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hgk Z intern voulez vous foucault? - Zürcher Hochschule der Künste

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<strong>hgk</strong>z<strong>intern</strong>3/06 0die marktlücke –ein kurzer theatertextüber die fusion vonpraxis und theorieVier Dozierende in einem stickigen Raum <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong> fürGestaltung und Kunst Zürich sitzen um einen Tisch herum.Neonbeleuchtung. Eine schräggestellte Wandtafel ist vollgeschriebenmit Wörtern wie: Kontrollgesellschaft, Kapitalismusund Körper, Maulwurf, Seele/Gas.A (Dozentin für Kunsttheorie): Dieses ewige Rezipieren, dieserobservatorische Blick, die Distanz zum Objekt, irgendwieläuft sich das doch tot. Die Theoriestudis sollen auchmal in Aktion treten o<strong>der</strong> zumindest performative Formatemitgestalten.B (Dozentin für Kunsttheorie): Ja genau. Und ausserdemmüssen wir innovativ sein. Die Studis <strong>der</strong> Uni erfüllen jaschon alles, was im akademischen Kontext gefragt ist. Daskönnen die viel besser wie wir. Wir müssen da was Neuesausprobieren. Referate im herkömmlichen Sinne sind langweilig,weil <strong>der</strong> Referent immer so tut, als ob er sich selbstnicht auch gestalterischer Mittel bediente, als ob es einneutrales Auftreten gäbe, welches weit entfernt davon ist, ineine Rolle zu schlüpfen, und vorgibt, ganz objektiv zu sein.Wie steht es da um die Praktiker? Liegt es nicht nahe, dassdiese über ihre Vermittlungsfunktion reflektieren?C (Dozent für Theatergeschichte und Theorie): Ja, natürlich.Das neue Theater thematisiert ja nicht mehr einfach dendramatischen Text und die Psychologie <strong>der</strong> Charaktere,son<strong>der</strong>n die Darstellungsform des Theaters an sich. Damuss man sich schon auch Gedanken machen, was Theaterfür eine Funktion innerhalb <strong>der</strong> Gesellschaft und <strong>der</strong> Massenmedienhaben kann. Da bedarf es einer Schulung <strong>der</strong>Fähigkeiten zur Reflektion.D (Dozentin für Theaterpädagogik): Ja. Und vor allem bedarfes auch <strong>der</strong> Erprobung von neuen Formaten fürs Theater.Nicht nur einfach <strong>der</strong> Erprobung themenbezogener Projekte,son<strong>der</strong>n einer Auseinan<strong>der</strong>setzung damit, was allesund wie etwas theatral vermittelt werden kann.A: O<strong>der</strong> eben, wo kann <strong>der</strong> Theoretiker zum Akteur werdenund wo <strong>der</strong> Schauspieler zum Dramaturgen.(Pause)C: Das tönt spannend.B: Ja. (lächelt verschmitzt) Wärt ihr dabei, wenn wir waszusammen machen würden?D: Ja, klar. Was meinst du?C: Grundsätzlich schon, aber ... Da gibt es natürlich einZeitproblem. Unsere Studis haben einfach so einen toughenStundenplan.D: Aber komm. Im Moment ist ja sowieso alles ziemlich in<strong>der</strong> Umstrukturierung, da können wir schon was freischaufelnfür eine Zusammenarbeit, nicht?C: Hmm. (Pause) Aber meint ihr, die Studis sind nicht zuverschieden von ihren Voraussetzungen und Interessen her?(schmunzelt) Gestern habe ich z. B. mitgehört, wie einer <strong>der</strong>Theaterpädagogen gesagt hat, dass die von <strong>der</strong> Theorie totalätzend seien und rumliefen, als ob sie einen Besenstiel imArsch hätten.A: (lacht) Au weia! Da könnte ich euch auch Geschichtenerzählen. Letztes Quartal wollte ein Studi bei mir eine Mentoratsarbeitschreiben mit dem Titel „Theater des Grauens.Tipps und Tricks zu: Wie entblösse ich einen Schauspielerin Theaterrezensionen“. Ich habe dann rausgefunden, dassihn seine Freundin wegen eines Diplomanden <strong>der</strong> HMTverlassen hat. Das ist glaub ich <strong>der</strong>, welcher jetzt in dieserneuen deutschen Soap mitmacht. Wie heisst die schonwie<strong>der</strong>.D: “Arm, aber sexy“.A: Ja genau.B: Guckt ihr euch die auch immer an? Ich find diesen kahlköpfigenSchwulen so süss.C: Du meinst den, <strong>der</strong> in dieser Karaoke-Bar arbeitet.B. Ja, den mein ich.A: Der sieht Foucault so ähnlich.D: Wem?A: Michel Foucault.B: Ach komm. Das sagst du nur, weil er auch schwul ist.A: Ne. Der hat die gleiche Kopfform und die gleiche Gestik.Er ist auch so schön charismatisch und immer so voll inseinem eigenen Film drin.D: Was hat <strong>der</strong> schon wie<strong>der</strong> geschrieben?C: „Aisthesis“, „Die Gouvernementalität“, „Wille zur Macht“,„Leviathan“.B: Quatsch! Erstens heisst <strong>der</strong> erste Band von „Sexualitätund Wahrheit“ „Wille zum Wissen“ und nicht „Wille zurMacht“ und zweitens wurde „Leviathan“ zwei Jahrhun<strong>der</strong>tevorher geschrieben und zwar von Thomas Hobbes.C: (ein wenig genervt) Ach wirklich.A: Ja. Bei Hobbes ist eben <strong>der</strong> Staat in einem grossen Körper,dem Leviathan integriert und Foucault will diese grosse,allmächtige Autorität in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft auf denindividuellen Körper transferiert sehen. So kommt es dannauch zu den Überlegungen über die Selbstkontrolle und dieÖkonomisierung des Körpers. Da fällt mir gerade ein, wennich dabei bin über Foucault zu labern: Ich plane für densteirischen Herbst in Graz dieses Jahr einen Theorieteil zumThema Kontrolle. Da könnten wir ja unser Projekt unterbringen.Das würde gut passen!B: Geniale Idee!C: 1 a.D: Da bleibt mir die Spucke weg.A, B, C, D: AUF NACH GRAZ!!!!!! (to be continued)

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