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Lernraum Schule - Bund Deutscher Architekten BDA

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Heimat zwingt zu anderer ArbeitsartJohannes BilsteinIm Folgenden sollen aus bildungsgeschichtlicherPerspektive einige Argumentationsfolgen vorgestelltwerden, die sich in Bezug auf die räumlicheund architektonische Gestalt von <strong>Schule</strong>n entfaltethaben, und die bis heute ihre Gültigkeit behaupten.Behandelt werden sollen jeweils epochenspezifischeLeit-Imaginationen zum Schulgebäude:Vorstellungen und Leitbilder also, die den Diskursenüber „guten Schulbau“ zugrunde liegen. 11. Das Kloster„Diese asketische Tradition wirkt bis indas 20. Jahrhundert hinein, wird aberauch zunehmend kritisiert“Zunächst muss man sagen: Ausführliche Pläne fürSchulgebäude gibt es schon lange, zum Beispielauf dem Klosterplan von St. Gallen aus dem 8.Jahrhundert nach Christus. Da sind in die Kloster-Anlage gesonderte Schulgebäude eingeplant. Esgibt dann – später, seit dem Mittelalter – die großenStadt-<strong>Schule</strong>n, und es gibt in den katholischenTeilen Deutschlands seit dem 16. Jahrhundert dieoft riesigen Jesuiten-Kollegien mit mehreren Hundertenvon Schülern. Dabei handelt es sich sowohlum Internats-<strong>Schule</strong>n in kollegiater Bauweise, woLehrende und Lernende also zusammen leben, alsauch – vor allem in den Städten – um Tagesschulenohne Schlafmöglichkeiten für die Schüler. Undganz selbstverständlich ist in diesen Einrichtungenimmer nur ein Geschlecht, das männliche, vertreten.2Den wichtigsten Referenz-Bau für diese Art von<strong>Schule</strong>n bildet also das Kloster: Eine mönchische,monastische Lebens-Gemeinschaft, die auf klarumrissenem Raum alle Funktionen und Bedürfnissedes täglichen Lebens erfüllt. Dieses Kloster-Vorbild bleibt für den Schulbau über viele Jahrhundertebestimmend – auch dann, wenn mit den seitdem 18. Jahrhundert entstehenden Volksschulenwesentlich kleinere Einheiten geplant und gebautwerden, die nicht als nach außen abgeschlosseneLebensgemeinschaft von Kindern und Erwachsenenverstanden sind. Eines bleibt nämlich konstant:Die Lehrer wohnen immer weiter in diesen<strong>Schule</strong>n. All diese <strong>Schule</strong>n sind – auf die eine oderandere Weise – als „Haus des Schulmeisters“ gebaut.Die Wohnung des Lehrers – und gegebenenfallsseiner Familie – und die Schulstube bildenweitgehend eine räumliche Einheit. Bei großen<strong>Schule</strong>n mit mehreren Lehrern ist das eine großeEinheit, bei kleinen Dorf-<strong>Schule</strong>n ist es eine sehrkleine und intime Einheit.Und was auch erhalten bleibt, ist der asketischeCharakter des Klosters. In <strong>Schule</strong>n, die sich irgendwiemonastisch verstehen, geht es nicht umVergnügen und Spaß, sondern um Entsagung,bestenfalls um Arbeit und Gebet, um ora et labora.Diese asketische Tradition wirkt bis in das 20.Jahrhundert hinein, wird aber auch zunehmendkritisiert.„Klöster“ – da ist man sich in reformorientiertenKreisen ganz einig – Klöster sollen die allgemeinen<strong>Schule</strong>n auf keinen Fall sein, denn damitwürden sie den Wünschen undBedürfnissen der Kinder allzu sehrentgegenstehen. Wenn man eine reformierteErziehung gerade „vom Kindeaus“ neu organisieren will, dannsind alle asketistischen Elemente fehlam Platze. Kinder wollen spielen undherumrennen, und die Reformer am Anfang des20. Jahrhunderts sind sich darüber einig, dass diesekindlichen Bedürfnisse nicht etwa unterdrückt,sondern zum Wohle des kindlichen Glückes unddes <strong>Schule</strong>rfolges gefördert und genutzt werdensollen. 3 Klöster sind da nicht die richtigen Vorbilder,und die ehemalige Nähe von <strong>Schule</strong> und Klostergilt es zu überwinden. Ein programmatischerText von 1925 macht das in schöner Deutlichkeitklar: „Wie das Kloster, war die <strong>Schule</strong> lebensfremd.Hohe Mauern, von antiquarischer Buchweisheit errichtet,trennten sie vom Weltgeschehen. Erde galtals Jammertal, Menschen als Sünder, die sich nicht26

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