16Röntgenpiazza 4. Mai 2006beziehungsnetzscenographicaldesignDer Studienbereich Scenographical Designbesteht seit vier Jahren an <strong>der</strong> <strong>hgk</strong>z. In diesemJahr präsentiert sich <strong>der</strong> erste Abschlussjahrgangim Rahmen <strong>der</strong> Diplomausstellung desDepartements Design im Toni-Areal. Die Vernissagefand am 30. Juni statt.Manuel Fabritz*, Bild Regula BearthScenographical Design ist eine Vertiefung im DepartementDesign. Neben den allgemeinen historischen und aktuellenDesignbegriffen in Theorie und Praxis werden in diesemStudienbereich beson<strong>der</strong>e Akzente und Schwerpunkte desszenographischen Gestaltens vermittelt.In den vergangenen zwei Jahrzehnten und verstärkt in denletzten Jahren wurden private und öffentliche Lebensräumestark medialisiert. Das Studium in <strong>der</strong> VertiefungsrichtungScenographical Design (sgd) beschäftigt sich mit <strong>der</strong> Frage,wie diese medialen Räume professionell gestaltet werdenkönnen. Darüber hinaus wird durch Lehre und Forschungeine theoretische und wissenschaftliche Fundamentierungdieser Entwicklung erarbeitet.Unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> medialisierten Gesellschaftwird durch das Scenographical Design eine neue Kernkompetenzgeschaffen, die sich im Kontext von Industrial
<strong>hgk</strong>z<strong>intern</strong>3/06 17Design, Visual Design, Interaction Design und Style &Design an <strong>der</strong> <strong>hgk</strong>z entwickelt.Interdisziplinäres ArbeitenGrosser Wert wird auf die Relevanz <strong>der</strong> „klassischen“, raumbildendenund interaktiven Disziplinen wie z.B. Theaterund Film, Architektur und Ausstellungsdesign gelegt. Indiesem Zusammenhang sind verschiedene Studienprojektein Planung, die nicht nur innerhalb des Departementsbereichsübergreifend angelegt sind, son<strong>der</strong>n auch in interdisziplinärerKorporation z.B. mit <strong>der</strong> HMT, dem NachdiplomstudiengangSzenographisches Gestalten und demStudienbereich Neue Medien entwickelt werden sollen.Beispielhaft stellen wir nebenan das Projekt „Navigation inMemory Palaces und virtuellen Architekturen“ vor, das vonStudierenden und Dozierenden des sgd <strong>der</strong> <strong>hgk</strong>z und <strong>der</strong>Fachhochschule Nordwestschweiz erarbeitet wird.Der interdisziplinäre Austausch in konkreten Projektenermöglicht einerseits die Suche nach gemeinsamen Schnittstellen.Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite hilft er, ein klareres Profil desAufgabenbereiches des/<strong>der</strong> Scenographical DesignerIn zuentwickeln. Diese Profilsuche (Profilschärfung?), <strong>der</strong> sichdie neue Leitung des sgd (Manuel Fabritz und Hansuli Matter)verstärkt widmet, bestimmt zudem die Projektarbeitinnerhalb <strong>der</strong> Vertiefungsrichtung. Beispielhaft stellen wirnachfolgend das „Piazza-Projekt“ vor, das vom 4. SemesterScenographical Design unter <strong>der</strong> Leitung von BarbaraLiebster und Anne Lorenz (beide sind Dozentinnen des sgd)am 4. Mai 2006 auf dem Röntgenplatz stattgefunden hat(Dokumentation im Piazza-Pavillon, Festival <strong>der</strong> Künste,Toni-Areal, 7.–9. Juli 2006).Schule <strong>der</strong> WahrnehmungMit <strong>der</strong> Realisierung dieses Projektes zeigen die Studierenden,dass die Erforschung von Alltagskulturen ein spezifischesInteresse des/<strong>der</strong> Scenographical DesignerIn verdient.Die Erkundung vielschichtiger sozialer und kulturellerZusammenhänge im Stadtraum ist als gestalterische Strategieein Werkzeug, das weit über die etablierten Konzepte desStadtmarketings hinausreicht. Den häufig konsumistischenEinheitskonzepten steht hier ein inszenatorisches Konzeptgegenüber. Die dramaturgische Idee, die individuelleQualität eines spezifischen Ortes und seine Schnittstellenzum Stadtraum mit gestalterischen und künstlerischenInterventionen sichtbar zu machen, stellt einen temporärenUmformungsprozess dar. Diese Transformation beziehtsich auf die Biographie des Ortes und somit auf die Identitätseiner Bewohner. Sie werden temporär zu Akteuren desScenographical Designs und <strong>der</strong> Ort wird zur Bühne. IhreGeschichten und Beziehungen sind das Rohmaterial, daszur Intervention dramatisiert und verdichtet wird.Die Schulung <strong>der</strong> Wahrnehmung politischer, gesellschaftlicherund kultureller Ereignisse und Verän<strong>der</strong>ungen istein Ziel dieser Vertiefungsrichtung. Damit wird einer aktuellenEntwicklung im Design Rechnung getragen, die sichverstärkt an <strong>der</strong> kulturellen Verantwortung des Designersorientiert. Das heisst: Ethische Fragen und soziale Kompetenzwerden in Zukunft zunehmend auch als ökonomischeFaktoren betrachtet.navigation ingedächtnispalästenund virtuellenarchitekturenVirtual Reality ist Medium und Werkzeug zugleich. AlsWerkzeug erlaubt Virtual Reality die intuitive Untersuchungund Verän<strong>der</strong>ung komplexer Daten. Als Medium machtVirtual Reality Produkte und Prozesse erlebbar, die (noch)nicht real existieren. So umschreibt es das VR-Lab am Frauenhofer-Institut.Der Gedächtnispalast (Memory Palace)ist ein historisches Medium, in dem Inhalt und Raumfolgezusammengebracht werden.In Kooperation mit <strong>der</strong> Fachhochschule Nordwestschweizexplorieren Studierende ihre virtuellen Architekturen aufeiner immersiven virtuellen Umgebung. Diese erlaubt es,sich in einer Gruppe von 20 Leuten in Echtzeit durch dievirtuellen Projekte zu bewegen. Die Lerninhalte dieses 2.-Semester Projektes waren:— Entwickeln eines eigenen Gedächtnispalastes mit Hilfe<strong>der</strong> virtuellen Architektur und des Mediums <strong>der</strong> immersivenvirtuellen Umgebung (Immersive Virtual Environmentso<strong>der</strong> Cave-Technologie)— Konzeption einer virtuellen Architektur— Erlernen einer einfachen CAAD-Software, koordinierteModellbildung und VRML Export— Verortung von Inhalten in einer virtuellen Architektur— interaktive Erkundung <strong>der</strong> eigenen virtuellen Architekturan <strong>der</strong> FHA* Dozierende: Hansuli Matter, Katharina Bosch, Mario Doulis (FachhochschuleNordwestschweiz)vom röntgenplatz zurröntgenpiazzaDas Projekt Röntgenpiazza <strong>der</strong> Studierenden des 4. Semestersdes Studienbereichs Scenographical Design war einesiebenstündige Intervention im öffentlichen Raum am 4.Mai 2006.Der Röntgenplatz im so genannten Industriequartier dientemit seiner vielschichtigen Vergangenheit als Objekt <strong>der</strong>Recherche sowie als Veranstaltungsort.Je<strong>der</strong> Studierende inszenierte einen prägnanten Aspektdes Platzes, <strong>der</strong>en Gesamtheit ein Platzporträt ergab. KeineVerschönerung, keine Utopie war gefragt, son<strong>der</strong>n eineFokussierung dessen, was den Platz ausmacht. Themen wieNachbarschaft und Multinationalität sind ebenso Gegenstanddes Porträts wie konkrete Gegenstände, die den Ortdominieren, z.B. Hundekot und Papiertragtaschen.*Manuel Fabritz ist Leiter Scenographical DesignDozierende: Barbara Liebster, Anne Lorenz