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Lernraum Schule - Bund Deutscher Architekten BDA

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end die Züge der Schüler von der Junior HighSchool durch die Bühnenmitte ziehen und ihreBonbonpapiere fallen lassen. (Wie können sienur so viel Bonbons schon so früh am Morgenessen?)Während ich die Papiere zusammenfege, beobachteich das übrige Ritual des Morgens: Mr.Halpert schließt den Handwagen der Wäschereivon seinem Ankerplatz an der Kellertür los,Joe Cornacchias Schwiegersohn schichtet dieleeren Kisten aus dem Delikatessengeschäftvor der Tür auf, der Frisör bringt seinen Klappstuhlhinaus, die Frau des Verwalters aus demMietblock setzt ihren stämmigen dreijährigenSprössling auf der Treppe vor dem Haus ab, woer das Englisch lernt, das seine Mutter nichtsprechen kann. Die Volksschulkinder auf demWeg nach St. Luke laufen vereinzelt in südlicherRichtung vorbei, die Schulkinder für St.Veronica in westlicher und die Kinder für diePrepschool 41 in östlicher Richtung, Angestellteauf dem Weg zur Arbeit und Hausfrauen bevölkerndie Straße: der Tag hat begonnen. […]Stillstand und Bewegung, Leidenschaft und Vernunft,Kindheit und Erwachsenheit, die den Sozialraumder humanen Stadt ausmacht und die fürKinder, also auch für Erwachsene zuträgliche Stadtkonstituiert.4. Die neuen MischformenAuch wenn es wie eine Utopie klingen mag: Unterpostmodernen Bedingungen dürften die Chancen,diese Stadt für die Kinder und für die Erwachsenenwiederzugewinnen, vermutlich erheblich besserstehen als in den Zeiten des modernistischenFunktionstrennungswahns. Die Auswanderungaus den Städten hat sich mancherorts bereits wiederumgekehrt und einem Rückzug in die StädtePlatz gemacht. Das betrifft natürlich besonders diewieder funktionierenden, inzwischen saniertenQuartiere. Die Flächensanierung der sechziger undsiebziger Jahre ist in den achtziger und neunzigerJahren durch Objektsanierung abgelöst worden.Stadtplanung und Städtebau mühen sich, allenSchwierigkeiten und Widerständen zum Trotz, vielerortsum eine Wiederbelebung der Stadt. AuchWenn ich nach der Arbeit nach Hausekomme, steigert sich das Ballett.Es ist die Zeit des Rollschuh- und Stelzenlaufensund des Dreiradsports,des Einkaufens im Zickzack von einerStraßenseite zur anderen, vomLebensmittelladen zum Obststandund zurück zur Metzgerei; es ist dieStunde, in der sich die Teenager inschönster Aufmachung präsentieren und sichum heraussehende Unterröcke oder gutsitzendeKragen besorgt zeigen; es ist die Stunde, inder hübsche Mädchen aus den MGs steigen, inder die Feuerwehr durch die Straße braust; esist die Stunde, in der jeder, den man in der HudsonStreet kennt, vorbeikommen wird.“ 5Das ist keineswegs nachbarschaftlich-gemeinschaftlicheIdylle; es ist vielmehr die Mischung ausFremdheit und Vertrautheit, Nähe und Distanz,Öffentlichkeit und Privatheit, Arbeit und Spiel,„Stadtentwicklung, die Kinderngerecht werden will, wird also dermodernen Funktionstrennung …entschieden entgegenwirken müssen“das bürgerschaftliche Engagement, der Einsatzfür das eigene Viertel oder das eigene Quartier,hat deutlich zugenommen. Dafür sind auch neuepolitische Formen wie z.B. Stadteilforen erfundenworden. Auch den Kindern wird heute größereAufmerksamkeit geschenkt; mancherorts werdensie z.B. durch die Einrichtung von Kinderparlamenteno.ä. sogar systematisch an der politischen Meinungsbildungbeteiligt.Stadtentwicklung, die Kindern gerecht werdenwill, wird also der modernen Funktionstrennung37

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