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Lernraum Schule - Bund Deutscher Architekten BDA

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Qualitätskriterien schülergerechter Schulbauten.Ein Einblick in die internationaleSchulbauforschungChristian Rittelmeyer1. Schulbau und Schulbaudiskussion inDeutschland: Ein kurzer RückblickIm Jahr 1951 wurde in Darmstadt eine Ausstellungzum Thema „Mensch und Raum“ veranstaltet.<strong>Architekten</strong> stellten ihre Bauentwürfe vorund diskutierten über die Aufgaben der Nachkriegsarchitektur,wobei zum Teil sehr lebhafteKontroversen zwischen – wie man sagen könnte –„Modernisten“ und „Traditionalisten“ entstanden.Unter anderem wurde auch über das neueHochhaus der Vereinten Nationen in New York„Ein Gebäude, in dem sozialesMiteinander ... und Hilfsbereitschafteingeübt werden sollen, darf keinekonträren Botschaften zum Ausdruckbringen“gesprochen. 1 Einer der Teilnehmer beklagte diese„aufgereckte Zigarrenkiste“, die polemisch gegendas gebaute Umgebungsmilieu in Szene gesetztsei und überdies die eigentliche Idee des Völkerbundesnicht zum Ausdruck bringe. Dem wurdemit dem Hinweis widersprochen, das Gebäudebeherberge eine bürokratische Organisation, diedurchaus einen angemessenen Ausdruck in derBauform erhalten habe.Heranwachsender, die von der internationalenSchulbauforschung belegt wurden. Ein Gebäude,in dem soziales Miteinander, Solidarität und Hilfsbereitschafteingeübt werden sollen, darf keinekonträren Botschaften zum Ausdruck bringen.Wenn beispielsweise ein schwer anmutendes Dachden Unterbau zu erdrücken scheint (vgl. Abb. 1),dann signalisiert diese architektonische Rhetorikein Gewaltverhältnis im Baumilieu, das von Schülern– wenn in der Regel auch unbewusst – registriertwird. Der Widerspruch zwischen Bauform undpädagogischen Grundsätzen wird dabei wenigstensim atmosphärischen Erleben desGebäudes bemerkt. 3 Ein Schulgebäude,das die Bildung von Individualität (stattKollektivität) favorisiert, sollte beispielsweisedurch seine Fassadengestaltungkeine „Gleichmacherei“ und Entindividualisierungnahe legen (vgl. Abb. 2).Unter anderem bedingt durch die Wahrnehmungsolcher Differenzbotschaftender architektonischen Form und der pädagogischenProgrammatik, entwickelnSchüler und Lehrer, wie Befragungen im Rahmeneines Forschungsprojekts zeigten, häufig antipathischeGefühle gegen derartige Gebäudeformen.Sie erleben diese Differenz von Form und Absichtwie die eines Lehrers, der in der GemeinschaftsoderSozialkunde Achtung vor anderen Menschenmit einer herablassenden und vielleicht auch beleidigendenGebärdensprache predigt. 4Zwei Aspekte scheinen mir an dieser Kontroverseauch im Hinblick auf die Schulbau-Diskussion interessantzu sein. Zunächst: Beide Kontrahentenstimmen offensichtlich darin überein, dass dieFunktion eines Gebäudes in dessen Gestaltungzum Ausdruck kommen soll oder – anders formuliert– dass Bauformen, Farben, Dekor und andereGestaltungselemente eines Gebäudes dessenIdee, seine Widmung oder soziale Funktion artikulierenbzw. symbolisch repräsentieren sollen. 2 Mankann über diese Devise im Hinblick auf öffentlicheGebäude sicher streiten – im Hinblick auf SchulundHochschulbauten trifft sie jedoch BedürfnisseAbb. 1 | Waldorfschule in Wangen (Allgäu)4

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