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Lernraum Schule - Bund Deutscher Architekten BDA

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Abb. 2 | Willy Steiger: S’Blaue Nest. Dresden1925. UmschlagszeichnungKlagen darüber immer populärer. Mit diesen Klagenbeginnen die großen Erneuerungs- und Reformbewegungen,die sich zum Ziel gesetzt haben,nun <strong>Schule</strong> ganz neu und anders zu denken– und sie auch anders zu bauen. 103. Das NestDamit sind wir nun bei der Reformpädagogik amAnfang des 20. Jahrhunderts. Es handelt sich daum eine breite Bewegung, die sich einordnet indie große Vielfalt an Bestrebungen zur Reform desganzen Lebens, wie man sie zu dieser Zeit findet.Ziel ist eine umfassende Erneuerung aufallen Gebieten des menschlichen Daseins:eine Reform der Ernährung (die Reformhäuser,die daraus hervorgingen, gibt esja bis heute); eine Reform des Arbeitensund Wohnens, der Kleidung, der Sexualität,des Umganges mit dem menschlichenKörper etc. Diese in ganz Europa sich ausbreitendeBewegung bleibt zwar einerseits immerin der Minderheit, erzielt aber andererseits Wirkungen,die bis heute zu erkennen sind. Hierhergehören dann auch all die Bestrebungen, <strong>Schule</strong>und – überhaupt – Erziehung zu erneuern: also dieReform-Pädagogik im engeren Sinne, die unserVerständnis von Erziehung bis heute beeinflusst.Wenn man sich ansieht, was in der Erziehungs-Diskussion jetzt als Konsequenz aus den PISA-Ergebnissen vorgeschlagen wird, dann ist das aufweite Strecken genau das, was die Reformpädagogenam Anfang des 20. Jahrhunderts gefordertund ausprobiert haben: Gruppen-Differenzierung,didaktische Flexibilität, Freie Arbeit, kreativer Umgangmit Unterrichtsmaterial und Gegenständen,individuelle Betreuung der Lernenden in der Gruppe,etc. Auch heute greift man noch geradezuselbstverständlich auf die Ideen und Vorstellungender Reformpädagogik zurück. Und diese Reformpädagogikwar von Anfang an hoch sensibel fürdie Räume und Bauten, in denen Erziehung stattfindensollte.Ein Beispiel: Im Jahre 1925 erscheint ein Buch, indem ein Volksschullehrer seine Erlebnisse und Erfahrungenan der <strong>Schule</strong>, genauer: an einer ganzbesonderen Versuchsschule, die aber auch eineganz normale Volksschule ist, beschreibt. WillySteiger heißt der Autor. Er arbeitet seit dem Beginnder 1920er Jahre an der Volksschule Dresden-Hellerau,er hat mit den Kindern eine neueund andere Art von <strong>Schule</strong> ausprobiert und beschreibtdas nun in diesem Buch, und zwar unterder Überschrift „S’blaue Nest.“ Steiger ist reformpädagogisch,oder genauer: lebensreformerischengagiert. Er kämpft für die Ernährungsreform,er ist Antialkoholiker, Anhänger der Nacktkultur,„Auch heute greift man nochgeradezu selbstverständlich auf die Ideender Reformpädagogik zurück“und leidenschaftlicher Erziehungsreformer. WasSteiger 1925 im „Blauen Nest“ beschreibt, das istseine Arbeit mit einer Schulklasse, in der er neueFormen der Erziehung und des Lernens ausprobierenwollte – und diese Experimentalklasse hater zusammen mit seinen Kindern „S’Blaue Nest“genannt. Sie malen sich eine Art Logo, das an dieKlassentür gehängt wird, und das dann auch denUmschlag des Buches ziert (Abb. 2).29

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