Jahresrückblick
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Barmherzige Brüder<br />
<strong>Jahresrückblick</strong><br />
www.barmherzige.de<br />
Zeitschrift der Barmherzigen<br />
Brüder in Bayern<br />
2007
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
in den Leitlinien der Bayerischen Ordensprovinz<br />
steht die Ordenstradition an<br />
erster Stelle. Es ist immer wieder interessant<br />
zu beobachten, dass die Rückkehr<br />
zu den Ursprüngen in vielen Orden neue<br />
soziale Initiativen hervorgebracht hat.<br />
Die Werte, die in der Vergangenheit wie<br />
auch in der Gegenwart unser Ordensleben<br />
bestimmen, nämlich die Sorge für den<br />
Menschen, das Bewusstwerden der göttlichen<br />
Gegenwart und der menschlichen<br />
Bedürftigkeit, das Interesse am Studium und die spirituelle Reflexion,<br />
die wach gehaltene Forderung nach Gerechtigkeit, Friede<br />
und Erhaltung der Schöpfung, bleiben auch weiterhin aktuell.<br />
Dies bedeutet für uns Barmherzige Brüder, dass wir unser Bestes<br />
geben wollen, das Bewusstsein für Werte immer wieder neu<br />
anzustoßen. Es ist gut zu wissen, dass wir auf diesem Weg bei<br />
unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viele Verbündete<br />
gefunden haben und dass der Dialog mit ihnen unser Arbeiten<br />
auch in diesem Jahr neu befruchtet hat. Wir haben gemeinsam<br />
mit unseren leitenden Mitarbeitern vom 1. bis 6. Mai 2007 das<br />
Provinzkapitel gefeiert und wir haben uns dabei neu auf unsere<br />
spirituellen Werte besonnen. Gleichzeitig haben wir auch unsere<br />
Betriebsstrukturen neu überdacht und für die Bayerische Ordensprovinz<br />
und ihre Werke neue Rechtsformen beschlossen.<br />
Um den Erfordernissen unserer Zeit neu gerecht zu werden,<br />
ist beides notwendig – die Besinnung auf unsere Wurzeln in der<br />
frohen Botschaft der Barmherzigkeit und das mutige Ausschreiten<br />
in Formen, die einem modernen Verständnis sozialer Arbeit<br />
im Gesundheits- und Sozialwesen gerecht werden.<br />
In diesem Sinne danke ich allen, den Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern als auch den Mitbrüdern, für den Dialog und für ihre<br />
Handlungsbereitschaft.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Frater Emerich Steigerwald<br />
Provinzial<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Leitthema: Noviziat<br />
Azubis der Hospitalität 3<br />
Berufungsgeschichten 5<br />
Einfache Profess von Frater Philipp und Frater Simeon 8<br />
15 Jahre Interprovinzielles Noviziat 9<br />
Auf den Spuren der Apostel 10<br />
Österreichische Novizenwoche 11<br />
Aus der bayerischen Ordensprovinz<br />
Provinzkapitel 2007:<br />
- Neue Provinzleitung 12<br />
- Statement von Frater Emerich Steigerwald 13<br />
- Ansprache von Generalprior Frater Donatus Forkan 14<br />
- Statement von Generalrat Frater Rudolf Knopp 15<br />
Oratorium über den heiligen Johannes von Gott 16<br />
Projekttage an der Fachschule Straubing und der<br />
Berufsfachschule München 17<br />
Seligsprechungsprozess Eustachius Kugler 17<br />
Dr. Rey Ehrenmitglied 18<br />
Schwester Ritas Abschied 18<br />
Regensburger Klosternacht 19<br />
Goldene Profess Frater Englmar Obermeier 19<br />
Straßenambulanz 20<br />
Urlaub im Krankenhaus 21<br />
Schülertag in Bad Wörishofen 22<br />
Buchtipps 23<br />
Besinnungstage/Exerzitien/Werkwoche<br />
Besinnungstag in Reichenbach 24<br />
Besinnungstag in München 25<br />
Besinnungstag in Gremsdorf 26<br />
Jahresexerzitien in Kostenz 27<br />
Scholastiker-Werkwoche in Wien 28<br />
Besinnungstag in Neuburg 29<br />
Barmherzige Brüder weltweit<br />
66. Generalkapitel: „Prioritäten der Hospitalität“ 30<br />
Neue Provinziale in Österreich und Tschechien 32<br />
Zuständigkeiten und Termine der neuen Generalleitung 32<br />
Generalrat besuchte Bayern 33<br />
Erstes Provinzkapitel der Indischen Provinz 33<br />
Missionswoche 2007: Polio-Kinder in Kamerun 34<br />
Provinzial besuchte Japan 35<br />
20 Jahre Kobe-Kita – Neubau eingeweiht 35<br />
Wollte Johannes von Gott wirklich einen Orden gründen? 36<br />
Nachrufe<br />
Frater Bonifatius Steinkirchner 38<br />
Frater Wolfgang Mösslacher 38<br />
Schwester Elisabeth Thürmer 39<br />
Frater Wilhelm Gaßner 39<br />
Impressum 19<br />
Unser Titelbild zeigt Frater Seraphim Schorer aus Regensburg.<br />
Das Foto entstand im Rahmen eines Beitrags über die Barmherzigen<br />
Brüder (siehe Buchtipp auf Seite 23).
Das Interprovinzielle Noviziat in Graz-Eggenberg<br />
Azubis der<br />
Hospitalität<br />
Das Wirken des „Bettlers von Granada“, des heiligen Johannes von Gott, das im Jahr<br />
1539 in Granada begonnen hat, geht auch heute noch mit ungebrochener Kraft weiter.<br />
Sein Charisma und sein Vorbild spornen auch in unseren Tagen, nach über 450<br />
Jahren, junge Männer an, sich in seinem Stil auf den Weg der Nachfolge Christi zu<br />
begeben.<br />
Dem Eintritt in den Orden der Barmherzigen<br />
Brüder geht meist eine längere<br />
Strecke des Suchens voraus. Fragen wie<br />
„Was ist mein Weg?“ – „Was hat Gott mit<br />
mir vor?“ treiben in dieser Zeit die jungen<br />
Leute um. Gott lässt sie aber mit diesen Fragen<br />
nicht allein. Für die Antworten bedient<br />
Er sich durchaus zeitgemäßer Mittel: Der<br />
eine wird durch einen Priester oder einen<br />
Ordensangehörigen auf die Möglichkeit des<br />
Ordenslebens aufmerksam gemacht, ein anderer<br />
bleibt beim Surfen im Internet auf der<br />
Homepage der Barmherzigen Brüder hängen,<br />
wieder ein anderer macht bei den<br />
„Barmherzigen“ Krankenhauserfahrungen<br />
oder lernt die Gemeinschaft als Zivi kennen.<br />
Mit dem Eintritt in den Orden beginnt für<br />
die Kandidaten eine mindestens sechsmonatige<br />
Zeit des Kennenlernens im so genannten<br />
Postulantat. Während dieser Phase<br />
besteht für sie die Möglichkeit, das Ordensleben<br />
für sich zu erproben und der eigenen<br />
Berufung nachzuspüren. Dieser er-<br />
Novizen und Postulanten in der<br />
Pfingstwoche bei einem Rad-Ausflug<br />
südlich von Graz<br />
Leitthema: Noviziat 3<br />
sten Etappe folgen die Einkleidung und<br />
die Aufnahme in das zweijährige Noviziat.<br />
Entsprechend der Vorgaben der Ausbildungsordnung<br />
des Ordens sollen die jungen<br />
Brüder während dieser Zeit ihre Berufung<br />
zum Barmherzigen Bruder nach dem<br />
Beispiel und dem Geist des heiligen Johannes<br />
von Gott zu entfalten beginnen. Ein<br />
wesentliches Ziel der Noviziatszeit ist die<br />
Vertiefung der persönlichen Gottesbeziehung<br />
des Einzelnen, das Hineinwachsen in<br />
die Ordensgemeinschaft und die Begegnung<br />
mit den Kranken, den Hilfsbedürftigen<br />
und den Armen. Der Pflege des geistlichen<br />
Lebens, des Gebetes, der Stille, des<br />
Umgangs mit der Heiligen Schrift und der<br />
Feier der Liturgie kommt dabei eine besondere<br />
Bedeutung zu. Die Brüder üben sich<br />
während der Noviziatszeit in der prakti-
4<br />
schen Umsetzung der Ordensgelübde, sie<br />
lernen den Alltag des Gemeinschaftslebens<br />
kennen und stellen sich den Anforderungen<br />
des Sendungsauftrages der<br />
Barmherzigen Brüder.<br />
Es gibt sowohl theoretische wie praktische<br />
Einheiten. Im Unterricht geht es neben der<br />
theologischen auch um die menschliche<br />
Ausbildung. Er umfasst neben der Einführung<br />
in das Ordensleben im Allgemeinen<br />
auch das Ordensspezifische der Barmherzigen<br />
Brüder im Besonderen (Augustinusregel,<br />
Konstitutionen, Generalstatuten, Ordensgeschichte<br />
etc.). Selbstverständlich spielen<br />
dabei das Leben und Wirken des heiligen<br />
Johannes von Gott eine besondere Rolle.<br />
Im Gelübde der Hospitalität kommt der<br />
spirituelle Wesenskern der Barmherzigen<br />
Brüder voll zum Ausdruck. Diesem Gelübde<br />
kommt daher in der Ausbildung besondere<br />
Bedeutung zu.<br />
Neben den drei klassischen Ordensgelübden,<br />
der ehelosen Keuschheit, des Gehorsams<br />
und der Armut legen die Brüder bei<br />
ihrer Ordensprofess als viertes Gelübde das<br />
der Hospitalität ab. Dieses Gelübde hat<br />
nach den Konstitutionen des Ordens seinen<br />
Ursprung im Leben Jesu selbst, der, vom<br />
Geist Gottes gesandt, den Armen die frohe<br />
Botschaft brachte und die Kranken heilte<br />
(vgl. Lk 4,18-19).<br />
Konkret bedeutet das für die Barmherzigen<br />
Brüder, dass sie den kranken, alten, behinderten<br />
und hilfsbedürftigen Menschen durch<br />
wirksame Hilfe das Evangelium von der<br />
Barmherzigkeit und Liebe Gottes verkünden.<br />
Sie treten für die Rechte der Kranken<br />
und Schwachen ein. Denn nach ihrer Auffassung<br />
hat der Mensch das von Gott gegebene<br />
Recht, geboren zu werden, menschenwürdig<br />
zu leben, in seiner Krankheit gepflegt<br />
zu werden und in Würde sterben zu<br />
dürfen.<br />
In unserer Zeit ist eine solche Aussage nicht<br />
immer selbstverständlich. Nicht selten verwechseln<br />
Zeitgenossen die Würde eines<br />
Menschen mit dem ökonomischen Nutzen,<br />
den dieser für die Gesellschaft hat und stellen<br />
Krankheit, Alter, Behinderung, soziale<br />
Notsituationen als wirtschaftliches Risiko<br />
und gesellschaftliches Problem dar. Den offenen<br />
Diskussionen darüber können wir<br />
tagtäglich in den Medien begegnen. Die<br />
Auseinandersetzung mit diesen Themen<br />
Frater Leopold beim Praxiseinsatz in der<br />
Einrichtung für Menschen mit Behinderung<br />
in Kainbach (Österreich)<br />
gehört zu den Inhalten unserer Noviziatsausbildung.<br />
Wenn sich die Brüder mit ihrem vierten Ordensgelübde<br />
beschäftigen, so geht es nicht<br />
nur um theoretische Diskussionen, sie haben<br />
auch die Gelegenheit, sich in verschiedenen<br />
Praktikumseinsätzen in den Tätigkeitsfeldern<br />
des sozial-caritativen Bereiches<br />
einzuüben und sich auch im Alltag mit diesen<br />
Themen auseinanderzusetzen. Sie praktizieren<br />
in Krankenhäusern, Behinderteneinrichtungen,<br />
in Palliativstationen und<br />
Hospizen, in geriatrischen Zentren und in<br />
der Obdachlosenarbeit.<br />
Für die Ausbildung im Noviziat ist es<br />
wichtig, dass die Brüder eine „geerdete“,<br />
gesunde Spiritualität kennenlernen und<br />
sich selbst um eine solche spirituelle Basis<br />
für ihr eigenes Leben, für ihren Glauben<br />
und ihr Wirken als Barmherzige Brüder<br />
bemühen. Brüder mit einer geerdeten Spiritualität<br />
übernehmen somit auch Verantwortung<br />
für ein gelingendes Gemeinschaftsleben.<br />
Frater Magnus Morhardt<br />
Frater Richard Binder
Berufungsgeschichten<br />
„…weiter<br />
auf diesem<br />
Weg gehen und ein<br />
guter Bruder werden.“<br />
Frater Philipp Jankech<br />
Ich bin 27 Jahre alt und stamme aus<br />
der kleinen Bezirkstadt Skalica (Slowakei),<br />
wo noch vor 50 Jahren die Barmherzigen<br />
Brüder tätig waren. Ich habe<br />
noch einen Bruder. Nach der Gymnasialzeit<br />
habe ich an der Comenius-Universität<br />
in Bratislava Astrophysik studiert.<br />
Danach kam der Zivildienst im<br />
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder<br />
in Bratislava, und hier begann meine<br />
Geschichte mit dem Orden.<br />
Schon auf dem Gymnasium hatte ich<br />
„den ersten Ruf“ gehört, aber in einem<br />
solchen Alter war es noch „zu starker Tobak“<br />
für mich. Ich habe mir eine Freundin<br />
gesucht - Priester zu werden, danach stand<br />
mir nicht der Sinn. Aber auch während des<br />
Studiums war immer irgendeine Beziehung<br />
zur Kirche bei mir da. Zum Glück war<br />
gleich neben meinem Studentenheim ein<br />
Seelsorgezentrum, wo ich geistlich genährt<br />
wurde und wo ich auch die ersten Barmherzigen<br />
Brüder kennengelernt habe.<br />
Es war eine Zeit, in der ich stark nachgedacht<br />
habe, was mit meinem Leben weiter<br />
passieren wird, weil sich das Studium dem<br />
Ende näherte und ich nicht weiter studieren<br />
wollte. Ich habe gespürt, dass ich meinen<br />
Traum - in einer Bibliothek oder in einem<br />
bedeutenden Observatorium zu arbeiten -<br />
lieber mit dem Dienst für Hilfsbedürftige<br />
tauschen wollte. Die Barmherzigen Brüder<br />
haben sich in dem Seelsorgezentrum so<br />
überzeugend vorgestellt, dass ich mich entschlossen<br />
habe, bei ihnen Zivildienst zu<br />
machen. Nach dem ersten Besuch im Konvent<br />
und dem Dienst im Krankenhaus war<br />
ich begeistert, bin geblieben und ein Präpostulant<br />
der Barmherzigen Brüder geworden.<br />
In Bratislava war ich fast ein Jahr in<br />
der chirurgischen Ambulanz tätig. Danach<br />
begann die geistliche Ausbildung im Postulantat<br />
in Graz und setzte sich im Noviziat<br />
in Graz-Eggenberg fort.<br />
Am 15. September legte ich die vier Ordensgelübde<br />
in der Profess ab. Im Lauf dieser<br />
vier Jahre habe ich es nie bereut, dass<br />
ich den Kranken, Hilfsbedürftigen, Obdachlosen,<br />
Behinderten und Sterbenden dienen,<br />
beistehen und vielleicht ein bisschen helfen<br />
konnte. Und ich will es auch weiter tun<br />
und mein ganzes Leben ihnen widmen. Es<br />
ist nicht nur Spaß dabei, sondern auch viel<br />
Mühe, Verzicht, Aushalten und oft auf die<br />
eigenen Grenzen zu schauen. Aber den<br />
notleidenden Menschen zu helfen, sie zu<br />
trösten, ihnen neue Wege zu zeigen, sie<br />
zurück zu Gott zu führen, mit ihnen Leiden,<br />
Sorgen, aber auch die Freude der Genesung<br />
zu teilen, das ist der Mühe wert.<br />
Das hält mich im Orden, und deswegen will<br />
ich auch weiter auf diesem Weg gehen und<br />
ein guter Bruder werden.<br />
5
6<br />
Frater Magnus Morhardt<br />
Vor 29 Jahren erblickte ich in Buchloe<br />
im Ostallgäu das Licht der Welt und<br />
wuchs auf einem kleinen Bauernhof in<br />
Lengenfeld auf. Schon während der<br />
Grundschule wollte ich Pfarrer werden.<br />
Dabei spielte das Vorbild meines Heimatpfarrers<br />
sicher eine Rolle.<br />
Das Gymnasium besuchte ich in Kaufbeuren<br />
und schloss es mit dem Abitur<br />
1998 ab. Danach trat ich in das Priesterseminar<br />
in Augsburg ein und studierte an der<br />
dortigen Universität Katholische Theologie.<br />
Das Studium brachte mich mit zentralen<br />
menschlichen Fragen in Berührung, aber<br />
auch immer mehr mit Gott durch das Gebet.<br />
Doch Weltpriester zu sein, das war<br />
Frater Alexander Nguyen<br />
Ich bin 23 Jahre alt und komme aus Vietnam,<br />
dem Land des Lächelns und der<br />
netten Menschen. Bereits seit drei Jahren<br />
lebe ich in Österreich bei den Barmherzigen<br />
Brüdern. Es ist für mich wie ein<br />
Geschenk.<br />
Das Ordensleben stärkt meinen Glauben.<br />
In der Begegnung mit Gott im Gebet,<br />
im Zusammenleben mit den Mitbrüdern<br />
und im Dienst bei den Patienten im Krankenhaus<br />
verstehe ich immer tiefer den Sinn<br />
meines Lebens. Ich freue mich sehr, dass ich<br />
mit Mitbrüdern aus verschiedenen Ländern<br />
leben und ihre Kultur kennen lernen darf.<br />
Ich betrachte auch gerne die Natur. Mein<br />
Motto ist: Liebe, wie Gott dich liebt.<br />
nicht meine Berufung. Deswegen verließ<br />
ich nach einem Studienjahr in Wien das<br />
Priesterseminar, beendete jedoch das Theologiestudium<br />
in Augsburg.<br />
Beim Weltjugendtag 2002 in Toronto hörte<br />
ich auf die Worte von Papst Johannes<br />
Paul II., dass wir jungen Leute die „Heiligen<br />
des dritten Jahrtausend“ sein sollen.<br />
Das war der Startschuss, meine Berufung<br />
neu zu suchen. Ich war bereit, mich von<br />
Gott senden zu lassen. Ich überlegte, ob ich<br />
heiraten und einen kirchlichen Beruf ausüben<br />
oder doch Ordensmann werden sollte.<br />
Dies prüfte ich, während ich an der Geschichte<br />
meines Heimatortes schrieb und<br />
verschiedene Tätigkeiten, auch an einer<br />
Sonderschule, ausübte. Das Hineinschnuppern<br />
in verschiedene Klöster brachte mich<br />
auch nicht weiter, doch ich sammelte damit<br />
erste Erfahrungen im Ordensleben.<br />
Immer mehr zog mich Gottes Liebe an.<br />
Ein wichtiges Berufungserlebnis hatte ich<br />
beim Heimweg von einem Fest. Es war das<br />
Wort, „den Armen ein Armer zu werden“.<br />
Kurze Zeit später machte ich Exerzitien bei<br />
meiner geistlichen Begleiterin. Am Ende<br />
stand die Entscheidung, Ordensmann zu<br />
Frater Kornelius Unger<br />
Ich komme aus Ungarn, bin 1980 geboren<br />
und in einer christlichen Familie aufgewachsen,<br />
in der außer mir noch sieben<br />
Kinder lebten. Den Orden der Barmherzigen<br />
Brüder habe ich in Ungarn kennen<br />
gelernt. Ich wollte immer mit Menschen<br />
arbeiten.<br />
Nach meinem Abitur, das ich im Jahr<br />
2003 abgelegt habe, bin ich ins Kloster<br />
gegangen, um dort in unserem Krankenhaus<br />
in Budapest als Pflegehelfer zu arbeiten.<br />
Im Jahr 2004 kam ich als Postulant<br />
nach Österreich. Im Krankenhaus der Barmherzigen<br />
Brüder in Graz musste ich zuerst<br />
die deutsche Sprache lernen. Nach eineinhalb<br />
Jahren kam ich als Frater Kornelius ins<br />
Noviziat. Dort bin ich nicht allein. Wir stellen<br />
eine ganz interessante Konstellation<br />
dar, weil wir aus ganz Europa kommen -<br />
Slowakei, Deutschland, Österreich, Tschechien,<br />
Kroatien, Ungarn - und auch aus<br />
Vietnam! In der heutigen Zeit ist es nicht<br />
einfach, Barmherziger Bruder zu sein. Nach<br />
werden. Die Begleiterin gab mir die Adresse<br />
der Barmherzigen Brüder in München.<br />
Dort nahm ich an einem Wochenende für<br />
Ordensinteressenten teil. Danach war ich<br />
noch unsicher, ob hier, bei den Kranken,<br />
mein Platz ist. Doch ich gab nicht auf,<br />
sondern lebte und arbeitete im Frühjahr<br />
2005 ein paar Wochen bei den Barmherzigen<br />
Brüdern in Regensburg mit. Am Ende<br />
war ich so weit, dass ich den Schritt in<br />
den Orden wagte.<br />
In der Zeit des Postulantats in Regensburg<br />
(2005/06) lernte ich den Orden und die Tätigkeit<br />
im Krankenhaus besser kennen. Am<br />
18. Januar 2006 wurde ich eingekleidet<br />
und ins Interprovinzielle Noviziat aufgenommen.<br />
Hier kann ich in einer lebendigen<br />
Brüdergemeinschaft lernen, was es heißt,<br />
für die kranken, behinderten, alten und<br />
hilfsbedürftigen Menschen da zu sein und<br />
für sie, nach dem Beispiel des barmherzigen<br />
Jesus und des heiligen Johannes von<br />
Gott, zu sorgen. Die Liebe zu Gott und die<br />
Freude, dass er mich für den Dienst am<br />
Nächsten brauchen kann, motivieren mich,<br />
die Herausforderungen des Lebens als<br />
Barmherziger Bruder anzunehmen und<br />
mein Leben Gott zu weihen.<br />
„Mein Motto ist: Liebe, wie Gott dich liebt.“<br />
meiner Meinung können und wollen wir<br />
für die Welt ein Beispiel geben. Ich erlebe<br />
das Noviziat als spannend, weil es sehr vielfältig<br />
ist. Ich hätte mir nicht gedacht, dass<br />
ich einmal auf so viele Menschen treffe. Ich<br />
lerne hier im Noviziat viele Nationen kennen,<br />
und wir haben miteinander viel Spaß.<br />
Ich bereite mich zur Zeit auf meine erste<br />
Profess vor.
Frater Simeon Vörös<br />
Vor einigen Jahren traf ich eine wichtige<br />
Entscheidung, die ich in meiner Profess<br />
bekräftigt habe. Bei mir gab es am Anfang<br />
eine Unruhe als Motivation. Ich<br />
suchte die Ruhe. Aber darüber hinaus<br />
suchte ich Gott.<br />
Das war es, was mich auch durch meine<br />
Träume und Gefühle begleitet hat, was<br />
mich getrieben hat, auch das Fremde kennen<br />
zu lernen, selbst wenn ich dadurch<br />
meine Familie und Freunde verlassen musste.<br />
In dieser Zeit spielte bei mir eine große<br />
Rolle, dass ich in meiner Pfarrkirche in<br />
Frater Rafael Cech ˘<br />
Ich bin als drittes und letztes Kind meiner<br />
Familie in Znojmo in der Tschechischen<br />
Republik geboren. Beruflich bin<br />
ich Verkäufer und habe auch einige Zeit<br />
als solcher gearbeitet. Schon während<br />
meiner Studienzeit ließ ich mich zum<br />
pastoralen Mitarbeiter ausbilden und<br />
habe als Pastoralassistent ein paar Jahre<br />
in einer größeren Pfarrei bei Znojmo<br />
gearbeitet.<br />
Diese Arbeit war ganz interessant, aber<br />
zugleich spürte ich auch, dass es im<br />
Leben noch mehr geben muss, als nur Kartoffeln<br />
zu verkaufen oder in einem Büro<br />
beschäftigt zu sein. Schon längere Zeit trug<br />
ich eine kleine Sehnsucht nach dem<br />
„Kloster“ in mir, aber welcher Orden könnte<br />
der richtige sein? Meistens waren die Ordensleute<br />
zugleich Priester.<br />
Durch einen Bekannten hörte ich von den<br />
Barmherzigen Brüdern, und die interessierten<br />
mich. Nach einem persönlichen Ge-<br />
Ungarn ministrieren konnte, dass ich Pfarrer<br />
László Farkas und Pater Miklós Kormos<br />
sowie Altbischof Izidor Marosi kennen gelernt<br />
habe. Ich denke dankbar an sie, weil<br />
ich durch ihre Unterstützung unseren Orden<br />
fand und die Hospitalität des heiligen<br />
Johannes von Gott entdeckte.<br />
spräch mit einem Barmherzigen Bruder<br />
schien mir, dass ich das gefunden habe,<br />
was ich suchte. Am 2. Mai 2005 begann ich<br />
mein Präpostulantat in der Böhmisch-Mährischen<br />
Provinz der Barmherzigen Brüder in<br />
Brno/Brünn. Hier wohnte und arbeitete ich<br />
fast fünf Monate, in denen ich auch die Ordenskommunität<br />
kennen gelernt habe. Die<br />
ersten Monate unter den alten - der älteste<br />
Bruder ist 86 Jahre alt - und jungen Brüdern<br />
waren sehr schön. Meistens kamen<br />
von den älteren Brüdern die besten Witze,<br />
aber auch die besten Ratschläge für das Ordensleben.<br />
Im September 2005 habe ich<br />
mein Postulantat im Graz begonnen. Ein<br />
fremdes Land, mit einer fremden Sprache,<br />
fremde Leute und zwei vietnamesische Mitkandidaten.<br />
Das war mir erst einmal zu viel.<br />
Aber ich erlebte auch Schönes in der Kandidatur,<br />
wo es sehr wichtig war, die deutsche<br />
Sprache zu lernen, an meinem persönlichen<br />
und religiösen Leben zu feilen und<br />
im Krankenhaus zu arbeiten – dort konnte<br />
ich meine frischen Sprachkenntnisse ausprobieren.<br />
Jetzt bin ich seit einem Jahr im Noviziat,<br />
wo noch mehr Nationen vertreten sind,<br />
aber das Band der Barmherzigkeit hält uns<br />
ganz fest zusammen. Nun weiß ich, dass<br />
es im meinem Leben mehr gibt – man<br />
muss nur den ersten Schritt machen: sich<br />
Hand in Hand mit Gott auf den Weg einlassen.<br />
Dann geht es wirklich los, obwohl<br />
man nichts Großartiges tut, sondern nur<br />
über den eigenen Schatten springt. Dann<br />
geschieht viel Gutes. In meiner freien Zeit<br />
spiele ich gerne Flöte: Gott liebt fröhliche<br />
Menschen. Und als Barmherzige Brüder<br />
gehen wir unseren Weg mit Gott, mit den<br />
Mitbrüdern, mit denen, die uns brauchen<br />
und zu denen wir von Gott und der Kirche<br />
gesandt sind.<br />
In den Orden bin ich gekommen, weil ich<br />
neugierig war, und im Orden bin ich geblieben,<br />
weil ich etwas gefunden habe,<br />
das ich nie mehr verlieren will: innere Ruhe,<br />
aber noch mehr: meinen Zugang zu<br />
Gott. Natürlich muss ich dafür auf vieles<br />
verzichten, aber es heißt in der Schrift:<br />
„Für Gott ist nichts unmöglich” (Lk 1,37)<br />
und „alles wird zum Guten für uns”. Jetzt,<br />
wenn ich zurückdenke, freue ich mich, dass<br />
ich diesen Schritt gemacht habe. Kurz gesagt:<br />
Man soll es probieren.<br />
„Nun weiß ich, dass es im meinem Leben mehr gibt“<br />
Frater Thomas Pham<br />
Ich bin 27 Jahre alt und komme aus Hue<br />
in Vietnam. Als ich klein war, habe ich<br />
lange Zeit bei meinem Heimatpfarrer gelebt.<br />
Durch ihn habe ich meine Berufung<br />
kennen gelernt. Nach dem Abitur wollte<br />
ich in ein Kloster eintreten und Ordensmann<br />
werden.<br />
Einige Jahre hatte ich vor, in ein bestimmtes<br />
Kloster in meiner Heimat<br />
einzutreten, aber es gefiel mir nicht. Ich<br />
wollte nämlich den Kranken, Armen und<br />
Hilfsbedürftigen dienen. Mein Heimatpfarrer<br />
hat eine Bekannte in Österreich,<br />
durch die ich die Barmherzigen Brüder in<br />
Österreich kennen gelernt habe. Das Charisma<br />
der Hospitalität passt zu mir, so dass<br />
ich in den Orden der Barmherzigen Brüder<br />
in Österreich eingetreten bin. Nach fünf<br />
Monaten in Wien war ich etwa zwei Jahre<br />
als Postulant im Krankenhaus der<br />
Barmherzigen Brüder in Graz (Marschallgasse).<br />
Am 7. Dezember 2006 wurde ich<br />
dort eingekleidet und lebe seit dieser Zeit<br />
als Novize in Graz-Eggenberg.<br />
7
8<br />
Einfache Profess von Frater Philipp und Frater Simeon<br />
In der Profess<br />
sagten sie Ja zu<br />
Gottes Ruf<br />
Am 15. September 2007 legten Frater Philipp Jankech (Slowakei) und Frater Simeon<br />
Vörös (Ungarn) in der Krankenhauskapelle Graz-Eggenberg ihre einfache Profess ab.<br />
Die beiden jungen Brüder haben sich durch das zweijährige Noviziat, durch Praxiseinsätze<br />
und Professexerzitien bei Pater August Janisch in Stift Rein auf das Leben als<br />
Barmherzige Brüder vorbereitet. In der Profess sagten sie Ja zu Gottes Ruf.<br />
Hauptzelebrant des Gottesdienstes am<br />
Patroziniumsfest der „Sieben Schmerzen<br />
Mariens“ war Abt Petrus Steigenberger<br />
von Stift Rein. Er betonte die Verbundenheit<br />
und gegenseitige Bereicherung von<br />
Zisterziensern und Barmherzigen Brüdern.<br />
Mit dem Abt feierten sieben weitere (Ordens-)<br />
Priester die heilige Messe. In der Pre-<br />
digt machte der Karmelit Pater Michael<br />
Obermayr den beiden Professkandidaten<br />
Mut, ihr Ordensleben zu wagen. Nach der<br />
Predigt legten Frater Philipp und Frater Simeon<br />
ihre Profess in die Hände des österreichischen<br />
Provinzials, Frater Ulrich Fischer,<br />
ab und versprachen, sich in Armut, eheloser<br />
Keuschheit, Gehorsam und Hospitalität<br />
Frater Simeon und Frater<br />
Philipp (von links) bei<br />
der Feier ihrer einfachen<br />
Profess im September<br />
in den Dienst des Hospitalordens zu stellen.<br />
Auf dem Altar unterzeichneten sie die<br />
Professurkunde und machten so ihre Hingabe<br />
an Gott deutlich. Nach der Eucharistiefeier<br />
waren die zahlreichen Mitbrüder,<br />
Angehörigen der Professbrüder und weiteren<br />
Festgäste zum Empfang mit anschließendem<br />
Mittagsmahl in den Speisesaal des<br />
Krankenhauses eingeladen. Am 20. September<br />
zogen Frater Philipp und Frater Simeon<br />
vom Noviziat in Graz nach Regensburg,<br />
um als Scholastiker die Ausbildung zu<br />
Krankenpflegern zu beginnen.<br />
Frater Magnus Morhardt
Das Interprovinzielle Noviziat der Barmherzigen<br />
Brüder in Graz-Eggenberg<br />
(Österreich) kann bereits auf eine 15jährige<br />
Geschichte zurückblicken. Viele<br />
junge und ältere Brüder gingen hier ihre<br />
ersten Schritte im Orden des heiligen<br />
Johannes von Gott.<br />
Seit 1980 wurde der österreichische Ordensnachwuchs<br />
in einer Villa neben<br />
dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder<br />
in Graz-Eggenberg ausgebildet. Die<br />
bayerischen Novizen waren bis zur Eröffnung<br />
des Interprovinziellen Noviziats in Algasing<br />
untergebracht.<br />
Im Jahr 1992 beschlossen die Provinzkapitel<br />
von Bayern, Österreich und der Rheinischen<br />
Provinz die Errichtung eines gemeinsamen<br />
Noviziats zur Ausbildung des Ordensnachwuchses.<br />
Dafür wurden ein geeignetes<br />
Ausbildungsprogramm, ein Team und<br />
ein passender Ort gesucht. Auch die Böhmisch-Mährische<br />
Provinz sowie die slowakische<br />
und ungarische Vizeprovinz schlossen<br />
sich dem Vorhaben an.<br />
Im Juli 1992 berieten sich die Provinziale<br />
gemeinsam mit den Beauftragten für die<br />
Ausbildung aus den genannten Provinzen<br />
und Vizeprovinzen und kamen zu dem Ergebnis,<br />
das Interprovinzielle Noviziat in<br />
Graz-Eggenberg zu errichten. Graz wurde<br />
wegen seiner zentralen Lage und durch das<br />
Vorhandensein von drei Ordenswerken in<br />
der Nachbarschaft (die Krankenhäuser in<br />
Graz und Eggenberg sowie das Pflegezentrum<br />
Kainbach) als Standort gewählt. Als<br />
Magister der Novizen schlug die Kommission<br />
Frater Bernhard Binder vor. General-<br />
15 Jahre Interprovinzielles Noviziat<br />
Gemeinsame<br />
Ausbildung des<br />
Ordensnachwuchses<br />
Gemeinschaft wird großgeschrieben im Noviziat, gemeinsame Erlebnisse gehören da dazu!<br />
prior Frater Brian O´Donnell unterzeichnete<br />
das entsprechende Dokument am 22. Juli<br />
1992. Sogleich begannen in Bayern die<br />
Aktivitäten, das Noviziat von Algasing nach<br />
Graz zu verlegen. Dazu gehörte auch der<br />
Umzug der umfangreichen Bibliothek. Am<br />
25. August 1992 traf der neue Novizenmeister,<br />
Frater Bernhard Binder, in Eggenberg<br />
ein. Ivan Karlik und<br />
Frantisek Kajan,<br />
zwei slowakische<br />
Kandidaten, wurden<br />
von Vizeprovinzial<br />
Frater Fabian<br />
Macej am 29.<br />
August nach Eggenberg<br />
gebracht,<br />
am 8. September<br />
kam der Novize Frater<br />
Hubert Matys<br />
aus der Rheinischen<br />
Provinz. Zwei Tage<br />
später wurde erstmals<br />
in der NoviziatskapelleEucha-<br />
Im Haus des interprovinziellen Noviziats<br />
leben die jungen Brüder in der Vorbereitung<br />
auf das Ordensleben.<br />
ristie gefeiert. Zum Ausbildungsteam gehörten<br />
neben Frater Bernhard Binder aus<br />
Bayern auch Frater Daniel Katzenschläger<br />
aus Österreich und Frater Alfons M. Höring<br />
aus Frankfurt. Frater Daniel ist heute Magister<br />
der Postulanten der Österreichischen<br />
Provinz, während Frater Alfons zum Unterricht<br />
der Ordensgeschichte nach Eggenberg<br />
kommt.<br />
Im Jahr 2004 wechselten die Verantwortlichen<br />
für die Ausbildung der Novizen: Frater<br />
Richard Binder, bisher Prior in München,<br />
wurde zum Magister der Novizen ernannt.<br />
Als Submagister unterstützte ihn Frater Johannes<br />
Karlik, der 1992 als erster Kandidat<br />
nach Eggenberg gekommen war; nach dem<br />
Provinzkapitel 2007 zog er als Subprior in<br />
den Wiener Konvent.<br />
Zurzeit leben neun Novizen im Interprovinziellen<br />
Noviziat, die sich auf das Ordensleben<br />
als Barmherzige Brüder vorbereiten.<br />
Frater Magnus Morhardt<br />
9
10<br />
Das Interprovinzielle Noviziat in Rom<br />
Das Interprovinzielle Noviziat in Rom<br />
Auf den Spuren<br />
der Apostel<br />
Das Interprovinzielle Noviziat der Barmherzigen Brüder verbrachte vom 17. bis 25. Juni<br />
2007 eine gemeinsame Ferienwoche in Rom. Die Noviziatsgemeinschaft war zu Gast<br />
im Haus der Generalkurie in der Via della Nocetta und erkundete von dort aus das antike<br />
und moderne Rom mit seinen Kirchen, Plätzen und Sehenswürdigkeiten.<br />
Als erfahrener Romkenner begleitete Pater<br />
Johannes Bauer die Novizen in Rom<br />
und sorgte für die Verständigung auf Italienisch.<br />
Pater Johannes, ein Franziskaner-Minorit<br />
aus dem Kloster Schwarzenberg/Mittelfranken,<br />
hatte für die jungen<br />
Brüder im November 2006 Exerzitien ge-<br />
halten. Am Beginn jeden Tages der Ferienwoche<br />
feierten wir eine heilige Messe mit<br />
Pater Johannes Bauer, manchmal auch im<br />
Garten des Generalats oder zusammen mit<br />
den Mitbrüdern. Der erste Besichtigungstag<br />
führte uns in den Vatikan, wo wir nicht<br />
nur die Vatikanischen Gärten und den Pe-<br />
tersdom besichtigten, sondern auch in der<br />
Vatikanapotheke, die von den „Fatebenefratelli“<br />
(das italienische Wort für Barmherzige<br />
Brüder) geführt wird, von Mitbrüdern<br />
empfangen wurden. An den weiteren Tagen<br />
der Ferienwoche besuchten wir bedeutende<br />
Basiliken, die Innenstadt mit ihren<br />
Plätzen und Brunnen, das antike Rom und<br />
die Domitilla-Katakomben, wo die Trierer<br />
Barmherzigen Brüder wirken.<br />
Der österreichische Botschafter am Heiligen<br />
Stuhl, Martin Bolldorf, lud uns zu einem
gediegenen Abendessen im Freien ein. Ein<br />
weiterer Höhepunkt der Romreise war die<br />
Teilnahme an der Generalaudienz mit<br />
Papst Benedikt XVI. in der Audienzhalle<br />
des Vatikan. Am Sonntag waren wir zum<br />
Mittagessen auf die Tiberinsel eingeladen.<br />
Zuvor führte uns der dortige Prior durch<br />
das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder,<br />
eines der ältesten Häuser des Ordens und<br />
bis 1984 Sitz der Generalkurie. Auf dem<br />
Rückweg von Rom nach Graz machten wir<br />
Halt in Assisi, um das Grab des heiligen<br />
Franziskus zu besuchen.<br />
Es war eine gelungene Ferienwoche, in der<br />
viele Novizen zum ersten Mal in die ewige<br />
Stadt reisten. Der Aufenthalt im Haus der<br />
Generalkurie bot uns Einblick in die Leitung<br />
des Ordens und ließ uns, trotz der<br />
Sprachbarrieren, mit Brüdern aus verschiedenen<br />
Erdteilen in Kontakt kommen.<br />
Frater Magnus Morhardt<br />
Österreichische Novizenwoche 2007<br />
Eine Bereicherung<br />
für alle Teilnehmer<br />
Die österreichische Superiorenkonferenz veranstaltete vom 29. April bis 5. Mai 2007<br />
für die Novizen der Stifte, Orden und Kongregationen, die in Österreich vertreten<br />
sind, eine Werkwoche. Tagungsort war das Bildungshaus der Barmherzigen Schwestern<br />
in Laab im Walde, in der Nähe von Wien.<br />
Zur Novizenwerkwoche, welche von Pater<br />
Erhard Rauch SDS und Magister Mauritius<br />
Lenz CanReg (Stift Herzogenburg) geleitet<br />
wurde, waren 36 Ordensmänner gekommen.<br />
Vertreten waren Benediktiner, Zisterzienser,<br />
Augustiner-Chorherren, ein Kamillianer,<br />
ein Missionar vom kostbaren Blut –<br />
und acht Barmherzige Brüder.<br />
Am Beginn der Studienwoche stand die<br />
Präsentation der einzelnen Stifte und Gemeinschaften.<br />
Als Barmherzige Brüder<br />
stellten wir unseren Ordensgründer, den<br />
heiligen Johannes von Gott, die Geschichte<br />
und aktuelle Situation des Ordens sowie<br />
unser Apostolat im Dienst am Nächsten vor.<br />
Die Werkwoche eröffnete neue Horizonte:<br />
Schwester Hildegard Teuschl (Caritas Socialis)<br />
berichtete von ihren<br />
Erfahrungen in der<br />
Hospizarbeit in Wien,<br />
Prof. Grigorios Larentzakis<br />
(Universität Graz)<br />
stellte die griechischorthodoxe<br />
Kirche in<br />
Österreich vor, und<br />
auch den Stand der<br />
Ökumene mit den anderen<br />
christlichen Kirchen.<br />
Höhepunkte wa-<br />
Auf dem Programm<br />
der Werkwoche stand<br />
auch eine Führung<br />
durch das ORF-Zentrum<br />
in Wien mit Besichtigung<br />
der Fernsehstudios<br />
und Besuch der<br />
Abteilung Religion.<br />
ren auch eine Wallfahrt nach Wien-Mauer<br />
zur Wotruba-Kirche, die durch ihre Betonarchitektur<br />
Besucher anzieht, und eine Exkursion<br />
nach Wien, wo wir die griechischorthodoxe<br />
Konfession am Beispiel der Kirche<br />
am Fleischmarkt kennen lernten.<br />
Die Novizenwerkwoche stellte für alle Teilnehmer<br />
eine Bereicherung dar. Sie ließ uns<br />
über die Ordensgrenzen hinweg auf andere<br />
Gemeinschaften und Spiritualitätsformen<br />
blicken. Doch am Ende hieß es auch,<br />
froh über die eigene Berufung zu sein. Die<br />
Vorträge und Besuche zeigten uns, in<br />
welch verschiedenen Bereichen Kirche heute<br />
die Frohbotschaft verkündet.<br />
Frater Magnus Morhardt<br />
11
12<br />
Aus der bayerischen Ordensprovinz<br />
Provinzkapitel 2007<br />
Neue<br />
Provinzleitung<br />
Beim 48. Provinzkapitel der Bayerischen<br />
Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder,<br />
das vom 1. bis 6. Mai im Kloster Kostenz<br />
(Niederbayern) stattfand, ist Frater<br />
Emerich Steigerwald (66) zum neuen Provinzial<br />
gewählt worden. Er wird in der Leitung<br />
der Provinz von vier Provinzräten<br />
(„Definitoren“) unterstützt: Frater Benedikt<br />
Hau, Frater Eduard Bauer, Pater Leodegar<br />
Klinger und Frater Eberhard Michl.<br />
Die Amtszeit des Provinzials und seiner Räte<br />
beträgt drei Jahre.<br />
Frater Emerich, der in den vergangenen 21<br />
Jahren in Rom als Generalrat tätig war, ist<br />
Sozial- und Heilpädagoge. Der neue Provinzial<br />
gehört dem Orden seit 1968 an. Seit<br />
der Wiedererrichtung der Bayerischen Ordensprovinz<br />
im Jahre 1851 ist Frater Emerich<br />
Steigerwald der 18. Provinzial.<br />
Mit dem 48. Provinzkapitel gehören auch<br />
die drei Einrichtungen des rheinischen Ordensteils<br />
zur Bayerischen Ordensprovinz:<br />
ein Altenheim in Püttlingen/Saarland, ein<br />
Altenheim in Falkenstein im Taunus und<br />
eine Niederlassung in Frankfurt am Main.<br />
Die Bayerische Ordensprovinz der Barmherzigen<br />
Brüder zählt derzeit 44 Brüder und<br />
rund 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
Die neue Provinzleitung der Bayerischen<br />
Ordensprovinz (von links):<br />
Pater Leodegar Klinger, Frater Benedikt Hau,<br />
Frater Emerich Steigerwald (Provinzial),<br />
Frater Eduard Bauer und Frater Eberhard<br />
Michl.<br />
Die Karte zeigt die Orte mit Einrichtungen<br />
der Provinz.
Ein Ordenskapitel ist immer ein kirchliches<br />
Ereignis, das mit Erneuerung zu<br />
tun hat. Aus dieser Aussage erwachsen uns<br />
besondere Verantwortlichkeiten in, mit und<br />
für die Kirche. Bei unseren Arbeiten, Überlegungen<br />
und Planungen, bei unserem<br />
Schauen, Urteilen und Handeln sollten wir<br />
uns gegenwärtig halten:<br />
• dass unser Dienst nach den Grundsätzen<br />
des Evangeliums und der Soziallehre der<br />
Kirche ausgerichtet und gestaltet sein muss<br />
und wir die Würde und die Rechte der Personen<br />
achten und für sie eintreten;<br />
• dass wir unserem Charisma treu sind, die<br />
Identität des Ordens bewahren, so dass der<br />
barmherzige Jesus in der Zeit lebendige<br />
Gegenwart bleibt;<br />
• dass Lebensspuren des Ordensstifters in<br />
den Zentren ausgemacht werden können,<br />
wie wir sie mit Achtung, Respekt, Dienst,<br />
Wertschätzung, Gemeinschaft, Fürsorge,<br />
Zusammenarbeit, Sensibilität oder Qualität,<br />
aber auch mit Wirtschaftlichkeit ausdrükken.<br />
Schließlich ist es unsere Pflicht, aus unserer<br />
Offenheit gegenüber dem Heiligen Geist die<br />
Zeichen der Zeit zu verstehen, sie zu deuten<br />
und mit schöpferischen, kreativen Ideen<br />
zu antworten, um mit dem Wissen und den<br />
Mitteln, den Instrumenten unserer Zeit,<br />
nach besten Möglichkeiten für die Kranken,<br />
die Heimbewohner und die Hilfsbedürftigen<br />
zu wirken und unserer hohen Verantwortung<br />
gegenüber den Mitarbeitern gerecht<br />
zu werden.<br />
Ein anderer Gedanke: Unser Leitwort, unser<br />
Titel lautet: Barmherzigkeit! Denken wir<br />
daran, dass Barmherzigkeit zwei grundsätzliche<br />
Bedeutungen hat, die eine ist die Haltung<br />
des Vergebens, des Verzeihens von<br />
Schuld und Versagen, von Untreue, die wir<br />
in der versöhnten Haltung auch als die<br />
Barmherzigkeit des Herzens bezeichnen<br />
können. Die andere Bedeutung der Barmherzigkeit<br />
drückt sich in Haltungen aus, die<br />
auf Erfordernisse der Menschen ausgerichtet<br />
sind, welchen wir mit den Werken der<br />
Barmherzigkeit antworten, weshalb man<br />
von der Barmherzigkeit der Hände spricht.<br />
Bei diesem Kapitel leitet uns das Motto<br />
analog zum letzten Generalkapitel: „Leidenschaft<br />
für die Hospitalität des heiligen<br />
Johannes von Gott in der Welt von heute“.<br />
Leidenschaft ist eine starke Gefühlsregung,<br />
die uns drängen soll, die uns einen kräfti-<br />
Frater Andreas Hellermann, Frater Eberhard<br />
Michl, Frater Paulus Haug und Frater Odo<br />
Weiper beim Gebet (von links)<br />
Provinzkapitel 2007:<br />
Aus dem einleitenden Statement von<br />
Frater Emerich Steigerwald<br />
Starke Zeichen<br />
der Barmherzigkeit<br />
setzen<br />
Die Teilnehmer des Provinzkapitels 2007<br />
gen Impuls, einen energiegeladenen<br />
Schwung geben soll, aus unserem Beruf,<br />
aus unserer Berufung, aus unserer Weihe<br />
mehr zu machen, nämlich noch eifriger<br />
und entschiedener unserer Sendung in der<br />
Hospitalität für den Menschen in Bedürftigkeit<br />
nachzukommen.<br />
Ich gehe davon aus, dass wir als Gemeinschaft<br />
noch die Kraft haben und noch starke<br />
Zeichen der Barmherzigkeit setzen kön-<br />
nen gegen die häufig beobachtete Müdigkeit,<br />
Verzagtheit, Unentschlossenheit, Interesselosigkeit<br />
und Oberflächlichkeit unserer<br />
Tage. Ich wünsche uns, dass wir uns in diesen<br />
Tagen anstecken lassen von einer<br />
Leidenschaft für die Verlebendigung des<br />
Evangeliums der Barmherzigkeit in unserer<br />
Zeit zum Heil und Segen, zum ganzheitlichen<br />
Wohl der Menschen, welchen wir unseren<br />
Dienst schenken wollen und dürfen.<br />
13
14<br />
Provinzkapitel 2007: Aus der Ansprache von<br />
Generalprior Frater Donatus Forkan<br />
bei der Verabschiedung der Mitarbeiter<br />
„Wir brauchen<br />
ein hörendes Herz“<br />
Generalprior Frater Donatus Forkan (links)<br />
und Generalrat Pater Jesús Etayo Arrondo<br />
Sollten Sie jemals Granada besucht haben,<br />
die Stadt des Johannes von Gott,<br />
werden Sie sich an eine Station des Pilgerweges<br />
erinnern, die für uns als Nachfolger<br />
des Johannes von Gott von besonderer Bedeutung<br />
ist, nämlich die Tordurchfahrt der<br />
Venegas. Ich möchte Ihnen empfehlen, dort<br />
in der Tordurchfahrt für eine Weile mit Johannes<br />
inne zu halten. – Einfach neben Johannes<br />
sitzen, sich mit ihm unterhalten<br />
über die Beweggründe seiner und Ihrer Arbeit,<br />
die Sie selber in seinem Namen nach<br />
außen tragen. Sagen Sie ihm, was daran<br />
gut ist, welche Herausforderungen Sie darin<br />
sehen, was Ihnen Sorge bereitet und was<br />
Ihnen ein Anliegen bei Ihrer Arbeit ist. Wir<br />
brauchen „ein hörendes Herz“, um hören<br />
zu können, was er sagen möchte. ...<br />
Gemeinsam Zukunft gestalten<br />
Ich glaube, es wäre wichtig, gemeinsam eine<br />
Zukunftsvision für die Provinz für die<br />
bevorstehenden nächsten drei Jahre zu entwickeln,<br />
die fortschrittlich und authentisch<br />
ist und den Traum des heiligen Johannes<br />
von Gott zu Gunsten der leidenden<br />
Menschheit weiterverfolgt …<br />
Die Zusammenarbeit von Brüdern und Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern auf jeder<br />
Ebene des Ordens ist unsere Garantie für<br />
die Zukunft der Hospitalität des heiligen<br />
Johannes von Gott in unserer Welt. ... Die<br />
gemeinsamen Begegnungen von Brüdern<br />
und Mitarbeitern müssen weiter intensiviert<br />
und ausgebaut werden, wo immer dies<br />
möglich ist. Es ist notwendig, „Leidenschaft<br />
für die Hospitalität des heiligen Johannes<br />
von Gott“ zu zeigen, mit einer Dringlichkeit,<br />
die begeistert, einem Enthusiasmus,<br />
der anregt, und einer Verbindlichkeit, die<br />
der Selbstzufriedenheit begegnet.<br />
Globalisierung der Hospitalität<br />
Wie ich in meiner Begrüßungsrede zum Kapitel<br />
sagte, müssen wir an der „Globalisierung<br />
der Hospitalität“ arbeiten – einer Globalisierung<br />
des Mitleids, der Zärtlichkeit<br />
und Fürsorge, in einer Welt, in der Werte<br />
verschwinden und die sich wenig kümmert<br />
und wenig Respekt zeigt gegenüber jenen,<br />
die in größter Not sind. …<br />
Schließlich möchte ich Ihnen allen herzlich<br />
danken für all das, was Sie täglich tun, in<br />
den verschiedenen Einrichtungen der Provinz,<br />
in denen Sie sind, um unseren Brüdern<br />
und Schwestern in den Zeiten ihrer<br />
Not Heilung und Hoffnung zu bringen.<br />
Verwaltungsdirektor Bernd Peter und Frater<br />
Donatus Wiedenmann<br />
Bitte überbringen Sie den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern Ihrer Einrichtungen vor<br />
Ort den Dank, die Achtung, Wertschätzung<br />
und das Vertrauen, dass die Brüder ihnen<br />
gegenüber haben. Wir wissen, dass wir ohne<br />
Sie, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />
nur sehr wenig selbst tun könnten.<br />
Doch gemeinsam können und werden<br />
wir der leidenden Menschheit einen großen<br />
Dienst erweisen. Sagen Sie jedem, dass der<br />
Orden und seine Werke helle Zukunftsaussichten<br />
haben – eine Zukunft, die wir alle<br />
teilen und gestalten müssen.<br />
Übersetzung: Frater Matthäus Lange<br />
Frater Franziskus Oka (links)<br />
und Frater Georg Tokuda aus Kobe/Japan
Der Reichenbacher Gesamtleiter Karl Fries im<br />
Gespräch mit Frater Vincent Kochamkunnel<br />
Die drei Generalräte Frater Vincent Kochamkunnel, Pater Jesús Etayo Arrondo und Frater<br />
Rudolf Knopp (von links)<br />
Wir müssen Trägerverantwortung wahrnehmen,<br />
aber nicht im Sinne von<br />
Macht ausüben, sondern als Träger müssen<br />
wir Gestalter sein, oder mit einem Wortspiel:<br />
Von der Kontrolle zum Controlling.<br />
Sagen könnte man auch: Von der Forderung<br />
zur Befähigung.<br />
Wachsende Organismen brauchen klare<br />
Strukturen. Strukturen und Funktionen<br />
müssen von einem Qualitätsanspruch getragen<br />
sein, nicht festlegen wo ein Bruder<br />
sitzen muss, wo ein Bruder eine Funktion<br />
haben soll, sondern: Welche Strukturen mit<br />
welchen Qualifikationen an welchem Ort<br />
sind notwendig? In einem zweiten Schritt<br />
dann: Welche Brüder können dann eine<br />
solche Position wahrnehmen? Mit dieser<br />
Aussage möchte ich nicht die Brüder aus<br />
unseren Organisationsformen oder unseren<br />
Provinzkapitel 2007: Generalrat<br />
Frater Rudolf Knopp zu einem wichtigen Aspekt<br />
des „Charismatischen Managements“<br />
Träger und Gestalter<br />
Einrichtungen „wegrationalisieren“ oder<br />
deren Berechtigung in Frage stellen. Mein<br />
Ansatz ist es, zunächst die Struktur und die<br />
Organisation zu schaffen und dann zu fragen,<br />
wie an allen entscheidenden Schnittstellen<br />
garantiert und sichergestellt werden<br />
kann - mit der nötigen Erfolgskontrolle - ,<br />
dass sich der Geist des heiligen Johannes<br />
von Gott genau dort verlebendigt. Dazu<br />
muss nicht an der betreffenden Stelle ein<br />
Bruder sitzen, aber Brüder müssen in eine<br />
intensive Kommunikation mit den dort Tätigen<br />
treten.<br />
Die Aufgabe der Brüder wird zum einen ihre<br />
fachliche Qualifikation für ihre Einsatzstelle<br />
sein, und zum anderen eine Bereitschaft<br />
zu entwickeln, Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern zu helfen, sie zu befähigen,<br />
die Hospitalität und Hospitalitätsprojekte<br />
zu entwickeln. Dann kann in einem gemeinsamen<br />
Prozess von Mitarbeiterinnen,<br />
Mitarbeitern und Brüdern Hospitalität entfaltet<br />
werden.<br />
Was ich für besonders wichtig halte, ist,<br />
dass es eine lebendige Hospitalität in unseren<br />
Einrichtungen gibt, wenn wir uns<br />
konsequent auf diesen Wechsel vom Träger<br />
zum Gestalter einlassen. Dann müssen wir<br />
unsere Rolle als Barmherzige Brüder neu<br />
definieren, unsere Rolle im Gesamt der Provinz<br />
bzw. in einer Einrichtung. Ebenso unsere<br />
Rolle in unserem Gemeinschaftsleben,<br />
die Rolle für uns als Konvent. Nur wenn wir<br />
diese Hausaufgabe qualifiziert tun, können<br />
wir auch einen Schritt nach vorne gehen in<br />
einen weiteren Veränderungsprozess. Ohne<br />
die Klärung unseres Selbstverständnisses<br />
können wir keine neuen Positionen in den<br />
sich verändernden Strukturen einnehmen.<br />
Dr. Andreas Kestler (Regensburg)<br />
und Christiane-Maria Rapp (Kneipp’sche<br />
Stiftungen Bad Wörishofen) vertiefen sich<br />
in die Unterlagen des Kapitels.<br />
15
16<br />
Oratorium über den<br />
heiligen Johannes von Gott<br />
Es war ein nicht ganz alltägliches Projekt:<br />
Im Auftrag der Barmherzigen Brüder<br />
in Bayern komponierte Professor Wolfram<br />
Menschick, der ehemalige Eichstätter<br />
Domkapellmeister, das Oratorium „Leben<br />
und Werk des Johannes von Gott“. Die Uraufführung<br />
des Werks für Alt-Solo, Bariton-Solo,<br />
Chor, Horn, Harfe, Streichorchester<br />
und einen Erzähler fand am Samstag,<br />
den 24. Februar im Regensburger Neuhaussaal<br />
statt. Die Erlöse kamen der Errichtung<br />
eines Gesundheitszentrums der Barmherzigen<br />
Brüder in Douala/Kamerun zugute.<br />
Der große Konzertsaal im Regensburger<br />
Stadttheater war bei der Uraufführung besetzt<br />
bis auf den letzten Rang. Im Publikum<br />
saßen Vertreter aus allen Häusern der<br />
Barmherzigen Brüder in Bayern und viele<br />
Freunde und Förderer aus dem Umkreis der<br />
Einrichtungen, darunter Prälat Georg Ratzinger,<br />
der Bruder Papst Benedikt XVI., und<br />
Frater Robert Chakana, Generalrat der Barmherzigen<br />
Brüder.<br />
Am Ende der knapp einstündigen Uraufführung<br />
war klar: Professor Menschick hat<br />
mit seinem modernen Werk den richtigen<br />
Ton getroffen. Es gab stehende Ovationen<br />
für ihn und für den Regensburger Radiojournalisten<br />
Siegfried Höhne, der den Text<br />
geschrieben hatte. Vor allem aber galt der<br />
Applaus den ausführenden Künstlerinnen<br />
und Künstlern; das waren unter der Leitung<br />
von Professor Kunibert Schäfer der<br />
Konzertchor der Hochschule für Katholische<br />
Kirchenmusik und Musikpädagogik<br />
Regensburg, das Kammerorchester der Universität<br />
Regensburg, die Solisten Bomi Kim<br />
Prominente Gäste, unter ihnen Generalrat<br />
Frater Robert Chakana (2. von links), Prälat<br />
Georg Ratzinger (2. von rechts) und Komponist<br />
Prof. Wolfram Menschick (rechts)<br />
(Alt) und Christian Schmidt-Timmermann<br />
(Bariton) sowie Franz Fink (Querflöte) und<br />
Stefan Baier (Erzähler).<br />
In der Mittelbayerischen Zeitung urteilte<br />
Randolf Jescheck über die Uraufführung:<br />
„So ist bei aller Vielfalt ein in sich geschlossenes<br />
Oratorium entstanden, mit stringentem<br />
Ablauf, ohne Längen, das seine Botschaft<br />
wohl vermittelt.“ Und so nimmt es<br />
nicht wunder, dass schon beim Stehempfang,<br />
zu dem die Barmherzigen Brüder<br />
nach dem Konzert luden, einige Stimmen<br />
laut wurden, die sich weitere Aufführungen<br />
des Oratoriums oder zumindest von Teilen<br />
daraus an anderen Orten wünschten.<br />
js<br />
Das Johannes-von-Gott-Oratorium ist auch<br />
als CD erhältlich: Jubilate-Verlag, 12 Euro<br />
Der heilige Johannes von Gott:<br />
Sein vielseitiges Leben inspirierte zu einer<br />
Komposition der ganz besonderen Art –<br />
zu einem modernen Oratorium.<br />
Das Oratorium über das Leben und Werk<br />
des heiligen Johannes von Gott wurde uraufgeführt<br />
vom Konzertchor der Hochschule<br />
für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik<br />
Regensburg und dem Kammerorchester<br />
der Universität Regensburg unter<br />
der Leitung von Professor Kunibert Schäfer.
Indischer Tanz in traditionellen Gewändern:<br />
Eine besondere Auslegung biblischer<br />
Texte erfuhren die Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer durch die Tänzerin Gita.<br />
Neben vielen Sach-Informationen standen<br />
auch indischer Tanz, indisches Essen<br />
mit den Sisters of the Destitute in<br />
München und ein Gottesdienst mit dem indischen<br />
Geistlichen Peter Cyril Cunha auf<br />
dem Programm. Blüten, Räucherstäbchen,<br />
Öllampen, indische Gewänder und rituelle<br />
Elemente schufen eine spirituell-meditative<br />
Atmosphäre.<br />
Mit einem Zitat Hermann Hesses – „Wer<br />
einmal in Indien gewesen, dem bleibt es<br />
Heimwehland“ – eröffnete Frater Alfons<br />
Höring den Projekttag Indien. Er und seine<br />
Mitbrüder gründeten das erste Krankenhaus<br />
der Barmherzigen Brüder im Süden<br />
Indiens, in Kattappana, im Bundesstaat Kerala.<br />
Frater Alfons Höring verstand es, interessant<br />
und lebhaft über Indien zu informieren,<br />
diesem Subkontinent von der Größe<br />
Europas, mit über hundert Sprachen und<br />
Dialekten, der größten Demokratie der<br />
Welt, einem Land, in dem alle großen Weltreligionen<br />
zu Hause sind, einem Land der<br />
Gegensätze, mit hochentwickelter Forschung<br />
und Industrie und mit gleichzeitig<br />
rund zwanzig Prozent Ärmsten, die notdürftig<br />
in Slums leben.<br />
Nach dem indischen Mittagsmahl berichteten<br />
die Sozialpädagogikstudenten Daniela<br />
Peinkofer und Florian Dasch über ihren<br />
Fortschritt beim<br />
Seligsprechungsprozess für<br />
Eustachius Kugler<br />
Die ärztlich-technische Gutachterkommission<br />
der Kongregation für die Selig-<br />
und Heiligsprechungen hat im Juni<br />
ein positives Urteil über das mutmaßliche<br />
Wunder abgegeben, das dem Ehrwürdigen<br />
Eustachius Kugler (1867 – 1946),<br />
langjähriger Provinzial der Barmherzigen<br />
Brüder in Bayern, zugeschrieben wird.<br />
Am 30. Oktober hat dann auch die Theologen-Kommission<br />
positiv über das<br />
Wunder beraten – ebenso wie über ein<br />
Wunder, das der Barmherzige Bruder<br />
Olallo Valdés (1820 – 1889) aus Kuba bewirkt<br />
haben soll.<br />
Projekttage an der<br />
Fachschule Straubing und der<br />
Berufsfachschule München<br />
„Indien“ war das Thema der Projekttage an der Fachschule für Heilerziehungspflege in<br />
Straubing am 18. Oktober 2006 und an der Berufsfachschule für Gesundheits- und<br />
Krankenpflege Dritter Orden und Barmherzige Brüder in München am 26. Oktober 2006.<br />
Die Kommissionen kamen zu der Überzeugung,<br />
dass der schwere Verkehrsunfall mit<br />
Totalschaden des Kraftfahrzeugs, den der<br />
Betroffene „ohne nennenswerte subjektive<br />
und objektive medizinische Konsequenzen<br />
erlitten hat“, als ein außergewöhnlicher<br />
Vorfall anzusehen sei, „der mit natürlichen<br />
Kriterien nicht erklärt werden<br />
kann“. Jetzt steht nur noch ein Votum der<br />
Kommission der Kardinäle und Bischöfe<br />
aus, bevor Papst Benedikt XVI. seine Entscheidung<br />
treffen wird.<br />
js<br />
Das gemeinsame indische Essen<br />
war einer der Höhepunkte der Projekttage.<br />
halbjährigen Praktikumseinsatz in der Einrichtung<br />
für behinderte Kinder und Jugendliche<br />
in Velloor. Ihr Fazit: Unbedingt<br />
empfehlenswert, wenn man bereit ist, vorgefasste<br />
Meinungen über Bord zu werfen.<br />
Hans Greipl<br />
17
18<br />
Dr. Rey Ehrenmitglied<br />
der Barmherzigen Brüder<br />
Am 19. November 2006 wurde während<br />
einer feierlichen Vesper in der St. Pius-<br />
Kirche in Regensburg Dr. Gerhard Rey von<br />
Generalrat Frater Rudolf Knopp als Ehrenmitglied<br />
in den Hospitalorden des heiligen<br />
Johannes von Gott aufgenommen. Dr. Rey<br />
war von 1979 bis September 2003 im Regensburger<br />
Krankenhaus der Barmherzigen<br />
Brüder tätig, bis 1995 war er Chefarzt der<br />
Abteilung für Strahlentherapie, viele Jahre<br />
auch Ärztlicher Direktor, von 1995 bis 2003<br />
wirkte er als Gesamtleiter des Hauses.<br />
Frater Rudolf Knopp sagte in seiner kurzen<br />
Ansprache unter anderem: Johannes von<br />
Gott schreibe in seinen Briefen, jeder finde<br />
in Gottes Vorsehung seine Erfüllung. Dr.<br />
Rey habe seine Erfüllung als Familienvater,<br />
als Arzt und in der Leitungsposition des<br />
Gemeinsame Freude bei Dr. Gerhard Rey<br />
(2. von rechts) und (von links) seiner Gattin<br />
Dr. Hildegard Rey, bei Generalrat Frater<br />
Rudolf Knopp und dem damaligen Provinzvikar<br />
Frater Benedikt Hau<br />
Krankenhauses gefunden. Auch zu Frater<br />
Eustachius Kugler stellte der Generalrat einen<br />
Bezug her: Der sei seinerzeit beeindruckt<br />
gewesen von der rasanten Entwicklung<br />
des Bad Wörishofener Kurhauses,<br />
doch habe er betont, dass es in erster Linie<br />
nicht darauf ankäme, sondern auf die inneren<br />
christlichen Werte des Hauses. Auch<br />
Dr. Rey sei es vor allem um diese inneren<br />
Schon Anfang April war die Entscheidung<br />
gefallen: Beim Provinzkapitel der<br />
Dillinger Franziskanerinnen von der Bamberger<br />
Provinz wurde Schwester Rita Walter,<br />
die bisherige Leiterin des St. Johannes-<br />
Kinderheims in Kostenz, zur Provinzoberin<br />
gewählt. Am 1. September trat Schwester<br />
Rita ihre sechsjährige Amtszeit an.<br />
Am 22. August wurde mit zahlreichen Gästen<br />
aus Kirche, Politik und Gesellschaft in<br />
Kostenz Abschied gefeiert. Nach einem<br />
Gottesdienst mit Dompropst Wilhelm Ge-<br />
Werte gegangen, um den Geist und die<br />
Spiritualität eines Ordenskrankenhauses. So<br />
wirkte er unter anderem auch bei den Leitlinien<br />
des Krankenhauses mit. Die Aufnahme<br />
als Ehrenmitglied sei nicht eine Aufnahme<br />
in der Art eines Dritten Ordens, wo man<br />
auch wieder austreten kann, sondern eine<br />
volle Aufnahme „mit allen himmlischen<br />
Gnadengaben“.<br />
Schwester Ritas Abschied<br />
von Kostenz<br />
Frater Emerich Steigerwald, Provinzial der<br />
Barmherzigen Brüder, bedankte sich bei der<br />
Abschiedsfeier für Schwester Rita bei der<br />
neuen Provinzoberin für die jahrzehntelange<br />
gute Zusammenarbeit.<br />
genfurtner würdigten mehrere Redner die<br />
Verdienste von Schwester Rita. Frater Emerich<br />
Steigerwald, Provinzial der Barmherzigen<br />
Brüder, erinnerte sich an die jahrzehntelange<br />
gute Zusammenarbeit mit Schwester<br />
Rita: „Es waren arbeitsintensive, erfolgreiche,<br />
gute und gesegnete Jahre“. Direkt<br />
an Schwester Rita gewandt sagte er: „Sie<br />
übergeben ein Heim, das anerkannt gute<br />
Dienste leistet und unter den Heimen gut<br />
positioniert ist“ und schloss mit einem<br />
herzlichen „Vergelt’s Gott von uns Brüdern“.<br />
Als Nachfolger von Schwester Rita hat Martin<br />
Werner, der seit vielen Jahren der Kostenzer<br />
Dienstgemeinschaft angehört, die<br />
Leitung des Kinderheims übernommen.<br />
js
Impressum<br />
Herausgeber und Verlagsinhaber:<br />
Barmherzige Brüder<br />
Bayerische Ordensprovinz KdöR<br />
Südliches Schloßrondell 5<br />
80638 München<br />
Telefon: 089/1793-100<br />
Telefax: 089/1793-111<br />
E-Mail: provinzial@barmherzige.de<br />
Internet: www.barmherzige.de<br />
Redaktion:<br />
Frater Eduard Bauer (feb), verantwortlich<br />
koordinator@barmherzige.de<br />
Johann Singhartinger (js)<br />
redakteur@barmherzige.de<br />
Susanne Harrer<br />
Anschrift wie Herausgeber<br />
Gestaltung:<br />
grafica – Astrid Riege, Lappersdorf<br />
Fotos:<br />
Albert (13-15), altrofoto.de (Titel, 10-11 Hintergrund,<br />
26, 27), Archiv Barmherzige Brüder (32-39),<br />
Bauer (17), Bilderbox.com (5 Hintergrund),<br />
Fabbroni (30-31), Glufke (16, 40), Interprovinzielles<br />
Noviziat (3-11), Kellner (18 unten), KNA-Bild (24),<br />
Nawatzky (18 oben, 25, 28), Singhartinger (2, 12,<br />
19 unten, 21, 22), Volksschule Eibach (33 oben),<br />
Werner (29), Westermann (20), Wiench (19 oben).<br />
Verlag:<br />
Johann von Gott Verlag<br />
Anschrift wie Herausgeber<br />
Druck:<br />
hm-Druck, Prinzenweg 11a,<br />
93047 Regensburg<br />
Goldene Profess<br />
von Frater Englmar Obermeier<br />
Es ist nicht Frater Englmars Sache, im<br />
Mittelpunkt zu stehen. Deshalb fand<br />
auch zu seinem 50-jährigen Professjubiläum<br />
am 15. August keine große Feier<br />
statt. Der gelernte Maurer ist aber einer, der<br />
zupacken kann, auch noch mit 73 Jahren.<br />
Er gilt als einer der Mitbegründer der Werkstätten<br />
für behinderte Menschen (WfbM) in<br />
der Bayerischen Ordensprovinz. Seit Ende<br />
der 1960er Jahre baute er in Reichenbach<br />
kontinuierlich Arbeitsangebote für Heim-<br />
Regensburger<br />
Klosternacht<br />
Bereits zum dritten Mal fand Mitte Juni<br />
im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder<br />
in Regensburg eine Klosternacht statt.<br />
Die Resonanz war wie in den vergangenen<br />
Jahren überwältigend. In der bis zum letzten<br />
Platz gefüllten Krankenhauskirche begrüßte<br />
der neue Prior Pater Leodegar Klinger<br />
die Besucher und stellte sich vor. Anschließend<br />
hieß Dr. Andreas Kestler, Gesamtleiter<br />
der Einrichtung, den neuen Hausoberen<br />
herzlich willkommen und begrüßte<br />
die Teilnehmer der Klosternacht. Postulant<br />
Martin Väth führte danach einige Gedanken<br />
über den von ihm eingeschlagenen<br />
Weg aus. Umrahmt wurde der Einstieg in<br />
die Klosternacht durch einige Orgelstücke,<br />
gespielt von Frater Joachim Macejovsky.<br />
Anschließend konnten die Gäste zwischen<br />
drei verschiedenen Angeboten wählen: Besuch<br />
des Konventes, Besichtigung des Herzkatheterlabors<br />
und Führung durch den OP-<br />
Bereich. Der Wunsch, den Konvent zu besichtigen,<br />
war so groß, dass der Ansturm in<br />
drei Gruppen aufgeteilt werden musste. Im<br />
Herzkatheterlabor stellte sich der neue kardiologische<br />
Chefarzt Privatdozent Dr. Peter<br />
Sick mit großem Engagement allen Fragen.<br />
Durch das Herzkatheterlabor führte OP-<br />
Leiter Uwe Kleineidam, sein Stellvertreter<br />
Thomas Vogl und Mark Hartmann von der<br />
Anästhesie.<br />
Um 21 Uhr wurde von Pater Herbert Schlögel<br />
die feierliche Messe mit dem Thema<br />
„Das Herz befehle“ zelebriert. In seiner Predigt<br />
stellte er das Herz nicht nur als Organ,<br />
sondern als Mitte des Menschen und Hei-<br />
bewohner auf und erwarb auch eine pädagogische<br />
Ausbildung. 1976 wurde die Reichenbacher<br />
WfbM eingeweiht, die Frater<br />
Englmar bis 1983 leitete. Seit 1992 lebt<br />
und arbeitet der gebürtige Niederbayer in<br />
Algasing. Er liebt seinen kleinen Garten<br />
und er liebt – trotz starker Sehschwäche –<br />
das Radfahren. – Möge sein Schutzengel<br />
ihm auch weiterhin treu bleiben!<br />
js<br />
Der Regensburger Kardiologie-Chefarzt PD<br />
Dr. Peter Sick (links) erläutert bei der<br />
Klosternacht die Abläufe im Herzkatheterlabor.<br />
mat der Seele dar. Der Wahlspruch des heiligen<br />
Johannes von Gott „Das Herz befehle“<br />
sei auch heute noch zeitgemäß und<br />
Maßstab für das Leben und Arbeiten der<br />
Barmherzigen Brüder.<br />
Der Gottesdienst mündete in eine Lichter-<br />
Prozession, die die Besucher der Klosternacht<br />
in den Innenhof von St. Pius führte.<br />
Die kreisförmig aufgestellten Kerzen erhellten<br />
die Nacht und ein Lagerfeuer rundete<br />
das gelungene Ambiente ab. Mit einer deftigen<br />
Gulaschsuppe der Krankenhausküche<br />
stärkten sich alle Teilnehmer in gemütlicher<br />
Atmosphäre.<br />
Zu vorgerückter Stunde trafen sich einige<br />
Gäste nochmals in der Klosterkirche, um<br />
gemeinsam mit Pater Leodegar und dem<br />
Konvent die Komplet zu singen. Hierbei<br />
unterstützten alle anwesenden Ordensleute<br />
die Schola tatkräftig und sorgten so für<br />
einen gelungenen Abschluss einer stimmungsvollen<br />
Klosternacht.<br />
Frater Englmar auf seinem Radl<br />
Frater Karl Wiench<br />
19
20<br />
Eindrücke eines Krankenpflegers und<br />
Barmherzigen Bruders in der Straßenambulanz<br />
„Freitag fahr’ ich<br />
wieder O-Mobil!“<br />
„Freitag fahr ich wieder O-Mobil!“ - Wenn man diesen Satz spricht und nicht genau<br />
hinhört, kann der Eindruck entstehen, es würde in den Urlaub gehen – mit dem<br />
Wohnmobil. Das ist schon ein paar Mal vorgekommen, als ich im Hospiz Kollegen<br />
von meiner Tätigkeit auf Münchens Straßen berichtete. Inzwischen wissen alle, dass<br />
ich mit dem O-Mobil nicht an den Chiemsee oder an die Adria fahre, sondern bei<br />
einem Projekt mitwirke, das wohnungslosen Menschen niedrigschwellige medizinische<br />
Hilfe anbietet. Einigen Krankenschwestern habe ich auch schon beiläufig von<br />
der Namensänderung erzählt, die aus dem O(bdachlosen)-Mobil die Münchner Straßenambulanz<br />
werden ließ. Jetzt tönt es auf meine Ankündigung ab und an zurück:<br />
„Nicht O-Mobil, sondern STRAM!“ - das lässt mich aber kalt: „Tram fahren kann in<br />
München jeder“.<br />
Vor gut zehn Jahren – ich war gerade in<br />
den Orden der Barmherzigen Brüder<br />
eingetreten – erzählte mir ein Mitbruder<br />
von seiner neuen Aufgabe in der Obdachlosenarbeit.<br />
Es dauerte nicht lange und ein<br />
kleiner LKW mit Kastenaufbau, ausgestat-<br />
tet mit einer Liege, ausreichend Sitzgelegenheit,<br />
einigen Einbau- und Hängeschränken,<br />
Sauerstoff, Licht, Heizung, fließend<br />
Warm-/Kaltwasser und einer mobilen<br />
Telefonzentrale wurde angeschafft – finanziert<br />
vom Adventskalender der Süddeut-<br />
schen Zeitung. Als Mechaniker hat mich die<br />
Lösung begeistert, als angehender Barmherziger<br />
Bruder hatte ich allerdings doch<br />
meine Zweifel, ob ich in diesem Bereich arbeiten<br />
wollte.<br />
Als ich während des Noviziats wieder einmal<br />
nach München kam, durfte ich bei einer<br />
der nächtlichen Fahrten dabei sein. Es<br />
war anders, als ich es mir vorgestellt hatte.<br />
Wir fuhren vor ein modernes Hochhaus,<br />
und beim Aussteigen wurde mir mitgeteilt,<br />
dass wir uns jetzt die Wohnung eines Patienten<br />
ansehen würden. „Ein Obdachloser<br />
– in so einem Haus?“ wunderte ich mich<br />
und staunte nicht schlecht, als im Innenhof<br />
hinter dichten Sträuchern ein Kartonlager<br />
zum Vorschein kam. Jegliches Klischee,<br />
jede Abneigung, die ich im Vorhinein hatte,<br />
zerbrachen. Die Menschen, die da kamen,<br />
waren keine Anderen als die, mit denen<br />
ich auch sonst „im normalen Leben“<br />
zu tun hatte. Nicht jeder ist ungepflegt,<br />
riecht unangenehm oder trinkt! Dieses Erlebnis<br />
war für mich heilsam, und so wuchs<br />
in mir der Wunsch, bei diesem Projekt mit<br />
zuwirken.<br />
Es vergingen einige Jahre, die Krankenpflegeausbildung<br />
lag hinter mir und ich stand<br />
vor der Ewigen Profess. Zur Vorbereitung<br />
darauf durfte ich nach Granada reisen – auf<br />
den Spuren unseren Ordensvaters, des heiligen<br />
Johannes von Gott. Als dieser in einer<br />
Predigt als „lebendiger Rettungswagen“<br />
bezeichnet wurde, gab es keinen Zweifel<br />
mehr: O-Mobil fahren ist Herzenssache!<br />
Die Schicksale und Geschichten, die mir im<br />
Laufe der letzten vier Jahre begegnet sind,<br />
waren sehr prägend für mich. Ich erlebe immer<br />
wieder aufs Neue die Kehrseite unserer<br />
leistungs- und konsumorientierten Gesellschaft<br />
– nicht durch Medienberichte, sondern<br />
live. Aber auch die als „nicht normenkonform“<br />
eingestufte Seite unserer Gesellschaft<br />
hat etwas an sich, worüber es sich<br />
auf alle Fälle nachzudenken lohnt.<br />
Menschen ein wenig Zuflucht zu geben,<br />
und wenn es auch nur für die Zeit ist, um<br />
einen Fuß zu verbinden, lohnt sich anders,<br />
als wir es aus den Leistungsbilanzen gewohnt<br />
sind. Aber für mich ist es wichtig geworden<br />
in meinem Leben als Barmherziger<br />
Bruder.<br />
Frater Karl Wiench<br />
Frater Karl bei einem Einsatz mit der<br />
Münchner Straßenambulanz
Urlaub im Krankenhaus? Der Titel<br />
kommt Ihnen sicher merkwürdig vor,<br />
aber es handelt sich nicht um einen Scherz.<br />
Seit Jahren verbringe ich meine Urlaubszeit<br />
in einem Krankenhaus. Dies hat aber nichts<br />
mit Freunden oder Bekannten zu tun, die<br />
leider jedes Jahr einmal oder mehrmals<br />
wegen chronischer Krankheiten zur Behandlung<br />
ins Hospital müssen, sondern damit,<br />
dass ich jeden Sommer vertretungsweise<br />
die Seelsorge im Krankenhaus der<br />
Barmherzigen Brüder in München übernehme.<br />
Dies ist für mich eine immer wieder bereichernde<br />
Erfahrung, die vor fast 50 Jahren<br />
begonnen hat. Ich war damals ein Jahr zuvor<br />
zum Priester geweiht worden, und<br />
durch einen priesterlichen Freund durfte<br />
ich die Barmherzigen Brüder kennenlernen.<br />
Die Einrichtung für Menschen mit Behinderung<br />
in Attl bei Wasserburg, die damals<br />
noch in Trägerschaft der Barmherzigen<br />
Brüder stand, war meine erste Station in<br />
Bayern. Dort lernte ich den Orden kennen,<br />
den Johannes von Gott vor vier Jahrhunderten<br />
in meiner spanischen Heimat gegründet<br />
hat.<br />
Attl war mein „Noviziat“. Zwei Sommer verbrachte<br />
ich dort, hoch über dem Inn. Ich<br />
habe in Attl eine neue Welt entdeckt: die<br />
der geistig behinderten Menschen, die ich<br />
zu lieben und in ihrer Würde anzuerkennen<br />
lernte. Mehrere Jahre später durfte ich als<br />
Professor in einer Pädagogischen Hochschule<br />
meine Studenten in die Grundlagen<br />
der Erziehung geistig behinderter Kinder<br />
einführen, wobei mich des öfteren mein<br />
Attler „Noviziat“ inspiriert hat.<br />
Nach meinen Aufenthalten in Attl dauerte<br />
es fast neun Jahre, ehe ich wieder nach<br />
Bayern reisen konnte. 1970 habe ich mich<br />
entschieden, das Heimweh nach Bayern,<br />
das in mir aufgekommen war, zu stillen<br />
und zumindest zeitweise zurückzukehren.<br />
Regensburg (etwa zwölf Sommer) und<br />
München (seit Anfang der 80er Jahren) waren<br />
und sind seitdem die Orte meines Jahresurlaubs<br />
und meiner Seelsorge in einem<br />
Krankenhaus, allerdings mit zwei Ausnahmen:<br />
Im Sommer 1972 und 1973 betreute<br />
ich seelsorgerisch die spanischen Benedikt-<br />
Menni-Schwestern in Neuburg an der Donau.<br />
Viele Jahre sind seitdem vergangen und ich<br />
bin nicht mehr der junge Priester von einst,<br />
der Sommerurlaub in München ist mir indes<br />
zur Selbstverständlichkeit geworden.<br />
Wenn der Sommer sich nähert, fragen mich<br />
Ein spanischer Priester mit Heimweh nach Bayern<br />
Urlaub<br />
im Krankenhaus<br />
Don Cristóbal verbringt seit vielen Jahren seinen Urlaub als Krankenhausseelsorger<br />
in Einrichtungen der Barmherzigen Brüder.<br />
meine Verwandten und Freunde nicht, ob<br />
ich nach Deutschland fliegen werde, sondern<br />
wann und wie lange.<br />
Aber Urlaub im Krankenhaus? „Das ist kein<br />
richtiger Urlaub!“, meinen viele. Aber für<br />
mich hat die Seelsorge im Krankenhaus eine<br />
heilende und daher eine erholsame Wirkung.<br />
Die seelsorgerische Begleitung der<br />
Patienten, das Zuhören, das Mitfühlen mit<br />
den Schwerkranken und Sterbenden, die<br />
Anregungen, die man von vielen vorbildlichen<br />
Krankenschwestern und -pflegern<br />
bekommt, die tiefen Freundschaften, die<br />
aus der Situation entstehen, machen aus<br />
der Seelsorge im Krankenhaus einen<br />
psychologischen und oft auch einen theologischen<br />
Raum, in dem man die Nähe des<br />
Menschen und dadurch die Nähe Gottes<br />
spüren und erleben darf. Ist das nicht einen<br />
Urlaub wert?<br />
Don Cristóbal Navarro Fuentes<br />
21
22<br />
Frater Eduard Bauer im Gespräch<br />
Gelungen – so lässt sich mit einem Wort<br />
der Schülertag der Barmherzigen Brüder<br />
am 9. Mai in Bad Wörishofen umschreiben.<br />
Und das trotz Regenwetters. Rund 800<br />
Schülerinnen und Schüler aus den Fachschulen<br />
für Heilerziehungspflege, den Berufsfachschulen<br />
für Krankenpflege und<br />
Kinderkrankenpflege der Barmherzigen<br />
Brüder in Bayern waren in die Kneipp-Stadt<br />
gekommen, außerdem Auszubildende aus<br />
allen Einrichtungen.<br />
In seiner Begrüßung erinnerte Provinzial<br />
Frater Emerich Steigerwald an das Motto<br />
des Tages: Toleranz füreinander. Die Frage<br />
nach ethischen Grundlagen der sozialen Arbeit<br />
und der Heilpädagogik zog sich dann<br />
auch als roter Faden durch das Programm:<br />
Schülerinnen und Schüler aus Regensburg<br />
setzten die Leitbilder Gemeinschaft und<br />
Zusammenarbeit in gespielten Krankenhaus-Szenen<br />
ins Bild. Der Berliner Professor<br />
Andreas Lob-Hüdepohl sprach über Blick-<br />
Werner Silzer heizte im Bad Wörishofener<br />
Kurhaus mit seinen Trommlerinnen und<br />
Trommlern aus Gremsdorf ein.<br />
Schülertag der Barmherzigen Brüder<br />
in Bad Wörishofen am 9. Mai<br />
Mit Wein,<br />
Kneipp und Kultur<br />
kontakte, die ausschließen oder auch rehabilitieren<br />
und „achtsam differenzieren“<br />
können. Und der Dominikaner-Pater Manfred<br />
Entrich machte deutlich: „Wenn Sie<br />
mit uns Ordensleuten sprechen wollen, wir<br />
sind da!“<br />
Am Nachmittag hatten die Schülerinnen<br />
und Schüler Gelegenheit, bei interessanten<br />
Workshops viel zu lernen und dabei jede<br />
Menge Spaß zu haben. Das vielseitige An-<br />
gebot drehte sich um die Welt des Weines,<br />
um medizinische und therapeutische Informationsangebote<br />
wie die Traditionelle Chinesische<br />
Medizin oder die Akupunktur, um<br />
die „Heilbehandlung mit Tieren – Hippotherapie“<br />
oder Tai Chi. Die Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer konnten aus insgesamt<br />
35 Workshops wählen.<br />
Dass der Schülertag nicht zu kopflastig<br />
wurde, dafür sorgte die gewitzte Moderation<br />
der flotten Truppe vom Münchner<br />
fastfood-Theater, und jede Menge Gaudi<br />
gabs bei den bayerisch-deftigen Einlagen<br />
der „Unverschämten Wirtshausmusik“.<br />
Wein-Workshop „Genießen mit allen Sinnen“<br />
js
Klosterland Bayern –<br />
die Barmherzigen Brüder<br />
sind dabei<br />
Der zweite Band der „Weiß-blauen<br />
Glaubenswelten - Klosterland Bayern“<br />
ist 2007 im Verlag St. Michaelsbund erschienen.<br />
Die Präsentation fand am 27. September<br />
in den Räumen des Krankenhauses<br />
Barmherzige Brüder in München statt. Autor<br />
Peter Dermühl und Fotograf Michael<br />
Westermann hatten in der Münchner Zeitung<br />
tz mit großem Erfolg eine Serie über<br />
bayerische Klöster publiziert. Daraus war<br />
ein Buchprojekt entstanden, und es wurde<br />
noch eine zweite Staffel der „Kloster-Ge-<br />
Pünktlich zum zweiten Todestag von<br />
Frater Fortunatus Thanhäuser, dem Begründer<br />
des Werks der Barmherzigen Brüder<br />
in Indien, der am 21. November 2005<br />
in Kattappana/Indien gestorben ist, erschien<br />
im Johann von Gott Verlag München<br />
das Buch „Erinnerungen an ein erfülltes<br />
Leben“, in dem über das Leben dieses<br />
vorbildlichen Ordensmanns berichtet wird.<br />
Das Buch enthält die autobiographischen<br />
Erinnerungen von Frater Fortunatus an seine<br />
Kindheit und an seine Zeit als Barmherziger<br />
Bruder in Schlesien, Frankfurt und Indien.<br />
Außerdem erinnern sich langjährige<br />
Weggefährten an sein Wirken.<br />
schichten“ gestartet. Dieses Mal waren<br />
auch die Barmherzigen Brüder mit von der<br />
Partie. Auch die zweite Serie brachte der<br />
Verlag St. Michaelsbund als Buch heraus.<br />
Insgesamt werden 14 – sehr unterschiedliche<br />
– Klöster und Ordensgemeinschaften<br />
vorgestellt: neben den Barmherzigen Brüdern<br />
zum Beispiel die Salesianer von Benediktbeuern,<br />
verschiedene Benediktinerklöster,<br />
die Congregatio Jesu und das Birgittenkloster<br />
Altomünster.<br />
Erinnerungen<br />
an ein erfülltes Leben<br />
Nach dem Geleitwort des Großdechants<br />
Franz Jung, dem Visitator für Priester und<br />
Gläubige aus der Grafschaft Glatz, Erzbistum<br />
Prag, und einem Vorwort der Novizen<br />
von Frater Fortunatus stellt Hermann Günzel<br />
die Heimat und Familie von Frater Fortunatus<br />
vor.<br />
Bernhard Thanhäuser, so sein Taufnahme,<br />
wurde 1918 in Berlin-Friedenau geboren<br />
und erlebte ab 1920 in Volpersdorf in der<br />
Grafschaft Glatz in Schlesien, wo sein Vater<br />
eine Forststelle übernahm, eine glückliche<br />
Kindheit und Jugendzeit. Auf die Schilderung<br />
der Jugendjahre folgt der Hauptteil<br />
des Buches, „Fünfzig glückliche Jahre und<br />
mehr“. Darin schildert Frater Fortunatus<br />
sein Leben in der Gemeinschaft der Barmherzigen<br />
Brüder. Frater Fortunatus trat<br />
1935 in den Hospitalorden ein, legte in<br />
Breslau am 21. November 1936 die einfache<br />
Profess ab und absolvierte eine Ausbildung<br />
zum Krankenpfleger und medizinisch-technischen<br />
Assistenten. Sein Weg<br />
führte ihn nach dem Ende des 2. Weltkriegs<br />
nach Frankfurt am Main, wo er wichtige<br />
Leitungsaufgaben bis hin zum Vize-Provinzial<br />
der Rheinischen Vizeprovinz ausübte.<br />
Doch damit war die Lebensaufgabe von<br />
Frater Fortunatus noch nicht erfüllt. 1969<br />
reiste er zusammen mit dem indischen Mit-<br />
Peter Dermühl/Michael Westermann,<br />
Weiß-blaue Glaubenswelten – Klosterland<br />
Bayern II, 192 Seiten, Verlag St. Michaelsbund,<br />
17,80 Euro<br />
bruder Prakash nach Indien aus, um dort<br />
den Orden der Barmherzigen Brüder wieder<br />
einzupflanzen. Auf das unermüdliche Wirken<br />
von Frater Fortunatus gehen die Gründung<br />
eines Krankenhauses, mehrere soziale<br />
Projekte, das Haus der Armen „Pratheeksha<br />
Bhavan“ sowie die Errichtung eines<br />
Ausbildungshauses zurück. 1977 gründete<br />
Frater Fortunatus die Johannes-von-<br />
Gott-Schwesterngemeinschaft.<br />
Frater Andreas Hellermann berichtet in seinem<br />
Artikel „Die Werke von Frater Fortunatus<br />
und seine letzten Lebensjahre“ von<br />
der Feier anlässlich des 60-jährigen Professjubiläums<br />
von Frater Fortunatus und<br />
seiner letzten Reise nach Europa 1998. Am<br />
21. November 2005 ging Frater Fortunatus<br />
nach schwerer Krankheit heim zum himmlischen<br />
Vater.<br />
Frater Alfons Maria Höring schildert zum<br />
Schluss des Buches die Trauerfeierlichkeiten<br />
für den „Vater der Armen“, wie ihn die<br />
Inder nennen. Geschätzte 25.000 Menschen<br />
nahmen am 25. und 26. November<br />
2005 Abschied von diesem vorbildlichen<br />
Christen, Barmherzigen Bruder und Freund<br />
der Armen.<br />
Frater Magnus Morhardt<br />
23
24<br />
Besinnung/Exerzitien/Werkwoche<br />
Besinnungstag am 5. Dezember 2006<br />
in Reichenbach<br />
Vom Sinn<br />
des Leidens<br />
Das biblische Menschenbild<br />
Gott gab dem Menschen Freiheit. Freiheit,<br />
vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse<br />
zu essen - oder nicht. Der Mensch aß<br />
vom „verbotenen Baum“. Die Frucht des<br />
Baumes blieb nicht ohne Wirkung, Adam<br />
und Eva erhielten die Fähigkeit, Gutes von<br />
Bösem zu unterscheiden, und damit auch<br />
die Möglichkeit, gut oder böse zu handeln.<br />
„Nach der Dunkelheit erhoffe ich Licht“<br />
(Hiob 17,12) – holographische Installation<br />
in der Kölner Sankt-Agnes-Kirche<br />
Pünktlich einen Tag vor dem Fest des heiligen Nikolaus trafen sich 17 Barmherzige<br />
Brüder in Reichenbach, um ein Geschenk besonderer Art in Empfang zu nehmen. Dieses<br />
Geschenk war ein Einkehrtag mit zwei Vorträgen von Professor Christoph Dohmen<br />
von der Universität Regensburg. Thema des Tages war Leid und Schmerz. Eine nicht<br />
allzu übliche Betrachtung für die Adventszeit. Wohl aber ein Thema, das uns Barmherzigen<br />
Brüdern immer am Herzen liegt, da wir täglich mit Leid umgehen. Professor<br />
Dohmen hat uns diese Thematik aus alttestamentlicher Sicht auf eindrucksvolle<br />
Weise nahegebracht und neue Zugänge geöffnet.<br />
Nachdem Gott den neuen Zustand des<br />
Menschen erkannt hatte, verfluchte er die<br />
Schlange, die Geburt und den Ackerboden.<br />
Dieses Tun gibt Antworten auf unverschuldetes<br />
Leid. Geburt und Tod liegen oft nahe<br />
beieinander, wenn zum Beispiel Mütter<br />
bei der Geburt ihrer Kinder sterben. Hinter<br />
der Verfluchung des Ackerbodens liegt die<br />
Frage nach Sinn und Notwendigkeit der Ar-<br />
beit. In vielen Teilen der Welt ist die Frage<br />
nach dem Grund für die Arbeit noch sehr<br />
präsent.<br />
Interessanterweise ist unser mitteleuropäisches<br />
Verständnis vom „Recht auf Arbeit“<br />
erst in der Zeit der Aufklärung entstanden,<br />
in der die Arbeit als Selbstverwirklichung<br />
des Individuums gesehen wird.<br />
Das Buch Hiob oder wie verhält sich der<br />
Gerechte im Leid?<br />
Im Buch Hiob, mit dem sich Professor Dohmen<br />
im zweiten Vortrag beschäftigte, soll<br />
der Leser sehen, wie ein Gerechter, in unserem<br />
Fall Hiob, handelt und sich verhält,<br />
wenn er mit Leid umgehen muss.<br />
Hiob wächst, je länger sein Leid dauert, in<br />
eine immer tiefere Beziehung zu Gott hinein<br />
und ist verändert, reifer. Im Umgang<br />
mit Leid wird allzu oft das Wozu mit dem<br />
Warum verwechselt. Das Warum fragt nach<br />
dem Grund, das Wozu fragt nach dem<br />
Sinn, nach der Zukunft, nach dem, was<br />
man aus einer Situation lernen kann. Mit<br />
diesem Wissen rücken auch die Worte aus<br />
Psalm 22, die Jesus am Kreuz betet, in ein<br />
anderes Licht. Denn Jesus betete wohl das<br />
im Originaltext verwendete Wozu: „Mein<br />
Gott, mein Gott, wozu hast du mich verlassen.“<br />
Nach diesen komplex gestalteten Vorträgen<br />
verlief der Einkehrtag nach der bewährten<br />
Ordnung mit Beichtgelegenheit, heiliger<br />
Messe mit Pfarrer Martin Neumaier aus<br />
Walderbach, Mittagessen und einer feierlichen<br />
Vesper, die Pater Leodegar aus Kostenz<br />
leitete. Danach fuhren alle bei frühlingshaftem<br />
Sonnenschein nach Hause.<br />
Frater Seraphim Schorer
Besinnungstag am 24. März 2007<br />
in München<br />
Erfahrungen<br />
mit dem Judentum<br />
Verwundert blickten die Gläubigen vom<br />
Lesen des Pentateuchs auf, als plötzlich<br />
eine Schar Barmherziger Brüder die<br />
Synagoge in Regensburg betrat, welche<br />
bereits dicht gefüllt war von Betern.<br />
Dass die Ordensbrüder die 300 Mitglieder<br />
zählende jüdische Gemeinde besuchten,<br />
hatte einen triftigen Grund, erwartete<br />
man doch anderntags die Vorstände<br />
der jüdischen Gemeinde als Gäste des<br />
Konventes.<br />
Zur Einstimmung auf den bevorstehenden<br />
Besinnungstag in München zum<br />
Thema Judentum wurde Otto Schwerdt<br />
zum Vortrag in den Regensburger Konvent<br />
eingeladen. Er zählt zu den Überlebenden<br />
von Auschwitz, deren Zahl zusehends<br />
schwindet. Eindrucksvoll berichtete er von<br />
seinem Leid im Konzentrationslager, wo er<br />
Mutter, Schwester und Bruder verloren hat.<br />
Schwester Elija Boßler OCD beleuchtete<br />
dann beim Besinnungstag einige Aspekte<br />
des Judentums. Sie lebt im Karmel Dachau<br />
in unmittelbarer Nähe zur KZ-Gedenkstätte.<br />
Die Freundschaft mit jüdischen KZ-Opfern<br />
brachte sie dazu, sich näher mit dem<br />
Judentum zu befassen.<br />
Wir wurden von Schwester Elija mit vielen<br />
neuen Begriffen konfrontiert, lernten die<br />
Bestimmungen des Halacha, des jüdischen<br />
Religionsgesetzes, und die 613 Ge- und Verbote,<br />
die so genannten Mitzwot, kennen.<br />
In ihrem Referat erläuterte uns Schwester<br />
Elija die Stellung und Interpretation von<br />
Thora und Talmud in den drei größeren<br />
Richtungen des Judentums, nämlich der<br />
Orthodoxie, des konservativen und des liberalen<br />
Judentums. Ausführlich sprach sie<br />
über die Bedeutung der Synagoge und erinnerte<br />
an die Einweihung der Synagoge in<br />
München am 9. November 2006.<br />
Frater Robert Wimmer<br />
Schwester Elija Boßler<br />
Die Karmelitin Schwester Elija Boßler<br />
bei ihrem Vortrag im neuen Mitarbeiter-<br />
Speisesaal des Münchner Krankenhauses<br />
der Barmherzigen Brüder<br />
25
26<br />
Besinnungstag am 13. September 2007<br />
in Gremsdorf<br />
Eins sein mit sich -<br />
gemeinsam<br />
eine Einheit sein<br />
Der heilige Augustinus wollte mit seiner Ordensregel keine Gesetzgebung für gutes<br />
Zusammenleben erlassen, sondern er wollte den Geist vermitteln, mit dem Zusammenleben<br />
gelingen kann. Die Brüder sollen nicht wie Sklaven unter dem Gesetz,<br />
sondern wie Freie unter der Gnade leben, so Augustinerpater Alfons Tony über die<br />
Ansichten des heiligen Augustinus.<br />
Da die Barmherzigen Brüder nach der<br />
Regel des heiligen Augustinus leben,<br />
hatten sich am 13. September 23 Brüder<br />
in Gremsdorf versammelt, um sich durch<br />
die Referate von Pater Alfons Tony über<br />
die Regel des heiligen Augustinus und<br />
dessen „brennendes Herz“ weiterzubilden.<br />
Die Regel, die Augustinus 397 schrieb, ist<br />
keine Regel für Einzelgänger, sondern für<br />
eine Gemeinschaft. Der Begriff Mönch<br />
kommt vom lateinischen monos (= eins)<br />
und hat die Bedeutung „mit sich selbst<br />
eins werden wollen“. Jeder Mönch ist also<br />
auf dem Weg zu/in sich selbst. In einer<br />
Gemeinschaft ist aber der Mönch nicht<br />
nur mit sich selbst auf dem Weg, sondern<br />
auch mit seinen Mitbrüdern. So wird dieses<br />
Eins-sein zu einem Eins-sein mit Anderen.<br />
Die ideale Gemeinschaft ist eine Gemeinschaft<br />
in der Viele zusammen Eins sind.<br />
Dies wird aber nicht durch Gleichschaltung<br />
der Einzelnen erreicht. Sondern<br />
durch Individualität. Wenn jeder sich<br />
nach seinen Fähigkeiten einbringt, dann<br />
wird diese individuelle Vielfalt zu Einheit.<br />
Pater Alfons Tony ging noch auf die Bedeutung<br />
der Gelübde ein und erklärte in<br />
einem zweiten Referat, warum Augustinus<br />
mit einem „brennenden Herz“ dargestellt<br />
wird. Dies soll verdeutlichen, dass<br />
für Augustinus Gott die Liebe ist. Allerdings<br />
ist die Liebe mehr als Romantik, Gefühle<br />
oder romantisierte Vorstellungen. In<br />
der Liebe greifen Gott und Mensch inein-<br />
ander. So ist jeder<br />
(Liebes-)Dienst am<br />
Anderen ein Dienst<br />
an Gott. Hier greifen<br />
die Vorstellungen von<br />
Augustinus und die Spiritualität<br />
der Barmherzigen<br />
Brüder eng in einander.<br />
Denn für die Barmherzigen<br />
Brüder ist Menschendienst<br />
Gottesdienst. Pater Alfons Tony<br />
betonte, dass der Gottesdienst<br />
zum Menschen und der Menschendienst<br />
zu Gott führe. Vielleicht<br />
schrieb Augustinus deswegen<br />
mehr über die Liebe zum Menschen<br />
als von der Liebe zu Gott.<br />
Martin Väth<br />
Darstellung des heiligen Augustinus in der<br />
Klosterkirche der Barmherzigen Brüder in<br />
Neuburg/Donau
Die Jahresexerzitien der Barmherzigen Brüder fanden<br />
in der Abgeschiedenheit des Bayerischen Waldes statt<br />
Ruhige Tage der Stille<br />
und des Gebets<br />
Es war ein sonniger und warmer Sonntag<br />
mitten im April, als sich über 20 Brüder<br />
im Tagungs- und Erholungshaus in<br />
Kostenz trafen. Sie versammelten sich,<br />
um eine Woche lang in Schweigen und<br />
Gebet miteinander Gott näher zu kommen.<br />
Die gemeinsamen Exerzitien vom<br />
15. bis 21. April leitete in diesem Jahr<br />
der Salesianer-Pater Josef Pucher.<br />
Mit seinen geistlichen Vorträgen führte<br />
er die Brüder durch die besinnlichen<br />
Tage. Jeden Vormittag und jeden Nachmit-<br />
tag bekamen die Brüder Impulse und Gedankenanstöße.<br />
Einzeln konnte anschließend<br />
jeder die Anregungen weiter betrachten<br />
und sie mit seinem Leben in Verbindung<br />
bringen. So bekam jede Tageshälfte<br />
einen eigenen inhaltlichen Schwerpunkt,<br />
und Pater Pucher ging auf die verschiedensten<br />
Themen ein.<br />
Das Leben im Orden wurde ebenso behandelt<br />
wie wie die 10 Gebote, das Vater Unser<br />
und eine Ausführung über christliche<br />
Spiritualität. Pater Pucher brachte den Brüdern<br />
auch den Lebensweg näher. Jeder<br />
Mensch geht einen anderen Weg. Die Brüder<br />
waren nun aufgefordert, sich Gedanken<br />
über ihren Weg, ihre Wegabschnitte<br />
zu machen.<br />
Die Stille und das<br />
Schweigen prägten<br />
diese Tage<br />
der Einkehr. Abgesehen von den Vorträgen,<br />
dem gemeinsamen Stundengebet, dem Rosenkranz,<br />
der Beichte und der Heiligen<br />
Messe hatte jeder die Möglichkeit, Gott in<br />
Ruhe nahe zu kommen. Hin und wieder sah<br />
man zwar auch einige Brüder, die leise im<br />
Gespräch vertieft waren, doch dies störte<br />
die Atmosphäre der Exerzitien kaum. Es war<br />
eher ein Zeichen der brüderlichen Verbundenheit.<br />
Sehr zugute kam den Einkehrtagen die<br />
landschaftliche Lage von Kostenz mitten im<br />
Bayerischen Wald. Viele Brüder nutzten die<br />
Tage zu einem ausführlichen Spaziergang<br />
und genossen die aufblühende Natur. Nicht<br />
selten traf man Brüder betend auf dem<br />
Friedhof an. Dieser bereicherte mit seiner<br />
Ruhe und Schönheit für nicht wenige Brüder<br />
die Exerzitien.<br />
Martin Väth<br />
27
28<br />
Scholastiker-Werkwoche zur Bioethik<br />
in Wien<br />
Die Schutzwürdigkeit<br />
des Lebens<br />
Konvent und Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien waren Ende August Gastgeber<br />
für die Interprovinzielle Scholastiker-Werkwoche mit etwa 30 Teilnehmern aus<br />
Polen, Deutschland und Österreich. Vom 27. bis 29. August standen medizinethische<br />
Grundsatzthemen auf dem Programm – Referenten waren der Primar (Chefarzt) der<br />
medizinischen Abteilung Univ. Prof. Johannes Gobertus Meran M.A. und der Gesamtleiter<br />
des Wiener Krankenhauses Mag. Dr. Reinhard Pichler. Die beiden fassen im folgenden<br />
Beitrag einige Aspekte des Themas zusammen.<br />
Medizin- und pflegeethische Entscheidungen<br />
berühren immer mehr grundlegende<br />
Fragen der<br />
persönlichen Werthaltung,<br />
des<br />
Menschenbildes,<br />
der<br />
ethischen<br />
Grundausrichtung, der medizinischen Fachdisziplin<br />
und des Rechts.<br />
Ethische Fragen am Lebensanfang<br />
Embryonaler Schutz ab der Befruchtung<br />
Dem Embryo gebührt von Anfang an<br />
Schutz. Dies wird aber nicht von allen anerkannt.<br />
Immer wieder wird mit Akribie<br />
hinterfragt, ab welchem Zeitpunkt das Leben<br />
schutzwürdig ist, wann also der Anfang<br />
des Lebens ist. Für Katholiken ist es<br />
klar mit dem Beginn der Befruchtung<br />
(=Verschmelzung von Ei<br />
und Samenzelle).<br />
Andere argumentieren, Schutzwürdigkeit<br />
sei erst später gegeben und führen unterschiedlichste<br />
Begründungen an. Der Zeitpunkt<br />
der Befruchtung ist von allen denkbaren<br />
Punkten der am wenigsten willkürliche<br />
und daher am besten argumentierbar.<br />
Pränataldiagnostik<br />
Das Hauptproblem der Pränataldiagnostik<br />
ist, dass diagnostisch sehr viel angeboten<br />
wird, mitunter auch verpflichtend, der Gynäkologe<br />
bei negativer Prognose aber meist<br />
nur zur Abtreibung raten kann, denn es<br />
gibt kaum pränatale Therapiemöglichkeiten.<br />
Sich als Eltern dann bewusst zu entscheiden,<br />
das Kind auszutragen ist psychisch<br />
enorm belastend und oft ein einsamer<br />
Weg. Faktum ist, dass die Pränataldiagnostik<br />
Aussagen mit Wahrscheinlichkeiten<br />
trifft oder sich die negativen<br />
Prognosen im Lauf<br />
der Schwangerschaft noch<br />
ändern können.
Fortpflanzungsmedizin -<br />
Präimplantationsdiagnostik<br />
Dem Streit um eine verbrauchende Forschung<br />
mit Embryonen, die Erzeugung<br />
überzähliger Embryonen durch die künstliche<br />
Befruchtung (IVF), insbesondere bei<br />
der „Präimplantationsdiagnostik“ (PID),<br />
kommt deshalb besondere Bedeutung zu,<br />
weil hier beginnendes Leben gefährdet und<br />
teils auch vernichtet wird.<br />
Ethische Fragen am Lebensende<br />
Der Begriff „Sterbehilfe, Euthanasie“ wird<br />
unterschiedlich verwendet. Einmal bedeutet<br />
er eine gute Begleitung des Sterbenden,<br />
einmal meint er die (verbotene) gezielte<br />
Herbeiführung des Todes durch die Hand<br />
eines Arztes. Kardinal Franz König hat den<br />
schönen Satz geprägt: „Die Hoffnung unheilbar<br />
Kranker ist nicht durch die Hand<br />
des Arztes getötet zu werden, sondern an<br />
der Hand eines Menschen zu sterben.“<br />
Wenn im kurativen (heilenden) Bereich keine<br />
Erfolgsaussichten mehr gegeben sind,<br />
ist ein Wechsel von der kurativen zur palliativen<br />
Medizin angezeigt: das ist eine Änderung<br />
der Behandlungsziele, kein Verzicht<br />
auf weitere Behandlungsmaßnahmen. Die<br />
Endlichkeit des Lebens ist zu respektieren.<br />
Es ist ein Grundrecht Sterbender, am eigenen<br />
Sterben nicht durch medizinische<br />
Maßnahmen gehindert zu werden. Doch<br />
gilt es dann ein würdiges Sterben, zum<br />
Beispiel durch effiziente Schmerztherapie,<br />
zu ermöglichen.<br />
Im Juli präsentierte sich die Richard Pampuri-Förderstätte der Barmherzigen Brüder auf<br />
dem Straubinger Stadtplatz mit ihren Lernpartnern aus verschiedenen Ländern Europas.<br />
Sie setzten ein Zeichen dafür, wie wichtig beim Zusammenwachsen Europas Werte<br />
wie die Achtung der Menschenwürde und die Solidarität von behinderten und nichtbehinderten<br />
Menschen sind.<br />
Besinnungstag am 23. Juni 2007 in Neuburg<br />
Mit Werten leben<br />
Pater Dr. Gabriel Wolf ist Prämonstratenser und katholischer Pfarrer bei der<br />
Bundespolizei. Er gestaltete für uns Barmherzige Brüder am 23. Juni zwei Impulsreferate<br />
zu den Themen „Mit Werten leben – Zukunft (in Europa) gestalten“ und<br />
„Aus der Profess leben – Profil zeigen“.<br />
Diese Fragen standen im Zentrum des<br />
ersten Referates „Mit Werten leben –<br />
Zukunft (in Europa) gestalten“: Woher<br />
kommen wir? Woher kommt Europa? Wo<br />
stehen wir? Und wo gehen wir hin? Mit<br />
der christlichen Missionierung Europas<br />
war es der Glaube, der Europa zusammenschweißte.<br />
Auch wenn Gott in der<br />
europäischen Verfassung heute keinen<br />
Platz bekommt, müssen unsere Antennen<br />
für ihn richtig eingestellt sein. Werte wie<br />
Menschenwürde werden wohl diskutiert,<br />
doch gibt es sehr verschiedene Sichtweisen.<br />
Hier dürfen wir die Perspektive Gottes<br />
ins Spiel bringen, die jeden Menschen<br />
als einmalig und kostbar vom ersten bis<br />
zum letzten Atemzug und sogar darüber<br />
hinaus betrachtet. Wohin gehen wir? Europa<br />
ist gefordert in weltweiter Solidarität<br />
und Ökumene und muss sich rükkbesinnen<br />
auf seine Werte. Denn: Europa<br />
war noch nie so reich und noch nie so<br />
wurzellos.<br />
Im zweiten Referat befassten wir uns mit<br />
unserer Profess, mit den Gelübden. Berufung<br />
gründet im Anfang vom Nichtsein<br />
zum Sein – Gott ruft uns beim Namen.<br />
Das Leben des Einzelnen ist wichtig und<br />
kostbar. Alle sind berufen zur Heiligkeit<br />
an jedem Ort und in jedem Dienst. Was<br />
ist nun das Andere an Ordensleuten? Ordensleute<br />
leben die Berufung durch die<br />
Gelübde zeichenhaft für ihre Mitmenschen.<br />
Sie schaffen einen besonderen<br />
Platz in ihrem Leben für Gott und die<br />
Mitmenschen.<br />
Frater Seraphim Schorer
30<br />
Barmherzige Brüder weltweit<br />
„Prioritäten der Hospitalität“<br />
in den kommenden sechs Jahren<br />
Barmherzige Brüder<br />
wollen weltweit<br />
ihr Profil schärfen<br />
Das 66. Generalkapitel des Hospitalordens vom heiligen Johannes von Gott vom<br />
2. bis 22. Oktober in Rom hat ein Richtliniendokument mit den Prioritäten, Tätigkeitsschwerpunkten<br />
und Zielen für das Programm der Generalleitung bis zum Jahr<br />
2012 verabschiedet. Es liegt nun in deutscher Übersetzung vor. Wir dokumentieren<br />
Auszüge. Der komplette Text ist zusammen mit einer Reihe weiterer Texte des Kapitels<br />
und der Generalleitung im April 2007 im Johann von Gott Verlag erschienen.<br />
Ausbildung im Orden<br />
Es sollen Strategien festgelegt werden, um<br />
den Austausch von Ausbildern unter den<br />
Provinzen sowie die Errichtung von interprovinziellen,<br />
regionalen oder internationalen<br />
Ausbildungszentren zu fördern und den<br />
Bestand der bereits bestehenden zu sichern.<br />
In der Grundausbildung soll zur eigenen<br />
Muttersprache eine Fremdsprache hinzugelernt<br />
werden (Englisch, Spanisch oder Italienisch),<br />
um die Verständigung und den<br />
Austausch im Orden, besonders bei internationalen<br />
Begegnungen, zu fördern.<br />
Es sollen Mitarbeiter ausfindig gemacht<br />
werden, die als Berater bei der Ausbildung<br />
der Brüder hinzugezogen werden können.<br />
Die ständige Weiterbildung ist ein unverzichtbares<br />
Element, um die Treue zur Berufung<br />
und die Identität als Ordenschrist zu<br />
wahren.<br />
Gemeinschaftsleben<br />
Der Orden muss die älteren Brüder annehmen,<br />
verstehen, sich um sie kümmern und<br />
sie begleiten und zugleich das kreative Potential<br />
der jungen Brüder zulassen und<br />
nutzen, damit sich unsere Gemeinschaft<br />
dynamisch fortentwickelt.<br />
Die Aufgabe des Hausoberen als Animator<br />
der Hospitalität in der Kommunität und im<br />
Werk soll überdacht werden. Des weiteren<br />
soll eine Beschreibung mit den wesentlichen<br />
Qualitäten, die er besitzen soll, erstellt<br />
werden.<br />
Neue Formen des Gemeinschaftslebens<br />
Es sollen Erfahrungen angeregt werden,<br />
welche die Bildung von interkongregationellen<br />
Kommunitäten (mit Mitgliedern aus<br />
anderen Instituten des geweihten Lebens<br />
oder Gesellschaften des apostolischen Lebens)<br />
oder von ökumenischen Kommunitäten<br />
(mit Mitgliedern, welche anderen<br />
christlichen Konfessionen angehören) vorsehen.<br />
Es sollen Kommunitäten mit einem zeitlich<br />
begrenzten Auftrag zur Förderung spezifischer<br />
Projekte der Hospitalität innerhalb<br />
und außerhalb des Ordens gebildet werden,<br />
die nach Erfüllung ihres Auftrags wieder<br />
aufgelöst werden.<br />
Charismatisches Management<br />
Auf Gesamtordensebene wie auch auf Regional-<br />
und Provinzebene soll eine Fortbildungsreihe<br />
zum Thema Charismatisches<br />
Management für Brüder und Mitarbeiter in<br />
die Wege geleitet werden. Die Zielgruppe<br />
sollen ganz besonders die Gesamtleiter und<br />
die Leitungskräfte der mittleren Leitungsebene<br />
sein, damit sie zu Multiplikatoren<br />
dieser Philosophie in allen Bereichen der<br />
Einrichtungen werden.<br />
In jeder Provinz soll ein Strategieprogramm<br />
zur Förderung und Erreichung der Ziele der<br />
Charta der Hospitalität implementiert werden.<br />
Zu diesem Zweck verfügen wir über<br />
ordensinterne Instrumente (kanonische Vi-<br />
Unter dem Patronat des heiligen Johannes<br />
von Gott im Gespräch (von links): Generalrat<br />
Frater Rudolf Knopp, Ex-Generalprior Frater<br />
Brian O’Donnell, Generalprior Frater<br />
Donatus Forkan, Ex-Generalprior Pater<br />
Pascual Piles und Bischof José Luis Redrado
Blick in die Kapitelversammlung – die deutsche Sprachgruppe sitzt auf der rechten Seite<br />
sitationen, Provinzversammlungen usw.)<br />
wie auch über ordensexterne Instrumente,<br />
wie zum Beispiel das Auditing, welche uns<br />
im Sinne eines ständigen Verbesserungsprozesses<br />
helfen, ein immer höheres Niveau<br />
an Partizipation, Transparenz und Effizienz<br />
zu erreichen.<br />
Die Generalleitung des Ordens soll ein gemeinsames<br />
Erkennungszeichen bzw. „Markenzeichen“<br />
für den Gesamtorden überlegen.<br />
Es sollen Wohltäter (sowohl Privatpersonen<br />
als auch Einrichtungen) gefunden werden,<br />
die bereit sind, unsere Werke wirtschaftlich<br />
zu unterstützen, damit so die alte Betteltradition<br />
des Ordens weitergeführt wird.<br />
Es soll ein System zur charismatischen Qualitätskontrolle<br />
implementiert werden, mit<br />
dem geprüft werden soll, inwieweit das<br />
Charisma und die Werte des Ordens in einem<br />
jeden Haus gemäß der Charta der Hospitalität<br />
umgesetzt werden.<br />
Option für die Armen, Kranken<br />
und Hilfsbedürftigen<br />
Aufbauend auf unserer Sensibilität für neue<br />
Formen der Hospitalität wollen wir auf die<br />
Bedürfnisse der ärmsten Gesellschaftsschichten<br />
antworten, insbesondere derjenigen,<br />
die sonst keine Hilfe erhalten oder sogar<br />
unterdrückt werden.<br />
Unsere Mitarbeiter sollen im Rahmen der<br />
Betriebsleitung dazu angehalten werden,<br />
für unerkannte Bedürfnisse der Armen hellhörig<br />
zu sein und darauf zu antworten.In<br />
unseren traditionellen apostolischen Werken<br />
soll die Option für die Armen und<br />
Kranken gefördert werden. Zugleich sollen<br />
neue Werke geschaffen werden, um neuen<br />
Bedürfnissen zu begegnen.<br />
Brüder und Mitarbeiter als Dienst- und<br />
Wertegemeinschaft<br />
Die Generalleitung soll neue Formen der<br />
engeren geistlichen Bindung an den Orden<br />
für einige Mitarbeiter fördern. Zu diesem<br />
Zweck sollen eigene Statuten bzw. eine Regelung<br />
oder ein Protokoll zur Aufnahme<br />
verfasst werden, damit die Provinzen, die<br />
einen solchen Anschluss anbieten wollen<br />
bzw. von Mitarbeitern darum gebeten werden,<br />
den Betroffenen die Möglichkeit geben<br />
können, ihr christliches Glaubensengagement<br />
und ihre geistliche Verbundenheit<br />
mit dem heiligen Johannes von Gott konkret<br />
zum Ausdruck zu bringen.<br />
Vermittlung der Werte des Ordens<br />
Die Generalkurie soll eine Kommission einsetzen,<br />
von der die grundlegenden Leitlinien<br />
und Inhalte für die Vermittlung der<br />
Werte des Ordens festgelegt und dann regelmäßig<br />
auf dem Hintergrund zeitgeschichtlicher<br />
Entwicklungen und neuer Anforderungen<br />
aktualisiert werden sollen.<br />
Die Werte des Ordens sollen unter Einsatz<br />
moderner Kommunikationsstrategien auch<br />
der Öffentlichkeit vermittelt werden. Hier<br />
ist echtes „Marketing“ gefragt, mit dem der<br />
Orden und sein Charisma wirksam ins Bild<br />
gesetzt bzw. das „Markenzeichen“ des heiligen<br />
Johannes von Gott öffentlich gemacht<br />
werden sollen.<br />
Bioethik<br />
In allen Provinzen sollen Bioethikkommissionen<br />
eingesetzt werden, durch die die<br />
ethische Reflexion und Diskussion in allen<br />
Pflege- und Forschungsbereichen des Ordens<br />
gefördert werden soll.<br />
Bei der Generalkurie soll ein Ansprech-, Beratungs-<br />
und Beobachterorgan für Bioethik<br />
eingesetzt werden, welches grundsätzliche<br />
Überlegungen für den Gesamtorden anstellt,<br />
die Provinzen berät, die Erfahrungen<br />
der bestehenden Bioethik- und Ethikkommissionen<br />
des Ordens zusammenträgt und<br />
Informationen für Interessenten zur Verfügung<br />
stellt, vor allem wenn die Betreffenden<br />
bei ethischen Problemen nicht die<br />
Möglichkeit haben, die Hilfe einer Ethikkommission<br />
in Anspruch zu nehmen.<br />
In den Bereichen Ethik und Bioethik soll eine<br />
gezielte Bildungsarbeit als Teil des Gesamtbildungsprogramms<br />
des Ordens durchgeführt<br />
werden.<br />
Kooperation (Networking)<br />
In Europa soll die Möglichkeit geprüft werden,<br />
dass der Orden beim Europäischen<br />
Parlament als Gesundheitsorganisation anerkannt<br />
wird und präsent ist sowie an den<br />
entsprechenden europäischen Fonds beteiligt<br />
wird.<br />
Es soll eine „Datenbank” mit den Daten der<br />
Mitarbeiter des Ordens errichtet werden, die<br />
den Wunsch haben, ihre Professionalität in<br />
den Dienst von apostolischen Werken mit<br />
spezifischen Bedürfnissen zu stellen.<br />
Zwischen Werken und Provinzen sollen<br />
Partner- und Patenschaften gefördert bzw.<br />
ausgebaut werden.<br />
Es soll eine Datenbank mit dem Erfahrungs-,<br />
Forschungs- und Informationsgut<br />
des Ordens zum Austausch auf Gesamtordensebene<br />
unter Beachtung der geltenden<br />
Datenschutzgesetze errichtet werden.<br />
31
32<br />
Frater Ulrich Fischer<br />
Frater Martin Macek<br />
Neue<br />
Provinziale<br />
in Österreich<br />
und<br />
Tschechien<br />
Beim 75. Provinzkapitel der Österreichischen<br />
Ordensprovinz der Barmherzigen<br />
Brüder im Mai wurde Frater Ulrich<br />
Fischer zum neuen Provinzial gewählt.<br />
Er löst Frater Paulus Kohler ab,<br />
der aber als 1. Provinzrat und in weiteren<br />
Funktionen in die Provinzleitung<br />
eingebunden bleibt. Frater Ulrich,<br />
Jahrgang 1946, bekleidete bereits<br />
früh hohe Ämter im Orden und<br />
wirkte als Prior unter anderem im Alten-<br />
und Pflegeheim in Kritzendorf<br />
bei Wien und im „Johannes-von-<br />
Gott-Pflegezentrum“ in Kainbach bei<br />
Graz. Seit 1998 war er Prior und<br />
Krankenhausvorstand in Wien. – Zur<br />
Österreichischen Ordensprovinz gehören<br />
fast 50 Barmherzige Brüder in<br />
Österreich, Ungarn und der Slowakei<br />
sowie über 6000 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter.<br />
Zum neuen Provinzial der Böhmisch-<br />
Mährischen Ordensprovinz wurde Frater<br />
Martin Macek gewählt, er löst Pater<br />
Adalbert Málek ab. Einigen wird Frater<br />
Martin sicher noch aus seiner Zeit im<br />
Interprovinziellen Scholastikat in Regensburg<br />
in Erinnerung sein.<br />
js<br />
Zuständigkeiten und Termine<br />
der neuen Generalleitung<br />
Inhaltliche<br />
Zuständigkeitsbereiche<br />
Erneuerungsprozess (Ordensleben,<br />
Mitarbeiter, Ausbildung, Berufungspastoral):<br />
Frater Jesús Etayo<br />
Animation der drei<br />
Kommunitäten der Generalkurie:<br />
Frater Jesùs Etayo<br />
Charismatisches Management,<br />
Ökonomat, Kulturgüter, Statistik,<br />
Krankenhaus auf der Tiberinsel,<br />
Krankenhaus Nazareth:<br />
Frater Rudolf Knopp<br />
Bioethik:<br />
Frater Jesús Etayo und<br />
Frater Elia Tripaldi<br />
Pastoral:<br />
Frater Elia Tripaldi und<br />
Frater Jesús Etayo<br />
Geographische<br />
Zuständigkeitsbereiche<br />
Region Europa:<br />
Frater Rudolf Knopp und<br />
Frater Jesús Etayo<br />
Region Asien-Pazifik:<br />
Frater Vincent Kochamkunnel und<br />
Frater Donatus Forkan<br />
Region Afrika:<br />
Frater Robert Chakana und<br />
Frater Rudolf Knopp<br />
Region Amerika:<br />
Frater Daniel Márquez und<br />
Frater Jesús Etayo<br />
Generalpostulator:<br />
Frater Félix Lizaso und<br />
Frater Elia Tripaldi<br />
Missionen und internationale<br />
Kooperation:<br />
Frater Vincent Kochamkunnel,<br />
Frater Robert Chakana und<br />
Frater Daniel Márquez<br />
Information und Kommunikation:<br />
Frater Daniel Márquez und<br />
Frater José María Chávarri<br />
Generalprokurator:<br />
Frater José María Chávarri<br />
Generalsekretär:<br />
Frater José María Chávarri<br />
Termine<br />
Provinzkapitel der<br />
Bayerischen Ordensprovinz:<br />
12. bis 16. April 2010<br />
Kanonische Visitation der Bayerischen<br />
Ordensprovinz (Frater Rudolf Knopp):<br />
7. Februar bis 26. März 2011 -<br />
Schlussversammlung: 26. März 2011<br />
Kanonische Visitation der<br />
Japanischen Provinzdelegatur<br />
(Frater Vincent Kochamkunnel):<br />
4. Juli bis 9. Juli 2011 -<br />
Schlussversammlung: 10. August 2011<br />
Außerordentliches Generalkapitel zur<br />
Approbation der neuen Generalstatuten:<br />
9. bis 22. November 2009<br />
67. Generalkapitel:<br />
1. bis 21. Oktober 2012<br />
in Lateinamerika
Generalrat besuchte Bayern<br />
Das Generalkapitel im November 2006<br />
hat ihn zum Generalrat mit der Zuständigkeit<br />
für Afrika gewählt, nach Bayern<br />
kam er zum ersten Mal: Frater Robert<br />
Chakana informierte bei den Missionstagen<br />
vom 25. Februar bis 1. März über das<br />
Projekt eines orthopädischen Gesundheitszentrums<br />
in Douala/Kamerun.<br />
Bayern hatte er sich kälter vorgestellt, bekannte<br />
der Barmherzige Bruder, der aus<br />
Sambia stammt und im April 47 Jahre alt<br />
geworden ist. Frater Robert ist als zweites<br />
von sechs Kindern in einem katholischen<br />
Dorf in Sambia aufgewachsen. Er absolvierte<br />
eine Lehrer-Ausbildung. Nachdem Frater<br />
Roberts Vater, der in einer Kupfermine beschäftigt<br />
war und nach der Pensionierung<br />
als Bauer arbeitete, nach einem Unfall zwei<br />
Monate in einem Krankenhaus verbracht<br />
hatte, reifte in ihm der Entschluss, in einen<br />
Krankenpflegeorden einzutreten. So wurde<br />
er auf die Barmherzigen Brüder aufmerksam.<br />
Während seiner Krankenpflegeausbildung<br />
in einem von Missionsschwestern geführten<br />
Krankenhaus lebte Frater Robert be-<br />
reits bei englischen Brüdern in Monze mit,<br />
trat aber dann erst ins Postulantat ein und<br />
legte 1992 seine erste Profess ab. Nach<br />
dem Noviziat in Lomé/Togo arbeitete er<br />
als Kinderkrankenpfleger im Krankenhaus<br />
der Barmherzigen Brüder in Asafo/Ghana,<br />
schon bald aber setzte der Orden ihn vor<br />
allem in der Ausbildung der jungen Brüder<br />
ein. 1999/2000 – nach seiner feierlichen<br />
Profess – absolvierte er bei den Claretinern<br />
in Rom einen Kurs zur „Theologie<br />
des geweihten Lebens“. „Damals dachte<br />
ich, nach Italien würde ich nie mehr zurückkehren“,<br />
meint Frater Robert, aber<br />
2004 bestimmten ihn seine Mitbrüder zum<br />
Provinzsekretär mit Sitz in Accra/Ghana<br />
und 2006 das Generalkapitel zum Generalrat<br />
– mit Sitz in Rom.<br />
Gleich nach seiner Ankunft in Bayern<br />
nahm Frater Robert an der Uraufführung<br />
des Johannes-von-Gott-Oratoriums in Regensburg<br />
teil und zeigt sich „sehr beeindruckt“<br />
von den Darbietungen. Beeindruckt<br />
hat ihn auch, was er in den Häusern der<br />
Barmherzigen Brüder und den Schulen in<br />
Schwarzach und Eibach (bei Algasing) sehen<br />
konnte, die er während seines Aufenthalts<br />
besuchte.<br />
js<br />
Erstes Provinzkapitel der Indischen Provinz<br />
United in Brotherhood and Hospitality<br />
(vereint in Brüderlichkeit und Hospitalität)<br />
war das Leitthema des ersten Provinzkapitels<br />
der Indischen Ordensprovinz<br />
der Barmherzigen Brüder, das vom 19. bis<br />
23. Februar 2007 im Provinzialatshaus in<br />
Poonamallee/Chennai (Madras) stattfand.<br />
Frater Augustine Polaprayil wurde dort<br />
zum Provinzial gewählt.<br />
Neben allen indischen Brüdern mit feierlicher<br />
und einfacher Profess nahmen<br />
Generalprior Frater Donatus Forkan, die Generalräte<br />
Frater Rudolf Knopp und Frater<br />
Vincent Kochamkunnel, zwei Johannesvon-Gott-Schwestern<br />
und Mitarbeiter an<br />
dem Kapitel teil, als Gast aus der ehemaligen<br />
Mutterprovinz außerdem Frater Andreas<br />
Hellermann, Delegat der Rheinischen Generaldelegatur.<br />
Die Moderation lag in den<br />
Händen des in Indien bekannten Kapuzinerpaters<br />
Mathew Vallippalam. Das Kapitel<br />
beschäftigte sich mit den Themen Charis-<br />
Frater Robert Chakana und Pater Leodegar Klinger zu Gast in der Volksschule Eibach<br />
Die Teilnehmer des ersten Provinzkapitels der Indischen Provinz<br />
matisches Management, Integration von<br />
Brüdern und Mitarbeitern, Umsetzung des<br />
Ordenscharismas, Pastoral und Bio-Ethik.<br />
Rege diskutiert wurde über das Apostolat,<br />
das Leben der Brüder und die Zukunftsgestaltung<br />
der indischen Provinz.<br />
Zum neuen Provinzial wurde Frater Augustine<br />
Polaprayil gewählt. Frater Augustine<br />
ist vor 30 Jahren in den Orden eingetreten,<br />
er ist Krankenpfleger, in Reichenbach hat er<br />
zusätzlich die dreijährige Ausbildung zum<br />
Heilerziehungspfleger abgeschlossen und<br />
steht jetzt kurz vor einem Hochschulabschuss<br />
im Bereich der Ausbildung und Leitung<br />
in der Behindertenhilfe. Das Kapitel<br />
bestellte Frater Yanka Joseph Sharma, Frater<br />
Baiju Chacko Valuparampil, Frater Pius<br />
Manithottiyil und Frater George Kizhakkenath<br />
zu Provinzräten.<br />
Frater Andreas Hellermann<br />
33
34<br />
Die Missionswoche 2007 der Barmherzigen Brüder<br />
informierte über ein geplantes orthopädisches<br />
Gesundheitszentrum in Douala<br />
Hilfe für Polio-<br />
Kinder in Kamerun<br />
Der Orden der Barmherzigen Brüder<br />
startete seine Tätigkeit in Kamerun<br />
1968 mit Brüdern aus der Andalusischen<br />
Provinz. Sie ließen sich in dem Ort Nguti<br />
(Südwest-Provinz) nieder, 112 Kilometer<br />
entfernt von der nächsten Stadt Kumba<br />
und 272 Kilometer entfernt von Douala,<br />
der mit etwa 1,5 Millionen Einwohnern<br />
größten und wirtschaftlich bedeutendsten<br />
Stadt Kameruns. Die Brüder erbauten ein<br />
allgemeines Krankenhaus mit heute 100<br />
Betten, das in den vergangenen acht Jahren<br />
zu einem Zentrum für Orthopädie umgebaut<br />
worden ist.<br />
1987 eröffneten die Barmherzigen Brüder<br />
ein Gesundheitszentrum mit 40 Betten in<br />
Batibo, das 172 Kilometer von Nguti entfernt<br />
ist und 40 Kilometer von Bamenda,<br />
der Hauptstadt der Nordwest-Provinz des<br />
Landes. Derzeit gibt es neun Brüder mit<br />
feierlicher Profess, die aus Kamerun stammen,<br />
weitere neun Brüder mit einfacher<br />
Profess und fünf Novizen.<br />
Warum die Brüder in Douala ein orthopädisches<br />
Zentrum eröffnen wollen<br />
Wegen der ökonomischen Anziehungskraft<br />
der Stadt ist die Bevölkerung im Großraum<br />
Douala explodiert und beträgt etwa drei<br />
Millionen Einwohner. Am Rande der Stadt<br />
gibt es viele Slums - ohne sanitäre Einrichtungen,<br />
ohne Schulen und ohne medizinische<br />
Versorgung. Obwohl in der Stadt eine<br />
Reihe von öffentlichen und privaten Gesundheitseinrichtungen<br />
existieren, ist vielen<br />
der Zugang verwehrt.<br />
Auffallend ist, dass es immer noch sehr viele<br />
Kinder mit Poliomyelitis gibt. Selbst<br />
wenn Mütter ihre Kinder impfen lassen<br />
wollen, ist es ihnen aufgrund von zu großen<br />
Entfernungen oder wegen der Kosten<br />
nicht möglich. Darüber hinaus hat der<br />
Highway von Douala zur Hauptstadt<br />
Yaounde die höchsten Unfallzahlen im<br />
ganzen Land. Eine Präsenz in Douala wird<br />
es dem Orden ermöglichen, durch ambulante<br />
Dienste und durch Schulungen auch präventiv<br />
tätig zu werden. Vor diesem Hinter-<br />
In Kamerun leiden erschreckend viele Kinder<br />
an Kinderlähmung. Eine Impfung ist für viele<br />
Familien zu teuer.<br />
Die Arbeiten auf der Baustelle für das neue<br />
Gesundheitszentrum sind im Gange.<br />
Das Foto zeigt Generalrat Frater Robert<br />
Chakana (dritter von links stehend) und den<br />
früheren Provinzial Frater Patrick Nshamdze<br />
(zweiter von rechts) vor Ort.<br />
grund hat Kardinal Christian Tumi, der Erzbischof<br />
von Douala, den Orden im Einvernehmen<br />
mit den politischen Behörden gebeten,<br />
ein orthopädisches Zentrum in Douala<br />
zu eröffnen.<br />
Das Projekt<br />
2005 erwarben die Barmherzigen Brüder<br />
vier Hektar Land, auf dem das Gesundheitszentrum<br />
entstehen soll. 2006 wurde<br />
eine Umfassungsmauer errichtet, außerdem<br />
wurde ein Brunnen gegraben, um die Wasserversorgung<br />
sicherzustellen. Die geplante<br />
Einrichtung soll mit ihren chirurgischen<br />
und internistischen Krankenstationen mit<br />
80 Betten allen Erfordernisse orthopädischer<br />
Patienten gerecht werden, insbesondere<br />
derer der Kinder mit Behinderungen<br />
aufgrund von Kinderlähmung. Deshalb<br />
wird das Zentrum – in kleinem Rahmen –<br />
ausgestattet sein mit einer Ambulanz, einem<br />
Operationssaal mit Sterilisation und<br />
Aufwachraum, einem Labor, einer Radiologie<br />
und einer Apotheke. Außerdem sind<br />
Verwaltungsräume, eine Kapelle, eine Wäscherei,<br />
ein Gruppenraum, Küche und Kantine<br />
vorgesehen. Die Pläne und Berechnungen<br />
für die Einrichtung sind erstellt, nun<br />
fehlen nur noch die finanziellen Mittel zur<br />
Verwirklichung.<br />
Frater Patrick Nshamdze<br />
Übersetzung und Bearbeitung: js
Provinzial besuchte Japan<br />
Vom 29. September bis 8. Oktober besuchte<br />
Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />
gemeinsam mit Generalrat Frater<br />
Vincent Kochamkunnel die Provinzdelegatur<br />
in Japan.<br />
Bei den Gesprächen mit den Mitbrüdern<br />
ging es unter anderem um die<br />
Eingliederung der zwei Brüder aus Indien<br />
und des Bruders aus Korea, die den Orden<br />
in Japan verstärken sollen und derzeit<br />
Japanisch lernen. Dieser Eingliederungsprozess<br />
war unter anderem auch<br />
Thema bei der Asienkonferenz der Barmherzigen<br />
Brüder, die Ende November in<br />
Rom stattfand. Natürlich besuchte der<br />
Provinzial auch die Einrichtungen des Ordens<br />
in Kobe.<br />
js<br />
Provinzial Frater Emerich Steigerwald (3. von rechts) in Kobe gemeinsam mit (von links)<br />
Frater Jobino Mathew, Krankenpfleger aus Indien, Frater Augustinus Ta (Japan), Generalrat<br />
Frater Vincent Kochamkunnel, Frater Paul Lee, Sozialarbeiter aus Korea und vormaliger<br />
Novizenmeister der Koreanischen Provinz, sowie Krankenpfleger Frater Raphael<br />
Swamydoss aus Indien.<br />
20 Jahre Kobe-Kita – Neubau eingeweiht<br />
An Ostern ist in Kobe-Kita ein neues<br />
Gebäude eingeweiht worden. Das<br />
„Marienheim“ bietet seit 10. April zwölf<br />
Bewohnern der Einrichtung für Menschen<br />
mit geistiger Behinderung ein<br />
neues Zuhause. An der Einweihungsfeier<br />
nahmen rund 140 Personen teil. Gleichzeitig<br />
wurde das 20-jährige Bestehen<br />
der Einrichtung begangen.<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kobe-Kita mit Prior Frater Johannes Iwata<br />
(erste Reihe Mitte)<br />
Das Marienheim in Kobe-Kita<br />
35
36<br />
Von Frater Brian O'Donnell, Generalprior<br />
der Barmherzigen Brüder von 1988 bis 1994<br />
Wollte Johannes von<br />
Gott wirklich einen<br />
Orden gründen?<br />
Die Gruppe gleichgesinnter Männer, die<br />
später als „Hospitalorden des heiligen<br />
Johannes von Gott“ bekannt wurde, bezeichneten<br />
die Menschen Granadas in ihren<br />
Anfängen als „Brüder des Johannes von<br />
Gott“. Die beiden ersten Männer, die diesen<br />
Weg beschritten, waren zwei versöhnte<br />
Feinde: Antón Martin und Pedro Velasco.<br />
Sie beendeten ihre Feindschaft und wurden<br />
einander wie auch gegenüber Johannes<br />
von Gott Brüder, an einem bestimmten Tag<br />
des Jahres 1546, als Johannes von Gott<br />
Antón in einer Straße Granadas begegnete,<br />
die „Colcha“ hieß.<br />
Antón war aus Aduanas von der Ostküste<br />
Spaniens nach Granada gekommen, um die<br />
Hinrichtung Pedro Velascos zu verfolgen,<br />
den er anklagte, seinen leiblichen Bruder<br />
umgebracht zu haben. Als Johannes von<br />
Gott Antón in der Colcha-Straße antraf,<br />
war er verzweifelt und wollte das Herz dieses<br />
Mannes berühren. So fiel er vor ihm auf<br />
die Straße und flehte ihn an, um des Leidens<br />
Jesu Christi willen seine Rache gegenüber<br />
dem Mann aufzugeben, von dem er<br />
glaubte, dass er sich gegen ihn und seine<br />
Familie versündigt habe.<br />
Durch die Taten und Worte des Johannes<br />
von Gott wurde Antón zur Vergebung bewegt<br />
und eilte mit Johannes von Gott zum<br />
Gefängnis, um die Entlassung Pedros zu erwirken.<br />
Statt nach dem Verlassen des Gefängnisses<br />
wieder über ihr vergangenes Leben<br />
nachzudenken, fragten Antón und Pedro<br />
Johannes von Gott, ob sie mit ihm leben<br />
und ihn bei seiner Arbeit unterstützen<br />
könnten. An diesem Tag gab Johannes<br />
von Gott sein Dasein auf, für<br />
sich alleine sein Leben für die Hilfe<br />
der Armen und Kranken hinzugeben<br />
und wurde so zum Mittelpunkt<br />
und anerkannten Führer<br />
einer Gruppe von Männern mit der gleichen<br />
Vision und Zielsetzung. Auf diese Weise<br />
wurden die Brüder des Johannes von Gott<br />
ins Leben gerufen.<br />
Plante nun Johannes von Gott diese Entwicklung?<br />
Es ist schwer vorstellbar, dass er<br />
das tat. Es gibt keinen Beweis, dass Johannes<br />
von Gott, als er der Bedürfnisse der Armen<br />
und Kranken Granadas gewahr wurde,<br />
plante, eine Organisation zu gründen, die<br />
dieser Situation begegnete. Im Gegensatz<br />
zu klassischen Ordensgründern hatte er keine<br />
Strategie und formulierte keinen Leitfaden<br />
für das Leben einer Gruppe, die er<br />
gründen wollte. Er begann einfach das zu<br />
tun, was er als Einzelner tun konnte.<br />
In der Tat stellte der damalige Generalprior<br />
Pater Pascual Piles in<br />
einem Schreiben anlässlich<br />
des „Internationalen Jahres<br />
der Freiwilligen“ im Jahre<br />
2001 dar, dass ab 1537 zwei<br />
Männer namens Juan Franzes<br />
und Juan Loarte sich<br />
um das Wohlergehen<br />
der Obdachlosen<br />
Granadas<br />
während des<br />
kalten Winters<br />
bemühten.<br />
Sie kauften<br />
ein<br />
Haus in der La Pescadería-Straße und<br />
brachten Obdachlose, die sie auf der Straße<br />
fanden, dorthin. „Und seitdem schien<br />
dies ein Ort großer Barmherzigkeit zu sein,<br />
so dass Meister Avila Johannes von Gott,<br />
der ihm Gehorsam versprochen hatte, dorthin<br />
schickte, um sich in der Nächstenliebe<br />
gegenüber den Armen einzuüben, die in<br />
diesem Haus untergebracht waren“.<br />
Darstellung des heiligen Johannes von Gott<br />
von Ignaz Günter
Es scheint, Johannes von Gott sah sich<br />
selbst eher als jemand, der andere zu Werken<br />
der Nächstenliebe bewegen könnte, als<br />
dass er einen Orden gründen wollte. Wie<br />
dem auch sei, erkannte er doch, dass die<br />
Bruderschaft, die sich um ihn geformt hatte,<br />
seine Arbeit auch nach seinem Tod fortsetzen<br />
würde.<br />
Solche karitativen Bruderschaften waren<br />
zur Zeit des heiligen Johannes von Gott<br />
keine Seltenheit, so dass aufgrund ihrer ungeheuren<br />
Anzahl eine päpstliche Bulle erlassen<br />
wurde, die besagte, Gruppen von<br />
Männern, wie die Brüder in Granada, müssten<br />
sich um eine kirchliche Anerkennung<br />
bemühen oder sich wieder auflösen. Einige<br />
dieser Bruderschaften gibt es noch immer,<br />
und in Spanien kann man ihre Mitglieder<br />
sehen, wenn sie an den großen Prozessionen<br />
am Karfreitag teilnehmen.<br />
Sah Johannes von Gott diese Entwicklung<br />
voraus, wenn er laut seinem frühesten Biographen,<br />
Francisco de Castro zu jemandem<br />
meinte, „dass es Viele mit seinem Habit geben<br />
werde, im Dienst an den Armen auf der<br />
ganzen Welt“? Frauen waren sicherlich<br />
nicht ausgeschlossen von dieser Aussage,<br />
wie wir aus einem Verweis im 26. Kapitel<br />
der Konstitutionen des Ordens von 1587<br />
sehen, wo es heißt: „Es gibt in einigen unserer<br />
Krankenhäuser Schwestern, die den<br />
Habit tragen.“ Seit den Anfängen der Mission<br />
des Johannes von Gott waren Frauen<br />
hervorgehoben unter jenen, die mit ihm<br />
zusammenarbeiteten.<br />
Viele Kommentatoren der Geschichte des<br />
Ordens sehen die Begebenheit, als der Bischof<br />
Johannes von Gott eine bestimmte<br />
Kleidung und einen bestimmten Namen zu<br />
tragen vorgab, als den Moment an, an dem<br />
die Kirche die Gründung einer religiösen<br />
Familie von Johannes von Gott besiegelte.<br />
Meine eigene Sicht basiert teilweise auf den<br />
Bemerkungen, die der Bischof bei dieser<br />
Gelegenheit machte. Der Bischof wollte damit<br />
in Wirklichkeit die Gewohnheit des Johannes<br />
von Gott reglementieren, seine saubere<br />
Kleidung einzutauschen gegen die<br />
schmutzige, stinkende Kleidung irgendwelcher<br />
armen Männer, die er in und um Granada<br />
traf. Der „Habit“, den er Johannes<br />
gab, war kein religiöses Gewand, sondern<br />
eine Art bäuerlicher Arbeitskittel, wie sie<br />
auf den Märkten Granadas verkauft wurden.<br />
Der Bischof gab Johannes von Gott<br />
nicht wirklich einen neuen Namen – er riet<br />
ihm, nur den Namen zu gebrauchen, unter<br />
dem er, wie er dem Bischof erzählt hatte,<br />
in und um Granada bekannt war.<br />
Frater Brian O’Donnell<br />
Was auch immer die Lösung der verschiedenen<br />
Interpretationen über „Kleidung und<br />
Name“ des Johannes von Gott sein mag, so<br />
zeigt jedes Betrachten des Lebens dieses<br />
Heiligen klar, dass er die Gruppe, die durch<br />
Brüder und seine Mitarbeiter gestaltet wurde,<br />
nicht als eine exklusive Vereinigung ansah.<br />
Er war offen, jede Hilfe von Menschen,<br />
die helfen wollten, anzunehmen – gleich,<br />
welchen Lebensstil sie gewählt hatten. Er<br />
verstand sich nicht als Autoritätsperson und<br />
kurz vor seinem Tod erzählte er dem Erzbischof<br />
von Granada, dass von allen Bewohnern<br />
seines „Los Gomeles“-Hospitals er am<br />
wertlosesten sei.<br />
Es scheint weitgehend erwiesen, dass Johannes<br />
von Gott viel mehr daran gelegen<br />
war, eine zur Mitarbeit einladende Bewegung<br />
von evangelisierender Nächstenliebe<br />
zu fördern als einen Orden zu gründen.<br />
Übersetzung: Frater Matthäus Lange<br />
Unterschrift des heiligen Johannes von Gott<br />
37
38<br />
Nachrufe<br />
Nachruf auf<br />
Frater Bonifatius Steinkirchner<br />
Bei der Beisetzung von Frater Bonifatius<br />
Steinkirchner auf dem Klosterfriedhof in<br />
Reichenbach nahmen die Mitbrüder der<br />
Bayerischen Ordensprovinz Abschied von<br />
ihrem Provinzsenior, der am 29. Januar<br />
2007 im Regensburger Krankenhaus im<br />
Alter von 96 Jahren verstarb.<br />
Frater Bonifatius Steinkirchner war der<br />
letzte Bruder, der vor dem Zweiten<br />
Weltkrieg in den Orden eintrat (24. September<br />
1935), als die Provinz von Provinzial<br />
Frater Eustachius Kugler geleitet wurde.<br />
„Seine Persönlichkeit strahlte eine sehr tiefe<br />
Frömmigkeit und gläubiges Gottvertrauen<br />
aus, die auch der damals sehr schwierigen<br />
Zeit gewachsen schien“, beschreibt er<br />
den „Diener Gottes“ Frater Eustachius, vor<br />
dem er auch am 3. Juli 1937 in Straubing<br />
gemeinsam mit 13 Mitnovizen die Erstprofess<br />
ablegte. Die feierliche Profess konnte<br />
er am 10. Juli 1946 in die Hände von Generalprior<br />
Frater Ephrem Blandeau legen.<br />
Franz Xaver, so sein Taufname, wurde am<br />
20. November 1910 in Eitting (Pfarrei Laberweinting)<br />
bei Mallersdorf als Kind der<br />
Eheleute Magdalena und Xaver Steinkirchner<br />
geboren. „Der Vater ist 1935 gestorben,<br />
die Mutter 1938. Meine Eltern bewirtschafteten<br />
eine Landwirtschaft, welche meine<br />
Schwester übernommen hat. Meine Eltern<br />
hatten zehn Kinder. Sechs davon sind noch<br />
am Leben. Von den vier Schwestern sind<br />
drei verheiratet, mein Bruder ist an der Ostfront“,<br />
schreibt er 1943 als Sanitätsgefreiter<br />
in seinem Lebenslauf, mit dem er sich<br />
um die staatliche Anerkennung als Krankenpfleger<br />
bewirbt<br />
„Maria, dich lieben<br />
ist allzeit mein Sinn ...“<br />
(Gotteslob 594)<br />
Frater Bonifatius wurde bei den Barmherzigen<br />
Brüdern als Krankenpfleger ausgebildet<br />
und in den Krankenhäusern Straubing,<br />
Regensburg und München eingesetzt. Weitere<br />
Stationen waren Neuburg, Gremsdorf<br />
und Kostenz. Die letzten Jahre verbrachte<br />
er im Kloster Reichenbach, wo er, zuletzt<br />
Die Österreichische Ordensprovinz der<br />
Barmherzigen Brüder trauert um eine ihrer<br />
wichtigsten Führungspersönlichkeiten<br />
der letzten Jahrzehnte. Nach langer<br />
schwerer Krankheit ist am 25. April Frater<br />
Wolfgang Mösslacher verstorben – wenige<br />
Wochen vor seinem 65. Geburtstag.<br />
Der gebürtige Kärntner trat nach dem<br />
Besuch der Haupt- und Handelsschule<br />
im Juvenat der Ordens in Graz-Eggenberg<br />
1959 in Wien bei den Barmherzigen<br />
Brüdern ein; dort verbrachte er auch die<br />
Zeit des Noviziates. Seine feierliche Profess<br />
legte er am 26. Dezember 1967 in Eisenstadt<br />
ab. Während vieler Jahre als Provinzrat<br />
nahm Frater Wolfgang sich besonders<br />
der Mitarbeiterpastoral und Ethik an. Von<br />
1974 bis 1983 war er Prior in St. Veit a.d.<br />
Glan. 1983 wurde er zum Provinzial gewählt<br />
und beim Provinzkapitel 1986 für<br />
pflegebedürftig, die Fürsorge seiner Mitbrüder<br />
erfahren durfte. Den Dienst an den<br />
Kranken versah er mit größter Hingabe,<br />
ganz aufgehend in seiner Berufung zum<br />
Barmherzigen Bruder und Kraft schöpfend<br />
aus dem Gebet und seiner Hingabe an die<br />
von ihm so sehr verehrte Muttergottes.<br />
Frater Wolfgang Mösslacher<br />
gestorben<br />
weitere drei Jahre im Amt bestätigt. 1989<br />
bis 2001 war er Prior des Linzer Krankenhauses.<br />
Während seiner Amtszeit entstand<br />
1991 die erste spezielle „Ambulanz für Gehörlose“<br />
in Europa und 1999 die „Lebenswelt<br />
Schenkenfelden“ für Gehörlose und<br />
Taubblinde mit Zusatzbeeinträchtigungen.<br />
2001 übernahm Frater Wolfgang die Leitung<br />
des Johannes von Gott-Pflegezentrums<br />
in Kainbach bei Graz.<br />
Auch den Brüdern und Mitarbeitern der<br />
bayerischen Ordensprovinz war Frater Wolfgang<br />
stets herzlich verbunden. Er verstand<br />
es, seine Umgebung für das Charisma des<br />
heiligen Johannes von Gott zu begeistern.<br />
Er war stets der Funke der Liebe für die Kranken,<br />
Behinderten und Benachteiligten.
Im Alter von fast 93 Jahren ging unsere<br />
liebe Mitschwester Elisabeth ganz<br />
überraschend am 4. Juni 2007 heim zu<br />
ihrem Schöpfer und Erlöser, für den sie<br />
gelebt hat und der ihr Glück und ihre<br />
Zuversicht war.<br />
Es gab keine Anzeichen für einen schnellen<br />
Tod. Auf dem Weg zum Frühstück<br />
scherzte sie noch mit Gästen, am Frühstückstisch<br />
sitzend fiel sie plötzlich in sich<br />
zusammen und starb schnell und friedlich.<br />
Geboren wurde Schwester Elisabeth am<br />
3. Juli 1914 in Laurahütte/Schlesien, kam<br />
nach der Vertreibung mit ihrer Mutter und<br />
ihrem Bruder nach Lengfurt-Trennfeld am<br />
Main, wo sie eine Verwaltungstätigkeit ausübte.<br />
Im März 1958 trat sie in die damals<br />
von Prior Rumald Wünsch im Sebastianeum<br />
neu gegründete Raphael-Schwesternschaft<br />
ein. Sie war mit die erste weibliche Kneipp-<br />
Bademeisterin im Sebastianeum, das bis<br />
dato nur männliche Kurpatienten aufgenommen<br />
und fast nur männliche Mitarbeiter<br />
beschäftigt hatte. Damals waren noch<br />
zwölf Barmherzige Brüder im Sebastianeum<br />
tätig.<br />
„Man sieht nur mit dem Herzen<br />
gut, das Wesentliche<br />
ist für die Augen unsichtbar.“<br />
Antoine de Saint-Exupéry<br />
Am 19. September starb im Altenheim<br />
St. Augustin in Neuburg an der Donau<br />
im Alter von 81 Jahren Frater Wilhelm<br />
Gaßner.<br />
Jesus Christus rief unseren Mitbruder Wilhelm,<br />
der 1926 in Kleinetzenberg bei<br />
Laaber in der Oberpfalz geboren wurde, in<br />
seine Nachfolge. Jede Berufung, die an ein-<br />
Zum Tode der Raphael-<br />
Schwester M. Elisabeth Thürmer<br />
zelne Menschen ergeht, spricht Christus immer<br />
in die Freiheit des Angesprochenen<br />
hinein. Mit seiner ersten Profess am 15. August<br />
1950 in Straubing gab unser Mitbruder<br />
Wilhelm seine persönliche Antwort auf<br />
seine Berufung.<br />
Im ersten Teil seines Lebens als Barmherziger<br />
Bruder diente Frater Wilhelm als Krankenpfleger<br />
mit Einfühlungsvermögen und<br />
Hingabe den kranken und behinderten<br />
Menschen, zunächst im damaligen Krankenhaus<br />
St. Wolfgang in Neuburg, dann<br />
auch im Krankenhaus und in der Behinderteneinrichtung<br />
in Straubing sowie in<br />
Gremsdorf. Im zweiten Lebensabschnitt be-<br />
Schwester Elisabeth arbeitete gern und mit<br />
viel Freude und Einfühlungsvermögen in<br />
der Bäderabteilung, später beim Röntgen<br />
und als Sprechstundenhilfe bei dem damals<br />
sehr bekannten Heilpraktiker, Frater Florus<br />
Schrepfer. Schwester Elisabeth war immer<br />
sehr hilfsbereit und entgegenkommend,<br />
vielseitig einsetzbar, beliebt bei den Gästen<br />
und Mitarbeitern wegen ihrer freundlichen<br />
und fürsorglichen Art. Sie hatte ein großes<br />
Wissen in der Naturheilkunde und daher<br />
auch immer gute Ratschläge für alle Leidenden<br />
parat. Sie war bescheiden, humorvoll<br />
und pflegte eine gesunde Frömmigkeit. Im<br />
Verborgenen durfte sie viel Gutes tun.<br />
Ihr Tod reißt eine merkliche Lücke in den<br />
Schwesternkreis, doch unser liebender Gott<br />
hat es wunderbar gefügt und ihr einen<br />
schnellen und gnädigen Tod geschenkt.<br />
Der heilige Raphael, ihr steter Wegbegleiter,<br />
geleite sie in das ewige Licht, der Herr<br />
schenke ihr ewige Freude und Frieden.<br />
Sr. Irmgard Poeplau, Oberin der Raphael-Schwestern<br />
Nachruf auf<br />
Frater Wilhelm Gaßner<br />
gannen sich bereits körperliche Gebrechen<br />
und auch geistige Schwächen abzuzeichnen.<br />
Er wurde mehr und mehr pflegebedürftig,<br />
und schließlich musste er rundherum<br />
versorgt werden.<br />
Am 24. September feierten wir in unserer<br />
Klosterkirche St. Augustin in Neuburg für<br />
unseren verstorbenen Mitbruder Wilhelm<br />
die heilige Eucharistie. Wir, seine Mitbrüder<br />
und seine Angehörigen, legten seinen toten<br />
Leib in die Begräbnisstätte der Brüder.<br />
Seine Seele vertrauten wir der barmherzigen<br />
Liebe Jesu Christi an.<br />
„Selig die Barmherzigen;<br />
denn sie werden Erbarmen<br />
finden.“ (Mt 5,7)<br />
Pater Leodegar Klinger<br />
39
Feste und Gedenktage<br />
im Jahr 2008<br />
2. Februar<br />
Tag des geweihten Lebens<br />
11. Februar<br />
Welttag der Kranken<br />
8. März<br />
Hochfest des heiligen Johannes von Gott<br />
(1495 – 1550), Ordensgründer der Barmherzigen<br />
Brüder<br />
13. April<br />
Weltgebetstag für geistliche Berufe<br />
24. April<br />
Gedenktag des heiligen Benedikt Menni<br />
(1841 – 1914), Barmherziger Bruder, Priester,<br />
Ordensgründer der Hospitalschwestern<br />
vom Heiligsten Herzen Jesu<br />
26. April<br />
Gedenktag Maria vom guten Rat<br />
4. Mai<br />
Gedenktag des heiligen Richard Pampuri<br />
(1897 – 1930), Barmherziger Bruder und<br />
Arzt<br />
10. Mai<br />
Gedenktag des heiligen Johannes von<br />
Avila (1499 – 1569), Priester und<br />
„Seelenführer“ des heiligen Johannes von<br />
Gott<br />
Vor 50 Jahren wurde in Bad Wörishofen die<br />
Raphael-Schwesternschaft gegründet.<br />
Vor 30 Jahren eröffnete das Kinderheim<br />
Kostenz eine Außenwohngruppe in<br />
Straubing.<br />
Vor 20 Jahren wurde die Einrichtung<br />
für Menschen mit Behinderung der Barmherzigen<br />
Brüder in Kobe-Kita eröffnet.<br />
3. Juni<br />
Gedenktag des heiligen Johannes Grande<br />
(1546 – 1600), Barmherziger Bruder<br />
10. Juni<br />
Todestag von Frater Eustachius Kugler<br />
(1867 – 1946), heiligmäßiger Provinzial<br />
der Barmherzigen Brüder in Bayern<br />
30. Juli<br />
Gedenktag für die 71 seligen spanischen<br />
Märtyrer aus dem Orden der Barmherzigen<br />
Brüder, die 1936 im spanischen Bürgerkrieg<br />
umgebracht wurden<br />
28. August<br />
Fest des heiligen Augustinus, nach dessen<br />
Ordensregel die Barmherzigen Brüder<br />
leben<br />
24. Oktober<br />
Fest des heiligen Erzengels Raphael,<br />
der nach der Legende als Helfer des heiligen<br />
Johannes von Gott gilt<br />
4. November<br />
Fest des heiligen Karl Borromäus, Patron<br />
der Bayerischen Ordensprovinz<br />
17. November<br />
Hochfest Maria Patronin des Hospitalordens<br />
28. November<br />
Gedenktag der Übertragung der Reliquien<br />
des heiligen Johannes von Gott<br />
Vor 10 Jahren wurde das Interprovinzielle<br />
Scholastikat von München (seit 1995) nach<br />
Regensburg verlegt.<br />
Vor 10 Jahren wurde der neue Funktionstrakt<br />
im Krankenhaus Barmherzige Brüder<br />
in München in Betrieb genommen.<br />
Eine Stiftung<br />
für mehr Barmherzigkeit<br />
Im Stiftungszentrum der Barmherzigen<br />
Brüder können Sie Ihre eigene Stiftung bereits<br />
mit einem Grundstockvermögen von<br />
5.000 Euro gründen. Schon bei diesem vergleichsweise<br />
geringen Stiftungsvermögen<br />
übernimmt das Stiftungszentrum kostenlos<br />
die Gründung und kümmert sich um<br />
die steuerliche Anerkennung. Die Gründung<br />
Ihrer Stiftung geht schnell und einfach.<br />
Verglichen mit einer Spende bietet Ihnen<br />
eine eigene Stiftung zahlreiche steuerliche<br />
Vorteile. Als Stifter legen Sie fest, welche<br />
Menschen Sie unterstützen wollen.<br />
Derzeit werden unter dem Dach des Stiftungszentrums<br />
der Barmherzigen Brüder<br />
bereits 13 Stiftungen verwaltet.<br />
Nähere Informationen finden Sie<br />
im Internet unter<br />
www.stiftungszentrum.de/barmherzige<br />
oder bekommen Sie unter<br />
Telefon (0 89) 7 44 20 02 92.