11.07.2015 Aufrufe

hgk Z intern voulez vous foucault? - Zürcher Hochschule der Künste

hgk Z intern voulez vous foucault? - Zürcher Hochschule der Künste

hgk Z intern voulez vous foucault? - Zürcher Hochschule der Künste

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>hgk</strong>z<strong>intern</strong>3/06 11physiognomik,märchenweltund megatruckIn den vergangenen Monaten nahmen wie<strong>der</strong>holtStudierende des Studienbereichs NeueMedien die Gelegenheit wahr, Arbeiten inöffentlichen Kunsträumen zu präsentieren.Zwei davon – Fabian Vögeli, Diplomand, undJulia Tabakhova, Gaststudentin – berichten, wiees dazu kam und beschreiben ihre Projekte.Lavaterzimmer, Fabian VögeliHotel Rigihof, 10. bis 24. März 2006Während 15 Tagen stellte das Hotel Rigihof diesen Märzdas dem Zürcher J. C. Lavater gewidmete Zimmer 202 fürein Kunstprojekt zur Verfügung. Zustande gekommen istdies zufällig: Aus dem Bedürfnis nach einem Raum für vageProjektideen formulierte ich eine Anfrage an Hotels, diesich im Kunstbereich vermarkten. Die Beschäftigung mitdem Thema <strong>der</strong> Selbstbeschreibung konkretisierte sich erstdurch die Gegebenheiten des Zimmers.Um 1770 lieferte Lavater eine Grundlage für die Deutungvon Charaktereigenschaften aus physischen Gesichtsmerkmalen.Das schafft ein Vokabular zur Beschreibungvon Menschen. Ein solches entwickelte <strong>der</strong> PolizeibeamteAlphonse Bertillon um 1880 mit <strong>der</strong> Signalementslehre zurverbalen Beschreibung von Gesichtern systematisch. In den100 Jahren dazwischen vollzog sich eine Verschiebung: wegvon <strong>der</strong> Typisierung hin zur Identifizierung des Einzelnen.Das „Beschreiben“ kann hier wörtlich verstanden werden:das Bilden eines Selbsts, das und auf das geschrieben werdenkann. Eine so vor sich gehende Konstituierung desSubjekts wird einerseits als Regierungstechnik verwendet,könnte an<strong>der</strong>erseits aber auch als Selbsttechnik ausprobiertwerden, mittels <strong>der</strong>er es seiner bewusst handelbarwird. An<strong>der</strong>s und allgemeiner gesagt: Das Projekt diente <strong>der</strong>Untersuchung <strong>der</strong> Frage, ob Kategorienbildung wahrnehmbargemacht werden kann.Thematisch verknüpft fanden im Zimmer mehrere Anlässestatt. In Einzelsitzungen beschrieb die Besucherin ihrGesicht unter meiner Anleitung nach Bertillon’s Signalementslehreselber. Den Angaben entsprechend setzte ich amPC ein Phantombild zusammen – bestehend aus Ausschnittenaus Verbrecherfotos eines Lehrbuch’s von 1895 –, das dieBesucherin mit nach Hause nahm. Für mich als Interviewerwurden Kategorien wie schön und hässlich in Alltagsbegegnungenrelativiert. Stattdessen ordnete ich beim Betrachtenvon Gesichtern <strong>der</strong>en Merkmale ins System Bertillon ein:„Aha, das ist eine prognathische Gesichtsform“.Fabian Vögeli: Selbst-Beschreibung nach Bertillon’s Signalementslehre:Sein eigenes Phantombild generieren. Vor<strong>der</strong>ansicht Person 16.Ein Versuch, das „Ich„ in den Hintergrund treten und vomeigenen Körper weg in den Raum hinaus verlagern zu lassen,übte ich in <strong>der</strong> „Praxis <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nen Meditation“. Ichbot auch einen Workshop zum Erlernen <strong>der</strong> deutschen Sütterlin-Schreibschriftund zum disziplinierten Einüben vonSchreibschriften an. Überdies hielt Philipp Sarasin einenVortrag über „Selbsttechniken bei Foucault“. Diskutiertwurde u.a., dass über das Wahrnehmbar-Machen <strong>der</strong> eigenenKategorienbildung bewusst wird, wie verinnerlicht undkulturell definiert diese ist.http://lavaterzimmer.snm-<strong>hgk</strong>z.chLandscaping! Julia TabakhovaWhite Space, 23. Februar bis 11. März 2006Wenige Monate nach meiner Ankunft in Zürich – ich binaus Paris und habe zuvor an <strong>der</strong> Ecal in Lausanne studiert– wurde ich eingeladen, eine Ausstellung im White Space,Raum für aktuelle Kunst an <strong>der</strong> Militärstrasse, zu realisieren.Unter <strong>der</strong> Prämisse „Landscaping!“ habe ich zwei wun<strong>der</strong>sameWelten für zwei Räume gebaut.„Snuff Fairy“Mit dem Feldstecher tastete man sich in eine fremdartigeLandschaft vor. Es glitzerte und funkelte wie vonDiamanten. Ich habe viele kuriose Gegenstände zusammengetragenund zu einer märchenhaften Welt vereint– zu einer „Cyberdiamond World“. In Spiegeln tausendfachvervielfacht schwebte die Betrachterin über <strong>der</strong> Topografie,schwankend zwischen Wachsein und Traum. Und immerwie<strong>der</strong> habe ich die heilen Welten mit pornografischenDetails durchbrochen. Denn: Märchen sind alles an<strong>der</strong>e alsunschuldig.„Too Big for Texas“Die Wie<strong>der</strong>geburt des Tulsa Berliet T100 – des grösstenje gebauten Trucks weltweit – bot eine eindringliche undsinnliche Er-Fahrung, einen poetischen Ritt ohne Ziel durchdie Wüste eines von verführerischen Objekten durchsetztenNiemandslandes. Kein Diskurs, son<strong>der</strong>n eine Herausfor<strong>der</strong>ungwar mein Ziel: Die Schwerkraft sollte sich vor unseremAuge auflösen.http://snm05.snm-<strong>hgk</strong>z.ch/toobigfortexas

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!