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Lernraum Schule - Bund Deutscher Architekten BDA

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diese hygienischen Massen-<strong>Schule</strong>n. Aber ihr Charakterals massenhaft gebaute Anstalten zur pädagogischenBehandlung von Menschenmassen istallzu offensichtlich. 8Ein Beispiel: Beides: die gute hygienische Absichtund den düsteren Schrecken der Massen-Anstaltkann man im Grundplan für die HaidhausenerVolksschule in München von 1875 deutlich erkennen(Abb. 1). Ein Kellergeschoß und vier Stockwerkesind da vorgesehen, mit 22 Klassenräumen fürje 56 Schüler. Insgesamt 1232 Kinder also sollenin dieser <strong>Schule</strong> lernen. Es ist ein streng ordentliches,Hierarchie und Ordnung widerspiegelndesRaum-Arrangement: ganz offensichtlich auf Kontrolle,Überblick und Sauberkeit hin konzipiert,ohne irgendwelche Nischen und ohne Variations-Angebote.Abb. 1 | Entwurfszeichnung. Volksschule München-Haidhausen,1875; Quelle: Hermann Lange:Schulbau und Schulverfassung der frühen Neuzeit.Weinheim, Berlin 1967. S. 551.sind viele der großen Schulgebäude, die im Laufedes 19. Jahrhunderts in Deutschland entstehen,oft gut gemeint; sie sind hygienischangelegt mit langen, Frischluft heranführendenKorridoren. Denn immerhinmuss man sich mit der VolkskrankheitTuberkulose auseinandersetzen, undimmerhin gibt es – auch schon vor RobertKoch – ein Wissen darüber, dassman vor allem den Kindern der Armen,die zuhause unter meist ungesundenund unerträglichen Bedingungen leben, viel Luftund Licht bieten muss, um sie in der <strong>Schule</strong> unddurch die <strong>Schule</strong> gesund zu machen oder gesundzu halten. Gut gemeint sind sie also durchaus,Man kann sich die räumliche Enge und das Ausmaßan Disziplinierung gut vorstellen, das den Kindernda zugemutet wird. Aus vielen Biographien undErinnerungen weiß man, wie erbärmlich die Insassensich da oft vorgekommen sind, wie schwer siesich damit getan haben, in der schon baulich undräumlich demonstrierten Anstaltsordnung zurechtzu kommen. 9 Düster war es, und seit den 1860erJahren entwickelt sich denn auch immer deutlichereine immer breiter werdende Kritik an dem nunErreichten: an der Lern- und Paukschule, an denVerknöcherungen und Erstarrungen des Schulsystemsund an der unmenschlichen und vielen unnatürlicherscheinenden Behandlung der Jugend in„Das hygienische Ideal-Schulhaus, derTraum vieler Pädagogen, Politiker undVerwaltungsmänner, wird zum Alptraumseiner Nutzer“diesen <strong>Schule</strong>n. Das hygienische Ideal-Schulhaus,der Traum vieler Pädagogen, Politiker und Verwaltungsmänner,wird zum Alptraum seiner Nutzer.Nicht zuletzt in der Nietzsche-Nachfolge werden28

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