27.11.2012 Aufrufe

Jahresrückblick

Jahresrückblick

Jahresrückblick

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Barmherzige Brüder<br />

<strong>Jahresrückblick</strong><br />

www.barmherzige.de<br />

Zeitschrift der Barmherzigen<br />

Brüder in Bayern<br />

2007


Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

in den Leitlinien der Bayerischen Ordensprovinz<br />

steht die Ordenstradition an<br />

erster Stelle. Es ist immer wieder interessant<br />

zu beobachten, dass die Rückkehr<br />

zu den Ursprüngen in vielen Orden neue<br />

soziale Initiativen hervorgebracht hat.<br />

Die Werte, die in der Vergangenheit wie<br />

auch in der Gegenwart unser Ordensleben<br />

bestimmen, nämlich die Sorge für den<br />

Menschen, das Bewusstwerden der göttlichen<br />

Gegenwart und der menschlichen<br />

Bedürftigkeit, das Interesse am Studium und die spirituelle Reflexion,<br />

die wach gehaltene Forderung nach Gerechtigkeit, Friede<br />

und Erhaltung der Schöpfung, bleiben auch weiterhin aktuell.<br />

Dies bedeutet für uns Barmherzige Brüder, dass wir unser Bestes<br />

geben wollen, das Bewusstsein für Werte immer wieder neu<br />

anzustoßen. Es ist gut zu wissen, dass wir auf diesem Weg bei<br />

unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viele Verbündete<br />

gefunden haben und dass der Dialog mit ihnen unser Arbeiten<br />

auch in diesem Jahr neu befruchtet hat. Wir haben gemeinsam<br />

mit unseren leitenden Mitarbeitern vom 1. bis 6. Mai 2007 das<br />

Provinzkapitel gefeiert und wir haben uns dabei neu auf unsere<br />

spirituellen Werte besonnen. Gleichzeitig haben wir auch unsere<br />

Betriebsstrukturen neu überdacht und für die Bayerische Ordensprovinz<br />

und ihre Werke neue Rechtsformen beschlossen.<br />

Um den Erfordernissen unserer Zeit neu gerecht zu werden,<br />

ist beides notwendig – die Besinnung auf unsere Wurzeln in der<br />

frohen Botschaft der Barmherzigkeit und das mutige Ausschreiten<br />

in Formen, die einem modernen Verständnis sozialer Arbeit<br />

im Gesundheits- und Sozialwesen gerecht werden.<br />

In diesem Sinne danke ich allen, den Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern als auch den Mitbrüdern, für den Dialog und für ihre<br />

Handlungsbereitschaft.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Frater Emerich Steigerwald<br />

Provinzial<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Leitthema: Noviziat<br />

Azubis der Hospitalität 3<br />

Berufungsgeschichten 5<br />

Einfache Profess von Frater Philipp und Frater Simeon 8<br />

15 Jahre Interprovinzielles Noviziat 9<br />

Auf den Spuren der Apostel 10<br />

Österreichische Novizenwoche 11<br />

Aus der bayerischen Ordensprovinz<br />

Provinzkapitel 2007:<br />

- Neue Provinzleitung 12<br />

- Statement von Frater Emerich Steigerwald 13<br />

- Ansprache von Generalprior Frater Donatus Forkan 14<br />

- Statement von Generalrat Frater Rudolf Knopp 15<br />

Oratorium über den heiligen Johannes von Gott 16<br />

Projekttage an der Fachschule Straubing und der<br />

Berufsfachschule München 17<br />

Seligsprechungsprozess Eustachius Kugler 17<br />

Dr. Rey Ehrenmitglied 18<br />

Schwester Ritas Abschied 18<br />

Regensburger Klosternacht 19<br />

Goldene Profess Frater Englmar Obermeier 19<br />

Straßenambulanz 20<br />

Urlaub im Krankenhaus 21<br />

Schülertag in Bad Wörishofen 22<br />

Buchtipps 23<br />

Besinnungstage/Exerzitien/Werkwoche<br />

Besinnungstag in Reichenbach 24<br />

Besinnungstag in München 25<br />

Besinnungstag in Gremsdorf 26<br />

Jahresexerzitien in Kostenz 27<br />

Scholastiker-Werkwoche in Wien 28<br />

Besinnungstag in Neuburg 29<br />

Barmherzige Brüder weltweit<br />

66. Generalkapitel: „Prioritäten der Hospitalität“ 30<br />

Neue Provinziale in Österreich und Tschechien 32<br />

Zuständigkeiten und Termine der neuen Generalleitung 32<br />

Generalrat besuchte Bayern 33<br />

Erstes Provinzkapitel der Indischen Provinz 33<br />

Missionswoche 2007: Polio-Kinder in Kamerun 34<br />

Provinzial besuchte Japan 35<br />

20 Jahre Kobe-Kita – Neubau eingeweiht 35<br />

Wollte Johannes von Gott wirklich einen Orden gründen? 36<br />

Nachrufe<br />

Frater Bonifatius Steinkirchner 38<br />

Frater Wolfgang Mösslacher 38<br />

Schwester Elisabeth Thürmer 39<br />

Frater Wilhelm Gaßner 39<br />

Impressum 19<br />

Unser Titelbild zeigt Frater Seraphim Schorer aus Regensburg.<br />

Das Foto entstand im Rahmen eines Beitrags über die Barmherzigen<br />

Brüder (siehe Buchtipp auf Seite 23).


Das Interprovinzielle Noviziat in Graz-Eggenberg<br />

Azubis der<br />

Hospitalität<br />

Das Wirken des „Bettlers von Granada“, des heiligen Johannes von Gott, das im Jahr<br />

1539 in Granada begonnen hat, geht auch heute noch mit ungebrochener Kraft weiter.<br />

Sein Charisma und sein Vorbild spornen auch in unseren Tagen, nach über 450<br />

Jahren, junge Männer an, sich in seinem Stil auf den Weg der Nachfolge Christi zu<br />

begeben.<br />

Dem Eintritt in den Orden der Barmherzigen<br />

Brüder geht meist eine längere<br />

Strecke des Suchens voraus. Fragen wie<br />

„Was ist mein Weg?“ – „Was hat Gott mit<br />

mir vor?“ treiben in dieser Zeit die jungen<br />

Leute um. Gott lässt sie aber mit diesen Fragen<br />

nicht allein. Für die Antworten bedient<br />

Er sich durchaus zeitgemäßer Mittel: Der<br />

eine wird durch einen Priester oder einen<br />

Ordensangehörigen auf die Möglichkeit des<br />

Ordenslebens aufmerksam gemacht, ein anderer<br />

bleibt beim Surfen im Internet auf der<br />

Homepage der Barmherzigen Brüder hängen,<br />

wieder ein anderer macht bei den<br />

„Barmherzigen“ Krankenhauserfahrungen<br />

oder lernt die Gemeinschaft als Zivi kennen.<br />

Mit dem Eintritt in den Orden beginnt für<br />

die Kandidaten eine mindestens sechsmonatige<br />

Zeit des Kennenlernens im so genannten<br />

Postulantat. Während dieser Phase<br />

besteht für sie die Möglichkeit, das Ordensleben<br />

für sich zu erproben und der eigenen<br />

Berufung nachzuspüren. Dieser er-<br />

Novizen und Postulanten in der<br />

Pfingstwoche bei einem Rad-Ausflug<br />

südlich von Graz<br />

Leitthema: Noviziat 3<br />

sten Etappe folgen die Einkleidung und<br />

die Aufnahme in das zweijährige Noviziat.<br />

Entsprechend der Vorgaben der Ausbildungsordnung<br />

des Ordens sollen die jungen<br />

Brüder während dieser Zeit ihre Berufung<br />

zum Barmherzigen Bruder nach dem<br />

Beispiel und dem Geist des heiligen Johannes<br />

von Gott zu entfalten beginnen. Ein<br />

wesentliches Ziel der Noviziatszeit ist die<br />

Vertiefung der persönlichen Gottesbeziehung<br />

des Einzelnen, das Hineinwachsen in<br />

die Ordensgemeinschaft und die Begegnung<br />

mit den Kranken, den Hilfsbedürftigen<br />

und den Armen. Der Pflege des geistlichen<br />

Lebens, des Gebetes, der Stille, des<br />

Umgangs mit der Heiligen Schrift und der<br />

Feier der Liturgie kommt dabei eine besondere<br />

Bedeutung zu. Die Brüder üben sich<br />

während der Noviziatszeit in der prakti-


4<br />

schen Umsetzung der Ordensgelübde, sie<br />

lernen den Alltag des Gemeinschaftslebens<br />

kennen und stellen sich den Anforderungen<br />

des Sendungsauftrages der<br />

Barmherzigen Brüder.<br />

Es gibt sowohl theoretische wie praktische<br />

Einheiten. Im Unterricht geht es neben der<br />

theologischen auch um die menschliche<br />

Ausbildung. Er umfasst neben der Einführung<br />

in das Ordensleben im Allgemeinen<br />

auch das Ordensspezifische der Barmherzigen<br />

Brüder im Besonderen (Augustinusregel,<br />

Konstitutionen, Generalstatuten, Ordensgeschichte<br />

etc.). Selbstverständlich spielen<br />

dabei das Leben und Wirken des heiligen<br />

Johannes von Gott eine besondere Rolle.<br />

Im Gelübde der Hospitalität kommt der<br />

spirituelle Wesenskern der Barmherzigen<br />

Brüder voll zum Ausdruck. Diesem Gelübde<br />

kommt daher in der Ausbildung besondere<br />

Bedeutung zu.<br />

Neben den drei klassischen Ordensgelübden,<br />

der ehelosen Keuschheit, des Gehorsams<br />

und der Armut legen die Brüder bei<br />

ihrer Ordensprofess als viertes Gelübde das<br />

der Hospitalität ab. Dieses Gelübde hat<br />

nach den Konstitutionen des Ordens seinen<br />

Ursprung im Leben Jesu selbst, der, vom<br />

Geist Gottes gesandt, den Armen die frohe<br />

Botschaft brachte und die Kranken heilte<br />

(vgl. Lk 4,18-19).<br />

Konkret bedeutet das für die Barmherzigen<br />

Brüder, dass sie den kranken, alten, behinderten<br />

und hilfsbedürftigen Menschen durch<br />

wirksame Hilfe das Evangelium von der<br />

Barmherzigkeit und Liebe Gottes verkünden.<br />

Sie treten für die Rechte der Kranken<br />

und Schwachen ein. Denn nach ihrer Auffassung<br />

hat der Mensch das von Gott gegebene<br />

Recht, geboren zu werden, menschenwürdig<br />

zu leben, in seiner Krankheit gepflegt<br />

zu werden und in Würde sterben zu<br />

dürfen.<br />

In unserer Zeit ist eine solche Aussage nicht<br />

immer selbstverständlich. Nicht selten verwechseln<br />

Zeitgenossen die Würde eines<br />

Menschen mit dem ökonomischen Nutzen,<br />

den dieser für die Gesellschaft hat und stellen<br />

Krankheit, Alter, Behinderung, soziale<br />

Notsituationen als wirtschaftliches Risiko<br />

und gesellschaftliches Problem dar. Den offenen<br />

Diskussionen darüber können wir<br />

tagtäglich in den Medien begegnen. Die<br />

Auseinandersetzung mit diesen Themen<br />

Frater Leopold beim Praxiseinsatz in der<br />

Einrichtung für Menschen mit Behinderung<br />

in Kainbach (Österreich)<br />

gehört zu den Inhalten unserer Noviziatsausbildung.<br />

Wenn sich die Brüder mit ihrem vierten Ordensgelübde<br />

beschäftigen, so geht es nicht<br />

nur um theoretische Diskussionen, sie haben<br />

auch die Gelegenheit, sich in verschiedenen<br />

Praktikumseinsätzen in den Tätigkeitsfeldern<br />

des sozial-caritativen Bereiches<br />

einzuüben und sich auch im Alltag mit diesen<br />

Themen auseinanderzusetzen. Sie praktizieren<br />

in Krankenhäusern, Behinderteneinrichtungen,<br />

in Palliativstationen und<br />

Hospizen, in geriatrischen Zentren und in<br />

der Obdachlosenarbeit.<br />

Für die Ausbildung im Noviziat ist es<br />

wichtig, dass die Brüder eine „geerdete“,<br />

gesunde Spiritualität kennenlernen und<br />

sich selbst um eine solche spirituelle Basis<br />

für ihr eigenes Leben, für ihren Glauben<br />

und ihr Wirken als Barmherzige Brüder<br />

bemühen. Brüder mit einer geerdeten Spiritualität<br />

übernehmen somit auch Verantwortung<br />

für ein gelingendes Gemeinschaftsleben.<br />

Frater Magnus Morhardt<br />

Frater Richard Binder


Berufungsgeschichten<br />

„…weiter<br />

auf diesem<br />

Weg gehen und ein<br />

guter Bruder werden.“<br />

Frater Philipp Jankech<br />

Ich bin 27 Jahre alt und stamme aus<br />

der kleinen Bezirkstadt Skalica (Slowakei),<br />

wo noch vor 50 Jahren die Barmherzigen<br />

Brüder tätig waren. Ich habe<br />

noch einen Bruder. Nach der Gymnasialzeit<br />

habe ich an der Comenius-Universität<br />

in Bratislava Astrophysik studiert.<br />

Danach kam der Zivildienst im<br />

Krankenhaus der Barmherzigen Brüder<br />

in Bratislava, und hier begann meine<br />

Geschichte mit dem Orden.<br />

Schon auf dem Gymnasium hatte ich<br />

„den ersten Ruf“ gehört, aber in einem<br />

solchen Alter war es noch „zu starker Tobak“<br />

für mich. Ich habe mir eine Freundin<br />

gesucht - Priester zu werden, danach stand<br />

mir nicht der Sinn. Aber auch während des<br />

Studiums war immer irgendeine Beziehung<br />

zur Kirche bei mir da. Zum Glück war<br />

gleich neben meinem Studentenheim ein<br />

Seelsorgezentrum, wo ich geistlich genährt<br />

wurde und wo ich auch die ersten Barmherzigen<br />

Brüder kennengelernt habe.<br />

Es war eine Zeit, in der ich stark nachgedacht<br />

habe, was mit meinem Leben weiter<br />

passieren wird, weil sich das Studium dem<br />

Ende näherte und ich nicht weiter studieren<br />

wollte. Ich habe gespürt, dass ich meinen<br />

Traum - in einer Bibliothek oder in einem<br />

bedeutenden Observatorium zu arbeiten -<br />

lieber mit dem Dienst für Hilfsbedürftige<br />

tauschen wollte. Die Barmherzigen Brüder<br />

haben sich in dem Seelsorgezentrum so<br />

überzeugend vorgestellt, dass ich mich entschlossen<br />

habe, bei ihnen Zivildienst zu<br />

machen. Nach dem ersten Besuch im Konvent<br />

und dem Dienst im Krankenhaus war<br />

ich begeistert, bin geblieben und ein Präpostulant<br />

der Barmherzigen Brüder geworden.<br />

In Bratislava war ich fast ein Jahr in<br />

der chirurgischen Ambulanz tätig. Danach<br />

begann die geistliche Ausbildung im Postulantat<br />

in Graz und setzte sich im Noviziat<br />

in Graz-Eggenberg fort.<br />

Am 15. September legte ich die vier Ordensgelübde<br />

in der Profess ab. Im Lauf dieser<br />

vier Jahre habe ich es nie bereut, dass<br />

ich den Kranken, Hilfsbedürftigen, Obdachlosen,<br />

Behinderten und Sterbenden dienen,<br />

beistehen und vielleicht ein bisschen helfen<br />

konnte. Und ich will es auch weiter tun<br />

und mein ganzes Leben ihnen widmen. Es<br />

ist nicht nur Spaß dabei, sondern auch viel<br />

Mühe, Verzicht, Aushalten und oft auf die<br />

eigenen Grenzen zu schauen. Aber den<br />

notleidenden Menschen zu helfen, sie zu<br />

trösten, ihnen neue Wege zu zeigen, sie<br />

zurück zu Gott zu führen, mit ihnen Leiden,<br />

Sorgen, aber auch die Freude der Genesung<br />

zu teilen, das ist der Mühe wert.<br />

Das hält mich im Orden, und deswegen will<br />

ich auch weiter auf diesem Weg gehen und<br />

ein guter Bruder werden.<br />

5


6<br />

Frater Magnus Morhardt<br />

Vor 29 Jahren erblickte ich in Buchloe<br />

im Ostallgäu das Licht der Welt und<br />

wuchs auf einem kleinen Bauernhof in<br />

Lengenfeld auf. Schon während der<br />

Grundschule wollte ich Pfarrer werden.<br />

Dabei spielte das Vorbild meines Heimatpfarrers<br />

sicher eine Rolle.<br />

Das Gymnasium besuchte ich in Kaufbeuren<br />

und schloss es mit dem Abitur<br />

1998 ab. Danach trat ich in das Priesterseminar<br />

in Augsburg ein und studierte an der<br />

dortigen Universität Katholische Theologie.<br />

Das Studium brachte mich mit zentralen<br />

menschlichen Fragen in Berührung, aber<br />

auch immer mehr mit Gott durch das Gebet.<br />

Doch Weltpriester zu sein, das war<br />

Frater Alexander Nguyen<br />

Ich bin 23 Jahre alt und komme aus Vietnam,<br />

dem Land des Lächelns und der<br />

netten Menschen. Bereits seit drei Jahren<br />

lebe ich in Österreich bei den Barmherzigen<br />

Brüdern. Es ist für mich wie ein<br />

Geschenk.<br />

Das Ordensleben stärkt meinen Glauben.<br />

In der Begegnung mit Gott im Gebet,<br />

im Zusammenleben mit den Mitbrüdern<br />

und im Dienst bei den Patienten im Krankenhaus<br />

verstehe ich immer tiefer den Sinn<br />

meines Lebens. Ich freue mich sehr, dass ich<br />

mit Mitbrüdern aus verschiedenen Ländern<br />

leben und ihre Kultur kennen lernen darf.<br />

Ich betrachte auch gerne die Natur. Mein<br />

Motto ist: Liebe, wie Gott dich liebt.<br />

nicht meine Berufung. Deswegen verließ<br />

ich nach einem Studienjahr in Wien das<br />

Priesterseminar, beendete jedoch das Theologiestudium<br />

in Augsburg.<br />

Beim Weltjugendtag 2002 in Toronto hörte<br />

ich auf die Worte von Papst Johannes<br />

Paul II., dass wir jungen Leute die „Heiligen<br />

des dritten Jahrtausend“ sein sollen.<br />

Das war der Startschuss, meine Berufung<br />

neu zu suchen. Ich war bereit, mich von<br />

Gott senden zu lassen. Ich überlegte, ob ich<br />

heiraten und einen kirchlichen Beruf ausüben<br />

oder doch Ordensmann werden sollte.<br />

Dies prüfte ich, während ich an der Geschichte<br />

meines Heimatortes schrieb und<br />

verschiedene Tätigkeiten, auch an einer<br />

Sonderschule, ausübte. Das Hineinschnuppern<br />

in verschiedene Klöster brachte mich<br />

auch nicht weiter, doch ich sammelte damit<br />

erste Erfahrungen im Ordensleben.<br />

Immer mehr zog mich Gottes Liebe an.<br />

Ein wichtiges Berufungserlebnis hatte ich<br />

beim Heimweg von einem Fest. Es war das<br />

Wort, „den Armen ein Armer zu werden“.<br />

Kurze Zeit später machte ich Exerzitien bei<br />

meiner geistlichen Begleiterin. Am Ende<br />

stand die Entscheidung, Ordensmann zu<br />

Frater Kornelius Unger<br />

Ich komme aus Ungarn, bin 1980 geboren<br />

und in einer christlichen Familie aufgewachsen,<br />

in der außer mir noch sieben<br />

Kinder lebten. Den Orden der Barmherzigen<br />

Brüder habe ich in Ungarn kennen<br />

gelernt. Ich wollte immer mit Menschen<br />

arbeiten.<br />

Nach meinem Abitur, das ich im Jahr<br />

2003 abgelegt habe, bin ich ins Kloster<br />

gegangen, um dort in unserem Krankenhaus<br />

in Budapest als Pflegehelfer zu arbeiten.<br />

Im Jahr 2004 kam ich als Postulant<br />

nach Österreich. Im Krankenhaus der Barmherzigen<br />

Brüder in Graz musste ich zuerst<br />

die deutsche Sprache lernen. Nach eineinhalb<br />

Jahren kam ich als Frater Kornelius ins<br />

Noviziat. Dort bin ich nicht allein. Wir stellen<br />

eine ganz interessante Konstellation<br />

dar, weil wir aus ganz Europa kommen -<br />

Slowakei, Deutschland, Österreich, Tschechien,<br />

Kroatien, Ungarn - und auch aus<br />

Vietnam! In der heutigen Zeit ist es nicht<br />

einfach, Barmherziger Bruder zu sein. Nach<br />

werden. Die Begleiterin gab mir die Adresse<br />

der Barmherzigen Brüder in München.<br />

Dort nahm ich an einem Wochenende für<br />

Ordensinteressenten teil. Danach war ich<br />

noch unsicher, ob hier, bei den Kranken,<br />

mein Platz ist. Doch ich gab nicht auf,<br />

sondern lebte und arbeitete im Frühjahr<br />

2005 ein paar Wochen bei den Barmherzigen<br />

Brüdern in Regensburg mit. Am Ende<br />

war ich so weit, dass ich den Schritt in<br />

den Orden wagte.<br />

In der Zeit des Postulantats in Regensburg<br />

(2005/06) lernte ich den Orden und die Tätigkeit<br />

im Krankenhaus besser kennen. Am<br />

18. Januar 2006 wurde ich eingekleidet<br />

und ins Interprovinzielle Noviziat aufgenommen.<br />

Hier kann ich in einer lebendigen<br />

Brüdergemeinschaft lernen, was es heißt,<br />

für die kranken, behinderten, alten und<br />

hilfsbedürftigen Menschen da zu sein und<br />

für sie, nach dem Beispiel des barmherzigen<br />

Jesus und des heiligen Johannes von<br />

Gott, zu sorgen. Die Liebe zu Gott und die<br />

Freude, dass er mich für den Dienst am<br />

Nächsten brauchen kann, motivieren mich,<br />

die Herausforderungen des Lebens als<br />

Barmherziger Bruder anzunehmen und<br />

mein Leben Gott zu weihen.<br />

„Mein Motto ist: Liebe, wie Gott dich liebt.“<br />

meiner Meinung können und wollen wir<br />

für die Welt ein Beispiel geben. Ich erlebe<br />

das Noviziat als spannend, weil es sehr vielfältig<br />

ist. Ich hätte mir nicht gedacht, dass<br />

ich einmal auf so viele Menschen treffe. Ich<br />

lerne hier im Noviziat viele Nationen kennen,<br />

und wir haben miteinander viel Spaß.<br />

Ich bereite mich zur Zeit auf meine erste<br />

Profess vor.


Frater Simeon Vörös<br />

Vor einigen Jahren traf ich eine wichtige<br />

Entscheidung, die ich in meiner Profess<br />

bekräftigt habe. Bei mir gab es am Anfang<br />

eine Unruhe als Motivation. Ich<br />

suchte die Ruhe. Aber darüber hinaus<br />

suchte ich Gott.<br />

Das war es, was mich auch durch meine<br />

Träume und Gefühle begleitet hat, was<br />

mich getrieben hat, auch das Fremde kennen<br />

zu lernen, selbst wenn ich dadurch<br />

meine Familie und Freunde verlassen musste.<br />

In dieser Zeit spielte bei mir eine große<br />

Rolle, dass ich in meiner Pfarrkirche in<br />

Frater Rafael Cech ˘<br />

Ich bin als drittes und letztes Kind meiner<br />

Familie in Znojmo in der Tschechischen<br />

Republik geboren. Beruflich bin<br />

ich Verkäufer und habe auch einige Zeit<br />

als solcher gearbeitet. Schon während<br />

meiner Studienzeit ließ ich mich zum<br />

pastoralen Mitarbeiter ausbilden und<br />

habe als Pastoralassistent ein paar Jahre<br />

in einer größeren Pfarrei bei Znojmo<br />

gearbeitet.<br />

Diese Arbeit war ganz interessant, aber<br />

zugleich spürte ich auch, dass es im<br />

Leben noch mehr geben muss, als nur Kartoffeln<br />

zu verkaufen oder in einem Büro<br />

beschäftigt zu sein. Schon längere Zeit trug<br />

ich eine kleine Sehnsucht nach dem<br />

„Kloster“ in mir, aber welcher Orden könnte<br />

der richtige sein? Meistens waren die Ordensleute<br />

zugleich Priester.<br />

Durch einen Bekannten hörte ich von den<br />

Barmherzigen Brüdern, und die interessierten<br />

mich. Nach einem persönlichen Ge-<br />

Ungarn ministrieren konnte, dass ich Pfarrer<br />

László Farkas und Pater Miklós Kormos<br />

sowie Altbischof Izidor Marosi kennen gelernt<br />

habe. Ich denke dankbar an sie, weil<br />

ich durch ihre Unterstützung unseren Orden<br />

fand und die Hospitalität des heiligen<br />

Johannes von Gott entdeckte.<br />

spräch mit einem Barmherzigen Bruder<br />

schien mir, dass ich das gefunden habe,<br />

was ich suchte. Am 2. Mai 2005 begann ich<br />

mein Präpostulantat in der Böhmisch-Mährischen<br />

Provinz der Barmherzigen Brüder in<br />

Brno/Brünn. Hier wohnte und arbeitete ich<br />

fast fünf Monate, in denen ich auch die Ordenskommunität<br />

kennen gelernt habe. Die<br />

ersten Monate unter den alten - der älteste<br />

Bruder ist 86 Jahre alt - und jungen Brüdern<br />

waren sehr schön. Meistens kamen<br />

von den älteren Brüdern die besten Witze,<br />

aber auch die besten Ratschläge für das Ordensleben.<br />

Im September 2005 habe ich<br />

mein Postulantat im Graz begonnen. Ein<br />

fremdes Land, mit einer fremden Sprache,<br />

fremde Leute und zwei vietnamesische Mitkandidaten.<br />

Das war mir erst einmal zu viel.<br />

Aber ich erlebte auch Schönes in der Kandidatur,<br />

wo es sehr wichtig war, die deutsche<br />

Sprache zu lernen, an meinem persönlichen<br />

und religiösen Leben zu feilen und<br />

im Krankenhaus zu arbeiten – dort konnte<br />

ich meine frischen Sprachkenntnisse ausprobieren.<br />

Jetzt bin ich seit einem Jahr im Noviziat,<br />

wo noch mehr Nationen vertreten sind,<br />

aber das Band der Barmherzigkeit hält uns<br />

ganz fest zusammen. Nun weiß ich, dass<br />

es im meinem Leben mehr gibt – man<br />

muss nur den ersten Schritt machen: sich<br />

Hand in Hand mit Gott auf den Weg einlassen.<br />

Dann geht es wirklich los, obwohl<br />

man nichts Großartiges tut, sondern nur<br />

über den eigenen Schatten springt. Dann<br />

geschieht viel Gutes. In meiner freien Zeit<br />

spiele ich gerne Flöte: Gott liebt fröhliche<br />

Menschen. Und als Barmherzige Brüder<br />

gehen wir unseren Weg mit Gott, mit den<br />

Mitbrüdern, mit denen, die uns brauchen<br />

und zu denen wir von Gott und der Kirche<br />

gesandt sind.<br />

In den Orden bin ich gekommen, weil ich<br />

neugierig war, und im Orden bin ich geblieben,<br />

weil ich etwas gefunden habe,<br />

das ich nie mehr verlieren will: innere Ruhe,<br />

aber noch mehr: meinen Zugang zu<br />

Gott. Natürlich muss ich dafür auf vieles<br />

verzichten, aber es heißt in der Schrift:<br />

„Für Gott ist nichts unmöglich” (Lk 1,37)<br />

und „alles wird zum Guten für uns”. Jetzt,<br />

wenn ich zurückdenke, freue ich mich, dass<br />

ich diesen Schritt gemacht habe. Kurz gesagt:<br />

Man soll es probieren.<br />

„Nun weiß ich, dass es im meinem Leben mehr gibt“<br />

Frater Thomas Pham<br />

Ich bin 27 Jahre alt und komme aus Hue<br />

in Vietnam. Als ich klein war, habe ich<br />

lange Zeit bei meinem Heimatpfarrer gelebt.<br />

Durch ihn habe ich meine Berufung<br />

kennen gelernt. Nach dem Abitur wollte<br />

ich in ein Kloster eintreten und Ordensmann<br />

werden.<br />

Einige Jahre hatte ich vor, in ein bestimmtes<br />

Kloster in meiner Heimat<br />

einzutreten, aber es gefiel mir nicht. Ich<br />

wollte nämlich den Kranken, Armen und<br />

Hilfsbedürftigen dienen. Mein Heimatpfarrer<br />

hat eine Bekannte in Österreich,<br />

durch die ich die Barmherzigen Brüder in<br />

Österreich kennen gelernt habe. Das Charisma<br />

der Hospitalität passt zu mir, so dass<br />

ich in den Orden der Barmherzigen Brüder<br />

in Österreich eingetreten bin. Nach fünf<br />

Monaten in Wien war ich etwa zwei Jahre<br />

als Postulant im Krankenhaus der<br />

Barmherzigen Brüder in Graz (Marschallgasse).<br />

Am 7. Dezember 2006 wurde ich<br />

dort eingekleidet und lebe seit dieser Zeit<br />

als Novize in Graz-Eggenberg.<br />

7


8<br />

Einfache Profess von Frater Philipp und Frater Simeon<br />

In der Profess<br />

sagten sie Ja zu<br />

Gottes Ruf<br />

Am 15. September 2007 legten Frater Philipp Jankech (Slowakei) und Frater Simeon<br />

Vörös (Ungarn) in der Krankenhauskapelle Graz-Eggenberg ihre einfache Profess ab.<br />

Die beiden jungen Brüder haben sich durch das zweijährige Noviziat, durch Praxiseinsätze<br />

und Professexerzitien bei Pater August Janisch in Stift Rein auf das Leben als<br />

Barmherzige Brüder vorbereitet. In der Profess sagten sie Ja zu Gottes Ruf.<br />

Hauptzelebrant des Gottesdienstes am<br />

Patroziniumsfest der „Sieben Schmerzen<br />

Mariens“ war Abt Petrus Steigenberger<br />

von Stift Rein. Er betonte die Verbundenheit<br />

und gegenseitige Bereicherung von<br />

Zisterziensern und Barmherzigen Brüdern.<br />

Mit dem Abt feierten sieben weitere (Ordens-)<br />

Priester die heilige Messe. In der Pre-<br />

digt machte der Karmelit Pater Michael<br />

Obermayr den beiden Professkandidaten<br />

Mut, ihr Ordensleben zu wagen. Nach der<br />

Predigt legten Frater Philipp und Frater Simeon<br />

ihre Profess in die Hände des österreichischen<br />

Provinzials, Frater Ulrich Fischer,<br />

ab und versprachen, sich in Armut, eheloser<br />

Keuschheit, Gehorsam und Hospitalität<br />

Frater Simeon und Frater<br />

Philipp (von links) bei<br />

der Feier ihrer einfachen<br />

Profess im September<br />

in den Dienst des Hospitalordens zu stellen.<br />

Auf dem Altar unterzeichneten sie die<br />

Professurkunde und machten so ihre Hingabe<br />

an Gott deutlich. Nach der Eucharistiefeier<br />

waren die zahlreichen Mitbrüder,<br />

Angehörigen der Professbrüder und weiteren<br />

Festgäste zum Empfang mit anschließendem<br />

Mittagsmahl in den Speisesaal des<br />

Krankenhauses eingeladen. Am 20. September<br />

zogen Frater Philipp und Frater Simeon<br />

vom Noviziat in Graz nach Regensburg,<br />

um als Scholastiker die Ausbildung zu<br />

Krankenpflegern zu beginnen.<br />

Frater Magnus Morhardt


Das Interprovinzielle Noviziat der Barmherzigen<br />

Brüder in Graz-Eggenberg<br />

(Österreich) kann bereits auf eine 15jährige<br />

Geschichte zurückblicken. Viele<br />

junge und ältere Brüder gingen hier ihre<br />

ersten Schritte im Orden des heiligen<br />

Johannes von Gott.<br />

Seit 1980 wurde der österreichische Ordensnachwuchs<br />

in einer Villa neben<br />

dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder<br />

in Graz-Eggenberg ausgebildet. Die<br />

bayerischen Novizen waren bis zur Eröffnung<br />

des Interprovinziellen Noviziats in Algasing<br />

untergebracht.<br />

Im Jahr 1992 beschlossen die Provinzkapitel<br />

von Bayern, Österreich und der Rheinischen<br />

Provinz die Errichtung eines gemeinsamen<br />

Noviziats zur Ausbildung des Ordensnachwuchses.<br />

Dafür wurden ein geeignetes<br />

Ausbildungsprogramm, ein Team und<br />

ein passender Ort gesucht. Auch die Böhmisch-Mährische<br />

Provinz sowie die slowakische<br />

und ungarische Vizeprovinz schlossen<br />

sich dem Vorhaben an.<br />

Im Juli 1992 berieten sich die Provinziale<br />

gemeinsam mit den Beauftragten für die<br />

Ausbildung aus den genannten Provinzen<br />

und Vizeprovinzen und kamen zu dem Ergebnis,<br />

das Interprovinzielle Noviziat in<br />

Graz-Eggenberg zu errichten. Graz wurde<br />

wegen seiner zentralen Lage und durch das<br />

Vorhandensein von drei Ordenswerken in<br />

der Nachbarschaft (die Krankenhäuser in<br />

Graz und Eggenberg sowie das Pflegezentrum<br />

Kainbach) als Standort gewählt. Als<br />

Magister der Novizen schlug die Kommission<br />

Frater Bernhard Binder vor. General-<br />

15 Jahre Interprovinzielles Noviziat<br />

Gemeinsame<br />

Ausbildung des<br />

Ordensnachwuchses<br />

Gemeinschaft wird großgeschrieben im Noviziat, gemeinsame Erlebnisse gehören da dazu!<br />

prior Frater Brian O´Donnell unterzeichnete<br />

das entsprechende Dokument am 22. Juli<br />

1992. Sogleich begannen in Bayern die<br />

Aktivitäten, das Noviziat von Algasing nach<br />

Graz zu verlegen. Dazu gehörte auch der<br />

Umzug der umfangreichen Bibliothek. Am<br />

25. August 1992 traf der neue Novizenmeister,<br />

Frater Bernhard Binder, in Eggenberg<br />

ein. Ivan Karlik und<br />

Frantisek Kajan,<br />

zwei slowakische<br />

Kandidaten, wurden<br />

von Vizeprovinzial<br />

Frater Fabian<br />

Macej am 29.<br />

August nach Eggenberg<br />

gebracht,<br />

am 8. September<br />

kam der Novize Frater<br />

Hubert Matys<br />

aus der Rheinischen<br />

Provinz. Zwei Tage<br />

später wurde erstmals<br />

in der NoviziatskapelleEucha-<br />

Im Haus des interprovinziellen Noviziats<br />

leben die jungen Brüder in der Vorbereitung<br />

auf das Ordensleben.<br />

ristie gefeiert. Zum Ausbildungsteam gehörten<br />

neben Frater Bernhard Binder aus<br />

Bayern auch Frater Daniel Katzenschläger<br />

aus Österreich und Frater Alfons M. Höring<br />

aus Frankfurt. Frater Daniel ist heute Magister<br />

der Postulanten der Österreichischen<br />

Provinz, während Frater Alfons zum Unterricht<br />

der Ordensgeschichte nach Eggenberg<br />

kommt.<br />

Im Jahr 2004 wechselten die Verantwortlichen<br />

für die Ausbildung der Novizen: Frater<br />

Richard Binder, bisher Prior in München,<br />

wurde zum Magister der Novizen ernannt.<br />

Als Submagister unterstützte ihn Frater Johannes<br />

Karlik, der 1992 als erster Kandidat<br />

nach Eggenberg gekommen war; nach dem<br />

Provinzkapitel 2007 zog er als Subprior in<br />

den Wiener Konvent.<br />

Zurzeit leben neun Novizen im Interprovinziellen<br />

Noviziat, die sich auf das Ordensleben<br />

als Barmherzige Brüder vorbereiten.<br />

Frater Magnus Morhardt<br />

9


10<br />

Das Interprovinzielle Noviziat in Rom<br />

Das Interprovinzielle Noviziat in Rom<br />

Auf den Spuren<br />

der Apostel<br />

Das Interprovinzielle Noviziat der Barmherzigen Brüder verbrachte vom 17. bis 25. Juni<br />

2007 eine gemeinsame Ferienwoche in Rom. Die Noviziatsgemeinschaft war zu Gast<br />

im Haus der Generalkurie in der Via della Nocetta und erkundete von dort aus das antike<br />

und moderne Rom mit seinen Kirchen, Plätzen und Sehenswürdigkeiten.<br />

Als erfahrener Romkenner begleitete Pater<br />

Johannes Bauer die Novizen in Rom<br />

und sorgte für die Verständigung auf Italienisch.<br />

Pater Johannes, ein Franziskaner-Minorit<br />

aus dem Kloster Schwarzenberg/Mittelfranken,<br />

hatte für die jungen<br />

Brüder im November 2006 Exerzitien ge-<br />

halten. Am Beginn jeden Tages der Ferienwoche<br />

feierten wir eine heilige Messe mit<br />

Pater Johannes Bauer, manchmal auch im<br />

Garten des Generalats oder zusammen mit<br />

den Mitbrüdern. Der erste Besichtigungstag<br />

führte uns in den Vatikan, wo wir nicht<br />

nur die Vatikanischen Gärten und den Pe-<br />

tersdom besichtigten, sondern auch in der<br />

Vatikanapotheke, die von den „Fatebenefratelli“<br />

(das italienische Wort für Barmherzige<br />

Brüder) geführt wird, von Mitbrüdern<br />

empfangen wurden. An den weiteren Tagen<br />

der Ferienwoche besuchten wir bedeutende<br />

Basiliken, die Innenstadt mit ihren<br />

Plätzen und Brunnen, das antike Rom und<br />

die Domitilla-Katakomben, wo die Trierer<br />

Barmherzigen Brüder wirken.<br />

Der österreichische Botschafter am Heiligen<br />

Stuhl, Martin Bolldorf, lud uns zu einem


gediegenen Abendessen im Freien ein. Ein<br />

weiterer Höhepunkt der Romreise war die<br />

Teilnahme an der Generalaudienz mit<br />

Papst Benedikt XVI. in der Audienzhalle<br />

des Vatikan. Am Sonntag waren wir zum<br />

Mittagessen auf die Tiberinsel eingeladen.<br />

Zuvor führte uns der dortige Prior durch<br />

das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder,<br />

eines der ältesten Häuser des Ordens und<br />

bis 1984 Sitz der Generalkurie. Auf dem<br />

Rückweg von Rom nach Graz machten wir<br />

Halt in Assisi, um das Grab des heiligen<br />

Franziskus zu besuchen.<br />

Es war eine gelungene Ferienwoche, in der<br />

viele Novizen zum ersten Mal in die ewige<br />

Stadt reisten. Der Aufenthalt im Haus der<br />

Generalkurie bot uns Einblick in die Leitung<br />

des Ordens und ließ uns, trotz der<br />

Sprachbarrieren, mit Brüdern aus verschiedenen<br />

Erdteilen in Kontakt kommen.<br />

Frater Magnus Morhardt<br />

Österreichische Novizenwoche 2007<br />

Eine Bereicherung<br />

für alle Teilnehmer<br />

Die österreichische Superiorenkonferenz veranstaltete vom 29. April bis 5. Mai 2007<br />

für die Novizen der Stifte, Orden und Kongregationen, die in Österreich vertreten<br />

sind, eine Werkwoche. Tagungsort war das Bildungshaus der Barmherzigen Schwestern<br />

in Laab im Walde, in der Nähe von Wien.<br />

Zur Novizenwerkwoche, welche von Pater<br />

Erhard Rauch SDS und Magister Mauritius<br />

Lenz CanReg (Stift Herzogenburg) geleitet<br />

wurde, waren 36 Ordensmänner gekommen.<br />

Vertreten waren Benediktiner, Zisterzienser,<br />

Augustiner-Chorherren, ein Kamillianer,<br />

ein Missionar vom kostbaren Blut –<br />

und acht Barmherzige Brüder.<br />

Am Beginn der Studienwoche stand die<br />

Präsentation der einzelnen Stifte und Gemeinschaften.<br />

Als Barmherzige Brüder<br />

stellten wir unseren Ordensgründer, den<br />

heiligen Johannes von Gott, die Geschichte<br />

und aktuelle Situation des Ordens sowie<br />

unser Apostolat im Dienst am Nächsten vor.<br />

Die Werkwoche eröffnete neue Horizonte:<br />

Schwester Hildegard Teuschl (Caritas Socialis)<br />

berichtete von ihren<br />

Erfahrungen in der<br />

Hospizarbeit in Wien,<br />

Prof. Grigorios Larentzakis<br />

(Universität Graz)<br />

stellte die griechischorthodoxe<br />

Kirche in<br />

Österreich vor, und<br />

auch den Stand der<br />

Ökumene mit den anderen<br />

christlichen Kirchen.<br />

Höhepunkte wa-<br />

Auf dem Programm<br />

der Werkwoche stand<br />

auch eine Führung<br />

durch das ORF-Zentrum<br />

in Wien mit Besichtigung<br />

der Fernsehstudios<br />

und Besuch der<br />

Abteilung Religion.<br />

ren auch eine Wallfahrt nach Wien-Mauer<br />

zur Wotruba-Kirche, die durch ihre Betonarchitektur<br />

Besucher anzieht, und eine Exkursion<br />

nach Wien, wo wir die griechischorthodoxe<br />

Konfession am Beispiel der Kirche<br />

am Fleischmarkt kennen lernten.<br />

Die Novizenwerkwoche stellte für alle Teilnehmer<br />

eine Bereicherung dar. Sie ließ uns<br />

über die Ordensgrenzen hinweg auf andere<br />

Gemeinschaften und Spiritualitätsformen<br />

blicken. Doch am Ende hieß es auch,<br />

froh über die eigene Berufung zu sein. Die<br />

Vorträge und Besuche zeigten uns, in<br />

welch verschiedenen Bereichen Kirche heute<br />

die Frohbotschaft verkündet.<br />

Frater Magnus Morhardt<br />

11


12<br />

Aus der bayerischen Ordensprovinz<br />

Provinzkapitel 2007<br />

Neue<br />

Provinzleitung<br />

Beim 48. Provinzkapitel der Bayerischen<br />

Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder,<br />

das vom 1. bis 6. Mai im Kloster Kostenz<br />

(Niederbayern) stattfand, ist Frater<br />

Emerich Steigerwald (66) zum neuen Provinzial<br />

gewählt worden. Er wird in der Leitung<br />

der Provinz von vier Provinzräten<br />

(„Definitoren“) unterstützt: Frater Benedikt<br />

Hau, Frater Eduard Bauer, Pater Leodegar<br />

Klinger und Frater Eberhard Michl.<br />

Die Amtszeit des Provinzials und seiner Räte<br />

beträgt drei Jahre.<br />

Frater Emerich, der in den vergangenen 21<br />

Jahren in Rom als Generalrat tätig war, ist<br />

Sozial- und Heilpädagoge. Der neue Provinzial<br />

gehört dem Orden seit 1968 an. Seit<br />

der Wiedererrichtung der Bayerischen Ordensprovinz<br />

im Jahre 1851 ist Frater Emerich<br />

Steigerwald der 18. Provinzial.<br />

Mit dem 48. Provinzkapitel gehören auch<br />

die drei Einrichtungen des rheinischen Ordensteils<br />

zur Bayerischen Ordensprovinz:<br />

ein Altenheim in Püttlingen/Saarland, ein<br />

Altenheim in Falkenstein im Taunus und<br />

eine Niederlassung in Frankfurt am Main.<br />

Die Bayerische Ordensprovinz der Barmherzigen<br />

Brüder zählt derzeit 44 Brüder und<br />

rund 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Die neue Provinzleitung der Bayerischen<br />

Ordensprovinz (von links):<br />

Pater Leodegar Klinger, Frater Benedikt Hau,<br />

Frater Emerich Steigerwald (Provinzial),<br />

Frater Eduard Bauer und Frater Eberhard<br />

Michl.<br />

Die Karte zeigt die Orte mit Einrichtungen<br />

der Provinz.


Ein Ordenskapitel ist immer ein kirchliches<br />

Ereignis, das mit Erneuerung zu<br />

tun hat. Aus dieser Aussage erwachsen uns<br />

besondere Verantwortlichkeiten in, mit und<br />

für die Kirche. Bei unseren Arbeiten, Überlegungen<br />

und Planungen, bei unserem<br />

Schauen, Urteilen und Handeln sollten wir<br />

uns gegenwärtig halten:<br />

• dass unser Dienst nach den Grundsätzen<br />

des Evangeliums und der Soziallehre der<br />

Kirche ausgerichtet und gestaltet sein muss<br />

und wir die Würde und die Rechte der Personen<br />

achten und für sie eintreten;<br />

• dass wir unserem Charisma treu sind, die<br />

Identität des Ordens bewahren, so dass der<br />

barmherzige Jesus in der Zeit lebendige<br />

Gegenwart bleibt;<br />

• dass Lebensspuren des Ordensstifters in<br />

den Zentren ausgemacht werden können,<br />

wie wir sie mit Achtung, Respekt, Dienst,<br />

Wertschätzung, Gemeinschaft, Fürsorge,<br />

Zusammenarbeit, Sensibilität oder Qualität,<br />

aber auch mit Wirtschaftlichkeit ausdrükken.<br />

Schließlich ist es unsere Pflicht, aus unserer<br />

Offenheit gegenüber dem Heiligen Geist die<br />

Zeichen der Zeit zu verstehen, sie zu deuten<br />

und mit schöpferischen, kreativen Ideen<br />

zu antworten, um mit dem Wissen und den<br />

Mitteln, den Instrumenten unserer Zeit,<br />

nach besten Möglichkeiten für die Kranken,<br />

die Heimbewohner und die Hilfsbedürftigen<br />

zu wirken und unserer hohen Verantwortung<br />

gegenüber den Mitarbeitern gerecht<br />

zu werden.<br />

Ein anderer Gedanke: Unser Leitwort, unser<br />

Titel lautet: Barmherzigkeit! Denken wir<br />

daran, dass Barmherzigkeit zwei grundsätzliche<br />

Bedeutungen hat, die eine ist die Haltung<br />

des Vergebens, des Verzeihens von<br />

Schuld und Versagen, von Untreue, die wir<br />

in der versöhnten Haltung auch als die<br />

Barmherzigkeit des Herzens bezeichnen<br />

können. Die andere Bedeutung der Barmherzigkeit<br />

drückt sich in Haltungen aus, die<br />

auf Erfordernisse der Menschen ausgerichtet<br />

sind, welchen wir mit den Werken der<br />

Barmherzigkeit antworten, weshalb man<br />

von der Barmherzigkeit der Hände spricht.<br />

Bei diesem Kapitel leitet uns das Motto<br />

analog zum letzten Generalkapitel: „Leidenschaft<br />

für die Hospitalität des heiligen<br />

Johannes von Gott in der Welt von heute“.<br />

Leidenschaft ist eine starke Gefühlsregung,<br />

die uns drängen soll, die uns einen kräfti-<br />

Frater Andreas Hellermann, Frater Eberhard<br />

Michl, Frater Paulus Haug und Frater Odo<br />

Weiper beim Gebet (von links)<br />

Provinzkapitel 2007:<br />

Aus dem einleitenden Statement von<br />

Frater Emerich Steigerwald<br />

Starke Zeichen<br />

der Barmherzigkeit<br />

setzen<br />

Die Teilnehmer des Provinzkapitels 2007<br />

gen Impuls, einen energiegeladenen<br />

Schwung geben soll, aus unserem Beruf,<br />

aus unserer Berufung, aus unserer Weihe<br />

mehr zu machen, nämlich noch eifriger<br />

und entschiedener unserer Sendung in der<br />

Hospitalität für den Menschen in Bedürftigkeit<br />

nachzukommen.<br />

Ich gehe davon aus, dass wir als Gemeinschaft<br />

noch die Kraft haben und noch starke<br />

Zeichen der Barmherzigkeit setzen kön-<br />

nen gegen die häufig beobachtete Müdigkeit,<br />

Verzagtheit, Unentschlossenheit, Interesselosigkeit<br />

und Oberflächlichkeit unserer<br />

Tage. Ich wünsche uns, dass wir uns in diesen<br />

Tagen anstecken lassen von einer<br />

Leidenschaft für die Verlebendigung des<br />

Evangeliums der Barmherzigkeit in unserer<br />

Zeit zum Heil und Segen, zum ganzheitlichen<br />

Wohl der Menschen, welchen wir unseren<br />

Dienst schenken wollen und dürfen.<br />

13


14<br />

Provinzkapitel 2007: Aus der Ansprache von<br />

Generalprior Frater Donatus Forkan<br />

bei der Verabschiedung der Mitarbeiter<br />

„Wir brauchen<br />

ein hörendes Herz“<br />

Generalprior Frater Donatus Forkan (links)<br />

und Generalrat Pater Jesús Etayo Arrondo<br />

Sollten Sie jemals Granada besucht haben,<br />

die Stadt des Johannes von Gott,<br />

werden Sie sich an eine Station des Pilgerweges<br />

erinnern, die für uns als Nachfolger<br />

des Johannes von Gott von besonderer Bedeutung<br />

ist, nämlich die Tordurchfahrt der<br />

Venegas. Ich möchte Ihnen empfehlen, dort<br />

in der Tordurchfahrt für eine Weile mit Johannes<br />

inne zu halten. – Einfach neben Johannes<br />

sitzen, sich mit ihm unterhalten<br />

über die Beweggründe seiner und Ihrer Arbeit,<br />

die Sie selber in seinem Namen nach<br />

außen tragen. Sagen Sie ihm, was daran<br />

gut ist, welche Herausforderungen Sie darin<br />

sehen, was Ihnen Sorge bereitet und was<br />

Ihnen ein Anliegen bei Ihrer Arbeit ist. Wir<br />

brauchen „ein hörendes Herz“, um hören<br />

zu können, was er sagen möchte. ...<br />

Gemeinsam Zukunft gestalten<br />

Ich glaube, es wäre wichtig, gemeinsam eine<br />

Zukunftsvision für die Provinz für die<br />

bevorstehenden nächsten drei Jahre zu entwickeln,<br />

die fortschrittlich und authentisch<br />

ist und den Traum des heiligen Johannes<br />

von Gott zu Gunsten der leidenden<br />

Menschheit weiterverfolgt …<br />

Die Zusammenarbeit von Brüdern und Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern auf jeder<br />

Ebene des Ordens ist unsere Garantie für<br />

die Zukunft der Hospitalität des heiligen<br />

Johannes von Gott in unserer Welt. ... Die<br />

gemeinsamen Begegnungen von Brüdern<br />

und Mitarbeitern müssen weiter intensiviert<br />

und ausgebaut werden, wo immer dies<br />

möglich ist. Es ist notwendig, „Leidenschaft<br />

für die Hospitalität des heiligen Johannes<br />

von Gott“ zu zeigen, mit einer Dringlichkeit,<br />

die begeistert, einem Enthusiasmus,<br />

der anregt, und einer Verbindlichkeit, die<br />

der Selbstzufriedenheit begegnet.<br />

Globalisierung der Hospitalität<br />

Wie ich in meiner Begrüßungsrede zum Kapitel<br />

sagte, müssen wir an der „Globalisierung<br />

der Hospitalität“ arbeiten – einer Globalisierung<br />

des Mitleids, der Zärtlichkeit<br />

und Fürsorge, in einer Welt, in der Werte<br />

verschwinden und die sich wenig kümmert<br />

und wenig Respekt zeigt gegenüber jenen,<br />

die in größter Not sind. …<br />

Schließlich möchte ich Ihnen allen herzlich<br />

danken für all das, was Sie täglich tun, in<br />

den verschiedenen Einrichtungen der Provinz,<br />

in denen Sie sind, um unseren Brüdern<br />

und Schwestern in den Zeiten ihrer<br />

Not Heilung und Hoffnung zu bringen.<br />

Verwaltungsdirektor Bernd Peter und Frater<br />

Donatus Wiedenmann<br />

Bitte überbringen Sie den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern Ihrer Einrichtungen vor<br />

Ort den Dank, die Achtung, Wertschätzung<br />

und das Vertrauen, dass die Brüder ihnen<br />

gegenüber haben. Wir wissen, dass wir ohne<br />

Sie, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />

nur sehr wenig selbst tun könnten.<br />

Doch gemeinsam können und werden<br />

wir der leidenden Menschheit einen großen<br />

Dienst erweisen. Sagen Sie jedem, dass der<br />

Orden und seine Werke helle Zukunftsaussichten<br />

haben – eine Zukunft, die wir alle<br />

teilen und gestalten müssen.<br />

Übersetzung: Frater Matthäus Lange<br />

Frater Franziskus Oka (links)<br />

und Frater Georg Tokuda aus Kobe/Japan


Der Reichenbacher Gesamtleiter Karl Fries im<br />

Gespräch mit Frater Vincent Kochamkunnel<br />

Die drei Generalräte Frater Vincent Kochamkunnel, Pater Jesús Etayo Arrondo und Frater<br />

Rudolf Knopp (von links)<br />

Wir müssen Trägerverantwortung wahrnehmen,<br />

aber nicht im Sinne von<br />

Macht ausüben, sondern als Träger müssen<br />

wir Gestalter sein, oder mit einem Wortspiel:<br />

Von der Kontrolle zum Controlling.<br />

Sagen könnte man auch: Von der Forderung<br />

zur Befähigung.<br />

Wachsende Organismen brauchen klare<br />

Strukturen. Strukturen und Funktionen<br />

müssen von einem Qualitätsanspruch getragen<br />

sein, nicht festlegen wo ein Bruder<br />

sitzen muss, wo ein Bruder eine Funktion<br />

haben soll, sondern: Welche Strukturen mit<br />

welchen Qualifikationen an welchem Ort<br />

sind notwendig? In einem zweiten Schritt<br />

dann: Welche Brüder können dann eine<br />

solche Position wahrnehmen? Mit dieser<br />

Aussage möchte ich nicht die Brüder aus<br />

unseren Organisationsformen oder unseren<br />

Provinzkapitel 2007: Generalrat<br />

Frater Rudolf Knopp zu einem wichtigen Aspekt<br />

des „Charismatischen Managements“<br />

Träger und Gestalter<br />

Einrichtungen „wegrationalisieren“ oder<br />

deren Berechtigung in Frage stellen. Mein<br />

Ansatz ist es, zunächst die Struktur und die<br />

Organisation zu schaffen und dann zu fragen,<br />

wie an allen entscheidenden Schnittstellen<br />

garantiert und sichergestellt werden<br />

kann - mit der nötigen Erfolgskontrolle - ,<br />

dass sich der Geist des heiligen Johannes<br />

von Gott genau dort verlebendigt. Dazu<br />

muss nicht an der betreffenden Stelle ein<br />

Bruder sitzen, aber Brüder müssen in eine<br />

intensive Kommunikation mit den dort Tätigen<br />

treten.<br />

Die Aufgabe der Brüder wird zum einen ihre<br />

fachliche Qualifikation für ihre Einsatzstelle<br />

sein, und zum anderen eine Bereitschaft<br />

zu entwickeln, Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern zu helfen, sie zu befähigen,<br />

die Hospitalität und Hospitalitätsprojekte<br />

zu entwickeln. Dann kann in einem gemeinsamen<br />

Prozess von Mitarbeiterinnen,<br />

Mitarbeitern und Brüdern Hospitalität entfaltet<br />

werden.<br />

Was ich für besonders wichtig halte, ist,<br />

dass es eine lebendige Hospitalität in unseren<br />

Einrichtungen gibt, wenn wir uns<br />

konsequent auf diesen Wechsel vom Träger<br />

zum Gestalter einlassen. Dann müssen wir<br />

unsere Rolle als Barmherzige Brüder neu<br />

definieren, unsere Rolle im Gesamt der Provinz<br />

bzw. in einer Einrichtung. Ebenso unsere<br />

Rolle in unserem Gemeinschaftsleben,<br />

die Rolle für uns als Konvent. Nur wenn wir<br />

diese Hausaufgabe qualifiziert tun, können<br />

wir auch einen Schritt nach vorne gehen in<br />

einen weiteren Veränderungsprozess. Ohne<br />

die Klärung unseres Selbstverständnisses<br />

können wir keine neuen Positionen in den<br />

sich verändernden Strukturen einnehmen.<br />

Dr. Andreas Kestler (Regensburg)<br />

und Christiane-Maria Rapp (Kneipp’sche<br />

Stiftungen Bad Wörishofen) vertiefen sich<br />

in die Unterlagen des Kapitels.<br />

15


16<br />

Oratorium über den<br />

heiligen Johannes von Gott<br />

Es war ein nicht ganz alltägliches Projekt:<br />

Im Auftrag der Barmherzigen Brüder<br />

in Bayern komponierte Professor Wolfram<br />

Menschick, der ehemalige Eichstätter<br />

Domkapellmeister, das Oratorium „Leben<br />

und Werk des Johannes von Gott“. Die Uraufführung<br />

des Werks für Alt-Solo, Bariton-Solo,<br />

Chor, Horn, Harfe, Streichorchester<br />

und einen Erzähler fand am Samstag,<br />

den 24. Februar im Regensburger Neuhaussaal<br />

statt. Die Erlöse kamen der Errichtung<br />

eines Gesundheitszentrums der Barmherzigen<br />

Brüder in Douala/Kamerun zugute.<br />

Der große Konzertsaal im Regensburger<br />

Stadttheater war bei der Uraufführung besetzt<br />

bis auf den letzten Rang. Im Publikum<br />

saßen Vertreter aus allen Häusern der<br />

Barmherzigen Brüder in Bayern und viele<br />

Freunde und Förderer aus dem Umkreis der<br />

Einrichtungen, darunter Prälat Georg Ratzinger,<br />

der Bruder Papst Benedikt XVI., und<br />

Frater Robert Chakana, Generalrat der Barmherzigen<br />

Brüder.<br />

Am Ende der knapp einstündigen Uraufführung<br />

war klar: Professor Menschick hat<br />

mit seinem modernen Werk den richtigen<br />

Ton getroffen. Es gab stehende Ovationen<br />

für ihn und für den Regensburger Radiojournalisten<br />

Siegfried Höhne, der den Text<br />

geschrieben hatte. Vor allem aber galt der<br />

Applaus den ausführenden Künstlerinnen<br />

und Künstlern; das waren unter der Leitung<br />

von Professor Kunibert Schäfer der<br />

Konzertchor der Hochschule für Katholische<br />

Kirchenmusik und Musikpädagogik<br />

Regensburg, das Kammerorchester der Universität<br />

Regensburg, die Solisten Bomi Kim<br />

Prominente Gäste, unter ihnen Generalrat<br />

Frater Robert Chakana (2. von links), Prälat<br />

Georg Ratzinger (2. von rechts) und Komponist<br />

Prof. Wolfram Menschick (rechts)<br />

(Alt) und Christian Schmidt-Timmermann<br />

(Bariton) sowie Franz Fink (Querflöte) und<br />

Stefan Baier (Erzähler).<br />

In der Mittelbayerischen Zeitung urteilte<br />

Randolf Jescheck über die Uraufführung:<br />

„So ist bei aller Vielfalt ein in sich geschlossenes<br />

Oratorium entstanden, mit stringentem<br />

Ablauf, ohne Längen, das seine Botschaft<br />

wohl vermittelt.“ Und so nimmt es<br />

nicht wunder, dass schon beim Stehempfang,<br />

zu dem die Barmherzigen Brüder<br />

nach dem Konzert luden, einige Stimmen<br />

laut wurden, die sich weitere Aufführungen<br />

des Oratoriums oder zumindest von Teilen<br />

daraus an anderen Orten wünschten.<br />

js<br />

Das Johannes-von-Gott-Oratorium ist auch<br />

als CD erhältlich: Jubilate-Verlag, 12 Euro<br />

Der heilige Johannes von Gott:<br />

Sein vielseitiges Leben inspirierte zu einer<br />

Komposition der ganz besonderen Art –<br />

zu einem modernen Oratorium.<br />

Das Oratorium über das Leben und Werk<br />

des heiligen Johannes von Gott wurde uraufgeführt<br />

vom Konzertchor der Hochschule<br />

für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik<br />

Regensburg und dem Kammerorchester<br />

der Universität Regensburg unter<br />

der Leitung von Professor Kunibert Schäfer.


Indischer Tanz in traditionellen Gewändern:<br />

Eine besondere Auslegung biblischer<br />

Texte erfuhren die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer durch die Tänzerin Gita.<br />

Neben vielen Sach-Informationen standen<br />

auch indischer Tanz, indisches Essen<br />

mit den Sisters of the Destitute in<br />

München und ein Gottesdienst mit dem indischen<br />

Geistlichen Peter Cyril Cunha auf<br />

dem Programm. Blüten, Räucherstäbchen,<br />

Öllampen, indische Gewänder und rituelle<br />

Elemente schufen eine spirituell-meditative<br />

Atmosphäre.<br />

Mit einem Zitat Hermann Hesses – „Wer<br />

einmal in Indien gewesen, dem bleibt es<br />

Heimwehland“ – eröffnete Frater Alfons<br />

Höring den Projekttag Indien. Er und seine<br />

Mitbrüder gründeten das erste Krankenhaus<br />

der Barmherzigen Brüder im Süden<br />

Indiens, in Kattappana, im Bundesstaat Kerala.<br />

Frater Alfons Höring verstand es, interessant<br />

und lebhaft über Indien zu informieren,<br />

diesem Subkontinent von der Größe<br />

Europas, mit über hundert Sprachen und<br />

Dialekten, der größten Demokratie der<br />

Welt, einem Land, in dem alle großen Weltreligionen<br />

zu Hause sind, einem Land der<br />

Gegensätze, mit hochentwickelter Forschung<br />

und Industrie und mit gleichzeitig<br />

rund zwanzig Prozent Ärmsten, die notdürftig<br />

in Slums leben.<br />

Nach dem indischen Mittagsmahl berichteten<br />

die Sozialpädagogikstudenten Daniela<br />

Peinkofer und Florian Dasch über ihren<br />

Fortschritt beim<br />

Seligsprechungsprozess für<br />

Eustachius Kugler<br />

Die ärztlich-technische Gutachterkommission<br />

der Kongregation für die Selig-<br />

und Heiligsprechungen hat im Juni<br />

ein positives Urteil über das mutmaßliche<br />

Wunder abgegeben, das dem Ehrwürdigen<br />

Eustachius Kugler (1867 – 1946),<br />

langjähriger Provinzial der Barmherzigen<br />

Brüder in Bayern, zugeschrieben wird.<br />

Am 30. Oktober hat dann auch die Theologen-Kommission<br />

positiv über das<br />

Wunder beraten – ebenso wie über ein<br />

Wunder, das der Barmherzige Bruder<br />

Olallo Valdés (1820 – 1889) aus Kuba bewirkt<br />

haben soll.<br />

Projekttage an der<br />

Fachschule Straubing und der<br />

Berufsfachschule München<br />

„Indien“ war das Thema der Projekttage an der Fachschule für Heilerziehungspflege in<br />

Straubing am 18. Oktober 2006 und an der Berufsfachschule für Gesundheits- und<br />

Krankenpflege Dritter Orden und Barmherzige Brüder in München am 26. Oktober 2006.<br />

Die Kommissionen kamen zu der Überzeugung,<br />

dass der schwere Verkehrsunfall mit<br />

Totalschaden des Kraftfahrzeugs, den der<br />

Betroffene „ohne nennenswerte subjektive<br />

und objektive medizinische Konsequenzen<br />

erlitten hat“, als ein außergewöhnlicher<br />

Vorfall anzusehen sei, „der mit natürlichen<br />

Kriterien nicht erklärt werden<br />

kann“. Jetzt steht nur noch ein Votum der<br />

Kommission der Kardinäle und Bischöfe<br />

aus, bevor Papst Benedikt XVI. seine Entscheidung<br />

treffen wird.<br />

js<br />

Das gemeinsame indische Essen<br />

war einer der Höhepunkte der Projekttage.<br />

halbjährigen Praktikumseinsatz in der Einrichtung<br />

für behinderte Kinder und Jugendliche<br />

in Velloor. Ihr Fazit: Unbedingt<br />

empfehlenswert, wenn man bereit ist, vorgefasste<br />

Meinungen über Bord zu werfen.<br />

Hans Greipl<br />

17


18<br />

Dr. Rey Ehrenmitglied<br />

der Barmherzigen Brüder<br />

Am 19. November 2006 wurde während<br />

einer feierlichen Vesper in der St. Pius-<br />

Kirche in Regensburg Dr. Gerhard Rey von<br />

Generalrat Frater Rudolf Knopp als Ehrenmitglied<br />

in den Hospitalorden des heiligen<br />

Johannes von Gott aufgenommen. Dr. Rey<br />

war von 1979 bis September 2003 im Regensburger<br />

Krankenhaus der Barmherzigen<br />

Brüder tätig, bis 1995 war er Chefarzt der<br />

Abteilung für Strahlentherapie, viele Jahre<br />

auch Ärztlicher Direktor, von 1995 bis 2003<br />

wirkte er als Gesamtleiter des Hauses.<br />

Frater Rudolf Knopp sagte in seiner kurzen<br />

Ansprache unter anderem: Johannes von<br />

Gott schreibe in seinen Briefen, jeder finde<br />

in Gottes Vorsehung seine Erfüllung. Dr.<br />

Rey habe seine Erfüllung als Familienvater,<br />

als Arzt und in der Leitungsposition des<br />

Gemeinsame Freude bei Dr. Gerhard Rey<br />

(2. von rechts) und (von links) seiner Gattin<br />

Dr. Hildegard Rey, bei Generalrat Frater<br />

Rudolf Knopp und dem damaligen Provinzvikar<br />

Frater Benedikt Hau<br />

Krankenhauses gefunden. Auch zu Frater<br />

Eustachius Kugler stellte der Generalrat einen<br />

Bezug her: Der sei seinerzeit beeindruckt<br />

gewesen von der rasanten Entwicklung<br />

des Bad Wörishofener Kurhauses,<br />

doch habe er betont, dass es in erster Linie<br />

nicht darauf ankäme, sondern auf die inneren<br />

christlichen Werte des Hauses. Auch<br />

Dr. Rey sei es vor allem um diese inneren<br />

Schon Anfang April war die Entscheidung<br />

gefallen: Beim Provinzkapitel der<br />

Dillinger Franziskanerinnen von der Bamberger<br />

Provinz wurde Schwester Rita Walter,<br />

die bisherige Leiterin des St. Johannes-<br />

Kinderheims in Kostenz, zur Provinzoberin<br />

gewählt. Am 1. September trat Schwester<br />

Rita ihre sechsjährige Amtszeit an.<br />

Am 22. August wurde mit zahlreichen Gästen<br />

aus Kirche, Politik und Gesellschaft in<br />

Kostenz Abschied gefeiert. Nach einem<br />

Gottesdienst mit Dompropst Wilhelm Ge-<br />

Werte gegangen, um den Geist und die<br />

Spiritualität eines Ordenskrankenhauses. So<br />

wirkte er unter anderem auch bei den Leitlinien<br />

des Krankenhauses mit. Die Aufnahme<br />

als Ehrenmitglied sei nicht eine Aufnahme<br />

in der Art eines Dritten Ordens, wo man<br />

auch wieder austreten kann, sondern eine<br />

volle Aufnahme „mit allen himmlischen<br />

Gnadengaben“.<br />

Schwester Ritas Abschied<br />

von Kostenz<br />

Frater Emerich Steigerwald, Provinzial der<br />

Barmherzigen Brüder, bedankte sich bei der<br />

Abschiedsfeier für Schwester Rita bei der<br />

neuen Provinzoberin für die jahrzehntelange<br />

gute Zusammenarbeit.<br />

genfurtner würdigten mehrere Redner die<br />

Verdienste von Schwester Rita. Frater Emerich<br />

Steigerwald, Provinzial der Barmherzigen<br />

Brüder, erinnerte sich an die jahrzehntelange<br />

gute Zusammenarbeit mit Schwester<br />

Rita: „Es waren arbeitsintensive, erfolgreiche,<br />

gute und gesegnete Jahre“. Direkt<br />

an Schwester Rita gewandt sagte er: „Sie<br />

übergeben ein Heim, das anerkannt gute<br />

Dienste leistet und unter den Heimen gut<br />

positioniert ist“ und schloss mit einem<br />

herzlichen „Vergelt’s Gott von uns Brüdern“.<br />

Als Nachfolger von Schwester Rita hat Martin<br />

Werner, der seit vielen Jahren der Kostenzer<br />

Dienstgemeinschaft angehört, die<br />

Leitung des Kinderheims übernommen.<br />

js


Impressum<br />

Herausgeber und Verlagsinhaber:<br />

Barmherzige Brüder<br />

Bayerische Ordensprovinz KdöR<br />

Südliches Schloßrondell 5<br />

80638 München<br />

Telefon: 089/1793-100<br />

Telefax: 089/1793-111<br />

E-Mail: provinzial@barmherzige.de<br />

Internet: www.barmherzige.de<br />

Redaktion:<br />

Frater Eduard Bauer (feb), verantwortlich<br />

koordinator@barmherzige.de<br />

Johann Singhartinger (js)<br />

redakteur@barmherzige.de<br />

Susanne Harrer<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Gestaltung:<br />

grafica – Astrid Riege, Lappersdorf<br />

Fotos:<br />

Albert (13-15), altrofoto.de (Titel, 10-11 Hintergrund,<br />

26, 27), Archiv Barmherzige Brüder (32-39),<br />

Bauer (17), Bilderbox.com (5 Hintergrund),<br />

Fabbroni (30-31), Glufke (16, 40), Interprovinzielles<br />

Noviziat (3-11), Kellner (18 unten), KNA-Bild (24),<br />

Nawatzky (18 oben, 25, 28), Singhartinger (2, 12,<br />

19 unten, 21, 22), Volksschule Eibach (33 oben),<br />

Werner (29), Westermann (20), Wiench (19 oben).<br />

Verlag:<br />

Johann von Gott Verlag<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Druck:<br />

hm-Druck, Prinzenweg 11a,<br />

93047 Regensburg<br />

Goldene Profess<br />

von Frater Englmar Obermeier<br />

Es ist nicht Frater Englmars Sache, im<br />

Mittelpunkt zu stehen. Deshalb fand<br />

auch zu seinem 50-jährigen Professjubiläum<br />

am 15. August keine große Feier<br />

statt. Der gelernte Maurer ist aber einer, der<br />

zupacken kann, auch noch mit 73 Jahren.<br />

Er gilt als einer der Mitbegründer der Werkstätten<br />

für behinderte Menschen (WfbM) in<br />

der Bayerischen Ordensprovinz. Seit Ende<br />

der 1960er Jahre baute er in Reichenbach<br />

kontinuierlich Arbeitsangebote für Heim-<br />

Regensburger<br />

Klosternacht<br />

Bereits zum dritten Mal fand Mitte Juni<br />

im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder<br />

in Regensburg eine Klosternacht statt.<br />

Die Resonanz war wie in den vergangenen<br />

Jahren überwältigend. In der bis zum letzten<br />

Platz gefüllten Krankenhauskirche begrüßte<br />

der neue Prior Pater Leodegar Klinger<br />

die Besucher und stellte sich vor. Anschließend<br />

hieß Dr. Andreas Kestler, Gesamtleiter<br />

der Einrichtung, den neuen Hausoberen<br />

herzlich willkommen und begrüßte<br />

die Teilnehmer der Klosternacht. Postulant<br />

Martin Väth führte danach einige Gedanken<br />

über den von ihm eingeschlagenen<br />

Weg aus. Umrahmt wurde der Einstieg in<br />

die Klosternacht durch einige Orgelstücke,<br />

gespielt von Frater Joachim Macejovsky.<br />

Anschließend konnten die Gäste zwischen<br />

drei verschiedenen Angeboten wählen: Besuch<br />

des Konventes, Besichtigung des Herzkatheterlabors<br />

und Führung durch den OP-<br />

Bereich. Der Wunsch, den Konvent zu besichtigen,<br />

war so groß, dass der Ansturm in<br />

drei Gruppen aufgeteilt werden musste. Im<br />

Herzkatheterlabor stellte sich der neue kardiologische<br />

Chefarzt Privatdozent Dr. Peter<br />

Sick mit großem Engagement allen Fragen.<br />

Durch das Herzkatheterlabor führte OP-<br />

Leiter Uwe Kleineidam, sein Stellvertreter<br />

Thomas Vogl und Mark Hartmann von der<br />

Anästhesie.<br />

Um 21 Uhr wurde von Pater Herbert Schlögel<br />

die feierliche Messe mit dem Thema<br />

„Das Herz befehle“ zelebriert. In seiner Predigt<br />

stellte er das Herz nicht nur als Organ,<br />

sondern als Mitte des Menschen und Hei-<br />

bewohner auf und erwarb auch eine pädagogische<br />

Ausbildung. 1976 wurde die Reichenbacher<br />

WfbM eingeweiht, die Frater<br />

Englmar bis 1983 leitete. Seit 1992 lebt<br />

und arbeitet der gebürtige Niederbayer in<br />

Algasing. Er liebt seinen kleinen Garten<br />

und er liebt – trotz starker Sehschwäche –<br />

das Radfahren. – Möge sein Schutzengel<br />

ihm auch weiterhin treu bleiben!<br />

js<br />

Der Regensburger Kardiologie-Chefarzt PD<br />

Dr. Peter Sick (links) erläutert bei der<br />

Klosternacht die Abläufe im Herzkatheterlabor.<br />

mat der Seele dar. Der Wahlspruch des heiligen<br />

Johannes von Gott „Das Herz befehle“<br />

sei auch heute noch zeitgemäß und<br />

Maßstab für das Leben und Arbeiten der<br />

Barmherzigen Brüder.<br />

Der Gottesdienst mündete in eine Lichter-<br />

Prozession, die die Besucher der Klosternacht<br />

in den Innenhof von St. Pius führte.<br />

Die kreisförmig aufgestellten Kerzen erhellten<br />

die Nacht und ein Lagerfeuer rundete<br />

das gelungene Ambiente ab. Mit einer deftigen<br />

Gulaschsuppe der Krankenhausküche<br />

stärkten sich alle Teilnehmer in gemütlicher<br />

Atmosphäre.<br />

Zu vorgerückter Stunde trafen sich einige<br />

Gäste nochmals in der Klosterkirche, um<br />

gemeinsam mit Pater Leodegar und dem<br />

Konvent die Komplet zu singen. Hierbei<br />

unterstützten alle anwesenden Ordensleute<br />

die Schola tatkräftig und sorgten so für<br />

einen gelungenen Abschluss einer stimmungsvollen<br />

Klosternacht.<br />

Frater Englmar auf seinem Radl<br />

Frater Karl Wiench<br />

19


20<br />

Eindrücke eines Krankenpflegers und<br />

Barmherzigen Bruders in der Straßenambulanz<br />

„Freitag fahr’ ich<br />

wieder O-Mobil!“<br />

„Freitag fahr ich wieder O-Mobil!“ - Wenn man diesen Satz spricht und nicht genau<br />

hinhört, kann der Eindruck entstehen, es würde in den Urlaub gehen – mit dem<br />

Wohnmobil. Das ist schon ein paar Mal vorgekommen, als ich im Hospiz Kollegen<br />

von meiner Tätigkeit auf Münchens Straßen berichtete. Inzwischen wissen alle, dass<br />

ich mit dem O-Mobil nicht an den Chiemsee oder an die Adria fahre, sondern bei<br />

einem Projekt mitwirke, das wohnungslosen Menschen niedrigschwellige medizinische<br />

Hilfe anbietet. Einigen Krankenschwestern habe ich auch schon beiläufig von<br />

der Namensänderung erzählt, die aus dem O(bdachlosen)-Mobil die Münchner Straßenambulanz<br />

werden ließ. Jetzt tönt es auf meine Ankündigung ab und an zurück:<br />

„Nicht O-Mobil, sondern STRAM!“ - das lässt mich aber kalt: „Tram fahren kann in<br />

München jeder“.<br />

Vor gut zehn Jahren – ich war gerade in<br />

den Orden der Barmherzigen Brüder<br />

eingetreten – erzählte mir ein Mitbruder<br />

von seiner neuen Aufgabe in der Obdachlosenarbeit.<br />

Es dauerte nicht lange und ein<br />

kleiner LKW mit Kastenaufbau, ausgestat-<br />

tet mit einer Liege, ausreichend Sitzgelegenheit,<br />

einigen Einbau- und Hängeschränken,<br />

Sauerstoff, Licht, Heizung, fließend<br />

Warm-/Kaltwasser und einer mobilen<br />

Telefonzentrale wurde angeschafft – finanziert<br />

vom Adventskalender der Süddeut-<br />

schen Zeitung. Als Mechaniker hat mich die<br />

Lösung begeistert, als angehender Barmherziger<br />

Bruder hatte ich allerdings doch<br />

meine Zweifel, ob ich in diesem Bereich arbeiten<br />

wollte.<br />

Als ich während des Noviziats wieder einmal<br />

nach München kam, durfte ich bei einer<br />

der nächtlichen Fahrten dabei sein. Es<br />

war anders, als ich es mir vorgestellt hatte.<br />

Wir fuhren vor ein modernes Hochhaus,<br />

und beim Aussteigen wurde mir mitgeteilt,<br />

dass wir uns jetzt die Wohnung eines Patienten<br />

ansehen würden. „Ein Obdachloser<br />

– in so einem Haus?“ wunderte ich mich<br />

und staunte nicht schlecht, als im Innenhof<br />

hinter dichten Sträuchern ein Kartonlager<br />

zum Vorschein kam. Jegliches Klischee,<br />

jede Abneigung, die ich im Vorhinein hatte,<br />

zerbrachen. Die Menschen, die da kamen,<br />

waren keine Anderen als die, mit denen<br />

ich auch sonst „im normalen Leben“<br />

zu tun hatte. Nicht jeder ist ungepflegt,<br />

riecht unangenehm oder trinkt! Dieses Erlebnis<br />

war für mich heilsam, und so wuchs<br />

in mir der Wunsch, bei diesem Projekt mit<br />

zuwirken.<br />

Es vergingen einige Jahre, die Krankenpflegeausbildung<br />

lag hinter mir und ich stand<br />

vor der Ewigen Profess. Zur Vorbereitung<br />

darauf durfte ich nach Granada reisen – auf<br />

den Spuren unseren Ordensvaters, des heiligen<br />

Johannes von Gott. Als dieser in einer<br />

Predigt als „lebendiger Rettungswagen“<br />

bezeichnet wurde, gab es keinen Zweifel<br />

mehr: O-Mobil fahren ist Herzenssache!<br />

Die Schicksale und Geschichten, die mir im<br />

Laufe der letzten vier Jahre begegnet sind,<br />

waren sehr prägend für mich. Ich erlebe immer<br />

wieder aufs Neue die Kehrseite unserer<br />

leistungs- und konsumorientierten Gesellschaft<br />

– nicht durch Medienberichte, sondern<br />

live. Aber auch die als „nicht normenkonform“<br />

eingestufte Seite unserer Gesellschaft<br />

hat etwas an sich, worüber es sich<br />

auf alle Fälle nachzudenken lohnt.<br />

Menschen ein wenig Zuflucht zu geben,<br />

und wenn es auch nur für die Zeit ist, um<br />

einen Fuß zu verbinden, lohnt sich anders,<br />

als wir es aus den Leistungsbilanzen gewohnt<br />

sind. Aber für mich ist es wichtig geworden<br />

in meinem Leben als Barmherziger<br />

Bruder.<br />

Frater Karl Wiench<br />

Frater Karl bei einem Einsatz mit der<br />

Münchner Straßenambulanz


Urlaub im Krankenhaus? Der Titel<br />

kommt Ihnen sicher merkwürdig vor,<br />

aber es handelt sich nicht um einen Scherz.<br />

Seit Jahren verbringe ich meine Urlaubszeit<br />

in einem Krankenhaus. Dies hat aber nichts<br />

mit Freunden oder Bekannten zu tun, die<br />

leider jedes Jahr einmal oder mehrmals<br />

wegen chronischer Krankheiten zur Behandlung<br />

ins Hospital müssen, sondern damit,<br />

dass ich jeden Sommer vertretungsweise<br />

die Seelsorge im Krankenhaus der<br />

Barmherzigen Brüder in München übernehme.<br />

Dies ist für mich eine immer wieder bereichernde<br />

Erfahrung, die vor fast 50 Jahren<br />

begonnen hat. Ich war damals ein Jahr zuvor<br />

zum Priester geweiht worden, und<br />

durch einen priesterlichen Freund durfte<br />

ich die Barmherzigen Brüder kennenlernen.<br />

Die Einrichtung für Menschen mit Behinderung<br />

in Attl bei Wasserburg, die damals<br />

noch in Trägerschaft der Barmherzigen<br />

Brüder stand, war meine erste Station in<br />

Bayern. Dort lernte ich den Orden kennen,<br />

den Johannes von Gott vor vier Jahrhunderten<br />

in meiner spanischen Heimat gegründet<br />

hat.<br />

Attl war mein „Noviziat“. Zwei Sommer verbrachte<br />

ich dort, hoch über dem Inn. Ich<br />

habe in Attl eine neue Welt entdeckt: die<br />

der geistig behinderten Menschen, die ich<br />

zu lieben und in ihrer Würde anzuerkennen<br />

lernte. Mehrere Jahre später durfte ich als<br />

Professor in einer Pädagogischen Hochschule<br />

meine Studenten in die Grundlagen<br />

der Erziehung geistig behinderter Kinder<br />

einführen, wobei mich des öfteren mein<br />

Attler „Noviziat“ inspiriert hat.<br />

Nach meinen Aufenthalten in Attl dauerte<br />

es fast neun Jahre, ehe ich wieder nach<br />

Bayern reisen konnte. 1970 habe ich mich<br />

entschieden, das Heimweh nach Bayern,<br />

das in mir aufgekommen war, zu stillen<br />

und zumindest zeitweise zurückzukehren.<br />

Regensburg (etwa zwölf Sommer) und<br />

München (seit Anfang der 80er Jahren) waren<br />

und sind seitdem die Orte meines Jahresurlaubs<br />

und meiner Seelsorge in einem<br />

Krankenhaus, allerdings mit zwei Ausnahmen:<br />

Im Sommer 1972 und 1973 betreute<br />

ich seelsorgerisch die spanischen Benedikt-<br />

Menni-Schwestern in Neuburg an der Donau.<br />

Viele Jahre sind seitdem vergangen und ich<br />

bin nicht mehr der junge Priester von einst,<br />

der Sommerurlaub in München ist mir indes<br />

zur Selbstverständlichkeit geworden.<br />

Wenn der Sommer sich nähert, fragen mich<br />

Ein spanischer Priester mit Heimweh nach Bayern<br />

Urlaub<br />

im Krankenhaus<br />

Don Cristóbal verbringt seit vielen Jahren seinen Urlaub als Krankenhausseelsorger<br />

in Einrichtungen der Barmherzigen Brüder.<br />

meine Verwandten und Freunde nicht, ob<br />

ich nach Deutschland fliegen werde, sondern<br />

wann und wie lange.<br />

Aber Urlaub im Krankenhaus? „Das ist kein<br />

richtiger Urlaub!“, meinen viele. Aber für<br />

mich hat die Seelsorge im Krankenhaus eine<br />

heilende und daher eine erholsame Wirkung.<br />

Die seelsorgerische Begleitung der<br />

Patienten, das Zuhören, das Mitfühlen mit<br />

den Schwerkranken und Sterbenden, die<br />

Anregungen, die man von vielen vorbildlichen<br />

Krankenschwestern und -pflegern<br />

bekommt, die tiefen Freundschaften, die<br />

aus der Situation entstehen, machen aus<br />

der Seelsorge im Krankenhaus einen<br />

psychologischen und oft auch einen theologischen<br />

Raum, in dem man die Nähe des<br />

Menschen und dadurch die Nähe Gottes<br />

spüren und erleben darf. Ist das nicht einen<br />

Urlaub wert?<br />

Don Cristóbal Navarro Fuentes<br />

21


22<br />

Frater Eduard Bauer im Gespräch<br />

Gelungen – so lässt sich mit einem Wort<br />

der Schülertag der Barmherzigen Brüder<br />

am 9. Mai in Bad Wörishofen umschreiben.<br />

Und das trotz Regenwetters. Rund 800<br />

Schülerinnen und Schüler aus den Fachschulen<br />

für Heilerziehungspflege, den Berufsfachschulen<br />

für Krankenpflege und<br />

Kinderkrankenpflege der Barmherzigen<br />

Brüder in Bayern waren in die Kneipp-Stadt<br />

gekommen, außerdem Auszubildende aus<br />

allen Einrichtungen.<br />

In seiner Begrüßung erinnerte Provinzial<br />

Frater Emerich Steigerwald an das Motto<br />

des Tages: Toleranz füreinander. Die Frage<br />

nach ethischen Grundlagen der sozialen Arbeit<br />

und der Heilpädagogik zog sich dann<br />

auch als roter Faden durch das Programm:<br />

Schülerinnen und Schüler aus Regensburg<br />

setzten die Leitbilder Gemeinschaft und<br />

Zusammenarbeit in gespielten Krankenhaus-Szenen<br />

ins Bild. Der Berliner Professor<br />

Andreas Lob-Hüdepohl sprach über Blick-<br />

Werner Silzer heizte im Bad Wörishofener<br />

Kurhaus mit seinen Trommlerinnen und<br />

Trommlern aus Gremsdorf ein.<br />

Schülertag der Barmherzigen Brüder<br />

in Bad Wörishofen am 9. Mai<br />

Mit Wein,<br />

Kneipp und Kultur<br />

kontakte, die ausschließen oder auch rehabilitieren<br />

und „achtsam differenzieren“<br />

können. Und der Dominikaner-Pater Manfred<br />

Entrich machte deutlich: „Wenn Sie<br />

mit uns Ordensleuten sprechen wollen, wir<br />

sind da!“<br />

Am Nachmittag hatten die Schülerinnen<br />

und Schüler Gelegenheit, bei interessanten<br />

Workshops viel zu lernen und dabei jede<br />

Menge Spaß zu haben. Das vielseitige An-<br />

gebot drehte sich um die Welt des Weines,<br />

um medizinische und therapeutische Informationsangebote<br />

wie die Traditionelle Chinesische<br />

Medizin oder die Akupunktur, um<br />

die „Heilbehandlung mit Tieren – Hippotherapie“<br />

oder Tai Chi. Die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer konnten aus insgesamt<br />

35 Workshops wählen.<br />

Dass der Schülertag nicht zu kopflastig<br />

wurde, dafür sorgte die gewitzte Moderation<br />

der flotten Truppe vom Münchner<br />

fastfood-Theater, und jede Menge Gaudi<br />

gabs bei den bayerisch-deftigen Einlagen<br />

der „Unverschämten Wirtshausmusik“.<br />

Wein-Workshop „Genießen mit allen Sinnen“<br />

js


Klosterland Bayern –<br />

die Barmherzigen Brüder<br />

sind dabei<br />

Der zweite Band der „Weiß-blauen<br />

Glaubenswelten - Klosterland Bayern“<br />

ist 2007 im Verlag St. Michaelsbund erschienen.<br />

Die Präsentation fand am 27. September<br />

in den Räumen des Krankenhauses<br />

Barmherzige Brüder in München statt. Autor<br />

Peter Dermühl und Fotograf Michael<br />

Westermann hatten in der Münchner Zeitung<br />

tz mit großem Erfolg eine Serie über<br />

bayerische Klöster publiziert. Daraus war<br />

ein Buchprojekt entstanden, und es wurde<br />

noch eine zweite Staffel der „Kloster-Ge-<br />

Pünktlich zum zweiten Todestag von<br />

Frater Fortunatus Thanhäuser, dem Begründer<br />

des Werks der Barmherzigen Brüder<br />

in Indien, der am 21. November 2005<br />

in Kattappana/Indien gestorben ist, erschien<br />

im Johann von Gott Verlag München<br />

das Buch „Erinnerungen an ein erfülltes<br />

Leben“, in dem über das Leben dieses<br />

vorbildlichen Ordensmanns berichtet wird.<br />

Das Buch enthält die autobiographischen<br />

Erinnerungen von Frater Fortunatus an seine<br />

Kindheit und an seine Zeit als Barmherziger<br />

Bruder in Schlesien, Frankfurt und Indien.<br />

Außerdem erinnern sich langjährige<br />

Weggefährten an sein Wirken.<br />

schichten“ gestartet. Dieses Mal waren<br />

auch die Barmherzigen Brüder mit von der<br />

Partie. Auch die zweite Serie brachte der<br />

Verlag St. Michaelsbund als Buch heraus.<br />

Insgesamt werden 14 – sehr unterschiedliche<br />

– Klöster und Ordensgemeinschaften<br />

vorgestellt: neben den Barmherzigen Brüdern<br />

zum Beispiel die Salesianer von Benediktbeuern,<br />

verschiedene Benediktinerklöster,<br />

die Congregatio Jesu und das Birgittenkloster<br />

Altomünster.<br />

Erinnerungen<br />

an ein erfülltes Leben<br />

Nach dem Geleitwort des Großdechants<br />

Franz Jung, dem Visitator für Priester und<br />

Gläubige aus der Grafschaft Glatz, Erzbistum<br />

Prag, und einem Vorwort der Novizen<br />

von Frater Fortunatus stellt Hermann Günzel<br />

die Heimat und Familie von Frater Fortunatus<br />

vor.<br />

Bernhard Thanhäuser, so sein Taufnahme,<br />

wurde 1918 in Berlin-Friedenau geboren<br />

und erlebte ab 1920 in Volpersdorf in der<br />

Grafschaft Glatz in Schlesien, wo sein Vater<br />

eine Forststelle übernahm, eine glückliche<br />

Kindheit und Jugendzeit. Auf die Schilderung<br />

der Jugendjahre folgt der Hauptteil<br />

des Buches, „Fünfzig glückliche Jahre und<br />

mehr“. Darin schildert Frater Fortunatus<br />

sein Leben in der Gemeinschaft der Barmherzigen<br />

Brüder. Frater Fortunatus trat<br />

1935 in den Hospitalorden ein, legte in<br />

Breslau am 21. November 1936 die einfache<br />

Profess ab und absolvierte eine Ausbildung<br />

zum Krankenpfleger und medizinisch-technischen<br />

Assistenten. Sein Weg<br />

führte ihn nach dem Ende des 2. Weltkriegs<br />

nach Frankfurt am Main, wo er wichtige<br />

Leitungsaufgaben bis hin zum Vize-Provinzial<br />

der Rheinischen Vizeprovinz ausübte.<br />

Doch damit war die Lebensaufgabe von<br />

Frater Fortunatus noch nicht erfüllt. 1969<br />

reiste er zusammen mit dem indischen Mit-<br />

Peter Dermühl/Michael Westermann,<br />

Weiß-blaue Glaubenswelten – Klosterland<br />

Bayern II, 192 Seiten, Verlag St. Michaelsbund,<br />

17,80 Euro<br />

bruder Prakash nach Indien aus, um dort<br />

den Orden der Barmherzigen Brüder wieder<br />

einzupflanzen. Auf das unermüdliche Wirken<br />

von Frater Fortunatus gehen die Gründung<br />

eines Krankenhauses, mehrere soziale<br />

Projekte, das Haus der Armen „Pratheeksha<br />

Bhavan“ sowie die Errichtung eines<br />

Ausbildungshauses zurück. 1977 gründete<br />

Frater Fortunatus die Johannes-von-<br />

Gott-Schwesterngemeinschaft.<br />

Frater Andreas Hellermann berichtet in seinem<br />

Artikel „Die Werke von Frater Fortunatus<br />

und seine letzten Lebensjahre“ von<br />

der Feier anlässlich des 60-jährigen Professjubiläums<br />

von Frater Fortunatus und<br />

seiner letzten Reise nach Europa 1998. Am<br />

21. November 2005 ging Frater Fortunatus<br />

nach schwerer Krankheit heim zum himmlischen<br />

Vater.<br />

Frater Alfons Maria Höring schildert zum<br />

Schluss des Buches die Trauerfeierlichkeiten<br />

für den „Vater der Armen“, wie ihn die<br />

Inder nennen. Geschätzte 25.000 Menschen<br />

nahmen am 25. und 26. November<br />

2005 Abschied von diesem vorbildlichen<br />

Christen, Barmherzigen Bruder und Freund<br />

der Armen.<br />

Frater Magnus Morhardt<br />

23


24<br />

Besinnung/Exerzitien/Werkwoche<br />

Besinnungstag am 5. Dezember 2006<br />

in Reichenbach<br />

Vom Sinn<br />

des Leidens<br />

Das biblische Menschenbild<br />

Gott gab dem Menschen Freiheit. Freiheit,<br />

vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse<br />

zu essen - oder nicht. Der Mensch aß<br />

vom „verbotenen Baum“. Die Frucht des<br />

Baumes blieb nicht ohne Wirkung, Adam<br />

und Eva erhielten die Fähigkeit, Gutes von<br />

Bösem zu unterscheiden, und damit auch<br />

die Möglichkeit, gut oder böse zu handeln.<br />

„Nach der Dunkelheit erhoffe ich Licht“<br />

(Hiob 17,12) – holographische Installation<br />

in der Kölner Sankt-Agnes-Kirche<br />

Pünktlich einen Tag vor dem Fest des heiligen Nikolaus trafen sich 17 Barmherzige<br />

Brüder in Reichenbach, um ein Geschenk besonderer Art in Empfang zu nehmen. Dieses<br />

Geschenk war ein Einkehrtag mit zwei Vorträgen von Professor Christoph Dohmen<br />

von der Universität Regensburg. Thema des Tages war Leid und Schmerz. Eine nicht<br />

allzu übliche Betrachtung für die Adventszeit. Wohl aber ein Thema, das uns Barmherzigen<br />

Brüdern immer am Herzen liegt, da wir täglich mit Leid umgehen. Professor<br />

Dohmen hat uns diese Thematik aus alttestamentlicher Sicht auf eindrucksvolle<br />

Weise nahegebracht und neue Zugänge geöffnet.<br />

Nachdem Gott den neuen Zustand des<br />

Menschen erkannt hatte, verfluchte er die<br />

Schlange, die Geburt und den Ackerboden.<br />

Dieses Tun gibt Antworten auf unverschuldetes<br />

Leid. Geburt und Tod liegen oft nahe<br />

beieinander, wenn zum Beispiel Mütter<br />

bei der Geburt ihrer Kinder sterben. Hinter<br />

der Verfluchung des Ackerbodens liegt die<br />

Frage nach Sinn und Notwendigkeit der Ar-<br />

beit. In vielen Teilen der Welt ist die Frage<br />

nach dem Grund für die Arbeit noch sehr<br />

präsent.<br />

Interessanterweise ist unser mitteleuropäisches<br />

Verständnis vom „Recht auf Arbeit“<br />

erst in der Zeit der Aufklärung entstanden,<br />

in der die Arbeit als Selbstverwirklichung<br />

des Individuums gesehen wird.<br />

Das Buch Hiob oder wie verhält sich der<br />

Gerechte im Leid?<br />

Im Buch Hiob, mit dem sich Professor Dohmen<br />

im zweiten Vortrag beschäftigte, soll<br />

der Leser sehen, wie ein Gerechter, in unserem<br />

Fall Hiob, handelt und sich verhält,<br />

wenn er mit Leid umgehen muss.<br />

Hiob wächst, je länger sein Leid dauert, in<br />

eine immer tiefere Beziehung zu Gott hinein<br />

und ist verändert, reifer. Im Umgang<br />

mit Leid wird allzu oft das Wozu mit dem<br />

Warum verwechselt. Das Warum fragt nach<br />

dem Grund, das Wozu fragt nach dem<br />

Sinn, nach der Zukunft, nach dem, was<br />

man aus einer Situation lernen kann. Mit<br />

diesem Wissen rücken auch die Worte aus<br />

Psalm 22, die Jesus am Kreuz betet, in ein<br />

anderes Licht. Denn Jesus betete wohl das<br />

im Originaltext verwendete Wozu: „Mein<br />

Gott, mein Gott, wozu hast du mich verlassen.“<br />

Nach diesen komplex gestalteten Vorträgen<br />

verlief der Einkehrtag nach der bewährten<br />

Ordnung mit Beichtgelegenheit, heiliger<br />

Messe mit Pfarrer Martin Neumaier aus<br />

Walderbach, Mittagessen und einer feierlichen<br />

Vesper, die Pater Leodegar aus Kostenz<br />

leitete. Danach fuhren alle bei frühlingshaftem<br />

Sonnenschein nach Hause.<br />

Frater Seraphim Schorer


Besinnungstag am 24. März 2007<br />

in München<br />

Erfahrungen<br />

mit dem Judentum<br />

Verwundert blickten die Gläubigen vom<br />

Lesen des Pentateuchs auf, als plötzlich<br />

eine Schar Barmherziger Brüder die<br />

Synagoge in Regensburg betrat, welche<br />

bereits dicht gefüllt war von Betern.<br />

Dass die Ordensbrüder die 300 Mitglieder<br />

zählende jüdische Gemeinde besuchten,<br />

hatte einen triftigen Grund, erwartete<br />

man doch anderntags die Vorstände<br />

der jüdischen Gemeinde als Gäste des<br />

Konventes.<br />

Zur Einstimmung auf den bevorstehenden<br />

Besinnungstag in München zum<br />

Thema Judentum wurde Otto Schwerdt<br />

zum Vortrag in den Regensburger Konvent<br />

eingeladen. Er zählt zu den Überlebenden<br />

von Auschwitz, deren Zahl zusehends<br />

schwindet. Eindrucksvoll berichtete er von<br />

seinem Leid im Konzentrationslager, wo er<br />

Mutter, Schwester und Bruder verloren hat.<br />

Schwester Elija Boßler OCD beleuchtete<br />

dann beim Besinnungstag einige Aspekte<br />

des Judentums. Sie lebt im Karmel Dachau<br />

in unmittelbarer Nähe zur KZ-Gedenkstätte.<br />

Die Freundschaft mit jüdischen KZ-Opfern<br />

brachte sie dazu, sich näher mit dem<br />

Judentum zu befassen.<br />

Wir wurden von Schwester Elija mit vielen<br />

neuen Begriffen konfrontiert, lernten die<br />

Bestimmungen des Halacha, des jüdischen<br />

Religionsgesetzes, und die 613 Ge- und Verbote,<br />

die so genannten Mitzwot, kennen.<br />

In ihrem Referat erläuterte uns Schwester<br />

Elija die Stellung und Interpretation von<br />

Thora und Talmud in den drei größeren<br />

Richtungen des Judentums, nämlich der<br />

Orthodoxie, des konservativen und des liberalen<br />

Judentums. Ausführlich sprach sie<br />

über die Bedeutung der Synagoge und erinnerte<br />

an die Einweihung der Synagoge in<br />

München am 9. November 2006.<br />

Frater Robert Wimmer<br />

Schwester Elija Boßler<br />

Die Karmelitin Schwester Elija Boßler<br />

bei ihrem Vortrag im neuen Mitarbeiter-<br />

Speisesaal des Münchner Krankenhauses<br />

der Barmherzigen Brüder<br />

25


26<br />

Besinnungstag am 13. September 2007<br />

in Gremsdorf<br />

Eins sein mit sich -<br />

gemeinsam<br />

eine Einheit sein<br />

Der heilige Augustinus wollte mit seiner Ordensregel keine Gesetzgebung für gutes<br />

Zusammenleben erlassen, sondern er wollte den Geist vermitteln, mit dem Zusammenleben<br />

gelingen kann. Die Brüder sollen nicht wie Sklaven unter dem Gesetz,<br />

sondern wie Freie unter der Gnade leben, so Augustinerpater Alfons Tony über die<br />

Ansichten des heiligen Augustinus.<br />

Da die Barmherzigen Brüder nach der<br />

Regel des heiligen Augustinus leben,<br />

hatten sich am 13. September 23 Brüder<br />

in Gremsdorf versammelt, um sich durch<br />

die Referate von Pater Alfons Tony über<br />

die Regel des heiligen Augustinus und<br />

dessen „brennendes Herz“ weiterzubilden.<br />

Die Regel, die Augustinus 397 schrieb, ist<br />

keine Regel für Einzelgänger, sondern für<br />

eine Gemeinschaft. Der Begriff Mönch<br />

kommt vom lateinischen monos (= eins)<br />

und hat die Bedeutung „mit sich selbst<br />

eins werden wollen“. Jeder Mönch ist also<br />

auf dem Weg zu/in sich selbst. In einer<br />

Gemeinschaft ist aber der Mönch nicht<br />

nur mit sich selbst auf dem Weg, sondern<br />

auch mit seinen Mitbrüdern. So wird dieses<br />

Eins-sein zu einem Eins-sein mit Anderen.<br />

Die ideale Gemeinschaft ist eine Gemeinschaft<br />

in der Viele zusammen Eins sind.<br />

Dies wird aber nicht durch Gleichschaltung<br />

der Einzelnen erreicht. Sondern<br />

durch Individualität. Wenn jeder sich<br />

nach seinen Fähigkeiten einbringt, dann<br />

wird diese individuelle Vielfalt zu Einheit.<br />

Pater Alfons Tony ging noch auf die Bedeutung<br />

der Gelübde ein und erklärte in<br />

einem zweiten Referat, warum Augustinus<br />

mit einem „brennenden Herz“ dargestellt<br />

wird. Dies soll verdeutlichen, dass<br />

für Augustinus Gott die Liebe ist. Allerdings<br />

ist die Liebe mehr als Romantik, Gefühle<br />

oder romantisierte Vorstellungen. In<br />

der Liebe greifen Gott und Mensch inein-<br />

ander. So ist jeder<br />

(Liebes-)Dienst am<br />

Anderen ein Dienst<br />

an Gott. Hier greifen<br />

die Vorstellungen von<br />

Augustinus und die Spiritualität<br />

der Barmherzigen<br />

Brüder eng in einander.<br />

Denn für die Barmherzigen<br />

Brüder ist Menschendienst<br />

Gottesdienst. Pater Alfons Tony<br />

betonte, dass der Gottesdienst<br />

zum Menschen und der Menschendienst<br />

zu Gott führe. Vielleicht<br />

schrieb Augustinus deswegen<br />

mehr über die Liebe zum Menschen<br />

als von der Liebe zu Gott.<br />

Martin Väth<br />

Darstellung des heiligen Augustinus in der<br />

Klosterkirche der Barmherzigen Brüder in<br />

Neuburg/Donau


Die Jahresexerzitien der Barmherzigen Brüder fanden<br />

in der Abgeschiedenheit des Bayerischen Waldes statt<br />

Ruhige Tage der Stille<br />

und des Gebets<br />

Es war ein sonniger und warmer Sonntag<br />

mitten im April, als sich über 20 Brüder<br />

im Tagungs- und Erholungshaus in<br />

Kostenz trafen. Sie versammelten sich,<br />

um eine Woche lang in Schweigen und<br />

Gebet miteinander Gott näher zu kommen.<br />

Die gemeinsamen Exerzitien vom<br />

15. bis 21. April leitete in diesem Jahr<br />

der Salesianer-Pater Josef Pucher.<br />

Mit seinen geistlichen Vorträgen führte<br />

er die Brüder durch die besinnlichen<br />

Tage. Jeden Vormittag und jeden Nachmit-<br />

tag bekamen die Brüder Impulse und Gedankenanstöße.<br />

Einzeln konnte anschließend<br />

jeder die Anregungen weiter betrachten<br />

und sie mit seinem Leben in Verbindung<br />

bringen. So bekam jede Tageshälfte<br />

einen eigenen inhaltlichen Schwerpunkt,<br />

und Pater Pucher ging auf die verschiedensten<br />

Themen ein.<br />

Das Leben im Orden wurde ebenso behandelt<br />

wie wie die 10 Gebote, das Vater Unser<br />

und eine Ausführung über christliche<br />

Spiritualität. Pater Pucher brachte den Brüdern<br />

auch den Lebensweg näher. Jeder<br />

Mensch geht einen anderen Weg. Die Brüder<br />

waren nun aufgefordert, sich Gedanken<br />

über ihren Weg, ihre Wegabschnitte<br />

zu machen.<br />

Die Stille und das<br />

Schweigen prägten<br />

diese Tage<br />

der Einkehr. Abgesehen von den Vorträgen,<br />

dem gemeinsamen Stundengebet, dem Rosenkranz,<br />

der Beichte und der Heiligen<br />

Messe hatte jeder die Möglichkeit, Gott in<br />

Ruhe nahe zu kommen. Hin und wieder sah<br />

man zwar auch einige Brüder, die leise im<br />

Gespräch vertieft waren, doch dies störte<br />

die Atmosphäre der Exerzitien kaum. Es war<br />

eher ein Zeichen der brüderlichen Verbundenheit.<br />

Sehr zugute kam den Einkehrtagen die<br />

landschaftliche Lage von Kostenz mitten im<br />

Bayerischen Wald. Viele Brüder nutzten die<br />

Tage zu einem ausführlichen Spaziergang<br />

und genossen die aufblühende Natur. Nicht<br />

selten traf man Brüder betend auf dem<br />

Friedhof an. Dieser bereicherte mit seiner<br />

Ruhe und Schönheit für nicht wenige Brüder<br />

die Exerzitien.<br />

Martin Väth<br />

27


28<br />

Scholastiker-Werkwoche zur Bioethik<br />

in Wien<br />

Die Schutzwürdigkeit<br />

des Lebens<br />

Konvent und Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien waren Ende August Gastgeber<br />

für die Interprovinzielle Scholastiker-Werkwoche mit etwa 30 Teilnehmern aus<br />

Polen, Deutschland und Österreich. Vom 27. bis 29. August standen medizinethische<br />

Grundsatzthemen auf dem Programm – Referenten waren der Primar (Chefarzt) der<br />

medizinischen Abteilung Univ. Prof. Johannes Gobertus Meran M.A. und der Gesamtleiter<br />

des Wiener Krankenhauses Mag. Dr. Reinhard Pichler. Die beiden fassen im folgenden<br />

Beitrag einige Aspekte des Themas zusammen.<br />

Medizin- und pflegeethische Entscheidungen<br />

berühren immer mehr grundlegende<br />

Fragen der<br />

persönlichen Werthaltung,<br />

des<br />

Menschenbildes,<br />

der<br />

ethischen<br />

Grundausrichtung, der medizinischen Fachdisziplin<br />

und des Rechts.<br />

Ethische Fragen am Lebensanfang<br />

Embryonaler Schutz ab der Befruchtung<br />

Dem Embryo gebührt von Anfang an<br />

Schutz. Dies wird aber nicht von allen anerkannt.<br />

Immer wieder wird mit Akribie<br />

hinterfragt, ab welchem Zeitpunkt das Leben<br />

schutzwürdig ist, wann also der Anfang<br />

des Lebens ist. Für Katholiken ist es<br />

klar mit dem Beginn der Befruchtung<br />

(=Verschmelzung von Ei<br />

und Samenzelle).<br />

Andere argumentieren, Schutzwürdigkeit<br />

sei erst später gegeben und führen unterschiedlichste<br />

Begründungen an. Der Zeitpunkt<br />

der Befruchtung ist von allen denkbaren<br />

Punkten der am wenigsten willkürliche<br />

und daher am besten argumentierbar.<br />

Pränataldiagnostik<br />

Das Hauptproblem der Pränataldiagnostik<br />

ist, dass diagnostisch sehr viel angeboten<br />

wird, mitunter auch verpflichtend, der Gynäkologe<br />

bei negativer Prognose aber meist<br />

nur zur Abtreibung raten kann, denn es<br />

gibt kaum pränatale Therapiemöglichkeiten.<br />

Sich als Eltern dann bewusst zu entscheiden,<br />

das Kind auszutragen ist psychisch<br />

enorm belastend und oft ein einsamer<br />

Weg. Faktum ist, dass die Pränataldiagnostik<br />

Aussagen mit Wahrscheinlichkeiten<br />

trifft oder sich die negativen<br />

Prognosen im Lauf<br />

der Schwangerschaft noch<br />

ändern können.


Fortpflanzungsmedizin -<br />

Präimplantationsdiagnostik<br />

Dem Streit um eine verbrauchende Forschung<br />

mit Embryonen, die Erzeugung<br />

überzähliger Embryonen durch die künstliche<br />

Befruchtung (IVF), insbesondere bei<br />

der „Präimplantationsdiagnostik“ (PID),<br />

kommt deshalb besondere Bedeutung zu,<br />

weil hier beginnendes Leben gefährdet und<br />

teils auch vernichtet wird.<br />

Ethische Fragen am Lebensende<br />

Der Begriff „Sterbehilfe, Euthanasie“ wird<br />

unterschiedlich verwendet. Einmal bedeutet<br />

er eine gute Begleitung des Sterbenden,<br />

einmal meint er die (verbotene) gezielte<br />

Herbeiführung des Todes durch die Hand<br />

eines Arztes. Kardinal Franz König hat den<br />

schönen Satz geprägt: „Die Hoffnung unheilbar<br />

Kranker ist nicht durch die Hand<br />

des Arztes getötet zu werden, sondern an<br />

der Hand eines Menschen zu sterben.“<br />

Wenn im kurativen (heilenden) Bereich keine<br />

Erfolgsaussichten mehr gegeben sind,<br />

ist ein Wechsel von der kurativen zur palliativen<br />

Medizin angezeigt: das ist eine Änderung<br />

der Behandlungsziele, kein Verzicht<br />

auf weitere Behandlungsmaßnahmen. Die<br />

Endlichkeit des Lebens ist zu respektieren.<br />

Es ist ein Grundrecht Sterbender, am eigenen<br />

Sterben nicht durch medizinische<br />

Maßnahmen gehindert zu werden. Doch<br />

gilt es dann ein würdiges Sterben, zum<br />

Beispiel durch effiziente Schmerztherapie,<br />

zu ermöglichen.<br />

Im Juli präsentierte sich die Richard Pampuri-Förderstätte der Barmherzigen Brüder auf<br />

dem Straubinger Stadtplatz mit ihren Lernpartnern aus verschiedenen Ländern Europas.<br />

Sie setzten ein Zeichen dafür, wie wichtig beim Zusammenwachsen Europas Werte<br />

wie die Achtung der Menschenwürde und die Solidarität von behinderten und nichtbehinderten<br />

Menschen sind.<br />

Besinnungstag am 23. Juni 2007 in Neuburg<br />

Mit Werten leben<br />

Pater Dr. Gabriel Wolf ist Prämonstratenser und katholischer Pfarrer bei der<br />

Bundespolizei. Er gestaltete für uns Barmherzige Brüder am 23. Juni zwei Impulsreferate<br />

zu den Themen „Mit Werten leben – Zukunft (in Europa) gestalten“ und<br />

„Aus der Profess leben – Profil zeigen“.<br />

Diese Fragen standen im Zentrum des<br />

ersten Referates „Mit Werten leben –<br />

Zukunft (in Europa) gestalten“: Woher<br />

kommen wir? Woher kommt Europa? Wo<br />

stehen wir? Und wo gehen wir hin? Mit<br />

der christlichen Missionierung Europas<br />

war es der Glaube, der Europa zusammenschweißte.<br />

Auch wenn Gott in der<br />

europäischen Verfassung heute keinen<br />

Platz bekommt, müssen unsere Antennen<br />

für ihn richtig eingestellt sein. Werte wie<br />

Menschenwürde werden wohl diskutiert,<br />

doch gibt es sehr verschiedene Sichtweisen.<br />

Hier dürfen wir die Perspektive Gottes<br />

ins Spiel bringen, die jeden Menschen<br />

als einmalig und kostbar vom ersten bis<br />

zum letzten Atemzug und sogar darüber<br />

hinaus betrachtet. Wohin gehen wir? Europa<br />

ist gefordert in weltweiter Solidarität<br />

und Ökumene und muss sich rükkbesinnen<br />

auf seine Werte. Denn: Europa<br />

war noch nie so reich und noch nie so<br />

wurzellos.<br />

Im zweiten Referat befassten wir uns mit<br />

unserer Profess, mit den Gelübden. Berufung<br />

gründet im Anfang vom Nichtsein<br />

zum Sein – Gott ruft uns beim Namen.<br />

Das Leben des Einzelnen ist wichtig und<br />

kostbar. Alle sind berufen zur Heiligkeit<br />

an jedem Ort und in jedem Dienst. Was<br />

ist nun das Andere an Ordensleuten? Ordensleute<br />

leben die Berufung durch die<br />

Gelübde zeichenhaft für ihre Mitmenschen.<br />

Sie schaffen einen besonderen<br />

Platz in ihrem Leben für Gott und die<br />

Mitmenschen.<br />

Frater Seraphim Schorer


30<br />

Barmherzige Brüder weltweit<br />

„Prioritäten der Hospitalität“<br />

in den kommenden sechs Jahren<br />

Barmherzige Brüder<br />

wollen weltweit<br />

ihr Profil schärfen<br />

Das 66. Generalkapitel des Hospitalordens vom heiligen Johannes von Gott vom<br />

2. bis 22. Oktober in Rom hat ein Richtliniendokument mit den Prioritäten, Tätigkeitsschwerpunkten<br />

und Zielen für das Programm der Generalleitung bis zum Jahr<br />

2012 verabschiedet. Es liegt nun in deutscher Übersetzung vor. Wir dokumentieren<br />

Auszüge. Der komplette Text ist zusammen mit einer Reihe weiterer Texte des Kapitels<br />

und der Generalleitung im April 2007 im Johann von Gott Verlag erschienen.<br />

Ausbildung im Orden<br />

Es sollen Strategien festgelegt werden, um<br />

den Austausch von Ausbildern unter den<br />

Provinzen sowie die Errichtung von interprovinziellen,<br />

regionalen oder internationalen<br />

Ausbildungszentren zu fördern und den<br />

Bestand der bereits bestehenden zu sichern.<br />

In der Grundausbildung soll zur eigenen<br />

Muttersprache eine Fremdsprache hinzugelernt<br />

werden (Englisch, Spanisch oder Italienisch),<br />

um die Verständigung und den<br />

Austausch im Orden, besonders bei internationalen<br />

Begegnungen, zu fördern.<br />

Es sollen Mitarbeiter ausfindig gemacht<br />

werden, die als Berater bei der Ausbildung<br />

der Brüder hinzugezogen werden können.<br />

Die ständige Weiterbildung ist ein unverzichtbares<br />

Element, um die Treue zur Berufung<br />

und die Identität als Ordenschrist zu<br />

wahren.<br />

Gemeinschaftsleben<br />

Der Orden muss die älteren Brüder annehmen,<br />

verstehen, sich um sie kümmern und<br />

sie begleiten und zugleich das kreative Potential<br />

der jungen Brüder zulassen und<br />

nutzen, damit sich unsere Gemeinschaft<br />

dynamisch fortentwickelt.<br />

Die Aufgabe des Hausoberen als Animator<br />

der Hospitalität in der Kommunität und im<br />

Werk soll überdacht werden. Des weiteren<br />

soll eine Beschreibung mit den wesentlichen<br />

Qualitäten, die er besitzen soll, erstellt<br />

werden.<br />

Neue Formen des Gemeinschaftslebens<br />

Es sollen Erfahrungen angeregt werden,<br />

welche die Bildung von interkongregationellen<br />

Kommunitäten (mit Mitgliedern aus<br />

anderen Instituten des geweihten Lebens<br />

oder Gesellschaften des apostolischen Lebens)<br />

oder von ökumenischen Kommunitäten<br />

(mit Mitgliedern, welche anderen<br />

christlichen Konfessionen angehören) vorsehen.<br />

Es sollen Kommunitäten mit einem zeitlich<br />

begrenzten Auftrag zur Förderung spezifischer<br />

Projekte der Hospitalität innerhalb<br />

und außerhalb des Ordens gebildet werden,<br />

die nach Erfüllung ihres Auftrags wieder<br />

aufgelöst werden.<br />

Charismatisches Management<br />

Auf Gesamtordensebene wie auch auf Regional-<br />

und Provinzebene soll eine Fortbildungsreihe<br />

zum Thema Charismatisches<br />

Management für Brüder und Mitarbeiter in<br />

die Wege geleitet werden. Die Zielgruppe<br />

sollen ganz besonders die Gesamtleiter und<br />

die Leitungskräfte der mittleren Leitungsebene<br />

sein, damit sie zu Multiplikatoren<br />

dieser Philosophie in allen Bereichen der<br />

Einrichtungen werden.<br />

In jeder Provinz soll ein Strategieprogramm<br />

zur Förderung und Erreichung der Ziele der<br />

Charta der Hospitalität implementiert werden.<br />

Zu diesem Zweck verfügen wir über<br />

ordensinterne Instrumente (kanonische Vi-<br />

Unter dem Patronat des heiligen Johannes<br />

von Gott im Gespräch (von links): Generalrat<br />

Frater Rudolf Knopp, Ex-Generalprior Frater<br />

Brian O’Donnell, Generalprior Frater<br />

Donatus Forkan, Ex-Generalprior Pater<br />

Pascual Piles und Bischof José Luis Redrado


Blick in die Kapitelversammlung – die deutsche Sprachgruppe sitzt auf der rechten Seite<br />

sitationen, Provinzversammlungen usw.)<br />

wie auch über ordensexterne Instrumente,<br />

wie zum Beispiel das Auditing, welche uns<br />

im Sinne eines ständigen Verbesserungsprozesses<br />

helfen, ein immer höheres Niveau<br />

an Partizipation, Transparenz und Effizienz<br />

zu erreichen.<br />

Die Generalleitung des Ordens soll ein gemeinsames<br />

Erkennungszeichen bzw. „Markenzeichen“<br />

für den Gesamtorden überlegen.<br />

Es sollen Wohltäter (sowohl Privatpersonen<br />

als auch Einrichtungen) gefunden werden,<br />

die bereit sind, unsere Werke wirtschaftlich<br />

zu unterstützen, damit so die alte Betteltradition<br />

des Ordens weitergeführt wird.<br />

Es soll ein System zur charismatischen Qualitätskontrolle<br />

implementiert werden, mit<br />

dem geprüft werden soll, inwieweit das<br />

Charisma und die Werte des Ordens in einem<br />

jeden Haus gemäß der Charta der Hospitalität<br />

umgesetzt werden.<br />

Option für die Armen, Kranken<br />

und Hilfsbedürftigen<br />

Aufbauend auf unserer Sensibilität für neue<br />

Formen der Hospitalität wollen wir auf die<br />

Bedürfnisse der ärmsten Gesellschaftsschichten<br />

antworten, insbesondere derjenigen,<br />

die sonst keine Hilfe erhalten oder sogar<br />

unterdrückt werden.<br />

Unsere Mitarbeiter sollen im Rahmen der<br />

Betriebsleitung dazu angehalten werden,<br />

für unerkannte Bedürfnisse der Armen hellhörig<br />

zu sein und darauf zu antworten.In<br />

unseren traditionellen apostolischen Werken<br />

soll die Option für die Armen und<br />

Kranken gefördert werden. Zugleich sollen<br />

neue Werke geschaffen werden, um neuen<br />

Bedürfnissen zu begegnen.<br />

Brüder und Mitarbeiter als Dienst- und<br />

Wertegemeinschaft<br />

Die Generalleitung soll neue Formen der<br />

engeren geistlichen Bindung an den Orden<br />

für einige Mitarbeiter fördern. Zu diesem<br />

Zweck sollen eigene Statuten bzw. eine Regelung<br />

oder ein Protokoll zur Aufnahme<br />

verfasst werden, damit die Provinzen, die<br />

einen solchen Anschluss anbieten wollen<br />

bzw. von Mitarbeitern darum gebeten werden,<br />

den Betroffenen die Möglichkeit geben<br />

können, ihr christliches Glaubensengagement<br />

und ihre geistliche Verbundenheit<br />

mit dem heiligen Johannes von Gott konkret<br />

zum Ausdruck zu bringen.<br />

Vermittlung der Werte des Ordens<br />

Die Generalkurie soll eine Kommission einsetzen,<br />

von der die grundlegenden Leitlinien<br />

und Inhalte für die Vermittlung der<br />

Werte des Ordens festgelegt und dann regelmäßig<br />

auf dem Hintergrund zeitgeschichtlicher<br />

Entwicklungen und neuer Anforderungen<br />

aktualisiert werden sollen.<br />

Die Werte des Ordens sollen unter Einsatz<br />

moderner Kommunikationsstrategien auch<br />

der Öffentlichkeit vermittelt werden. Hier<br />

ist echtes „Marketing“ gefragt, mit dem der<br />

Orden und sein Charisma wirksam ins Bild<br />

gesetzt bzw. das „Markenzeichen“ des heiligen<br />

Johannes von Gott öffentlich gemacht<br />

werden sollen.<br />

Bioethik<br />

In allen Provinzen sollen Bioethikkommissionen<br />

eingesetzt werden, durch die die<br />

ethische Reflexion und Diskussion in allen<br />

Pflege- und Forschungsbereichen des Ordens<br />

gefördert werden soll.<br />

Bei der Generalkurie soll ein Ansprech-, Beratungs-<br />

und Beobachterorgan für Bioethik<br />

eingesetzt werden, welches grundsätzliche<br />

Überlegungen für den Gesamtorden anstellt,<br />

die Provinzen berät, die Erfahrungen<br />

der bestehenden Bioethik- und Ethikkommissionen<br />

des Ordens zusammenträgt und<br />

Informationen für Interessenten zur Verfügung<br />

stellt, vor allem wenn die Betreffenden<br />

bei ethischen Problemen nicht die<br />

Möglichkeit haben, die Hilfe einer Ethikkommission<br />

in Anspruch zu nehmen.<br />

In den Bereichen Ethik und Bioethik soll eine<br />

gezielte Bildungsarbeit als Teil des Gesamtbildungsprogramms<br />

des Ordens durchgeführt<br />

werden.<br />

Kooperation (Networking)<br />

In Europa soll die Möglichkeit geprüft werden,<br />

dass der Orden beim Europäischen<br />

Parlament als Gesundheitsorganisation anerkannt<br />

wird und präsent ist sowie an den<br />

entsprechenden europäischen Fonds beteiligt<br />

wird.<br />

Es soll eine „Datenbank” mit den Daten der<br />

Mitarbeiter des Ordens errichtet werden, die<br />

den Wunsch haben, ihre Professionalität in<br />

den Dienst von apostolischen Werken mit<br />

spezifischen Bedürfnissen zu stellen.<br />

Zwischen Werken und Provinzen sollen<br />

Partner- und Patenschaften gefördert bzw.<br />

ausgebaut werden.<br />

Es soll eine Datenbank mit dem Erfahrungs-,<br />

Forschungs- und Informationsgut<br />

des Ordens zum Austausch auf Gesamtordensebene<br />

unter Beachtung der geltenden<br />

Datenschutzgesetze errichtet werden.<br />

31


32<br />

Frater Ulrich Fischer<br />

Frater Martin Macek<br />

Neue<br />

Provinziale<br />

in Österreich<br />

und<br />

Tschechien<br />

Beim 75. Provinzkapitel der Österreichischen<br />

Ordensprovinz der Barmherzigen<br />

Brüder im Mai wurde Frater Ulrich<br />

Fischer zum neuen Provinzial gewählt.<br />

Er löst Frater Paulus Kohler ab,<br />

der aber als 1. Provinzrat und in weiteren<br />

Funktionen in die Provinzleitung<br />

eingebunden bleibt. Frater Ulrich,<br />

Jahrgang 1946, bekleidete bereits<br />

früh hohe Ämter im Orden und<br />

wirkte als Prior unter anderem im Alten-<br />

und Pflegeheim in Kritzendorf<br />

bei Wien und im „Johannes-von-<br />

Gott-Pflegezentrum“ in Kainbach bei<br />

Graz. Seit 1998 war er Prior und<br />

Krankenhausvorstand in Wien. – Zur<br />

Österreichischen Ordensprovinz gehören<br />

fast 50 Barmherzige Brüder in<br />

Österreich, Ungarn und der Slowakei<br />

sowie über 6000 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter.<br />

Zum neuen Provinzial der Böhmisch-<br />

Mährischen Ordensprovinz wurde Frater<br />

Martin Macek gewählt, er löst Pater<br />

Adalbert Málek ab. Einigen wird Frater<br />

Martin sicher noch aus seiner Zeit im<br />

Interprovinziellen Scholastikat in Regensburg<br />

in Erinnerung sein.<br />

js<br />

Zuständigkeiten und Termine<br />

der neuen Generalleitung<br />

Inhaltliche<br />

Zuständigkeitsbereiche<br />

Erneuerungsprozess (Ordensleben,<br />

Mitarbeiter, Ausbildung, Berufungspastoral):<br />

Frater Jesús Etayo<br />

Animation der drei<br />

Kommunitäten der Generalkurie:<br />

Frater Jesùs Etayo<br />

Charismatisches Management,<br />

Ökonomat, Kulturgüter, Statistik,<br />

Krankenhaus auf der Tiberinsel,<br />

Krankenhaus Nazareth:<br />

Frater Rudolf Knopp<br />

Bioethik:<br />

Frater Jesús Etayo und<br />

Frater Elia Tripaldi<br />

Pastoral:<br />

Frater Elia Tripaldi und<br />

Frater Jesús Etayo<br />

Geographische<br />

Zuständigkeitsbereiche<br />

Region Europa:<br />

Frater Rudolf Knopp und<br />

Frater Jesús Etayo<br />

Region Asien-Pazifik:<br />

Frater Vincent Kochamkunnel und<br />

Frater Donatus Forkan<br />

Region Afrika:<br />

Frater Robert Chakana und<br />

Frater Rudolf Knopp<br />

Region Amerika:<br />

Frater Daniel Márquez und<br />

Frater Jesús Etayo<br />

Generalpostulator:<br />

Frater Félix Lizaso und<br />

Frater Elia Tripaldi<br />

Missionen und internationale<br />

Kooperation:<br />

Frater Vincent Kochamkunnel,<br />

Frater Robert Chakana und<br />

Frater Daniel Márquez<br />

Information und Kommunikation:<br />

Frater Daniel Márquez und<br />

Frater José María Chávarri<br />

Generalprokurator:<br />

Frater José María Chávarri<br />

Generalsekretär:<br />

Frater José María Chávarri<br />

Termine<br />

Provinzkapitel der<br />

Bayerischen Ordensprovinz:<br />

12. bis 16. April 2010<br />

Kanonische Visitation der Bayerischen<br />

Ordensprovinz (Frater Rudolf Knopp):<br />

7. Februar bis 26. März 2011 -<br />

Schlussversammlung: 26. März 2011<br />

Kanonische Visitation der<br />

Japanischen Provinzdelegatur<br />

(Frater Vincent Kochamkunnel):<br />

4. Juli bis 9. Juli 2011 -<br />

Schlussversammlung: 10. August 2011<br />

Außerordentliches Generalkapitel zur<br />

Approbation der neuen Generalstatuten:<br />

9. bis 22. November 2009<br />

67. Generalkapitel:<br />

1. bis 21. Oktober 2012<br />

in Lateinamerika


Generalrat besuchte Bayern<br />

Das Generalkapitel im November 2006<br />

hat ihn zum Generalrat mit der Zuständigkeit<br />

für Afrika gewählt, nach Bayern<br />

kam er zum ersten Mal: Frater Robert<br />

Chakana informierte bei den Missionstagen<br />

vom 25. Februar bis 1. März über das<br />

Projekt eines orthopädischen Gesundheitszentrums<br />

in Douala/Kamerun.<br />

Bayern hatte er sich kälter vorgestellt, bekannte<br />

der Barmherzige Bruder, der aus<br />

Sambia stammt und im April 47 Jahre alt<br />

geworden ist. Frater Robert ist als zweites<br />

von sechs Kindern in einem katholischen<br />

Dorf in Sambia aufgewachsen. Er absolvierte<br />

eine Lehrer-Ausbildung. Nachdem Frater<br />

Roberts Vater, der in einer Kupfermine beschäftigt<br />

war und nach der Pensionierung<br />

als Bauer arbeitete, nach einem Unfall zwei<br />

Monate in einem Krankenhaus verbracht<br />

hatte, reifte in ihm der Entschluss, in einen<br />

Krankenpflegeorden einzutreten. So wurde<br />

er auf die Barmherzigen Brüder aufmerksam.<br />

Während seiner Krankenpflegeausbildung<br />

in einem von Missionsschwestern geführten<br />

Krankenhaus lebte Frater Robert be-<br />

reits bei englischen Brüdern in Monze mit,<br />

trat aber dann erst ins Postulantat ein und<br />

legte 1992 seine erste Profess ab. Nach<br />

dem Noviziat in Lomé/Togo arbeitete er<br />

als Kinderkrankenpfleger im Krankenhaus<br />

der Barmherzigen Brüder in Asafo/Ghana,<br />

schon bald aber setzte der Orden ihn vor<br />

allem in der Ausbildung der jungen Brüder<br />

ein. 1999/2000 – nach seiner feierlichen<br />

Profess – absolvierte er bei den Claretinern<br />

in Rom einen Kurs zur „Theologie<br />

des geweihten Lebens“. „Damals dachte<br />

ich, nach Italien würde ich nie mehr zurückkehren“,<br />

meint Frater Robert, aber<br />

2004 bestimmten ihn seine Mitbrüder zum<br />

Provinzsekretär mit Sitz in Accra/Ghana<br />

und 2006 das Generalkapitel zum Generalrat<br />

– mit Sitz in Rom.<br />

Gleich nach seiner Ankunft in Bayern<br />

nahm Frater Robert an der Uraufführung<br />

des Johannes-von-Gott-Oratoriums in Regensburg<br />

teil und zeigt sich „sehr beeindruckt“<br />

von den Darbietungen. Beeindruckt<br />

hat ihn auch, was er in den Häusern der<br />

Barmherzigen Brüder und den Schulen in<br />

Schwarzach und Eibach (bei Algasing) sehen<br />

konnte, die er während seines Aufenthalts<br />

besuchte.<br />

js<br />

Erstes Provinzkapitel der Indischen Provinz<br />

United in Brotherhood and Hospitality<br />

(vereint in Brüderlichkeit und Hospitalität)<br />

war das Leitthema des ersten Provinzkapitels<br />

der Indischen Ordensprovinz<br />

der Barmherzigen Brüder, das vom 19. bis<br />

23. Februar 2007 im Provinzialatshaus in<br />

Poonamallee/Chennai (Madras) stattfand.<br />

Frater Augustine Polaprayil wurde dort<br />

zum Provinzial gewählt.<br />

Neben allen indischen Brüdern mit feierlicher<br />

und einfacher Profess nahmen<br />

Generalprior Frater Donatus Forkan, die Generalräte<br />

Frater Rudolf Knopp und Frater<br />

Vincent Kochamkunnel, zwei Johannesvon-Gott-Schwestern<br />

und Mitarbeiter an<br />

dem Kapitel teil, als Gast aus der ehemaligen<br />

Mutterprovinz außerdem Frater Andreas<br />

Hellermann, Delegat der Rheinischen Generaldelegatur.<br />

Die Moderation lag in den<br />

Händen des in Indien bekannten Kapuzinerpaters<br />

Mathew Vallippalam. Das Kapitel<br />

beschäftigte sich mit den Themen Charis-<br />

Frater Robert Chakana und Pater Leodegar Klinger zu Gast in der Volksschule Eibach<br />

Die Teilnehmer des ersten Provinzkapitels der Indischen Provinz<br />

matisches Management, Integration von<br />

Brüdern und Mitarbeitern, Umsetzung des<br />

Ordenscharismas, Pastoral und Bio-Ethik.<br />

Rege diskutiert wurde über das Apostolat,<br />

das Leben der Brüder und die Zukunftsgestaltung<br />

der indischen Provinz.<br />

Zum neuen Provinzial wurde Frater Augustine<br />

Polaprayil gewählt. Frater Augustine<br />

ist vor 30 Jahren in den Orden eingetreten,<br />

er ist Krankenpfleger, in Reichenbach hat er<br />

zusätzlich die dreijährige Ausbildung zum<br />

Heilerziehungspfleger abgeschlossen und<br />

steht jetzt kurz vor einem Hochschulabschuss<br />

im Bereich der Ausbildung und Leitung<br />

in der Behindertenhilfe. Das Kapitel<br />

bestellte Frater Yanka Joseph Sharma, Frater<br />

Baiju Chacko Valuparampil, Frater Pius<br />

Manithottiyil und Frater George Kizhakkenath<br />

zu Provinzräten.<br />

Frater Andreas Hellermann<br />

33


34<br />

Die Missionswoche 2007 der Barmherzigen Brüder<br />

informierte über ein geplantes orthopädisches<br />

Gesundheitszentrum in Douala<br />

Hilfe für Polio-<br />

Kinder in Kamerun<br />

Der Orden der Barmherzigen Brüder<br />

startete seine Tätigkeit in Kamerun<br />

1968 mit Brüdern aus der Andalusischen<br />

Provinz. Sie ließen sich in dem Ort Nguti<br />

(Südwest-Provinz) nieder, 112 Kilometer<br />

entfernt von der nächsten Stadt Kumba<br />

und 272 Kilometer entfernt von Douala,<br />

der mit etwa 1,5 Millionen Einwohnern<br />

größten und wirtschaftlich bedeutendsten<br />

Stadt Kameruns. Die Brüder erbauten ein<br />

allgemeines Krankenhaus mit heute 100<br />

Betten, das in den vergangenen acht Jahren<br />

zu einem Zentrum für Orthopädie umgebaut<br />

worden ist.<br />

1987 eröffneten die Barmherzigen Brüder<br />

ein Gesundheitszentrum mit 40 Betten in<br />

Batibo, das 172 Kilometer von Nguti entfernt<br />

ist und 40 Kilometer von Bamenda,<br />

der Hauptstadt der Nordwest-Provinz des<br />

Landes. Derzeit gibt es neun Brüder mit<br />

feierlicher Profess, die aus Kamerun stammen,<br />

weitere neun Brüder mit einfacher<br />

Profess und fünf Novizen.<br />

Warum die Brüder in Douala ein orthopädisches<br />

Zentrum eröffnen wollen<br />

Wegen der ökonomischen Anziehungskraft<br />

der Stadt ist die Bevölkerung im Großraum<br />

Douala explodiert und beträgt etwa drei<br />

Millionen Einwohner. Am Rande der Stadt<br />

gibt es viele Slums - ohne sanitäre Einrichtungen,<br />

ohne Schulen und ohne medizinische<br />

Versorgung. Obwohl in der Stadt eine<br />

Reihe von öffentlichen und privaten Gesundheitseinrichtungen<br />

existieren, ist vielen<br />

der Zugang verwehrt.<br />

Auffallend ist, dass es immer noch sehr viele<br />

Kinder mit Poliomyelitis gibt. Selbst<br />

wenn Mütter ihre Kinder impfen lassen<br />

wollen, ist es ihnen aufgrund von zu großen<br />

Entfernungen oder wegen der Kosten<br />

nicht möglich. Darüber hinaus hat der<br />

Highway von Douala zur Hauptstadt<br />

Yaounde die höchsten Unfallzahlen im<br />

ganzen Land. Eine Präsenz in Douala wird<br />

es dem Orden ermöglichen, durch ambulante<br />

Dienste und durch Schulungen auch präventiv<br />

tätig zu werden. Vor diesem Hinter-<br />

In Kamerun leiden erschreckend viele Kinder<br />

an Kinderlähmung. Eine Impfung ist für viele<br />

Familien zu teuer.<br />

Die Arbeiten auf der Baustelle für das neue<br />

Gesundheitszentrum sind im Gange.<br />

Das Foto zeigt Generalrat Frater Robert<br />

Chakana (dritter von links stehend) und den<br />

früheren Provinzial Frater Patrick Nshamdze<br />

(zweiter von rechts) vor Ort.<br />

grund hat Kardinal Christian Tumi, der Erzbischof<br />

von Douala, den Orden im Einvernehmen<br />

mit den politischen Behörden gebeten,<br />

ein orthopädisches Zentrum in Douala<br />

zu eröffnen.<br />

Das Projekt<br />

2005 erwarben die Barmherzigen Brüder<br />

vier Hektar Land, auf dem das Gesundheitszentrum<br />

entstehen soll. 2006 wurde<br />

eine Umfassungsmauer errichtet, außerdem<br />

wurde ein Brunnen gegraben, um die Wasserversorgung<br />

sicherzustellen. Die geplante<br />

Einrichtung soll mit ihren chirurgischen<br />

und internistischen Krankenstationen mit<br />

80 Betten allen Erfordernisse orthopädischer<br />

Patienten gerecht werden, insbesondere<br />

derer der Kinder mit Behinderungen<br />

aufgrund von Kinderlähmung. Deshalb<br />

wird das Zentrum – in kleinem Rahmen –<br />

ausgestattet sein mit einer Ambulanz, einem<br />

Operationssaal mit Sterilisation und<br />

Aufwachraum, einem Labor, einer Radiologie<br />

und einer Apotheke. Außerdem sind<br />

Verwaltungsräume, eine Kapelle, eine Wäscherei,<br />

ein Gruppenraum, Küche und Kantine<br />

vorgesehen. Die Pläne und Berechnungen<br />

für die Einrichtung sind erstellt, nun<br />

fehlen nur noch die finanziellen Mittel zur<br />

Verwirklichung.<br />

Frater Patrick Nshamdze<br />

Übersetzung und Bearbeitung: js


Provinzial besuchte Japan<br />

Vom 29. September bis 8. Oktober besuchte<br />

Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />

gemeinsam mit Generalrat Frater<br />

Vincent Kochamkunnel die Provinzdelegatur<br />

in Japan.<br />

Bei den Gesprächen mit den Mitbrüdern<br />

ging es unter anderem um die<br />

Eingliederung der zwei Brüder aus Indien<br />

und des Bruders aus Korea, die den Orden<br />

in Japan verstärken sollen und derzeit<br />

Japanisch lernen. Dieser Eingliederungsprozess<br />

war unter anderem auch<br />

Thema bei der Asienkonferenz der Barmherzigen<br />

Brüder, die Ende November in<br />

Rom stattfand. Natürlich besuchte der<br />

Provinzial auch die Einrichtungen des Ordens<br />

in Kobe.<br />

js<br />

Provinzial Frater Emerich Steigerwald (3. von rechts) in Kobe gemeinsam mit (von links)<br />

Frater Jobino Mathew, Krankenpfleger aus Indien, Frater Augustinus Ta (Japan), Generalrat<br />

Frater Vincent Kochamkunnel, Frater Paul Lee, Sozialarbeiter aus Korea und vormaliger<br />

Novizenmeister der Koreanischen Provinz, sowie Krankenpfleger Frater Raphael<br />

Swamydoss aus Indien.<br />

20 Jahre Kobe-Kita – Neubau eingeweiht<br />

An Ostern ist in Kobe-Kita ein neues<br />

Gebäude eingeweiht worden. Das<br />

„Marienheim“ bietet seit 10. April zwölf<br />

Bewohnern der Einrichtung für Menschen<br />

mit geistiger Behinderung ein<br />

neues Zuhause. An der Einweihungsfeier<br />

nahmen rund 140 Personen teil. Gleichzeitig<br />

wurde das 20-jährige Bestehen<br />

der Einrichtung begangen.<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kobe-Kita mit Prior Frater Johannes Iwata<br />

(erste Reihe Mitte)<br />

Das Marienheim in Kobe-Kita<br />

35


36<br />

Von Frater Brian O'Donnell, Generalprior<br />

der Barmherzigen Brüder von 1988 bis 1994<br />

Wollte Johannes von<br />

Gott wirklich einen<br />

Orden gründen?<br />

Die Gruppe gleichgesinnter Männer, die<br />

später als „Hospitalorden des heiligen<br />

Johannes von Gott“ bekannt wurde, bezeichneten<br />

die Menschen Granadas in ihren<br />

Anfängen als „Brüder des Johannes von<br />

Gott“. Die beiden ersten Männer, die diesen<br />

Weg beschritten, waren zwei versöhnte<br />

Feinde: Antón Martin und Pedro Velasco.<br />

Sie beendeten ihre Feindschaft und wurden<br />

einander wie auch gegenüber Johannes<br />

von Gott Brüder, an einem bestimmten Tag<br />

des Jahres 1546, als Johannes von Gott<br />

Antón in einer Straße Granadas begegnete,<br />

die „Colcha“ hieß.<br />

Antón war aus Aduanas von der Ostküste<br />

Spaniens nach Granada gekommen, um die<br />

Hinrichtung Pedro Velascos zu verfolgen,<br />

den er anklagte, seinen leiblichen Bruder<br />

umgebracht zu haben. Als Johannes von<br />

Gott Antón in der Colcha-Straße antraf,<br />

war er verzweifelt und wollte das Herz dieses<br />

Mannes berühren. So fiel er vor ihm auf<br />

die Straße und flehte ihn an, um des Leidens<br />

Jesu Christi willen seine Rache gegenüber<br />

dem Mann aufzugeben, von dem er<br />

glaubte, dass er sich gegen ihn und seine<br />

Familie versündigt habe.<br />

Durch die Taten und Worte des Johannes<br />

von Gott wurde Antón zur Vergebung bewegt<br />

und eilte mit Johannes von Gott zum<br />

Gefängnis, um die Entlassung Pedros zu erwirken.<br />

Statt nach dem Verlassen des Gefängnisses<br />

wieder über ihr vergangenes Leben<br />

nachzudenken, fragten Antón und Pedro<br />

Johannes von Gott, ob sie mit ihm leben<br />

und ihn bei seiner Arbeit unterstützen<br />

könnten. An diesem Tag gab Johannes<br />

von Gott sein Dasein auf, für<br />

sich alleine sein Leben für die Hilfe<br />

der Armen und Kranken hinzugeben<br />

und wurde so zum Mittelpunkt<br />

und anerkannten Führer<br />

einer Gruppe von Männern mit der gleichen<br />

Vision und Zielsetzung. Auf diese Weise<br />

wurden die Brüder des Johannes von Gott<br />

ins Leben gerufen.<br />

Plante nun Johannes von Gott diese Entwicklung?<br />

Es ist schwer vorstellbar, dass er<br />

das tat. Es gibt keinen Beweis, dass Johannes<br />

von Gott, als er der Bedürfnisse der Armen<br />

und Kranken Granadas gewahr wurde,<br />

plante, eine Organisation zu gründen, die<br />

dieser Situation begegnete. Im Gegensatz<br />

zu klassischen Ordensgründern hatte er keine<br />

Strategie und formulierte keinen Leitfaden<br />

für das Leben einer Gruppe, die er<br />

gründen wollte. Er begann einfach das zu<br />

tun, was er als Einzelner tun konnte.<br />

In der Tat stellte der damalige Generalprior<br />

Pater Pascual Piles in<br />

einem Schreiben anlässlich<br />

des „Internationalen Jahres<br />

der Freiwilligen“ im Jahre<br />

2001 dar, dass ab 1537 zwei<br />

Männer namens Juan Franzes<br />

und Juan Loarte sich<br />

um das Wohlergehen<br />

der Obdachlosen<br />

Granadas<br />

während des<br />

kalten Winters<br />

bemühten.<br />

Sie kauften<br />

ein<br />

Haus in der La Pescadería-Straße und<br />

brachten Obdachlose, die sie auf der Straße<br />

fanden, dorthin. „Und seitdem schien<br />

dies ein Ort großer Barmherzigkeit zu sein,<br />

so dass Meister Avila Johannes von Gott,<br />

der ihm Gehorsam versprochen hatte, dorthin<br />

schickte, um sich in der Nächstenliebe<br />

gegenüber den Armen einzuüben, die in<br />

diesem Haus untergebracht waren“.<br />

Darstellung des heiligen Johannes von Gott<br />

von Ignaz Günter


Es scheint, Johannes von Gott sah sich<br />

selbst eher als jemand, der andere zu Werken<br />

der Nächstenliebe bewegen könnte, als<br />

dass er einen Orden gründen wollte. Wie<br />

dem auch sei, erkannte er doch, dass die<br />

Bruderschaft, die sich um ihn geformt hatte,<br />

seine Arbeit auch nach seinem Tod fortsetzen<br />

würde.<br />

Solche karitativen Bruderschaften waren<br />

zur Zeit des heiligen Johannes von Gott<br />

keine Seltenheit, so dass aufgrund ihrer ungeheuren<br />

Anzahl eine päpstliche Bulle erlassen<br />

wurde, die besagte, Gruppen von<br />

Männern, wie die Brüder in Granada, müssten<br />

sich um eine kirchliche Anerkennung<br />

bemühen oder sich wieder auflösen. Einige<br />

dieser Bruderschaften gibt es noch immer,<br />

und in Spanien kann man ihre Mitglieder<br />

sehen, wenn sie an den großen Prozessionen<br />

am Karfreitag teilnehmen.<br />

Sah Johannes von Gott diese Entwicklung<br />

voraus, wenn er laut seinem frühesten Biographen,<br />

Francisco de Castro zu jemandem<br />

meinte, „dass es Viele mit seinem Habit geben<br />

werde, im Dienst an den Armen auf der<br />

ganzen Welt“? Frauen waren sicherlich<br />

nicht ausgeschlossen von dieser Aussage,<br />

wie wir aus einem Verweis im 26. Kapitel<br />

der Konstitutionen des Ordens von 1587<br />

sehen, wo es heißt: „Es gibt in einigen unserer<br />

Krankenhäuser Schwestern, die den<br />

Habit tragen.“ Seit den Anfängen der Mission<br />

des Johannes von Gott waren Frauen<br />

hervorgehoben unter jenen, die mit ihm<br />

zusammenarbeiteten.<br />

Viele Kommentatoren der Geschichte des<br />

Ordens sehen die Begebenheit, als der Bischof<br />

Johannes von Gott eine bestimmte<br />

Kleidung und einen bestimmten Namen zu<br />

tragen vorgab, als den Moment an, an dem<br />

die Kirche die Gründung einer religiösen<br />

Familie von Johannes von Gott besiegelte.<br />

Meine eigene Sicht basiert teilweise auf den<br />

Bemerkungen, die der Bischof bei dieser<br />

Gelegenheit machte. Der Bischof wollte damit<br />

in Wirklichkeit die Gewohnheit des Johannes<br />

von Gott reglementieren, seine saubere<br />

Kleidung einzutauschen gegen die<br />

schmutzige, stinkende Kleidung irgendwelcher<br />

armen Männer, die er in und um Granada<br />

traf. Der „Habit“, den er Johannes<br />

gab, war kein religiöses Gewand, sondern<br />

eine Art bäuerlicher Arbeitskittel, wie sie<br />

auf den Märkten Granadas verkauft wurden.<br />

Der Bischof gab Johannes von Gott<br />

nicht wirklich einen neuen Namen – er riet<br />

ihm, nur den Namen zu gebrauchen, unter<br />

dem er, wie er dem Bischof erzählt hatte,<br />

in und um Granada bekannt war.<br />

Frater Brian O’Donnell<br />

Was auch immer die Lösung der verschiedenen<br />

Interpretationen über „Kleidung und<br />

Name“ des Johannes von Gott sein mag, so<br />

zeigt jedes Betrachten des Lebens dieses<br />

Heiligen klar, dass er die Gruppe, die durch<br />

Brüder und seine Mitarbeiter gestaltet wurde,<br />

nicht als eine exklusive Vereinigung ansah.<br />

Er war offen, jede Hilfe von Menschen,<br />

die helfen wollten, anzunehmen – gleich,<br />

welchen Lebensstil sie gewählt hatten. Er<br />

verstand sich nicht als Autoritätsperson und<br />

kurz vor seinem Tod erzählte er dem Erzbischof<br />

von Granada, dass von allen Bewohnern<br />

seines „Los Gomeles“-Hospitals er am<br />

wertlosesten sei.<br />

Es scheint weitgehend erwiesen, dass Johannes<br />

von Gott viel mehr daran gelegen<br />

war, eine zur Mitarbeit einladende Bewegung<br />

von evangelisierender Nächstenliebe<br />

zu fördern als einen Orden zu gründen.<br />

Übersetzung: Frater Matthäus Lange<br />

Unterschrift des heiligen Johannes von Gott<br />

37


38<br />

Nachrufe<br />

Nachruf auf<br />

Frater Bonifatius Steinkirchner<br />

Bei der Beisetzung von Frater Bonifatius<br />

Steinkirchner auf dem Klosterfriedhof in<br />

Reichenbach nahmen die Mitbrüder der<br />

Bayerischen Ordensprovinz Abschied von<br />

ihrem Provinzsenior, der am 29. Januar<br />

2007 im Regensburger Krankenhaus im<br />

Alter von 96 Jahren verstarb.<br />

Frater Bonifatius Steinkirchner war der<br />

letzte Bruder, der vor dem Zweiten<br />

Weltkrieg in den Orden eintrat (24. September<br />

1935), als die Provinz von Provinzial<br />

Frater Eustachius Kugler geleitet wurde.<br />

„Seine Persönlichkeit strahlte eine sehr tiefe<br />

Frömmigkeit und gläubiges Gottvertrauen<br />

aus, die auch der damals sehr schwierigen<br />

Zeit gewachsen schien“, beschreibt er<br />

den „Diener Gottes“ Frater Eustachius, vor<br />

dem er auch am 3. Juli 1937 in Straubing<br />

gemeinsam mit 13 Mitnovizen die Erstprofess<br />

ablegte. Die feierliche Profess konnte<br />

er am 10. Juli 1946 in die Hände von Generalprior<br />

Frater Ephrem Blandeau legen.<br />

Franz Xaver, so sein Taufname, wurde am<br />

20. November 1910 in Eitting (Pfarrei Laberweinting)<br />

bei Mallersdorf als Kind der<br />

Eheleute Magdalena und Xaver Steinkirchner<br />

geboren. „Der Vater ist 1935 gestorben,<br />

die Mutter 1938. Meine Eltern bewirtschafteten<br />

eine Landwirtschaft, welche meine<br />

Schwester übernommen hat. Meine Eltern<br />

hatten zehn Kinder. Sechs davon sind noch<br />

am Leben. Von den vier Schwestern sind<br />

drei verheiratet, mein Bruder ist an der Ostfront“,<br />

schreibt er 1943 als Sanitätsgefreiter<br />

in seinem Lebenslauf, mit dem er sich<br />

um die staatliche Anerkennung als Krankenpfleger<br />

bewirbt<br />

„Maria, dich lieben<br />

ist allzeit mein Sinn ...“<br />

(Gotteslob 594)<br />

Frater Bonifatius wurde bei den Barmherzigen<br />

Brüdern als Krankenpfleger ausgebildet<br />

und in den Krankenhäusern Straubing,<br />

Regensburg und München eingesetzt. Weitere<br />

Stationen waren Neuburg, Gremsdorf<br />

und Kostenz. Die letzten Jahre verbrachte<br />

er im Kloster Reichenbach, wo er, zuletzt<br />

Die Österreichische Ordensprovinz der<br />

Barmherzigen Brüder trauert um eine ihrer<br />

wichtigsten Führungspersönlichkeiten<br />

der letzten Jahrzehnte. Nach langer<br />

schwerer Krankheit ist am 25. April Frater<br />

Wolfgang Mösslacher verstorben – wenige<br />

Wochen vor seinem 65. Geburtstag.<br />

Der gebürtige Kärntner trat nach dem<br />

Besuch der Haupt- und Handelsschule<br />

im Juvenat der Ordens in Graz-Eggenberg<br />

1959 in Wien bei den Barmherzigen<br />

Brüdern ein; dort verbrachte er auch die<br />

Zeit des Noviziates. Seine feierliche Profess<br />

legte er am 26. Dezember 1967 in Eisenstadt<br />

ab. Während vieler Jahre als Provinzrat<br />

nahm Frater Wolfgang sich besonders<br />

der Mitarbeiterpastoral und Ethik an. Von<br />

1974 bis 1983 war er Prior in St. Veit a.d.<br />

Glan. 1983 wurde er zum Provinzial gewählt<br />

und beim Provinzkapitel 1986 für<br />

pflegebedürftig, die Fürsorge seiner Mitbrüder<br />

erfahren durfte. Den Dienst an den<br />

Kranken versah er mit größter Hingabe,<br />

ganz aufgehend in seiner Berufung zum<br />

Barmherzigen Bruder und Kraft schöpfend<br />

aus dem Gebet und seiner Hingabe an die<br />

von ihm so sehr verehrte Muttergottes.<br />

Frater Wolfgang Mösslacher<br />

gestorben<br />

weitere drei Jahre im Amt bestätigt. 1989<br />

bis 2001 war er Prior des Linzer Krankenhauses.<br />

Während seiner Amtszeit entstand<br />

1991 die erste spezielle „Ambulanz für Gehörlose“<br />

in Europa und 1999 die „Lebenswelt<br />

Schenkenfelden“ für Gehörlose und<br />

Taubblinde mit Zusatzbeeinträchtigungen.<br />

2001 übernahm Frater Wolfgang die Leitung<br />

des Johannes von Gott-Pflegezentrums<br />

in Kainbach bei Graz.<br />

Auch den Brüdern und Mitarbeitern der<br />

bayerischen Ordensprovinz war Frater Wolfgang<br />

stets herzlich verbunden. Er verstand<br />

es, seine Umgebung für das Charisma des<br />

heiligen Johannes von Gott zu begeistern.<br />

Er war stets der Funke der Liebe für die Kranken,<br />

Behinderten und Benachteiligten.


Im Alter von fast 93 Jahren ging unsere<br />

liebe Mitschwester Elisabeth ganz<br />

überraschend am 4. Juni 2007 heim zu<br />

ihrem Schöpfer und Erlöser, für den sie<br />

gelebt hat und der ihr Glück und ihre<br />

Zuversicht war.<br />

Es gab keine Anzeichen für einen schnellen<br />

Tod. Auf dem Weg zum Frühstück<br />

scherzte sie noch mit Gästen, am Frühstückstisch<br />

sitzend fiel sie plötzlich in sich<br />

zusammen und starb schnell und friedlich.<br />

Geboren wurde Schwester Elisabeth am<br />

3. Juli 1914 in Laurahütte/Schlesien, kam<br />

nach der Vertreibung mit ihrer Mutter und<br />

ihrem Bruder nach Lengfurt-Trennfeld am<br />

Main, wo sie eine Verwaltungstätigkeit ausübte.<br />

Im März 1958 trat sie in die damals<br />

von Prior Rumald Wünsch im Sebastianeum<br />

neu gegründete Raphael-Schwesternschaft<br />

ein. Sie war mit die erste weibliche Kneipp-<br />

Bademeisterin im Sebastianeum, das bis<br />

dato nur männliche Kurpatienten aufgenommen<br />

und fast nur männliche Mitarbeiter<br />

beschäftigt hatte. Damals waren noch<br />

zwölf Barmherzige Brüder im Sebastianeum<br />

tätig.<br />

„Man sieht nur mit dem Herzen<br />

gut, das Wesentliche<br />

ist für die Augen unsichtbar.“<br />

Antoine de Saint-Exupéry<br />

Am 19. September starb im Altenheim<br />

St. Augustin in Neuburg an der Donau<br />

im Alter von 81 Jahren Frater Wilhelm<br />

Gaßner.<br />

Jesus Christus rief unseren Mitbruder Wilhelm,<br />

der 1926 in Kleinetzenberg bei<br />

Laaber in der Oberpfalz geboren wurde, in<br />

seine Nachfolge. Jede Berufung, die an ein-<br />

Zum Tode der Raphael-<br />

Schwester M. Elisabeth Thürmer<br />

zelne Menschen ergeht, spricht Christus immer<br />

in die Freiheit des Angesprochenen<br />

hinein. Mit seiner ersten Profess am 15. August<br />

1950 in Straubing gab unser Mitbruder<br />

Wilhelm seine persönliche Antwort auf<br />

seine Berufung.<br />

Im ersten Teil seines Lebens als Barmherziger<br />

Bruder diente Frater Wilhelm als Krankenpfleger<br />

mit Einfühlungsvermögen und<br />

Hingabe den kranken und behinderten<br />

Menschen, zunächst im damaligen Krankenhaus<br />

St. Wolfgang in Neuburg, dann<br />

auch im Krankenhaus und in der Behinderteneinrichtung<br />

in Straubing sowie in<br />

Gremsdorf. Im zweiten Lebensabschnitt be-<br />

Schwester Elisabeth arbeitete gern und mit<br />

viel Freude und Einfühlungsvermögen in<br />

der Bäderabteilung, später beim Röntgen<br />

und als Sprechstundenhilfe bei dem damals<br />

sehr bekannten Heilpraktiker, Frater Florus<br />

Schrepfer. Schwester Elisabeth war immer<br />

sehr hilfsbereit und entgegenkommend,<br />

vielseitig einsetzbar, beliebt bei den Gästen<br />

und Mitarbeitern wegen ihrer freundlichen<br />

und fürsorglichen Art. Sie hatte ein großes<br />

Wissen in der Naturheilkunde und daher<br />

auch immer gute Ratschläge für alle Leidenden<br />

parat. Sie war bescheiden, humorvoll<br />

und pflegte eine gesunde Frömmigkeit. Im<br />

Verborgenen durfte sie viel Gutes tun.<br />

Ihr Tod reißt eine merkliche Lücke in den<br />

Schwesternkreis, doch unser liebender Gott<br />

hat es wunderbar gefügt und ihr einen<br />

schnellen und gnädigen Tod geschenkt.<br />

Der heilige Raphael, ihr steter Wegbegleiter,<br />

geleite sie in das ewige Licht, der Herr<br />

schenke ihr ewige Freude und Frieden.<br />

Sr. Irmgard Poeplau, Oberin der Raphael-Schwestern<br />

Nachruf auf<br />

Frater Wilhelm Gaßner<br />

gannen sich bereits körperliche Gebrechen<br />

und auch geistige Schwächen abzuzeichnen.<br />

Er wurde mehr und mehr pflegebedürftig,<br />

und schließlich musste er rundherum<br />

versorgt werden.<br />

Am 24. September feierten wir in unserer<br />

Klosterkirche St. Augustin in Neuburg für<br />

unseren verstorbenen Mitbruder Wilhelm<br />

die heilige Eucharistie. Wir, seine Mitbrüder<br />

und seine Angehörigen, legten seinen toten<br />

Leib in die Begräbnisstätte der Brüder.<br />

Seine Seele vertrauten wir der barmherzigen<br />

Liebe Jesu Christi an.<br />

„Selig die Barmherzigen;<br />

denn sie werden Erbarmen<br />

finden.“ (Mt 5,7)<br />

Pater Leodegar Klinger<br />

39


Feste und Gedenktage<br />

im Jahr 2008<br />

2. Februar<br />

Tag des geweihten Lebens<br />

11. Februar<br />

Welttag der Kranken<br />

8. März<br />

Hochfest des heiligen Johannes von Gott<br />

(1495 – 1550), Ordensgründer der Barmherzigen<br />

Brüder<br />

13. April<br />

Weltgebetstag für geistliche Berufe<br />

24. April<br />

Gedenktag des heiligen Benedikt Menni<br />

(1841 – 1914), Barmherziger Bruder, Priester,<br />

Ordensgründer der Hospitalschwestern<br />

vom Heiligsten Herzen Jesu<br />

26. April<br />

Gedenktag Maria vom guten Rat<br />

4. Mai<br />

Gedenktag des heiligen Richard Pampuri<br />

(1897 – 1930), Barmherziger Bruder und<br />

Arzt<br />

10. Mai<br />

Gedenktag des heiligen Johannes von<br />

Avila (1499 – 1569), Priester und<br />

„Seelenführer“ des heiligen Johannes von<br />

Gott<br />

Vor 50 Jahren wurde in Bad Wörishofen die<br />

Raphael-Schwesternschaft gegründet.<br />

Vor 30 Jahren eröffnete das Kinderheim<br />

Kostenz eine Außenwohngruppe in<br />

Straubing.<br />

Vor 20 Jahren wurde die Einrichtung<br />

für Menschen mit Behinderung der Barmherzigen<br />

Brüder in Kobe-Kita eröffnet.<br />

3. Juni<br />

Gedenktag des heiligen Johannes Grande<br />

(1546 – 1600), Barmherziger Bruder<br />

10. Juni<br />

Todestag von Frater Eustachius Kugler<br />

(1867 – 1946), heiligmäßiger Provinzial<br />

der Barmherzigen Brüder in Bayern<br />

30. Juli<br />

Gedenktag für die 71 seligen spanischen<br />

Märtyrer aus dem Orden der Barmherzigen<br />

Brüder, die 1936 im spanischen Bürgerkrieg<br />

umgebracht wurden<br />

28. August<br />

Fest des heiligen Augustinus, nach dessen<br />

Ordensregel die Barmherzigen Brüder<br />

leben<br />

24. Oktober<br />

Fest des heiligen Erzengels Raphael,<br />

der nach der Legende als Helfer des heiligen<br />

Johannes von Gott gilt<br />

4. November<br />

Fest des heiligen Karl Borromäus, Patron<br />

der Bayerischen Ordensprovinz<br />

17. November<br />

Hochfest Maria Patronin des Hospitalordens<br />

28. November<br />

Gedenktag der Übertragung der Reliquien<br />

des heiligen Johannes von Gott<br />

Vor 10 Jahren wurde das Interprovinzielle<br />

Scholastikat von München (seit 1995) nach<br />

Regensburg verlegt.<br />

Vor 10 Jahren wurde der neue Funktionstrakt<br />

im Krankenhaus Barmherzige Brüder<br />

in München in Betrieb genommen.<br />

Eine Stiftung<br />

für mehr Barmherzigkeit<br />

Im Stiftungszentrum der Barmherzigen<br />

Brüder können Sie Ihre eigene Stiftung bereits<br />

mit einem Grundstockvermögen von<br />

5.000 Euro gründen. Schon bei diesem vergleichsweise<br />

geringen Stiftungsvermögen<br />

übernimmt das Stiftungszentrum kostenlos<br />

die Gründung und kümmert sich um<br />

die steuerliche Anerkennung. Die Gründung<br />

Ihrer Stiftung geht schnell und einfach.<br />

Verglichen mit einer Spende bietet Ihnen<br />

eine eigene Stiftung zahlreiche steuerliche<br />

Vorteile. Als Stifter legen Sie fest, welche<br />

Menschen Sie unterstützen wollen.<br />

Derzeit werden unter dem Dach des Stiftungszentrums<br />

der Barmherzigen Brüder<br />

bereits 13 Stiftungen verwaltet.<br />

Nähere Informationen finden Sie<br />

im Internet unter<br />

www.stiftungszentrum.de/barmherzige<br />

oder bekommen Sie unter<br />

Telefon (0 89) 7 44 20 02 92.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!