäl.u. kgl. preuß. Kammerherr, Landrat, Reisemarschall, • Neapel 3 I. 10. I76z, t ... ?(S, I, 346)210. W e y dem an n? Dechant des Pauls Stifts und Policey Bürgermeister? zu Halberstadt,14. u. 1807ZI I. Sei I er, Justizbürgermeister und Stadtrichter zu Aschersleben, 14. I2. 1807Z Il. 0 I d e cop, Superintendent zu Salzwedel, 3. 1. I801!1I3. Sc h u I z, Justizdirektor zu Osterburg eod.1I4. (G. Gör i n g?) Oberbürgermeister und Stadt Richter zu Neu-IIaldensleben.ZI5. Friedrich Andr. Kr aus e aus Salzwedel, Tuch FabrikantZ 16. Kriegsrath Mal c h u saus Hildesheim, - Staatsrat in westph. Diensten.1I6a. Cammerherr v. Man dei s loh, 17· 7. 1809ZI7. Cammer Director (Stißer, Stutzer?) aus (Magdeburg?) (beide) 1. I. 1808Seite 10ZI8. Major S tut zer aus Braunschweig, 14. I. 1808, - Schwiegersohn von 155. Er gehörtedem Kriegsgericht an, das in Braunschweig die Schillschen Soldaten zum Tode verurteilte.Stutzer war der einzige, der gegen das Uneil Einwände erhob und deshalb aufBefehl Napoleons eingekerkert wurde. Zuletzt war er in Braunschweig Oberstleutnant.t I811 (4, 117).119. Staatsrat v. Wolf rad aus Cassel, 24. I., - Gustav Anton Graf v. WolHradt, • Bergenauf Rügen ... , t auf Rügen 13. I. 1833, Braunschweigischer und westphälischer Minister,Hofrat bei der Justizkanzlei in Wolfenbüttel. 00 T. d. Consistorialpräsidentcn v. Knudtaus Braunschweig, (13, H, 282).HO. Michel Be er, Advocat aus Nancy 23.2.1808, - In Frankreich wurde er stets "Beer"genannt, • Nancy 1780, t ebd. 4.7.1843, Advocat, Sekretär d. Sanhedrin an der UniversitätGöttingen unter König Jerome, 1817-1823 deutscher übersetzer im franz.Auswärtigen Amt (10, 189).22 1. Wo r m S de Metz, eod. - Direktor Schott beridltcte eingehend über den Besuch desMichel Beer und seines "braven Begleiters Worms" an Jacobson (30, III).2U. Graf v. B r ab eck, 15.3.1808. - Maire von Seesen, Bericht des Direktors Schottan Jacobson vom 17.3.1808 über diesen Besuch " ... und trug mir auf, an den edlenStifter dieser wohltätigen und einzigen (das sind seine Worte) Anstalt tausend Empfehlungenzu bestellen" (30,111).223. Regierungs Assistenzrath Lu ca n u s aus Halberstadt, 1.4. 18082z4. Domvoigt W e y he aus Magdeburg, 1.4.225. Herzog!. Direktor der jüd. Schulen Dav. Fr ä n k e I aus Dessau, 6.4.1808, - Direktorder Franzschule in Dessau, Herausgeber der Zeitschrift "Sulamith". Dr. phil., • Berlin20.7.1779, t Dessau 18.5. 1865 (10, 184, Nr·74).226. Staatsrat u. Brigade General v. L e pe I, IZ. 4., - In westphäl. Diensten gab es mehrereOffiziere des Namens.227. Cammer Condukteur Ha h n aus Breslau, 15.4.1°9


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=000425282.18. Ja 11 i v e t, Jean-Baptiste-Moise, ]9.4. 1808, - Mitglied der provo Regierung, 1808Minister für das Rechnungswesen, Staatsrat (9, 437).2.19. GoI d s tue k er, Cammer CommissaJ:ius, Brt:slau, 2.S· 4.:130. Dir k sen a. Königsberg in Preußen,2.31. Simon Mayer le 2.6.avril 18082.32.. H. U. Se lli g, Pastor in Naenscn Amts Grene, :u. S. IS08, - Johann Andreas ChristianS., Pastor 1787-1818 in Naensen.2.33. Metropolitan Sc h n a c k e nb erg aus Kassel, 14· S.:134. Obrist v. D ö r n be r g, 2.3. S., - Friedrich Wilhelm Kaspar Freiherr v. Dömberg,Oberst in westphäl. Diensten, stellte sich 1809 an die Spitze eines Aufstandes gegendie Franzosen, der aber bald niedergeschlagen wurde, da das westphälische Heer sichnicht daran beteiligte. Er floh nach Böhmen und kam später als russischer Generalwieder nach Deutschland. • Hausen b. Hersfcld 14.4.1768, t Münster ]9· 3. 18so.235. (G. v. BI u m e n t haI ?) aus Magdeburg, 18.6.236. Medicinal Rath Dr. V 0 i g tel aus Magdeburg, 18.6.1808, - Friedrich V., Medizinalratund Direktor des Hebammeninstituts in M. (II, 101).237. König!. Rath (C ars t e n sen ?) aus Magdeburg eod.238. Probst Röt ger aus Magdeburg239. Domvicarius L 0 0 g? aus Magdeburg140. W e dem e y er, Hof und Canzleyrath aus Hannover :11. 6., - Dr. Georg ChristianFranz W., zuletzt Vizepräsident des Ober-Appellations-Gerichts in Celle, • Eldagsen,t ebd. 29.11.1841, immatr. Göttingen 17.10.1792. (34).:141. David F ri e dIa end e raus BerIin, :u. 6. IS08, - = 4]3, (141 und 2.41, nicht eigenhändig).241. Professor W 0 I f sah n aus Breslau, 2. I. 6. 18082.43. Madame L ö b b eck e geb. Stähler, 4.7., - Wilhelmine Elisabeth L., geb. Bl'3unschweig1761, t ebd. 1816, T. v. 244, 00 Bankier Carl Friedrich L. • Iserlohn 1761,t Braunschweig 1813 (2.6).144. J. H. S t ä h I e raus Braunschweig, - Johann Heinrich Sc. Weinhändler in B. (16).145. Gustav L ö b b eck e, - • Braunschweig 1797, t Marienbom 1870 (16).Seite I I146. lIofschuIlehrer, Cand. J. Chr. F. Hol I e aus Hannover, - Johann Christi an FriedrichH., • Gättingen 9.7. 17S3, ISn-IS]7 Pastor in Gelliehausen, IS]7 aus dem Pfarramtausgeschieden.2.47. HofsdlUIlehrer Eberh. Died. H. I-I e g e w i s c h aus Hannover, 11.7. ISOS, - Hof- undKüchenschreiber Eberhard Dietrich Hermann H., • Hannover I. 9. 1767, t ebd. 10. 10.1841 (34) = 387.148. Dr. G. A. G. M ü h 1 e n bei n, l-Iofrath. Stadt u. Landphysikus zu Schöningen,16.7. 1808249. G. He n r i ci, Dr. der Philosophie, 18.7.1808, - Dr. Georg H. verfaßte 1809 einGedicht über die Jacobsonschule. Vgl. Steinschneider, Katalog Bodlejan Oxford, Col1038 Nt. SI09 (31,461 Anm. I).150. Ernst Wilhelm Gott!. Kir ehe r, Rathsbuchdrucker in Goslar 2.8. 7. 1808, = 304.2.5 I. Bernh: Jul: Fried: Kir ehe r, Postverwalter zu Greene, ll.7., - t Greene 1814(n, 447. Grabmal erw.).151. G. K ö n i g, Advocat und Substitut in Northeim, 3°.7.1808253. J. H. Wo eIe k er, Postcontrolleur in Einbeck, 10.8. I B082.54. Dr. J. H. Kr ü ger, Prorector in der Schule zu Friedland in Mecklenburg, IS. 10. IB08255. M. Me y e r genannt Schweitzer aus Breslau, 19.11.1808156. S. J. Ab rah a m s 0 n aus Coppenhagen, S. n. 1808157. C. Sc h u I z, Kammerassessor aus Königsberg in Preußen 15.3.1809lSS. A. L. So n t h e i m e raus Heilbronn, ]9.3. 1809259. S. Sourmont Kr a u t h e i m e raus Krautheim, 19.3. 18092.60. Paul Sc h n aas e mit seinen Kindern aus Danzig und mit110


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528%61. Demoiselle Fa b e r von Berlin, 13· 7· 1809161a. Cammerherr v. Man dei s loh 17· 7.%6%. G. J. D 0 r s eh, Candid. u. erster Lehrer der Universitäts Tödlterschule in Göttingen,4. 10.%63, Heinrich Na u man n, Doctor Medic. aus Berlin 11. 10.%64. Minister Reinhardt in Cassel, 13.11.18°9, - Karl Friedrich R., später Graf R.,• Schomdorf i. Württ. 1.10.1761, t Paris 1837, zunächst Hauslehrer, 1799 franz.Minister d. auswärtigen Angelegenheiten, von Napoleon an den Hof nach Kassel alsGesandter beordert. Er war ein hervorragender Diplomat, der auch nach 1815 unterden Bourbonen als Gesandter Frankreichs am Deutschen Bundestag tätig war. MitGoethe führte er einen ausgedehnten Briefwechsel.26S. Geh. Canzl. Seeretair H ahn aus Hannover, - Conrad Gottfried Hahn, späterCommerzrat, • Hannover 5.5. 1766, t ebd. 8. 1. 1837 (34)·266. Meyer Herz Be e raus Berlin 9.4.1810, - Zweifellos bezieht sich diese Eintragungauf den Komponisten Giaeomo Meyerbeer, dessen ursprünglicher Name, Meyer Sohndes Jaeob Herz Beer war, den neuen Namen hatte er erst 18zz angenommen. Es istbekannt, daß er seine Teilnahme an den Einweihungsfeierlichkeiten der neuen. Synagogezugesagt hatte. Er wollte auch eine eigens dafür von ihm komponierte Hymnedirigieren. Ob das geschehen ist, ließ sich schon 1910 nicht mehr feststellen. Ein BriefM.s hing eingerahmt im Speisesaal der Jaeobsonschule.Brief von S. J. Cohen an Jaeobson v. 1.4.1808 " .•. besonders habe ich den Montagsgesangfast ganz umgearbeitet und ihn der Musik des liebenswürdigen Herrn M. Beerdurchaus anpassend gemacht .•. Wenn Ew. Wohlgeb. befehlen, möchte ich zur Einweihungdes Tempels eine Einweihungs Cantate anfertigen, wenn Sie, wie ich hoffe,mit der Musik des Montagsgesanges zufrieden sind, so glaube ich eben diesen Componistenzu bewegen, die Musik dazu zu machen und ich habe allen Grund, es zu glauben,da er für Sie und Ihre Vorhaben sehr eingenommen ist •.. "


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528König aus Braunschweig, Vater des preuß. Generals Constanz Arnold Aug. Friedr.Viktor von Voigts-Retz, späteren Ehrenbürgers der Stadt Scesen.186. Postdirektor 0 e s t e r r eie h, - Anton Ernst Wilhelm Oe. 1761 Postexpedition,1773 Postmeister, 1812 Postdirektor in Seesen, t Seesen 28.7.1822, Vater von 340 (15).187. H. G. Zer ren er Consistorial Rath, Superintendent u. Oberprediger zu Derenburg,- = 137288. T. C. G rot r i an, Superintendent zu Seesen, - Theodor Christoph G. 1795-1814Sup. in Seesen, 1786-95 Pastor in Lutter, 1814-19 Abt von Amelungsborn und General·superintendent von Holzminden, (14, 176).189. A. W. Graf Sc h u I e n bur g, senior Capituli zu Gandersheim190. Wilhelm Gottlob K n i t tel General Superintendent der general Inspection Braunschweig...... , -1786-1800 Pastor an St. Magni, 1800-1818 GeneraIsup. in Braunschweig,1819-15 Abt in Königslutter.191. G rah n Oberdomprediger zu Halberstadt291. Frau Hofräthin Sc hot [durchstrichen, weil Gastgeberin?], - Therese geb. Franc,Tochter des Hof juweliers Franc aus Paris, • 14. 8. 1790, t Seesen 8. 1 I. 186o (ihr Grabist von einer großen gußeisernen Platte bedeckt). Ehefrau des Direktors der Schule,Benedict Schott, t Seesen 3 1.7.1846293. L. Sie m e n s, Generalpächter von Lutter und Bodenstein, Canton Maire. - Oberamtmann194. N. F. Gel h ud, Canonicus und Notar,195. Oeconom J. F. Sie me n s, Provisorisch Canton Maire Adjunct.Seite 13296. Pro v e n c a I, Secretairc ... inspectcur des finances du Royaume de westphalie, -1810 secretaire general in Kassel (7).297. Dr. G. H ass e I, Divisionschef im Ministerium des Innern zu Casse1, - 1810 dcuxiemeDivision (7).198. J. W. G. Wo I f f, Kirchenrath und Domprediger zu Braunschweig, - = 166.299. D. Christian Friedrich Bemhard Au g u S tin, Domprediger zu Halberstadt300. C. Heu s i n ger, Professor des Katharineums zu Braunschweig, - Conrad H. • Wolfenbüttel2.8.1752, t 1810, Leiter des Catharineums, Professor am ColI. Carolinum (17).301. Dorctte v. S t rom b eck aus Wolfenbüttel,3°1. v. S tro m b e ck zu Einbeck, - = 163303. G. He n r i c i aus Goslar, - = 149?304. Ernst Wilh. Gott!. Kir ehe r, Buchdrucker in Goslar, - = 250.305. Joh. Ferd. Friedr. Ern per i u s, Hfr. Prof. an d. Ecole Milit. u. Conservator derMuseen zu Braunschweig. - = 6 = 70.306. Godehardt 0 n t r u p, Pastor d. kath. Gemeinde in Goslar.307. Friedrich Me y er, Pastor der Kirche S5 Cosmae et Damiani zu Goslar.308. H u r leb u s eh, President des Criminal Gerichts des Okerdepartements, - 1810 amCour d'Appe! (7).309. Louise Hurlebusch310. J ac 0 b s 0 n, President des Israelitischen Consistoriums, - Israel ]., • Halherstadt17.10.1768, t Berlin 14.9.1828, Dr. phi\. h. c. der Universität He1mstedt, Bankier inBraunschweig, Hof- und Cammeragent verschiedener Fürsten, Besitzer mehrerer Güter,Präsident des isr. Konsistoriums in Kassel und Gründer der nach ihm benannten Schulein Seesen, versuchte den jüdischen Gottesdienst und das Schulwesen zu reformieren,erbaute den J acobstempe1 in Seesen, in dem zum erstenmal eine Orgel erklang; es wurdedie deutsche Predigt und der deutsche Chorgesang eingeführt. Die Ausstrahlungen seinerReformen machten sich bald in ganz Deutschland bemerkbar, von dem orthodoxenJudentum wurde er deshalb abgelehnt oder bekämpft. Der 1938 verbrannte Tempel, wiedie Synagoge in Seesen allgemein genannt wurde, war für das deutsche Judentum einkulturhistorisches Bauwerk ersten Ranges.111


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528311. Christian Gottlob B r 0 e der, Pastor zu Beuchte u. Weddingen31%. Friedridt Ferdinand B re y man n, Prediger zu Kin:hberg und Ildehausen. - = 91.313. G. L. K eid e I, Amtmann aus Gittelde314. Joh. Wilh. Meyer, Pastor zu Herrhausen, pp., - 1801-1816 Pastor in H. (14,11%).315. M. M. Mansfeldt316. M. L. C r a m e raus Braunsdtweig, - = 101317. Fried. Vieweg aus Braunschweig, - Friedridt Hans V., der bekannte Verleger,• 11. 3. 1761 , t Braunsdtweig 15. 11• 1835.318. H. W eie h s]19. C. F. Po c k eis]Zo. J. W. S. R 0 sen bau m, Prediger zu Gittelde, - Johann Wilhelm Samuel R. seit1801 P.adj. 1802-1824 Pastor in Gittelde, 1814-1822 Superintendent (14, 88).311. Isaac Hertz Samson aus Braunschweig, - Bankier in B. -13.1.1778, SchwagerJacobsons (28, T I D).321. Friedrich Ein e m ? maire aus Halberstadt313. D. Joh: Christ. Ludewig Hell w i g, Prof. der L. \V. Milit. Schule in Braunschweig, -= 1°3Seite 14314. Meyer Herz Sam s 0 n junior aus Braunsdtweig, - Sohn des Landesrahbiners HertzSamson, Bruder von 31%, • 24. 11. 1783, t 10. I. 1861 (18, T I D).315. Friedridt R ö ver, Prediger zu KI. u. Gr. Rhüden, - Johann Heinr. Friedr. R. 1805bis 1814 Pastor in Klein Rhüden (14, JlS)'3 z6. Dr: Johann Heinrich S eh m i d t praktizierender Arzt zu Braunschweig317. J. He i n e man n, K. Westphälischer Konsistorialrath, - Jeremias H. nannte sichaudt Hieronimus H., war für Sdtulsachen zuständig, Herausgeber der Zeitsdtrift"Jedidja", hielt bei der Einweihung der Synagoge eine Rede, die auch gedruckt vorliegt.318. J. A. H. J 0 s e p h, Maire adjoint zu Scesen, - Johann August J. 1806-1818 Stadtkämmerer,t Scesen 29. 5.1818 (25).329. Joadlim Carl Friedrich Ni t sc hk e aus Braunschweig330. Levy Gumpel Sam s 0 n aus Wolfenbüttel, - Ehemann von 381, stammt aus Amsterdam,wo sidt dieser Zweig der Wolfenbütteler Familie 1811 "Sterk" nannte, t \VoIfenbüttel1827.33 I. G. Fr e yen hag e n ? Cano(nicus) i. Gandcrsheim332. Ru d 10 ff (Pächter des Gudes?) President Jacohson333. Friedr. Wilh. Sc h rad er, Doctor der Philos. aus Göttingen334. Ruhen Me y e r sie h t, Kaufmann aus Göttingen335. Friedridt Ferdinand S t 0 I I e, Apotheker zu Langelsheim336. Moritz I tz i g, der Kameralwissensdtaft Kandid. a. Berlin, - vermutI. M. I., - 21. 10.1787, t Leipzig 13.5.1813 an den Wunden, die er in der Schlacht bei Lützen empfangenhatte.337. Carl August Sc h n eid er, Hauslehrer zu Kirchberg338. Anton August Heinridt Li eh te n s te i n. Es lebe die Gegenwart! - = 4.339. Christ. Georg (W ahn sc h mit t?) aus BilderlahH0. Franz Joh. Heinr. 0 es t e r r eie h, Friedensrichter des Cantons Seesen, - - Seesen29· 2.1772, t ebd. z9. 3.1853, 1794 Advocat, Postsekretär, 1800 Stadtkämmerer u.Ratsassessor, 1806 Bürgermeister von Seesen (z5).141. M. A.? B r in k me i er, Notar des Cantons Seesen und Westerhof34z. H. L. Bö t t ehe r, Prediger in Langenholtensen bey Nordheim343. H. F. Re t t s ta d t, Oberförster des Lautenthaler Forstbezirks344 ..•. L. B r i n k m eie r, Canton Maire345. L e v i t a, Rabbiner. Es lebe die GeseIIsdtaft, - Ober-Rabbiner in Osterode.346. He i n e man n Senior, Syndicus gad GydiII3


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528347. Samuel L. E g ger s, Rabiner zu Braunschweig, - auch Sabel Eger genannt, Landrabbiner,• Halberstadt 9. 6. 1768, t Braunschweig 3. 12. 1841. Er nahm an der Einweihungsfeierdes neuen Tempels teil, lehnte jedoch bald Jacobsons Reformpläne abund bekämpfte sie.348. 0 s t hau s Canonicus des Stifts S. Cruds in Hildesheim, - = ? 1811: Dechant, aufdem Moritzberg bei Hildesheim.349. S. Ehr e n be r g, Inspector der Freischule zu Wolfenbüttel, - Samuel Meyer E.• Braunschweig 16. 10. 1773, t Wolfenbüttel H. 10. 18n, Inspector der Samson-Schulein W. über die Schule, die Jacobsons Schwiegervater begründete, vgl. Braunschwcigisches<strong>Jahrbuch</strong> 1968, S. 61 f.350. Kai kar, Consistorial Rath und Rabiner, Simon K., Mitglied des Konsistoriumsfür Schulsachen.351. Fr. Otto Pr e m per, Prediger zu Oelber am Weißen Wege, - Johann FriedrichDaniel Otto, Pastor in Oelber 1798-1831 (14, 143).351. Heinridt (Gustav?) Ra k e n i u s, Prediger zu Beinum im Canton Salzgitter.Seite 15353. M. S te i n ha r d t Consistorialrath u. Rabiner, - Mendel St. für Theologie.354. J acob Elias Me i e r s t ein .•. aus Einbeck355. Johann Friedrich War n eck e, Prediger zu Lutter 3m Bberge. - 1795-1814 Pastor inL. (14, 135).356. J. G. He i n rot h, Org: von Nordhausen, - Vater des Lehrers der JacobsonschuleDr. Günther H. • 1790. Dieser ging 1818 als Musikdirektor der Universität nadtGöttingen. Er leitete die musikalisdle Darbietungen bei der Feier.357. G. H. Go t t s c hai k, Hof Musikus aus Braunschweig358. Sosman Mi ehe Iss 0 h n aus Elberfeld359. Friedrich Aug. Wideburg, Dr. philos., - -17SI, t 181S. Rektor der L'niversitätHelmstedt seit 1778, 1779 außerord., 1784 ordentl. Professor der Philos., 1794 Prof.der Eloquenz und Poesie, 1799 Hofrat, blieb nach der Auflösung der Hochschule alsDirektor des Pädagogiums in Helmstedt. Er schrieb den Brief, der Jacobson mit demDokument der Verleihung der Ehrendoktorwürde übersandt wurde (Jo, II).360. Fr. Ne h r kor n, Amtmann u. Maire zu Oelber am weißen Wege.361. W. S P 0 h r, Königl. Westphäl. Bau-Conducteur, - Wilh. Sp., Kammerbaumeister inBraunschweig, • Seesen 14.4. 1788, t Braunschweig 14.3. 186o, immatr. Göttingen13.10.1806: Baukunst (H, Nr.11313).361. Ludewig Ernst 11.1 e y er, Pastor zu Bornumhausen im Canton Seesen, - Pastor inBornhausen 1810-1817 (14, 3S).363. Friedr .••.364. Der Oberamtmann 0 s t hau s von Wöltingerode36S. Der Konsistorialrath Fr ä n k e I aus Kassel, - David Fr., Mitglied der Israel. Konsistoriumsfür Schulsachen.366. Lehrer J. A. Li 5 t ?367. Meyer S u s s man n, Banquier von Halberstadt368. G. F. G. Eng e I b r e c h t, Tribunal Prokurator in Wolfenbüttel, - = 147369. G. J. W. S te i n a c k er, Commißair in Braunschweig370. C. B. Kr a n n } chKaufleute in Brauns weig371. D. W. Krann371. Charlotte B red e I a waus Derenburg.373. Freude Me y e raus Göttingen.374. Dorette Me y e raus Göttingen375· J. J. Theveny aus Cassel114


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528376. M. Ja c 0 b s 0 n, - Meyer J., ältester Sohn des Stifters der Schule, • Halberstadt14.8.1789, t London lI. 6.1877, begr. Seesen. Bankier in Berlin, Rittergutsbesitzer aufSchulzendorf bei Berlin, Ehrenbürger der Stadt Seesen, stiftete 1851 die JacobsonscheWaisenanstalt in Seesen. Kurator der Schule 1828-1868. (39)377- Link ?378. Röschen Ja c 0 b s 0 n, - Tochter des Stifters, • 1791, 00 Adolf Schlesinger aus Leipzig(18 T.).379. Minna 0 p pe n h e im, - Ehefrau von 380, Tochter des Nathan Gumpel (Samson)• Berlin 13. 5. 1756, t Braunschweig 30. I. 1835.Seite 1638o. Ezechiel N athan 0 p p e n h e i maus Braunschweig, - • Amsterdam 7. 8. 175 I, t Braunschweig4.8. 1826381. Frommet Hertz Sam s 0 n aus Wolfenbüttel, - Ehefrau von 330, Tochter des LandrabbinersHertz Samson, • 28. I. 1760, t 18. 5. 1815, Schwägerin von Jacobson.382. Jette Ehr e n b erg aus Wolfenbüttel, - Ehefrau von 349, Henriette geb. Ma~s,• Kassel 1771, t \VoIfenbüttel 1845383. Franz Diederich C r a m e raus Osnabrück beim Herrn Präsidenten384. Frederika Sam s 0 n aus Amsterdam, - T. v. Levy Gumpe! Samson? • 8. IZ. 1790,00 H. Königswarther in Fürth.385. Carl Delorun aus Braunschweig, = 193?386. J. E. K ü s t er, Kön. Preuß. Gesandter zu Cassel, H. 7.1810, - Geh. Legationsrat,beobachtete das Leben am Hof in Kassel und berichtete eingehend an König FriedridtWilhelm von Preußen.387. E. D. H. He g e w i s c h, Lehrer an der I-Iofschule in Hannover, - = 147388. Carl v. 0 f f e n, 389. Otto v. Bio m e, 390. Adolph v. Bio m e, 391. WilhelmK n i p p i n g, 391. August K ni p p i n g, 393. George v. B rem er, 394. Diedridtv. Klenck, 395. Diederidt v. Decken, 396. Louis Gudewill,397. Friz v. Bob e r s , 398. Gottfried Dei e v i e , 399. Carl v. Hin übe r,400. Ferdinand Ebeling, 401. Wilh. Hegewisch, 401. H. A. Mügge,alle aus Hannover.Seite 17404. C. J. J aus man n aus Allersheim405. Joh. Henr. K e s sie raus Cassel406. L. C. N a gel jun.407. Friedrich Bi e r man n408. K ü s t er, König!. Preuß. Geh. Staatsrat u. Gesandter am Casselsdlen Hof, H. 7.1810, - nidlt eigenhändig = 386409. v. Re i n e r t (kg. preuß. KayserI?) Staatsrat 25.8.1810410. Friedridl Wilhelm Hau ehe c 0 r n e, Professor und Prediger in Berlin, 28.8.1810411. Charlotte Hauchecorne4IZ. Liebermann M. Sc h I e s i n ger aus Berlin 10,9.1810, - L. Moses Sdl!. • Frankfurt/Oder14.2.1758, t Berlin 19.8.1836 (1, 181, Nr.482).413. Dd Joadtim F ri e dia end er aus Berlin, 10.9.1810. Die nidlt ganz zu entzifferndehebräische Eintragung lautet: "Heil dem Manne, der ein Gotteshaus baut in Geredttigkeitund es aufrichtet in der Gnade Gottes," Dann Psalm IZ I? "Großes hat der Herran uns getan ...", - David J. F. war ein eifriger Förderer der Reformen, erster Jüd.Stadtrat von Berlin, • Königsberg 6.2.175°, t BerIin 25. IZ. 1834 (2, Nr.250).414. Jeaneete Schlesinger (Wwe?) aus Dresden, 10.9.1810.415, Rosalie Sc h I e s i n ger, 10. 9" - Ehefrau von 411, geb. Nauen, • Berlin 10.8. 1762,t Berlin IZ. IZ. 1813.416. Oberst Spiegel zum Diesenberg nebst Familie, 9.9.1810so 115


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528417. A. La fon t a i n e mit Familie, - August L., Romanschriftsteller, • Braunschweig 1758,t 1831, (31, 64).418. F. A. Nie m e y er, stud. illr., - Franz Anton N., Dr. jllr., Professor der Rechte zuMarburg und Halle, ord. Prof. zu Greifswald, Konsistorialdirektor, Sdlwager von 417.• 1790, t 1867. Nach freundlicher Mitteilung von Prof. Hermann Mitgau war er 1810in Seesen und hielt um die Hand der Tochter des Pastors Mitgau an, die er 1815heiratete (4, In).419. Oberst v. R 0 e der aus Braunschweig410. v. Ra e der aus Braunschweig411. Hofrath u. Hofräthin duR 0 i aus Braunschweig, - = 43411. Gräfin Philippine von B r ab eck zu Söder413. Marie B u c hol tz aus Münster nebst ihrem Sohn414. F. B. B u c hol tz415. Rath und Räthin D ru f f et (oder D ru ff eI?)426. Can. u. Aßessor D ruf f e t sämmtl. aus Münster, 15.9. 1810427. Madame Da 1 m be r t ...... Ie. 16.9.428. C. M. Da 1 m b e r t ... du Casernement du royaume de Westphalie Ie 16.8.1810429. Brigade General Carl von Met z, in König!. Westphälischen Diensten, - 1810 gabes einen General de Motz?430. Frau Hauptmann v. Se h m i e d von Halberstadt43 I. Li n gern a n n, Schulrektor von Heiligenstadt, - Hans Georg L., Direktor u. Professorder Akademie von Erfurt.Seite 18431. Brigade General von K 1 ö S te r 1 ein, ... Stallmeister seiner May. des Königs v.Westphalen u. Commandant der 2. Milit. Division, - 1810 Envoyer d'honneur du roi.433. Martin K ahn aus Großlogau, 13.10.1810434. Hofrath Heimbaeh aus Luclum, 13.11. 1810435. Obrist a longe d e Be a u v e set? Commandant en chef der Rekrutierungs .... inKönig!. 'Vestphälischen Diensten.436. Auguste E t u m e? ... aus Mannheim, 2 I. 2. 181 I437. Simon Da 1 m b e r taus Mannheim438. J. Lazarus TI e ren h a r d taus llraunschweig, 21.1. 181 I, - Jod Lazarus ll., • Aub,Bay. 19. 6. 1744, t Braunschweig ...439. H. L. Be ren ha r d t auß Brnswg. 1 1.1. 18n, - • Braunschweig Dez. 178 I, t ebd.16.9. 1834, Sohn v. 438.440. J. Kam 1 a h. Lieutnant de premier Regiment d'Infanterie leg.441. Sc h 1 e i t er, Lieut. du I. Regiment d. Infanterie Legere441. Levy Hirsch L ö wen t haI aus Wolfenhüttel. 11.3., - • 1778, 1808 Administratordes Philipp Samsonschen Hauswesens (33).443. Wilhelmine K ö r t e, aus Halberstadt 15.3.181 I444. Dr. Wilhelm K ö r t e aus Halberstadt, eodem445. Heinrich W e i t h man n aus Northeim446. Guts Verwalter Fis ehe raus 1mbshausen447. Prem. Lieutnant (v. Si 1 ein ?) im I. leichten westph. Chasseur Rgt. u. Rekrutierungsoffizier.448. Carl Sc h ü 1 er, Post Secretaire aus HiIdesheim, 19.3. 181 I449· J. c. B r a nd e s von ClausthaI, 17.3.181 I450. Heinrich Wilhelm S tal man n, stud. theol. in Göttingen45 I. Friedrich Ern s t, stud. jur. e. oecon.452. Diedrich Ü 1 t zen, stud. theol. in Göttingen453. Eduard Ale n, stud. theol. aus Magdeburg454. H. Hell man n, stud. theol. in Göttingen455· deS al au ren e y s, Cap .... Demastin Enseigne de vaisseu dans Ia marine francaise,9. a vriI 181 I ??II6


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig456. Dr. Karl W i t t e, d. 2. May 1811 zum zweiten male, Siehe p. I-NB. diesmal mitmeinem Sohne, Studenten in Göttingen,456a. Kar! W i t t e , - = 5, Karl W. jun. Rechtslehrer, Danteforscher, Professor in Breslauund Halle, • Lochau bei Halle 1.7.1800, t Halle 6.3. 1883457. Samuel Wolf aus Bon nebst seinem Sohne 6.7.1811458. Fräulein v. S te i n aus BraunschweigSeite 19459 .... G run d, Clausthal, Revisionsschreiber460. A. H. B 0 d e, ClausthaI, Zehntschreiber461. •.. G r u bin (Grulun?) Secretair der RechnungsDirektion461 .... Ern s t, desgl. Eleve des Silberhüttenwesens, alle 14. Mai463. F. H. Kr a m er, Seesen464. DeI i u s? Göttingen ... des Leine Dep. 16.5.1811465 ... Prefecturrath a. Göttingen eod.466. Red tel, district Baumeister467. B. A. Woll b erg in Einbeck468. Simon Gut e n s t ein in Homburg469. Joh. Friedrich S t r u v e ... dant aus Magdeburg470. Abr. Louis G r uso n Student aus \Voimirsieben, gebt. in Magdeburg471. Heinrich S t ru v e, Student aus Magdeburg471. Johanne Red tel aus Northeim473. Gotthelf Kir s t e n, stud. jur. aus Göttingen 1. 6. 1811474. A. Kir s t e n aus Göttingen 1.6.1811475. Joh. Fried. Kir s t e n, Director d. Gymn. zu Göttingen 1.6. 18n476. J. Mo s s ° n aus Berlin, 4.6.1811, - Josef M. Kaufmann in Berlin, Schwiegervaterdes Komponisten Meyerbeer, • Berlin 14.5.1768, t ebd. I. 4.1834 (1, Nr. 556).477. A. Mo s s ° n aus Berlin, 4. 6.478. Henriette Fe r n e hol tz aus GosIar, 7.6. 1811479. Sophie K 0 eh aus Goslar 7.6.480. Apothekenn D ü n hau p taus Wolfenbüttel, 8.7.481. Hauslehrer A. Wen d taus Martenbüttel bei Gifhorn, 14.6.481. S pan gen be r gaus Braunschweig 13.6.1811483. He n ne b erg, = 277, der Präfekt484. Kriegsrath S te i n b ach, Inspecteur des öffentlichen (?Schatzes) zu Casse!, 16. 8. 1811Seite 10485. J. C. Totzioff aus Holzminden, 17.6.1811486. H. D. Tot z I 0 f f Handlungsdiener aus Braunschweig 17.6.487. Eliasar Joseph Ho 11 a n der, Firma Joseph Jacob Hollander U. Sohn aus Altona,25. 6.1811488. Gräfin zu 0 r t t e n bur g489. Gräfin von der S c h u 1 e n bur g490. Fräulein von B r 0 k e n bur g491. C. C. F. KeIl ne r, Dr. Juris advocat conseille de la Cour de Brunsvic, 3· 7.492. Eng e I h a r d Apcllationsridlter zu Cassel nebst Frau und Tochter, 4.7., - (7): Courd'appe! deuxicme section.493. Cammerherr V. See 1 ho r s t nebst Frau und Tochter aus Ballenstedt, 10. 7. 18n494. K. Sie v e kin g zu Cassel, 8. 8. 1811495. V. W i n tz in ger 0 d e, König!. Inspecteur der Forsten zu Heiligenstadt, 11.8.1811496. Lieutnant v. Ar n s ted taus Heiligenstaut, u. 8.497. Friedensrichter Ge b e r taus Giittingen498. (C a r 0 n eck?) Conducteur in Casscl499. J. W. 11 eil i ger, General Inspecteur aus Cassel, 20.9. 1811117http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig500. E. F u I da, Districts Controlleur der indirecten Steuern aus Einbeck, eodem.S0l. H. Kästner, Pastor zu Salzdetfurt, 13.10. 18II501. A. B i I I erb eck, Cantor zu Salzdetfurt503. Graf v. d. Sc h u I e n bur g (Prefectur ... ?) Deputierter, war mit vielem Vergnügenbei dem geografischen u. historischen Unterricht gegenwärtig.504. Dr u c k er, ••. rath aus Hachenburg . .. . •.Seite 1150S. Comte d e Für s t e n s t ein, - Dieser hieß ursprünglich Lecamus, er erhielt die Titelder ausgestorbenen Diede zum Fürstenstein. Seine Vermählung mit einer Gräfin v.Hardenberg stellte eine der wenigen Verbindungen zwischen dem neuen französischenund dem alten deutschen Adel dar. Die Fürstenstein gehörten auch zu den wenigenfranz. Adeligen, die nach 1813 in Deutschland blieben.506. Adelaide Csse d e Für s t e n s t ein, - geh. v. Hardenberg507. v. GoI sec k (oder v. Gotsch?) Obristleutnant508. F 0 I I e n i u s groß herzoglich hessischer Obrist, 17. 1. 1811509. A. Fe r g las Prm Lieut. und Brigade adjudant, '1.7.1. 18n510. B r ü c k n er, Obrist u. Commandeur der ersten Baadischen Colonne, Seesen, 29. 1. 18115I1. d e Die m ar, General Command(an)t des Leine Dep(a)rt(e)m(en)tsn. Louis R 0 b e r t, Comm el des guerres Westphalie5 13· T h i eIe man n, Artiste Veterinaire en Chef du Regiment Royal d' Artillerie514. W i I I e ••. am I. 3. 1812.5 15· Graf Hoc h b erg, General der badischen Truppen516. v. Rau s ehe n pI at t, Ohrist It. Commandant des I. leichten Westphälischen Inf.Batailons517. Oe (a I e y e I? general aide de camp, de S. M. le Roi de Westphalie le 7.3. 18n518. (Fillantbange?) le 1l.3.519. Laufray, le H.3.520. S. T run e I I e, ...... le 11. 3.511. Obristlietenant v. 0 s t hau s, 15.3. 18nSeite 1'1.51'1.. Meyer L e v y, Banquier von Wes cl, bei seiner Durchreise alhier Sesen, 7. 4. 18 n513. Joh. Gottfr. Fis c h e n he c k Inspecteur und Lehrer der Militair-Industrieschule inBraunschweig nehst Frau, 10. S.524. Christ: Heinrich Fe i se, Prediger in Echte, mit Frau, 10.3.515. Friedrich Jacob Fe i se, Geld und Wechsel Mac1er aus Braunschweig, 10. S.516 .••• [die ganze Eintragung ist unleserlich gemacht worden.]517. von Sc h m i e d, Major und Commandant zu Braunschweig, 9.6.518. der Ritter Be r c a g n y, President des EIbe Departements, 18.6.519. der Pastor S pan hut nehst Frau, 17.7. 18n, - Johann Friedrich JuHus, Pastor1804-08 in Helmstedt, 1808-13 in Leinde, 1813-19 in Süpplingenburg, 1819-18 inSalzgitter-Lichtenherg, 18'1.8-58 in Vorsfelde, 1834 Superintendent (14).530. Der Pastor Nie t e raus Halherstadt, 18.6. [518-53° nicht eigenhändig].53 I. Superintendent E g ger s, 7. 7., - Bernhard Friedrich, 1767-1 8u Pastor in Harlingerode,seit 1781 Superintendent, (14, 103).531. Jean antoine alexis G u i g n e d ' alb 0 u Commissaire des Guerres au service de France533. Der neue Secretair Mall i n c kr 0 t haus Cassel, 1.8.534. (v. K lei d?) Prefect des Leine Depart. eodem.535. Amtzrat Kr i ger von Strausberg536. General d e Bon gar d, le I 1.9., - Almanach 1810: General de Bongars, Capitaineen premier in Cassel.537. Baron de Merville eod.118http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528n8. J. Jph Lab at aus Bilbao in Spanien. 1.9.1811. - ? Juan Joseph Labat, Biscaye, bell.lettr. immatr. Göttingen 14.1. 1811 (11, Nr.11951).539. Sc h ach t ru paus Osterode, 10.10.1812, - Johann Friedrich S., Fabrikant, Oberfaktorder Berghandlung, Begründer der Bleiweißfabrik am Scheerenberg in Osterodeam Harz, • 1773, t 1811 (17).540. Pastor Z i m m er man n - eod., - Johann Christi an Z. (= ? 18), seit 1805 Pfarreran St. Marien in Osterode, 1810 zweiter, 1818 erster Pfarrer an St. Ägidien (17)'541. Louise M a t h i e u aus Hildesheim, 10.10.Seite 13541. Si g n 0 r e t ti, chef de bataillon au I I. 3.1813543. Le General de Brigade Baron d '0 u ll e n bur g544. Le capitain Sau I t e aide de Camp, 13· 3.545. M. Duc r 0 s sou Inspecteur aux revues ... au Grand quartier General de l'armeeS 46. von S c h 0 e n b erg, Großherzog!. Hessischer Obrist. 13. 4.547. Bon zar es nie V adjt General chef d'Etat major de Cavalerie le 18.4.1813548. Le Oe F red 0 Colonel du g R ..•549. Le Colonel E. Dukermont, 1. 14.4.550. Le Lieutnant Colonel S im 0 n e a u aide de Camp de General ...551. Nie m 0 j 0 w ski, Capitaine adjudant major au 9. Regiment de Lanciers Polonaisau service de France551. Le General Bai t u ssn. Le Colonel Lab a r cl e, auache au I. Corps de Cavalerie, le 16.4.554. Carl C rom e, stud. theol. in Göttingen aus Halberstadt, 11.5. I8q555. Eduard Nie man n, stud. rned. e. chirurg. in Göttingen aus Halberstadt I I. 5., -Sohn d. Medizinalrates N., immatr. Göttingen 13.5. 1813 (11, Nr. 13717).556. Julius Ru b 0 stud. jur. aus Halberstadt, 11. So. - Vater war Lederhändler, immatr.Göttingen 18.10. I81l (11, Nr. 13613), Dr. jur. Privatdozent in Halle, • Halberstadt9.6.1794, t Berlin 13.3.1866 (10, 176, Nr. 10).557. Baron d e Ba s t e n e II es, General de Brigade et Equiyer d'honneur de S. M. leRoi de Westph. le 13.6.1813558. Doctor San der aus Nordhausen, 13.7.559. Heinr. Jul. Nie d man n, Conrector zu Clausthal, 7.8.560. W. Fr. L. He cl d e w i g, Revisor bei dem Rechnungs Revisions Bureau der Harz Divisionzu Clausthal, 7.8. 1813561. V. Lob e nt hai, König!. Preuß. General Major561. V. Bel 0 w, Obrist und Commandeur des Littauischen Dragoner Regiments.56]. (v. K 1 ö s c h e ?) Oberst564. V. S c h a e t z e I, Major p. p.565. (v. Dei tee k e n?) Lieutnant ... alle am 28.2.1815Seite 14566. V. H ü n erb ein, König!. Pr. Gen. Lieumant 18.1.1815567. Bertha v. H ü n erb ein568. Ulrich V. H ü ne r bei n569, Mad. Ba e t c h e570. Bon deS e r a i n e eh a m ps? Co! de Schönfeld, Major571. Friedrich Ludwig Erbgroß Herzog von Me c k I e n bur g Sc h w e ri n 15. j. 1815571. von Bot h, Großherzog!. Meddenburg. Schwerinscher Obrist u. Brigad.573. Major Graf von B ass e w i t z, Adjudant Sr: kön: Hoh: des Erbgroßherzogs574. Major V. B r a n den s t ein575. Lieutnant V. Ra v e n576. V. L ü t z 0 w, Ordonanz b ....577. Dorothea G r i m maus Pernun?, 31.7.1815II9


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528578. Carl Friedrim G r im m, Apotheker aus Pemau, in Livland579. Cammerath v. G run? (Craun?) 4· 7. 181S580. C. J. C. Ru wen 5, Advocat aus Holland, 6.9. 1816581. E. 0 1f e r man n, Gen. Maj., 5.6.1816581. N. Aar 0 n s, stud: jur: Götting: 16.9. 1816583. E. Goi d b erg aus Posen, 3°.9.584. Gd. v. d. S eh u I e n bur g W 0 I f s bur g, IZ. 11. 18 I 6, - Karl Friedrim Gebhardv. d. Sm.-W., • Braunsmweig 21.3.1763, Präsident der Ständeversammlung, gest. alsBraunsmwg. Staatsminister. (H, 12) t Braunsmweig 25. IZ. 1818.585. (M. J. v.) Sie r s tor p ff586. Domdemant v. d. Sc h u I e n bur g nebst Gemahlin aus BerEn, 1.8. 1817587. Generalsuperintendent Zer b staus Gandersheim, 14.7.1819, - Johann ChristophCarl Z., 1816-1837 Gen. Sup.588. Doctor Bon d y aus Dresden, 29.7. 1819, - Marcus B., Dr. phi!., Lexikograph,-Dresden 16.6.1787, t ebd. 7.8.1813 (10, 184, Nr. 80)Seite 25589. C. J. Tegeler, theo!. stud. aus Göttingen, 1%.9.1819590. F. L. C. Keil er, cand. theo!. ord. aus Straßburg, studierend in Göttingen H. 9.1819591. H. B r e y man n, theol: stud: a. Göttingen, H.9. 1819, - später Pastor in Mahlumund Watzum, Gründer der Mädmen-Erziehungsanstalten Watzum, S. von 91593. Ludwig G u s tor f, Dr. med. aus Hessenkasse1594. F. A. Nie me y er, Professor in Halle, - = 418595. Bol t g e, Apotheker aus Halle596. J. v. Ade 1 s 0 n, Dr. Kayser!. Ruß. Collegien Assessor in Petersbuerg597. Julie v. Ade 1 s 0 n geb. Meyer, d. 17.7.1815598. M. I sIe r, stud. PhiIol. aus Bonn, 13.9. 1828599. (Petter Den n i g s hau sen ??) aus ..• 13.8.1831120


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528J acobsonschule in Seesen ( 180 1)-".n.' ';'r,iJacobsonschule in Scesen ( 1839)


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528QUELLENVERZEICHN ISI. Archiv für Sippenforschung, 1961.1. Jacob Ja co b 5 0 n, Jüdische Trauungen in Berlin, 1759-1813, Berlin 1968.3. Oswald S p 0 h r, Die Nachfahren des Ratsbaders Christoph Spohr, Leipzig 1926.4. Hermann Mit gau, Gemeinsames Leben, Band 2, Wolfenbiittel 1948 und brieflidteAuskunft.5. Ahnenreihen aus allen deutsdten Gauen, Görlitz 1931-1936.6. Deutsdtes Gesdtlechterbudt.7. Almanach royale de Westphalie, Kassel 1810.8. Hannoversdte Gesdtichtsblätter 1961: M. W a h I, Der alte jüdisdte Friedhof inHannover.9. Ho h n s te in, Gesdtichte des Herzogtums Braunschwcig, Brg. 1908.10. H. G. Re iss n er, Eduard Gans, ein Leben im Vormärz, Tübingen 1965.11. Das Magdcburger Adressbudt von 1817, Leipzig 1931.12. S te i n ac k er, Bau-und Kunstdenkmäler des Kreises Gandersheim, \VolfenbütteI1910.13. Friedridt Karl v. S t rom b eck, Darstellungen aus meinem Leben und aus meinerZeit, Braunschweig 1833 ff.14. Die Pastoren der Braunschweigischen Evang.-Luth. Landeskirche, Bd. I. Wolfenbüttel1969. Bearb. von Georg See baß u. Friedrich-\Vilhelm Fr eis t.15. Allgemeine Deutsche Biographie.16. Jahrbudt der ]üd. Literarischen Gesellschaft, Frankfurt am Main XVI. 1924.17. Mitteilung von Stadtarchivar Dr. Granzin in Osterode.18. Inscriptionen der Jacobsonschule Seesen, Bd. 11801-1834.19. Auskunft des Stadtarchivs Frankfurt.10. Kar! K n 0 k e , Niederdeutsches Schulwesen zur Zeit der franz.-wcstf. lIerrsdtaft18°3-1813, Berlin 1915.21. Die Matrikel der Georg-August-Universität zu Göttingen, 1734-1837, Hildesheim 1937.H. Auskunft von Herrn Eckard v. Petersdorff-Campen zu Kirchberg.23. Civilstandsregister der Jüdischen Gemeinde zu Braunschweig, im Stadtardliv.24. Paul Z i m m e r man n, Israel Jacobson, in Brunsvicensia Judaica, Braunschweig 1966,S. 23 fi.25. Willy Ha r t man n, Das Häuserbuch der Stadt Seesen, in Vorbereitung.26. Mitteilung des Stadtarchivs Braunschweig v. 30. 6.69.27. Personen- u. Ortsverzeichnis f. d. Braunschweigische Magazin, 1865-1910, Brg. 1925.28. Moritz Be r li ne r, Stammbaum der Samson'schen Familie, Hannover 1912 (richtig:Nachkommentafeln).29. Phi I i p p s 0 n, Gedenkblätter aus dem ersten Jahrhundert der Jacobson-Schule InSeesen, Goslar 190 I.30. Staatsarchiv \Volfenbüttel, Bestand 251 N, 12 Depot der Jacobson-Stiftung, IU.31. Zeitung des Judenthums, 65, 1901, Nr. 39, darin: Lew ins k y, Hofrath BenediktSchott.32. <strong>Braunschweigisches</strong> <strong>Jahrbuch</strong> 1967, S. 64, Unterschrift.33. Mitteilung von Hans Schulze, Wolfenbüttel.34. Auskunft des Stadtarchivs Hannover v. 21.8. 1969'35. Jacob R. M are u s, The Love-Tetters of Bendet Schottlaender, Cincinti 1930, ll1Hebrew Union College Annual, Vol. VII.36. Heinz Be c k er, Giacomo Meyerbcer, Briefe und Tagebüdlcr, Bd. I Berlin 1960.37. "Der Freimiithige oder Ernst und Scherz" 1805 Nr. 163/164.38. HSeescner Beobachter", IIeimatbeilage v. 7.2., 14.2. 1970.39. Ebd. 26·9· 1970.121


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Von der Advokaten- zur RechtsanwaltskammerEin Beitrag zur Geschichte der braunschweigischen RechtspflegeVonReinhard HeinemannI Die Stellung der Advokaten in der Zeit vor I8joRuf und Ansehen der Advokaten 1) waren in früheren Zeiten offenbar von erheblichemMißtrauen belastet. Wie sie vom braunschweigischen Gesetzgeber eingeschätztwurden, ergibt sich aus der landesherrlichen Verordnung vom 3. November1617, in der von "boshaften Advokaten" die Rede ist und aus den Titeln 18und 86 der Kanzleiordnung von 165 I. In diesen wird das Betreten der Gerichtskanzleiden "Procuratoribus und allen andern, so nicht zur Canzlei gehören", verboten;sie hatten ihren "Bescheid und Expeditiones in dem abgesonderten Vorgemach"in Empfang zu nehmen; außerdem war ihnen bei Verstößen gegen dieBestimmungen der Fürstlichen Kanzleiordnung "Verbietung der Prokuratur" oderdie Festsetzung "anderer rechtmeßiger Strafe" angedroht. Das Patent der Justizkanzleiin Wolfenbüttel vom 18. Dezember 1745 sprach sogar von "Zungen-1) Man unterschied auch im Herzogtum Braunschweig bis zum Erlaß der Advokatenordnungim Jahre 1850 zwischen Prokuratoren (Anwälten) und Advokaten. R 0 s ehe r (Gerichtsverfassungund Anwaltschaft im einstmaligen Kurstaate und Königreich Hannover, in:Festschrift zum siebzehnten Deutschen Anwaltstag, Hannover 1905) gibt dazu folgende Darstellung:"Der Prokurator oder Anwalt trat auf Grund erteilter Vollmacht im Prozesse fürdie Partei auf und war ein Organ zum Betriebe des äußeren Mechanismus des Rechtsstreits;der Advokat war der redltskundige Beistand der Partei, der ihre Rechte in Schriftsätzenund ... in mündlichem Vortrag ausführte." Dem Publikum war schon in früheren Jahrhundertender Unterschied zwischen Prokurator und Advokat wenig geläufig. Denn inZedlers Universal-Lexikon (29. Band, 1741, Seite 741) wird dazu ausgeführt: "Der gemeineMann vermengt den Prokurator mit dem Advocaten;" es ist aber "unter ihnen ein merklicherUnterschied, indem der Advocat die Sache führet, im Gericht mündlich versetzet, die nötigenSchriften verfertigt usw., der Pro cu ra tor aber nur ein Besteller und Sollicitator" (Sachwalter)ist, die Schriften gehörigen Orts insinuirt" (zustellt), die gegenseitigen Schriftenannimmt und was sonst zu Beförderung des Rechts-Ganges dienet, zu beobachten hat."In dem an die Prokuratoren und Advokaten gerichteten "Gemeinen Bescheid" des Oberappellationsgerichtszu Wolfenbüttel vom 18. Februar 1817 wird dieser "äussere Mechanismus"erhellt. Es heißt darin u. a.: "Jede Schrift ist ordnungsmässig von dem Concipienten eigenhändigzu unterschreiben und werden die Procuratoren angewiesen, nur solche Schriften,bei denen dieses beobachtet ist, mit ihrer Unterschrift versehen einzureichen" und "keinProcurator ist verpflichtet, eine ihm übersandte Appellations-Rechtsfertigung einzureichen,wenn er nicht zuvor mit sieben Rthlr. VorschuB versehen worden." (J. Sc hol z, Bemerkungenüber die Gehührentaxe der Advokaten, Prokuratoren und Notare, 1837).121


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528dreschern" und solchen Advokaten, die das "Recht geflissentlich verdrehen" 2). Derdamalige Tribunalpräsident v. Strombeck, später Mitglied des GemeinschaftlichenOberappellationsgerichts in Wolfenbüttel, führte in seiner vor der Versammlungder Westphälischen Reichsstände am 16. August 1808 gehaltenen Rede u. a. aus, dieProzeßparteien seien "nicht selten durch gewissenlose Anwälte betrogen" worden 3).Das Reskript des Kammerkollegiums vom 28. November 1814 stellte "ein eigenesInteresse" der Advokaten bei der Ausübung ihres Berufes fest 4 ), und Steinarner,selbst Advokat in Holzminden, erwähnte noch 1837 die "Habgier der Advocaten"und schrieb weiter, es gebe noch immer "Rechtsfreunde", die "Schlauheit und Unverschämtheitgenug" besäßen, sich den gesetzlichen Anforderungen oder deröffentlichen Kritik zu entziehen 5). So ist es denn fast keine überraschung mehr,daß auch in dem Bericht der Justizkommission (Rechtsausschuß) des Landtages vom10. Januar 1850 zum Entwurf einer Advokatenordnung vom "Verfall desAdvocatenstandes" gesprochen wird, den es durch "Belebung und Entwirnlungeines ehrenhaften Standesgeistes" zu heben gelte 6). Im Volksmund hatte man nochschärfere, abwertende Ausdrücke wie "Advokaten-Schliche", "Advokaten-Kniffe",ja man liest sogar von "Teufelsadvokaten" !Besonders interessant und aufschlußreich sind die Ausführungen der Richterdes Landesgerichts in Wolfenbüttel, die sie im Jahre 183 I in ihrer Einleitung zu den"Anmerkungen und Erläuterungen" zu dem Entwurf einer Advokatenordnung gemachthaben 7). Dort liest man u. a.: "Die Zeit ist noch nicht fern, in welcher man,die Quelle aller Mängel in der Justizpflege in dem Advokatenstande suchend, durchgänzliche Aufhebung desselben, das übel mit seiner Wurzel ausreißen zu können,wähnte. Diese Idee blieb nicht ohne Folgen.In einem benachbarten großen Staate hob man zwar nicht wörtlich den Standselbst, aber man löste ihn in seinem Wesen auf, indem man seinen Beruf mit demdes Richters gewissermaßen vermengend, den Advocaten nicht mehr als Beistandeiner Partei, sondern nur als unmittelbaren Gehülfen des Richters zulassen wollte.Anderwärts hält man es für genügend, den Mißbräuchen durch möglichste Strengezu begegnen. In den Advocaten bloß gedungene Diener ihrer Partei betrachtend,glaubte man sie nur durch Strafen zügeln und sie durch Nidttachtung oder Geringachtungan eine untergeordnete Stellung fesseln zu müssen. Man vergaß, daß esStände giebt und geben muß, welche durch eine edlere Triebfeder - die Ehre - kräf-') S t ein a e k er, Sammlung der größeren Organisations- und Verwaltungsgesetzedes Herzogthums Braunschweig (1837) S. 104, Anm. zu Tit. 31 der Kanzleiordnung.3) Ahgedrurnt in: v. S t rom b eck, Fonnulare und Anmerkungen zu der Prozess­Ordnung des Königreichs Westphalen, I. Teil, 1809, S. 287 H.f) Beg e, Repertorium der Verordnungs-Sammlung für die Herzoglich BraunschweigischenLande, I. Teil, S. 159160.5) S te i n a e k e r a. a. 0., S. 102, Anm. zu Tit. 29 der Kanzleiordnung.8) Die Justizkommission bestand aus dem Oberlandesgerichtsrat v. Schmidt-Phiseldeck,dem Prokurator Schaper (heide Wolfenhüttel), dem Justizamtmann Rhamm (Vorsfelde), demAmtsassessor Dr. Schmid (Schöningen) und dem Advokaten Dr. Degener (Blankenburg a. H.).7) Staatsarchiv WolfenhütteI nA Neu Fb. 3 Nr.2u.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528tiger als durch Strafen zur Pflichterfüllung zu bewegen sind - man vergaß, daß, indemman den Advocaten unter den ihm gebührenden Standpunct hinabdrückte, um ihnunschädlich zu machen, man ihn auch in die Unmöglichkeit versetzte, den Nutzen zustiften, den sein wahrer Beruf zu gewähren bestimmt ist. Ja, indem man sich in denMitteln vergriff, verfehlte man nicht nur den beabsichtigten Zweck, sondern erreichtevielmehr dessen Gegenteil. Bei aller Strenge gegen den Advocatcn übte man planloseNachsicht in der Zulassung zur Advocatur und füllte den Stand mit unwissendenund unrechtlichen Mitgliedern, versäumte es ferner, die Strenge durch bestimmteGesetze zu regeln und ließ, um sie zu umgehen, breite Seitenwege offen. Man ließdie Mängel der Rechtspflege selbst unangetastet, zwang durch das ganze RechtsundProzeß-System den rechtsunkundigen Bürger zur Beiziehung von Advocaten undverschaffte diesen sogar eine Herrschaft über die Rechtspflege, von welcher sie, jemehr ihr Stand die sittliche Kraft verloren hatte, einen um so schädlicheren Gebrauchzu machen, sich versucht fühlen mußten.So ward denn die Advocatur immer weiter von ihrer erhabenen Bestimmungentfernt, aus gut gemeinten Absichten gingen nur nachtheilige Folgen hervor, unddas seinem Zwecke nach so heilsame Institut sank bis zu dem Grade des Verfallshinab, über welchen seit langer Zeit schon laute und gerechte Klagen gehörtwerden.Das oben gezeichnete Bild ist glücklicherweise nicht das der Advocaten in unsermLande.Dank sei es der geregelten Gesetzgebung, Dank auch dem bessern Geiste, dersich jeder Zeit unter der Mehrzahl unserer Juristen erhalten hat, daß der Advocatenstandfast in jedem Betrachte höher bei uns als in vielen andern Ländernsteht, daß er meistens mit Ernst seinem wichtigen Berufe nachstrebt, und daß es zuden nicht häufigen Ausnahmen gehört, hier auf Mitglieder desselben zu stoßen, diedem Ganzen zur Unehre gereichen. Gleichwohl walten auch bei uns Mängel undMißbräuche unverkennbar ob; die Gesetze enthalten manche Lücken, und vieleBestimmungen derselben sind bei der neuen Gerichtsverfassung unanwendbar geworden.Eine Ergänzung und Verbesserung der Legislation erscheint daher auch hier ebenso wichtig als nöthig."Eine Vielzahl der Advokaten war damals offenbar mehr darauf bedacht, möglichstviel zu verdienen als ihren Auftraggebern ehrlich und redlich zu dienen. Allerdingsgab es für die Advokaten keine feste und verbindliche Gebührenordnung, wiewir sie heute kennen. Aber ihr Fehlen allein kann die traurigen Zustände in derAdvokatenschaft nicht entschuldigen, auch nicht erklären. Die Höhe der Gebühreneinschließlich der Schreibgebühren pro Bogen wurde durch das Gericht festgesetzt.Dadurch waren die Anwälte mehr oder minder einer gewissen Willkür der Richterausgesetzt. Eine einheitliche Gebührenhöhe bei allen Gerichten war deshalb nichtzu erwarten, auch nicht zu erreichen. Nicht der Wert der Leistung, sondern ihrUmfang wurde honoriert. So ist es zu erklären, daß die Prozeßschriften ihrem"körperlidlen Umfange" nach zu Büchern anschwollen, oder - wie der Gemeine124


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Bescheid des Oberappellationsgerichts vom 18. Februar 1817 es ausdrückt - es seimit größtem Mißfallen wahrgenommen, "daß einige, besonders auswärtige Advoeaten,nur darauf zu denken scheinen, die möglichste Menge von Bogen zu füllen".Das Gericht schreibt daher in diesem Bescheid vor, daß jede Seite wenigstens 24Zeilen enthalten solle, wofür dann an Schreibgebühren zwei Gutegroschen in derRechnung aufzuführen erlaubt sein solle; wer sich nicht daran halte, werde verurteiltwerden, das überflüssig verbrauchte Stempelpapier aus eigenem Vermögenzu bezahlen 8).Aber nicht nur hinsichtlich der Höhe der Gebühren waren die Advokaten vomRichter abhängig. Die fast unbeschränkte Diseiplinargewalt über die Anwältestand dem Richter zu, er konnte die Advokaten selbst bei der Abfassung und Einreichungder Schriftsätze schikanieren und ohne weiteres "Verweise ertheilen oderGeldstrafen" verhängen. Damit wurde der Richter oft Ridtter in eigener Sache,denn nicht immer wurde diese "Aufsicht" objektiv ausgeübt und gehandhabt. Dashat auch die Justizkommission bestätigt, wenn sie bemerkt, diese Einrichtung habezu verschiedenen übelständen Veranlassung gegeben.Ein Grund für die bestehenden Mißstände war sicherlich auch der Umstand, daßdie Zulassung zur Advokatur nur vom Studium und einer einzigen Prüfung abhängigwar, was wiederum den großen Andrang zum Rechtsstudium zur Folge hatte.Während zur Erlangung des Richteramts zwei Prüfungen, die zweite nach einerpraktischen Vorbereitung, notwendig waren, wurde für die Zulassung zur Advokaturund zum Notariat nur der Abschluß des Rechtsstudiums mit anschließenderPrüfung vorausgesetzt. Mit Bestehen dieser Prüfung hatte der Kandidat das Rechterworben, zur Advokatur und später auch zum Notariat zugelassen zu werden. ImLaufe der Zeiten hatte man jedoch auch seitens des Gesetzgebers erkannt, daß das"nicht angemessen" war. Durch die Verordnung vom 21. April 1847 wurde angeordnet,daß auch diejenigen, die zur Advokatur und zum Notariat strebten, sich derzweiten Prüfung nach einer praktischen Vorbereitungszeit vor einer Examenskommissionzu unterziehen hatten, womit von diesen die gleichen Voraussetzungen gefordertwurden wie von denjenigen, die die Richterlaufbahn einschlagen wollten.Natürlich hat es nicht an Bestrebungen gefehlt, den mißlichen Erscheinungen zusteuern, worauf auch schon in dem Berichte des Landesgerichts in \Volfenbüttcl von183 I hingewiesen worden ist. So waren beispielsweise Prämien für solche Anwälteausgesetzt, die durch Redlichkeit sich auszeichneten, und die Justizkanzleiordnunghatte bereits anbefohlen, "denjenigen Advocaten, welche ihren Clienten mit Treue8) Der Besdleid ist abgedrudtt bei Sc hol z, Gebührentaxe (1837) S. 79 ff.übrigens wird audl heute nodl zu viel gesdlrieben. "Die Ridlter beklagen sidl, daß dieAnwälte zu viel schreiben, und sie haben fast immer recht.Aber sie täuschen sich, wenn sie die Sdluld an diesem übermaß der natürlidlen Redseligkeitder Anwälte oder gar ihrer Gier nadl größerem Gewinn zusdlreiben. Die Ridlterwissen nid!t, wie sehr diese Weitsdlweifigkeit auf den Drudt des Klienten zurückgeht, undwieviel Geduld der Anwalt aufwenden muß, um nidlt dem Drängen dessen nad!zugcben, derdie Güte der Verteidigung nad! dem Gewid!t der hesd!riehenen Blätter hemißt." - Ca lamand r e i, Lob der Ridlter 1957, S. 83.us


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528und uneigennützigem FIeiße dienten und in ihren Aufsätzen oder mündlichen Vor.trägen ihre Geschicklichkeit" gezeigt hätten, gelegentlich ihr "verdientes Lob beyzulegen".Solche Bestrebungen haben jedoch die bestehenden Mißstände nicht beseitigenkönnen.Andererseits war den redlichen Advokaten bewußt, daß ihr Stand allgemeinmit Mißtrauen beobachtet wurde. Diese wünschten ein Eingreifen des Gesetzgebers.Während jedoch die einen das Grundübel in dem Fehlen der Gebührenordnungsahen, wandten sich die anderen gegen die bestehende Disciplinargewalt derRichter. In den Jahren 1834 und 1837 führten die Anwälte eine öffentliche Diskussionüber die drängenden Probleme herbei. Der Advokat Teichmüller aus Helmstedtveröffentlichte im Braunschweigischen Magazin 1834 (S. 9) einen Artikel mitder Überschrift: "Bitte um eine Taxe für den Braunschweigischen Advocatenstand".Ihm antwortete an der gleichen Stelle (S. 35) der Advokat Rothschild (Braunschweig),der sich in der Hauptsache gegen die Disciplinargewalt der Richterwandte. Er führte dazu u. a. aus, solange hier nicht Abhilfe erfolge, und solangenicht der Advokatenstand durch eine selbstgewählte Behörde eine eigene und sehrstrenge Disciplin über seine Mitglieder ausübe, werde der Stand sich nicht "veredeln"noch den Rang einnehmen, der ihm nach der Wichtigkeit des Berufes gebühre.In den Stücken Nr. 11 und I l des gleichen Magazins nahm dann weiter auchder Oberappellations- und Landesgerichtsprokurator J. Schulz III (Wolfenbüttel)Stellung (S. 81 H., S. 89 H.), der im Jahre 1837 in Buchform eine Zusammenstellungder bei den Gerichten üblicherweise zugebilligten Gebühren herausgab. Auch er bemängeltdarin das Fehlen einer Taxordnung und meint, die Folge sei "bis auf denheutigen Tag", daß die Gerichte nicht wüßten, was sie dem Advokaten zubilligensollten, was einmal nachteilig für die Parteien sei, wenn sie bei dem einen so undbeim anderen anders bezahlen müßten, andererseits auch schädlich für die Advokatenselbst, wenn der eine für seine Geschäfte weniger in Ansatz bringe als derandere; die Klage der Advokaten über verschiedene, oft sogar unangemessene Beurteilungihrer Tätigkeit werde so lange bestehen bleiben, bis "nach dem Musteranderer Staaten eine eigne Behörde (Advokatenkammer)" eingesetzt werde, die beiAbweichungsfäIIen mehr und besser im Stande sei, die Arbeiten der Kollegen zubeurteilen und nach allgemeineren, möglichst gleichen Grundsätzen zu schätzen.11 Zur Entstehungsgeschichte der Advokatenordnung vom 19.3.1850I Entwurf des Landesgerichts für eine Advokatenordnung (1831)Die Braunschweigische Landesregierung beauftragte schon am 30. Juli I8l7 dasLandesgericht in Wolfenbüttel, den Entwurf einerAdvokatenordnung anzufertigenund vorzulegen 9). Das Gericht, unter dem 10. März 1831 erinnert, reichte dem Ministeriumam l. Juni 183 I einen us Paragraphen umfassenden Entwurf einer Advokatenordnungein, dem auch der Entwurf einer Taxordnung auftragsgemäß angeschlossenwar. Das Ministerium ließ sich Zeit. Erst unter dem 3. Juli 1831 über-u6') Staatsarmiv Wolfenbüttel I2 A Neu Fb.3 Nr. zu.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528reichte es beide Entwürfe dem Oberappellationsgericht in Wolfenbüttel zur Begutachtung.Auf eine Erinnerung vom 9. März 1837 wurde am 7. April des glekhenJahres die Äußerung des Gerichts dem Ministerium zugesandt. Das Gericht lehnteab, weil es die Grundlage des Entwurfs, nämlich das "fremde Institut eines Advoeaten-Collegiums"für bedenklich hielt, wobei es sich u. a. auch auf eine StellungnahmeMittermaiers im Archiv für eivilistische Praxis, Band 15, S. 303 H. bezog.Vor der Begutachtung hatte es das Urteil über ähnliche Vorschläge in anderenBundesländern eingeholt. Dieses sei - dem Bericht zufolge - dahin ausgefallen, daßinsbesondere die Regierungen des Großherzogturns Hessen und des KönigreichsHannover die Annahme entsprechender Anträge "nicht angemessen" gefundenhätten. Kurz und bündig erklärte das Gericht sogar weiter, daß es daran zweifelnzu können glaube, daß das Experiment der Einführung einer Advokatenordnung imHerzogtum beabsichtigt sei; wenn aber ein Bedürfnis zum Erlaß einer solchen Ordnungbestehe, dann müsse der Entwurf umgearbeitet werden, weil manches aus demProzeßrechte darin aufgenommen worden sei, was in eine Advokatenordnung nichthineingehöre. Der Zweifel des Gerichts aber hätte eigentlich nicht erst aufkommenoder geäußert werden können, denn in der Erinnerung des Ministeriums an dasLandesgericht vom 10. März 183 I war ausgeführt worden, man beabsichtige denEntwurf zu einer Advokatenordnung den Ständen bei der bevorstehenden Versammlungvorzulegen. Rothschild bemerkt in dem oben angeführten Artikel dazu:"Von Seiten der hiesigen Landesregierung ist eine, den Landständen vorzulegendeAdvokatenordnung bereits verheißen, und nur die Masse anderer dringenderGesetze oder die mit jener Arbeit verbundene Schwierigkeit dürfte der Grund davonsein, daß solche noch nicht zur Vorlegung und Beratung gediehen ist". Der Entwurfdes Landesgerichts in Wolfenbüttel für eine Advokatenordnung sah die Einrichtungeines "Advokaten-Kollegiums" vor, das aus 6 ordentlichen Mitgliedern bestehensollte, von denen 1 aus der Zahl der Obergerichtsprokuratoren, 1 aus derZahl der Sachwalter zu nehmen seien, während die beiden übrigen beliebig dereinen oder anderen Klasse angehören konnten. Außerdem sollten 6 außerordentlicheMitglieder gewählt werden, die als Deputierte des Kollegiums ihren Sitzhaben mußten: 1 in Braunschweig, I in Gandersheim, I in Helmstedt, 1 in Holzmindenund I in Blankenburg; diese sollten beliebig aus den Distriktsgerichtsprokuratorenoder den Sachwaltern genommen werden, jedoch mit der Ausnahme, daß vonden beiden Mitgliedern für den Kreis Braunschweig wenigstens das eine Mitgliedein dortiger Distriktsgerichtsprokurator sein mußte. Den Vorsitzenden im Advokatenkollegiumsollte das Landesgericht aus der Zahl seiner stimmführenden Mitgliederbestimmen. Dieser sollte das" votum eonsultativum" haben, konnte aumseinerseits Anträge stellen, die dann zu beraten waren und über die Besmluß gefaßtwerden mußte, und er konnte jeden ihm bedenklim ersmeinenden Beschlußdes Kollegiums, bis auf wenige Ausnahmen, bis zur Entsmeidung des Landesgerichtsin seiner Ausführung hemmen.Wählbar war jeder im Lande wohnende Rechtbeistand, der die Wählbarkeitnicht verloren und der die Praxis drei Jahre lang ausgeübt hatte. Stimmfähigsollten sämtliche in die Advokatenmatrikel aufgenommene, des Stimmrechts


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528nicht besonders verlustig erklärte Rechtbeistände sein, auch wenn sie "im Auslande"wohnten, freilich nur mit einer Stimme, auch wenn sie bei mehreren Gerichtenzur Praxis ermädltigt waren. An der Wahl der ordentlichen Mitglieder solltenalle Stimmfähigen, an der der außerordentlidlen Mitglieder nur diejenigen Stimmfähigendes Distrikts teilnehmen, für den der zu Wählende bestimmt war. Jederstimmfähige Rechtsbeistand hatte an der Wahl teilzunehmen. Gab er seine Stimmenidlt innerhalb der vom Vorsitzenden des Distriktsgerichts festgesetzten Frist ab, soverlor er sein Stimmrecht für diese und die nächste Wahl und wurde mit einer vomGericht sofort aufzuerlegenden Buße von 5 Talern bestraft. Die Wahl sollte sovorgenommen werden, daß jeder Stimmberechtigte einen versiegelten Zettel, derden Namen des Gewählten enthielt und auf dem Umsdllage den Namen desWählers ausweisen mußte, dem Vorsitzer des Distriktsgeridlts einzureichen hatte.Dieser hatte die gesammelten Stimmzettel an das Landesgeridlt einzusenden, das siein voller Sitzung zu öffnen hatte, die Stimmen zählte und darüber ein Protokollaufnahm, das in beglaubigter Abschrift an die Registratur des Advokatenkollegiumseinzusenden war. Gewählt war, wer die relative Stimmenmehrheit auf sich vereinigthatte. Bei gleidler Stimmenzahl hatte das Los zu entsdleiden.Die Mitglieder des Kollegiums sollten auf drei Jahre gewählt werden; alljährlidlhatten zwei Mitglieder auszuscheiden. Bei den außerordentlichen Mitgliedern sollteallerdings ein Wechsel innerhalb der drei Jahre nimt stattfinden.über das Disziplinarredlt der Advokaten enthält der Entwurf des Landesgerimtsumfangreime Bestimmungen. Die Disziplinargewalt der Gerichte blieballerdings unangetastet. überraschend ist die Bestimmung im § 81 des Entwurfs, nachweIchem das Straferkenntnis der Disziplinarbehörde, also des Geridlts, selbst wennes auf Remotion (Aussdlluß) erging, nidlt an die Erfordernisse eines strengen juristismenBeweises gebunden sein sollte, daß es vielmehr smon dann abgegeben werdenkonnte, "wenn hinreimende in dem Urtheile bündig zu entwickelnde Gründevorhanden sind, um dem Ridlter die moralisme überzeugung zu gewähren, daß derAngesdluldigte seine besmworenen Amtspflidlten übertreten habe." Ein auf Remotionlautendes Erkenntnis sollte jedoch stets der Landesregierung zur Genehmigungeingesandt werden. Disziplinarstrafen sollten sein: Verlust der Gebühren,Kopialien und Sukkumbenzgelder 10); smriftlime und mündlidle Verweise voreinem stimmführenden Mitglied des Landesgeridlts oder vor versammelter Behördedurm den Vorsitzenden; Verlust des Rechts zum Mitglied des Advokatenkollegiumsgewählt zu werden; Verlust des Remts bei soldler Wahl mitzustimmen auf Zeit oderauf Dauer und sdlließlim sogar Gefängnisstrafe bis zu 14 Tagen im Falle des fortgesetztenUngehorsams und endlim aum die Suspension und die Remotion von derPraxis.10) Succumbentz-Gelder, lat. Pecunia in casum succumbentiae deponenda, ist ein gewissesGeld, welches der Appellant oder derjenige, so eine Appellation einwendet, an etlichenOrten erlegen muß, welche er, wenn in Zukunft die Appellation für erheblich nichterkannt wird, verlieret und nicht wieder bekommet. - Zedlers Universal-Lexikon Band 40,Sp. 1689.u8


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528War eine mit dem Verluste der Gebühren, der Cbernahme von Gerichtskostenund Sukkumbenzgeldern, einer Geldbuße bis zu 10 Talern oder einem schriftlichenVerweis oder mit mehreren dieser Strafen vereinte, zu ahnende "Unrechtfertigkeit"sofort aus der Verhandlung oder dem Akteninhalt klar, dann konnte die Strafeohne vorgängiges Verfahren sofort auferlegt werden! Sollte jedoch in FäUendieser Art eine weitere Erörterung notwendig sein, so soUte der Angeschuldigte zuseiner mündlichen oder schriftlichen Vernehmung "unter dem Rechtsnachtheile desEingeständnisses" aufgefordert und nach dem Ergebnisse das Weitere verfügtwerden. Zuständig sollte sein das Gericht, bei dem die Hauptsache anhängig war,wenn die "Unrechtfertigkeit" bei einer gerichtlichen Verhandlung vorkam; in anderenFäUen das Kreisamt oder Stadtgericht, zu dessen Bezirk die Sache gehörte. Inzu einer härteren Strafe geeigneten Fällen hatte das nach den allgemeinen Kompetenzbestimmungenzuständige Distriktsgericht summarisch zu untersuchen, den Angeschuldigtenbei Strafe des Ausschlusses zur besonderen Verantwortung aufzufordernund dann "zum Zwecke dieser Untersuchung" an das Gericht, bei welchemder Ehrenverstoß vorgekommen war, die Akten abzugeben. Die Entscheidungselbst erfolgte, wenn die Strafe über eine Geldbuße von 25 Taler und über mündlichenVerweis 2. Grades (vor der versammelten Behörde) nicht hinausging, vomDistriktsgericht, sonst vom Landesgericht, das übrigens aUein zur Verhängung vonGefängnisstrafen zuständig sein sollte.Das AdvokatenkoUegium soU te zunächst zur Beaufsichtigung und Vertretungdes Advokatenstandes bestimmt sein und hatte mithin darauf zu achten, daß dieMitglieder des Standes durch Pflichterfüllung ihrem Berufe entsprächen, andererseits,daß sie in dessen Ausübung nicht unbefugter Weise beeinträchtigt würden.Daneben soUte es die Geschäftsführung der Rechtbeistände mittels einer unterihnen zu knüpfenden kollegialischen Verbindung erleichtern und auf diese \Veisemittelbar zur Beförderung der Rechtspflege beitragen. Demgemäß wurde demAdvokatenkollegium die erste Untersuchung der Zulassungsfähigkeit der diesemStande sich widmenden Kandidaten und die Sorge für deren zweckmäßige Vorbereitungzugeteilt. über die bereits angesteUten Rechtsbeistände sowie über die demAdvokatenstande sich widmenden Praktikanten und Expektanten sollte das Kollegiumeine ununterbrochene Aufsicht führen, die sich nicht nur auf deren amtliche,sondern auch auf außeramtliche Verhältnisse erstrecken sollte. Es sollte darüberwachen, ob dieselben in ihrem Geschäfts- und Privatleben den Geboten der Pflichtund der Ehre stets treu blieben und, so wie die Wichtigkeit ihres Berufes und ihrStandpunkt in der bürgerlichen Gesellschaft es erheischten, auch durchgängig handelten.Das Kollegium sollte daher ermächtigt sein, Auskunft und Verantwortungvon ihnen zu fordern, sie zu warnen und ihnen schriftliche und mündliche Verweisedurch einen Deputierten oder in der Versammlung des Kollegiums zu erteilen.Wenn solche kollegial ischen Zurechtweisungen ohne Erfolg blieben oder wennsie an sich ungenügend ersdleinen sollten, so hatte das Kollegium unter Berichterstattungbeim Landesgericht schärfere Maßregeln von Entziehung der Wählbarkeitbis zur einstweiligen oder gänzlichen Ausschließung aus dem Advokatenstandezu beantragen. Ferner hatte das KoUegium bei Zwistigkeiten zwischen Rechtsbei-


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528ständen unaufgefordert, bei Zwistigkeiten mit den Parteien auf Verlangen schoneines Teils vermittelnd oder schiedsrichterlich einzutreten. Insbesondere sollte esden Parteien in übereinstimmung mit den Rechtsbeiständen freistehen, die Festsetzungder Gebühren des Rechtsbeistandes dem Kollegium statt einem Gericht zuüberlassen. Das Kollegium sollte dann aber, sofern nicht ausdrücklich eine Bestimmungpro aequo et bono verlangt werde, an die Grundsätze der Taxordnung gebundensein. Schließlich sollte es Landesbehörden zustehen, in Angelegenheiten, diezum Wirkungskreis des Advokatenstandes gehörten, oder auch amtliche Verhältnisseeinzelner Mitglieder dieses Standes betrafen, vom Kollegium Gutachten oderAuskünfte zu verlangen, die das Kollegium gewissenhaft zu erteilen hatte. GegenRügen und Weisungen des Kollegiums gab es nur einfache Beschwerde an dasLandesgericht, das in der Eigenschaft einer oberen Disziplinarbehörde ebenfalls ohnean die prozessualischen Formen gebunden zu sein, verfügen konnte.Nach § 117 des landesgerichtlichen Entwurfs hatte das Kollegium ferner jährlichim Januar ausführlichen Bericht an das Gericht zu erstatten, in welchem nebeneiner allgemeinen übersicht über die Geschäftsführung auch von den erfolgten, denAdvokatenstand im Ganzen und Einzelnen angehenden erheblidlen Ereignissen,namentlidl von den durch Todesfälle usw. eingetretenen Veränderungen und vonwichtigen Rügen gegen einzelne Mitglieder des Standes sowie sdlließlich von demVerhalten derjenigen, die sidl rühmlich ausgczeidlnet hatten, Kunde gegeben werdensollte. Endlidl sollten etwaige Vorschläge wegen zu treffender Verbesserungenund sonstiger Anordnungen beigefügt werden. Das Gericht hatte sodann diesenBeridlt des Kollegiums im Auszuge und mit seinen Bemerkungen versehen demMinisterium vorzulegen und über die im Laufe des Jahres gegen Redltsbeiständeerkannten Strafen, vom Verluste der Wählbarkeit an gerechnet, zu berichten, auchdarin diejenigen namhaft zu machen, die durch fleiß, Kenntnis und Redltlidlkeiteine rühmende Anerkennung verdient hätten und die zur Beförderung im Staatsdiensteempfohlen werden könnten und sich vorzugsweise dazu eigneten.z Eingabe der Advokaten auf Erlaß einer Taxenordnung (1844)Da in der Zwischenzeit wenig oder nichts geschah, erfolgte im Juli/Oktober 1844ein direkter Vorstoß der Braunschweiger und Wolfenbütteler Advokaten auf Erlaßeiner Taxenordnung. In dieser Eingabe, die am 3 I. Dezember 1844 beim Ministeriumeinging, erbat man mit einer umfangreichen Begründung den Erlaß einersolchen Ordnung. Da nach Auskunft des Gesdläftsführers der RechtanwaltskammerBraunschweig dort alle früheren Akten und Urkunden durch Ausbombung verlorengegangen sind, wird es von Interesse sein, wenn die Eingabe hier im vollenWortlaut wiedergegeben wird:"Herzoglichem Staatsministerium erlauben wir uns unterthänig vorzustellen,daß die gesetzliche Bestimmung der Advokatengebühren für die unteren Instanzenschon seit langer Zeit als eine dringende Nothwendigkeit für dasPublikum sowohl, als für den Stand gefühlt ist und immer mehr gefühlt wird.Dieselbe fehlt in der That gänzlich, indem die jetzt übliche Taxirung vorzugsweise13°


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528auf dem Herkommen beruht, ebendeshalb aber, bei der wesentlich positiven Naturdes Gegenstands, zu Ungewißheiten und Schwankungen führt, nicht nur bei den verschiedenenUntergerichten, sondern auch bei den verschiedenen Abtheilungen undMitgliedern desselben Gerichts.Die daraus nothwendig folgenden Nachtheile sind augenscheinlich, für dasPublikum, weil diesem eigentlich jeder Anhaltspunkt für die Beurtheilung derRichtigkeit der DeservitrechnUngen fehlt, für den Advokatenstand aber, weil sowohldie aus jenem Grund entstehenden Zweifel und unrichtigen Ansichten, als diehäufig - wenn auch zuweilen nur um einige Groschen - erfolgende Moderation dergerichtlich festzusetzenden Rechnungen, auch wenn dieselben nach unserer Ueberzeugungsich streng an das übliche halten, für unsere Stellung und unser Ansehenhöchst nachtheilig sind.Ferner erlauben wir uns ehrerbietig vorzustellen, daß die jetzige, aus eineälteren Zeit herstammende Taxirung unserer Gebühren bei den in so mannigfacherBeziehung wesentlich veränderten Umständen zu niedrig erscheint. Die Ansätzesind nämlich überhaupt für eine Zeit berechnet, wo die Lebensbedürfnisse geringerund wohlfeiler, auch die Abgaben niedriger waren als jetzt; die Zahl der Advokatenhat seit 15 Jahren um mehr als das Doppelte zugenommen; der Kreis unsererThätigkeit ist immer mehr beschränkt worden theils unmittelbar durch unsere Ausschließungvon Prozeßsachen unter 50 Thaler, von Gemeinheitstheilungs- und Ablösungssachen,sowie durch Wegfallen der Injuriensachen aus dem bürgerlichenProzesse; theils mittelbar durch die Folgen der Gemeinheitstheilungen und Ablösungen;endlich ist selbst durch die Herabsetzung unserer Gebühren von Konventionsmünzeauf Kourant einiger Verlust für uns entstanden. Wir finden dagegen inunserer Gesetzgebung seit 1814 keine Bestimmung, die irgendwie eine, diese wesentlichenund zum Theil tief eingreifenden Nachtheile aufwiegende Begünstigungenthielte.Manche jener Beschränkungen sind zwar von der Ansicht ausgegangen, daß siedem allgemeinen Interesse entsprächen, und wir bescheiden uns, daß, wo dieses vorwaltet,einzelne Personen und Stände mit dem ihrigen zurücktreten müßten, aber ebendeshalbdürfte es nicht unbillig zu finden sein, wenn wir bei vermehrter Zahl und beschränkteremWirkungskreise, bei der uns obliegenden Verbindlichkeit zu unentgeidlicherFührung der von Amtswegen und auf andere Art uns übertragenen, mitAuslagen verbundenen Armensachen, bei der Herabsetzung der uns vom Staate zuvergütenden Vertheidigungsgebühren auf 2/3 des gewöhnlichen Betrages und beiden durch die Zeitenveränderungen vermehrten und vertheuerten Lebensbedürfnissen,eine diesen Rücksichten und den veränderten Lebensverhältnissen entsprechende,durch die Beispiele benachbarter Staaten gerechtfertigte Erhöhung unsererGebühren von unserer Hohen Regierung erbitten.Wir enthalten uns dabei specieller Vorschläge und Anträge, indem wir einesTheils überzeugt sind, daß Herzogliches Staatsministerium diesem GegenstandSeine Aufmerksamkeit bereits gewidmet haben dürfte, anderen Theils, wenn Hochdasselbegrundsätzlich mit unserer Bitte einverstanden sein und es demnächst für13 1


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528angemessen halten sollte, auch unsere speciellen Vorschläge zu hören, wIr gerndamit zu Befehle stehen würden.Außer dem bisher unterthänig erwähnten Uebelstande sind noch einige Verhältnisseund Einrichtungen vorhanden, rücksichtlich deren eine AbsteIIung oder Modifikationfür dringend erforderlich gehalten wird und die wir daher einer gnädigenBerücksichtigung zu empfehlen uns erlauben.I) Die durch die Verordnung vom 23. Dezember 1832 § 6 noch erweiterte Bestimmung,daß wir für die Gerichtsgebühren haften müssen, eine Einrichtung, fürdie wir keinen rechtfertigenden Grund und kaum ein Beispiel in anderen Staatenaufzufinden vermögen, gereicht uns zur besonderen Beschwerde. Dieselbe hatüberhaupt nichts erhebendes für unseren Stand und ist bei nichtzahlungsfähigenKlienten oft mit Verlusten verbunden, die ganz abgesehen von dem Betrage zu denallerempfindlichsten gehören, denn es trifft sich, daß wir nicht nur unsere Gebührenund schon gemachte Auslagen einbüßen, sondern nachträglich, mitunter nachvielen Jahren, Gerichtsgebühren nachzahlen müssen. Es ist unmöglich, uns durchVorschüsse hiegegen zu sichern, denn nach dem Gange der advokatorischenPraxis und den hiesigen Verhältnissen können wir uns weder gleich Anfangs Vorschüssegeben lassen, die auf jeden Fall ausreichen, noch den absorbirten Vorschußerneuern lassen, da dies ein umfassendes Rechnungswesen voraussetzte.2) Der Advokat ist im hiesigen Lande in den unteren Instanzen zugleich Prokurator,und diese wesentlich verschiedenen Geschäfte sind so eng verbunden, daßman sich in der Praxis kaum des Unterschieds bewußt ist. Die Prokuratur ist aberohne Zweifel der lästigste und störendste Theil der Praxis, denn abgesehen vondem Verkehr mit der Partei selbst, der Herbeischaffung der Materialien, derKorrespondenz u.s.w. ist besonders die, auch bei aufgehobener Verbindlichkeit zurAnnahme der Dekrete und zur Haftung für die Gerichtssporteln, doch in vielenFällen nicht zu vermeidende Annahme der Dekrete wegen der dadurch unvermeidlichenbeständigen Berührung mit den Gerichtsunterbedienten und der damit verbundenenweitläufigen Rechnungsführung in einem hohen Grade unangenehm undzeitraubend. Der Prokurator bei den Obergerichten wird für seine viel einfachereund leichtere Geschäftsführung bezahlt, ebenso ein Prokurator in loeo bei denUntergerichten, und es dürfte daher nichts billiger sein, als daß auch wir für dieneben der Advokatur geführte Prokuratur eine angemessene Entschädigung erhielten,um so mehr, als wir wegen der Auslagen eines förmlichen Betriebskapitalsdazu bedürfen.3) Sehr große Unannehmlichkeiten entstehen endlich für uns aus der Bestimmung,daß in Prozeßsachen bis zu 50 Taler regelmäßig keine Advokaten zugelassenwerden sollen. Die Praxis hat dieselbe so verstanden, daß zwar der Advokat zugelassenwird, die Frage aber, ob der zum Kostenersatze verurtheilte Gegner auch dieAdvokatengebühr ersetzen muß, von dem natürlich in diesem Punkte äußerst verschiedenenund schwankenden Richterermessen abhängt. Ein großer Theil desPublikums z. B. Damen, Vorsteher bedeutender Geschäfte, Personen, die in Arbeitstehen, U.S.w. kann auch in solchen Sachen des Anwalts nicht entrathen, und dieserIJl


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528kommt dann häufig sowohl dem Gerichte als der Partei gegenüber in eine falscheund widerwärtige Stellung. Eine Abänderung dieser Vorschrift wäre um so wünschenswerther,als sie sich nicht einmal folgerecht durchführen läßt; man kann z. B.,wenn Behörden, Auswärtige u.s.w. einen Rechtsstreit führen, diese nicht verhindern,sich eines im Falle des Siegs von der Gegenpartei zu bezahlenden Anwalts zubedienen, es wäre aber eine Verletzung der Rechtsgleichkeit, wollte man dann denGegnern nicht dasselbe zugestehen. Ebenso wird, wenn irgendeine andere Parteiin solchen Sachen einen Anwalt zuzieht, ihrem Gegner dieselbe Befugnis und imFalle des Sieges der Ersatz der Anwaltsgebühren ohne Ungereclltigkeit nicht zu versagensein. Vielleicht ließe sich hier eine Vermittelung treffen, wenn jene Summevon 50 Taler auf den früheren Betrag von 20 Taler herabgesetzt, für geringereSachen aber den Advokaten bis zum 1. Erkenntnisse nur ein Pausmquantum bewilligtwürde.Wir bitten Herzogliches Staatsministerium unterthänig, Homdasselbe wollegeneigen, unter gnädiger Berücl{sichtigung des übrigen Inhalts dieser Eingabebaldthunlichst eine Gebührentaxe zu erlassen." 11)Diese Eingabe war von rund 65 Braunsmweiger und WoIfenbütteIer Advokatenunterzeiclmet. Zu ihr wurde das Oberlandesgericht wieder gutachtlim gehört.Dieses wies in seinem Berimt vom 3 I. März 1845 darauf hin, daß eine umfassendegesetzlime Regelung über die Gebühren der Advokaten in der Tat nimt vorhandensei, daß vielmehr die Festsetzung nam richterlichem Ermessen geschehe, wobei allerdingsu. a. aum Bestimmungen der Hofgerichtsordnung (Tit. 77) als Anhaltspunktedienten und daß sim ein Gerichtsgebrauch mit allgemein befolgten Prinzipien herausgebildethabe; man stelle es in das Ermessen des Ministeriums, ob "durm Erlaßeines Gesetzes über den fragIicl1en Gegenstand dem Wunsche der Bittsteller zuentsprechen" sein werde. Erst am 12. September 1846 antwortete das Ministeriumden Anwälten in einer "Resolution für die Advokaten hierselbst und in \Volfenbüttel",man sei geneigt auf den Antrag, eine Gebührentaxe zu erlassen, einzugehenund es forderte die Advokaten auf, den Entwurf einer Taxenordnung vorzulegen.Der damit besmäftigten Advokatenkommission wurde auf deren Anforderung am6. November 1846 u. a. auch der Entwurf zur Advokatenordnung aus dem Jahre1831 nebst den "Anmerlmngen und Erläuterungen" zugesandt. Die Kommissionsiebestand aus den Advokaten Hollandt, Rothschild und Dr. Trieps aus Braunsmweigsowie Schaper und Schulz aus Wolfenbüttel - arbeitete eine Taxenordnungaus und berief eine Generalversammlung aller Advokaten des Landes nach Braunschweigein, die über den Entwurf beraten sollte. Diese Versammlung trat am 6.und 7. Juni 1847 im blauen Saale des Bahnhofsgebäudes zusammen. Erschienenwaren von den damals im Herzogtum ansässigen 96 Advolmten 60 (am zweiten Tagewaren nur nom 43 anwesend!), die Hollandt zu ihrem Verhandlungsführer wählten11). Er wies nach seiner Wahl in einer kurzen Ansprame darauf hin, daß dieBestrebungen für die Hebung des Advokatenstandes in einen Zeitpunkt falle, inwelchem sim Großes auf dem Gebiete des Gerimtsverfahrens anbahne, in welchem1') Staatsarchiv \Volfcnhüttcl IZ A Neu Fb.3 Nr.222.133


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528die Öffentlichkeit der Verhandlungen vor Gericht, von allen sehnlichst herbeigewünscht,nicht mehr fern sei 12) und daß man die Beratungsarbeiten unter denAuspizien einer fortschrittlichen Landesregierung und unter den Augen eines aufgeklärten,rechtsgebildeten Richterstandes beginne.Der Entwurf der Kommission wurde eingehend und teilweise recht lebhaft,doch immer sachlich durchberaten. Gestellte Abänderungswünsche wurden teilsangenommen, teils fanden sie nicht die Billigung der Versammlung. Eine interessanteAussprache entwid{elte sich über die Frage der Erstattungsfähigkeit der Reisekostenzu auswärtigen Gerichten. Im Entwurf hieß es dazu: "Wohnt jedoch dervon einer Partei angenommene Sachführer und Anwalt nicht in dem Jurisdiktionsbezirkedes Gerichts, vor welchem der Prozeß anhängig ist, so hat ihr der Gegnerdie Mehrkosten, welche bei der Wahl eines am Orte des betr. Gerichts wohnendenvermeidlich waren, nie zu erstatten." Dies fand nicht den Beifall des WolfenbüttelerAdvokaten Strümpell. Er beantragte, diese Worte insgesamt zu streichen. Zur Begründungführte er recht poetisch aus: "Der Anwalt, der im Interesse seiner Parteienden Winter hindurch in der dumpfen Stube geschwitzt, er fühlt seine Brustgehoben, sich für so viele Plackereien entschädigt, wenn er im Frühlinge hinausziehenkann, ohne seinem Berufe ungetreu zu werden, wenn er fremde Auen undfremde Menschen sehen und sich durch diesen Reiz für das Geschäftsleben erfrischenkann." Dennoch fand sein Antrag keine Gegenliebe; die angenommeneFassung deckte sich fast wörtlich mit der des Entwurfs. Audt ein weiterer AntragStrümpells zu dieser Frage verfiel der Ablehnung. Er nahm es mit Humor auf underklärte, sein (zweiter) Antrag habe ein Beruhigungsmittel für die Kommission, dieden Entwurf ausgearbeitet hatte, abgeben sollen, es hätte die Einschaltung seinesAntrages in den Entwurfstext dem Richter Gelegenheit geben sollen, "dem abusus,der mit den Reisen getrieben werden könnte, zu steuern;" da die Versammlungjedoch seinen Antrag "geneigtest" habe durchfallen lassen, so bedürfe die Kommissionkeines Beruhigungsmittels und er keines ferneren Durchfalls mehr. Ein weitererStreitpunkt war, ob die Verhandlungstermine vor Gericht nach der Dauer derSitzungen honoriert werden sollten. Das wurde abgelehnt, weil man nicht gut dieSitzungen mit der Uhr in der Hand wahrnehmen könne. In diesem Zusammenhangäußerte der Advokat Stille aus Braunschweig, das alles werde ausreichend nichthelfen können, wenn der Richter eine Stunde und mehr zu spät komme, was nichtgar zu selten der Fall sei.Wenn auch das Thema der Versammlung vom 6. Juni 1847 die Beratung derGebührenordnung war, so wurde doch am Sdtluß des zweiten Versammlungstagesauch die Frage nach dem Erlaß einer Advokatenordnung angeschnitten. Der Advo-12) Die öffentlichkeit und Mündlichkeit in Straf- und Zivilsachen war durch die Bekanntmachungvom 10. April 1848 (GuVS. S. 39) bestimmt worden und darin waren Gesetze zurweiteren Ausführung angekündigt. Die öffentlichkeit wurde dann in den §§ 50, 51 der Strafprozeßordnungvom 11.8.1849 (GuVS. S.149) und den §§ 57, 58 der Zivilprozeßordnungvom 19.3. 1850 (GuVS. S. 65) eingeführt. Sie hatte schon einmal in der Zeit des KönigreichsWestphalen bestanden, denn dessen Verfassung schrieb im Art. 46 vor: Das gerichtliche Verfahrenist öffentlich.134


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigkat Aronheim aus Braunschweig war es, der die "Einführung einer dauerndenOrganisation des Advokatenstandes und die Herstellung einer provisorischen Ordnung,die das vorgekommene Schwanken in allen Vereins- bzw. Standesangelegenheitenabschneiden" solle, zur Aussprache stellte. Er schlug dazu vor, die Versammlungsolle eine Kommission wählen, die der nächsten Generalversammlung einenEntwurf der Advokatenordnung zur Beratung und endlichen Eingabe an die Landesregierungvorlegen solle. Der Antrag wurde einstimmig angenommen, zumGeschäftsführer der einzusetzenden Kommission wurde Advokat Gotthard gewählt;die Wahl der Kommission unterblieb jedodl. Auffallend ist, daß im Anschluß an'den Antrag Aronheim über den doch schon vorhandenen und bekannten Entwurfzu einer Advokatenordnung nicht gesprochen worden ist, Anlaß dazu hätte der gestellteAntrag Aronheim doch gewiß gegeben. Freilich stand das Thema "Advokatenordnung"nach der Tagesordnung auch nicht zur Debatte!Am 31. August 1847 ging der mit den Änderungen und Ergänzungen angenommeneEntwurf der Taxenordnung mit einer Absduift des Protokolls über die Generalversammlungdem Ministerium zu. Zu einem Gesetz kam es jedom nom nimt sobald, immerhin war mit dem jetzt vorgelegten Entwurf ein für die Advokatenwesentlimer Schritt nam vorwärts getan.3 Entwurf des Braunsmweiger Advokatenvereins für eineAdvokaten- und Notariatsordnung nebst Begründung (1849)Erst am 5. Januar 1849 forderte das Ministerium den Braunschweiger Advokatenverein13) auf, Vorschläge wegen einer zu erlassenden Advokaten- und Notariatsordnungzu mamen. Der Verein dankte unter dem 5. Februar für den "neuenBeweis der Berücksichtigung, der Fürsorge und des Vertrauens" und teilte mit, erhabe bereits einen Ausschuß eingesetzt, "um bei Gelegenheit der bevorstehendenVeränderungen der Gerichtsverfassung und des Gerichtsverfahrens" die Interessender Advokaten wahrzunehmen, der auch schon damit beschäftigt sei, den Stoff zueiner richtigen Beurteilung und Gestaltung zu sammeln, doch könne man die Arbeitselbst nicht eher beginnen, ehe nimt die Gesetzentwürfe über die NeuregcIung derGerimte und des bürgerlimen Gerichtsverfahrens vorlägen. Nach acht MonatenArbeit lag dann der Entwurf der Advokatenordnung (und einer Notariatsordnung)vor, der am 8. Oktober 1849 beim Ministerium mit einer recht umfangreichen Begründungeinging 14). Letztere sei wegen des oben bereits angeführten Grundesebenfalls wörtlich wiedergegeben:13) Der Anwaltsverein war am 30. März 1844 anläßlidl einer "Amtsjubelfeier" für denAdvokaten Dr. RuH "gegründet worden, denn bei dieser Gelegenheit wurde von 36 "Mitgliedern"vorläufig beschlossen, daß sie sich an einem bestimmten Abend jeder Woche geselligversammeln wollten. Der" Verein", durch "kein im voraus entworfenes Statut eingeschnürt"entfaltete sich im Laufe der Zeit und feierte am 30. März 1847 sein dreijährigesBestehen. Die Advokaten aus Wolfenbüttel waren dem Verein schon beigetreten und manerwartete, daß er "sich ohne Zweifel über das ganze Land verbreiten" werde. (Anwalt­Zeitung 1847, S. z68).U) Staatsarchiv Wolfenbüttel Il A Neu Fb. 3 Nr. 123.135http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528"Herzogliches Staatsministerium hat uns mitte1st des Rescripts vom 5ten Januar1849 aufgefordert, Vorschläge wegen einer zu erlassenden Advokaten- und Notariatsordnungzu machen. Wir fühlen uns gedrungen, hier nochmals auszudrücken, wiesehr wir uns durch diese Aufforderung geehrt und durch die sich darin aussprechendeFürsorge für unsern Stand zu dem innigsten Danke verpflidltet fühlen.Kurz vorher war von den sämmtlichen Advokaten und Notaren des Landes eineaus neun Mitgliedern bestehende Commission ernannt, um bei den bevorstehendenVeränderungen in der Gerichtsverfassung und dem Gerichtsverfahren unsere Interessenwahrzunehmen. Diese wurde mit der vom Herzoglichen Staatsministeriumuns übertragenen Arbeit beauftragt, und sie hat in Folge dessen eine AdvokatenundNotariatsordnung entworfen.Es wird gewiß ganz im Sinne der hohen Landesregierung sein, daß den sämmtlichenStandesgenossen im Lande Gelegenheit gegeben ist, sich hierbei zu betheiligenund ihre Ansichten auszusprechen, nicht nur wegen ihres Interesses bei dieserSache, sondern auch weil nur auf diese Weise alle die versd1iedenen Lokalinteressenberücksichtigt werden und zu ihrem Rechte kommen konnten. Nachdem daher dieEntwürfe vollendet und zum Drucke befördert waren, ist eine Generalversammlungunserer sämmtlichen Standesgenossen veranstaltet, worin über dieselben verhandeltund beschlossen ist. Wir beehren uns, die nach den Verhandlungen dieser Versammlungabgeänderten Entwürfe Herzoglichem Staatsministerium namens desAdvokatenstandes des Herzogthums beikommend ehrerbietig zu überreichen.Wir sind Hochdemselben ebensowohl, als uns selbst schuldig, die Grundansdlauungen,von denen wir bei den Entwürfen ausgegangen sind, nebst den Beweggründenzu den einzelnen Bestimmungen, sofern dies erforderlich erscheint, vorzulegen,auch haben wir uns erlaubt, unsere Ansichten und Wünsche über mancheGegenstände, die mit den Einrichtungen in wesentlicher Verbindung stehen, an dengeeigneten Stellen auszusprechen.Ehe wir aber dazu schreiten, müssen wir Herzogliches Staatsministerium bitten,einen Blick auf die Schwierigkeiten zu werfen, womit wir bei unserer Arbeit zukämpfen hatten. Es fehlte uns für dieselbe alle Erfahrung, aller praktische Boden,jeder Anhaltspunkt in unseren bestehenden Zuständen. Wohl wird durch die einzuführendeÖffentlichkeit und Mündlichkeit eine veränderte innere und äußereGestaltung unseres Standes von selbst bedingt, wohl läßt sich dadurch eine gewisseRid1tung auffinden, wohl findet man Vorbilder an den Zuständen in England,Frankreich und näher in der Rheinprovinz; allein die völlige Verschiedenheit derVermögens- und Verkehrsverhältnisse, der Volkssitten, namentlich aher der bedeutendeUnterschied zwischen großen Europäischen Staaten oder selbst den großenwohlhabenden und gewerb reichen Provinzen eines mächtigen Staats und einemkleinen deutschen Lande von so eigenthümlicher geographischer Gestalt wie dasunsrige, lassen eine unmittelbare Anwendung der dort bestehenden Einrichtungenfür letzteres nicht zu. Eben darum bieten auch die in dem vormaligen KönigreicheWestphalen bestandenen Einrichtungen keine völlig anwendbare Richtschnur, undwir haben daher ein selbst geschaffenes Bild der Zustände, wie sie sich muthmaß-13 6


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528lich gestalten werden, unserer Arbeit zum Grunde legen und auf dieser Grundlagealles aufbauen müssen.Wir haben daher von dem Werthe und der Brauchbarkeit unserer Arheiten gewißkeine überspannte Meinung, hoffen jedoch, daß Herzoglimes Staatsministeriummit billiger Berücksichtigung jener Schwierigkeiten denselben Nachsicht angedeihenund wenigstens unser Bestreben und uns ern lebhaften Wunsch, dessenehrendem Zutrauen zu entsprechen, nicht verkennen wird.Wir wenden uns nun zur Sache selbst.r. Allgemeine Bemerkungen.Eine der größten Schwierigkeiten war die, daß es nicht feststand und auch nochgegenwärtig nicht feststeht, welchen Geschäftskreis künftig die Gerichte habenwerden, ob namentlich die Kreisgerichte auf reine Rechtsprechung beschränkt oderauch mit der Prozeßleitung beauftragt sein und ob die Amtsgerichte, konkurrirendmit den Notaren, auch die freiwillige Gerichtsbarkeit ausüben sollen?Nach den vom Herzoglichen Staatsministerium der Abgeordnetenversammlungvorgelegten Entwürfen scheint zwar beides bejaht werden zu müssen, allein wirkonnten doch den daraus hervorgehenden Zustand nicht zur Grundlage nehmen,theils weil, wie wir hören, in der Commission der Abgeordnetenkammer abweichendeMeinungen hervorgetreten sind und bei Herzoglichem Staatsministerium Anerkennunggefunden haben, theils aber, weil wir von dem Zustande, wie er sich bei unveränderterDurchführung der Regierungsentwürfe gestalten, und der Stellung, diedanach unser Stand einnehmen würde, keine rechte Anschauung zu gewinnen vermochten.Es scheint uns, daß danach das Gerichtsverfahren ein Mittelding zwisrnenMündlichkeit und Schriftlichkeit, die Stellung der Advokaten und Anwälteebenso ein Mittelding zwischen dem bisherigen Zustande und dem in anderen Ländernwerden würde. Da wir aber nicht bezweifelten, daß dieser Erfolg und seineNachtheile der hohen Landesregierung selbst nicht entgehen würden, so boten unsdiese Entwürfe keinen Anhaltspunkt dar. Wir sind daher genöthigt gewesen, uns selbstein Bild von dem Zustande zu machen, welcher in Folge der die Rechtspflege betreffendenorganischen Gesetze in unserm Lande eintreten wird, und - HerzoglichesStaatsministerium wolle uns die Bemerkung vergönnen - im Wesentlicheneintreten muß, wenn die neuen Einrichtungen in der Rechtspflege wirklich ihrerGrundideen, der Öffentlichkeit und Mündlichkeit entsprechen, wenn die Richterblos koIIegialisch Recht sprechen, und nicht zugleich mit mechanischen Arbeiten beladenwerden, und wenn endlich für die Advokaten und Notare eine würdige undzugleich haltbare Stellung geschaffen werden soll.Dies scheint uns aber nur dann erreichbar, wennI) der Grundsatz der Mündlichkeit, also ein Verfahren, wobei die Gerichte nurauf Grundlage der unvermittelt vor sie gelangenden Vorträge der Parteien und Auskunftspersonenund zwar regelmäßig kollegialisch entschieden, von der Prozeßleitungaber entbunden sind, mit folgerichtiger Strenge durchgeführt und so dieMündlichkeit die wahre Grundlage des Verfahrens, nicht aber bl os ein Anhang derSchriftlichkeit wird;137


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=000425282) die Gerichte eines jeden andern Geschäfts, also namentlich der freiwilligen Ge~richtsbarkeit enthoben werden. Nur das Hypotheken- und Depositenwesen dürftenden Amtsgerichten zu übertragen sein;3) diejenigen Rechtsgelehrten, die dem Volke nach freier Wahl in seinen Rechts~geschäften Beistand leisten, die Advokaten, Anwälte und Notare, einen besonderen,die Disciplin über seine eigenen Mitglieder ausübenden Stand bilden;4) diese verschiedenen Richtungen von einander getrennt gehalten werden, mitAusnahme der nur durch äußere Notwendigkeit gebotenen Verbindung der Advo~katur und Anwaltschaft.Aus diesen Grundansichten folgt nun zunächst als eine Nothwendigkeit, daßdie Gerichte blos mit der eigentlichen Rechtsprechung beauftragt, alle Handlungen,aber, welche erforderlich sind, um diese dazu in den Stand zu setzen, also die Her~beischaffung des Materials und die Rechtsausführung, von den Anwälten und Advo~katen besorgt werden. Dieses halten wir für erforderlich, theils um dem Volke dasGefühl der hohen Würde der Gerichte einzuprägen, welches - eine traurigeFolge des schriftlichen Verfahrens, wobei den Parteien die höhere Thätigkeit derGerichte fast gar nicht, sondern meistens für ihre nicht mechanische und büreau~kratische in die Sinne fiel - beiden größtentheils fehlt und fast mit Nothwendigkeitfehlen mußte. Jedes Geschäft außer der Rechtsprechung thut dieser Würde noth~wendig Eintrag, und es müssen daher alle Nebengeschäfte, namentlich die s. g. frei~willige Gerichtsbarkeit, den Gerichten abgenommen werden.Diese paßt aber überhaupt nicht für die Gerichte; sie hat es mit den Privathän~dein und Privatinteressen zu thun, und es scheint uns daher nicht natürIic.h, daß dieParteien rücksic.htlic.h derselben an Beamte und Behörden gewiesen werden, die einegewisse Gewalt oder Botmäßigkeit über sie haben.Der Landmann und ein großer Theil der Mittelstände werden gewiß noch nichtso bald die tiefeingewurzelte Scheu und Zurückhaltung überwinden, die sie so langevor allen Beamten und Behörden empfunden haben. Dies ist bei Geschäften dieserArt häufig in einem hohen Grade nachtheilig. Eines Theils sind die Parteien zu be~fangen, um sich gegen den mit Geschäften überhäuften Beamten gemächlich undbreit auszusprechen, anderntheils ist es aber fast unvermeidlich, daß der Beamte inFolge der bisherigen Gesetze und Einrichtungen einen fast unvermeidlichen Hangzur Bevormundung hat, und auch in diesen, ganz dem Gebiete der Privat~Autonomieangehörigen Angelegenheiten, auf eine mitunter trotz der besten Meinung denParteien geradezu verderblichen Art geltend macht. Auch bei veränderter Einrich~tung dürfte diese Richtung erst sehr allmälig verschwinden. Denn was Jahrhundertehindurch in Sitten und Gewohnheiten wurzelt, wird nicht in einem Tage durch einGesetz ausgerottet. Alle diese Umstände, die man wohl Uebelstände nennen kann,sind bei dem Notar nicht vorhanden. Er hat nicht eine solche Stellung, die den Par~teien inponiren kann, er ist von dem Publikum gerade nur soviel abhängig, daß ersich bemühen muß, durch Redlichkeit und Geschick dessen Zutrauen zu erwerben,und während die Gerichte die freiwillige Gerichtsbarkeit nur als eine Pflicht, dieihre Arbeiten vermehrt, zu betrachten haben, hat der Notar ein Interesse dabei,13 8


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigund dies giebt ihm eine der Natur der Sache weit angemessenere Stellung zu demPublikum, diesem mehr Unbefangenheit ihm gegenüber.Außer diesen innern Gründen zur Trennung der freiwilligen Gerichtsbarkeitvon der Rechtspflege ist noch ein äußerer vorhanden. Ein tüchtiger Advokaten- undAnwaltstand ist die Seele des neuen Gerichtsverfahrens, wie wir es uns denken. Esleidet aber keinen Zweifel, daß die advokatorische Praxis auf das Erheblichste dadurchvermindert werden wird, und da schon jetzt, wie Herzogliches Staatsministeriumselbst anerkannt hat, die Zahl der Advokaten im hiesigen Lande zu groß ist,so würde, wenn dieselben bei der Einführung des neuen Gerichtsverfahrens unverändertbestehen bleiben sollte, die Folge davon sein, daß viele gar kein oder einnicht ausreichendes Einkommen fänden und dieser Stand kaum in der nächsten Generationsich auf eine für ihn selbst und das Publikum befriedigende Art gestaltenwürde. Nur wenn es möglich wäre, daß ein Theil ausschiede, um sich ausschließlichdem Notariatsamte zu widmen, dürfte eine angemessene Zahl erreichbar sein. -Endlich dürfte vielleicht noch in Betracht kommen, daß für ältere Anwälte oft höchstwünschenswerth sein kann, zum Notariat überzugehen. Sich ein ausreichendes Vermögenzu erwerben, um im Alter davon leben zu können, ist jetzt nur wenigenAdvokaten gelungen, und dürfte in der Folge noch weniger gelingen. Der bejahrtereMann wird von jüngern leicht überflügelt; er verliert die Spannungskraft inseinen Geschäften, und dann ist das ruhigere und weniger anstrengende Notariatsgeschäftgewiß eine höchst erwünschte Zuflucht für die spätem Lebensjahre einesAnwalts, der seine besten Kräfte seinem schwierigen Berufe geopfert hat, ohne daßdurch Pensions- und Witwenkassen für sein Alter und seine Hinterbliebenen gesorgtist.Von dieser Idee ausgehend und eine auf derselben beruhende Trennung desNotariats von der Advokatur und Anwaltschaft voraussetzend, haben wir eineAdvokatenordnung und eine Notariatsordnung entworfen, und erlauben uns überjede von beiden abgesondert zu handeln.H. Advokatenordnung.Der Unterschied zwischen Advokatur und Anwaltschaft ist, wie der § 1 15) ergiebt,von uns erkannt und festgehalten, und wir sind sämmtlich von dem Wunschedurchdrungen, daß es möglich sein möchte, denselben auch äußerlich, durch dievöllige Trennung beider, wie in England und Frankreich, durchzuführen; alleinwir müssen, aus Gründen, die wir Herzoglichem Staatsministerium bei Gelegenheitdes im Jahre 1847 überreichten Entwurfs einer Taxe auszuführen uns beehrt haben,hierauf zu verzichten. Immer bleibt es dabei demjenigen, der Beruf und Geschickdazu fühlt, unbenommen, sich auf die Advokatur allein zu beschränken, welche wirals die höhere und idealere Stellung betrachten. Nicht minder liegt auch darin etwas1&) § I lautet: Das Amt des Advokaten besteht darin, vor Gericht in mündlichen Vorträgendie Redlte der Partei auszuführen. Das Amt des Anwalts besteht darin, die Partei vorGericht zu vertreten, alle zur Regelmäßigkeit des Verfahrens erforderlichen Anträge undHandlungen vorzunehmen, die Haupthandlung vorzuhereiten, endlich auch in allen außergerichtlichenAngelegenheiten Rechtshilfe zu gewähren.139http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528tröstliches, daß wenn auf der einen Seite durch die Trennung der Anwaltschaft vonder Advokatur diese entschieden gehoben wird, auf der andren Seite, wie die Erfahrungandrer Länder lehrt, der bloße Anwalt leicht in einen handwerksmäßigen Geschäftsbetriebversinkt, und dann um so mehr eine Geißel für das Publikum werdenkann, als er leicht manche Advokaten in eine entschiedene Abhängigkeit von sichzu bringen vermag.Da aber die Advokatur als Erwerbsstand nur für wenige ausreichen möchte,so müssen wir es für zweckmäßig halten, daß solchen Advokaten, die sich nicht aufdie bloße Advokatur beschränken wollen und können, durch die demnächstige Ernennungzum Anwalte eine Erwerbsquelle eröffnet wird. Wir hoffen übrigens, daßsidl das Verhältniß so gestalten wird, daß manche, auch wenn sie zu Anwälten ernanntsind, sich doch vorzugsweise der Advokatur widmen, während andere, ihrerNeigung und ihrem Berufe folgend, sich mehr der Anwaltschaft zuwenden werden.Wir sind sodann (§ l) 16) von der Ansicht ausgegangen, daß die Zahl der Anwältebeschränkt sein müßte, denn der Umfang der gesammten Geschäfte in einemgegebenen Geschäftshezirke läßt sich wenigstens annähernd berechnen, mithinauch die der Anwälte, die bei einer nach dem Durchschnitte anzunehmenden Vertheilungdurch deren Betrieb ihren Lebensunterhalt finden können. Ueber dieseZahl darf aber nicht hinaus gegangen werden, wenn der Anwalt in eine äußerlichanständige Lage kommen und seine Gesdläfte mit Eifer und Gewissenhaftigkeitversehen soll.Dagegen haben wir geglaubt, die Zahl der Advokaten nicht beschränken zumüssen, und zwar, abgesehen von den innern Gründen auch deshalb, weil eines- Theils die Advokatur künftig eine Vorbereitungsstufe für das Richteramt, für denBeamtenstand und manche öffentliche Laufbahn sein wird und es außerdem auchnicht zu rechtfertigen sein möchte, wenn demjenigen, der sich der advokatorischenLaufbahn widmen will, jede praktische Thätigkeit auf viele Jahre bis zu dem Zeitpunkte,wo er in die geschlossene Zahl der Anwälte eintreten kann, versagt seinsollte.Die durch die früheren Verordnungen zu hoch bestimmte Normalzahl derAdvokaten und Notare und die in Folge derselben eingetretene Ueberfüllung hatuns jedodt die sofortige Ausführung der Freiheit der Advokatur bedenklidt ersdIeinenlassen und die in den "Transitorischen Bestimmungen" § 25 enthaltene Modifikationwünsdtenswerth erscheinen lassen.Vorschläge über die Zahl der Anwälte zu machen, sind wir wenigstens für jetztnicht wohl im Stande, da wir eines Theils den Umpfang der bei den verschiedenenGerichten des Landes vorkommenden Geschäfte nicht übersehen, theils auch dieGebührentaxe nodI nidIt feststeht. Da aber heide ein nothwendiger Anhaltspunktfür diese Bestimmung ist lind die Materialien zur Beurtheilung dieses wichtigenPunkts Herzoglichem Staatsministerium besser zu Gebote stehen als uns, so dürfte16) § 1: Die Zahl der Anwälte in den einzelnen Kreisen soll nach dem Bedürfnisse durcheine Verordnung festgesetzt werden, die Zahl der Advokaten ist unbeschränkt.14 0 <strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528es, da die bisherige Normalzahl der Advokaten auf keinen Fall mehr paßt, amzweckmäßigsten sein, wenn Hochdassclbe die Zahl der Anwälte durch eine Verordnungfeststellte, und wir dürfen nach allen bisherigen Vorgängen uns wohl dieHoffnung machen, daß Herzogliches Staatsministerium es vielleicht rathsam findenwird, uns vorgängig darüber zu hören.Wir sind so dann bei § 3 17) der Ansicht gewesen, daß der Advokatenanwalt regelmäßigseinen ihm bei seiner Anstellung anzuweisenden Wohnort am Sitze einesKreisgerichts haben müsse, indern die bei den Kreisgerichten gesetzlich vorgeschriebeneVertretung der Parteien durch einen Anwalt dies nöthig mache, außerdemaber halten wir dafür, daß vorzüglich die bei den Kreisgerichten anhängigen wichtigerenProzeße der eigentliche Berufskreis für die advokatorische und anwaltlicheThätigkeit sein sollen, und denselben daher nicht durch Niederlassung an dem Sitzeeines Amtsgerichts Gelegenheit gegeben werden müsse, die bei diesem vorfallendenGeschäfte auszuüben und so sich ein gutes Auskommen zu verschaffen, während erfür die Amtseingesessenen eine Plage würde. Dabei war jedoch für den Fall Spielraumzu lassen, wo das Interesse des Publikums eine Ausnahme erfordert.Eine Versetzung des Anwalts wider seinen Willen, die, wie wir in Preußen undKurhessen gesehen, unter Umständen gemißbraucht werden kann, würde denselbenin seiner Unabhängigkeit gefährden. Der Inhalt des § 4 18) dürfte keine weitereBegründung nothwendig machen. Die nähere Bestimmung der verschiedenen Prüfungendürfte im Wege der Verordnung von der Hohen Landesregierung festzusetzensein. Sollte dieselbe unsere Erklärung über einen desfallsigen Entwurf zuerhalten wünschen, so bedarf wohl nicht erst der Versicherung, daß wir uns beeifernwerden, einer desfallsigen Aufforderung zu entsprechen. Wir sind jedoch im Allgemeinender Ansicht, daß der Advokat und Anwalt denselben Prüfungen zu unterwerfensei, wie diejenigen, die sich der richterlichen Laufbahn widmen.Wir erlauben uns jedoch schon jetzt den Wunsch auszusprechen, daß der Prüfungsbehördejeder Zeit ein Mitglied der Advokatenkammer beigegeben werdenmöge.Die § 5 19) ausgesprochene Ausschließung Unbefugter von dem Geschäftskreiseder Advokaten und Anwälte liegt nicht nur wegen des in dieser Beziehung gewißanzuerkennenden und zu schützenden Interesses dieses Standes, sondern auch in demdes Publikums, indem dieses durch die s. g. 'Vinkeladvokatur in einern hohen Gradegefährdet wird, und dabei nie gewinnen, sondern nur verlieren kann.'l\'ur bei den Amts- und Stadtgerichten wird im Interesse des Publikums eineAusnahme gestattet sein. Soll jedoch nicht gerade hier eine dem weniger gebildetenund vermögenden Staatsangehörigen höchst gefährliche Winkclpraxis entstehen,17) § 3 enthält die Wohnsitzbestimmung des Advokat-Anwalts am Sitz eines Kreisgerichtsund seine Nicht-Versetzbarkeit.1") § 4 enthält Bestimmungen über die Erfordernisse zum Amt eines Advokaten undAnwalts und deren Ernennung.19) § 5 bestimmt, daß vom Berufskreise der Advokaten und Anwälte jeder Andere ausgeschlossenist.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528so darf eine solche Vertretung keine Erwerbsquelle werden, und eine Vergütungmuß daher gesetzlich verboten sein. Eine Ausnahme würde rücksichtlich der zurEmpfangnahme der amtsgerichtlichen Verfügungen zu bestellenden Ortsprokuratorenerforderlich sein, indem diese nicht entbehrt werden können.Wir können bei dieser Gelegenheit nicht unbemerkt lassen, daß die Winkeladvokaturhie und da wirklich überhand genommen hat, theils durch Privatpersonen,theils durch solche, die als Nebenpersonen bei den Gerichten beschäftigt sind. DieGerichte sind diesem Treiben theils gar nicht, theils nicht mit dem gehörigen Nachdruckentgegengetreten, was jedoch theilweise uns selbst zur Last fällt, weil inFolge unsrer bisherigen Stellung uns der Gemeingeist fehlte, um demselben kräftigzu begegnen. Wir würden uns genöthigt sehen, Herzoglichem Staatsministeriumunsere desfallsigen gerechten Beschwerden vorzutragen, dürften wir nicht hoffen,daß solche Eindringlinge vor der Sonne der Öffentlichkeit bald von selbst verschwindenund die uns künftig vertretende Advokatenkammer, sowie das öffentlicheMinisterium diesem Uebelstande kräftig entgegenwirken werden.Rücksichtlich der im § 6 enthaltenen Bestimmung über die von der Advokatenkammerauszuübende Disciplinargewalt dürfen wir uns im Allgemeinen auf dasBeispiel anderer Länder berufen, wo wir bei dem öffentlichen und mündlichen Verfahrendieselbe Einrichtung mit dem heilsamsten Erfolge vorfinden. Die Ausübungder Disciplinargewalt durch die Gerichte ist völlig unerträglich mit der Würde,Freiheit und Unabhängigkeit des Standes. Der Erfolg dieser Disciplinargewalt istder gewesen, daß eine Spannung, ein oppositionelles Verhältnis zwischen unsermStande und den Gerichten eingetreten ist; daß wir im Allgemeinen solche Stellung,vermöge deren es vorkam, daß bewährten und angesehenen Advokaten Verweiseund andere Disciplinarstrafen von Auditoren diktirt wurden, bitter empfanden undsich als Gegenschlag eine Art von Stoicismus ausbildete, vermöge dessen man sichaus den Disciplinarstrafen überhaupt nicht viel machte, oder sich als Märtyrer seinesEifers und seines Freimuths betrachtete. So hatte die richterliche Disciplinargewalteinen Erfolg, den man weder bezwecken noch wünschen konnte. Eine ganz andereWirkung wird die durch eine selbstgewählte Advokatenkammer auszuübende Disciplinhaben, und die Erfahrung lehrt, daß alles eher davon zu besorgen ist, als einezu große Nachsicht.Die Bestimmung des § 7 20) bedarf schon wegen der erforderlichen Auslagenkeine Begründung. Wir erlauben uns bei dieser Gelegenheit die Bemerkung, daß eineder größten Belästigungen unseres Standes darin besteht, daß wir für die Parteidie Gerichtskosten auslegen und nach der jetzigen Einrichtung sogar persönlichdafür haften müssen. Durch die von den Parteien zu zahlenden Vorschüsse wirddieser Uebelstand nur zu einem geringen Theile beseitigt; denn manche könnensie nicht bezahlen, und je besser sie bezahlen können, desto empfindlicher sind sie,wenn ein Vorschuß gefordert wird. Wollte man aber immer im Vorschusse sein,so erfordert dies eine, bei etwas umfangreicher Praxis fast unmögliche beständige20) § 7 enthält die Bestimmung, daß der Anwalt bei übernahme einer Sache angemessenenVorschuß verlangen kann.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Kontrole der Kontos der Partei, um jeden Augenblick zu sehen, ob dieselbe nochim Vorschusse ist. Der Anwalt muß daher beständig einen Kassenvorrath halten.Abgesehen von diesem allen ist er zu beständiger Berührung mit den Unterbeamtenund einer weitläufigen Rechnungsführung genöthigt und die Einziehung des Deservitswird dadurch erschwert.In Preußen sind diese Uebelstände durch die Einridltung von s. g. Salarienkassenbei den Gerichten heseitigt, weldle die Gerichtsgebühren und die desfallsigenVorschüsse von den Parteien einziehen. Wir erlauben uns, diese Einrichtung HerzoglichemStaatsministerium zur gewogentlichen Berücksichtigung zu empfehlen.Rücksichtlich des § 8 21) beziehen wir uns auf das, in den Motiven zu dem imJahre 1847 überreichten Entwurfe einer Advokatengebührentaxe dieserhalb Gesagte.Die Entscheidung der im § erwähnten Streitigkeiten durch die Advokatenkammerwird keiner Motivierung bedürfen.Die Bestimmung des § 9 22 ) bedarf an sich ebenfalls keiner Begründung, sie entsprichtebensowohl als die Ausnahme der Advokaten von diesem Zwange dem desfallsigenInhalte des Entwurfs der Zivilprozeßordnung.Rücksichtlich der Armenprozesse halten wir einige Verändenmgen der jetztgeltenden Bestimmungen für erforderlich, und haben wir uns in der Anlage A ausführlidldarüber ausgesprochen. Wenn wir aber die unentgeldlidle Vertretung derarmen Parteien als eine uns obliegende, alle gleirnmäßig treffende Verbindlirnkeiterachten, so scheint uns nichts billiger und gerernter, als daß wir auch bei den vonden Gerichten zu übertragenden Curatelen und Contradikturen, soweit dies inRücksicht auf die Befähigung nach der Natur des Gesrnäfts erlaubt, gleidlmäßig,sowohl rücksichtlich der Zahl, als des Umfanges derselben bedarnt werden. Dies istbis jetzt keineswegs überall geschehen, vielmehr haben sich in dieser BeziehungNepotismus und Rücksichten aller Art, oft mit der größten Unbefangenheit, geltendgemacht, so daß einzelne Erwählte das Beste und Meiste, Andere aber gar nichts,oder nur gelegentlich spärliche Brosamen erhalten haben. Bei der GerechtigkeitsliebeHerzoglichen Staatsministeriums wird es eben nur dieser Andeutung bedürfen.Der § 10 24) schließt sich im Wesentlichen dem bestehenden Rechte an, es wirddadurch die Ausbedingung einer höheren Gebühr, eines Palmariums 23) und einesAntheils am Streitgegenstande ausgeschlossen, ebenso auch eine konventionelle Herabsetzungder Gebühr, welche wir für unanständig halten. Daß freiwillig zugebende Honorare und faktische Erlassung von Gebühren dadurch nicht ausgeschlossenwerden, versteht sich von selbst.21) § 8 befaßt sich mit der Gerichtszuständigkeit für Zahlungsbefehle über Kostenrechnungender Advokaten und Anwälte.n) § 9 Der Anwalt darf nur aus erheblichen Gründen, über die bei Streit die Kammerentscheidet, einen Auftrag ablehnen.23) § 10: Alle eine Abweichung von der Gebührentaxe enthaltenden Privatverträgezwischen den Klienten und dem Advokaten oder Anwalt sind verboten und ohne jedeWirkung.24) Palmarium = Honorar der Advokaten nach gewonnenem Prozeß.143


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Der erste Absatz des § 11 25) wird keiner Begründung bedürfen. Was aber denzweiten Absatz betrifft, so gestehen wir, daß Geldnegozen überhaupt keine ganzepassende Beschäftigung für die Anwälte zu sein scheinen, auf der andern Seite aberhaben wir Bedenken getragen, den ohnehin sehr geschmälerten Geschäftskreis derselbennoch mehr zu beschränken, sowie wir es dem Interesse des Publikums angemessenerachten, daß es durch die Zuziehung eines redlichen, geschäftskundigen undjedenfalls zu kontrolierenden Anwalts Geschäfte der Art zu Stande bringen könne,ohne durch Wucherer oder gewissenlose Unterhändler gefährdet zu werden, unddie bei den letzten Rücksichten haben überwogen. Eine Gleichstellung mit Maklernund Commissionairen scheint uns aber mit der Stellung der Anwälte unvereinbar,und wir glauben daher, daß rücksichtlich ihrer die Verordnung vom 19. Juli 1827aufgehoben und ein ihnen übertragenes Geschäft dieser Art ebenso behandelt undhonorirt werden muß, wie ein jedes andere außergerichtliche. Dadurch, daß die Verordnungrücksichtlich der Notare bestehen bleibt, möchte diese Bestimmung umsoweniger Bedenken finden.Der Abschnitt IV § IZ-23 handelt von der Advokatenkammer. Wir haben dabeidie Einrichtungen andrer Länder, wo das hier einzuführende Gerichtsverfahrenbereits besteht, ferner die zur Zeit, als das Herzogthum einen Theil des KönigreichsWestphalcn bildete, auch hier bestandenen, und endlich die in den in mehren Ländernz. B. Kurhessen und Baden erschienenen Entwürfen aufgestellten Ideen mit Berücksichtigungder besonderen Landesverhältnisse zum Vorbilde und Anhalte genommen.Da Herzogliches Staatsministerium mit diesem allem vollständig vertrautist, so glauben wir uns einer weitem Ausführung enthalten zu dürfen.Der Abschnitt V § 24 bis 29 hat uns die meisten Schwierigkeiten und Bedenkenerregt, wie es denn überhaupt nicht zu verkennen ist, dass die bevorstehende Uebergangsperiodefür viele von uns eine bedrohliche, ja gefährliche Krisis ist. Manchewerden freudig der Zukunft entgegensehen, die ihnen längst gewünsdlte Zuständebringt, manche werden ihr mit Angst und Sorgen entgegenblicken, weil ihre vielleichtjetzt gesicherte Existenz ihnen gefährdet scheint. Erschwert wird dieserUebergang durch unsere in Folge der Verordnung vom 29. September 1835 offenbarzu hoch bestimmte Zahl, die in Folge der neuern Verordnung vom ZIsten April1847 noch nicht auf die angemessene hat sinken können. Wir können es nicht ändern,dieses UebcI zum Theil mit in den neuen Zustand hinüber zu nehmen, denn wennauch eine Anzahl von Advokaten zum Notariat übergehen, so blichen doch nochzuviel übrig, die sämmtlich Advokat-Anwälte werden müssen; denn wollte mansofort die richtige Normalzahl festhalten, und etwa blos die ältern zu Advokat­Anwälten machen, die jüngern aber auf die Advokatur beschränken, so würde dieseinen nicht zu besiegenden Widerstand bei den letzteren finden, und gewiß mitRecht, da viele sich in ihrer Subsistenz gefährdet sehen würden. Wir haben daherhier der Nothwendigkeit jede andre Rücksicht aufopfern müssen, indem wir allejetzigen Advokaten, die nicht als Notare ausscheiden, demnächst Advokat-Anwältewerden lassen und durch die [in] § 25 enthaltene Bestimmung darauf hinzielen,'6) § 11 enthält Bestimmungen über Nebenbeschäftigungen.144


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528demnächst die Zahl zu vermindern. Die übrigen Bestimmungen werden keinerweitern Begründung bedürfen.Wir sind von der Ansicht ausgegangen, dass alle diejenigen, die bei der Einführungder neuen Ordnung bereits Advokaten sind, ohne weiteres Advokatanwältewerden und ohne weitere Prüfung zu der Praxis bei allen Gerichten zugelassenwerden sollten. Es sind jedoch auch Stimmen laut geworden, die behuf der Praxisbei dem höchsten Gerichte eine besondere Prüfung auch rücksichtlich derjenigenfordern, die bereits Advokaten sind. Wir müssen es der Weisheit unserer hohenLandesregierung anheimstellen, welchen Weg sie vorziehen wird; wir erlauben unsjedoch zu bemerken, dass eine Ausnahme rücksichtlich derjenigen, die schon seitlängeren Jahren Advokaten sind, wünschenswerth erscheinen möchte. Solche Advokatenhaben sich entweder bewährt, und dann bedarf es keiner Prüfung, oder siehaben sich nicht bewährt, und dann werden sie, zumal bei dem öffentlichen Verfahren,doch keine Gelegenheit haben, vor dem höheren Gerichte aufzutreten. Beidenjenigen, die in Folge ihrer Bewährung eine größere Praxis haben, würde dienothwendige Vorbereitung zur Prüfung in höchstem Grade störend auf dieselbenund regelmäßig auch auf ihre davon abhängige Subsistenz einwirken." Es folgendann umfangreiche Begründungen zum Entwurf einer Notariatsrechnung, die aberhier ausgelassen werden können.4 Verabschiedung der Advokatenordnung nebst Gebührenordnungdurch Regierung und Landtag (1849/50)Die von den Advokaten mit ihrem Entwurf zur Advokatenordnung offensichtlichangestrebte uneingeschränkte Selbstverwaltung der Advokatenkammer wurde jedochnicht erreicht, denn das Ministerium setzte in dem der Abgeordnetenversammlung(Landtag) zugeleiteten Entwurf den Oberstaatsanwalt als staatlichen Kommissarin der Advokatenkammer ein, der nicht nur jeder Sitzung der Kammer beiwohnen,sondern auch - bis auf wenige Ausnahmen - Beschlüsse der Kammer durch Einspruchhemmen konnte.Auch die vorgesehene Trennung des Notariats von der Anwaltschaft wurde von derRegierung nicht akzeptiert. Sie strich den § :6 des Advokatenentwurfs, nach welchemein Anwalt, der zugleich Notar war und letzteres Amt infolge der Neuordnung derGerichtsverfassung niederlegte, demnächst nach Maßgabe der Notariatsordnung dasRecht haben sollte, unter Niederlegung der Anwaltschaft in das Notariat einzutreten.Folglich wurde auch der § I des Entwurfs der Notariatsordnung geändert,der vorsah, daß die Notare die ausschließlich mit der freiwilligen Gerichtsbarkeit -ausgenommen das Hypotheken- und Depositenwesen - beauftragten öffentlichenBeamten sein sollten. Stattdessen lautete der Entwurf des Ministeriums: Die Notaresind neben den Gerichten die mit der Beurkundung von Rechtsgeschäften beauftragtenöffentlichen Beamten. Das Hypothekenwesen und das Depositenwesen sowiedie Annahme von Testamenten blieben auch nach diesem Entwurf den Gerichtenvorbehalten. In diesem Zusammenhang sei als bemerkenswert erwähnt, daß derEntwurf der Regierung zur Notariatsordnung die Einrichtung einer eigenen Notar-10145


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528kammer vorsah, daß der Landtag sie aber ablehnte und die Notare der Disziplinargewaltder richterlichen Disziplinarbehörde unterstellte.Vor Einbringung der Entwürfe an die Abgeordnetenversammlung waren dasOberlandesgericht und das Appellationsgericht gutachtlich gehört worden. Erstereswandte sich unter dem 9. Oktober 1849 gegen die Trennung des Notariats von derAdvokatur. Es führte u. a. aus: nach den in der preußischen Rheinprovinz gesammeltenErfahrungen habe sich das Institut der Notariatskammer als unpraktisch erwiesenund sei schon 1822 wieder beseitigt worden, stattdessen seien die Landgerichte mitder Beaufsichtigung über die Notarien beauftragt worden; bei der Verteilung vielerNotare auf dem platten Lande, so liest man weiter, könne es auch nicht ausbleiben,daß manche Notare, die keine hinreichende Beschäftigung fänden, sich in ein demGemeinwesen sehr nachteiliges Geschäft der Winkeladvokaten und Scribenten verwandelnwürden. Die Abgeordnetenversammlung entschied sich überraschend fürdie Trennung von Advokatur und Notariat, freilich nur grundsätzlich, denn siestimmte aus besonderen Gründen dem Entwurfe des Ministeriums zu 26).Auch bei den von der Advokatenkammer zu erkennenden Disziplinarstrafennahm die Regierung eine wesentliche Änderung vor. Während nach dem Entwurf26) Am 28. Februar 1850 teilte der Präsident der Abgeordnetenversammlung dem Ministeriumdazu mit: "Wir sind zwar mit dem im § 1 ausgespromenen Grundsatze einverstanden,indem wir es nichtverkennen,daß die Einführung eines selbständigen Notariats und dieAussdlIießungder Gerichte von der freiwilligen Gerichtsbarkeit gegenwärtig nom auf smwer zubeseitigende Schwierigkeiten stoßen würde und indem wir es für angemessen halten, daß,so lange die jetzige Einrichtung des Notariatswesens beibehalten wird, das Hypotheken- undDepositen-Wesen sowie die Annahme von Testamenten ausschließlich den Gerimten verbleibt;wir legen indeß großes Gewicht darauf, daß schon jetzt möglidlst darauf hingewirktwerde, die Trennung der streitigen von der freiwilligen Gerichtsbarkeit und die übt!rtragungder letzteren an ein selbständiges Notariat demnächst durchzuführen, indem wireine solche Einrichtung dem Principe nach für die allein richtige Maßregel halten, um auf dereinen Seite den Gerichten, auf der anderen Seite der Advokatur die Stellung anzuweisen,welche sie nach der Richtung der Neuzeit einzunehmen berechtigt sind. Um den angedeutetenZweck zu erreidlen, beschränken wir uns für jetzt darauf, in allen Sachen der freiwilligenGerichtsbarkeit, in weldler die Gerimte mit den Notaren concuriren, gleiche Formen undgleiche Taxen für beiderlei Beamte der freiwilligen Gerichtsbarkeit zu beantragen. DieseMaßregeln lassen sich ohne Schwierigkeiten schon jetzt einführen, und sie rechtfertigen sichaus naheliegenden Gründen, indem dadurch einestheils alle öffentlimcn Urkunden einemehr übereinstimmende Form erhalten, die Ächtheit derselben also leichter beurthcilt werdenkann, anderntheils den Parteien die 'Wahl unter den Beamten der freiwilligen Gerichtsbarkeitinsofern erleichtert wird, als sie nicht durch pecuniäres Interesse, bei einer Versmiedenheitder Taxen, bald zu einem Notar, bald zu einem richterlichen Beamten hinzugehen veranlaßtwerden, indem endlich durch solche Maßregeln der innere Unterschied zwischen den Notarenund den richterlichen Beamten verwischt, der kleinlichen Eifersüchtelei zwischen beidenvorgebeugt und das Notariatswesen in sich harmonisch geregelt, dadurch die gänzlicheTrennung der freiwilligen von der streitigen Gerichtsbarkeit für die Zukunft vorbereitet undangebahnt wird. - Wir erlauben uns daher, an Herzogliches Staatsministerium den Antragzu richten, ein Gesetz vorzulegen, durch welches in allen Sachen der freiwilligen Gerichtsbarkeit,in welchen die Notare mit den Gerichten concuriren, für die Notare und für dieAmts- und Stadtgerichte gleiche Formen und gleiche Taxen eingeführt werden." - StaatsarchivWolfenbüttel Il A Neu Fb. 3 Nr. 223.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528die Kammer Geldstrafen bis zu 100 Taler sollte feststetzen können, setzte das Ministeriumin seinem Entwurf diese Höhe auf nur 50 Taler fest.Der der Abgeordnetenversammlung (Landtag) zugeleitete Regierungsentwurfeiner Advokatenordnung umfaßte 3 I Paragraphen. Die bis dahin noch bestandeneProkuratur war im Entwurf nicht mehr aufgenommen, es sollte nur noch Advokatenund Anwälte geben; der Advokat sollte nach ihm vor Gericht in mündlichen undschriftlichen Vorträgen die Rechte der Partei ausführen und in allen außergerichtlichenAngelegenheiten Rechtsbeistand leisten, während der Anwalt die Partei vorden Kreisgerichten und dem Obergericht, bei welchen er angestellt war, zu vertreten,auch alle zur Regelmäßigkeit des Verfahrens erforderlichen Anträge und Handlungensowie die Hauptverhandlung vorzubereiten hatte. Voraussetzung für die Ernennungzum Anwalt war, daß der zu Ernennende Advokat war. Berechtigt jedochzur Advokatur war nach dem Entwurf jeder Staatsbürger, der das 25. Lebensjahr -der Advokatenverein hatte das 2 I. Lebensjahr vorgeschlagen - vollendet und dievorgeschriebenen Prüfungen bestanden hatte. Die Zahl der Advokaten sollte unbeschränktsein, die Zulassungen zur Advokatur wie auch die Ernennung zum Anwaltsollten nach eingeholtem Bericht der Advokatenkammer durch das Staatsministeriumerfolgen. Advokaten wie Anwälte hatten dem Entwurf zufolge vor demOberstaatsanwalt in der Advokatenkammer den Eid zu leisten, daß sie das ihnenübertragene Amt in Gemäßigkeit der bestehenden Gesetze und Verordnungen mitFleiß und Gewissenhaftigkeit ausüben wollten. Die Advokaten hatten den Beruf,bei allen Gerichten, auch bei den Amts- und Stadtgerichten, aufzutreten, jedoch nichtvor dem Kassationshofe und dem Obergericht, bei diesen waren nur die Obergerichtsadvokatenzugelassen; Anwälte durften ihren Beruf nur bei den Gerichten ausüben,bei denen sie angestellt waren. Von den Geschäften der Advokaten und Anwältesollte jeder andere ausgeschlossen sein, doch konnten an Gerichtsorten, wokeine Anwälte wohnten, Prokuratoren "zur Insinuation" gegen Prokuratorengebührzugelassen werden, der einzige Fall, in welchem noch Prokuratoren für einbeschränktes Gebiet zugelassen sein sollten. Für einzelne Handlungen bei den AmtsundStadtgerichten waren auch andere Bevollmächtigte, jedoch ohne Anspruch aufVergütung, zulässig, eine ihnen dennoch gegebene Vergütung konnte zurückgefordertwerden.Der Landtag überwies den Entwurf am 30. November 1849 an die Justizkommission,die ihn durchberiet und ihn am 10. Januar 1850 mit Bericht und Anträgender Vollversammlung zurückreichte. Interessant aus dem Bericht ist, was darin überdie Einführung der Advokatenkammer gesagt wird. Es heißt dort u. a.: "Es wirdallerdings nicht an ängstlichen Gemüthern fehlen, welche in der Uebertragung derDisciplinargewalt über die Advokatur auf eine aus Standesgenossen zusammengesetzteBehörde einen Mißgriff erkennen zu müssen glauben, allein jeder einigermaßenunpartheiische Urtheiler wird zunächst darüber nicht im Zweifel sein, daßdie Ehre eines Standes im allgemeinen nie besser berathen sein wird, als wenn mandie Wahrung derselben der eifersüchtigen Ueberwachung von Standesgenossenselbst anvertraut. Abgesehen hiervon spricht der Erfolg, welchen man in andem147


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Ländern durch die ähnliche Einrichtung erzielt hat, für den Plan, welchen der vorliegendeEntwurf vor Augen hat, und wenn man sonst, wie es in diesem Entwurfebenfalls vorgeschlagen ist, der Staatsbehörde ein wirksames Oberaufsichtsrecht indie Hand gicbt, welches sie in den Stand setzt, die Advokatenkammer selbst erforderlichenFalles in die gesetzlichen Schranken zurückzuweisen, so wird man sich ohneBedenken für die Einführung einer solchen nicht nur entscheiden, sondern davonauch den günstigsten Erfolg erwarten dürfen." Am 1. Februar 1850 beriet dasPlenum die Vorlage, die einzelnen Paragraphen wurden mit Änderungen, Ergänzungenund Zusätzen angenommen; die endgültige Annahme erfolgte in der Sitzungam 2. März 1850''Während nach dem Regierungsentwurf die Advoka.ten nicht nur in mündlichen,sondern auch in schriftlichen Vorträgen die Rechte der Parteien auszuführen undin allen außergerichtlichen Angelegenheiten Beistand zu leisten berechtigt seinsollten, und dem Anwalt nur die Vertretung vor den Kreisgerichten oder demObergericht zustehen sollte (einschI. der Vornahme aller zur Regelmäßigkeit desVerfahrens erforderlichen Handlungen), beschränkte der Landtag den Berufskreisder Advokaten darauf, vor Gericht die Partei in mündlidlen Vorträgen zu vertreten,und übertrug die außergerichtliche Rechtsberatung und Rechtsvertretung aufdie Anwälte, ergänzte die Bestimmung des Entwurfs über die Vorausseztungenzur Advokatur dadurch, daß Unbescholtenheit des Kandidaten verlangt wurde undbestimmte ferner, daß die Zulassung zur Advokatur nicht vom Staatsministerium,sondern von der Advokatenkammer erfolgen sollte. Nadl dem Entwurf wie nachdem Gesetz hatten neu zugelassene Advokaten ein Eintrittsgeld von fünf Talerund jeder neu ernannte Anwalt zehn Taler zu entrichten, die in die Kasse derKammer flossen. Anwalt konnte nur werden, wer bereits Advokat war undsämtliche bei der Veröffentlichung des Gesetzes bereits zugelassenen Advokatenwurden automatisch Anwälte (Advokat-Anwälte). Die Advokatenkammer - mitSitz in \Volfenbüttcl - sollte ein Siegel führen und den Titel "Advocatenkammerdes Herzogthums Braunschweig" führen, sie genoß Porto-, Stempel- und Gebührenfreiheit.Sie hatte die Rollen der Obergerichtsadvokaten, Advokat-Anwälteund Advokaten zu führen, das Standesinteresse durch Anträge an die Landesregierungwahrzunehmen, für Erhaltung und Entfaltung eines würdigen Standesgeisteszu sorgen, über Streitigkeiten, die das Honorar und die Auslagen derAdvokaten und Anwälte betrafen, Gutachten abzugeben, auch auf Erfordern derRegierung Gutachten zu erstatten und die Kassenverwaltung zu führen; auch solltesie Rechte, die ihr später durch besondere Gesetze beigelegt würden, ausüben. DieKammer war berechtigt, Disziplinarstrafen zu verhängen, nämlich Geldstrafen bis'zu 50 Taler, schriftliche Verweise, Verweise vor der versammelten Kammer,Verlust des Stimmrechts und der Wählbarkeit auf die Dauer eines Jahres sowieAndrohung eines Antrages auf Suspension. Gegen diese Strafverfügungen war derRekurs an die gerichtliche Disziplinarbehörde zugelassen. Während nach demEntwurf die nächsten Wahlen zur Kammer zwei Jahre nach der ersten vorgenommenwerden sollten, setzte der Landtag fest, daß die ersten Wahlen für dieZeit bis zum 1. Januar 1852 zu gelten hatten.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Die so verabschiedete Advokatenordnung wurde vom Staatsministerium unterdem 19.März 185027) in der Gesetz- und Verordnungssammlung (S.245) alsGesetz verkündet und trat gemäß § I des Gesetzes über die Einführung derGerichtsverfassung vom 19. März 1850 (S. 57) am 1. Juli 1850 in Kraft. Gleichfallsunter dem 19. März wurde die Verordnung über die Zahl der Anwälte verkündet,nach welcher provisorisch für den Kreis Braunschweig 18, für den Kreis Wolfenbüw:I12, für die Kreise Helmstedt, Gandersheim und Holzminden je 5 und fürden Kreis Blankenburg 4 Anwälte zugelassen waren.Nach § 29 der Advokatenordnung war das Ministerium gehalten, sofort nachderen Verkündung eine Generalversammlung der Advokaten zu berufen, um dieWahlen der Mitglieder der Advokatenkammer vornehmen zu lassen. Dementsprechenderschien in den Braunschweigischen Anzeigen vom I!. Juni die Bekanntmachungdes Ministeriums vom 10. Juni, nach welcher sämtliche Advokaten sicham Sonnabend, dem 29. Juni 1850, in WoIfenbüttcl im Lokal des Appellationsgerichtsversammeln sollten, um die erforderlichen Kammerwahlen unter Leitungdes Oberappellationsrates Breymann vorzunehmen. Das Ergebnis wurde am 6. Julibekannt gemacht. Danach waren mit absoluter Stimmenmehrheit gewählt worden:I) aus dem Kreise Braunschweig: die Obergerichtsadvokaten Gotthard, Grotrianund Kaulitz,2) aus dem Kreise WoIfenbüttel: die Obergerichtsadvokaten Schulz und Schaper,3) aus dem Kreise Helmstedt der Obergerichtsadvokat Bürgermeister Kalbe ausKönigslutter,4) aus dem Kreise Gandersheim: der Obergerichtsadvokat Stegmann aus Gandersheim,5) aus dem Kreise Holzminden: der Obergerichtsadvokat Sonneburg aus Holzmindenund6) aus dem Kreise BIankenburg: der Obergerichtsadvokat Otto aus BIankenburg.Vorsitzender der Kammer wurde Obergerichtsadvokat Schulz, sein VertreterObergerichtsadvokat Schaper, Schriftführer wurden die ObergerichtsadvokatenGotthard und Grotrian, letzterer übernahm auch die Kassenführung. Die Wahlenvom 18. Oktober 1851 zeitigten das gleiche Ergebnis hinsichtlich der Besetzungdes Kammervorstandes.Damit hatte die Advokatenschaft im Herzogtum ihr festes Gefüge erhalten,zumal auch die Gebührenordnung geschaffen worden war, und die Kammerkonnte ihre Arbeit beginnen. Wie sie arbeitete, welche Aufgaben ihrer harrtenund zu bewältigen waren, läßt sich nicht feststellen, da Unterlagen nicht mehrvorhanden sind. Erhalten sind aber die Entscheidungen, die die Kammer in Ehrengerichtssachengetroffen hat. In der Zeit vom 25. Januar 1851 bis zum 9. September1879 wurden 109 ehrengerichtliche Verfahren erledigt, ein Beweis dafür, daß diebraunschweigischen Advolmten offensichtlich besser waren, als der Ruf der Advokatenim allgemeinen gewesen war.27) Das Hannoversrne Anwaltskammergesetz trägt das Datum vom 8. November 1850.149


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=000425285 Die Tätigkeit der AdvokatenkammerDie Zusammenarbeit zwischen Kammer und Oberstaatsanwalt war übrigensausgezeichnet. Letzterer berichtet am I I. Mai 1862 hinsidJ.tlich der Ausübung derDisziplinargewalt durch die Kammer, sie habe in diesen Beziehungen den Erwartungenvöllig entsprochen, die Disziplin über die Standesgenossen werde in angemessenerund jedenfalls gleichförmigerer Weise und zu größerer Befriedigungder Anwälte als früher durch die Gerichte ausgeübt, die Beschwerden über Mitgliederdes Anwaltstandes nähmen immer mehr ab und das Verhältnis der Anwältezu den Gerichtsbehörden habe sich günstiger gestaltet und das Ansehen der Advokatursei merklich gehoben. Bezüglich der Einsetzung des Oberstaatsanwalts alsRegierungskommissar wird in dem Bericht ausgeführt: "Diese Bestimmung, anderwärtsals eine unmotivierte polizeiliche überwachung des Advokatenstandes getadelt,hat hier noch nie zu Ineonvenienzen geführt. Obwohl der Oberstaatsanwaltjeder Sitzung beigewohnt hat, so ist er doch nie in der Lage gewesen, gegen irgendeine Disciplinarentscheidung den Recurs zu verfolgen; bei freundlichem Entgegenkommenund gegenseitigem Vertrauen, wie solches stets von beiden Seiten stattgefundenhat, ist vielmehr durch mündlichen Meinungsaustausch und bereitwilliggegebene Aufklärung jede Differenz sofort im Entstehen vorgebeugt, das Bewußtseinder Zusammengehörigkeit und des gemeinsamen Zieles der Förderung derRechtspflege neu belebt, der Geschäftsgang aber in außerordentlicher Weise geradedurch diese Einrichtung erleichtert und gefördert worden."III Die Tätigkeit der Rechtsanwaltskammer auf Grund derRechtsanwaltsordnung vom I. 7. I878Nach der Schaffung des Deutschen Reiches erhielten die Anwälte ein einheitheitlichesBerufsrecht in der Rechtsanwaltsordnung vom I. Juli 1878 (RGBl. S. 177),die aus 116 Paragraphen bestand und am I. Oktober 1879 in Kraft trat. Vondiesem Zeitpunkt an gibt es nur noch die einheitliche Berufsbezeichnung "Rechtsanwalt";die bis dahin übliche Auf teilung des Berufsstandes in Anwälte und Advokatenwar beseitigt. Der Rechtsanwalt hatte jetzt die gleiche Berufsausbildung zudurchlaufen wie der Richter, denn als Rechtsanwalt konnte nur zugelassen werden,wer die Fähigkeit zum Richteramt erlangt hatte.Den äußerlich sichtbaren Anstoß zur schnellen Schaffung einer Rechtsanwaltsordnunggab überraschenderweise der Bundesrat. In den dem Reichstage vorgelegtenEntwurf eines Gerichtsverfassungsgesetzes hatte der Rechtsausschuß desReichstages unter dem Titel IXa mit 2 I Paragraphen einige Bestimmungen überdie Rechtsanwaltschaft eingefügt. In der Sitzung des Ausschusses für Justizwesendes Bundesrates am 3. April 1876 stand dieser Titel IXa zur Beratung an. DerAusschuß trat aber nicht in die Beratung ein, weil die vorgeschlagenen Bestimmungennicht aus dem notwendigen Zusammenhang mit einer Anwaltskammer­Ordnung herausgerissen werden dürften. Einstimmig wurde dann der von Sachsenformulierte Antrag angenommen, der Reichskanzler "sei zu ersuchen, den Entwurfemes Gesetzes über die Anwaltschaft ausarbeiten zu lassen und dem Bundesrate15°


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528vorzulegen".28) Geheimrat v. Liebe, der braunschweigische Bevollmächtigte zumBundesrat, berichtete unter dem 6. April 1876 über den Verlauf dieser Sitzungseinem Ministerium in Braunschweig, der preußische Justizminister habe den ganzenAbschnitt Titel IXa für unpassend gehalten, weil er Vorschriften enthalte, dieeine Anwaltskammer voraussetze, die aber nicht überall vorhanden sei; ein Entwurfüber die Rechtsanwaltschaft sei übrigens schon vor längerer Zeit im PreußischenJustizministerium ausgearbeitet worden 29).Mit Schreiben des Reichskanzlers vom 14. Oktober 1877 30) wurde dem Bundesratunter Bezugnahme auf dessen früheren Beschluß der Entwurf einer Rechtsanwaltsordnungnebst Motiven und Anlagen zur Beschlußfassung vorgelegt. Vonbesonderem Interesse ist aus den Motiven die FeststeIlung, daß eine einheitlicheRegelung der Rechtsanwaltschaft durch Reichsgesetze ungewöhnliche Schwierigkeitenbiete, da die Verschiedenheit des in den einzelnen Bundesstaaten bestehendenRechts auf diesem Gebiete sehr groß sei und die Reichsgesetzgebung es deshalbnicht vermeiden könne, fast überall in den bestehenden Rechtszustand mit tiefgreifendenAbänderungen einzugreifen. Die Schwierigkeiten aber wurden gemeistertund der Beratung des Entwurfs im Bundesrat folgte die Beratung im Reichstag,dessen Präsident den angenommenen Gesetzestext dem Bundesrat mit Schreibenvom 15. Mai 187831) übermittelte. Letzterer erteilte in seiner Sitzung vom 11. Juni1878 dem vom Reichstage beschlossenen Texte der Rechtsanwaltsordnung die Zustimmung31), so daß der Verkündung als Gesetz nichts mehr im Wege stand.Mit der reichseinheitlichen Regelung der Gerichtsverfassung verlor die StadtWolfenbüttel die hohe Bedeutung für die braunschweigische Rechtspflege, die siebis dahin gehabt hatte. Das Oberlandesgericht erhielt seinen Sitz in Braunschweigjin Braunschweig und Holzminden wurde je ein Landgericht errichtet und als Gerichteder unteren Instanz verblieben die Amtsgerichte. Die in Wolfenbüttel bestandenenGerichte, außer dem Amtsgericht, existierten nicht mehr. Da das Oberlandesgerichtdas Gebiet des Herzogtums um faßte, blieb der Wirkungskreis der Rechtsanwaltskammerder gleiche wie der der früheren Advokatenkammer. Der Vorstandder ersteren bestand aus neun Mitgliedern, er hatte aus seiner Mitte den Vorsitzenden,den stellvertretenden Vorsitzenden, einen Schriftführer und einen stellvertretendenSchriftführer zu wählen. Die erste Versammlung der Rechtsanwaltskammer,der alle Rechtsanwälte angehörten, sollte binnen drei Monaten nachInkrafttreten der Rechtsanwaltsordnung stattfinden, um den Vorstand der Kammerzu wählen. Diese Versammlung war vom Präsidenten des Oberlandesgerichts zuberufen, der den Vorsitz führte - wenn er nicht ein Mitglied des Gerichts damit28) Protokolle über die Verhandlungen des Bundesrats des Deutschen Reiches Session1876 v. 3. und Z7· 4.1876.29) Staatsarchiv Wolfenuüttcl I2 A Neu Fb 5 Nr. 3583.30) Drucksachen zu den Verhandlungen des I3uI!desra~s des Deutschen Reiches J ahrgang1877 Band 11, Nr. 100.31) Sitzungsprotokolle des Bundesrats vom Z5. Mai 1878 § po und vom 21. Juni 1878§ 389.15 1


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528beauftragte - und aus der Mitte der Versammlung einen Schriftführer ernannte.Die erste Kammerversammlung im Oberlandesgerichtsbezirk Braunschweig fand am30. Oktober 1879 statt 32). Die Vorstandsmitglieder wurden auf vier Jahre gewählt,jedoch mit der Maßgabe, daß alle zwei Jahre die Hälfte, bei ungerader Zahl zumersten Male die größere Zahl ausschied. Diejenigen Kammermitglieder, die zumersten Male auszuscheiden hatten, waren durch das Los zu bestimmen. Die Kammerversammlungenund die Versammlungen des Kammervorstandes wurden vomVorstandsvorsitzenden berufen, der in beiden Versammlungen den Vorsitz führte.Die Einberufung der Kammerversammlung konnte von einer Minderheit erzwungenwerden: der Vorsitzende hatte sie zu berufen, wenn zehn Mitglieder sie unterAngabe des zu verhandelnden Gegenstandes schriftlich beantragten. Auch derVorstand mußte zusammentreten, wenn zwei seiner Mitglieder es unter dengleichen Voraussetzungen verlangten. Die Aufsicht über den Geschäftsbetrieb desKammervorstandes stand dem Präsidenten des Oberlandesgerichts zu, der Beschwerdengegen die Geschäftsführung der Kammer zu entscheiden hatte. GesetzwidrigeBeschlüsse oder Wahlen der Kammer oder des Vorstandes konnten vomOberlandesgericht aufgehoben werden.Wählbar zur Rechtsanwaltskammer waren deren Mitglieder. Jedoch gab esauch Ausnahmen. Nicht gewählt werden konnte, wer in Folge geridltlicher Anordnungin der Verfügung über sein Vermögen beschränkt war; derjenige, gegen denim ehrengerichtlichen Verfahren oder wegen einer strafbaren Handlung, die dieUnfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter zur Folge haben konnte, die öffentlicheKlage erhoben war; schließlich derjenige, gegen den im ehrengerichtlichenVerfahren auf Verweis oder auf Geldstrafe von mehr als einhundertfünfzig Markerkannt war, und zwar hier nur auf die Dauer von fünf Jahren nach Rechtskraftdes Urteils. Das Ergebnis der Wahlen war der Landesjustizverwaltung und demOberlandesgericht anzuzeigen und von diesem Gericht auf Kosten der Kammerim Deutschen Reichsanzeiger bekanntzumachen.Aufgabe der Kammer war es, ihre Geschäftsordnung und die des Vorstandesfestzustellen, die Mittel zur Bestreitung des für die gemeinschaftlichen Angelegenheitenerforderlichen Aufwandes zu bewilligen, den Beitrag der Mitglieder zu bestimmenund die seitens des Vorstandes vorzulegende Rechnung zu prüfen undabzunehmen. Dem Kammervorstand oblag es, die Aufsicht über die Erfüllung derden Mitgliedern obliegenden Pflichten zu üben, die ehrengerichtliche Strafgewalt zuhandhaben (nicht auszuüben!), Streitigkeiten unter den Kammermitgliedern aufAntrag und Streitigkeiten aus dem Auftragsverhältnis zwischen einem Kammermitgliedund dem Auftraggeber auf Antrag des letzteren zu vermitteln, Gutachen fürdie Landesjustizverwaltung und für die Gerichte auf Anfordern zu erstatten undendlich die Vermögensverwaltung der Kammer auszuüben und darüber jährlich3~) Bei dieser \Vahl wurden in den Kammervorstand gewählt die Rechtsanwälte IIampeaus lIolzminden, Eyfcrth allS Wolfenbüttel und Gotthard, Haeusler, Dr. Peters, Semler,Horst, Heymann und IIuch I aus Braunschweig. - Bekanntmachung des Oberlandesgerichtsvom 31. Oktober 1879 in den Braunsmweigismen Anzeigen Nr. 260 vom 6. November 1879,Seite 1026.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Rechnung zu legen. Der Vorstand war berechtigt, der Justizverwaltung Anträgeund Wünsche zu unterbreiten, die im Interesse der Remtspflege oder der Anwaltschaftlagen.Die Geschäfte des Kammervorstandes waren unentgeltlich zu führen, nur bareAuslagen wurden den Vorstandsmitgliedern erstattet. Er war beschlußfähig, wennmehr als die Hälfte seiner Mitglieder anwesend war; Beschlüsse wurden mit absoluterStimmenmehrheit gefaßt. Jährlich mußte der Justizverwaltung und dem Oberlandesgerichtschriftlich ein Tätigkeitsbericht über Kammer und Vorstand gegebenwerden.Das ehrengerichtliche Verfahren gegen Rechtsanwälte wurde neu und andersals in der Advokatenverordnung geregelt. Nicht mehr der Vorstand der Kammerhatte über Pflichtverletzungen der Mitglieder zu entscheiden, sondern das Ehrengericht,das sich aus dem Vorsitzenden, dem stellvertretenden Vorsitzenden unddrei anderen Vorstandsmitgliedern zusammensetzte 33). Verfahren und Rechtsmittelwaren gen au geregelt. Das Ehrengericht konnte das Hauptverfahren gegen denPflichtvergessenen eröffnen oder beschließen, eine Voruntersuchung sei zu eröffnen,die dann ein vom Oberlandesgerichtspräsidenten beauftragter Richter zu führenhatte.Die ehrengerichtlichen Strafen, die das Ehrengericht verhängen konnte, waren:Warnungen, Verweise, Geldstrafen bis zu dreitausend Mark und die Ausschließungaus der Rechtsanwaltschaft, wobei Geldstrafen mit Verweis verbunden werdenkonnten. über das Rechtsmittel der Beschwerde gegen Beschlüsse des Ehrengerichtshatte das Oberlandesgericht zu verhandeln und zu entscheiden, während gegenUrteile die Berufung an den Ehrengerichtshof zulässig war, der aus dem Präsidentendes Reichsgerichts als Vorsitzenden, drei Mitgliedern des Reichsgerichts unddrei Mitgliedern der Anwaltskammer beim Reichsgericht bestand.Die Verhandlungen des Ehrengerichts waren nicht öffentlich, doch konntenMitglieder der Kammer als Zuhörer zugelassen werden. Ausfertigungen und Auszügeder Urteile waren von dem Schriftführer der Kammer zu erteilen. Urteile,die auf Ausschließung aus der Anwaltschaft lauteten, wurden mit der Rechtskraftwirksam und waren der Justizverwaltung und dem Gericht, bei dem der ausgeschlosseneRechtsanwalt zugelassen war, mitzuteilen. Die Geldstrafen flossen indie Kasse der Kammer.IV Lebensläufe einiger bedeutender AdvokatenDie allgemein mißfällige Beurteilung des Advokatenstandes galt, wie obenbereits erwähnt worden ist, nicht für die Advokaten im Herzogtum Braunschweig.Viele haben ansehnliche und bedeutende Stellungen im Staate erworben, so daß essich lohnt, ihre Lebensläufe in Kürze im Folgenden wiederzugeben. Auch dieZusammenstellung der Ergebnisse der Vorstandswahlen der Advokatenkammer inden Jahren der Gültigkeit der Advokatenordnung dürfte von Interesse sein undsoll hier folgen.33) Heute besteht das Ehrcngericht aus drei Mitgliedern, die von der Justizvcrwaltun[:aus einer Vorschlagsliste dcr Rechtanwaltskammer ausgewählt und ernannt werden.IS3


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528J ohann Wilhelm 0 e s t e r r eie hwurde am 2. April 1800 in Wolfenbüttel geboren, wo sein Vater Kanzlei- undHofgerichtsprokurator war. Von 1818 bis 182I studierte er in Göttingen Jurisprudenzund wurde im März 1822 zur advokatorischen Praxis in Wolfenbüttel zugelassen,im Jahre 1823 Aktuar beim Herzogl. Kreisamt in Wolfenbüttel kehrte er1825 zur Advokatur zurück. 1826 wurde er Prokurator beim Herzog!. LandesgeridJ.tund 1827 zugleich Gehilfe beim Landeshauptarchiv. 1828 bestand er die zweite jur.Prüfung (Richterprüfung), erhielt dabei die "zweite Censur" und wurde "zumRichteramt gut qualificiert" beurteilt. In der Sitzung der Ständeversammlung am24. 'Juli 1833 mit absoluter Stimmenmehrheit zum Landsyndikus gewählt, wurde eram 17. August 1833 in dieses Amt eingesetzt (Gehalt 1200 Taler und 200 TalerMietentschädigung jährlich, das Gehalt steigerte sich, am I. Juli 1871 erhielt er2000 Taler Gehalt). Von 1850 bis 1866 war er auch Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlungund 1850 fiel auf ihn die Wahl zum Abgeordneten für dasStaatenhaus des Parlaments in Erfurt, in welchem er Mitglied des Ausschusses fürRechtssachen und Referent für die Geschäftsordnung und für Bittschriften war.Im Jahre 1867 wurde er vom ersten Wahlbezirk des Herzogtums zum Abgeordnetendes Norddeutschen Reichstags gewählt, verzichtete aber nach Ablauf derdreijährigen Wahlperiode auf Wiederwahl. Vom 1.-22. Oktober 1869 gehörte erder Vorsynode als Mitglied an, ebenso der ersten im Jahre 1872 zusammenberufenenSynode, der im November 1876 zusammengetretenen zweiten Synode und derim November 1880 begonnenen dritten Synode an. In der ersten Sitzung der3. Landessynode wurde er zum Vorsitzenden gewählt, aber nur kurze Zeit konnteer dieses Amt ausüben. Am 24. März 1874 wurde er auf seinen Antrag zum I. Mai1874 pensioniert und erhielt das Kommandeurkreuz 2. Klasse des Ordens Heinrichsdes Löwen vom Herzog verliehen. Er starb am 5. Dezember 1880 in Braunschweig.In einer Würdigung seines Lebens wurde er in einem Artikel der BraunschweigischenAnzeigen vom 7. Dezember 1880 als "ein um das Herzogthum wie die Stadt Braunschweighoch verdienter Mann" bezeichnet.Carl J ohann Ernst Wilheim S c h u I zwurde am 24. Mai 1806 als Sohn des Pastors Christian SdlUlz in Gr. Dahlumgeboren, von 1825 bis 1828 studierte er in Göttingen die Rechte und wurde am21. September 1829 zum Notar in WoIfenbüttel ernannt. Am 17. Februar 1835wurde er zum Landfiskal und am 13. Februar 1838 zum Prokurator beim Landesgerichtin Wolfenbüttel bestellt. Er bestand am 23. März 1842 das zweite jur. Examen(Richterprüfung) und wurde am 5. Mai 1848 Ober-Appellationsgerichts-Prokurator.Fast zur gleichen Zeit wurde er von Wolfenbüttel zum unbesoldeten Mitglieddes Stadtmagistrats gewählt, was am 23. Dezember 1848 höchsten Orts unter Verleihungdes Titels Stadtrat bestätigt wurde. Am I. 'Juli 1851 wurde er Präsident derAdvokatenkammer, am 6. Dezember 1852 erfolgte seine Ernennung zum Mitglieddes Gerichtshofes zur Entscheidung von Kompetenzstreitigkeiten und am 24. Dezember1852 wurde er Mitglied der juristischen Prüfungskommission. Am 4. Dezember1856 bestellte man ihn zum Oberstaatsanwalt mit einem Normalgehalt von


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=000425281800 Talern, und im Oktober 1857 wählte ihn die Stadt Wolfenbüttel zum Abgeordnetenzur Landesversammlung. Am 22. April 1861 ernannte ihn der Herzog zumGtheimrat und bestellte ihn zum Mitglied des Staatsministeriums bei einem Gehaltvon 3500 Talern. Der Titel eines "Wirklichen Geheimrats" wurde ihm am 24.April 1873 und einen Tag später das Prädikat "Excellenz" verliehen. Seit 14. Oktoberr874 war er Vorsitzender des Staatsministeriums und wurde am I. Dezember1874 "kraft Höchstens Auftrags" Mitglied des Bundesrates und am 2). April 1876erfolgte seine Ernennung zum Staatsminister. Unter dem 13. September 1883wurde er mit einer Pension von 13 768 Mark zum 30. September 1883 in den Ruhestandversetzt. Am 20. September 1883 erhielt er "mit Einheit der Stimmen" dasEhrenbürgerrecht der Stadt Braunschweig "in dankbarer Anerkennung des Geistes,in welchem derselbe die ihm als Minister des Innern obgelegene Aufsicht über dieVerwaltung der Residenzstadt zum Segen der letzteren zweiundzwanzig Jahrehindurch geführt hat" verliehen und am 6. Oktober r883 wurde ihm von sämtlidlenInnungen, vom Bürgerverein, den Gesangvereinen usw. der Stadt Braunsdlweig"als Zeidlen hoher Verehrung" ein Lampionzug gebracht. Am 18. Dezember1888 starb er in Braunschweig.Dr. jur. Eduard Tri e p swurde am 31. März 1811 als Sohn des Korbmachermeisters Trieps in Braunschweiggeboren, bestand am 5. Dezember 1834 die erste jur. Prüfung und wardamit zur Ausübung der Advokatur berechtigt. Am 3. März 1835 wurde er zumNotar ernannt und bestand am 23. März 1839 die 2. jur. Prüfung, die zur Erlangungeines Richteramts notwendig war. Am 10. Oktober 1839 heiratete er AugusteDaubert. Seine anwaltschaftliche Praxis hatte einen bedeutenden Umfangangenommen. "Das Recht zu finden und zu vertreten, war ihm eine sittliche Pflkht;auf viele seiner handwerksmäßigen Collegen sah er vornehm herab." Im 'Jahre 1845wurde er in die Ständeversammlung gewählt. Eine der Ratsstellen beim Oberlandesgerichtwar etwa um diese Zeit herum frei geworden. Nach § 104 der Neuen Landschaftsordnungvom 12. Oktober 1832 stand der Landesversammlung ein Präsentationsredltzu. Diese wählte am 26. November 1849 Trieps mit 29 von 49 Stimmenund präsentierte ihn am 30. November 1849 dem Ministerium. Am 12. Dezember1849 teilte dieses der Landesversammlung mit, daß "der Herzog Sich gnädigstbewogen gefunden, dem Präsentirten die Bestätigung zu ertheilen und denselbenunter Bewilligung eines Gehalts von 1000 Rthln .... zum Oberlandesgerichtsrathezu ernennen." Durch diese Ernennung schied Dr. Trieps aus der Abgeordneten­Versammlung aus. Am 9. 'Januar 1850 wurde er "von den Höchstbesteuerten desvierten Wahlbezirks der Stadt Braunschweig" mit 65 aus 67 Stimmen zum Landtagsabgeordneten (wieder) gewählt. Am I. 'Juli 1850 wurde er auf ein Jahr Substitutdes Oberstaatsanwalts und kehrte dann ins Gericht zurück. Am 19. Mai 1857wurde er zum Mitglied der Kommission ernannt, die in Nürnberg seit Anfang1857 ein allgemeines Handelsgesetzbuch bearbeitete. Am 15. November 1860 nahmer seinen Abschied aus dem braunschweigischen Dienst und wurde Mitglied desObergerichts in Hamburg. Als am 18. Juni 1863 der OberlandesgerichtspräsidentISS


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Breymann verstorben war, wurde diese Stelle Trieps angeboten. Er nahm an undwurde am 4. August 1863 zum Oberlandesgerichtspräsidenten ernannt und am 26.November 1863 Mitglied der Herzog!. Ministerialkommission (Sektion Justiz),einer beratenden Behörde. Am 22. Mai 1869 wurde er Mitkurator der Verwaltungdes Vermögens Herzogs Carl II., nach dessen Tode am 19. August 1873 Trieps mitder Erbin, der Stadt Genf, als Vertreter des Herzogs Wilhclm verhandelte. Am5. November 1874 wurde er ins Ministerium berufen, wo er das Departement derJustiz und des Kultus erhielt. Am I. Juli 1881 nahm er seinen Abschied als Ministerund starb am s. Juni 1884. Beigesetzt wurde er in Wolfenbüttel, wo seine Gattinruhte, die schon am 4. Februar 1859 verstorben war. Als Anerkennung seiner Verdienstewar ihm im April 1874 das Großkreuz des Ordens Heinrichs des Löwenvom Herzog verliehen worden.Friedridt Theodor Wo I f fwurde am 28. Februar 1814 als Sohn des Forstmeisters WolH in Holzminden geboren.Am 24. Juni 1836 bestand er das erste Examen als Advokat und Notar undwurde am 30. September 1836 zum Notar ernannt. Am 30. September 1843 hestander das zweite Examen (Richterprufung) und wurde am 27. November 1855 unbesoldetesMitglied des Magistrats in Holzminden, erhielt den Titel Stadtrat undwurde am 19. März 1864 Bürgermeister der Stadt. Am 12. Mai 1873 wurde er aufPräsentation der Landesversammlung zum Obergerichtsrat ernannt. Unter dem15. Juli 1879 wurde er zum I. Oktober 1879 zum Landgerichtspräsidenten in Holzmindenernannt, wo er auf seinen Antrag vom 15. Februar 1888 am I. April 1888wegen Krankheit (geistiger Verfall) in den Ruhestand versetzt wurde.Carl Albert G rot r i a nwurde am 19. April 1813 als Sohn des Advokaten und Notars Grotrian in Braunschweiggeboren; er studierte in Berlin, Heidelberg und Göttingen die Rechte,bestand 1836 das erste Examen als Advokat und wurde am 22. Dezember 1836Advokat in Braunschweig. Ernannt zum Notar wurde er am 26. April 1837; erbestand am 5. Juni 1847 das zweite jur. Examen (Richterprüfung), wurde am23. Dezember 1856 zum Mitglied der juristischen Examenskommission auf 3 Jahrebestellt, am 21. Dezember 186o zum Obergerichtsrat auf Präsentation der Landesversammlungmit einem Gehalt von 1200 Talern ernannt und am 3. Januar 1861in das Gericht eingeführt. Am 13. Juni 1861 erhielt er dazu die Anstellung als weltlicherRat im Herzoglichen Konsistorium, wurde ab I. Januar 1862 als Stadtverordneterin Wolfenbüttel gewählt und am 3. April 1873 zum Ministerialrat miteinem Gehalt ab I. Mai 1873 von 3000 Talern ernannt. Gleichzeitig wurde ihmdas Kommandeurkreuz x. Klasse des Ordens Heinrichs des Löwen verliehen. Am26. März 1877 wurde er auch interimistisch mit dem Kultusdepartement im Ministeriumbeauftragt und wurde am 12. Februar 1878 auf seinen am 7. Februar gestelltenAntrag zum I. März 1878 mit einer Pension von 4946,- DM in den Ruhestandversetzt. Er starb in Braunschweig am 13. Juni I88T.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528V Ergebnisse der Vorstandswahlen der Advokatenkammer (1850-1878)1. 'Juli 18S0 bis I. Januar 18p (\\Tahl: 29.6.1850)I) Oberger. Adv. Schulz, Vors.Oberger. Adv. Schapcr, Vertr.2) Oberger. Adv. GotthardOberger. Adv. GrotrianSchriftführer, letzterer Kassenführer.Wolfenbüttelbeide BraunschweigI. 'Januar 18p bis I. Ja1/uar 1855 (Wahl: 18.10.185 I)1) Oberger. Adv. Schulz, Vors.Oberger. Adv. Schaper, Vcrtr.2) Oberger. Adv. GrotrianOberger. Adv. GotthardSchriftführer, letzterer auch Kassenführer.WolfenhüttelI. Januar 1855 bis I. Januar 1858 (Wahl: 3°.8.1854)I) Oberger. Adv. Schulz, Vors.Oberger. Adv. Rhamm, Stellv.\Volfenbüttel2) Oberger. Adv. Hollandt, BraunschweigAdvokat Nessig, Hclmstedt, beide Schriftf., letzterer Kassenführer.Schulz wurde 1857 Oberstaatsanwalt, dann wurdenRhamm Vors., Strümpell Vertr.I. 'Januar 1858 bis I. 'Januar 1861 (Wahl: 29.8.1857)1) Oberger. Adv. Rhamm, Vors.Oberger. Adv. Dr. Strümpell, Vertr.Wolfenbüttel2) Oberger. Adv. GotthardOberger. Adv. Roepke, beide Schriftf., ersterer auch Kassenführer.I. Januar 1861 bis I. 'Januar 1864 (Wahl: 29.9.1860)I) Oberger. Adv. Rhamm, Vors.Oberger. Adv. Engelbrecht, Vertr.2) Oberger. Adv. RoepkeOberger. Adv. Gotthard, beide BraunschweigSchriftf., letzterer auch Kassenführer.WolfenbüttelI. 'Januar 1864 bis I. 'Januar 1867 (\\Tahl: 24.10.1863)I) Oberger. Adv. Rhamm, Vors.Oberger. Adv. Engelbrecht, Vertr.157


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig2) Oberger. Adv. GotthardOberger. Adv. Roepke, beide Schriftf., ersterer auch Kassenführer.r. Januar r867 bis r. Januar r870 (Wahl: 25.8. x866)x) Oberger. Adv. Rhamm, Vors.Oberger. Adv. Engelbrecht, Vertr.2) Oberger. Adv. RoepkeOberger. Adv. Gotthard, Schriftf., letzterer auch Kassenführer.r. Januar r870 bis r. Januar r873 (Wahl: 25.9.1869)I) Oberger. Adv. Rhamm, Vors.Oberger. Adv. Dr. Strümpell I, Vertr.Wolfenbüttel2) Oberger. Adv. RoepkeOberger. Adv. Gotthard, Schriftf., letzterer auch Kassenführer.r. Januar r873 bis r. Januar r876 (Wahl: 28.9.1872)I) Oberger. Adv. Rhamm, Vors.Oberger. Adv. Dr. Strümpell I, Vertr.2) Oberger. Adv. RoepkeOberger. Adv. Gotthard, Schriftf., letzterer auch Kassenführer.r. Januar r876 bis r. Januar 1879 (Wahl: 25· 9. x875)x) Oberger. Adv. Dr. Strümpell I, Vors.Oberger. Adv. l{öpp, Vertr. } Wolfenbüttel2) Oberger. Adv. RoepkeOberger. Adv. Gotthard, Schriftf., letzterer auch Kassenführer.Einspruch des Oberstaatsanwalts Herzog gegen die Wahl, weil durch Zuruf gewähltwar. Das Ministerium antwortete am 8. xo. 1875, unter den obwaltendenUmständen wolle es über die angeregten Bedenken hinwegsehen und habe dienötige Bekanntmachung der Wahl verfügt.r. Januar 1879 bis r. Oktober r879 (Wahl: 28.9. x878)I) Oberger. Adv. Dr. Strümpell I, Vors.Oberger. Adv. Köpp, Vertr.2) Oberger. Adv. GotthardOberger. Adv. Heymann, beide Braunschweig,Schriftf., ersterer auch Kassenführer.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528VI Ergebnis der 1. Vorstandswahl der Rechtsanwaltskammer (1879)1. Oktober 1879 bis 30. September 188384) (Wahl: 30. 10. 1879)I) Rechtsanwalt Dr. jur. Peters, Braunschweig, Vors.1) Rechtsanwalt Hacusler, Braunsdlweig, steIIv. Vors.3) Rechtsanwalt Hcymann, Braunschweig, Schriftf.4) Redltsanwalt Semler. Braunsdl'weig, stellv. Schriftf.M) Braunsdtweigisdte Anzeigen Nr. 160 vom 6. November 1879.IS9


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Die Wolfenbütteler Straßen- und FlurnamenVonMechthild WisweEinführungDie Geschichte einer Stadt spiegelt sich in mannigfacher Weise wider in denNamen ihrer einzelnen Örtlichkeiten. Wenn am 7. August 1970 die Stadt Wolfenbüttelauf die 400. Wiederkehr der Verleihung von Marktrecht und Wappen zurückblickenkonnte, so ist es wohl angezeigt, die Namen aus der Stadt einer etwasgenaueren Betradltung zu würdigen. Örtlichkeitsbenennungen halten einerseits dieErinnerung lebendig an Menschen und Ereignisse vergangen er Zeiten. Andererseitsaber lassen sie sehr oft den Geist der Zeit erkennen, dem sie ihre Entstehungverdanken.Wie Siedlung und Flur von Wolfenbüttel erst in nachmittelalterlidler Zeit ihrin die Gegenwart fortwirkendes Gepräge erhielten 1), so sind auch die Nameninnerhalb des Ortes und seiner Flur weitgehend in der beginnenden Neuzeit entstanden,zumal hier eine alteingesessene Bevölkerung fehlte, die die Namen weitergab.Die schriftliche überlieferung der Namen setzt im Gegensatz zu der in benachbartenOrten, etwa in Braunschweig, erst im 16. Jahrhundert ein. Sie steht zunächstfast ausschließlich in Zusammenhang mit der fürstlichen Residenz. Die Bedeutung,die deren Ausbau als Festung unter den Herzögen Heinrich dem Jüngeren, Juliusund Heinrich Julius beigemessen wurde, fand ihren Niederschlag im auffallendgroßen Anteil von Namen für Festungsanlagen an den aus dem 16. Jahrhundertüberkommenen Bezeichnungen. Die Befestigung umschloß einerseits den Bezirk derherzoglichen Burg, die Dammfeste, andererseits aber die Freiheit und den ausAlter und Neuer Heinrichstadt gebildeten Siedlungsbezirk. Unbefestigt bliebenaußer den beiden herzoglichen Vorwerken das auf den Herzog Julius zurückgehendeGotteslager im Osten, die Ansiedlung im Kalten Tal im Süden und die vor,dem Mühlentor im Westen. Vor letzterem wurde nach dem Dreißigjährigen,Kriege von Herzog August dem Jüngeren die ebenfalls befestigte, nach ihm benannteAuguststadt angelegt. Einwohner- und Häuserlisten begnügen sich ebenso wieGrundstücksverschreibungen bis in das 18. Jahrhundert in der Regel mit derNennung dieser Siedlungsbezirke ohne Erwähnung von Straßennamen. Allenfallswird die Lage der Häuser durch Nennung der Nachbargrundstücke umschrieben.Eine derartige Lagebeschreibung von 1590 lautet: "unser Hauß in der Heinrichstadtt,... zu Ende der Riegeheuser, da Bodemunth und andere wohnen uff der160 -1) VgI. T h ö n e '951 und 1954.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Ecke nehist dem Kurßner belegen" 2). - Entsprechend verfährt man in kleinerenOrten im täglichen Verkehr noch heute. - Die wenigen aus dem 16. Jahrhundertüberlieferten Straßennamen sind nicht mehr eindeutig zu lokalisieren, da derGrundriß der Stadt im 16. und im 17. Jahrhundert erheblich umgestaltet worden ist.Bei der Kleinheit der Siedlung war die Verwendung der Namen zur Orientierungnicht erforderlich; mit der Einführung der obligatorischen Brandkasse im 18. Jahrhundertdienten überdies deren Versicherungsnummern zur Kennzeichnung derGrundstücke.Die ältesten überkommenen Verzeichnisse mit Straßennamen sind entstandenim Zusammenhang mit obrigkeitlichen Maßnahmen und Verfügungen, die dieStraßen und Wege der Stadt betreffen, so 1668 bei Feststellung der Straßenbreite(Q II), 1662 aus Anlaß der Besserung der Steinwege (Q II), 1738 im Zusammenhangmit der Feuerordnung für die Stadt (Q 57) und Mitte des 18. Jahrhunderts beieiner Aufforderung zur Gassenreinigung (Q 8). Jedoch waren im 18. Jahrhundertdie Straßennamen offensichtlich unter den Bürgern noch nichtallgemein gebräuchlich oder gar geläufig. Heißt es doch in der Begründungfür den 1755 gestellten, aber abgelehnten Antrag, Namensschilderan den Straßenecken anzubringen, daß "die eigentlichen Benennungen derer Gassenallhie eines theils denen Einwohnern selbst unbekannt sind, andern theils aber dieNamen ganz unrichtig angegeben werden" 3). 1819 wurde von Bürgern erneut derAntrag gesteIlt, Namensschilder an den Straßenecken anzubringen, jetzt mit derBegründung, daß derartige Schilder den Fremden, besonders den Militärangehörigen,das Zurechtfinden in der Stadt erleichtern würden. 1819 wurde dieser Antrag vomWoIfenbütteler Fürstlichen Stadtgericht, 1820 auch vom Braunschweig-LüneburgischenKammer-Kollegium, der vorgesetzten Behörde, genehmigt. Zunächst lieferteder bekannte Lackwarenfabrikant Stobwasser aus Braunschweig Muster nach demVorbild der dort angebrachten und die dortige Firma Kraegelius Muster nach Artder in Berlin und in anderen preußischen Städten üblichen Namensschilder. Angefertigtwurden diese jedoch von dem Wolfenbütteler Lackierfabrikanten Jaster.Man hatte sich für mattblaue Metallschilder mit weißer Aufschrift in Kursive entschieden,weil glänzende zu leicht blendeten 4). Erst mit Anbringung der Namensschildersind die Straßennamen gesicherter Bestandteil des Straßenbildes geworden.Sie haben sich dadurch fest dem allgemeinen Bewußtsein der Einwohner eingeprägt.Ein erstes antiquarisches Interesse ist den Wolfenbütteier Straßennamen bereitsMitte des 18. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Darstellung der Stadtgeschichteentgegengebracht. Enthält doch das Werk von Woltereck den Abdruckeines Verzeichnisses "der Straßen alhicr in der lIeinrichstadt nach der Zeit desDreißigjährigen Krieges", freilich ohne Erläuterungen 5). Diese Liste hat neben den2) Q 53, die Rechtschreibung ist normalisiert.8) Q 46.4) Nach Q 46. Ein ovales (größter Durchmesser )4.5 cm) und ein rechteckiges ()4.8 x15.5 cm) Schild haben sich in dieser Akte erhalten.") 'Voltereck 1747. s. 774 f.11 161


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Exzerpten des Kreisrichters Bege die Grundlage gebildet für den knappen Abschnittüber die Namen der Straßen und Plätze der Stadt innerhalb des ehemaligen Festungsgürtelsin den Bau- und Kunstdenkmälern des Landes Braunschweig 6). Letztererenthält kurze, in mancher Hinsicht ergänzungsbedürftige Erklärungen der Namen,ohne historische Belege mitzuteilen. Darüber hinaus finden sich einzelne Straßennamen,z. T. in ihrer älteren Form und mit Erklärungen versehen, verstreut in denDarstellungen zur Geschichte der Stadt. Diese enthalten ganz vereinzelt auch Flurnamender Stadtgemarkung, über die bislang keine zusammenhängende Darstellungvorliegt. Die älteste Aufzeichnung der Flurnamen stammt aus dem Jahre 1546 auseiner Beschreibung der zur Burg Wolfenbüttel gehörenden Äcker, Wiesen, Wälderund Teiche, die von der Besatzung des Schmalkaldischen Bundes angefertigt ist 7).Damit ist der Namenbestand der gesamten 'Volfenbütteler Flur erfaßt; denn in derStadt fehlen Ackerbürger ebenso, wie mit dem Wüstwerden des Dorfes Lechededas bäuerliche Element aus dem Wolfenbütteler Bereich verschwunden ist. DerFlurnamenbestand von 1546 ist klein und dies in der Folge auch geblieben, dadie von zwei Vorwerken aus bewirtschafteten fürstlichen Ländereien aus nurwenigen großen Parzellen, sogenannten Breiten, und einigen Flächen mit Sonderkulturen(Wein-, Hopfen- und Kohlgärten) bestanden im Gegensatz zu der inviele kleine Parzellen untergliederten Flur von Ackerbürgerstädten. Entsprechendesgilt von der Forst.Für die meisten älteren Straßen sind die Namen allmählich herausgebildetund durch den täglichen Gebrauch fest geworden, bevor sie amtlich eingeführtwurden. Eigenarten der Straßen, wie auffällige Länge, Breite oder Enge, an ihnenliegende Gewerbebetriebe (vgI. Schmiede- und Kannengießerstraße), markante Baulichkeitenund vereinzelt auch Namen von Anwohnern (vgl. Bärengasse und Reichsstraße)wirkten namengebend. Naturgemäß wirkte sich da aus, daß WolfenbüttelSitz des Landesherren und seiner Regierung war, so etwa in den Namen Schloßplatz,Kanzlci-, Nebenkanzlei- und Kommißstraße. Dieser Gruppe der gewachsenenNamen steht die der bewußten Schöpfungen gegenüber, bei denen innere Beziehungenzwischen Örtlichkeiten und Benennung in der Regel nicht vorhanden sind.Eine beachtliche Zahl derartiger Bezeichnungen hat bereits Herzog Julius geschaffen:Er benannte Teile seiner Residenz (z. B. Heinrich- und Sophienstadt) sowie Bollwerkeder Festung (z. B. Joachims-, PhiIips-, Karlsberg) nach seinen Verwandten.Auch für die Hauptstraßen der von ihm geplanten, aber nicht ausgeführten GroßstadtGotteslager hatte der Fürst bereits die Namen bestimmt. Es wirft das einbezeichnendes Licht auf die Geisteshaltung dieses absolutistischen Fürsten.Die Art der Namengebung durch amtliche Setzung wurde erst fortgeführt, alsseit dem Ende des 19. Jahrhunderts das Wachstum der Stadt eine große Anzahlneuer Straßenzüge außerhalb des Festungsgürtels entstehen ließ. Wenn man auchseither einen Teil der alten Flurbezeichnungen in Straßennamen am Leben erhielt,6) Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Braunschweig. Bearb. v. P. J. Meierund K. Stein acker. 111, I Stadt Wolfenbüttel, S. 33 ff.7) Q 78.162


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528so reichten diese doch bei weitem nicht aus. Das führte dazu, daß man - naturgemäßnach anderen Gesichtspunkten - ähnlich wie der Herzog Julius verfuhr: Man zogzur Benennung zunächst bedeutende Persönlichkeiten heran, die in Beziehung zurStadt standen (v gI. etwa Lessing- und Leibnizstraße). Namentlich in den Jahrendes ,Dritten Reiches' setzte man eine größere Anzahl Straßennamen unter politischenAspekten fest: Politiker verschiedenster Art (vgl. Hermann-Göring-Plan,Schönererplatz u. a.), aber auch durch die politischen Verhältnisse hervortretendeOrte (z. B. Godesberg und München) wurden zur Namengebung herangezogen. Diemeisten dieser Bezeichnungen wechselte man nam dem Zusammenbrum 1945 gegenandere aus. Hierbei wurden, wie aum in der Folge, zumeist Namen bedeutenderPersönlichkeiten verwendet; jetzt häufig ohne daß diese in irgendeiner Verbindungzu Wolfenbüttel standen. Hierbei ging man zur Gruppenbildung von Namen über,die aum bei der \Vahl von Namen aus anderen Sinnbezirken üblim wurde. Soentstanden u. a. ein Philosophen-, ein Dichter-, ein Maler- und ein ÄrztevierteI.Aber auch Baumarten, Blumensorten sowie Städte- und Landschaftsnamen wurdengruppenweise zur Benennung von Straßenzügen verwandt. Ein derartiges, auch inanderen Städten angewandtes Verfahren erleichtert die Orientierung in der in denletzten Jahrzehnten um zahl reime neue Bezirke erweiterten Stadt.In manchen Fällen war es nicht leimt, die Herkunft auch neuerer Namen festzustellenund die Lebensdaten nur örtlim bedeutender Persönlichkeiten zu ermitteln,denen einzelne Straßen ihre Namen verdanken 8). In späterer Zeit dürftedas nodl smwieriger sein. Heute noch Feststellbares der Nachwelt zu erhalten, dazumögen die folgenden Ausführungen dienlich sein.VorbemerkungIn der folgenden Darstellung sind in alphabetischer Reihenfolge in drei Gruppen- 1. Straßen- und Hurnamen, 1. BezeidlOungen für die Befestigungsanlagen,3. ehemalige Okerkanäle - die derzeitigen amtlichen und die verschwundeneo.Bezeichnungen der Stadt Wolfenbüttel und ihrer Flur zu finden. Angeführt istjeweils das Jahr der ersten 9) und bei verschwundenen Namen auch das der letztenErwähnung. Soweit für die Belege ihre Quelle nicht angegeben ist, sind diese demWolfenbütteler Adreßbuch, das erstmals 1835 erschienen ist, entnommen.Auf die Beigabe eines Stadtplanes ist verzichtete worden. Hier wird auf dengültigen amtlichen und auf die in den Arbeiten von T h ö n e (vgl. Literaturverzeichnis)veröffentlichten Stadtpläne verwiesen.8) Für freundliche Unterstützung sei auch hier den Damen und Herren der StadtverwaltungWolfenbüttel, insbesondere Frau K ü t e m e y er, Herrn Sc h rad e r und HerrnS mol e n ski, gedankt.8) Ein Kreis vor der Jahreszahl zeigt an, daß der Name in dem betreffenden Jahramtlich festgesetzt wurde.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigStraßen- und FlurnamenAbt-'1erusalem-Strape, °1956, nach dem Theologen der Aufklärung Johann FriedrichWilhelm J. (170!)-1789), Erzieher des Herzogs Kar! Wilhelm Ferdinand, Abtvon Riddagshausen.Ackerstrape, °1920, im damaligen Ackerland angelegt, eine Flurbezeichnung mit,Acker' liegt nicht zugrunde.Adersheimscher Fupsteig, nur 1755 (Q 24), nicht mehr bekannter Fußweg nach A.Adersheimer Strape, 1930, °1937, Fahrstraße nach A.; identisch mit Adersheimscherund Weißer Weg.Adersheimer Weg, nur 18 z 5, vgl. das vorhergehende.Adolf-Hitler-Strape, 1933-1945, umbenannt aus Neuer Weg, nach dem nationalsozialistischenPolitiker A. H. (188!)-1945).Admiral-Scheer-Brücke, 1933-1947, Okerbrücke am Grünen Platz, nach dem FlottenadmiralReinhardt Sch. (1863-1928).Agnetendorfweg, °1959, nach dem Dorf im Riesengebirge, Sterbeort GerhartHauptmanns.Bey der Ahlumschen Herestrape, nur 1747 (Woltereck 1747, S. 675), Judenfriedhofan der Straße nach A., die auch Ahlumer Straße und Weg sowie SchöppenstedterStraße genannt wird.Ahlumer Strape, 1896, vgl. Ahlumsche Heerstraße.Ahlumer Weg, nur 1887/92 (Q 70), vgl. Ahlumsche Heerstraße.Ahornweg, °1940, zum Bezirk nach Bäumen benannter Straßen gehörig.Akazienstrape, °1962, im Bezirk der nach Bäumen benannten Straßen.Albert-Schweitzer-Allee, 0 195 8, nach dem Theologen und Philosophen A. Schw.( 1875-1965).Altdorferstrape, 0 1957, nach dem Maler und Kupferstecher Albrecht A. (1480 bis153 8).An dem alten Braunschweigischen Wege, nur 1777 (Q 52), Ackerland an der sonstals Alter Weg bezeichneten, ehemaligen Straße nach Braunschweig. Die Bezeichnungsteht in Korrelation zu Neuer (Braunschweigischer Herren) Weg.Unter dem alten Gerichte, nur 1599 (nach P. J. Meier 1903, S. 125), 1607 nachherdem Alten Gericht (Q 13), Fischerei auf der Oker bis zu einer 1599 bereits aufgegebenenGerichtsstätte nahe Linden.Alte Goslarsche Strape, nur 1876 (Q 36), Teil der Goslarschen Straße an ihremübergang in die heutige Adersheimer Straße.Alter Hopffenn Garte, nur 1630 (Q 55), 1607 zum Hopfenanbau (Q 13), 1630 alsAckerland genutzter Garten im Bereich der heutigen Straße Am Hopfengarten.Alte Land oder Bruch, nur 1585 (Q 3), Gelände südlich des Kornmarktes, 1585 nochunbebaut.I11n dem alten Lustgarten, nur 1593 (Q 53), ehemaliger Lustgarten im Nordteilder Auguststadt.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigAm alten Tore, 1668 (Q 11), auf ein schon 1668 nicht mehr vorhandenes Festungstorzuführende Straße 10), identisch mit dem folgenden.Altethorstraße, 1759 (Q 54) bis 1910, vgl. das vorhergehende.Bey dem aldten Vorwergk, nur 1638 (Q 54), Ackerland an einem sonst als RotesVorwerk (vgI. dort) bezeichneten herzoglichen Gut.Alter Weg, 1781, vgI. An dem alten Braunschweigischen Wege.Alter Zimmerhof, nur 1590 (Q I Bd.4), ehemaliger, schon 1590 aufgegebener Zimmerplatzim Bereich hinter dem heutigen Zeughaus.Altenauweg, °1953, nach dem im Elm östlich Warberg entspringenden, südöstlichHalchter in die Oker mündenden Wasserlauf.Der Anger, 1940, Straße in einem Gelände, das bis zur Verkoppelung Anger war,d. h. ungepflegtes Grasland, das als Viehweide genutzt wurde.Anna-Amalia-Strape, 1958, nach der Begründerin des Weimarer MusenhofesA. A. (1739-18°7), Tochter Karls I. von Braunschweig-WolfenbütteI.'Anna-Vorwerk-Strape, :1910, nach der Vorkämpferin höherer Mädchenbildung'und Begründerin der nach ihr benannten Schule A. V. (1839-1901), die hier wohnte.Antoinettenweg, °1958, nach Antoinette Amalie (1696-1762), Tochter LudwigRudolfs von Braunschweig-WoIfenbüttcI, für die das Schloß Antoinettenruh erbautwurde.Anton-Ulrich-Strape, 1958, nach dem Herzog A. U. von Braunschweig-Wolfenbüttel(1633-1714).Asseweg, 1953, nach dem Höhenzug östlich der Stadt.Asternweg, 1959, im Bezirk der nach Blumen benannten Straßen.Am Atzumer Busc1" 1956, am der Forstgenossenschtaft A. gehärenden Wald.Atzumer Weg, 1910, Straße nach A.Aueweg, 1965, nach dem im Elm südöstlich Warberg entspringenden, in den Schiffgrabenmündenden Bach.Auguststrape, 1871-1945, Teil der jetzigen Dr.-Heinrich-Jasper-Straße zwischenLessingplatz und Okerbrürne am Waisenhaus, Hauptstraße der Auguststadt.Bader- oder Stuhenstrape, nur 1679 (Q 75), identisch mit Stobenstraße (vgl. dort).Bärengasse, 1837 (Q 75), nach einern früheren Anwohner, einem BürgermeisterBär 11); identisch mit Enge Gäßlein und Kleine Gasse.Am Bahnhof, 1896, 1930 zur Bahnhofstraße gelegter Straßenabschnitt zwischenBahnübergang und Bahnhof.Bahnhofstrape, 1896, zur 1838 eröffneten Bahnstation führende Straße.Beethovenstrape, 1954, nach dem Komponisten Ludwig van B. (1770-1827).10) Vgl. T h ö n e 1963, S. VIII. Das Tor lag zwismen der Stoben- und der Neuen Straße.11) Nam Beg e 1839, S.29.165http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigBehringstraße, 1962, nach dem Arzt und Entdecker des Diphterieserums Emil v.B. (1854-1917).Bergenrothweg, 1959, nach dem Wolfenbütteler Musikerzieher und KomponistenGustav B. (1863-1956).Bergwitzstraße, nur 188o, vermutlich nach einer hier wohnhaften Familie Bergwitz;identisch mit WaIIstraße.Berliner Straße, 1958, zum Ausdruck der Verbundenheit mit Berlin.Am Berndeschen Garten, nur 1727 (Q 30), nicht Iokalisierbares Ad{erland; wohlan einem nach dem Besitzer Bernd genannten Garten.Billrothstrape, 1962, benannt nach dem Professor der Chirurgie Theodor B. (1829bis 1894).Birkenweg, 1940, im Bezirk der nach Bäumen benannten Straßen.Am blauen Stein, °1926 nach der Flurbezeichnung, die auf ein hier vorhanden gewesenesHochgericht zurückgeht. Derartige Plätze werden des öfteren als ,blaueSteine' bezeichnet 12).Blücherstraße, °1933, nach dem volkstümlichen Heerführer der Freiheitskriege GebhardLeberecht v. B. (1742-1819), der einmal in Wolfenbüttel im 1968 abgebrochenenGasthaus Zum Löwen (Breite Herzogstraße) übernachtet haben soll.Blumenstraße, 1959, im Bezirk der nach Blumen benannten Straßen.Bodelschwinghstraße, 1958, nach dem evangelischen Geistlichen Friedrich v. B.(1831-1910), dem Begründer der nach ihm benannten Anstalten in Bethel beiBielefeld.Auf der Bättger Straße, nur 1745 (Q 45), nicht eindeutig lohlisierbare Straße inder Auguststadt. Die Straße kann nach einem oder mehreren hier wohnhaften Bötticherngenannt sein.Bokemeyerstraße, ° 1956, nach dem Wolfenbütteler Kantor und Komponisten HeinrichB. (1679-1751).Brandes Winkel, 1770 (Q 69) bis 1887/92 (Q 70), Wiese in einer Windung, einemWinkel des Okerlaufs nördlich der Stadt; wohl nach einem zeitweiligen BesitzerBrandes genannt; identisch mit Große Brandes Winkel.Brauergildenstraße, 1871, Brauergilde Straße 1770 (Q 51) bis 1835, in älterer Zeitals Gilden-/Güldenstraße bezeichnet, ohne daß hier noch das Haus einer Brauer- odersonstigen Gilde nachweisbar ist.Am Braunschweig.(isclJen} Herrn Wege, nur 1747 (Q 30), Garten am jetzigenNeuen, auch als Herren Wege (vgI. dort) und als Braunschweiger Weg bezeichnetenWeg.Brattnsch.(weigischer) Weg, nur 1755 (Q 24), identisch mit dem vorhergehenden(vgI. dort).12) V gI. Fr öl ich, K.: Stätten mittelalterlicher Rechtspflege im ndt. Bereich. Gießen1946.166http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigBreite Harzstraße, 1790 (Q 71) bis 1828 (Q 73); identisch mit Harz- und BreiterStraße.Breite Herzogstraße, um 1760 (Q 54), in Korrelation zur Bezeichnung Lange Herzogstraßefür eine zweite auf das Herzogtor zulaufende Straße.Breite Straße, Bezeichnung für drei Straßen:I. Harzstraße, 1660 (Q 10) bis 1760 (Q 54);2. Breite Herzogstraße, nur 2. Hälfte 17. Jh. (Q IX und Woltereck 1747, S.775).3. Teil der Dr.-Heinrich-Jasper-Straße vom Waisenhaus bis zur HeIlerstraße, nur1820 (Q 46).Breslauer Straße, °1959, nach der oberschlesischen Stadt B.Brockenblick, °1951. Von hier aus ist der höchste Berg des Harzes sichtbar.(ln dem) Bruch(e), 1585 (Q 3) bis 19II, Gelände zwischen l-Iarzstraße und Harztorwall.Der Name geht auf dessen ehemals sumpfige Beschaffenheit zurück 13). AlsStraßenname erscheint Bruch zuerst 1704 (Q 57), 1820 in der Form Bruchstraße(Q 46), jetzt Ostteil der Krummen Straße.Bruchstraße, vgl. BruchAm Brückenbach, °1961, nach dem in der Nähe vorüberfließenden, bei GroßStöckheim in die Oker mündenden B.Buchenweg, °1958, im Bezirk der nach Bäumen benannten Straßen.Bunsenweg, °1958, nach dem Chemiker Robert B. (18II-1899).C vgl. auch KCampestraße, 1887/92 (Q 70), nach dem Sprachforscher, Pädagogen und JugendschriftstellerJoachim Heinrich C. (1746-1818), der in Braunschweig wirkte.Cort-Mente-Straße, °1954, nach Cort Mente dem Älteren, der 1554-1576 als Baumeisterund Gießer des Herzogs Julius nachweisbar ist. C. M. ist Schöpfer derTaufe und einer Glocke der Kirche BMV 14).Crammer Fußsteig, nur 1645 (nach Thöne 1954, S.31), Teil eines nicht mehrlokalisierbaren Fußweges nach Cramme.Vom Cramer Holzwege an, nur 1755 (Q 14), Ackerland an einem nicht mehr vorhandenenHolzabfuhrweg zum Teil des Oderwaldes, der zur Gemarkung Crammegehörte.Crammer Straße nach dem Holze, nur 1755 (Q 24), Straße zum Oderwald inRichtung Cramme, nur streckenweise als Fahrstraße ausgebaut; identisch mit demfolgenden.Crammer Weg, nur 1755 (Q 24a),vgl. das vorhergehende.Cranachstraße, °1957, nach Lucas C. dem Älteren (1472-155Ü, der einen Holzschnittmit einer Darstellung der Belagerung der Stadt '\Volfenbüttel durch dieTruppen des Schmalkaldischen Bundes schuf 15).18) Vgl. T h ö n e 1954, S.41.U) Vgl. Thöne 1968, S.49.'") Abgebildet bei T h Ö n e '968, Abb. S. 36/37.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigDachsbau, 1896 (Q 74), Bezirk im östlichen Teil des Lechlumer Holzes, wo zahlreicheDachsbauten vorhanden Waren.Over dem Dachlem Wege, nur 1546 (Q 78), Ackerland an einem nicht mehr lokalisierbarenWeg zum heutigen SaIzdahlum.Im Dalem Winckel, nur 1546 (Q 78), Den Dahlem Winckell nur 1630 (Q 55).nicht genau lokalisierbares Ackerland in einer Ecke der Gemarkung, dem Namennach an der Straße nach SaIzdahIum.Dahlienweg, 0 1959 , zum Bezirk nach Blumen benannten Straßen.Damm, 1555 Uff dem Dham (nach Thöne 195Z, S. z6), 1616/1619 Ufm Damb(Q 719), Ansiedlung im Bereich des heutigen Schloßplatzes mit Durchgangsstraße 16)auf einer Erhöhung in der sumpfigen Okerniederung. Die Bezeichnung ist wesentlichälter als die hier angeführten Quellen und hat dem Burgbezirk den Namen Dammfesteverliehen.Hinter dem Damme, nur 177Z (Q 64), Okerwiese nördlich der Stadt am Schwedendamm,der nicht identisch ist mit dem vorhergehenden.Dammbrücke, nur Mitte 18. Jh. (Q z I). Okerbrücke an der Damm-Mühle.Damm-Mül,le, 1599 (nach P. J. Meier 1903, S.124). auf dem Damm gelegene,nach dem Zweiten Weltkrieg stillgelegte Mühle.Dammstraße, nur 1813 (Q 49), wohl Abschnitt der jetzigen Läwenstraße amSchloßplatz.Dammweg, nur 1755 (Q 24), nicht lokalisierbarer Weg westlich der Stadt, nahedem Grauen Vorwerk.Danziger Straße, Bezeidmung für zwei Straßen:I. 0 1935, nach der damals ,Freien Stadt' D.; 1945 umbenannt in Kopernikusstraße,2. seit 0 1959 für die jetzige Straße des Namens.Diemersche Garte(n), nur 1755 (Q 24), Garten in der Nähe des Roten Amtes,nach dem Fürstlichen Kunstgärtner Heinrich Diemer benannt 17).Dr.-Heinrich-1asper-Straße, 0 1945 , nach dem sozialdemokratischen Politiker H. J.(1875-1945), der 19Z7-1930 Ministerpräsident des Freistaates Braunschweig warund im Konzentrationslager Bergen-Belsen umgekommen ist.Doktorkamp, 1630 Docter Camp (Q 55), Ackerland, nach dem die Straße 1949bezeichnet wurde. Das Gelände war herzoglicher Besitz, der zeitweilig Beamten zurNutzung überlassen war. Es ist vermutlich nach einem solchen, der den Doktortitelbesaß, benannt.Drei-Linden-Weg, 0 1959 , nach drei hier im Zusammenhang mit der Bezeichnungdes umliegenden Siedlungsgebietes als Drei-Linden-Siedlung gepflanzten Lindenbäumen.Dürerstraße, 0 1957 , nach dem Maler und Graphiker Albrecht D. (1471-15Z8).18) Vgl. T h ö n e 1968, S. 15.17) Vgl. Das WoIfcnbütteIer Adreßbum von 1715. Hrsg. P. Zirn m e r man n. Leipzig19 2 9.168http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigEchternstraße, 1668 In der Echter Straße (Q 11), 1759 Hinter dem Lustgarten oderdie Achterstraße (Q 54). Echter geht auf ndt. achter ,hinter' 18) zurück. Das entsprichtdem Verlauf der Straße hinter dem Lustgarten.Eichendorffstraße, ° 1951, nach dem Dichter ]oseph v. E. (1788-1857).Eichenweg, ° 1959, im Bezirk der nach Bäumen benannten Straßen.Elbinger Straße, ° 1959, nach der Stadt E. im ehemaligen Westpreußen.Elmweg, ° 1953, nach dem Höhenzug südöstlich Wolfenbüttels.Elsässer Straße, ° 1935, nach dem ehemals zum Deutschen Reich gehörenden Elsaß.Elsterweg, ° 1945, nach dem als Physiker berühmt gewordenen Professor an derGroßen Schule Johann Philipp Julius E. (1854-1920).Enge Gäßlein, nur 1679 (Q 75), vgI. Bärengasse.Enge Straße, 1668 (Q 1 I), auffallend schmale Straße der Altstadt.Englischer Weg, nur 1801 (Q 72), im Stil englischer Gartenanlagen gestalteter Wegvon Antoinettenruh durch das Lechlumer Holz.Erlenweg, ° 1954, im Bezirk der nach Bäumen benannten Straßen.Ernst-Moritz-Arndt-Straße, ° 1954, nach dem Dichter und liberalen Politiker E.M. A. (1769-1860).Exerzierplatz, 1937-1943, Weg am Rande des Exerzierplatzes an der SalzdahlumerStraße.Fallsteinweg, ° I 96 I, nach dem südöstlich der Stadt gelegenen Höhenzug.Ferdinandstraße, °1887 umbenannt aus Mittelstraße, nach dem Herzog F. vonBraunschweig-Wolfenbüttel (172 I-I 792), der sich als preußischer Feldmarschallauszeichnete.Feuerbachstraße, ° 1958, nach dem Maler der Romantik Anse1m F. (182!)-1880).Fichtendamm, ° 1954, im Bezirk der nach Bäumen benannten Straßen.Fillerwiese, vgI. Füllerwiese.Finckenherd, nur 1546 (Q 78) und 1575 (Q 2), nicht lokalisierbare Wiese, im Bereichder Bastion Fincken-Berg. Nach hier betriebenem Vogelfang bezeichneter Platz.Fischerstraße, 1668 (Q 1 I), wohl nach hier an einem Okerkanal wohnhaften Fischern.Die Statuten der Heinrichstadt von 1602 erwähnen in der Staut Fischer.Fliederkehre, ° 1958, im Bezirk der nach Bäumen benannten Straßen.Flotostraße, ° 1939 , nach August F. (1868-1931), von 1897-1917 Stadtdirektor derStadt Wolfenbüttel, von 1917-1923 Kreisdirektor des Kreises Wolfenbüttel.Forstweg, ° 1940, nach dem Verlauf am Staatsforst Lechlumer Holz.Förster Camp, 17II (Qn) bis J839 (Bege 1839, S. J95), Ackerland östlich der Stadt,das zeitweilig einem herzoglichen Förster zur Nutzung überlassen war, so 163019).1") VgI. Las eh - Bor chi i n g: Mittelniederdeutsches Handwörterbnch. Bd. I, Sp. i.19) Nam Q 55.169http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Fontaneweg, °1959, nach dem Schriftsteller Theodor F. (1819-1898).Frankfurter Chaussee, nur 1871, vgI. das folgende.Frankfurter Straße, 1876 (Q 36), Teil einer Straße, die zwischen Salzgitter-Thiedeund Salzgitter-Drütte auf die Fernstraße nach Frankfurt, die jetzige B 248, mündet;identisch mit Frankfurter Chaussee.Friedenauer Weg, °1958, nach dem Bezirk von Berlin.Friedrich-Ebert-Straße, °1928, nach dem sozialdemokratischen Politiker und erstenReichspräsidenten F. E. (1871-1925); 1933 umbenannt in Ringstraße.Friedrich-Ludwig-Jahn-Platz, ° 193 2, nach dem Begründer des deutschen TurnwesensF. L. J. (1778-1852).Friedrich-Schaefer-Straße, °1959, nach dem Heimatdichter F. Sch. (1857-1929).Friedrich- Wilhelm-Straße, 1887/92 (Q 70), nach dem Herzog F. W. von Braunschweig-Wolfenbüttel(1771-1815), dem bekannten Freikorpsführer.Fritz-FisdJer-Straße, °1945 umbenannt aus Nordstraße zur Erinnerung an den sozialdemokratischenPolitiker F. F. (1891-1933), der hier in seiner Wohnung von derNSDAP verhaftet wurde.Fritz-Reuter-Weg, °1955, nach dem mecklenburger Schriftsteller F. R. (18ro-1874).Fröbelstraße, °1958, nach F. F. (1782-1852), Pädagogen und Vertreter der Kindergartenidee.Füller Wiese, 1630 Fillerwische (Q 55) bis 1770 (Q 69). Okerwiese nördlich derStadt an der Abdeckerei und Scharfrichterei. Ndt. FilIer, mit Rundung des VokalsFüller, ist Abdecker.Gabelsbergerstraße, °1966, nach Franz Xaver G. (1789-1849), Erfinder dergraphischen oder kursiven Kurzschrift.Am Galgenberge, nur 1772 (Q 64), Ackerland nördlich der Stadt am Alten Wegan einem ehemaligen Hochgericht, das 1759 auf den Wendesser Berg verlegtwurde 20). Auf dieses weisen auch die Namen Im Gerichts Felde und Gerichtsseite.Garthof 1515 (Q 31), 1585 beseitigter fürstlicher Hof 21) im Bercidl der heutigenAuguststadt.Gartenstraße, °1895, bei der Benennung noch teils von Gärten gesäumte Straße,an der u. a. einige Gärtner ihre Anwesen hatten.Gartenweg, °1940, nach einigen hier gelegenen Gärtnereien.Gaußstraße, °1958, nach KarI Friedrich G. (1777-1855), dem aus Braunschweiggebürtigen Mathematiker.Gebrüder-Welger-Straße, °1951, nach der hier 1899 errichteten MaschinenfabrikGebrüder Welger.20) Nach Q zza.21) Vgl. T h ö n e 1951, S. 3l ff.170


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigGeibelstraße, 01966, nach Emanuel G. (1815-1884), dem vor allem als Lyrikerbekannten Dichter.Geitelplatz, 01945, nach dem als Physiker berühmt gewordenen Professor an derGroßen Schule Hans G. (1855-1923).Geldloch, nur 1801 (Q 72), wohl eine metaphorische Bezeichnung für den sonst alsHuhrenkuhle bezeichneten Steinbruch am Südrand des Lechlumer Holzes. Eine mitdem Ort verbundene Schatzsage ist nicht bekannt.Gerhart-Hauptmann-Straße, 01954, nach dem Dichter G. H. (1862-1946).1m Gerichts Felde, nur 1755 (Q 24a), Abteilung der Dreifelderwirtschaft nördlichder Stadt, nach einem darin gelegenen Hochgericht.Gerichtsseite, 1801 (Q 72), Westteil des Lechlumer Holzes, nach einem Hochgericht(vgl. Galgenberg).Gilden-, Gülde(n)straße, 1668 (Q rr) bis Mitte 18. Jh. (Q 8), seit 1770 als Brauergilde(n)straßebezeichnet, ohne daß sich hier ein Gildehaus nachweisen läßt. Güldenistdurch die in Ostfalen häufige Rundung des -i- zu -ü- aus Gilden- umgebildet,möglicherweise unter volksetymologischer Umdeutung des Wortes als ,golden'.Glochengasse, 1896, am Glockenturm der Johanniskirche vorüberführender, schmalerWeg.Godesberger Straße, 01939, nach dem Treffen Chamberlains mit HitIer 1938 in G.;1945 umbenannt in Schillerstraße.Goethestraße, 01945 umbenannt aus Münchenerstraße, nach dem Dichter JohannWolfgangvon G. (1749-1832).Goslarsche Chaussee, 1871-1880, vgl. Goslarsche Straße.Goslarsche Straße, 1891, Teil einer nach Goslar führenden Straße am Südrand deralten Stadt; identisch mit dem vorhergehenden.Vor dem Gotteslager, 1755 (Q 24), 1755 Gelände am Südrand des auf den HerzogJulius zurückgehenden Stadtteiles Gotteslager 22), seit 1926 Benennung für eineStraße südlich des Gotteslagers.Bei dem grauen Vorwerke, nur 1755 (Q 24), Ackerland westlich der Grauhofstraßean einem auf den Herzog Julius zurückgehenden, 158o erbauten Wirtschaftshof 23),der vermutlich nach der grauen Farbe der Gebäude als grauer Hof, graues Vorwerk,aber auch als Neues Vorwerk bezeichnet wird.Grauhofstraße, 01895, vgl. Bei dem grauen Vorwerk.Grimmstraße, 1945 umbenannt aus Wißmannstraße, nach den Altertumsforschernund Märchensammlern, den Brüdern Jacob und Wilhelm G. (1785-1863, 1786bis 1859).Große Brandes Winckel, nur 1755 (Q 24a) und 1760 (Q 58), vgl. Brandes Winkel.Große Breite, nur 1887/92 (Q 70), große Ackerfläche, daher Breite, beiderseits desjetzigen Mittelweges im Gegensatz zur Kleinen Breite.22) Vgl. dazu T h ö n e 1951, S.7.:3) W i s w e, H.: 800 Jahre FümmeIse. FümmeIse 1958, S. 28.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Hinter der großen Kirche, nur 1794 (Q 33), vgl. Am Neuen Kirchhof.Große Kirchstraße, 1910, Straße an der Ostseite der Großen Kirche BMV im Gegensatzzur Kleinen Kirchstraße an ihrer Westseite; identisch mit Kirchstraße.De grote lange (Diek?), nur 1546 (Q 78), nicht lokalisierbarer, wohl nach seinerauffälligen Länge benannter Fischteich.Vor der großen Schule, nur 1828 (Q 73), Teil der Kornrnißstraße vor der ehemaligenKommisse, die von 1705-1879 die Große Schule beherbergte.1m großen Teic1u, °1954, im Bereich des ehemaligen Großen Fümmelser Teiches l!4)angelegte Straße.Großer Zimmerhof, 1668 (Q II), vgI. Zimmerhof.Grundstraße, 1900, tief, im Grund, verlaufende Straße.Auf der Grünen Kranz Straße, (Q 33), nach einem hier gelegenen Wirtshaus ,Zumgrünen Kranz'; identisch mit Kannengießerstraße.Grüner Platz, 1871, Ende des vorigen Jahrhunderts locker bebaut mit von Grünanlagenumgebenen Häusern.Grünewaldstraße, °1958, nach dem spätgotischen Maler Matthias G. (um 1460bis 1528).Gymnasialgasse, °1895, schmaler Verbindungsweg zwischen Neuer Straße und 1879errichtetem Gymnasialgebäude.Auf der halberstedtischen Strassen, nur 1580 (Q 5), nicht lokalisierbare Straßeöstlich der damaligen Stadt 25).Halberstädter Straße, °1958, nach der Stadt H.IIalchtersche Strape, 1755 (Q 425), Teil der nach H. führenden Straße.Hanseweg, nur 1958, zur Erinnerung an den Städtebund der Hanse, dem WoIfenbüttelaber nicht angehört hat.Harnackstrape, °1966, nach dem evangelischen Theologen Adolf v. H. (1851-193°)'IIarzstrape, 1660 (Q 10), am Harztor beginnende und danach bezeichnete Straße,die nicht im Zuge der vom Harz kommenden Straße verläuft, sondern annäherndrechtwinklig dazu.Harztorplatz, 1910, Platz vor dem ehemaligen Harztor, der -ohne Namen -1662 erwähnt wird 26).schonHasenwinkel, °1958, nach dem u. a. 1750 erwähnten Flurnamen (Q Ha), der einewinkeiförmig in das Lechlumer Holz hineinragende, abgelegene Ackerfläche bezeichnete.Für derartige Bezirke ist der Name Hasenwinkel häufig 27).24) W i s \\' e, H., a. a. 0., S. 18 f.25) Vgl. Thöne 1951, S.41 f.28) Q I I.27) Vgl. u. a. F 1 e c h 5 i g, W.: Der gespenstische Hase ... In Braunschweig. Heimat 42(1956), S. 130 ff.17 2


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigAn der Hauptkirche, 1871, ° 193 7 umbenannt in Michael-Praetorius-Platz, weiteridentisch mit Hinter der (Neuen bzw. der Großen) Kirche und Am Neuen Kirchhof.Straße an der 16°7-1625 neu erridIteten, als Hauptkirche der BraunschweigischenEvangelischen Landeskirche geltenden Kirche BMV.Hauptstraße, 1871, seit 1945 Teil der Dr.-Heinrich-Jasper-Straße zwischen Waisenhausund ,Hoher Brücke', breiteste und bedeutendste Straße der Auguststadt.Hebbelstraße, °1959, nach dem Dichter Friedrich H. (1813-1863).Am Heckenkamp, ° 1940, wohl nach einer Flurbezeichnung, die auf eine hier vorhandeneHecke zurüd{geht.Hegelstraße, 0 1945 umbenannt aus Posencr Straße, nach dem Philosophen GeorgWilhelm Friedrich H. (1770-1831).Heimstättenweg, °1920, 1937-1945 mit der Bezeidmung Lüderitzstraße. Hierwurden nach dem Ersten Weltkrieg Einfamilienhäuser, sog. Heimstätten, errichtet.Heinrich-Heine-Straße, °1945 umbenannt aus Ostmarkstraße, nach dem DichterH. H. (1797-1856).Heinrichstraße, °1954, nach Herzog H. dem Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel(1489-1568).In den Heitlegen, nur 1546 (Q 78), Wiese, nach dem Grundwort ,Legen' ehemaligesAckerland, das durch das Bestimmungswort Heit- als unkultiviertes Land marakterisiertwird.Am Heller, 1871, nach einer Flurbezeichnung 1755 über dem Heller (Q 24).1638 28) und später werden hier Fischteiche, Heller 29), erwähnt.HeIlerstraße, 1871, zu den Hellern (vgI. Am Heller) führende Straße.Henriette-Breymann-Straße, °1958, nach der Fröbclschülerin H. B. (1827-1899),die 1864 die von ihr in Watzum gegründete "Mädmen-Erziehungsanstalt" in dasHaus Neuer Weg 30, das ehemalige Gasthaus ,Hartmannslust', verlegte, auf dessenGrundstück die jetzige Straße verläuft.Herderstraße, °1945 umbenannt aus Sudetenstraße, nach dem Schriftsteller undPhilosophen Johann Gottfried H. (1744-18°3).Herm.(ann)-GÖring-Plan, °1943, nam dem nationalsozialistischen Politiker H. G.(1893-1946); 1945 umbenannt in \Vestring.Hermann-Korb-Straße, °1920, nach dem Baumeister und Erbauer zahlreicher repräsentativerBauwerke der Stadt H. K. (1689-1735), °1967 nach Änderung des Verlaufsumbenannt in Jägermeisterstraße; an ihrer Stelle eine andere, von der Campestraßeabzweigende Straße so benannt.Hermann-Löns-Weg, °1958, nach dem Schriftsteller H. L. (1866-1914).Hermann-Stehr-Straße, °1954, nach dem schlesischen Dimter H. St. (1864-1940).7") Q 19.29) Heller, HäUer ist durch Assimilation des -t- an das voraufgehende -1- aus Hälterumgebildet. Als solcher werden besonders Behältnisse für Fische und dann auch FischteidIebezeidmet (vgl. G r i m m, J. und W.: Deutsdles Wörterbudl. Bd. IV, Sp.301).173http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Herren b reite, 1915 umbenannt aus Am kurzen Holze, nach einer 1755 zuerst feststellbarenBezeichnung (Q 14) für eine hier gelegene große Ackerfläche, daher Breite,im Besitz des herzoglichen Vorwerks. Der Herzog wird hier, wie allgemein infrüherer Zeit, als Herr bezeichnet.Herren-Weg, nur 1677 (Q 553) und 1733 (Q n), jetziger Neuer, auch als Braunschweigischer(Herrn) Weg erwähnter Weg. Ursprünglich ein Privatweg des Herzogs,des Herren, der am Forsthaus durch einen Schlagbaum gesperrt war SO); jüngerals der Alte \Veg nach Braunschweig.I-lerzogstrape, nur 1759 (Q 35) und 1818 (Q 33), nach dem Verlauf zum I-Ierzogtorbenannt; id\!ntisch mit dem Teil der Langen Herzogstraße zwischen Oker- undNeuer Straße.Am Herzogtor, 1910, Straße und Platz vor dem ehemaligen Herzogtor (vgl. dort).Herzogtor Platz, nur 1910 (Q 37), Platz vor dem ehemaligen Herzogtor (vgl. dort),1933-1945 umbenannt in Hindenburgplatz, seit J910 auch zur Straße Am Herzogtorgerechnet.llerzog-Wilhelm-Platz, 1905, nach dem letzten Herzog aus der Linie Braunschweig­Wolfenbüttel, W. (1806-1884). 1954 umbenannt in Landeshuter Platz.Hillenwische, nur 1638 (Q 19), nicht lokalisierbare Wiese. Hillen, die ndt. Form zuHeiligen 31), deutet darauf hin, daß die Wiese aus Kirchenbesitz stammt 32).Hindenburgplatz, °1933, nach dem Reichspräsidenten Paul v. H. (1847-1934). 1945umbenannt in Am Herzogtor.Hinderste Broick, nur 1546 (Q 78), nicht lokalisierbare Wiese. Hinterer Teil eineswegen seiner sumpfigen Beschaffenheit als Bruch, ndt. Bro(i)ck 88), bezeichnetenFlurbezirkes.Hinterstrape, 1722 Auff der Hintersten Straße (Q 28), °1887 umbenannt in Leopoldstraße;,hinterste' der drei ursprünglichen Straßen des Gotteslagers, die beidenanderen in Korrelation zu diesem Namen als Vorder- und als Mitteistraße bezeichnet.Hirschberger Strape, °1962, nach der Kreisstadt H. in Niederschlesien.Hölderlinplatz, nach dem Dichter Friedrich H. (1770-1843); °1946 umbenannt ausSchönerer Platz.Hoffmann-v.-Fallersleben-Strape, °1958, nach dem Verfasser des ,Deutschlandliedes'August Heinrich H. (1798-1874), der gelegentlich in der Wolfenbütteler<strong>Bibliothek</strong> arbeitete.Hohe Brücke, volkstümlicher Name für die Eisenbahnunterführung zwischen Dr.­Heinrich-Jasper- und Frankfurter Straße.Holbeinstrape, °1958, nach der Augsburger Malerfamilie des ausgehenden J5. undbeginnenden 16. Jh.J7480) Vgl. Beg e 1839. S. 1I7.31) La s eh-B 0 rehling. a. a. 0 .• Bd.II. Sp.308.30) Vgl. Ba eh. A.: Deutsche Namenkunde. Bd. II. Heidelberg 1954. § 491.33) Laseh-Borehling, a.a.O., Bd.I, Sp.351.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigHolteistraße, °1954, nach dem schlesischen Schriftsteller Karl v. H. (1798-1880).Holzmarkt, 1704 (Q 57), seit 1790 gleichzeitig als Kaiser-, 1930-1945 alsSaarplatz bezeichnet. Schon die Statuten der Heinrichstadt von 1602 (§ 25) weisenden Platz als Lager- und Verkaufsplatz für Holz aus.Am Hopfengarten, °1958, vgl. Alter Hopffenn Garte.Homburger Straße, nur 1841 und 1870 (beide Angaben aus Q 40); Straße in RichtungH.; identisch mit Lindener Straße.Am Hospital, 1871-1891, seit 1910 Hospitalstraße; Straße zum 1754 als Militärlazaretterrichteten Krankenhaus an der Jägerstraße.Hospitalstraße, 1910; vgl. Am Hospital.Humboldtweg, °1958, nach dem Philosophen und Gelehrten Wilhelm v. H. (1767bis 1835).Huhrenberg, 1755 (Q 24), Ackerland an der Huhrenkuhle (vgI. dort).Huhrenkuhle, 1755 (Q 24), Kalkstcinbruch am Huhrenberg am Südrand des LechlumerHolzes; identisch mit Geldloch. Die Bedeutung von Huhren- ist unklar. Eskann auf ndt. hor, hore, hare ,Dreck, Schlamm' 84) zurückgehen und sich auf denAbraum des Kalksteinbruches beziehen.Ibergweg, °1961, nach dem Iberg bei Hornburg.Ilsenburger Straße, °1961, nach der Stadt I. am Harz.Jägermeisterstraße, °1967, nach dem bekanntesten Getränk der hier gelegenenSpirituosenfabrik W. Mast GmbH.Jägerstraße, 1715 (Q 27), nach einem hier von Herzog Julius von Braunschweig­Wolfenbüttcl errichteten Jägerhaus 85).'lahnstraße, °1927, nach dem Begründer des deutsdIen Turnwesens, Friedrich Ludwig]. (1778-1852).Johannisdamm, nur 1839 (nach Bege 1839, S.8); identisch mit Juliusdamm. DieHerkunft des Namens ist unklar.Jobannisstraße, °1895, am ehemaligen Johannis Bollwerck.Julius Dam(m), nur 1684 (Q 20), nördlich der alten Stadt auf einem Damm durchdie Okerniederung geführter Absdmitt einer Ostweststraße 86), nam dem Herzog J.von Braunsdlweig-\Volfenbüttcl (1571-1636) benannt; identisch mit Juliusweg undJohannisdamm.Juliusmarkt, 1967, Marktplatz des auf den Herzog J. von Braunschweig-Wolfenbüttelzurückgehenden Stadtteiles; identisch mit Markt. .Juliusstraße, °1887 umbenannt aus Mittelstraße, zum Juliusmarkt führende Hauptstraßeder Juliusstadt.34) Las eh - Bor chi i n g, a. a. 0., Bd. H, Sp.354.86) Vgl. Thöne 1954, S.31 .•• ) Vgl. P. J. Me i e r 1902, S. 8 und T h ö n e 1952, S.44.175http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigJIlliusweg, 1755 (Q 24), vgI. Julius Dam(m).1ustlls-v.-Liebig-Straße, °1954, nach dem Chemiker J. v. L. (18°3-1873).Kälbe,oanger, 1871, nach der 1755 für eine Wiese erwähnten Bezeichnung (Q 24),nach der zeitweiligen Nutzung als Kälberweide bezeichnet.Kälber-Garten, nur 1867 (Q 67), Wiese am Nordrand der Altstadt. Nach demNamen zeitweilig eingefriedigt und als Kälberweide genutzt; nicht identisch mit demvorhergehenden und dem folgenden.Kelberwisd?e, nur 1630 (Q 55) und 1638 (Q 19), nicht lokalisierbare Wiese; nachdem Namen zeitweilig als Kälberweide genutzt.Käthe-Kollwitz-Platz, °1958, nach der Bildhauerin und Graphikerin K. K. (1867bis 1945).Kaiserplatz, 1790 (Q 71), Platz stadtwärts vor dem Kaisertor (vgI. dort); identisdlmit Kaiserstraße, Holzmarkt und Saarplatz.Kaiserstrnße, 1642 Q 44) bis Mitte 18. Jh. (Q 8), vgI. Kaiserplatz.Auf der Kalk-Kuble, nur 1755 (Q 24a), Gärten westlich der Stadt an einer Kalkgrube.Im Kalten Tale, 1605 Im Kalten DahIe, Thall (Q 25), ursprünglidl Talzug, der zumOderwald zieht, im Bereidl Jer jetzigen Zickerickstraße. Zu einem nidlt mehr feststellbarenZeitpunkt ist der Name von einer hier gelegenen Siedlung 37) auf denheutigen Straßenzug des Namens übertragen worJen. Hier soll ein gegenüber demStadtzentrum etwas rauheres Klima herrschen.Kaltetbalsgasse, 1871-1910, von der Straße im Kalten Tale nach 'Vesten abzweigender,nicht mehr vorhanJener Weg.Im Kamp, °1940, Straße im Bereich eines 1750 als spitzer Kamp bezeichneten Flurteiles(Q 23 a).Kannengießerstraße, 1668 (Q 76); identisdl mit Zinngießer-Straße. Kannen-( =Zinn)gießer werden werden hier 1626 (Thöne 1968, S.264) und 1668 (Q 76) erwähnt.Kantstrape, nach dem Philosophen ImmanueI K. (1724-18°4), 1945 umbenannt ausMemeler Straße.Kanzleistraße, 1668 CantzcIey Straßen (Q 76), nach der 1588 hier erbauten NeuenKanzlei.Kanzleinebenstrllße, 1762 Q 48) bis 1910, identisch mit :\leben Cantzeley Straße undKlosterstraße; an der Westseite der Neuen Kanzlei entlangführende Nebenstraße derKanzleistraße.Kapellenweg, ° 1954, nach der Kapelle des an die Straße grenzenden Friedhofes.Karl-Dincklnge-Straße, nadl dem nationalsozialistischen Politiker K. D. (1874-193°),0 193 6 umbenannt aus Monplaisirstraße.37) Vgl.Thöne 1954,S'3 d ,http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Karl-v.-Hörsten-Strape, ° 1961, nach de~ langjährigen Direktor der WolfenbüttelerHöheren Bürgerschule (Vorgängerin des Theodor-Heuß-Gymnasiums) K.v. H. (1855-1926).Karl-Peters-Strape, °1936, nach dem Afrikaforscher K. P. (1856-1918); °1945umbenannt in Schlegelstraße.Karlstrape, 1668 Carols Straßen (Q 11), zum Karlsberg (vgl. dort) führende Straße;identisch mit Wind-Mühlen-Straße.Karrenführerstrape, 1668 (Q ll), seit 1967 Teil der Harzstraße. 1680 werden hierKarrenführer erwähnt (Q 45).Kattowitzer Strape, °1935 nach der Stadt in Oberschlesien; 1945 umbenannt inSchopenhauerstraße.Keplerstrape, ° 1945 umbenannt aus Lothringerstraße, nach dem Astronomen JohannesK. (1571-163°).Kerschensteinerweg, °1959, nach dem Reformpädagogen Georg K. (1854-1932).Kiefemweg, °1958, im Bezirk der nach Bäumen benannten Straßen.Hinter der Kirche, 1738 (Q 57) bis 1790 (Q 71), Platz hinter der Kirche BMV;identisch mit An der Hauptkirche (vgl. dort).Kirchen Gasse, nur 1680 (Q 45), wohl identisch mit der zur Johanniskirche führendenGlockengasse.Hinterm Kirchhofe, nur 1668 (Q ll) und 1680 (Q 12), hinter dem Begräbnisplatzder Kirche BMV; vgl. auch Hinter der Kirche.Am Kirchhofe, nur 1680 (Q 12) und 2. Hälfte 17. Jh. (Woltereck, S.774), an derWestseite des Begräbnisplatzes der Kirche BMV; identisch mit Kleine Kirchstraße.Kirchstrape, als Bezeichnung für zwei Straßen:1. Große Kirchstraße (v gl. dort), 1668 (Q Il) bis 1803 (Q 47);2. Rosenmüllerstraße (vgI. dort), 1820 (Q47) bis 1937; führt zur Johanniskirche.Klaus-Groth-Weg, 1958, nach dem niederdeutschen Dichter K. G. (1819-1899).Kleine Brandes Winkel, 1755 (Q 425) bis 1770 (Q 69), Wiese in einer Windungdes Okerlaufes nördlich Wolfenbüttel zur Unterscheidung vom Großen BrandesWinkel; wohl nach einem zeitweiligen Besitzer namens Brandes.Kleine Breite, 1871, Straße im Bereich des ehemaligen Flurteils Herrenbreite, imGegensatz zur Großen Breite.Kleine Herzogstrape, 1790 (Q 71) bis 1837 (Q 75), identisch mit Langer Herzogstraße(vgl. dort).Kleine Gasse, 1744 (Q 26), identisch mit Bärengasse (vgl. dort) und Enge Gäßlein.Kleine Kirchstrape, 1820 (Q 46), an der Westseite der Kirche BMV im Gegensatzzur Großen Kirchstraße an ihrer Ostseite; identisch mit Am Kirchhofe.Kleine lange (Teich), nur 1546 (Q 78), nicht lokalisierbarer Fischteich.Kleine Strape, nur 1680 (Q 12), vermutlich mit der sehr kurzen Echternstraße identisch.Kleine Wiese vgl. Lutke Wisch.1! 177


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigKleiner Zimmerhof, 1668 Uff dem Kleinen Zimmerhoffe (Q II), vgI. Zimmerhof.Klosterstraße, 1815 (Q 49), nach dem 1791 aus Salzdahlum in das Haus Nr. ass. 300an dieser Straße verlegte Kloster zur Ehre Gottes, 1701 als Jungfrauenkloster gegründetund später als evangelisches Damenstift geführt.Knochen Winckel, nur 1755 (Q 24a), Abdeckerplatz nahe dem Hochgericht amLechlumer Holz (vgI. Galgenberg).Königsberger Straße, ° 1959, zum Gedenken an die Stadt K. in Ostpreußen.Kommißstraße, 162.2 (Q II), nach der 1602 hierher verlegten Kommisse (vgI. NeueMühle).Konrad-Beste-Weg, °1959, nach dem braunschweigischen Schriftsteller K. B. (1890bis 1958).Kopernikusstraße, nach dem Astronomen Nikolaus K. (1473-1543), 1945 umbenanntaus Danziger Straße.Kornmarkt, um 1760 (Q 54). Nach den Statuten der Heinrichstadt von 1602 (§ IJ)mußte durch die Stadt geführtes Getreide hier mindestens drei Stunden auf demMarkt feil geboten werden.Krambuden, als Straßenbezeichnung zuerst 1603 (Q 41), nach hier vorhandenenVerkaufsständen, Buden, der Kramer 38).Kreuzstraße, 1668 (Q I I), °1895 als gemeinsamer Name für die Obere und dieUntere Kreuzstraße. Vielleicht hat vor Einführung der Reformation am Schnittpunktdieser mit der Breiten Herzogstraße ein vVegkreuz gestanden.Krumme Straße, 1662 (Q I I), Straße an einer früheren Stadtgrenze, die den gewundenenVerlauf des Festungsgrabens nachzeichnet.Kuh Weide, nur 1755 (Q 14a) und 1772 (Q 64). Wiese nördlich Wolfenbüttel ander Oker, die zeitweilig als Kuhweide diente.Am Kurzen Holze, nach der Bezeichnung für einen ehemaligen Wald: 1580 Nachdem Kurtzen Holtz (Q 32); 1921-1925 für die jetzige Straße Herrenbreite, 1925für die jetzige Straße des Namens.Lärchenweg, °1958, im Bezirk der nach Bäumen benannten Straßen.Landeshuter Platz, °1953 aus Anlaß der Patenschaftsübernahme der Stadt Wolfenbüttelfür die schlesische Stadt L. umbenannt aus Herzog-Wilhelm-Platz.Lange Herzogstraße, 1759 (Q 54) bis Ende IS. Jh., Abschnitt der heutigen L. H.zwischen Oker- und Neuer Straße; identisch mit (Kleine) Herzogstraße. Die BezeichnungL. H. steht in Korrelation zu Breite Herzogstraße für eine zweite aufdas Herzogtor zuführende Straße.Lange Kirchstraße, nur 1759 (Q 54) und 1810 (Q 46), wohl identisch mit derGroßen Kirchstraße an der Kirche BMV.Lange Straße, 1668 (Q 11), nach ihrer auffallenden Länge.38) Näheres dazu vgl. T h ö ne 1954. s. 53.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigLanghansweg, °1958, nach dem aus Landeshut stammenden Baumeister des Klassizismusund Erbauer des Brandenburger Tores in Berlin Karl Gotthard L. (1732bis 1808).Lauenkuhle, 1583 (nach Thöne 1968, S.260) bis 1891, identisch mit Lauenstraße.Hier lag vermutlich eine Grube, in der Löwen gehalten wurden. Darauf deutet auchdie Erwähnung eines ,Lewenhauses' in diesem Bereich 39).Lauenstraße, als Bezeichnung für zwei Straßen:I. Lauenkuhle, 1910, vgl. dort.2. Löwenstraße, vgl. dort.Lechlumer Holz, 1546 Lechelde Holt (Q 78), nach dem Ende des 14. Jh. wüst gewordenenOrte Lechede 40), der wahrscheinlich im Bereich des späteren Roten Vorwerkesgelegen hat.Am Lechein Holze, 1910 Am Lechlumer Holze; auf diesen Wald zuführende Straße.Die Legenn, nur 1630 (Q 55), '\Viese am Roten Vorwerk. Als Legenn werden wiederzu Grasland gewordene Ackerstücl{e bezeichnet 41).Lehm Kuhle, nur 1659 (Q 18), nicht lokalisierbare Viehweide im Bereich einerLehmgrube, in der vermutlich Lehm zum Hausbau abgebaut wurde.Leibnizstraße, 1891 für die jetzige Lessingstraße, seit ° I 895 für die jetzige Straßedes Namens; nach dem Philosophen Gottfried Wilhelm L. (1646-1716), der von1690-1716 als Oberbibliothekar an der Herzog August <strong>Bibliothek</strong> wirkte.Leipziger Straße, 1880, Teil der nach Leipzig führenden West-Ost-Fernstraße.Lenauweg, °1959, nach dem Dichter des Biedermeier Nikolaus L. (1802-185°).Leopoldstraße, 1887 umbenannt aus Hinterstraße, nach dem Prinzen Leopold vonBraunschweig-Wolfenbüttel (1757.-1785), der bei Frankfurt in der Oder ertrank,einem Sohn des Herzogs Kar! I.Lessingplatz, 1891. In dem hier gelegenen, nach ihm benannten Lessinghaus wohnteder Dichter in den Jahren 1777-1781.Lessingstraße, °1895 umbenannt aus Leibnizstraße, nach dem Dichter GottholdEphraim L. (1729-1781), von 1770-1781 <strong>Bibliothek</strong>ar der Herzog August <strong>Bibliothek</strong>.Liegnitzer Straße, ° 1970, nach der Stadt L. in Niederschlesien.Liebauer Straße, °1970, nach der Stadt L. in Niederschlesien.Lilienweg, °1959, im Bezirk der nach Blumen benannten Straßen.Lindener Chaussee, nur 197.0, vgl. das folgende.Lindener Straße, 1871, nach Linden führende Straße; identisch mit dem vorhergehenden.Löwenstraße, 1668 Lauen Straßen (Q I I), 1679 Läuwen-, Leuenstraß (Q 75), bisMitte des vorigen Jahrhunderts Abschnitt der jetzigen Langen Herzogstraße zwischenMühlenstraße und Altem Tore. Die Straße ging vom Löwentor (vgl. dort) aus.88) Vgl. Beg e 1839, S.53 und P. J. Me i e r 1902, S.28.10) Vgl. T h ö n e 1968, S. 35.Ol) Vgl. W i s w e, M.: Die Flurnamen des Salzgittergebietes. Braunsdlweig 1970, S. 7.68 f.179http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigLohenstraße, 1750 (Q 34), identisch mit Nicolaus-Damm. An der am Wasser gelegenenStraße wird Lohgerberei, eine spezifische Form des Gerbens, betrieben sein.Lockkamp, nur 1887/92 (Q 70), Ad(erland nördlich der Stadt. Das BestimmungswortLodc- des Namens wird auf ndt.lok ,Loch, Grube' 42) zurüdcgehen.Lothringer Straße, °1935, nach der Landschaft L.; 1945 umbenannt in Keplerstraße.Luder-Kuhle, nur 1755 (Q 24), Adcerland nordöstlich der Stadt, an der sich eineGrube für verendetes Vieh befand. Luder ist die ältere Bezeichnung für Aas.Ludwig-Richter-Straße, °1958, nach dem Maler und Zeichner L. R. (18°3-1884).Lüderitzstraße, °1936, nach dem überseekaufmann und Begründer des SchutzgebietesDeutsch-Südwestafrika Adolf L. (1834-1886).Luisenweg, °1970, nach der Königin L. von Preußen (1776-1810).Lustgarten, 1668 (Q 11) bis 1835 Hinterm Lustgarten, die Bezeichnung gilt sowohlfür die heutige Echternstraße wie für Lustgarten, nach einem hier gelegenen herzoglichenZiergarten, der nach 1590 zwedcs Bebauung aufgeteilt wurde 43).Lutke Wisch, nur 1546 (Q 78), nicht lokalisierbare, nam dem Namen kleine (ndt.lütke) Wiese.Mancinusweg (°1955), nach Thomas M. (1550-161 I), dem Komponisten und Hofkapellmeisterdes Herzogs Heinrich J ulius von Braunschweig-'YVolfenbüttel.Marienburgweg, °1959, zum Gedenken an die Marienburg in Ostpreußen.Markt, Bezeichnung für zwei Plätze:I. Stadtmarkt, 1599 (Q 53) bis 1679 (Q 75), auch als Mar( c)ktplatz bezeichnet 168o(Q 12) bis 1815 (Q 49). Zentraler Marktplatz der Heinrichstadt.2. Juliusmarkt, 1871, Straßenmarkt der Juliusstadt, in älterer Zeit zur Mittelstraßegerechnet, aber seit dem ausgehenden 16. Jh. zur Abhaltung von Märkten verwendet").Marktplatz, vgl. Markt I.Marktstraße, 1891, über die ehemalige Stadtbefestigung zum Juliusmarkt führendeStraße.Marstall-Platz, nur 1594 (Q 53), nicht mehr vorhandener Platz hinter dem jetzigenZeughaus, an dem der fürstliche Marstall lag 45).Marstallwiese, nur 1887/92 (Q 70), Wiese an der Oker nördlich der Stadt. DieHerkunft des Namens ist unklar.Martin-Luther-Straße, °1966, nach dem Kirchenreformator M. L. (1483-1546).Mascheroder Allee nur 1801 (Q 72), vom Sternhaus in Richtung M. durch dasLechlumer Holz führender Weg.42) L ü b ben, A.: Mittelniederdeutsches Handwörterbuch. Hrsg. v. eh. Walther.Norden und Leipzig 1888. S.l09.t3) Vgl. T h ö n e 1954. S.66.U) Vgl. T h ö n e 1951, S. 57 f.to) Vgl. T h ö n e 1954. S. 15.180http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigMascheroder Straße, °1961, Straße am Ostrand des Lechlumer Holzes in Richtung M.Masurenweg, °1959, nach der ostpreußischen Landschaft.Mauren Gaße, nur 1776 (Q 47), identisch mit Maurenstraße (vgl. dort).Maurenstraße, 1787 (Q 47), nur 1668 (Q II) und 1680 (Q u) Mauerstraße, 1679(Q 75) bis 1794 (Q 47) Maurerstraße, vermutlich nach ihrer Lage unmittelbar hintereiner älteren, nicht mehr nachweisbaren Stadtbefestigung, der Mauer, bezeichneteStraße. Sie verläuft in einer Flucht mit der Straße Am alten Tore. Maurer- wird entstelltsein aus Mauer-, Mauren. Auf hier etwa ansässige Maurer fehlt jeglicher Hinweis.Max-Planck-Straße, °1958, nach dem Physiker M. P. (1858-1957).Meesche, 1630 (Q 55), 1546 Marsch (Q 78), 1638 Mersche (Q 19). Wiese in derOkerniederung unmittelbar nördlich der ehemaligen Dammfestung. Der Name istzu mndt. mersch 46) ,fruchtbare Niederung am I'lußufer, die als Weideland genutztwird' zu stellen.Melanchthonstraße, °1966, nach dem Reformator und Humanisten Philipp M.(1497-1560).Memeler Straße, °1935, nach der durch den VersaiIIer Vertrag vom Deutschen Reichabgetrennten, 1939-1945 wieder zu diesem gehörenden und dann zur UdSSR gekommenenStadt; 1945 umbenannt in Kantstraße.Michael-Praetorius-Platz, °1937 umbenannt aus An der Hauptkirche (vgl. auchdort), nach dem Komponisten M. P. (1571-1621), der seit 1611 Hofkapellmeisterin W olfenbüttel war.An der Mindisc1,en Heerstraße, nur 1584 (Q 6), Teil einer Ost-West-Fernstraße,die nach der Stadt Minden in Westfalen bezeichnet war, im Bereich der heutigenAuguststadt.Auf der Mindischen Straßen, nur 1580 (Q 5), wohl identisch mit dem vorhergehenden.Mittelstraße, 1721 (Q 28), mittlere der drei ursprünglichen Straßen des Gotteslagers;°1887 umbenannt in Ferdinandstraße.Mittelweg, 1772 (Q 64), mittlerer von drei ehemaligen Feldwegen.Mörikeplatz, °1959, nach dem Dichter Eduard M. (18°4-1875). Ober dem MonPlaisir, nur 1755 (Q 24), Aderland an dem von Herzog August dem Jüngerenvon Braunschweig-Wolfenbüttel 1655 südlich der Stadt angelegten Lustgarten MonPlaisir 47).Mon Plaisir Camp, nur 1755 (Q 24), Ackerland westlich des Lustgartens MonPlaisir.Monplaisirstraße, J900, ursprünglich von der Goslarschen Straße zum früherenLustgarten Mon Plaisir führende Straße; 1937 umbenannt in Karl-Dincklage-Straße,nicht mehr vorhanden.48) B ach, A., a. a. 0., Bd. II, § 309.'7) Vgl. zu diesem Lustgarten T h ö n e 1968, S. 1. 16.181http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Moorkamp, nur 1887/92 (Q 70), Ackerland nördlich der Stadt in der sumpfigenOkerniederung. Daran grenzt der ebenfalls sumpfige Moorwinkel in einer Windungdes Flußlaufes.Moorwinkel, nur 1887/92 (Q 70), vgl. Moorkamp.Mozartstraße, °1958, nach dem Komponisten Wolfgang Amadeus M. (1756-1791).Im Mühlengrund, °1961, zu einer ehemaligen, 1571 errichteten 48) Wassermühle, derTeichmühle, führende Straße. Eine alte Flurbezeichnung liegt dem Namen nichtzugrunde.Mühlenstraße, 16Il (Q 15), vom Stadtmarkt auf die Neue Mühle (vgl. dort) zuführendeStraße.Mühlenweg, nur 1824 (Q 50), nicht lokalisierbarer Weg.Münchener Straße, °1939, im Zusammenhang mit dem Münchener Ablwmmen von1938 benannte Straße; 1945 umbenannt in Goethestraße.Nansenweg. °1958, nach dem Staatsmann und Polarforscher Fridtjof N. (186r bis193 0 ).Neben Cantzeley Straße, 1679 (Q 75) bis 1790 (Q 71), vgl. Kanzleinebenstraße.Nelkenweg, °1959, im Bezirk der nach Blumen benannten Straßen.Neukällner Weg, °1958, nach dem Bezirk von Berlin.An dem neuen Braunschweigischen Herren Wege, (Q 29), Garten am jetzigenNeuen Weg; vgl. Herren-Weg.Neue Gehege, 1801 (Q 72), südwestlicher Teil des Lechlumer Holzes, nach demNamen zeitweilig gehegt, d. h. von der Beweidung ausgenommen.Hinter der Neuen Kirche, nur 1760 (Q 54) und 1820 (Q 46), Straße hinter der hierals Neue bezeichneten Kirche BMV (vgl. An der Hauptkirche).Am Neuen Kirchhof, nur 1820 (Q 46), Straße am Begräbnisplatz der hier als Neuebezeichneten Kirche BMV (vgl. An der Hauptkirche).Neue Mühle, zwei Gebäude, die an verschiedenen Plätzen lagen:I. 1533/34 "Ausgabe zur Newen Mulen" (Q 23), 1602 zur Kommisse umgestaltetesGebäude 49).2. 1602 errichtete 50), noch bestehende Mühle am jetzigen Rosenwall.Neue Straße, Anfang 18. Jh. (Q 60). Der Ursprung des Namens ist unklar, zumaldie ältere Bezeichnung für die Straße Nicolsstraße ist.Vorm Newen Thor, nur 1640 (Q 25) und 1644 (Q 7), Gärten südlich der Stadt vordem sonst als Harztor bezeichneten Tor.Neues Vorwerk, 1580 Beim neuen Vorwarck (Q 31), sonst als Graues Vorwerk(vgl. dort) bezeichneter herzoglicher Gutshof. Die Bezeichnung steht in Korrelationzu Altes Vorwerk.182(8) Vgl. W i s w e, H., a. a. 0., S. z8 f.(9) Vgl. T h ö n e 1954, S. 33 f.GO) Vgl. T h ö n e 1954, S. 14 und S.35.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Neuer Weg, 1871, in älterer Zeit als (Neuer Braunschweigischer) Herren-Weg(vgl. dort) bezeichnet; 1933-1945 umbenannt in Adolf-Hitler-Straße.Nicolaus-Damm, 1668 Nicols Damm (Q 11) bis 1790 (Q 71), Damm, künstlicheAufschüttung, in der sumpfigen Okemiederung, zur Erklärung von Nicol(au)s vgl.Nicolsstraße; identisch mit Lohenstraße.Nickel-Kulck, 1628 Nikolauskulk (nach P. J. Meier 1903, S. 140) bis Mitte 18. Jh.(Q 8). Kulk, tief Stelle im seichten Wasser, hier in einem Altarm der Oker imBereich der jetzigen Neuen Straße, die daher in älterer Zeit Nicol(a)s-Straße (vgl.dort) hieß, nimt identisch mit Schaffer Kulck.Nicolsstrape, 1662 (Q II) bis Mitte 18. Jh. Nickelstraße (Q 8), 1679 Nicolas­Straße (Q 75), nach dem hier gelegenen Nickel-Kulck; identisch mit dem Ostteilder Neuen- und der Smäfferstraße.Die drei voraufgehenden Namen sind wohl herzuleiten vom Namen des HeiligenNikolaus, Schutzpatrons der Fismer und Seefahrer. 1542 ist in der Dammsiedlungeine St. Nikolauskapelle zu St. Longin namweisbar 51), mit der ein Zusammenhangbesitzrechtlicher Art bestehen könnte.Nordstrape, 1900, 1945 umbenannt in Fritz-fischer-Straße. Bei ihrer Anlage lag dieStraße am Nordrand der Stadt.Obere Kreuzstrape, 1679 (Q 75), im Gegensatz zur durch die Breite Herzogstraßedavon getrennten Unteren Kreuzstraße etwas höher als diese gelegen, für beideStraßen aum der gemeinsame Name Kreuzstraße (vgl. dort) belegt.Oderweg, °1940, in Richtung des Oderwaldes führend.Oselweg, °1953, nach der Erhebung südöstlich Wolfenbüttels.Okerstrape, 1661 (Q II), Straße, an der an der Grenze zwismen zwei Stadtteilen,der Heinrichs- und der Juliusfriedensstadt, ein Okerkar.al verlief.Am Okerufer, °1970, nach dem Verlauf am Ufer des Flusses.Ostmarkstraße, °1939, nach der in diesem Jahr in das damalige Deutsche Reich eingegliederten,Ostmark', die den größten Teil Österreims umfaßte. 1945 umbenanntin Heinrim-Heine-Straße.Ottmerstrape, °1960, nach dem Braunschweiger Baumeister des Klassizismus KadTheodor O. (1800-1843)'Papen-Kamp, nur 1838 (Q 68), Ackerland am Westrand des Lechlumer Holzes.Vermutlim ehemals eingefriedigtes Gelände, daher Kamp, das einem Geistlichen zurNutzung überlassen war. Papen ist die ndt. Form zu Pfaffen.Pappelweg, °1954, im Bezirk der nam Bäumen bezeichneten Straßen.Paracelsusstraße, °1958, nam dem Arzt und Naturforsmer Theophrastus BombastusP. v. Hohenheim (1493-1541).Paul-Eyferth-Strape, 1968, nach P. E. (1872-1956), von 1917-1933 Bürgermeisterin Wolfenbüttel.&1) K a y s er, K.: Die reformatorischen Kirchenvisitationen in den welfischen Landen1541.-1544. Göttingen 1897, S. 109.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigPaul-Franke-Straße, °1958, nach dem seit 1564 im Dienst des Herzogs Julius vonBraunschweig-Wolfenbüttel stehenden Baumeister P. F. (um 1538-1615).Pestalozzistraße, °1958, nam dem Schweizer Pädagogen Johann Heinrich P. (1746bis 1827).Pfaffenstraße, nur 1580 (Q 5). Nimt genau lokalisierbare Straße im Bereich zwischenKornmarkt und lIarzstraße, wohl nach einem hier wohnhaften Geistlichen benannt.Philipsstraße, 1. Hälfte 17. Jh. (Woltereck 1747, S.775), zur Bastion Philipsbergführende Straße; identism mit Ziegenmarkt.Philosophenweg, ° 1958, Straße, von der nach Philosophen benannte Straßen abzweigen.Am Pfingstanger, °1970, nach einer zuerst 176652) erwähnten Flurbezeichnung füreinen Anger, eine Viehweide, die nach dem Namen alljährlich bis Pfingsten von derBeweidung ausgenommen war 53).Posener Straße, ° 1935, nach der 1939-1945 zum damaligen Deutschen Reich gehörigenStadt P.; 1945 umbenannt in Hegelstraße.Professor-Plücker-Straße, °1954, nach dem langjährigen Direktor des WolfenbüttelerKrankenhaus Albert P. (1864-1945).An der Promenade, nur 1841 und 1845 (Q 49), Straße auf der zur Promenadeumgestalteten Stadtbefestigung.Räubergasse, ° 1962, aber seit 1925 nachzuweisen, schmaler Weg, daher Gasse,bis zur Bebauung des Geländes sehr ablegen und wohl deswegen im Volksmundmit diesem Namen versehen.Am Rahlbusch, °1924 nach einer Flurbezeichnung, die auf einen Unterholzbestand,einen Busch, hindeutet. Die Bedeutung von Rahl- ist unklar. Es kann entstellt seinaus Rahtel, Reitel, einer Bildung auf -el zu mnd. writ ,Gestrüpp' 54).Ravensberger Straße, 1900, die zuerst an dieser Straße errichteten und bis Ende desZweiten Weltkrieges einzigen Häuser dieser Straße befanden sich im Besitz derRavensberger Spinnerei AG Bielefeld (Zweigstelle Wolfenbüttel).Reichenberger Straße, ° 1962, nach der Stadt R. an der Görlitzer Neiße.Reichsstraße, 1911 offiziell umbenannt aus Reichenstraße, das seit 1668 belegt ist(Q 11). Die ältere Forschung wertete diese Straße auf Grund des Namens und Verlaufsin einem Zuge mit der Kaiserstraße (vgl. auch dort) als Reichsstraße, als viaregia 55). Demgegenüber machte Thöne wahrscheinlich, daß der Name auf eineEnde des 16. Jh. an dieser Straße wohnhafte Familie Reiche zurückgeht 56).Reitlingsweg, ° 1962, nach dem Reitlingstal im Elm.5') Wiswe, H., a.a.0.,5.17.53) Zu dieser weitveroreiteten Bezeichnung "gI. Ba eh, A., a. a. 0., Bd. II, § 368.114) Vgl. W i s w e, M., a. a. 0., S. 344 f. bei Reitel.55) P. J. Me i er 1901, 5.4 f.58) T h ö n e 1954, S. 60 f.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Am Rehmanger, °1970, nach einer Flurbezeichnung 57) für einen an die jetzigeStraße grenzenden Weideplatz, einen Anger. Ndt. Rehm ist ,Riemen' 68) und wirdauf die einem solchen ähnliche Gestalt des Flurteiles zurückgehen.Rembrandtstraße, °1958, nach dem niederländischen Maler R. Harmensz van Rijn( 1606-1669)'Riesengebirgsweg, ° 1959, zum Gedenken an den zu den Sudeten gehörendenGebirgszug.Rilkeweg, °1958, nach dem Dichter Rainer Maria R. (1875-1926).Ringstraße, °1933 umbenannt aus Friedrich-Ebert-Straße, nach dem halbkreisförmigenVerlauf.Robert-Koch-Straße, °1958, nach dem Bakteriologen und Entdecker des Tuberkelunddes Cholerabazillus R. K. (1843-1910).Am Rodeland, °1937, nach einer Flurbezeichnung, 1630 Daß Rohdelandt (Q 55),die auf die Gewinnung dieses Ackerlandes durch Rodung aus dem angrenzendenKurzen Holze zurückgeht.Röntgenweg, °1958, nach dem Physiker und Entdecker der nach ihm benanntenStrahlen Wilhelm R. (1845-1925).Roseggerweg, °1958, nach dem österreichischen Schriftsteller Peter R. (1843-1918).Rosengasse, °1895, schmaler Verbindungsweg von der Neuen Straße zum Rosenwall.Rosenwinkel, °1939, vom Rosenwall abzweigende Sackgasse, die danach benannt ist.Rosenmüllerstrape, 1937 umbenannt aus Kirchstraße, nach dem Komponisten undWolfenbütteler Hofkapellmeister Johannes R. (um 1620-1684). Dieser ist in derSt. Johanniskirche beigesetzt, an der die Straße vorüberführt.Rosmarienstraße, 1680 (Q 12); identisch mit (Hinterm) Lustgarten und vielleichtnach in diesem gezogenen Rosmariensträuchern benannt.Rossittenweg, °1959, nach dem Fischerdorf auf der Kurischen Nehrung mit derbekannten Vogelwarte.Am, Hinterm Roten Amte, 1871, nach dem hier gelegenen herzoglichen Gut RotesAmt oder Rotes Vorwerk (vgI. dort).Bei dem roten Vorwerke, 1638 Bey dem Aldten oder Ruthen Vorwergk (Q 19) bis1755 (Q 24), Ackerland an einem ehemaligen, auch als Rotes Amt bezeichnetenherzoglichen Gutshof, der nach seinen Gebäuden aus rotem Stein benannt sein wirdzur Unterscheidung vom Grauen Vorwerk, einem zweiten herzoglichen Gut vor derStadt.Rotdornweg, 1970, im Bezirk der nach Bäumen benannten Straßen.Rubensstraße, °1958, nach dem niederländischen Maler Peter Paul R. (1577-164°)'Saarplatz, 1935-1945. im Zusammenhang mit der Wiedereingliederung des durchden Versailler Vertrag abgetretenen Saargebietes in das damalige Deutsche Reichbenannt; identisch mit Kaiserplatz und Holzmarkt.'7) Zuerst erwähnt im Separationsrezeß der Gemeinde Fümmelse.OS) L ü b ben, A., a. a. 0., S. 298.185


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Saffeweg, °1955, nach dem im Musikleben der Stadt hervorgetretenen SeminarlehrerFerdinand S. (1867-1951).Bei der Sägemühle, 1662 (Q I1) bis 1790 (Q 71), Abschnitt der jetzigen NeuenStraße zwischen Altem Tor und Okerstraße, an dem eine 1585 errichtete und Anfangdes 17. Jh. stillgelegte Sägemühle lag 159), identisch mit Sägewinkel.Säge-Mü(h)le-Gasse, nur 1661 (nach Thöne 1954, S. 39), zur Sägemühle (vgl. dort)führender Weg.Sägewinkel, 1668 (Q I1) bis Mitte 18. Jh. (Q 8); identisch mit Bei der Sägemühle(vgl. dort).Salzdahlumer Allee, 1747 Saltzthalumsche Allee (Q 30) bis 1801 (Q 72), schon im18. Jh. von Bäumen gesäumte, seither streckenweise verlegte Straße nach S.; identischmit den folgenden.Salzdahlumer Chaussee, nur 1871; identisch mit dem vorhergehenden (vgl. dort)und dem folgenden.Salzdahlumer Strape, 1887/92 (Q 70); identisch mit den beiden vorhergehenden(vgl. dort).Samlandweg, °1959, nach der ostpreußischen Landschaft.Sauerbruchweg, ° 195 8, nach dem Chirurgen Ferdinand v. S. (1875-1951).Sc11efferhof, nur 1579 Schaperhof (nach Thöne 1952, S.14) und 1580 (Q31), zuBeginn des 17. Jh. aufgegebener herzoglicher Wirtschaftshof und damit verbundeneSchäferei 60), an seine Stelle trat das Rote VorwerkSchäfter Kulck, 1658 Schaper Kolck (Q 10) bis Mitte 18. Jh. (Q 8). Kulk, tiefeStelle, in einem toten Okerarm im Bereich der jetzigen Neuen Straße, der nach demNamen vom Schäfer als Viehtränke benutzt wurde; nicht identisch mit Nickel­Kulck. - Eine Beziehung des Namens zu einer Familie Schaper, Schäfer ist mitziemlicher Sicherheit auszuschließen.Sc11äffer-, Schaferstrape, 1661 (Q I1) bis Mitte 18. Jh. (Q 8), nach dem daran gelegenenSchäffer Kulck (vgl. dort).Sd,anze, nur 1755 (Q 24), Wiese am Schwedendamm (vgl. dort) nördlich der Stadt.Am schiefen Berg, nach einer Flurbezeichnung 1772 (Q 64). Ursprünglich Bezeichnungfür das Gelände an der asymmetrisch gebauten Schanze am Westrand desLechlumer Holzes, die auf das südlich angrenzende Gelände übertragen wurde.Schildwiese, 1546 Schiltwisch (Q 78) bis 1770 (Q 69), Okerwiese nördlich derStadt, wohl nach ihrer schildförmigen Gestalt benannt.Schillerstrape, 1945 umbenannt aus Godesberger Straße, nach dem Dichter FriedrichSch. (1759-18°5).Schinkelstrape, ° 1957, nach dem Baumeister des Klassizismus Friedrich Sch. (1781bis 1841).186118) Vgl. T h ö n e 1951. S.48 und T h ö n e 1954, S.34 und S. 39.00) Vgl. T h Ö n e 1954. S. 96.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigSchlegelstrape, 1945 umbenannt aus Karl-Peters-Straße, nach dem Philosophen FriedrichSch. (1712-1829).Schleiermacherstrape, °1966, nach dem Philosophen Friedrich Sch. (1768-I834).Schlentermühle, 1602 (nach Thöne 1954, S. 34) bis 1848 (Q 65), ehemalige Wassermühlean der Ecke Harztorplatz und Krumme Straße. Die Bezeichnung wird auf dasVerb schlendern, schIentern zurückgehen und im Anschluß an den gemächlichenGang der Mühle gebildet sein.Auf der Schleuse, 1668 (Q II) bis 1790 (Q 71), nach einer hier errichteten Schleuse,die im Zusammenhang mit der Holzflößerei auf der Oker stand; identisch mit demSüdteil des jetzigen Großen Zimmerhofes.Schleusenstrape, 1891, nach einer hier in der Oker noch jetzt vorhandenen Schleuse.Schlopland, nur 1887/92 (Q 70), Gelände unmittelbar südlich des Schlosses Antoinetttenruh.'Schlopplatz, 1680 (Q 45), relativ spät auftauchender Name für den Platz vor demherzoglichen Schloß.Schmiedegasse, 1871, nach einer u. a. 1835 hier nachweisbaren Schmiede.Schmiedestrape, 1662 (Q II) bis 1790 (Q 71), nach einer hier gelegenen Schmiede;identisch mit dem Abschnitt der Langen Herzogstraße zwischen Oker- und NeuerStraße.Schöneberger Weg, °1958, nach dem Bezirk von Berlin.Schönererplatz, °1940, nach dem Österreicher Georg Ritter v. Sch. (1842-1922),einem Vertreter des Antisemitismus, der den jungen Hitler stark beeinflußt hat;1945 umbenannt in Hölderlinplatz.Schöppenstedter Stieg, °1953, ehemaliger Fußweg, Stieg, der an den Randhöhen desAltenautales nach Sch. verlief.Schöppenstedter Strape, nur 1841 (Q 38) und 1861 (Q 41), Straße nach Sch.; identischmit Ahlumer Straße.Schopenhauerstrape, °1945 umbenannt aus Kattowitzer Straße, nach dem PhilosophenArthur Sch. (1788-1860).Schotteliusstrape, °1955, nach dem Sprachgelehrten Justus Georg Sch. (1612-1676),dem Erzieher des Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, der 1657das Haus Stadtmarkt 5 erwarb und es bis zu seinem Tode bewohnte 61).Schürmannstrape, °1955, nach dem Begründer der deutschen Oper Georg CasparSch. (1671 oder 1672-1751), der 54 Jahre Kapellmeister am Wolfenbüttcler Hofewar.Schützenstrape, 1895, von der Stadt in Richtung des Schützenplatzes verlaufendeStraße.Schwanebergerstrape, °1958, nach dem Komponisten und HofkapeIImeister JohannGottfried Sch. (1740-1804).81) Vgl. T h ö ne 1960, S.25.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigAm Schwedendamm, ° 1970, nach der Flurbezeidmung 1887/92 Hinter dem Sch.(Q 70). Straße im Bereich eines 1924 abgetragenen Dammes, mit dessen Hilfe währenddes Dreißigjährigen Krieges die Oker aufgestaut wurde. 1641 waren u. a.schwedische Truppen an diesem Dammbau beteiligt 62).Sd,weidnitzer Straße, ° 1959, nach der Stadt Sch. in Niederschlesien.Schweine-Anger, 1755 (Q 14), Grünland südlich der Stadt an der Oker, eine ehemaligeSchweineweide.Sophienstraße, Bezeichnung für zwei Straßen:I. nicht lokalisierbare Straße in der geplanten Großstadt Gotteslager, nur 1584(Q4);1. in der Auguststadt, 1900.Benannt nach der Gemahlin des Herzogs Heinrich des Jüngeren von Braunschweig­Wolfenbüttel, Sophie von Polen.Spitze Camp, Bezeichnung für zwei Flurbezirke:1. nur 1887/91 (Q 70), spitz zulaufende Ackerfläche nördlich der Stadt.1. 1750 (Q 13a), vgl. Im Kamp.Stadtmarkt, um J 760 (Q 54), vgl. Markt I.Stellwerksweg, 1954, zu einem an der Eisenbahnstrecke Wolfenbüttel-Börßum gelegenenStellwerk führenderWeg.Stobenstrape, 1631 (Q 56), 1679 Bader- oder Stubenstraße (Q 75), nach einer hiergelegenen Badstube, mndt. stohven 63), die vennutlich 1601 eingerichtet wurde 64).Stöckheimer Straße, °1895, J945 zur Dr.-Heinrich-Jasper-Straße gezogener Abschnittder Straße nach Groß Stöckheim von der Hohen Brücke nach Norden.Stopfkuchen, °1954, nach der J891 erschienenen Erzählung Wilhe1m Raabes.Stormweg, °1959, nach dem Dichter des Realismus Theodor St. (1817-1888).Strombeckstraße, ° 1955, nach dem Juristen und Schriftsteller Friedrich Karl v. St.(1771-1848), der in Wolfenbüttel lebte und gestorben ist.Sudermannstrape, ° 1954, nach dem ostpreußischen Schriftsteller Hermann S. (1857bis 1928).Sudetenstraße, Bezeichnung für zwei Straßen:I. ° I 93 9, 1945 umbenannt in Herderstraße.1. °J967.Nach der ostmitteleuropäischen Landschaft benannt.Sunder, 1546 (Q 78) bis 1756 (Q 19), ehemaliger Wald westlich der Stadt 65), im18. Jh. zum herzoglichen Grauen Vorwerk gehärendes Ackerland 66). Sunder, einB2) VgI. V 0 g es, H.: Der Schwedendamm bei WolfenbütteI. In: Braunschweig. Magazin.]g. 1914, Sp. 33 ff.83) Las eh - Bor chI i n g, a. a. 0., Bd. I, Sp. 152 bei batstoven.N) Nach Qn.116) Zur Lage des Sund er vgl. T h ö n e 1951, Fußnote 178.18) Q 14.188http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528häufiger erscheinender Name 67), bezeichnet ein aus der Mark, hier aus dem Oderwald,ausgesondertes Gebiet.Tannenweg, °1958, im Bezirk der nach Bäumen benannten Straßen.Tegeler Weg, °1958, nach dem Bezirk von Berlin.Teich, 1896 (Q 74), nordöstlicher Teil des Lechlumer Holzes, in dem noch Anfangdes 19. Jh. ein Teich vorhanden war 68).Teichgarten, 1880, nach einem in der Nähe der Straße gelegenen stehenden Gewässer,das in Zusammenhang stand mit der Stadtbefestigung.Teichweg, nur 1801 (Q 71), Weg, der am Teich (vgl. dort) vorüberführte.Tempelhofer Weg, °1958, nach dem Bezirk von Berlin.Thieder Chaussee, nur 1880, Teil der jetzigen Dr.-Heinrich-Jasper-Straße nördlichder hohen Brücke; identisch mit dem folgenden und mit Stöckheimer Straße.Thiederstraße, nur 1891, vgI. das vorhergehende.Thomaeweg, ° 1 940, Herkunft der Benennung nicht zu ermitteln.Töpferstraße, 1745 (Q 45),1745 wohnten hier einige Töpfer 69).Todten Stieg, nur 1741 (Q 60), Verbindungsweg zwischen Leopold- und Ferdinandstraße,der in Richtung des Friedhofes vor dem Kaisertor führte.Tollenstein, 1537 (nach Waitz, G.: Lübeck unter Jürgen Wullenwever ... Bd.IH,Berlin 1956, S. 518), nicht lokalisierbare Gerichtsstätte, an der der Lübecker BürgermeisterJ. Wullenweber 1537 hingerichtet wurde. Der Name deutet aum auf eineZollsteIle.Treptower Weg, °1958, nach dem Bezirk von Berlin.Am Triangel, nur 1891, Straße am Nordwestrand der damaligen Stadt, wohl nachder keilfärmigen, einem Triangel ähnlichen Gestalt des angrenzenden FIurteiles.Tulpenweg, °1959, im Bezirk der nach Blumen benannten Straßen.Twetge, nur 1755 (Q 14), nicht genau lokalisierbarer, vom Neuen Weg nach Ostenabzweigender Weg. Als Twetge, Twete werden in der Regel schmale Durchgängebzw. enge Gassen bezeichnet 70).Umgang, 1668 (Q 11), seit 1937 Teil der Wallstraße zwischen Breiter Herzog- undEnger Straße. Als Umgang wird ein um etwas herumgehender, hier wohl ein umdie Stadtbefestigung gehender Weg bezeichnet.Uhlandstrape, °1959, nach dem Dichter der Romantik Ludwig U. (1787-1861).Ulmenweg, ° I 940, im Bezirk der nach Bäumen benannten Straßen.Ungerstraße, 1896, vermutlich nach einem Stadtrat aus der in Wolfenbüttel ansässigenFamilie Vnger.87) Vgl. Ba eh, a. a. 0., Bd. II, § 488, z.8S) Nach Q 7 2 •88) Erwähnt in Q 4S.70) Vgl. W i 5 W e, M., a. a. 0., S.429.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Untere Damm, nur 1755 (Q 24a), nicht lokalisierbare Wiese.Untere Kreuzstraße, 1668 (Q 11), im Gegensatz zur durch die Breite Herzogstraßedavon getrennten, höher gelegenen Oberen Kreuzstraße, für beide Straßen auch dergemeinsame Name Kreuzstraße (vgl. dort) belegt.Im vertrun( c)kenen Lande, nur 1770 (Q 69) und 1772 (Q 64), Ackerland nördlichder Stadt in der Okerniederung. Nach dem Namen wird das Gelände zeitweiligüberschwemmt gewesen sein.Virchowweg, °1960, nach dem Arzt und Anthropologen Rudolf V. (1821-19°2).Vogesweg, 1958, nach dem Lehrer und Heimatforscher Theodor V. (1845-1934),der hier gern verweilte.Vorderstraße, 1735 an der vordersten Straße (Q 52), vordere der drei ursprünglichenStaßen des Gotteslagers, °1887 umbenannt in Juliusstraße.Vor dem Vorwerke, nur 1755 (Q 24), Ackerland westlich des herzoglichen GutesRotes Vorwerk.Wacholderweg, °1958, im Bezirk der nach 'Bäumen benannten Straßen.Am Walde, 1913, in Richtung des Lechlumer Holzes führende Straße.Waldenburger Straße, °1962, nach der Stadt W. in Niederschlesien.Waldweg, °1967, Straße am Rande des Lechlumer Holzes.Am Walle, 1835-1891, Teil der jetzigen Schützenstraße an der ehemaligen Stadtbefestigung.WalZstraße, 1880, über die ehemalige Stadtbefestigung führende Straße; identischmit Bergwitzstraße, östlicher Teil auch mit Umgang.Am Waßer, nur 1803 (Q 47), vermutlich identisch mit dem östlichen Teil der NeuenStraße, der nach dem daran grenzenden Stadtgraben bezeichnet ist.Weberstraße, °1958, nach dem Physiker '\Vilhelm W. (18°4-1891), der gemeinsammit Gauß die erste Telegraphenanlage baute.Weimarstraße, °1958, nach der thüringischen Stadt W., die im 18. Jh. durch den,Musenhof' der Herzogin Anna Amalia, einer geborenen Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel,bekannt war.Weinberg, 1546 winberg (Q 78) bis 1638 (Q 19), ehemaliger, schon im 17. Jh. alsAckerland genutzter Weinberga m Rande des Lechlumer Holzes.Bi dem Winstege, nur 1546 (Q 78), nicht lokalisierbare Wiese, wohl an einem Fußweg,Ste(i)g, der zum Weinberg (vgl. dort) geführt haben kann.Weißer Weg, 1825 (Q 39), 1937 umbenannt in Adersheimer Straße. Hier stehtweißer Kalkstein an.Wendesser Berg, 1759 Wenserberg (Q 35). Erhöhung östlich der Stadt, über die dieGrenze zwischen den Gemarkungen Wolfenbüttel und Wendessen verläuft.Vor den Wendessen Holte, nur 1546 (Q 78), Ackerland östlich der Stadt vor einemschon im 16. Jh. nicht mehr vorhandenen Wald der Gemeinde Wend es sen im Bereichdes Rodelandes (vgl. dort).


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Werner-Schrader-Straße, °1964, nach dem Oberlehrer W. S. (1895-1944), der alsWiderstandskämpfer der Bewegung des 20. Juli 1944 ersmossen wurde.Wertherstraße, ° 1958, nam dem Titelhclden des Briefromans ,Die Leiden des jungen\Verthers' (1774) von J. W. v. Goethe.Westring, 1945 umbenannt aus Hermann-Göring-Plan, ringförmige Straße 3mdamaligen Westrand der Stadt.Wiehernstraße, °1962, nach dem evangelismen Theologen und Begründer derInneren Mission Johann Heinrich W. (1808-1881).Wielandweg, °1959, nam dem Dimter der Empfindsamkeit Martin W. (1733 bis181J).Wilhelm-Brandes-Straße, °1954, nam dem Smriftsteller und langjährigen Direktordes WolfenbütteIer Gymnasiums W. B. (1854-1928).Wilhelm-Buscb-Straße, °1926, nach dem häufig als Feriengast in Wolfenbüttclweilenden Dimter W. B. (1832-1908).Wilhelm-Raabe-Straße, °1901, nam dem Dimter W. R. (1831-1910), der alsSmüler mehrere Jahre in Wolfenbüttel lebte und aum in späteren Jahren hierhäufiger weilte.Windfallhay, 1896 (Q 74), nordöstlimer Bezirk, ,Hay', des Lemlumer Holzes, namhier vorgekommenem Windbruch bezeichnet.Auf der Wind-Mühlen-Straße, nur 1776 (Q47); identism mit Karlstraße und zueiner auf dem Karlsberg stehenden Windmühle führend.Wißmannstraße, °1936, nam dem Afrikaforsmer Hermann v. W. (1833-19°5);1945 umbenannt in Grimmstraße.Wolfenbütteler Allee, nur 1755 (Q 24), nimt lokalisierbare Straße nördlim derStadt, dem Namen nach von Bäumen gesäumt.Wullenweberstraße, ° 1955, nach dem in Wolfenbüttel hingerimteten LübeckerBürgermeister Jürgen \V. (um 1492-1537).Wuestemark, nur 1630 (Q 55). Wiesen nördlim der Stadt im Bereich der ehemaligenGemarkung der Wüstu!1g Lemede. Darauf beruht der Name.Zellische Straße, nur 1580 (Q 5), nicht lokalisierbare Straße vor dem damaligenLechlumer Holze in der geplanten Großstadt Gotteslager 71) nach der Stadt CeIle.Zeughausstraße, 1905, nach dem daran gelegenen Zeughaus der ArtiIleriekasemenan der Lindener Straße.Zickerickstraße, 1900, nam dem Kupferschmiedemeister und Fabrikbesitzer FriedrichZ., dessen Fabrik an der Einmündung dieser in die Goslarsche Straße lag.Ziegenmarkt, 1662 (Q 1 I). Die Herkunft des Namens ist unklar, vielleicht einMarktplatz für Ziegen, oder aber Ziegenmarkt ist ein übername, der auf derKleinheit des Platzes beruht. Marktrecht ist für diesen nicht nachweisbar; identischmit Philipsstraße.71) VgI. auch T h ö n e 1951, S. 41 f.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigZimmerhof, 1599 (nach P. J. Meier 1903, S. 124), sonst mit unterscheidendem Zusatzals Alter, Neuer, Großer und Kleiner Zimmerhof 72). Platz, auf dem das auf derOker herangeflößte Holz von den Zimmerleuten für den Haus- und Schiffsbaubearbeitet wurde.Zinngießer-Straße, nur 1738 (Q 57) und 1790 (Q 71); vgI. Kannengießerstraße.BefestigungsanlagenAlte Schantze, nur 1620 (nach Thöne 1954, S. 1I), ehemaliges, daher als alt bezeichnetesFestungswerk östlidI des jetzigen Landeshuter Platzes.Altes Tor, 1591 (nach Thöne 1963, S. VII), 1614/x5 abgebrochenes Stadttor an derEinmündung der danach benannten Straße in die Lange Herzogstraße 73).Augustusberg, nur I. Drittei 18. Jh. (Q 62), nach Herzog August dem Jüngeren vonBraunschweig-Wolfenbüttel, Begründers der Auguststadt, benanntes Ravelin vordieser; identisch mit dem folgenden und mit Neues Werk.August Bol(l)werck, 1749 (Q 61) bis 1784 (Q 66), vgI. das vorhergehende.Allgusttbor, 1653 (nach Thöne 1968, S. 101) bis 1871. Westtor der Auguststadt,zur Benennung vgI. Augustusberg.Corneliusberg, Anfang 18. Jh. (Q 62) bis 1784 (Q 66), Bollwerk im Ostteil derStadtbefestigung, wohl nach seinem Erbauer, dem niederländischen FestungsbauingenieurComeIius v. d. Busche (gest. 1657) 74).Curds Thornt, nur 1548 (nach Thöne 1952, S. ll) wohl identisch mit WunderlicherKurt und nach einem Hauptmann Grossecurt benannt 75).Damm-Mühlen-Tbor, nur 163 I (Q 43); identisch mit Mühlentor (vgl. dort).Dammtor, 1579 Thambthor (Q 9) bis Mitte 18. Jh. (Q 8), 1803/04 abgebrochenesOsttor der Dammfestung in der Westhälfte der jetzigen Löwenstraße 76); identischmit Unser Lieben Frauen Thor und wohl auch mit dem düsteren Tor.Das düster Thor, nur 1680 (Q 12); identisch mit Finstere Thor und wohl auch mitDammtor. Vermutlich ein besonders dunkles Tor.Erichsberg, 1589 (Q 77) bis I. Hälfte 18. Jh. (Q 62); vgl. Erichsherzberg.Ericbsherzberg, nur 1589/99 (nach P. J. Meier 1903, S. 125 und S. 143 H.), Bastionvon herzähnlicher Form, nach dem Herzog Erich I. von Calenberg (r47O-1540);identisch mit Erichs-, Hertz- und Hirschberg.Fillerberg, nur 1580 (Q 32), nur kurze Zeit bestehende Bastion im Bereich desjetzigen Rosenwalles, wohl nach einem hier wohnhaften Abdecker, ndt. Filler, benannt.72) Näheres, audl zur Lage dieser Zimmerhöfe vgl. T h ö n e 1951, S. U.73) Vgl. T h ö n e 1963. S. VII f.74) T h ö n e 1968, S. rOI.76) Nam T h ö n e 1952, S. H.70) Vgl. T h ö n e 1963, S. VI.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigFincken-Berg, 1580 (Q 32) bis 1784 (Q 66), bereits 1565 vorhandenes Bollwerkam jetzigen Schiffwall 77), nach dem hier gelegenen Finckenherd (vgl. dort).Das finstere Thor, nur 1680 (Q 45); vgl. Das düster Thor.Garnisonwall, 1871-1933, Teil der ehemaligen Befestigung nahe der St. Trinitatiskirche,die Garnisonkirche war.Grüne Thor, nur 1624 (Q 16), vermutlich nach dem grünen Anstrich seiner Flügelbezeichnet; identisch mit Löwentor.Harztor, 1603 geschaffenes, 1837 abgebrochenes Stadttor 7S ), das einen Vorläuferhatte, denn bereits 1589 wird ein Steinweg vor dem Hartzthore 79) erwähnt, identischmit Neues Tor. Das stadtauswärts vor dem Tore gelegene Gebiet wird 1662(Q 1 I) bis 1835 bezeichnet als vor dem Har(t)zthore.Harztorwall, 1871, Teil der ehemaligen Befestigung östlich des ehemaligen Harztores.lIertzberg, nur 1546 (Q 78); vgl. Erichsherzberg.Herzogtor, als letztes der Festungstore nach dem Dreißigjährigen Kriege errichtet,1820 abgebrochen.Herzogtorwall, 1871-1933, Teil der ehemaligen Befestigung östlich des ehemaligenHerzogtores.Hirschberg, 1723 (Q 63) bis 1784 (Q 66), Entstellung aus Her(t)zberg unter volksetymologischerUmdeutung; vgl. Erichsherzberg.Hohe Berg, um 1565 (nach Thöne 1968, S. 45), 1580 von dem Hogen Berge (Q 32),auffallend hohes Bollwerk, wohl identisch mit Krokodilsberg.Joachimsberg, 1589 (Q 77) bis 1749 (Q 61), Bollwerk im Bereich des jetzigen Rosenwalles,nach dem Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg (1535-1571), Schwiegervaterdes Herzogs Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel.Johannis Bollwer( c)k, nur 1784 (Q 66), Bollwerk nahe der St. Johanniskirche.Kaisertor, seit 1581 erwähnt (nach Thöne 1963, S. VIII), 1588 Furm Keißer Thore(Q I), 1575 bei Ausbau der Festung errichtetes TorSO) an der Stelle der jetzigenSt. Trinitatiskirche. Nach der älteren Literatur beruht der Name darauf, daß dasTor im Zuge einer bedeutenden Reichs- und damit kaiserlichen Straße lag 81). Jedochwar zur Zeit der Errichtung des Tores dieser Begriff der Kaiserstraße weitgehendverblaßt. Vielmehr wird das Kaisertor von Herzog Julius bewußt zu Ehren desDeutsdten Kaisers benannt sein, wie denn der Herzog mehrere andere Festungswerkenach seinen fürstlichen Anverwandten bezeichnete (z. B. Karls- und Philipsherg).77) Thöne 1968,S.45.75) Thöne 1954. S. 18 und Thöne 1963, S. VIII!.7') Q 31•80) T h ö n e 1968, S. p.81) P. J. Meier 1902, S.4.')193http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigKarlsberg, 15S1 (nach Thöne 1952, S.25), 1599 Carolsberg (nach P. J. Meier,S. 12 5), nach Kar! Viktor (1525-155 3), dem in der Sdllacht bei Sievershausen gefallenenBruder des Herzogs Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel; identisch mitWindmühlenberg, darauf das Kaffeehaus errichtet.Katz( e), nur 1590 (Q 77), Teil der Befestigung am alten, vermutlich hinter demjetzigen Zeughaus gelegenen Zeughaus. Als Katze wird im Festungsbau ein hohesWerk auf einem Bollwerk bezeidmet.Krokodilsberg, 1589 (Q 77) bis 1784 (Q 66), besonders starkes Bollwerk am Südwestranddes Schloßbezirkes mit großen und Furdlt erregenden Gewölben 82); wohlidentisdl mit dem Hohen Berg.Lappenberg, Anfang 18. Jh. (Q 62), Bollwerk am Südrand der Auguststadt, wohlnach dem herzoglichen Rat Heinridl Lappe (Anfang 17. ]h.).Lindenberg, 1738 (Q 57) bis 1784 (Q 66), Bollwerk südlich des Sdllosses, wohl nadleinem Lindenbestand oder einem besonders hervortretenden Lindenbaum benannt.Eine Beziehung zum Personennamen Linde ist unwahrscheinlich.Löwentor, 1603 Lewenthor (nadl Thöne 1954, S.39), 1616 Lawenthor (Q 9) bis1837 (Q 75), um 1700 abgebrochenes, mit dem Grünen Thor identisdles Stadttor,das an der engsten Stelle der Krambuden auf der Grenze zwischen städtisdler undherzoglidler Jurisdiktion sich erhob 83). Der Name wird darauf beruhen, daß andiesem Tor eine Löwendarstellung angebracht war, vermutlidl im Zusammenhangmit dem welfischen \Vappen, dessen Emblem der Löwe ist.Mühlenberg, 1577 (nadl Thöne 1952, S.24) bis 1784 (Q 66), Bollwerk hinter derDamm-Mühle im Bereich der jetzigen Sophienstraße.Mühlentor, 1515 an dem Thorme des Moleniliores (Q 31), \Vestausgang der Dammfestung,der bei Erweiterung der Stadt verlegt wurde 84), nadl der Damm-Mühlebenannt.Neues Tor, Bezeidlnung für zwei Tore:I. nur 1571 Newe Thor (nach Thöne 1952, S.42), 1589 abgebrodlenes Tor bei denKrambuden, dem Dammtor gegenüber.2. nur 1640 (Q 25) und 1644 (Q 7) Newe, Neue Thor, identisch mit Harztor.Neue Werk, nur 1723 (Q 63), junges, im Zusammenhang mit der Erridltung derAuguststadt entstandenes Ravelin; identisch mit Augustusberg und August Bol(I)­werck.Philipsberg, 1583 (nadl P. J. Meier 1902, S. 28), Bastion, jetzt das an ihrem Platzerridltete Srafgefängnis, nadl Philipp Magnus (um 1527-155», dem in der Sdlladltbei Sievershausen gefallenen Bruder des Herzogs Julius von Braunsdlweig-Wolfenbüttel.Rosenwall, 1871, Ursprung des Namens unklar. Er kann auf das besonders zahlreidleVorkommen von Rosen zurückgehen. Unwahrsdleinlidl ist dagegen, daß der82) Vgl. die Beschreibung bei T h ö n e 1954. S. 17.83) Vgl. Woltereck 1747, S.774.114) Vgl. Thöne 1963, S. Vif.194http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigName auf der Verrufenheit des Ortes beruht, wie das für zahlreiche ältere ,Rosen'­Namen nachgewiesen ist 85).An der Roten Schanze, nach einer hier vermutlich 176l als Außenfort der FestungWoIfenbütteI angelegten, aus roten Steinen errichteten Schanze 86).Schafferberg, nur IS79 Schaperberg und 1581 (beide Belege nach Thöne 1968,S. l06); Bollwerk am Platze des späteren Philipsberges; wohl nach einer hier gelegenenSchäferei 87), auf die auch der Name Schäffer Kulck deutet.Schiffwall, 1871, Teil der Stadtbefestigung mit ehemaliger Anlegestelle der Okerschiffe.Schulwall, 1891, Teil der ehemaligen Stadtbefestigung; hier an der Ecke Schloßplatzbefand sich zeitweilig die l. Bürgerschule der Stadt, jetzt Landwirtschaftsschule.Unser Lieben Frauen Thor, IS57hs8S (nach Thöne 1952, S. 20), mit dem Dammtoridentisches Tor zwischen Dammfestung und späterer Heinrichstadt, in der als Vorgängerinder jetzigen Kirche BMV eine Liebfrauenkapelle stand 88).Weiße Schanze, 1607 (nach Thöne 1952, S.36), aus weißem Kalkstein errichtetesAußenwerk der Befestigung im Westen.Welscher Berg, nur IS73 (nach Thöne 1952, S. H), Bastion nach italienischer Art.Wunderlicher Heinz, nur 16.Jh. (Q 32 und nach Thöne 1954, S.13), Bastionsüdlich des Schloßbezirkes; Ursprung des Namens unklar, nach Thöne 89) nachHerzog Heinrich d. Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel (1489-1568), vielleichtaber auch nach Herzog Heinrich d. Wunderlichen (I267-13H).Wunderlicher Kurt, nur 1579 Wunderlicher Koert (nach Thöne 1951, S. 21) und1599 (nach P. J. Meier 1903, S. 124), Bollwerk am Dammtor, wohl nach einemHauptmann Grossecurt bezeichnet 90).Zingelwall, nur 1589 (nach Thöne 1954. S. 30) und 1590 aufm Singelwalle (Q I),Teil der Befestigung zwischen Dammfestung und Heinrichstadt. Zingel, mndt.singe~ ist Verschanzung.OkerkanäleAlte Ocker, nur 1599 (nach P. J. Meier 1903, S. 125), Alt arm des Flusses am Kaisertor,vgI. Newe Ocker.Factorgraben, nur 1588 (Q I), Kanal hinter der herzoglichen Faktorei an der jetzigenKanzleistraße.Faule Graben, 1770 (Q 14) bis 1867 (Q 67), Kanal zwischen Kanzlei- und LangerHerzogstraße. Die Kennzeichnung als faul deutet auf Versumpfung des Wasserlaufshin.86) VgI. Ranke. K.: Rosengarten. Recht und Totenkult. Hamburg (1951).88) Vgl. Die Bau- und Kunstdenkmäler, a. a. 0., Bd. In, 2, S. 144.87) Vgl. Th ö n e 1951. S. 48 und Th ö n e 1954. S. 34.88) Vgl. T h ö n e 1951. S. 10.89) T h ö n e 1951. S. 10.110) Th ön e 1951, S.lI.195http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigGroße Kanal, nur 1601 nach Thöne 1960, S. 16) und 1608 (nach Bege 1839, S.80),Wasserlauf hinter dem Rathaus.Heinrichstatter Graben, nur 1599 (nach P. }. Meier 1903, S. 116); zur Befestigungder Heinrichstadt gehörig.Kaisergraven, nur 1590 (Q I), Wasserlauf der Stadtbefestigung am Kaisertor.Kleine Kanal, nur 1586 (nach Thöne 1954, S.42), verschwundener Wasserlaufzwischen Langer Herzog- und Kanzleistraße.Kommiß-Graben, nur 1759 (Q 35), Wasserlauf vor der Kommisse.Langer Graben, nur 1591 (Q 8), Wasserlauf an der Okerstraße.Neuer Graben, 1588 (Q 1) und 1599 (nach P, J. Meier, 1903, S. I1S), Wasserlaufzwischen Kanzlei- und Reichsstraße.Newe Ocker, nur 1599 (nach P.}. Meier 1903, S. 125), neuer Okerlauf am Kaisertorim Gegensatz zur Alten Ocker.Ungedruckte QuellenQ 1Q ZQ 3Q 4Q SQ 6Q 7Q 8Q 9Q 10QIIQuQ 13Q 14Q ISQ 16Q 17Q 18Q 19Q 20Q ZIQuQ zza =Q 22b=Q 23 =Q z3 a =Q 24 =Q 24a =Q zsQ 26Q 27Q 28Q 29Z Alt vorl. Nr. 17011Z Alt vorl. Nr. 6092Z Alt vorl. Nr.6093Z Alt vorl. Nr.60941 Alt vorl. Nr.6104Z Alt vorl. Nr.613zZ Altvorl. Nr.61S1z Alt vorl. Nr.6151z Alt vorl. Nr.61S3Z Alt vorl. Nr. 61SSzAltvorl. Nr.61s6zAltvorl. Nr.61s8z Alt vorl. Nr.6zz7z Alt vorl. Nr. 144207 B Alt 11377 CAlt 808 Alt Wolfb. 388 Alt Wolfb. 1108 Alt W olfb. 2108 Alt Wolfb. 4768 Alt Wolfb. 48S8 Alt Wolfb. 5628 Alt Wolfb. 7118 AltWolfb. 110317 Alt II1, 2zoa Alt 1S Izoa Alt42S58 Alt 137521 Alt 1024Zl .Alt loz71I Alt 10181I Alt lOHZl Alt loHQ 3 0Q 31QpQ33Q 34Q35Q 36Q 37Q 38Q 39Q 40Q 41Q 41Q 43Q 44Q 45Q 46Q 47Q 48Q 49Q SoQ 51Q51Q53Q 54QssQ ssa=Q 56Q 57Q 58Q 59Q 60Q 61zlAltl03738 B Alt Z7338 B Alt 28734 N Fb. 3 Nr. 3334 N Fb. 3 Nr.15134 N Fb. 3 Nr.12S34 N Fb. 3 Nr. z7734 N Fb. 3 Nr·30434 N Fb. 3 Nr. 30534 N Fb. 3 Nr·30634 N Fb. 3 Nr·30934N Fb. 3 Nr·3 1134 N Fb. 1 Nr. XI, I34 N Fb. I N r. XI, z34N Fb. I Nr. XI, 334 N Fb. I Nr. XI, z834 N Fb. I Nr. XI, 3034 N Fb. I Nr. XI, 3134 N Fb. I Nr. XI, 3234 N Fb. I Nr. XI, 3334 N Fb. I Nr. XI, 3434 N Fb. 1 Nr. XI, 6934 N Fb. I Nr. XI, 616II Hs Z4VI Hs 118Landschaftsbibliothek 1752Landschaftsbibliothek 17331 Kb 129740 Slg 5875K 160K 163K 170K 173http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Q 6~Q 63Q 64Q 65Q 66Q 67Q 68Q 69Q 7°Q 71K 175K879K907K9Z8KZ53lK1738K4338K 5136K 5171K 5538Q 7~ K7645Q 73 = KIUlIQ 74 = KI1I87Herzog August <strong>Bibliothek</strong> WolfenbüttelQ 75 = Nov. 17 B 3Q 76 Nov. 17 C 13Q 77 = Nov.4SStadtardtiv BraunsdtweigQ 78 = B III 5 Bd. 16Abgekürzt zitierte gedruckte Quellen und LiteraturBeg e. K.: Chronik der Stadt Wolfenbüttel und ihrer Vorstädte. \Volfenbüttel 1839'Me i er. P. J.: Untersudtungen zur Gesdtidtte der Stadt Wolfenbüttel. I. In: Jahrbudtd. Gesdtidttsvereins f. d. Herzogtum Braunsdtweig. Jg. 1 (1901). S. 1 fI.Me i er. P. J.: Untersudtungen zur Gesdtidtte der Stadt Wolfenbüttel. UI. In: Jahrbudtd. Gesdtidttsvereins f. d. Herzogtum Braunsdtweig. Jg.l (1903). S. 116 ff.T h ö n e. F.: Wolfenbüttel unter Herzog Julius (1568-1589). Topographie und Baugesdtidtte.In: Braunsdtweig. Jahrbudt. Jg.33 (1951). S. J fI.T h ö ne. F.: Wolfenbüttel in der Spätrenaissance. Topographie und Baugesdtidtte unterden Herzögen Heinridt Julius und Friedridt U1ridt (1589-1634). In: Braunsdtweig.Jahrbudt. Bd.3S (1954). S. J fI.T h ö n e. F.: Aus der Gesdtidtte des Wolfenbütteler Rathauses. In: Das Rathaus zuWolfenbüttel. Wolfenbüttel 1960. S. 13 fI.T h ö n e. F.: WolfenbütteIs Festungstore. In: Adreßbudt der Stadt Wolfenbüttel 1963.Wolfenbüttel 1963. S. V fI.T h ö n e. F.: Wolfenbüttel. Geist und Glanz einer alten Residenz. (Mündten 21968).Wo I t e r eck. Ch.: Chronicon der Stadt und Vestung WolffenbütteI ... Helmstedt 1747.197


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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528KLEINERE BEITRÄGEEin vorfränkischer Südnord-Deiweg von Halberstadtüber Helmstedt in die AltmarkVonWilhelm BornstedtIn meiner Arbeit über die alten Heer- und Handelsstraßen in unserem ßraunschweigerRaume nördlich des Harzes und zwischen IIildesheim und Helmstedt(W. Bornstedt, Die alten Heer- und Handelsstraßen im Großraume um Braunschweig/Denkmalpflegeu. Kreisgeschichte, Heft 12/1969 hrsg. v. Ldkr. Braunschweig)habe ich schon darauf hingewiesen, daß der Grundriß von Königslutter mitMarkt und Marktstraße sich an einer alten Südnordstraße entwickelt haben muß.Die Rekonstruktion einer mit den alten Flurnamen "Deiweg" gekennnzeiclmetcnStraßen führung habe ich in jener Arbeit mit der Nummer 22 versehen: Nordhausen- Elbingerode - Wernigcrodc - Vcltheim bei Hessen (nicht Hessendamm!) -Uehrde - Schöppenstedt - Königslutter - Glentorf (?) - Nordsteimke - \Volfsburg(alter Straßenknotenpunkt!).Solche in der Frühzeit bedeutenden Südnordstraßen muß es indes noch mehrgegeben haben, auch westlich von Braunschweig. Ich mache auf eine Straße Seesen -Bockenem - Gr. Lafferde - Peine aufmerksam, für die Maßberg in seinemManuskript von 1935 einige bedeutsame alte Flurnamen südlich Peine aufgezeigt hat.Ich halte es auch nicht für unwahrscheinlim (heute nicht mehr beweisbar!), daß z· B.meine Straße Nr. 19, der alte Markweg, von Hornburg herkommend, nicht nurüber Kissenbrück - Atzum - Salzdahlum östlich an Wolfenbüttel vorbeizog, sondernganz früher einmal westlim des Wabetales entlang die Route auch östlich vonBraunschweig nahm, um dann nam Überquerung der SdlUnterniederung weiterLüneburg und Bardowick zuzustreben. Mit der Entwicklung von Braunschweig bogsie dann schon sehr früh auf diese Stadt hin ab, und wir finden diesen Abzweig heutenom in dem Straßenzuge Salzdahlumer und Böcklerstraße in der Stadt vor.Interessant ist in diesem Zusammenhange der alten Südnordstraßen auch der Grundrißvon Helmstedt, dessen alter Marktstraßenzug ebenfalls in Südnordrichtungausgebildet ist. Hier läßt sich - ähnlich wie bei Känigslutter - eine als "Dehveg"bezeichnete Straße von Halberstadt über Schöningcn - Büddenstedt - WüstungSeedorf zum alten Südertor der Stadt konstruieren, die am Markt vorbei dann demNordertor zustrebte und von hier aus in Richtung Grasleben in die Altmark führte.Den Straßenformen und Flurnamen nach scheint sich zwischen Schäningen undWüstung Seedorf aber schon bald ein Abkürzungsweg über Wüstung KI. Büddenstedtgebildet zu haben, der sich an Hand älterer Karten nom nachweisen läßt.199


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Beide Straßen haben die für alte, durch den Gebrauch entstandene Wege typischeWellenfonn. Die neuere Heerstraße indes hat sich später noch weiter westlichentwickelt, und zwar von Schön in gen über Esbeck und die Teiche in etwas geradlinigererFonn auf Wüstung Seedorf zu.Diesen alten Deiweg habe ich in Fortnummerierung meiner bisherigen Arbeitmit der Nummer 13 belegt. Alle Flurnamen und sonstigen Belege habe ich in diediesem Aufsatz beigegebene Karte eingetragen, so daß weitere Erörterungen hierüberflüssig sind. Die Bezeichnung "In Drohne" (auch Tranen, nicht selten zuTränken verunstaltet) ist die alte Bezeidmung für Wagengeleise.200


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528ALTDer älteste Süd-Nord-Deiweg vonHalberstadt über Schöningen undHelmstedt in die Altmark undnach Lüneburg(23)JMagdebu rg­Braunschweiger Straßen(S" SA)(Flurnamen um 1750) Dr.W. Bornstedt,II\\\\\ ," , ," ......f


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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigGebhard Theodor Meier, Professor zu Helmstedt(1633-1693)VonJoachim StudtmannDie in der ADB (11, 1885, S. 192) nur summarisch angeführten Personalien desProfessors der Theologie Gebhard Theodor Meier lassen sich aus mehreren Leichpredigten1) wie folgt ergänzen:M. wurde zu Hannover am 16. V. 1633 als Sohn des dortigen RatsapothekersJakob Me i e r und der Ilse B 0 k e 1 man geboren, besuchte die Ratsschulen zuHannover und Lüneburg, wo er nebenbei Hauspräzeptor war, studierte seit April1651 zu Wittenberg Medizin, dann Theologie bei Meisner, Calorius, Buchner,Sperling, Deutschmann und Wrestedt, seit 1653 auf Veranlassung seines Vaterszu Helmstedt Theologie bei Cellarius, Titius, Conring, Schrader, Eidtcl, Hildebrandund Calixt; 1654 Magister Artium et Philosophiae, 1660 Professor extraordinarius,25. VI. 1661 Doctor theo!., 1665 Ordinarius. Er war dreimal Vizerektor, mehrfachDekan, und hatte acht Doktoranden. Nach vierjähriger "skorbutischer Krankheit"starb er zu Helmstedt am 22. XII. 1693, morgens zwischen 6 und 7 Uhr, undwurde am 7. I. 1694 beigesetzt.Seine Ehefrau Anna Sophie, Witwe des Prof. jur. Johann Me h I bau m,geboren zu Helmstedt 15., getauft 11. VIII. 1621, Tochter des Hofrats Prof. Dr.Heinrich S c h m e r h e i m und der Elisabeth Rad e man, verstarb zu Helmstedtam 17. VI. 17°2 2). Aus der zu Hclmstedt am 25. VI. 1661 geschlossenen Ehe sindnur zwei im Kindesalter verstorbene Töchter IIse Juliane und Anna Eleonorebekannt.Sein Porträt überliefert ein der Leichpredigt Cm 62 vorgehefteter hübscherKupferstich ohne 'Vappen.1) Nieders. Staatsarchiv Hannover, ~o ~9 mit Anlagen, im Kriege vernichtet, = Nieders.Landesbibliothek Hannover Cm 62 und 211.') A. a. O. 1 0 19.201http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Der Vater, Ratsapotheker Jakob M. erwarb das Bürgerrecht der AltstadtHannover am 8. X. 16363); er ist zu Hannover am 3 I. IH. 1674 verstorben und am10. IV. beigesetzt.Großväter waren Ratsapotheker Heinrich M eie r zu Hannover, gestorben1., begraben 18. XI. 1677, und Ratskämmerer Johann B 0 k e I man zu Celle.8) S tu d t man n, J.: Neubürger u. Brauer d. Altstadt Hannover, Hannover 1941, S. 301.101


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigüber alte Getreidemaße des niedersächsischen RaumsVonHeinz ZieglerDie alten Getreidemaße niedersächsismer Territorien sind bislang in der Literaturnimt speziell behandelt worden, und so soll hiermit begonnen werden, dieMaßeinheiten zu ergründen, für die uns zuverlässige Relationen überliefert wurden.Die vor der Einführung des metrischen Systems benutzten Getreidemaße sindin den amtlimen Verlautbarungen aufgeführt, und auch das Fassungsvermögen istin metrismen Werten benannt. Die zuletzt gültigen Getreidemaße sind aber z. T.auf Grund fürstlimer Verordnungen eingeführte Maße und keine alten, herkömmlimenGefäße. Ferner ist hierbei zu beachten, daß die Getreidemaße im beginnendenJ9. Jh. auch in den niedersächsischen Territorien nach dem Längenmaß normiertwurden, so daß also nicht in jedem Fall das herkömmliche Maß mit dem genormtenidentisch sein muß. So z. B. ist im Jahre 1836 in Hannover der Himten zu J1/4Kubikfuß hannoverschen Maßes (= 31,152 I) festgelegt worden, und in Braunsmweigwurde der Himten 1837 zu 2316 Braunschweiger Kubikzoll (= 31,1451)normiert 1). Bei diesem Himten handelt es sich um den ehemaligen BraunsmweigerRatshimten, der als allein gültiges Maß für den Handel seit 1693 im FürstentumLüncburg und ab 1714 im ganzen Kurfürstentum Braunsmweig-Lüneburg sowieim Fürstentum Braunschweig seit mindestens 1563 gesetzlich vorgeschrieben war 2).Neben diesem für den An- und Verkauf gesetzlim vorgeschriebenen Getreidemaßsind im Kurfürstentum vielerorts für Pacht- und Zinsgefälle die alten Getreidegefäßebis in das J9. Jh. benutzt worden. Um die uns häufig begegnenden, widersprüchlichersmeinenden Angaben zu analysieren empfiehlt es sich, diese, wohlherkömmlichen Maße S) eingehender zu untersuchen.Nils Sahlgren ') hat feststellen können, daß in Schweden die Getreidegefäßenam dem Längenmaß ausgerichtet waren. Aum in Deutschland ist diese Methode1) Hannover: Sammlung der Gesetze, Verordnungen und Ausschreiben für das KönigreichHannover (künftig: SGVA) Jg. 1836 I. Abt. Braunsdtweig: Gesetz- und Verordnungs-Sammlungfür die Herzog!. Braunsdtweigisdten Lande J g. 1837, N r. J I.2) Heinz Z i e g I er, Alte Gewichte und Maße im Lande Braunschweig, in BraunsdtweigisdtesJahrbudt, Bd. 50 (1969), S. 143 f.~) Ob es wirklich sehr alte Maße waren, die bis zur Einführung des braunschweigisdtenMaßes benutzt wurden, kann nur vermutet werden, denn korrekte Nachweise lassen sichnidtt beibringen.&) Nils Sah I g ren, Äldre svenska spannmalsmatt, Stocl{holm 1968.2°3http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528schon im späten Mittelalter bekannt gewesen 5), aber im niedersächsischen Raumwohl nicht praktiziert worden. Bei näherer Betrachtung der zuverlässigen Quellen 6)kann festgestellt werden, daß die Getreidernaßsysteme sehr unterschiedlich waren,jedoch die Maßgefäße (Himten, bzw. Scheffel) einem bestimmten Volumen zugeordneterscheinen. Es ist nämlich sehr auffallend, daß sich die in der SGV A aufgeführten"alten" Getreidemaße in einige Gruppen aufteilen lassen. Wären dieseGruppen territorial abzugrenzen, so könnte man auf angeordnete, vereinbarte Maßeschließen, aber nicht alle Gnlppen lassen räumliche Zusammenhänge erkennen.Die umfangreichste Gruppe läßt sich mit einem Volumen um 26,681 ausweisen,wobei die größten Abweichungen mit ± 0,8 1 (= ca. 3 %) erkennbar sind. Bedenktman, daß die Getreidemaße größtenteils aus Holz gefertigt waren und nicht so genausein konnten wie die bronzenen Eichmaße der großen Handelsstädte 7), so darfdiese Differenz von ca. 3 % nicht als wesentliche Abweichung bezeidlOet werden,denn selbst in neuester Zeit sind geringe Abweichnungen bei den Getreidemaßenvorhanden gewesen 8). Wird die umfangreichste Gruppe betrachtet, so ist zu erkennen,daß dieser Gruppe die Getreidemaße sehr bedeutender Handelsplätze angehören.Gruppe ABremervörder lErntenAIt-Diepholzer Himten im Amt DiepholzDclmcnhorster Scheffel 9)Zinsscheffel bei der Kirche zu Burlage, Amt LemfördeAlter Himten auf der Pfarre zu Brockum, Amt LemfördeOtterndorfer Himten, große Zehntmaße .Abtei-Haferhimten im Amt Freudenberg (gehäuft)Alt-Hannoversdler Himten in Hannover, Langenhagen, Klosteramt Marienrodeund WennigsenLemförder Himten im Amte LemfördeLemförder Scheffel im Amt LemfördeAlt-Hamelner Stiftshimten in der Stadt HamelnLiter25,9625,9 626,0026,1026,1626,2526,2826,5326,5926,7 126,7 1&) Richard Vi ewe g, Mass und Messen in kulturgeschichtlicher Sicht (Beitrag zurGesdJichte der Wissenschaft und Technik, Heft 4), \Viesbaden 1962, S. 11 und Tafel I:eingemeißeltes Zubermaß am Freiburger Münster mit Jahreszahl 1295. Ähnlich wohl inPreußen, M. T ö p p e n, Akten der Ständetage Preußens, Bd. I, S. 94: Städtetag zu Marienburg1402, Juni 18. " ... Ouch zal eyn scheffel syn noch der grösse des Culmesmen smeffelsund der sal 5 virtyl von der elen wyt syn und nidlt enger und ouch nicht wyter.«8) Alle Maße, außer denen, die durm Quellenhinweise mit Anmerkungen gekennzeimnetsind, nach den amtlichen Umrechnungsangaben in der SGVA Jg. 1837, IH. Abt., S. 81 ff.;Jg. IB39, 111. Abt., S. 49 ff.') Die Eichnormale der großen Städte waren bronzene oder kupferne Gefäße. DieLühecker Roggenscheffel (Bronze) aus dem Rathaus, jetzt im St. Annen-Museum (Inv.-Nr.2038 = ca. 33,0 I; Inv.-Nr.2040 = ca. 34,21), beide aus der Zeit des 14.!I5. Jhdts., lassenein unterschiedliches Volumen von ca. 1,2 I erkennen. Eine ganz ähnliche Differenz ist aumbei den Lübecker Haferscheffein (Bronze) aus dieser Zeit festzustellen (Inv.-Nr.2039 = ca.39,41; Inv.-Nr. 2041 = ca. 3B,21).8) H. Z i e g I er, a. a. 0., S. 149.9) Hof- und Staatshandbuch des Großhcrzogt. Oldcnburg für IB52, S. 250.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Lüneburger Haferhimten 10)Harpstedter Zinsscheffel im Amt I1arpsteJtVechtaer Scheffel 11 )Alt-Soltauer Himten in RotenburgHarpstedter Bordscheffcl in Jen Ämtern Harpstedt und SykeUelzener Roggenhimten 12)Auburger oder \Vagenfelder Sdleffcl im Amt DiepholzHildesheimer Himten im Amt Calenberg und Klosteramt MarienrodeHamburger Himten 13)Alter IIimten, Domäni'llgefälle u. Gefälle der Geistlichkeit aus der Vogtei Bothfeldund Amt LangenhagenPattenser Himten in Hannover, Pattensen und den Ämtern Calenberg, Langenhagenund WennigsenAlt-Hamelner Himten im Amt GrohnJe26,7526,7726,8026,8726,8926.8927,0027,0017,10Die nun folgende Gruppe ist räumlich nicht so weit verbreitet und vorwiegendin nördlich gelegenen Territorien nachzuweisen.Gruppe BAbtei-Roggenhimten im Amt FreudenbergStolzenauer Scheffel i. d. Ämtern Diepenau und StolzenauTwistringer Roggenscheffcl, gehäuft 23,85 I (gestrichen = ca. 22,00 14 )H .. dc1ner HimtenRotenburger Hallfmaß, HaferAlter Hoyaer Himten auf dem Kernboden zu EhrenburgCeller Himten im Fürstentum Lüneburg 17. )h. 16 )Oldenburger gemeiner Sdleffel '8)OIJenbllrger Stausclleffel 18 )Liter12,0021,0022,5022,5 822,6511,7612,8022.9810) Siehe Anmerkung 18.") Hof- und Staatshandbuch des Großherzogt. Oldenburg für 1851, S.361: 1351,39Pariser Kubikzoll (= ca. 26,8 I).12) M. S chi 11 er, Eine ordentlidle Anweisung zu denen Grundlegungen in der edlenRedlenkunst, Lüneburg 1651. Bei den Roggenmaßrclationen geht der Uelzener Himtenmit ca. 16,97 I hervor. !'-.'adl freund!. Mitteilung von Herrn Hans von der 0 h e, Uelzen,ist der bis 1836 für Parnt- und Zinsleistungen gültig gebliebene Roggenhimten i. J. 1817mit I2 = 10 3 /S Himten Brallnsdlweiger Maß umgeredmet worden (= ca. 26,891).12) M. S chi I I er, a. a. 0., aus der Roggenmaßberechnllng ergibt sidl der HamburgerI-Emten = ca. 27,161, bei den Hafermaßrelationen ca. 27,251. Der zuletzt gültige HamburgerHimten war zu 2018 Hamburger Kubikzoll normiert (= ca. 27.491); vg!. Ted!­nische HilfstabcIlen für Hamburg. Maß und Gewicht beredmet etc., hrsg. von der hamburgisdlenGeselIsdlaft zur Verbreitung mathematisdler Kenntnisse, Hambllrg 1856.U) Vom Verfasser gesdlätztes Volumen.15) Die amtlidlen Korntaxen des 17. )hdts. stellen 19 Braunschweiger = 26 Celler Himtengegenüber. Daraus ergibt sidl:19 Braunsd!weiger (a 31,1 I) = 26 CeHer Himten (a 12,73 I)19 Braunsdlweigcr (a 31,14) = 26 Ccller Himten (a 22,761).Nach Angaben von M. Sdliller der CclIer Ilimtcn ca. 22,761.10) Hof- und Staatshandbudl des Großherzogt. Oldcnburg für 1851, S. 150,gemeiner Sdleffel = 1149,54 Pariser Kubikzoll (= ca. 22,8 I),der Stau-Sdleffel = 1158,45 Pariser Kubikzoll (= ca. lZ,98 I).1°5


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Wölper Bimten im Amt WölpeOffcnwaruer PapenzinshimtenRitzebütteler I1imtenUthleder HimtenWildeshäuser Sdleffcl im Amt HarpstedtAlter Freudenberger Himten im Amt FreuuenbergAlt-Hoyaer llimten i. d. Ämtern Brudlhausen, Ehrenberg, Hoya, Siedenburg,2),002),)623,)623,3 62),4123,60Stolzenau, Westen, Wölpe u. i. Gericht Anderten 2),61Neben der vorstehend aufgezeigten Gruppe, die ein mittleres Volumen um ca.22,87 I erkennen läßt, ist die folgende, verhältnismäßig kleine Gruppe, eine örtlimsehr begrenzte.Gruppe BlHimmelpforter HimtenAchimer GeridltshimtenOttersberger HimtenVerdener Himten im Amt WestenHeinser Metze im Amt PolIeRotenburger Haufmaß, Roggen und GersteSdllüsselburger Scheffel im Amt NienburgVerdener lIaufmaß in Rotenburg, Roggen und GersteAlt-Syker Bimten im Amt SiedenburgStifts-Roggenhimtcn im Amt FreudenbergVerdener Haufmaß in Rotenburg, HaferDas durmsmnittlime Fassungsvermögen dieser Gruppe beträgt ca. 20,961.10,2120,7720,7720,7720,8020,9311,0021,251I,)021,35Die nämste, eine örtlim ebenso begrenzte Gruppe, zeigt ein korrespondierendesVerhältnis zu den heiden vorhergehenden, vorwiegend in den nördlimen Landstrimennamzuweisenden Gruppen.Hierbei handelt es sim um folgende Maße:Lehe, kleiner Zinshimten, gestrichenkleiner Zinshimten, gehäuftLehe, großer Zinshimten, gestridlengroßer Zinshimten, gehäuftWurster ViertelBederkesa, Zinsmaß für Roggen, HimtenZinsmaß für Hafer, HimtenWarder BimtenAlt-Segeberger Haufmaß, Roggen, GersteHaferNeu-Segeberger Haufmaß, Roggen, GersteHaferSegeberger HimtenBeversteuter I-IimtenGruppe B'Liter10,0011,3 810,3811,5410,3810,9011,1011,°710,9°11,6811,68IZ,4612,2612,04Betramtet man die nun folgenden Getreidemaße, so kann festgestellt werden, daßes sim hierbei wieder um eine nimt räumlim gebundene Gruppe handelt, die einembestimmten Maß zugeordnet oder aber vereinbart war. Die Maße dieser Gruppezeigen ein durmschnittlimes Volumen~ welmes dem des Braunsmweiger Himtensehr ähnlim ist, und man könnte vermuten, daß nam dem braunsmweigismen Maß106


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528ausgeridttet worden war, da der Braunsdtweiger Himten sdton im 17. Jh. eineprimäre Stellung als HandcIsmaß einnahm und ab 1714 audt im Kurfürstentum alsallein gültiges Maß für An- und Verkauf gesetzlidt vorgesdtrieben war. Es stehenjedodt sehr gewichtige Gründe dagegen, und so darf diese Vermutung als unzutreffendbezeichnet werden.Gruppe CStader IIimtenJeverscher Scheffel 17)Lüneburger Himten von 17 2 4 16)Braunschweiger Ratshimten 19)Alt Braunschweiger Himten in den .Ämtern Hannover, Calenberg, Wennigsen,Springe, Grohnde, Neustadt a. Rbge., Hameln, Polle, Lauenstein, Diepenauund BlumenauBuxtehunder J:-IimtenLiter3°,4 23°,9 031,013 1,1417) Wie vorh., Jever = 1557,1I Pariser Kubikzoll (= ca. 3°,91).L. H aas e, IIannoversche Gesetzgebung über Maß und Gewicht, Hannover 1854, S. 31:Der Jeversdle Scheffel von einer Kommission i. J. 1813 mit 31,8311 ermittelt.1R) Metallener Himten im Museum für das Fürstentum Lüneburg, Lüneburg. -Nach freundlicher Mitteilung von Herrn Dr. H. W i t t h ö f t, Lüneburg (in "Maß undGewicht in Mittelalter und Neuzeit - das Beispiel Lüneburg" noch nicht veröffentlicht), wardieser Himten, obwohl "Lüneburg Anno GR 1724" gezeidmet, erst i. J. 1737 naDl Lüneburggelangt. Das kupferne Eichmaß der Stadt Lüneburg, des i. J. 1693 gesetzlich eingeführtenHimten für das Fürstentum Lüneburg " ... so der jetzigen Braunsdlweigischen Raths-Massegleichet ... " faßte i. J. 1737 1255,5 Lot Rübesaat, der metallene Mcssinghimtcn mit Jahreszahl1724 aber nur 1244,5 Lot und ein zum Vergleich herangeholter hölzerner braunschweigisdlerHimten Il65,5 Lot Rübesaat.Der Lüneburger Himten mit Jahreszahl 1724 ist im Jahre 1820 von dem Salin-InspektorMathaei untersucht worden, der dabei feststellte, daß das Volumen 1563,55 Pariser Kubikzoll(= 3 1,015 1) betrug. Danach hielt der kupferne Eichhimten, der in Lüneburg von1693 bis 1738 benutzt worden war, ca. 31,291 und der hölzerne, zum Vergleich herangeholteBraunschweiger Himten 31,541. Nach einer weiteren Untersuchung i. J. 1738 hielt derkupferne Himten 1236 Lot und der Himten mit Jahreszahl 1724 1226 1 /, Lot. Aus dieserGegenüberstellung geht der kupferne Himten mit 31,261 hervor. Für Lüneburg ist also fürdie Zeit von 1693 bis 1738 mit einem Himten zu 31,261 und für die Zeit zwischen 1738und 1836 mit einem Himten zu rund 31,01 I zu rechnen.Da i. J. 1691 46 8 /, Himten Sommerkorn oder 50 Himten \Vinterkorn mit 40 neuen Himtenbraunsdlweigischen Maßes gegenübergestellt worden sind, ist mit einem Lüneburger HimtenSommerkorn (sogenannter Haferhimten) = 26,751 und mit einem Himten Winterkorn zurund 15 I zu rechnen.19) Staats-A. Wolfenbüttel 23 Neu Fb. I, Nr. 1818, Verhandlungen der Ständeversammlungvom 3.1.1837. Aus den Verhandlungsprotokollen ist zu ersehen, daß der ßraunschweigerRatshimten 1568 bis 1570 Pariser Kubikzoll (=ca. 31,1 bis 31,141) hielt.Der "Randhimten", der in der westphälischen Zeit (um 18II) in Gebrauch karn und bis1836 benutzt worum war, hielt nach den Aufzeichnungen der Ständeversammlung 1641Pariser Kubikzoll (= ca. 3 z,57 I).


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Spiegelberger HimtenUelzener Haferhimten '0)Horneburger HimtenLübeckcr Roggenschcffel 21 )Schaumburger Himtengering abweichend:31,8533,0033,3 0Zu der letztgenannten Gruppe gehören wahrscheinlich die nun folgenden Maßenoch hinzu, denn auch hierbei dürfte es sich um eine Halbmaßgruppe handeln; ähnlichder anderen, ebenfalls für diesen Raum nachzuweisenden IIalbmaßgruppe mitdem Volumen um ca. 10 bis 1 I Liter unter der Bezeichnung B2.Gruppe ClAlter halber Scheffel beim Kantorat in BarnstorfViehländer Haufmaß, Roggen und GersteHaferHamburger Viertel in Osterholz '2)Liebenauer PfarrscheffelLeher Pfarrhimten, gestrichenBramstedter HimtenBeverstedter HaufrnaßStoteler IIirntenHagcner HirntenOttern dorf, kleines ZehntmaßBederkesa, Himten HausmaßBederkesa, HaufmaßLiter14.4814.8 015,5714.9515,0015.1016,0216,3516,4916.5516,8717,0217,32Neben den bisher aufgezeigten Maßen sind in der SGVA nur wenige Maßebenannt, deren Fassungsvermögen von dem in den zusammengestellten Gruppenabweicht. Besonders auffallend ist, daß es sich dabei größtenteils um Maßgefäße20) Nach den Angaben von M. Sc h i 11 e r (s. o. Anm. u) hielt der Uelzener Hirntenbei der Hafermaßumrechnung ca. 31,921. Laut freundlicher Mitteilung von Herrn Hansvon der 0 h e, t:elzen, benutzte man in Uelzen bis 1692 neben dem Roggenhirnteneinen großen lIirnten für Gerste, Hafer und Malz. Daß dieser große Himten rund 1/6 mehrfaßte als der Roggenhirnten (= ca. 26,91), ist nicht unverständlich, denn betrachtet man sichdas Verhältnis vom Roggen- zum Hafermaß benachbarter Handelsplätze, so ist eben diesesVerhältnis zu erkennen.Braunschweig:Hartkorn: 1 Scheffel = 10 Himtenbei Hafer: 1 Sdleffellange Maß = u HirntenLübeck:1 Roggenscheffel = ca. 33,~34,2 I1 Haferscheffel = ca. 38,2-39.6 I21) Vgl. o. Anm. 7. Gering abweichend bei M. Schiller (s. o. Anm. 10), denn nach seinenAngaben hielt der Lübecker Scheffel ca. 34,64 I. L. L. und C. G. B ehr e n s, Topographieund Statistik von Lübeck' Lübeck 1829, Bd. I, S. 208:Lübecker Roggenscheffel = 1685 Pariser Kubikzoll (= ca. 33,41)Lübecker Haferscheffel = 1999 Pariser Kubikzoll (= ca. 39,61)22) Das Hamburger Viertel hielt in Hamburg ca. 13,75 I.208


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528für Pacht-, Zehnt- oder Zinsgefälle handelt, also nicht um die sogenannten Ortsmaße,wie sie im Kurfürstentum vor der Einführung des braunschweigischenMaßes für den öffentlichen Handel benutzt worden waren.Alte Metze beim Organistendienste in BarnstorfAlte Metze f. d. Gefälle des Küsterdienstes zu EngeibostelBargstedter KüsterspintMetze beim Küsterdienste in LangenhagenSittcnser OrganistenspintSittenser PastorenhimtenLeher Pfarrhimten, gehäuftStifts-Haferhimten im Amt Freudenberg, gestrichengehäuftBremer Viertel i. Amt Freudenberg, Harpstedt, Syke u. \Vesten 23)Abtei-Haferhimten im Amt Freudenberg, gestrichenThedinghäuser Himten im Amt Syke und Westen 2')Alter lIimten für die Gefälle der Eickeschen SteIle zu Brink im Amt LangenhagenBargstedter PastorenhimtcnNordhäuser Scheffel in der Grafschaft HohnsteinMindener Weitscheffcl im Amt StolzenauLiter7,549,139,7511,619,0818,1718,7018,6114,7018,6119,8315,0015,4734,6945,6359,5°Anhand dieser zusammengestellten Gruppen ist zu erkennen, daß die altenGetreidemaße des niedersächsischen Raumes nicht mit dem Längenmaß im Zusammenhangstanden. Man betrachte nur die unterschiedlichen Fuß- bzw. Ellenmaßeder hierbei in Betracht kommenden Handelsplätze, so wird man feststellen, daß dasVolumen der Getreidegefäße mit den Längenmaßen nidlt in Einklang zu bringenist.Das Verhältnis der drei Hauptgruppen:Gruppe B = 12,871 + 1/6 = Gruppe A = 16,681Gruppe A = 16,681 + 1/6 = Gruppe C = 31,13 INachweise über das Zustandekommen der Getreidemaßgrößen, wie sie für dieMaße des Altertums beigebracht werden konnten 25), sind für die niedersächsischenGetreidemaße in Folge unzureichenden Quellenmaterials nicht auffindbar.Ebenso wichtig wie die Ergründung des Volumens der Maßgefäße ist auch dieKenntnis der Systematik dieser Getreidemaße. Das Auffinden der so unterschiedlichenMaßsysteme erfordert jedoch sehr aufwendige Forschungsarbeit in den23) Das Bremer Viertel hielt in Bremen ca. 18,5 1.") Ein ganz ähnliches Fassungsvermögen findet man für Thedinghausen. Carl Ge s e -ni u s, Das Meierrecht, \Volfenbüttel 180111803, Bd.1, S.35: .. Im großen sind sich 96Braunschweigische Himten, I lZ Hannoverische Himten alten Maßes, uo ThedinghäuserScheffel, u8 Hoyaische und 131 Verdensche Scheffel einander gleich."96 Braunschweiger (a 31,1) I I 1 Alt-Hannoversrne Himten (a 16,661)uo Thedinghäuser Scheffel (a 14,881)118 Hoyaisrne (a 2.3,33 I)131 Verdensche Scheffel (a H,61 I)'") August 0 xe, Kor lind Kab, in Bonner <strong>Jahrbuch</strong> Heft 147, S. 91 ff.'6) H. Z i e g I er, a. a. 0., S. 146 ff.'4


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Archiven, die m. E. von einem Einzelnen kaum zu bewältigen ist. Erst wenigeSysteme konnten gesichert werden 26), und hierbei handelt es sich auch nur um diewichtigsten der im niedersächischen Raum vorherrschenden Systeme.Berichtigungfür <strong>Braunschweigisches</strong> <strong>Jahrbuch</strong> 50, 1969Im Aufsatz von Heinz Ziegler: "Alte Gewichte und Maße im Lande Braunschweig"muß es auf Seite 131, Anm. 10, 12. Zeile 1 1 /2 \Vage (statt 2 1 /2) und auf Seite 163, Anm. 181,Zeile 1 32000 Fuß (statt ]200) heißen.lIO


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Hundert Jahre Lötzener KettenaffäreZwei unbekannte Briefe Wilhelm Brackes an den Leiter der "Sektionsgruppedeutscher Sprache" der Internationalen Arbeiter-AssoziationVonGeorg EckertAm 15. Jahrestag der Erhebung vom 10. Juli 1944 stellte Gustav I-Ieinemann inseiner Rede an der Hinrichtungsstätte Berlin-Plötzensee die Frage nach den geschichtlichenKräften, die dazu geführt haben, daß "bürgerliche Freiheit, Menschenwürdeund Selbstbestimmung so barbarisch mißachtet werden konnten". Der Bundespräsidenterwähnte dabei, gleichsam exemplarisch, ein Ereignis der BraunschweigerGeschichte, die "Lötzener Kettenaffäre", die Verhaftung und Deportation desBraunschweiger Ausschusses der Sozialdemokratischen Arbeiter-Partei im September1870' "Es darf nicht versmwiegen werden", erklärte Heinemann in seinem historischenExkurs, "daß wir auch schon vor dem Auftreten lEtlers von allen Sedan­Feiern her und im Jubel des Kriegsausbruches von 1914 für einen gewalttätigenNationalismus anfällig waren. Klaus von Dohnanyi, Sohn des kurz vor Kriegsendeim Konzentrationslager hingerichteten Reichsgerichtsrates, erinnerte einmalin einer Feierstunde zum 20. Juli 1944 in Bonn daran, daß man im September 1870,wenige Tage nam Sedan, fünf ehrenwerte Braunschweiger Bürger in Ketten, alsLumpen und Marodeure, auf die Festung Lötzen an der russismen Grenze verbringenließ, weil sie sim im damaligen Sieges taumel in einem öffentlimen Aufrufgegen eine Annexion von Elsaß-Lothringen und für einen ehrenvollen Frieden mitFrankreim ohne Demütigung aussprachen. - Diese nur knappen Striche und nurdiese Einzelheit wollen andeutend sagen, daß das Dritte Reim nam meinem Urteilkein Betriebsunfall gewesen ..." 1)Die "Lötzener Kettenaffäre", die Politik des Braunsmweiger Aussmusses derSDAP im Deutsm-Französischen Krieg sind wiederholt dargestellt worden 2). Der1) Bundespräsident Gustav W. He in e man n: Ansprache in Berlin-Plötzensec zum15. Jahrestag des Befreiungsversuches vom 10. Juli 1944. In: Den Opfern des deutschenWiderstandes. Zum 15. Jahrestag des 10. Juli 1944. Sonderdruck aus dem Bulletin desPresse- und Informationsamtes der Bundesregierung. Nr. 961I969. S. 6.2) S. vor allem: Der Braunschweiger Ausschuß der socialdemokratischen Arbeiter-Parteiin Lötzen und vor dem Gericht. Von W. B r a c k e jr. Braunschweig 1872; Georg Eck e r t,Aus der Korrespondenz des Braunschweiger Ausschusses der S07.ialdemokratischcn Arbeiter­Partei. In: <strong>Braunschweigisches</strong> <strong>Jahrbuch</strong> Bd.45, Braunschweig 1964, S. 107 ff.; GeorgEck e r t, 100 Jahre Braunschweiger Sozialdemokratie. I. Teil: Von den Anfängen biszum Jahre 1890. Hannover 1965. Alle folgenden Zitate nach ,,100 Jahre BraunschweigerSozialdemokratie" .111


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Ausbruch des Krieges stellte die deutsche Sozialdemokratie vor eine der schwerstenBewährungsproben ihrer Geschichte. Anders als Bebcl und Liebknecht, die denKrieg als dynastischen Konflikt, als das Aufeinanderprallen zweier bonapartistischerSysteme prinzipiell bekämpften, waren ihre Braunschweiger Gesinnungsgenossenzunächst bereit, den Verteidigungskrieg gegen "napuleonische Aggression",den Volkskrieg für die Einheit Deutsdllands zu bejahen. In der Resolution der"Turnhallen-Versammlung" vom 16. Juli - einem der wichtigsten Dokumentesozialdemokratischer Selbstverständigung über nationale und internationale Pflichten,über Krieg und Frieden - heißt es dazu u. a.: "Die Versammlung erklärt, daßsie Gegnerin aller Kriege, ganz insbesundere der dynastisdlen Kriege ist. Deshalbhaben die Pariser Arbeiter, die sich so energisch gegen den jetzt angezettelten Kriegausgesprochen, ihre volle Sympathie .••" "Sie kann jedoch nicht umhin", heißt esin der gleichen Erklärung, "auf einen gewichtigen Unterschied in der augenblicklichenLage des französischen und des deutschen Volkes hinzuweisen. Napoleon unddie Majorität der sogenannten Vertreter des französischen Volkes sind die frivolenFriedensbrecher und Ruhestörer Europas; ihnen entgegenzutreten, ist die erstePflicht. Die deutsche Nation dagegen ist die beschimpfte, die angegriffene. Dahermuß, wenn auch mit Bedauern, die Versammlung den Verteidigungskrieg alsnotwendiges übel anerkennen ..." Möge es "der französisdlen Nation gelingen",appellierten die Braunsdlweiger an die Pariser Arbeitersdlaft, "sich in einer großenTat des Tyrannen und seiner Helfershelfer zu entledigen. Und möge auch für diedeutsche Nation bald der Augenblick kommen, wo sie im wahren Volksstaat freiheitlichgeeinigt, den Bruderbund mit der französischen besiegeln kann."Als sidl Bebel und Liebknedlt im Norddeutschen Reidlstag bei der Abstimmungüber die Kriegskredite der Stimme enthielten, gerieten Bracke und seine Freunde imAusschuß in höchste Erregung. "Furchtbare Schädigung der Partei", telegraphiertensie an August Geib, den Vorsitzenden der Kontrollkommission. "Liebknecht fügenoder absetzen!" Drei Tage danach erließ der Ausschuß einen neuen Aufruf an diePartei, in dem er sich erneut zum Verteidigungskrieg, aber auch zur Solidarität mitden französischen Arbeitern, mit dem französisdlen Volk bekannte 3).Um die Einheit der Partei zu retten, wandten sich beide Seiten an Kar! Marx,der den Rat von Friedrich Engels erbat. Am 15. August übersandte Engels eineArt Aktionsprogramm, das Marx seinen Vorschlägen an die Braunschweiger zugrundelegte. "Ich meine", schrieb Engels, "die Leute können I. sidl der nationalenBewegung anschließen ... soweit und solange sie sich auf VerteidigungDeutschlands besmränkt ... 2. den Untersmied zwismen den deutsm-nationalenInteressen und den dynastisch-preußismen dabei betonen, 3. jeder Annexation von3) Bracke und der Ausschuß stießen auch in der Braunschweiger Sozialdemokratie aufeinigen Widerstand. So übersandte earl Lüdecke am 30.8.1870 eine Erklärung an WilhelmLiebknecht, die im Parteiorgan veröffentlidlt werden sollte. Bracke erwiderte in einem ausführlichenSdmiben, das am 4. September, einen Tag vor der VeröffentlidlUng des Manifestesabgesandt wurde. Die bislang unbekannten Dokumente werden vom Verf. demnächstim ersten Band der Edition Wilheim Liebknecht, Briefwechsel mit deutschen SozialdemokratenI. Bd. (186z-1878) vorgelegt werden.III


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigElsaß und Lothringen entgegenwirken ... 4. sobald in Paris eine republikanische,nicht chauvinistische Regierung am Ruder, auf ehrenvollen Frieden mit ihr hinwirken,5. die Einheit der Interessen der deutschen und französischen Arbeiter, dieden Krieg nicht gebilligt und die sich auch nicht bekriegen, fortwährend hervorheben".Als Marx den Braunschweigern seine Instruktionen, das Kernstück des Manifestesvom 5. September, übersandte, war die Krise in der deutschen Sozialdemokratiebereits gebannt. Der rasche Vormarsch der deutschen Heere, die Gefangennahmedes Kaisers bei Sedan, vor allem aber die Proklamierung der Republik am4. September, ließen die Diskussion über Bonapartismus und Verteidigungskrieggegenstandslos werden. Am 5. September veröffentlichte der Braunschweiger Ausschußsein berühmtes Manifest, in dem er "einen ehrenvollen Frieden mit demfranzösischen Volke" forderte. Vier Tage danach wurden die Mitglieder des Ausschussesverhaftet und in Ketten auf die Feste Boyen überführt.Ein Jahrhundert nach dem Erscheinen des Braunschweiger Manifestes mögenzwei kleine Briefe von Wilhelm Brad{e an J ohann Philipp Becker, den Leiter der"Sei


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Die im folgenden vorgelegten Briefe aus dem Juli und September 1870 bestätigendie Informationen, die wir über die Anschauungen Brackes und die Debatten imFührungskader der Partei besitzen 8); sie beweisen aber darüber hinaus, daß Brackeund seine Freunde bemüht waren, auf jedem ihnen zugänglimen Weg auf diePariser Arbeiter, auf die französismen Sektionen der IAA zu wirken - im Juli,um sie zu revolutionären Aktionen gegen den Bonapartismus zu ermutigen, imSeptember, nam der Ausrufung der Republik, um sie der tätigen Solidarität dersozialdemokratismen Arbeiter in Deutsmland zu versimern.601.Lieber Becker!Brsmw. 9. 7· 70Anbei empfängst Du nom 11 Abzüge von dem Volksvers[ammlungs]-Berichtüber die Kriegsfrage. Sorge jedenfalls dafür, daß die Pariser einen erhalten. Wirhaben auf verschiedenen Wegen Berichte abgesandt, dom glaube ich nicht, daß sieankommen. Es geht wohl Einer von Euch, wo nöthig, ins Französische u. gibtvon da einige Ex [emplare] an gute Adressen zur Post!Es ist unsre einzige Hoff[nun]g, daß die Pariser Napoleon stürzen. Hier jetztFront zu machen gegen die preuß[isme] Regieru[ng] ist unmöglim u. würde nur denTaumel steigern. Als Deutscher kann man sich auch das feindlidle Vorgehen Napoleon'snicht gefallen lassen.Es ist eine Smande!1 große Nationen im Krieg!!Dein Bracke.Lieber Becker!Br.6·9·7°Einl liegend] findest Du einige Manifeste, die Dim vielleicht wieder mit uns aussöhnen.Verkenne dom nicht, daß wir, wie die deutsch-nationale Idee beremtigt ist,uns politisch in D[eu]tschl[an]d unmöglich machen würden, wollten wir den nationalenStrom negiren. Ihn anerkennen u. zugleim die Arb [ei] t [e 1 r auf die höhereinternat[ionale] Idee hinweisen, ist unsre Aufgabe. Marx hat uns ein[en] lang[en]B [rie] f gesmrieben, in der er dies billigt.Sende 1 von den Manifesten dom sofort nach Paris. Am Ende reibt sim Frankr[eim]u. D[eu]tschland gegenseitig auf; laß uns Alles thun, grade jetzt das Unglück[zu] vermeiden.Tausend GrüßeDein Bracke.8) Der Verf. dankt auch an dieser Stelle dem Amsterdamer Institut, seinem Direktor,Herrn Prof. De Jong, und Herrn Harstick (Deutsche Abteilung) für die Veräffentlichungsgenehmigungund alle gewährte Hilfe.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Brief von \Vilhclm Bracke an Johann Philipp Becker (6. 9.1870)


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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Von guter SpeiseVonFritz BarnstorfWeil es beim gediegenen Gastmahl der Brauch ist, den nahrhaften Hauptgängenam Schluß eine bunte Fruchtmischung folgen zu lassen, so verlangt es mich alsgenußfreudigen Esser, diesen Brauch auch auf unser J alubuch zu übertragen. Dasoll nun den wissenschaftlich so kalorienreichen und handfesten historischen Artikelneine sogenannte Miszelle, eine Mischung zum reinen Genuß, nachgeliefert werden,bei der allen Lesern das Wasser im Mund zusammenlaufen wird. Es handelt sichum einen kurzen Bericht über ein Buch, das in der wissenschaftlichen Literatureinzigartig ist und vor kurzem im Verlag Heinz Moos, München, erschien:Hans W i s w e, Kulturgeschichte der Kochkunst - Kochbücher und Rezepteaus zwei Jahrtausenden mit einem lexikalischen Anhang zur Fachsprache vonEva Hepp.(114 Seiten mit 8 Farbtafcln, z6 Schwarzweißtafeln und 143 Abbildungen imText. DM 87,-)Als der seit Jahrzehnten allen Lesern dieses <strong>Jahrbuch</strong>es als Heimatforscher undSpezialkenner der mittelalterlichen Wirtschaft insbesondere in den Klöstern bekannteHans Wiswe in Band 37 (1956) dieser Zeitschrift, S. 19-55, das älteste mittelniederdeutscheKochbuch des 15. Jahrhunderts aus den Schätzen der Herzog August<strong>Bibliothek</strong> zu Wolfenbüttel (Handschr. Helmst. 12 13) veröffentlichte, da ließ allenfallsdie überaus sorgfältige und umfangreiche Literaturangabe in Anmerkungenahnen, daß hier ein ganz neues Forschungsgebiet betreten wurde. Aber daß dieserKeim sich zu einem Baum mit so großartigem Fruchtreichtum entwickeln würde,wie er nun in diesem Buch vor uns steht, das konnte niemand voraussehen.Ob wir die Geschichte der Kultur, des Geistes, der \Vissenschaft oder die WeltundLandesgeschichte beschreiben - alle Menschen, die sie seit Jahrtausenden formten,sie mußten essen. Ob sie gut oder notdürftig speisten, ist überaus wichtig fürdie politischen Ereignisse die dann folgten, wenn nach Brecht ,die Verhältnisse nichtso waren'.Aber die Geschichte der Nahrungsmittel, die Wirtschaftspolitik der Ernährung,sie sind hundertfach von Historikern dargestellt und gedeutet worden. Jedocherst Hans Wiswe hat allen kulturhistorisch Interessierten zu zeigen vermocht,wie, woraus und nach welchen Rezepten die homerischen Helden, die römischenFeinschmecker, die Mönche, Bauern und Herren des Mittelalters und die Städterund Kaufleute des 17. und 18. Jahrhunderts den knurrenden Magen und die lüsterne


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigZunge gleichzeitig zu befriedigen wußten. Eine einzigartige Darstellung der Kochsitten,Kochkünste und Kochbüdler ist dabei entstanden. Sie ist in einer zehnseitigenZusammenstellung der Literatur, die sich aus Handschriften (München, Hannover,Heidelberg, Wien und Wolfenbüttel) sowie gedruckten Quellen speist, für allehilfreich begründet, die sich in dieser neuen Wissenschaft, der "Coquinariologie"(so sei sie genannt) weiterbilden wollen.Nicht wahr, liebe Zeitgenossen, man verläßt sich als Mann wohl darauf, daßdas liebe Eheweib ohne Gewürz der Seligen ähnlich kocht wie Mama früher. Aberist es nicht schön, wenn einmal neumodisdle oder unbekannte Gerichte nach einemKochbuch auf dem Tism dampfen? Vielleicht entwid{c1t sim die Feinschrneckereiunserer Zeit soweit, daß wir einmal kochen nach Rezepten, die uns Frantz deRontzier, der Hofkoch, der Herzog Erich d. Ä., Herzog Julius und Herzog HeinrichJulius in Wolfenbüttcl 37 Jahre diente, in seinem ,Kochbuch von mancherleyEssen •. :, Wolfenbüttcl 1598, hinterließ. Er konnte nicht schreiben, und so diktierteer sie einem ,Gebildeten', der aber die plattdeutschen Ausdrü&e oft beibehielt. Ach,welche Entde&ungen kann man in diesem Buch machen! Daß in Kneitlingen beiSchöppenstedt nom um 1890 ein Rezept für Dünnbier nach Art des russischen Kwasin Gebrauch war, wie es chemisch von 800 v. Chr. in einer Urne aus Winsen (Luhe)nachweisbar ist. Oder: in Klosterakten von St. Aegidien in Braumchweig findetsich 1406 eine Rechnung: I modium matri ad faciendum prilken (I Maß Mehl, umPrilleken zu machen)! Eigentlich auf jeder Seite und in jedem Kapitel entde&t manso etwas für den ,Iiterarismen' Gaumen, indes es um die Leckerzunge zusammenläuft.Wiswes Buch ruht in seinen Ausgangspunkten auf niederdeutschem Lebensgrunde,wie die zahlreichen Zitate aus dessen Smrifttum beweisen. Aber er schweiftmit aller maßvollen Begrenzung, die das Wesentliche und nimt das Vollständige(es ist bei diesem Thema unerreichbar) darstellt, über alle Zeiten und Themen derKochkunst von Homer bis zur ersten Konservendose des Pariser Kochs Appert, vonder ein Exemplar I8z4 auf eine Arktisexpedition mitgenommen und nach Jahrzehntenim ewigen Eis wiedergefunden wurde.Die Thematilc über Kochbümer kann ins Philologische entgleisen. Wiswe hates mit seiner Helferin Eva Hepp, die mit sorgfältiger Einfühlung das Etymologischemittelalterlicher Ausdrücke wie z. B. Agraz (saure Brühe), Krieche (Pilaumensmlehe),Latwerge (Dicksaft) oder Ziseunlein (Brühe, Suppe) ausdeutet und eineeigene Literatur dazu nachweist, verstanden, von der lediglich wissenschaftlichanalytischenDarstellung abzugehen und sich ins Ansmaulich-Synthetische bei derDurchdringung des riesigen Stoffes zu retten. Welche Themenkreise dies Buch überKochbümer, über die Kunst, Nahrungsstoffe eßbar zu machen, umgreift, dafürseien nur zitiert die Kapitel über Aufbau und Entstehung der Kochbücher, über,Küchenlatein', Spezialkochbücher, einfache und GesundheitsI{üche, Formung undFärbung von Speisen und ihr Sinn, Fasten bei Glaubensvorstellungen, Geschma&sunterschiedeim europäischen Raum, Wandel von Mode und Geschmack und geographischeEntdeckungen, Merkwürdiges aus alten Kochbüchern usw.Diese Betrachtungsbezirke werden durch zahllose Abbildungen, die vom Papyrusfragmentdes 3./4. Jahrhunderts über Breughcl-Gemülde, Rembrandt-Zeichnungenzx6http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528und Kupferstichreproduktionen bis in die Biedermeierzeit reichen, eindrucksvoll erhellt.Was aher dem Buch seine besondere Bedeutung verleiht, ist seine Absimt,nicht Kuriositäten und Sonderbarkeiten aus vergangenen Zeiten darzustellen, sonderndie oft weltanschaulim und zeitgeistig entstandenen Hintergründe der Speisebereitungund des Essens deutlich werden zu lassen, die bis in mythologische Urgründereichen können. Dabei bleibt der Stil wohltuend frei von überschwang undentspricht in seiner nüchtern-samlimen Diktion etwa dem eines guten niederdeutschenErzählers.\Veil es diese in der Gegenwartsliteratur kaum noch gibt, habe ich beim Lesendieser Kulturgeschichte ein ähnliches Gefühl empfunden, wie ich es hatte, wennich in der Zeit der Lebensmittelkarten in den Kochbüchern meiner eigenen kleinenSammlung blätterte: daß man leiblime Freuden auch geistig genießen kann.Einer, der sehr viel davon verstand, war der Münchner Privatgelehrte earlGeorg von M aas sen (1880-1940), ein Kenner seltenster Bümer - als ,GrundgesmeuterAntiquarius' mit vielen seiner besten Aufsätze kürzlich wieder aufgelegt- und eine Zentralfigur der alten echten Boheme Schwabings. Willy Seidel,der Bruder Ina Seidels, hat ihm in dem heiteren Roman ,Jossa und die Junggesellen'1930 ein schönes Denkmal gesetzt. Von Maassen hat ein wundervolles Buch geschrieben:,Weisheit des Essens' (München 1930), in dem er ähnlim wie Wiswe,nur nid1t so wissenschaftlich-gründlich, in die Bücher vom Komen und Speisenaller Zeiten blickte. (Der Junggeselle kochte gern und gut für seine Freunde). Darinfinde ich folgende Worte, die das Motto für diesen Bericht über die ,Kulturgeschimteder Kochkunst' bilden könnten:Wehe dem, der da meint, Essen und Trinken seien Dinge, um die sich eingeistiger Mensch nimt zu kümmern brauche! Mögen ihn und seine Leistungen dieZeitgenossen auch noch so sehr bewundern, die Nachwelt wird lächelnd über ihnzu Gerimt sitzen!21 7


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigNachruf auf Marta Asche• 31• 7· 19 0 9 t 3· 5· 197 0IBereits die Tatsache, daß der vorliegende Nachruf auf unser Vereinsmitglied,Frau Marta Asdle, HcImstedt, den sonst in diesem <strong>Jahrbuch</strong> üblichen Rahmen einesNekrologs sprengt und von drei Historikern abgefaßt ist, zeigt den ungewöhn­IidIen Widerhall, den der Heimgang dieses klugen und liebenswerten Menschenim Bereich der braunschweigischen Wissenschaft auslöste. Er erklärt sidI nicht inerster Linie aus irgend welchen außergewöhnlichen, wenn audI hoch anzuerkennendenwissenschaftlimen Leistungen, sondern vor allem wohl aus dem Ethos, mit demFrau AsdIe in der zweiten Hälfte ihres Lebens gesdIichtlidIe Studien betrieb unddabei das Hörnste von sich abverlangte.Das aIImähIidIe HineinwadIsen Marta AsdIes in das Gebiet der LandesgesdIirnteläßt sich anhand der Akten des Staatsarchivs Wolfenbüttel, dessen gerngesehene Benutzerinsie von 1960 bis in die letzten Tage vor ihrem Tode war, genau verfolgen.Wohl spätestens von 1956 anveröffentlidIte Frau Asche in der heimatlidIenPressegutgesdIriebene Artikel zur Geschichte Helmstedts und seiner Universität, die wegenihres zuverlässigen Inhalts seit 1960 in die "Bibliographie zur braunschweigischenLandesgeschichte" im BraunsdIweigischen <strong>Jahrbuch</strong> Aufnahme fanden und die Autorindadurch auch in Verbindung mit dem Staatsarchiv brarnten.Am 20. April 1960 hat Frau Asche erstmals Archivstudien betrieben, und zwarfür den 1962 in dieser Zeitschrift veröffentlirnten Aufsatz "Der Unglücksschuß aufdie Hofrätin Mencken und die Helmstedter Schützenbrüderschaft". In zunehmendemMaße wandte Marta Asche sidJ. dann Studien zur Studentengeschichte der UniversitätHelmstedt zu. Gestützt auf Archivalien des Stadtarchivs Helmstedt und desStaatsarmivs \Volfenbüttel bramte sie in den Jahren 1964 bis 1966 in rascher Folgedrei Aufsätze über die studentismen Verbindungen, über das Verhältnis der HelmstedterBürger zu den Studenten und über das Konvikt an der Universität HcImstedtheraus, die sämtlich im Braunschweigischen J ahrbum erschienen. Einiges aus diesemThemenkreis übernahm die akademische Monatsschrift "Der Convent" (Mannheim,Mai 1966 und Januar 1967). Ein Aufsatz über "HeImstedter Studentenstuben im18. Jahrhundert" (1964) blieb ungedruckt. Für die NDB sdIrieb sie den Artikelüber Prof. Karl Friedrich Häberlin. Im Jahre 1966 faßte sie den folgensmwerenEntsdJ.luß, sich im Alter von 57 Jahren noch einmal in den Hörsaal zu setzen undan der Technischen Universität Braunsmweig die Färner Gesmichte und KunstgesmidItemit dem Ziele der Promotion zu belegen. Ihr zielstrebiges, opfervollesBemühen um die wohl sämtlidI mit guten oder sehr guten Prädikaten beurteiltenSeminararbeiten und anschließend um ihre Dissertation haben die Beamten des218http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Staats archivs voller Hochachtung aus nächster Nähe verfolgen können. Am 17. April1970 hat sie ihnen beim Fortgang aus dem Gebäude in ihrer natürlichen Liebenswürdigkeitzum letzten Mal freundlich zugewinkt.Bedeutende Verdienste hat sich Marta Asche um ihre zweite Heimat, die StadtHelmstedt, erworben. Geboren im Waldhaus Riesen zwischen Weferiingen undGrasleben, hat sie in Helmstedt die einstige Oberrealschule bis zum Abitur besucht.Nach wenigen Semestern Medizinstudium in Jena kehrte sie wieder nach Helmstedtzurück, wo sie sich 1930 mit Studienrat August Asche, der wenige Wochen vor demTode seiner Gattin sein 85. Lebensjahr vollendete, zu einem 4o-jährigen glücklichenEheleben verband. Begeistertes Interesse und eingehende Studien haben FrauAsche bald zu einem der besten Kenner von Geschichte und Topographie der altenUniversitätsstadt und des anschließenden Brunnentals gemacht. Zahlreiche Besuchergruppenaus dem In- und Ausland hat sie in einer Weise durch Helmstedt geführt,daß ihnen die Besichtigung dieser Stadt zu einem Erlebnis wurde. Ihre 1967 erschieneneAufsatzreihe "Spaziergänge in Helmstedt mit Marta Asche" mußten schonein Jahr später in zweiter Auflage erscheinen. Dem Vorstand des Verkehrsvereinsund der Sektion Helmstedt des Braunschweigischen Geschichtsvereins war sie einkenntnisreiches und reges Mitglied. Sehr nachdrüddich hat sie sich stets für denkmalpflegerischeMaßnahmen eingesetzt, die sie für notwendig hielt. Der Stadtdirektorhat ihren Heimgang als einen unersetzlichen Verlust für die Stadt bezeichnet.Ganz besonders enger Art waren ihre Bindungen zum Kloster Marienberg. DenPröpsten und Damen des Klosters war sie freundschaftlich zugetan. Wie sehr siesich auch in Geschichte und Kunstgeschichte des Klosters eingearbeitet hat, zeigtihr in diesem <strong>Jahrbuch</strong> veröffentlichter Aufsatz über die Fresken von St. Marienberg.Der jetzige Propst Dr. Martin Wandersleb stellte seine Traueransprache unter dasvon der Familie gewünschte Apostelwort: "Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig inTrübsal, haltet an im Gebet" (Römer IZ, IZ); in demselben Geiste war Marta Ascheinnerlich mit der Marienberg-Kirche verbunden.Eine in folge des unerwarteten Verlustes betroffene, aber in der Achtung vorder Leistung dieses Lebens einige Trauergemeinde war es, die zusammen mit demGatten und den heiden Kindern der Verstorbenen das, was an Marta Asche sterblichwar, am 6. Mai auf den Stephani-Friedhof in Helmstedt begleitete. Am offenen Grabsprachen zwei ihrer akademischen Lehrer, die Professoren Heinrich HeHter undMartin Gosebruch, deren Ausführungen in erweiterter Form nachstehend wiedergegebensind.Joseph König11Als Schüler eines humanistischen Gymnasiums weiß ich, daß große Historikerdes Altertums, Thukydides, Polybios, ganz zu schweigen von Cäsar, Staatsmännerund Feldherren gewesen waren, ehe sie Geschichte schrieben. Insofern wäre ihnenaus unserer Zeit nur noch Churchill oder auch Adenauer an die Seite zu steIlen.Dagegen erscheint vergleichsweise die Mehrzahl der heutigen Fachhistoriker, wennsie sich mit dem Stoff der "großen Politik" befassen, also sich sozusagen in den119


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528oberen Etagen der Historie aufhalten, redlt arm an der vollen Lebenserfahrung,die dom zum Verständnis des Gesmehens erwünsmt ist; hinzukommt die leidige,aber bei der überfülle des Quellenmaterials unvermeidlime Spezialisierung, die diegründlime ForsdlUng auf kleine Teilgebiete begrenzt und damit einen Großteil derGesmimtswissensmaft im "elfenbeinernen Turm" eines akademismen Zunftbetriebeseinengt.Ganz anders ist die wissenschaftlime Arbeit auf den Feldern der Hcimatgesdlimte,der Orts- und Landesgesmidlte. Da sdlwebt man nidlt hodl in denWolken, man bleibt auf dem Erdboden, man kennt Land und Leute aus der Nähe.Und hier, sozusagen im Parterre der Historie, ist Vielseitigkeit des gesmimtIidlenInteresses natürlim: das Interesse erstreckt sim ebenso wie auf Politik, Verwaltungund Justiz audl auf Landwirtsmaft, Industrie und Bergbau, auf Literatur undArdlitektur, auf Volks- und Siedlungslmnde; die früheren Jahrhunderte sind ehernoch wichtiger als die neueren. Wenn ich da, nur des Exempels wegen, von mirseIbst sprechen darf, so bin ich von Studien zur Geschichte des Harzes, insbesondereder Grafsmaft Wernigerode, die für mich die erlebte und erwanderte Heimat ist,ausgegangen, als dankbarer Smiiler von Wilhelm Herse und Walter Grosse, undkehre jetzt zu diesen Ursprüngen zurück.So ist für Marta Asme ihre Heimatstadt HcImstedt der Ausgangs- und Mittelpunktihrer historismen Forsmungen. Davon hat sie sdlOn eine Reihe eindringlimerArbeiten veröffentlimt. Aber diesen Teil ihres Lebenswerkes zu , ... ürdigen, ist nichtmeine Sache.Heimatgesmimtlime Forsmung sollte nimt ihrerseits einer zünftlerisdlen Absmließungverfallen; es ist ein notwendiger Gegenpol zur natiirlimen Enge ihresHorizontes, daß sie sich so weit wie möglich den Zusammenhängen der größeren,der gesamtdeutschen, ja der europäismen und universalen Gesmichte öffnet.Um in solcher Rimtung ihr bereits intensives und ertragreidles Forsdlen undSchaffen auszubauen, hat Frau Marta Asme, als sie smon längst Gattin und Hausfrau,Mutter und Großmutter war, den Entschluß gefaßt, ein Universitätsstudiumauf sich zu nehmen und ihre Arbeit mit einem nam außen simtbaren Erfolg, nämlimmit dem akademismen Grad eines Dr. phi!. zu krönen. So ist sie im \Vinter1966/67 in das Historisme Seminar der Temnischen Universität Braunschweiggekommen und hat sim, da ich der damalige Braunsmweiger Ordinarius für Geschimtewar, am Homschulunterricht dieses von mir geleiteten Instituts beteiligt,als Doktorandin und als Mitglied der Hauptseminare. Der Homsdmlunterrimtführt von seIbst dahin, daß ein weiter Umkreis des gesmimtlic-hen Stoffes durchmessenwird: im habe, obwohl persönlim der neueren und neuesten Gesmimtezugewendet, aum mittclaIterlime Themen behandelt, im habe über meine eigentlimenForschungsgebiete (Gesmichte der Bismarckzeit, Verfassungsgesmimte) hinausgegriffen,ich habe der braunschweigischen und nicdersämsismen Gesmimtebevorzugten Raum gegeben, obwohl im von anderer landsmannsmaftlimer Herkunftbin. An den Hauptseminaren der Jahre 1967-69 hat Frau Marta Asche mitungewöhnlichem Eifer teilgenommen, hat große Referate gehalten und in der220


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Diskussion lebhaft mitgesprochen. Es waren folgende Obungsthemen: zur Geschichtedes Bauernkrieges; die Schweiz auf dem Weg vom Staatenbund zum Bundesstaat;die Stein-Hardenbergschen Agrarreformen; die Bismarcksche Reichsverfassung; diePolitischen Testamente Friedrichs d. Gr.Das Hauptstück des Universitätsstudiums ist für Frau Marta Asche die Arbeitan ihrer Dissertation gewesen. Als deren Thema ergab sich sogleich, nach ihrereigenen Wahl, ein Beitrag zur Geschichte der berühmten Helmstedter Universität,also die rechte Verknüpfung der engeren Heimatgeschichte mit der größerendeutschen und europäischen Geschichte. Von der Planung, der Vorbereitung unddem, wenn auch leider unvollständigen Ergebnis der Dissertation zu berichten, dasist der Kern meines Anteils an diesem Nachruf auf die wissenschaftliche Leistungvon Frau Marta Asche. Ich habe schon nach den ersten Gesprächen nicht gezweifelt,daß der Ertrag ihrer Arbeit sehr gut sein würde. Diese zunächst vorgefaßte Meinungwird nun durch die in ihrem Nachlaß vorliegenden Teile, Entwürfe und Materialienvollauf bestätigt. Um so mehr ist zu wünschen, daß eine Autorin, die sich ihrund ihrem Thema nahe fühlt, sich der Aufgabe unterziehen möchte, aus den Brud1-stücken eine abgerundete und abgeschlossene Monographie zu gestalten.Der von ihr formulierte Titel der Dissertation lautet: "Das Kondominat desGesamthauses Braunschweig-Lüneburg über die Juliusuniversität zu IIeimstedt inder Zeit von 1635 bis 1745." Was sie bereits gesd1rieben und im übrigen weithinvorbereitet hat, stammt ganz überwiegend aus den Quellen, aus dem bisher ungedrucktenund unbekannten Material, das namentlich im Staatsarchiv WoIfenbütteIin reicher Fülle vorhanden ist. Kurz vor ihrem Tode hat sie nod1 ein Manuskript(im Umfang von Z4 Sdueibmaschinenseiten) fertiggestellt, das die "Einführung"und das erste Kapitel enthält. Das erste Kapitel handelt von der Entwiddung der ,Universität Helmstedt in den Jahren 1576-1635, also von der Gründung durchHerzog Julius, die ganz im Geiste des landesherrlichen Kirchenregiments der Reformationszeitvorgenommen wurde, bis zu der Vereinbarung über das Kondominataller regierenden \Velfenherzöge, im Rahmen der grundlegenden Erbauseinandersetzungvon 1635, und bis zu dem damaligen trostlosen Zustand der Universitätmitten im Dreißigjährigen Kriege.Aber das ist ja nur als Abschlagszahlung zu betrachten. Die reichhaltigen undwohlgeordneten Vorarbeiten im Nachlaß zeigen aufs deutlichste, daß die Umrisse,die Grundgedanken und viele Einzelheiten der ganzen Dissertation schon festgestandenhaben. Mindestens zum zweiten und dritten Kapitel liegt sehr viel Materialvor, einiges auch noch zum vierten und fünften Kapitel. Das zweite Kapitel solltedie Verwaltung und Finanzierung der Universität unter dem Kondominat behandeln,das dritte Kapitel die Forschung und Lehre ihrer Professoren: hier wolltesie biographische Skizzen der drei bedeutendsten Helmstedter Gelehrten (Calixt,Conring, Heister) bringen; ferner wollte sie hier darlegen, wie sehr die welfischenHerzöge die Lehrtätigkeit der Professoren kontrollierten und dirigierten, wie siesogar einem Calixt untersagten, eine publizistische Fehde mit den sächsischen Theologenzu führen, und einem Conring verboten, als staatsrechtlicher Berater für LudwigXIV. und die schwedische Königin Christine zu fungieren. Das vierte Kapitel221


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528sollte Reformversuche erörtern, die die Herzöge zusammen mit dem Senat der Universitiätin Angriff nahmen (Einsetzung von Tutoren für Anfänger, Unterstützungbedürftiger Studenten durch Freitische, Einrichtung einer Anatomie u. a.). Schließlichdas fünfte und letzte Kapitel ist geplant als Bericht von der wachsenden politischenRivalität zwischen den beiden werdenden welfischen Teilstaaten Braunschweigund Hannover, in den Etappen dieser Entwicklung: schon Herzog Augustd. J., im Nachruhm vor allem der fromme Landesvater und der hochgebildete Mäzender \\lolfenbüttelcr <strong>Bibliothek</strong>, hat in den Universitätsfragen viel machtpolitischenEhrgeiz gezeigt; Hannover hat, während es auf dem Wege zur kurfürstlichen Würdeund zur britischen Königskrone immer überlegener wurde, das Interesse an der gemeinsamenUniversität verloren; im Zuge der Entfremdung der welfischen Staatenund zugleich im Sinne eines sich wandelnden Bildungsideals sind die Ritterakademienin Lüneburg und \Volfenbüttel gegründet worden; Leibniz hat die Idee einereigenen hannoverschen Universität zuerst vertreten (1696), und sein Schüler GerlachAdolf von Münchhausen hat sie mit der Gründung der Georgia Augusta verwirklicht;das mündet aus in die Aufhebung des Hclmstedter Kondominats.Jetzt liegt die Dissertation also nur als Torso vor, das ganze wissenschaftlicheSdlaffen von Frau Marta Asche ist jäh abgebrochen. Wie reich dennoch die Erntebereits ist, das zeigt ebenso wie ihr Schrifttum auch ihr Nachlaß. In ihrem BraunschweigerUniversitätsstudium hatte sie zuletzt noch den beginnenden Ausbau dergeisteswissenschaftlichen Fächer, zum al des Faches Geschichte miterlebt. Zu ihrerFreude konnte sie auch die übungen des neuen kunstgeschichtlichen Lehrstuhls (Prof.Gosebruch) mit wiederum großemEifer und besonders großem Erfolg mitmachen.Die begründete Aussicht, daß noch ein besonderer Lehrstuhl für die Geschichtedes Mittelalters eingerichtet würde, ist allerdings zu ihren Lebzeiten nur eine weitereChance geblieben: dies sollte das letzte der in der Promotionsordnung vorgeschriebenendrei Studienfächer der Doktorandin sein.Doch soll eine Totenklage nicht der Abschluß meines Nachrufes sein, sondernder Versuch, ihre ganze Persönlichkeit, und gerade auch ihre Menschlichkeit zuwürdigen. Daß die wissenschaftliche Historie eines ihrer Lebenselemente war, dasist schon genug herausgestellt worden, und daß sie übrigens das fachliche Handwerkder archivalischen Quellenforschung meisterlich gehandhabt hat, bedarf wohl eigentlichkeiner ausdrüddichen Hervorhebung.Wahrhaft bewunderswürdig ist mir immer ihr Enthusiasmus für die Wissenschaft,für alles Geschichtliche erschienen, eine durchaus jugendliche Begeisterung.Unter den Studenten und Studentinnen, die meistens nur einem pensionsfähigenBeruf zustreben, ist das kaum zu finden, allenfalls mehr oder weniger in denseltenen Fällen eines begabten und mit sachlicher Liebe studierenden jungen Menschen.Auch ich, der ich nach meinem Selbstverständnis nicht so sehr ein amtlichabgestempelter Berufshistoriker bin, sondern wie in meiner Jugendzeit ein passionierterLiebhaber der Historie, ich habe mich manchmal durch ihren Enthusiasmusfast beschämt gefühlt. Nun, da habe ich eben gespürt, daß ich in ein höheres Altergekommen bin. Rühmenswert ist ferner die volle Unbefangenheit in der Art, wie


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528sie sich in den Universitätsseminaren bewegt hat, im kameradschaftlichen Umgangmit ihren an Jahren so viel jüngeren Kommilitonen. Der Kindermund hat das amschönsten ausgedrückt: ich meine das von einem ihrer Enkel geprägte Wort: "Omiist Student." Dabei hat sie die Unarten und Ausartungen der heutigen jungen Generationrundweg gemißbilligt und hat das mehrmals sehr offen gesagt. Sie ist abervon den Studenten und Studentinnen, gerade weil sie so unbefangen, immer sieselbst war, sehr respektiert worden.Freilich, indem ich mich bemühe, ihrer wissenschaftlichen Leistung und ihrerPersönlichkeit in der rechten Weise zu gedenken, empfinde ich um so schmerzlicherden herben Verlust.Heinrich HefftermMarta Asche, von der wir so unvermutet Abschied nehmen mußten, hatte sichin der kleinen Familie des kunsthistorischen Lehrstuhls der TU Braunschweig ihrenfesten Platz erworben. Ihr Lebenswerk hätte sie schon an den eigenen Kindern alsgetan angesehen haben können. In Geschichte und Kunstdenkmäler des HelmstedterLandes war sie zudem so eingedrungen, daß die Erinnerung an ihre Stadtführungenbleiben wird. Gleichwohl hatte sie sich entschlossen, noch einmal ganz von vornauf der Schulbank anzufangen und das Studium der Kunstgeschichte aufzunehmen.Bald staunten die Jüngeren ob ihres feurigen Herzens und des unbedingten Strebensnach Erkenntnis. Wer es lernen wollte, was sich zu bilden heißt, konnte es hiererfahren. Und etwas mehr noch war zu lernen, daß Erkenntnis zu finden eine Artdes Dienstes bedeutet. Marta Asche hat es mit Dankbarkeit empfunden, auf diesemGeschichtsboden des Welfenlandes aufgewachsen zu sein, und sie hat ihren Dankdurch das \Verk des Forschens abzustatten getrachtet. Mit welcher Begeisterungist sie an die Aufgabe gegangen, die gotischen Wandmalereien in den Turmkapellenvon St. Marienberg zu untersuchen und geschichtlich einzuordnen! Da dann stelltees sich heraus, - in diesem Bande der Zeitschrift ist es nacJ:izulesen -, daß ihr eineEntdeckung gelang, zu der es längst vorher hätte gekommen sein können, einerder Unablässigkeit verdankten Beobachtung am Kleinen, die doch von erheblicherKonsequenz werden dürfte. Eine der Figuren des Marientodes, durch Tracht undPosition von den Aposteln unterschieden, ist durch Marta Asche als Darstellung eineszeitgenössischen Fürsten erkannt worden. Sie fand auch den passenden Träger diesesFürstenhutes, den Pfalzgrafen Heinrich, des Löwenherzogs Sohn, der 1224 zugunstendes Klosters Stiftungen gemacht hat. So wäre sehr wahrscheinlich, daß auch dieMalereien aus dieser Zeit stammen. Die Behauptung einiger Kunsthistoriker, zusolch früher Datierung passe der Stil der Bilder nicht, wird nicht mehr lange aufrechtzuerhaltensein, denn eben solches Nichtpassen des Stilbefundes war ja auch vonkunsthistorischer Seite der auf die Johannes GaIIicus-Inschrift gestützten Frühdatienmgder Braunschweiger Domfresken durch Berges-Rieckenberg entgegengehaltenworden, und nun kommt mit Steigerwaids Arbeit über das Löwengrabmalauch Stilkritik zum Schluß, statt der von Klamt vorgeschlagenen Datierung derDomfresken auf 1250 eine merklich frühere vorzuziehen. Von den Domfresken


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528aber hängen die Marienberger ab. Kann für beide sowohl von historischer alsstilkritischer Seite her die Entstehung etwa im dritten Jahrzehnt, wo nicht früher,wahrscheinlich gemacht werden, so rückte man damit in die Nähe von Haseloffserster Gruppe des niedersächsischen Zackenstils, der die Abkunft vom französischenWesten abgelesen worden war.Von diesen weitreichenden Konsequenzen ihrer Untersuchung hat Marta Ascheimmerhin eine Ahnung haben können, der Wissenschaft hat sie damit das besteAndenken an die Treue ihres Beobachtens hinterlassen.Martin Gosebruch


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Allgemeines, LandeskundeBibliographie zur braunschweigischenLandesgeschichte 1969Bearbeitet vonIrene BergI. Bibliographie zur Städtegeschichte Deutschlands, unter Mitw. zahlreicher Sachkennerhrsg. von Erich K e y s e r. Köln, Wien: Böhlau 1969. IX, 404 S., 1 Kt. (Acta Collegiihistoriae urbanae Societatis historicorum internationalis.)[Darin S. 1Jo-147: Niedersamsen all gern. und u .•. die braunsmw. Städte Braunsmweig, Gandersheim.GosJar. Wolfenbüttel.]2. Niedersachsen-Lexikon. Alles Wissenswerte über das Land Niedersachsen. Hrsg.:Rudolf Klein, Beiträge von ... Frankfurt a. M.: Umschau Ver!. (1969.) LVII,565 S. mit Abb.3. Niedersachsen und Bremen. Hrsg. von Kurt B r ü n i n g u. Heinrich Sc h m i d t.3 .• verb. u. erw. Auf!. 26 Stadtpläne, 14 Kt. Stuttgart: Kröner 1969' XCI, 602 S.(Handbuch d. hist. Stätten Deutschlands. Bd 2.) (Kröners Taschenausgabe. Bd 272.)[Frühere Auf!. s. Bibliogr. '958, Nr 1 u. '961, Nr 1.]4. Niedersadlsen, Bilanz nach 20 Jahren. hrsg. mit Unterstützung d. Niedersächs. Landesregierung.(Zsstellung u. Schrift!.: Ernst Fr i e d r ich.) Berlin-West: LänderdienstVer!. 1968. 263 S. mit zahlr. Abb. 4° (Deutschlands Städtebau, Kommunal- u. Volkswirtschaft.)5. Verwaltungs- und Gebietsreform in Niedersachsen. Gutachten der Sachverständigenkommissionfür die Verwaltungs- und Gebietsreform. (Bd I. 2.) Hannover (: DerNiedersächs. Minister d. Innern; Niedersächs. Landesverwaltungsamt in Komm.) 1969.4°[Bd 1: XV, J76 S., 18 Kt.; Bd 1: Vorsmläge zur Aufgabenverteilung. IV, 19' S.]6. Zonengrenze Niedersachsen. (Hrsg.: Der Niedersächs. Minister für Bundesangelegenheiten,für Vertriebene u. Flüchtlinge. Im Einvernehmen mit d. Niedersächs. Minister d.Innern.) ([Hannover] 1969.) 36 S. mit Abb. [Umschlagt.]7. Studien fahrten an die Demarkationslinie. (Bonn & Berlin: Der Bundesminister fürgesamtdeutsche Fragen 1969.) 58 S. mit Abb., 5 Kt. [Umschlagt.]8. Sie b e r t, Anneliese: Der Baustoff als gestaltender Faktor niedersächsischer Kulturlandschaften.Beitrag zur niedersächsischen Landeskunde u. allgemeinen Kulturgeographie,mit 9 Kt. Bad Godesberg: Bundesforschungsanst. f. Landeskde u. Raumordnung1969.249 S. (Forschungen zur dt. Landeskde. Bd 167.)9. [K a r lEu gen Herzog von Württemberg:] Tagbücher seiner Rayßen nach Pragund Dresden, durch die Schweiz und deren Gebürge, nach Nieder Sachßen und Dänne- .marck ... in den Jahren 1783-1791, vom Herzog Carl Eugen selbsten geschrieben .. ,Hrsg. von Robert U h la n d. Tübingen: Wunderlich (1968). 401 S. mit Abb. 4°[Darin S. 159-16J: Reise durm d. Land Braunsmweig 9.-15. Febr. '786, bes. Helmstedt.]'5


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=0004252810. AI v e n sie ben, Udo v.: Besuche vor dem Untergang. Adelssitze zwischen Altmarku. Masuren. Aus Tagebuchaufzeichnungen. Zsgest. u. hrsg. von Harald v. K 0 e n i g 5-wal d. Mit 96 Abb. auf Taf. (Berlin, Frankfurt/M., Wien:) Ullstein (1968). 167 S.[Darin zahlreiche Bezüge zu Blankenburg. Br.unschweig. Calvärde. Salzdahlum, Wolfenbüttel, vgI. Reg.S. 16'-164.]11. Jet t er, Dieter: Geschichte des Hospitals. Bd 1: Westdeutschland von den Anfängenbis 1850. Mit 104 Abb. Wiesbaden: Stein er 1966. VI, 170 S. (Sudhoffs Archiv. Beih. 5.)[Die darin genannten bnunschw. Orte s. Reg. S. 164-17°')11. K 1 a g es. Hans: Die Entwicklung der Kulturlandschaft im ehemaligen FürstentumBlankenburg. Historisch-geographische Untersuchungen über d. Werk d. OberjägermeistersJohann Georg von Langen im Harz, mit 17 Kt. u. 18 Abb. Bad Godesberg:Bundesforschungsanst. f. Landeskde u. Raumordnung 1968. 119 S. (Forschungen zurdt. Landeskde. Bd 170.)13. Sc h ä f er, Klaus: Zur Frage der künftigen Größe und Abgrenzung eines LandkreisesBraunschweig. Unter Mitarb. von Hans E y sei. [Braunschweig: Landkr. Braunschweig1969.] 57 S. 4° [Masch.Schr. vervieIf.]14. M ü I I er, Theodor: Der Harz. Eine kleine Heimatkunde. Ergänzt von HermannG ü n t her, mit Zeichn. von Gustav R ü g g e be r g. 5. Aufl. Braunschweig-Rautheim:Stüwe [1969].31 S., I Kt. [Umschlagt.][I. Auf! ••. Bibliugr. '958, Nr 6.]15. L 0 m m atz sc h, Herbert: Aus der Kultur- und Sozialgeschichte des Oberharzes.I: Aus der Theatergeschichte der Bergstädte. [1:] Fahrende Leute im Harz. In: UnserHarz. Jg. 17. 1969. S. 31-33,1 Abb.; S. 154-155.16. Lau b, Gerhard: FundsteIlen der Venediger im Oberharz. In: Der Aufschluss.H. 7/8. 1969. S. 194-114. 5 Abb.17. Cup p i u 5, Albert, Rudolph Leopold Ho n e man n: Unter der Geißel desKrieges. Erlebnisberichte aus d. Harz u. seinen Vorlanden in d. Zeit d. DreißigjährigenKrieges. (Zsstellung d. Texte u. Einführung: Herbert L 0 m m atz sc h.) Clausthal­ZeIIerfeld: Pieper 1968. 18 S. mit Abb. [Umschlagt.] (Der Harz u. sein Vorland. H. 5.)18. G res k y, Wolfgang: Harzreisen der Grafen Christian und Friedrich Leopold zuStolberg. (1771-1804.) Mit Taf. IV-VII. In: Harz-Zs. Jg.1I. 1969. S. 147-156.19. Lau b, Gerhard: Goetbe im Okertal. In: Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfenbüttel.Jg. 15· 1969. S. 68-770 4 Abb.10. Romantische Harzreisen. Reiseaufzeichnungen von Joseph von Eie he n d 0 r f f(Tagebuch der Harzreise, 1805), Heinrich He i ne (Die Harzreise, 1814) und HansChristi an A n der sen (Reiseschatten, 183 I) mit 11 Stahlstichen von Ludwig R ich -te r. Hrsg. von Rolf Den eck e. Hildesheim: Lax 1969. 110 S.11. Den eck e, Rolf: Das Harzerlebnis der Romantiker. In: Heimatland. 1969. S. u6-129, 1 Abb.H. Kai t harn m er, Wilhelm: Bilder von einem wenig bekannten Wander- und Erholungsgebiet:Das nordwestliche Harzvorland. In: Unser Harz. Jg. 17. 1969. S. 185-187,106-109 mit 1 Abb.13. Lau b, Gerhard: Ein lohnendes Wandergebiet: Rund um das Riefenbruch bei BadHarzburg. In: Unser Harz. Jg. 17. 1969. S. 147-15°, 1 Kt. Skizzen.14. Nie man n, I1se: Die Entwiddung der Kulturlandschaft auf der Ottensteiner Hochebene.Kiel 1969. 194. XI S. mit Tab .• Abb. u. Planskizzen. [Fotodr.] Kiel, Phi!.Diss. v. 1969.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigQuellenkunde und Historische Hilfswissenschaften15. Den eck e, Ludwig: Die Nachlässe in den <strong>Bibliothek</strong>en der BundesrepublikDeutschland. Boppard a. Rh.: Boldt (1969). XII, 268 S. (Verzeichnis der schriftlichenNachlässe in deutschen Archiven und <strong>Bibliothek</strong>en. Bd Z.)[Darin u. a. Nachlässe in d. StadtbibI. Brauruchweig, Ehern. UnivenitätsbibI. Helmstedt, Herzog AugustBibI. WolfenbütteI.]26. Q U e r f u r t h , Hans Jürgen: Quellen zur Geschichte der Arbeiterbewegung im StadtarchivBraunschweig. In: Internationale wiss. Korrespondenz zur Gesch. d. deutschenArbeiterbewegung. H. 9. 1969. S.66-69.27. (B r 0 s i u s, Dieter:) Fürst Ernst Graf von Holstein-Schaumburg 1569-16u. ArchivalienaussteIlungd. Niedersächs. Staatsardlivs in Bückeburg. Mit 4 Abb. Göttingen:Vandenhoeck & Ruprecht 1969. 32 S. (Veröffentlichungen d. Nds. Archivverwaltung.Beih. 10.)[Beziehungen zum Lande Braunschw. s. S. 5, 6. 25-28.]28. Go e t tin g , Hans: Geschichte des Diplomatischen Apparats der Universität Göttingen.In: Archivalisdte Zs. Bd 65. 1969. S. 11-46.[Der Diplomatische Apparat enthält zahlreiche Urkunden braunschw. Provenienz.]29. Ha ase, Carl: Das militärgeschid1tliche Archivgut im Niedersächsischen Staatsarchivin Hannover. In: MilitärgesOOichtliche Mitteilungen. 1/69' Freiburg 1969. S. 155-164.{Darin u. a. "Akten des Herzogtums Braunschweig-Wolfcnbütrel, 1413-1801"".]30. (B ehr, Hans-Joachim:) Das Niedersächsische Staatsarchiv in Osnabrück. Funktionu. Bedeutung im Spiegel ausgewählter Dokumente. Ausstellungskatalog. Mit 4 Abb.Göttingen: Vandcnhoeck & Ruprecht 1969. 52 S. (Veröffentlichungen d. Nds. Archivverwaltung.Beih. 11.)[Darin Nr 40 n. 8S: Herzog Ferdinand zu Braunschweig n. Lüneburg als Armeeführer, 1759 n. 1761; Nr 88:Stammbuch d. Braunschw. Rates Johann Gfllrg Friderici zu Blaukeuburg, 1738-1760.]3 I. K ö n i g, Joseph: Die miIitärgeschichtlichen Bestände des Niedersächsisd1en Staatsarchivsin Wolfenbüttel Aus: MilitärgesOOichtliche Mitteilungen. 2/69. Freiburg 1969.S.179-181.32. K ö n i g, Joseph: Quellen zur Gesd1id1te des Hochstifts Hildesheim im StaatsarchivWolfenbüttel. In: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit u. Gegenwart. Jg.37.1969. S. 1-10.33. Re i n bot h, Fritz: Ein Turm im Forst Wieda? In: Harz-Zs. Jg. H. 1969. S. 164.[Betr. falsche Ortsbezeichnungen im \Valkenrieder Urkundenbuch.]34. Karte des Lande~ Braunschweig im 18. Jhdt. Bearb.: [Hermann] K lei n au, [Ernst]Pi t z , [Albert] Vor t h man n. Zeid1nung: [Hermann] M e ye r. I: 250 000.I. [vielm. 2.), vervol1st. [mit Höhenlinien vers.] Auf!. [Meßtisch-BI.] 3929 Hornburg,3930 Hessen, 3931 Jerxheim. [Hannover:] Hist. Komm. f. Nds.j Wolfenbüttel: Nds.Staatsarchiv in Komm. [1969') (Veröffentlichungen d. Hist. Komm. f. Nds. 23.)Wappen s. auch Nr 238.35. Neue Wappen aus dem Landkreis Braunschweig. Samtgemeinde Vechelde, GemeindeWenden. In: Heimatbote d. Landkr. Braunschw. [15,] 1969. S. 150, 2 Abb.36. Sc h r e u er, Siegfried: Die Wappen von (Bad) Salzgitter u. der Stadt Salzgitter(Watenstedt-Salzgitter). [Nebst] Nachtr. (Salzgitter-Lebenstedt) 1969. 37 gez. BI. mit8 Abb. 4 0 [Masch. Soor. vervielf.]37. Z a P pe, Alfred: Die Kunst im WappensiegeI. In: Archiv f. Sippenforsd1. u. alleverwandten Gebiete. Jg. 35 = H. 36. 1969. S. 253-262,11 Abb.[Darin S.258-259, Abb.): Siegel d. Stadt Braunachweig, geführt 12)'-2J26; S.259 U. 261, Abb. 5, 61Siegel d. Grafen Otto n. Borchard von Valkenstein, Anfang d. '4' Jahrh.]http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=0004252838. Ar n d t, Hella, u. Renate Kr 0 0 s: Zur Ikonographie der Johannesschlüssel. In:Aachener Kunstbll. Bd 38.1969. S. 243-328, 73 Abb.[Darin u. a. Johannesschüsseln auf Siegeln im braunschw. Raum, bes.: Johanniterkomtur Ludolf von d.hl. Grab-Kirche in Goslar, S. :6J, Abb.11; Gerhard von Wcferlin~en, Stiftsherr an St. Blasien, Braunschweig,S. :6J-,64, Abb. :4; EngeJbert von Mediog, gleichfalls Stiftsherr an St. Blasien, S. :65, Abb. 16;Johanntterspital vor Goslar, S .• 6&-.67, Abb. Jo.J39. Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius IS68-IS89. Reichstaler ("Lichttaler") zu24 Groschen IS69 aus der Münzstätte Goslar (Münzmeister Hans Kühne). In: NumismatischesNachrichtenbl. Jg. 18. 1969. S. 81,2 Abb.40. Ausbeutemünzen und Ausbeutemedaillen als wirtschafts- und technikgegeschichtlicheQuellen. Ausstellung in Zsarb. mit d. Lehrstuhl für Wirtschafts- u. Technikgeschichted. Ruhr-Universität Bochum. Bergbau-Museum Bochum vom II. Mai bis 8. Juni 1969.(Bochum 1969.) 36 S., 12 Taf. 4°[Darin u. a. Harzer Bergbau, Münzen u. Medaillen Nr 1-16.)41. Z i e gl er, Heinz: Alte Gewichte und Maße im Lande Braunschweig. In: Braunschw.Jb. Bd 50. 1969. S. 128-x63'42. Eh I e r s, Hans: Das Braunschweigische Eichamt von x837 bis 1947. In: Braunschw.Heimat. Jg.55. 1969. S. 76-78.43. Z i e g I er, Heinz: Nochmals die altbraunschweigischen Maße und Gewichte. (Ergänzendemetrische Angaben zu d. Aufsatz über d. Geschichte des BraunschweigischenEichamtes auf S. 76 ff. des Heftes 2/1969') In: Braunschw. Heimat. Jg. 55. 1969. S.95.Allgemeine Geschichte in zeitlicher Reihenfolge44. Neue Ausgrabungen und Forschungen in Niedersachsen. Für d. Arbeitsgemeinschaftd. Ur- u. Frühgeschichtsforscher in Niedersachsen (im NHB) hrsg. von Herbert Ja n­kuh n. 4. Hildesheim: Lax x969. VI, 417 S. mit Taf., Textabb. u. Kt. 4°[Darin u. a.: Ni q u e t, Franz: Zweiter Vorbericht über die Grabungen in Gielde, Kreis Goslar.S. 18:-186, 4 Ahh. - D r i es c h - Kar p f, Angela von den: Ein Pferdeskelett der römischen Kaiserzeitaus Giclde, Kreis Goslar. S. 187-191, Taf. u-n.]4S. T h i eie man n, O[tto]: Eine Römcrmünze von Salzgitter-Beinum. Mit x Kt. u.x Taf. In: Die Kunde. N. F. 20. 1969. S. 48-SI.46. Ni q u e t, Franz: Die germanische Siedlung des x. Jahrtausends nach Christus auf demErbbrink bei Seinstedt, Kr. Wolfenbüttel. In: Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfenbüttel.Jg. xS· 1969. S. 19-13, 3 Abb.47. San te, Georg Wilhclm: Über Pfalzen in der frühen deutschen Geschichte. In: BlI. f.dt. Landesgesch. Jg. lOS· 1969. S. X-7.[Darin u .•. Pfalzen um :lcn Harz.J48. Tilleda, eine Königspfalz am KyHhäuser. T. x: Die Hauptburg, von Paul G r i m mmit Beitr. von O(skar) Au g u s t Eu. a.] Mit 94 Textabb., 60 Taf. u. 3 Beil. Berlin:Akademie-Verl. 1968. 264 S. 4 0 (Dt. Akademie d. Wiss. zu Berlin. Schriften d.Sektion f. Vor- u. Frühgeschichte. Bd 24.)[Darin auch genannt Werla u .•. braunschw. Burgen, s. Geogr. Reg. S. :58-,61.)49. Sc h m i d, Kar!: Welfisches Selbstverständnis. In: Adel und Kirche. Gerd Tellenbachzum 65. Geburtstag dargebracht von Freunden u. Schülern. Freiburg, Basel, Wien x968.S.389-416, 2 Abb.So. Sc h r a m m, Percy Ernst: Kaiser, Könige und Päpste. Gesammelte Aufsätze zurGeschichte d. Mittelalters. Bd 3 = Beiträge zur allgemeinen Geschichte. T.3: Vom xo.bis zum 13. Jahrhundert. Stuttgart: Hiersemann 1969.460 S.[Darin u .•. Kaiserin Theophanu, s. Reg. S. 458.)zzR


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=0004252851. La n g e, Karl-Heinz: Der Herrschaftsbereich der Grafen von Northeim 950 bis 1144.Mit I Stammtaf. u. 2 Kt. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1969. 140 S. 4° [T.2d. Phi!. Diss. Kiel 1958 u. d. T.: Lange: Die Grafen von Northeim (950-1144).].(Studien u. Vorarbeiten zum Hist. Atlas Ncls. H.24.) (Veröffentlichungen d. Hist.Komm. f. Nds. [2,] H. 24.)[Umfaßt auch Besittrechte im Gebiet d. Landes Braunschw.]52. Heu t ger, Nieolaus: Bischof Benno 11. von Osnabrück und seine Stellung imInvestiturstreit. In: Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesch. Bd 67. 1969 S. 1°7-114.[Denno 11. war auch Archidiakon von Goslar.]Lothar 111. Deutscher Kaiser s. auch Nr 278.53. Se h mal e, Franz-Josef: Lothar IH. und Friedrich I. als Könige und Kaiser. In:Probleme des 12. Jahrhunderts. Reichenau-Vorträge 1965-1967. Konstanz, Stuttgart1968. S. 33-52. (Vorträge u. Forschungen. Bd 12.)54. W a cl I e, Elmar: Reichsgut und Königsherrschaft unter Lothar 111. (1125-1137). EinBeitrag zur Verfassungsgeschichte d. 12. Jahrhunderts. Berlin: Duncker & Humblot(1969). 338 S. [Ersch. auch als Jur. Diss. Heidelberg 1967.] (Schriften zur Verfassungsgesch.Bd 12.)55. Re i nd el, Kurt: Heinrich X. der Stolze, Herzog von Bayern (1126-38), Herzog vonSachsen (r 137-39). In: Neue dt. Biogr. Bd 8. 1969. S. 343-344.56. J 0 r dan, KarI: Heinrich der Löwe, Herzog von Sar.hsen und Bayern. In: Neue dt.Biogr. Bd 8. 1969. S.388-391.57. Lu ben 0 W ,Herwig: Die politischen Hintergründe der Trauung Heinrichs des LöwenI r68 im Mindener Dom. In: Mitteilungen d. Mindener Geschichts- u. Museumsvereins.Jg.40. 1968. S. 35-43, 2 Abb.58. (B er tau, Kar1:) Die Datierung des deutschen Rolandsliedes. Aus: Etudes germaniques.[24.] Paris [1969]. S.6r6-620.[Tritt für e. Datierung d. Liedes nach 1168 (Heirat Heinrichs des Löwen mit Mathilde) ein.)59. Pa t z e, Hans: Kaiser Friedrich Barbarossa und der Osten. In: Probleme des u.Jahrhunderts. Reichenau-Vorträge 1965-1967. Konstanz, Stuttgart 1968. S. 337-408.(Vorträge u. Forschungen. Bd 12.)[Darin auch d. Wirken Heinrichs d. LOwen.J60. Freytag, Hans-Joachim: Der Nordosten des Reiches nach dem Sturz Heinrichs desLöwen. Bischof Waldemar von Schleswig und das Erzbistum Bremen (1192/93). In:Dt. Archiv f. Erforsch. d. Mittelalters. Jg. 25.1969. S. 471-53°.[Darin S. 493-501 .Der Kampf Heinrichs des Löwen um Nordelbingen".]61. Ho h man n, Michael: Das Erzstift Bremen und die Grafschaft Stade im 12. undfrühen 13. Jahrhundert. In: Stad er Jb' H. 59.1969. S. 49-118.[Darin auch d. Streitigkeiten Heinrichs d. Löwen u. seiner Nachfolger um d. Besitz d. Grafschaft Stade.]62. Be r g, Arnold: über "Die Grafen von Schwalenberg". (Friedhelm Forwick, Die staatsrechtlicheStellung der ehemaligen Grafen von Schwalenberg .... 1963.) In: Norddt.Familienkde. Bd 8 = Jg. r8. 1969. S. 139-r42.[Vgl. Bibliogr. 1965. Nr 60.]63. F u eh s, Peter: Heinrich (V.) der Lange (Altere) von Braunschweig, Pfalzgraf beiRhein. In: Neue dt. Biogr. Bd 8. 1969. S. 381-383.Otto IV. Deutscher Kaiser s. Nr 269.64. Bau e r man n, Johannes: Die Anfänge der Prümonstratenserklöster Scheda und St.Wiperti-Quedlinburg. In: Bauermann: [Teils.] Von der EIbe bis zum Rhein. Aus d.Landesgeschichte Ostsachsens u. \Vestfalens. Gesammelte Studien. Münster 1968. S. 301-358. (Neue Münstersche Beiträge zur Geschichtsforsch. Bd 1 I.)[Darin S. 3~4-358 "Das sog. Allodienverzeichnis des Grafen Sicgfried von Boyneburg'" enthält Ortsnamenaus d. bnunslhw. Gebiet.]


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=0004252865. S te i n ba eh, Hartrnut: Die Reichsgewalt und Niederdeutschland in nachstaufischerZeit (Il47-1308). Stuttgart: Klett (1968). IS7 S. (Kieler hist. Studien. Bd s.)[Darin Goslar ausführlich behandelt.]66. Sc h n a t h , Georg: Heinrich I. MirabiIis, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Grubenhagen.In: Neue dt. Biogr. Bd 8. 1969. S. 349.67. Sc h na t h, Georg: Heinrich 11. (de Graecia), Herzog von Braunschweig-Lüneburg­Grubenhagen. In: Neue dt. Biogr. Bd 8. 1969. S. 350.68. Eng f er, Hermann: Heinrich IH. Herzog von Braunschweig-Lüneburg, Bischof vonHildesheim. In: Neue dt. Biogr. Bd 8. 1969. S. 359.69. Bor n s ted t, Wilhelm: Die Aufhebung der Leibeigenschaft im Herzogtum Braunschweig-Wolfcnbütteldurch den Receß des Herzogs "Heinrich der Friedsame" v.17. Mai 1433. (Mit d. Wiedergabe e. Urkunde aus d. Niedersächs. Staatsarchiv Wolfenbüttel:131 Urk 1.) In: Heimatbote d. Landkr. Braunschw. [IS.] 1969. S.16-31,1 Abb.70. 5 eh m i d t, Heinrich: Heinrich der Ältere, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-WolfenbütteI.In: Neue dt. Biogr. Bd 8. 1969. S. 350.71. Sc h m i d t, Heinrich: Heinrich der Mittlere, Herzog von Braunschweig-Lüneburg­CelIe. In: Neue dt. Biogr. Bd 8.1969. S. 3SO-35 I.71. Sc h m i d t, Heinrich: Heinrich der Jüngere, Herzog von Braunschweig-Lüneburg­WolfcnbütteI. In: Neue dt. Biogr. Bd 8. 1969. S. 351-351.73. Bö t t ehe r, WilheIrn: Diesseits und jenseits des ZelIbachs. (= Grenze zwischenBraunschweig-Wolfenbüttel und Grubenhagen 149S-I789.) In: AlIgem. Harz-Berg­KaI. 1969. S. 60-66, 2 Abb.74. Lehe, Erich von: Die Schlacht am Wremer Tief am 13·Dezember 1517 zwischenden Wurstern und dem bremischen Erzbischof im Licht der Geschichte. In: Männervom Morgenstern. Jb.50. 1969. S. Il9-IJ7.[Erzbischof von Bremen seit '512: Christoph Herzog zu Braunsdlweig u. Lüneburg, 1487-ISS8.]75. BI urne, Gundmar: Goslar und der Schmalkaldische Bund 1517131-1547. Goslar:Geschichts- u. Heimatschutzverein Goslar e. V. 1969. VI, 171 S. (Beitr. zur Gesch. d.Stadt Goslar. H. 16.)Julius Herzog zu Braunschweig u. Lüneburg s. auch Nr 39.76. Re 11 er, Horst: Die Auseinandersetzung zwischen Herzog Heinrich d. J. und HerzogJulius von Braunschweig-Lüneburg in den Jahren 1553-1568. Ein Beitrag zur Biographievon Herzog Julius. In: Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesch. Bd 67. 1969. S.9I-I06.Heinrich Julius Herzog zu Braunschweig u. Lüneburg s. auch Nr 344.77. Eck a r d t, Albrecht: Heinrich Julius, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel,Dramatiker. In: Neue dt. Biogr. Bd 8. 1969. S. 351-354.78. W i n k e I, Wilhelm: Katharina von Weidam. In: Niedersachsen. Jg.69. 1969. S.354-364.[Behandelt d. Prozeß d. Herzogs Heinridl Julius ReRen d. Konkubine seines Vetters Eridl von Calenberg.Katharina von We1dam, um d. Besitz d. Herrlidlkeit Liesfeldt u. d. Pfandherrlidlkeit Woerden in dNiederlanden nebst e. Palast in Den Haag.]79. S P 0 r ha n - K rem p e I ,Lore: Nürnberg als Nachrichtenzentrum zwischen 1400 und1700. Nürnberg: Verein f. Gesch. d. Stadt Nürnberg 1968. 110 S., 8 Taf. mit 16 Abb.(Nürnberger Forschungen. Bd 10.)[Darin u. a. Nadlridltentätigkeit für die Herzöge von Braunschweig-Wolfenbütt.l, bes. Briefwedlselzwisdlen Herzog August d. J. u. Georg Forstenh.user.]230


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=0004252880. Pr ü s er, Jürgen: Die GÖhrde. Ein Beitrag zur Geschichte d. J agd- u. Forstwesensin Niedersachsen. Mit 4 Kt. u. 16 Taf. Hildesheim: Lax 1969. VIII, 147 S. (Quellenu. Darst. zur Gesch. Nds. Bd 74.)[Die Göhrde war von 16)6 bis 1666 im B.,itz d. Henogs August d. J. zu Braunsmweig u. Liineburg.dessen Sohn Rudolf August trat sie 167' gegen Red"e in d. Stadt Braunsenweig an. d. Haus Celle ab;die naenfolgenden braunsmw. Herzöge waren 6fter als Jagdgäste in der GÖhrde.]81. K Ö h I er, Volkmar: Jagdschloss GÖhrde. In: Niederdt. Beitrr. zur Kunstgesch. Bd 8.1969. S. 169-100, 34 Abb.[Darin auen genannt d. duren Herzog August d. J. zU Braunsenweig u. Lüneburg errienteten Gebäude;Abb. '7 u. '9: Senloß Salzdahlum u. Senloß Salder.]Rudolf August Herzog zu Braunschweig u. Lüneburg s. Nr 80.Kar! I. Herzog zu Braunschweig u. Lüneburg s. Nr 148.Ferdinand Her.lOg zu Braunschweig u. Lüneburg s. Nr 30.Kar! Wilhelm Ferdinand Herzog zu Braunschweig u. Lüneburg s. Nr 148.81. G r a ewe, Richard: Stade als Abfahrts- und Heimkehrhafen der Auxiliartruppen im18. Jahrhundert. 8-10. In: Mitteilungen d. Stad er Gesch.- u. IIeimatvereins. Jg.44. 1969.[8. Die ersten Originalberiente treffen aus Giuraltar ein und werden in Stade und ganz Deutsenland eifriggelesen. 5.1-7, 4 Abb.; 9. Gibraltar -und eine Rückblmde auf die englischen Niederlagen in Nordamerika,die Spanien ermutigtm. am 11. Juni t779 die Feindseligkeiten gegen Gibraltar zu eröffnen. S. )6-40 •• Abb.:JO. Der brave und erfindungsreiche hannoversche Soldat Johann Friedridt Schwependiek aUI Hoya rettetGibraltar. S. S8-6I. , Abb.][Anf. s. Bibliogr. 1967. Nr 61 u. '968, Nr 63.]83. F ri c k e, Hans-Joachim: Napoleon I. und Niedersachsen. Ein weites ungenutztesFeld für unsere Historiker. In: Niedersachsen. Jg. 69. 1969. S. 547-548.[Darin Napoleons .unbeugsamer Gegner" Friedrien Wilhelm Henog zu Braunsenweig u. Lüneburg.]84. GI 0 ver, Michael: Wellington as military commander. (London:) Batsford ([usw.]1968). 188 S., 18 Abb., 13 Kt.[Darin auen genannt d. braunsenw. Truppen unter Herzog Friedrien Wilhelm.]Kar! 11. Herzog zu Braunschweig u. Lüneburg s. Nr 101.85. W ach e n h e im, Hedwig: Die deutsche Arbeiterbewegung 1844 bis 1914. Köln &Opladen: Westdeutscher Verl. 1967. XIII, 678 S.[Darin u .•. auen Wilhe1m Brad


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=0004252892. P ö gel, Karl R.: Sepp Oerter. Eine kritische Würdigung. (Braunschweig [1969].)60 gez. BI. 4° [Masch.Schr.] Braunschweig PH, Semesterarbeit f. Geschichte 1969.93. Ha r m s, Hermann: Der Kampf um den Young-Plan im Spiegel braunschweigischerZeitungen. (Braunschweig 1969.) 161,7 gez. BI. Text, 136 BI. Anl. 4° [Masch.Schr.vervielf.] Braunschweig PH, Hausarbeit zur Realschullehrerprüfung in Geschichte v.1969.[Vorh. im StadlA Braunschw.]94. R i n g e, Wolfgang: Die Sowjetunion in der sozialdemokratischen Presse von 1929bis 1932. Kiel 1969. 273 gez. BI. 4° [Masch.Schr.] Kiel, Staatsexamenarbeit v. 1969.[Vorh. im StadIA Braunschw.] .95. Eh I e r s, Joachim: Die nationalsozialistische Regierung im Lande Braunschweig in derSicht der damaligen Braunschweiger Presse. (Herbst 193o-Frühjahr 1933.) [Braunschweig1969'] 41 gez. BI. 4° [Masch.Schr.] Braunschweig PH, Examensarbeit v. 1969.[Vorh. im St.dtA Braunschw.]96. Vorläufiges Verzeichnis der Konzentrationslager und deren Außenkommandos sowieanderer Haftstätten unter dem Reichsführer-SS in Deutschland und deutsch besetztenGebieten (1933-1945). Arolsen: Internationaler Suchdienst 1969. L, 612 S. quer-SO[Rückent.:] Haftstätten unter dem RF-SS. (Internationaler Suchdienst, Arolsen. Bd I.)[Die Außenkommandos im Land Braunschw. s. Reg. S. 513-611.]Rechts-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte97. E bel, Wilhelm: über das Stadtrecht von Goslar. In: Hansische GeschichtsbIl. Jg. 87.1969. S.13-30.98. GoI ehe r, Hans: Rechtsgeschichtliche Daten zur Entwicklung des Harzer Bergbaues.Beiträge zur Jahrtausendfeier des Harzer Bergbaues. (2.) In: Neues Archiv f. Nds.Bd 18. 1969. S. )26-337.[Anfang 5. Bibliogr. 1968, Nr 106.]99. I I lern a n n. Horst-Detlef: Bäuerliche Besitzrechte im Bistum Hildesheim. EineQuellenstudie unter bes. Berücks. d. Grundherrschaft d. ehern. Klosters St. Michaelis inHildesheim. Mit 4 Abb. u. 12 Taf. Stuttgart: G. Fischer 1969. IX, 141 S. [Weniggeänd. Fassung d. Jur. Diss. Göttingen 1967.] (Quellen u. Forsch. 7.. Agrargesch. Bd 22.)[Darin auch Angaben über bäuerliche Rechtsverhältnisse u. über Streubesitz d. Klosters St. Michaeli, imFürstenrum Braunschweig-Wolfenbüttel. Im Anh.: Mitteilungen über d. Oldershausensche Hägcrgcricht inGandcrsheim.]100. Pi tz, Ernst: Ein niederdeutscher Kammergerichtsprozeß von 1525. Beitrag zumProblem d. rechtsgeschichtI. u. wirtschaftsgeschichtl. Auswertung d. Reichskammergerichtsakten.Göttingen: Vandcnhoeck & Ruprecht (1969). 132 S. (Veröffentlichungend. Nds. Archivverwaltung. H.28.)[Darin auch Hinweise auf Braun,chweig, 5. Reg. S. 126.]101. He i n e man n, Reinhard: Studien zum braunschweigischen Gerichtswesen im 19.Jahrhundert. A. Die Entstehung des gemeinschaftlichen Oberappellationsgerichts inWolfenbüttel. B. Das Oberhofgericht des Herzogs earl H. In: Braunschw. Jb. Bd 50.1969. S. 11 I-Il7.102. B 0 Il man n. Klaus: Die Rechtssache des Freiherrn (Kaspar Heinrich) von Sierstorpff.In: Dt. Richterzeitung. Jg. 47. 1969. S. 142-145.103. Hub er. Ernst Rudolf: Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 .Bd 4: Struktur undKrisen des Kaiserreichs. Stuttgart, BerIin, Köln, Mainz: Koh]hammer ( 1969). XLVII,1256 S.rDarin in Kap. VI: Verfassungsfragen der Mittd- und Kleinstaaten "Das Herzogtum Br:1Unsdlwcig",5.418-433']<strong>Braunschweigisches</strong> Eichamt s. Nr 42.2]2


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528104. Eu I i tz, Walter: Der Zollgrenzdienst. Seine Geschichte vom Beginn d. 19. Jahrhundertsbis zur Gegenwart. Bonn: Stollfuß in Komm. [1967.] XXI, 309 S. [Umschlagt.:]Eulitz: Geschichte des Zollgrenzdienstes. (Schriftenreihe d. Bundesministeriums d.Finanzen. H.6.)[Darin S.6:-65 "Herzogtum Braunschwcig".]Kirchengeschichte105. Erb e, Michael: Studien zur Entwicklung des Niedernkirchenwesens in Osts achsen vom8. bis zum 12. Jahrhundert. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1969. Zl3 S., 5 Kt.[Ersch. zuerst als Phil. Diss. FU Berlin 1967.] (Studien zur Germania saera. 9.) (Ver-·öffentlichungen d. Max-Planck-Inst. f. Gesch. 26.)106. Erb e, Michael: Ein Hildesheimer Patronatsver.leichnis aus dem 15. Jahrhundert.In: Braunschw. Jb. Bd 50. 1969. S. 164-17°, I Abb.[Darin enth. auch Orte d. Landkr. Braunsmweig, Gandersheim, GosIar, Holzmindcn, Wolfcnbüttcl u. d.Kr. Salzgitter.]107. Z i e g I er, \\'alter: Die Bursfelder Kongregation in der Reforrnationszeit. Dargest.an Hand d. Gcneralkapitelsrezcsse d. Bursfcldcr Kongregation. Münstcr WestE.: Asmendorff(1968). 156 S., I Kt. (Beiträge zur Geschichte d. alten Mönchstums u. d. Benediktinerordens.H. 29.)[Darin n .•. eIn,. Helm'tedt. König,luuer. Ringelheim.]108. See baß, Georg, u. Friedrich-Wilhelm Fr eis t: Die Pastoren der Braunschweigischenevangelisch-lutherischen Landeskirche seit Einführung der Reformation. Bd I.Wolfenbüttel: Landeskirmenamt 1969' VIII, 246 S.109. W a n der sie b, Martin: Luthertum und Bilderfrage im Fürstentum Braunschweig­Wolfenbüttel und in der Stadt BraunSchWeig im Reforrnationsjahrhundert. Forts.(Schluß folgt.) In: Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesch. Bd 67. 1969. S. 14-9°.[Anfang s. Bibliogr. '968. Nr 90.]110. Bau r, Jörg: Martin Chcmnitz. In: Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesch. Bd 67. 1969.S·7-13·I I I. Mag er, Inge: Georg Calixts theologische Ethik und ihre Nachwirkungen. Göttingen:Vandenhoeck & Rupremt (1969). 185 S. [Ersch. zugleich als Theol. Diss. Göttingen.](Studien zur Kirchengesch. Nds. 19.)I 11. He i n t z e, Gerhard: Die Entwicklung dcr Kirchenwahlen in der Braunschweigischenevangelisch-lutherischen Landeskirche. In: Festschrift für Erich Ruppel zum 65. Geburtstagam 25. Januar 1968. Hannover; Berlin & Hamburg 1968. S. 146-163.113. Kr 0 ne n b erg, Kurt: Die Äbtissinnen Magdalene und Margarethe von Clum. ZweiSchwestern aus Böhmen regieren das Reichsstifc Gandersheim 1547-1589. In: Braunschw.Heimat. Jg.55. 1969. S. 36-41, T Abb.Wirtschafts- und VerkehrsgeschichteBergbau s. auch Nr 40, 98,139, In, 183, 185, 187, 188,268.II 4. L 0 m m atz s eh, Herbert: Mühsam war der Weg zum Wohlstand. Soziale Selbsthilfeeinrichtungenim niedersächsischen Harz u. ihre Geschichte. I: Die Knappschaftskassen;1: Bürgerliche Sterbekassen in Harzer Bergstädten. In: Unser Harz. Jg.I7.1969. S. 215-216, I Abb.; S. 131-233, I Abb.115. Den n e r t, Herbert: Die erste erhalten gebliebene DarsteIlung vom Stande des OberharzerBergbaus im Jahre 1606. Mit Taf. XII. In: Harz-Zs. Jg. 21. 1969. S. 165-17°.233


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig116. L 0 m m atz sc h. Herbert: Von den Pod!jungen des Oberharzes. Ein Beitrag zurSozialkunde Niedersachsens. In: Heimatland. 1969. S. 119-125.117. Rum p f. Kurt: Dachschiefergrube "Glockenberg" im Oberharz. In: Heimatland.1969. S. I 14-118. 4 Abb.,,8. Rammelsberg-Bibliographie. Ein Verzeichnis von Schriften über d. Bergbau am Rammelsbergzu Goslar. Zsgest. von d. Stadtbücherei Goslar anläßlich d. looo-Jahrfeier d.Erzbergwerks Rammelsberg 1968. (Goslar: Stadt Goslar. Amt für Wirtschaftsförderungu. Statistik 1969') 8 I S."9. Er c k er. Lazarus: [Teils.] Das kleine Probierbuch von 1556. Vom Rammelsberge.und dessen Bergwerk, ein kurzer Bericht von 1565. Das Münzbuch von 1563. Bearb. u.einge!. von Paul Reinhard Bei e r lei n. Hrsg. von Heinrich W i n k e I man n.Bochum (: Vereinigung d. Freunde von Kunst u. Kultur im Bergbau e. V.) 1968. 335 S.mit Abb. [Vort.:] Ercker: Drei Schriften.110. Rum p f, Kurt: 1000 Jahre Rammelsberger Erzbergbau. In: Heimatland. 1969.S. 146-148.U I. L ° m m atz 5 eh. Herbert: Bergmännische Kunstdichtung um den Rammelsberg. -Anmerkungen zur Sprache des Goslarer Bergmannsgedichtes, von Werner F lee h s i g.In: Braunschw. Heimat. Jg. 55. 1969. S. 134-138.122. 0 e I k e, Eckard: Die Industrie des Ostharzes um 1800, eine historisch-ökonomischgeographischeBetrachtung. Mit Taf. 6 u. I Kt. im Anh. In: Nordharzer Jb. Bd 3: 1967.1968. S. 1 I-50. (Veröffentlichungen d. Städt. Museums Halberstadt. 9')[Darin aum d. ehern. braun,mw. Gebiet um Bl.nkenburg.]123. Lau b s eh, Dorothea: Die Bausteinindustrie am Elm (Königslutter und Schöningen),ihre Grundlage, Entwicklung und Bedeutung. Eine wirtschaftsgeographischeStudie. Braunschweig 1969. 59, XV gez. BI. mit Abb. u. Kt. Skizzen. 4° [Masch.Schr.]Göuingen PH, Geogr. Prüfungsarbeit für Realschullehrer 1969.114. S P r a n dei. Rolf: Das Eisengewerbe im Mittelalter. Mit 15 Tab .• 7 Diagrammen u.s Kt. im Text. Stuttgart: Hiersemann 1968. XII, 463 S.[Darin .Produktion,land,maft: Westrgebirge und Harz" S. '9'-'93; Einzelerwähnungen s. Geogr. Reg.S. 439-463.]125. L e h ne, Pascal Horst: Auf dem Harz erloschen die letzten Hüttenfeuer. In: Allgern.Harz-Berg-Kal. 1969. S. 17-20, 3 Abb.u6. Dös sei er. E[mil]: Eisenhandel im südlichen Westfalen und in seiner Nachbarschaftin der vorindustriellen Zeit. In: Westfäl. Forschungen. Bd 1 I: 1968. [1969.] S. 191-149.[D.rin S. lZo-lZl, lZ7: Braun,mweiger Messen '740-,817.]127. Ta c k e. Eberhard u. Irmgard:' Die Entstehung der "Fürstlich BraunschweigischenGlas- und Spiegel-Fabriken" im Solling, Ith und Hils. Zur staatlichen Industrieplanungu. -ansiedlung im braunschw. Weserbergland um 1750. In: Neues Archiv f. Nds. Bd 18.1969. S.llI-l 34·118. Ta c k e. Eberhard: Zu "Tabellarischen übersichten des Zustandes und Verkehrs"der Fürstlich-Braunschweigischen Solling-Glashütten vom Jahre 1786. In: Neues Archivf. Nds. Bd 18. 1969. S. 74-76.119. Ta c k e. Eberhard: Aus den Anfängen der Rübenzuckererzeugung in Braunschweig.[Wird fortges.] In: Neues Armiv f. Nds. Bd 18. 1969. S. 63-68.'30. Aß man n. Klaus, u. Gerhard S t ave n hag e n: Handwerkereinkommen am Vorabendder industriellen Revolution. Materialien aus d. Raum Braunschweig-Wolfenbüttel.Göttingen: O. Schwartz 1969. VI, '43 S. (Göttinger handwerkswirtschaftlicheStudien. Bd '5.)134http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528131. 0 h I end 0 r f ,Heinz: Altes Handwerk im Landkreis (Braunschweig). Mit Aufnahmenvon WilJi Bi r k e r. In: Heimatbote d. Landkr. Braunschw. [15.] 1969. S. 37-39, 3 Abb.u. die Abb. auf S. 9, I I, 13, 15, 17, 19.13 z. K lei n au, Joachim: Die allmähliche Bauernbefreiung im Herzogtum Braunschweig­Wolfenbüttel. Die Aufhebung d. Leibeigenschaft im 15. u. 16. Jahrhundert u. d. Ablösungd. Reallasten u. d. Gemeinheitsteilungen im 19. Jahrhundert. (Kiel 1969.) 81 gez.BI., V Tab. 4° [Masm. Smr.] Kiel, Arbeit zur Realschullehrerprüfung 1969.133. Be sec k e, Wilhclm: Das fürstliche Amt Dreileben


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528143. H ö I k, Gisela: Die Geschichtswissenschaft an der Universität Hclmstedt seit derGründung der Universität Göuingen (1737-18°9). Berlin 1969. 166 S. Berlin FU,Phil. Diss. v. 18. Juli 1969.144. Kuh I e n kam p, Alfred: Das Gebäude der Ritterakademie in Wolfenbüttel. In:Mitteilungen d. TU Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig. Jg.4, H. I. 1969. S.I-6,9 Abb.[Vgl. Bibliogr. '96" Nr 116 u. '968. Nr '3)-')4.]145. G ri e s er. RudoIf: Johannes Teyler. Geb. (get. l3') Mai 1648 - gef. zwischen 1701und Juni 1709. (Korrespondenten von G. W. Leibniz. 1.) In: Studia Leibnitiana. Bd I.1969. S. 108-117.[Teyler war von Ende April bis Ende Juli/Anfang August .694 als Professor der Mathematik an derRitterakademie Wolfenbüttel vorgesehen.]146. R i eck e n b erg. Friedrich: Die Ingenieurausbildung in Niedersachsen zu Beginndes Kunststraßenbaues und in dem darauf folgenden Jahrhundert. In: Neues Archivf. Nds. Bd 18. 1969. S. 155-163.[Darin o. a. Ritterakademie Wolfenbüttel, Collegium Carolinum Braunsdtweig mit Nachfolgern, BaugewerbesdtuleHolzminden mit Nachfolgern.]147. Quellen zur Geschichte der Forstlichen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen.Gesammelt u. hrsg. von Kar! Ha se!. (Hann. Münden) 1968.413 S.[Darin S. 47-48: .864 Reorganisation der Forstlehranstalt in Braunschweig.1148. Sc h m i d t, Artur: Die Entwiddung des braunschweigischen Schulwesens im Zeitalterdes Patrimonialstaates. Der Einfluß Karls I. und Karl Wilhelm Ferdinands sowiedie philanthropistischen Bestrebungen Joachim Heinrich Camp es. Hamburg 1969. 178 S.Hamburg, Phi!. Diss. v. 1969.149. Sei d I, Rudolf: Erwachsenenbildung (Volkshochschulen und Kulturvereinigungen)im Landkreis Braunschweig. In: Heimatbote d. Landkr. Braunschw. [15.] 1969. S. 51-58, :& Abb.150. B ehr b 0 h m. Fritz: Die Entwicklung des Volksschulwesens im Landkreis Braunschweig.In: Heimatbote d. Landkr. Braunschw. [15.] 1969. S. 61-8 I.151. W i s w e ,Hans: Ein mittelniederdeutsches Gedicht über das Arzthonorar. In: SudhoffsArchiv. Bd 53. 1969. S. 100-105.[Handschrift aus d. Zeit um '500 im Besin d. Herzog August BibI. in Wolfenbüttel; sprachliche Eigentümlichkeitenweisen auf d. Braunschweiger Raum.]151. Eulenspiegel-<strong>Jahrbuch</strong>. Hrsg. vom Freundeskreis TilI Eulenspiegels e. V. SchriftI.:S. Sie h t e r man n. Jg. 9. Neumünster: Wachholtz 1969.48 S.[Darin u. a.: 0 h I end 0 r f, Hein ..: Eulenspiegel in der Volksüberlieferung. S.3-7' - D 0 w i g.G[ünter]: Wie Till Eulenspiegel an eine Bank kam. (Staatsbank!(ebäude in Braunsdtweill. Dankwardstraße.)S. 7-'0. 1 Abb. - S t i eIe r, Franz: Turmbläser Till Eulenspiegel im Volksbuch und in der BemburgerOberlieferun!\'o S. 1-'3. • Abb. - Sie h t e r m • n n, S.: Die Eulenspiegelbilder Theodor Rocholls.S. '5-17, • Abb.1153. Li n d 0 w. Wolfgang: "Nun waz ein Gewonheit ..." BrauchtümIiches im Volksbuchvom Eulenspiegel. In: Beitrr. zur deutschen Volks- u. Altertumskde. 13. 1969. S. 19-31.154. Gär t ne r, Kar! Christi an: Die geprüfte Treue. Ein Schäferspie!. ([Nachw.:] BernhardMe wes.) (Braunschweig 1969') 71 S. (Bibliophile Schrr. d. Literarischen VereinigungBraunschweig e. V. Bd 16.)155. <strong>Jahrbuch</strong> der Raabe-Gesellschaft. Hrsg. von Kar! Ho p p e u. Hans 0 p per man n.[10.) Braunschweig: Waisenhaus-Buchdr. u. Ver!. 1969.96 S.IDarin: Go e tz - S t a n k i e wie z, Marketa: Die böse Maske Moses Freudensteins. Gedanken zumHungerpastor. S. 7-31. - Bär end. Jrmhild: Das Bibelziut als Strukturelcment im Werk WilhelmRa.bes. S. 3)-51, - J 0 h • n S 0 n. Klara: Dcr Gaukler von Braunschwcig. Ein Nachruf aus dem Jahr'9'0. S. 53-56. - Rad c I i f f e. St.nlcy: Wilhelm Raahe. der Dreißigjährige Krieg und die Novelle.S. 57-;0. - Sc h w eck end i e k, Adolf: Der harmonische Mensch. S. 7'-19. - Ho p pe, K.: Mich.­line. Ein Fragment. S. 8c:r84. - 0 P per man n, H.: Pastor Nodt. Zu "Gutmanns Reisen". S. 84-87. -o P per ml n n , H.: Neue Literatur zu Wilhelm Raabe. S. 88--96.]


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig156. Raahe in neuer Sicht. Hrsg. von Hermann Hel m e r 5. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz:Kohlhammer (1968). 340 S. (Sprache u. Literatur. 48.)[Enth. '7 Abhandlungen. die '931-'966 in Zeitschriften usw. erschienen sind.]157. Raa h e, Wilhelm: Ein Brief Wilhelm Raahes. (Braunschweig, 6.0kt. 1900, anStreich- u. Maurermeister Hermann Bemfeld als Vermieter der Wohnung Leonhardstr.19a.) In: Freundeskreis d. Gr. Waisenhauses, Braunschweig, e. V. Jg. 19 = H.56.1969. S.lS·158. Raa b e, Wilhelm: Ein bislang unbekannt gewesener Brief des Dichters WilheimRaabe. (Braunschweig, 14. Aug. 1901, an Gymnasialprofessor Dr. Konrad Koch.) In:Freundeskreis d. Gr. Waisenhauses, Braunschweig e. V. Jg.19 = H.55. 1969. S. u.159. Z i eis k e, Harald: Konrad Ernst Ackermanns Braunschweiger Spielplan vom Sommer1769. In: Braunschw. Jb. Bd 5°.1969. S. 83-110.160. S t r u c k me y er, Bernhard: Das Schauspiel am Hoftheater Braunschweig von 1890bis 1918 und seine Vorbilder. Braunschweig: Waisenhaus-Buchdr. u. Verl. 1969. 181 S.,15 Abb. auf 5 Taf. [Ersch. auch als Phi!. Diss. FU Berlin.] (Braunschw. Werkstücke.Bd 41 = R. A, Bd 4.)161. Ni 5 sen, Robert: Silberne Boten- und Spielmannsahzeichen und ihre Träger. 1: DieSpielmannsabzeichen. In: Westfalen. Bd 47. 1969. S. 1-33, 14 Abb.[Darin auch gcnannt Spielleute der Herzöge u. der Stadt Braunschweig. '5.-,6. Jahrh.]162. G re i t e, Helga: Die Tabularhandschrift der Brüdernkirche zu Braunschweig. IhreBedeutung u. Stellung in d. geistlichen Vokalmusik d. 16. Jahrhunderts; nachgewiesenan zu übertragenden Motetten. (Braunschweig 1969.) XII,74,114 gez. BI. 4° [Masch.Schr.] Hannover 11 f. Musik u. Theater, Hausarbeit zur Prüfung f. d. künstlerische Lehramtan Höheren Schulen v. 1969.[Vorh. im Stad tA Braunschw.]163. (H 0 f er, Arno, Martin See b ass. Uwe Pa pe:) Festschrift zur Einweihung derneuen Orgel der ev.-Iuth. Versöhnungskirche zu Wolfenbüttel am I. Advent, demI. Dezember 1968. (Wolfenbüttel 1968.) 16 S., 4 Abb. [Umschlagt.:] Die neue Orgel derVersöhnungskirche zu WolfenbütteI.[Darin S. '3-,6: P. pe, U.: Orgeln und Orgelbauer in Wolfenbüttel.]164. T h ö n e, Friedrich: WolfenbütteI. Geist u. Glanz einer alten Residenz. (1. Aufl.)Mit 135 Abb. u. 9 Farbtaf. (München:) Bruckmann (1968). 308 S. 4°[ •• Auf! .•• Bibliogr. '963, Nr 94.]165. Hab ich, Johannes: Die künstlerisrne Gestaltung der Residenz Bückeburg durrnFürst Ernst 1601-1612. Mit 71 Abb. Bückeburg: Grimme 1969. VI,190 S. [überarb.Phi!. Diss. Hamburg 1966.] (Schaumburger Studien. H. 26.)[Darin zahlreiche Hinweise auf kulturelle Beziehungen zu Wolfenbüttel.]166. M Ü I I er, Ulfrid: Die mehrgeschosssigen mittelalterlichen Kapellen im Einzugsbereichder Stadt Einbeck. In: Einbecker Jb. Bd 28. 1968. S. 5-36, 8 Abb.[Darin u. a. aus Kr. Gandersheim: Ad


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig169. G r i e p, Hans-Günther: Zwei Knochenkruzifixe vom Kanstein bei Langclshcim. MitTaf. VIII-X. In: Harz-Zs. Jg.1I. 1969. S. 157-162.170. M unk, Heinrich: "Heiso Meyer gos mich zu Wolfenbüttel ... " Die Geschichteunserer Kirchenglo


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528186. Sagen des Oberharzes. Von den Venedigern u. der langen Smimt. C1austhal-Zellerfeld:Pieper 1969. 24 S. [Umsmlagt.] (Der Harz u. sein Vorland. H. 8.)187. Wo I f e r s d 0 r f, Peter: Die niedersämsismen Berggeistsagen. Göttingen: O.Smwartz 1968. 240 S. [Oberarb. PhiI. Diss. Göttingen 1960 u. d. T. "Der Bergmönmmit der ewigen Lampe". (Smriften zur niederdt. Volkskde. Bd 2.)188. R i e ehe r s, Albert: Vom Bergmönm und Berggeist. In: Allgern. Harz-Berg-KaI.1969. S·96-100.189. Ru d 0 I p h. M[artin]: Die Sage vom Silberfund im Rammelsberg bei Goslar. In:Niedersachsen. Jg. 69. 1969. S. 403-41 I.190. F lee h s i g. Werner: Tafelfreuden in Braunschweig während des 17. und 18. Jahrhunderts.(Schluß d. in H.I/1968 begonnenen Aufsatzes.) In: Braunschw. Heimat.Jg.55. 1969. S·30-35·[Anfang I. Bibliogr. 1968, Nr 175.]191. Bis c hof f, Karl: Sprame und Gesmichte an der mittleren EIbe und der unterenSaale. Köln, Graz: Böhlau 1967. 307 S. (Mittc1dt. Forschungen. Bd 51.)192. S ted in g, Rolf: Ein früher ostfälischer Beleg für "materna lingua". (Im ältestenDegedingebuch d. Braunsmweiger Altstadt, nimt vor 1307.) In: Korr.bI. d. Vereinsf. niederdt. Spramforsm. Jg.76. 1969. S.41-43.193. Pr e rad 0 v ich - von B 0 eh m, Gisela von: Identifizierung urkundlimer Ortsnamen.Mit I Kt. In: Beitrr. zur Namenforsch.N. F. Bd I. 1966. S. 291-312.[Bringt u. a. zahlreime Beispiele aus d. braunsmw. Raum.]194. Kr a m er, Wolfgang: Zu den Orts- und Wüstungsnamen in Südniedersachsen. In:Beitrr. zur Namenforsm. N. F. Bd 3. 1968. S. 125-14°.[Kritisme SteIlungnahmc zu Bibliogr. 1964, Nr ISS: Kühlhorn, Erhard: Orts- und Wüstung,namen inSüdniedersadtsen. 1964.]195. F lee h s i g, Werner: Wörter für Bodenerhebungen in Ostfalen. Ein Beitrag zurFlurnamenkunde u. Wortgeographie. In: Braunschw. Heimat. Jg.55. 1969. S.55-6o,81-88, II9-I27 mit 2 Abb.196. L e r m, Kurt: Alte Flurnamen der "Feldmark" Braunschweig. In: Braunschw. KaI.1969. S. 53-54.197. K e t t n er, Bernd-Ulrich: Fluss namen im Stromgebiet der oberen und mittlerenLeine. Göttingen 1968. 895 gez. BI. 4° [Masch.Schr.] Göttingen, PhiI. Diss. v. 1968.198. T h i eIe man n, Otto: Laß dich nicht ins Bo


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528201. Re i ß n er, Wilhelm: Von der Schützentradition in Badenhausen. In: Unser Harz.Jg. 17.1969. S. 108-111, 1 Abb.[Gekürzter Namdr. aus _'000 Jahre Badenhausen 968-1968", s. Bibliogr. 1968, Nr 183.]Barlshausen s. Nr 166.Billerbeck s. Nr 166.Blankenburg s. Nr 10,331.101. (W eid n er. AIfred:) Den Bürgern zum Nutzen. Chronik der Stadtsparkasse Bodenwerder.Zum 1l5jährigen Bestehen am I. April 1969. (Bodenwerder: Stadtsparkasse1969.) 149 S. mit Abb. [Umschlagt.:] 115 Jahre Stadtsparkasse Bodenwerder.203. 150 Jahre F. W. GeiteI. Bodenwerder, 1817-1967. (Bodenwerder 1967.) 31 S. mitAbb. 4° [Umschlagt.][Darin lum biogr. Daten der Familie Geite! in Bodenwerder.)204. J u r a n e k, Georg: Die Schäferei- und Hudeverhältnisse in der Gemeinde Börßumvor der neuen Gemeinheitsteilung um die Mitte des 19. Jahrhunderts. In: Heimatbuchf. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 15· 1969. S. 45-54.105. B u t tl er, Hans-Martin: Was Börßumer Flurnamen erzählen. In: Heimatbuch f. d.Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 15. 1969. S. 55-58.206. 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Börßum. 1869-1969. (Börßum: Das Kommando d.Freiwilligen Feuerwehr 1969') 36 S. mit Abb.207. Bor n s ted t, Wilhe1m: Das braunschweigische Dorf Borlfeld und seine bäuerlichenBaudenkmäler, mit bes. Berücks. d. Heimathauses d. Landkreises Braunschweig. Mit4 Kt., 6 Plänen, 1 Zeichn., 8 Urkundenseiten u. 32 Fotowiedergaben. (Braunschweig:)Landkr. Braunschweig 1969. 93 S. 4° (Denkmalpflege u. Kreisgesch. H. I I.)108. Bor n s ted t, Wilhelm: Das "Niederdeutsche Hallenhaus" in Bortfeld Nr. ass. 50.Bauernhaus-Museum im Landkreis Braunschweig. In: Heimatbote d. Landkr. Braunschw.[15·] 1969. S. 82--93, 7 Abb.109. Hag e n, Rolf: Bauernhausmuseum in Bortfeld. In: Heimatbote d. Landkr. Braunschw.[15'] 1969. S. 94-96.Braunschweig s. auch Nr I, 10, 25. 16, 37, 109, 1Z6, 146, 147. 151, 159-161, 167,192, 386.110. Ba e d e k er. Karl: Braunschweig. Kurzer Stadtführer. Mit 4 Kt. u. Plänen, 4 Grundrissenu. 15 Zeichn. Freiburg: Baedeker 1969. 44 S.[Darin S.39-43: WolfenbütteJ.121 I. Braunschweig. (Hrsg.: Stadt Braunschweig, Amt für \Virtschafts- u. Verkehrsförderung.[Text:] R[ichard] Moderhack. [3.Ausg.]) (Braunschweig [1969].) 44 S. Abb.,10 BI. Text. [Text deutsch. engl., franz., dän.][I. u. 2. Ausg. s. Bibliogr. 1965, Nr ,6. u. '968, Nr 187.]111. S a c k [, Karl Wilhelm]: Geschichte der Stadt Braunschweig von ihren ältesten Zeiten.[Nachdr. aus d. Braunschw. KaI. 1862.] Forts. 3. In: Braunschw. KaI. 1969. S.14-36,7 Abb.[Anfang s. ßibliogr. 1966, Nr 178; 1967, Nr '70; 1968, Nr ,89.]113. Bö r k er, Wilhelm: Im Banne des Löwen. In: Braunschw. KaI. 1969. S. 56--64, 3 Abb.114. L er m, Kurt: Aufstand in Braunschweig (1374). In; Braunschw. KaI. 1969. S.11-13,I Abb.115. Her 01 d, Hans-Jörg: Gutachten über ein Bündnis evangelischer Fürsten mit denHansestädten aus dem Jahre 1608. In: Hansische GeschichtsbII. Jg.87. 1969. S.91-104.[Darin aum Braunsmweig.)


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528216. Neu man n - K lei n p a u I, Dorothee: Die Schulpolitik der Braunschweiger Sozialdemokratiein den Jahren 1873-1878. Braunschweig 1968. 27 gez. BI. 4 0 [Masch.Schr.]Braunschweig PH, Semesterarbeit v. 1968.[Vorb. im StadtA Braunschw.]217. Braunschweig. Berichte aus d. kulturellen Leben. (H.2I.) Braunschweig: Westermann1969. 34 S. 4°IDarin u. a.: R i t h t er. Ursula: Wie eine anonyme Plastik. Ober d. Schönheit funktionsgerechterBauten. S. 8-9. I Abb. = Spannbeton-ßrüd


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528H9. Starke, Günter K[arl] P[aul]: BraunsdIweig 60 Jahre Stadt der Flieger. (BraunsdIweig:Aero-Club 1969.) 92 S. mit Abb.230. (B run n e r t, Heinz:) 100 Jahre Männergesangverein "Arion" BraunsdIweig 1869-1969. (BraunsdIweig: MGV "Arion" 1969') 31 5., Il Abb. [Umsmlagt.]231. 100 Jahre BraunsdIweiger SmamcIub. Festsmrift. (Braunsmwcig 1969.) 71 S. mit Abb.[Darin u. ..: U e b e rh ag e n, Fritz, u. Wolf Ger h • r d: Aus der Geschichte des BraunschweigerSchachclubs von 1869 e. V. S. 7-34, 17 Abb. - Kr i e ger, Heinz·lIruno: Schach dem Kaiser. Eine alteVolkssage erzählt von Kaiser Napoleon und Prof. Beireis. S. 59.]132. U5, SdIiesscIub der Wenden, 1844-1969. (Braunsdnveig 1969.) 30 S. [UmsdIlagt.]233. Mol I e n hau er, Heinz: Die alte und die neue Apotheke am Hagenmarkt in Braunsmweig.In: Freundeskreis d. Gr. Waisenhauses, Braunsmweig, e. V. Jg.19 = H.55.S. 2-4, I Abb.234. 60 Jahre Gebäudereinigung HoIl (Otto HoIl KG, Braunsmweig). (BraunsdIweig 1968.)30 BI. quer-8° [UmsdIlagt.]235. (K a u t z S eh, Karl:) 1869-1969. Hundert Jahre Kunst- und Möbeltismlerei C.Kautzsm & Sohn, BraunsdIweig, Wilhelmstraße 87. (Braunsmweig 1969.) 4 BI. [Umsmlagt.]1.36. Be r g fe 1 d, Ernst: Hundertfünfundzwanzig Jahre "Der Optiker am Dom". (Fa. F.Niemeyer.) In: Freundeskreis d. Gr. Waisenhauses, e. V. Jg. 19 = H.55. 1969. 5.19.237. S t r 0 b ach, Bemdt: Geigenbau in Braunschweig, 125 Jahre Werkstatt Rautmann.Städtisches Museum Braunschweig, AussteIlung: Sep. bis Okt. 1969. (BraunsdIweig:Städt. Museum 1969.) 695., 19 Abb. (Arbeitsberr. aus d. Städt. Museum Braunschw. 15.)238. M und he n k e, Herhert, u. Alfred B r e c h t: Heraldik in der WirtsdIaft. I: DieBrauerwappen. In: HeraldisdIe Mitteilungen. Bd 6/7: 1969/69' (1969.) S. 9-29 mit Abb.[Darin S. 14 mit Abb.: Hofbrauhaus 'Volters AG., Braunschweig.)239. Riddaghäuser NadIridIten, mit den VeröffentlidIungen der "BürgersdIaft Riddagshausenmit Freundeskreis e. V." Jg. I, Nr I. (BraunsdIweig: Pigge) 1969. 10 S. 4 0[Kopft.]240. S te i n w e deI, AdoIf: Veltenhof. Vom Kolonistendorf zum Stadtteil; BraunsdIweigsHafen besteht 30 Jahre; Müh]enkirdIe in idyllismer Landsmaft. In: BraunsdIw. KaI.1969' S·40-41, 3 Abb.241. Kai t sc h m i d t, Wilhelm: In Veltenhof sprimt man pfälzerisdI. In: Braunsmw.KaI. 1969. S. 42.[Nachdr., s. Bibliogr. 1967, Nr 174.]242. W i s w e, MechthiId: Drei Broistedter Höfe im Jahre 1740. In: Braunschw. Heimat.Jg·55· 1969. S.88-94.243. Kr aus e, Wolfgang: Die Runica-Inschrift von Brunshausen. In: Studien zur europäischenVor- und Frühgeschichte. Neumünster 1968. S. 349-3530 Taf. 31.Calvörde s. audI Nr 10.244. War t h e man n, Rudi: Calvörde, eine vergessene Burg am Rande des DrörnIings.In: Jahresschrift d. Kreismuseums Haldensleben. Bd 10. 1969. S. 38-50, 6 Abb.Clus s. Nr 107.245. Rau I s, Wilhelm: Die Verhältnisse im Dorf Deensen vor dem Ersten Weltkrieg.In: Südhannoverscher HeimatkaI. 1969. S. 98-101, 1 Abb.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528246. Füll n er, Gustav: Evessen. Ein Dorf, ein Hügel und ein Baum. Mit Aufnahmend. Verf. In: Heimatbuch f. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 15. 1969. S. 32-39, 4 Abb.Frankenberg s. Goslar.Gandersheim s. audl ~r 1,99, 113,332.247. (K r 0 n e n b erg, Kurt:) Gandersheim. Das Reichsstift und seine Kunstwerke. (Aufnahmenvon Willi Bi r k er.) (München, Berlin: Deutscher KunstverI. 1969.) 27 S.,16 S. Abb. [Umschlagt.] (Grosse Baudenkmäler. H. 241.)248. Kr 0 n e n b erg, Kurt: Die Gandersheimer Bartholomäuskapelle und ihre Kunstwerke.Festgabe für Frau Margarete Hertel zu ihrem Geburtstage am Il. März 1969. BadGandersheim: Hertel 1969. 28 S., 9 Abb.[Darin ouch die Familie d. Stifters Heinrich von Sebexen.]249. Kr 0 n e n b erg, Kurt: Eine bedeutende Frau aus dem Hause Waldeck. Gräfin AnnaErika von Waldeck regierte das Reichsstift Gandersheim von 1589-16Il. In: WaldeckischerLandeskaI. Jg. 243: 1970. [1969'] S. 51-56, 7 Abb.Garlebsen s. Nr 166.Gielde s. Nr 44.Goslar s. auch Nr I, 38, 39, 52, 65, 75, 97,118-121,168,177,189,332,372,384.250. Goslarer Woche. VeranstaltungskaI. Jg.20. (Goslar: Thuhoff) 1969.292 S. [Umsrnlagt.][Darin u. 0.: Von olten Mühlen in Go,l.r. S. 7-8. 1 Abb. - H 0 h n e man n. Hans: Dos Siemen,hauswurde 175 Jahre olt. S. 13-14. 1 Abb. - Sc h rom m. Johannes: Im Gedenken on Dr. Hermann Pfaffendorf.(t 6. Jan. 1969) S.33. 1 Abb. - Sc h rom m. J.: Neue Straßen in Kramerswinkel. S.47. 1 Abb .•S.80-81. 1 Abb. - G r i e p. Hans-Günther: Decke mit der Legende der Heiligen Margareto. Stickerei ausWolle u. Seide auf Nessel 130 x 115 cm groß. aus d. 1. Hälfte d. 14. Jabrh. (Aus: Griep: MittelalterlicheGoslarer Kunstwerke. [T. E.]) S. 68-71. 1 Abb. - Ha h n em a n n: Die alte Posthalterei wurde vor75 Jahren geschlossen. S.95-96. 1 Abb. - Ho h n e mon n: Vor 175 Jahren wurde der Kräuterdoktor(Friedrich) Lampe geboren. S.97. 1 Abb. - Die Marktkirche. S. 103. 1 Abb. - Bronze-Taufbecken. -G run d n e r - eu lern an n [. Alexanderl: Aus der Geschichte des Naturwissenschaftlichen VereinsGo~Iar. S. 179. - Ha h n em a n n: Vor 100 Jahren starb Redn:nmeister Qohann Heinrich FriedrichWilhelm) Heyne. S. 195. 1 Abb. - G r i e p • H.-G.: Marienfigur am Rathaus. Sandstein ca. 140 cm groß; Ende15. Jahrhundert. S.114. 1 Abb. - Ha h n e m. 0 n: earl Reuß. der Mann. der Goslar den Harz schenkte.(Städt. Oberförster bis 1893.) S.248-149, 1 Abb. - W i ß m. n n. Erwin: Aus dem Goslarer Evangeliar.5.171-271. 1 Abb. - H ahn e man n: Die St. Barbara-Kirche wird geweiht. S. 271-173.125'. Schöne, Günter: Srnönes Goslar. Ein Bildband, mit e. Text von Peter Lufft.Hannover: Fackelträger-VerI. (1969.) 27 S. Text, Jl Taf. mit 64 Abb.251. Ski b a, Reinald: Goslar. 41 Bildtaf., Vorwort. (ßayreuth:) H. Schwarz [1968]. 24 BI.(Schwarz-Bildbürner.) [Bilduntersrnriften deutsrn, eng!. u. franz.]253. L e h man n, Lutz: Goslar. Geographische Untersuchung d. Mittelstadt am Harzrand.(Gekürzte Fassung.) (BcrIin 1966.) 167 S., 4 Kt., 23 BI. Tab. Ber!in FU, Math.­naturwiss. Diss. v. 16. Juli 1966.254. J 0 r dan, Kar!: Goslar und das Deutsche Reich im Wandel der Jahrhunderte. In:Harz-Zs. Jg. 11. 1969. S. 1-14.255. La n d weh r, Gütz: Die Verpfändung der deutsmen Reirnsstädte im Mittelalter.Köln, Graz: Bühlau 1967' XXXI,484 S. [Ersrn. aurn als Jur. Hab.-Srnr. Göttingen1965.] (Forsrnungen zur dt. Rerntsgesch. Bd 5.)[Darin u. a. Goslar. s. Orl5reg. S. 466.J256. Eng e I k es, G.: Der Bockmüller und der Graf von Hoya. Warum die Sarnsen dieBelagerung Goslnrs aufgaben. In: Harzer Heimatland. Geschirntsbeil. zur GoslarschenZeitung. 1969, Nr I. Vom 15.!J6. Febr.257. HilI e b r a n d, Werner: Eine Urkunde Friedrirns H. vom 13.7. Il19: Die Grundlagedes Goslarer Stadtrechts. In: Unser Harz. Jg. 17. 1969. S. 168-169, I Abb.16· 243


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528:l58. Sc h m i d, Carlo: Kaiser Friedrich 11. und seine Zeit. Festvortrag geh. am 13. Juli1969 in d. Kaiserpfalz zu Goslar anläßlich d. Feierstunde zur 750. Wiederkehr d. Tagesd. Erneuerung u. Bestätigung d. Rechte u. Privilegien d. Stadt Goslar durch Friedrich 11.(Als Ms. gedr.) (Goslar: Stadt Gos1ar 1969.) H S., 1 Siegelabb.:l59. Ba c k hau s, Kar!: Es ging um Goslars Galgen. Zur Geschichte eines Prozesses um d.Gerichtsstätte d. Freien Reichsstadt. (1664.) In: Goslarer BergkaI. Jg.3I9. 1969.S·44-48•160. La n gen er, Georg Gregorius: Die Hinrichtung der Johanne Marie Stolten imKöppelsbleek (in Gos1ar, 1771). [Vorw.:] Hans W[alter] U 1 ri c h. In: Gos1arerBergkaI. Jg. 319. 1969. S. 73-75.161. Wer n er, Wolfram: Das Leben der Goslarer um 1800. Bemerkungen zum Verdienstdes "einfachen Mannes". In: Goslarer BergkaI. J g. 319. 1969. S. 50-5 I.161. Gi d ion, Hans: Die Kapelle St. Spiritus in Goslar. Gründung d. Kapelle an Königsbrückezwischen 1191 u. 1197. Geschichte d. Patronatsherren. In: Harzer Heimatland.Geschichtsbeil. zur Goslarschen Zeitung. 1969, Nr 3. Vom 19./10. Juli. Mit 3 Abb.163. HilI e b r a n d, Werner: Der Goslarer Metallhandel im Mittelalter. In: HansischeGeschichtsblI. Jg. 87· 1969. S. 3 I-57·164. Gi d ion, Hans: Geschichte des Ratsgymnasiums Goslar, mit einer kurzen Rückschauauf das Schulwesen des Altertums und des Mittelalters sowie auf die schulischen Vorstufenin Goslar. (Goslar [: Verein ehern. Goslarer Ratsgymnasiasten] 1969.) 196 S.mit Abb.165. U h I, Hans-Georg: Reichssymbole in der Kaiserstadt. In: Goslarer BergkaI. Jg. 319.1969. S·30-34, 3 Abb.166. Griep r, Hans-Günther]: Portalsturz von 1535 (in Goslar, Breite Straße 6). Stammtdie Schnitzerei vom Meister des Brusttuches? In: Harzer Heimatland. Geschichtsbeil.zur Goslarschen Zeitung. 1969, Nr 1. Vom 11. Mai. Mit I Abb.167. Ha h n e man ~,Hans: Abraham a Santa CI ara über Goslars Dukatenmännchen. In:UnserHarz.Jg. 17. 1969.S. 131-131.168. G r i e p [, Hans-Günther]: Goslarer Bergkanne aus Nürnberg. Antrittsgeschenk d.Bergwerksunternehmers (Johann) Thurzo. Untersuchung d. St.-Georg-Figur. In: HarzerHeimatland. Geschichtsbeil. zur Goslarschen Zeitung. 1969, Nr I. Vom 15./16. Febr.Mit I Abb.169. Bai a h 0, Franz: Frankenberg und Otto IV. In: Harzer Heimatland. Geschichtsbeil.zur Goslarschen Zeitung. 1969, Nr 1. Vom 11. Mai.170. (K ars te n s , Heinrich:) Die große Barochorgel in der Klosterkirche Gos1ar-Grauhof.(überarb. Sonderdruck aus d. Goslarer Woche Nr 11/ 1968 nach d. Erstdrudc von1963.) (Goslar [1969]') 1 BI., 1 Abb.[Vgl. Bibliogr. '963. Nr '74 u. 1968. Nr 219.]17 I. T h i eIe man n r. Otto]: Die Facettenaxt von Grauhof. Ein Prunkstück steinzeitlicherHandwerkskunst. Außergewöhnliches Fundstück. In: Harzer Heimatland. Geschichtsbeil.zur Goslarschen Zeitung. 1969, Nr I. Vom IS./J6. Febr. Mit I Abb.Grauhof s. Goslar.Haieshausen s. Nr 166.Ha1chter s. Nr 180.144


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528171. V 0 i g t, Horst: 8 Jahre Landschaftspflege in Harlingerode. In: Heimatbuch f. d.Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 15. 1969. S. 6z-66, 3 Abb.z7J. Sc h u lt z, H(ans) A(dolf): Verbirgt sich in dem" Tempelhof" zu Harxbültel einemittelalterliche Burganlage? In: Braunschw. Heimat. Jg. 55.1969. S.61-63, I Abb.\Harxbüttel gehörte 14°3-183° dem St. Blasius-Stift Braunschweig.1Harzburg s. auch Nr Z3.z74. 1869h969. Von der Privatschule zum Werner-von-Siemens-Gymnasium. (Festschriftanläßlich d. Hundertjahrfeier d. \Verner-von-Siemens-Gymnasiums Bad Harzburg.Hrsg.: Albert S t 0 f f r e gen.) (Bad Harzburg 1969.) 1:8 S. mit Abb. [Umschlagt.][Darin u. I.: V Ö I k er. Eberhard: Geschichte des Wemer-von-Siemen,-Gymna,ium Bad HanburgS. 19-42, - Ehr ha r cl t. Friedrich: Aus dem Lehen des Hanburger SradtsdmldiriJ!'enren und Direktorsdes Progymnasiums und Reform-Realgymnasiums Professor Dr. Lie. Friedrich Koldewey. S. 43-44. -Kr. m er, Heinz: Z .. hl und Herkunft der Schüler in 100 Jahren. S. 4S-53. - Kr. m er. H.: Baugeschichtedes Gymnasiums Bad Harzburg von 1928-1969. S. 54-59. - Verzeichnis der Abiturienten desWemer-von-Siemens-Gymn.,iums (1917-1969). S_ "7-124.1z75. V öl k er, Eberhard: Zur loo-Jahr-Feier des Werner-von-Siemens-Gymnasiums BadHarzhurg. Vom Werden eines Gymnasiums. In: Unser Harz. Jg. 17. 1969. S.188-189,l Abb.Helmstedt s. auch Nr 9, Z5, 107, 14 Z , 143,371.176. K 1 ein e r t, Rudolf: Die Kirchen-Gemeinden Helmstedts. Kurzer Abriss ihrer Geschichte.Stand Okt. 1968. [Helmstedt 1968.] 16 gez. BI. 4° [Masch.Schr. vervielf.]z 77. K lei n e r t, Rudolf: Gemeinde-Haus St. Stephani und Kindergarten St. Stephani,9. Nov. 193


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528z83' I1olzminden, Kreisstadt an der Weser, Tor zum SolIing. I1rsg.: I1üpke & Sohn, WeserlandverlagKG Holzminden, in Zsarb. mit d. Verkehrsverein d. Stadt Holzmindcn.([Text:] Paul Kr e t s c h m er.) (llolzminden: WescrlandverI. 1969.) 6 BI. Text,Z9 BI. mit 68 Abb.Hornburg s. auch Nr 331.z84. M ö I I er, Hans-Herbert: Altsadterncuerung und Denkmalspflege in Hornburg. In:Niedersachsen. Jg. 69. 1969. S. 48z-49Z, 5 Abb., I Lageplan.185. Rem me r t, Hugo: Aus der Geschichte Jerstedts. T. 1-3. 0.0. 1965-(67). 4°[Masch.Schr. vervieIf.] [(Nds. Dorfbücher. Bd 19')] (Ländliche Volkshochschule Goslar.)186. An d r e, Gustav: Die Klosterkinne zu Kemnade. (Alle Aufnahmen: Niedersächs.Landesverwaltungsamt, Landeskonservator. 1. Aufl.) (München, Berlin: DeutscherKunstver!. 1969.) 15 S., 8 Abb. [Kopft.] [Umschlagt.:] Klosterkirche Kemnade. (GrosseBaudenkmäler. H. 185.)187. Rad e mac her, \Vilhelm: Rhüdcn. Ein bescheidener Versuch, seine Geschichte imLaufe von 1100 Jahren darzustellen. Bd 1-3. Hildesheim [1969].111,613 gez. BI. 3 Bde4° [Masch.Schr.][16'9 geteilt in Kleln-Rhüden fLkr. Gandersheim u. Groß-RhüdenfLkr. lIildesheim-Marienburg.]Königslutter s. auch Nr 107, 113.188. Das Moosholzmännchen, heimatknndliches Beiblatt des lutterschen Stadthüttels. Nr 66-73. (Königslutter am Elm) 1969. [Kopft.; Masch.Schr. vervielf.][Darin u. a.: Die s tel man n I, Rid,.rdl: Die alte Benediktiner-Abtei Königslutter in und nach derRdormation .. uit. Nr 6


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528194. R i m p au, Hans Helmut: Beziehungen zum Deutschen Osten. Erinnerungsstätten anden Deutschritter-Orden in Niedersachsen. (Lucklum.) In: Heimatland. 1969. S. 188bis 191.195. 0 I den hag e, Klaus: Kurfürst Erzherzog Maximilian Franz als Hoch- und Deutschmeister(1780-1801). Bad Godesberg: Ver!. Wiss. Archiv (1969). VIII,417 S. mit Abb.[Ersch. zugleich als Phi!. Diss. Bonn.] (Quellen u. Studien zur Gesch. d. DeutschenOrdens. Bd )4.)[Darin u. a. Landkommende Lucklum, Sitz d. Landkomrure d. Ballei Samsen Daniel Christoph Georg Grafvon der Smulenburg, '7,6-'77" Friedrim \Vilhelm Gottlob Frh. von Hardenberg. 17.8-1800, FriedrimWilhe1m Frh. von Veltheim, '743-1803.]Naensen s. Nr 166.196. M e y er, Bemd-Uwe: Nelnstedt - eine Wüstung bei Roklum. In: Heimatbuch f. d.Landkr. Wolfcnbüttcl. Jg. 15. 1969. S. 59-61, I Kt.Skizze.297. B rat man n, Kurt: NeubrUck, Sdlloß und Dorf. Im Auftr. d. Gemeinde Neubrückverf. (Neubrück) 1968. 64 S., 7 Abb.[Vorangegangene TeilveröffentI. s. Bibliogr. '964, Nr "9; '967, Nr '4°; 1968, Nr .61.]198. Moll e n hau er, Heinz: Im Zonengrenzdorf OffIeben. In: Braunschw. Heimat,Jg. 55· 1969. S. 73-75·Rammelsberg s. Goslar.RIngelheim s. Salzgitter.Rottorf s. Nr 188.199. Moll e n hau er, Heinz: Otto Schnetters Jugenderinnerungen an Rübeland. In:Unser Harz. Jg. 17. 1969. S. 112-214, I Abb.Salder s. Salzgitter.Salzdahlum s. auch Nr 10, 8r.300. Den n er 1 ein, Ingrid: Die Gartenanlage von Salzdahlum. Kommentar zu e. bishernicht identifizierten u. nicht veröffentlichten Plan. In: Niederdt. Beitrr. zur Kunstgesch.Bd 8. 1969. S. 101-110, 7 Abb. u. farb. Titelbild.Salzgitter s. auch Nr 36, 45, 81, 106, 107.3°1, Salzgitter. Monatsschrift d. Verkehrsvereins Salzgitter e. V. mit Veranstaltungska!. Jg, 7.(Salzgitter-Lehenstedt: Appelhans) [969. [Kopft.][Darin u. a.: Das Holzkruzifix von Ringelheim. Nr 4. S. 24-.6, • Abb. - König Christi.n IV. (von Dänemark)und Salzgitter (16.6). Nr 10. S. 1 u. Abb. auf Um,mlag. - S.17gitters Ri,marcKturm ist 70 Jahre alt.Nr 10. S. 4-6, 1 Abb. - Eine Straße entstand IUS Brandstätten. (Kirmstraße in Salzgitter-Bad, neu erbaut17"9). Nr 11. S. 24-25, J Abb.l301, Müll er, Jutta: Salzgitter, ein Bildband. Worte: Ouo Mau s s. ([1.] Aufl.) (Salzgitter-Lebenstedt:Niedersachsen-Foto 1969.) 10 BI. Text, 81 S. Abh. [Text deutschu. eng!.]303· Sc h re u er, Siegfried: Kemhereiche der Stadt Salzgitter. (Salzgitter) 1969. 15 gez.BI. 4° [Masch.Schr. vervielf.]304. Sc h u 1 tz, H(ans) A(dolf): Die Kirchenbauten im Stadtgebiet Salzgitter. T.l: Diekatholischen Neubauten. In: Braunschw. Heimat. Jg.55. 1969. S.96-105, 8 Abb. u.Grundrisse.(T. 1 s. Bibliogr. '968, Nr '70.]305. F 0 reh e, Wolfram: Steinhandwerklidle Erzeugnisse und ihre heimatgeschichlicheBedeutung. [Betr. d. Raum Salzgitter.] In: Unsere Hütte. Jg. 19. 1969. S. 111-1l4,18 Abb.306. Sc h u I t z, H(ans A(dolf): Die Wassermühlen im Gebiet der Stadt Salzgitter. In:Braunsdlw. Heimat. Jg. 55. 1969. S. 19-29, 17 Lageskizzen.[Die Windmühlen des Salzgittergebietes s. Bibliogr. '968, Nr 272.]147


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528307. Bei er, Herbert: Hohenrode: Vom Bauerndorf zur Wohngemeinde. In: UnsereHütte. Jg. 19. 1969. S. 165-167.4 Abb., 2 Planskizzen.Schodersledl s. Nr IR8.Schöningen s. auch N r 123.308. Unsere Heimat. Mitteilungsbl. d. Heimatvereins Schöningen u. Umgebung. Jg.18.(Schöningen) 1969. 88 S. [Kopft.J[Darin u. a.: R 0 5 e, K[2rl]: Was man aus dem t,Schöninger Wochenblatt und Anzeiger" vor 100 Jahrenu. a. erfuhr. Zsgest. u. mit Erl. versehen. (Forts. 6-8.) S. '-', r3-'4, 57-59. - R 0 • e, K.: PhilipplKaufhold und Smöningens Filmlheaterlebeu. S.3-5, '4-16, 3'-)3, 47-48. - R 0 se, K.: nSmöningismeZwiebäd


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528318. Sc h m i d t zum Berge, Kar! Ewald: Chronik des Kirchdorfes Westerode, Amt Harzburg,Kreis WolfenbütteI. [Nebst] Reg. Bad Harzburg 1966-7°' 4° [Masch.Schr][Hauptw.: 1966-7°' XXXV, 596 gez. BI.; Reg.: AusführlidIes AutorenverzeidIni •. 1970. V, 16 gcz. BI.)Wieda s. Nr 33.Wolfenbütlel s. auch Nr I, 10,25,31,32,144-146,15[,163-165,17°, 1I0, 217. 278.319. Bus eh. Siegfried: Hannover. Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen u. Stadterweiterungenin drei welfischen Residenzen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Mit 49Abb. auf 40 Taf .• teils mehrfarbig. Hildesheim: Lax 1969. XV.3 I I S. [Ersch. auch alsPhi!. Diss. Göttingen.] (Quellen u. Darst. zur Gesch. Nds. Bd 75.)320. G run 0 w. Heinz: Wolfenbüttel. Kultur und Geist einer alten Residenz und lebendigenStadt, mit Zeidm. von A[dolf] O(tto] K 0 e p p e n. In: Unser Harz. Jg.I7.1969. S. 64-69, 9 Abb.321. Tarn m e, Bernhard F.: 'Wolfenbüttcl - von den Grünflächen der Stadt. In: Heimatbuchf. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 15. 1969. S. 26-31,4 Abb.322. Gemeinde und Kirche St. Trinitatis Wolfenbüttel gestern, heute, morgen. I. Advent17[9/1969' Festsdlrift zum 250jähr. Bestehen d. St. Trinitatis-Kirche Wolfenbüttel.Hrsg. vom Kirchenvorstand. (Wolfenbüttel 1969.) 48 S., I I Abb. [Umschlagt.:] 250Jahre Sankt Trinitatis.[Darin u. a.: 0 e h m e, Albrecht: Die Geschichte der Trinitatiskinne. S. 7-18. - H art wie g. Wilhdm:Kleine Chronik der TrinitatiskirdIe-Garnison-Kirche zu v,,·olfenbüttel. S. 19-'7. - Neu kir eh,Dieter: Bilder aus WolfcnbütteJer Gärtnerfamilien. S. 34-43.)323. Mi I d e, Wolfgang: Studien zu Lessings <strong>Bibliothek</strong>ariat in Wolfenbüttel (1770 bis1781), Bücherausleihe und Büchererwerbung. In: Lessing Yearbook. I. München 1969.S·99-125·314. (K äst n er, Erhart:) Herzog August <strong>Bibliothek</strong> Wolfenbütte!. In: Bihliotheksneubautenin der Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt a. M. 1968. S. 340-344, 4 Abb.(Zeitschrift f. <strong>Bibliothek</strong>swesen u. Bibliographie. Sonderh. 9.)325. H u m me I, Carz: Ein mittelniederdeutsches Gebetbuch. (eod. Guelf. 582 Helmst.in d. Herzog August <strong>Bibliothek</strong> \Volfenbüttel.) In: Die Diözese Hihldesheim in Vergangenheitu. Gegenwart. Jg. 37. 1969. S. 1I-49, I Abb.316. BI une k, Jürgen: Die Kölncr Zeitungen und Zeitschriften vor 1814. Eine Bibliographiemit Standortnachweis. Münster (Westf.): Fahle 1966. 53 S. (Studien zurPublizistik. Bremer Reihe: Deutsche Presse forschung. Bd 7.)[So 18 u. 20 ist d. StaatsA WolfenbütteI als Standort genannt f. Einzelnummern von ,.Dienstögige Zeitung"u. "Freitägigc Zeitung", 17. }ahrh.]327. Reh bei n, Frirz: WoItori 'wollte kein Gemeindebackhaus. Aus der Zeit, als dasDorf noch zweiherrig war. In: Der Heimatspiegel. Beil. d. Peiner Allgern. Zeitung.Nr 42. 1969. Vom 3. Dez. S. 1 I, 2 Abb.328. Schultz, H(ans) A(dolf): WuHersdori ein bereits vergessenes Dorf im HelmstedterBraunlwhlengebiet. In: Braunschw. Heimat. Jg.55. 1969. S. 128-133, 5 Abb.,I Kt.Zellerield s. auch Nr 333.329. Bur 0 se, Hans: Clausthal und Zellerfeld um das Jahr 1800. Aus e. Reisebericht. In:Allgern. Harz-Berg-Kal. 1969. S. 33-37, 3 Abb.330. G r i e p, H[ans] G(ünther]: Glucke mit Küken über dem Kirchenportal (der St. Salvatoriskirchein Zellerfeld). In: L'nser Harz. Jg. 17. 1969. S. 51.1 Abb.149


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Bevölkerungs- und Personengeschichtes. auch Nr 108.33 I. Hau c k, Kar!: Stammesbildung und Stammestradition am sächsischen Beispiel. In:Männer vom Morgenstern. Jb. 50. 1969. S. 35-70.[Darin S. 58-70 .Die Ursprungssage (origo) der Samsen nam der Redaktion in der sämsismen ReidtsgesmimteWidukinds von Corvey, deutsm".]331. Kai s er, Wolfram, u. Werner Piechocki: Harzer Ärzte des 18. Jahrhunderts alsAbsolventen der Medizinischen Fakultät Halle. Mit Taf. I-III. In: Harz-Zs. Jg.11.1969. S. 123-145.[Darunter 7 Studenten aus Blankenburg. Gandersheim, Goslar, Homburg, s. Tab. : u. 3 auf S. 145.)333. L ° m m atz s eh, Herbert: Nachrichten über Schulleiter, Schulkollegen und Schülervon Lateinschulen in den Bergstädten CI aus thai, Zellerfeld und Wildemann. In: Norddt.Familienkde. Bd 8 = Jg. 18.1969. S. 113-116.334. G rot e fe n d ,Siegfried: Grotefend und Diederichs aus Niedersachsen. Ahnenlisten d.Ehepaares Siegfried Grotefend u. I1se Grotefend geb. Diederichs. Berichtigungen u.Ergänzungen. (Celle 1969.) 60 S. (Sonderveröffentlichung d. Familienkundl. Komm. f.Nds. u. Bremen sowie angrenzende ostfäl. Gebiete e. V.)[Hauptwerk s. Bibliogr. 1968, Nr 301.)335. S t a ac k, Hans: Die Ahnen des Rechtsgelehrten Rudolf von Ihering, In: Quellen u.Forsch. zur ostfriesischen Familien- u. \Vappenkde. Jg. 18. 1969. S. 117-148, I Taf. mit8 Abb.[Darin lum brlunsmw. Familien, b ... Conring nlm e. handsdJriftl. Stlmmfolge von Hans Mahrenholtz.)336. B ren t je s, Burchard: Anton Wilhelm Amo in Halle, Wittenberg und Jena. In: Mitteilungend. Inst. f. Orientforsch. Bd 15, H. I. 1969. S. 56-76.337. Mi ehe I sen, Peter: Zur Frage der Verfasserschaft des Peter Squentz. In: Euphorion.Bd 63. 1969. S. 54-65.[Darin wird 01. Quelle für d. Zusmreibung d •• Petor Squentz" mehrfldt genannt Siegmund J akkob Aplnu8gest. 173' Ils Rektor d. Agidiensmule in Braunschweig.)Baumert, Paul s. Nr 308.Beireis, Gottfried Christoph s. N r 13 I.338. Otto Bennemann. [Festschrift zum 65. Geburtstag am 17. September 1968.] (Braunschweig:braunschweig-druck [1969)') 11 S., 16 Abb. quer-8° [Umschlagt.]339. Moll e n hau er, Heinz: Ernst Bergfeld zum Gedächtnis. (e 9. März 1885 Braunschweig,t 5. Juli 1969 Braunschweig.) In: Braunschw. Heimat. Jg.55. 1969. S. 105-107,I Abb.]40. Moll e n hau er, Heinz: Zum Gedächtnis an Ernst Bergfeld (t 5. Juli 1969). (Verzeichnisder Gedichte von Ernst Bergfeld in d. Heften I-55.) In: Freundeskreis d. Gr.Waisenhauses, Braunschweig. e. V. Jg. 19 = H. 56.1969. S. 1-5, I Abb.Bemfeld, Hermann s. Nr 157.341. F ° u q u e t, Kar!: Aus Dr. (Hermann) Blumenaus Lehrjahren. In: Staden-<strong>Jahrbuch</strong>.Bd 17. 1969. S. 7-1I.]42. K I übe r, Karl \Verner: Die siebzehn Gründer von B1umenau in Südbrasilien. In:Genealogie. Bd 9 = Jg. 18. 1969. S. 581-585.[Darin o. I.: Dr. Herrnann Blumenau, Reinhold F. C. Gärtner aus Blankenburg, Franz Sallentien (Sallenthien)aus Blankenburg, Joh. Paul Kellner aus Blankenburg oder Barbed


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528343. Wo I te r, Siegfried: Wilhelm Börker, der Vorkämpfer für das Plattdeutsme. EinRückblick zur 100. Wiederkehr seines Geburtstages. (0 Z3. Juli 1869 Braunsmweig,t 15. Aug. 1953 Braunschweig.) In: Braunschw. Heimat. Jg'55' 1969. S. 140-14z,I Abb. - Auch in: Freundeskreis d. Gr. Waisenhauses, Braunschweig, e. V. Jg. 19 =H. 56. 1969. S. Zo-ZI. [Ohne Abb. u. d. T ... Wilhelm Börker 100 Jahre".]344. B 0 e t t ich er, lIans lIermann v.: Peter Böltidler, Kanzler des Stifts Halberstadt,Ahnherr einer zahlreichen Namkommenschaft. In: Genealogie. Bd 9 = Jg. 18. 1969.S.617-618.[Bischof von Halberstadt war zur Zeit von Böttichers Kanzlerschaft Herzog Heinrich Julius zu Braunschwcigu. Lüneburg.)Bonhorst, Leonhard von s. Nr 87.Bracke, \Vilhelm s. Nr 85, 88.Bruns, Viktor von s. Nr z78.345. BI u m e nt hai, Robert v.: Die Familie Büttner aus Minden an der Weser. In:Norddt. Familienkde. Bd 8 = Jg. 18. 1969. S. 172-178.346. 1\1 0 I1 e n hau er, Heinz: Der Hofgärtner Christi an Burmester. In: Freundeskreisd. Gr. 'Waisenhauses, Braunschweig, e. V. Jg. 19 = H.56, 9169. S.22-z4, I Abb.347. Moll e n hau er, Heinz: Der Hofgärtner Gustav Burmester. In: Freundeskreisd. Gr. Waisenhauses, Braunschwcig, e. V. Jg. 19 = H.57. 1969. S. 11-15, 1 Abb.348. Bur me s t er, Gusta,,: Mein Aufenthalt in den U. S. A. 1851-1853. In: Freundeskreisd. Gr. Waisenhauses, Braunschweig, e. V. Jg. 19 = H. 57.1969. S. 16-ZI.349. (G e f f e r s, Walter:) In memoriam - Bemhard Butz. Am 13.0kt. 1968 verstarbunerwartet Kreisverwaltungsrat Bemhard Butz. In: Heimatbote d. Landkr. Braunsmw.[15.] 1969. S. Zo-ZI, 1 Abb.Calixt, Georg s. Nr 111.350. Bur 0 se. Hans: Caspar und Henning Calvör in ihrer Bedeutung für den Oberhan.In: Heimatland. 1969. S. 135-143, I Al>b.Campe, Joadlim Heinrim s. Nr 148.351. Sc h i eck e I, Harald: Historiker und Archivare unter den Namkommen von BenedictCarpzov (1565-1624). In: Archivalische Zs. Bd 65. 1969. S. 197-204.Chemnitz, Martin s. Nr 110.Clum, Magdalene u. Margarethe von s. Nr II3.Conring, Familie s. Nr 335.352. Sc h ä f er, Walter: Johann Heinrim Bemhard Dräseke, der Prediger im Vorfeldder Erweckung lind sein Beitrag zur Politischen Ethik. Verden 1969. 58 S. Ob. d. Ges.f. ntls. Kirchengesmichte. Bd 67, Beih.)353. E y 11, Klara von: Voraussetzungen und Entwicklungslinien von Wirtsmaftsarmivenbis zum Zweiten Weltkrieg. Köln: Rhein.-WestfäI. Wirtsmaftsarmiv 1969. llZ S.[Ersch. auch als Wirtsdlafts- u. sozialwiss. Diss. Köln.] (Schrr. zur rhein.-westfäI.Wirtsmaftsgesch. N. F. Bd zo.)Darin u. a. Würdigung von Richard Ehrenberll. ·5. a. 1857 Wolfenbüttel, t 17. 11. 1911 Rostod


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig354. E y 11, Klara von: Die Entstehungsgesdlidlte der frühen Wirtsdlaftsardlive. Referatvor d. Wirtsdlafts-, Presse- u. Parlamentsardlivaren auf d. Deutschen Archivtag in Kiel1969. In: Atdliv u. Wirtsdlaft. Jg. 1. 1969. S. P-63.[Darin S. 56: Richard Ehrenberg.]Engehausen, Johanne Louise Christine s. Hebbel.355. Die s tel man n, R[idlard]: Abt Johannes Fabrlcius von Königslutter. Konsistorialrat,Professor u. Generalschulinspektor. In: Braunschw. KaI. 1969. S. 51-53.Forstenheuser, Georg s. Nr 79.Frlderlci, Johann Georg 5. Nr 30.356. Be r g fe I d, Ernst: Käthe Friedrichs siebzig Jahre. In: Freundeskreis d. Gr. Waisenhauses,Braunsdlweig, e. V. Jg. 18 = H. 54. 1968. S. 14.Gärtner, Kar! Christian s. Nr 154.Gärtner, Reinhold F. C. s. Nr 341.357. Gauss-Gesellschaft e. V., Göttingen. Mitteilungen. Nr 6. Göttingen 1969. 14 S. mit Abb.[Darin u. a.: Bio r man n, Kurt-R[einhardJ: A. Quotelet über .einon Besuch bei C. F. Gauß. S.4-' In: Ardliv f. Sippenforsdl. u. alle verwandtenGebiete. Jg. 35 = H. 35. 1969. S. 174-184, 16 Abb.[Darin Georg Ludwig Siegfried Gropius ('716-'784), Pastor zu Räbke, dessen 5 Söhne u. 1 Töchter mitNachkommen.]Grotrlan, Familie s. Nr 117.Hahnemann, Samuel s. Nr 188.Hansen, Familie s. Nr 308.Hardenberg, Friedrich Wilhelm Gottlob Frh. von s. Nr 195.Harms, Eridl s. Nr 308.360. B r 0 s i u s, Dieter: Leonhard Christoph A d 0 I f Hartwieg, brannsdlweig. Staatsminister.In: Neue dt. Biogr. Bd 8. 1969. S. 10-11.361. K n uds e n, Hans: Johanne Louise C h r ist i n e Hebbel geb. Engehausen (Ps.Enghaus>, Schauspielerin. In: Neue dt. Biogr. Bd 8. 1969. S. 159-160.361. Pa u s c h, Oskar: Alb e r t Willi Amandus Max Heine, Regisseur, Sdlauspieler,Burgtheaterdirektor. In: Neue dt. Biogr. Bd 8. 1969. S. 191-191.363. B u tz man n ,Hans: Friedridl Kar! 0 t t 0 v. Heinemann, Historiker, <strong>Bibliothek</strong>ar.In: Neue dt. Biogr. Bd 8. 1969. S. 300-301.364. G r u b er, Georg B.: Lorenz Heister, Anatom, Chirurg. In: Neue dt. Biogr. Bd 8.1969. S·458-459·365. K 0 c h, Peter: J ° h a n n Christian Ludwig Hellwig, Mathematiker und Naturwissenschaftler.In: Neue dt. Biagr. Bd 8. 1969' S. 489-49°'366. Beyreuther, Eridl: Heinrich Philipp Konrad Henke, ev. Theologe,Kirdlenhistoriker. In: Neue dt. Biogr. Bd 8. 1969. 5.526.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528367. Q u ern er, Hans: Her man n Paul August Otto Henking, Zoologe, Fischereibiologe.In: Neue dt. Biogr. Bd 8. 1969. S. 529-530.368. Henneberg (ev.) Braunschweiger Familie, die viele hohe Beamte im Post- und Verwaltungsdiensthervorgebracht hat. In: Neue dt. Biogr. Bd 8. 1969. S.539-54I.369. EI wer t, W. Theodor: Friedricll Christian Lud w i g Herrig, Schulmann und Neuphilologe.In: Neue dt. Biogr. Bd 8. 1969. S. 684.Heyne, Johann Heinrich Friedrich s. Nr 250.370. Hili e gei s t, Hans-Heinrich: 400 Jahre Familie Hillegelsl In: Allgern. Harz- Berg­Kat 1969. S. 1°3-106, 4 Abb.371. Bar n s tor f, Heinrich: Dr. Joachimus Jungius


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig379. Löhneysen, Heinz Frh. von: Die Vorfahren des braunschweigischen Stallmeistersund Berghauptmanns Georg Engelhard von Löhneysen (1551-1622). Ein Beitrag zurBismarck-Ahnenforschung. In: Genealogie. Bd 9 = Jg. 18. 1969. S. 618-621.Ludoli Johanniterkomtur in Goslar s. Nr 38.380. Mit gau, Hermann:' Namhafte Abkommen eines braunschweigischen (-Holzmindener)Zweiges der Dortmunder Honoratioren und Großkaufherren (v.) Mallinckrodt(17.!J8. Jahrhundert). In: Braunschw. Jb. Bd 50. 1969. S. 71-81,4 Abb., IV Stammtaf.Meding, Engelbert von s. Nr 38.Meissner, Paul s. Nr 308.Menzel, \Valter s. Nr 308.Meyer, Heiso s. Nr 170.381. Meyer-Rotennund, Kurt: Im Widerstreit dreier Berufe. In: Freundeskreis d. Gr.Waisenhauses, Braunschweig, e. V. Jg. 19 = H. 56. 1969. S. 18-19.381. M u m m e, Hermann: Die Mummen aus Westerlinde. In: Heimatbuch f. d. Landkr.Wolfenbüttel. Jg. 15. 1969. S.40-44, 1 Abb.Northeim, Grafen von s. Nr 51.Oerter, Sepp s. Nr 91.Oldershausen, Familie von 5. Nr 99.Persuhn, Hermann s. Nr 341.Pfaffendorf, Hermann s. Nr 150.383. P (a pe) , U(we): Hilde Pfelffer-Dürkop in memoriam. (e I. Jan. 1897 Braunschweig,t 13· Juni 1969 Braunschweig.) In: Braunschw. Heimat. Jg. 55. 1969. S. 141-143.Raabe, Wilhe1m s. Nr 155-158.Rautmann, Familie s. Nr 137.Reuß, Carl s. auch Nr 150.384. Ha h n e man n, Hans: Verdient um die Goslarer Stadtforst und den Harzdub, CarlReuß zum Gedächtnis. In: Unser Harz. Jg. 17. 1969. S. 130-131, I Abb.385. R öhr, Heinz: Die Röhr/Roder (Reuer). In: Norddt. Familienkde. Bd 8 = Jg. 18.1969. S. 146-15°'Sallentien (Sallenthien), Franz s. Nr 341.Sdmetter, Otto s. Nr 199.SdlUlenburg, Daniel Christoph Georg Graf von der s. Nr 195.Schwalenberg, Grafen von s. Nr 61.Sebexen, Heinrich von s. Nr 148.Selow, Johann Michael van s. Nr 117.Sierstorplf, Frh. Kaspar Heinridl von s. Nr 101.386. S ö c h t i g, Friedrich: Julius Spiegelberg, der Gründer der ersten deutschen Jutespinnereiin Braunschweig. In: Braunschw.lIeimat. Jg. 55· 1969. S. 79.387. B r an d t, Ahasver v.: S(igfrid) H(enry) Steinberg 1899-1969. In: Hansische GeschichtsbII.Jg.87. 1969. S. 1-6, 1 Abb.Stolberg, Christi an u. Friedrich Leopold Graf zu s. Nr 18.Stolten, Johanne Marie s. Nr 160.154http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528388. Moll e n hau er, Heinz: Ein Besum bei der Kunstmalerin Clara Stromberg inGreene. In: Freundeskreis d. Gr. Waisenhauses, Braunsmweig, e. V. Jg.18 = H.54.1968. S. 11-13, 1 Abb.Teyler, Johannes s. Nr 145.389. II i I I m er, Rolf: Die Familien der Besitzer des Allodial-Gutes zu Suderburg im LandkreisUelzen. (I: Die von Thale.) (Norderstedt) 1969. 40 gez. BI. 4° [Masch.Schr.]Thuleslus, Daniel s. Nr %17.Thurzo, Johann s. Nr 168.Valkenstein, Borchert u. Otto Graf von s. Nr 37.Velthelm, Friedrim Wilhelm Frh. von s. Nr 195.390. R 0 sen, Edgar R[obert]: Eduard Vleweg - Leben und Werk. Zum 100. Todestagdes Braunsmweiger Verlegers u. Politikers (t I. Dez. 1869). In: Mitteilungen d. TUCarolo-Wilhelmina zu Braunsmweig. Jg. 4, H. '1.1]. 1969. S. '1.-1'1., I Abb.Waldeck, Gräfin Anna Erika von s. Nr '1.49.391. Genealogismes Handbum der adeligen Häuser. Hauptbearb.: Walter v. H u e e k. A,Bd 10. Limburg a. d. Lahn: Starke 1969. XXXVI,571 S. (Geneal. Handbum. d. Adels.Bd 45.)[Darin S. )16-)18, I Wappenabb.: Geschlecht v. Wallmoden.lWeferlingen, Gerhard von s. Nr 38.WeIdam, Katharina von s. Nr 78.391. Mon z, Heinz: Unbekannte Kapitel aus dem Lehen der Familie Johann Ludwig v.Westphalen. In: Archiv f. Sozialgesch. Bd 8. 1968. S. 147-160.393. Ur gel a, Jozef: Zaciatky lesnfdceho vysokeho ~kolstva na Slovensku, Dr. HeinrimDavid Wllckens (1763-1832). Aus: Zbornfk lesnfckeho, drevarskeho a pol'ovnfdcehomuzea. Mitteilungen des forst-, jagd- und holzwirtsmaftlimen Museums. 1968, 5. S.95-115, '1. Abb.[So 114-115: Deutsche Zusammenfassung .Die Anfänge des Forsthcxhschulweseus in der Slowakei, Dr. H.D. Wilckcns (176)-1831>".]Winter, Ernst s. Nr 90.Züchner, Familie s. Nr 311.155


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Chronik des Braunschweigischen Geschichtsvereinsvon Juni 1969 bis April 1970Die Hau p t ver sam m 1 u n g des Jahres 1969 fand 3m 4. Juni 1969 im "GrünenJäger" zu Riddagshausen statt und wurde wegen Verhinderung des Vorsitzenden durchdessen Stellvertreter, Archivdirektor Dr. K ö ni g, geleitet. Nach Verlesung eines Glückwunschschreibensan Herrn Kaufmann earl Heimbs zum 91.Geburtstag und der Totenehrungberichtete der Geschäftsführer, Archivoberrat Dr. Q u e r f u r t h, über die Tätigkeit desVereins seit der letzten Hauptversammlung, wobei besonders die im Winter 1968/69 neuaufgenommenen Vorträge in kleineren Städten des Braunschweiger Landes hervorgehobenwurden. Anschließend verlas der Schatzmeister, Kustos Dr. S pie s, den Kassenbericht,der von den Kassenprüfern in Ordnung befunden war, und erhielt Entlastung. Die HerrenDr. Neu kir c hund Dr. Q u e r f ur t h gaben sodann eine Vorschau auf die geplantenStudienfahrten bzw. Vorträge. Über das im Satz befindliche <strong>Jahrbuch</strong>, das dem früherenVorsitzenden des Geschichtsvereins, Herrn Präsidenten a. D. Dr. F. K nos t, gewidmetist und diesem am 21. September 1969 zum 70. Geburtstag überreicht wurde, berichteteDr. K ö n i g als Schriftleiter. Er teilte gleichzeitig mit, daß die Reihe der "Quellen undForschungen zur braunschweigischen Geschichte" mit der Arbeit von Dr. Mechthild W i s w e"Die Flurnamen des Salzgittergebietes" und der baugeschichtlichen L'ntersuchung von Dr.Peter Gi e sau über "Die Benediktinerkirche St. Ägidien zu Braunschweig" (beide inzwischenerschienen) fortgesetzt werden soll. Auch über die wissenschaftlichen Vorhabender Historischen Kommision für Niedersachsen, soweit sie sich auf das Land Braunschweigbeziehen, wurde kurz berichtet. Im Namen des verhinderten BankabteilungsdirektorsRun te, der eine Neufassung der Satzung bearbeitet hatte, trug Dr. K ö n i g den neuenEntwurf vor, der mit kleineren Abänderungen von den anwesenden Mitgliedern einstimmigangenommen wurde (und inzwischen vom Amtsgericht genehmigt worden ist).Auf Vorschlag des Vorstandes wurde dieser unter einstimmiger Zustimmung der Mitgliederversammlungdurch Bankdirektor Fritz Ger h a r d, Bankabteilungsdirektor PeterRun t e und Archivoberrat Dr. Walter D e e t e r s ergänzt.Die Mitgliederversammlung schloß mit einem interessanten Kurzreferat unseres Mitglieds,Kreisoberverwaltungsrats Dr. Gustav Füll n er, Wolfenbüttel, unter dem Titel:"Rund um die Klosterkirche Riddagshausen."*Von den 6 unter Leitung von Dr. Dieter Neu kir c h stehenden S t u die n f a h r t e nführte die erste am 10. Mai 1969 als Halbtagsausflug in die Stadt malerischer Fachwerkbautennach H 0 r n bur g. Bereits beim Abbiegen von der B 4 in Schladen in RichtungIsingerode - Hornburg erörterte Dr. M e i beye r, Braunschweig, die ungleich verkehrsgünstigereLage Schladens an der B 4 und der Eisenbahnstrecke Braunschweig - Goslargegenüber Hornburg. Durch die Verlegung der Zuckerfabrik von Hornburg nach Schladen,durch die stärkere Besetzung mit Geschäften, Gaststätten usw. hat Schladen viele Vorteilevor dem wirtschaftlich nicht so günstig gestellten Hornburg (vergleiche dazu den Aufsatzvon W. Me i beye r "I1ornburg - Stadt an der Zonengrenze. Ihre Entwicklung undgegenwärtige Situation", in: Neues Archiv für Niedersamsen Bd.15, 1966, S.58-67, woder verzweifelte Kampf der durch die Zonengrenze von ihrem Hinterland abgeschnittenen


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Stadt Hornburg geschildert wird). Auf dem Hof der 1645 zerstörten, 1921 teilweise wiederaufgebauten Burg Hornburg berichtete Dr. Me i beye r über die bewegte Geschichte derStadt, die als Grenzort der Bischöfe von Halberstadt gegen Hildesheim und die Herzögezu Braunschweig-\VoIfenbüttel sowie durch ihre Lage an der Gabelung der Straßen Braunschweig- Halberstadt und HiIdesheimlGandersheim - Halberstadt, nicht zuletzt auch durchihren Hopfenhandel einst größere Bedeutung besaß. Durch die Zusiedlung von etwa 6Wüstungen hat Hornburg heute mit knapp 2Z qkm die weitaus größte Feldflur im LandkreisWoIfenbüttel, dem es seit 1941 zugehört. - Bei einem Stadtrundgang wurde sodann diebauliche Entwicklung der Stadt, vor aIIem aber der Reichtum des Ortes an prächtigen Farowerkhäusernin Augenschein genommen. (Ober die Leistung der Denkmalpflege dase1bstvgI. neuerdings Hans-Herbert M ö 11 e r ~Altstadterneuerung und Denkmalspflege in Hornburg.In: Ztschr. ~Niedersachsen" 4'1969, S. 482-492). - Nach der Kaffeepause in "WiIIeckesLust" kam es dann zu einem Spaziergang auf den Ausläufer des Kleinen FaIIstein bi~ zurZonengrenze mit weitem Blick auf das ursprüllglith zum Hinterland Hornburgs gehörendeGebiet, dessen Struktur und \Virtschaftsform eingehend erörtert wurden. Vor dem Verlassendes Ortes erläuterte Dr. Me i beye r am Beispiel der \Vüstung Ziesel, wie mandurch Scherbenfunde (insbesondere der sog. blau-grauen Ware), durch Untersuchung frühererZehntzahlungen und der Besitzverhältnisse einzelner Bauern sich ein Bild von Vorhandenseinund Größe eines untergegangenen Dorfes machen kann.Die zweite Studienfahrt am Sonntag, dem 8. Juni 1969, befaßte sich vorzugsweise mitden Städtegründungen Heinrichs des Löwen in Südniedersachsen (G ö t tin gen undM ü n den). Sie stand unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. B eu e r man n,Braunschweig. Nach einer ausgedehnten Fahrt durch die Außenbezirke der Stadt Göttingellbegann der eigentliche Stadtrundgang, bei dem den Fahrtteilnehmern die Erkenntnisse zurTopographie der Göttinger Innenstadt, wie sie in Prof. Beuermanns gleichnamigem Aufsatzin den Berithten zur Deutschen Landeskunde, Bd. 25, 1960, I, S.93-128, niedergelegt sind,im einzelnen erläutert wurden. Prof. Go e t tin g gab bei einigen Objekten Ergänzungenvon seiten der Patrozinienforschung. - Ober Dransfeld ging es dann zum H 0 h e n Hag e n ,wo Prof. Be u e r man n von der Höhe des 1964 erbauten neuen Gaußturms die umliegendeLandschaft und ihre Höhenzüge aus der Sicht des Geographen erklärte. In H a n n. M ü n denzeigte sich, daß die Altstadt ebenso wie Göttingen im Umriß ein Halboval mit der heutigenLangen Straße als Längsachse aufweist. Der Markt liegt im Schnittfeld des Hauptstraßenkreuzes.VgI. im übrigen das Buch von A. Be u e r man n "Hann. Münden. Das Lebensbildeiner Stadt" (Göttingen 1951). Nach der Kaffeetafel auf der TiIlyschanze erfolgte dieHeimfahrt weserabwärts über Kloster Hilwartshausen, Hemeln, Bramwald, Dransfeld nachBraunschweig.Anlaß für die nadlmittagliche Fahrt am 16. August 1969 war die Ausgrabung einesGroßsteingrabes ganz frühen Typs auf der Gemarkung No r d s te i m b k e, das sich vonden bisher im Braunschweiger Land ermittelten Megalithgräbern (Lübbensteine, GroßSteinum, Evessen usw.) deutlich unterscheidet. Der Ausgräber, Oberkustos Dr. N i q u e t, stellteden Fund in folgenden größerem Zusammenhang: In den ersten Jahrhunderten des viertenJahrtausends wohnten in unserer Gegend südlich der Löß grenze, die in der Höhe vonBraunschweig und am Nordrand des Elms (etwa in Richtung der B I) verläuft, die Ban d­k e r ami k er, die erstmals Vorratswirtschaft trieben und dadurch vorn täglichen Kampfums Dasein unabhängig waren. Sie pflegten ihre Toten in unscheinbaren Erdgräbern zubestatten. Nördlich der Lößgrenze haben sich Spuren von einer anderen Kulturgruppe,nämlich von den Me sol i t h i k ern, mittelsteinzeitlichen Jägern und Fischern, feststellenlassen. Als eine gänzlich anders geartete Kultur erscheint im 3. Jahrtausend von Jütlandund Südschweden kommend die Tri c h t erb e ehe r k u 1 t ur, die bis 1800 v.ehr. bestimmend für Nordwestdeutsdlland wird und sich im Gebiet der Bandkeramikerausbreitet. Zunächst hatte sie nur unscheinbare Erdgräber, dann aber begann sie, die Totenin Steingräbern von 2 m Länge, 50 cm Breite und einem Findling als Deckstein darüber zubegraben. Um mehrere Tote darin bestatten zu können, vergrößerte man im Laufe der Zeitdas Grab und gab ihm an der Schmalseite einen Eingang. Solche eingetieften Gräber nennt'7 "57


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528man mit einem keltischen Wort auch D olm e n, d. h. Steintische. Einen in Form vonGanggräbern hergesteIlten, fortgeschrittenen Typ dieser Megalithgräber besitzen wir imBraunschweiger Land auf dem St. Annenherg hei Helmstedt (Lübbensteine), in Gr. Steinumam Dorm, in Süpplingen und in Gr. Mahner. Da diese Großsteingräber früh die Aufmerksamkeitder Menschen erregten, sind sie meist ausgeplündert worden. So sind auch in denbraunschweigischen Großsteingräbern keine oder nur wenige Funde entdeckt worden. Auchdie Grabsteine selbst wurden meist für Straßenbauten wirtschaftlich genutzt.Umso erfrculidler ist es, daß der Landwirt \Vilfried von S te i m k er, als er 1968 aufseinem Ad{er in Nordsteimke mehrere große eingetiefte Steine entdeckte, sofort denLehrer des Ortes, Herrn Müll er, benachrichtigte, der dann über den Landkreis Helmstedtden Staatlichen Bodendenkmalpfleger in Wolfenbüttel in Kenntnis setzte. Als diese Steinedann von Dr. Ni q u e t ausgegraben wurden, steIlte sich heraus, daß es sich um einenVrdolmen, einen besonders alten Typ der Megalithgräber, handelt. Der Dolmen bestehtaus 6 Stützsteinen und einem Deckstein von z m Länge und 1,70 m Breite im Gewicht von60 bis 80 Ztr. = 3 bis 4 to. Er war mit einem Einstiegloch versehen. Die Steine habenjeweils eine durch Gletscherschliff bewirkte glatte Fläche. Das Grab dürfte der Zeit um2300 v. Chr. entstammen und steIlt im Gebiet zwischen Eibe, Weser und Aller das einzigebisher ermittelte Großsteingrab dieses frühen Typs dar. Leider haben sich auch in diesemGrab keine Funde mehr ermitteln lassen. Aus einzelnen, dem I3.1r4. Jh. entstammendenScherben, die bei dem Grab entdeckt wurden, darf man vielleicht schließen, daß das Grabschon zu dieser frühen Zeit gestört wurde. Es liegt wie das in Gr. Steinum an dem H a n geines kleinen Berges, während sich die Lübbensteine auf einem Berg, dem St. Annenberg,befinden. Die Steine sollen in Kürze von dem Acker des Herrn von Steimker entfernt undauf Anregung des Gemeindedirektors in einwandfreier \Viederherstellung auf einem freienPlatz in der Nähe des Sportplatzes aufgestellt werden.Nach eingehender Aussprache über den neuen Fund begaben sich die Fahrtteilnehmerzur Kirche, um dort von Lehrer Müll e r Näheres über die Geschichte des Ortes Nordsteimkeund der Kirche zu hören. Der Il38 erstmals queIlenmäßig als "Steinbeke" bezeugteOrt erhielt um 1360 die Bezeichnung "Nordsteimke", um ihn von Klein Steimke im Hasenwinkelzu unterscheiden. Von 13II bis in die Mitte des 16. Jh. gab es in Nordsteimke einritterliches Geschlecht von Stenbeke, ferner von 1580 bis heute ein bäuerliches Geschlechtvon Steimker, dem auch der Besitzer des Ackers, auf dem das Großsteingrab entdeckt wurde,angehört. Das Rittergut, ein einfacher, schlichter Bau des 18. Jhdts., gehörte von 1339 bis1648 den von Marenholtz, bis 1768 den v. Knesebeck, dann nach zwei Zwischenbesitzernab 1846 bis heute den Grafen v. d. Schulenburg. Der Vorgängerbau des jetzigen Gutshausesist noch durch einen Merianstich bekannt.Die Kirche des Ortes ist dem hI. Nikolaus geweiht. Nur der aus romanischer Zeitstammende Turm kündet noch von ihrem hohen Alter, das Schiff ist 1904 erneuert worden.Der hervorragendste Schatz der Kirche ist neben einem gotischen Kruzifix ein spätgotischer,dreiteiliger, polychromer Schnitzaltar, dessen Mittelschiff die Kreuzigungsgruppe nebst vierHeiligen zeigt, während die Seitenflügel Begebenheiten aus dem Leben des hl. Nikolausdarstellen. Der Ort hat 990 Einwohner, davon 55 % Heimatvertriebene. Sein berühmtesterSohn ist der Industrielle Heinrich Büssing (1843 bis 1929). Nur noch 1/8 der Bevölkerungnährt sich von der Landwirtschaft, 1/8 arbeiten in der Stadt Wolfsburg. Sollte Nordsteimkeeinmal in Wolfsburg eingemeindet werden, dann kommt es nicht mit leeren Händen: NebenKirche und Gutshaus bringt es ein wertvolles urgeschichtliches Denkmal mit, das, wennerst neu aufgesteIlt, sicherlich von vielen Wolfsburgem und Braunschweigern aufgesudltwerden wird.Die Studienfahrt schloß unter Führung von Pastor B 0 e t t ehe r mit der Besichtigungder M a r i e n kir ehe in der Nähe des Sdllosses Wolfsburg, die mit mehreren barockenEpitaphien und Grabsteinen sowie einem wertvollen alten Kruzifix geschmückt ist.Die diesjährige Zweitagesfahrt führte am 30h I. August 1969 in das Gebiet der Backsteingotikum E b 5 tor f, L ü n e bur g, Bar d 0 wie kund L ü n e. Auf der denZ58


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Wolfenbüttelem und Braunschweigern vertrauten Salz-Heidestraße, der B 4, ging es durchden Papenteich mit seinen vielen ,,-büttel" = Orten, deren südlichster ja bekanntlich.. WoIfenbüttel" ist, an Gifhom - L'elzen vorhei zum Kloster Ebstorf. Höchstes Interessefand hier vor allem die Kopie der berühmten Ebstorfer Weltkarte, jener großartigen Versinnbildlichungdes räumlichen und geschichtlichen Weltbildes des Mittelalters. Im Kreuzgangdes Klosters fanden die Malereien in den Glasfenstern besondere Beachtung, da sienach dem "Spiegel des menschlichen Heils", einem in der Herzog August <strong>Bibliothek</strong> zuWolfenbüttel beruhenden Bilderbudl zur Andacht aus dem hohen Mittelalter gestaltet sind.Als Proben der berühmten textilen Arbeit des Klosters wurde ein sogenanntes Bank- oderRücklaken und ein Altarvorhang gezeigt.In L ü n e bur g hatten die Teilnehmer den Vorzug, von Museumsdirektor Dr.K ö r n er, durch den komplizierten baulichen Komplex: des Rathauses geführt zu werden.Während die älteren Teile mit Stadtarchiv, Gerichtslaube, Gewandhaus, Alter Kanzlei,Bürgermeisterkörkammer und Fürstensaal dem 13.-15. Jh. entstammen, ist die Fassade zumMarktplatz erst um 1720 geschaffen worden. Der Fiirstensaal zeigt Bildnisse sämtlicherbraunschweig-Iüneburgischer Herzöge; auch die Kaiserin Theophanu ist dort im Bild vertreten.Im Gewandhaus waren Nachbildungen des kostbaren Lüneburger Ratssilbers ausgestellt,daneben auch jene berühmte Sachsenspiegel-Handschrift von 1448, in der die imJahre IZ 3S erfolgte Belehnung Ottos des Kindes mit dem Herzogtum Braunschweig- Lüneburgbildlich dargestellt ist. Man erkennt wie Kaiser Friedrich H. dem Herzoge die Lehnsurkundeüberreicht, deren Original im Staatsarchiv Wolfenbüttel aufbewahrt wird.Ein aus einem Geologen (R. Sc h m i d e k), einem Historiker (Oberstudienrat G.Me y er) und einer Geographin (Dr. L. Re i n h ar d t - D r i s chi er) gebildetes Teammachte die Teilnehmer sodann mit den für Lüneburg charakteristischen Senkungs- undSetzungserscheinungen (Ablaugungen und Bodenpressungen) bekannt, die sich in den Teilender Stadt bemerkbar machen, die auf einem Salzstock errichtet sind. Zum Glück ist das Gebietum die Johanniskirche und den "Sand" davon nicht betroffen. Ein Blick vom Kalkberg ließdie Entwicklung der Stadt mit ihrem Markt-, Salz-, Sand- und Wasserviertel gut erkennen.Eine Rundfahrt durch die Außenbezirke ermöglichte Eindrucke von der in Lüneburg angesiedeltenMaschinen-, Sperrholz-, chemisdlcn und Bekleidungsindustrie. Der Abend warmehr kunstgeschichtlichen Erörterungen gewidmet.Am Vormittag des zweiten Tages wurde unter Führung von Obersmdienrat G. Me y e rzunächst der Flecken Bar d 0 wie k besichtigt, ein Ort, der sich nach seiner Zerstörungdurch Heinrich den Löwen im Jahre 1189 von einem bedeutenden Handelsplatz zu einerKleinstadt zuruckentwickelt hat. Mit Wolfenbüttel weist der Ort insofern eine Parallele auf,als auch er sich nach seinem Niedergang stark auf Gemüseanbau konzentrierte. Das glcidlegeschah in Wolfenbüttel, als die Residenz 1754 nach Braunschweig verlegt und die fürstlichenKüchengärten sowie die Gärten der fortziehenden Hofbediensteten zur Anlage vonGärtnereien dienten.Nach kurzer Fahrt standen die Teilnehmer dann auf dem Elbufer bei Artlenburg, wosich einst ein alter befestigter Elbübergang befand. Wenige Minuten davon werden dieüberführung der B z09 über den im Bau befindlichen Elbe-Seitenkanal (Nord-Süd-Kanal)und das Sperrtor Artlenhurg errichtet. Prof. A. Sc h u I tz e von der Pädagogischen HochschuleLüneburg erläuterte hier die wirtschaftliche Bedeutung der neuen Wasserstraße.Auf der Rüddahrt in· Richtung Lüneburg standen die Marschhufensiedlungen Hohnstorfund Avendorf an der Eibe mit ihren Langstreifenfluren im Mittelpunkt der Betrachtung;im weiteren Verlauf der Route die Veränderungen des Siedlungsbildes beim übergang vonder Marsch auf die Geest.Reizvoll war so dann der Vergleich des nom im mittelalterlichen Zustand erhaltenenKlosters L ü n e und seiner ineinander geschachtelten Backsteinbauten mit dem smloßartigenBarockbau des Klosters M e d i n gen. In bei den Klöstern hekamen die Teilnehmerhervorragende BiIdteppime zu sehen: in Lüne das berühmte Banklaken von 149l mit der


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigLebensgeschichte des hl. Bartholomäus und in Medingen den kostbar gewirkten 'Wandteppich,der in der Geschichte Josephs, des Sohnes Jakobs, die Leiden des Gerechten darstellt.Im schönen, waldreichen Kurort Be v e n sen, wo der Arbeitskreis für niederdeutsdIeSprache und Dichtung mit Moritz Jahn, Georg Grabenhorst u. a. alljährlich zusammenzukommenpflegt, fand die Fahrt ihren Abschluß.Die vorzüglich gelungene Restaurierung der Oberburg in Des ted t bewog den Geschichtsverein,am Sonnabend, dem II. Oktober 1969, dieses schöne, an der Westseite desElms gelegene Sdlloß als erstes Ziel anzusteuern. Vor dem Portal begrüßte Baron Ludolfv. V e I t h e i m die Fahrtteilnehmer. Von ihm und Bezirkskonservator Dr. M ö II e r erfuhrensie das Wichtigste über Geschichte, Gestaltung und Restaurierung des Sdllosses.Von der alten Wasserburg in Destedt, die einst die Handelsstraße Braunschweig -Magdeburgkontrollierte und spätestens seit 1356 im Besitz des Geschlechts v. Vcltheim ist, hatsich nichts mehr erhalten. Da sie nämlich den Osthandel der Braunschweiger beeinträchtigte,ist sie 1340 bzw. 134Z von diesen zerstört worden. Der Wiederaufbau in der heutigen Formerfolgte erst 1693 durch Ludolf v. Veltheim und seine aus Mecklenburg stammende GemahlinHelene v. Bibow. Baumeister des Schlosses ist Johann Balthasar Lauterbach, Professor an derRitterakademie in Wolfcnbüttcl und Schöpfer des Salzdahlumer Schlosses. Ein Plan desDestedter Baus befindet sich in der Herzog August <strong>Bibliothek</strong> in Wolfenbüttel. - Die bereitsam Anfang des 17. Jhdts. erfolgte Teilung des Besitzes und die Bildung einer Ober- undUnterburg blieben ohne Bedeutung, da beide Teile schon seit 1740 wieder in einer Handvereinigt wurden.In hohen Stellungen am herzoglichen Hof und bei der Braunschweigischen Landschaft,verwandt mit bedeutenden Adelsfamilien Niedersachsens wie den SdlU!enbUlgs, Ah'ensleben,Ob ergs und anderen, haben die v. Veltheim in der Geschichte des BraunschweigerLandes eine bedeutende Rolle gespielt.Beim Besuch des Gutsparks mit seinen prächtigen Blutbuchen, Goldeichen und Azaleenerinnerten sich manche Fahrtteilnehmer an die seit 1958 hier durchgeführten Reitturnieredes Reit- und Fahrvereins Cremlingen, bei denen Spitzenkönner vom Range einer HelgaKöhler oder Anna Clement an den Start gingen.Den Berührungspunkt zwischen Destedt und Lu c k I um, dem zweiten Ziel der Studienfahrt,stellt der Gutspark dar. Auch das Rittergut Lucklum verfügt über einen mit seltenenPlatanen, Eiben, Eschen u. Roßkastanien ausgestatteten Park von allerdings nnur" zo MorgenGröße, der um einen künstlichen Teich und um Viehkoppeln gruppiert ist.Die Geschichte der Burg selbst ist lt. Bericht des jetzigen Besitzers, Herrn v, He n n i n -g es, in folge ihrer Verbindung mit der des Deutschen Ritterordens ganz anders verlaufenals die des Schlosses Destedt.Nachdem die Deutschordensritter zunächst im Lehnsbesitz der Elmsburg (GemeindeTwieflingen) gewesen waren, erhielten sie 1260 die Burg im Reitlingstal, von der nochWälle erhalten sind und zu der der heutige Gutshof Reitling als \Virtschaftshof gehörte.Als der Orden auch in Lucklum reichen Besitz erworben hatte, verlegte er seinen Sitz ausdem Reitling dorthin. Seit Il63 wird ein Komtur in Lucklum erwähnt. I)Z'J betrug derGrundbesitz der Deutschordenskommende Lucklum bereits 4438 Morgen. Sie war zugleichSitz des Landkomturs für die Ballei Sachsen (Ober- u. Niedersachsen). Im SchmalkaldischenKrieg trat die Kommende zur evangelischen Lehre über und wurde ein Stift für ältereunverheiratete adelige Herren. Mit der Auflösung des Ordens durch Napoleon I. kamLucklum zunächst an das Königreich Wcstphalen. König Jerome verkaufte die Krondomäne181I an den Amtmann Wahnschaffe; von diesem kam der Besitz an den Bremer GroßkaufmannJ. H. Frerichs, später im Erbgang an die Familien Cramer v. Clausbruch und \'.Henninges. In der Kirche der ehemaligen Kommende sind besonders das Grabmal desLandkomturs Jan Daniel von Priort (1648-83) und das Denkmal des Landkomturs GottlubFriedrich v. Hardenberg (1774-1800), Onkel des Dichters Novalis, bemerkenswert. Im altenKommendehaus ist noch die sog. Gerichtshalle, in der das Niedergericht abgehalten ",urde,z60http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigzu sehen. Eine besondere Kostbarkeit bilden im sog. Rittersaal die 57 ölbilder YOn Ordensritternund Braunschweiger Fürstlichkeiten. Manche von ihnen stammen von bedeutendenMalern wie Eichler, Francke und Ziesenis.Trotz vorgerüd,ter Jahreszeit fand am 25. 10. 1969 noch eine Studienfahrt statt, da derStaatliche Bodendenkmalpfleger unseres Bezirks, Dr. Franz Ni Q u e t, im Alten Hainzwischen R ä b k e und Lei mein Urnengräberfeld ausgrub. Das Besondere an der Fahrtwar, daß die Teilnehmer nicht nur über die Ergebnisse dieser Grabung unterrichtet wurden,sondern auch etwas üher die Anfänge der braunschweigischen Urgesdlichtsforschung erfuhren.'Venn aum die 1695 durdlgeiührten Grabungen an den Lübbensteinengewissermaßen denBeginn der braunschweigischen Urgesmichtsforschung darstellen, so war es doch unser Gräberfeldbei LeIm, dem Pastor Johann Christian Diinnhaupt den Ruhm des ersten wissenschaftlicharbeitenden Archäologen des Braunsmwciger Landes verdankt. 1775 hat er hier gegraben unddamals bereits eine Methode entwickelt, Urnen möglichst unversehrt zu bergen. SeineGrabungsergebnisse und -erfahrungen legte er 1778 in den "Beiträgen zur Deutsmen NiedersächsischenGeschichte und deren Alterthümem" nieder. In diesem Buch berichtete er auch,wie er zur Archäologie gekommen ist.In einem Feld von halbkugelförmigen, oft nur einige Sdlfitte entfernten Hügeln, meist von1 bis 3,40 m Durchmesser und kaum 60 cm Höhe, entdernte er teils in der Mitte der Hiigel,teils an deren Rand zahlreiche Urnen verschiedener Form, die er sorgfältig ausgrub und vondenen er einige Typen in seinem Buche abbildete. Leider sind von diesen Urnen nur vierauf uns gekommen, die sich heute im Braunschweigischen Landesmuseum, Ahteilung fürVor- und Frühgeschichte, in Wolfenbüttel befinden. Dort werden auch weitere Urnenaufbewahrt, die in der zweiten Hälfte des 19. Jh. auf dem gleichen Gräberfeld gefundenwurden, von denen aber kein Grabungsbericht vorliegt.Diese Tatsache sowie die Hoffnung, durch. eine erneute Grabung nicht nur weitereUrnen zu finden, sondern audl nähere Aufschlüsse über die kulturelle und religiöse Auseinandersetzungzwischen Heidentum und Christentum in der Zeit vom 3. bis 8. Jh. zubekommen, haben Oberkustos Dr. Ni Q u e t veranlaßt, noch einmal den Spaten auf diesemHügelgräberfriedhof anzusetzen.Welche Verhältnisse herrschten in unserer Gegend im ersten nachchristlichen Jahrtausend?Während der römischen Kaiserzeit war sie von den Nordharzgermanen besiedelt, die im 5.bis 6. Jh. von den Thüringern, anschließend (etwa ab 53 I) von den Samsen beherrsdl twurden. \Vährend der Adel schon früh zur Körperbestattung überging, hielten die Bauernlänger an der Brandbestattung fest. Im 6.17. Jh. setzte sich die Körperbestattung allgemeindurch, durch Kar! den Großen wurde sie zur Pflicht gemacht. Unter den von Dr. Niquetbisher gefundenen 14 Urnen ist eine Urne Drehscheibenware. Sie gehört der sog. BraunschweigismenGruppe dieser Erzeugnisse an und ist in einer einheimischen Töpferei hergestellt.Die im 4. Jh. entstandenen Urnen befinden sich meist in der Mitte des Hügels, diedes 5. Jh. mehr am Rande desselben. Wie schon Dünnhaupt hat auch Dr. Niquet in denansehnlimsten Hügeln oft die smlechtesten Urnen gefunden und die meisten und schönstenFunde in den kleineren Hügeln entdernt. Die Form der Urnen ist untersdliedlich. Nebenverzierten und aus besserem Ton geformten Urnen finden sich einfache, dickwandige Gefäßein Napfform. Ob diese vielleicht Opferschalen darstellen, muß eine Untersuchung der inihnen befindlichen Speisereste durm einen Chemiker ergeben. Urnen aus jüngerer Zeit(6. bis 8. Jh.) sind bisher noch nicht gefunden worden. Demgegenüber ließen sich aberScherben der jüngeren Bronzezeit wie auch solme des 10. bis 73. nachchristlichen Jahrhundertsermitteln.Schon aus diesen Angaben ergibt sim, daß das Gräberfeld nodl manche Fragen aufwirft.Zunächst wäre noch zu versuchen, weiteres über die bronzezeitliche Siedlung zu ermitteln,auf welche die dieser Zeit entstammenden Scherben hindeuten. Auch die späten Scherbenfundeaus dem 10. bis 13. Jh. harren noch letzter Deutung. Vor allem aber mödlte Dr.Niquet noch Urnen aus dem 7.18. Jh. finden, die ihm die Verbindung zu der Zeit dersämsismen Herrschaft in unserem Lande ermöglichen sollen. Endlich ergibt sich noch die261http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Frage, ob sich die hier lange beibehaltene Fonn der Brandbestattung reJigionsgeschichtlichausdeuten läßt. Könnte etwa eine Art religiöser Trotzhaltung von Menschen vorliegen,die die christlichcrseits gewünschte Körperbestattung noch nicht annehmen woIltcn? UmaUen diesen Problemen noch näher auf die Spur zu kommen und die Frage nach Grabform,Bestattungssitten und Zeit der Belegung genauer beantworten zu können, beabsichtigt Dr.Niquet, seine Grabung auf diesem Friedhof im nächsten Jahr fortzusetzen. Aber SchOlljetzt ist das Ergebnis der bisherigen Untersuchung, wenn sie auch durch die bei den vorausgehendenGrabungen behindert war, sehr bedeutend; sie gab uns näheren Aufschluß übereinen der bemerkenswertesten TIegräbnisplätze des ersten nachchristlichen Jahrtausends.Die Grabungsstätte stellt für das dritte bis siebte Jahrhundert ohne Zweifel eine derwichtigsten Kulturdenkmäler im Harzvorland dar. Da sich das Relief des Grabungsfeldesnoch erhalten hat, soIlte man es auch nach abgeschlossener Grabung zu bewahren trachten.Im Anschluß an die Begehung des Gräberfeldes hatten die Fahrtteilnehmer im Rahmeneiner Kaffeepause Gelegenheit, das neue Gemeindehaus in LeIm zu besidltigen. GemeindedirektorGe f f er s berichtete sehr aufschlußreich über die gegenwärtige Struktur und diewirtschaftliche Lage des Ortes.*Der Vortragswinter 1969/70 begann am 30. Oktober 1969 mit einem Vortrag von FrauDr. Mechthild W i s w e, HannoverlFümmelse, über "Probleme der FlurnamenforsdlUng,dargestelJt an Braunschweiger Beispielen". Die durch ihr großes Werk "Die Flurnamen desSalzgittergebietes" mit diesem Frugenkomplex besonders vertraute Rednerin führte über dieFlurnamen etwa folgendes aus:"Die heutigen Flur- und Straßennamen sind zu ganz verschiedenen Zeiten vom siedelndenund wirtschaftenden Menschen gesdluffen worden im Anschluß an irgendein besonderesEreignis oder an auffallenden Besonderheiten des Geländes (z. B. S t ein berg, San d -kamp, San d anger), des Bewuches (Timmerlaher Bus eh, Eie h tal) oder im Hinblickauf die Nutzungsart (\V ein berg, Ho p fe n kamp). Nicht selten sind auch Flurnamen, dieauf die zeitweiligen Besitzer des Geländes zurückgehen (P a w e I sches Holz - Familie vonPawel). Derartige Namen überdauern einen Besitzwechsel oft lange Zeit, wie denn überhauptdie Verwendung einmal fest gewordener Flurnamen unabhängig davon weiter erfolgt,daß die dem Namen zugrundeliegenden Tatbcstände längst verschwundcn sind.Zur Verwendung eines Namens ist auch das Verständnis seines Sinnes nicht mehrnotwendig. Häufig ist dieser heute nidlt mchr ohne weiteres faßbar, zum al das Klangbildzahlreicher Namen im Zusammenhang mit der lebendigen gesprochenen Sprache weitergebildetist. Leicht kommt es dann zu Entstellungen. So etwa ist die heutige NamensfonnM ast bruch (vgl. Mastbruchstraße) entstellt aus Ast bruch, der Name Eich ha h n gehtzurück auf Eich hag e n und nicht etwa auf ein Tier dieses Namens. - Nicht selten ist eineSilbe oder ein Bestandteil des Namens ausgefallen. So ist z. B. der heutige StraßennameSchuhstraße Klammerform aus Scowerchtenstrate, Schuhmacherstraße.Diese Beobachtungen zeigen, daß die Deutung der heutigen Namensformen oft nur aufder Grundlage der Kenntnis älterer Namensfonnen und im Zusammenhang mit dermundartlichen Namensform zu cinem richtigen Ergebnis führen kann. Die überlieferungvon Flurnamen aus dem Braunsdnveiger Raum erfolgt vereinzelt schon in mittclalterlichenUrkunden, verstärkt sich seit dem 16. Jahrhundert und erreicht erst seit dem 18. Jahrhunderteinen beachtlichen Umfang. Das bedeutet, daß aus dem ersten Auftaumen eines Namensin der schriftlimen überlieferung nur in den seltensten Fällen Rückschlüsse auf sein Altermöglich sind.Untersucht man Namen aus einem bestimmten Sinnbezirk näher. etwa alle, die dieBedeutung" Wald" haben, so zeigt sich, daß diese ganz verschiedenen Altersschichten angehören.Vereinzelt sind derartige Namen erhalten gebliehen, obwohl das zugehörige Appellativschon vor Jahrhunderten untergegangen ist (z. B. Hees = Wald, Gestrüpp). Anderer-26z


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigseits treten teilweise neu in Gebrauch gekommene Wörter an die Stelle früher üblicher mitgleichem Bedeutungsinhalt: So wurde z. B. der Name Wie d busch (zu aso witu "Holz")ersetzt durch Hol z busch.In unserem Gebiet, in dem das Niederdeutsche als Kanzleisprache seit dem ausgehenden16. Jahrhundert durch das Hochdeutsche verdrängt wird, waren die Schreiber offensidltlichschon früh bestrebt, die niederdeutsch gehörten Namensformen zu verhochdeutschen. Dasaber ist nur teilweise und oft unrichtig gelungen. Besonders die niederdeutsdlen \Vörter,die keine hochdeutsche Lautentsprechung haben, sind lange und teilweise bis heute in Flurnamenerhalten geblieben, so etwa ütze für Frosch in dem häufig vorkommenden Namenützenkamp.Ist die Deutung der Namen und ihre Einheziehung in philologische Zusammenhängedie Hauptaufgabe jeder Namensforschung, so leistet diese darüber hinaus Wichtiges fürandere Forschungsgebiete, etwa die Volkskunde, die Rechtsgeschichte und die historischeSiedlungsgeographie. Mit Hilfe der Flurnamen lassen sich viele Züge eines früheren Landschaftszustandesermitteln, etwa die Lage jetzt wüster Siedlungen, die früher weit größereAusdehnung der Ackerflächen und die ehedem große Verbreitung von Sumpfgebieten."Der Lichtbildervortrag des Städt. Archivoberrats Dr. Hans Jürgen Q u e r f u r t h ,Braunschweig, über "Bau und Entwicklung der braunschweigischen S t a a t s b ahn (1838bis 1870): Technische und politische Probleme" läßt sich etwa wie folgt zusammenfassen:"Dem Baubeginn der Eisenbahn im Lande Braunschweig 1838 gehen längere Planungenund Verhandlungen voraus. Die Vorstellungen, die der Finam:direktor Philipp August vonAm sb erg dabei entwickelte, wurden nur teilweise verwirklicht, weil die Nadlbarlälldernicht mitmachten. Von Amsberg, dessen unermüdlicher Initiative Braunsdlweig ~eine Bahnenverdankt, erwies sich als ein vorausschauender Pionier des Eisenbahnwesens, das er imHerzogtum auch mehrere Jahrzehnte leitete.1838 erstand als erste deutsche Staatsbahn die Strecke Braunschweig - Wolfenbüttel, diebald bis Harzburg weitergeführt wurde. Die Benutzung der Bahn war sehr lebhaft und damitauch die Einnahme unerwartet hoch. Der Weiterbau der braunschweigischen Bahnen wardann an Verhandlungen mit den Nadlbarländern gebunden, von denen besonders HannoverSchwierigkeiten bereitete und manche für Braunschweig, aber auch allgemein günstigeProjekte vereitelte. Nach Herstellung der Bahnverbindungen mit Magdeburg und Hannovergalt die Sorge der Braunschweigischen Südbahn nach Kreiensen. Diese wurde schließlich bisHolzminden verlängert, mit Anschluß nach Altenbeken .. Sie wurde von Preußen sehr begünstigt,verlor aber mit der Eingliederung Hannovers in Preußen von 1866 ihre besondereBedeutung. überhaupt Ring die vorteilhafte Sonderstellung der braunschweigischen Bahnenverloren. In dieser Schluß zeit der hraunschweigischen Staatsbahnen wmden unter demalternden Amsberg auch einige Möglichkeiten versäumt, die für die Zukunft der Bahnenim Lande hätten bedeutungsvoll werden können, vor allem, was die durchgehenden großenStrecken betraf. Für den lokalen Verkehr waren aber die Grundlagen gelegt, die Braunschweigbald zu den Ländern mit der größten Eisenbahndichte im Deutschen Reich werdenließen."Für den Vortrag am 28. Januar 1970 über das Thema "Lothar der Sachse und Braunschweigim Kampfe mit den Saliern" hat der Braunschweigische Geschichtsverein Prof. Dr.Heinz S t 00 b, j\Iünster/\Vestf., gewinnen können. Im vollbesetzten Vortragssaal der"Brücke" in Braunschweig vermittelte der Redner einen eindrucksvollen Einblick in eineForschungsmethode, die auf Grund eingehender genealogischer und besitzgeschichtlicherUntersuchunrren erfolgreich die Machtverhältnisse in Nordwestdeutschland gegen Ende dersalischen Zeit zu ergründen sucht. Auf genaue Kenntnis der verwandtschaftlichen Beziehungenunter den fiihrenden Familien des norddeutschen Adels gestUtzt, kommt Prof. Stooh imGegensatz zu dem Buch von Herbert W. V 0 g t: "Das Herzogtum Lothars von Süpplingenburg1106-1125" (Hildeshcim 1959) zu dem Schluß, daß das Herrschaftsgebiet, das Lothar1106 beim Aussterben der Billunger zur Verfügung stand, die Machtmittel aller anderenfürstlichen Gewalten in Sachsen und ThürinGen übertraf. Lothar wäre also nicht, wie Vogthttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigbehauptet, deswegen zum Herzog von Sachsen erhoben worden, weil er der am wenigstenmächtigste war und somit weder den Welfen noch den Askaniern gefährlich werden konnte,sondern - im Gegenteil - weil er den überlegenen Besitz der beiden Gertrudenhäuscr(Gertrud von Haldensleben und Gertrud von Braunschweig) voll einsetzen konnte. Deswegenhören wir lIo6 auch nichts von Gegenkandidaten oder längeren Verhandlungen. Es gabkeine ernsthaften Mitbewerber.Nach seiner Wahl zum Herzog hat Lothar bald die billungischen Lehnsgrafschaften ansich gezogen und jenseits der Weser in Richtung auf Westfalen, Südoldenburg und FrieslandEinfluß zu gewinnen gesucht. Da er andererseits die welfischen und askanischen Privaterbender Billunger schalten ließ, fand er auch bei diesen wichtigen Adclsgruppen günstigenWiderhall.Der Bruch zwischen dem Salier und der Kurie im Jahre 1 1II beendete die kurze Zeitvorsichtigen Zusammenwirkens zwischen Heinrich V. und Lothar dem Sachsen. Zwar wurdezur Weihnacht in Goslar noch einmal ein Ausgleich gefunden, aber schon ein Vierteljahrspäter folgte ein vom Salier veranlaßter Achtspruch gegen den Herzog. Die nachfolgendenKämpfe führten zu wachsender Geschlossenheit des niederdeutschen Adelsvolkes hinterseinen Herzog. Andererseits fehlte es auch nicht an Rüd


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Nach Ansicht Dr. Niquets ist "die keltische Latene-Kultur mit ihren gediegenen kunsthandwerklichenErzeugnissen in Metall und Ton, ihren Ansätzen zur großen Kunst, ihrerMünzprägung und hervorragenden Eisenverarbeitung und nicht zuletzt ihrer Stadtkulturals Randerscheinung des griechischen Kulturkreises zu verstehen und im 5. Jh. v. eh. imMarne-Mittelrhein-Gebiet entstanden. Ihre Träger und Schöpfer sind die Kelten, ein kriegerischesund eroberndes Volk, das im 4. und 3. Jh. Mitteleuropa beherrscht hat und bisweit nach Spanien, Italien, dem Balkan und Kleinasien vorgestoßen ist. Als nördlichsterStamm sitzt die Orla-Gruppe in Südthüringen als Nambarn der ganz anders geartetenGermanen, deren archäologismer Ausdruck die Jastorf-Kultur ist. Sie nimmt das weiteGebiet zwischen Harzrand im Süden, 'Weichsel im Osten, Nordseeküste im Westen undSüdskandinavien ein.Gegenüber der keltismen Latene-Kultur fällt die Jastorf-Zivilisation in ihrer Einfachheitund Anspruchslosigkeit auffallend ab. Die Keramik macht einen soliden, aber bescheidenenEindruck, ehenso wie Schmuck und Geräte aus Eisen und Bronze. Der J astorf-Topf,das Nienburger Gefäß und die "zum Verzweifeln schlechte Tonware", der HarpstedterRauhtopf mit Wellenrand, sind Ausdruck einer bäuerlichen Lebensart.Erst seit dem dritten vorchristlichen Jahrhundert macht sich der anregende Einfluß derkeltismen Latene-Kultur, zuerst durch Import von Metallgegenständen, besonders anFibeln und Halsringen, bemerkbar, die sehr bald naturgetreu nachgebildet werden, vor allemin der "Südzone des JastorE-Kreises".In einem Gebiet, das begrenzt wird durch die Aller im Osten und Norden, die Leine imWesten und den Nordrand des Harzes im Süden, sind die Jastorf-Leute seit der Entstehungihrer Kultur zu Beginn des 6. vorchristlichen Jahrhunderts einheimisch und seßhaft. "Ja,man kann sagen, unser Nordharzvorland gehört zum Entstehungsgebiet und zur Urheimatder Germanen."Mit dieser Feststellung ist aber die Frage des Vortragsthemas nicht beantwortet. Denndie verschiedenartigen Verhältnisse in Mitteldeutschland und der Latene-Import in der Südzonedes J astorf-K reises verlangen eine historische Antwort.Mitteldeutschland steht ohne Frage seit dem 5. Jh. unter starkem Einfluß der Orla­Kelten. Vielleicht haben wir es hier mit einer Jastorf-Bevölkerung unter einer keltischenOberschicht zu tun. Vom Orla-Gebiet aus gehen keltische Erzeugnisse nicht nur nach demnördlichen Thüringen und Mitteldeutschland, sondern weit darüber hinaus. Schwerpunktgebietesind in erster Linie das Havelland mit der heutigen Altmark, kleine Räume liegenan der mittleren IJmenau und im Nordharzvorland.Das Havelgebiet ist ein eigener Kulturraum, der die Latcne-Anregungen selbständig verarbeitetund weitergibt, vielleicht ein keltisierter J astorf-Bereich, dessen endgültige Einbeziehungin das Keltentum durch den politisch-militärischen Niedergang der Kelten nichtvollendet worden ist.Im letzten Jahrhundert, schon nam dem Abzug der geschlossenen Kelten-Gruppe an derOrla, blüht Mitteldeutschland keltisch auf, was an Drehscheibenware und Metallerzeugnissensichtbar wird. Aber kurz nach Christi Geburt ist diese keltisme Blüte zu Ende.Die Antwort auf die Vortrags frage: Im germanismen Jastorf-Nordharzvorland hatdie keltische Latene-Kultur deutliche Spuren hinterlassen. Gesiedelt haben hier aber keineKelten. Jedoch können wir auch im Nordharzvorland mit einer keltisierten, aber germanischenBevölkerung rechnen, vielleicht auch mit einer zeitlim begrenzten Keltenherrschaft.Seit der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts haben wir dann im Nordharzvorland echteGermanen, die Germanen vom Hetelberg bei Giclde."Am 19. März 1970 sprach Landwirtschaftsoberrat Dr. Walter Ach i II es, Hildeshcim-Barienrode,über "Arbeit und Leben südniedcrsächsismer Bauern in vorindustriellerZeit". Der Redner ging zunächst allgemein auf die soziale und rechtliche Stellung desBauern in vorindustrieller Zeit ein, da sie nicht nur das Ansehen und Lebensgefühl dieser


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Bevölkerungsgruppe bestimmte, sondern in beträchtlichem Umfange auch deren Lebensstandard.Im Mittelpunkt der Ausführungen standen die Produktionsverfahren und ihreErträge, die zu einem erheblichen Teil der Staat und andere Berechtigte beanspruchten.Gleichzeitig kann an diesen Erträgen und der Preisentwicklung für Nahrungsmittel abgelesenwerden, in welchem Umfang es der Landwirtschaft gelang, den Bedarf der übrigenBevölkerung an Nahrungsmitteln zu decken. Gleichgewichtsstörungen von Angebot undNachfrage werden als Konjunkturbarometer benutzt, und es wird zu erkennen sein, wiezumindest zeitweise die Landwirtschaft ungemein begünstigt wurde. Abschließend versuchteder Redner anhand der wirtschaftlichen Grundlage die bäuerlichen Lebensverhältnisse zuskizzieren, wobei er das Augenmerk im wesentlichen auf das Wohnen und Essen richtete.Als Vorbereitung auf die für den 7. Juni 1970 geplante Studienfahrt nadl Helmstedthielt Stadtarchivar Robert Se h a per, Helmstedt, am 23. April 1970 einen LichtbiIdervortragüber "Baudenkmäler und Sehenswürdigkeiten der Stadt Hel m s ted t ", bei demer etwa folgendes ausführte:"Der Helmstedter Raum ist uraltes Kulturland, auf der Grenze zwischen dem fruchtbarenLößboden im Süden und den tonigen Sandböden im Norden gelegen. Dr. Niquethat auf der Feldmark im Westen der Stadt gegraben und zahlreiche Bodenfunde gemacht,die die frühe Besiedlung beweisen. Sichtbare Zeugen dafür aber sind die Lübbensteineauf dem Sr. Annenbergc, ursprünglich zwei Großste:ngräber der Jungsteinzeit, die imLaufe der Jahrhunderte zerstört wurden. Das nördlime dieser Gräber ist im Jahre 1938wieder aufgebaut worden.Zeugen der reimen mittelalterlimen Geschichte der Stadt Helmstedt sind die kirdllimenund profanen Bauwerke, die der Hclmstedter Altstadt das Gepräge geben. - Die StadtHelmstedt ist nimt gegründet worden wie etwa die ostdeutsmen Städte, sondern sie istaus mehreren Gemeinwescn zusamment;CWadlscn. Außer dem Dorfe Helmonstede, das 952in einer Urkunde Ottos des Großen erstmals erwähnt wird, haben zur Bildung der mirtelalterlimenStadt der vermutliche \Vik und der Markt beigetragen, und nam dem Wiederaufbauim 13. Jahrhundert - die Stadt wurde in der Silvesternacht von 1199 auf 1100vollständig zerstört - ist das Dorf Streplingerode nom mit in den neuen Mauerring einbezogenworden. Diese Stadtbefestigllng bestand aus einer Mauer mit acht Wehr- und vierTortürmen; von ersteren sind der Eulenturm und der Pulverturm noch vorhanden, vonletzteren steht der Hausmannsturm noch, dessen Bau um 1425 beendet wurde. Damalsmußte man bereits vor die Mauern noch \VälIe legen, die heute als Promenadenwege dieAltstadt säumen.Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die beiden Vorstädte Neumark und Ostendorfund die Gebiete der bei den Klöster St. Ludgeri und St. Marienberg der Stadt einverleibt.Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Stadt durm die Straßenzüge der sogenanntenUnterstadt erweitert, und in den beiden letztvergangenen Jahrzehnten legten sim mehrereneue Stadtviertel um den alten Kern.Diesem Wamstum entspremen die Gebäude, die zum Teil in ihrer alten Smönheit nomerhalten sind. - Die Stephanikirdle, als romanisme Marktkirche gegründet, wurde im 11.bis 14. Jahrhundert zu einer gotismen Hallenkirme umgestaltet. In ihrem Bereich liegendie sogenannte Alte Smllle von 1680 und das Bcguinenhaus von 1550 mit reimen Smnitzereien.Die Kirme des alten Dorfes Streplingerode, St. Walpurgis, hatte die reiche Schustergildeals Patronin. Das alte Rathaus, schon 1301 erwähnt, mußte 1905 einem Neubauweimen. - Das Benediktinerkloster im Osten der Stadt, bald nach 800 von Ludger gegründet,strahlte in vielfamer Beziehung auf die umliegenden Gebiete aus und wurde sehrreich. Im Dreißigjährigen Kriege vollständig zerstört, wurde es im 18. Jahrhundert wiederaufgebaut. Diese Bauten sind nom erhalten und dienen zum Teil als PIarrgebäude, zum Teilals Wirtsdlaftsgebäutle der aus dem Klosterhof hervorgegangenen Domäne. Am interessantestenist hier vielleimt die Doppelkapelle der Heiligen Petrus und Johannes. - DasAugustinerinnenkloster St. Marienberg im Westen der Stadt, 1183 gegründet, war wenigerreim, aber seine Gebäude sind noch im romanismen Stil erhalten. Bekannt ist es durm266


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528alte Wandteppiche aus dem 14. Jahrhundert, die die Domina Charlotte von Veltheim vorhundert Jahren angeregt haben, eine Paramentenwerkstatt einzurichten, die heute nochbesteht. Auch das Kreiskrankenhaus ist ihre Schöpfung. Hier steht auch das ältesteProfangebäude Helmstedts, das sogenannte Pförtnerhaus aus dem Jahre 1498. Aus dieserZeit (1514) stammt auch u. a. das Haus Schuhstraße 5.Der größte Einsdmitt in die Helmstedter Geschichte in neuerer Zeit war wohl dieGründung der Universität durch Herzog Julius im Jahre 1576. Die Gebäude wurden aufeinem Grundstück des Klosters Marienberg errichtet, das Abt Caspar Schößgen zur Verfügungstellte. Das Hauptgebäude mit dem Auditorium Maximum und einem großenSaale im Obergeschoß, im Stil der Hochrenaissance erbaut, ist in den letzten Jahren innenund außen von Grund auf erneuert worden und wird im Herbst 1970 wieder zugänglich sein.Nach der Gründung der Universität ließen sich manche Professoren Häuser bauen, diedurch große Einfahrtstore gekennzeichnet sind. An vielen dieser Professorenhäuser sindauch Hinweistafeln auf die Bewohner angebracht. Im übrigen finden sich aus der Zeit vordem großen Kriege viele Wohnbauten, deren ältestes, Holzberg 17, aus dem Jahre 1561stammt. 'Venige Jahre später (1568) ließ Herzog Heinrich der Jüngere das reichverzierteHaus Papenberg z erbauen. Am Langen Steinweg und an der Collegienstraße stehenReihen weiterer schöner, alter Häuser; auch aus dem 18. Jahrhundert finden sidl nochsehenswerte Gebäude.Das 19. Jahrhundert brachte keine nennenswerten Bauwerke hervor. Wenn hier, vorallem in der Gründerzeit, auch ganze Straßenzüge neu entstanden, so unterscheiden sichdiese Häuser doch in nichts von denen anderer Städte aus der gleichen Zeit. Neue Akzentein dieser Beziehung setzte erst wieder das zoo Jahrhundert. Schon vor dem Zweiten \Veltkriegeentstand die Gartenstadt als neues Wohnviertel; nach diesem Kriege folgtenweitere solcher Viertel. Wie ein Kranz legten sie sich heute um den alten Stadtkern. Jedesdieser \Vohnviertel hat gewissermaßen einen Mittelpunkt, um den sich die Straßen undHäuser gruppieren: der Warneckenberg eine Schule auf dem höchsten Punkte, das Maschviertelein zehnstöckiges Hodlhaus, der Glod{berg ebenfalls ein Hochhaus, das Elzvierteldie neue Thomnsldrche und der Slcinmiihlenlramp bleich vier Hochhäuser; dazu kommtnoch die im Bau befindliche Christophoruskirdle, unmittelbar über der - heute versiegten- Quelle gelegen, an der der hl. Ludger zuerst getauft haben soll. - An dieser Stelleist auch der Eingang zum schönen Brunnental, das 1873 offiziell den Namen ,Bad Helmstedt'bekam."*\Vie im Vorjahr fanden auch in der Berichtszeit Vorträge des BraunschweigischenGeschidltsvereins au ß e r hai b Braunsdlweigs statt, deren Organisation dankenswerterweisevon den Filialcn der Rraunsdl\vcigisdlcn Staatsbank unterstützt wurde:Bad H ar z bur g, 28. 1 I. 1969: Archivdirektor Dr. Richard Mo der ha c k, Braunschweig,über: "Geschichte der Stadt Braunschweig im überblick".Salzgitter-Lebenstedt, 28.11. 1969: Dr. Mechthild Wiswe, Hannover/Fümmelse, über: "Probleme der Flurnamenforschung, vor allem dargestellt an Beispielenaus dem Stadtgebiet von Salzgitter".Hel m s ted t, 6.2. 1970: Archivoberrat Dr. Hans Jürgen Q u e r f u r t h. Braunschweig,über: "Bau und Entwicklung der braunschweigischen Staatsbahn (1837-187°)' Technischeund politische Probleme".S t a d t 0 I den d 0 r f, 19. 2. 1970: Museumsdirektor Dr. Bert Bi I zer, Braunschweig,über: "Die Anfänge des Geldwesens in den braunschweigischen Landen".


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Bad Ga n der s h e im, 19.3. 1970: Bankdirektor Fritz Ger ha r d, Braunsmweig über:"Herzog Julius und seine Münzen".*Bedingt durm sein Aussmeiden aus der Braunsmweigismen Staatsbank und seinengeplanten Fortzug aus dem Braunsmweiger Lande legte Präsident Dr. earl Düve! am5. Januar 1970 den Vereinsvorsitz nieder. Der stellvertretende Vorsitzende, dem satzungsgemäßzur Zeit die interimistisme Leitung des Vereins obliegt, dankte Dr. Düve! für diedem Verein während seiner Amtszeit zuteil gewordenen wertvollen Anregungen undjeglime Förderung.WolfenbüttelJ. König268


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Neue lVIitglieder des Braunschweigischen GeschichtsvereinsT. In der Stadt BraunschweigBultmann, Rudolf, Sozialinspektor, Hedwigstraße 19Fuhse, Helmine, Webmeisterin, Gaußstraße 17Geifers, Walter, Oberkreisdirektor; Fuchstwete 5Gorsler, Adalbert, Friedensallee 58Grünkorn, Ursula, Allerstraße 36Grünwaldt, Magdalene, Wilhelm-Bode-Straße 7Gruner, Manfred, Lehrer, Steinriedendamm 3Hagemann, Albert, Amtmann a. D., Wendcnmaschstraße 19Hahne, Ursula, Apothekerin, Hagenmarkt-ApothckeHoffmeister, Ursula, Gewerbelehrerin i. R., Ottenroder Straße SIIsrael, Ottokar, Dr. phil., Annivdirektor, Steintorwall 15Jekel, Ernestine, Jasperallee 34Jürgens, Klaus, Pastor, Goslarsche Straße 33Knauf, Tassilo, Freyastraße 35Krause, Cäthe, Neustadtring 47Kuhlenkamp, Alfred, Prof. Dr.-Ing., Maschstraße 41Lieberam, Kurt, Rentner, Schulstraße ILiekefett, Hildegard, Jasperallee 62Nürnberger, Brunhilde, Nußbergstraße 39Rieche, Gertrud, Fasanenstraße 2Schütz, Erica, Neustadtring 47Seemann, Eric1" Tuckermannstraße 29V erwohl, Elisabeth, Kapellenstraße 12Welge, Pieter, Student, Sonnenstraße 3Wicke, Hildegard, WiIhcImstraße 85aWulkopf, Käthe, Studienrätin a. D., Charlottenhiihe 152. AuswärtigeArendt, Horst, Apotheker, 333 Helmstedt, Papenberg 3Barnewitz, Wolfram, 334 Wolfenbüttel, Werner-Schrader-Straße 55Behrendt, Jochen, Lehrer, 334 Wolfenbüttel, Lucas-Cranach-Straße 61Bertram, Hermi, 334 Wolfenbüttel, Har..!:torwaIl6Brandes, Joachim, Zahnarzt, 3183 Fallersleben, Marktstraße 10Budde, Adolf, Dr. jur. Oberregierungsrat, 334 Wolfcnbüttel, Behringstraße 61Dachnowsky, Karl Günter, Industriekaufmann, 334 WolfenbütteI, ÖscIweg 1Decker, Hans, Hauptlehrer a. D., 333 I LeIm, EImstraße 4


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Dicke, Karl, Rektor, 33 23 Salzgitter-Gebhardshagen, Am Festplatz 42Drevs, Sophie-Luise, Dr. med., 33050bersickte, ApothekenwegGarzmamz, Man/red, 23 Kiel, Olshausenstraße 16 bei StehlGercken, EridJ, 24 Lübeck, Moltkestraße 10Grasse, Sigrid, Archivinspektorin, 334 \Volfenbüttcl, Forstweg 1 (NiedersächsischesStaatsarchiv)Grutze, Gertrud, 334 Wolfenbüttel, Ernst-Moritz-Arndt-Straße 10Heidebroek, Günther, Pastor, 334 Wolfenbüttel, Klosterstraße 4v. Henninges, Segeband, Landwirt, 3301 Lucklum, GutJakubaschk, Heinz, Bankdirektor, 332 Salzgitter-Lebenstedt, LandesbankJanetschke, Erwin, Dipl.-Ing., 3301 Mascherode, In den Springäckern 89Kalthammer, Wilhelm, Prokurist, 337 Seesen, Schildaustraße 6v. Krosigk, Konrad, 5303 Bornheim-Brenig, Bisdorfer Weg 19Kummer, Karl, Dr.-Ing., Dozent, 3311 Salzgitter-Lichtenberg, Kornstraße 29Lemberg, Wilhelm, Propst i. R. und Kirchenrat, 334 Wolfenbüttel, Hermann-Löns-Weg 10Löhr, Marianne, 3321 Salzgitter-Lesse, Im güldenen Winkel 6Meier, Heinrich, Lehrer i. R., 3341 Ohrum Nr. 31Milde, Wo I/gang, Dr. phi!., <strong>Bibliothek</strong>srat, 3341 Linden, Am Mühlenberge 3M enzel, Dieter, Buchdrucker, 334 Wolfenbüttel, Fritz-Reuter-Weg 9Möller, Hans-Herbert, Dr. phi!., Bezirkskonservator, 334 Wolfenbüttel, LanghanswegIMüller, Al/red W., Kaufmann, 334 Wolfenbüttel, Martin-Luther-Straße 3Müller, Gerhard, Steuerinspektor i. R., 334 \Volfenbüttcl, Kicfernweg 5Ob erb eck, Karl, Justizoberinspektor, 337 Seesen, Kampstraße 4Osann, Bernhard, Dr.-Ing., 334 Wolfenbüttel, Herrenbreite 19Paes, Rudolf, Forstmeister, 3301 Bodenstedt, ForstamtParis, Deutsches Historisches Institut, 5, Rue du Havre, Paris 8ePetersen, Annie, 24 Lübeck, Ratzeburger Allee 57Pommer, Alfred, 333 Helmstedt, Ernst-Reuter-Straße 25Reinboth, Friedrich, 3425 Walken ried, Hoher Weg 12Rohlfs, '1ohannes, Hauptlehrer, 3341 Halchter, Hauptstraße 16Schaper, Gertrud, 334 Wolfenbüttcl, Krambuden 21SdJiller, Karin, 333 Helmstedt, Walbecker Straße IsaSchmidt, Günter, Landwirt, 3341 Semmenstedt, Schöppenstedter Straße 13Schmidt zum Berge, Karl Ewald, Dr.-Ing., 3388 Bad Harzburg, Oststraße 43aSchünemann, Herbert, Oberstudienrat, 333 Helmstedt, Blankenburger Straße 19Stadtoldendorf, Bürgerverein (z. Hd. v. Herrn Schlie), 3457 Stadtoldendorf, ImKantorgarten 3von Steimker, Wil/ried, Landwirt, 3181 Nordsteimke, Bäckerstraße 5Wrede, Werner, Bundesbeamter, 334 WolfenbütteI, Am blauen Stein:z:z


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Verstorbene Mitglieder(seit 4. Juni 1969)Asche, Marta, Helmstedtv. Assel, Emmy, BraunschweigBrasche, Paul, Dr. med., Facharzt, BraunschweigDiekmann, Aenny, Bad SachsaHahne, Friedrich, Apotheker, BraunschweigJordan, Robert, Schriftsteller, BraunschweigRömer, Max, Oberregierungsrat a. D., BraunschweigSchäfer, Werner, Oberstudienrat a. D., BraunschweigSeebap, Georg, Pastor, BraunschweigWiere, Erich, Dr. med., HelmstedtZahlten, 11 ermann, Lehrer, Bad Gandersheiml7 1


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528Quellen und Forschungen zur braunschweigischen GeschichteBd. I. Meier, Heinrich: Die Straßennamen der Stadt Braunschweig. 1904.Bd. 2. Bode, Georg: Herkunft und Heimat Gunzelins von Hagen, des erstenGrafen von Schwerin. Der Forst von HasselfeIde, ein welfisches Allod.Zwei geschichtliche Studien. 1912.Bd. 3· Kriegserinnerungen des Obersten Franz Morgenstern aus westfälischerZeit. Herausgegeben von Heinrich Meier. 1912.Bd. 4· Mutke, Eduard: Helmstedt im Mittelalter. Verfassung, \Yirtschaft, Topographie.1913.Bd. 5· V ollmer, Bemhard: Die Wollweberei und der Gewandschnitt in der StadtBraunschweig bis zum Jahre 1671. 1913.Bd. 6. Festschrift für Paul Zimmermann zur Vollendung seines 60. Lebensjahres.1914.Bd. 7·Bd. 8.Spies, Gustav: Geschichte der Hauptkirche B. M. V. in WolfenbütteI. 1914.Aus den Briefen der Herzogin Philippine Charlotte von Braunschweig1732-1801. Mitgeteilt von Hans Droysen. Bd. I: 1732-1768. 1916.Bd. 9· Meier, P. '}.: Der Streit Herzog Heinrichs des Jüngeren von Braunschweig­Wolfenbüttel mit der Reidmtadt Goslar um den Rammelsberg. 1928.Bd.lo. Keilitz, Al/red: Die Wirkungen des Dreißigjährigen Krieges in den Wittumsämterndes Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel. 1938.Bd.l1. Biehringer, Frieda: Herzog Kad 1. von Braunschweig. 1920.Bd. u. Behse, Arthur: Die juristische Fakultät der Universität Helmstedt im Zeitalterdes Naturrechts. 1920.Bd.13·Bd.I4·Böse,Otto: Die Revolution von 1848 in Braunschweig. 1948.Beiträge zur Geschichte des Gerichtswesens im Lande Braunschweig. Hrsg.von Wemer Spiep. 1954.Bd.15· Forschungen zur braunschweigischen Geschichte und Sprachkunde. Hrsg.von Fritz Timme. 1954.Bd.16. Eckert, Georg: Die Braunschweiger Arbeiterbewegung unter dem Sozialistengestz,I. Teil (1878-1884). 1961.Bd.17·Bd.18.Wiswe, Mechthild: Die Flurnamen des Salzgittergebietes. 1970.Giesau Peter: Die Benediktinerkirche St. Ägidien zu Braunschweig. IhreBaugeschichte von 1278 bis 1478 und ihre Stellung in der deutschen Architekturdes 13. bis 15. Jahrhunderts. 1970.Bd.19· Kleinau, Hermann: Die von WerIe im Raum Braunschweig - Nordharz­Halberstadt. Ein Beitrag zur Geschichte der welfischen Dienstmannschaftund zur Pfalzenordnung. 1970.Bd.20. Grulme, Fritz: AuswandererIisten des ehemaligen Herzogtums Braunschweigohne Stadt Braunschweig und Landkreis Holzminden 1846-1871.(Im Druck).Von den Bänden 1-19 sind Bd. 1,4-7,9,11, Il und 15 vergriffen.Vertrieb: Braunschweigischer Geschichtsverein e. V., Tauschstelle, 334 Wolfenbüttel,Forstweg 2 (Niedersächs. Staatsarchiv).


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528111111111111111111111111


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528jjjjjjjjjjjjjj


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042528bnJversltllt •• 8uchlJin".; "Gi


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